[SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

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  • pekra62
    Dauerbesucher
    • 02.03.2012
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

    Hey Blahake,

    schön mal diese Gegend kennenzulernen. Hab mich schon häufiger gefragt, ob es dort lohnen würde, zwischen der Straße und Karsavaggestuga, so nah an der Straße.

    Aber dass du schon so früh da den ersten Schnee hattest. Unglaublich. Dann brauchte ich mich ja nicht über die kalten Nächte einige Tage später zu wundern.
    Sehr schön, dir zu folgen - bzw teils zu sehen, was ich einige Tage später gesehen habe

    Übrigens, zwischen Abiskostuga und Karsavaggestuga haben wir wohl so ziemlich den gleichen Zeltplatz genutzt. Und die Furt unten habt ihr trocken geschafft? Habe lange geguckt, aber keine aussichtsreiche Stelle gesehen. Schuhe aus und durch
    Vielleicht einfacher und schneller als das Suchen und Balancieren

    Peter

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    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
      • 1432
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

      Hallo Peter
      ich fand' die Gegend zwischen Låktatjåkkastuga und Kårsavagge ausgesprochen schön. Man muss sich ja sogar zwischen drei Wegen entscheiden, ich bin noch ein Stück wieder zurück gegangen, weil ich Sicht auf den Gletscher haben wollte. Aber auch das Stück zwischen Låktatjåkkastuga und Straße war nicht schlecht, mit den Blicken über die Seen. Auf dem Zeltplatz, wo Du wohl auch warst, lande ich jetzt gleich nochmal...

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      • Fjaellraev
        Freak
        Liebt das Forum
        • 21.12.2003
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        • Meine Reisen

        #43
        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

        Bei den Bedingungen den Abstieg runter - da ist Weichei definitiv der falsche Ausdruck.
        Ich war da 2015 um den Schnee ganz froh - aber zum Glück war es bei mir nur Altschnee, der mir den Abstieg mit meinem etwas schmerzenden Oberschenkel erleichtert hat...
        Bin ja mal gespannt was noch so alles kommt.

        Gruss
        Henning
        Es gibt kein schlechtes Wetter,
        nur unpassende Kleidung.

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        • Blahake

          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1432
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          #44
          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

          Hallo Henning
          Danke, zu viel der Ehre, war ja nur zu kleinen Teilen vereist und da war ich ja zum Glück nicht mal allein...

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          • Blahake

            Fuchs
            • 18.06.2014
            • 1432
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

            29. August Kårsavagge zum Zweiten

            Morgens ist der Schnee um das Zelt rum zwar wieder getaut, aber kuschelig ist das Wetter auch heute nicht. Ich verabschiede mich von meinen beiden freundlichen Begleitern und bekomme sogar noch ein paar Espressotütchen geschenkt, nachdem ich kurz über meinen nicht ganz so schmackhaften Snabkaffee gemeckert habe. Die beiden möchten noch ein paar Tage hierbleiben und dann weiter ins Kårsavagge.






            Blick zurück ins Paradies


            Ich gehe wieder über den kleinen Pass von gestern zurück, weil ich lieber durch das Guoblavággi ins Kårsavagge absteigen will. Von da müsste ich nämlich einen schönen Blick auf den Gorsajökeln und das Delta haben. Der Plan geht auch auf. Das Wetter ist gar nicht so schlecht, kalt aber trocken. Der Weg ist relativ gut zu finden und zu gehen, immer links an den drei Seen und dem Bachlauf entlang, der viele schöne kleine Wasserfälle bildet. Ich mache ausgiebige Pausen mit Blick auf den Gorsajökeln.

















            Der Hang hinunter ins Tal ist ziemlich steil, aber gut mit Gras und niedrigen Sträuchern bewachsen. D.h. ich muss zwar keine Bange haben, ins Rutschen zu kommen, aber das ganze ist doch ziemlich mühsam und geht ordentlich auf die alten Knie. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich mal wieder den Weg verloren habe und mich kreuz und quer hinunter hangele. Dafür ist der Blick auf Delta und Gletscher sehr schön:









            Unten im Tal sehe ich rechts eine eine größere Gruppe gehen. Als ich unten bin, mache ich trotzdem erst mal Pause und futtere meine Chipstüte leer. Die sind noch weit genug weg und stören mich nicht...


            Chipspause

            An der Kårsavaggestugan grüße ich den Hüttenwart von E. und richte ihm auch brav aus, dass sein Tipp gut war. Worauf er nur trocken antwortet 'I know'
            Er nimmt auch brav meinen Wunsch entgegen, dass er bitte die beiden Angler von mir grüßen möchte, die in ein paar Tagen hier vorbeikommen werden und zückt sogar Zettel und Stift, damit ich ein paar Grußworte an Lårs und Anders notieren kann.

