[IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

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    #21
    AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

    Dienstag, 2.8.2016
    Ich bin wohl gestern beim Hörbuch eingeschlafen, denn ich wache nachts mit den Stöpseln im Ohr auf. Um 6 Uhr werde ich von meinem Wecker erneut wach, bin aber noch müde. Im Zelt sind immerhin 3 Grad, aber mein Zelt ist vom Kondens wieder sehr nass. Ich muss zum Pinkeln eh raus, also ziehe ich mich früh an und laufe ein bisschen herum, begleitet von ständigem Murmeltierpfeifen. Der Obstriegel am Morgen reicht diesmal nicht gegen den Hunger, also schiebe ich noch einen Snickers hinterher, was bei 4 Grad übrigens nur mit guten Zähnen möglich ist. Ich warte auf den Sonnenaufgang, damit mich die Sonne endlich wärmt.


    diese tollen, vom Mont Blanc geformten Wolken erwarten mich beim Blick aus dem Zelt


    wunderschöne Lenticularis über dem Rutor-Massiv


    Sonne und Bergseen sind immer schön!

    Nach dem Zusammenpacken will ich auf dem Weg 11A wieder zurück zum AV2 laufen. An den zwei Häusern in Chavannes d'en Haut biege ich aber zu früh auf einen anderen Forstweg ein und laufe immer auf gleicher Höhe bleibend bis zur Alpe Berrio Blanc Dessus, wo ich meinen Fehler bemerke, weil es hier nicht weitergeht. Anscheinend habe ich noch geträumt bis hierhin. Der AV2 verläuft hier schon 300 m unterhalb am Hang. Ich habe keine Lust das alles zurückzulaufen und probiere einen unmarkierten Wanderweg, der laut Karte von der Alpe hinabführt. Zuerst ist der Weg trotz zertrampelter Kuhweide erkennbar, es stinkt nur ziemlich. Dann verschwindet der Weg aber und es wird immer steiler. Jetzt müsste ich ja zurück auch noch bergauf laufen und entscheide mich lieber weiter weglos abzusteigen. Es bleibt steil und im nassen Gras rutschig, deswegen bin ich froh, als ich heil unten auf der Schotterstraße ankomme. Meine Stöcke waren wieder sehr hilfreich und haben auch unter starker Belastung gehalten. Trotz vorsichtiger Schritte rutsche ich irgendwann zwei Meter auf meinem Hosenboden abwärts. Das waren wohl die schnellsten Höhenmeter der gesamten Tour, ansonsten hat mich das Experiment heute viel Zeit gekostet. Eine Umkehr wäre sicher schneller gewesen.


    hmm.. warum bin ich denn immer noch so hoch über dem Weg da unten?


    auf Bilder sieht es ja nie so steil aus, aber hier bin ich runter bis zu der Straße auf der die Kühe laufen

    Die Strecke aus dem Tal heraus zieht sich dann ganz schön. In La Thuile wollte ich eigentlich eine gemütliche Pause einlegen, aber auch hier ist es mir wieder zu touristisch und gefällt mir deshalb nicht. Ich suche lange vergeblich nach einer Einkaufsmöglichkeit und irre ein bisschen durch das Dorf. Da meine Laune stetig sinkt, rufe ich im Rifugi Deffeyes an und reserviere mir schonmal ein Bett. Am Ortsausgang angekommen, habe ich nicht einmal Wasser getankt und als die nächste Gaststätte in meiner Karte sich als Ruine herausstellt, laufe ich lieber noch einen Kilometer zurück zu einem Campingplatz, der nur ein hässlicher Parkplatz ist, aber zum Glück Wasser für mich hat.


    hier geht's für die Autos auf den Kleinen St. Bernhard Pass


    eines der vielen Relikte des früheren Bergbaus hier

    Der folgende Aufstieg führt durch einen schönen Wald entlang großer Wasserfälle, weswegen hier auch viele Menschen unterwegs sind. Der Alta Via 2 ist wenig markiert und ich bin öfter unsicher, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin.


    touristisch gut erschlossene Wasserfälle




    Rückblick nach La Thuile

    Am Nachmittag merke ich, dass ich doch langsamer als an den ersten Tagen unterwegs bin. Ich habe auch wieder zu wenig gegessen und meine Konzentration sinkt spürbar. Bis zum Rifugi mache ich mir viele Gedanken, wie weit ich insgesamt überhaupt noch laufen will. Ich mache mir auch ein bisschen Sorgen, die nächsten Tage genug zu Essen zu haben und hoffe im nächsten Tal, also übermorgen, etwas kaufen zu können. Wenn das nicht klappen sollte, spiele ich sogar mit dem Gedanken, die Tour dort zu beenden. Ich bin gerade ziemlich unmotiviert, vielleicht aber auch nur unleidlich, weil ich nicht genug gegessen habe...


    kurz vor dem Rifugi Blick zurück, mein Aufstieg ist gut zu sehen

    Das Rifugi Deffeyes (2500 m) ist dann teurer als gedacht, auch die Dusche kostet hier 5€. Ich ärgere mich erst recht, als ich später aus dem Fenster ein Zelt sehe, denn auf die Idee danach zu fragen, ob es neben der Hütte erlaubt ist, hätte ich ja auch kommen können. Auf dem Weg hierher hätte es nur eine Möglichkeit gegeben, wo aber auch schon jemand sein Zelt aufgestellt hatte.


