[PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

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  • Nita
    Fuchs
    • 11.07.2008
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    [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

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    Mitreisende
    Hallo zusammen,

    wie versprochen überarbeitete ich den kompletten Beitrag und tue Euch nun ganz viele Buchstaben an Den Reiseteil überspringe ich aber trotzdem größtenteils - das wird jeder, der hinfährt, für sich selbst entdecken. Falls es doch Fragen gibt - gern!

    1 - Ishinca


    Nevado Ishinca, 5530m. Die beiden Gruppen vor uns werden wir noch vor dem Gipfel einholen.

    Anreise

    Von Huaraz aus mit dem Taxi (empfohlen, etwa 80 Soles (ganzer Wagen) = ca. 24 USD) oder Collectivo (öffentlicher Minibus/Taxi , Achtung aufs Gepäck!) nach Collón (ca. 3400m) oder Pashpa. Von dort bietet es sich an, einen Arriero (Eselstreiber) mit Eseln zu engagieren. Jedes Tier trägt bis zu 40kg und kostet etwa 30 Soles (8-9 USD) pro Tag, hinzukommen 40 Soles für den Arriero, wobei es üblich ist, diesen auch zu verpflegen. Bis zum Ishinca-Basislager zahlt man nur für einen Tag.


    Ishinca-Basecamp zählt zu den schönsten in der Cordillera Blanca


    Im Zustieg geht man durch Eukalyptus-Wälder, für uns ziemlich exotisch

    Schwierigkeit

    Man liest F bis PD, aufgrund des Gipfelaufbaus würde ich "PD-" vorschlagen.

    Charakter

    Leichte, relativ ungefährliche, aber mäßig lange Hochtour in großer Höhe. Querung Moräne-Gletscher u.U. unangenehm. Größtenteils gute Wege, trotzdem Trittsicherheit erforderlich.

    Besonderes

    1) Das Wasser im Basislager sollte nicht unabgekocht getrunken werden.

    2) Im Basislager befindet sich ein bewirtschaftetes Refugio mit sanitären Einrichtungen (kostenpflichtig), Übernachtungsmöglichkeit, Bier und warmer Küche.

    3) Auf dem Weg zum Ishinca auf 4950m Höhe gibt es eine Biwakhütte (zwei Schlafzimmer, Matratzen, Ofen, aber kaum Holz, keine Decken, soll im Voraus im bewirtschafteten Refugio bezahlt werden (40 Soles))


    das Lager von oben. Viel Wasser, aber nicht ohne Weiteres trinkbar
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    ...Der Wecker klingelte um 3 Uhr und beendete gnädigerweise das ständige Hin- und Herdrehen. Schnell wurde der Tee gekocht, währenddessen mühte ich mich mit einem Müsliriegel ab und schon hüpften wir von Stein zu Stein über die Bachärme in Richtung des Aufstiegs.


    Vor dem Aufstehen: Sauerstoffsättigung im Blut von 69%, Herzfrequenz von 95/min - quasi halbtot

    Der Pfad zum Ishinca, orographisch links abgehend, ist gut ausgetreten und nicht zu verfehlen. In moderaten Serpentinen mit zwischenzeitlichen Abflachungen führt er zuerst zu einem kleinen, unbewirtschafteten, aber durchaus passablen Refugio und dann auf die Moräne, die einen immer näher dem Gletscher bringt.


    Die flache Stufe im Abstieg

    Wir stiegen ruhig, meditativ auf, sodass ich quasi keine Anstrengung wahrnahm und glücklich war, so einfach die Hälfte der Höhenmeter geschafft zu haben. Es war kalt und wir alle brauchten nicht nur Jacken, sondern auch Mützen und Handschuhe bereits bald nach dem Verlassen des Basislagers.


    Moränenschutt

    Auf der Moräne verabschiedete sich ein Kollege, weil es ihm nicht gut ging. Wir zwei stiegen weiter auf, erst noch auf dem bequemen Pfad, dann über ein paar Platten und zuletzt über loses Geröll. Hier suchten wir unseren eigenen Weg über den Moränenschutt zum Gletscher - angenehm zu gehen war das Gelände sicher nicht. Ans Eis gelangt, machten wir einen Fehler und landeten im spaltendurchsetzten Büßereis; richtig wäre es, im sehr (!) weiten Linksbogen im einfachen Gelände zu bleiben. Wir kraxelten währenddessen eine Steilstufe als Direttissima und gelangten so auch in die ausgetretene Spur.


