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[IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
19.07.2015 raus aus‘m Hochland
Ich bin trotz Schlafsackmütze über den Augen schon um 6 Uhr wach, Sturm!
Ich gehe kurz zur Info, checke das Wetter und baue daraufhin das Zelt ab und packe, überlege dabei was nun…
Ich frühstücke erst einmal, trinke viel Kaffee und komme mit einigen Leuten nett in’s Quatschen. Dann entscheide ich: ab zum Myvatn, da isses Wetter hoffentlich besser.
ab in den Bus
Wenig später sitze ich im Bus, bin irgendwie doch ein wenig durchgefroren und schreibe deshalb in Handschuhen Tourtagebuch. Draußen ist’s saukalt und stürmisch, hatte ich gestern doch echt Wetterglück
Schade nur, dass ich in LML nicht mehr Gelegenheit zum „schön“ wandern hatte, aber weiter dort zu zelten ist mir doch ein wenig ungemütlich und die Runde um den Skalli z.B. wegen des Schnees auch eher unlustig.
22 Uhr: So, bin jetzt bei Reykjahlíð; Fahrt war unspektakulär bis auf zwei Festfahrer und zwei (allerdings sehr schöne) Wasserfälle.
da geht's lang
da nicht...
...und auch da nicht
tatsächlich bin ich froh, einfach im Bus mitzufahren
der Aldeyarfoss
mit seinen schönen Basaltformationen
...und dann bin ich zum dritten Mal am Goðafoss
In Reykjahlíð ankommend suche ich ein Zimmer, leider alles ausgebucht!
Da jetzt bei 4° und leichtem Regen Zelten eher so geht, erinnere ich mich an ein Hotel ein paar KM zuvor mit einem „Zimmer frei“-Schild, also Daumen raus und ca. 30 Sekunden später nimmt mich ein Ranger, der Wildcamper verscheuchen soll, mit.
So komme ich am Hotel an und denke: nobler Schuppen! Ich gehe zur Rezeption, frage nach einem Zimmer für zwei Nächte und dem Preis und beschließe innerlich eine Höchstgrenze, die ich zu zahlen bereit bin.
Der Mensch an der Rezeption nennt mir eine Summe, die meine innerlich beschlossene Höchstgrenze deutlich übersteigt und während ich noch überlege die Höchstgrenze doch noch zu erhöhen, teilt er mir mit, dass das Zimmer nur für eine Nacht frei sei, er mir dafür aber einen großzügigen Rabatt einräumt.
Damit bin ich wieder im grünen Bereich ; also schnell eingecheckt, geduscht, wie im Klischee Socken gewaschen und zum Trocknen aufgehängt und ab in die Restauration.
Ich bestelle ein Glas Rotwein, staune über den (leider hohen) Preis und setze mich mit Tourtagebuch und Lektüre. Als die Bedienung mir zwei Gläser Rotwein hinstellt erklärt sich der Preis: sie dachte es käme noch jemand dazu und hat eine Bestellung für zwei aufgenommen.
So sitze ich da, schreibe, lese, trinke die beiden Gläser Wein und falle infolgedessen wenig später total geschafft in’s Bett.
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
Der Basaltwasserfall ist ja toll.
Ich bin wirklich großer Basaltfan (bevor mir ein Sachse Stolpen empfiehlt: Ist bekannt und besucht ). Diese natürlichen, symetrischen Formen sind großartig!
Der Basaltwasserfall ist ja toll.
Ich bin wirklich großer Basaltfan (bevor mir ein Sachse Stolpen empfiehlt: Ist bekannt und besucht ). Diese natürlichen, symetrischen Formen sind großartig!
...dann musst Du meiner Reise auf jeden Fall weiter folgen, es kommt noch Basalt zuhauf in den nächsten Tagen
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
20.07.2015 Zitat Tourtagebuch: „One of my most impressive hikes“
Hochtrabende Worte, aber tatsächlich war das meine Antwort auf die Frage des Rangers, wie der Weg denn war. Aber von Beginn an:
Nach sehr angenehmer Nacht ein ungewohnt üppiges Frühstück: ich esse gefühlt „einmal alles“, trinke dazu einen Eimer Kaffee und schleppe mich dann in’s Zimmer um zu packen.