    Rifugi Deffeyes

    Beim Abendessen - für mich gibt es nur den zweiten Gang - sind alle sehr laut und ich habe eh ein bisschen schlechte Laune und kann die Gesellschaft nicht genießen. Der Hüttenwirt ist mir unsympathisch und ich habe das Gefühl, dass er möglichst viel an uns verdienen möchte. Bisher gab es überall Brunnenwasser zum Essen, daher wundere ich mich, als er mir eine Flasche Mineralwasser auf den Tisch stellt, die ich natürlich extra bezahle. Vor der Hütte gibt es einen Brunnen und Wasser ist hier nicht knapp. Der Plastikmüll muss aber teuer mit dem Helikopter ins Tal geflogen werden. Im Badezimmer und auf den Fluren hängen überall Verbotsschilder, so ist es zum Beispiel nicht gestattet am Waschbecken mehr als seine Hände und sein Gesicht zu waschen. Ich schlafe dann auch nur mäßig gut zwischen den vielen schnarchenden (wie schön ruhig ist es doch im Zelt!) und komisch parfümierten Menschen.


    solo secondo


    am Abend vor dem Rifugi

    das waren heute: 1060 hm hoch, 1180 hm runter, 25,6 km

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    • whale
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      • 13.09.2014
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      #22
      AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

      Mittwoch, 3.8.2016
      Die Sonne kommt hier spät über den Berg. Ich frühstücke mein Müsli noch in der Dämmerung vor der Hütte und laufe um 7:30 Uhr endlich los, nachdem ich den etwas nervigen und aufdringlichen Engländer irgendwann einfach stehen lassen habe. Er meckerte mich voll, dass er einen Tag verliert, weil seine Frau so langsam läuft :-/


      Aufbruch. Der Haufen für den Helikopter wurde gestern Nacht gepackt

      Vom Rifugi Deffeyes nach Planaval führt die Beschilderung des AV2 nicht wie im aktuellen Rother beschrieben über den Passo Planaval, sondern nördlich über zwei Pässe und durch ein einsames Tal (Alternative Tour 19). Da ich den Rother nicht mitgenommen habe und im Vorfeld nicht weit genug gelesen hatte, weiß ich nicht, dass die darin vorgeschlagene Route am Rande des Gletschers inzwischen eisfrei zu begehen sein soll und laufe weiter den Schildern nach, die auch zu meiner italienischen Karte von 2014 passen.


      gleich habe ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages im Gesicht


      Talschluss des Comba des Usselettes. Genau zur Sonne will ich hoch!


      Rückblick auf das Comba des Usselettes


      hmm.. nein, mir ist noch nicht nach Baden zumute

      Der Aufstieg zum ersten Pass ist nicht lang, aber ich bin etwas langsamer als auf den Schildern angegeben ist. Oben holt mich dann ein älterer Franzose ein, der noch nach Valgrisenche will. Auf dem Passo alto (2860 m) hat man einen fantastischen Blick nach Nordosten über das Aostatal hinweg auf Grand Combin, Matterhorn und Monte Rosa, wo meine Tour begann. Ich bin selbst ganz beeindruckt, wieviel ich schon erwandert habe.


      wow!


      Grand Combin und Matterhorn


      Blick in das einsame Tal Vallon d'en haut, in das es jetzt hinunter geht

      Ich freue mich auf der ersten Hälfte des Abstiegs nicht allein zu sein. Es geht mehrere hundert Höhenmeter durch große Steinblöcke hinab und ich denke mir, dass ich hier bloß nicht umknicken will. Über ein Schneefeld, das ich alleine wohl mühsam umgangen hätte, kann ich den Spuren des Franzosen folgen.
      Für ihn ist der Abstieg viel unangenehmer als der Aufstieg, deshalb verabschieden wir uns irgendwann und ich laufe nun etwas schneller bergab. Die Biwakhütte, die im letzten Winter zerstört worden sein soll, sehe ich vom Weg aus nicht einmal. An der Brücke über den Bach mache ich eine Pause mit Salami und Käse, ein bisschen Essen habe ich ja noch. In Valgrisenche soll es laut Hüttenwirt einen kleinen Laden geben.


      über das Schneefeld


      Die Trailrunner sind noch schneller unten als ich. Aber bloß nicht stolpern...

      Um 11:30 Uhr mache ich mich an den Aufstieg zum zweiten Pass des Tages. Ich gehe es anfangs ganz langsam an, bin dann aber schon um 13:30 Uhr auf dem Col de la Crosatie (2838 m), schneller als angegeben. Zu Beginn führen viele gut begehbare Kehren auf einen Grat, von dem aus ich allerdings in Wegrichtung erstmal nur ein Seil und dann eine steile Wand sehe. Ich mache mir hier ein bisschen Sorgen, dass es für mich zu heftig wird. Ich sehe dann aber doch immer ein paar Schritte voraus wo es weitergeht. Allerdings gibt es hier kaum Markierungen, sodass ich stattdessen lieber nach den Steinplatten suche, die mit Schrauben verankert sind. Auch auf diesem Pass erwartet mich eine großartige Aussicht. Seit dem ersten Pass des Tages sehe ich fast immer Mont Blanc, Grand Combin, Matterhorn und Monte Rosa und hier oben kann man zusätzlich nun über das Valgrisenche hinweg die auf meinem Weg als nächstes zu überschreitende Bergkette bestaunen. Ein paar Wanderer sind von der anderen Seite hier heraufgekommen und gemeinsam werden wir von sehr aufdringlichen Ziegen bedrängt. Wegen der großen Hörner hatte ich sie aus der Ferne noch für Steinböcke gehalten. Ich sitze eine Weile etwas abseits in der Sonne und mir geht es wieder ganz gut.


      der Weg zum zweiten Pass. Je höher man läuft, desto mehr sieht man vom Mont Blanc.


      Ja, da ist ein blaues Seil. Und dann?


