Umbau E-65: gekl@pperter Pouch

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  • Philipp
    Alter Hase
    • 12.04.2002
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    Umbau E-65: gekl@pperter Pouch

    Vorweg: eigentlich gehört das hier ins Faltboot.org, da man dort aber keine Bilder einstellen kann, stelle ich diesen Beitrag hier herein.

    Bei meinem Poucher E-65, Baujahr 1998, ging mir schon immer das sperrige Packmaß der Stabtasche (lang und breit) und die lieblose Bauweise des Gerüstes, v.a. der Längsteile auf den Zeiger. Auf mich wirkte es immer irgendwie grob zusammengeschustert, wie man meinetwegen einen Prototyp, mit einem gewissen Eigenanspruch aber kein Serienmodell bauen würde. Ich will die Kleppergerüste nicht unbedingt höher loben, als es ihnen zusteht, aber die dünnen, in Bordwände und Kiel eingenuteten zarten Sperrholzfüllungen sind schon eine andere Liga als die dicken, mit groben Vollholzriegeln zu Bordwänden miteinander verbundenen Leisten und die derben Bodenleitern von Pouch.

    Durch Zufall kam ich an ein altes T12-Gerüst, das ich für den Umbau meines E-65 nutzen wollte. Meine Hauptanliegen waren:
    - ein kompakteres Packmaß durch Anwendung des Kl@pper-Prinzips der lösbar mit dem Kielboden verbundenen Steven
    - ein leichterer Aufbau durch nur einen mittigen Kielverriegelungspunkt
    - und eine leichte Gewichtsreduktion durch ausgefräste Borwandleisten.

    Eine kurze Überprüfung ergab, daß zwar die Bordwände des T12 aufgrund abweichender Linienführung nicht in den E-65 zu integrieren sind, aber die Bodensektion durchaus verwendet werden kann.
    Und so ging’s frisch ans Werk!

    Zuerst baute ich die Kielsektion des E-65 auf einer weißen Papiertischdecke mit einer Längsmittellinie auf und zeichnete den Verlauf der Kielleisten, den Sitz der Spanten, und die Platzierung der Teilungen sorgfältig auf und winkelte die Enden der Stevenspitzen ab. Diese Zeichnung diente nun als Grundlage für alle weiteren Arbeiten. Sie wurde in ein Vorder- und ein Hinterstück geteilt und auf ein Stück Küchenarbeitsplatte geklebt.

    Die Sperrholzfüllung des T 12-Bodens konnte ich nicht zerstörungsfrei entfernen, da sich die korrodierten Schrauben, mit denen alles fixiert war, nur in Ausnahmefällen lösen ließen. So sägte ich kurzerhand die Füllungen mit einer ultradünnen Japansäge heraus und akzeptierte großzügig die verbliebene Sperrholzlage in den Kielleisten aus Eschenvollholz. Einzelne Löcher, aus denen ich die korrodierten Originalschrauben entfernen konnte, bohrte ich bis in geringe Tiefe auf 6 mm auf und verschloß sie wieder mit 6 mm dicken Querholzdübeln, die ich aus einem Abschnitt des Kl@pperkiels herstellte (ich wollte die Löcher nicht mit normalen Rundhölzchen verschließen, weil deren Gefäße dann offen lägen und eine Wegsamkeit für Wasser darstellen würden).

    Die so gewonnenen Kielleisten des T 12 legt ich auf meine Zeichnung auf und fixierte ihre Lage mit kleinen, auf die Arbeitsplatte genagelten Klötzchen. Von der Zeichnung übertrug ich nun den Sitz der Spanten. Außerdem legte ich die Teilungen fest. Dafür mußte ich die Scharniere des Kl@pperkiels jeweils an der längeren Holzhälfte vorsichtig entfernen, diese etwas kürzen, und die Scharniere wieder festnieten.

    Die aus dem Kiel des T 12 herausgesägten, ursprünglichen Kielböden waren noch breit genug, um sie als Sperrholzauflage für die „neuen“ Kielböden zu verwenden, denn der Kielboden des E65 ist deutlich schmäler als der des T12. Zweifelte ich anfangs an der Stabilität der nur 4,5 mm starken Sperrhölzer, entschloß ich mich dann doch dazu, Ihnen, ggf. mit Verstärkung an kritischen Stellen, mein Vertrauen zu schenken. Sie wurden aufgrund ihrer geringen Stärke mit VA-Halbrundkopfschrauben statt mit versenkten Senkkopfschrauben auf die Kielleisten geschraubt. Ein Abschleifen und Neulackieren sparte ich mir, nur neu entstandene Kanten wurden zum Schluß lackiert. Ebenso gab ich mir auch keine Mühe, Löcher von abgenommenen Beschlägen kunstvoll zu kaschieren, weil ich zu meiner Umbaumaßnahme und der direkten Wiederverwertung von Altmaterialien stehe. Schließlich war das E-65-Gerüst vormals auch nicht sonderlich hübsch . Zusätzlich nötiges Sperrholz, z.B. für die Querriegel der Bordwände stellte ich mir selber aus drei Lagen Macoree- und Eschenstarkfurnier und PU-Leim her.

