[FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

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    [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

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    Leuchtende Stille am Luirojärvi

    So. Nachdem uns im letzten Jahr auf unserer Tour im August Myriaden von Mücken fast in den Irrsinn trieben und mir einige Leute im Forum rieten, doch unbedingt mal im Herbst hier zu wandern - weil keine Mücken und wunderbare Herbstfärbung - haben wir das tatsächlich getan. Dieses Jahr waren wir nur zu dritt unterwegs, mein Mann, meine Tochter und ich; unser Sohn ist mit 14 Jahren gerade in einem Alter, wo Wandern irgendwie uncool ist. Also ließen wir ihn zu Hause in der liebevollen Semiobhut seiner Großeltern. Wir haben lange überlegt, wie wir in diesem Jahr unsere Tour gestalten. Wir hatten nur acht Tage Zeit und um von Sariselkä aus der Komfort Zone in die viel schönere Wilderness Zone zu gelangen braucht man allein schon drei. Also haben wir uns für eine Taxifahrt Richtung Osten entschieden. Einstieg in den Park in Aittajärvi: man ist sofort in finnisch-lieblich. Im zweiten Teil der Reise waren die Etappen doch wieder recht ähnlich zu denen im letzten Jahr (man hat bei begrenzter Zeit auch nicht wirklich viele Möglichkeiten die Touren zu gestalten), aber dennoch war diese Tour ganz anders. Erste Auffälligkeit: die Mücken fehlten - das hatten wir gehofft. Zudem war es kälter, bunter, abenteuerlicher und dramatischer als im letzten Jahr. Unterwegs war es wieder recht einsam, nicht aber in den Hütten. Da steppten ganze Bärenhorden finnischen Tango bis tief in die Nacht. Deshalb wird dieser Bericht auch ganz anders als der vom letzten Jahr. Menschen, Hütten und Gepflogenheiten werden mehr im Fokus stehen – es gibt viel zu erzählen.

    Zuletzt geändert von Sylvie; 05.10.2016, 20:32.

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    #2
    AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

    Ich bin sehr gespannt!

    Ich beabsichtige, die Halbinsel Kola (als Ornithologe, ein Ziel: die Bucht von Kandalakscha am Weißen Meer, wo ein Naturschutzgebiet, Original, auch (nur Russisch) hier und hier, zu bereisen, und auf dem Weg dorthin könnte dieser Nationalpark besucht werden.

    In einer Google Maps-Besucher-Rezension zum Urho-Kekkonen-Nationalpark heißt es u.a.: „Very nice area but too many people.“
    Von daher dachte ich schon: vielleicht besser meiden.
    Natürlich ist es Unsinn, auf Grund dieser Stimme dies zu tun. Aber dieser Eindruck, zumindest zu einer bestimmten Zeit, muß ja wiederum seine Ursache haben. Hier entstand der Eindruck im April diesen Jahres.

    PS: Und hier habe ich endlich begriffen, dank des Bildes, denn Finnisch spreche ja nicht, wie eine Gletscherrinne bei der Abschmelzung der Eiszeitlichen Gletscher entsteht - schon so oft davon gelesen und gehört und wohl auch mehr als eine gesehen, konnte mir aber bisher nicht richtig vorstellen, wie entstanden.
    Zuletzt geändert von Pseudemys; 22.09.2016, 17:16.
    There is no exquisite beauty without some strangeness in the proportion.

    Edgar Allan Poe

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      #3
      AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

      Wir waren voriges Jahr im August schon mal da - da war der Park so gut wie leer. Wir haben in 12 Tagen vielleicht 12 Menschen getroffen. Die Hütten hatten wir immer für uns alleine. Allerdings - wie ich schon schrieb, die Mücken waren die Pest.

      Ornithologische Reise, sehr spannend, man sagt ja, auch der Urho-Kekkonen soll ein Vogelparadies sein. Wir sahen aber nur Lapplandmeisen, Auerhühner und Unglückshäher. Was richtig auffällig ist, man hört ganz wenige Vögel, die Stille ist allumfassend, das ist eine sehr beeindruckende Erfahrung.

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        #4
        AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

        Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
        […]Wir sahen aber nur Lapplandmeisen, Auerhühner und Unglückshäher.[…]
        Ich muß über das „nur“ herzlich schmunzeln - die genannten Vögel sieht man in Deutschland, ja selbst in Mitteleuropa, entweder gar nicht und nur an ganz bestimmten, dünn gesähten Stellen!
        Du mußt ja mit sehr seltenen Vogelbeobachtungen sehr verwöhnt sein oder Dir ist nicht bewußt, daß Du etwas Besonderes gesehen hast.
        Was man sieht, kommt sehr auf den Monat an; nach der Rückkehr vom Zug im Frühjahr, also in der Balz- und Brutzeit, ist die Vogelwelt am lebhaftesten, und wann genau das nördlich des Polarkreises ist, weiß ich jetzt auch nicht, läßt sich aber natürlich herausfinden.
        Zuletzt geändert von Pseudemys; 16.09.2016, 19:56.
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        • Sylvie
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          #5
          AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

          Ja, nee, ja... mir ist schon klar, dass man diese Vögel hier nicht zu Gesicht bekommt. Das "nur" bezog sich mehr auf die Anzahl der Arten.

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            #6
            AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

            Die geringe Artenzahl ist dem August geschuldet, und dann habt ihr vielleicht ja auch nicht gezielt bzw. nicht ständig nach Vögeln gesehen.

            Nun denn, Vögel sind jetzt hier nicht das Hauptthema, sondern Deine Erlebnisse!
            There is no exquisite beauty without some strangeness in the proportion.

            Edgar Allan Poe

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            • Sylvie
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              #7
              AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

              Doch doch, wir hatten Fernglas und Vogelbuch dabei. Die Unglückshäher waren zudem sehr zutraulich und kamen bis ans Feuer. Aber sowohl letztes Jahr im August als auch dieses Jahr im September haben wir wenige Arten gesehen. Aber es stimmt schon, wir haben natürlich nicht auf der Lauer gelegen und auf sie gewartet.

