[UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

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  • Antracis
    Fuchs
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    [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schottland

    Reisezeit: 06.-18. Mai 2015

    Region: North-West Highlands / Nordeuropa









    Prolog


    Als "One of Scotland´s best-kept secrets" bezeichnet Andy Walmsley in seinem Buch "Walking in Scotlands Far North" den nördlichsten Zipfel der Highlands. Abgesehen davon, dass man mittels Google binnen Sekunden problemlos Listen von 20-40 weiteren schottischen "Secrets" findet (die ich persönlich noch um Hotels mit adäquatem Preisleistungsverhältnis und schnellem WiFi ergänzen wollen würde ) hält sich, nüchtern betrachtet, der Geheimtippcharakter in Grenzen.

    Schließlich führt unter anderem der Cape Wrath Trail mitten hindurch und gerade die nördlichen Küstenregionen sind ein angesagter Touristenhotspot. Und dennoch bleibt ein Körnchen Wahrheit:

    Ist es in den Nordwestlichen Highlands touristisch schon deutlich stiller als beispielsweise in den Cairngorms, nimmt der Betrieb nach Norden hin nochmals ab. Mit dünner werdender Besiedlung reduziert sich auch der öffentliche Nahverkehr drastisch. Das die Gegend im Rest Europas teils populärer ist, als bei den "British holydaymakers", könnte auch an den wenigen Munros liegen. Berge über 3000 Fuß gibt es in der Gegend nur wenige und Berge unterhalb dieser Grenze haben ja für manchen Hillwalker schlicht keine Existenzberechtigung.

    Dennoch gibt es im Far North viele interessante Ziele für Hillwaker. Was den Bergen an Höhe fehlt, machen sie durch faszinierende Form wett. Und die Tatsache, dass sie meistens deutlich isoliert in der Landschaft stehen, vermittelt einem in dieser Gegend ein Gefühl von Weite, wie man es sonst eigentlich nur aus den skandinavischen Ländern kennt.

    Kurz und gut: Grund genug für uns, sich diese Gegend einmal näher anzuschauen, wobei wir die untere Grenze oberhalb des Fisherfield-Forrest ansetzten, die Gebiete südlicher davon hatten wir in den Jahren zuvor ja mehrmals erkundet. Von dort aus soll es dann Richtung Norden gehen.

    Abgesehen von abendlicher Lektüre des besagten Buches waren die Vorbereitungen diesmal sehr rudimentär. Ich war kurz zuvor den Hamburg-Marathon gelaufen und während der recht ambitionierten Vorbereitung blieb wenig Zeit. Unmittelbar vor der Abreise durchkreuzte dann auch noch das erste größere Problem mit einem Computervirus in 35 Jahren EDV-Nutzung unsere Pläne.

    Unsere Routenplanung bestand also im Wesentlichen aus vielen mitgeführten Karten und einer Hand voll kopierter Infos über ausgewählte Berge, hatten wir doch gelernt, dass man vor allem an der Westküste Schottlands am besten fährt, wenn man dem Wetter mit einer aikidoähnlichen Planung gegenüber tritt.




    Anreise: Berlin - Edinburgh - Inverness


    Routiniert spulen wir unseren üblichen, nur von 2 Stunden Schlaf unterbrochenen, Highlandsanreisealgorhythmus vom Packen über die Germanwings-Anreise via Köln Bonn bis Edinburgh ab. Beide Rucksäcke da. Kurze Schrecksekunde, weil meiner geöffnet wurde. Offenbar war der Jetboil kontrolliert, aber nicht entfernt worden. Es hat sich also gelohnt, ihn ganz nach oben zu packen. Am Flughafen in Edinburgh heisst man uns willkommen (Auch wenn uns nicht alle Türen offen stehen ).





    Alles ist pünktlich, wir haben deshalb beim Warten auf den Zug am Haymarket noch Zeit, Sandwiches zu futtern und etwas zu trödeln.





    Dann geht es mit dem Zug in 4 Stunden nach Inverness, durch die noch stark verschneiten Cairngorms. In Inverness angekommen, quetschen wir uns buchstäblich auf den letzten Drücker durch die sich schon schließende Ladentür und können noch Gas kaufen. Timing ist alles.

    Dann checken wir für eine Nacht im zentral gelegenen Penta-Hotel ein und genießen wieder mal besten Inselhotelstandard: Abbröckelnder Putz über dem Bett, fehlende Klobürste und keine Fernbedienung.

    Deutlich besser ist das Essen im Waterfront-Pub (fantastisches Cullen Skink!) und auch die Whiskyauswahl ist für schottische Verhältnisse O.K.

    Wir bummeln nach dem Essen noch etwas durch Inverness, es ist bedeckt und empfindlich kalt. Aber immerhin sinkt bei solchen Temperaturen meist die Regenwahrscheinlichkeit.











    Abends sehen wir im Hotel noch dem FC Bayern dabei zu, wie er im Halbfinale gegen Barcelona abloost, dann gehen wir ins Bett. Das Wetter war übrigens die letzten 5 Tage, selbst für schottische Verhältnisse, katastrophal. Die nächsten Tage sagt der MWIS hingegen zumindestens abwechslungsreich voraus. Wir sind gespannt.




    Tag 1: Inverness - Braemore Junction - Inverlael - Gleann na Sguaib


    Morgens müssen wir früh raus, unser Bus nach Ullapool fährt schon um 8:00 Uhr ab. Dennoch lassen wir uns unser Frühstück bei Costas nicht nehmen, das hat schließlich Tradition.