Entschieden habe ich mich mittlerweile für die Wanderung des Jöklsárgljúfur vom Dettifoss zur Schlucht Ásbyrgi.
So checke ich aus und gehe im Dauerregen auf die andere Straßenseite zum Souvenirshop. Ich grinse im Gedenken daran, dass Tina hier vor 18 Monaten im Winter eine Sonnenbrille gekauft hat und kaufe eine Karte für sie, die ich (zum Verwundern der Verkäuferin) direkt beschreibe, frankiere und in den Postkasten stecke.
Dann kaufe ich noch zwei Snickers, ich meine Frühstück für morgen, damit ich im Glücksfall nicht mehr in Reykjalíð raus muss, denn ich habe entschieden, weil der Bus zum Dettifoss erst nachmittags fährt, zu trampen.
Während ich mein Gepäck optimiere und auf den Rücken hieve hört der Regen fast auf, schön.
Ich stelle mich mit Daumen raus an die Straße und werde unfassbare zwei Minuten später schon mitgenommen. Ein spanisches Paar nimmt mich mit, wir kommen nett in’s Plauschen und an der Krafla biegen sie dann leider ab, so dass ich vorher aussteige.
Blick zurück zum Námafjall, den ich ja schon sommers wie winters bestaunen durfte
Blick nach vorn, wo ich dem schlechten Wetter von rechts hoffentlich ausweichen kann...
Nach 15-20 Minuten gehen hält das nächste Auto an und ein deutsches Paar nimmt mich direkt bis zum Dettifoss mit. Auch mit den beiden komme ich sehr angenehm in’s Gespräch und gebe nebenbei noch ein/zwei Tipps wohin es sich zu fahren lohnen könnte; als wir da sind schiebt mir der Mann mit fragenden Worten: „500 Gramm können Sie doch auch noch tragen?“ eine Dose Becks in den Rucksack. Sachen gibt’s
Dann bestaune ich erst den Selfoss und anschließend den Dettifoss. Auch wenn ich vor drei Jahren schon hier war: einfach unglaublich dieser Wasserfall, wirklich ein Wucht!
ist der Selfoss schon bemerkenswert...
...so ist der Dettifoss noch weit imposanter
Nach viel Fotografie geht’s weiter auf die eigentliche Wanderung, erst ein wenig un-, dann umso spektakulärer am Seil in die Schlucht hinab mit abgefahrener Canyon-Landschaft.
ja, da geht's runter
Blick zurück von unten
Sehr schöne Aussichten auf viel Basalt, wundersame Wege, die unmöglich aussehen und sich dann doch recht gangbar entpuppen und ein schöner Wasserfall dazu, insgesamt einfach großes (Natur-) Kino!
der Weg mit Trittsteinen
der Hafragilsfoss
der Weg, immer umrahmt von schönem Basalt
Dann geht’s aus der Schlucht raus und es scheint erst fast langweilig; doch man bleibt direkt oberhalb der Schlucht, hat immer wieder sehr schöne Blicke in diese und auf einmal wird’s noch richtig schön:
da geht's raus
Blick zurück in die Schlucht
Trotz des vorausgesagten Regens ist es bewölkt, aber trocken; als ich auf Höhe eines kleinen Wasserfalls bin kommt sogar die Sonne raus und es erscheint der perfekte Regenbogen!
kleiner Wasserfall
Regenbogen
1000mal Dank an den (Wetter-) Gott, oder wer immer sonst sowas macht.
Auf dem weiteren Weg gibt es immer wieder faszinierende Basaltformationen und dann auch eine kleine Wasserfallkaskade „aus der Wand“, quasi ein kleiner Hraunfossar
Einfach schön das alles; so schön, dass ich auf einmal, eine Basaltformation vor Augen, auf dem Schlauch stehe: vor mir vereinigen sich zwei Wasserläufe, es geht nicht mehr weiter.
Karte raus und Luxusproblem erkannt: vor lauter Basalt gucken habe ich die Furt verpasst. Also kurz zurück, furten und weiter.
