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Eine Herbstwanderung durchs Mátra-Gebirge
Im Herbst wollte ich mit Anne noch einmal in den Karpaten wandern. Das Problem: Ich hatte nur noch 4 Tage Urlaub. Wir brauchten einen Feiertag! Damit waren die Würfel gefallen, es ging nur über den 1. November. So spät im Jahr gab es nicht allzu viele Regionen in den Karpaten, die gut erreichbar waren und eine schöne Herbstwanderung gestatteten. Wenn möglich, durch bunte Wälder aber ohne Schnee. Die Weißen Karpaten in Tschechien vielleicht? Oder die Kleinen Karpaten in der Westslowakei? Nein, mir kam eine bessere Idee!
Drei Berge zieren das Wappen der Slowakei – sie stehen für drei Karpatenmassive: Tatra, Fatra und Mátra. Die beiden ersteren kannte ich bereits, das dritte aber lag nicht mehr in der Slowakei sondern im Nachbarland Ungarn und ziert auch dort das Staatswappen. Warum eigentlich nicht? Alle guten Dinge sind drei, also stand unser Wanderziel fest: Wir würden die höchsten Gipfel Ungarns erklimmen, immerhin über 1000 m hoch und das ist was für's Land der Puszta.
Nach Ungarn
Der ICE nach Zürich hat 5 Minuten Verspätung. Das macht nichts. Meine Gossamer-Tüte auf dem Rücken drückt nicht. Ich habe auf Leicht gesetzt. Leichte Tour, leichte Ausrüstung. Ungarn, Mátra, Eger, soweit der Plan. Gemütliches Wandern durch Herbstwald und am Schluss im „Tal der schönen Frau“ genießen, mit „Erlauer Stierblut“, so wie 1988. Der Wetterbericht sagte Sonnenschein voraus. Zumindest für die ersten drei Wandertage. Matte, Schlafsack und Zelt sind nur 'ne Art Rückfallebene. Die Flasche Rotwein zur Einstimmung auf den Urlaub. Sicher ist sicher!
Anne hat ihren Spirituskocher im Rucksack für den Morgenkaffee – sicher ist sicher. Sie springt kurz aus dem Waggon als der Zug hält. Wir steigen ein und ich krame mein Avocado-Brot raus – Resteverwertung = Reiseproviant.
In Zürich ist es kalt und windig – 1 ½ Stunden warten. Schnupfen plagt uns beide. Eine Tüte Chips 5 Euro! Nicht mein Reiseland! Um 21 Uhr klappen die Eidgenossen die Bürgersteigli hoch, wie es scheint. Erst schließt das Reisezentrum, der einzige Ort wo es warm ist, dann das Souvenir-Lädeli. Zum Glück wird unser Zug bald bereitgestellt. Endlich im Warmen, Zeit für den Wein.
Der Schlafwagenschaffner belehrt uns: „Die Tür bitte verriegeln, einmal hier, einmal dort.“ Der muss das sagen. Zum Frühstück bestellen wir Kaffee, muss auch sein.
Budapest. Wir sind pünktlich! Durch die Wolkendecke schimmert zaghaft Himmelsblau. Ich glaube an den Wetterbericht. Auch hier haben wir 1 ½ Stunden Zeit. Der aktuelle Wechselkurs über den Wechselstuben leuchtet neongrün – 1 EUR = 242 HUF. Wir lassen uns nicht verführen und schauen uns erst mal vor dem Bahnhof um. Auch dort leuchtet der Kurs neongrün – 1 EUR = 300 HUF. Wir tauschen. In einem Café bei einem Kaffee warten wir bis es weitergeht.