    Dann gehts los. Bei der Fahrt durch die Highlands erleben wir innerhalb einer Stunde, wie so oft, alle 4 Jahreszeiten von Sonnenbrillenwetter bis Schnee- und Hagelschauer. Dann kommen wir in Braemore Junction an. Wer die Schotten dort oben diesen Namen aussprechen hört, erwartet vermutlich etwas wie das Hermsdorfer Kreuz.

    Tatsächlich ist dieser verkehrstechnisch bedeutsame Ort im Norden, wo die A 832 auf die A 835 trifft, nicht mehr als ein Parkplatz im Nirgendwo mit Raum für knapp 2 Reisebusse und einem kleinen Wartehäuschen, dass uns immerhin vor dem einsetzenden Nieselregen schützt.





    Wir wollten ursprünglich möglichst bis Inverlael fahren, der Fahrer macht uns aber klar, dass er dort nicht halten kann. Die alternativ geplante Route durch den Wald ist wegen Forstarbeiten gesperrt. Und einen Lift Richtung Ullapool findet sich erstmal auch nicht. Das geht ja gut los.

    Wir beschließen also einfach gut gelaunt und voller Energie, die knapp 12km bis Inverlael Straße zu laufen. Das geht besser als gedacht, weil die A 835 recht wenig befahren ist, zudem gibt es einen breiten Grünstreifen zum Laufen und es geht größtenteils bergab.

    Unterwegs machen wir sogar eine idyllische Pause an einer Rastbank und beobachten ein Haubentaucherpärchen. Dann kommt uns schiebend ein Radreisender entgegen, der das katastrophale Wetter der letzten beiden Wochen bestätigt, er habe 5 Tage im Zelt abwettern müssen. Heute ist es eigentlich ganz gut, von kurzen heftigen Schauern abgesehen.

    Schließlich sind wir in Inverlael, auch hier steppt nicht gerade der Bär, aber immerhin zeigt sich ab und zu die Sonne.





    Wir folgen zunächst einer Forstraße nach Osten.





    Es geht zunächst steil in Serpentinen bergauf. Anfangs zeigt die Landschaft noch deutliche Eingriffe, aber je höher wir kommen, umso schöner und naturbelassener wird es.





    Schließlich folgen wir einem, für schottische Verhältnisse, luxuriösem Stalkers-Path, der in ein bei Munrobaggern beliebtes Gebiet führt, kann man doch hier vier Munros relativ leicht an einem einzigen Tag mitnehmen.





    Mittlerweile stellt sich landschaftsmäßig das typische Highlandfeeling ein. Der Wind bläst uns mit zunehmender Stärke ins Gesicht und der eine oder andere kurze Hagelschauer sorgt für Abwechslung.

    An den Hängen sehen wir das eine oder andere Rotwild.





    Wir folgen weiter dem Fluss und sehen einige schöne Zeltflächen auf Trassen direkt am Ufer. Es ist aber noch früh, also gehen wir noch weiter. Dann treffen wir auf Andy, der seinen Freund Rob sucht, der hier unten Zelten wollte. Nein, wir haben leider niemanden getroffen. Andys hat schlechte Nachrichten aus den Bergen: Zumindest die letzten Tage war der Schnee oben so vereist, dass er ohne Steigeisen umkehren musste. Wir haben immerhin Eisaxt und Grödeln dabei und werden mal sehen, was geht.

    Dann gehen wir weiter unserer Wege, von weiter oben sehe ich dann aber Rob, wie er sein Zelt auf einer Terasse aufschlägt, Andy hat das offenbar übersehen. Also Rucksack abgelegt und hinter Andy hinterhergesprintet und laut rufend den Hinweis gegeben: Freunde wieder vereint, gute Tat des Tages abgehakt.

    Wir wandern weiter bergauf, in der Ferne können wir schon die verschneiten Berge sehen.





    Da es zunehmend windiger wird, suchen wir uns einen Zeltplatz und werden schließlich fündig. Es pustet mittlerweile ordentlich und wir sind nach 1 1/2 Jahren Staika-Abstinenz etwas aus der Übung, aber dennoch geht alles glatt und wir machen es uns gemütlich.




    Kaum steht das Zelt, hagelt es nochmal ordentlich, die Außentemperatur ist mittlerweile auf 2 Grad gefallen. Also Katzenwäsche im Zelt mit feuchten Tüchern und ab in die Daunentüte.

    Aufwärmen tun wir uns mit Wildtopf und Laphroig Triple Wood. Dann gehen wir schlafen und sind gespannt, was der morgige Tag bringen wird.
    Zuletzt geändert von Antracis; 13.08.2017, 17:06.

  • Scrat79
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    #2
    AW: "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

    Und ich dachte schon ihr dreht nur ne Runde auf der Halbinsel Fife.
    Und besichtigt den "secret" place.