Gesellschaft
wenn Ihr das seht, seit Ihr zu weit gewandert
Nun ein kleines Sternchen Abzug: es zieht sich ein bisschen und der Weg zum Zeltplatz ist doch ein wenig umständlich; das macht der liebliche Zeltplatz aber direkt wieder wett!
Karl og Kerling
Idylle pur
Während des Zeltaufbaus mache ich das Telefon an, habe wider Erwarten volle Lotte Empfang und plausche mit Tina und esse zu Abend; mittlerweile ist’s kurz vor neun und erstaunlich frisch, also ab in den Schlafsack; ich genieße noch das Geschenkbier und ein paar Seiten Rumo, Feierabend.
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
21.7.2015 Akureyri
Dem schönen Tag gestern folgt eine erholsame Nacht, tatsächlich kann ich wegen der geringen Zeltdichte und der entsprechenden Ruhe sogar ohne Ohropax schlafen.
Ausgeruht werde ich kurz nach 7 wach, frühstücke gemütlich, packe und um 8.45 geht’s weiter.
Nach einem Tag wie gestern hat es der weitere Weg natürlich schwierig mich wieder zu begeistern, trotzdem erfreue ich mich an der weiterhin sehr schönen Landschaft mit immer noch sehr viel Basalt.
Es geht durch ein kleines Basaltlabyrinth, wieder hinaus und auf rote Hügel und auch wieder runter.
Dann verlaufe mich einmal doof, weil ich irgendwelchen Zeichen folge und nicht auf die Karte gucke, irre ein wenig durch die Gegend und finde den Weg dank GPS doch recht schnell wieder, ohne alles zurück gehen zu müssen.
Nach ein wenig Mondlandschaft...
...geht es dann ein bisschen in die Höhe und hinter einer Kuppe eröffnet sich auf einmal der Blick auf die Schlucht Ásbyrgi unter mir: DAS ist ein grandioser Ausblick und ein wirklich würdiger Abschluss für diese schöne Tour!
...und leider kann das Foto den Eindruck nur ansatzweise wiedergeben
Ich gehe immer noch staunend halb um die Schlucht herum, verliere einige Höhenmeter und schließlich führt eine mit Hilfsseil versehene „Treppe“ auf den Grund der Schlucht.
auf dem Weg um die Schlucht
immer wieder andere faszinierende Anblicke des "Keils"
Hier verliere ich kurz den Weg und gehe einfach über den Golfplatz (?) zur Touristeninfo.
Ich muss schon sagen: diese 2-Tagestour mit Übernachtung auf extrem lieblichem Zeltplatz kriegt von mir klare 10 von 10 Punkten! Falls Ihr irgendwann mal die Möglichkeit habt: machen!
In Rückschau würde ich allerdings noch eine Übernachtung in der Schlucht dranhängen um mich dort noch umzuschauen und die Eindrücke ein wenig mehr wirken zu lassen, aber das ist jetzt jammern auf allerhöchstem Niveau
Bei mir geht’s jetzt nämlich so weiter: da der Bus nach Akureyri, wo ich einen Tag Stadturlaub einschieben will, erst in zwei Stunden geht, stelle ich mich wieder an die Straße und halte den Daumen raus.
Nach ca. 3 Minuten hält eine französische Familie und nimmt mich bis Húsavík mit; nach wieder 3 Minuten hält ein Ungar an, mit dem ich nett in’s Gespräch komme: er bereist die Welt und arbeitet seit einigen Wochen in einem Gewächshaus, dauerhaft in Island bleiben will er aber nicht; am Abzweig Mývatn, wo er nach Reykjalíð weiter will, steige ich aus und nach 15 Minuten hält ein isländisches Paar und nimmt mich direkt bis Akureyri-Zentrum mit, super.
kurz hinter der Kreuzung: Schafsidylle
Start-Ziel hat gedauert 2h 10, genau wie der Bus nur zwei Stunden früher. Passt sehr gut, da die Information nun noch auf hat und mir direkt ein günstiges Zimmer vermitteln kann.
