[AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

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    • 08.10.2016
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    [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

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    Mitreisende
    Berge und Klöster - Armenien als Trekker und Backpacker

    Allgemeines

    Dass Armenien hier unter Europa eingeordnet wird, ist zwar nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Fragt man einen Armenier, ob das Land zur östlichen oder zur westlichen Hemisphäre gehört, wird er vielleicht antworten: natürlich zu BEIDEN - und außerdem ist es der Nabel der Welt und die Wiege der Zivilisation. An Mangel an Nationalbewusstsein leiden die Armenier nicht. Das hat diesem Volk immer wieder das Überleben gesichert. Leicht hatten sie es nicht, im Laufe der Jahrhunderte, und haben sie es auch heutzutage nicht.

    Aber der Reihe nach. Ich wollte über unsere Reise berichten. Zusammen mit meiner Tochter war ich im Juni 2016 2 Wochen als Backpacker in Armenien. Die Idee der Reise war eine Mischung von Natur und Kultur: kleinere Trekkingtouren kombiniert mit der Besichtigung von Klöstern und nebenbei Land und Leute kennenlernen. Ziemlich viel Programm für 2 Wochen, zugegebenermaßen. Aus diesem Grunde habe ich mehrtägige Wildnistouren und die ganz hohen Berge gar nicht erst in Betracht gezogen. Und wir haben auch kein Zelt mitgenommen - eine Übernachtungsmöglichkeit wird sich schon finden - Schlafsack und Isomatte aber schon, und das war auch gut so.

    Bevor ich über die eigentliche Reise schreibe, möchte ich aber die wichtigsten Informationen zusammenfassen. Das macht für den geneigten Leser, der auch mit dem Gedanken einer Armenientour spielt, vielleicht die eigene Planung ein bisschen einfacher.


    Berge und Klöster: Das Kloster Tatev in der Provinz Syunik

    Armenien als Trekkingziel
    Armenien stand schon lange auf meiner ToDo-Liste. Potentiell könnte es ein ideales Ziel für Trekker und Wanderer sein. Das Land besteht zum großen Teil aus Bergen. 90% der Fläche liegen über 1000 m, mittlere Höhe 1800 m. Obwohl Armenien nicht groß ist, bietet es ganz unterschiedliche beeindruckende Landschaften mit unterschiedlicher Flora und Fauna. Im Süden sogar unerwarteterweise große Waldgebiete. Wer möchte, findet auch menschenleere Hochflächen (z.B. die Gegham-Berge), und hohe Gipfel: einen 4000er und mehrere 3000er. Der größte Teil des Landes ist frei zugänglich und man kann fast überall zelten. Zudem sind die Menschen gastfreundlich und aufgeschlossen.

    Sucht man allerdings im Internet nach Trekking in Armenien, findet man nur eine Handvoll kommerzieller Anbieter. Ansonsten: nichts, keine Reiseberichte, keine Hinweise, ничего. Das hat mich dann natürlich erst recht gereizt: das muss doch auch auf eigene Faust gehen. Geht es auch, braucht aber einiges an Recherche und Vorbereitung.


    Immer präsent, und dennoch unerreichbar: der große und der kleine Ararat


    Berglandschaft in der Provinz Vayots Dzor

    Wanderwege und Trekkingrouten
    Es gibt (fast) keine. Nun ja, Wege gibt es natürlich jede Menge. Bisher aber fast keine offiziellen oder inoffiziellen Wanderwege. Fernwanderwege schon gar nicht. Man muss die Wege also selber finden. Die meisten Armenier verstehen auch gar nicht, warum man längere Strecken zu Fuß gehen sollte. Die spinnen, die Ausländer. Läuft man entlang von Straßen, hat man Mühe, NICHT mitgenommen zu werden.

    Anekdote am Rande: Unserer Gastgeber in Yeghegnadzor war entsetzt über die Idee, von Shatin nach Vernashen über die Berge zu Fuß zu gehen: völlig unmöglich, viel zu weit. Es war eine gemütliche 8h-Tour. Der Weg lag im 20km-Radius von seinem Haus, der Mann war geschätzte 45 und wohnt dort schon Zeit seines Lebens - den Weg war er noch nie gelaufen.

    Versuche, den indivuduellen Wandertourismus in Armenien anzukurbeln, gab es offenbar schon einige. Alle gescheitert. Da sind schon eine Menge Fördermittel versenkt worden.


    Gescheitertes Tourismusprojekt: Hinweistafel für Wanderwege aus dem Jahre 2011

    Es gibt aber Hoffnung - und auch Entwicklung:
    • In Kapan, in der Provinz Syunik ganz im Süden, ist die Initiative ARK Armenia sehr rührig (arkarmenia.com). Neben vielem anderen markieren sie Wanderwege, und versuchen die Strecke Tatev-Kapan als 3-Tages-Wanderung zu etablieren. Auf jeden Fall eine gute Adresse, falls man in der Gegend unterwegs ist. Das ist übrigens jeder, der über Armenien Richtung Iran will, z.B. die Seidenstraßen-Radler. Die fahren alle über Kapan, und ARK ist eine beliebte Anlaufstelle.
    • Und dann gibt es ein interessantes Projekt für einen Trans-Kaukasus-Trail Georgien-Armenien (transcaucasiantrail.org), der auch Armenien von Nord nach Süd durchqueren soll. Das klingt ambitioniert und im ersten Moment auch wie ein Kandidat für ein weiteres gescheitertes Tourismusprojekt. Nachdem ich, wie sich im nachhinein herausstellte, das Trail Team im Juni fast in Kapan getroffen hatte, habe ich mich mit Tom Allen eine Weile per E-Mail unterhalten. Er hat mich überzeugt, dass diese Leute wissen, was sie tun, und das es eine Chance gibt für solch einen Trail. Man darf also gespannt sein.