      über diesen Grat ging es gerade hoch


      seit dem Morgen haben sich jede Menge cumuli gebildet und verdecken die Berge im Norden


      etwas aufdringlich


      der Abstieg beginnt

      Schon nach ein paar Kehren abwärts blicke ich auf den fantastischen Bergsee, der mein Tagesziel ist. Ebene Zeltplätze ohne große Steine sind hier zwar rar, aber für mein kleines Zelt gibt es ein, zwei schöne Stellen. Ich setze mich also schon um 15 Uhr an das Seeufer und warte darauf, dass die Tagesausflügler, die hier in der Sonne braten, aufbrechen. Mir ist es auf Dauer zu heiß und ich suche ab und zu mal Schatten hinter großen Steinen. Als ich meine Augen öffne, nachdem ich fast eingedöst bin, sehe ich den ersten und auf meiner gesamten Tour einzigen Segelflieger am Himmel. Bei so schönem Wetter hatte ich in diesem Gebiet mehrere erwartet.


      Lac de Fond


      Füße kühlen tut gut

      Sobald ich alleine am See bin, baue ich mein Zelt auf. Vom Pass kommt kurz danach noch ein netter Italiener herunter, der mir von einer Quelle mit tollem, schmackhaften Wasser nur 300 m talabwärts erzählt. Da ich später sehe, dass ich doch nicht mehr so viel Wasser habe wie gedacht, laufe ich später dorthin und fülle meine Trinkblase auf.


      hübsch hier!

      Die Sonne verschwindet bereits 18:45 Uhr hinter dem Berg und da es gleich spürbar kälter wird, lege ich mich früh ins Zelt. Ich horche lange auf die Glocken der aufdringlichen Ziegen, die nun auf meiner Seite des Passes herunterkommen und hoffe, dass sie meinem Zelt nicht zu nahe kommen werden. Der Tag war eigentlich sehr schön, trotzdem mache ich mir wieder ein bisschen zu viele Sorgen und genieße kaum die Freiheit, in der Umgebung so toller Berge schlafen zu dürfen. Für die nächsten Tage habe ich mir einen groben Plan bis Cogne gemacht, bin aber immer noch nicht sicher, ob ich das durchziehen werde. Nachdem die Wege auf den Col Malatra (2928 m) und den heutigen Col de la Crosatie (2838 m) einen respektvollen Eindruck bei mir hinterlassen haben, zweifle ich, ob ich mich ganz alleine und mit meinem großen Rucksack auf den bevorstehenden über 3000 m hohen Pässen wohl fühlen werde.
      Gegen 20 Uhr höre ich auf, mir weiter unnötige Gedanken zu machen und schlafe irgendwann ein. Das Gebimmel ist nicht näher gekommen und das beständige Wasserrauschen wirkt beruhigend.


      gleich wird es kühl

      das waren heute: 1050 hm hoch, 1090 hm runter, 10,6 km

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      • whale
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        • 13.09.2014
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        #23
        AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

        Donnerstag, 4.8.2016
        Ich wache früh auf und laufe schon mit dem Sonnenaufgang um 6:50 Uhr los. Ich habe gut geschlafen und bin etwas fröhlicher als gestern. Allerdings grummelt mein Bauch, was vermutlich an dem Wasser von gestern liegt, wovon ich zum Glück nicht viel getrunken habe. Ich trinke lieber den Rest aus der anderen Flasche und kippe das tolle Quellwasser später weg. Warum schleppe ich eigentlich einen Wasserfilter über die Berge, wenn ich ihn nicht nutze?


        Morgendämmerung


        Gletscherglühen

        Der Weg abwärts ist ziemlich zugewachsen und oft nur für die Gegenrichtung sichtbar markiert. In der Sonne mache ich später eine Frühstückspause, wegen der ich im Örtchen Planaval den Bus um 10 Minuten verpasse. Der Hüttenwirt im Rifugi Deffeyes hatte ihn mir als Alternative für die Asphaltstrecke empfohlen, aber mir war es nicht wichtig genug, um nach dem Fahrplan zu fragen. Da der nächste Bus hier in fünf Stunden fährt, folge ich also der Straße das Tal hinein. Auch hier ist der AV2 schlecht markiert, weswegen ich auf der Straße zu weit und dann sogar durch einen Autotunnel laufe. Ich folge später anderen Wanderweg-Ausschilderungen um nach Valgrisenche zu kommen.


        bisschen zugewuchert... und bergab gibt's keine Markierung


        wer findet die AV-Markierung?

        In Valgrisenche gibt es tatsächlich einen kleinen Laden, in dem ich mich mit vielen Keksen, Speck und Käse eindecken kann. In einer netten Bar verweile ich anschließend länger und treffe die Entscheidung weiterzulaufen, aber die Etappen eher kurz zu halten. Ich käme in den verbleibenden Tagen bis zu meinem spätestmöglichen Rückflug auch noch locker bis zum Ende des Alta Via 2, aber erstens kann mein Kopf die vielen Eindrücke der Reise kaum noch verarbeiten und dann lockt mich eine große Pizza in Aosta, wohin ich am bequemsten von Cogne aus gelange.


        in Valgrisenche gibt's für mich ein paar Vitamine in einem frisch gepressten O-Saft...


        ... und ein bisschen Energie


        Die Dorfkatze (die mein Telefon bewacht ) wird von jedem Gast begrüßt.