            Dann interviewe ich ihn noch, ob es eine Abkürzung von hier ins Hoiganvaggi gibt. Auf der Karte sieht es so aus, als ob man vielleicht über den (die, das?) Hoigančorru und am See 1050 hinüber queren kann, oder zwischen 1233 und 1300 hindurch. Er weiß das nicht, verweist mich aber an ein Pärchen, das an der Hütte zeltet, die seien daher gekommen. Die beiden erzählen mir dann allerdings, dass sie das Hoiganvaggi von Stuor Kärpel bis runter zum Kamajåkka gegangen sind und über die Abiskojaurestugorna hierher.

            In der Hütte und um die Hütte herum ist es im Gegensatz zum meinem letzten Aufenthalt ziemlich voll. Im „normalen Raum“ kochen sich gerade zwei nette Schwedinnen ihr Abendessen. Der Hüttenwart empfiehlt mir, die Küche im „Hunderaum“ zu nutzen, obwohl der offenbar wieder als Krankenlager dient. Eine junge Frau liegt fiebrig im Bett, hat aber zum Glück nichts dagegen, dass ich koche. Nach einer Weile lugt unter ihrer Decke ein Hund hervor.
            Da bin ich doch wieder doppelt froh, dass ich im Zelt schlafen kann, in einem Schlafsack, der nur von mir genutzt wird und an dem keine fremden Haare, geschweige denn Hundehaare kleben...

            Während ich koche kommen ein paar Mädels, um nach ihr zu sehen. Sie gehören zu der Gruppe, die ich im Tal schon gesehen habe. Sie zelten weiter unten im Tal Richtung Abisko.

            Um die Arme nicht weiter zu stören, wechsele ich zum Essen wieder in die andere Stube und geselle mich zu den beiden schwedischen Damen. Die sind mir ausgesprochen sympathisch, sie scheinen ihre gemeinsame Tour sehr zu genießen. Sie machen verschiedene Tagesausflüge und wirken ausgesprochen gelöst und fröhlich. Ob das mit der Whiskeyflasche zusammenhängt, die auf dem Tisch steht??

            Wir unterhalten uns kurz darüber, dass es hier erstaunlicherweise Handyempfang gibt. Aber sie haben ihren Lieben zu Hause Bescheid gesagt, dass sie nicht zu erreichen sind und haben ganz und gar nicht vor, das jetzt zu korrigieren. Offensichtlich sind sie gerade ganz froh, nicht erreichbar zu sein.

            Nach dem Abendessen gehe ich gestärkt weiter Richtung Njunesgeahči und schaue mir unterwegs ständig rechts den Hang an, um zu sehen, ob ich nicht doch schon weiter hier vorne rüber queren kann. Sieht aber nicht machbar aus. Daher beschließe ich, zu dem Übernachtungsplatz am kleinen Bach oberhalb des Abiskojaure zu gehen, an dem ich mit P. war. Von da kann ich dann ganz bestimmt ins Hoiganvaggi rüber queren.
            (Dass es doch möglich ist, über diesen Hang rüberzukommen, entnehme ich nach dem Urlaub berniehhhs Bericht. Obwohl – dass berniehhh da lang ist, heißt ja noch lange nicht, dass das für mich auch möglich gewesen wäre, da mache ich mir lieber mal nix vor...)

            Kurz vor dem Pass überlege ich nochmal, ob ich nicht hier einen guten Zeltplatz finden kann, zumal man von hier auch gut queren können müsste. Aber irgendwie ist der Tag für mich schon zu weit fortgeschritten, um solche Entscheidungen zu treffen. Außerdem wird es bald dunkel und da sehe ich doch lieber zu, dass ich rechtzeitig an den mir bekannten Platz komme.

            Als ich dann über den Pass komme, habe ich wieder den schönen Blick Richtung Gårddenvárri, diesmal haben die Berge dahinter Puderzuckerhäubchen:





            Mein Zelt baue ich diesmal nicht auf der Anhöhe auf, sondern ducke mich neben den Bach unter den Hang, der mir dann auch den Wind weitgehend vom Leib hält.

            Und nachts erlebe ich noch eine ausgesprochen schöne Überraschung:






            Freihandverwackelt...

            Da ich ja nun vom Fotografieren gar keine Ahnung habe und froh bin, wenn ich meine Knipse irgendwie dazu kriege, überhaupt Bilder zu machen, bin ich überrascht, dass ich diese schönen Erscheinungen überhaupt festhalten konnte. OT: Aber bei den ernsthaften Fotografen hier im Forum bitte ich um Entschuldigung...

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            • Vintervik

              Fuchs
              • 05.11.2012
              • 1929
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              • Meine Reisen

              #46
              AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

              Danke für den Bericht bisher! Tolle Bilder von Låktatjåkka.
              Und das hier fand ich persönlich spannend zu sehen,...

              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
              ... da ich es gut zwei Monate zuvor noch so erlebt habe :

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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1432
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                Hallo Vintervik

                Oooohhh, Deins ist viel schöner!!!