    Bin gespannt wie's weiter geht.
    Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
    Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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    • Mancunian
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      #3
      AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

      Ah, der hohe Norden. Ich bin mal gespannt auf den weiteren Bericht. Mein nördlichster Schottland-Trip führte in besagten Fisherfield Forest und auf den An Teallach. Weiter nördlich gibts für mich nur wenige Munros, die sich nicht wirklich gut zu einer 5 Tages verbinden lassen. Also genau die von Dir angeführten Gründe
      Dieses Jahr war ich zur gleichen Zeit wie ihr in Schottland, allerdings 110km weiter südlich im Glen Nevis.
      ---
      I'd rather be out on the hills...
      http://chorltoniac.blogspot.com

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      • Antracis
        Fuchs
        • 29.05.2010
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        #4
        AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

        Zitat von Mancunian Beitrag anzeigen
        Weiter nördlich gibts für mich nur wenige Munros, die sich nicht wirklich gut zu einer 5 Tages verbinden lassen. Also genau die von Dir angeführten Gründe
        Dieses Jahr war ich zur gleichen Zeit wie ihr in Schottland, allerdings 110km weiter südlich im Glen Nevis.
        Ah Danke, den Bericht hatte ich bisher übersehen, schaut ja toll aus und Wetter war bei Euch auch toll. Muss ich nachher mal in Ruhe lesen. Da sieht man auch, wie sehr es einfach mit dem Wetter Glückssache ist: Die 2 Wochen davor waren zu nix zu gebrauchen, außer im Pub Bier zu trinken.

        Ich kann aber, bezüglich der Berge im Norden mal vorausschicken, dass sich aus meiner Sicht ein Besuch definitiv lohnt. Es gibt wirklich viele interessante Corbetts und Grahams da oben, auch mit toller Aussicht. Allerdings in der Tat, wenn man Munros will und möglichst viele auf einem Haufen, ist das ein suboptimaler Ort.

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        • Borderli
          Fuchs
          • 08.02.2009
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          #5
          AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

          Jajajajajajaja! Endlich wieder ein Reisebericht aus dem Norden Schottlands!

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          • Antracis
            Fuchs
            • 29.05.2010
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            #6
            AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

            Tag 2: Gleann na Sguaib - Meall nan Ceapraichean - Beinn Dearg


            Nach einer windigen Nacht weckt uns morgens die Sonne. Es ist zwar weiterhin empfindlich kalt, die Nacht hatte es -3 Grad als Tiefstwert , aber die Luft ist wunderbar klar. Als ich das Zelt öffne, um hinauszusehen, schauen mich ca. 50 Tiere einer Rotwildherde, die gleichzeitig den Kopf schief legen, interessiert an. Ein Bild für die Götter. Bis ich den Fotoapparat einsatzbereit habe, sind die natürlich schon über alle Berge. Vor dem Zelt genießen wir dann erstmal die (etwas) wärmende Sonne.





            Wir beschließen, einfach mal aufzubrechen und zu schauen, wie weit wir mit unseren Mitteln kommen. Zunächst kommen wir entlang des Pfades so gut voran, dass wir bald schon wieder die nächste Pause einlegen können.





            Das Wetter ist weiterhin großartig und wir strahlen mit der Sonne um die Wette. Umso höher wir gelangen, desto eindrucksvoller ist die Landschaft. Wir erreichend schließlich das wundervolle Coire Mathair Lathail mit einem kleinen See, auf dessen Südseite schneebedeckte steile Felswände aufragen. Ein traumhafter Ort.





            Inmitten dieser Idylle treffen wir tatsächlich auf ein Auerhahn-Pärchen, das sogar eine kurze Zeit vor uns herläuft. Mir gelingt leider kein Foto, aber es ist eine schöne, in Schottland sicher auch seltene, Begegnung.

            Je höher wir gelangen, desto geschlossener wird die Schneedecke, aber vor allem die Ausblicke zurück ins Tal sind großartig.





            Schließlich steigen wir weiter auf. Etwas mehr Vorsicht ist geboten, weil hier kleinere Wasserflächen und Wasserläufe verlaufen, teilweise von Schnee und Eis bedeckt, aber nicht wirklich tragend. Schließlich erreichen wir das, von drei Munros eingerahmte, wunderschöne Bealach an Lochan Uaine.





            Den namensgebenden Lochan können wir nur erahnen, da zugefroren und schneebedeckt. Da Andy uns gestern berichtet hat, dass er wegen Vereisung oben am Beinn Dearg nicht weiter kam, beschließen wir, es mit dem nördlich gelegenen Meall nan Ceapraichean zu versuchen. Der lässt sich zwar schwerer aussprechen, sieht aber leichter aus.

            Der Hang läuft ohne Felsen aus und steigt nur sanft an und die Sonne scheint drauf, während Beinn Dearg ein Nordhang ist. Außerdem gibt es eine Spur zum Gipfel, hier war offenbar vor kurzem schon jemand unterwegs.

            Der Aufstieg geht überraschend gut, der Schnee beginnt in der Sonne weich zu werden und man findet guten Tritt. Es dauert gar nicht lange, schließlich liegt das Bealach schon ziemlich hoch, und wir stehen auf dem ersten Munro des Urlaubs. Die Aussicht ist fantastisch. Nach Westen können wir über Loch Broom bis zum An Tellach schauen.





            Es ist zwar immer noch kalt, aber die Sonne knallt mittlerweile so sehr, dass wir die Sonnencreme rausholen müssen.





            Im Norden leuchten die Berge des Far North, die wir in den nächsten Tagen besuchen wollen, in der Sonne. Gut in der Bildmitte zu sehen der berühmte Suilven mit seiner domartigen Kuppel. Links davon, mit einer gezackten Ridge an ein Urzeitwesen erinnernd, Stac Pollaidh.





            Der oft gezogene Vergleich mit urzeitlichen Wesen hat übrigens auch einen tieferen Bezug. Tatsächlich sind diese eindrucksvollen Gesteinsformationen aus torridonischem Sandstein ja durch Verwitterung entstanden und zählen zu den ältesten Gesteinen der Erde!

