[KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

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  • chinook
    Fuchs
    • 27.04.2005
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

    Schöner wäre der Film vermutlich, wenn man ihn anschauen könnte ...


    -chinoook
    Realität ist ein Problem von Leuten, die nicht mit Alkohol umgehen können.

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    • Gast20200707
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

      Tja, schade, dass das Video nicht funktioniert, muss ich wohl noch einmal hochladen, dann halt erst einmal weiter im Text..

      In der Nacht musste ich nun mal aufs Klo. Wie so immer tritt man nur einen Schritt heraus und bei einem Rundumblick sah ich beide Esel auf der Insel grasen. Beruhigt ging ich wieder ins Zelt und war des Sieges sicher...bis ich dann am Morgen aufstand und vergeblich die Esel im sichtbaren Umfeld suchte. Ich hätte kotzen können, ich hatte diese morgendlichen Joggingrunden in Unterhose und Crocs echt satt. Wo waren sie nun. Dieses Mal konnte ich Spuren lesen vergessen, es war eine Graslandschaft. Sie konnten überall sein, nur die Querung des breiten Flusses und der angeschlossenen Steilwand traute ich ihnen nicht wirklich zu. Also konnten sie flussabwärts, bergauf oder flussaufwärts gegangen sein. Da die Beiden in letzter Zeit immer wieder zu Nomadenzelten gewandert waren um mit Eselinen rumzumachen, entschied ich mich für flussaufwärts. Dort hatten wir gestern in 2km Entfernung ein Camp passiert.

      Die Hoffnung starb zuletzt, sie eher wieder zu finden, aber nein, sie waren direkt an diesem Camp. Während Pommes mit der Eseline rumtänzelte, gab sich Pony mit einem Pferd ab. Die hat wirklich ein Luder, dachte ich mir. Mit den Balztänzen war es schnell vorbei als sie mich sahen. Nun musste ich schnell sein und Pony fangen. Ich jagte sie ins unsichere steile Gelände, aber auch ich machte dort mit den Crocs keine gute Figur. Holpernd und stolpernd umklammerte ich dann aber irgendwie Pony und gefrustet begab ich mich zum Zelt zurück. Sie hatten den Bogen überspannt, ab heute keine Freiheiten mehr.

      Am Zelt gab es dann Frühstück, wieder einmal bei Traumwetter, der weitere Weg sollte uns heute auf der Schotterpiste weiter ins Tal führen. Hoch motiviert mit Ziel "Hot Spring" gab Yvonne ein sportliches Tempo vor. Auf dem Weg konnte nicht viel schief laufen. Breit, gut ausgebaut, keine Stolperfallen, leichtes Gefälle. Nach ca. 2 Stunden kam uns eine Wandergruppe von 10 Leuten entgegen. 1 Stunde zuvor kam uns ihr Verpflegungsbus entgegen. Sie machten eine Wanderung mit dem Ziel Karakol. Wir kamen ins Gespräch mit den Wanderern aus Frankreich, England und Italien. Wir fünf mussten natürlich mal wieder Modell stehen, Beweisfotos wurden geschossen, neugierige Fragen gestellt. Bald ging Jeder in seine Richtung weiter und wir waren wieder mit den Yak-Herden allein auf weiter Flur.

      Die Mittagspause im immer weiter auseinander gezogenen Tal war wieder einmal was für die Augen. Bekleidet von Eddie Vedders Ohrwürmern aus Into the wild fühlten wir uns wie Alex Supertramp. Langsam, aber sicher war uns bewusst, dass und der Alltag und die Zivilisation bald einholen würde. So genossen wir die Pause länger als gewohnt. Auf dem Weg weiter ins Tal kamen uns nun 1 bis 2 Autos entgegen. Natürlich sollten wir auch für sie Motiv stehen. Aus der Ferne war nun bereits der Abzweig zum Teshikkel See sehen, der 400m über dem Tal lag. Er war einer der Optionen, die wir in Betracht gezogen hatten, aber Yvonne Antwort darauf war: "Mit diesen Idioten laufe ich keinen Meter mehr hoch" und zeigte dabei energisch auf die Esel. Dort unterhalb des Abzweiges sollte die heiße Quelle liegen, aber während das Auge das Ziel für nah hielt, mussten die Beine noch ein wenig laufen. Während ich bei jeder Jurte einen Umweg lief um nach Milch und Brot zu fragen, liefen die anderen 4 Gefährten weiter auf der Piste. Wir wurden aber auf die heiße Quelle vertröstet. Bald war diese erreicht und ohne bis dahin die Quelle gesehen zu haben, waren wir schon ein wenig enttäuscht.