Das geht übrigens so: ich gehe rein und frage nach einer Unterkunft, worauf mir eine nette Dame ein zusammenkopiertes Unterkunftsverzeichnis gibt. Ich suche mir was aus und sie ruft beim Vermieter an ob was frei ist. Ich werde gefragt, ob eine nicht ganz so hohe Zimmerdecke OK ist und visualisiere mich kurz in Being John Malkovichs 13 ½ tem Stock, sage aber trotzdem zu.
Dann erklärt mir die Dame den Weg und während ich hingehe kommt die Vermieterin auch schon angefahren und zeigt mir das Zimmer; sie kassiert direkt und ich habe eine günstige Bleibe nahe Zentrum, prima.
Jetzt habe ich zwei Nächte und damit einen Tag Pause in Akureyri, finde ich gut
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
Schönen Dank für die netten Rückmeldungen, freut mich immer
22.07.2015 Stadturlaub in Akureyri
Nach dem Ausschlafen frühstücke ich erst einmal und überlege, was ich in den restlichen Tagen Schönes tun will. Beim x-ten Kaffee entscheide ich dann: eine Runde in der Kerlingarfjöll soll’s werden, wenn die Schneeverhältnisse dort annehmbar sind; bunte Berge aus Rhyolith kann man ja nicht genug gesehen haben
Ich lasse es aber erst einmal gemütlich angehen und frühstücke und lese weiter; dann mache ich mich auf, die Stadt auch einmal im Sommer zu erkunden.
Da das Wetter echt oll ist mache ich eine kleine Runde in der Einkaufs-Mall; wieder draußen sehe ich eine Ellingsen-Filiale und erstehe dort zwanghaft ein Merino-Oberteil, das ich ob des kühlen Wetters gleich unterziehe, schön kuschelig
Ich spaziere hier- und dorthin, bummele durch’s Städtchen und erinnere mich gerne an den Besuch im Winter vor erst 1 ½ Jahren; zwischendurch gehe ich auch zur Touri-Info und frage nach Wetter- und Schneeverhältnissen in der Kerlingarfjöll. Die nette Dame ruft einfach dort an (ja, das Leben kann einfach sein), erkundigt sich und übersetzt mir, dass das Wandern dort problemlos möglich und überhaupt alles bestens sei.
Ich bin ob dieses totalen Optimismus‘ ein wenig skeptisch, gehe aber trotzdem zum Busbahnhof und ziehe schon einmal ein Ticket Akureyri-Kerlingarfjöll.
Dann esse ich noch zu Abend, lese was und Feierabend isses.
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
23.07.2015 Kerlingarfjöll
Ich stehe um 6 Uhr auf, packe, schneide mich total doof an einer Real Turmat-Packung, packe weiter und stiefel um ½ 8 Uhr zum Busbahnhof; unterwegs sehe ich nur wenige Leute, anscheinend alles Gleichgesinnte.
der Bus
Nach zwei Zwischenstopps halten wir in Hveravellir für eine längere Pause, so dass ich entspannt eine Runde drehen, fotografieren und nach der langen Sitzerei einfach die Beine vertreten kann. Es dampft, faucht, spotzt und stinkt und ist sehr unterhaltsam.
es dampft...
und blubbert...
und qualmt und stinkt
und nicht nur ich fotografiere
Dann geht’s wieder in den Bus, der nach Zustieg einer größeren Gruppe merklich voller ist, und wir nähern uns allmählich der Kerlingarfjöll.
Je näher wir dieser kommen, desto mehr wachsen meine schon vorhandenen Zweifel, ob die große Mehrtagesrunde wirklich zu wandern möglich ist, ich sehe einfach verdammt viel Schnee überall.
