[SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkapriolen.

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    [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkapriolen.

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    Mitreisende
    Reisebericht

    Von Sulitjelma nach Kvikkjokk
    Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkapriolen


    Mitreisende: ellipirelli, Horst24
    Reisezeit: August/September 2016
    Reiseland: Norwegen, Schweden


    Route: Vom norwegischen Sulitjelma hinauf zur Lomihütte und am nördlichen Ufer des Lomisees entlang zu den Hütten von Pieskehaure. Eine Tagesetappe auf dem Nordkalottleden nach Norden und ab dort querfeldein entlang der Seen Hadditjavre und Ravejavrre sowie einiger weiterer, kleinerer Seen ins Tarradalen.
    Weglos nach Norden, über den ersten Pass ins obere Njoatsosvagge und gleich am Ende des ersten Sees Alep Njoatsosjavrre steil hinauf ins Jiegnavagge, hinauf auf die Paßhöhe und weiter zur Luottolahko Hochebene.

    Unsere ursprüngliche Idee war, von dort ins Sarvesvagge abzusteigen, um nach wenigen Kilometern wieder über die Hochtäler Gaskas-und Jiegnavagge (diesmal das östliche der beiden namensgleichen Sarektäler) auszusteigen.

    Das Wetter hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen also Abstieg von der sagenhaften Hochebene ins mittlere Njoatsosvagge. Über die Parekebene gings dann nach Kvikkjokk und von dort zum Abschluss für ein paar Tage nach Stockholm.

    Wir hatten insgesamt 17 Tourtage in den Bergen und somit Zeitpuffer für Gipfeloptionen.


    Noch scheint die Sonne auf das Parekmassiv


    Pieskehaure


    Pieskehaure - wenig später


    Njoatsosvagge
    Zuletzt geändert von Horst24; 02.11.2016, 18:31.

  • vobo

    Dauerbesucher
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    #2
    AW: (SE) Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

    Zitat von Horst24 Beitrag anzeigen
    ...zu den Hütten von Pieskehaure. Von dort entlang des Nordkalottleden eine Tagesetappe nach Norden und ab dort querfeldein entlang der Seen Hadditjavre und Ravejavrre sowie einiger weiterer, kleinerer Seen ins Tarradalen.
    Weglos nach Norden, über den ersten Pass ins obere Njoatsosvagge und gleich am Ende des ersten Sees Alep Njoatsosjavrre steil hinauf ins Jiegnavagge, hinauf auf die Paßhöhe und weiter zur Luottolahko Hochebene.
    Freu mich auf den Bericht von Euch. Sehr schöne Route, hatte ich letztes Jahr auch vor. Nicht geschafft, weil zu wenig Zeit und auch bei der Schneelage auf Luottolahko 2015 kaum vorstellbar.

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    • Dogmann
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      • 27.09.2015
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      #3
      AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

      Fängt gut an, warte auf mehr. Bin neugierig.
      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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      • Horst24
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        • 01.02.2012
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        #4
        AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

        Anreise

        Früh um halb 6 ist Abmarsch. Wohnungsschlüssel sind verteilt, Ellis Eltern und mein Bruder Frank kümmern sich während der gut dreiwöchigen Abwesenheit ums Blumengießen in unserer neuen Wohnung. Während sich Arbeitskollegen und Freunde hier in Franken auf verspätete, warme Sommertage freuen, machen wir uns, vorbereitet auf frostige Nächte und nasse Tage auf den Weg nach Lappland.


        Gut, daß wir in unserer neuen Wohnung viel mehr Platz haben


        Die rote Flasche ist Ellis Wärmflasche


        Faßstärke - aus Gewichtsgrüden

        Am nächsten Morgen um diese Zeit wollen wir bereits nördlich des Polarkreises im norwegischen Nachtzug kurz vor unserem Ziel Fauske sein. Erst geht's aber mit dem Auto nach Frankfurt (den am Flughafen geparkten Wagen holt unser Freund Mario morgen wieder ab), mit Lufthansa nach Oslo und dort schnurstracks mit dem Flytorget in die Stadt. Wir brauchen noch Gaskartuschen und erledigen restliche Essenseinkäufe.

        Dieses Procedere kennen wir von vorangegangenen Reisen, es ist daher nicht stressig, sondern eine schöne Einstimmung auf die anstehende Tour - quasi ein kleines Ritual. Mittagessen ist wie immer im kleinen vietnamesischen Lokal Dalat in der Torggata (Pho Bo). Der Urlaub hat begonnen.

        Bei dieser Tour wollen wir im Gegensatz zu vorangegangenen Reisen fast nur zelten und haben lediglich zu Beginn 3 - 4 Hüttenübernachtungen in Pieskehaure und Darreluopal eingeplant. Aus Gewichtsgründen habe ich keine Lust, für die eingeplanten mindestens 12 Zelttage, mehr als eine große und zwei mittlere Gaskartuschen mitzuschleppen. Damit dies brennstofftechnisch nicht zu knapp wird, entscheiden wir uns für Primus Wintergas, das vom Temperaturbereich völlig überdimensioniert ist, aber über einen besseren Wirkungsgrad verfügen soll. Diese Kalkulation geht tatsächlich auf.

        Die beim DNT vorbestellten Gasflaschen sind wie vereinbart zurückgelegt. Überhaupt funktioniert die recht pufferlose Anreise tadellos. Wenig später sitzen wir im Zug und tuckern von Oslo nach Trondheim, genießen unsere Brote mit leckerem Räucherlachs und Bier und philosophieren über potentielle Wintertouren, während der Zug in der Dämmerung durchs Dovrefjäll fährt.

        Trotzdem zieht sich diese Zugfahrt unendlich. Außerdem ist es im Abteil schweinekalt. Vor der Ankunft in Trondheim packen wir noch unsere Rucksäcke vom Flug- in einen Marschmodus um. Nach einer knappen Stunde Aufenthalt startet kurz vor Mitternacht der Nachtzug in Richtung Bodo.