      Die heiße Quelle schien ein Besuchermagnet zu sein,nicht für Touristen, sondern für die Einheimischen. Während jeder Touri hier 300SOM (3-4€) zahlen muss, genießen die die Einheimischen das heiße Bad umsonst oder waschen dort ihre Klamotten. Ich schlug vor, etwas oberhalb über der Piste unser Camp einsam aufzubauen, aber Yvonne wollte direkt an der Quelle das Camp errichten. Dass dies für Täve ein Glücksgriff und am Ende auch für uns war, zeigte sich wenig später. Denn nach Zeltaufbau und Inspizierung der Quelle erschien eine niedlich kleine Kirgisin, mit der Täve nun den ganzen Tag spielte, ihr bei der Hausarbeit half und wir das Gefühl hatten, kein Kind zu haben. Okay, wir hatten für ihn eigentlich auch keine Zeit, denn in der Nähe der Quelle wohnten der Zahlmeister und seine geizige Frau, die unser Zelt belagerte. Neben dem Zelt wollte sie auch gleich noch das Solarpanel und den Powerbank erwerben. Das Zelt ist unverkäuflich, bei den anderen Sachen wäre ich ihr entgegen gekommen, aber sie wollte je nur 2000 SOM (25 Euro) zahlen und sie ging mir auch nicht mehr von der Pelle und fummelte permanent an dem Panel rum, dass es keine Sonne mehr bekam. Okay, sie hatten hier oben keinen Strom, aber verschenken tu' ich nun wirklich nichts. Sicherheitshalber versteckte ich ihre Wunschartikel im Zelt, sicher war sicher.

      Wir genossen den Tag noch am Camp, mit Ausblick auf eine Ruine, die sicher mal zu besten sowjetischen Zeiten als Therme diente. Am Hause der kleinen Kirgisin standen Grundmauern, wo sie getrocknete Scheiße in Blöcken rausstachen. Da hier kein Baum stand, nutzten sie dieses Material zum verfeuern. Täve spielte mit seiner neuen Freundin am Ablauf der heißen Quelle, wo sich Frösche tummelten. Sie fingen sie in einen Ortliebsack ein und hatten ihren Spaß dabei ohne sich wirklich zu verstehen.





      Es dämmerte bald und nun wollte Yvonne und Täve die baufällige Baracke mit der heißen Quelle besuchen. Da diese mit einer Tür verschlossen war, wenn Jemand drin war, musste man den richtigen Moment abpassen um ein freies Zeitfenster für sich selbst zu erwischen. Ich blieb' lieber am Zelt, weil ich den leisen Verdacht hatte, dass die Frau sich das Panel unentgeltlich besorgen wollte. Ich kochte also derweil das Essen, während für Alle am heutigen Samstag anscheinend der Badetag der Woche war. Es war ein reges Kommen und Gehen und immer wieder schauten Kirgisen auf Nachfragen ins Zelt uns bestaunten Ausrüstung und Mensch. Auf weitere Kaufverhandlungen hatte ich heute keinen Bock mehr. Hätte nur noch Einer gefragt, ich hätte mich im Zelt eingeschlossen, aber es war zu schön draußen. Yvonne, am Zelt zurück, berichtete von der Quelle, die so gar nicht ihren Vorstellungen entsprach. Sie war so heiß, dass auch mit kalter Wasserzugabe ein kompletter Einstieg unmöglich schien. Das Becken war zu groß und eine Zuleitung mit kalten Wasser gab es nicht. Also hatten sich die Beiden mit einem Mix aus kalten und heißen, ja besser sehr heißen Wasser übergossen. Da mir der Akt noch bevorstand, meinte Yvonne nur. "Da gehst Du Weichei nie und nimmer rein". Nicht dass ich das als Ansporn nahm' , aber irgendwie landete ich dann doch zwanghaft im Becken..

