[SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

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  • Dogmann
    Fuchs
    • 27.09.2015
    • 1022
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

    Es ist ein schöner Bericht und ich bin auch der Meinung ihr macht es genau richtig !
    Klasse Bilder, ihr schreibt wie es ist, wie ihr alles erlebt habt und das ist genau richtig.
    Ich gehöre auch nicht zu den Kilometer machern auf hau ruck. Ich will das alles um mich herum geniesen und so erleben wie es halt auch ist!
    Dazu gehört gutes und schlechtes Wetter und ebenso gutes und schlechtes Gelände.
    Nur weiter so
    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
      • 1431
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

      Hallo Vobo
      wir sind auch ziemlich nah am Bach hoch und ich fand es auch recht anstrengend, ein Weg war da kaum auszumachen und man musste zusehen, dass man nicht bei jedem Schritt wieder zurück rutscht. Aber zum Glück war das Stück ja nicht so lang, weiter oben sind wir dann über das Schneefeld gegangen.

      Hallo Mortias
      ja, dass das mit dem Mårmapass nicht geklappt hat, kratzt mich ein bisschen, aber der Nallo hat allemal entschädigt. Mit Planänderungen und Alternativprogrammen sind wir ja auch letztes Jahr mit dem Kanu auf dem Sakkat schon gut gefahren.

      Hallo Heiko
      ich habe das Šielmmávággi auch ausgesprochen steinig in Erinnerung, kein Wunder, dass Du da keinen Platz für Dein Zelt gefunden hast. Da hattest Du ja echt nen langen Tag und musst früher im Jahr unterwegs gewesen sein, dass es um elf noch hell war!? Wir hatten da ein bisschen Dusel, dass wir abends passend am schönsten Fleckchen waren.

      Hallo Sternenstaub
      Danke (Wo ist denn hier das Emoji, das leicht errötet??)
      So ganz kann ich mich vom Ehrgeiz zwar nicht lossprechen, ich wär' schon gerne über den Mårmapass gegangen. Aber insgesamt überwiegt schon der Spaß- und Genußfaktor, da hast Du vollkommen recht
      Ich kann Dir die Gegend wärmstens empfehlen für die nicht ferne Zeit, in der Du frei sein wirst, wie ein Vogel im Wind (Ich krieg' immer ein bisschen sehnsuchtsvolles Fernweh, wenn ich Deine Signatur lese...)

      Hallo Dogmann
      Danke auch Dir, wir werden so weitermachen
      Jetzt erstmal mit dem Bericht, dann bei den nächsten Reisen...

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      • Blahake

        Fuchs
        • 18.06.2014
        • 1431
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

        22. August Šielmmávággi

        Heute ist uns das Wetter hold. P. beschließt, erst mal den Nállu zu besteigen, ich versuche das erst gar nicht, weil ich mit meiner Höhenangst eh nicht weit kommen würde und gehe stattdessen auf den Sattel hinter unserem Zelt. Auch hier bieten sich wunderschöne Blicke auf unseren Zeltplatz, das Stuor Reaiddávággi, den Einstieg ins Šielmmávággi und auf den See 1235.







        Mittags treffen wir uns wieder an den Zelten und packen unsere Sachen.

        Der Anstieg über den Pass ins Šielmmávággi geht über Steine und ein Schneefeld, wie üblich rennt mir P. davon und ich kraxele hinterher. Schwierig ist es nicht, aber halt mühsam, jedenfalls für mich. Nach dem Pass fällt das Tal sanft und gleichmäßig ab, abgesehen von den Steinen ist es gut zu gehen.




        OT: Kein Wunder, dass Du da keinen Zeltplatz gefunden hast, Heiko



        Am Talende sieht man schon den Lulip Muorahisčohkka, vor dem der Kungsleden verläuft. Eigentlich wäre ich mangels Nachdenken einfach dem in der Karte verzeichneten und mit Steinmännchen markierten Pfad weiter gefolgt. Zum Glück kommt P. aber rechtzeitig die Idee, dass man ja auch gleich über das/den hier oben noch schmale Šielmmánjira queren kann. Da wir ja eh nach rechts abbiegen wollen, ist das kürzer als dem Pfad noch bis zum Kungsleden zu folgen. Weder die Karte, noch der Blick aus der Ferne lassen da querfeldein Schwierigkeiten vermuten und es geht dann auch tatsächlich ganz easy.

        Nach etwa einer Stunde kommen wir dann an dem Plätzchen vorbei, an dem ich vor zwei Jahren, als ich auf dem Kungsleden unterwegs war, mein Zelt aufgeschlagen hatte. Mit wundervollem Blick Richtung Luoktekluoppal. Dass ich damals zwei Wochen lang hochsommerliches Wetter hatte, lasse ich jetzt mal unerwähnt, immerhin stören uns dieses Jahr keine Mücken und heute ist das Wetter ja auch völlig in Ordnung. Wir biegen jetzt auf den Kungsleden ein und P. wundert sich, dass das tatsächlich so einen großen Unterschied zu anderem Gelände macht. Wir kommen ratzfatz voran.

        Paradoxerweise habe ich ausgerechnet jetzt, auf so einem einfachen Weg, auf einmal einen nicht ignorierbaren ziehenden Schmerz in der rechten Wade. Mist! Und der geht auch nicht weg! Ich versuche, die Wade etwas zu dehnen und möglichst locker weiterzugehen, aber es wird doch eher ein Humpeln. Es geht, aber ich bin langsam. Wenn das nicht wieder verschwindet, kann ich den Rest meiner Tour vergessen
        P. bietet mir Magnesiumkaubonbons an, aber bei näherer Betrachtung handelt es sich um Calcium, das dürfte dann als Aufnahmekonkurrenz zu Mg ja eher contraproduktiv sein

        Wir sind aber ohnehin schon auf der Suche nach einem Platz für die Nacht und verziehen uns auf der Höhe des Bossosváráš nach links ans Ufer des Aliseatnu.