    wir sind zwar nicht in der Spur, in diesen Bergen aber absolut richtig!


    die ersten Eindrücke von den hiesigen Spalten

    Im gewellten Gelände ging es ohne Probleme zum Gipfel, dabei holten wir zwei andere Gruppen ein. Die letzten Meter sind ein wenig anspruchsvoller: Man hat eine Gipfeleisformation zu erklettern und dabei einen Schritt über eine Spalte zu machen. Diejenigen vor uns sicherten sich gegenseitig, wir gingen vorsichtig, aber insgesamt absolut entspannt seilfrei hoch. Und schon waren wir ganz oben und die Aussicht entlockte mir einen Schrei der Bewunderung: Das Panorama vom Ishinca ist einfach gewaltig!


    die letzten Meter zum Gipfel und der Beweis, dass wir die Gruppe vor uns eingeholt haben. Wir selbst gingen hier ohne Seil.

    Der Abstieg ging schnell und unproblematisch, trotzdem war der Tag lang und wir müde. Wie geplant blieben wir für eine Nacht im Refugio auf knapp 5000m Höhe um uns besser zu akklimatisieren. Besonders erholsam war die Nacht jedoch nicht - ich wälzte mich von der Seite zur Seite und wartete wach auf den ersehnten Sonnenaufgang.

    Nach einer guten Stunde Abstieg am Morgen waren wir wieder im Basislager. Und da das Wetter, laut Einheimischen aufgrund des Neumondes, recht bescheiden war, trauten wir unser Gepäck bald wieder dem Arriero Juan und seinen Eseln an.


    das Wetter wird schlechter


    Abladen des Gepäcks im Tal. Hier ist es zu dieser Jahreszeit immer sonnig, in den Bergen schneit es aber gerade.

    Die ersten fünf Tage in den Bergen lagen nun hinter uns, eine wunderbare Zeit, die sehr viel Lust auf mehr machte. Mit leuchtenden Augen stiegen wir ab, fuhren nach Huaraz und bereiteten uns direkt auf die nächste Erkundungstour vor...


    Erneutes Packen auf "unserem" Dach
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    2 - Quitaraju

    Ich lag auf dem Eis und weinte. Allein beim Aufsetzen des Rucksacks war ich aus der Puste, geschweige denn beim Steigen über den rund 30° steilen Gletscher. Zu viert in der Seilschaft, hatte man nicht allzu viel Freiheit was das Tempo und die Pausen angeht und so bekam ich irgendwann nicht einmal genug Sauerstoff, um es anzusprechen. Ließ mich bei der nächsten Pause samt Rucksack in den Schnee fallen, holte krampfhaft Luft und hoffte, dass die Brille die Tränen verdeckt. Dabei hatten wir gerade maximal einen Drittel des heutigen Aufstiegs geschafft.


    in der Quitaraju-Nordwand

    Anreise:

    Von Huaraz oder, besser bzw. näher, Caraz aus fährt man (Taxi/Collectivo) nach Cashapampa, eine Ortschaft in ca. 2900m Höhe am Eingang in die Quebrada Santa Cruz. Dort lassen sich Arrieros und Lasttiere engagieren (50 Soles/Esel, 50-60Soles/Arriero jeweils pro Tag). Bis zum Alpamayo-Basecamp rechnet man mit drei Tagen (zwei rauf, ein runter für den Arriero). Es ist üblich, den Tiertreiber zu verpflegen und ihm u. U. einen Platz im Zelt zu gewähren. Im Zweifelsfall lieber vorher besprechen!
    Taxi von Huaraz kostete uns, wenn ich mich nicht irre, insgesamt etwa 250 Soles.


    Großstadt Huaraz


    Caraz, ein netter kleiner Ort nah am Eingang in die Quebrada Santa Cruz (Alpamayo-Zustiegstal), sauberer und authentischer als Huaraz

    Schwierigkeit:


    Der Normalweg auf den Quitaraju, der NW-Grat (EDIT: Im Spanischen heisst Westen "Oeste", daher ist die spanische Bezeichnung eines Nordwestgrats "NO". Nordost heisst dagegen "NE") , wird mit AD angegeben, war zur Zeit aber nicht zu empfehlen (lang+gefährlich wegen der Seracs). Für die Nordwand (50-60°, 600hm) bin ich mit D einverstanden.