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                • Sternenstaub
                  Alter Hase
                  • 14.03.2012
                  • 3321
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                  oh, wie schön, du hast ja Nordlichter gesehen. Ich beneide dich mega mäßig. Endlich bin ich heute mal wieder dazu gekommen, in deinem Bericht zu stöbern. Da kommt Sehnsucht auf.

                  Vergiss bloß das weiter schreiben nicht.
                  Two roads diverged in a wood, and I—
                  I took the one less traveled by,
                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                  • Blahake

                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1432
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                    Hallo Sternenstaub
                    Über die Nordlichter habe ich mich auch unheimlich gefreut. Ich hatte mir ja letztes Jahr schon immer den Wecker auf nachts um eins gestellt, um welche zu erwischen und dann immerhin ein ganz leichtes gesehen. Diesmal hatte ich mehr Glück und habe sie auch begeistert bestaunt.
                    Nee, ich vergess' das Schreiben nicht...
                    Zuletzt geändert von Blahake; 01.02.2017, 20:26.

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                    • Blahake

                      Fuchs
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                      • 1432
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                      #50
                      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                      30. August Hoiganvaggi

                      Am nächstem Morgen begrüßen mich ein paar Sonnenstrahlen zwischen den aber doch zahlreichen Wolken und ein paar Rentiere.











                      Jetzt geht es querfeldein Richtung Hoiganvaggi, ich präge mir auf der Karte ein, wo es lang gehen soll und bleibe immer oberhalb des markanten Sees 802.
                      Dann muss ich mich erst mal nur schnurstracks nach Westen halten. Ich merke mir ein bestimmtes Schneefeld, das in der Richtung liegt und orientiere mich auf dem weiteren Weg daran. Schön, dass die Sicht gut genug ist, dass das funktioniert




                      See 802



                      Es ist erstaunlich leicht, hier zu gehen, besser als auf manchem Weg. Viel Gras, manchmal etwas sumpfig und manchmal ein bisschen steinig, aber alles sehr moderat. Auch durch die wenigen Bäche, die es zu queren gilt, kann ich ohne Schuhwechsel durch.

                      Oberhalb des Sees 935 muss ich ein bisschen gucken, wo es am besten lang geht. Das Wasser zu queren ist dann aber viel leichter, als befürchtet, ich finde ein schmale Stelle, wo ich über den Zufluss rüberkomme. Inzwischen ist es schon wieder ziemlich windig und feucht, ich mache Kekspause hinter einem großen Stein, aber richtig gemütlich ist das nicht gerade. Eigentlich hatte ich damit geliebäugelt, weiterhin hier oben zu bleiben und am See 1050 vorbei zu gehen, von da sieht laut Karte obendrein der Abstieg ins Hoiganvaggi superleicht aus. Aber mir pustet der Wind schon wieder so um die Ohren, dass ich lieber von hier gleich ins Hoiganvaggi absteige.


                      das Wetter schlägt sich auch auf meiner Kamera nieder...


                      Blick Richtung Südosten ins Hoiganvaggi


                      hier geht’s runter


                      Empfangskomitee im Hoiganvaggi


                      Da ging's runter

                      Im Hoiganvaggi komme ich gut voran, es ist leicht zu gehen, die Orientierung kein Problem, manchmal sieht man sogar einen Pfad. Und lustige Steinformationen gibt’s auch:









                      Das Wetter wird allerdings nach und nach immer mieser, der Nieselregen verstärkt sich zum penetranten Dauerregen. Meine Hände sind so klamm, dass ich für die Pinkelpause echte Schwierigkeiten habe, den Hosenknopf aufzukriegen.

                      Meine Hose ist auch schon klatschnass und ich habe keine Ahnung, warum ich nicht rechtzeitig meine Regenhose angezogen habe. Jetzt ist es allerdings auch schon egal. Meine Sealskinz versagen zusätzlich noch ihren Dienst und ich habe kalte und nasse Füße. Die Papphülle von meiner Karte, die in der Hosentasche wohnt, ist schon aufgeweicht, zum Glück ist die Karte selbst aus Tyvek.

                      Karte lesen macht bei dem Wetter auch keinen Spaß, ist aber nötig, um zu kapieren, dass ich nicht die ganze Zeit rechts der Seen bleiben sollte, sondern dass der Weg hinter dem See hinter der Renvaktarstuga auf die linke Seite wechselt. Die Renvaktarstuga verhöhnt mich und ruft mir zu: „In mir ist es trocken und windgeschützt, aber Du kommst hier nicht rein!!“


                      Wetter

                      Überhaupt ist langsam einfach alles ziemlich doof! Ich stapfe missmutig vor mich hin. Das Tal zu genießen, auf dass ich mich doch so gefreut hatte, funktioniert gerade gar nicht. Immerhin komme ich in meinem Brassel recht flott voran. Und dann kommt mir der Gedanke, dass ich, wenn ich mich weiter so spute, noch vor der Dunkelheit die Hütte bei Stuor Kärpel erreichen kann. Ich habe keine Ahnung, was das für eine Hütte ist. Ob bewirtschaftet oder klein. Aber „Hütte“ ist mir in jedem Fall eine verlockende Aussicht.
                      Leider verfranse ich mich im weiteren Verlauf noch an ein paar sumpfigen Stellen und inspiziere im Vorbeigehen auch mögliche Zeltplätze, aber verlockend sind die bei dem Wetter alle nicht. Aber immerhin eine beruhigende Möglichkeit, falls ich es nicht bis zur Hütte schaffe.