    Touristische Infrastruktur
    Ist nur in der Hauptstadt und in der Nähe der touristischen Brennpunkte vorhanden, sowie beschränkt in den Provinzhauptstädten und an den Durchgangsstraßen. Im Rest des Landes sucht man Hotels, Übernachtungsmöglichkeiten und sogar Restaurants vergebens und ist auf private Kontakte angewiesen. Selbstversorger sollten sich in den großen Städten eindecken. Dort gibt es ein gutes Angebot, sowohl Supermärkte als auch kleine Lebensmittelläden. In den Dörfen findet man eher keine Läden. Die Dorf-Magazine aus sowjetischer Zeit sind fast alle geschlossen.


    Der Dorfladen ist geschlossen

    Transport
    Öffentliche Verkehrsmittel über Land gibt es nicht. Die frühere Eisenbahnroute Nord-Süd führt über Aserbaidshan und ist ist daher stillgelegt. Die klassischen Sammeltaxis mit dem schönen Deutsch-Russischen Namen „Marschrutka”, die an festen Orten und zu mehr oder weniger festen Zeiten abfahren, werden offenbar auch weniger.
    Die übliche Weise, über Land zu reisen, sind im Moment „shared taxis”, die man am Tag vorher frei Haus bestellt. Das ganze funktioniert über ein undurchsichtiges Netzwerk von privaten Dispatchern. Man benötigt also eine einheimische Vetrauensperson, die weiß, wen man anrufen muss. Im Zweifelsfall beim Gastgeber oder im Hotel/Hostel fragen. Ist man einmal im System drin, wird man auf Wunsch gerne weitervermittelt - sei es für weitere Fahrten oder für Übernachtungen.
    Vorteil des Systems: da man quasi auf Empfehlung von Bekannten vermittelt wird, und nicht anonym, wird auch der unerfahrene Tourist nicht über's Ohr gehauen. Man ist ja sozusagen im Rahmen der Gastfreundschaft unterwegs. Das ganze ist preiswert: Jerevan-Kapan kostet pro Person ca. 6000 AMD (12€).
    Auf weniger befahreren Strecken bleibt dann das Taxi als einzige Option. Aber auch das ist durchaus bezahlbar.


    Fahrt über Land im „Shared Taxi”

    Geld
    Man bezahlt bar und in AMD, Euro werden eher nicht genommen. In Jerevan und den Provinzhauptstädten gibt es ausreichend ATMs. Vor der Reise über Land sollte man die großen Geldscheine wechseln, ansonsten kann es Probleme mit Wechselgeld geben.

    Verständigung
    Russischkenntnisse sind von großem Vorteil. Mit Englisch kommt man weniger weit. Da Russland für Armenien ein essentieller Verbündeter und der wichtigste Handelspartner ist, hat man auch nichts gegen Russland. Die älteren Leute können ALLE mehr oder weniger Russisch, selbst einfache Bauern in den Dörfern. Junge Leute können manche sehr gut Russisch, manche gar nicht. Passable Englischkenntnisse trifft man seltener an. Im Tourismus-Sektor natürlich schon.


    Mit Russisch klappt auch die Verständigung

    Mobilfunk
    Wie schon erwähnt, sind persönliche Kontakte essentiell für eine Individualreise in Armenien. Persönliche Kontakte funktionieren hauptsächlich über Mobiltelefon. Unbedingt empfehlenswert ist daher eine armenische SIM-Karte. Damit hat man nebenbei auch unterwegs fast überall Internet. Die Mobilfunk-Abdeckung ist hervorragend, besser als in Deutschland. Der (russische) Anbieter Vivacell-MTS ist mit Abstand am besten. Die SIM-Karten bekommt man in den Vivacell-Läden, z.B. 3 Amiryan St. in Jerewan, 24/7 geöffnet. Die Prepaid-Angebote von 2016 beinhalteten für wenige Euro mehrere GB und mehrere 100 Freiminuten nach AM, RU und US. Für DE musste man zusätzlich Guthaben aufladen (was überall an Automaten möglich ist). Mit einer speziellen Vorwahl (770049) lag der Minutenpreis nach DE bei 90 AMD (0,18€).

    Karten
    Die einzige verfügbare topographische Karte von Armenien ist die alte sowjetische Militärkarte im Maßstab 1:100000. Für genaue Planung und Orientierung im Gelände ist die aber zu grob, zumal die verfügbaren Scans nicht besonders gut sind. Aktuelle und genaue Papierkarten gibt es nicht. Die besten Informationen liefert derzeit Openstreetmap. Abdeckung und Detailgrad sind erstaunlich: da sind teilweise kleinste Waldwege korrekt abgebildet. Versionen für Garmin-GPS-Empfänger gibt es z.B. auf garmin.openstreetmap.nl. Für die Planung hilfreich sind auch die Satellitenbilder von Google Maps und Microsoft Bing. Trackaufzeichnungen von erprobten Strecken gibt es z.B. bei Wikiloc oder GPSies. SRTM-Höhendaten aus den üblichen Quellen, z.B. viewfinderpanoramas.org.
    Ich habe mir aus allen verfügbaren Quellen eigene Karten gebastelt und ausgedruckt, die Routen vorher am Computer geplant und zusammen mit der OSM-Karte und der Sowjet-Topo auf mein Garmin geladen. Damit war die Orientierung dann problemlos, auch in schwierigem Gelände.