            Ich war übrigens wirklich auch da oben.





            Als wir gerade absteigen wollen, treffen wir auf ein Pärchen aus London. Sie kommen vom Eidith nan Clach Geala, haben also schon einen Munro hinter sich. Auch sie berichten vom grauenhaften Wetter der letzten zwei Wochen, was haben wir doch diesmal für ein gutes Timing.

            Der Abstieg im weicher werdenden Schnee geht schneller als gedacht. Cona´Mheall, der östliche Munro ist als verschneite Geröllhalde vor allem etwas für Munrobagger, uns hingegen reizt nun doch Beinn Dearg. Er ist der steilste und höchste der vier Munros in der Umgebung, allerdings sollte man an seinem Hang nicht ins Rutschen kommen, da es sehr felsig ist.

            Wir beginnen also vorsichtig den Aufstieg entlang einer alten Mauer, die offenbar ein Clangebiet markierte.





            Die Sonne hat über den Tag gute Arbeit geleistet, die Schneeoberfläche ist weich und gut zu gehen, es ist lediglich anstregend steil. Im oberen Bereich treffen wir dann auch auf die vereisten, jetzt aber schon brüchigen Schneeflächen, an denen Andy gestern gescheitert ist. Heute morgen wäre es vermutlich schwierig geworden, aber jetzt können wir relativ problemlos Spuren treten.





            Kurze Zeit später erreichen wir das Gipfelplateau, das ein riesiger Klops aus Steinen ziert. Es ist sehr kalt, aber wen stört das schon bei dieser Aussicht. Wir können im Süden über das Torridon hinweg bis Glen Affric und im Südosten bis zu den Caingorms schauen.





            Im Norden hingegen präsentiert sich jetzt noch eindrucksvoller die Urzeittruppe des Far North.





            Wir beschließen, dass mit diesem fantastischen Tag unser schottisches Wetterunglück des letzten Jahres ausgeglichen ist. Obwohl es trotz wenig Wind empfindlich kalt dort oben ist, bleiben wir noch etwas auf dem Gipfel, um das Wetterglück auszunutzen.





            Der Abstieg auf dem weicher werdenden Schnee ist etwas tricky. Anke versinkt einmal bis zur Hüfte, aber ich kann sie wieder rausziehen.

            Wieder im Bealach angekommen, machen wir eine Pemmikanpause und steigen dann wieder hinab ins Tal. Mittlerweile ist es teilweise eine matschige Angelegenheit geworden durch die Schneeschmelze.

            Gegen 17:00 Uhr am Zelt angekommen, scheint immer noch die Sonne, so dass wir uns noch am Fluss waschen und auch draußen kochen können. Abends schleicht Rotwild ums Zelt.

            Was für ein toller Bergtag!
            Zuletzt geändert von Antracis; 20.10.2016, 07:06.

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              #7
              AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

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              • Hunter9000
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                #8
                AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                Mehr, mehr, mehr!

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                • DunniT
                  Anfänger im Forum
                  • 29.07.2016
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                  #9
                  AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                  Wahnsinn! In der Ecke bin ich bisher nur mit dem Auto dran vorbeigefahren. Ihr hattet ja ein irres Wetterglück! Für mich fängt der schönste Teil Schottlands auch nördlich von Torridon an. Ein absoluter Traum!

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                  • Antracis
                    Fuchs
                    • 29.05.2010
                    • 1280
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                    #10
                    AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                    Zitat von DunniT Beitrag anzeigen
                    Ihr hattet ja ein irres Wetterglück! Für mich fängt der schönste Teil Schottlands auch nördlich von Torridon an. Ein absoluter Traum!
                    Ja, in der Tat. Aber wie die meisten anderen Schottlandreisenden kennen wir das auch ganz anders. Im Jahr davor sind wir beispielsweise mit mehr als zwanzig möglichen Munro-Beschreibungen angerückt, bestiegen haben wir letztlich keinen Einzigen, sondern wurden mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 mph aus den Highlands geblasen.

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                    • marcky
                      Gerne im Forum
                      • 27.07.2006
                      • 88

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                      Endlich mal wieder ein Bericht über den fernen Norden Schottlands !
                      abonniert !!

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                      • Borgman
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                        • 22.05.2016
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                        #12
                        AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                        Bin gespannt, wie es weitergeht. Schottland im Mai muss ich mir merken, das sieht toll aus!

                        (Übrigens: Du hast beide Tage mit "Tag 1" betitelt)

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                        • Antracis
                          Fuchs
                          • 29.05.2010
                          • 1280
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                          Bin gespannt, wie es weitergeht. Schottland im Mai muss ich mir merken, das sieht toll aus!

                          (Übrigens: Du hast beide Tage mit "Tag 1" betitelt)
                          Danke hab es korrigiert! Ja, Mai ist schön und rein statistisch einer der trockensten Monate. Eigene Stichproben aus den letzten 5 Jahren (n=4 ) zeichnen ein sehr "abwechselungsreiches" Bild.

                          Schön, dass der Bericht so auf Resonanz stößt. Ich hatte letztes Jahr irgendwie keine Zeit und Lust, hole das aber gerne nach und mache mal gleich weiter.