                      In der Dämmerung sehe ich dann aber tatsächlich die Hütten auftauchen und jubele innerlich.




                      Hütte in Sicht

                      Nix wie hin, in einem euphorischen Endspurt stolpere ich fast noch...

                      Die Hütte ist genial !!! In der Dämmerung sieht das Innere zwar auf den ersten Blick nicht toll aus, vor allem nicht die Müllecke links, aber rechts fällt mein Blick auf einen Ofen nebst reichlich Feuerholz!!! Juchhuu!!! Rucksack absetzen, Feuer machen, raus aus den nassen Klamotten, alle meine Sachen sind in Windeseile auf den beiden Liegeflächen verteilt, links der Hausrat, rechts, wo schon einladend eine Isomatte auf der Liegefläche liegt, wird flugs mein Schlafsack ausgebreitet. Dann noch schnell raus und Wasser holen, was wegen zunehmender Dunkelheit schon etwas abenteuerlich wird!

                      Langsam wird es auch kuschelig warm in der Hütte, welch eine Wohltat.

                      Erst dann fällt mein Blick auf das Schild hinten in der Hütte über dem Fenster: „Overnight-stay only in emergency“


                      Hmpf - ein Notfall bin ich ja jetzt nicht, da zählen ein bisschen frieren und nasse Klamotten wohl noch nicht...




                      Andererseits nehme ich ja niemandem was weg, wenn ich hier penne. In der Hütte zu übernachten, macht mir daher kein schlechtes Gewissen. Dass ich jetzt allerdings das Feuerholz verschwendet habe, das für Notfälle gedacht ist, das beschämt und beschäftigt mich nun doch. Aber löschen kann ich das Feuer ja jetzt auch nicht mehr. Und außerdem isses sooo schööön waaaarm...

                      Ich genieße die Wärme und Bequemlichkeit in der Hütte viel zu sehr, um mich nicht doch daran zu freuen. Und der benachbarte Holzschuppen ist auch reichlich gefüllt, das Holz reicht mindestens für die nächsten zwanzig Notfälle. Ich besänftige mein Gewissen, bereite mir mein Abendessen und verkrieche mich in der mollig warmen Hütte in meinen Schlafsack. Tut das gut, nach dem lausig nasskalten Nachmittag!

                      Weil ich ja ausgesprochene Langschläferin bin, kommt mir der Gedanke, dass morgen früh vielleicht schon die ersten Wanderer auftauchen können, wenn ich noch in den Kissen liege. Wahrscheinlich finde ich das zwar nicht, aber man weiß ja nie. Daher lehne ich schnell noch ein paar Flaschen aus der Müllecke gegen die Tür, damit mich das Scheppern aufweckt, falls wirklich jemand kommt.

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                      • Mika Hautamaeki
                        Alter Hase
                        • 30.05.2007
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                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                        grandiose Fotos.
                        bei dem Schnee wär ich auch nicht weitergegangen
                        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                        A. v. Humboldt.

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                        • pekra62
                          Dauerbesucher
                          • 02.03.2012
                          • 836
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                          #52
                          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                          Hey, ich weiß wirklich nicht, was du dich selbst immer wieder als Weichei oder ähnliches bezeichnest oder deine Leistungen kleinredest. Ich finde es ziemlich beachtlich, was du alles allein unternimmst und dir zutraust. Klasse

                          Stuor Kärpel hat mir auf meiner ersten Solo-Tour 2006 auch gute Dienste geleistet. Nicht schön und komfortabel, aber in dieser Gegend bei miesem Wetter und Erschöpfung schon ziemlich genial - und gemütlicher als mit nassen Klamotten im Zelt
                          Muss man da schlechtes Gewissen haben?

                          Macht wirklich Spaß, deine kleine Nachtlektüre

                          Peter

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                          • Blahake

                            Fuchs
                            • 18.06.2014
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                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                            Hallo Mika
                            der Schnee war gar nicht mal so schlimm, aber der Wind und vor allem die schlechte Sicht. Da war ich echt froh, dass ich mich Lars und Anders anschließen konnte. Die beiden waren nicht nur erfahrene Wanderer, sondern auch supernett.