    Reisezeit
    Im Frühjahr liegt noch Schnee, im Hochsommer wird es sehr heiß. Dem Reiseführer nach sollte daher der Juni ideal sein. Von den Temperaturen her stimmt das auch. Der Reiseführer hatte aber nicht erwähnt, dass es im Juni noch viel regnen kann. Das betrifft vor allem die südlichste Provinz Syunik. Nicht umsonst ist es dort so grün. Aber auch in Jerevan und am Sevan-See hat es heftig geregnet. Ich würde daher eher Juli/August empfehlen. Die Hitze in der Ebene muss man dann halt in Kauf nehmen.


    Anreise und Hauptstadt

    Direktflüge von Deutschland nach Jerewan gibt es keine. Wir sind mit Ukraine International Airlines über Kiew angereist. Zunächst blieben wir 2 Nächte bzw. 1 Tag in Jerewan. Dort hatten wir ein Doppelzimmer im Envoy Hostel gebucht. Das ist OK, professionell und preiswert. Die erhoffte Hostel-Atmosphäre, wo man mit anderen Reisenden leicht ins Gespräch kommt, hat es allerdings nicht. Den einen Tag Aufenthalt nutzten wir für die nötigen Besorgungen (Geld, SIM-Karte, Lebensmittel), zum Akklimatisieren und für ein bisschen Sightseeing. Jerewan präsentiert sich modern, westlich, bunt und weltoffen. Es hat das Flair einer südeuropäischen Hauptstadt. Wir haben uns sofort wohlgefühlt. Dass sich die Wirtschaft des Landes erst ganz allmählich erholt, ist hier nicht zu spüren. Das Zentrum kann man problemlos zu Fuß erkunden.


    Jerewan von oben


    Jerewan: die Kaskade bei Nacht
    • Bemerkung 1, zur Schreibweise: es gibt verschiedene Transkriptionen aus dem Armenischen. Im Englischen schreibt man Yerevan, im Deutschen offiziell Eriwan. In der DDR schrieb man Jerewan. Ich verwende am liebsten Jerewan, bei anderen Ortsnamen geht es aber mit der Schreibweise bunt durcheinander. Bitte nicht dran stören.
    • Bemerkung 2, zu „Radio Jerewan”: diese Assoziation kommt dem ehemaligen DDR-Bürger natürlich sofort. Ich habe versucht, herauszufinden, wo diese Witze herkamen und warum gerade Jerewan. Fakt ist, es gab die Witze auch in der Sowjetunion, als „Армянское радио”. Und es gab tatsächlich einen Sender in Jerewan, der sich an die armenische Diaspora richtete. Möglicherweise war diesem ein bisschen witzig verpackte Systemkritik erlaubt. In die DDR kamen die Witze vermutlich durch die Zeitschrift „Sputnik”.



    Jerewan zeigt sich weltoffen


    Provinz Syunik: von Tatev nach Kapan

    Am nächsten Morgen holt uns das bestellte „Shared Taxi” pünktlich ab. Die Reise geht nach Süden, in die Provinz Syunik, und zwar nach Tatev. Streng genommen nicht ganz bis nach Tatev, sondern nach Halidzor, zum Startpunkt einer Seilbahn, die nach Tatev hinüberführt. Tatev selbst ist nur über unbefestigte Straßen zu erreichen. Von Tatev soll uns eine 3-Tages-Wanderung bis nach Kapan führen, der Provinzhauptstadt von Syunik. Der Vorschlag stammt von ARK Armenia und war die einzige ohne Zelt machbare Mehrtagestour, die ich überhaupt gefunden habe. Tatev mit seinem berühmten Kloster, malerisch auf einem Bergsporn gelegen, ist außerdem eines der touristischen Highlights von Armenien, und gut besucht, obwohl es ziemlich abgelegen liegt. Daher auch die Seilbahn, die wie so vieles andere von einem Auslandsarmenier finanziert wurde. Zusammen mit einer Gruppe Normaltouristen schweben wir gemütlich nach Tatev hinüber.


    Das Tatev-Informationszentrum

    Dort begeben wir uns zum Touristeniformationszentrum (tatevinfo.com), das privat mit viel Enthusiasmus von der Familie Arshakyan betrieben wird. Anna, die hervorragend Englisch spricht (und noch ein paar andere Sprachen) hatte ich vor her per E-Mail kontaktiert, um eine Übernachtung im Dorf zu reservieren. Da der Tourismus hier funktioniert, gibt es eine Reihe privater Unterkünfte. Anna hatte uns auch das Taxi nach Halidzor organisiert. Essen gab es im Informationszentrum, von Annas Mutter mit Liebe zubereitet. Aber vorher wird natürlich das Kloster besichtigt und fotografiert.


    Kloster Tatev: Peter und Paulskirche

    Wir wundern uns über eine Menge eher untouristisch aussehender junger Leute, und erfahren, dass hier gerade ein internationales Base-Jumping-Festival stattfindet. Die springen vom höchsten Punkt aus der Seilbahn ins Tal. Krass, was es für Hobbies gibt. In Deutschland würde das vermutlich gleich an mehreren Gesetzen scheitern.