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                          • Mancunian
                            Erfahren
                            • 12.06.2014
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                            Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                            ... Ja, Mai ist schön und rein statistisch einer der trockensten Monate. Eigene Stichproben aus den letzten 5 Jahren (n=4 ) zeichnen ein sehr "abwechselungsreiches" Bild.
                            "Abwechslungsreich" trifft es. Ich bin seit 2011 jeden Mai für 5-6 Tage in Sco. Bisherige Wettererfahrungen:

                            2011: sehr viel Regen, recht kühl aber wenig Schnee auf den Gipfeln
                            2012: kein Regen, zumeist Sonnenschein, fast kein Schnee, recht warm teils Badewetter
                            2013: häufig Regen, kalt, viel Schnee mit Neuschnee ab 500m
                            2014: häufig Regen, kühl, fast kein Schnee
                            2015: 33% Sonne pur, 66% Regenwetter, windig, kühl
                            2016: kein Regen dafür mehr sonne als Wolken, teils recht kühl, viel Schnee in den Höhen

                            D.h. die Wahrscheinlichkeit liegt bei ca. 2/3 für Regen, Nässe und bei ca. 1/3 für besseres Wetter.

                            Was den Umfang des Feedback angeht. Das scheint jahreszeitlich sehr unterschiedlich zu sein. Wenn das Wetter draussen schlechter wird, beginnen die ODSler sich scheinbar viel häufiger im Forum herumzutreiben. Ich hatte Ende Mai mal einen Bericht über die Tour Anfang Mai reingestellt, der auf wenig Feedback stieß. Entweder liegts am Monat oder doch am Bericht ? Wobei die Zahl der Schottland-Fans doch eher gering ist im Vergleich zu den NO/SE Beiträgen. Dein Bericht macht jedenfalls Lust auf mehr
                            ---
                            I'd rather be out on the hills...
                            http://chorltoniac.blogspot.com

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                            • Antracis
                              Fuchs
                              • 29.05.2010
                              • 1280
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                              #15
                              AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                              Tag 3: Gleann na Sguaib - Coire an Lochain Sgeirich



                              Wieder ist es morgens ziemlich kalt, bei um die Null Grad fällt es nicht so leicht, den kuschligen Schlafsack zu verlassen. Anke musste sogar Nachts kurz mal raus, da waren ein paar Grad unter Null und sie hat sich ziemlich beeilt.

                              Das Wetter ist schwer einzuschätzen. Die Munros hängen tief in den Wolken, aber die Sonne zeigt sich doch regelmäßig, Tendenz zu gutem Wetter.





                              Wir haben wie gesagt keinen wirklichen Plan, außer das wir tendentiell weiter nach Norden wollen. Also beschließen wir, ins Nachbartal zu queren, um uns dort für eine eventuelle Besteigung des Seana Bhraigh in Stellung zu bringen. Das ist einer der relativ einsamen Munros aufgrund des langen Zustiegs, also genau was für uns.

                              Zunächst gehen wir den Weg ein gutes Stück zurück und queren dann über die westlichen Ausläufer des Eidith nan Clach Geala nach Norden. Das Wetter wird besser, uns pustet ein eisiger Wind ins Gesicht und so langsam bekommen wir einen Eindruck von der Weite der nördlichen Highlands.











                              Da wir das Tal nicht einsehen können, aber unbedingt die Furt über den Allt Gleann a´Mhadaith treffen wollen, navigieren wir sehr sorgfältig mit Kompass und Karte und es klappt ertaunlich gut. Als wir bergab ins Tal sehen können, liegt die Furt direkt vor uns. Der Wasserstand des Flusses ist allerdings so extrem niedrig, dass wir wohl überall rüber gekommen wären.

                              Wir machen jedenfalls erstmal, bei zunehmendem Wind, eine gemütliche Pause.





                              Dann gehts weiter nach oben. Auf zunehmend weniger ausgetretenem Pfad wandern wir durch die Ebene, das An Tellach - Massiv im Rücken, Landschaftlich ein Traum.








                              Bald verliert sich der Pfad und wir erreichen das Coire an Lochain Sgeirich. Den ursprünglichen Plan, an einem der Lochans zu zelten geben wir wegen Steinschlagfahr auf. Tatsächlich kommt da immer mal wieder was runter, auch während wir vorbeigehen.

                              Schließlich finden wir aber etwas weiter oben einen tollen 5-Sterne-Zeltplatz in mitten des weiten Talkessels inklusive Frühstücksfelsen und Aussicht auf An Tellach.








                              Es ist erst 15:00 Uhr, aber in Schottland muss man die Zeltplatzfeste feiern wie sie fallen, zumal wenn sie so trocken sind. Wir spülen ein paar Sachen durch und Essen ausführlich. Später kommt ein Wanderer vom Seana Bhraigh vorbei, der leider wenig Gutes über das Wetter der nächsten Tage zu berichten hat.

                              Immer stärker werdender kalter Wind treibt uns schließlich ins Zelt, wir haben allerdings ein Zimmer mit Aussicht und toller Lightshow.





                              Im Verlauf des Abends wird das Licht immer wärmer und dieser Abend wird uns als derjenige in Erinnerung bleiben, wo wir im Zelt beim Essen die Sonnenbrille aufhatten und sie auch zum Zähneputzen draußen nicht absetzten.





                              Die Sonne geht erst gegen 21:30 Uhr unter und beschehrt uns noch einen tollen Sonnenuntergang, wobei man schon die vielen Wolken von Süden aufziehen sieht. Das Thermometer ist mittlerweile wieder unter Null Grad gesunken.


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                              • Antracis
                                Fuchs
                                • 29.05.2010
                                • 1280
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                                #16
                                AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                                Tag 4: Abwettern Coire an Lochain Sgeirich



                                Ich werde gegen 5:00 Uhr vom Wind geweckt, Anke ist schon seit 3 Uhr wach und berichtet von langsam zunehmenden Böen. Der Wetterwechsel ist also da.

