[HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

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  • Schneevogel
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    [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

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    Mitreisende
    Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja



    Reisezeitraum: 18.-23.7.2016

    Da war ja noch was…
    Als ich im Frühling hier mal in die Runde gefragt habe, was es den für schöne Ecken in Ungarn gibt, wollten mich ja einige nach Rumänien schicken. Stur wie ich war, ist es jedoch trotzdem bei Ungarn geblieben – und ich habe meine Entscheidung nicht bereut.
    Hier nochmal ein grosses Dankeschön für die Anregungen, die ich hier im Forum bekommen habe.

    Unterwegs war ich zusammen mit einem ungarischen Freund. An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass ich nicht grundlos so auf Ungarn fixiert war. Ich hatte vor 1-2 Jahren mal ein paar Ungarischkurse besucht und so hatte ich natürlich auch den Hintergedanken, bei der Wanderung auch ein bisschen meine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Mein Weggefährte hat mich da beim Wort genommen und während meines gesamten Aufenthalts ausnahmslos (!) Ungarisch mit mir geredet – trotz seiner Englisch- und Deutschkenntnisse. Was anfangs zugegeben etwas zu Verzweiflungen meinerseits geführt hat, war am Ende jedoch halb so schlimm – nicht zuletzt wegen der endlosen Geduld meines ungarisches Freundes. Im Nachhinein war diese Wanderung wohl das beste, was meinen Sprachkenntnissen hätte passieren können. Aber nicht nur sprachlich hab ich einiges mitgenommen – Ungarn hat nämlich sehr wohl auch landschaftlich einiges zu bieten.

    Als Reiseziel hatten wir drei Nationalparks angepeilt: Bükk, Aggtelek und Zemplén, allesamt im Nordosten Ungarns. Um von einem Park in den anderen zu gelangen, wollten wir Busverbindungen nutzen. Bis ins Detail durchgeplant hatten wir die Wanderung allerdings nicht – nach ungarischer Mentalität haben wir einiges unserer Spontanität und auch dem Zufall überlassen. Denn – so mein ungarischer Freund – es wäre ja langweilig, wenn man morgens schon wüsste, wo man am Abend sein Lager aufschlägt.

    So sah unsere Route am Ende aus:
    1. Tag: Budapest – Miskolc – Miskolc-Tapolca – Juhdöglóvölgy
    2. Tag: Kisgyör – Bükk Szent Kereszt – Lillafüred – Alsóhamor – Felsőhamor
    3. Tag: Várbo – Kazincbarcika – Aggtelek
    4. Tag: Aggtelek – Jósváfő – Szelcepuszta – Derenk romfalu
    5. Tag: Derenk – Szádvár – Szögliget – Miskolc – Boldogkőváralja
    6. Tag: Boldogkőváralja – Enc – Miskolc – Budapest

    Tag 0: Anreise (16.-17.7.)

    Die Nacht vor meiner Anreise nach Ungarn verbringe ich im Helsinkier Flughafen, den ich wohl mittlerweile schon mein zweites Zuhause nennen kann. Es ist erst 7 Uhr morgens, als ich in den Flieger nach Budapest steige und dementsprechend früh komme ich auch in Ungarn an.
    Am Flughafen wartet auch schon mein ungarischer Freund, der mit seinen knappen zwei Metern unschwer aus der Menschenmenge heraussticht und mich mit einem lautstarken “Szia!” begrüsst.

    Wir fahren mit dem Bus zu seiner Wohnung, laden meinen Rucksack dort ab und ziehen dann gleich wieder los, um noch ein paar Kleinigkeiten für die Wanderung zu kaufen. Neben Lebensmitteln legt sich mein Freund auch noch ein neues Taschenmesser zu – natürlich ausgerechnet im Laden mit dem scheinbar gesprächigsten Verkäufer ganz Budapests, der uns haargenau über die Vor- und Nachteile jedes Modells aufklärt. Naja, eigentlich eher meinen Freund als mich – ich verstehe von dem Redeschwall ja nur einzelne Gesprächsfetzen, was den Verkäufer aber kein bisschen stört. Nach gut einer Stunde sind wir wieder auf dem Weg nach Hause.