    1. Wandertag: Tatev bis Aghvani


    Endlich wandern

    Am Morgen darauf geht nun endlich die Wanderung los, nach einem guten Frühstück im Informationszentrum. Von Tatev bis Kapan sind es nicht mal 50 km. Der Großteil der Strecke geht entlang einer Straße, der H-45. Das ist aber weniger unerfreulich, als man vermutet. Die „Straße” ist nicht asphaltiert, und es verkehrt dort so ca. 1 Auto pro Stunde. Man kommt aber gut voran, und würde die Strecke auch in 2 Tagen schaffen. Das Problem sind die Übernachtungen. ARK bietet eine Übernachtung in Arajadzor, wo Armen Kazaryan seine Datsche zur Verfügung gestellt hat und als Quartier ausbaut (inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen). Dazwischen gibt es eine schöne Zeltstelle bei Tandzaver. Da wir kein Zelt dabei hatten, hat Armen für uns eine Übernachtung im Dorf Aghvani organisiert. Es bleibt also bei den 3 Etappen. Und letzlich sind wir ganz froh darüber, denn das Wetter ist wechselhaft, und beginnt am Nachmittag regelmäßig zu regnen.


    Der Weg ist einfach, wie kommen gut voran


    So grün und feucht hatte ich es nicht erwartet in Armenien

    Überhaupt präsentierte sich Armenien im Juni recht nass. Das hatten wir so nicht erwartet. Und speziell die südlichste Provinz Syunik erwies sich als ausgesprochen grün, was natürlich auch regelmäßige Niederschläge voraussetzt. So hatte ich mir Armenien jedenfalls nicht vorgestellt. Das hier sah eher aus wie deutsches Mittelgebirge, wenn man davon absieht, dass man auf 1500 bis 2000 m Höhe unterwegs ist. Aber egal. Geregnet hat es meist abends und nachts, so dass wir tagsüber wenigstens problemlos wandern konnten. Mit Fernsicht war es aber eher nichts.


    Angekommen in Aghvani

    Die Übernachtung in Aghvani war sehr einfach. Ein Sommerhaus (Datsche) einer Familie aus Kapan, mit einfachsten Verhältnissen. Eher eine Art Gartenhaus. Eine Oma mit zwei Enkeln verbrachte dort die Ferien. Wir waren heilfroh, ein Dach über dem Kopf zu haben, denn am Abend goss es wie aus Eimern. Das einzige Bett im Haus hatten sie uns überlassen und schliefen auf dem Sofa. Das war mir ziemlich unangenehm, und das völlig durchgelegene Bett fand ich am Ende auch unbenutzbar, und habe die Isomatte auf dem Fußboden ausgerollt. Jedenfalls hatten wir eine Übernachtungsgelegenheit, und ein interessantes Erlebnis, und unsere Gastgeberin war nett und hat sich alle Mühe gegeben.


    Die Unterkunft in Aghvani


    Fortsetzung folgt
    Zuletzt geändert von eheinz; 20.11.2016, 21:43.

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
    • 4977
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    #2
    AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

    Super Einleitung, liest sich bisher ja sehr informativ und weckt Neugierde!

    Freue mich schon auf den folgenden Bericht.

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • Tie_Fish
      Alter Hase
      • 03.01.2008
      • 3550
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      #3
      AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

      Neeneeeneee, nix arbeiten hier, schön sitzenbleiben und weiterschreiben!
      Grüße, Tie »

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      • SiSler
        Erfahren
        • 16.12.2013
        • 138
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        #4
        AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

        Zitat von eheinz Beitrag anzeigen
        Fortsetzung folgt
        ... oh ja, bitte - Super informative Einleitung, klasse zusammgestellt. Danke dafür!


        Gruß
        “I only went out for a walk and finally concluded to stay out ... for going out, I found, was really going in”
        (John Muir)

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        • eheinz
          Anfänger im Forum
          • 08.10.2016
          • 26
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          #5
          AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

          Überredet. Zum Glück wusste ich vorher nicht, wieviel Arbeit das ist .

          Gruß,
          Erik

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          • codenascher

            Alter Hase
            • 30.06.2009
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            #6
            AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

            Schön das es direkt weiter geht.

            Eine Anmerkung/bitte/Wunsch meinerseits: schreib doch den neu hinzukommenden Text in einen neuen Beitrag, oder aber kennzeichne den neuen Part ordentlich. Dann muss man nicht ewig rumscrollen.

            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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            • grenzenlos
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              • 25.06.2013
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              #7
              AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

              Hallo,
              prima Einleitung Da kommen Erinnerungen hoch. Das Foto von der Bratwursthütte (Thüringer Bratwürste ) durfte ich im Juni 2015 selbst auch knipsen. Leider waren da die Bratwürste ausverkauft. Sehr schlecht natürlich wenn man selbst Thüringer ist

              Freue mich auf die Fortsetzung

              Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

              Gruß, Wi grenzenlos

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              • eheinz
                Anfänger im Forum
                • 08.10.2016
                • 26
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                • Meine Reisen

                #8
                [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                Der Übersichtlichkeit halber kommt hier die Fortsetzung in einem neuen Artikel.


                2. Wandertag: Aghvani bis Arjadzor

                Das Ziel der nächsten Tagesetappe war die Dacha von Armen in Arajadzor. Um nicht wieder den ganzen Tag nur Straße laufen zu müssen, hatte ich mir mit Hilfe von Openstreetmaps und Luftbildern eine alternative Route ausgedacht, die uns über den Berg Adzimamed-Yurt (2034 m) führen sollte. Die genaue Strecke ist übrigens, wie die anderen Wanderungen auch, auf Wikiloc zu finden. Dem Geländeprofil nach versprach diese Strecke für den Nachmittag schöne Fernsicht über die Landschaft um Kapan.