Der IC nach Eger ist voll. Unser Sitznachbar, ein rotnasiges Palinkagesicht, holt seine 0,5-Liter-PET-Flasche raus, es ist nicht mehr viel drin. Ich esse mein letztes Avocado-Brot. Anne hat Kekse und Ingwertee. In Hatvan müssen wir raus. 12:13 Uhr geht es weiter. 12:13 Uhr fahren zwei Züge, einer von Gleis 1 der andere von Gleis 6. Der eine nach Szolnok, der andere nach Somoskőújfalu. Welcher fährt nun über Szurdokpüspöki? „Platform 6“ sagt die Dame am Fahrkartenschalter. Der kleine Triebwagen wartet bereits am Bahnsteig. Ich halte unseren Fahrschein mit dem Zielbahnhof einem Opa unter die Nase, sicher ist sicher. Er nickt, wir sind beruhigt.
Noch ist Ungarn so wie ich es kenne – flach. Doch bald erheben sich Hügel am Horizont und über den Hügeln dunkelgraue Regenwolken. Die Hügel wachsen und leuchten gelb in der Mittagssonne. Auf der Hügelspitze erhebt sich ein Aussichtsturm. Die Wolken bleiben dunkel. Szurdokpüspöki. Wir sind wieder pünktlich!
Hier gibt es ein Gasthaus, Fenyves Fogadó – so behauptet es Google jedenfalls. Wir folgen der Dorfstraße in Richtung Dorf. An den Strommasten leuchtet die erste Wanderwegmarkierung – rotes Band. Im Ort biegen wir nach rechts und am Ortsrand stellen wir fest, Google hat Recht! Nyílta – wir gehen rein. An der Wand hängen Zeichnungen, Porträts der ersten Magyaren aus der asiatischen Steppe, zu Pferd mit Pfeil und Bogen, wilde Gesichter den Tataren nicht unähnlich. Am Nachbartisch sitzt man in waidmannsgrün, Österreichern nicht unähnlich – Ungarns Geschichte kompakt sozusagen. Die Speisekarte ist dreisprachig – ungarisch, englisch und deutsch. Anne nimmt Gänsekeule. „Wildschweingulasch“ steht da – ausgezeichnet!
Der Kellner: „Sorry“ – schade! Dann eben auch Gänsekeule. Zum Nachtisch Käsekuchen mit Blaubeeren und Sahne – lecker. Die grauen Wolken haben sich verzogen, hell strahlt die Nachmittagssonne durch die Fenster des Gastraumes. „Wir laufen noch ein Stück“ schlägt Anne vor. „Bei dem Wetter.“ Ich stimme zu. Somit ist klar, wir werden heute biwakieren. Wo, müssen wir noch herausfinden. Um dem geplanten Weg zu folgen, müssten wir zurück ins Dorf. Zurück mag ich aber nicht. Nicht weit vom Gasthaus zweigte der Wanderweg ab, in Richtung des Turm-Berges, den wir vom Zug aus gesehen hatten. Als Auftakt nicht schlecht. Nagy-hársas, 509 m sagt die Karte.
Auf 509 m steil nach oben der Falllinie folgend, sagt die Karte nicht. Anne hat noch 3 Liter Wasser aus dem Gasthaus im Rucksack. Bei mir ist es nur ein Schluck warmer Tee, von der Bahnfahrt übrig. Sie stöhnt, will mir das Wasser aber nicht geben. „Ich rette gerade dein Leben“ so ihr Kommentar, auf mein Angebot. Immerhin entschädigt der goldene Herbstwald die Plackerei. Am Boden liegen Esskastanien. Esskastanien? Nein es sind Eicheln mit borstigen Kappen. Bald wird es flacher und der Weg führt auf dem Kamm zum Gipfel – tető.
Eisenleitern führen über mehrere Etagen zur Aussichtsplattform. Auf jeder Etage liegt Schrott und Gerümpel. Oben werden wir mit einer herrlichen Fernsicht belohnt. Unter uns Wogen goldgelben Buchen- und Eichenwaldes. Das Dorf dahinter. Im Osten reckt sich Ungarns höchster Berg in den Abendhimmel – der Kékestető, 1014 m. Der Wind ist kalt und treibt uns bald wieder hinunter. Die Sonne senkt sich zum Horizont, hier wird es zeitiger dunkel als daheim. Wir müssen einen Biwakplatz finden.