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      • Gast20200707
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        #43
        AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

        Das Essen war verdaut und im Schutz der Dunkelheit bewegte ich meine geschundenen Knochen Richtung Badehaus. Die Tür war verschlossen. Mist! Urplötzlich ging sie aber auf und die Worte "Come in, only men inside!" drangen heraus. Okay, ich trat ein und ein Slowene und zwei Russen saßen bereits im Becken. Ein Andere war im Begriff zu gehen. Ich zog mich also aus und währenddessen bewegten mich die Gedanken an Yvonnes Worte. Eigentlich wollte ich weder Yvonne noch mir was beweisen, aber nun stand ich nackt vor diesem qualmenden Becken und drei Herren schauten mich an. "Ach nee, lass' mal, ich will mich nur ein wenig übergießen" wäre hier wohl unangebracht gewesen. Den Stempel "Pussy" hätten sie mir umgehend auf die Stirn geklatscht.

        Also hieß es nun, ab durch die Mitte, mittendrin statt nur dabei. Ich stieg ins Becken ein und es war schier unmöglich, die Schmerzen zu verheimlichen. Der eine Russe meinte "Come in and sit down", ich war aber noch nicht einmal bis zu den Knöcheln drin. Okay, Verbrennungen dritten Grades waren nun vorprogrammiert. Zwischen Ohnmacht und Adrenalin stand ich dann irgendwann im Becken, das Wasser bis zum Bauchnabel und schwupps, da drückte mich der bullige Russe auch noch mit dem Rest unter Wasser, nun stand es mir bis zum Kehlkopf. Diese markante rote Linie sollte ich Tag darauf noch am Halse haben. Innerlich schreite ich, äußerlich gab ich den coolen. Der Slowene meinte, dass es der größte Fehler sei, wenn man sich im Becken bewegt. "Shit i moved" waren seine nächsten Worte. Es war unglaublich heiß. Bald verschwanden die anderen beiden Russen und ich schlug dem Slowenen, namens Miroslav vor, uns im 4 Grad kalten Gletscherfluss abzukühlen. Tja, da staunten die Russen nicht schlecht, als wir nach der Abkühlung nochmals ins Becken stiegen, nun war es auch angenehmer, aber 10 Minuten waren echt die Schmerzgrenze. Jedoch war die slowenische Gesellschaft sehr kurzweilig und seine Antwort "Neuseeland" auf meine Frage hin, was denn sein Ziel sei, machte mich neugierig. Wir quatschten dann noch ein wenig außerhalb des Beckens und 1 Std später war ich dann wieder im Zelt, wo schon Alle schliefen. Ich brauchte keine 5 Minuten und war dann auch liegend k.o.