        Im Nachtzug

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        • Horst24
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          • 01.02.2012
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          #5
          AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

          Fauske - Lomivatnet
          20. August 2016

          Früh um 8:25 Uhr stoppt der Zug nach insgesamt gut 24-stündiger Anreise pünktlich am Bahnhof Fauske. Das vorgebuchte (und natürlich ebenso pünktlich vor dem Bahnhof wartende) Taxi spuckt uns eine Dreiviertelstunde später etwa 500 Meter vor der Hütte Ny Sulitjelma am Pfad zur Lomihütte aus.

          Plötzlich stehen wir also mitsamt unserer ziemlich schweren Rücksäcke einsam mitten in der Pampa. Das Wetter ist gelinde gesagt durchwachsen, es ist zwar nicht kalt, aber ein kräftiger Wind pfeift - definitiv keine optimalen Voraussetzungen für einen gemütlichen Tourbeginn.

          Vor der Tour habe ich ein paar Trainingsrunden mit Gepäck bei uns zuhause in der Hersbrucker bzw. Fränkischen Schweiz gemacht. Nach dem Aufsetzen der Rucksäcke verkünde ich daher gleichermaßen optimistisch wie leichtsinnig, daß ich gerne noch etwas tragen könne, sollte Ellis Rucksack zu schwer sein. Mit dem Erfolg, daß wir wir wieder absetzen und umpacken und die gesamte Butter (1 Kilo) und eine Gaskartusche bei mir im Rucksack landen.


          Am Bahnhof Fauske


          Großes Umpacken vor dem Start


          Los geht's


          Hügeliges Auf-und-Ab zum Lomisee


          Der Lomisee

          Die ersten Meter sind also eine rechte Plackerei, zumal der steife Ostwind direkt ins Gesicht bläst. Das nicht unattraktive Gelände wirkt düster und wenig einladend.
          Nach gut eineinhalb Stunden Marsch erreichen wir die Lomihütte - eine winzige Kabine auf einer kleinen Anhöhe am Westende des Lomisees. Der Ausblick über den See ist nicht schlecht, richtiges Naturfeeling kommt wegen der am Südufer noch ein kurzes Stück entlangführenden Straße jedoch noch nicht auf.

          Die Hütte selbst ist das Paradebeispiel einer knuffigen norwegischen Fjällhütte. 4-Bett Schlafkammer, eine kleine Küche und ein noch winzigerer Aufenthaltsraum.



          Wir machen eine frühe lange Mittagspause, essen die letzten Lachsbrote und kochen Kaffee. Die wenigen Übernachtungsgäste kommen meistens an Samstagen. Deswegen (heute ist Samstag) und weil es einfach noch viel zu früh ist, verwerfen wir die Verlockung einer Übernachtung in der Hütte. Um halb 2 marschieren wir weiter.

          Der Weg an der Nordseite des Sees scheint sehr wenig begangen zu sein und entpuppt sich als beschwerliches Dauer-Auf-und-Ab. Immerhin scheint nun sporadisch die Sonne.



          An einem Gletscherbach sind zur leichteren Überquerung zwei seltsam eingeknickte Eisenträger platziert. Bei einem der beiden Träger liegen Steine unten im Knick, ich wähle den anderen, mit einer kleinen Wasserlache in der Senke, was das Metall in eine Rutschbahn verwandelt. Ich rutsche prompt aus und fliege mit dem vollgepackten Rucksack volle Kanne auf den Hosenboden. Das Ergebnis ist eine ordentliche Prellung am rechten Oberschenkel. Großartig. Immerhin lande ich nicht auf der Kante des Trägers.


          Die eigenartige Brückenkonstruktion. Auf dem rechten Träger bin ich ausgerutscht.

          Nach einer weiteren guten halben Stunde Auf und Ab beginnt es zu nieseln, wir entdecken eine nette Campstelle, beenden den Wandertag und bauen das Zelt auf. Abends reißt es richtig schön auf, was uns noch einen stimmungsvollen Abendspaziergang beschert. Nachts regnet es dann wieder.


          Das Wetter wird mieser - wir suchen eine Campstelle


          Unser Zeltplatz (wer findet das Zelt?)



          Zuletzt geändert von Horst24; 03.11.2016, 18:27.

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          • Horst24
            Erfahren
            • 01.02.2012
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            #6
            AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

            Lomivatnet - Pieskehaure

            Morgens um kurz nach 5 Uhr wird es bereits hell. Es ist windstill und völlig ruhig. Der nächtliche Dauerregen hat aufgehört. Wenig später wird's richtig hell im Zelt. Kurzer Blick durch die Luke des Lüfters - strahlender Sonnenschein. Prima.

            Das heißt, wir können unserer Lieblingsbeschäftigung, das ganze Equipment vor dem Packen in Ruhe vor dem Zelt auszubreiten, nachgehen. Die ersten Rucksackpackaktionen sind immer noch ein kleines Abenteuer, aber Gott sei Dank stellt sich Routine recht schnell ein. Ebenso bei der Frage, wo was im Zelt steht und liegt.

            Standardaufstehzeit ist wie immer um 7 Uhr, das heißt Abmarsch gegen 9 Uhr. Es geht zunächst in einigem Abstand zum Ufer weiter am See entlang, eine durchaus anspruchsvolle Furt ist zu bewältigen, bevor der Weg am Seeende langsam ansteigt. Immer Richtung Osten, erstaunlich gut markiert. Der Anstieg selbst ist stetig, aber moderat, ein Gletscherbach ist durch eine große Hängebrücke entschärft und der Blick zurück eröffnet klasse Ausblicke über den See. Überhaupt ist die Landschaft prima.