                            Hallo Peter
                            Danke Dir aber da kommen noch weitere tolle Pläne für interessante Wege, die ich dann doch nicht gegangen bin. Und ich Weichei habe mich ja zum Beispiel auch nicht durch die Furt getraut, die Du gemeistert hast...
                            Was das schlechte Gewissen betrifft, kann ich mir bisher ja zugutehalten, dass ich das Schild anfangs nicht entdeckt hatte. Einen Tag später allerdings...

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                            • Blahake

                              Fuchs
                              • 18.06.2014
                              • 1432
                              • Privat

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                              #54
                              AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                              31. August Unrühmliches Verhalten und garstig-graues Dossagemvággi

                              Wie erwartet scheppert nix, ich verbringe eine sehr erholsame und ruhige Nacht und wache vormittags ausgeruht auf. Meine Sachen sind fast trocken, Restfeuchte ist aber noch drin. Durchs Fenster kommt helles Licht, aber kuschelig ist das Wetter auch heute nicht. Die Wärme von gestern ist inzwischen natürlich aus der Hütte gewichen.






                              aufgeweichte Kartenhülle

                              Da erscheint auf einmal auf meiner rechten Schulter ein Teufelchen und flüstert:
                              „Mach' doch noch mal so ein schönes Feuerchen wie gestern!“
                              Empört meldet sich von links ein Engelchen: „Aber nein! Du weißt doch jetzt, das Holz ist nur für Notfälle und du hast eh' schon welches unnötig vergeudet.“
                              Teufelchen: „Aber dann wäre es noch mal so schön warm wie gestern. Und der ganze Schuppen ist noch voller Holz, so viel Notfälle kommen hier in zehn Jahren nicht.“
                              Engelchen: „Kommt gar nicht in Frage, irgendjemand hat in mühevoller Arbeit das ganze Holz gehackt und hierher gebracht. Das hat er nicht gemacht, nur damit du Weichei dir hier 'nen gemütlichen Lenz machst.“
                              Teufelchen: „Deine Sachen würden dann auch noch vollständig trocknen!“
                              Engelchen: „Egal, fast trocken ist auch schon mehr, als du erwarten konntest. Im Zelt wären die jetzt noch ganz feucht. Du bist kein Notfall!“
                              Teufelchen: „Außerdem könntest du im See noch ein Bad nehmen und dich dann in der Hütte wieder aufwärmen. Nötig hättest du das Bad allemal...!“
                              Engelchen: „Baden ist Luxus! Lieber ehrenhaft müffeln als unehrenhaft Holz verschwenden!“
                              Teufelchen: „Ach komm, nur ein, zwei kleine Scheite...“



                              Was soll ich sagen? Rühmlich ist es nicht und ich schäme mich dafür, aber ich habe Feuer gemacht, mein Bad genossen und meine dann wirklich trockenen Sachen.


                              Schlechtes Gewissen mit warmen Socken


                              Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich wieder komplett gestärkt und für den folgenden Tag gewappnet. Da ich für das Feuer auch die kleinen Scheite zum Anzünden verbraucht hatte, hacke ich dann wenigstens noch Holz und richte die Utensilien so weit, dass wieder alles zum sofortigen Feuern bereit liegt.



                              Mit diesen ganzen Trödeleien und Beschäftigungen ist es fast eins geworden, bis ich abmarschbereit bin. Als ich meine Sachen fast fertig gepackt habe, kommt ein einsamer Wanderer von Süden. Ein alter Schwede. Wir unterhalten uns noch ein bisschen über alles mögliche, als ihm aber aufgeht, dass ich ohne Not Feuer gemacht habe, liest er mir gehörig die Leviten, „This is for emergency, not for pleasure!!!“ Ich bin bedröppelt und kleinlaut, habe es ja verdient...



                              Gegen halb zwei mache ich mich dann auf den Weg Richtung Unna Allakas. Bis dahin werde ich es heute wohl nicht schaffen, schon gar nicht bei diesem späten Start, aber auf dem Weg gibt es bestimmt Plätze für's Zelt. Der alte Schwede hat auch zwischendrin übernachtet. Aber mindestens bis hinter die Furt will ich heute noch kommen.

                              Weg und Wetter präsentieren sich nicht sehr freundlich. Es ist wieder nasskalt und windig, wenn auch nicht so übel wie gestern Nachmittag. Vom Weg habe ich mir irgendwie mehr versprochen, immerhin ist es ja im Gegensatz zu gestern ein solcher, dick auf der Karte verzeichnet. Aber das Gelände erlaubt dennoch kein gemütliches Gehen, da war es gestern querfeldein viel leichter. Hier ist alles viel zu felsig und auch auf dem markierten Weg muss man teilweise ganz schön kraxeln und alle Viere zu Hilfe nehmen.


                              Weg??

                              Mich strengt das ganz schön an und die graue Umgebung im trüben Wetter schlägt mir ziemlich auf' s Gemüt. Außerdem komme ich nur sehr schleppend voran. Immerhin war ich heute schlau genug, von vornherein meine Regenhose anzuziehen.















