[DE] [AT] König Watze immer im Blick - 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

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    #21
    AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

    Tag 7
    Abstieg nach St. Bartholomä

    16.09.2016

    Etwas melancholisch saß ich beim Frühstück. Dass ich nun zum Abstieg gezwungen war - bei bestem Wetter am Morgen - war schon echt schade. Ich bin gerade so in den "Flow" gekommen, der Muskelkater wurde weniger, ich hatte mich an die Morgen- und Abendroutinen in den Hütten gewöhnt... Und nun sollte es schon wieder vorbei sein.
    Andererseits war ich dankbar, dass ich bisher so ein unverschämtes Glück mit dem Wetter hatte, das war wirklich große klasse. Im September in den Ostalpen kann man ja schlecht für 9 Tage stabiles Sommerwetter erwarten.

    Meine Gefühle waren also gemischt. Ich schnürte zum letzten Mal die Stiefel, schraubte meine ungleichen Stöcke auf 125 cm und schulterte den Rucksack, dann ging es auch schon los.





    Es war schön, dass ich heute mit Babsi und Manu zusammenlief, so wird mir der letzte Tag doch nochmal etwas besser in Erinnerung bleiben. Alleine wandern ist schön, es hat was Mediatives, man ist allein mit sich und seinen Gedanken. Aber die Begegnungen unterwegs sind nichtsdestotrotz für mich eine schöne und willkommene Abwechslung und wenn sich daraus Stunden oder Tage gemeinsamen Laufens ergeben, nehme ich das sehr gern mit - zumindest, wenn man auf der gleichen Wellenlänge ist

    Wie am Tag zuvor war der Morgen geprägt von - Steinen. Die Morgensonne gewann langsam die Oberhand und die Zwei, die mitten im Steinernen Meer biwakierten, wurden wohl auch langsam wieder warm.









    Wir liefen tendentiell bergab, überall waren immer mal wieder grüne Flecken zu sehen.
    Hinter einer Biegung stand plötzlich eine Schafherde vor uns, die auf dem schmalen Weg keinen anderen Ausweg sahen als vorneweg zu traben um bei der nächstmöglichen Verbreiterung zur Seite zu treten und uns passieren zu lassen.
    Das dauerte nur ein Weilchen :-D







    Langsam kamen wir an den Rand des Steinernen Meers und hinter einer kleinen Erhöhung schauten wir in ein grünes Tal, sahen Wald und einen entspannten Weg, der sich mitten durch schlängelte.









    Ab hier kamen uns immer wieder Wanderer entgegen, die trotz der beschissenen Wettervorhersage zum Wochenende aufstiegen. Viele sogar mit Regenschirmen am Rucksack... Puh, das war bestimmt ein ungemütliches Wochenende...

    Wir liefen den Waldpfad entlang - es war schön, nach all den Steinen, weichen Waldboden unter den Sohlen zu haben - und freuten uns schon auf eine baldige Rast am Kärlinger Haus. Zwischen den Bäumen lugte immer wieder der Watzmann hindurch, man hatte einen tollen Blick auf Süd- und Mittelspitze.











    Bald sahen wir das Kärlinger Haus, das sich idyllisch im Funtensee spiegelte.



    Vorher gab es noch eine kurze Rast mit Bio-Lehr- und Anschauungsunterricht über den Blauen Eisenhut, die Giftpflanze des Jahres 2005. Da ist die Devise: Nur gucken, nicht anfassen. Sowieso nicht - klar - immerhin bewegen wir uns mittlerweile wieder in Deutschland und somit im Nationalpark. Aber darüber hinaus wollen wir den ja auch lebend wieder verlassen. Also - Finger weg vom Blauen Eisenhut, Kinder, auch wenn er noch so hübsch aussieht!



    Nach einer kleinen Rest am Kärlinger Haus ging es weiter, nach einem kurzen Anstieg, der Manus Blase an der Ferse gar nicht gut tat, ging es weiter mehr und weniger steil bergab Richtung Königssee...
    Meiner Blase, die mittlerweile irgendwie den kompletten kleinen Zeh einnahm und seit die seit dem Watzmann-Abstieg mein Begleiter war, war es egal ob es hoch, runter oder geradeaus ging. Sie tat immer weh. Aber das schleift sich so ein und man gewöhnt sich dran...





    Wir fragten uns schon die ganze Zeit wann denn nun die Saugasse kommt, in allen Tourenbeschreibungen war die ausdrücklich hervorgehoben.
    Aber wenn man drin ist, merkt man es schon. Enge Serpentinen, die sich zwischen zwei mächtigen Felswänden in die Tiefe schlängeln. Nicht besonders steil oder schwierig, aber eintönig. 30 min lang ging es in immer den gleichen Bewegungen bergab. 20 Tippelschritte vorwärts, scharfe Rechtsdrehung, 20 Tippelschritte vorwärts, scharfe Linksdrehung... So ging das 30 min. Im Aufstieg sicherlich tatsächlich ein bisschen zermürbend...