            Prima Blick zurück über den Lomisee


            Angenehmer Aufstieg





            Und es wird noch besser, Kaum ist der höchste Punkt des Übergangs mit etwa 900 Hm erreicht, taucht links der Sulitjelmagletscher auf.


            Sulitjelmagletscher





            Das Wetter ist stabil sonnig und,eigentlich viel zu warm für die Jahreszeit und wir lassen uns viel Zeit für Pausen und Fotostopps. Irgendwann hören die T Markierungen auf - offenbar haben wir die Grenze nach Schweden passiert. Warum die Schweden diese herausragend schöne Strecke nicht ebenfalls als Wanderweg ausweisen und markieren, bleibt ein Rätsel. Die Orientierung ist auch ohne Weg einfach. Die Ausblicke auf Berge und Gletscher des Sulitjelma Massivs herrlich.


            Hier hören dann die Markierungen auf.


            In der Ebene grast eine Rentierherde

            Mittlerweile ist es schon nach 2 Uhr und wir spielen mit dem Gedanken, die Etappe zu beenden und unser Zelt in dieser klasse Gegend aufzustellen. Schließlich entscheiden wir uns, doch bis Pieskehaure weiterzugehen. Eine Entscheidung, die wir bald bereuen. Je weiter wir absteigen, desto heißer und drückender wird es. Außerdem wird klar, daß wir durch die ganze Bummelei einen gehörigen Zeitrückstand haben, zumal Pieskehaure doch noch ein ganzes Stück weiter weg ist, als wir dies ohne groß die Karte zu studieren, vermutet hatten.



            Eine solche Mammutetappe wollten wir uns am zweiten Tag mit den schweren Rucksäcken eigentlich ersparen. Es wird immer heißer. Endlich sehen wir die Hütten am Horizont - um festzustellen, daß es immer noch etliche Kilometer Wegstrecke bis dorthin sind, weil das ganze Flussdelta umgangen werden muß. Irgendwann laufen wir einfach stoisch durch. Der Morast in der Tiefebene vor den Hütten ist dann auch egal.


            Endlich. Pieskehaure in Sicht.





            Immerhin gibt's in Pieskehaure nicht nur eine wohlverdiente Sauna, sondern vor allen Dingen auch Bier. Die Laune steigt wieder. Abends gibt's Spaghetti mit Gulaschsauce, aufgepeppt mit den mtgebrachten Chillies und Knoblauch . Dazu Erbsen. Schlussendlich ein toller Wandertag.

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            • Dogmann
              Fuchs
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              #7
              AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

              Also, das anfangs durch einander kommt mir sehr bek. vor. Bis es dann los geht und alles am Mann/ Frau ist! Die erste Brücke kann man wohl kaum als eine bezeichnen!
              Aber ihr habts gemeistert
              Tolle Fotos, will mehr.....
              Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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              • andrea2
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                #8
                AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                Oh, sehr spannend. Wenn ich das aus den Bildern richtig ersehen, dann seid ihr zur gleichen Zeit gestartet wie wir, am 20. August. So kann ich mir das Wetter lebhaft vorstellen.

                Die Bilder von Pieskehaure mit Sulitjelma im Sonnenschein sind wunderschön. So hätten wir es also gesehen, wenn wir es gesehen hätten. Das man Pieskehaure schon Stunden vorher sehen kann, dass ich wohl aus allen Richtungen so.

                Freue mich schon auf die Fortsetztung. Die Strecke verspricht ja einiges.

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                • Borgman
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                  • 22.05.2016
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                  #9
                  AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                  Fiese Brücke, muss ich auch sagen, da hätte noch Schlimmeres passieren können.

                  Aber schöner Bericht mit tollen Fotos, freue mich auf die Fortsetzung!

                  P.S. Du hast das genaue Datum nicht genannt, oder habe ich das überlesen? Bisschen Regen Samstag Nachmittag und sonniger, warmer Sonntag ... das kann eigentlich nur der 20./21. August gewesen sein, richtig?

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                  • Horst24
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                    #10
                    AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                    Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                    Oh, sehr spannend. Wenn ich das aus den Bildern richtig ersehen, dann seid ihr zur gleichen Zeit gestartet wie wir, am 20. August. So kann ich mir das Wetter lebhaft vorstellen.
                    Hallo Andrea,
                    ja, wir waren genau zeitgleich und ähnlich lange unterwegs. Wir verfolgen deinen Reisebericht auch schon die ganze Zeit mit großem Interesse. Gott sei Dank war das Wetter bei uns allerdings bei weitem nicht so schlecht. Es war extrem instabil, aber eben auch mit einer Menge schöner Tage.
                    Hab eben gesehen, daß du auch weitergeschrieben hast, mal sehen, wie es bei euch weiterging.
                    Viele Grüße
                    Horst

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                    • Horst24
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                      #11
                      AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                      Fiese Brücke, muss ich auch sagen, da hätte noch Schlimmeres passieren können.

                      P.S. Du hast das genaue Datum nicht genannt, oder habe ich das überlesen? Bisschen Regen Samstag Nachmittag und sonniger, warmer Sonntag ... das kann eigentlich nur der 20./21. August gewesen sein, richtig?
                      Zitat von Dogmann Beitrag anzeigen
                      Die erste Brücke kann man wohl kaum als eine bezeichnen!
                      Aber ihr habts gemeistert
                      Hallo Borgman,
                      hallo Dogmann
                      ich hab im Eifer des Gefechts tatsächlich nirgends geschrieben, wann wir genau losgelaufen sind. Der erste Tourtag war tatsächlich der 20. August und wir waren also gleichzeitig unterwegs wie Andrea bzw. ein wenig früher als du, Borgman.