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              • Sylvie
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                #8
                AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                2. September 2016 – Anreise
                Eigentlich wollte ich über die Anreise wenig Worte verlieren, aber die Ereignisse, die uns erfassten, verlangen nach näherer Schilderung. In Helsinki kriegen wir erstmals mit, wie groß dieser Flughafen ist. Wir landen irgendwo bei Gate 10 – das liegt nicht im Parkettbereich, hier ist alles aus schnödem Stein. Unser Weiterflug nach Ivalo soll vom Gate 38 gehen, das ist so ziemlich am anderen Ende. Wir laufen 15 Minuten straff zu Fuß ehe wir unser Zielgate erreichen – obgleich straff sehr übertrieben ist bei diesem Slalom durch wimmelnde Wanderameisen. Kaum sind wir dort angekommen – wir haben wenig Zeit dieses Jahr – heißt es: gehe zurück auf Start. Alles hat sich geändert, Gate 21 ist jetzt unser Ziel. Yippieh, da freuen wir uns doch, dass wir wenigstens unsere Rucksäcke nicht schleppen müssen – den Transfer übernimmt dieses Jahr Finnair für uns.

                Schon im Flugzeug nach Ivalo sehen wir mehrere deutsche Wandervögel – der September zieht auch die Deutschen in die Natur. Bei der Landung werde ich wieder dieses intensive Mordor-Feeling nicht los. Es ist 18:00 Uhr und draußen geht die Welt unter. Schmatzende Schwarzerde grinst uns feucht-frech entgegen, es regnet Bindfäden und es ist viel zu frisch für unsere T-Shirts unter den Jacken. Auf dem Flughafen dann der erste Schock: Stefans Rucksack ist nicht angekommen. Nach ausgiebigem panischen Umherirren, ist es irgendwann Gewissheit. Völlig zerdrückt gehen wir zum Schalter, um der dortigen Dame unser Problem zu schildern. Diese ist sehr nett, fragt dieses und jenes von uns, Farbe, Größe, Marke, Name, Adresse, Telefonnummer. Erster Zwischenstand: In Helsinki ist er nicht. Er muss also schon in Berlin abhanden gekommen sein. Oder ist er gar mit nach Kittilä geflogen? Zwischendurch kommt der Busfahrer in die Halle gestürmt. „Sariselkä? Kiilopää?“, brüllt er vernehmlich und stiert uns auffordernd an. Ja, nee, ja… wir geben ihm zu verstehen, dass wir durchaus gerne dorthin wollen, jetzt aber noch beschäftigt sind. Ok, meint er, dann warte ich draußen auf Euch. Wie nett von ihm!

                Die Dame vom Schalter entschuldigt sich derweilen viele tausend Mal und händigt Stefan ein Survivelpaket von Finnair aus. Darin enthalten: eine Zahnbürste + Zahncreme, Seife, Deo, Rasierzeug, ein paar Socken und ein weißes T-Shirt XXL (Stef sieht darin wirklich sexy aus, hüst). Wir bitten die Dame, uns jederzeit anzurufen, falls es Neuigkeiten vom Rucksack gibt - dann besteigen wir ratlos den Bus. Passend zur Stimmung regnet es. Unterwegs überlegen wir hin und her, wo der Sack abgeblieben ist. Und warum? War’s vielleicht Stefans 75%-iger Rum, den er unerlaubt mitnahm? Den aber hatte er auch letztes Jahr dabei. Dann müssen wohl die Kontrollen schärfer geworden sein. Während wir gemeinsam grübeln zieht die Landschaft grau an uns vorbei. Immerhin seh ich schon aus dem Bus ein paar Pilze leuchten - ein winziger Trost in der Dunkelheit. Wir überlegen auch, ob wir die Tour ohne Stefs Gepäck durchziehen können. Natürlich nicht. Schlafsack und Isomatte würden fehlen, zudem die Hälfte des Zeltes, der Kocher und auch die Salamis. Das geht gar nicht.

                Das Lapplandhotel Riekenlinna in Sariselkä empfängt uns mit sozialistischem Charme. Noch immer wirkt der Ort wie ausgestorben. Gelangweilt kauern versprenkelte Häuser am Straßenrand. Sie ducken sich weg vor dem nervigen Regen. Der Winter naht balde - erst dann kommt ihre eigentliche Glanzzeit. Wir essen lustlos im Restaurant irgendwas Teures mit Rentier. Die Portionen sind extrem übersichtlich aber sehr lecker. Für das Tagesmenü ist es leider schon zu spät. Fünf Minuten zu spät. Hätte die Kellnerin uns nicht 20 Minuten warten lassen, ehe sie uns das erste Mal aufsuchte, wäre das Menü noch zu haben gewesen. Aber am heutigen Tag passt das ja gut ins Programm.

                Abends im Bett beschließen wir, unseren Pausentag zu opfern und maximal einen Tag auf den Rucksack zu warten. Wenn er dann nicht kommt, können wir die Tour vergessen und wieder heimfahren. Ich bin so müde, dass ich sofort einschlafe. Spät in der Nacht, gegen 12, klingelt das Telefon. Die nette Dame vom Flughafen macht ihr Versprechen wahr. Fröhlich erklärt sie uns, dass der Rucksack jetzt da und in 30 Minuten im Hotel wäre. Na fein. Dann kann es ja jetzt weitergehen. Nee, es kann losgehen erst mal. Stef ist leider zu verschlafen, um noch einmal zu fragen, wo er – der Rucksack - denn eigentlich abhanden kam. Vielleicht ist er wirklich nur kurz bis Kittilä geflogen? Wir wissen es bis heute nicht. Das Leben ist voller Rätsel.


                Ich weiß nicht, was die Finnen genau machen, wenn sie Rentiere zählen, aber für's Kopfkino reicht's.
                Zuletzt geändert von Sylvie; 16.09.2016, 22:02.

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                  #9
                  AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                  3. September – von Aittajärvi nach Sarvioja (15 km ausgeschildert)
                  Kurz bevor ich starte noch ein paar Worte zu den Kilometerangaben. Wir hatten ja schon im letzten Jahr bemerkt, dass die Finnen sehr lax mit diesen wichtigen Werten umgehen. Nach unserem Verständnis war die Kilometerzahl auf den Wegweisern immer zu niedrig – wir kamen oft auf einiges mehr. Nun muss man aber auch sagen: Man findet dort oben nicht immer sofort alle Wege, man taumelt schon mal hierhin und dorthin und das summiert sich dann auch. Die Kilometerangaben, die ich hier angebe, sind meinem Schrittzähler entnommen, der natürlich wegen der kürzeren Schritte in unwegsamem Gelände auch nicht wirklich genau ist. Vermutlich liegt die Kilometerzahl irgendwo zwischen den meinigen und den finnischen Angaben. Generell kriege ich sowieso immer mehr den Eindruck, dass einen wahren Wanderer die Wegstrecke nur sekundär interessiert. Der Weg ist das Ziel, alles andere ist marginal. Nun aber weiter im Text.