        Blick zurück auf Valgrisenche

        Der Aufstieg bis zur nächsten Hütte fällt mir trotz der Hitze in der Sonne leicht. Dort ist kein Netzempfang mehr, aber die Wetterprognosen haben mittags schon ziemlich sicher eine regenreiche Nacht vorhergesagt, weshalb ich um 16 Uhr, am Rifugi Chalet de l'Epée (2370 m) angekommen, doch nach einem Bett frage. Ich werde sehr nett empfangen. Ein Essen außerhalb der Halbpension kann ich zwar wegen der Vorbereitungen für abends nur jetzt gleich bekommen, aber dafür schmeckt die große Portion Spaghetti sehr lecker und das Wasser gibt es hier wieder umsonst


        Vorabend-Pasta mit zwei ebenfalls hungrigen Franzosen

        Ich lehne das nette Angebot ab, auf ein freibleibendes Zimmer zu warten und begnüge mich mit dem Schlafsaal. Im Zimmer direkt nebenan kommt gleichzeitig ein sehr nettes deutsches Paar an; Albrecht ist sogar gebürtiger Hamburger. Und so wird es ein sehr geselliger Abend mit den beiden später bei deren Abendessen. Währenddessen peitscht dann der Regen nur so um die Hütte. Das Schauspiel ist so beeindruckend, dass es viele Gäste vom Essen weg an die Fenster zieht und ich bin unendlich froh nicht da draußen im Zelt zu liegen. Das sprudelt dann auch noch eine Weile immer wieder aus mir heraus, so glücklich bin ich.


        Abendkino. Ein eindrucksvolles Schauspiel, wie der Regen den Berg hochgeweht wird.


        später die Ruhe nach dem Sturm

        Es ist dann doch noch etwas nervig, dass der Schlafsaal quasi der Flur zu den Zimmern ist und alle anderen dort hindurch müssen, aber am Ende schlafe auch ich dann gut.

        das waren heute: 890 hm hoch, 900 hm runter, 17 km

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        • whale
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          • 13.09.2014
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          #24
          AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

          Freitag, 5.8.2016
          Der Morgen beginnt gemütlich, denn da es noch nieselt, warten alle beim Frühstück auf eine Wetterbesserung. Ich schenke Martina, der netten Deutschen, die Probleme mit ihren neuen Wanderschuhen hat, meine Blasenpflaster. Selbst werde ich sie wohl nicht mehr brauchen, da es bis hierher meinen Füßen sehr gut ging.

          Von anderen Wanderern und dem super netten Hüttenwirt bekomme ich eine Menge Infos und plane einen Umweg über den Col del Nivolet. Ich hatte vor der Reise Bilder des Passes gesehen und fand es schade, dass der Alta Via 2 dort nicht vorbeiführt. Statt über den Col Entrelor laufe ich also morgen südlicher über den ähnlich hohen Col Rosset. Vier sympathische Franzosen wollen heute in dieselbe Richtung wie ich und als ich einer der Frauen erzähle, dass ich mich manchmal auf den steileren Pässen alleine ein bisschen unsicher fühle, beschließen sie gleich mich mitzunehmen. Wir brechen im leichten Nieselregen gegen 9:30 Uhr auf. Auf dem Weg aufwärts wird der Regen stärker und in der Höhe dann sogar zu Schnee. Es macht uns allen aber irgendwie Spaß. Auf dem Col Fenêtre (2875 m) ist es seeehr windig, sodass wir für eine kurze Pause Schutz hinter dem Hang suchen. Abwärts ist es zwar nicht so rutschig wie befürchtet, aber trotzdem steil und ich bin froh über die Gesellschaft. Und nach einer Weile kommt sogar die Sonne hervor und wärmt uns ein bisschen auf.


          Aufbruch im Nieselregen


          die Aussicht ist mäßig...


          es pustet ordentlich


          für eine Pause suchen wir lieber etwas Windschutz


          auf dieser Seite geht's gleich runter...


          ...schön steil in vielen Serpentinen


          rechts der Col Fenêtre, von dem wir kommen

          Um 13 Uhr erreichen wir das Hotel in Rhêmes-Notre-Dame, wo die vier schlafen werden. Gemeinsam essen wir dort ausgiebig zu Mittag mit leckerer Polenta für nur 6€, allerdings im Innenraum, da es wieder mehr schauert. Ich telefoniere und erfahre leider, dass beide Rifugis am Col del Nivolet für übermorgen voll belegt sind. Da bin ich plötzlich ganz niedergeschlagen, denn das Gebiet liegt schon im Nationalpark des Gran Paradiso und Zelten ist daher keine Alternative für mich. Ich überlege lange hin und her. Einfach trotzdem abends bei der Hütte aufzutauchen und um Schutz für die Nacht zu bitten, traue ich mich zunächst nicht, dafür bin ich viel zu ehrlich und gehorsam. Schließlich überwinde ich mich aber und sehe es als Chance im Umgang mit Unsicherheiten etwas stärker zu werden. So laufe ich leichten Fußes noch drei Stunden weiter. Unterwegs kommt mir die Idee: ich kann ja morgen vom Col del Nivolet vielleicht noch hinunter ins nächste Tal laufen.


          So ein See im Wald kann auch hübsch sein


          Wasserfall im Tal von Rhêmes

          Im Rifugi Benevolo will ich mich heute nach den Gehzeiten erkundigen, deshalb laufe ich dorthin und nicht auf dem direktem Weg zum nächsten Pass. Um 19 Uhr komme ich auf der Hütte auf 2285 m an, wo gerade gegessen wird, und auch hier treffe ich wieder auf sehr nette Hüttenwirte. Zelten sei auf dieser Höhe zwar verboten, aber für sie wäre es in Ordnung, wenn ich mein Zelt neben der Hütte aufstellte. Ich melde mich also zum Frühstück an, auch wenn mir das typische Brot mit süßem Aufstrich eigentlich nicht schmeckt. So haben die Wirte wenigstens auch etwas von mir und ich kann mich morgens aufwärmen. Danach baue ich im Nieselregen mein Zelt auf, esse darin warm angezogen ganz gemütlich Brot mir Speck und kuschele mich bald in den Schlafsack. Am späten Abend hört der Regen auf und es ist nur noch windig. Mal sehen, wie kalt es morgen früh sein wird...