Als wir da sind gehe ich erste einmal zur Rezeption, die von drei Jungen Frauen besetzt ist, und frage noch einmal eingehender nach den Schnee-/bzw. Wanderverhältnissen. Dabei merke ich schnell, dass die drei gar keine Ahnung von den Verhältnissen haben und auf Grund des aktuellen Wetters einfach vermuten, dass alles schön sei. In mir steigt der Verdacht, dass die nette Dame an der Info in Akureyri eine dieser drei Ahnungslosen am Telefon hatte, mal sehen…
So buche ich dann erst einmal einen Zeltplatz für eine Nacht, baue das Zelt auf und mache mich auf zu einer Schnupperrunde in’s Geothermalgebiet; die ersten Kilometer dieser Runde bilden auch den Anfang der Mehrtagestour, so dass ich einen guten Eindruck über die Schnee- und Streckenverhältnisse bekomme, bevor ich mich mit allem Gepäck in’s Unbekannt stürze.
der Zeltplatz; ich war nicht der einzige Hilleberg-Zelter
Wie vorausgeahnt wird mir auch leider schon auf den ersten Metern schnell klar, dass die große Runde nix wird, da noch Unmassen an Schnee liegen und das Wandern alles andere als einfach und sicher ist; es gibt Schneebrücken zuhauf, zum Teil schon eingestürzt, auch sind weggerissene/eingefallene Brücken über kleine Flüsse noch nicht wieder aufgebaut, die Wandersaison ist gefühlt noch nicht eröffnet.
da geht's lang
Blick zurück auf's Camp inklusive Zeltplatz links
willkommen zurück im Schnee
ja, genau; immer geradeaus...
und oben klart's dann ein wenig auf
Nach der so klaren Aussage in Akureyri, die große Runde problemlos machen zu können, ärgere ich mich anfangs noch ein wenig, doch schnell weicht der Ärger den erstaunlichen Ausblicken über das Geothermalgebiet.
der Ausblick wird interessanter
Es wird wunderlich bunt und es macht Spaß hier umherzuwandern und zu gucken und entdecken: Durch den vielen Schnee, die bunten Berge und dem blauen Himmel ist die Aussicht abwechslungsreich und vielfältig; selbst die Tatsache, dass auch hier eine der Brücken eingestürzt ist, so dass ich barfuß durch den kalten Fluss muss, kann die Freude nicht trüben
auf dem Grat hinunter in die Farbenpracht
von da oben komme ich her
Wege, die unter Schnee verschwinden
Ich grase entspannt das Geothermalgebiet ab, den weiteren Weg der großen Runde kann ich dabei tatsächlich ohne GPS oder Karte gar nicht finden, und kraxle schließlich über eine Anhöhe aus dem Tal heraus; oben komme ich noch mit einer Isländerin in’s Quatschen, die mit Ihrer Familie hier einen Tagesausflug macht, und vollende schließlich die (mittlerweile mehr als Schnupper-) Runde erst über die Jeeppiste und dann einen Trampelpfad in’s Camp zurück.
Blick zurück in's Tal
So war ich dann doch vier schöne Stunden unterwegs und lasse den Abend ausklingen, indem ich Rumo zu Ende lese; die Entscheidung, wie es ab morgen weiter geht, verschiebe ich einfach auf morgen früh
AW: [IS] Wenn Du Buddha zum Lachen bringen willst, erzähl' ihm von Deinen Plänen
24.07.2015 Vik!
Dank in Akureyri erstandener Schlafmaske wache ich um ½ 8 total ausgeschlafen auf. Ich trinke Kaffee, frühstücke und überlege mal wieder: was nun?
In und um Akureyri/Myvatn war ich jetzt sommers wie winters, komme auch noch gerade daher; für West- und Ostfjorde finde ich mich infomäßig null vorbereitet, aber da war ja noch was: den Skaftafell haben Tina und ich vor drei Jahren eher kurz besucht und in Vík könnte ich nach der Schlappe im letzten Jahr höchstwahrscheinlich Puffins sehen, hurra!
Also zu Ende frühstücken, packen und um ½ 10 bin ich bereit für den Weg nach Vík. Fehlt allein die Mitfahrmöglichkeit: Auto habe ich keins, Bus fährt erst in fünf Stunden, muss also der Daumen herhalten…
Ich wandere aus dem Tal raus und nach ¼ Stunde hält ein isländisches Paar und nimmt mich bis zur F35 mit; hätte nicht gedacht, dass das klappt.