                  Der erste Tag bringt uns gleich große Abenteuer. Aber der Reihe nach. Der Taxifahrer, ein junger Bursche, erwartet uns just nach dem Frühstück um zehn. Er ist sehr nett. Gleich als erstes fragt er, ob wir genügend Bargeld dabei haben. Ein Blick in Stefans Portemonnaie beruhigt ihn offenbar und es kann losgehen. Die Strecke beträgt etwa 60 km. Schon bald verlassen wir die Straße und biegen in waldige Schotterpisten ein. Wir verbringen die Fahrt schwatzend – der Driver spricht hervorragend Englisch. Sein Taxi ist übrigens liebevoll eingerichtet: Ledersitze, Gardinen an den Fenstern und an der Decke kleine LED-Leuchten, die schimmern orangefarben auf unsere Köpfe. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Gefährt vor allem im Winter auf erfrorene Gäste sehr einladend wirkt. Die Fahrt im Gespräch vergeht wunderbar schnell – schon bald sind wir angekommen, bezahlen 100 € (mit Trinkgeld) bedanken uns herzlich und los geht die Tour.

                  Auf dem Parkplatz in Aittajärvi stehen etwa 20 Autos.



                  Jo! Der Park ist also voll. Es wird in diesem Jahr weit weniger einsam werden als letzten August. Wir schultern unser Gepäck. Mein Rucksack wiegt 18 Kilo (Hannis 15, Stefs 23) genauso viel wie im letzten Jahr. Seltsamerweise kommt er mir leichter vor. Zudem ist er sehr gut eingestellt – das Gezuppel und Gezappel kann diesmal entfallen. Die Tour beginnt gleich mit dem ersten Abenteuer. Wir müssen den Fluss furten. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es ein alter Bekannter – der Suomojoki.



                  Der Fluss ist breit und tief und reißend hier.



                  Deshalb haben die Finnen ein Seil drüber gespannt, von dem mehrere Halteleinen abgehen. Dummerweise sind die meisten von ihnen am anderen Ufer. Der Park saugt grade die Wanderer ein. Als wir die Furt erreichen, sind wir längst noch nicht dran. Ein junges Paar mit nackten Beinen macht grade rüber. Vor uns dann ein älteres Paar mit einer seltsamen Tütenhosenkonstruktion, die sie mit Panzertape an alten Gummistiefeln befestigt haben. An den Oberschenkeln werden die Tüten mit Gummibändern am Gürtel festgeschnallt. Sexy Tütenstrapse über der Wanderhose.

                  Hanni und Stef ziehen ihre Hosen aus – ich selbst kann meine krempeln bis dorthinaus. Wir steigen gleich nach den beiden Alten ins Wasser. Erwartungsgemäß ist es eisig und stellenweise oberschenkeltief. Da ich meinen zweiten Wanderstock an Hanni verborgt habe – die Detsche lehnt es ab, mit Stöcken zu laufen – ist mir das Seil mitunter eine große Hilfe. Der Fluss ist bestimmt 20 bis 30 Meter breit, gefühlt eher 50 – umso weniger erfreut bin ich, als die Omi vor mir, aus mir nicht bekannten Gründen, kurz vor dem rettenden Ufer plötzlich stehen bleibt. Da ihr wegen der sexy Strapse vermutlich weniger kalt ist als mir, dehnt sie diese unerwartete Pause auf ein mir unerträgliches Maß aus. Ich versuche sie vorsichtig zu umrunden, aber das geht leider nicht, da sie auf einer Art Erhebung zu stehen scheint. Links und rechts von ihr reicht mir das Wasser bis zur Hüfte (vermutlich, ich probier das lieber nicht genau aus). Als ich vor Qual zu stöhnen anfange, entschließt sich die Dame weiterzugehen. Mit tauben Beinen, dafür herrlich krebsrot torkle ich aus dem Wasser. Puh! Das wir wirklich erfrischend. Endlich bin ich richtig wach.


                  Ich bin als erste drüben und kann den beiden beim Furten zuschauen.


                  Hier noch einmal die Seilkonstruktion auf der Parkseite. Wer wieder hinaus will hat gute Karten.

                  Wir tauchen sofort ein in finnisch-lieblich (wie ich die Wälder hier bezeichne). Die Temperaturen sind frisch und zum Wandern gerade recht. Am ersten Rastplatz, einer Feuerstelle, treffen wir die beiden zu einem längeren Plausch wieder. Der Mann ist über 70 und er will wandern bis er 90 ist. Die Dame trägt gerade eine neue Hüfte spazieren – die längere Wasserpause sei ihr also verziehen. Sie sprechen beide sehr gut Englisch (es sind Finnen, erwähnte ich das?), wir reden lange über dies und das. Schließlich erklären sie uns den weiteren Weg. Es gibt den normalen Weg am Fluss entlang über die steile Kuppe und dann durch das endlose Tal bis zu unserer Hütte Sarvioja. Diesen Weg sind wir bereits im letzten Jahr gelaufen und ich habe ihn wegen der Umstände damals nicht in der allerschönsten Erinnerung. Oder aber, erklärt uns der Finne, wir kürzen ab und gehen über die Fjälls. Es gibt wohl dort auch einen Kammweg, man müsse ihn nur finden… Johanna meint noch, sie würde lieber den altbekannten Weg gehen, aber Stef und ich wollen die Fjälls. Ich weiß auch nicht genau, was uns da geritten hat. Mag sein, dass es alles so schön einfach klang, wie der Opi es beschrieben hat (er selbst ging übrigens mit seiner Frau den normalen Weg durch den Wald). Und dann kamen uns auch noch junge Frauen entgegen (drei Stück), die meinten auch, mit etwas Geschick könnte man es schaffen, so mit Karte, Kompass, GPS und allen erdenklichen Hilfsmitteln. Wir hätten besser auf die Wortwahl hören sollen: etwas Geschick, Karte, Kompass, GPS, man müsse ihn nur finden... man KÖNNTE es SCHAFFEN….

                  Na jedenfalls sind wir da hoch gerammelt. Aber die Details gibt’s erst beim nächsten Mal.
                  Zuletzt geändert von Sylvie; 05.10.2016, 20:38.

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                  • Senja
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                    #10
                    AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                    Immer wenn Skandinavier mir erklären, das sei zu schaffen, nicht so schwierig und so weiter, bin ich inzwischen skeptisch. Von daher ahne ich schon, was kommen könnte... Dies Furt sieht ja auch sehr abenteulich aus. bin gespannt, wie es weitergeht. lg Tanja

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                    • Sylvie
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                      #11
                      AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                      Ja, die Nordmänner haben irgendwie ne andere Vorstellung von anstrengend. Sind nicht so verweichlicht wie wir...