        Mit Blick auf den Guŋgarjiehkki. Zwei Rentiere kommen durch den Fluß auf unsere Seite und strolchen vorbei.



        Kurz vor dem abendlichen Bad glaube ich etwas im Wasser zu sehen, was sich bewegt. Ich zögere kurz hineinzusteigen, rufe mich dann aber zur Ordnung. Welches Unterwassermonster sollte ich hier schon zu fürchten haben? Wahrscheinlich habe ich mir das eh nur eingebildet und zum Glück überstehe ich das Bad dann auch (von der Kälte mal abgesehen) unbeschadet.



        Der Wind ist des abends kalt und kräftig und ich lerne, dass sich meine Zeltstangen zum Glück reichlich biegen, bevor sie brechen.

        Die Wade knete und dehne ich ausgiebig und der Abendhimmel leuchtet uns in den schönsten Farben.

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        • DerNeueHeiko
          Alter Hase
          • 07.03.2014
          • 3128
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

          Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
          Hallo Heiko
          ich habe das Šielmmávággi auch ausgesprochen steinig in Erinnerung, kein Wunder, dass Du da keinen Platz für Dein Zelt gefunden hast. Da hattest Du ja echt nen langen Tag und musst früher im Jahr unterwegs gewesen sein, dass es um elf noch hell war!?
          Hallo Blahake

          Ja, sowas wie 28.7. war das... ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie hell es wirklich war, kann gut sein, dass ich in die Dämmerung gelaufen bin.

          MfG, Heiko

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          • Blahake

            Fuchs
            • 18.06.2014
            • 1431
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

            23. August Kungsleden



            Weiter geht es morgens auf dem Kungsleden, die Wade ziept noch ein bisschen, aber längst nicht mehr so wie gestern, ein Glück!

            An den Alesjaurestugorna erkundigen wir uns nach der Furt am Miesakjavri, weil ich gerne rechts des Alisjávri weitergehen würde, als Alternative zum Kungsleden. Aber die Hüttenwirtin rät ab, es sei (vor 15 Jahren) dort jemand gestorben, vor einiger Zeit musste jemand gerettet werden, und die Saami raten auch davon ab.
            'I would not recommend it' sagt sie. Ich bin nicht so richtig überzeugt, und habe den Eindruck, so schlimm ist es vielleicht gar nicht. Die sind nur etwas vorsichtig mit ihren Empfehlungen. Die wissen ja auch nie, ob sie nicht völlige Anfänger vor sich haben und sind sicher nicht erpicht darauf, wenn da was passieren sollte, die Furt vorher als harmlos beschrieben zu haben...

            Ich lasse aber die Vernunft siegen, nicht zuletzt, weil ich weder Lust auf eine Diskussion mit P. habe, noch sie in etwas reinziehen will.
            Im Vorbeigehen später kommt die Furt mir nicht so übel vor, aber ich muss zugeben, dass ich das nicht beurteilen kann, da ich sie nicht aus der Nähe betrachtet habe.

            OT: Da hab' ich ja noch nicht gewußt, dass Du ein paar Tage später locker durchgekommen bist, Peter

            An der Stuga leisten wir uns noch Bier, Chips gibt es leider nicht, weil der Heli mit der Lieferung noch nicht gekommen ist und so gibt es stattdessen Süßkram zum Bier und danach noch Kaffee.

            Dann gehe ich also brav den Kungsleden auf diesem Teil zum zweiten Mal, nicht ahnend, dass ich hier in einigen Tagen schon wieder langkommen werde...

            In etwa auf der Höhe der Furt suchen wir nach einem Zeltplatz am Ufer, aber um dahin zu kommen, müssten wir durch Sumpf, das schenken wir uns dann doch lieber und gehen noch ein bisschen auf dem Kungsleden weiter. Das Seeufer rückt dadurch aber in immer weitere Ferne.

            Hinter dem Rentierzaun entdecken wir dann rechts einen kleinen See, und davor einen Lagerplatz mit Feuerstelle. Den nehmen wir. Bis zum Wasser ist es ein Stück, aber o.k., wir baden und machen Feuer. Zum Glück ist noch ein größeres Stück Holz in der Feuerstelle, das sich mit abgestorbenen dünnen Zweigen der umliegenden Zwergbirken bei (Brenn-)laune halten lässt. Das Feuerchen zelebrieren wir ausgiebig. Um es zu halten müssen wir aber immer wieder Zweige suchen, das geht nur so lange, bis uns die Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung macht.



            Die Blicke über den Áhpparjávri hinweg in die Berge sind wunderschön, auch wenn ich die Berge rechts des Sees ein bisschen düster finde.





            Die Birkenzweige halten das dicke Holz bei Laune und der Gin P., die ist ein bisschen beschwipst heute abend

            Zuletzt geändert von Blahake; 21.01.2017, 22:45.

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            • Blahake

              Fuchs
              • 18.06.2014
              • 1431
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

              24. August Links um den Gårddenvárri



              Die Sonne scheint und der Himmel ist blau



              Um nicht weiter auf dem altbekannten Kungsleden wandern zu müssen, überrede ich P., den Gárdenvárri stattdessen links zu umrunden und wir biegen daher schon bald ab. Der Weg ist überraschend gut markiert und ausgetreten, obendrein verlaufen parallel noch Quadspuren, ich nehme mal an, das hat auch mit den Saami-Hütten zu tun, die hier in der Nähe sind. Sobald wir über den Pass sind, haben wir wundervolle Aussichten nach Westen.





