[SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

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  • Mortias
    Fuchs
    • 10.06.2004
    • 1200
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

    Schöner Bericht bisher und auch durchaus lehrreich. Von dem Prästleden wusste ich bisher noch gar nichts (also dass es den überhaupt gibt). Ebenso sind mir zoologischen Begriffe wie Vaja und Sarve bisher komplett fremd gewesen. Eine Vaja, würde ich mal vermuten, ist ein Muttertier und ein Sarve vermutlich ein paar Jahre altes Jungtier. Richtig?

    Die Bilder gefallen mir natürlich auch. Besonders die vom 16 und 17ten August sind natürlich vom feinsten. Der Ausblick auf den Sarek hat mich schon ein wenig neidisch gemacht.

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    • berlinbyebye
      Fuchs
      • 30.05.2009
      • 1197
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

      Feine Gegend. Wo ist das?
      Und auch feiner Bericht. Der sehr sachliche Ton hat Charme....

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      • Vintervik

        Fuchs
        • 05.11.2012
        • 1929
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

        Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
        Eine Vaja, würde ich mal vermuten, ist ein Muttertier und ein Sarve vermutlich ein paar Jahre altes Jungtier. Richtig?
        Nicht ganz.
        Eine Vaja ist ein weibliches Ren, ein Sarv ein männliches Ren.

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        • Vintervik

          Fuchs
          • 05.11.2012
          • 1929
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

          6. Tourtag, 21. August 2016

          Ich schlafe gut in dieser Nacht, gegen halb acht klingelt mein Wecker. Heute morgen lasse ich es nicht so ruhig angehen, denn Ich möchte heute in einem nach Staloluokta gehen, eine Strecke von 18km. Ich freue mich schon auf die dortige Sauna, ausserdem werde ich dort auch einen Ruhetag einlegen.

          Ich koche Wasser für Frühstückstee und Müsli, ausserdem gibt es etwas Knäcke. Draussen ist es noch etwas bewölkt mit niedrigen Wolken, und während des Frühstücks entlädt sich ein kräftiger Schauer. Als ich nach Frühstück, Spülen und Zähne putzen mit dem Wassereimer zum Auffüllen runter ans Wasser gehe, hat sich der Regen aber schon wieder verzogen. Wieder zurück in der Hütte packe ich meine Sachen und klebe meine Füsse mit Tape ab. Bei einem genaueren Blick auf meine Stiefel fällt mir dann plötzlich auf, was die Blase unter der einen Ferse verursacht hat: in der Einlegesohle ist genau an der Stelle ein kleines Loch. Warum fällt mir das erst jetzt auf? Schnell hole ich ein Blasenpflaster aus meinem Erste-Hilfe-Set, schneide daraus ein kleines Stück heraus, das genau in das Loch passt und flicke damit die Sohle. Obendrauf kommen noch zwei Lagen Silbertape, das wird hoffentlich halten. Frei nach dem Motto hier in Schweden: Går det inte att laga med silvertejp är det trasigt - Wenn man es nicht mit Silbertape reparieren kann, ist es kaputt.
          Ich lege die reparierte Sohle wieder in der Schuh und ziehe diesen an - das fühlt sich schon gänzlich anders an, sehr schön. Ich stelle meinen Rucksack vor die Hütte, fege diese aus, und gegen kurz vor zehn komme ich schliesslich los. Ich habe niemanden vor mir in Richtung Staloluokta starten sehen. Ich gehe runter zur ersten Furt, die überhaupt kein Problem ist, das Wasser ist sehr flach. Nach ein paar Metern auf der anderen Seite kommt die zweite Furt, auch diese kein Problem. Das Wetter macht nun langsam einen etwas freundlicheren Eindruck, die tiefen Wolken sind verschwunden, und ab und an taucht sogar die Sonne durch die Wolken auf. In Richtung Virihaure sehe ich blauen Himmel. Das lässt doch hoffen.

          Der Weg schlängelt sich über und um kleine Hügel, ohne grossartig die Höhe zu ändern, es lässt sich sehr angenehm laufen. Immer wieder werde ich auf Gestein aufmerksam, dass aus den Hügeln quasi hervorzubrechen scheint. Verschiedene Gesteinsarten bzw. Mineralien sind durch farbliche Unterschiede deutlich sichtbar.


          Vorbei an einem kleinen See etwa 1km westlich der Tuottarhütten


          Durch die Hügel


          Gestein mit Mineraleinschluss

          Nach ca 3,5 km komme ich an einen Laponia-Wegweiser, der auf die andere des Rådokjåkkå weist. Dort stehen die Reste einer Kåta.


          Reste einer Kåta


          Blick zurück

          Mittlerweile hat sich die Sonne durchgesetzt, die Wolken werden zunehmend weniger. Schon von weitem sehe ich einen Hügel, auf dessen Spitze eine Wegmarkierung zu stehen scheint, sie ragt wie eine spitze Nadel in die Höhe. Beim Näherkommen sehe ich, dass es in der Tat eine Wegmarkierung ist, der Weg führt genau über diesen grossen Hügel. Vor mir sehe ich nun einen Wanderer. Also ist wohl doch noch jemand vor mir aufgebrochen. Beim Aufstieg zu diesem Hügel fallen mir die Steine in der Umgebung auf. Hier liegen auffallend viele grosse Quarzbrocken herum, es sieht sehr beeindruckend aus.


          Auf dem Weg zum "Nadelhügelgipfel", vor mir der andere Wanderer

          Nachdem der Gipfel des Hügels mit dem "Nadelwegweiser" passiert ist geht es langsam bergab, linker Hand liegen ein paar Seen. Ab und an ist der Weg mit nagelneuen Holzstegen präpariert. Die zusätzlichen Mittel, die von der schwedischen Regierung für den Unterhalt der Wege zur Verfügung gestellt wurden, scheinen etwas Wirkung zu haben. An ein paar Stellen sind ein paar Holzlager aufgestapelt, und an einem solchen Lager mache ich eine Mittagspause.


          Blick gen Westen kurz vor der Mittagspause.

          Der Wanderer vor mir zieht davon, vielleicht werde ich ihn in Staloluokta treffen. Ich werfe den Kocher an und koche Wasser für Tee und eine Tüte Gefriergetrocknetes. Beim Essen geniesse ich die Aussicht in Richtung Virihaure. Eine gute halbe Stunde später packe ich zusammen und laufe weiter. Ein paar Meter weiter bergab kommt mir plötzlich ein junges Rentier auf dem Weg entgegen und läuft direkt auf mich zu. Ziemlich ungewohnt, das habe ich so noch nicht erlebt. Ich bleibe stehen und schaue, was es macht. Es kommt direkt auf mich zu, aber ca. 20 Meter entfernt bleibt es plötzlich stehen und schaut mich an. Mir scheint, ich stehe ihm im Weg und mache ein paar Schritte zur Seite, um den Weg freizugeben. Das aber scheint das Rentier nur noch mehr zu irritieren, jetzt läuft es in einem grossen Bogen um mich herum. Ich gehe weiter auf dem Weg, und als ich mich kurz später umdrehe, sehe ich, wie das Rentier wieder auf den Pfad kommt und auf diesem weiterläuft. Na also...


          Der junge Racker

          Kurze Zeit später komme ich an einen Wegweiser, der nur in Richtung Tuottar weisst. Bei genauerem Hinsehe erkenne ich, dass hier der alte Padjelantaleden abzweigt. Der Pfad ist nicht mehr so gut zu erkennen, dafür aber regelmässig noch die Markierungen.