          mein Zelt beim Rifugi Benevolo


          wenn hier ein Auto parken darf, dürfte die Natur mein Zelt auch nicht mehr stören


          Abendbrot


          das waren heute: 1000 hm hoch, 1120 hm runter, 15,7 km

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          • whale
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            • 13.09.2014
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            #25
            AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

            Samstag, 6.8.2016
            Ich messe morgens im Zelt 1 Grad plus, die kälteste Nacht bisher. Und obwohl mein Daunenschlafsack schon seit zwei Wochen im Einsatz ist, ist er kuschelig warm und ich habe darin prima geschlafen. Mein Aussenzelt ist von beiden Seiten mit einer ganz dünnen Eisschicht bezogen, die ich anfangs mit einer Socke abkratze. Da meine Finger dabei aber kalt werden, hole ich zum ersten Mal seit Beginn der Tour die Handschuhe aus dem Rucksack. Zum Aufwärmen gehe ich danach erstmal frühstücken und komme nach dem Zeltabbau erst 8:20 Uhr los. Die Sonne scheint bis jetzt noch nicht in diesen Winkel, es wird aber ein sehr schöner sonniger Tag werden.


            der Tag erwacht


            nein, die Socke muss ich heute nicht mehr anziehen, ich habe noch ein zweites Paar


            Frühstück zum Aufwärmen

            Ich bin gut gelaunt und schnell genug unterwegs, um meinen Plan zu verfolgen, noch bis ins Valsavarenche zu laufen. Ich überhole eine französische Familie, die seit einigen Tagen in dieser Gegend unterwegs ist um Steinböcke zu sehen und bis zum heutigen letzten Tag kein Glück damit hatte. Ich habe auf dem Alta Via 1 so viele davon gesehen, dass ich es kaum noch spannend fand.


            Rückblick auf den Talschluss des Val di Rhêmes und das Rifugi Benevolo


            das Val di Rhêmes mit freiem Blick auf den Grand Combin


            hier geht's nochmal abwärts zum Fluss, den ich zur Belustigung der französischen Familie vor der übersehenen Brücke überquere

            Den Col Rosset (3025 m) erreiche ich auf steilem Weg durch Schottersteine, aber ohne Schwierigkeiten und es empfängt mich eine schöne Sicht auf die tollen Seen und das Plateau, das ein bisschen wie eine Mondlandschaft wirkt.


            etwas oberhalb des Col Rosset mit Blick Richtung Piemont


            Mittagspause am Col Rosset

            Auf dem Seenplateau, dem Plan Rosset, sind jede Menge Tagestouristen unterwegs, denn ich habe ja gerade ein Wochenende erwischt. Ich habe Spaß hier oben, fühle mich trotzdem etwas fehl am Platz zwischen den ganzen Tagestouristen.


            Gegenverkehr auf dem steilen Abstieg




            ok, es hat sich gelohnt durchzuhalten und weiterzulaufen


            ich bin beeindruckt wieviel Wasser hier oben fließt




            Panorama mit dem Gran Paradiso




            und noch mehr Wasser...

            Die Rifugis liegen beide an der Straße, die vom Piemont hier herauf führt und sind deshalb auch mittags gut besucht. Ich finde den, mir im Chalet de l'Epée beschriebenen, Aussichtspunkt oberhalb des Rifugi Chivasso und mache dort eine kurze Müslipause.




            gleich oben


            Rifugi Chivasso


            Rifugi Savoia auf der nördlichen Seite des Passes

            Auf dem Rifugi Savoia gönne ich mir später trotzdem noch Polenta. Da ich die riesige Portion nicht ansatzweise aufessen werde, fülle ich mir davon ein bisschen zum Mitnehmen ab. Der Abstieg nach Pont zieht sich durch ein langes Tal, zuerst über sonnige Wiesen entlang des Flüsschens Doire du Nivolet, später steiler und waldiger auf sehr schönem Weg. In Pont lande ich auf einem großen Parkplatz, finde aber an der Bushaltestelle kein so schönes Wartehäuschen, wie im letzten Tal. Ich hatte überlegt, vielleicht darin zu schlafen. Da ich mich im Nationalpark befinde, möchte ich nicht wild zelten und leiste mir den Campingplatz für 10€ inkl. Dusche. In dem Lokal dort trinke ich abends einen Tee und werfe einen weiteren Blick auf die Karte. Morgen geht es 1600 hm am Stück auf den Col du Loson. Um zurück auf den Alta Via 2 zu gelangen will ich also nicht erst noch die 5,5 km neben der Straße aus dem Tal heraus laufen, sondern lieber fahren. Der letzte Bus für heute war schon weg, also werde ich morgen früh nach Eaux Rousses fahren und dort meine Wanderung starten.
            Auf dem Platz ist es zwar anfangs noch recht laut, allerdings kann ich später doch gut schlafen.


            Abstieg vom Col del Nivolet


            Campingplatz in Pont

            das waren heute: 860 hm hoch, 1160 hm runter, 19,4 km

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            • whale
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              #26
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              Sonntag, 7.8.2016
              Am Morgen ist es kalt und mein Zelt sehr nass, deswegen entscheide ich mich bald, den ersten Bus, der am Sonntag leider erst gegen 9 Uhr fährt, zu nehmen und es nicht per Anhalter ganz früh zu versuchen. Obwohl ich so spät aufbreche, schafft es die Sonne nicht rechtzeitig in dieses Tal um meine Sachen zu trocknen. Ich lasse mein Zelt so lange wie möglich stehen und trinke erstmal einen Cappuccino in der Bar nebenan. Weil ich danach im Bad ziemlich trödele, muss ich mich dann aber plötzlich sehr beeilen, meine Sachen einzupacken. Der Bus kommt fast pünktlich an und ich bin der einzige Gast. Die Fahrt kostet nur 1,10€, dafür bremst und beschleunigt der Fahrer in der engen Schlucht zum Schlechtwerden.