    Der leichte Nieselregen, mit dem ich noch am Morgen am Flughafen empfangen wurde, hat mittlerweile eine kleine Sintflut ausgelöst. Wir waten durch teilweise knöchelhohes Wasser über die Strassen, bekommen durch ein paar weniger aufmerksame Autofahrer ein paar unfreiwillige Duschen und kommen schliesslich völlig durchnässt wieder zu Hause an. Immerhin verspricht der ungarische Wetterdienst für die folgenden Tage um einiges schöneres Wetter.

    Wir packen unsere Rucksäcke fertig – schliesslich wollen wir am nächsten Morgen früh los – und lassen den Tag mit einem Abendessen ausklingen. Es gibt Gulyás und zum Nachtisch ein Schokoladendessert, das den politisch weniger korrekten Namen Néger kocka trägt. Kurzum, wir essen typisch ungarisch: viel Fleisch, viel Paprika und zum Abschluss viel Zucker. Das Vorurteil, dass ungarische Männer nicht kochen können, wird hiermit erfolgreich widerlegt. Später am Abend liegt das leckere Essen mir jedoch immer noch so schwer im Magen, dass ich mich frage, wie ich mich jemals wieder aus diesem Bett erheben soll.

    (Fortsetzung folgt...)
    Zuletzt geändert von Schneevogel; 09.07.2018, 17:26.

  • Dogmann
    Fuchs
    • 27.09.2015
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    #2
    AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

    Klasse Foto, nicht nur der Hintergrund
    Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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    • Schneevogel
      Erfahren
      • 12.04.2016
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      #3
      AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

      Danke.
      Das Bild war ehrlich gesagt einfach nur das einzige, das ich auf die Schnelle parat hatte. Aber immerhin hab ich durch den Reisebericht jetzt auch eine Motivation, endlich die restlichen Bilder zu sortieren.

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      • SiSler
        Erfahren
        • 16.12.2013
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        #4
        AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

        ... ah, super Schneevogel. Schön, dass der Bericht von Baciu dich doch so schnell zu deinem eigenen motivieren konnte .. auch hier bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht. Und neben Gulyás habe ich nun auch schon Szia gelernt, das Schokodessert brauch ich nicht


        Gruß
        “I only went out for a walk and finally concluded to stay out ... for going out, I found, was really going in”
        (John Muir)

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        • Baciu
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          • 18.07.2013
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          #5
          AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

          Oh, ich wollte keinen Druck machen... Aber schön, bin auch an der Tour interessiert, wie es weitergeht. Und ja, so Schokowürfel (politisch korrekt) finde ich auch toll.

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          • Schneevogel
            Erfahren
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            #6
            AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

            Zitat von SiSler Beitrag anzeigen
            ... ah, super Schneevogel. Schön, dass der Bericht von Baciu dich doch so schnell zu deinem eigenen motivieren konnte
            .. auch hier bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht. Und neben Gulyás habe ich nun auch schon Szia gelernt, das Schokodessert brauch ich nicht
            Das Schokodessert war ehrlich gesagt für meinen Geschmack auch etwas zu süß, mags sonst lieber (zart)bitter.

            Zitat von Baciu Beitrag anzeigen
            Oh, ich wollte keinen Druck machen... Aber schön, bin auch an der Tour interessiert, wie es weitergeht. Und ja, so Schokowürfel (politisch korrekt) finde ich auch toll.
            Du hast doch keinen Druck gemacht, sondern im Gegenteil mich dazu motiviert, auch endlich von meiner Tour zu berichten. Zumal du ja damals bei der Reisevorbereitung auch deinen Teil dazu beigetragen hast.

            Ich hab momentan etwas Probleme, an den ersten Teil der Bilder ranzukommen. Ich hoffe mal, es liegt am Adapter und nicht an der Micro-Speicherkarte selbst. Sobald ich das in den Griff bekommen hab, gehts hier weiter.

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            • Schneevogel
              Erfahren
              • 12.04.2016
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              #7
              AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

              Tag 1 (18.7.): Es geht los!