                Bis zum Dorf Tandsaver geht es noch ein Stück weiter weiter die H-45, dann biegen wir auf Waldwege ab. Besser wäre es gewesen, gleich von Aghvani aus hochzusteigen, wie es hier beschrieben wird. Diese Route wurde nach unserer Tour erkundet, von zwei Holländern, auf Basis unserer GPS-Tracks, die ich an ARK und an das Trail Team gesendet hatte. Schon spannend, wie schnell sich die Dinge entwickeln.


                Unser Aufstieg durch den Wald war ziemlich beschwerlich. Die Wege matschig und entweder sehr steil oder von Kühen völlig zertreten. Oben angekommen, wich der Wald großen Wiesen und es ging besser voran. Hüfthohes nasses Gras macht aber auch nicht unbedingt Spaß.


                Mit der tollen Aussicht war es leider auch nichts: alles im Nebel.


                Etwas tiefer gab es dann doch ein bisschen Landschaft zu sehen

                Davon abgesehen, war der Weg aber ein gute Wahl und dank GPS haben wir uns auch nicht verlaufen. Bei schönem Wetter ist es dort bestimmt sehr schön. In der Dacha in Arajadzor angekommen, wartet Armen schon auf uns. Die Bauarbeiten zum Ausbau der Dacha sind im vollen Gange, aber für uns findet sich ein trockenes Plätzchen. Denn es regnet schon wieder in Strömen.

                3. Wandertag: Arjadzor bis Kapan


                Frühstück in der Dacha

                Für die dritte Etappe nach Kapan gibt es wieder mehrere Möglichkeiten. Wegen unserer schlechten Erfahrung mit den matschigen Wegen und dem unsicheren Wetter haben wir uns für die Straße entschieden.


                Hier ein Blick ins Land.


                Dieser Weg führt durch einen alten Tagebau, eine eindrucksvolle bunte Mondlandschaft. Welche Schwermetallverbindungen da so rumliegen, möchte man lieber nicht wissen.


                Kapan beeindruckt vor allem durch triste, real-sozialistische Architektur.

                Im Büro von ARK treffen wir Siranush, sowie die beiden Belgier Max und Texas, die mit dem Fahrrad auf der Durchreise Richtung Iran sind und eigentlich dieses Jahr noch bis China wollen. Sie machen hier gerade ein paar Tage Pause und helfen bei ARK mit. Sie führen uns zum Ecocamp, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden.


                Hier wohnen wir in lustigen 2-Mann-Kapselhotels aus Holz. Später dürfen wir uns überzeugen, dass die Dinger tatsächlich wetterfest sind.


                Am nächsten Tag bleiben wir in Kapan und unternehmen mit Max und Texas eine Tagestour zur Burg Halidzor (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort bei Tatev) und zum Kloster Vahanavank.


                Dort begegnet uns eine junge Hongkong-Chinesin, die doch tatsächlich mit einem Scooter angereist ist. Von China. Unglaublich.


                4. Wandertag: Besteigung des Khustup (leider ins Wasser gefallen)

                Für den Tag danach hatten wir eigentlich eine Besteigung des Kapaner Hausberges Khustup geplant (3.206 m). Vom Ecocamp bis zum Gipfel sind es 15 km Luftlinie und 2300 m Aufstieg. Hin und zurück an einem Tag ist das kaum zu schaffen, daher sollte uns ein geländegängiges Taxi bis auf 2000 m bringen.


                Am Morgen war das Wetter noch ganz nett.


                Sogar das Khustup-Massiv ist kurz zu sehen.


                Leider ist nichts daraus geworden. Mit dem Taxi hat es nicht geklappt und außerdem kam, trotz des schönen Morgens, wieder eine Schlechtwetterfront gezogen, die uns - wir waren trotzdem losgelaufen - zum Umkehren gezwungen hat. Auf dem Gipfel hat es vermutlich geschneit. 2 Tage später wurde das Wetter dann besser und das Transcaucasian Trail Team hatte mehr Glück mit dem Aufstieg. Aber da waren wir wegen unseres engen Zeitplans schon weitergereist.

                Fortsetzung folgt
                Zuletzt geändert von eheinz; 20.11.2016, 21:37.

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                • Bielefelderin
                  Erfahren
                  • 15.04.2015
                  • 108
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                  Lieber Erik,
                  danke für den tollen Bericht, du kannst das echt gut, nicht nur Reisen, sonder auch drüber Berichten.

                  Ich war im September 2012 in Armenien, und da war das Wetter deutlich besser. Beständig warm und trocken, allerdings war dann eben auch alles längst nicht mehr so grün, vor allem im Süden.
                  Liebe Grüße
                  von der Bielefelderin

                  _______________________________________________________________________
                  Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

                  Kommentar


                  • eheinz
                    Anfänger im Forum
                    • 08.10.2016
                    • 26
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                    In der nächsten Folge gibt es mehr Sonne, versprochen .

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                    • EbsEls
                      Erfahren
                      • 23.07.2011
                      • 434
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                      Danke für die Impressionen aus Armenien. Freue mich auf die Fortsetzung ...
                      Wir waren zur gleichen Zeit (zweite Junihälfte) im Norden um den Sevan-See und dem Aragats unterwegs und hatten etwas mehr Glück mit dem Wetter. Ich habe in Martuni am Sevan mit österreichischen Radlern gesprochen, die hätten fast 40°C im Aras-Tal. Mir wurde oft unterwegs ein Abstecher nach Tatev und Umgebung empfohlen.
                      Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                      Eberhard Elsner

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                      • eheinz
                        Anfänger im Forum
                        • 08.10.2016
                        • 26
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                        #12
                        [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                        Und weiter geht's.