              Warten auf den Bus

              Um 9:30 Uhr steige ich dann endlich in Eaux Rousses aus. Ich gehe es langsam an und fühle mich kräftig, trotzdem wäre ich gerne früher gestartet, um nicht als Letzte in dieser Richtung unterwegs zu sein und niemanden zu haben, der sehen würde, wenn mir etwas passiert. Ich habe einigen Respekt vor dem Pass, besonders nach den Schilderungen des deutschen Paares, die in Gegenrichtung unterwegs waren und mir was von Schwindel und Fast-Absturz erzählt haben. Beim Häuschen der Nationalpark-Wächter mache ich nach eineinhalb Stunden eine kurze Pause mit Müsli. Dort treffe ich auf fünf coole, trainiert aussehende, aber etwas arrogante Holländer, die mich mit meinem großen Rucksack wohl ziemlich belächeln, aber nichts mehr darüber sagen, als sie ahnen, dass ich sie verstehen könnte. Ich breche kurz nach Ihnen auf. Sie wählen gleich zu Anfang eine vermeintliche Abkürzung einer Kurve um den Fels, landen aber oberhalb des markierten Weges und queren in Folge ziemlich mühsam den Hang. Ich überhole sie lange bevor sie wieder auf den richtigen Weg treffen und bis zum Pass vergrößert sich der Abstand sogar stetig. Das gute Gefühl, im Vergleich zu ihnen so schnell unterwegs zu sein, gibt mir zusätzlich Kraft. Der Weg ist über einen großen Teil sehr einfach und nie steil. Erst die letzten 400 hm sind im Geröll etwas anstrengend zu gehen, aber ich fühle mich immer sicher genug und um meine Kondition mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Eine italienische Läuferin überholt mich und erzählt mir später auf dem Pass, dass sie hier trainiert und auf dem gleichen Weg wieder zurück laufen wird.


              Füße lüften. Aus dem bewaldeten Tal da unten bin ich gekommen.


              bisher leicht zu laufen, da kann der Blick öfter auf die tolle Aussicht fallen


              gleich oben, der Pfad ist kaum noch zu erkennen


              auch abwärts kann man nur ahnen, wo der Weg verläuft


              Blick zurück nach Westen

              Es ist dann ein fantastisches Gefühl um 14:30 Uhr auf dem Col du Loson (3299 m) zu stehen, so hoch wie noch nie zuvor aus eigener Kraft. Den einen fehlenden Meter habe ich natürlich auch noch erklettert
              Bei strahlend blauem Himmel blicke ich bis zum Monte Rosa, wo meine Tour begann, und in der anderen Richtung in die französische Vanoise. Auch Teile des Paradiso-Gebiets sind beeindruckend schön, der Gran Paradiso selbst ist allerdings von hier nicht zu sehen. Mit Blick auf die Hütte weit unten, in der ich heute schlafen werde, esse ich die kalte, aber erstaunlich gut schmeckende, Polenta von gestern und genieße dann lange einfach nur die warmen Sonnenstrahlen.


              höchster Punkt der Tour


              yeah! Ich stehe auf 3300 m!


              der Monte Rosa wirkt so nah, aber dazwischen liegt noch das Aostatal


              Blick auf den Abstieg, die Hütte kurz vor der Hangkante ist schon zu sehen

              Als die Holländer etwas schnaufend :-p ankommen, mache ich mich lieber an den Abstieg, der anfangs ein etwas ausgesetzter Pfad ist und mir viel Spaß macht. Auch hier ist der Ausblick weiterhin einfach toll. Ein Italiener weist mich auf eine Gruppe von Geißen mit Jungtieren hin, die ich zwischen den Steinen fast übersehen hätte, obwohl sie ziemlich nah sind.


              ich breche kurz nach drei Italienern auf. Traumblick!


              Blick zurück zum Pass. Das Seil wäre an anderen Stellen nötiger gewesen.


              ein toller Pfad!


              Geiße mit Jungtieren


              auf der Flucht vor den vielen Wanderern

              Das Rifugi Vittorio Sella ist gut organisiert und auch gut besucht. Ein Lächeln überzieht mein Gesicht als ich den Hausesel entdecke. Ich beziehe als erste ein Sechser-Zimmer, das noch voll werden wird. Ich bin immer noch etwas planlos für die nächsten Tage. Ein Zimmermitbewohner hat ein paar Ideen für mich, wie ich noch 2-3 Tage weiterlaufen könnte, allerdings reizt mich keine davon genug, um sie umzusetzen. Auch eine Dusche am Tag vor dem Rückflug wäre nicht so leicht zu finden. Außerdem habe ich während der Tour regelmäßig meine Emails gelesen und weiß, dass mich zurück in Hamburg Arbeit erwartet, auf die ich mich auch gerne ein paar Tage früher vorbereiten könnte. Langsam stellt sich bei mir das Gefühl ein, genug gesehen und erlebt zu haben und die Reise hier guten Gefühls nach einem wunderschönen Tag beenden zu können. Morgen kann ich von Cogne mit dem Bus nach Aosta fahren und dann am Abend weiter zum Flughafen um übermorgen schon zurückzufliegen. Also wasche ich meine Wäsche und dusche mal wieder. Dazu erstehe ich einen Token für 3,5 Minuten warmes Wasser, erkenne aber nicht, dass es die nur am Stück gibt und die Zeit nicht gestoppt wird, solange das Wasser nicht läuft. Also spare ich Wasser, wasche ich mich besonders gründlich und darf ich mich dann mit eiskaltem Wasser abduschen. Gut, dass mein Herz so fit ist :-p