        Am nächsten Morgen war es kein Problem, die Esel zu finden. Die Fussfesseln saßen eng, sie waren keine 50m vom Zelt entfernt und leckten sich ihr salziges Frühstück am Gestein zusammen. Täve wollte noch vor uns aus dem Zelt, klar, die kirgisische Mieze lockte mit ihrem Antlitz. Wie entspannt es auf einmal für uns war. Während wir frühstückten, half Täve der Kleinen beim Kneten der Kuhmilchkugeln oder stach mit ihr die Blöcke aus Scheiße aus. Sie delegierte, er erledigte. Alles war klar gesteckt. Wir schmunzelten und ließen ihm hier mehr Zeit als wir eigentlich hatten. Er genoss aber die Gesellschaft und das Leben innerhalb dieser einfachen Familie und störte sich keinesfalls an der Lebenssituation. Wir dagegen waren zum Aufbruch bereit und hatten aber so Zeit, mit Miroslav zu plaudern. Er hatte ein dramatisches Erlebnis in der Vergangenheit durchlebt und alle Brücken nach sich abgerissen um zu leben, zu erleben, zu erfahren und sich zu bilden. Er war hier in Kirgistan um reiten zu lernen und hatte sich für 500 Euro ein Pferd gekauft. Diese Pferde sind leicht in der Handhabung, akzeptieren fast jeden Reiter sofort und sehen fantastisch aus. Nach Kirgistan sollte Indien und Neuseeland eine grobe Weiterreise markieren. Während wir an seiner Reise interessiert waren, löcherte er uns immer wieder mit Fragen. "Wohin, warum, wieso, was, wo...." Aber eine Frage fand ich mal wieder interessant und fand für mich verblüffend die besten Worte. "Is it easy to travel with a 5 years old child?" Und ich erwiderte spontan "Not the children are the troublemaker, but the parents" und sofort nickte und lächelte er. Wir verstanden uns sofort und die Chemie stimmte. Wir waren aus dem gleichen Grund hier.

        Bald brachen wir auf, kauften noch ein Brot für 50 Som und eine Milch für 100 Som, wenig später folgte uns Miroslav mit seinem Pferd Johnny und fragte höflich, ob er uns denn heute begleiten könne. Mit ihm gingen wir nun weiter und weiter ins Tal hinunter, immer mehr in der Ferne und ab und an am Weg Nomadenzelte und Viehherden. Man bekam mehr und mehr den Eindruck, dass sich die alpine Landschaft in eine Steppe verwandeln würde. Das Klima heißer und trockener, die Vegetation spärlicher.







        Während unserer Pause wollte Miroslav nach Empfang fürs Handy suchen, da aber sein Akku zur Neige ging, gab ich ihm unser Powerbank mit. Er folgte dem direkten Wege über die Berge, wir den Weg an der Piste entlang ins Tal. Dort würden wir sicher ein gutes Camp und Wasser finden. Nach 1 Stunde Pause und 2 Stunden wandern machten wir uns aber so unsere ersten Gedanken, ob wir Miroslav und unseren Powerbank je wiedersehen würden. Hatten wir uns so in diesem Menschen getäuscht? Er war wohl der sympathischste Seelenverwandte.

        Yvonne drehte sich auf einmal um, da kam ein im Schutze des Pferdes abgeduckter Reiter des Weges. Miroslav war es und Täve konnte nun wieder auf Johnny reiten. Er begleitete uns noch 1km und bald fanden wir unser Camp in einer weiten und offenen Ebene. Wir verabschiedeten uns herzlich und in einer kleinen Mulde mit Bächlein in der Nähe errichteten wir unser Camp. Die Esel wurden mit Fussfesseln entlassen und positionierten sich geradewegs direkt an der 200m entfernten Piste, das roch stark nach einem Suizid.

        Der Nachmittag war noch jung, wir sonnten uns, genossen die Umgebung, gingen uns mal bei Sonne im Bach waschen und planten die letzten Tage in Kirgistan. Während wir am Abend mal wieder von Kühen belagert worden, kochten wir unser Abendessen und im Gedenken an die vorletzte Nacht leerten wir die Rumflasche mit den Worten "Was für ein geiler Urlaub!"

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        • codenascher

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          • 30.06.2009
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          #44
          AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

          Tolle Erlebnisse, klasse geschrieben! Schade nur, das ihr (verständlicherweise) den Einheimischen und auch Mitwanderern gegenüber so misstrauisch sein musstet.

          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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          • Gast20200707
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            #45
            AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

            Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
            Tolle Erlebnisse, klasse geschrieben! Schade nur, das ihr (verständlicherweise) den Einheimischen und auch Mitwanderern gegenüber so misstrauisch sein musstet.
            Danke Dir fürs Feedback. Tja, man sollte vermutlich immer mit einem gesunden Maß an Misstrauen am Start stehen. Vertrauen muss halt erst aufgebaut und darf nicht vorausgesetzt werden. Das erwarte ich auch nicht von meinem Gegenüber. Die Einheimischen erweckten bei uns aber schon einen vertrauensvolleren Eindruck als diese Porter.