              Wir sitzen im Zug auf dem Weg von Budapest nach Miskolc. Es ist noch recht früh am Morgen und ich bin durch den Schlafmangel der letzten Tage hundemüde, verbringe also die Hälfte der Zeit schlafend im Zug. Die andere Hälfte der Zeit quatsche ich mit meinem ungarischen Freund. Wir gehen den Plan für die nächsten Tage durch – Anhaltspunkte sind das Bükk-Gebirge, die Aggtelek-Tropfsteinhöhlen und die Burg Regéc im Zemplén-Nationalpark, in der Reihenfolge. Einen genauen Zeitplan haben wir nicht.
              Nach etwa drei Stunden sind wir in Miskolc, einer 150 000-Einwohner-Stadt, die eigentlich ganz schön sein soll. Ja, eigentlich. Denn viel Zeit zum Sightseeing nehmen wir uns nicht, stattdessen laufen wir schnurstraks vom Bahnhof zum Busbahnhof, um von dort den Bus an den Stadtrand zu nehmen, wo der eigentliche Anfang unserer Tour liegt.


              Der Miskolcer Bahnhof


              Auch in der Stadt gibt es etwas Grün

              Während wir am Busbahnhof warten, spricht uns auf einmal ein Ungar an. Ein Bekannter meines Freundes (ja, die Welt bzw. Ungarn ist klein!), der sichtlich erstaunt darüber ist, was wir denn mit so großen Rucksäcken vorhaben. Mir wird zum ersten Mal bewusst, dass es in Ungarn nicht Gang-und-Gebe ist, für ein paar Tage einfach so durch die Gegend zu wandern. Das Gefühl, dass wir mit unseren Trekkingrucksäcken unter Ungarn doch eher für Verwunderung sorgen, werde ich auch in den nächsten Tagen nicht los.

              Ich kann es kaum erwarten, endlich aus der Stadt rauszukommen. Wir nehmen den Bus nach Tapolca, steigen an der Endhaltestelle aus und irren dann etwas herum, bis wir den Weg finden, der aus dem Ortsteil hinausführt. Ganz so einfach ist es aber nicht, die Zivilisation hinter sich zu lassen. Wir sind nicht die einzigen Leute, die hier unterwegs sind, werden teilweise auch von Autos überholt und während zu unserer Rechten schon Wald in Sicht ist, stehen links eine scheinbar endlose Reihe von Einfamilienhäusern.

              Der Regen vom Vortag hat seine Spuren hinterlassen. Wenn ich den ersten Teil unserer Tour in drei Worten zusammenfassen müsste, dann wären diese: Matsch, Matsch, Matsch. Da auch landschaftlich nicht sehr viel los ist, bekommt meine anfängliche Begeisterung einen kleinen Dämpfer. Vielleicht wäre ein Abstecher nach Rumänien ja doch die bessere Wahl gewesen?
              Während wir durch den Matsch waten und stapfen, lern ich ein neues ungarisches Wort: dög. Dög ist “ein totes Tier”, erklärt mein Begleiter. Kadaver also. Dieses Wort steckt in dem Namen dieser trostlosen Gegend – Juhdöglővölgy, das Schaf-kadaver-schieß-Tal. Dass ein Ort mit so einem Namen nicht unbedingt eine Perle der Natur ist, wundert mich nicht.


              Sogar der Hund weigert sich, uns durch den Matsch zu folgen - wer kanns ihm auch verübeln?

              Kurze Zeit später lerne ich jedoch, dass das Schaf-kadaver-schieß-Tal auch seine schönen Ecken hat. Wir kommen an einen Rastplatz und beschließen, hier unser Mittagessen zu kochen. Sogar Trinkwasser gibt es hier.


              Irgendwie dann doch ganz schön: Juhdöglővölgy

              Als es danach weitergeht, ist meine Laune schon wieder um einiges angestiegen. Es geht immer noch durch Matsch, aber die Landschaft um uns verändert sich so langsam und ich freu mich auf das, was vor uns liegt.