                      Bei dieser Brücke hatte ich tatsächlich Glück. Eine Landung auf dieser Eisenträgerkante hätte übel ausgehen können. Im Nachhinein war mir klar, warum im anderen Träger Steine in der Senke waren. Dieser Träger war aber noch schiefer, deswegen habe ich den anderen genommen. Ich bin nicht unvorsichtig rüber, aber kaum hab ich den Fuß in die Pfütze gesetzt, lag ich schon da, keine Chance.
                      Viele Grüße und Dankeschön für die positiven Rückmeldungen.
                      Horst
                      Zuletzt geändert von Horst24; 03.11.2016, 18:48.

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                      • Horst24
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                        #12
                        AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                        Pieskehaure - 22. August 2016

                        Manchmal ärgert man sich über eine verpasste Gelegenheit, um im Nachhinein festzustellen, daß es vielleicht doch ganz gut war, wie es schlussendlich gekommen ist. Hatten wir gestern - vor allem auf den letzten Metern der Etappe - noch gehadert, nicht unterwegs an einer der coolen Stellen mit Gletscherblick das Zelt aufgestellt zu haben, genießen wir es heute bei (zunächst) wolkenlosem Himmel um Pieskehaure herumzustöbern.




                        Gamme bei Pieskehaure




                        Baden im See (allerdings ein eher misslungenes Vorhaben, denn genau an der Stelle, an der ich rein bin, war es viel zu seicht), Blaubeersammeln, Nickerchen am Ufer - was will man mehr. Plötzlich ziehen, aus Richtung Sarek kommend Wolken auf. Und aus einzelnen Wolken werden dicke Regenwolken Zunächst noch als willkommener und stimmungsvoller Fotohintergrund - wenig später müssen wir zusehen, noch halbwegs trocken zur Hütte zu spurten.





                        Neuankömmlinge trudeln ein, unter anderem Nico, ein netter Hamburger.

                        Der Wetterbericht der kommenden Tage ist durchwachsen. Es gibt Bier, erneut Sauna und abends basteln wir aus gebratenem (mitgebrachten) Coppa vom Hällischen Landschwein (sowie wieder Chillies und Knoblauch) eine leckere Sauce zum Kartoffelbrei.


                        23. August Pieskehaure - Hadditjahka

                        Vor zwei Jahren hatten wir im Anschluß an unsere ersten längere Sarektour (damals von Sulitjelma durchs Rapsdalen nach Saltoluokta), auch schon einen Stockholmabschluß eingebaut.

                        Der Vermieter unseres Bed-and-Breakfasts, Sven-Ole (das 4Trappor war eine klasse Unterkunft, die Eigentümer betreiben das B+B leider nicht mehr), präsentierte uns damals sogleich seine alten BD10 Karten mit seinen eingezeichneten Routen, die er vor Jahren im Anschluß an seine Militärzeit gewandert war. Das Gerüst einer Folgetour war geboren. Allerdings wollten wir wieder eine Strecke wandern (also keine Rundtour) und wenns ginge - aus alter Tradition - in Norwegen starten.

                        Im Outdoorseiten-Forum sind wir dann auf Mortias Reisebericht "Südlicher Sarek und südlich davon" gestoßen. Nicht nur, weil Mortias Teile von Sven-Oles Strecke ebenfalls gelaufen war, sondern weil uns sein Bericht eine entscheidende Anregung lieferte. Durch den interessanten direkten Trek zwischen Pieskehaure und Darreluopal konnten wir wieder eine Streckenwanderung von gut 14 Tagen von Sulitjelma durch den Sarek nach Schweden konfigurieren. Bei komplett anderem, neuem Wegverlauf.

                        Am Morgen ist es so richtig ungemütlich. Heftiger Wind und sporadischer leichter Nieselregen. Die Wettervorhersage für die kommenden beiden Tage ist jedoch gut, erst danach soll es schlechter werden. Nico zögert mit seinem Aufbruch, da ausgerechnet über seinem Ziel Vaimok die dunkelsten Wolken hängen. Zum Glück für einen ebenfalls aufbrechenden Schweden (der uns am Vorabend noch wegen unserer vielen Fotopausen während des Spülens geschimpft hat), denn der gute Nico trägt ihm erstmal seinen in der Hütte vergessenen Beutel mit seinen Essensvorräten hinterher.

                        Wir brechen um 9 Uhr auf. Zuerst gehen wir ein kurzes Wegstück die Etappe von vorgestern zurück. Matschige Abschnitte sind durch Bohlen entschärft. Dann zweigt der schmale, aber gut erkennbare Weg ab und beginnt langsam, aber stetig anzusteigen, immer Richtung Nordosten.






                        Blick zurück Richtung Pieskehaure

                        Noch ganz schön lange haben wir eine herrliche Aussicht über die ganze Ebene hinter uns und erkennen erst jetzt die Ausmaße des Sees Pieskehaure. Leider hängen tiefe Wolkenfelder genau über den Ausläufern des Sulitjelmagletschers linkerhand. Wolken, Drizzle und Sonnenstrahlen kreieren eine spannende Stimmung. Wenn nur der blöde, konstante Wind nicht wäre.


                        Auf dem Nordkalottleden


                        Sulitjelmagletscher - noch wolkenverhangen


                        Sulitjelmagletscher





                        Wir kommen gut voran, der Ruhetag hat gut getan, wählen Pausen an windgeschützten Stellen. Ab etwa 800 Hm bleibt der Weg konstant auf derselben Höhe. Es geht eine ganze Weile durch ein breites Hochtal. Rentierherden sorgen für willkommene Abwechslung. Auf Höhe des Varvekjavre treffen wir einen Vater mit seinen beiden Töchtern. Diese Begegnung war uns von Nico schon avisiert.