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                      • Sylvie
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                        #12
                        AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                        Immer noch 3. September: Über die Fjälls nach Sarvioja
                        Der Anstieg ist weniger schwer als erwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich doch nicht ganz unfit bin. Oben eröffnet sich uns ein riesiger Talkessel, oder eher ein Hochebenenkessel, umgeben von mehreren Bergen – also richtige Berge sind das ja nicht, dieses Gebirge ist nicht schroff wie die Alpen, die Berge sind rundgelutscht aus uraltem Gestein und sehen eher aus wie Hügel. Nur sind sie für Hügel eben zu groß. Als erstes finden wir oben den Kammweg nicht, also wir wollen ihn nicht finden. Johanna ist der Meinung, sie geht nach diesem Anstieg keinen Schritt mehr nach oben und ihr Knie tut ihr weh. Also beschließen wir, die Fjälls auf halber Höhe zu durchlaufen. Querfeldein. Wir wissen: Die ersten beiden Hügel müssen wir rechts neben uns liegen lassen. Dann kommt der dritte Hügel, den müssen wir umrunden, um irgendwo auf der anderen Seite auf halber Höhe den Weg nach unten ins Tal zur Hütte zu finden. Einen Weg querfeldein auf halber Höhe der Fjälls muss man sich etwa so vorstellen: knietiefe Birkenwäldchen, Geröllhalden, Moorlöcher und alle möglichen Bodenwellen, in die man ein und wieder auftaucht. Anfangs nicht, anfangs umgeht man alles im Zickzack und macht ordentlich Strecke dadurch. Irgendwann latscht man mitten hindurch, wenn das geht, und kommt auch nur nicht schneller voran. Am Ende haben wir alles Mögliche erreicht, nur keine Abkürzung.



                        Als wir uns dann offenbar auch noch falsch verständigen, ob wir den letzten Hügel links oder rechtsrum umrunden, eskaliert die Situation. Ich will die Kuppe links von mir liegen lassen (als Linkshänder ist mir das scheinbar lieber) – laut letzter Absprache hatten wir genau das abgemacht. Stef und Hanni sehen das offenbar anders. Sie erinnern sich an eine besprochene Rechtsumrundung des Berges. Anfangs driften wir einfach nur auseinander. Wir bleiben in Sichtkontakt und winken uns zu. Hören können wir uns nicht mehr, der Abstand ist zu groß. Jeder von uns denkt vermutlich, der andere läuft nur temporär in die falsche Richtung, bald wird er eindrehen und nachkommen. Es kommt zu der Situation, dass Hanni einfach weiter in ihre Richtung rennt und ich in meine, Stef hingegen läuft zwischen uns und versucht zu beiden Kontakt und die Hammelherde zusammenzuhalten. Was für ein krasser freudscher Scheiß! Irgendwann merke ich, dass keiner der beiden sich in meine Richtung bewegt, also kehre ich um und laufe wieder in deren Richtung. Mittlerweile kann ich keinen mehr sehen, noch hören. Brüllend und rufend laufe ich weiter. Keine Antwort. Plötzlich bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich in die richtige Richtung laufe. Die Berge hier sehen auf einmal alle gleich aus. Wohin ich mich drehe, überall Hügelkuppen mit Krüppelbirken und Geröllhalden. Darüber ein düsterer Himmel, der auch nichts erhellt.



                        Als ich sie endlich wieder höre, später dann sehe, sind wir alle so geladen, dass wir uns erst mal ne Weile lang anbrüllen. Jeder für sich vor sich hin und alle zeitgleich. Ich glaube nicht, dass wir uns wirklich zuhören in dem Moment. Dann ziehen wir weiter. Ich aber bin immer noch so empört darüber, dass die beiden einfach weiter liefen, dass ich mich lange nicht beruhigen kann. Ich fluche und japse nach Luft, immer noch hab ich das Gefühl, jetzt und sofort ganz gewaltig explodieren zu müssen. Omm – ganz ruhig, Stef versucht mich zu beruhigen. Jetzt haben wir uns alle wieder lieb – nein, ich will keinen wieder lieb haben, ich will mich jetzt gewaltig über alles aufregen. Es erschreckt mich, wie die reagiert haben. Es erschreckt mich aber auch, wie ich reagiert habe, wie heftig, wie emotional. Mein Fazit aus dieser Geschichte: Willst Du andere kennenlernen – geh mit ihnen wandern! Willst Du Dich selbst kennenlernen – geh wandern, mit andern!

                        Dann irgendwann, als auch ich mich wieder in der Lage fühle, meine Energien in den Weg und nicht in den Ärger zu stecken, trotten wir weiter. Noch immer sind wir dabei, den dritten Hügel auf halber Höhe zu umrunden. Der Weg zieht sich und noch immer oder immer mehr sieht für mich alles gleich aus. Mein Vorschlag auf die Kuppe zu gehen, damit wir den Überblick haben und eventuell den Weg besser finden wird nicht erhört. Auch das Umrunden der Kuppe auf einem höheren Niveau – mein 2. Vorschlag – findet keine Zustimmung, obgleich wir dann nicht so weit laufen müssten. Wir stehen nun vor dem Problem, den Weg ins Tal zu finden, der irgendwo auf der anderen Seite des Hügels liegt und der irgendwo auf halber Höhe des Hügels beginnt. Laufen wir zu hoch, treffen wir ihn nicht. Da hier alles gleich aussieht, wird es auf der anderen Seite des Hügels (Was ist die andere Seite bei einem runden Gebilde?) vermutlich genauso gleich aussehen wie hier: Wir würden nicht mal merken, wenn wir die Kuppe einmal umrundeten. Da wir mittlerweile nicht mehr daran glauben, den Weg zu treffen, beschließen wir, querfeldein wie gehabt, das Fjäll zu verlassen und uns langsam in Richtung Tal zu bewegen. Hier plagt mich dann wieder ein ganz anderer Gedanke: Gehen wir zu früh wieder runter, treffen wir das richtige Tal nicht, sondern landen in einem der Nebentäler. Auch hier wird vermutlich ein Bach fließen, neben dem ein Weg langgeht – das alles würde uns vorgaukeln im richtigen Tal zu sein. Ein heilloses Suchen am falschen Platz würde beginnen. All diese Ängste toben beständig durch meinen Kopf, während Stef – ganz die Ruhe – immer mal Karte und Kompass zückt und uns bedächtig durch das Gelände navigiert.