          Am Abzweig des alten Padjelantaleden

          Der Weg führt nun auf einer Art Moräne bergab in Richtung Bållavrjåhkå. Als ich dort ankomme, finde ich eine nagelneue Brücke vor, die Trampefpfade zu ihr sind noch sehr frisch. Nur kurz stromabwärts der Brücke sieht man die sehr jungen Fundamente der Vorgängerbrücke, und ich erinnere mich, dass die Brücke bei der Schneeschmelze 2015 beschädigt wurde. Auf der anderen Seite der Brücke sehe ich zwei Wanderer, die zur Brücke gehen, auch sie scheinen etwas nach dem "richtigen" Weg zu suchen. Ich gehe über die Brücke rüber, grüsse drüben die beiden Wanderer und gehe kurz zum Jokk runter, um meine Wasserflasche zu füllen. Etwas weiter flussabwärts sehe ich noch ein paar Brückenfundamente. Hier scheint während der Schneeschmelze eine enorme Menge Wasser herunterzukommen...


          Kurz vor der Brücke

          Nach der Brücke verläuft der Weg direkt neben oder mit etwas Abstand parallel zum Bållavrjåhkå durch Weidengestrüpp durch. Die Sonne scheint und die Luft scheint etwas zu stehen. Zum ersten Mal merke ich einige Mücken, die sich hier sehr wohl zu fühlen scheinen, aber sie stören mich nicht sonderlich. Auf der anderen Seite des Jokk sehe ich einige Sandmoränen. Etwas fühle ich mich hier ans Jämtlandsfjäll erinnert, die Landschaft sieht hier recht ähnlich wie an einigen Stellen um Vålådalen und Storulvån aus. Ich bleibe kurz stehen und schaue mich um. In der Ferne sehe ich einige Sarekgipfel an den Talausgängen von Alkavagge, Sarvesvagge und Noatjosvagge.


          Sandmoränen am Bållavrjåhkå


          Kurz vor dem Kieddaure. Die einzelne Birke auf der Halbinsel ist schon von weitem zu sehen


          Blick zurück in Richtung Grenze zwischen Padjelanta und Sarek

          Ich komme zum Kieddaure und gehe ein Stück an seinem Ufer entlang, bis der Weg von diesem abzweigt. Etwas oberhalb von Kieddejåkkå läuft der Weg nun parrallel zu diesem und an einem kleinen See vorbei. Hier habe ich einen schönen Blick gen Süden zum Jiegnaffo.


          Oberhalb des Kieddejåkkå


          Blick in Richtung Jiegnaffo

          So langsam merke ich, dass meine Füsse ankommen möchten, und es ist gar nicht mehr so weit. Aber es geht vorher noch einmal ordentlich bergauf, bis ich oberhalb des Sees Luoppal einen tollen Blick auf Staloluokta und den Virihaure habe.


          Blick hinunter auf Staloluokta und den Virihaure

          Kurz später treffe ich auf den von Staddajåkkå kommenden Nordkalottleden. In diese Richtung wird meine Tour weiterführen. Nun gehe ich aber den letzten Kilometer bergab zur Brücke rüber nach Staloluokta. Ich gehe über die Brücke und rechts zur Hütte hoch. Dort sitzen gerade ein älterer Schwede und seine beiden Neffen. Die Neffen machen sich gerade startklar und gehen los, um an einem der naheliegenden Seen zu zelten und zu angeln. Der ältere Schwede hingegen macht einen Tag Pause und wird sich später seinen Neffen wieder anschliessen.

          Das Stugvärdspaar ist gerade nicht in der Hütte, und ich mache mich auf den Weg zum Kiosk. Dort erstehe ich einen frisch geräucherten Saibling und ein Bier für die Sauna. Ich sitze einen Moment auf dem Absatz des Kiosks und unterhalte mich mit zwei deutschen Wanderern. Dann gehe ich mit Sack und Pack wieder über die Brücke und suche mir dort im Gelände einen Zeltplatz. Etwas oberhalb vom Wasser geschützt durch Weiden finde ich ein schönes Plätzchen. Nachdem das Zelt steht zieht es mich in Richtung Sauna. Dort treffe ich den älteren Schweden von vorhin, und ausserdem einen anderen Schweden, dessen Gesicht mir sehr bekannt vorkommt. Auch er meint mich zu erkennen, und nach etwas nachdenken erinnern wir uns, dass wir uns zwei Jahre zuvor zwischen Kaitumjaure und Vakkotavare über den Weg gelaufen sind. Er war ausserdem derjenige, der heute die ganze Zeit vor mir gelaufen ist.
          Die Sauna tut gut, und meine Füsse haben die heutige Etappe gut mitgemacht, aber jetzt freue ich mich auch auf einen faulen Tag. Auf dem Weg von der Sauna treffe ich die Stugvärdin und frage nach dem Bezahlen des Zeltplatzes. Ich solle einfach morgen vorbeikommen, da ich ja zwei Nächte bleibe ist keine Eile. Ich gehe runter zur Brücke und auf die andere Seite, hole ich mein Essen aus dem Zelt, und gehe wieder zurück in die Hütte hoch. Dort essen auch schon die beiden Deutschen, die ich vorher beim Kiosk getroffen hatte, und ausserdem der ältere Schwede. Der Saibling ist eine Wucht, ein Hochgenuss. Wir unterhalten uns länger, draussen geht inzwischen die Sonne über dem Virihaure runter. Nach dem Essen verabschiede ich mich und gehe zum Zelt runter, geniesse noch das restliche Tageslicht der schon untergegangenen Sonne, und lege mich sehr bald schlafen.


          Abendlicht am Virihaure
          Zuletzt geändert von Vintervik; 01.12.2016, 19:18.

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          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3979
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

            Ein Traumbericht, mit genau der richtigen Menge an Bildern!
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

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            • OttoStover
              Fuchs
              • 18.10.2008
              • 1076
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
              Ein Traumbericht, mit genau der richtigen Menge an Bildern!
              Agreed. I must show these pictures to my wife. We were just talking about hiking these areas in the summer, and this is possible now that we do not have the dog any longer. We have been there quite a number of times in the winter though.
              Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
              Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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              • codenascher

                Alter Hase
                • 30.06.2009
                • 4977
                • Privat

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                #27
                AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                Sehr schöner Bericht und Fotos bisher! Und einmal mehr stellt sich mir die Frage, wann schaff ich es denn endlich mal zum wandern da hinauf?

                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                meine Weltkarte

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                • Vintervik

                  Fuchs
                  • 05.11.2012
                  • 1929
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                  7. Tourtag, 22. August 2016

                  Heute ist ausschlafen angesagt, und genau das mache ich. Erst gegen halb neun öffne ich die Zelttür und schaue raus. Es ist ein schöner Tag.
                  Um etwas Gas zu sparen gehe ich zum Frühstücken über die Brücke und zur Hütte hoch.
                  Dort treffe ich auch das Stugvärdspaar, und ich bezahle meine beiden Zeltübernachtungen.
                  Ausserdem verkaufen sie selbstgebackene Zimtschnecken. Hmm, da steht der Nachmittagsfika ja nichts im Wege.
                  Nach dem Frühstück gehe ich wieder zum Zelt runter und mache noch ein Nickerchen. Irgendwie bin ich heute ziemlich müde, aber für sowas hat man ja auch einen Pausentag.
                  Meine Füsse fühlen sich etwas besser an, aber wirklich gut ist es noch nicht. Mal den Tag abwarten, wenn alle Stricke reissen kann ich von hier wieder nach Kvikkjokk mit dem Heli zurückfliegen.
                  Als ich gegen Mittag wieder aufwache, habe ich schon wieder Hunger. Dieses Mal bin ich aber zu faul, zur Hütte hochzugehen, und koche am Zelt Wasser für eine Tüte Gefriergetrocknetes und Tee.

                  Später gehe ich wieder zur Hütte hoch, um ein Paar Socken durchzuwaschen, und auf der Bank vor der Hütte einen Tee mit den gekauften Zimtschnecken zu geniessen. Auf der Zeltwiese auf der anderen Seite der Brücke füllt es sich langsam, es stehen jetzt schon mehr Zelte als gestern abend.
                  Da meine Füsse noch etwas ein Unsicherheitsfaktor sind, mache ich mich auf den Weg zu der Hütte, wo der Vertreter von Fiskflyg wohnt, um zu erfragen, ob es event. möglich ist, auf einen Flug aufzuspringen. Auf halbem Wege treffe ich ihn an den Landeplätzen, und da ich im Falle des Falles keine Zeitnot habe, ist es auch kein Problem, noch auf einen Flug draufzukommen.
                  Innerlich habe ich aber schon beschlossen, morgen nach Staddajåkkå zu laufen. Falls meine Füsse wider Erwarten doch nicht mitmachen sollten, kann ich immer noch zurückkommen.