                        Später steigt der Weg leicht an und beschreibt einen kleinen Linksbogen. Es trübt wieder ein. Wir beschließen, den Hadditjahka heute nicht mehr hochzulaufen, sondern noch vor dessen Furt, also direkt am Nordkalottleden, unser Zelt aufzubauen. Es gibt etliche, nette Zeltplätze und wir suchen bestimmt eine halbe Stunde rum, um den besten zu finden, entscheiden uns dann aber für die windgeschützte Variante direkt bei der Furt. Luxusprobleme.


                        Unser Zeltplatz ist am Fuß dieses Berges




                        24. August Hadditjjahka - Vuolle Ravejavrre

                        Im Zelt von ersten Sonnenstrahlen geweckt zu werden, ist natürlich immer etwas ganz feines. Waschen im Fluß, dann gibt's eine Portion Müsli mit frischen Blaubeeren, anschließend veranstalten wir das übliche Chaos zum langsam routinierteren Rucksackpacken.





                        Entlang des Flusses Hadditjahka steigen wir 150 Hm zum See Hadditjavrre hoch, bleiben an dessen Südseite und wählen eine Route nahe am Seeufer. Auch hier oben gibt es tolle Zeltplätze. In leichtem Auf-und-Ab kommen wir zügig voran. Die Orientierung ist problemlos. Es herrscht klasse Fernsicht.


                        Hadditjahka


                        Blick zurück während des Aufstieges


                        Der Start unserer Seelenwanderung - der Hadditjavrre


                        Hadditjavrre - nette Uferwanderung

                        Die Rentierzüchterhütten am Ende des Hadditjavrre und einen weiteren Minisee lassen wir links liegen und steuern auf den nächsten See, den langgezogenen Ravejavrre zu. Kurz erwägen wir noch, einen langgezogenen Hügel, der an der Südseite des Ravejavrre liegt (und der uns noch die Sicht auf diesen versperrt), an dessen Südflanke entlang zu laufen, entscheiden uns dann aber doch für eine Route an der Hügelnordseite, also einer Route mit ständigem Seeblick.


                        Am Ostende des Hadditjavrre





                        Entlang des Ravejavrre wählen wir eine Route deutlich oberhalb des Sees und wandern auf einer Höhe von etwa 980 Hm ostwärts. Anfangs finden wir problemlos eine schlüssige Route, dann wird das Gelände zerklüfteter und steiler. Immer wieder finden sich schmale Bänder, auf denen wir in unserer Richtung bei etwa konstanter Höhe weitergehen. Als es dann allerdings ausgesetzter wird und sich die Klettereinlagen häufen, halten wir an, um die weitere Route zu überdenken. Abzusteigen macht keinen Sinn - ist viel zu steil. Elli schlägt vor, etwas aufzusteigen und dem Grat zu folgen, was plausibel erscheint, mich aber nicht gerade begeistert. Wir einigen uns drauf, daß ich zunächst ohne Rucksack auskundschafte, wie es hinter einer nächsten Engstelle ausschaut. Prompt taucht nach kurzem Anstieg ein kleines Schneefeld auf. Nicht zu steil. Die ideale Traverse. Danach ein kurzer Anstieg durch ein Kar und wir landen bei einem kleinen, auch in der Karte eingezeichneten See und machen dort Mittagspause.


                        Ravejavrre


                        Hier machen wir gleich Mittagspause


                        Nach der Mittagspause



                        Danach ist die Wegfindung wieder einfach. Wir entdecken den Zeltplatz von Mortias. Später verlieren wir den Ravejavrre aus dem Blickfeld, wir steigen leicht auf und haben Sicht auf einen ganzen Fleckenteppich kleinerer Seen. Beim Versuch, wieder zurück zum Ravejavrre zu navigieren, wollen wir abkürzen und verkeilen wir uns in eigentlich trivialem Gelände und stehen auf einmal vor einem senkrechten Absturz. Also wieder zurück und genau das Stück entlang, das wir eigentlich umgehen wollten.



                        Ein Gegenanstieg und wir stehen endlich auf der letzten Anhöhe am östlichen Ende des Ravejavrre und blicken auf dessen Abfluß in den sich unmittelbar angrenzenden nächsten See, den viel kleineren und wenige Meter tiefer liegenden Vuolle Ravejavrre und unsere vermeintliche Furt.

                        Mortias hat uns geraten, den Vuolle Ravejavrre unbedingt an dessen Nordseite entlang zu laufen, nachdem ihn das Dauer-Auf-undAb um dessen Südausbeulungen zur Verzweiflung getrieben hat. Ein Blick auf die Karte und man versteht, was er meint. Das bedeutet Überquerung des kleinen Flusses zwischen beiden Seen

                        Von hier oben schaut die Furt unschwierig aus. Erfreulicherweise entdecken wir auch eine Menge cooler Zeltplätze. Wir steigen also zum Seeende ab und schauen, wo der Abfluß am einfachsten zu queren ist. Von Nahem siehtt die Furt schon kniffliger aus, Plötzlich entdecke ich eine Landbrücke. Völlig verblüfft, glaube ich zuerst, meinen Augen nicht trauen zu können. Doch tatsächlich führt ein mehrere Meter breiter, bewachsener Übergang von einem Ufer zum anderen.

                        Das ist natürlich großartig. Begeistert beschließen wir - es ist auch erst kurz nach 3 Uhr - noch eine Weile weiterzulaufen. Nur, um unmittelbar darauf, noch an dem kleinen "Vorsee" des Vuolle Ravejavrre eine dermaße Traumzeltstelle zu entdecken, daß wir kurzentschlossen umdisponieren.


                        Landbrücke


                        Zeltplatz



                        Der Resttag besteht aus Genießen der Superaussicht auf den markanten Berg Jiegnaffo, ausgiebigem Waschen im See, einem Erkundungsspaziergang für die morgige Etappe und Faulenzen.
                        Leider verschwindet die Sonne bald hinter Schleierwolken. Abendrot hüllt den Jiegnaffo zwar in immer spektakulärere Farben, aber das verheißt wohl für morgen nichts Gutes.