              Das Wetter ist heute spitze, es wird ordentlich warm, so dass wir sogar die chemische Mückenabwehr bemühen.









              Den Quadspuren zu folgen, ist oft leichter, als auf dem eigentlichen Weg zu bleiben, das hat dann allerdings zur Folge, dass wir den Abzweig verpassen, der uns auf dem Pfad oberhalb der Baumgrenze weitergeführt hätte und wir gehen stattdessen bis runter ins Tal und über die Brücke. Dass hier eine Siedlung mit einer Menge Sommerhäusern ist, hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Unter der Brücke rauscht der Kamajåkka ganz ordentlich und versorgt uns mit frischem Wasser.





              Danach geht es durch lichten Wald und leicht zu gehendem Pfad weiter Richtung Abiskojaurestugorna, die wir am späten Nachmittag erreichen. Auf der Bank in der Sonne genießen wir Bier und Chips und fachsimpeln mit ein paar jungen Kungsledenwanderern. Dann machen wir uns frisch gestärkt auf den Weg Richtung Kårsavagge, den wir, mal wieder als Alternative zum Kungsleden, spontan ausgeguckt haben.

              Der Anstieg hat es in sich, aber wir schaffen ihn schneller als erwartet und sind ein bisschen stolz auf unsere alten Knochen. Und froh, wieder über der Baumgrenze zu sein. Auf der Suche nach einem Nachtlager finden wir es ein bisschen doof, dass der Weg sich jetzt vom Wasserlauf wieder entfernt und als wir endlich ein schönes Plätzchen am Bach entdecken, steht da schon ein Zelt

              Also steigen wir weiter auf und hoffen, dass wir an dem kleinen See was finden, der da auf der Karte verlockend eingezeichnet ist. Außerdem sollten wir jetzt auch außerhalb des Nationalparks sein. Die Sonne ist im Begriff, hinter den Hügeln zu verschwinden und wir hoffen auf ein Plätzchen, wohin sie noch lang genug für unsere Abendtoilette scheint. Das klappt dann auch gerade so, nicht genau am eingeplanten See, aber an einem schönen Bachlauf. Wir sind versucht, aus Rache für den besetzten Zeltplatz in den Bach zu pinkeln, der auch an deren Zelt vorbeifließt, aber so fies sind wir dann doch nicht.
              Bei diesem Gedanken bin ich dann aber doch froh, dass wir den höhergelegenen Platz haben







              Der Blick über das Tal ist grandios. Der Wind ist kräftig und pustet mir dafür die frisch gewaschene Wäsche trocken.







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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1431
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                25. August Kårsavagge und Vorgeschmack auf die Zivilisation

                Am Morgen lassen sich ein paar Rentiere blicken. Zunächst zögerlich:


                Wiese mit Geweih

                dann weniger scheu.



                Mein Kocher für den Frühstückskaffe steht auf meinem Lieblingsuntergrund, den ich auch für das Zelt am besten finde: ein kurzer, dichter Teppich aus Krähenbeeren, schön weich, schön warm und hinterläßt keinen Dreck am Zeltboden



                Es ist immer noch ziemlich windig, dafür sind meine Sachen aber auch prima getrocknet. Und immerhin scheint die Sonne öfter mal durch die zahlreichen Wolkenlücken.

                Der weitere Weg ist gut zu gehen, auf dem Bergrücken machen wir noch einen kleinen Abstecher auf den Punkt 1150 und genießen die Aussicht, während uns der Wind ordentlich durch die Haare pustet.





                Der Blick hinunter ins Kårsavagge und zum gegenüberliegenden Latnjajávri ist ausgesprochen schön und der Abstieg leicht.





                Zwischendrin machen wir angenehme Pausen auf den Steinen und studieren Karte und Landschaft.





                Kurz vor der Kårsavaggestuga gilt es noch, durch die recht breite Furt zu kommen. Mit ein bisschen tüfteln kommen wir beide trockenen Fußes hinüber, obwohl wir uns für unterschiedliche Varianten entschieden haben.

                In der Stuga gibt es einen „normalen“ Raum und einen für die Hunde. Wir lassen uns für eine kurze Pause im „normalen“ nieder und freuen uns, dass die Vorgänger unter Anderem Tee und Kaffee zum Aufbrauchen hinterlassen haben.



                Kurz darauf schaut aus dem „Hunderaum“ ein blonder Kopf heraus, er gehört zu E., die leider eine fette Erkältung erwischt hat und hier einen Tag zum Auskurieren verbringt. Erst dadurch merken wir, das der „Hunderaum“ auch eine komplett mit Betten und Küche eingerichtete Stube ist, also nicht nur für die Hunde, sondern auch für Herrchen und Frauchen gedacht.

                E. ist über das Månddalen und dann am Latnjajávri entlang hier her gewandert und schwärmt von der schönen Strecke.

                Wir wandern nach einer ausgiebigen Hüttenpause weiter am Vuolimus Gorsajávri entlang, mit zahlreichen Heidelbeerstopps und fangen noch recht weit vor der Nationalparksgrenze an, einen mal wieder aus gegebenem Anlass windgeschützten und am Wasser gelegenen Zeltplatz zu suchen.