                  Wieder am Zelt angekommen habe ich Nachbarn bekommen, ein deutsches Paar hat sein Zelt aufgebaut. Sie kommen gerade aus Pieskehaure und Staddajåkkå, genau die Strecke, die ich laufen will. Die Strecke und auch die beiden Furten unterwegs seien kein Problem gewesen. Ausserdem berichten sie mir, dass die Hütte in Pieskehaure keine Haferflocken mehr hatte. Ok, dann werde ich mich hier in Staloluokta etwas mit Haferflocken eindecken.

                  Ich gehe etwas später wieder rüber auf die andere Seite und zum Kiosk. Dort erstehe ich wieder einen frisch geräucherten Saibling und decke mich ausserdem mit noch allerlei Proviant ein. Das frische Brot ist leider schon ausverkauft. Nachdem ich wieder am Zelt bin und alles verstaut habe, merke ich, dass ich eigentlich noch ein paar Pflaster brauchen könnte, da meine Füsse während der vorherigen Tage den Verbrauch etwas in die Höhe getrieben haben, und mache mich wieder auf den Weg in Richtung Kiosk. Auf dem Weg komme ich nah an meinem Zelt mit einem anderen deutschen Paar ins Gespräch, die gerade ihr neues Tarra recht nah geparkt haben, und die beiden vermachen mir zwei Längen Pflaster aus ihrem Vorrat, da sie es wahrscheinlich nicht brauchen werden. Wow, das ist so klasse, ich bedanke mich bei den beiden (falls sich hier jemand wiedererkennt, vielen Dank nochmals!! Ich habe tatsächlich später noch von den Pflastern Gebrauch gemacht.).

                  Dann mache ich mich auf den Weg zur Sauna, allerdings mit Abstecher an der Kyrkkåta vorbei. Leider ist sie schon geschlossen, wäre ich mal besser tagsüber vorbeigegangen. Nach der Sauna setze ich mich vor dem Zelt an den kleinen Abhang zum Wasser runter und geniesse den Saibling auf Knäckebrot. Wieder ein Gedicht, dazu noch vor solcher Kulisse. In der Ferne regnet es inzwischen, aber hier ist noch schönstes Wetter.


                  Lecker!

                  Nach dem Zähneputzen sitze ich noch lange vor dem Zelt, denn es gilt einen spektakulären Sonnenuntergang zu bestaunen. Die Mischung aus untergehender Sonne und davor liegenden Regenschauern ergibt ein nahezu surreales Bild.


                  Wieder ein dramatischer Sonnenuntergang


                  8. Tourtag, 23. August 2016

                  Während der Nacht ändert sich das Wetter. Erst schüttet es am frühen Morgen wie aus Kübeln, dann kommt noch starker Wind dazu. Der Regen lässt nach, bevor ich gegen viertel nach acht aufstehe. Als ich aus dem Zelt rausschaue, bin ich überrascht, denn viele Zelte sind schon weg.

                  Ich gehe zur Hütte hoch, um zu frühstücken und meine Socken aus dem Trockenraum zu holen.
                  Meinen Füssen hat der Ruhetag sehr gut getan, von den Blasen und v.a. dem Sprunggelenk merke ich nichts mehr. Herrlich.
                  Mein Tagesziel sind die Hütten in Staddajåkkå, eine Strecke von 12km. Ich lasse den Morgen dementsprechend ruhig angehen. Bei meiner Tourplanung hatte ich erst überlegt, bis zur Hütte am Sårjåsjaure durchzulaufen und dort zu zelten, aber jetzt vor Ort erscheint mir diese Alternative nicht sehr sinnig, da ich danach dem Nordkalottleden ins Gailavagge folgen möchte, wodurch ich die Strecke zwischen den Staddajåkkåstugorna und dem Sårjåsjaure zweimal gehen würde, und damit Etappe in Richtung Varvek nur unnötig verlängern wurde. Stattdessen werde ich schauen, dass ich morgen eine Tagestour rüber zum Sårjåsjaure mache.

                  Nach Packen und Zeltabbau komme ich gegen 11 Uhr los.
                  Zunächst laufe ich wieder den Berg hoch in Richtung des Abzweigs oberhalb des Luoppal-Sees. Jetzt gehe ich hier aber geradeaus und befinde mich nun auf dem Nordkalottleden.

                  Das Wetter ist trocken, aber die Berge rundherum sind mit Wolken verhangen, und es weht immer noch recht frischer Wind. Ich umrunde einen kleinen See und ein grösseres Feuchtgebiet. Auch auf diesem Wegabschnitt liegen nagelneue Holzstege.


                  Kleiner See am Weg kurz nach der Wegverzweigung.


                  Zu umrundendes Feuchtgebiet

                  Nach 3,5 km komme ich an die Brücke über den Viejejåkkå. Der Weg verläuft nun parallel zum Stalojåkkå, der sich zur meiner Rechten von Staddajåkkp durch das Tal schlängelt und zum Virihaure fliesst.


                  Wasserfall des Viejejåkkå

                  Das Tal wird nun ein klein wenig hügelig, es geht ein bisschen auf und ab. Ab und zu sehe ich drei Personen vor mir, bis sie nach dem nächsten Hügel wieder verschwinden. Relativ bald habe ich sie aber eingeholt, als sie gerade eine Pause machen, es sind drei Schwedinnen.


                  Blick in Richtung Staddajåkkåstugorna. Rechts schlängelt sich der Stalojåkkå durchs Tal

                  Ein Stück später mache ich an einer Quelle windgeschützt in einer kleinen Senke selber eine kurze Pause und futtere ein paar Nüsse und Schokolade. Nun komme ich in den engeren Teil des Tals, ich laufe direkt am Hang des Jållevarre, dessen höhere Region aber immer noch in einer Wolke ist. Auf der anderen Seite des Tals lässt sich aber langsam blauer Himmel blicken, und auch talaufwärts in Richtung der Staddajåkkåstugorna sieht es freundlicher aus.


                  Blauer Himmer auf der anderen Talseite

                  Nachdem ein Abschnitt mit etwas dichterem Dickicht durchquert ist, öffnet sich die Landschaft etwas mit weitläufigen Grasflächen. Etwas vor mir sehe ich zwei Personen wandern. Es geht an einem Rengärde vorbei, Laponia-Schilder erzählen von der Geschichte der Gegend und des Tals als Kulturlandschaft mit Renzucht.


                  Weitläufige Grasflächen


                  Nahe dem Rengärde. In der Ferne der Pass zum Sårjåsjaure.

                  Wenig später komme ich an den See Kapesluoppal und sehe die Staddajåkkåstugorna, wo ich etwa eine halbe Stunde später ankomme. Die beiden Wanderer, die vor mir unterwegs waren, sind auch zu den Hütten gelaufen. Ich treffe den Stugvärd und sage, dass ich zelten möchte, er sagte, ich könne mir einen Zeltplatz aussuchen, und wenn ich kochen möchte, einfach eine der Hütten benutzen. Ich schaue das Gelände um die Hütten an und gehe zu der Hütte, die am nächsten zum Staddajåkkå liegt. Dort suchen auch die beiden anderen Wanderer einen Zeltplatz. Sie bauen ihr Zelt etwas abseits der Hütte auch, ich finde relativ nah an der Hütte einen Platz und stelle mich dort hin. Die beiden anderen Wanderer sind ein Vater mit seiner Tochter aus Deutschland. Wir nehmen die am Wasser stehende Hütte in Beschlag, kochen Abendessen und unterhalten uns lange sehr nett, bis wir uns in die Zelte verziehen.