    Character:

    Lange, nach oben hin steilere Schnee-/Eisroute. Im Abstieg Abseilen über Felstände möglich. Direkt rechts von den Felsen halten. Achtung auf das Gelände über einem. Über den Bergschrund am Einstieg Standsicherung sinnvoll.

    Besonderheiten:

    1) Nordwand auf der Südhalbkugel = Sonnenseite.
    2) Je nach Schneekonditionen schlecht absicherbar. Mindestens 2-3 Firnanker und mehrere Eisschrauben mitnehmen.
    3) Teilweise bereits von den anderen eingerichtete Stände im Fels, manche sogar vertrauenswürdig.
    4) Lange Route, früh (vor 3 Uhr) zusteigen.

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    ...600hm und etliche Kilometer haben wir in der ersten Stunde vom Tal aus zurück gelegt. Ohne Gepäck steigt es sich selbst bei Hitze leicht und wir freuten uns, inzwischen halbwegs akklimatisiert zu sein. Nach etwa drei Stunden zügiges Wandern – die Esel laufen überraschend flott – warfen wir die Anker am offiziellen Zeltplatz des Santa Cruz Treks auf 3760m und genossen den restlichen Tag. Da wir den Luxus der drei Zelte für drei Personen hatten, bekam unser Tiertreiber Julio eine eigene Unterkunft und ein Abendessen, das er später zur Hälfte mit nahm. Außerdem nahm er dankbar meine Daunenjacke für die Nacht an – mehr als die Decken, die er sonst zur Polsterung auf die Eselsrücken legt, hatte er zum Schlafen nicht bei.


    Idylle in der unteren Quebrada Santa Cruz

    Am frühen Morgen ging es wieder los. Wir wanderten am wunderschönen See vorbei und stiegen zum Alpamayo-Basecamp (4250m) auf, ebenfalls schön unter den Bäumen gelegen. Die normale Aufstiegszeit beträgt 4-4,5h, wir schafften ihn in 3h30 und kamen trotzdem deutlich nach den Eseln an. Zelte aufstellen (wo bleibt schon wieder die Luft?), Gepäck für den Aufstieg sortieren, Eier kochen. Ja, genau, Eier. In der Blechhütte am Camp gab es Getränke und als einzig essbares Eier für 1 Sol/Stück….


    das Tal ist schön, aber flach und zieht sich


    Quebrada Santa Cruz vom Zeltplatz aus

    Im Nebel und leichtem Schneefall schulterten wir am nächsten Morgen unsere 26-28kg schwere Rucksäcke und stiegen zum Moränenlager auf etwa 4800m auf. Obwohl ein Zelt und jede Menge anderer Sachen und Essen im Basislager blieben, kamen wir beim besten Willen nicht auf weniger Gewicht, entsprechend schwerfällig ging es hinauf. Die Nacht verlief höchst unruhig, ich schlief kaum, rang nach Luft und stand am Morgen zusätzlich mit Übelkeit und Durchfall auf.


    Platten zwischen dem Basis- und Moränenlager


    das Panorama entlohnt immer wieder für das Schwitzen


    …zwischendurch sind wir alle aber ganz schön am Limit.

    Also lag ich da und weinte. Wir hatten gerade erst eine halbe Stunde Aufstieg übers Geröll und eine Stunde Gletscher hinter uns und ich konnte es mir nicht vorstellen, dass der Großteil inklusive der technischen Schwierigkeiten noch kommt. Noch bevor ich zu mir kam, bot ein sich uns angeschlossener Sologänger aus Spanien an die Rucksäcke zu tauschen – der seine war 3-4kg leichter als der meine und er selbst bereits seit einem Monat in der Höhe. Der Ehrgeiz rührte sich, guckte mich und die Route an – und verschwand. Ich musste diesen verfluchten Aufstieg schaffen, jetzt Hilfe abzulehnen wäre einfach nur dumm. Das hier war kein Spiel und kein Training; wenn ich ein Problem bekomme, haben wir alle ein Problem.