    Die Kl@pper-Steven hätten zwar noch ausreichend Fleisch gehabt, um ihnen die Außenumrisse der E-65-Steven zu verpassen, aber die ursprünglichen Aufhängungspunkte der Bordwände und Senten wären dann „in der Luft“ plaziert gewesen. Daher löste ich den Bugsteven des E-65 zerstörungsfrei von den Bodenleisten und verpasste ihm die für die Verbindung zu den Bodensektionen nötigen Kl@pperbeschläge. Hier stellte sich leider das Problem, daß der genietete Doppelkopfbeschlag, der bei Klepper in die Alugabeln der Bodenleisten greift, sich nicht zerstörungsfrei entfernen und am Pouchsteven anbringen ließ. Daher mußte ich mir hier mit einer mit Spiel verschraubten Schraube behelfen. Bei dieser Gelegenheit sägte ich von dem lieblos-massigen Steven des E-65 noch die nicht benötigten Bereiche weg. Der Originalhecksteven hat keine ausreichende Länge zur Klepper-Fixierung an den Bodenleisten und wurde daher kurzerhand neu gebaut.
    Die Alubolzen der Kl@pper-Steven sind für den Kielleistenverlauf des E65 viel zu lang, spreizen also die Kielleisten viel zu stark. Ich behalf mir damit, daß ich die Verdickungen auf diesen Bolzen, die als Abstandshalter dienen, auf der Bohrmaschinendrechselbank (schrecklich laut…) auf die richtige Stärke brachte. Die Bolzen noch an beiden Seiten kürzen und die Steven rasten perfekt zwischen den Kielleisten ein.
    Die langen Originalfirstleisten habe ich geteilt und mit jeweils einem Kl@pper-Scharnier verbunden.



    Die Stevenpartien mit geteilten Firstleisten.



    Selbst"gedrehter" Bolzen zur Verbindung des Stevens mit dem Kielboden.

    Als Verschlußriegel für den Kielboden wurde der Original-Kl@pper-Beschlag verwendet. Dessen Anbringung erwies sich aber als herausfordernd, denn die Breite des Kl@pper-Alugußteils ist nur ein wenig geringer als der Abstand der Kielbodenleisten und läßt sich deswegen nicht direkt an diese annieten. So mußte ich letztere erst nach innen hin aufdoppeln (Ein Stück Kastanie angeleimt und mit 6-mm-Aluvollnieten gesichert), ehe ich den Verschlußriegel festnieten konnte.



    Seitliche Aufdoppelung zur Befestigung des Kielschlosses.

    Die Bordwände wollte ich etwas ausfräsen, um Gewicht zu sparen. Hätte ich den dafür nötigen Aufwand besser abschätzen können, hätte ich entweder auf das Vorhaben verzichtet, oder die Bordwände gleich neu gebaut.
    Zuerst mußten die Bordwände des E-65 von den Querriegeln und den stevenseitigen Blechen befreit werden; die Bordwandverschlüsse beließ ich. Das Fixieren der Borwandteile auf der Hobelbank gestaltete sich schwierig, weil sie mittlerweile eine starke Eigenspannung besitzen und Schraubzwingen dem Fräsen nicht im Wege stehen dürfen. Um ein Abkippen der Oberfräse zu vermeiden, führte ich diese auf Leisten derselben Stärke der Bordwandleisten. Mit einem 16 mm-Halbrundfräser fräste ich die Bordwandleisten nun in mehreren Durchgängen ca. 8 mm tief ein.



    Hohlgefräste Bordwandleiste.

    Die Originalquerriegel ersetzte ich durch welche aus dünnerem Sperrholz. Die Scharniere schraubte ich auf, statt sie zu nieten (mit Kunststoffzwischenplättchen, um den Kontakt zwischen Alu und VA-Stahl zu verkleinern).



    Querriegel aus Sperrholz und aufgeschraubte Scharniere mir Kunststofffunterlegscheiben.