Im Herbst wollte ich mit Anne noch einmal in den Karpaten wandern. Das Problem: Ich hatte nur noch 4 Tage Urlaub. Wir brauchten einen Feiertag! Damit waren die Würfel gefallen, es ging nur über den 1. November. So spät im Jahr gab es nicht allzu viele Regionen in den Karpaten, die gut erreichbar waren und eine schöne Herbstwanderung gestatteten. Wenn möglich, durch bunte Wälder aber ohne Schnee. Die Weißen Karpaten in Tschechien vielleicht? Oder die Kleinen Karpaten in der Westslowakei? Nein, mir kam eine bessere Idee!
Drei Berge zieren das Wappen der Slowakei – sie stehen für drei Karpatenmassive: Tatra, Fatra und Mátra. Die beiden ersteren kannte ich bereits, das dritte aber lag nicht mehr in der Slowakei sondern im Nachbarland Ungarn und ziert auch dort das Staatswappen. Warum eigentlich nicht? Alle guten Dinge sind drei, also stand unser Wanderziel fest: Wir würden die höchsten Gipfel Ungarns erklimmen, immerhin über 1000 m hoch und das ist was für's Land der Puszta.
Nach Ungarn
Der ICE nach Zürich hat 5 Minuten Verspätung. Das macht nichts. Meine Gossamer-Tüte auf dem Rücken drückt nicht. Ich habe auf Leicht gesetzt. Leichte Tour, leichte Ausrüstung. Ungarn, Mátra, Eger, soweit der Plan. Gemütliches Wandern durch Herbstwald und am Schluss im „Tal der schönen Frau“ genießen, mit „Erlauer Stierblut“, so wie 1988. Der Wetterbericht sagte Sonnenschein voraus. Zumindest für die ersten drei Wandertage. Matte, Schlafsack und Zelt sind nur 'ne Art Rückfallebene. Die Flasche Rotwein zur Einstimmung auf den Urlaub. Sicher ist sicher!
Anne hat ihren Spirituskocher im Rucksack für den Morgenkaffee – sicher ist sicher. Sie springt kurz aus dem Waggon als der Zug hält. Wir steigen ein und ich krame mein Avocado-Brot raus – Resteverwertung = Reiseproviant.
In Zürich ist es kalt und windig – 1 ½ Stunden warten. Schnupfen plagt uns beide. Eine Tüte Chips 5 Euro! Nicht mein Reiseland! Um 21 Uhr klappen die Eidgenossen die Bürgersteigli hoch, wie es scheint. Erst schließt das Reisezentrum, der einzige Ort wo es warm ist, dann das Souvenir-Lädeli. Zum Glück wird unser Zug bald bereitgestellt. Endlich im Warmen, Zeit für den Wein.
Der Schlafwagenschaffner belehrt uns: „Die Tür bitte verriegeln, einmal hier, einmal dort.“ Der muss das sagen. Zum Frühstück bestellen wir Kaffee, muss auch sein.
Budapest. Wir sind pünktlich! Durch die Wolkendecke schimmert zaghaft Himmelsblau. Ich glaube an den Wetterbericht. Auch hier haben wir 1 ½ Stunden Zeit. Der aktuelle Wechselkurs über den Wechselstuben leuchtet neongrün – 1 EUR = 242 HUF. Wir lassen uns nicht verführen und schauen uns erst mal vor dem Bahnhof um. Auch dort leuchtet der Kurs neongrün – 1 EUR = 300 HUF. Wir tauschen. In einem Café bei einem Kaffee warten wir bis es weitergeht.