                              Die Pausen machen im Nieselregen auch nur bedingt Spaß, nach Stunden sehe ich endlich die Furt:


                              endlich die Furt in Sichtweite


                              mit Regentropfen auf der Kamera

                              Wo genau es da hindurch gehen soll, ist erst mal gar nicht so leicht zu finden, auf der Karte gibt es ja drei Möglichkeiten, ich hätte gerne die südlichste... Zum Glück hat aber ein hilfsbereiter Mensch das hier



                              auf den Weg gebastelt und dem bin ich echt sehr dankbar!!!


                              da geht’s durch

                              Durch die Furt will ich lieber nicht in Schlappen gehen, sondern mehr Trittsicherheit haben und außerdem steht mir bei dem Wetter auch gar nicht der Sinn nach Schuhe wechseln. Aber ich habe ja meine (gut getrockneten ) Sealskinz an, die bisher auch wieder erstaunlich dicht halten. Daher latsche ich komplett mit Schuhen durchs Wasser. Die verschwinden zwar komplett unter der Wasserlinie, aber die Sealskinz sind höher. So komme ich da gut durch.

                              Ab hier ist das Gelände viel weniger steinig mit mehr Gras, allerdings ist es stellenweise recht sumpfig. Trotzdem ist es viieel leichter zu gehen und meine Stimmung hebt sich proportional zum Grünanteil der Landschaft. Da wird alles gleich viel leichter.







                              Mehr grün, leichter zu gehen, bessere Stimmung...

                              Bald bin ich an der in der Karte verzeichneten Hütte und nutze sie für eine Pause. Kurz überlege ich, über Nacht hier zu bleiben, aber das Wasser ist mir zu weit weg.



                              So nutze ich die Gelegenheit, um im Trockenen ein paar Kekse zu essen und mich über den Müll zu wundern. Dass man den hier in der Hütte stehen lässt, ist natürlich ein Unding, aber viel mehr noch frage ich mich, wie man überhaupt erst auf die Idee kommt, Dosen und vor allem Gläser ins Fjäll hinein zu schleppen...


                              Wer trägt das Zeug überhaupt erst hier her???

                              Im weiteren Verlauf zeigt sich der Weg weiterhin freundlich und ich komme gut voran. Oberhalb vom See 835 mache ich wieder kurz Pause, der Poncho kann tatsächlich mal ausgezogen werden und ich mache Bilder von den malerischen Tropfen auf dem Moos. Allerdings stehen der Nahaufnahmemodus meiner Kamera und ich etwas auf Kriegsfuß...


                              leicht zu gehen


                              vorm See 835


                              es regnet nicht mehr, aber nass ist es immer noch

                              Kaum dass ich so gut vorankomme, geht es mir wieder wie gestern abend und ich denke, dass ich vielleicht doch noch heute Unna Allakas erreichen kann. Daher marschiere ich ziemlich flugs am Skáŋgalanjávri vorbei, das fluppt hier auf dem Weg ganz prima, bald ist Unna Allakas in Sicht.


                              flotter Weg Richtung Unna Allakas

                              Heute habe ich mich trotzdem verschätzt. Dass ich vor Unna Allakas noch den Ruovssokjohka queren muss, hatte ich nicht auf dem Plan. Da brauche ich ein bisschen mehr Zeit und es beginnt schon zu dämmern. Obendrein habe ich beim Blick von oben Richtung Unna Allakas offenbar ein paar große Steinblöcke in meiner Begeisterung für die Hütten gehalten und suche hinterm Flüsschen daher erst mal in der falschen Richtung. (Wer Karten lesen und Wegweiser beachten kann, ist schwer im Vorteil )

                              Macht aber nix, denn kurz hinter dem Ruovssokjohka finde ich ein schönes Fleckchen für mein Zelt, das sich hier vor dem üblen Wind aus Norwegen in eine Mulde duckt und mit einem Weidenbusch flirtet.


                              Zelt am Weidenbusch

                              Das Abendessen findet jetzt schon wieder im Dunkeln statt (langsam gewöhne ich mich daran) aber insgesamt bin ich mit dem Verlauf des heutigen Tages doch noch sehr zufrieden. Nachdem ich im Dossagemvággi noch so schlechte Laune hatte und kaum vorankam, bin ich jetzt doch noch viel weiter gekommen als ich dachte und die Landschaft sagt mir hier auch viel mehr zu. Ich brauche wohl doch ein bisschen Grün und Gestrüpp um mich rum für's Gemüt.

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                              • Taffinaff
                                Fuchs
                                • 03.01.2014
                                • 1067
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                                #55
                                AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                Wunderbare Tour, danke fuer die Bilder! Was ist das fuer ein Zelt?

                                Taffi

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                                • vobo

                                  Dauerbesucher
                                  • 01.04.2014
                                  • 718
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                                  #56
                                  AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                  Boaahh, das waren ja rund 20 km am Vortag nach Stuor-Kärpel. Riesen Respekt !!