            Hier nun noch einmal der Versuch, dass Video zu integrieren, ach Mist, also nur der Link zum Video, aber es funktioniert.
            (Tipp: Beim Video unten rechts beim Zahnrad Haken bei HD setzen, falls bessere Qualität gewünscht wird)

            https://www.facebook.com/jens.wehi/v...0691970721310/
            Zuletzt geändert von Gast20200707; 22.09.2016, 09:00.

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            • Dogmann
              Fuchs
              • 27.09.2015
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              #46
              AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

              sieht jedenfalls auf dem Esel ziemlich bewegt aus!
              Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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              • Gast20200707
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                • 25.05.2013
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                #47
                AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                Heute sollte der letzte Marsch anstehen. Wir wussten, dass wir nicht mehr bis zur Straße am Naryn River kommen würden und ca. beim Zusammenfluss von Bolgart und Archaly unser letztes Camp aufbauen würden. Dort sollte es auch ein paar Häuser geben, wo wir unser Esel verkaufen könnten.

                Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Nach einem ausgedehnten Frühstück schlenderten wir förmlich durch die weite Prärie, irgendwie so, als wollten wir nicht, dass diese Reise ein Ende haben sollte. Nach zwei Stunden kamen wir an einer Jurte vorbei, wo wir wieder nach Milch und Brot fragten. Hier schmeckte uns es besonders, dass wir gleich drei Brote kauften. Tja, da musste die Muddi wieder ran zum backen, wir hatten den Tagesbedarf weg gekauft. Vielleicht haben die nun aber eine Marktlücke entdeckt, denn auf die Idee muss man erst einmal kommen und wir haben es zu spät entdeckt.

                Erst einmal Pause bei Brot und Milch, hoffentlich hat hier Keiner Laktoseintoleranz. Täve beanspruchte den Liter immer für sich, es war förmlich ein Kampf, einen Schluck abzubekommen, so lecker und natürlich schmeckte sie. Ich könnte schwören, dass ich das Gras rausschmecken konnte.

                Nach der Pause bogen wir von der Hauptpiste, die links der Bolgart folgte, ab und gingen geradeaus weiter, über kleinere Hügel, immer zwischen Herden von Tieren entlang. Hier oben war es richtig trocken, das Gras dürr, kein Bächlein, der Boden furztrocken. Der Weg war zäh und bald sahen wir am Horizont einen großen Neubau mit angeschlossenen Bauernhof, der nicht wirklich ins kirgisische Bild passte. Hier wollten wir unsere Esel mal anpreisen. Der ältere Herr, sichtlich kein armer Bauer wollte uns 2000 SOM bieten. Den Preis fanden wir akzeptabel, da wir dachten er meinte je Esel und Sattel also 8000 SOM. Wir hatten ihn falsch verstanden, er wollte 2000 für alles bieten (26€). Wir waren aber noch 2km vom Fluss und der Hauptpiste entfernt. Der Preis lockte uns also nicht wirklich. Für diesen Preis hätten wir sie auch frei lassen können.

                Wir gingen also weiter Richtung Fluss und waren bald an den bereits erwähnten Häusern, am Ortseingang gleich eine Jurte. Dort fragten wir als erstes und kamen mit dem Hausherren ins Gespräch, er wollte auch 2000 SOM bieten, war uns aber wesentlich sympathischer. Wir belogen ihn mit unserer Abreise und sagten, dass wir erst in drei Tagen abreisen würden, sonst wäre der Preis sicher noch weniger gewesen, wenn er gewusst hätte, dass wir unter Druck stehen. Wir wollten noch mehr aus den Eseln rausholen und fragten noch im Dorf rum. Keiner wollte die Viehcher haben.