                  9. Tourtag, 24. August 2016

                  Als ich am nächsten Morgen aufwache, strahlt die Sonne, es weht nur wenig Wind. Dieses war ausserdem die bisher kälteste Nacht.


                  Zeltplatz am Morgen, Blick Richtung Staloluokta.


                  Zeltplatz am Morgen, Blick Richtung Sårjåsjaure

                  Ich gehe in die Hütte, um Frühstück zu machen, auch meine beiden Nachbarn tauchen bald auf. Sie wollen heute auch zum Sårjåsjaure hoch eine Tagestour machen, am nächsten Tag wollen sie dann wieder zurück nach Staloluokta und von dort in Richtung Norden laufen.

                  Nach dem Frühstück leere ich meinen Rucksack und nehme nur mit, was ich für die Tagestour brauche. Als ich fertig bin und mir den Rucksack aufsetze, fühlt er sich geradezu lächerlich leicht an.

                  Meine Nachbarn sind schon etwas vor mir losgelaufen. Ich mache mich auf den Weg und gehe über einen sehr langen, durch mooriges Gebiet laufenden Holzsteg in Richtung der Brücke über den Staddajåkkå. Der Stugvärd nutzt auch das tolle Wetter für eine Tagestour, ich sehe ihn vor mir über die Brücke gehen und am Hang des Staddatjåkkå aufsteigen. Links hoch geht es nun zum Eingang des Gailavagge und in Richtung Varvek und Pieskehaure. 32 km sind es von hier bis dort. Nun gehe ich aber über die Brücke und folge dem Weg in Richtung Sårjåsjaure.


                  Blick zurück zu den Staddajåkkåstugorna


                  Blick bergauf in Richtung Pass zum Sårjåsjaure

                  Der Weg verläuft erst relativ flach, dann steigt er sachte parallel zum Sårjåsjåkkå verlaufen an. Ich treffe meine Nachbarn, die an einem kleinen Hügel eine Pause machen und die Aussicht geniessen.


                  Am Sårjåsjåkkå

                  Ich laufe weiter bergauf auf den Pass zum See zu. Als ich auf den Scheitelpunkt komme, bleibe ich einen Moment stehen und sehe ich auf den Sårjåsjaure herunter und in Richtung Norwegen. Eine wahrlich traumhafte Kulisse. Es gibt in Schweden Stimmen, die sagen, dass dieser Fleck eine der schönsten Stellen in den ganzen schwedischen Skanden ist. Dieses liegt natürlich sehr im Auge des Betrachters, aber bei allem, was ich bisher gesehen habe, kann ich dem nur zustimmen.


                  Sårjåsjaure mit der Konsul Perssons stuga. Links im Hintergrund der Sorjostjåkkå.

                  Ich gehe zur Hütte, der sog. Konsul Perssons stuga, und zum See runter. Dort sind zwei schwedische Pärchen und angeln im See unterhalb des Wasserfalls. Ich erkunde ein bisschen die Umgebung, und gehe dann in die Hütte, um mein Mittagessen zu kochen.


                  Am Wasserfall neben der Hütte

                  Die Hütte ist urgemütlich, zwei kleine Räume mit jeweils zwei Etagenbetten. Die Hütte war bisher das ganze Jahr über unbemannt, dieses Jahr hatte STF allerdings in der Mitte der Sommersaison einige Wochen einen Stugvärd in der Hütte.

                  Ich gehe mit dem Wassereimer zum See rüber und fülle ihn auf. Als ich drinnen Wasser aufsetze, kommen die beiden schwedischen Pärchen rein. Wir unterhalten uns nett, sie wollen hier über Nacht bleiben. Ihr Angeln war vorher schon von Erfolg gekrönt, in einer Schüssel liegt eine prächtige Forelle. Meine Snabbmakkaroner mit einer Tüte varma koppen als Sosse können da definitiv nicht mithalten.
                  In der Hütte liegen erstaunlich Lebensmittel herum, die Wanderer dortgelassen haben. Ich schaue, was so alles da liegt, und packe eine kleine Dose mit Makrelen in Tomaten und einige Teebeutel ein. Vielen Dank an die Spender!
                  Nach dem Essen überlasse ich den Schweden den Herd und gehe raus vor die Hütte, damit sie genug Platz zum Kochen und Essen haben.

                  Ich setze mich ans Wasser, knabbere an etwas Schokolade und geniesse die schöne Landschaft. Über Norwegen ziehen nun Wolken auf, und es sind auch deutlich Lenticularis-Wolken zu sehen. Das begeistert mich nicht sehr, denn dann könnte es morgen schlechtes Wetter geben. Nach einiger Zeit gehe ich etwas am Staddatjåkkå den Hang hinauf, um noch etwas Aussicht über den See zu bekommen. Kuoika hatte mir empfohlen, auf den Gipfel des Staddatjåkkå zu gehen, wenn ich Zeit hätte, aber das wird nun etwas knapp, da ich auch wieder zurück muss. Nachdem ich etwas am Hang aufgestiegen bin, geniesse ich hier die Aussicht, und mache mich dann wieder auf den Rückweg gen Staddajåkkåstugorna.


                  Blick auf den Sårjåsjaure. Die schwedisch-norwegische Grenze verläuft genau über die Gipfel oberhalb der Gletscher.


                  Blick talabwärts in Richtung Staddajåkkåstugorna

                  Als ich dort wieder ankomme, hat der Wind inzwischen ordentlich aufgefrischt. Ein Hering am Zelt hat sich losgerissen, ich setze ihn wieder ein und beschwere alle Heringe mit Steinen. Dann mache ich mir in der Hütte einen späten Nachmittagstee, wenig später kommen auch meine Nachbarn wieder an.
                  Wir schnacken lange bei Tee und Kakao, dann wird das Abendessen gekocht. Wenig später färbt sich draussen der Himmel durch die untergehende Sonne rot.


                  Abend am Staddajåkkå. Blick Richtung Staloluokta.
                  Zuletzt geändert von Vintervik; 10.12.2016, 10:18.

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                  • Horst24
                    Erfahren
                    • 01.02.2012
                    • 211
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                    Na, da haben wir uns echt knapp verpasst, es hätte nicht viel gefehlt und wir wären uns bei Pieskehaure begegnet.

                    Es ist wirklich eine ausgesprochen schöne Ecke beim Sarjasjaure.
                    Viele Grüße
                    Horst

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                    • Kuoika
                      Erfahren
                      • 23.08.2012
                      • 471
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                      #30
                      AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                      Auch auf diesem Wegabschnitt liegen nagelneue Holzstege.
                      Die springende Holzbohle wurde also ausgewechselt?

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                      • Vintervik

                        Fuchs
                        • 05.11.2012
                        • 1929
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                        Zitat von Kuoika Beitrag anzeigen
                        Die springende Holzbohle wurde also ausgewechselt?
                        Mich hat jedenfalls keine angesprungen oder ist mir hinterhergesprungen.

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                        • Vintervik

                          Fuchs
                          • 05.11.2012
                          • 1929
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                          10. Tourtag, 25. August 2016

                          Früh am Morgen wache ich vom Geräusch des auf mein Zelt prasselnden Regens auf. Die Vorwarnung stimmte also. Ich drehe mich noch mal rum und schlafe noch zwei Stunden weiter, bis ich gegen halb acht aufstehe. Rundherum ist es grau.