                        Wir treffen das richtige Tal, aber unsere Füße sind Matsch. Am Ende sind wir 21 Kilometer gelaufen. Am ersten Tag und mit vollem Gepäck. Die Bilanz ist großartig. Durch dieses ständige Hanghuhnlaufen in Schräglage hab ich am linken Fußballen ne mächtige Blase (die erste seit 20 Jahren). Zum Ausgleich dafür muckert mein rechtes Knie – bei jedem Abstieg lacht es sich schmerzvoll ins Fäustchen. Hanni hingegen hat sich beide Fersen aufgescheuert, ihre Knie hingegen streiken bei Anstiegen. Die eine kann nicht hochlaufen, die andere nicht runter - eine feine Invalidentruppe hat sich hier auf den Weg gemacht. Nur Stef ist unversehrt und tickt noch immer präzise wie ne Schweizer Herrenuhr.

                        Sarvioja ist umringt von Zelten. Die Hütte ist auch voll. Wir kriegen aber noch einen Schlafplatz in der 2. Etage – den zu erreichen, über eine wacklige Trittleiter, mit matschigen Knien ein Hochgenuss ist. In der Hütte treffen wir ein deutsches Pärchen, die den normalen Weg genommen haben. Wieso habt Ihr denn so lange gebraucht? Wir sind schon seit Stunden hier. Warum seid Ihr über die weglosen Fjälls gegangen? Das macht man doch nicht. Hach…. wie ich sie liebe – diese Besserwisser!
                        Hanni und Stef kochen sich was. Sie verspeisen es leise im Dunkeln, während alle anderen schon in ihren Betten liegen. Ich selbst bin so müde, dass ich gleich ins Bett gehe. Obgleich es mollig warm in der Hütte ist, friere ich. Ich schlafe schlecht, mir tun die Füße so weh. Erst gegen Morgen schlafe ich ein. Schnarcher gab es nicht – mit uns zusammen waren sieben Mann in der Hütte – aber bestimmt haben alle unter mir gelitten, weil ich mich ruhelos rumwälzte. Ich kann nur hoffen, dass die anderen tief genug schliefen, um meine Luftmatratzenakrobatik in ihre Träume einzubauen.
                        Zuletzt geändert von Sylvie; 17.09.2016, 19:34.

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                          #13
                          AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                          Die häßlichen psychischen und physischen Folgen des Streits um die richtige Wegrichtung sind um so beklemmender, da so völlig ohne Not entstanden, regelrecht mutwillig heraufbeschworen.


                          „Die Berge als rundgelutschte große Hügel“, so sehen sie auch im Süden der nicht allzuweit entfernten Halbinsel Kola aus, auch diese vielen, vielen kleinen Inseln in der Bucht von Kandalakscha am Weißen Meer ebenso.

                          Was mir bei Deiner so schönen wie treffenden Beschreibung aufging: wohl auch ein Werk der sich nach der letzten Eiszeit zurückgezogen habenden Gletscher.
                          There is no exquisite beauty without some strangeness in the proportion.

                          Edgar Allan Poe

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                          • Sylvie
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                            #14
                            AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                            Ja, es war eher so ein Machtspiel, das hier zutage trat - für mich eigentlich völlig unerwartet. Und jeder trug hier dazu bei. Ob es mutwillig herbeigeführt war, kann ich gar nicht so sagen. Es war schlecht abgestimmt und missverstanden - aber man kann ja aus solchen Ereignissen nur lernen.

                            Genau das Rundgelutschte kommt vom Rückzug der Gletscher. Die ganzen Schären an den Küsten sind irgendwann einfach aus dem Meer geploppt, als der Druck der sich zurückziehenden Eismassen nachließ. Auch heute sollen sich noch welche heben. Ich finde die Vorstellung faszinierend. Wir sind noch immer mittendrin und kriegen es nicht mit.

                            P.S. Aber der Fjäll hat auch andere fertig gemacht. Kommt im nächsten Kapitel.

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                            • Sylvie
                              Erfahren
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                              #15
                              AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                              4. September: Sarvioja
                              Bereits gestern Abend hatten wir beschlossen, heute zu pausieren, damit wir morgen wieder frisch sind. Wir frühstücken lange und fröhlich am Feuer. Ein Thema von vielen: Eine Wühlmaus hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und über Nacht meinen Rucksack durchwühlt. Ich hatte ihn draußen gelassen, so wie alle hier, in den Hütten ist es einfach zu eng für all diese sperrigen Bürden. Die Wühlmaus muss auch eine Fressmaus gewesen – eine mäklige noch dazu. Von unseren vielen Ballistoriegeln hat sie ungefähr 10 Stück aufgebissen und minimal angeknabbert. Erst dann schien sie überzeugt zu sein, dass die alle gleich schmecken. Gerne hätte ich ihr einen ganzen Riegel gegönnt, wenn sie dafür die anderen im jungfräulichen Urzustand belassen hätte. Fasziniert beobachten wir das muntere Aufbruchstreiben. Die beiden Deutschen verabschieden sich, wir schwatzen mit ihnen und ich finde sie heute dann doch recht angenehm. Gestern war einfach nur alles anders als sonst.

                              Gegen zehn kommen drei Finninnen zur Hütte gewankt, sie sehen völlig erschöpft aus. Auch sie waren gestern über die Fjälls gegangen, fanden den Weg nicht, stießen dann wieder runter ins Tal – aber es war das falsche Tal gewesen. Dann, irgendwann spät am Abend, riefen sie den Notruf an, die 112, und ließen sich von denen orten. Ihr Ort war zu weit von der Hütte weg. Also schliefen sie im Wald. Ohne Zelt. Und nur mit dünnen Hüttenschlafsäcken. Der Horror. Meine gestrige Angst, in einem Nebental zu landen, war also nicht ganz unbegründet gewesen. Die Lost Ladies vom falschen Tal sind völlig kaputt und legen sich erst mal schlafen. Eine von ihnen hat schlimme Knieprobleme, sodass sie ihre Tour morgen abbrechen und zurückgehen werden (diesmal über den richtigen Weg durch den Wald).