Der IC nach Eger ist voll. Unser Sitznachbar, ein rotnasiges Palinkagesicht, holt seine 0,5-Liter-PET-Flasche raus, es ist nicht mehr viel drin. Ich esse mein letztes Avocado-Brot. Anne hat Kekse und Ingwertee. In Hatvan müssen wir raus. 12:13 Uhr geht es weiter. 12:13 Uhr fahren zwei Züge, einer von Gleis 1 der andere von Gleis 6. Der eine nach Szolnok, der andere nach Somoskőújfalu. Welcher fährt nun über Szurdokpüspöki? „Platform 6“ sagt die Dame am Fahrkartenschalter. Der kleine Triebwagen wartet bereits am Bahnsteig. Ich halte unseren Fahrschein mit dem Zielbahnhof einem Opa unter die Nase, sicher ist sicher. Er nickt, wir sind beruhigt.
Noch ist Ungarn so wie ich es kenne – flach. Doch bald erheben sich Hügel am Horizont und über den Hügeln dunkelgraue Regenwolken. Die Hügel wachsen und leuchten gelb in der Mittagssonne. Auf der Hügelspitze erhebt sich ein Aussichtsturm. Die Wolken bleiben dunkel. Szurdokpüspöki. Wir sind wieder pünktlich!
Hier gibt es ein Gasthaus, Fenyves Fogadó – so behauptet es Google jedenfalls. Wir folgen der Dorfstraße in Richtung Dorf. An den Strommasten leuchtet die erste Wanderwegmarkierung – rotes Band. Im Ort biegen wir nach rechts und am Ortsrand stellen wir fest, Google hat Recht! Nyílta – wir gehen rein. An der Wand hängen Zeichnungen, Porträts der ersten Magyaren aus der asiatischen Steppe, zu Pferd mit Pfeil und Bogen, wilde Gesichter den Tataren nicht unähnlich. Am Nachbartisch sitzt man in waidmannsgrün, Österreichern nicht unähnlich – Ungarns Geschichte kompakt sozusagen. Die Speisekarte ist dreisprachig – ungarisch, englisch und deutsch. Anne nimmt Gänsekeule. „Wildschweingulasch“ steht da – ausgezeichnet!
Der Kellner: „Sorry“ – schade! Dann eben auch Gänsekeule. Zum Nachtisch Käsekuchen mit Blaubeeren und Sahne – lecker. Die grauen Wolken haben sich verzogen, hell strahlt die Nachmittagssonne durch die Fenster des Gastraumes. „Wir laufen noch ein Stück“ schlägt Anne vor. „Bei dem Wetter.“ Ich stimme zu. Somit ist klar, wir werden heute biwakieren. Wo, müssen wir noch herausfinden. Um dem geplanten Weg zu folgen, müssten wir zurück ins Dorf. Zurück mag ich aber nicht. Nicht weit vom Gasthaus zweigte der Wanderweg ab, in Richtung des Turm-Berges, den wir vom Zug aus gesehen hatten. Als Auftakt nicht schlecht. Nagy-hársas, 509 m sagt die Karte.
Auf 509 m steil nach oben der Falllinie folgend, sagt die Karte nicht. Anne hat noch 3 Liter Wasser aus dem Gasthaus im Rucksack. Bei mir ist es nur ein Schluck warmer Tee, von der Bahnfahrt übrig. Sie stöhnt, will mir das Wasser aber nicht geben. „Ich rette gerade dein Leben“ so ihr Kommentar, auf mein Angebot. Immerhin entschädigt der goldene Herbstwald die Plackerei. Am Boden liegen Esskastanien. Esskastanien? Nein es sind Eicheln mit borstigen Kappen. Bald wird es flacher und der Weg führt auf dem Kamm zum Gipfel – tető.
Eisenleitern führen über mehrere Etagen zur Aussichtsplattform. Auf jeder Etage liegt Schrott und Gerümpel. Oben werden wir mit einer herrlichen Fernsicht belohnt. Unter uns Wogen goldgelben Buchen- und Eichenwaldes. Das Dorf dahinter. Im Osten reckt sich Ungarns höchster Berg in den Abendhimmel – der Kékestető, 1014 m. Der Wind ist kalt und treibt uns bald wieder hinunter. Die Sonne senkt sich zum Horizont, hier wird es zeitiger dunkel als daheim. Wir müssen einen Biwakplatz finden.
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