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                        • Dogmann
                          Fuchs
                          • 27.09.2015
                          • 1022
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                          #13
                          AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                          Man kann sich einfach erfreuen an dieser Landschaft!
                          Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                          • Mika Hautamaeki
                            Alter Hase
                            • 30.05.2007
                            • 3979
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                            #14
                            AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                            Traumhafte Bilder! Aber die Brücke am Anfang...Hauahauaha
                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                            A. v. Humboldt.

                            Kommentar


                            • Mortias
                              Fuchs
                              • 10.06.2004
                              • 1203
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                              #15
                              AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                              Ich sollte mich mal wieder häufiger hier im Forum tummeln. Hab ja euren Bericht bisher komplett übersehen. Dabei haben wir im Voraus ja noch über die Route gesprochen. Freut mich somit sehr jetzt zu verfolgen wie ihr auf mir allzu bekannten Pfaden unterwegs seid.

                              Macht bisher jedenfalls einen vielversprechenden Eindruck euer Bericht. Aus ganz persöhnlichen Gründen würde es mich noch sehr freuen, wenn Du mal ein Foto der besagten Landbrücke hochladen könntest.

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                              • OttoStover
                                Fuchs
                                • 18.10.2008
                                • 1076
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                                #16
                                AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                                Oh so nice pictures from this lovely area. Yes the bridge is a bit scary, but it is solid. I have mostly been here in winter, but I think I must put it on a short list of tours in the "backyard" I must do again. Looking forward to the contined story.
                                Ich lese und spreche Deutsch ganz OK, aber schreiben wird immer Misverständnisse.
                                Man skal ikke i alle gjestebud fare, og ikke til alle skjettord svare.

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                                • Horst24
                                  Erfahren
                                  • 01.02.2012
                                  • 211
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                                  Zunächst vielen herzlichen Dank für die Kommentare.

                                  Nachdem die Brücke zu Beginn der Tour doch auf Interesse stößt, dann also noch zwei Bilder von der ganzen Malaise.

                                  @Otto: Stabil ist die Brücke in der Tat. Und eigentlich auch nicht schwierig zu begehen, wenn man sich nicht so blöd anstellt, wie ich und genau in die glitschige Pfütze tritt.


                                  Noch alles in bester Ordnung


                                  Kurz danach

                                  Kommentar


                                  • Horst24
                                    Erfahren
                                    • 01.02.2012
                                    • 211
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                                    #18
                                    AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                                    Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                                    Ich sollte mich mal wieder häufiger hier im Forum tummeln. Hab ja euren Bericht bisher komplett übersehen. Dabei haben wir im Voraus ja noch über die Route gesprochen. Freut mich somit sehr jetzt zu verfolgen wie ihr auf mir allzu bekannten Pfaden unterwegs seid.

                                    Macht bisher jedenfalls einen vielversprechenden Eindruck euer Bericht. Aus ganz persöhnlichen Gründen würde es mich noch sehr freuen, wenn Du mal ein Foto der besagten Landbrücke hochladen könntest.

                                    Ja, du wirst bestimmt noch ein paar vertraute Ecken entdecken, vor allem dann beim Aufstieg aus dem Njoatsosvagge später.
                                    Leider hab ich irgendwie nur dieses eine Foto von der Landbrücke, aber da kommt das gar nicht so rüber.



                                    Wir hatten uns zwar extra vorgenommen, an dieser Stelle ein schönes Foto zu machen, weil wir schon ahnten, daß dich das freut, aber die anderen Bilder von mir dort waren, warum auch immer, irgendwie gar nix.
                                    Das Blöde war auch, daß wir gerade unsere Kameras weggepackt hatten in Erwartung der Furt und dann eh nur von der anderen Seite Fotos gemacht hatten, die lichttechnisch eh nicht so gut war.

                                    Viele Grüße
                                    Horst

                                    Kommentar


                                    • Horst24
                                      Erfahren
                                      • 01.02.2012
                                      • 211
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                                      #19
                                      AW: [SE] Von Sulitjelma nach Kvikkjokk. Seen, Pässe. Hochebenen und Wetterkaprio

                                      25. August Voille Ravejavrre - See 945

                                      Nachts nieselt es, der Morgen ist trüb, aber trocken. Obwohl es den Anschein hat, als ob hier selten Wanderer entlang kommen (und wir auch drei Tage lang keiner Menschenseele begegnen), hat an unserem Zeltplatz jemand aus einer schweren Steinplatte einen Tisch inklusive Bank gebastelt - die ideale Ablage für das morgendliche Rucksackpacken.


                                      Unser Tisch



                                      Wir folgen der gestern ausgekundschafteten Strecke nahe des Seeufers, immerhin nun mit der Gewissheit, da auch durchzukommen. Mit Gepäck wären wir vielleicht die vermeintlich sichere und anstrengendere Variante über die weiter nördlichen und etwas vom Ufer entfernten Hügel gegangen. Am Ende des Voille Ravejavrre queren wir eine kleine Landzunge, steigen zum wenige Meter tiefer gelegenen Skallojavrre ab und suchen uns auch hier einen Weg in Ufernähe, was erneut in einer netten Kraxelei ausartet. Erst ab einem kleinen Kiesstrand wird es einfacher. Kurze Pause. Elli entdeckt den Verlust ihres Schrittzählers. Der Rest des Sees wird direkt am Seeufer umrundet, bevor es über einen kleinen Hügel zum dritten großen See Basskajavrre geht.


                                      Blick zurück auf unsere kleine Kletterpassage







                                      Seit Beginn der Wanderung verfolgen uns langsam näher rückende, ziemlich dunkle Regenwolken, sporadisch nieselt es. Die Seeumrunderei geht auch langsam auf den Keks.