                        Wir sind vom südlichsten Punkt der Reise wieder ein Stück zurück Richtung Norden gereist, und befinden uns jetzt in der armenischen Provinz Vayots Dzor. Kaum mehr als 100 km Luftlinie entfernt, präsentiert sich das Land doch hier ganz anders. Die Vegetation ist karger, kein Wald mehr zu sehen, dafür felsige Berge mit spärlichem Bewuchs, Zeichen für trockeneres Klima. Noch dazu verspricht uns der Wetterbericht 3 sonnige und warme Tage. Größer könnte der Kontrast kaum sein zum verregneten Süden.


                        Landschaft bei Yeghegnadzor

                        Aus meinem ursprünglicher Plan einer zweiten Mehrtageswanderung sind am Ende zwei nicht zusammenhängende Tagestouren geworden. Wir nehmen daher Quartier für 3 Tage und 3 Nächte in der Provinzhauptstadt Yeghegnadzor. Das Quartier, so wie auch das „shared Taxi” in die Provinzhauptstadt Yeghegnadzor (welches eigentlich weiter nach Jerewan fährt) hatte uns Armen von ARK Armenien vermittelt. Unsere Kontaktperson heißt Arzen und wir rufen ihn nach Ankunft an. Er erklärt uns, wie wir zur Unterkunft kommen. Obwohl wir bis zum Ortsrand von Yeghegnadzor laufen müssen, und schon fragen, wo wir denn hier gelandet sind, stellt sich diese dann als Glücksgriff heraus.

                        Antoine Terjanian's B&B, wie die Unterkunft heißt, ist nämlich zur Zeit gar keins, weil Antoine mit seiner Frau den Sommer in Kanada verbringt und gar nicht anwesend ist. Das Haus wird daher leer vermietet, das heißt, wir bekommen für den B&B-Preis ein luxuriöses Ferienhaus ganz für uns alleine. Man gönnt sich ja sonst nichts. In Abwesenheit von Antoine kümmert sich seine Verwandschaft um die Vermietung des Hauses. Als wir etwas unschlüssig herumstehen, kommt Haik gelaufen, der nett ist, uns alles erklärt und sich auch um ein Taxi für den nächsten Morgen kümmern will. Von der Terasse hat man einen wunderbaren Blick in die Umgebung. Das B&B findet man übrigens problemlos im Netz.


                        Blick von der Terasse

                        Wir können es uns allerdings noch nicht auf der Terasse gemütlich machen, sondern müssen nochmal los. Zum Einkaufen, und zum Informationszentrum der „Gnishik Intercommunal Environmenal Foundation”, das noch bis 17 Uhr geöffnet hat.

                        Und das kam so: meine ursprüngliche Idee war, vom Kloster Noravankh durch den Gnishik-Canyon bis zum Dorf Gnishik aufzusteigen und dort vielleicht zu übernachten. Bei den Recherchen stellte sich heraus, dass das mit dem Übernachten nichts wird, das das Dorf Gnishik seit einem Erdrutsch verlassen ist (angeblich befindet sich dort jetzt ein Militärposten).
                        Außerdem ist das gesamte Gebiet auf Betreiben des WWF wegen der dortigen Artenvielfalt 2018 zu einem Naturschutzgebiet erklärt worden, der „Gnishik Protected Landscape”. In offiziellen Dokumenten las ich von Zugangsbeschränkungen und von Bestrebungen zur Entwicklung des nachhaltigen Tourismus. Schön. Informationen für Touristen waren allerdings online keine zu finden. Nach einigem Herummailen bekam ich vom WWF-Büro in Jerewan den Kontakt zu Jenya in o.g. Informationsbüro in Yeghegnadzor. Von ihr erfuhr ich dann, dass man zum Wandern im geschützten Gebiet kein Permit braucht, dass in der Tat Trails für Touristen eingerichtet wurden, dass verschiedene Dienstleistungen angeboten werden, und dass man Informationen während der Öffnugszeiten in besagtem Büro bekommt. Eine Webseite haben sie mangels Budget zwar immer noch nicht, sind aber immerhin bei Facebook präsent.

                        Nun hätte ich ja gerne eine Karte gehabt, zum Vorbereiten den Tour. Eine Karte der Touristentrails gibt es auch. In genau einem Exemplar, welches im Informationsbüro an der Wand hängt. Ein zweites Exemplar hängt jetzt hier im Forum:


                        Touristische Wanderwege im Schutzgebiet „Gnishik Protected Landscape”

                        Das half mir zwar damals noch nichts, aber auf der Facebook-Seite ich fand immerhin ein Werbevideo in dem die Karte kurz im Bild ist. Das war dann ausreichend, in Zusammenhang mit dem Kartenmaterial, dass ich schon hatte, um aus den vorgeschlagenen Trails eine schöne Tageswanderung zu planen. Im Informationszentrum vorbeizuschauen, ist trotzdem sinnvoll. Erstens ist Jenya nett und spricht gut Englisch, zweitens ist es besser, wenn die Ranger bescheid wissen, wer so im Schutzgebiet rumläuft, und drittens haben wir gleich die Rückfahrt von Gnishik nach Yeghegnadzor organisiert. Transportservice für Besucher im Jeep (bzw. УАЗ) wird angeboten. Wer möchte, kann auch eine organisierte Wanderung mit Begleitung durch einen Ranger buchen. Allerdings sprechen die Ranger nur Russisch.