              Und da passiert es. Mein ungarischer Freund ist in ein recht tiefes Schlammloch getreten, das scheinbar nicht vorhat, seinen Fuß kampflos wieder freizugeben. Als er weiterlaufen will, gibt der Matsch ein protestierendes saugendes Geräusch von sich und auf einmal kann sich nur ein Teil seines Schuhs wieder aus dem Schlamm lösen – die eine Hälfte der Schuhsohle bleibt dagegen stecken. Als er sich dann doch mit einem Ruck befreit, klafft in seinem Schuh am Ende ein großes Loch, die Sohle hat sich gelöst.


              Für diesen Schuh hat es sich definitiv ausgewandert

              Und jetzt? Wir sind gerade einmal drei, vier Kilometer gelaufen und seine Schuhe sind hinüber. Umkehren will er nicht, stattdessen wird der Schuh provisorisch – und aus Mangeln an Alternativen – mit einer Schnur fixiert. Gegen die fiesen Schlammlöcher kommt er so zwar nicht an, aber den schlimmsten Teil haben wir ja zum Glück schon hinter uns gelassen. Aber dass er so nicht die nächsten Tage weiter wandern kann, ist sicher. Wir beschließen, bis zu dem Dorf weiterzulaufen und dort nach einem Laden Ausschau zu halten oder eventuell von dort aus einen Abstecher zurück in die Stadt zu machen. Bei den sommerlichen Temperaturen in Ungarn müssen es ja nicht unbedingt Wanderstiefel sein.

              Bevor wir das Dorf erreichen, kommt meinem Freund jedoch noch eine andere Idee. Denn – wozu hat man Freunde? Er wählt die Nummer seines besten Kumpels und kommt nach einem kurzen “Szió” gleich zum Punkt: “Hey, was für eine Schuhgröße hast du eigentlich?”
              Und tatsächlich, der beste Freund hat diese Bezeichnung wirklich verdient. Er ist nicht nur damit einverstanden, seinem Kumpel für den Rest der Woche seine eigenen Wanderschuhe zu leihen, sondern bietet noch dazu an, ihm diese gleich selbst vorbeizubringen. Eine knappe Stunde später fährt er mit seinem Auto vor. Und wir haben Glück. Die Schuhe passen “gerade so”, womit der beste Freund offiziell unsere Tour gerettet hat und deswegen zum Dank von uns bekocht wird.
              Wir veranstalten also ein spontanes kleines Picknick, bei dem er die Gelegenheit ergreift, mich mit allen möglichen Fragen zu löchern. Als erstes ist da natürlich wieder die Verwunderung, wie man denn auf die Idee kommt, mehrere Tage am Stück zu wandern und das ausgerechnet in Ungarn. Ob ich denn keine Angst vor den ganzen gefährlichen Insekten hier hätte. Bei uns in Estland gäbe es ja bestimmt weder Mücken noch Zecken – dafür wäre es ja im Norden viel zu kalt.
              (An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass Ungarn echt ein Paradies für Mücken-geplagte Wanderer ist. Ich hab selten so wenige Mücken im Sommer erlebt wie während dieser Wanderung.)
              Die Zeit verstreicht schneller als es uns lieb ist und als die Wolken über uns sich zusammen ziehen, muss der beste Freund auch schon wieder aufbrechen. “Ihr kommt heute wahrscheinlich auch nicht mehr weit,” sagt er uns zum Abschied.
              Und er soll Recht behalten. Nachdem er abgefahren ist, haben wir geraden noch Zeit, unser Hab und Gut zusammenzupacken und schon fallen die ersten dicken Tropfen. Da es eh schon recht spät ist und der prasselnde Regen weniger verlockend wirkt, bauen wir schnell unser Zelt auf und retten uns ins Trockene.

              Der Rest des Abends verläuft ruhig. Ich hab mir ein kleines Vokabelheft mitgenommen und schreibe Wörter auf, die sich zu merken es sich lohnt. An erster Stelle steht ize – Dings, Dingsda oder auch Dingsdabums. Das ideale Wort, weil es je nach Kontext egal was bedeuten kann und doch jeder gleich versteht, was man damit meint. Drei Buchstaben, vielseitig einsetzbar.

              Zuletzt geändert von Schneevogel; 20.11.2016, 15:59.