                                  Schade, dass der letzte gute Kilometer nach Unna Allaks jetzt nicht mehr gepasst hat. Ich kann mich gut an 2013 erinnern, am Ende der 24 km von Abiskojaure nach UA noch durch diesen Fluss durch zu müssen - der war recht mühsam damals, nach all den leichten Brücken vorher - und dann war man doch eigentlich schon da...

                                  Sehr gespannt, welche halben Wege Du jetzt einschlägst und ob Dich das schlechte Wetter in Norwegen abschreckt.

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                                  • Blahake

                                    Fuchs
                                    • 18.06.2014
                                    • 1432
                                    • Privat

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                                    #57
                                    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                    Hallo Taffi

                                    mein kleiner Sonnenschein ist ein VauDe Hogan UL.

                                    Sonnenschein nenne ich es, weil man, wenn man drinne liegt, durch das Knallorange immer den Eindruck hat, dass die Sonne scheint... Leistet mir seit nunmehr sieben Jahren treue Dienste.
                                    Verkauft wird es als Zweipersonenzelt, aber das finde ich sehr gewagt. Ich habe auf Island mal ein Pärchen gesprochen, das es zu zweit bewohnt hat. Ich sagte "Da muss man sich aber seehr mögen, oder?" Worauf er nur trocken antwortete "Nach dem Urlaub nicht mehr!"


                                    Hallo Vobo

                                    Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                    ... und ob Dich das schlechte Wetter in Norwegen abschreckt.
                                    Woher weißt Du das schon???

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                                    • Blahake

                                      Fuchs
                                      • 18.06.2014
                                      • 1432
                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                      1. September Lockere 14 km!?

                                      Heute früh lacht hier und da sogar die Sonne durch die Wolkenlücken. Ich räkele mich im Schlafsack und genieße den Ausblick ins Tal.







                                      Heute muss ich mich entscheiden, wo lang ich weitergehen will. Entweder weiter nach Norwegen, und dann über die Hukejaurestugan und Singi bis Nikkaluokta, oder ich bleibe auf der schwedischen Seite, erstmal zum Alesjaure und dann weitersehen, auf welchem Weg ich nach Abisko gehe. Eigentlich bin ich neugierig auf die norwegische Seite. Aber von da kommt derzeit immer das schlechte Wetter. Und wenn es da so felsig weiter geht, wie im Dossagemvággi, habe ich nicht viel Spaß. Auf der schwedischen Seite könnte ich dagegen noch mal die Variante am östlichen Ufer des Alesjaure und nach Lapporten versuchen. (Wenn ich was über die Brücke rauskriege...)

                                      Meine Tendenz geht zur schwedischen Seite, dann hätte ich heute außerdem einen vergleichsweise gemütlichen Tag auf dem Weg rüber zum Alesjaure. Aber ich will an der Unna-Allakas-Hütte noch nach den Wetteraussichten fragen und mir Tipps zu den beiden Varianten geben lassen.


                                      Weg Richtung Unna Allakas

                                      Auf dem Weg zur Hütte fällt mir auch erst auf, dass ich da gestern Abend in der Dämmerung komplett auf dem Holzweg war. Der Weg geht glasklar erst mal hier am Bach runter.

                                      An der Hütte (eigentlich sind' s mehrere) ist niemand zu sehen, ich setze erst mal meinen Rucksack ab und krame nach meinen Müsliriegeln. In der Zwischenzeit kommt aber aus dem Nebengebäude schon der Hüttenwart und empfiehlt mir warme Limonade, die er in der Hütte in einer Thermoskanne bereitgestellt hat. Ich frage ihn nach dem Wetterbericht und erzähle ihm von meinen Plänen. Er bestätigt, dass es auf der norwegischen Seite ziemlich felsig sei und dass „strong winds“ angesagt sind. Er würde daher die schwedische Seite empfehlen. Die Brücke über den Aliseatnu kennt er allerdings nicht.
                                      Ich entscheide mich also endgültig für die schwedische Seite, wärme mich aber erst noch in der Hütte mit warmer Limo auf.

                                      Dann mache ich mich auf den Weg Richtung Alesjaurestugorna. Sind nur 14 km und offenbar ganz einfach zu gehen. Und das Wetter ist heute sogar relativ trocken, nur ein paar Schauer. Erst geht es einen kleinen Anstieg hoch,


                                      Blick zurück zu den Hütten


                                      den Hang hoch

                                      aber dann durch ein ebenes grünes Tal:


                                      Der Regen lässt nach, so dass ich sogar die Regenklamotten verstaue, aber der Wind pustet ganz ordentlich.


                                      Auch ist die Temperatur heute mal ganz angenehm, jedenfalls sobald die Sonne rauskommt.