                                      Endlich ist das Ende das Basskajavrre erreicht. Dann wird es spannender. Es folgt der recht steile Abstieg auf der orthographisch linken Seite des steil und mit lautem Getöse nach unten rauschenden Abflusses aus dem See. Diesem Bach (Garddevarjahka) folgen wir ein kurzes Stück, bis der Fluß im Talkessel nach rechts (südlich) abknickt. Wir wollen ab dort wir genau in die andere Richtung, bergauf nach Norden zum See 945 - unserem Tagesziel.

                                      Doch zuvor taucht eine völlig unerwartete Schwierigkeit auf. Vor dem eigentlichen steilen Abstieg, ist eine seltsam sandig-kieselsteinig-morastige Stelle zu passieren. Kein Problem mit Lundhagsstiefeln denke ich und spaziere los. Wie in einem Moor sinke ich bis knapp unter den Stiefelschaft ein, mache mit dem anderen Bein einen Ausfallschritt nach vorne, nur um mit dem zweiten Stiefel genauso in diesem grauen Brei einzusinken. Ich hänge fest. Mit beiden Stiefeln. Gott sei Dank vorne nicht ganz so tief wie hinten, so daß ich ruckartig zu einem weiteren Schritt nach vorne ansetzen kann, in der Hoffnung, den hinteren Stiefel aus dieser Flüssigbetonmasse rausziehen zu können, ohne vorne völlig zu versinken. Das gelingt. Noch ein Schritt und ich stehe wieder auf festem Boden. Die Stiefel kriege ich erst nach einiger Schrubberei im Bach wieder sauber.




                                      Rechts des Baches sind wir abgestiegen


                                      Vorher stand eine Schuhreinigung an

                                      Der See 945 liegt in einer klasse Berglandschaft mit prima Ausblicken auf die Berglandschaft im Süden. Es ist sehr windig, reißt auf und wir klettern auf die Hügel und sehen das erste Mal das breite und grüne Tarradalen mit den Bergen des südlichen Sarek dahinter. Super.


                                      Unser Zelt am Seeufer










                                      26. August See 945 - Darreluopalhütten



                                      See 945 - Bombenwetter



                                      Sahnewetter. Entsprechend gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zu den Hütten Darreluopal. Bevor es im Sarek ernst wird wollen wir dort noch einen Ruhetag einlegen. Mit dieser Strategie, es zu Beginn der Tour etwas langsamer angehen zu lassen, haben wir bei unseren bisherigen Touren gute Erfahrungen gemacht. Wir laufen also am See 945 vorbei weiter nach Norden, immer auf der Höhe von gut 900 Metern.


                                      See 945 aus anderer Perspektive


                                      Rechts unten das Tarradalen

                                      Nach gut 20 Minuten stoßen wir auf einen breiten flachen Taleinschnitt samt Bach und kleineren Seen in idyllischster Umgebung. Mortias ist dann langsam ins Tarradalen abgestiegen. Nach einigem Kartenstudium (wir haben neben der klassischen BD10 auch die neuen Padjelanta und Sarek Karten im Maßstab 1:50.000 dabei und nutzen fast ausschließlich letztere) sind wir zuversichtlich, daß es auch gut machbar sein müßte, noch eine ganze Weile auf der Höhe von gut 900 Hm weiterzulaufen und erst viel später, fast auf Höhe der Hütten, abzusteigen. Neben tollen Ausblicken über das Tarradalen ersparen wir uns so vielleicht manches Weidengestrüppgeplackere, so der Plan. Und das funktioniert auch prima.


                                      Der Taleinschnitt - wir sind weiter auf der Höhe geblieben


                                      Coole Blicke aufs Tarradalen



                                      Wir folgen also einem grasigen Hang weiter nach Norden, immer wieder sich ergebenden Bändern folgend. Nach einem größeren See steigen wir eine kleine Anhöhe hinauf und visieren von dort unseren Abstieg zu einem kleinen in der Karte eingezeichneten See (770 Hm) an. Die Ausblicke auf die gegenüberliegenden Berge und das grüne, von mäandernden Flüssen durchzogene Tarradalen sind grandios. Die Fotostopps häufen sich und werden immer länger.






                                      Das ist der kleine See, dahinter die Anhöhe, danach geht's bergab


                                      Gemütlicher Wandertag


                                      Hier haben wir unseren Abstieg begonnen

                                      Ab dem See geht's dann in einem großen Bogen bis zum Ufer des Riggoaivejahka, dessen Furt völlig unproblematisch ist. (Das Schlauste wäre jetzt gewesen, kurz durchs Weidengestrüpp zum Fluß Darrejahka zu queren, denn dann wären wir nach der Furt genau vor der Hütte des Stugvards rausgekommen - was wir natürlich nicht wußten.) Wir kämpfen uns eine Weile durchs niedrige Buschwerk Richtung Norden, immer entlang irgendwelcher Rentierpfade, bis wir endlich am Wanderweg mit der Brücke landen, von der es wenige Meter zu den Hütten sind.



                                      Beim Stugvard kaufen wir eine Ladung frisches Brot und freuen uns über den Komfort einer eigenen Hütte. Ein kurzes Nickerchen, viele Butterbrote Lesen, Tagebuchschreiben, dann ist schon wieder Abendessenszeit. Wir haben noch eine kleine Restportion Coppa, basteln eine Tomatensauce mit getrockneten und eingeweichten Steinpilzen, dazu Butterkartoffelbrei. Am Abend ist erneut ein leuchtendes Abendrot…….

                                      Zuletzt geändert von Horst24; 20.11.2016, 22:35.