Blick zurück auf's schöne Camp
Dann gehe ich gemütlich die F35 entlang und mittlerweile ist wirklich der Weg das Ziel: ich gehe frohen Mutes, bewundere die Gegend und Mondlandschaft, und störe mich überhaupt nicht daran, dass es anscheinend gar keinen Autoverkehr in meine Richtung gibt; das Leben ist einfach schön
der Baldheiði von tiefen Wolken halb versteckt
hoch zufrieden in der Pampa
und viel nichts
Nach einer ¾ Stunde naht das erste Fahrzeug und hält prompt: ein Reisebus voller Franzosen samt Guide; während die Franzosen mich freundlich ignorieren ist der Guide, der auch den „Befehl“ mich mitzunehmen gab, sehr interessiert über mein woher und wohin und lädt mich direkt ein bis Reykjavík mitzufahren.
Blick aus dem Bus auf einen Ausläufer des Langjökull...
...und auf den Bus in anderer Richtung
Ich lehne dankend ab und als der Bus am Gullfoss eine längere Pause macht, bedanke ich mich noch einmal und verabschiede mich. Da ich 2012 fotografisch noch nix mit Filtern und Langzeitbelichtungen am Hut hatte, hole ich Letzteres flugs nach und bin nach einigen Fotos einfach erstaunt, wie noch viel mehr hier los ist im Vergleich zu 2012
der Gullfoss: trotzdem immer ein Foto wert
Dann gehe ich zur Straße, Daumen raus und nach wenigen Minuten nimmt mich ein norwegisches Paar mit bis Flúðir; wir kommen wie (fast) immer in’s Quatschen und ich erfahre, dass die Beiden gerade Ihr Studium beendet haben und zur Belohnung vor Antreten der ersten Jobs Urlaub auf Island machen.
Nach Verabschiedung stapfe ich wieder los, sehe viele Islandponys, die ich ja so mag, und werde wenig später von Isländern mitgenommen. Sie wollen nach Selfoss, was auf der 1 in die falsche Richtung geht, aber dort gibt’s eine Bushaltestelle, also fahre ich mit.
Fotos müssen sein
In Selfoss werde ich am Ortseingang rausgeworfen, weil sie in’s Einkaufszentrum wollen, so gehe ich den Weg an der Straße bis zur N1, wo ich sehe: fährt schon keiner mehr Richtung Vík. Blöd
Mit Daumen raus stiefel ich also wieder zurück und kurz hinterm Ortsein-/ jetzt aber ausgang nehmen mich zwei isländische Frauen mit bis Hvolsvöllur. Kurz danach hält eine weitere Isländerin: sie ist Programmiererin und will zur Wochenendbutze; wir kommen in’s Plauschen, kommen irgendwie auf den Laugavegur-Marathon und sie bestätigt, was ich schon ahnte: ein Bekannter von ihr ist mitgelaufen und anstatt geplanter sechs, benötigte er über acht Stunden, der Schnee wäre die Hölle gewesen…
Kurz vor Skógar verlässt sie die 1, ich steige aus und werde wieder nur kurze Zeit später von einem weiteren Isländer mitgenommen; auf die Frage, was er beruflich macht, antwortet er: carpenter. Während ich so überlege, was man auf Island beruflich so mit Teppichen (carpets) macht, liest er meine Gedanken und sagt auf Deutsch: Zimmermann.
Peinlich berührt ob meiner Englisch- frage ich ihn nach seinen anscheinend guten Deutschkenntnissen und erfahre, dass er lange Zeit eine deutsche Freundin hatte. Zu meinem Trost reicht’s dann aber doch nicht für eine Unterhaltung auf Deutsch…
Nachdem er mich in Vík herauslässt kommt mir der Gedanke, dass es den Isländern finanziell anscheinend wieder gut geht: die letzten drei Mitnehmer wohnen in Reykjavík und sind auf dem Weg in’s Sommer-/Wochenendhaus; da ist die Krise wohl vorüber.
In Vík gehe ich dann erst einmal zur TI, höre das Wetter und bekomme den Tipp, dass es einen Weg über den Hausberg, den Reynisfjall, zum Strand und den Basaltformationen auf der anderen Seite gibt. Will ich morgen spontan (?!) machen.
Also ab zum Zeltplatz, direkt zwei Übernachtungen gebucht, danach Abendessen einkaufen und am Strand picknicken. Das Leben ist schön, habe ich das schon angemerkt?
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