                Wir bauten unser Zelt nahe der Brücke auf und teilten unserem Transferservice die neuen Koordinaten per Satellitentelefon mit. Die Esel bekamen erst einmal wieder ihre Fesseln angelegt und wir sortierten schon ein wenig das Gepäck für morgen. Die letzten Vorräte wurden am Abend verkocht und der Abend war sehr kurz im Verlauf, da Süßes und Alkohol alle waren. Ich überbrückte jedoch die etwas miese Stimmung mit karamellisiertem Zucker auf Löffeln. Das hob die Stimmung etwas.



                Tag darauf saßen wir beim Frühstück, erstmals war Yvonne eher wach geworden und schon draußen gewesen. "Sag' mal, Du hattest doch Pony an den Strommast angebunden und die Fußfesseln entfernt?" Jaaaaaaaaa und? "Tja, weit und breit keine Esel zu sehen". Weit und breit hatte hier wirklich die richtige Bezeichnung, denn hier war das Gebiet flach und ohne Probleme weit einzusehen. Yvonne meinte, ich soll es dabei belassen und frühstücken kommen. Aber was ich an der Leine sah, war der Hammer. Sie war durchgekaut. Die Esel waren echt der Hammer. Ich war in Rage. In der Ferne war nur eine Pferdeherde zu sehen, dort ging ich mit strammen Schritt hin. Bald war ich so nah dran, dass ich nur den Kopf schütteln konnte, was ich da sah. Die beiden Esel standen mitten in einer Pferdeherde von 30 Tieren und grasten gemütlich. Ich näherte mich nun langsamer um nicht aufzufallen, doch die Pferde erschraken und rannten weg. Super, da komme ich besser an die Esel ran, dachte ich mir. Aber was nun kam, setzte dem Ganzen die Krone auf. Pony und Pommes rannten mit ihnen in einem Wahnsinnstempo davon. Was geht hier ab? Denken die, dass sie Pferde sind? Ich dachte, die können nicht laufen, aber wegrennen können sie wie Usain Bolt?

                Glücklicherweise konnte ich auf die Blind- und Dummheit von Pony bauen, denn sie separierte sich selbst von der Pferdeherde und rannte in Richtung Zelt und Fluss. Pommes würde ich nicht bekommen, aber wenn ich Pony hätte, würde auch Pommes folgen. Ich rannte in Crocs Pony hinterher. Bald hatte ich sie mit Links-Rechts-Haken an einen Zaun gedrängt, sie wollte immer nach links laufen, ich drängte sie aber nach rechts, da der Zaun am rechten Ende im Fluss auslief. Nun hatte ich die Mistköder und konnte frühstücken. Wir entschlossen uns, die Beiden nun doch zu verkaufen, da sie irgendwann eh wieder in die Arme von Nomaden gelaufen wären.

                Nun kam ein Auto an und wir noch mitten beim Frühstück. Es parkte unweit vom Zelt. Er war eine Stunde früher als geplant da, aber es war bereits unser Transfer. Wir wollten uns nun beeilen, da der Transfer über die Pisten bis Bishkek schon 6 bis 7 Stunden dauern würde. Also zog ich mit den Eseln zu dem Nomaden los. Dort angekommen, war er sich sicher, dass er gestern nur 1000 SOM geboten hatte. Dumm war er nicht, er hatte sicher bereits den Transferbus an unserem Zelt gesehen und wusste, wir müssen verkaufen. Ich akzeptierte den Preis, während ich das Gefühl nicht los wurde, dass sich der Nomade und sein Kumpel über mich lustig machten, weil sie mich gerade über den Tisch gezogen hatten. Innerlich lachte aber ich, weil ich wusste, was für Mängel diese Tiere hatten. Die 1000 SOM bekam am Ende der Fahrer als Trinkgeld.

                Die Fahrt nach Bishkek war nicht schön, aber notwendig. In Bishkek wurden bereits die Vorkehrungen für den morgigen Nationalfeiertag getroffen. Wir schlenderten noch einmal durch die City, kauften Souvenirs und Essen und im Hotel genossen wir den Luxus und die Zivilisation, nur das Gras auf dem Klo fehlte....