                Wir finden auch einen ausgesprochen idyllisch auf einer Terrassenstufe gelegenen mit gutem Zugang zum Wasser. Aber der ist dermaßen vollgemüllt und weitläufig mit Klopapier garniert, dass wir das kalte Grausen kriegen. Der eigentlich sehr schöne Platz ist dadurch komplett versaut und unbrauchbar und wir ziehen ziemlich sauer weiter...

                Kurz vor der Grenze des Nationalparks an einer Brücke gelegen finden sich einige Plätze, es stehen auch schon ein paar Zelte verteilt und wir merken auch daran, das wir schon wieder recht nah an der Zivilisation sind

                Die Brücke ist durchaus stabil gebaut, aber das Geländer ist ausgerechnet in der Mitte konstruktionsbedingt so niedrig, dass ich diesen Teil fast im Entengang bewältige. Ein kniehohes Geländer vermittelt mir keine Sicherheit...

                Wir stellen uns jenseits der Brücke hinter einen kleinen Hügel, der den Wind abhält.



                Die anderen Zelte stehen zwar ziemlich weit weg, aber das Gefühl von Einsamkeit und Freiheit wird dadurch schon ein bisschen gemindert.




                26. August Zurück in der Zivilisation

                Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg bis Abisko und die Zivilisation hat uns vollends wieder.



                Das Wetter bleibt uns hold, d. h. trocken, aber kalt. Umso mehr freue ich mich auf die Sauna. P. besteht darauf, im Hotel zu übernachten. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, zumal sie ja morgen eh heimfliegt und die folgende Nacht dann in den eigenen Kissen verbringt – aber gut – geben wir halt das Achtfache des Campingpreises für ein Hotelzimmer aus.

                Nachmittags gehen wir im Coop Lapporten einkaufen, ich stocke meine Essens- und Gasvorräte für die folgenden Tage auf, bis mein rotes Ungetüm sich wieder zu voller Größe aufgebaut hat. Auch das obligatorische Bier für die Sauna wird hier besorgt und ich freue mich, dass es Lapin-Kulta gibt



                In der Fjällstation kann man eine Waschmaschine nutzen und ich habe Glück, dass ich sie abends von sieben bis zehn Uhr noch buchen kann, vorher ist sie belegt. Einen Trockenraum gibt es auch, so dass ich meine anschließende Solotour mit frisch gewaschenen Klamotten starten kann. Das nenne ich wahren Luxus

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                • RoterMond
                  Anfänger im Forum
                  • 02.01.2017
                  • 12
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                  Ein sehr schöner Bericht. Immer genau die richtige Portion am Abend.

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                  • Blahake

                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1431
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                    #29
                    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                    Hallo Roter Mond
                    Freut mich So etwa 12 Portionen kommen noch, allerdings wird's in nächster Zeit nicht jeden Abend klappen, morgen nur vielleicht, am Wochenende nicht, aber spätestens Montag geht' s dann wieder weiter...

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                    • vobo

                      Dauerbesucher
                      • 01.04.2014
                      • 718
                      • Privat

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                      #30
                      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                      Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                      Danach habe ich dann noch ca. 12 Tage allein. Da will ich mich je nach Wetterlage und Laune entscheiden, ob ich über das Kårsavagge und das Hoiganvaggi Richtung Stuor Kärpel und Unna Allakas und dann weiter ...

                      E. ist über das Månddalen und dann am Latnjajávri entlang hier her gewandert und schwärmt von der schönen Strecke.
                      Huhu, da Du ja schon den Anfang Deiner geplanten Solostrecke hinter Dir hast, bin ich umso gespannter wo es wohl langgeht. Ich tippe mal, dass Dich E.s Bericht inspiriert hat???

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                      • Stephan Kiste

                        Lebt im Forum
                        • 17.01.2006
                        • 6756
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                        #31
                        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                        Sehr taff mit den fetten Rucksäcken und ein toler Bericht,
                        vielen Dank!
                        immer schön die gegend auch mal im "Sommer" zu sehen :-)
                        Schade das das Wetter nicht so dolle war,
                        aber so ist das da nun mal?!

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                        • Blahake

                          Fuchs
                          • 18.06.2014
                          • 1431
                          • Privat

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                          #32
                          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                          Hallo Vobo
                          und ob, was E. erzählt hat, hat mich durchaus neugierig gemacht . Aber das mit den großen Plänen und halben Sachen steht auch nicht einfach nur so im Titel... Lass' Dich überraschen

                          Hallo Stephan
                          Danke und ja, das Rucksackgewicht ist bei mir immer 'n bisschen dicke. Aber ich finde darin nichts mehr, auf das ich verzichten möchte Hoffentlich machen die alten Knochen das noch eine Weile mit. Im weiteren Bericht wird's übrigens noch "sommerlicher"

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                          • Blahake

                            Fuchs
                            • 18.06.2014
                            • 1431
                            • Privat

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                            #33
                            AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                            27. August - Der verschenkte Tag

                            P.s Bus fährt gegen elf



                            und ab jetzt habe ich noch 13 Tage solo vor mir. Die Entscheidung, wo ich langgehen will, ist mir schon zu Hause nicht gelungen. Ich habe einen Plan für gutes und einen Plan für schlechtes Wetter, aber in Anbetracht der bisher schon anders verlaufenen Route und der Erkenntnis, dass ich langsamer vorankomme als gedacht, plane ich jetzt wieder alles neu. Ich beschließe erst mal, heute faul mit der Seilbahn auf den Njullá zu fahren und dann weiter ins Måndalen zu gehen. Dann weiter ins Kårsavagge und von da ins Hoiganvaggi.
                            Beim Frühstück hatten wir E. wieder getroffen, der es zum Glück wieder besser geht. Sie hat mir das Måndalen nochmal sehr empfohlen und mich zudem gebeten, den Hüttenwart in der Kårsavaggestugan ganz herzlich zu grüßen und ihm auszurichten, dass sein Tipp, den kranken Tag besser in der Kårsavaggestugan als in Abisko auszusitzen, sehr gut war.