                              Nach dem Frühstück durchstreifen wir die Landschaft, suchen nach Pilzen und Preiselbeeren – beides mit sehr mäßigem Ergebnis. Gegen Mittag besuchen zwei ältere Finnen die Hütte, sie flachsen sofort mit uns rum, sind witzig und aufgeschlossen. Gleich als sie uns sehen, erzählen sie uns, sie kennen uns schon. Wir seien gestern über die Fjälls gegangen. Ja, aber woher nur? Nun, sie trafen heute ein älteres Ehepaar, die hätten ihnen von uns erzählt. So also läuft das hier. Die Gemeinde der Abenteurer ist überschaubar. Der Tratsch findet Nahrung hier. (Dass man uns bereits kennt, sollten wir später noch öfter erleben). Nach einer Stunde Pause und vielfachen Plänkeleien ziehen sie weiter, sie wollen dahin, wo wir morgen hingehen, nach Muorravaarakka – oder so, den Namen wird ich mir nie merken.


                              Der Fluss in der Gegend plätschert friedlich dahin, als wüsste er nichts von den menschlichen Dramen, die sich hier abspielen.

                              Am Nachmittag wird die Hütte zum Taubenschlag. Ein großes Kommen und Gehen hat begonnen. Man sieht hinein in die Hütte, taxiert sich, schätzt den verbleibenden Platz ab, kocht sich schnell was und verschwindet zunächst, notfalls, um später noch mal wiederzukommen. Ich bin gespannt, wie viele Leute sich heute in die Hütte quetschen werden. Die Finnen… einerseits sind sie so auf Abstand bedacht, dass man oft das Gefühl hat, man störe sie, bzw. man glaubt, sie hätten Angst davor, Dich zu stören – und andererseits quetschen sie sich zusammen, in winzige Hütten auf so engen Raum – das wirkt anfangs schon irgendwie beklemmend. Es ist spannend, sie zu beobachten und ihr Equipment zu bestaunen. Die meisten sind modern ausgestattet, aber immer wieder glänzen auch traditionelle Holztassen auf, oder Gummistiefel oder die ein oder andere Alugestellkraxe. Sehr beliebt ist auch Kleidung im Armylook. Und dann gibt es Leute, die haben ihre Ausrüstung vermutlich 1945 zu ihrer Jugendweihe bekommen. Das sind die Interessantesten.

                              Am meisten erstaunt mich, wie sauber manche sind. Während unsere Klamotten vor Schlamm strotzen, laufen manche wie auf dem Laufsteg hier rum. Gebügelte Hosen, piekfein, nirgendwo auch nur der Hauch eines Fleckes und abends ziehen die sich weiße Socken in ihre Crocs. Und die bleiben weiß. Auch nach drei Tagen noch. Wie machen die das nur? Ich meine, die Wege zum See und zum Klohäusschen sind nicht gekachelt. Die führen durch Dreck und Schlamm wie überall hier. Thats amazing.

                              Am Nachmittag gehen Hanni und Stef noch einmal auf den Fjäll, diesmal den richtigen Weg hoch, der gleich hinter der Hütte beginnt. Sie haben Netz dort oben und erreichen endlich Paul, der sich spielend mit Kumpels hinter seiner X-Box verkrochen hatte. Die beiden kommen mit einer Erkenntnis zurück: Wir hätten gestern nur auf die Kuppe steigen müssen. Dort oben wächst nur noch Heidekraut, keine Birken, Steine und Moore mehr, man wäre sehr gut vorangekommen. Zudem stand dort ein Steinmännchen rum, das wies in die richtige Richtung, nämlich dorthin, wo der Abstiegsweg beginnt. Man hätte es gar nicht verfehlen können. Mein Reden! Aber auf mich hört ja keiner.

                              Am Abend haben wir viel Spaß mit den Lost Ladies vom falschen Tal. Sie warten auf die letzten Wanderer und hoffen, dass in der privaten Hütte (Varaustupa) dann immer noch Platz für sie ist. Der Wandererzustrom nimmt indes kein Ende. Auch nach 20:00 Uhr kommen noch einige. Da liege ich schon in den Daunen und registriere von dort aus mit Faszination, wie die Finnen eine Hütte in Beschlag nehmen. Wir Deutschen mit unserer mehr oder weniger ausgeprägten Mallorca-Mentalität (die ich übrigens hasse), geben ja mehr oder weniger klare Signale. Hier bin ich, hier ist mein Rucksack, hier ist meine Isomatte, hier will ich schlafen die Nacht. Fertig. (Natürlich fragen wir vorher höflich an, ob noch was frei ist). Bei den Finnen läuft dieser Prozess subtiler ab. Irgendwie stufenweise. Erst lassen sie ihre Stiefel da. Dann vielleicht irgendwas anderes Kleines, ein Handtuch oder eine Büchse (jetzt erst versteh ich die Geschichte mit dem Kaffee zur Gänze, die mir letztes Jahr mit zwei Finninnen passiert ist, es war einfach ein Missverständnis, die beiden Finnenmädels hatten zunächst nur mit dem Kaffee die Hütte besetzt, ich aber dachte, den hat Jemand dort vergessen.) Dann kochen sie erst mal ausgiebig. Und essen. Selbst als wir schon längst in unseren Schlafsäcken schlummern, hört man sie leise schlucken und schlürfen. Selbst nach dem Kochen kann man nicht sicher sein, ob sie bleiben werden oder nicht. Es kann auch passieren, dass nach und nach der halbe Rucksack in der Hütte verteilt wird und man sich später doch für das Zelt entscheidet. So bleibt der Platz, den man vielleicht hat oder nicht hat, bis zum Schluss eine unklare Angelegenheit. Na morgen geht’s weiter, nach Paratiisikuru, da wollte ich immer schon mal hin. Diese Nacht schlafe ich supergut in der Hütte. In all diesem Rascheln und Knistern vom vielen Einpacken und Auspacken, vom Aufpumpen der Isomatten, im beständigen Zischen des Kochers, im flackernden Kerzenschein, im murmelnden Flüsterfinnisch (hach diese Sprache!) – lässt es sich wunderbar einschlafen.
                              Zuletzt geändert von Sylvie; 05.10.2016, 20:16.

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                              • Sylvie
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                                #16
                                AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                                5. September: von Sarvioja nach Muorravaarakka (15 km (18))
                                Ich bin schon halb sechs wach, trau mich aber nicht, aufzustehen. Ich will die Anderen nicht wecken. Also dreh ich mich noch mal um und schlafe weiter. Später um sieben kommt Bewegung in die Hütte, als irgendjemand sehr selbstverständlich aufsteht und mich aus wilden Träumen reißt. OK. Man tut es also einfach. Aufstehen, zusammenpacken, die restlichen Hüttenabschnittsgefährten wecken. Wir frühstücken und packen, Start ist um zehn. Zunächst gilt es wieder, den Fluss zu queren. Drüben angekommen, versorgen wir unsere Blasen. Hoffentlich wird es nicht schlimmer.