                ++ E N D E ++

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                • codenascher

                  Alter Hase
                  • 30.06.2009
                  • 4957
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                  Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen

                  ....

                  nur das Gras auf dem Klo fehlte....


                  ++ E N D E ++
                  Und noch ein finales Dankeschön furs mitnehmen nach Kirgistan mit all seinen höhen und tiefen! Vielleicht schaffen wir es die nächsten Jahre mit unserer kleinen ja auch noch einmal dorthin.

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                  • Rattus
                    Lebt im Forum
                    • 15.09.2011
                    • 5177
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                    Wie schade - zu Ende 😔
                    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                    • solarperplexus
                      Erfahren
                      • 03.08.2010
                      • 232
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                      #50
                      AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                      Danke für den unterhaltsamen und interessanten, oft auch spannenden Bericht!!!

                      Grüße aus Nordhessen

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                      • smeagolvomloh
                        Fuchs
                        • 07.06.2008
                        • 1929
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                        #51
                        AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                        Danke für das Einstellen dieses wirklich tollen Reiseberichtes! Ich hätte noch stundenlang weiter lesen können.

                        "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                        Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

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                        • Gast20200707
                          GELÖSCHT
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                          #52
                          AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                          Danke Euch für Euer Feedback, so weiß man, dass es nicht umsonst war

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                          • EbsEls
                            Erfahren
                            • 23.07.2011
                            • 433
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                            Danke für Euren wunderbaren und amüsanten Bericht aus einer Gegend, die ich mal gerne bereisen würde. Auch mit Esel ... mit Drahtesel.

                            Weil just heute schrieb mich der Esel-Dealer an. Ihn plagte anscheinend das schlechte Gewissen.
                            Was ist aus Eurer Esel-Reklamation geworden? Hat Euch der Verkäufer ein paar KGS (Wechselkurs 1 EUR = 75,3500 KGS) eingetütet & geschickt? (In Briefmarken? Darüber habe ich mich als Schüler früher bei Briefen aus der Sowjetunion immer gefreut.)
                            Zuletzt geändert von EbsEls; 16.10.2016, 19:19.
                            Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
                            Eberhard Elsner

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                            • Tie_Fish
                              Alter Hase
                              • 03.01.2008
                              • 3550
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                              #54
                              AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                              Das war ein Super-Sonntag-Abend mit deinem Reisebericht als Abschluss! Vielen Dank!

                              Grüße, Tie »

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                              • grenzenlos
                                Dauerbesucher
                                • 25.06.2013
                                • 566
                                • Privat

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                                #55
                                AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                Faszinierend
                                Bin ja eigentlich Morgenmuffel, noch dazu am Montag. Nun bin ich munter, dabei glücklich dies gelesen zu haben. Die Woche darf beginnen. Dankeschön
                                Zuletzt geändert von grenzenlos; 17.10.2016, 06:12.
                                Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

                                Gruß, Wi grenzenlos

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                                • Gast20200707
                                  GELÖSCHT
                                  Dauerbesucher
                                  • 25.05.2013
                                  • 764
                                  • Privat

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                                  #56
                                  AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                  Zitat von EbsEls Beitrag anzeigen
                                  mit Drahtesel. Was ist aus Eurer Esel-Reklamation geworden? Hat Euch der Verkäufer ein paar KGS (Wechselkurs 1 EUR = 75,3500 KGS) eingetütet & geschickt? (In Briefmarken? Darüber habe ich mich als Schüler früher bei Briefen aus der Sowjetunion immer gefreut.)
                                  Bin ja auch radbegeistert und könnte mir das Land auch gut zum bereisen mit Drahtesel vorstellen. Wie geschaffen dafür.
                                  Der Esel Dealer sicherte mir 50% Erstattung zu, da er aber kein Bankkonto hat und er mir das Geld per Western Union vermutlich zurückzahlen möchte, wird sich das noch eine Weile ziehen. Hoffe nicht, dass er 20000 KGS in Briefmarken schickt, wird da wohl kein Brief, sondern ein Paket