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              • Schneevogel
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                #8
                AW: [HU] Wandern auf Ungarisch – Bükk, Aggtelek und Boldogkőváralja

                Tag 2 (19.7.): In Bükk, um Bükk – um Bükk herum?

                Der Regen hat aufgehört, wir essen unser Frühstück und machen uns dann auf dem Weg Richtung Kisgyőr, einem kleinen Dorf, das zwischen uns und dem Bükk-Gebirge liegt. Die Sonne scheint und die Landschaft um uns wirkt zwar nicht atemberaubend, dafür aber irgendwie beruhigend-idyllisch. Wir laufen eine Landstraße entlang, um uns herum liegen Hügel, Wiesen und Felder, niemand kommt uns entgegen. Ein Storch – gólya – folgt uns ein Stück, läuft in sicherem Abstand parallel zu uns die Wiese entlang und hebt schließlich ab.





                In Kisgyőr angekommen, machen wir eine kurze Pause auf einer Bank im Schatten. Hier im Dorf ist sogar etwas los, aber die Dorfbewohner scheinen über ein paar Wanderer nicht ganz so verwundert zu sein wie die Leute in der Stadt. Wir laufen durch das Dorf durch, das sich am Hang eines Hügels befindet. Wir wollen über den Hügel auf die andere Seite – einen genauen Weg rausgesucht haben wir aber nicht. Die ungefähre Richtung stimmt, es geht bergauf – falsch können wir also nicht sein.




                In Kisgyőr

                Wir laufen an einer Gruppe Männer vorbei, die am Straßenrand stehen und über etwas fachsimpeln. “Siehst du,” witzelt mein ungarischer Freund. “So läuft das hier in Ungarn: einer arbeitet und die anderen fünf stehen drum herum und schauen zu”.
                Wir grüßen die arbeitsfreudigen Ungarn, die uns sogar noch hinterher winken, und kommen so langsam ans Ende des Dorfes.


                Was grast denn da?


                Zackelschafe - an den korkenzieherförmigen Hörnern unschwer zu erkennen - kamen angeblich zusammen mit den Ungarn ins Karpatenland


                Etwas abgeschieden vom Rest des Dorfes: ein Hexenhaus

                Nachdem wir nun auch das letzte Haus hinter uns gelassen haben, geht es in einen Wald. Intuitiv folgen wir grün-weißen Wanderwegmarkierungen, die den Weg über den Hügel zu kennzeichnen scheinen. Langsam aber sicher geht es bergauf.
                Nach einiger Zeit erreichen wir den Gipfel des Hügels, die erhoffte gute Aussicht bleibt dieses Mal jedoch aus. Wir befinden uns immer noch im Wald – und außer Bäumen ist hier nichts zu sehen.


                Unsere "Aussicht"

                Nach dem Abstieg auf der anderen Seite kommen wir wieder auf einen festeren Landweg, wo jedoch außer uns niemand unterwegs ist. Der kurvige Weg zieht sich durch Wiesen zwischen Wäldern und Hügeln hindurch. Hier verlaufen anscheinend auch einige Wanderwege, wir sehen immer mal wieder unterschiedliche Markierungen. Schließlich stoßen wir auf einen Rastplatz, wo gerade noch ein paar andere Ungarn Pause machen, anscheinend Einheimische. Wir sind nämlich schon kurz vor Bükkszentkereszt, unserem zweiten Tagesziel.


                Zeit für Mittagspause

                Nach dem Mittagessen geht es ins Dorf hinein bzw hindurch. Wir laufen anscheinend die Hauptstraße entlang. Hier steht ein Haus neben dem anderen dicht gedrängt am Hang, hinter den Häusern ergibt sich eine schöne Aussicht auf die gegenüberliegenden Hügel.






                Wer da wohl wohnt?

                Auf einem Hügel entdecken wir einen Aussichtsturm. Während wir auf ihn zuhalten, werden wir auf einmal von einer Horde freilaufender Schafe verfolgt. Als sie aber merken, dass wir auf den steilen Hügel wollen, wenden sie sich empört von uns ab.