                          Ich gehe in die Hütte, um zu frühstücken, meine Nachbarn tauchen auch bald auf. Gegen Ende des Frühstücks scheint draussen der Regen ein wenig nachzulassen. Wir schleppen alle unser Gepäck aus dem Zelt in die Hütte, um drinnen in Ruhe im Trockenen zu packen. Als mein Rucksack fertig ist, baue ich das Zelt ab. Inzwischen hat der Regen tatsächlich etwas nachgelassen, aber es sieht nicht nach Besserung aus. Immerhin haben sich die Wolken etwas gehoben.
                          Als alle Rucksäcke gepackt sind, fegen wir die Hütte aus und machen uns abmarschbereit. Meine beiden Nachbarn sind schneller als ich, wir verabschieden uns und sie ziehen in Richtung Staloluokta davon. Ich mache mich 10 Minuten später auf den Weg, inzwischen ist es kurz nach 10 Uhr. Als ich in Richtung Weg gehe, kommt der stugvärd aus seiner Hütte raus und mir entgegen. Er teilt mir noch den Wetterbericht mit, gegen Nachmittag soll es etwas besser werden. Na, das wäre doch schön. Wir verabschieden uns, er wünscht mir ”god tur”, ich wünsche ihm noch ein paar schöne restliche Tage am Hüttenplatz - in knapp einer Woche wird er schliessen.

                          Dann mache ich mich auf den Weg zur Brücke über den Staddajåkkå. Diesmal gehe ich aber nicht über die Brücke, sondern folge einem schmalen Pfad, der links vom Staddajåkkå bergauf in Richtung Varvek und Pieskehaure führt. Es geht erstmal knapp 100 Meter bergauf, davon die erste Hälfte genau neben dem Jokk, der über mehrere Wasserfälle ins Tal fliesst.


                          Staddajåkkå

                          Das Gelände ist sehr nass, und nach einigen Höhenmetern ist der Weg an einigen Stellen nicht ganz so leicht zu folgen. Immer wieder gibt es kleine Tierpfade, die parallel mit dem Weg verlaufen oder von ihm abschwenken. Ausserdem sind die Wegmarkierungen in sehr schlechtem Zustand, man sieht sie z.T. erst auf den letzten Blick, bzw. beim Näherkommen sieht man, dass an einem Stein wohl mal ein Farbklecks war, der aber im Laufe der Zeit fast vollständig abgewaschen wurde. Dann komme ich an eine grössere, sehr feuchte Wiese, in deren Mitte ein kleiner Pfahl herausschaut. Dieses deute ich als Markierung und laufe auf ihn zu. Holzstege gibt es hier nicht, und mir wird bewusst, wie verwöhnt man doch ist, wenn man den Kungsleden oder den Padjelantaleden läuft. Meine Schuhe halten aber dicht. Der Pfahl ist tatsächlich eine Markierung des Nordkalottleden. Am Ende der Wiese geht es nun langsam bergauf, das Tal macht weiter oben einen Linksknick. Geradeaus ist eine kleine Anhöhe zu sehen, dahinter liegt der Staddajaure.


                          Blick in Richtung Südwest zur Anhöhe 1063. Dahinter liegt der Staddajaure.

                          Ich folge weiter dem Weg so gut es geht, an ein paar Stellen bleibe ich kurz stehen, um nach Markierungen Ausschau zu halten. Aber dann finde ich wieder Steinmännchen und ab und an einen verblichenen Farbfleck.


                          Blick zurück talabwärts


                          Blick zum Gipfel 1208 neben dem Staddajaure

                          3,5 km komme ich schliesslich auf etwa 940 Metern Höhe an ein flacheres Stück und schaue vor mir ins Gailavagge. Die Wolken sind wieder etwas gestiegen und es regnet nicht. Von hinten bläst nur ein kühler Wind, und bei einem Blick zurück sehe ich wieder einen grauen Schleier aus dem Tal unten hochkommen. Ok, also wieder Regen.


                          Gailavagge

                          Ich gehe weiter ins Tal, teilweise auch hier sehr feuchtes Gelände. Allerdings habe ich dieses Mal Glück, wie Wolken ziehen nicht über mich drüber, sondern hängen sich am Hang des Jiegnaffo fest. Ich laufe weiter durch das Tal an einem kleinen See vorbei und auf die Engstelle zwischen Jolle und Kaisekietjtjåkkå zu.


                          Vor der Engstelle im Gailavagge

                          Als ich direkt neben dem Jolle bin, mache ich an einer kleinen Senke, die etwas Schutz vor dem Wind bietet, eine kurze Pause.


                          In der Engstelle am Jålle. Der Hadditvarre wird von der Sonne angestrahlt.

                          Der Blick geradeaus entlang meines Weges sieht immer besser aus, an einigen Stellen kommt inzwischen die Sonne durch. Kurze Zeit später gehe ich weiter, und treffe eine Herde Rentiere, die mich aus etwas Abstand neugierig beäugen, bis sie nach einigem Hin- und Herlaufen von dannen ziehen.


                          Neugierige Rentiere


                          Und weiter geht es

                          Ich laufe weiter und nähere mich den Hadditvarre. Als ich diesen fast passiert habe, öffnet sich die Landschaft zu einer Ebene. Hier verlasse ich den Padjelanta Nationalpark, was mir durch eine Laponia-Markierung angezeigt wird.


                          Blick hinunter in Richtung Varvek


                          Blick zurück in Richtung Gailavagge

                          Das Wetter macht sich immer mehr, ich stehe doch gerade tatsächlich im Sonnenschein. Vor mir kann ich schon auf einen Teil der Varvek-Ebene mit ihren vielen kleinen Seen und Wasserläufen herunterschauen. Ein paar Bäche werden noch überquert, dann geht es westlich des Haddit bergab. Die Bäche, die ich im Laufe des heutigen Tages überquert habe, haben mich z.T. sehr beeindruckt. Nicht dass es schwer gewesen wäre, über diese rüber zu kommen, ganz im Gegenteil. Allerdings habe ich mich gefragt, wie es hier wohl zur Schneeschmelze aussehen würde, denn einige Wasserläufe hatten doch sehr breite Bachbetten. Als ich nun nach Westen schaue, sehe ich den Eingang des Miehttjevagge und ahne durch die Wolken die Ostwand des Sulitelma-Massivs.


                          Blick gen Miehttjevagge

                          Nach gut 100 Höhenmetern bergab wird es wieder flach, und ich sehe die beiden Renwächterhütten, die an den beiden Furten über den Hadditjåkkå und den Gallojåkkå liegen. Die Furten sind mein Tagesziel, irgendwo dort möchte ich zelten. Als ich an die erste Furt über den Hadditjåkkå komme, schaue ich nach einem geeigneten Weg hinüber. Der Wasserstand ist nicht hoch, da werde ich wohl nicht die Schuhe wechseln müssen. Ich steige ins Wasser, und schon bald bin ich drüben.

                          Direkt auf der anderen Seite ist ein geeigneter Zeltplatz, den auch Claes Grundsten in seinem Buch beschreibt. Ich lasse mich hier aber noch nicht nieder, ich möchte mir zumindest noch die zweite Furt über den Gallojåkkå anschauen. Ich gehe an den Renwächterhütten (genauergesagt an der Renwächterhütte und der Skootergarage ) vorbei und komme zur Furt. Auch hier niedriger Wasserstand. Ich entschliesse mich, hier ebenfalls jetzt rüberzugehen, der Niederschlag heute tagsüber wird den Wasserstand vielleicht morgen schon anders aussehen lassen. Trockenen Fusses bin ich recht schnell drüben und fange auf der anderen Seite direkt an, nach einem Zeltplatz zu suchen. Das Gelände ist hier nicht ganz so flach, sondern leicht hügelig, wie überwachsene Steine.

                          Nach ein paar Minuten suchen finde ich aber einen Fleck, wo mein Soulo genau hinpasst. Es ist mittlerweile ziemlich frisch und es hat sich wieder etwas zugezogen, so dass ich mich schnell ins Zelt verziehe und in der Apside Wasser für Abendessen und Tee koche. Nach dem Essen beobachte ich im Schlafsack liegend lange Zeit Rentiere am Hang oberhalb von mir, bis mich später die Müdigkeit übermannt und ich mich schlafen lege.

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                          • vobo

                            Dauerbesucher
                            • 01.04.2014
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                            #33
                            AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                            Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
                            ...
                            Vor der Engstelle im Gailavagge

                            ...