    Im anschließenden idyllischen Waldstück ließen wir es uns wieder gut gehen und legten nochmal eine Pause ein, bevor wir uns die letzte Zeit im Abstieg vornahmen.



    Wir erwarteten hinter jeder Biegung und jeder Kuppe endlich einen Blick auf den Königssee, aber bis es so weit war, vergingen noch einige Biegungen und Kuppen.







    Von der Aussicht auf ein kühles Bad im Königssee beflügelt, vergingen die letzten Höhenmeter wie im Flug. Die (z.T. sehr großen) Wandergruppen auf dem Weg zum Kärlinger Haus, taten uns jetzt schon ein bisschen leid. Zum einen hatten sie die Saugasse inkl. langen Waldanstieg noch vor sich, zum anderen sah das Wetter immer weniger einladend aus...

    Unten am Ufer erblickten wir einen großes Strand auf einer Halbinsel, da ging es schnurstracks hin - und rein!





    Wir waren natürlich nicht die einzigen mit der Idee und so war der Strand bald von Wanderern bevölkert, die ebenfalls das etwa 13°C kalte Wasser probieren wollten. Es war idyllisch. Nachdem man zuerst noch bis zum Knöchel im Wasser steht, geht es einen Schritt weiter gleich steil runter und man kann kaum noch stehen. So läuft das an einem der tiefsten Seen Deutschlands, eben kein Vergleich mit Lubmin in Meck-Pomm, wo man nach gefühlten 500 m immer noch ein trockenes Knie hat!
    Schon cool, in einer solchen Atmosphäre ein Bad im See zu genießen, das war ein top Abschluss der Tour.







    Bis St. Bartholomä waren es nun nur noch 15 min auf leichten Pfaden.

    Ich bin quasi den ganzen Tag vorneweg gelaufen, jetzt ließ ich meine beiden Begleiterinnen ein Stück vor laufen und genoss noch einmal ein paar Momente für mich. Die Tour war nun wirklich vorbei und ich ein bisschen traurig.





    Als war unten waren (wo man zweifelsfrei ist, wenn die entgegenkommenden Ausflügler nicht mehr grüßen und man die Musik aus Biergarten hört) folgte der obligatorische Kulturschock nach einer einsamen, erholsamen und entspannten Woche in den Bergen...



    Zu den Füßen der Watzmann-Ostwand ließen wir es uns nochmal bei einem Eisbecher im Biergarten gut gehen.
    Auf dem Grat und in der Wand hingen jetzt schon einige Wolken, der Himmel war schon seit einiger Zeit mit einem einheitlichen grau bedeckt. Hoffentlich turnten zu dem Zeitpunkt nicht mehr allzu viele Leute oben rum...



    Wir liefen vom Biergarten zum Bootsanleger und fühlten uns, als hätten wir hier alles gesehen.





    Wie dem auch sei, am Ende sind wir alle Touristen und jeder macht Urlaub, wie er das will.
    Aber dass kein Aufenthalt in dieser Gegend ohne eine Fahrt über den Königssee bleiben kann, ist ja wohl klar...





    In Schönau angekommen wollte ich nach dem Bus nach Berchtesgaden schauen. Als ich mein Handy wieder Internet spendierte, kam es aus dem Vibrieren gar nicht mehr raus. Hätte ich doch nur auf den Fahrplan in der Haltestelle geguckt...

    Babsi und Manu fuhren weiter bis Ramsau, wo ihr Auto stand, ich quartierte mich nochmals im Hostel über Burger King ein und lief ein bisschen durch die Innenstadt auf der Suche nach Lektüre, die mir das Wochenende nicht zu lang werden lässt. In Berchtesgaden fiel meine Wahl natürlich auf Alexander Hubers "Der Berg in mir".

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    • geige284
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      #22
      AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

      Tag 8
      Abreise Berchtesgaden - Berlin

      17.09.2016

      Schon am Abend im Hostel beschloss ich, nicht das ganze Wochenende hier zu bleiben. Bei Sauwetter und einem zusammengeschusterten Alternativprogramm hatte ich wirklich keine Lust drauf...
      Die Bahnfahrt nach Berlin war so spontan auch noch überraschend günstig. Zzgl. zur Montag gebuchten und dem Hostelaufenthalt natürlich... ähm, naja... Schwamm drüber

      Ich stand um 08:00 am Bahnhof und fuhr, immer noch melancholisch, im Regen über Freilassing und München nach Berlin.

      Was bleibt?