                            An der Seilbahn ist niemand zu sehen, bei dem ich mein Ticket lösen könnte. Offenbar ist das Personal damit beschäftigt, den Leuten, die gerade herunterfahren, aus den Sesseln zu helfen. Im Warteraum sind einige bunt gekleidete afrikanisch oder orientalisch anmutende Menschen. Scheint mir so, als sind es Flüchtlinge. Ich setze mich auf die Bank und warte - der Raum füllt sich immer mehr mit fröhlichen Menschen unterschiedlichster Nationen, einer fotografiert meinen Rucksack.

                            Auch vier Schweden kommen, gehen zielstrebig zum Schalter und ich merke erst jetzt, dass da inzwischen jemand sitzt. Also gehe ich kurz darauf auch hin und frage, ob man mich wohl samt meinem roten Ungetüm mit dem Lift befördern kann. Das wird auch bejaht, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass all die anderen Menschen vor mir dran sind (die Schweden sitzen derweil schon im Lift !)
                            Hmpf, ich warte schon seit über einer halben Stunde... Und bis die alle vor mir eingestiegen sind geht mindestens eine weitere rum, zumal der Lift bei jedem Ein- und Ausstieg anhält. Und wenn ich dann endlich im Lift bin, müssen die ja auch alle vor mir wieder aussteigen, derweil der Lift dafür auch wieder jedes Mal anhalten wird. D.h. ich werde nicht nur sehr lange warten müssen, sondern auch im Lift erfrieren...

                            Leicht angekäst darüber, dass ich mich so blöd angestellt habe, schultere ich den Rucksack und mache mich zu Fuß auf den Weg. Getröstet werde ich mit reichlich Heidelbeeren, immer schöneren Aussichten über den Torneträsk und den Blick auf den ständig anhaltenden Lift.



                            Kurz bevor ich an der Bergstation ankomme, kommen mir die vier Schweden auf ihrem Abstieg entgegen.

                            In der Bergstation ist ein Café untergebracht und hier ist reichlich Trubel. Das Wetter zieht sich etwas zu und ich nutze den Vorraum, um mich mit einem Schokoriegel zu stärken. Dann freue ich mich, dass ich auf dem weiteren Weg den Menschenmassen wieder entkommen kann.

                            Das Wetter meint es allerdings nicht gut mit mir. Es fängt nicht nur an zu nieseln, es wird auch noch lausig kalt und windig und – was mich am meisten ärgert - neblig!




                            Kein Njullá zu sehen

                            Von schönen Aussichten keine Spur, auf den Njullá selbst brauche ich bei diesen Bedingungen gar nicht zu gehen und obendrein fange ich auch noch an zu frieren. Hinter dem Pass auf dem Abstieg wird es zwar besser, es scheint sogar wieder die Sonne und wärmt mir das Gemüt. Und das vor mir liegende Gohpasvággi sieht wunderschön aus, wie es da so feucht in der Sonne glänzt.









                            Trotzdem habe ich gar keinen Drang mehr, jetzt wieder in neblige, kalte Höhen aufzusteigen. Mir träumt es wieder von Sauna und Bier und da ich gerade erst am Wegweiser „Björkliden 7km“ vorbeigekommen bin, beschließe ich, dem zu folgen. Björkliden = Zivilisation = Sauna und Bier, denke ich...

                            Der Weg führt am Gohpasjohka entlang und bietet wunderschöne Blicke auf selbigen nebst kleineren Wasserfällen.



                            Es bieten sich eigentlich auch schöne Zeltplätze, aber inzwischen ist es hier schon ziemlich schattig und die Vorstellung von Sauna und Bier so fest in mein Hirn gebrannt, dass keine Alternativen durchdringen können. Im übrigen frage ich mich bis heute, wo eigentlich die Furt (nach der Karte etwa einen Kilometer oberhalb der Brücke an der Samenhütte) hätte sein sollen, mir kam der Gohpajohka da nicht so vor, als könnte man ihn so leicht queren...

                            Ich setze also meinen Weg Richtung Bier und Sauna weiter fort. Je näher ich Björkliden komme, umso weniger schön ist der Weg.



                            Es geht auf Schotterpisten und Skihängen hinab und so langsam kommt auch der Campingplatz in meinen Blick. - Oh nein! - Das ist ja ein total liebloser Wohnmobilstellplatz

                            Und einen Ortskern mit bierverkaufendem Laden kann ich zumindest von hier oben auch nicht ausmachen.
                            So hab' ich mir das nicht vorgestellt. Na ja, nun kann ich eh nicht mehr zurück. Erstmal näher angucken.
                            Kurz kommt mir noch der Gedanke, dass ich, falls mir Björkliden nicht gefällt, ja noch mit Bus oder Bahn nach Katterjåkk oder Riksgränsen fahren kann, aber ein lautes Pfeifen aus dem Tal macht mich darauf aufmerksam, dass der letzte Zug für heute in der Richtung schon unterwegs ist