                        Damit ist dann alles geklärt, und wir können uns dem Abendessen auf der Terasse widmen. Natürlich mit einheimischem Wein aus Areni. Die Wettervorhersage verspricht perfektes Bergwetter für die nächsten 2 Tage. Sonnencreme nicht vergessen!


                        So schön kann Outdoor-Urlaub sein

                        5. Wandertag: Von Noravankh nach Gnishik

                        Am nächsten Morgen fährt uns das bestellte Taxi zum Kloster Noravankh (ca. 20 km). Es liegt spektakulär und ausgesprochen malerisch in einem Gebirgstal mit steilen rosafarbenen Felswänden.



                        Wir erreichen Noravankh kurz bevor die Sonne über den Berg kam und waren nicht die ersten Besucher. Natürlich besichtigen wir zunächst ausführlich das Kloster und schießen Fotos. Die schöneren Fotos gelingen, nachdem die Sonne da ist.





                        Der vom Informationsbüro vorgeschlagene Weg führt nicht direkt durch den Canyon, und das ist gut so, wie wir später sehen werden. Wir laufen die Straße wieder ein Stück bergab, dann steigt der Trail über Wiesenhänge aus der Schlucht heraus.







                        Die Trails sind nicht markiert. Es gibt lediglich eine Hinweistafel am Beginn des Weges. Ohne GPS und ohne Karte zum mitnehmen ist es somit nicht ganz einfach, sich nicht nicht zu verlaufen. Aber wir sind ja vorbereitet.



                        Der Weg führt jetzt bis auf 2 km Abstand an die Grenze zu Nachichevan heran, ein merkwürdiges Staatengebilde, das zu Aserbaidshan gehört, also Feindesland. Ich hatte mir aber vorher versichern klassen, dass die Grenze hier ruhig ist.



                        Wir merken auch nichts davon. Nur idyllische Natur.



                        Was die Artenvielfalt betrifft, so fallen uns neben den vielen Wiesenblumen vor allem die Schmetterlinge auf. So viele und auch verschiedene Schmetterlinge habe ich noch nie gesehen. Mitunter ganze Wolken, durch die wir hindurchgehen. Fotografieren lassen sie sich aber nicht so gut.

                        Auch Schlangen gibt es, wir waren gewarnt worden. Die die wir sehen, ergreifen aber sofort die Flucht. Wir machen daher eher nicht den Indianer, sondern trampeln munter drauflos. Die Schlangen hören uns dann beizeiten und haben Zeit, sich zu verkrümeln. Trotzdem fühlen wir uns auf offenen Wegen wohler, als im Dickicht, und sind froh, nicht durch den dicht bewachsenen Canyon kraxeln zu müssen.



                        Ab und zu gibt es spektakuläre Blicke hinunter ins Tal. Auch das Kloster ist noch mehrmals von oben zu sehen.



                        Dann führt der Weg steil hinunter und kreuzt die Schlucht. Hier erspähen wir auch die seltenen Bezoar-Ziegen. Wenn auch nur von fern.





                        Wir folgen der Schlucht ein Stück und steigen dann links heraus.





                        Der Weg führt nun stetig bergan bis zum Dorf Gnishik.





                        Wir sagen dem Ranger bescheid, dass er uns abholen kann. Es bleibt noch Zeit, den verfallenen Friedhof von Gnishik mit seinen eindrucksvollen Kreuzsteinen zu besichtigen.



                        Insgesamt eine schöne und empfehlenswerte Wanderung, 17 km Luftlinie mit ca. 1000 m Aufstieg. Wir haben uns Zeit gelassen und mit Klosterbesichtigung 7 Stunden gebraucht. Hier nochmal eine Karte des gesamten Trails. Den GPS-Track können Interessenten bei Wikiloc herunterladen.



                        Fortsetzung folgt
                        Zuletzt geändert von eheinz; 28.11.2016, 08:23.

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                        • eheinz
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                          #13
                          [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                          6. Wandertag: Von Shatin bis Vernashen

                          Ein weiterer Tag mit perfektem Bergwetter ist uns beschert, und den wollen wir natürlich nutzen. Diese Tour (nähere Informationen hier) führt uns über die Berge nördlich von Yeghegnadzor. Startpunkt ist das Dorf Shatin im Yeghegis-Tal, an der Straße Richtung Selim-Pass. Ein Taxi holt uns am Morgen am Ferienhaus ab und bringt uns hin (13 km). Mit dem Taxifahrer vereinbaren wir, dass wir anrufen können, wenn wir in Vernashen angekommen sind, und er uns dann wieder abholt. Ein paar Brocken Russisch und die armenische SIM-Karte zahlen sich mal wieder aus.

                          Auch in Shatin gibt es eine Klosterruine (Shatavankh), von der aber nur noch Grundmauern erhalten sind. Wir halten uns nicht länger auf, und suchen den Weg in die Berge. Wir wollen den Morgen nutzen, denn es verspricht, heiß zu werden. Das Wetter ist wirklich traumhaft, und die Landschaft auch. Bald haben wir einen schönen Blick ins Tal des Yeghegis und später auch auf die dahinterliegenden, mit Schneeresten bedeckten Berge im Westen.