                Der Aussichtsturm ist nicht besonders hoch, man hat jedoch trotzdem eine recht gute Aussicht auf die Umgebung. Die zugegeben nicht aus viel mehr besteht als Hügeln und Wald. Mir entrutscht jedoch trotzdem ein "Jaj, de szép!" (Ach, wie schön!), was mein ungarischer Freund im Laufe der nächsten Tage noch öfter zu hören bekommen wird.


                Irgendwo dort hinter die Berge wollen wir heut Abend noch hin.

                Wir laufen den Hügel auf der anderen Seite hinunter, wo wir auf eine Wanderwegmarkierung stoßen. Wir folgen dem Wanderweg, da er uns in die richtige Richtung zu führen scheint. Es geht quer über eine Weide, auf der Esel und Pferde grasen. Auf einmal springt eine Horde Ziegen und Schafe aus dem Dickicht neben uns und kreuzt unseren Weg.





                Danach geht es ab in den Wald - immer den Markierungen nach. Nur, dass die Markierungen irgendwann aufhören... Wir drehen also um und nehmen eine andere Abzweigung, was sich als richtige Entscheidung herausstellt. Nach etwa einer Stunde stoßen wir auf einen Schotterweg, wo auch andere Leute unterwegs sind - anscheinend Tagesausflügler. Ein Schilderwald macht uns darauf aufmerksam, dass hier der Oxigén-Sétaút verläuft. Was genau ein Oxygen-Spazierweg ist, wissen wir zwar nicht, aber da uns nichts anderes übrig bleibt, folgen wir der Ausschilderung, die uns zur Szent István-Quelle führt. Hier in der Nähe scheint es eine Pansion zu geben, denn es kommen uns immer mehr Leute entgegen. Das Wetter meint es allerdings gut mit uns und schickt ein paar Regenwolken vorbei, die die Tagesausflügler fast im wahrsten Sinne des Wortes wegspülen. Als der Regen nachlässt, haben wir den Weg ganz für uns und folgen einem der vielen Trampelpfade. Dieser führt am Hang entlang bis zu einer Stelle, von der aus man eine super Aussicht hat. Und da ist es wieder, mein "jaj, de szép!".


                Der Trampelpfad


                Kurz vorm Aussichtspunkt...


                Ich sehe was, was du nicht siehst und das bin... ich


                Für die Aussicht hat sich der kleine Umweg schon gelohnt, finde ich



                Hier wird Pause gemacht und Fotos gemacht, bis wir genug bekommen und uns an den Abstieg wagen. Durch den Regen ist der Waldboden recht rutschig, es legt uns erstmal beide hintereinander hin. Aber alles halb so schlimm, schneller als erwartet kommen wir heil im Tal an und sind somit in Lillafüred, das zu Miskolc gehört.


                Angekommen in Lillafüred

                Lillafüred ist ziemlich touristisch geprägt. Es gibt ein Prunkhotel samt Park, das einem Schloss ähnelt, und der ganze Komplex liegt mitten im Bükk-Gebirge an einem See. Mein Reisebegleiter meint, dass es hier vor allem im Winter richtig schön ist, wenn Schnee liegt und es hier aussieht wie in einem Märchenland. Aber ich find den Anblick auch ohne Schnee ganz annehmbar.


                Das Hotel


                Der höchste Wasserfall Ungarns - wenn auch künstlich

                Ich wäre gern noch etwas um den See gestreift, aber es zieht uns in die entgegengesetzte Richtung, zudem müssen wir auch langsam nach einem Übernachtungsplatz suchen, da es in Ungarn abends ja doch recht schnell stockfinster werden kann. Wir durchqueren noch zwei Dörfer - Alsóhamor und Felsőhamor - und finden schließlich doch noch einen geeigneten Platz, wo wir uns im Dunkeln noch etwas zu essen machen. Ich muss sagen, der heutige Tag hat mir um einiges besser gefallen als der vorherige, auch wenn mir am Ende doch etwas die Füße weh taten. Für morgen sind dafür nicht so viele Kilometer angesagt - von Varbó trennen uns nur noch weniger als 10km. Von dort aus wollen wir mit dem Bus nach Aggtelek, wo ein Besuch in den Tropfsteinhöhlen ansteht.

                Zuletzt geändert von Schneevogel; 20.11.2016, 23:25.

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