                                Da es im Verlauf des frühen Vormittags eher schlechter als besser wird, sieht alles nach einem Abwettertag aus. Mittlerweile regnet es auch in Strömen. Naja, nach drei Tagen mit großartigem Wetter sind wir nicht undankbar, kuscheln uns in die Schlafsäcke und verbringen die Zeit mit Lesen und Essen, während der Wind draußen den Regen gegen das Zelt peitscht.

                                Die feuchten Luftmassen sind viel wärmer als die kalte, klare trockene Luft der letzten Tage. Daußen sind mittlerweile 10 Grad, im Zelt kommen wir fast auf 20 Grad.

                                Im Verlauf des frühen Nachmittags nimmt der Wind nochmals zu und man kann sich mittlerweile trauen, von Sturm zu sprechen.





                                Gegen Abend lässt der Regen nach, der Wind bläst aber weiter konstant stark. Abends zeigt sich sogar kurz noch die Sonne durch die Wolken.





                                Wir sind gespannt, was der nächste Tag bringen wird, aber der Optimismus hält sich in Grenzen.

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                                • Antracis
                                  Fuchs
                                  • 29.05.2010
                                  • 1280
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                                  #17
                                  AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                                  Tag 5: Coire an Lochain Sgeirich - Ullapool



                                  In der Nacht haben wir kaum geschlafen, da das Wetter am Zelt ziemlich Lärm macht. Gegen Morgen lässt der Regen etwas nach, aber der Wind wird immer stärker. Draußen hängen die Wolken tief. Wir sind etwas ratlos. Noch einen Tag Abwettern wollen wir sicher nicht, die weitere Routenplanung wäre aber sehr vom Wetter abhängig. Oder vielleicht kommen wir am späten Nachmittag bei Wetterbesserung doch noch auf den Seana Bhraigh ? Der bisherige Wetterverlauf spricht eigentlich dagegen.

                                  Obwohl die Chancen ziemlich schlecht stehen, prüft Anke doch mal, ob es vielleicht Handyempfang gibt und tatsächlich, es gibt eine zarte Verbindung und mit viel Geduld gelingt es uns, einen Bergwetterbericht des MWIS downzuloaden.

                                  Der ist inhaltlich aber leider katastrophal: Heute Wind bis 70 mph , kaum wolkenfreie Gipfel und jede Menge Regen. Morgen soll das Wetter sogar noch schlechter werden.

                                  Damit ist der Plan klar: Bei besserem Wetter wären wir wohl auf den Munro und dann in einem größeren Bogen nach Ullapool gewandert, jetzt wird es auf möglichst schnellem und einfachen Weg direkt Dorthin gehen. Wir haben uns in Schottland abgewöhnt, auf Munros zu steigen, wenn man sowieso nix sieht. Ebenso tagelang durch den Regen zu stapfen, wenn binnen weniger Stunden gemütliches Essen und Bier wartet. Spaßmaximierung halt.

                                  Dennoch steht etwas Arbeit bevor: Das Zelt im Sturm abzubauen verlangt doch etwas Aufmerksamkeit, damit es nicht auf Stornoway landet. Der Abstieg zur A 835 entpuppt sich gegen Ende als unangenehmer Kniefresser und weil der Wind uns den Regen direkt ins Gesicht peitscht, hält sich unser schlechtes Gewissen in Grenzen.

                                  Da es hier mit dem Lift nicht so recht klappen will, laufen wir die 12km Straße nach Ullapool kurzerhand. Das ist ziemlich zäh, da es oft bergauf geht, aber in 2 1/2h sind wir endlich da. Wir mögen diesen Ort, egal bei welchem Wetter.











                                  Wie oft um diese Zeit (Mai ist Hauptsaison!) ist alles ziemlich ausgebucht, wir finden aber im Arch Inn ein Zimmer und duschen erstmal ausgiebig. Mittlerweile gibt es auch einen aktuellen Wetterbericht. Der ist leider desillusionierend, morgen bleibt es sehr schlecht, also beschließen wir, noch einen zweiten Tag hier zu bleiben. Leider ist morgen das Zimmer nicht mehr frei, booking.com findet aber noch Vakanzen im Fairy Boat Inn nebenan.

                                  Gut eingegoretexed spazieren wir später noch umher, trinken nett Capuccino und machen den Buch- und Outdoorläden unsere Aufwartung. Später kommt sogar (sehr! ) kurz die Sonne raus.





                                  Abends wärmen wir uns dann mit leckerem Cullen Skink und lokalen Bieren.





                                  Als Hauptgang esse ich dann den größten beer-battered Haddock meines Lebens und schlafe total überfressen ein.



                                  Tag 6: Abwettern Ullapool



                                  Als wir beim Frühstück sitzen, peitscht der Sturm den Regen gegen die Fenster, so dass wir uns zunächst an unserem Teechen erfreuen und die Zeit vertrödeln.

                                  Gegen 10:00 Uhr müssen wir aber das Zimmer räumen und somit das Hotel wechseln. Die Angestellte des Fairy Boat Inn versprüht den Charme einer Hamburger Domina , erklärt sich aber schließlich bereit, unsere Rucksäcke so lange zu verstauen, bis das Zimmer am Nachmittag fertig ist.