    Ich wollte die Bordwände leicht von den Steven lösbar gestalten, was sich als fummelig erwies (vielleicht denke ich auch manchmal nur zu kompliziert). Der Originalbolzen aus Alu des E-65 hält mittels eines Drahtsplintes die Bordwände am Steven. Abgesehen davon, daß dieser Stahlsplint im Alubolzen festkorrodiert war, ist eine Splintlösung immer recht fummelig. Am liebsten hätte ich ein einfaches Schnapp- oder Stecksystem gehabt, hatte aber keine gute Idee der Verwirklichung. Also lötete ich mir aus Messing eine Schraubenlösung zusammen: weibliches Teil mit M6 Innengewinde, am Ende aus 4 mm-Messingrundmaterial einen kleinen Griff eingelötet und diesen etwas plattgeklopft und –gefeilt. Das männliche Gegenstück besteht aus einer M6-Messingschraube mit eben gefeiltem Linsenkopf. Diese stellte ich auf eine slowenische Zweikronenmünze und verlötete beide Teile miteinander. So baute ich mir selbst ansprechend aussehende Rändelschrauben . Lieber wäre mir allerdings eine Verbindung ohne verlierbare Teile.

    Die Trennung im Kielboden ist versetzt zur Trennung der Bordwände angebracht: liegt diese vor dem Sitz, ist jene unter dem Sitz positioniert.



    Oiriginal-Klepper-Kielschloss.

    Die Befestigung der Steuerschiene erfolgt mittels M5-Sternschrauben, die in Gewinde greifen, die ich in Alu-Plättchen geschnitten habe, die mit Epoxi auf der Rückseite der Bodenleiter befestigt sind.



    Steuerschiene.

    Als Sitz kommt immer noch mein auf Alurohre geschobener Hängesitz zum Einsatz.

    Genietete Beschläge zu entfernen ist eine mühsame Arbeit, bei der ich wie folgt vorging:
    Der Niet wird möglichst mittig angekörnt, dann bohre ich mit einem Bohrer in Nietdurchmesser mindestens so weit, bis das gestauchte Ende des Niets abfällt oder sich leicht abnehmen läßt. Dann wird der Niet mit einem Splintentreiber in Nietdurchmesser herausgetrieben. Dabei ist es sinnvoll, das Bauteil auf einer Unterlage mit einem ausreichend großen Loch zu fixieren. Somit vibriert nichts, und der Niet kann vorsichtig in das Aufnahmeloch der Unterlage geschlagen werden. Manche Niete sind jedoch so stark gestaucht und teilweise noch korrodiert, daß sie sich beim Versuch, sie herauszutreiben, kaum bewegen und stattdessen nur weiter im Loch gestaucht werden. Dann hilft nur ein tieferes Ausbohren, ggf. zunächst mit einem Bohrer geringeren Durchmessers, gefolgt von Nachbohren im Nietdurchmesser. Die somit herabgesetzte Mantelreibung des Niets hilft, ihn zu lösen.

    Fazit dieser möglicherweise als sinnlos angesehenen Aktion:
    - Verkürzung der Packlänge von 170 cm auf 155 cm. und Verpacken in einer Packplane nach Wolfgang Bion.
    - Kompaktion des Packmaßes.
    - Geringfügig verringertes Gewicht.
    - Schönerer Kielboden, ohne Leitersprossen, an deren überstehenden Enden sich immer irgendetwas verhängt (obwohl ich sie schon einmal gekürzt hatte), und ohne die bescheuerten Aluhebelchen, die sich immer in störender Position befinden.
    - Leichterer Aufbau durch nur ein offenes Kielgelenk.
    - Das, was ich durch diesen Umbau gelernt habe, würde für einen eventuellen Bootseigenbau (vielleicht in ferner Zukunft mal möglich…) von großer Hilfe sein.



    Packmaß und Stabplane (statt -tasche) - noch nicht fertig .

    Gruß, Philipp
    "Oft vereint sind im Gemüte Dämlichkeit und Herzensgüte." - W. Busch

  • Schnapsmax
    Fuchs
    • 11.06.2007
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    #2
    AW: Umbau E-65: gekl@pperter Pouch

    Da hast Du Dir ja ganz schön Arbeit gemacht, respekt.
    Um wieviel konntest Du das Gewicht reduzieren und hast Du schon einen Paddeltest gemacht und kannst was über ein verändetes Fahrverhalten sagen?
    Schöne Grüße
    Max

    Rausgehen ist wie Fenster aufmachen, nur vieeeel krasser.

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    • Katsche
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      #3
      AW: Umbau E-65: gekl@pperter Pouch

      Hört sich gut an! Viel Spaß beim Fahren und ich hoffe, dass sich die Haut schnell an das neue Gerüst gewöhnt.

      Auf Faltboot.org wäre Dein Vorhaben wahrscheinlich von vielen nicht wohlgelitten, da es dort sehr viele Pouch-Liebhaber gibt, die Pouch heilig gesprochen haben.

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