                            liebloser Wohnmobilstellplatz

                            Ich steige also weiter hinab, laufe über den Wohnmobilstellplatz und sehe dabei auch auf einer ausgesprochen unschönen Stellfläche ein Symbol, das darauf hinweist, dass hier der Platz für die Zelte ist. Na prima. Leicht frustriert laufe ich bis zum Servicegebäude weiter und lasse mich unschlüssig auf der Bank davor nieder. Eine Rezeption ist nicht zu sehen. Ins Servicegebäude rein kommt man nur mit Chip, aber als jemand kommt, nutze ich die Gelegenheit. Ich darf mit rein und kann mich davon überzeugen, dass es hier auch keine Sauna gibt

                            Unschlüssig hocke ich mich wieder auf die Bank und weiß nicht, was ich machen soll. Nach ein paar Müsliriegeln bin ich so weit gestärkt, dass ich beschließe, erst mal weiter die Umgebung zu erkunden und steige hinter dem Stellplatz den Hügel hoch. Da ist zunächst so etwas wie ein Hüttendorf und oberhalb ein Hotel. Mit vielen großen Autos davor, die das Ganze ziemlich unsympathisch wirken lassen. Ich stiefele weiter hoch, sehe ein Schild „Låktatjåkkastugan 9km“ und weiß jetzt wenigstens, wo der Wanderweg weitergeht. Da ich ja das Måndalen jetzt gestrichen habe, wäre das ein gutes Ziel für morgen.

                            Ich gehe noch weiter, an einem Golfplatz vorbei und überlege, ob ich nicht einfach weiter in der Richtung gehen und mir da irgendwo einen Platz für die Nacht suchen soll. Aber erstens fühle ich mich nachts allein im Zelt nicht wohl, wenn die Zivilisation noch zu nah ist und außerdem pustet mir nach der nächsten Kuppe der Wind schon wieder dermaßen um die Ohren, dass mir die Lust vergeht und ich mich frustriert auf den hässlichen Campingplatz zurückziehe.

                            Also wieder den langen Hügel hinunter, am Hotel vorbei, durch das Hüttendorf bis runter. Da stehe ich jetzt, füge mich in das Schicksal, dass ich halt auf diesem blöden Platz bleiben muss und suche die Rezeption...
                            und suche...
                            Ich kann sie nicht finden!

                            Zum Glück kommen gerade vier wandernde Damen mit Tagesrucksäcken und gehen zu einem Auto. Ich frage sie, ob sie wohl wüssten, wo hier die Rezeption sei und sie erklären mir, dass die oben im Hotel ist. Also da auf dem Hügel, den ich mich eben schon müde und missmutig rauf und runter geschleppt habe...
                            Zum Glück bieten sie mir aber auch sofort an, mich im Auto dorthin mitzunehmen, weil sie da auch hoch wollen. Ich nehme das dankbar an.

                            Da löhne ich dann für den üblen Zeltplatz fast das Doppelte dessen, was ich in Abisko gezahlt hätte.
                            Ich bin halt in einem schnöden Wintersportort gelandet. Hätte ich das früher gewusst, wäre ich in Abisko geblieben und hätte mich da einen Tag auf die faule Haut und in die Sauna gelegt...

                            Frustriert latsche ich wieder den Hang hinunter durch das Hüttendorf, nachdem ich mir zumindest die gnädige Erlaubnis erbeten habe, dass ich mein Zelt nicht auf dem ausgewiesenen hässlichen Platz aufstellen muss, sondern eine etwas nettere Grünfläche näher am Servicegebäude nutzen darf.

                            Den verregneten Abend verbringe ich dann in selbigem, koche und esse ausgiebig, nutze die Gelegenheit, bequem am Tisch sitzend Postkarten zu schreiben und kann, weil hier Empfang ist, meinem Liebsten zu Hause mein Leid klagen.
                            Zuletzt geändert von Blahake; 26.01.2017, 22:44. Grund: See verwechselt...

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                            • vobo

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                              • 01.04.2014
                              • 718
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                              #34
                              AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                              Kann ich total nachvollziehen, diesen erneuten Drang nach Bier und Sauna. Aber wenn es schon mit sauberen Klamotten frisch geduscht nicht so richtig was wird, welche halbhohen Berge mögen sich dann noch anbieten? Wusstest Du dass Unna Allakas seit einiger Zeit eine Sauna hat?!

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                              • DerNeueHeiko
                                Alter Hase
                                • 07.03.2014
                                • 3128
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                                #35
                                AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                Oh ja, Björkliden ist fürchterlich... ich kam da runter, nach zwei Gewaltmärschen wegen Mücken, ziemlich kaputt, wollte eigentlich dort zwei-drei Nächte verbringen, Klamotten waschen, Essen nachkaufen und generell ausruhen, aber nachdem ich dann noch zum Hotel hoch musste, die kein Bargeld wollten, der Lanthandel auch nicht, das Angebot dünn war... bin ich am nächsten Morgen nach Kiruna weiter gefahren.

                                MfG, Heiko

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                                • Studilja
                                  Gerne im Forum
                                  • 05.08.2016
                                  • 70
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                  Schön geschriebener Bericht.
                                  Die Tour ist für nächstes Jahr bei mir geplant! Jetzt kann ich es noch weniger erwarten...

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                                  • trekalex
                                    Erfahren
                                    • 23.03.2013
                                    • 253
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                    Schön geschrieben, tolle Bilder!

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                                    • Dogmann
                                      Fuchs
                                      • 27.09.2015
                                      • 1022
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                      Danke fürs mit erleben dürfen!
                                      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                      • Blahake

                                        Fuchs
                                        • 18.06.2014
                                        • 1431
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                        Hallo Vobo
                                        Ja, der kurze Aufenthalt in Abisko hat mich anscheinend völlig verweichlicht Wahrscheinlich lag's an der Nacht im Hotel

                                        Hallo Heiko
                                        da hast Du ja genau die gleiche Enttäuschung erlebt. Björkliden taugt echt nicht zum entspannen.