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                                  • Tie_Fish
                                    Alter Hase
                                    • 03.01.2008
                                    • 3550
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                                    #57
                                    AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                    Was hätte ein Pferd gekostet?
                                    Grüße, Tie »

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                                    • Gast20200707
                                      GELÖSCHT
                                      Dauerbesucher
                                      • 25.05.2013
                                      • 764
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                                      #58
                                      AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                      Zitat von Tie_Fish Beitrag anzeigen
                                      Was hätte ein Pferd gekostet?
                                      Hier in Deutschland wurden uns Preise um die 1000 Euro genannt, jedoch war uns das zu heikel.
                                      Erstens war der Wiederverkauf nicht gesichert und zweitens kannten wir nur heimische Pferde und ihr Temperament. Daher kamen nur Esel in Frage. Vor Ort jedoch trafen wir einen Slowenen, der sich für 500 Euro ein richtig schickes Pferd gekauft hatte und sofort am 1.Tag auf ihm reiten konnte. Er meinte, die kirgisischen Pferde seien dafür bekannt, einfach von der Handhabung her zu sein. Wenn wir noch einmal KG machen, würden wir uns ein Pferd kaufen. Damit kommt man anscheinend auch besser über die Pässe und am Ende trägt ein Gaul genau so viel wie zwei Esel.

                                      Leider hatten wir halt keinen Pferde-Dealer an der Angel und vor Ort auch nicht die Zeit, nach einem Pferd zu suchen. Andererseits wäre dann sicher der Reisebericht hier nicht so unterhaltsam ausgefallen

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                                      • Tie_Fish
                                        Alter Hase
                                        • 03.01.2008
                                        • 3550
                                        • Privat

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                                        #59
                                        AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                        Zitat von elbspitze Beitrag anzeigen
                                        Andererseits wäre dann sicher der Reisebericht hier nicht so unterhaltsam ausgefallen
                                        Verstehe, das war sozusagen eine Investition in Komparsen

                                        Ich habe irgendwo gelesen, dass man sich auch ein Pferd kaufen kann und gleich den Rückkaufpreis dazu verhandelt. Man zahlt also 500€und wenn man es nicht kaputt macht, kauft der gleiche Händler es für 300€ wieder zurück nach der Tour. Wenn man es in ein Loch wirft, hat man halt Pech. Das ist so eine Art Miete, aber mit zusätzlicher Sicherheit für den Händler. Ob das nun ein schlauer Trick ist oder tatsächlich praktikabel sein sollte, konnte ich aus der Ferne nicht rauskriegen.

                                        Wir möchten gerne mal dahin reisen und ein Pferd nur zum Ausrüstungs-Tragen verwenden, nicht zum reiten (Lebewesen, die größer sind als ich, sind mir irgendwie suspekt).
                                        Grüße, Tie »

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                                        • Gast20200707
                                          GELÖSCHT
                                          Dauerbesucher
                                          • 25.05.2013
                                          • 764
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                                          #60
                                          AW: [KG] 3.5 Wochen Tian-Shan und Terskej Ala-Too | Kirgistan mit bockigen Eseln

                                          Haste richtig gehört, so hat es der Slowene auch gemacht. Pferd gekauft und eine ungefähre Besitzdauer ausgemacht und bereits so auch den Wiederverkaufswert verhandelt. Sowas lohnt sich schon und Pferde gibt es dort ohne Ende. Wenn Einem der Preis zu teuer erscheint, einfach beim nächsten Nomaden vorbeischauen. Die sind Alle an einem Geschäft interessiert. Zum Lasten tragen reichen die Pferde allemal, sehr trittsicher unterwegs.
                                          Dort, wo unsere Esel nur rum gestolpert sind und am Wegesrand rumlagen, sind die Pferde mit einem Lachen vorbei geschlendert. Ich denke, gerade beim zügigen Wandern haben Pferde die besseren Tempi um nicht einzuschlafen.

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