                            Hier verlasse ich den Padjelanta Nationalpark, was mir durch eine Laponia-Markierung angezeigt wird.
                            Vor drei Jahren war ich im Gailavagge Mitte September. Weil dort so gar keine Seen zu sehen sind, fühlte ich mich total einsam, geholfen haben die vielen, vielen Rentiere. Beim Bild von der Engstelle habe ich gezeltet, aber eine Laponia-Markierung gab es damals noch nicht.
                            Sehr schön zu lesen, Dein Bericht.

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                            • morit.z
                              Dauerbesucher
                              • 16.03.2009
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                              #34
                              AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                              Klasse Bericht bisher, vielen Dank!

                              Darf man fragen wieviel Gewicht Du zu Beginn auf dem Rücken hattest oder gibt es gar eine Packliste? Würde mich interessieren, weil ich auch immer gerne ein "richtiges" Zelt und eine "richtige" Kamera dabei habe und mich dann aber doch auch immer wieder über das Rucksackgewicht ärgere. DSLR, Soulo und 16 Tage unterwegs klingt schon nach einer Hausnummer.
                              Bilder.

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                              • Vintervik

                                Fuchs
                                • 05.11.2012
                                • 1929
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                Danke für alle Kommentare!

                                Zitat von morit.z Beitrag anzeigen
                                Darf man fragen wieviel Gewicht Du zu Beginn auf dem Rücken hattest oder gibt es gar eine Packliste? Würde mich interessieren, weil ich auch immer gerne ein "richtiges" Zelt und eine "richtige" Kamera dabei habe und mich dann aber doch auch immer wieder über das Rucksackgewicht ärgere. DSLR, Soulo und 16 Tage unterwegs klingt schon nach einer Hausnummer.
                                Eine Packliste mit Gewicht etc. habe ich nicht. Ich meine, ich habe mit 27 oder 28 kg angefangen. Allerdings hatte ich keine Nahrung für 16 Tage dabei, sondern nur für 10-11 Tage. Staloluokta war als Auffüllstation für Proviant so eingeplant.
                                Ich bin nicht UL unterwegs, das Soulo ist für ein 1-Personenzelt schon recht schwer, aber dafür sehr stabil, wofür ich das schwerere Gewicht in Kauf nehme. Dadurch habe ich die "Erleichterung", dass ich mir über bestimmte Sachen keine Gedanken machen muss, was das Zelt betrifft (z.B. Aufstellrichtung des Zeltes relativ zur Windrichtung, starker Wind, exponierte Lage des Zeltplatzes, etc).
                                Ähnliches gilt für die Kameraausrüstung. Mit Kameragehäuse, zwei Objektiven, Reisestativ und ein paar Zubehörsachen schleppe ich schon etwas mit, aber da ich am Fotografieren Spass habe, nehme ich auch das in Kauf, anstatt mich event. hinterher zu ärgern, dass die mit einer einfacheren Kamera produzierten Bilder nicht dem entsprechen, was man mit der normalen Ausrüstung hätte erreichen können.
                                Zuletzt geändert von Vintervik; 15.12.2016, 12:54.

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                                • morit.z
                                  Dauerbesucher
                                  • 16.03.2009
                                  • 644
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                  Vielen Dank für die Antwort. 27kg sind schon echt eine Ansage.. wobei ich die Hintergrundgedanken dazu sehr gut verstehen kann

                                  Bin gespannt wie es weitergeht
                                  Bilder.

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                                    Fuchs
                                    • 05.11.2012
                                    • 1929
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                    11. Tourtag, 26. August 2016

                                    Ich wache durch meinen Wecker auf, es ist halb acht. Ich öffne die Zelttür und schaue raus. Blauer Himmel und Sonne. Sehr schön, das macht doch direkt gute Laune. Das Sulitelma-Massiv auf der anderen Seite des Tals ist fast frei von Wolken.


                                    Zeltplatz nahe den Renwächterhütten. Im Hintergrund Sulitelma.

                                    Ich gehe rüber zum Gallojåkkå und hole Wasser. Der Wasserstand erscheint mir ein klein bisschen höher als gestern, aber ganz traue ich meinem Eindruck nicht, das kann auch täuschen. Wieder zurück am Zelt mache ich Frühstück und sitze bald kauend vor dem Zelt, während mein Schlafsack auf dem Zelt lüftet. Meine Stiefel sind nach der feuchten Etappe und den beiden Furten gestern noch nicht wieder ganz trocken, so dass ich sie jetzt in die wärmende Sonne stelle. Nach dem Frühstück und Zähne putzen mache ich mich daran, alles zusammenzupacken und den Rucksack zu füllen. Anschliessend baue ich das Zelt ab. Dabei schaut mir in sicherer Entfernung ein Rentier bestimmt eine Viertelstunde lang zu. Als ich meinen Rucksack schultere, gehe ich zum Weg rüber und somit auch ihm entgegen. Als ich ihm zu nah komme, nimmt es aber Reißaus.


                                    Mein Beobachter

                                    Es ist wunderbares Wanderwetter, ein ganz laues Lüftchen weht, es ist angenehm warm, aber nicht zu warm. Der Weg bleibt zunächst in etwa auf einer Höhe und verläuft bis zu einem Kilometer entfernt vom Varvekjåkkå.


                                    Blick zum Sulitelma-Massiv

                                    Dann macht der Weg einen Knick nach rechts und nach etwa einem weiteren Kilometer erreiche ich die Brücke über den Varvekjåkkå. Ich sehe später in der Karte, dass bei dem Rechtsknick vorher der alte Weg am Varvekjåkkå entlang in Richtung Muorannjunnje abgezweigt ist, aber mir ist dort bewusst kein Abzweig aufgefallen, allerdings habe ich auch nicht danach gesucht.


                                    An der Brücke über den Varvekjåkkå

                                    Ich überquere die Brücke, und nun geht es an einer Vielzahl kleiner Seen vorbei. Hier fällt mir auf, wie detailliert die neue Padjelantakarte im Masstab 1:50000 ist. Ich kann wirklich jeden kleinen See, den ich passiere, eindeutig auf der Karte zuordnen. Ein kleines Stück geht es nun parallel zum Varvekjåkkå. Hier liegen auf einem Stück doch nun tatsächlich Holzstege, allerdings an einer total ausgetrockneten Stelle. Wenn es feuchter ist, haben die Stege wohl ihre Berechtigung, aber verglichen mit dem, wo ich gestern durchgelaufen bin, ist das hier doch gar nichts… Ein kleines Stück weiter mache ich eine kurze Pause und schaue einigen Rentieren zu, die unten am Varvekjåkkå sind. Ein paar von ihnen kommen nun auch zu mir hoch und laufen recht nah an mir vorbei. Ich scheine sie nicht zu stören.


                                    Weisses Rentier am Varvekjåkkå


                                    Neugierige Rentiere

                                    Als sie weitergezogen sind schultere ich wieder meinen Rucksack und laufe weiter. Kurze Zeit später komme ich zum Varvekjaure. Etwas voraus sehe ich jetzt zwei Personen, die mir entgegen kommen. Die ersten Wanderer seit ich vorgestern die Staddajåkkåstugorna verlassen habe. Es ist ein deutsches Paar, das von Pieskehaure kommt und zu den Renwächterhütten will, um dort zu zelten. Wir wünschen uns eine weiterhin gute Tour, und ich laufe weiter zur Brücke am Varvekjaure. Die ist allerdings ziemlich verbogen, und ich erinnere mich, dass GandalftheGrey letztes Jahr davon schrieb, dass diese Brücke auch beschädigt sei. Bei dieser Brücke ist dann wohl leider noch nichts passiert. Ich komme aber ohne Probleme neben der Brücke durch den Bach.