                                        Hallo Studilja
                                        Danke Ja, die Gegend kann ich sehr empfehlen, und es kommen noch ein paar weitere schöne Ecken...

                                        Hallo trekalex
                                        Danke, freut mich, zumal ich doch vom Fotografieren keinen Schimmer habe, ich knipse nur so drauf los.

                                        Hallo Dogman
                                        gerne Hol' schon mal die nächste Popcorntüte, gleich geht's weiter
                                        Zuletzt geändert von Blahake; 30.01.2017, 22:06.

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                                        • Blahake

                                          Fuchs
                                          • 18.06.2014
                                          • 1431
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [SE] Ein Weichei im Kebnekaisefjäll - Große Pläne und lauter halbe Sachen

                                          28. August Unerwartete Wendung

                                          Inzwischen habe ich mir überlegt, über die Låktatjåkkastugan weiter ins Kårsavagge zu gehen und von da ins Hoiganvaggi, das in meiner ursprünglichen Planung auch vorkam.
                                          Das sind für heute komfortable neun Kilometer und die Aussicht, dass ich mein Zelt abends in der schützenden Nähe einer Hütte aufstellen kann, ist mir angenehm. Es gibt eine südliche und eine nördliche Variante des Weges und ich entscheide mich wegen der schöneren Aussicht für die nördliche.

                                          Also mache ich mich morgens (na ja, eher mittags) auf den Weg Richtung Låktatjåkkastugan. Zuerst wackele ich zum gefühlt hundertsten Mal durch das Hüttendorf hoch zum Hotel und dann weiter am Golfplatz vorbei. Hinter dem Hügel empfängt mich der Wind in der gleichen Stärke wie gestern und ich fange an zu fluchen. Es ist echt fies und lästig, es regnet auch schon wieder und der Poncho zerrt an mir und meinen Nerven.

                                          Auf der Leeseite einer Hütte an einem kleinen See mache ich erst mal Pause. Ich bin versucht, umzukehren und alles zu schmeißen. Aber was und wohin dann? Schräg hinter mir sehe ich Lapporten unter den Wolken heraus schielen und ich fühle mich, als ob es mich verhöhnt. Da wollte ich doch eigentlich schon durchgewandert sein.


                                          Lapporten lacht mich aus...

                                          Nach einem Müsliriegel stapfe ich weiter. Immerhin hört es auf zu regnen. Aber der Wind ist immer noch kräftig. Ich folge dem Winterweg, weil ich die anderen Markierungen schon lange nicht mehr gesehen habe, wähne mich aber auf dem richtigen Weg, zumal ich die versprochenen schönen Aussichten auf eine hübsche Seenlandschaft westlich des Torneträsk habe. So sehe ich auch keine Veranlassung, meine Karte zu befragen, was bei dem Wind ja ausgesprochen lästig wäre. Inzwischen steigt die Laune auch wieder ein bisschen, die Sonne lässt sich ab und zu blicken und auch ein paar Rentiere.



                                          An einer weiteren Hütte an einem weiteren See nutze ich die Gelegenheit, meinen Rucksack bequem absetzen zu können und mache Pause. Der Poncho bleibt dabei über dem Rucksack auf der Leeseite der Hütte und bewegt sich im Wind, als hätte er ein Eigenleben.




                                          Mein Poncho lebt

                                          Ein paar hundert Meter weiter werde ich dann doch stutzig, ich komme an eine Stromleitung. Und die Straße im Tal ist auch beunruhigend nah. Da stimmt was nicht. Nun schaue ich also endlich auf die Karte, was tatsächlich wegen des Windes kein leichtes Unterfangen ist, aber als ich sie endlich gebändigt habe, verrät sie mir, dass ich von Anfang an komplett falsch und zu weit nördlich gegangen bin.
                                          Na toll, der Tag fängt ja so an, wie der gestrige geendet hat!!!

                                          Was jetzt? Alles wieder zurück?? Boah, nee!!! Ich gehe erst mal zurück bis zur letzten Pausenhütte. Von da habe ich einen besseren Blick auf das Gelände zwischen mir und dem richtigen Weg und gleiche das auch mit gründlichen Blicken auf die Karte ab (man lernt ja aus seinen Fehlern...)
                                          Das müsste eigentlich gut gehen. Ich mache mich also auf einen ziemlich anstrengenden Querfeldein-Anstieg nach Süden. Ab und zu muss ich mich durch ein paar sumpfige Stellen lavieren, aber peu à peu wurstele ich mich nach oben.

                                          Zieht sich allerdings ziemlich. Und ich bin natürlich komplett genervt von meiner eigenen Blödheit. Das hat mich jetzt locker zwei Stunden gekostet und der ruhige Ich-latsche-heute-nur-entspannte-9-km-Tag ist dadurch auch nicht mehr so entspannt


                                          von ziemlich weit da unten bin ich hier hoch...

                                          Als ich endlich wieder auf den deutlich markierten und ausgetretenen Weg komme, bin ich ziemlich erleichtert


                                          Juhu, ein Weg

                                          der Wind ist immer noch zäh, aber schon besser und ab und zu lässt sich auch die Sonne blicken.