                          Insgesamt sind es etwa 900 m Aufstieg, und der Weg ist nicht schwer. Nach Erreichen des höchsten Punktes halten sich die Höhenunterschiede in Grenzen. Alles in allem also keine wirkliche Herausforderung. Die Fernsicht ist aber grandios, und auch die Vielfalt der Wiesenblumen beeindruckt uns. Nach der Umrundung eines Berges ist dann auch der Blick auf Yeghegnadzor, das Tal des Arpa sowie die dahinterliegenden Berge frei. Irgendwo dort oben waren wir gestern, und dahinter liegt das seltsame Land Nachichevan.









                          Wir erreichen das am Berghang gelegene Kloster Spitakavor Astvatsatsin, das nur zu Fuß besucht werden kann. Dort treffen wir eine israelische Reisegruppe mit Führer, die ersten Menschen, denen wir auf dieser Tour begegnen. Dann beginnt der Abstieg nach Vernashen.


                          Mittagspause




                          Gladzor-Museum

                          Dort soll sich im Mittelalter die berühmte Universität bzw. Klosterschule von Gladzor befunden haben, mit bis zu 350 Gelehrten, ein Zentrum der mittelalterlichen Handschriften und Buchillustration. Man weiß aber nicht mehr, wo.
                          Auf jeden Fall aber gibt es heutzutage in der ehemaligen Dorfkirche ein kleines Museum, Eintritt frei. Es lohnt sich, mal hereinzuschauen, denn originale mittelaterliche Buchmalereien kann man wohl sonst nirgendwo auf der Welt so nahe und ungestört betrachten.

                          Wenig später kommt dann auch unser Taxi und bringt uns zurück nach Yeghegnadzor. Wir fragen den Fahrer, ob er uns am nächsten Tag nach Sewan fahren würde. Die Strecke über den Selim-Pass ist keine Hauptstrecke und „Shared Taxis” gibt es in diese Richtung nicht. Er hat nichts dagegen, und der Preis ist erschwinglich.


                          Sewan-See und zurück nach Jerewan

                          Also verlassen wir am nächsten Morgen unser gastliches Ferienhaus, verabschieden uns von Hayk, und fahren mit unserem Taxifahrer (dessen Namen ich leider vergessen habe - Asche auf mein Haupt) Richtung Sewan. Der Weg führt über den Selim-Pass (2410 m) , und dort besichtigen wir die Ruinen der Karawanserei. Unser Fahrer erzählt uns, dass dass die Straße im Winter oft unpassierbar und das Hochland abgeschnitten ist. Bald erreichen wier den Sewan-See, einen der größten Gebirgsseen der Welt. Die Höhe des Seespiegels liegt bei ca. 2000 m, und sie steigt - durch Umweltschutzmaßnahmen der letzten Jahre. In Mitleidenschaft gezogen werden dadurch allerdings verschiedene Tourismusprojekte - die werden einfach überflutet.

                          Im Ort Sewan kennt sich unser Fahrer nicht aus. Er ruft daher einen Freund an - kurz darauf erscheint Karen mit seinem Bruder in einem alten russischen Straßenkreuzer vom Typ Wolga (das waren im Ostblock meist die Autos der höheren Funktionäre). Sie lotsen uns auf die Halbinsel zu unserem Hotel, und wollen uns auch gleich einladen, uns das Nachtleben von Sewan zu zeigen. Wir möchte aber erstmal ins Hotel. Und dann regnet es wieder. Erst weniger, dann mehr, und dann in wahren Strömen. Wir verkriechen uns ins Hotelbett.


                          Sewan-See bei schlechtem Wetter


                          Kloster Sevanavankh

                          Eine Regenpause nutzen wir zur Besichtigung des Klosters Sevanavankh. Alles sehr touristisch hier. Unseren Plan, am Strand des Sewansees auch mal Schwimmen zu gehen, setzen wir nicht in die Tat um. Es ist saukalt und nass, und noch dazu gibt es Myriaden von Mücken, die die Uferzone belagern wie ein Nebelstreif. Noch nie habe ich so viele Mücken auf einmal gesehen. Und dann regnet es wieder, also zurück ins Hotel. Am Ende suchen wir uns in Regenklamotten ein Abendessen, und gehen dann ins Bett.

                          Am nächsten Morgen meldet sich Karen wieder. Er bietet an, uns mit seinem Bruder zurück nach Jerewan zu fahren. Warum nicht. Der Fahrer vom Hotel hätte das auch gerne gemacht. Dem müssen wir aber leider absagen.

                          Der Rest des Urlaubs ist dann schnell erzählt. Wir haben noch einen Tag Jerewan für ein kleines touristisches Programm. Wir besichtigen natürlich das Genozid-Museum. Und unter anderem auch einen riesengroßen Flohmarkt. Wir übernachten wieder im Envoy Hostel. In aller Frühe bringt uns ein Taxi zum Flughafen.


                          Fazit

                          Armenien ist ein Land voller gastfreundlicher Menschen und voller interessanter Landschaften. Ich werde wiederkommen. Nicht gleich nächstes Jahr, aber irgendwann. Vielleicht den TCT bewandern, wenn er denn bis dann existiert, oder die höchsten Berge besteigen. Mal sehen.

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                            AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                            Ein sehr schöner Bericht. Armenien ist einfach toll, die Landschaft, die frühchristlichen Kirchen... da werde ich auf jeden Fall auch mal hinfahren. Vielen Dank für's mitnehmen....
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                              AW: [AM] Armenien für Anfänger - 2 Wochen im Juni 2016

                              Vielen Dank für den tollen und informativen Bericht - sehr schöne Fotos von einer tollen Landschaft
                              Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben. Abraham Lincoln

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