                                  Also vertreiben wir uns die Zeit mit Einkaufsbummeln, Essen und vor allem dem Konsum vieler warmer Getränke. Draußen sind wir heute selten, drinnen ist es viel gemütlicher.





                                  Später am Nachmittag beziehen wir unser Zimmer, die Domina befielt uns zunächst, in "...RRrrrrooooom Numberrrrr Six" einzuziehen. Wir gehorchen natürlich. Als wir es uns gerade gemütlich gemacht haben, steht plötzlich eine Gruppe Französinnen im Zimmer. Relativ ratlos stellen wir fest, dass wir beide einen Schlüssel für "RRrrrrooooom Numberrrrr Six" haben.

                                  Wir überlegen kurz, ob wir in der Beschreibung des Hotels vielleicht etwas Wichtiges übersehen haben , ich frage dann aber doch kleinlaut bei der Herrin nach. Die stutzt kurz, dreht aber dann, mit zigarettenrauchig belegtem Lachen den Schlüsselanhänger auf den Kopf und befielt uns nun kurzerhand "Rrrrrrooooom Numberrrrrr Nine!".

                                  In Zimmer Neun angekommen, sind wir offensichtlich richtig. Die nächste gute Nachricht ist der Wetterbericht für die nächsten Tage, der ist nämlich vielversprechend. Wir grübeln also kurz über mögliche Routen, und entscheiden uns, das vorausssichtlich schöne Wetter der nächsten drei Tage für eine weiter nördlich verlaufende Tour zu nutzen, in der wir sowohl den Suilven als auch das Quinag-Massiv besteigen wollen.

                                  Anke als unsere Verkehrsbeauftragte recherchiert gewohnt routiniert die Busverbindungen über Lochinver und bucht auch gleich eine Unterkunft für das Ende unserer Reise.

                                  Abends essen wir nochmal lecker und träumen, in der Enge unseres Zimmers, von der Weite des Nordens.
                                  Zuletzt geändert von Antracis; 21.10.2016, 14:24.

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                                  • Antracis
                                    Fuchs
                                    • 29.05.2010
                                    • 1280
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                                    AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                                    Tag 7: Ullapool - Lochinver - Suilven



                                    Wir stehen früh auf und genießen den Luxus einer heißen Dusche, der uns die nächsten Tage nicht vergönnt sein wird. Dann tanken wir nochmal kräftig Kalorien im Frigate: Anke mit Pancakes und ich mit einem Complete Western Highlander, das man sich kalorienmäßig eigentlich nur vor einer Bergtour leisten kann oder wenns danach direkt zum Torfstechen im strömenden Regen geht.

                                    Dann warten wir bei bedecktem Himmel am Hafen auf den Bus nach Lochinver.





                                    Die Fahrt geht zunächst umständlich quer durch den Far North, aber Laufen würde uns mehr als einen Tag kosten und wir wollen die Zeit lieber für Gipfelbesteigungen, als für langes Wandern durch die Ebene verwenden. Und die Aussicht ist toll.

                                    Gegen 11:30 Uhr erreichen wir Lochinver, ein kleines Nest, selbst für Hunde als Grabstätte eher dritte Wahl.

                                    Wir sputen uns, um gleich loszukommen, der Weg führt zunächst als Straße streng nach Osten.





                                    Später wird aus der Straße ein traktortauglicher Pfad, die Landschaft gewinnt zunehmend an Farbe durch blühenden Ginster.

                                    Dann biegen wir um eine Kurve und sehen zum ersten Mal den wohl berühmtesten Berg des Far North.





                                    Suilven kann als ein Prototyp für die Berge des Far North durchgehen, der alle typischen Eigenheiten exemplarisch vorführt: Nur 731m hoch und somit kein Munro, nicht mal ein Corbett, sondern "nur" ein Graham (also ein Berg kleiner als 2500 Fuss), ist er selbst für schottische Verhältnisse kein hoher Berg. Das macht er aber durch sein apartes Aussehen mehr als wett und sein isolierter Standort hebt die markante Sillhouette nicht nur prägnant hervor, sondern garantiert auch beste Aussichten.

                                    Es ist zwar kein warmer und sonniger Tag, aber wirklich schlecht ist das Wetter nicht und unsere Laune steigt zunehmend. Die Landschaft weitet sich zunehmend und somit rückt auch der Kumpel von Suilven, der Berg Canisp ins Bild.





                                    Da wir von Nordwesten auf die Berge zulaufen, sieht Suilven aus, wie ein mächtiger Dom. Direkt von Westen betrachtet, ist er vom Meer her weithin sichtbar als isoliert stehender Pfeiler und war für die Wikinger für die Seenavigation bedeutsam, weshalb sie ihm auch den Namen gaben.

                                    Neben der äußeren Erscheinung sind es auch die Geschichten, die hier die Berge so interessant machen und nicht zuletzt die Geologie. Suilven wie auch Canisp bestehen beide aus torridonischem Sandstein, einem der ältesten Gesteine der Welt, welches hier an der Westküste Schottlands vergleichsweise wenig Metamorphosen durchgemacht hat. Die Verwitterungen des Sandsteins sind auch für die oft so bizarren Formen verantwortlich.

                                    Die gesamte Landschaft wird auch zunehmend einsamer und wilder, obwohl der Pfad noch luxuriös breit ist.