                                Unser Weg ist lieblich zunächst. Obstbaumwiesen, sandige Wege, wenig Steine. Wir wandern auf halber Höhe, am Rande eines weiten Tales.



                                Die Landschaft wird immer spektakulärer, riesige Berge türmen sich ringsum auf.





                                Dann nach einem kurzen Abweg – wir merken es Gottseidank schnell – sehen wir plötzlich in ein liebliches Tal.


                                Kurzer Wegecheck an einer Kreuzung.

                                In der Mitte schlängelt sich ein Bach.



                                Graue Geröllhalden ragen bis in den Himmel.





                                Paratiisikuru – ein wahrhaft paradiesischer Platz auf diesem Planeten.





                                Am Ende das Tals fließt ein Wasserfall in einen kleinen See.



                                Wir verweilen hier einen kurzen Moment, bis der Wind uns zwingt, noch mehr Jacken anzuziehen und weiter zu laufen.



                                Bisher war das Wetter silbrig-klar-sonnig und kalt. Jetzt aber ziehen größere Wolken hinter den Bergen auf und ein dunkler Schatten legt sich über das Tal. Es regnet ganz leise vor sich hin und also ziehen wir die Regencapes über unsere Rucksäcke. Da wir jetzt ganz unten sind, müssen wir wieder hoch auf die Fjälls. Der Weg ist beschwerlich und steil. Der Wind bläst hier oben so eisig, dass ich kurz überlege, meine Handschuhe aus dem Rucksack zu kramen. Gottseidank pfeift er von hinten. Unsere Rucksackcapes blähen sich auf wie ein Segel – und so schiebt uns der Wind bedächtig den Berg hinauf.




                                Das Tal von oben.

                                Wir sind fast auf der Kuppe, als uns die nächste Krise ereilt. Hanni, die sehr lange braucht, um hier hochzusteigen, hat fürchterliche Knieschmerzen. Um dem Wind zu entkommen, kauern wir uns hinter einen größeren Stein (nutzt aber nicht viel) und flößen ihr Schmerztabletten ein. Ein finnisches Pärchen überholt uns, die Frau trägt Handschuhe und hat lange geflochtene Zöpfe. Sie wollen helfen, aber was können sie schon tun? Wir wünschen uns kurz gute Wege, dann verschwinden sie Richtung Kuppe. Wieder stehen wir hier auf dreiviertel Höhe, im eisigen Wind und können nicht höher. Wir stolpern herum und suchen den Weg. Vor allem aber wollen wir dem grauslichen Wind entkommen. Stef flucht, denn die Karte lässt sich nicht ausbreiten; bei diesem Wind will sie lustig davonfliegen. Die Finnen haben das mit den Karten übrigens clever gelöst. Vergrößerte Einzelausschnitte auf DINA-4, die sie in Klarsichthüllen um den Hals tragen – ich kann jetzt verstehen, warum. Stef flucht mit der Karte, Hanni jammert – das ist der Moment, wo ich mich winzig und hilflos fühle in diesem eisigen Sturm. In diesem kalten Inferno sehe ich plötzlich eine Rentierherde über die Kuppe laufen. Ihre Geweihe ragen leuchtend in die Sonne. Es ist absolut magisch. Als hätte Harry Potter grade 15 Patronuszauber auf einmal losgelassen. Im ersten Moment bin ich wie erstarrt (Stef hat sie auch gesehen, ich habe das nicht geträumt), dann krame ich in meinen vielen Jacken nach dem Handy. Aber zu spät, ich habe sie nicht mehr erwischt.


                                Vor dieser Kulisse waren eben noch Rentiere. Doppelschwör!

                                Dennoch, sie haben meinen Blick nach oben gelenkt und dort, genau in dieser Richtung, steht auch das rettende Steinmännchen. Es weist uns grinsend den Weg und wir taumeln benommen erst mal nach unten. Die Gegend wird felsig und ungemütlich jetzt. Wir müssen durch einen Sattel aus wildem Geröll – die Finnen nennen es das Teufelsjoch.



                                Der Wind pfeift immer noch eiskalt, aber Gottseidank immer noch nur von hinten, wie ich dankbar feststelle. Von vorne wäre das alles viel unangenehmer gewesen.


                                Abstieg aus dem Teufelsjoch. Nun haben wir das Schwerste hinter uns.

                                Jenseits des Jochs eröffnet sich ein grandioser Blick in ein weites Tal. Irgendwo dahinten im Wald muss unsere Hütte sein.



                                Der Wind flaut ab, die Sonne scheint, wir machen erst mal eine Blaubeerpause.



                                Und zur Belohnung kriegen wir noch einen Regenbogen, der sich riesig und weit über waldige Einöden spannt.

                                Zuletzt geändert von Sylvie; 05.10.2016, 20:19.

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                                • Sylvie
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                                  #17
                                  AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                                  Immer noch 5. September: in Muorravaarakka
                                  Wir schultern unsere Rucksäcke und schlendern gemeinsam gemütlich ins Tal.



                                  Irgendwann erreicht der Regen auch uns. Fast ist es anheimelnd, wie er so traulich auf’s Regencape trommelt – man könnte meinen, man liege im Zelt. Über die Obstbaumwiesenzone geht es bergab, dann tauchen wir ein in den finnischen Märchenwald. Direkt vor der Hütte mal wieder ein Fluss zum Überqueren. Er ist reißend und relativ tief. Hannis Versuch, ihn ohne Stöcke zu bezwingen wird vom anderen Ufer mit Spannung verfolgt und nach geglückter Mission frenetisch beklatscht. Das ist besser als Fernsehen, meinen die Finnen, als wir drüben ankommen. Und dann werden wir gleich von Menschen umringt, die unsere Knie mit Magnesium-Öl einreiben wollen – man kennt uns bereits, die junge Frau mit den Zöpfen ist schon da und hat ausgepackt. Sie kommt auch sogleich aus der Hütte gestürmt, um uns zu begrüßen. Sie meinte, sie hätte so mit uns gebangt. Sie selbst wandere gar nicht so viel und nun hätte ihr Freund ihr die Tour zum Geburtstag geschenkt. Und also muss sie jetzt mit. Nett. Das nächste Mal sollte es schon eine Wellnesskur sein, scherzen wir alle zusammen. Wir treffen alsdann die witzigen Männer wieder und das ältere Pärchen vom ersten Tag. Aber nach dem ganzen Geplänkel beziehen wir erst mal die Hütte.