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                                      • Horst24
                                        Erfahren
                                        • 01.02.2012
                                        • 211
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                                        27. August Darreluopal (Schlechtwettertag)

                                        Selten ist ein Ruhetag unstrittiger als heute. Das Wetter ist dermaßen mies, daß wir selbst beim besten Willen heute nicht loslaufen wollen. Nachts hat es schon zu stürmen begonnen und es regnet den ganzen Tag. Genug Zeit also, Sachen zu waschen und die Schuhe frisch einzuwachsen. Erfreulicherweise ist ein Blaubeerfeld gleich unterhalb der Hütte. Ich sammle gleich einen ganzen Vorrat für die anstehenden Hochgebirgsetappen.





                                        Irgendein Vorbesucher hat eine Portion Nudeln da gelassen, die wir zur Mittagspause als Spaghetti, Agio, Olio, Peperoncini vertilgen.
                                        Sukzessive füllen sich die Hütten. Der Hüttelwart meint, dies ist bei solch miserablem Wetter normal. Zeltende kapitulieren und flüchten in die Hütten. Wettervorhersage kennt er keine - sein Satellitentelefon funktioniert nicht mehr zuverlässig, meint er. Erst gegen Abend hört es zu regnen auf (der Hüttenwart geht angeln) und blauer Himmel zeigt sich kurz zwischen Wolkenfeldern. Es hat deutlich abgekühlt. Die Bergspitzen sind weiß gezuckert, aber glücklicherweise hat es nicht bis in tiefere Lagen geschneit, sonst wäre der geplante Route morgen über eine Paßhöhe auf etwa 1.200m vielleicht etwas knifflig. Auf jeden Fall gehen wir morgen weiter.


                                        28. August Darreluopal - Njoatsosvagge

                                        Schlüsseletappe, Teil 1.
                                        Vor der Reise plagten uns allerlei Zipperlein, vor allem Elkes geschwollene Achillesferse machte Sorgen. Dennoch wollten wir die Tour wie geplant starten. Darreluopal sollte der Ort sein, zur Nt auf eine leichtere Strecke auszuweichen. Das war das Notfallszenario. Aber gesundheitlich ist alles bestens. Nur das Wetter noch nicht.

                                        Früh morgens nieselt es wieder. Egal. Unser Plan ist, zügig einen der relativ kahlen Bergrücken gleich westlich der Hütten gut 100 Hm aufzusteigen, um das dichte Buschwerk entlang des Flusses zu umgehen. Plan hin oder her, wir rechnen mit einer recht nassen Angelegenheit und ziehen gleich beim Abmarsch die Goretexhosen an. Auf Höhe der Brücke, also dort, wo wir eigentlich hochsteigen wollten, finden wir jedoch eine ganz guten Rentierpfad und folgen diesem entgegen des Planes. Nach dem Motto, Aufsteigen können wir immer noch. Das war keine schlechte Entscheidung. Am Ende kommen wir langsam aber sicher immer wieder neue Pfade findend ins Kahlfjäll, bleiben dabei aber viel näher am Flussbett als geplant und laufen sogar am See 854 (unserem eigentlichen Etappenziel) linkerhand glatt vorbei, ohne den See zu sehen.

                                        Wettertechnisch läuft es nicht so glatt. Kaum sind wir gestartet, geht der Nieselregen in Schnee über. Allerdings ist der Himmel irgendwie recht hell und tatsächlich hört das Schneegestöber bald auf, es ist kalt, bleibt aber trocken, später kommt die Sonne raus.













                                        Nördlich des Sees 945 geht's dann langsam aber stetig bergauf, zunächst einem Bachlauf folgend, bis wir eine Höhe von etwa 1.050 Hm erreicht haben. Auf dieser Höhe geht es in offenem Gelände weiter, an den Ausläufern des Vassjabakte entlang, bis der in der karte eingezeichnete Rentierzaun auftaucht. Hier laufen wir nach rechts hoch zum Paß zwischen Skiejakvarasj und Bassjabakte. Es liegt Schnee, aber das stört nicht weiter. Die Sicht ist klasse. 100 Hm Aufstieg, dann ist der Zaun erreicht, unter dem wir durchkrabbeln. Dann sind es noch 50 Hm zum Paßübergang.










                                        Rechts sieht man den Rentierzaun

                                        Die Bergszenerie, die sich vom Paß aufs Njoatsosvagge eröffnet ist sicher eine der eindrucksvollsten unserer bisherigen Touren. Das enge Bergtal ist auf beiden Seiten von fast senkrecht abfallenden Bergrücken flankiert. Dazu diese weiß gezuckerten Gipfel. Im Tal liegen die langgezogenen Bergseen in Mitten dieser atemberaubenden Szenerie. Beim Abstieg (steil, aber unschwierig) machen wir etliche Fotostopps









                                        Etappenziel ist eine kleine Landzunge zwischen den beiden Seen Alep und Lulep Njoatsosjavrre mit klasse Zeltplätzen. Es ist fast anmutig am Fuß der Steilhänge dort hin zu wandern.
                                        Der einzige Nachteil ist, daß die Sonne früh hinter den Bergen verschwindet und es recht frisch wird. Später kommt tatsächlich noch ein Wanderer schwer bepackt und mit straffem Tempo vorbei, er will noch bis Goabrek, dort hat er ein Basislager und er erzählt, vor zwei Jahren an genau derselben Stelle wie wir gecampt und von dieser Stelle einen massiven Felssturz an der gegenüberliegenden Wand gefilmt zu haben. Wer es anschauen will -> Youtube: Stenlavin - Rockavalanche von Svente Hall. Ziemlich beeindruckend.







                                        Das war eine klasse Etappe heute und morgen steht gleich das nächste Highlight an, mit dem steilen Aufstieg Richtung Jiegnavagge. Grundsten rät von dieser Strecke ja ab. Wir schauen uns das Gelände am Abend noch an, so schwierig schaut es nicht aus, aber das Wetter muß mitspielen.




                                        Da geht's morgen hoch, rechts des Wasserfalls
                                        Zuletzt geändert von Horst24; 20.11.2016, 22:31.

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