              Rifugi Vittorio Sella


              der Hausesel vor der Bar


              mein vorerst letzter Schlafplatz in den Bergen

              In der Abendsonne in einem Liegestuhl hängend genieße ich zwei Cappuccini, während mein Zelt draußen ausgebreitet noch etwas trocknen soll. Es stellt sich bei mir das erste Mal ein vollkommenes Urlaubsgefühl ein. Ich habe eigentlich alles erreicht, was ich mir von dieser Reise versprochen hatte, nur konnte ich es unterwegs nie so komplett wie jetzt genießen, weil ich mich nicht weit genug entspannt habe. Weil ich das hier endlich erkenne, will ich in Zukunft auch in meinem stressigen Alltag versuchen, mir ab und zu eine Pause zu gönnen, in der ich nicht schon an die nächsten Termine denke.
              Während fast alle anderen zu Abend essen, räume ich in Ruhe meinen Rucksack aus, esse Käse und Wurst, putze Zähne und schalte noch etwas mehr runter.


              Gute Nacht, Sonne!

              das waren heute: 1610 hm hoch, 680 hm runter, 17,3 km

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              • whale
                Erfahren
                • 13.09.2014
                • 205
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                Montag, 8.8.2016
                Neben mir lag ein krass schnarchender Wanderer, trotzdem habe ich ganz gut geschlafen. Ich bin schon gegen 6 Uhr wach, trinke bevor die anderen frühstücken einen Cappuccino, bezahle meine Rechnung und packe mein Zelt ein, das nur noch wenig nass ist. Um 6:30 Uhr mache ich mich also an den letzten langen Abstieg, um noch 1000 hm zu vernichten. Dabei merke ich leicht mein linkes Knie und meinen rechten Fuß mit dem blauen Fleck unten drunter. Mein Gefühl sagt mir, es ist gut genau jetzt aufzuhören.


                ich sage tschüss in der Morgensonne


                ein letztes schönes Stück Weg bevor es in den Wald geht


                ein Blick von Norden in das 'Große Paradies'


                gleich in Cogne

                In Cogne frühstücke ich vor einem Cafe mit einem weiteren Cappuccino und Croissant und mit Blick auf den Gran Paradiso.



                Bis zum Bus nach Aosta um 10:45 Uhr laufe ich noch ein bisschen ziellos durch die Straßen. Der Bus kostet dann nur 2,90€, aber mir ist ein bisschen schlecht als ich am Ende in Aosta aussteige. Die Stadt Aosta ist nett, aber für mein Empfinden auch nicht mehr. Die einzige noch stehende Mauer eines Römischen Theaters kann man nur gegen 7€ Eintritt besichtigen, was es mir nicht wert ist. In der Mittagssonne wird es immer heißer und so setze ich mich in eine Pizzeria, um den Abschluss der Tour mit einer Pizza valdostana und einem Glas Weißwein zu feiern. Weil mir danach ein bisschen schwindelig ist und mich hier nichts mehr groß lockt, fahre ich mit dem Zug schon nach Turin. Die Stadt ist natürlich zu groß um in der kurzen Zeit noch viel zu entdecken, deswegen laufe ich vom Bahnhof nur einmal zum Po hinunter und kaufe im Supermarkt ein paar Früchte und Schokolade für den Abend, bevor ich in den Shuttlebus zum Flughafen steige.


                um diese letzte Mauer des Römischen Theaters aus der Nähe zu sehen, muss man Eintritt zahlen


                dann darf man auch zwischen den Steinen umherlaufen


                eine Pizza valdostana plus Weißwein


                passt auch noch


                die Kathedrale in Aosta


                in Turin am Po

                Am Flughafen ist schon am frühen Abend nicht mehr viel los. Nachts wird er sogar geschlossen, aber wenn man dann drinnen ist, kann man laut meiner Recherche auch bleiben. Ich ziehe meine IKEA-Tasche aus dem Staub unter dem Automaten hervor und laufe einmal das ganze Gebäude auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz ab. In der einzigen, nicht allzu großen Halle gibt es kaum versteckte Winkel, um sich schlafen zu legen und die wenigen Plastiksitze sind leider sehr unbequem. Der schönste Platz für eine Isomatte auf dem Boden liegt direkt neben der Ankunftsschleuse. Da aber noch ein verspäteter Flug aus Rom gegen Mitternacht ankommen wird, scheidet auch diese Möglichkeit erstmal aus. Zwischen 21 und 23 Uhr döse ich ein bisschen im Silence Room, der zum Beten gedacht ist, werde aber dann von einem Wachmann rausgeschickt. Unter dem leeren Standtisch eines Reisebüro lege ich nun meine Isomatte aus und kann mit angewinkelten Beinen auch hier etwas dösen. Die Security sieht mich, lässt mich aber in Ruhe. Als mich dann zwei jüngere Frauen entdecken, die wohl den Stand mit Papierrollos verkleiden sollen, lachen sie sich halb tot. Kurz nach Mitternacht hört endlich die Musik auf zu dudeln und beim nächsten Aufwachen um 2 Uhr ist auch die Beleuchtung reduziert. Ich liege noch etwas unbequem bis 4 Uhr hier, mache mich dann etwas frisch und ziehe mich um. Einchecken kann ich leider erstmal nur bis München, was auch die ratlos wirkende Frau am Schalter nicht ändern kann. Deswegen werde ich in München meinen Rucksack vom Gepäckband abholen und mich dort um mein Ticket nach Hamburg kümmern müssen. (Mir wird ein super netter Lufthansa-Mitarbeiter am Ticketschalter helfen und ich werde trotzdem dem Anschlussflug erreichen.)


                mein Bett für wenige Stunden


                ich bin nicht alleine, sondern habe einen interessanten Mitbewohner im Terminal

                Auf dem Rollfeld beobachte ich einen letzten schönen Sonnenaufgang in Italien und am Vormittag des 9.8. komme ich irgendwann glücklich, aber auch sehr müde in Hamburg an.