                                  Die untere Etage ist schon besetzt, hier lagern drei Jungfinnen und ein älterer Herr im Armylook - alle vier kennen wir bereits aus Sarvioja. Ich frage, ob wir oben schlafen dürfen – die Jungnerds speisen gerade zu Abendbrot – wir dürfen. Glücklich verteilen wir unsere Matten. Kurz darauf kommt ein tschechisches Pärchen und ich lade sie gleich in unsere Schlafetage ein. Jetzt liegen wir oben zu fünft, es wird eng. Der Abend vergeht mit den angenehmsten Unterhaltungen. In allen Zelten, Hütten und Feuerplätzen lagern … keine Ahnung, mindestens 30 Leute. Die sind alle so nett und neugierig und aufgeschlossen, wir sind sehr überrascht. Ein junger Mann schenkt uns Whiskey ein und tauscht mit Stef sofort Mailadressen, er will mit ihm mal zusammen in den Alpen wandern. Wir sitzen lange vor der Hütte und schwatzen vergnügt mit allen Leuten.



                                  Nur mit den drei Jungschnöselnerds werden wir nicht so richtig warm. Sie sind sehr mürrisch und wortkarg und geizen nicht mit grimmigen Blicken. Sie reden auch untereinander kaum. Einer von ihnen, der Jüngste, weißblond bis in die Haarspitzen, hochaufgeschossen aber noch nicht zu Ende gewachsen, ein typischer Weiße-Socken-Kandidat, redet niemals ein Wort; auf uns macht er den Eindruck, als würde er von den anderen beiden zum Wandern gezwungen. Vielleicht, so mutmaßen wir, können die drei es nicht leiden, wenn Ausländer, Deutsche zumal, die Hütten verstopfen, der Park ist auch ohne uns voll genug. Aber dann bieten sie uns den Rest ihres warmen Wassers an und wir verwerfen diesen Gedanken wieder.

                                  Die Nacht wird warm und laut. Stef und der Tscheche geben sich ein nettes Schnarchduo. Stef meint allerdings, es wäre ein Trio gewesen, ich selbst hätte irgendwann mit eingestimmt in das Sägerkonzert. Hanni hingegen flaniert währenddessen bis tief in die Nacht von Feuer zu Feuer und smalltalkt mit allen verfügbaren Partnern. Ist eigentlich genau wie zu Hause hier. Sie ist unterwegs, während wir schlafen. Ihre Knieschmerzen scheinen verflogen zu sein. Irgendwann gegen Morgen wird es dem Armyfinnen zu schnarchig. Er packt seine Sachen und zieht aus. So siehts mal aus in den Hütten. Man muss es mögen, diese geballte Ladung Mensch auf engstem Raum.
                                  Zuletzt geändert von Sylvie; 20.09.2016, 17:27.

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                                  • Pseudemys
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                                    #18
                                    AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                                    Hast Du Notizen gemacht?
                                    Würde man vermuten bei den detaillierten Beschreibungen, sie sich sehr aufschlußreich lesen - man bekommt einen sehr guten Eindruck von den Herausforderungen.

                                    Zu den Irrwanderungen weiter oben, die wohl doch nicht so selten vorkommen, wie auch das Erlebnis der finnischen Wanderer zeigt:
                                    Der Wanderweg scheint sich ja großen Interesses zu erfreuen und entsprechend gut belaufen zu werden.
                                    Warum gibt es dann keine oder offensichtlich nur dünn gesähte Wegmarkierungen?
                                    Schilder sind wegen fehlender Bäume wohl nicht so leicht aufzustellen, aber es ist nicht unmöglich, auch Weghinweise diskreterer Art, die auch den Eindruck der unberührten Wildnis nicht so arg stören, um ein starkes Abdriften vom Hauptweg, was hier ja bei bestimmter Witterung lebensgefährlich werden kann, zu vermeiden, sollten doch möglich sein.
                                    Oder sagen die Verantwortlichen:
                                    Das ist kein Schwarzwald-Höhenweg, wer hier kommt, muß wissen, auf was er sich einläßt und entsprechend vorbereitet und gerüstet sein.
                                    Allerdings, wenn man sich die beschriebenen Wanderer und deren Zahl vergegenwärtigt, dann scheint das ja doch ein Volkswanderweg zu sein.
                                    Zuletzt geändert von Pseudemys; 20.09.2016, 07:55.
                                    There is no exquisite beauty without some strangeness in the proportion.

                                    Edgar Allan Poe

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                                      AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                                      Schön geschrieben, man merkt die Anspannung der Tour, klar gehts nie ohne Strapazen! Ehrlichkeit ist gut und die Gefühle kann man ruhig rauslassen.Tolle Fotos.Klasse Gegend, der norden halt.
                                      Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                        AW: [FI] Lappland im Herbst: 7 Tage durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark

                                        Ja, ich hatte einen kleinen Block dabei und habe viel notiert, zumindest als Gedächtnisstütze.

                                        Ich weiß auch nicht, warum man die Wege dort oben nicht besser markiert. Die Lost Ladies haben sich darüber auch bitterlich beschwert. Vielleicht ist es nicht so erwünscht über die Fjälls zu gehen, wenn man noch andere Alternativen hat.

                                        Andererseits, es gibt dort oben keine Wege, auch auf den Kuppen nicht, ein Wegweiser würde also maximal die Richtung anzeigen, in die man sich bewegen muss. Irgendwann auf halber Höhe der Fjälls fängt dann ein Weg wieder an. Deshalb ja die Gipfelmännchen, es gibt welche, die nur den Gipfel markieren und welche, die als Wegweiser fungieren, sie weisen Dir die Richtung und da dort oben nur noch flaches Kraut wächst, sieht man sie auch irgendwann. Wenn man das einmal kapiert hat, ist es einfach die Fjälls zu überschreiten. Schreibe ich im nächsten Kapitel, wo wir es dann endlich mal hingekriegt haben.

                                        Generell gibt es im ganzen Park wenig Wegweiser, nur die Komfort Zone ist gut ausgeschildert. Es gibt auch nicht allzu viele Wege - ist zumindest mein Eindruck, manches sind Pfade, die von Tieren genutzt werden - der Mensch beschreitet sie mit. Also Karte und Kompass, möglichst noch GPS sind unerlässlich. Und die Richtung, in die man gehen will, sollte erst mal klar sein. :-)

                                        LG Sylvie

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