    Etwas lockerer – aber natürlich auch Jordi hatte genug Kilos in seinem Gepäck – ging es eine weitere Stunde hinauf. Dann begann der technische Teil, wir tauschten zurück und mein Monster umarmte wieder meine eigenen Schultern.


    der technischere Abschnitt beginnt




    der Kletterer geht mit leichtem Gepäck - bei uns sah es anders aus

    Seile wurden ausgepackt und der Vorsteiger zeigte schönste Eistechnik – ohne Gepäck. Ich folgte, mich übers Klettern freuend – endlich klappte heute etwas! Doch der Plan, die Rucksäcke per Flaschenzug hochzuziehen, scheiterte aufgrund der Reliefs, an dem diese ständig hängen blieben. Für uns bedeutete das: Abklettern und mit dem Gepäck noch einmal hoch. Wer hat schon mal bis zu 80° steile Eispassagen auf 5300m Höhe mit gut 25kg am Rücken geklettert? Und dann macht Euch noch die Schlinge am Tibloc zu lang, so dass das Teil ständig runter rutscht (klemmt es dann trotzdem bei Sturz oder rausch ich durch?) – bester Spaß garantiert! (Dem Vorsteiger wurde zumindest das erspart, er ging verständlicherweise ohne Gepäck hoch. Einmal musste aber auch er abseilen und seinen Rucksack holen.).


    Spaßfaktor zweifelhaft. Den Kopf kann ich übrigens nicht heben wegen des Rucksacks…


    Der Kollege kam an, holte Luft und lacht schon wieder

    Dieser Zustieg, an sich eine ausgewachsene Tour und dieses Jahr laut Einheimischen anspruchsvoller denn je, kostete uns alle jede Menge Kraft, sodass beschlossen wurde, am nächsten Tag zu pausieren. Das war mir durchaus recht: Außer 1/2 Müsliriegel am Morgen habe ich an dem Tag nichts gegessen und konnte auch nicht einmal dran denken. Selbst das Trinken war Arbeit und die Übelkeit allgegenwärtig.


    Standardansicht Alpamayo-Basecamp


    abends vom Lagerplatz aus

    Das große Kino des Hochlagers hieß „Alpamayo“. Nachdem die Kranken – zwei von uns mich inklusive hatten immer noch Durchfall und Übelkeit – es mit dem Aufwachen und Anziehen geschafft haben, legten wir unsere Isomatten in den Schnee und schauten, wie auch das ganze Lager, den Abseilenden in der French direkt Route zu. Zum Nachmittag hin besserte sich mein Zustand soweit, dass ich einige Kekse und ein paar Löffel Nudeln essen konnte – es aber bereut habe. Die Höhe in Kombination mit Bazillen…. Zum Fluchen.

    … Der Wecker, schon wieder. Umdrehen, aus dem Schlafsack schälen, Jacke, Gurt und Steigeisen anziehen, in das Seil einbinden. Ans Essen oder Trinken ist immer noch nicht zu denken, das Stehen fällt schwer. Soll ich nicht direkt hier bleiben? Quatsch, hör auf zu jammern, nachts hat keiner Lust.

    Wir laufen über die erst gut sichtbare, dann angedeutete Spur in Richtung Quitaraju, machen einen großen Bogen um die Eisfall-Auslaufzone und stehen gegen halb sechs unterhalb der Route. Ich – ziemlich am Limit.

    Es ist nicht einfach, sich zu entscheiden umzudrehen. Aber ich habe das Gefühl, bergauf nicht einen Meter hochzukommen. Die Jungs meinen – natürlich indirekt und super höflich – ich stelle mich an. Himmel, hätte ich jetzt viel dafür gegeben, im Zelt geblieben zu sein.



    Es graut am Himmel, dann leuchtet der Horizont im intensivsten orange. Wir balancieren über den Bergschrund und steigen in die Route ein. Durch das seillängenweise Sichern komme ich zwischendurch dazu, Luft zu holen und sogar Fotos zu machen, außerdem steige ich überraschenderweise nicht langsamer auf als der dritte Kollege auf (der ebenfalls nicht ganz gesund ist). Wir klettern Seillänge um Seillänge, mein kölner Kletterpartner steigt alles vor, ich schalte das Gehirn ab und kraxle nur nach. Das Gelände ist schlecht absicherbar, aber einfach zu gehen, wir fühlen uns hier wohl und manchmal macht es sogar ein wenig Spaß. Die Aussicht ist phantastisch, der Alpamayo liegt direkt vor uns, das Wetter ist ideal. Mir geht es etwas besser, nur die allgemeine Schwäche und zwischendurch etwas Schwindel geben zu bedenken. Deswegen sichere ich mich fleißig an Ständen und überall, wo es etwas zum festmachen gibt.