                                    Wir laufen durch eine sehr hügelige Moorlandschaft, die selbst für schottische Verhältnisse sehr feucht ist. Gerade, als wir grübeln, wo wir hier wohl nicht mit unserem Zelt absaufen, fällt mir eine Insel inmitten des Flusses mit einer größeren trockenen Fläche auf. Da für die nächsten 2 Tage kein Regen angesagt ist, beschließen wir, dort zu zelten. Der Flussarm lässt sich einfach furten und das Zelt ist schnell aufgebaut.





                                    Es ist mittlerweile 15:00 Uhr. Wir machen etwas Pause und stärken uns und beschließen dann, noch heute auf den Gipfel zu steigen. Das Wetter ist schließlich gut und es ist ja lange hell, so dass man bis gegen 22:00 Uhr noch ohne Stirnlampe wandern kann.

                                    Wir wandern also zügig los und kommen auf breitem Pfad gut voran, Suilven wächst derweil zum eindrucksvollen Urzeitwesen heran. Es ist schon faszinierend wie er so, wie ein Bauwerk, mitten in der Landschaft steht.





                                    Ein paar Wanderer kommen uns entgegen, die offenbar schon auf dem Gipfel waren und ein Trailrunner überholt uns.
                                    Auf Höhe des Berges verlassen wir dann den Pfad und queren direkt auf den Berg zu. Eindrucksvoll ragt die Nordflanke vor uns auf und so wirklich können wir uns noch nicht vorstellen, wie wir da hochkommen sollen.





                                    Aber nicht nur seine steilen Flanken verteidigen den Berg, nein er ist tatsächlich von einer üblen Boglandschaft umgeben. So gut wir auf dem Pfad vorankamen, so zäh wird es jetzt. Lundhags oder Gamaschen sind dringend anzuraten.











                                    Dann sehen wir, dass man tatsächlich in sehr steilen Serpentinen an einer schmalen Rinne relativ in der Mitte des Berges aufsteigen kann. Technisch schwierig ist das nicht, aber echt anstrengend.





                                    Schließlich sind wir oben und die Szenerie ist grandios. Es ist mittlerweile schon nach 17:00 Uhr und wir haben den Grat vollkommen für uns allein. Hier oben gibt es kulturelle Überreste aus den Clanzeiten der Highlands zu bewundern, wie wir sie schon am Beinn Dearg gefunden haben:





                                    Dann wandern wir den Grat entlang bis zum Hauptgipfel und freuen uns, dass sich mittlerweile sogar öfters mal die Sonne zeigt





                                    Etwa eine Viertelstunde später sind wir auf dem Hauptgipfel, der nicht umsonst als einer der schönsten Aussichtspunkte im Far North beschrieben wird. Nach Westen kann man zunächst die Aussicht über die Küste aufs Meer genießen.





                                    Im Norden erhebt sich das Quinag-Massiv, dass wir morgen besuchen wollen.





                                    Im Süden fällt wie immer der individuelle Grat des Stac Pollaidh ins Auge und man kann bis zu den Bergen des Fisherfield Forest schauen.








                                    Die tollste Aussicht ist aber vielleicht der Blick über den Grat nach Osten, ein Traummotiv für jeden Hobbyfotographen.





                                    Wir bleiben fast eine Stunde hier oben, es bleibt nahezu windstill und weiter total einsam. Wir sind echt glücklich und auch etwas traurig, als wir uns an den knieunfreundlichen Abstieg machen und wieder mühsam durch den Sumpf arbeiten.

                                    Ungefähr 2 1/2 Stunden brauchen wir für den Rückweg, unterwegs treffen wir noch Petra, eine bayrische Lehrerin, die ihre Ferien in Schottland verbringt und heute den Canisp bestiegen hat und ebenfalls über die Aussichten schwärmt.

                                    Gegen 21:00 Uhr sind wir am Zelt und haben noch Zeit, uns zu waschen, bevor es dunkel wird. Zum Abschied des tollen Tages glüht Canisp nochmal in schönstem Rot auf.





                                    Der Zeltplatz ist wirklich schön, aber bei zunehmenden kühlen Wind ziehen wir uns ins Zelt zurück und schlafen bald erschöpft ein.

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                                    • Scrat79
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                                      #19
                                      AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                                      Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                      Aber nicht nur seine steilen Flanken verteidigen den Berg, nein er ist tatsächlich von einer üblen Boglandschaft umgeben. So gut wir auf dem Pfad vorankamen, so zäh wird es jetzt. Lundhags oder Gamaschen sind dringend anzuraten.
                                      Was heißt hier "oder"?
                                      Manchmal ist beides ratsam. In Kombination mit ner Regenhose. Plus Taucherbrille und Schnorchel.


                                      Zitat von Antracis Beitrag anzeigen
                                      Wobei ich sagen muss, dass hier entweder ne gute Reaktion vorhanden war oder der Bog recht harmlos.
                                      Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
                                      Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.

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                                      • codenascher

                                        Alter Hase
                                        • 30.06.2009
                                        • 4977
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [UK] "One of Scotland´s best-kept secrets": The Far North

                                        Vielen Dank fürs mitnehmen. Freue mich schon auf die noch kommenden Tage!

                                        Ich sitze gerade in der Tram zum Edi Flughafen. Blicke auf eine geniale Woche in Assynt und Knoydart zurück. Ganz oben im far north sind wir auf den Stac Pollaidh, Ben More Assynt und dem Conival gewesen!
                                        Das Quinag Massiv steht neben dem Suilven ganz weit oben auf meiner Wunschliste fürs nächste mal. Sieht von Westen sowas von irre aus.

                                        Unglaublich das so wenig von dort oben hier auf ODS bisher zu lesen war....

                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                        meine Weltkarte

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