                                          Ich erreiche langsam die Schneegrenze, das ist eindeutig kein Altschnee, sondern frisch von heute Nacht. Ich ärgere mich da kein bisschen drüber sondern genieße das, jetzt passt die Gegend endlich zur Temperatur















                                          Meine Laune ist wieder gut, ich bin auf dem richtigen Weg, er ist leicht zu gehen, ab und zu kommt ein Sonnenstrahl, und die Gegend ist schön und ehrlich. Nur Pausen machen ist nicht so bequem wie ich mir das wünsche, weil sich natürlich kein trockener Platz zum Rucksackabstellen und Hinsetzen findet.

                                          Kurz vor der Låktatjåkkastugan bin ich ziemlich begeistert vom Anblick dieser Kulisse,



                                          aber an der Hütte dann weniger davon, dass der Wind hier oben wieder dermaßen bläst, dass an zelten nicht zu denken ist Neblig ist es auch wieder.



                                          Die Hütte ist außerdem keine Hütte sondern eine große Fjällstation (allerdings nicht vom STF betrieben) und mit viel Betrieb. Sie liegt zu nah an der Zivilisation und ist gut für Tagesausflügler zu erreichen. Hier will ich eigentlich nicht übernachten, aber andererseits kann ich doch eigentlich froh sein, dass ich diese warme und trockene Option habe.

                                          In der Hütte komme ich mit zwei freundlichen Schweden ins Gespräch, ein Brüderpaar auf Angeltour, die mich auf den Selbstversorgerraum hinweisen. Da darf man sich gegen geringes Entgelt sein eigenes Essen zubereiten. Das kommt mir gerade recht und ich nutze den dortigen Wasserkocher, um mir einen köstlichen Kartoffelbrei mit getrockneten Tomaten und Oliven zu kochen.

                                          Mit den Schweden, Lårs und Anders, schwatze ich noch ein bisschen und erzähle ihnen, dass ich eigentlich zelten wollte, es mir aber zu windig ist. Sie sagen, es ginge ihnen genauso und sie wollten ungefähr zwei Kilometer Richtung Kårsavagge absteigen und schauen, ob sie auf dem Weg einen geeigneten Zeltplatz finden. Da dränge ich mich natürlich flugs auf und frage, ob ich mitkommen darf. Was sie gentlemenlike brav bejahen.

                                          OT: Ich habe ja schon mal ausgesprochen gute Erfahrungen damit gemacht, mich zwei schwedischen Wanderern anzuschließen

                                          Sie gönnen sich noch eine Waffel mit Moltebeeren während ich meinen Kartoffelbrei esse und dann ziehen wir gemeinsam los. Was gar nicht so einfach ist, bei dem Wind und Nebel und Schneetreiben. Sie navigieren mit Karte und Kompass, das eine oder andere Mal befrage ich aber auch kurz mein Navi. Glücklicherweise sind beide Methoden einer Meinung und wir finden den richtigen Weg


                                          Aufbruch


                                          da wäre ich nicht allein durch


                                          my friendly companions

                                          Ich bin echt froh, dass ich mich den beiden anschließen kann, alleine wäre ich nie im Leben durch diese Nebelsuppe und den garstigen Schnee gegangen. Meinen Eindruck vom Wetter bestätigt Lårs, als er schon recht früh vorschlägt, im Zweifelsfall rechtzeitig umzukehren 'because this is snowstorm'. Krümel ist auch schon von einer dünnen Eiskruste bedeckt. Die Stimmung ist trotzdem gut, ich höre Anders vor mir die Melodie von 'Over the hills' trällern und stimme fröhlich mit ein.

                                          Am ersten See, den wir erreichen ist das Ufer ziemlich uneben und feucht,



                                          zur Not würde sich Platz für unsere Zelte finden, aber wir beschließen, weiter zu gehen. Wir nehmen den Weg ins Latnjavággi. Dazu müssen wir über einen kleinen Pass und während des Aufstiegs versichern wir uns gegenseitig, dass auf der anderen Seite ganz bestimmt das Paradies liegt. Beim Abstieg auf der anderen Seite sieht es auch ganz vielversprechend aus. Der Weg runter ist allerdings nicht ohne, weil die nassen Steine inzwischen mit einer fiesen Eisschicht überzogen sind. Selbst da, wo sie griffig aussehen, rutschen wir aus. Zum Glück ohne Folgen.





                                          Wir staunen, als uns zwei Wanderer entgegenkommen. Ein Pärchen kommt aus dem Kårsavagge hoch und will zur Låktatjåkkastugan. Sie wollen sie heute noch erreichen, weil sie bei dem Wetter keine Lust aufs Zelt haben. Wir drei hegen leichte Zweifel, ob die beiden das noch vor der Dunkelheit schaffen können und sagen ihnen das auch. Hier unten ist das Wetter doch schon deutlich zahmer als das, was sie weiter oben erwartet. Aber die zwei wollen trotzdem weitergehen. Hoffentlich sind sie gut angekommen!!

                                          Wir sind uns beim weiteren Abstieg jedenfalls alle drei einig, dass wir unsere Richtung gerade deutlich angenehmer finden

                                          Nicht lange danach finden wir auch unser 'Paradise'. An einem kleinen See finden sich trockene ebene Plätze und wir schlagen unser Nachtlager auf. Es dauert nicht mehr lange bis es dunkel wird und wir verschwinden bald in die Zelte. Zum gemütlichen Plausch vor dem Zelt eignet sich das Wetter leider gar nicht...


                                          Paradies


                                          abendlicher Blick aus dem Zelt

                                          Ich bin beim Einschlafen glücklich, dass ich wieder in meinem kuscheligen Schlafsack im Zelt liege und nicht in der Hütte.
                                          Zuletzt geändert von Blahake; 30.01.2017, 22:20. Grund: Bild verschoben und mal wieder Rechtschreibung

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