                                    Blick vom Varvekjaure in Richtung Sulitelma

                                    Der Weg umschlängelt einige weitere Seen, wobei er ständig an kleinen Hügeln entlang oder über diese drüber verläuft. In der Ferne taucht die charakteristische Doppelspitze des an der schwedisch-norwegischen Grenze liegenden Nuorta Saulo auf. Der Anblick weckt in mir die Assoziation einer Bischofsmütze. Ein Blick nach Nordwesten zeigt hier eine tolle Sicht auf den Stuorrajegna-Gletscher auf dem Sulitelma-Massiv.


                                    Der Nuorta Saulo kommt in Sicht


                                    Blick auf Sulitelma und den Stuorrajegna-Gletscher


                                    Blick gen West/Südwest etwa einen halben Kilometer westlich des Varvekjaure


                                    Wollgras

                                    Während ich dem Weg folge, fällt mir in der umgebenden Vegetation plötzlich auf, dass sich Herbstfarben herausgebildet haben, es sind deutlich Rottöne vorhanden, was mir in den vorherigen Tagen nicht aufgefallen ist. Es scheint hier unten etwas kälter gewesen zu sein als etwas weiter nördlich, von wo ich komme. Als ich den Stuor Varvek zu meiner Linken fast umrundet habe, bekomme ich einen Blick hinunter auf den Pieskehaure.


                                    Blick auf den Pieskehaure

                                    Nun geht es stetig bergab, und als ich ein Stück weiter hinabgelaufen bin, kann ich in knapp drei Kilometer Entfernung auch die Pieskehaurehütten erkennen. Als ich am Ende des Abstiegs angekommen bin, geht es über eine kleine Brücke, dann komme ich zur Wegverzweigung, wo der Weg in Richtung Muorkihytta bzw. Mamas abzweigt. Nun geht es noch 1,5 km über ein ziemlich matschiges Stück, bis ich an der Brücke über den Varvekjåkkå unterhalb der Hütten ankomme. Vor der Brücke steht ebenfalls eine Laponia-Markierung, und ich frage mich, was diese hier anzeigt, denn eine Parkgrenze oder ähnliches verläuft hier nicht. Später fällt mir dann ein, dass das Sulitelma-Gebiet auch zum Laponia-Welterbe gehört.


                                    An der Brücke über den Varvekjåkkå unterhalb der Pieskehaurehütten

                                    Ich gehe über die Brücke, die zwar einen sehr rostigen Eindruck macht, aber sehr stabil ist, und hoch zu den Hütten. Um 16:15 Uhr stehe ich vor der Haupthütte. Ich lade meinen Rucksack ab und gehe zur Stugvärdshütte rüber. Stugvärdin ist eine in Schweden lebende Deutsche mit ihrer Tochter. Ich frage nach Zeltplätzen, und sie weisst mich ein paar Meter entlang des Weges in Richtung Vaimok, dort gibt es eine gute Stelle. Diese finde ich dann auch und baue mein Zelt auf.


                                    Blick vom Hüttenplatz zum Sulitelma-Massiv

                                    Als alles steht, gehe ich in die Hütte und koche Tee. Etwas später kommen zwei ältere Schweden von Vaimok kommend an. Nach meinem Tee gehe ich noch mal zur Stugvärdsshütte und kaufe ein Bier für die Sauna. Diese hat die Stugvärdin inzwischen angeheizt, so dass ich anschliessend rüber gehe und mich ins Warme setze. Die Sauna tut sehr gut, und ich geniesse die anschliessende Eimerdusche. Danach gehe ich wieder zur Hütte rüber und mache mich an mein Abendessen. Später kommen noch zwei Wanderer über die Brücke hoch, es sind eine Österreicherin und eine Schwedin, die von Mavas kommen. Draussen bewölkt es sich immer mehr, und plötzlich brennt wieder der Himmel durch die untergehende Sonne.


                                    Brennender Himmel I


                                    Brennender Himmel II


                                    Brennender Himmel III
                                    Zuletzt geändert von Vintervik; 22.12.2016, 11:43.

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                                    • Dogmann
                                      Fuchs
                                      • 27.09.2015
                                      • 1022
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                      Wirklich supi , Bilder, Bericht , echt toll!
                                      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                      • Vintervik

                                        Fuchs
                                        • 05.11.2012
                                        • 1929
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                        12. Tourtag, 27. August 2016

                                        Am gestrigen Abend kam die Stugvärdin mit dem Wetterbericht in die Hütte, und nach diesem sollte es heute windig und regnerisch werden. Als ich am Morgen aufwache, bestätigt sich dieses. Da ich noch einen Reservetag habe, hatte ich schon gestern gedanklich beschlossen, diesen hier zu verbringen, falls das Wetter schlecht werden sollte, und mich event. am Nachmittag ein Stück in Richtung Vaimok auf dem Weg zu machen. Da das Wetter nun wie angekündigt schlecht ist, drehe ich mich im Schlafsack noch mal um. Etwas später mache ich mich dann zur Hütte auf, um in Ruhe zu frühstücken. Die anderen Gäste sind auch dort, aber nirgends ist Aufbruchsstimmung zu spüren, alle haben den gleichen Beschluss getroffen wie ich, nämlich einen Tag abzuwettern. Nach dem Frühstück vertreibe ich mir die Zeit mit lesen, während es draussen regnet, und helfe der Österreicherin, mit Hilfe der Karte einige Wegpunkte in ihr GPS zu programmieren.
                                        Sie will zusammen mit der Schwedin in Richtung Varvek und dann durch das Miehttjevagge in Richtung Sårjåsjaure. Die beiden Schweden wollen am nächsten Tag in Richtung des Gletschersees am Sulitelmamassiv. Am frühen Nachmittag scheint sich draussen das Wetter etwas zu bessern, und ich überlege kurz, ob ich meine Sachen packen und in Richtung Vaimok losziehen soll. Aber ich kann mich nicht dazu durchringen, sondern möchte eher den Ruhetag etwas geniessen, und ausserdem lockt die Sauna am Nachmittag noch.


                                        Mein Zelt an den Pieskehaurehütten

                                        Draussen um die Hütten rum sind noch viele Blaubeeren vorhanden, und mit zwei Tassen bewaffnet mache ich mich ans Ernten. Etwas später sind die beiden Tassen voll und ich fange in der Hütte an, die Beeren zu putzen.


                                        Die Ernteausbeute

                                        Nachdem ich mit putzen fertig bin, gehe ich zur Stugvärdshütte und kaufe mir ein Bier für die Sauna, hole meine Sachen aus dem Zelt und gehe wieder zur Sauna. Dort ist schon ein anderer Schwede, der nur zum saunen hergekommen ist. Er ist zur Schneehuhnjagd hier in der Gegend und hat etwa zwei Kilometer entfernt mit einigen anderen Leuten ein Basislager. Nach der Sauna geht es ans Abendessen, als Nachtisch gibt es die halbe gesammelte Beerenportion. Nach dem Essen ziehe ich mich relativ bald ins Zelt zurück.


                                        13. Tourtag, 28. August 2016

                                        Als ich aufwache, höre ich leichten Regen auf mein Zelt prasseln. Ein Blick aus dem Zelt raus offenbart viele Wolken rundherum. Das Sulitelma-Massiv ist nicht zu sehen, und in Richtung Vaimok hängen tiefe Wolken. Na, hoffentlich verschwinden die noch, nach Nebelwanderung ist mir irgendwie gar nicht.