      Eine Blase, die mich Samstag früh kaum in den Stiefel einsteigen lies, ein kaputter, ein verbogener und ein neuer, aber funktionstüchtiger Trekkingstock, zurückgelassene Badelatschen auf dem Ingolstädter Haus, Muskelkater...
      Wenn ich daran jetzt zurückdenke, muss ich fast schon schmunzeln. Wie immer, rückblickend waren die negativen Dinge natürlich alle halb so wild, die positiven wiegen deutlich mehr!

      Ich hatte eine richtig gute Zeit, habe viel gesehen, bin netten Leuten begegnet, war in toller Landschaft unterwegs...
      Ich hoffe, meine Begeisterung für die Tour ist im Bericht schon rüber gekommen. Es war wirklich spitze!

      Ein nächstes Mal würde ich sicher anders planen. Gerade die anspruchsvolleren Etappen würde ich evtl. nicht mehr allein machen, nicht weil es mir zu gefährlich wäre, einfach der Motivation wegen. Ist man doch mal in einer kleinen Senke, ist es zu zweit viel leichter, dort rauszukommen. Ich habe halt den schönen Vergleich zwischen Hochkalter und Watzmann...

      Achja... Mit Wochengepäck einen Sportklettersteig machen, ist halt auch eine doofe Idee, das würde ich nicht nochmal machen.

      Ansonsten bin ich richtig froh über die Tour, bin glücklich und dankbar, dass gerade an den Tagen, an denen es drauf ankam, das Wetter so gut mitgespielt hat. Dass ich nun zwei Tage verkürzen musste, ist natürlich schade, aber naja... Ich sehe es nicht mehr allzu kritisch.

      Es war einfach richtig, richtig gut!
      Zuletzt geändert von geige284; 28.09.2016, 07:29.

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      • codenascher

        Alter Hase
        • 30.06.2009
        • 4977
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        #23
        AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

        Tolles Wetter, starke Fotos, super Routenwahl. - Einfach ein schöner Bericht!
        Ich finde es übrigens echt bemerkenswert was du seit dem letzten Jahr an Touren gelaufen bist, so als ehemaliger Anfänger. Müssen uns mal gemeinsam nach Brandenboooorg verirren

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

        meine Weltkarte

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        • geige284
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          • 11.10.2014
          • 827
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          #24
          AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

          Danke dir

          Jaja, mich hat es so richtig gepackt, da sind dann 30 Tage Urlaub pro Jahr noch deutlich zu wenig

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          • smeagolvomloh
            Fuchs
            • 07.06.2008
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            #25
            AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

            Danke fürs Mitnehmen auf diese Tour.
            "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
            Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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            • attue
              Erfahren
              • 10.01.2010
              • 250
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              #26
              AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

              super bericht, wunderbare bilder!!

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              • Becks
                Freak

                Liebt das Forum
                • 11.10.2001
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                #27
                AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

                Toller Bericht und vor allem schöne Bilder.

                Tipp für den Fels und Geröllabfahrten: Handschuhe aus dem Baumarkt (so halb gummierte). Damit kann man super am Fels herumpatschen, sie verhindern Schrammen, wenn man im Geröll runter fällt, und sie kosten gerade mal 6-8 Euro pro Paar.
                After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                • geige284
                  Dauerbesucher
                  • 11.10.2014
                  • 827
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                  #28
                  AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

                  Danke für euer Lob, besonders auch für die Bilder

                  Jo, über solche Handschuhe denke ich mal nach, die Hände haben schon gelitten

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                  • Shalea
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                    • 17.06.2013
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                    #29
                    AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

                    Huhu,

                    das Berchtesgadener Land war eine gute Wahl! Ich liebe diese Ecke auch sehr!

                    Vielen Dank für den tollen Bericht und die super Bilder!

                    LG
                    Shalea
                    LG
                    Shalea

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                    • Antracis
                      Fuchs
                      • 29.05.2010
                      • 1280
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                      #30
                      AW: [DE] [AT] König Watze immer im Blick // 7 Tage in den Berchtesgadener Alpen

                      Danke für den schönen Bericht. Unterhaltsam und sehr schöne Bilder.

                      Wir haben in der Ecke ja schon mal die kleine Reibn gemacht und wollen irgendwann auch nochmal von der Blaueishütte zum Stahlhaus auf möglichst schönem Weg.

                      Danke auch für die Watzmannlegende, die kannte ich auch noch nicht. Die Überschreitung reizt mich immer wieder, wenn ich Bilder sehe und schreckt mich dann doch ab, wenn ich sehe, wie voll es da selbst im September ist. Ich glaub, da suche ich eher nach einem weniger spektakulären Grat, der etwas einsamer ist. Dennoch bietet es sich natürlich an, den mitzunehmen.

                      Zuletzt: Den Kulturschock in Schönau kann ich gut nachvollziehen. Ist wie von ner einsamen Tour via Schönefeld direkt in die U7.

                      Viel Spaß in Südamerika!

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