                Ja, Italien, du warst wunderschön! Ich komme wieder...


                gleich bin ich wieder auf der anderen Seite der Alpen


                das waren bis Cogne: 1040 hm runter, 8,5 km

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                • Tie_Fish
                  Alter Hase
                  • 03.01.2008
                  • 3550
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                  Das war richtig schön, vielen Dank. Einige Bilder konnte ich sogar aus meiner ollen Hirnfestplatte rekonstruieren, das tat gut!
                  Grüße, Tie »

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                  • Todden
                    Erfahren
                    • 27.03.2011
                    • 219
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                    Das war ein sehr schöner Bericht den ich interessiert verfolgt habe. Ein wirklich nettes Eckchen der Erde hast du dir da ausgesucht. Vielen Dank fürs mitnehmen...

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                    • badischgold
                      Neu im Forum
                      • 29.07.2010
                      • 1
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                      Super Bericht, und Respekt vor deiner Leistung

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                      • SouthWest
                        Erfahren
                        • 28.03.2013
                        • 373
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                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                        Hab den Bericht auch grad mal gelesen. Sehr nett geschrieben. Tolle Gegend. Danke fürs teilen.

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                        • Hundewanderer
                          Gerne im Forum
                          • 17.09.2016
                          • 73
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                          Toller Bericht + Bilder, danke!

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                          • Katun
                            Fuchs
                            • 16.07.2013
                            • 1555
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                            Tolle Tour!
                            Whale, was hast du denn da für einen Rucksack?

                            Kommentar


                            • whale
                              Erfahren
                              • 13.09.2014
                              • 205
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                              Katun, das ist einer von Decathlon. Forclaz EasyFit 60L.

                              Viele andere Rucksäcke passten damals nicht so gut, weil ich eher klein bin. Dieser begleitet mich jetzt seit 3 Jahren und ich bin mit der Qualität zufrieden. Von einem Sturz diesen Sommer hat er jetzt ein ganz kleines Loch im Deckel, aber er ist so robust, dass er sonst alles weggesteckt hat, auch das Zerren über scharfe Steine und einen Flug als unverpacktes Gepäck.

                              Kommentar


                              • Katun
                                Fuchs
                                • 16.07.2013
                                • 1555
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                Was man mit einem 90-Euro-Rucksack alles machen kann... nur die Farbgebung ist mal wieder blöd -

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                                • HaegarHH

                                  Alter Hase
                                  • 19.10.2009
                                  • 2925
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                  Toller Bericht, sehr schöne Bilder und eine wirklich super-schöne Tour

                                  Einige kleine Abschnitte davon habe ich dieses Jahr auch erlebt und damit ist so ein Bericht gleich noch mal so lebendig. Btw. auch eine klasse Leistung vom Pensum her.
                                  Aktuelle Bilder von unterwegs … kommindiepuschen auf Instagram

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                                  • MLO
                                    Erfahren
                                    • 13.02.2017
                                    • 137
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                    Ein wunderbarer Bericht - vielen Dank!

                                    Ich war in diesem Sommer von der piemontesischen Seite auf dem Col de Nivolet bei allerbestem Wetter:


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                                    • whale
                                      Erfahren
                                      • 13.09.2014
                                      • 205
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                      Vielen Dank für die netten Kommentare! Eure Worte motivieren mich, doch noch irgendwann einen Bericht der diesjährigen Tour (Grenzschlängeln zwischen Frankreich und Italien) zu verfassen.

                                      Katun: mir war nicht bewusst, dass das Preisschild eine Rolle dabei spielt, was man damit machen kann. Außer vielleicht in den Bergen: kleineres Preisschild = weniger Gewicht?

                                      MLO: schönes Foto. Das ganze Aostatal hat ja durch seine Lage überdurchschnittlich oft gutes Wetter. Bist du auch in Richtung Piemont wieder runter vom Pass?

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                                      • Gast180628
                                        GELÖSCHT
                                        Dauerbesucher
                                        • 08.10.2012
                                        • 510
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                                        #39
                                        AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                        Zitat von whale Beitrag anzeigen
                                        doch noch irgendwann einen Bericht der diesjährigen Tour (Grenzschlängeln zwischen Frankreich und Italien) zu verfassen.
                                        ja, bitte!
                                        - und danke für diesen bericht.

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                                        • MLO
                                          Erfahren
                                          • 13.02.2017
                                          • 137
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                                          #40
                                          AW: [IT] Aostatal - auf Alta Via 1 und 2 von Gressoney bis Cogne

                                          Zitat von whale Beitrag anzeigen
                                          MLO: schönes Foto. Das ganze Aostatal hat ja durch seine Lage überdurchschnittlich oft gutes Wetter. Bist du auch in Richtung Piemont wieder runter vom Pass?
                                          Ich war auf der GTA unterwegs und habe, ehrlich gesagt, den Col de Nivolet mit dem kostenlosen Bus von Ceresole Reale aus 'erklommmen'. Von dort aber dann als Tagestour zum Col di Leynir 3084m und wieder zurück.



                                          P.S.: Ist das der Montblanc im Hintergrundß

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