                                        Blick vom Zeltplatz in Richtung Sulitelma

                                        Ich gehe zur Hütte rüber und mache Frühstück. Das Müsli wird durch die restlichen Blaubeeren vom Vortag geschmacklich deutlich verbessert. Die anderen Gäste sind auch da, alle sehen schon fast startklar aus. Nach dem Frühstück gehe ich zum Zelt rüber und packe meine Sachen. Inzwischen regnet es nicht mehr, und die Wolken in Richtung Osten haben sich auch etwas gehoben. Dadurch sehe ich, dass auf vielen umliegenden Gipfeln diese Nacht Neuschnee gefallen ist. Als ich meinen Rucksack vor das Zelt stelle höre ich ein Pfeiffen und schaue in Richtung Hütte. Die beiden Schweden stehen mit Rucksäcken auf dem Rücken vor der Hütte und Winken zum Abschied. Ich winke zurück, und die beiden verschwinden hinter der Hütte in Richtung Brücke. Als ich mein Zelt abgebaut habe und alles in den Packsack packe, sehe ich die Österreicherin und die Schwedin von der Hütte her winken, sie gehen zunächst in die gleiche Richtung wie die beiden Schweden. Ich mache mich startklar, winke der Stugvärdin zu, die gerade aus der Hütte kommt, und gehe zum Weg in Richtung Vaimok. Von Westen her weht ein sehr frischer, fast eisiger Wind, aber ich ziehe mich nicht zu warm an, damit ich nicht gleich anfange zu schwitzen. Es geht zunächst am Hang des Dälbut entlang, etwas weiter unten schlängelt sich der Varvekjåkkå entlang.


                                        Blick zurück

                                        Nach etwa 2 Kilometern macht der Weg einen abrupten Knick, unterstützt durch einen Pfeil, der nach rechts zeigt. Geradeaus sehe ich etwas unterhalb noch Holzstege liegen. Diese führen zur alten Furt über den Zufluss zum Varvekjåkkå, den es hier zu queren gilt. Der Weg ist aber nun verlegt worden zu einer anderen Furtstelle etwas weiter aufwärts des Baches. Es geht ein Stück weiter am Hang entlang, bis der Weg zum Wasser und zur Furtstelle runterführt, die mit rotweissen Stäben markiert ist. Der Wasserstand ist kein Problem, ich komme trockenen Fusses rüber. Auf der anderen Seite geht es kurz die Böschung hoch, dann verläuft der Weg auf einer Ebene bis zum Hang des Muorannjunnje.


                                        Zum Hang des Muorannjunnje


                                        Wegmarkierung des Nordkalottleden

                                        Am Fuss des Hanges angekommen mache ich eine kurze Trinkpause. Ich bin zwar jetzt schon etwa 4km unterwegs, aber wärmer ist mir immer noch nicht geworden. Der Wind ist aber auch saukalt. Ich ziehe zusätzlich eine Fleecejacke drunter und schultere den Rucksack wieder. Nun macht der Weg einen Knick in Richtung Nordost und steigt langsam am Hang entlang auf.


                                        Blick zurück über die Ebene, in der Ferne der Pieskehaure

                                        Nach ein paar Metern bleibe ich noch mal stehen. Inzwischen scheint die Sonne, aber der Wind bläst hier am Hang eiskalt, so dass ich nun auch noch Mütze und Handschuhe raushole. Nach etwa 150 Höhenmetern macht der Weg wieder einen Knick nach Osten, allerdings sehe ich auch geradeaus deutlich Wegmarkierungen, aber keinen Pfad. Der Blick in die Karte verrät, dass das der alte Weg hinüber nach Varvek ist. Im Norden sehe ich in Richtung Varvek und in der Ferne das Gailavagge, durch das ich drei Tage zuvor gekommen bin. Auf dem Jiegnaffo ist Schnee gefallen. Auch ein Blick in Richtung Sulitelma-Massiv zeigt, dass dort vergangene Nacht Schnee gefallen ist.


                                        Blick zurück zum Pieskehaure


                                        Blick in Richtung Varvek und Gailavagge


                                        Sulitelma

                                        Ich steige aber noch weiter auf, und nach weiteren knapp 100 Höhenmetern bin ich erstmal oben. Der Weg führt nun gen Osten in etwa auf einer Höhe.


                                        Blick zurück auf der Höhe

                                        Der Untergrund ist ab und an etwas steinig, aber es lässt sich sehr gut gehen, da es sich meist nicht um Geröll handelt, sondern die Steine eher wie Platten liegen. Wenn es regnen würde, wäre es vielleicht nicht so leicht zu laufen, aber jetzt im Sonnenschein ist es kein Problem. Ich überquere einen Bach, danach steigt der Weg und Richtung Vistek wieder etwas auf.


                                        Am Aufstieg in Richtung Vistek. Auch der Tsähkokk hat eine kleine Schneehaube

                                        Als ich diesen passiert habe geht es etwa einen Kilometer lang eben weiter, dann geht es bergab und ich sehe etwas unter mir den Vistekjaure. Der Weg verläuft nun zu seinem Südufer hinunter. Hier wird es nun etwas steiniger.


                                        Am Vistekjaure

                                        Als ich den See hinter mir gelassen habe, steigt der Weg kurz zu einem kleinen Pass an. Als ich ihn erreiche, sehe ich auf den Vaimok herunter. Ein beeindruckender Anblick. Am anderen Ende des Sees steigen der spitze Gipfel des Staika empor, auch schneebedeckt.


                                        Blick auf Vaimok und Staika

                                        Über Steine und Geröll geht es nun hinab zur Brücke über den kleinen Bach, der in den Vaimok fliesst. Hier unten mache ich noch mal eine kleine Pause. Von der Strecke her habe ich es fast geschafft, aber nun kommt noch ein anstrengender Teil, nämlich auf den letzten etwa 4 Kilometern noch mal gut 250 Höhenmeter rauf bis auf gut 1100 Meter, und auch wieder runter. Nach einer guten Viertelstunde Pause laufe ich los. Der Anstieg ist zunächst knackig, nach gut 100 Höhenmetern wird die Steigung aber geringer. Dann habe ich es aber endlich geschafft, es wird flach. Die Rundumsicht hier oben ist toll, ein Blick nach Osten entlang des Fierrovagge in Richtung Tarradalen lässt auch viele schneebedeckte Gipfel erkennen.


                                        Blick gen Osten

                                        Kurze Zeit später komme ich schon zum Abstieg, und ich sehe unterhalb von mir die Hütte am See.


                                        STF-Hütte Vaimok

                                        Als ich unten bin, muss ich noch über den Bach rüber, der neben der Hütte in den Vaimok fliesst. Den Wegmarkierungen folgend ergibt sich eine Mischung aus Furten und Geröllklettern. Dann komme ich an der Hütte an und stelle meinen Rucksack ab. Der Stugvärd kommt schon um die Ecke und begrüsst mich, er hätte mich absteigen sehen. Auch wenn ich mein Zelt dabei habe, so entschliesse ich mich wegen der Kälte während des Tages in der Hütte zu übernachten, ein bisschen Kaminwärme wäre jetzt definitiv schön. Die Vaimokhütte gehört während der Sommersaison zu den am wenigsten besuchten STF-Hütten. So auch nun, denn die letzten Gäste wären schon ein paar Nächte zuvor hier, so dass die Hütte kalt ist. Der Stugvärd heizt den Kamin in der Küche an, während ich den Gasofen in einem Zimmer anwerfe. Langsam wird es in der Küche nun wärmer. Der Stugvärd verschwindet noch mal zur Stugvärdshütte hoch, er würde später noch mal runterkommen für Bezahlung etc. Ich koche mir mein Abendessen und Tee. Beides tut sehr gut nach der Kälte draussen. Später kommt der Stugvärd noch mal vorbei, um zu kassieren, und wir unterhalten uns eine Weile. Weitere Gäste kommen heute Abend nicht mehr an. Als draussen die Sonne untergegangen ist, gehe ich noch mal raus, um ein bisschen zu fotografieren.


                                        Abendstimmung am Vaimok

                                        Da es so gut wie wolkenlos ist, schaue ich im Dunkeln noch mal vor die Tür, ob es vielleicht Nordlichter zu sehen gibt, aber leider ist heute abend nichts zu erkennen.
                                        Zuletzt geändert von Vintervik; 01.01.2017, 23:05.

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                                        • Blahake

                                          Fuchs
                                          • 18.06.2014
                                          • 1439
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [SE] Prästleden, Padjelantaleden, Nordkalottleden - von allem ein bisschen

                                          Mmmmh, die Heidelbeeren sehen lecker aus !!!

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