                                      Am nächsten Hang kommt mir eine einzelne Frau entgegen, wir plaudern kurz und ziehen dann wieder unserer Wege.
                                      Kaum habe ich allerdings die Steigung erklommen und bin oben auf der Hochebene angekommen, pfeift der Wind wieder derart, dass ich langsam die Faxen dick habe. Na - „strong winds“ - hatte der Stugvard ja gesagt...

                                      Feucht wird es außerdem auch schon wieder, so dass ich den Regenponcho wieder auspacke. Der Wind nervt jetzt echt, ich muss mich richtig dagegen lehnen, um voran zu kommen. Ich bin schon so weit, dass ich den Wind lauthals anbrülle. Dass das jetzt echt mal reicht und er aufhören soll. Der hört aber nicht auf, das ist dem ziemlich Wurst, wenn eine rot gewandete Zwergengestalt (oder war's doch die alte Hexe?) da mitten in der Pampa einen Affentanz veranstaltet...





                                      sieht nach einer angenehmen Strecke aus, aber der Wind macht's fies...

                                      Das ist so kräftezehrend, dass sich die Hoffnung auf den gemütlichen „das-sind-ja-nur-14-einfach-zu-gehende-Kilometer-Tag“ schon wieder erledigt hat. Bis ich mich gegen den Wind über die Hochebene gekämpft habe, den Weg am sumpfigen Ufer des Sees 1034 gefunden und mich den nächsten Hang hoch geschleppt habe, bin ich schon wieder ganz schön abgekämpft.

                                      Das Wetter ist inzwischen auch wieder richtig lausig und grau, spätestens damit erübrigt sich auch ein Abstecher auf den Alisbuoldda, den ich mir noch markiert hatte, weil Mortias ihn in seinem Bericht empfohlen hat. Der hüllt sich heute in Nebel.
                                      Wenigstens kommt jetzt langsam das Tagesziel in Sicht:


                                      endlich Blick auf den Alesjaure

                                      Der Abstieg zieht sich noch mal ziemlich, der Hang ist ordentlich nass. Zeltplätze, die ich mir hier wegen der netten Aussicht erhofft hätte, gibt es nicht. Ich steige also bis zum See ab und stelle mein Zelt unten ans Ufer. Schön mit dem Hintern in den Wind und mit der Tür zum See. Das passt.



                                      Dann mache ich mir aber doch noch ein bisschen ins Hemd, weil ich mir nicht sicher bin, ob das, was ich heute erlebt habe, die „strong winds“ sind, die der Stugvard erwähnt hat, oder ob ich heute Nacht noch mit Schlimmerem rechnen muss. Dann will ich vielleicht doch nicht so mutterseelenallein am See stehen...

                                      Deshalb gehe ich noch kurz zu den 15 Minuten entfernten Alesjaurestugorna hinüber und erkundige mich nach dem Wetterbericht. Der gibt zum Glück Entwarnung, der Wind soll sogar nachlassen.

                                      Auf die gute Nachricht gönne ich mir gleich noch Chips und Bier (diesmal gibt es beides ) und frage die Stugvards nach dem Weg am östlichen Alesjaure und der Brücke. Sie kennen die Brücke nicht, können sich aber eher nicht vorstellen, dass es so eine solide Stahlkonstruktion ist. (Auch sie haben berniehhs Bericht nicht gründlich gelesen... )
                                      Und den Weg empfehlen sie mir auch nicht, der sei kaum noch begangen und sehr buschig. Hm - das klingt so, als gehe ich morgen zum dritten Mal denselben Kungsledenabschnitt.

                                      Als es in unserem Gespräch um die Brücke geht, mischt sich ein Pärchen ein, um uns darauf hinzuweisen, dass die Brücke gar keine Brücke, sondern eine Furt sei. Die hatten uns aber falsch verstanden und dachten, dass wir von der Furt am Miesákjávri sprächen.

                                      Zurück am Zelt bade ich von Bier und Chips wohl gestärkt erst mal im See, genieße dann mein Abendessen im Dunkeln und freue mich, dass der Wind tatsächlich nachlässt und ich so ein schönes Plätzchen mit Seeblick habe. Nur dass ich mich morgen schon wieder von meiner Planung, auf abenteuerlichen neuen Wegen zu gehen, verabschieden werde und stattdessen schon wieder auf dem Kungsleden rumlatschen werde, trübt die Stimmung ein bisschen.
                                      Zuletzt geändert von Blahake; 06.02.2017, 20:17. Grund: da hat noch ein Bild gefehlt

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                                      • Galadriel
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                                        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                        ... Ein sehr schöner Bericht, vielen Dank, aber das mit dem Weichei verstehe ich auch nicht ...
                                        Wandern & Flanieren
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                                          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen

                                          Hallo Vobo

                                          Woher weißt Du das schon???
                                          Weil das bei mir genauso war. Und ich traf ein Pärchen, das einen halben Tag Richtung Norwegen gelaufen war und wieder umgedreht ist 😇.

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