    steiler Schnee en masse


    mein Kletterpartner stieg alles (!) vor


    So mag ich es…

    Nach oben hin wird es steiler. Relativ plötzlich ändert sich die Schneequalität, er wird locker und rutschig, der Hang gefühlt senkrecht (gute 60°). Die Firnanker halten nicht. Ans Eis kommt man nicht ran. Hier solo rumzuturnen – vor allem gleich im Abstieg – ist höchst leichtsinnig. Zwei Seillängen bzw. 80hm vor dem Gipfel, auf 5960m, ist für uns Schluss…


    den Alpamayo hatten wir den ganzen Tag "dabei"

    Das Abseilen zieht sich. Einmal bleibt das Seil beim Abziehen hängen und ich erkläre mich bereit es zu retten. Schon im Dunkeln legen wir die letzten Abseillängen zurück, eingerichtet meist im Fels, überqueren erneut den Bergschrund und suchen nach dem Weg zwischen den Spalten nach unten. Dort angelangt, geht es nach Gefühl zum Camp zurück – eine Spur sieht man nicht – bis wir angeblich da sind, vom Lager aber keine Spur finden können.
    Dort oben vielleicht? Oder doch weiter rechts? Und was ist das für die Riesenspalte, war sie schon davor da? Kamen wir eigentlich so nah am Alpamayo vorbei? HALT! Ist das überhaupt der Alpamayo???
    Die Jungs sind müde und das macht mir Angst. Ich selbst, seit gestern nichts gegessen und nicht einmal einen halben Liter getrunken, fühle mich überraschend wohl. Das Wetter ist passabel, ich könnte notfalls die Nacht durchlaufen, sie aber vermutlich nicht. Also MÜSSEN wir das Lager finden. Auf den Fotos vom Tag identifiziere ich endlich unsere Position und verstehe den gemachten Fehler: Wir sind zu früh abgebogen und in der Serac-Fall-Zone des Quitaraju gelandet. Also auf leisen Sohlen raus und ab nach Hause. 1-2 Stunden später sind wir im Lager.

    So endete unser Quitaraju-Versuch – rund 20h nach dem Start. Es war eine großartige Tour, auch wenn ich sehr mit mir selbst beschäftigt war. Kann man überhaupt einen 6000er machen, wenn man in drei Tagen insgesamt höchstens 300 Kkal und eineinhalb Liter Flüssigkeit zu sich genommen hat? Egal, auf jeden Fall schlief ich die restliche Nacht durch – welch ein Luxus….
    Die Stirnlampenakkus, aber auch die inneren Vorräte waren aufgebraucht – wir beschlossen, abzusteigen. Über die Kletterstellen wurde abgeseilt, dann folgte ein langer, wunderschöner Gletscherzickzack. Vom Basecamp aus ging es in einem Rutsch nach unten und irgendwann hatte ich eine Inka-Cola in der Hand – so viel Zucker und Flüssigkeit würden selbst die Toten zum Leben erwecken. Das Abenteuer Quitaraju war erstmal zu Ende, ich bin mir aber ziemlich sicher, wieder zu kommen. Aufs Hochtragen von Essen könnte ich dann wohl direkt verzichten… 


    im Abstieg. Abseilen oder abgelassen werden mit schwerem Gepäck ist an sich schon ein Abenteuer…


    weiteres Abenteuer-Abseilen.. hoch ging es ein Stück weiter links




    geschafft!
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    3 - Artesonraju

    „Jetzt aber etwas, wo wir gute Chancen auf den Gipfel haben“. „Chopicalqui?“ „Gern!“ – gegen 18 Uhr Abends stand das Ziel für die nächsten Tage fest, inklusive Anreise und Essensplan für vier Tage. 21 Uhr: „Oh nein, das Wetter am Chopi soll schlecht werden, es schneit jeden Tag…“ „Hm, und im Nachbar-/ Parón-Tal? „Besser, lass und dort hin fahren!“ „Passt, aber das mit dem einfacheren Ziel erledigt sich wohl…“


    Artesonraju (6025m), das Symbol der Paramount Pictures

    Anreise:

    Von Caraz aus in rund 2h zum Parón-See auf 4100m Höhe. Kostenpunkt: 150-180 Soles pro Wagen. Die Straße ist in einem schlechten Zustand, es fahren aber normale Taxis hoch. Auf dem Rückweg sind wir für 30 Soles/Person bei anderen Touristen mitgefahren (erst 6, dann 8 Personen im Wagen, s. unten).

    Schwierigkeit:

    Der Normalweg aus dem Parón-Tal wird mit AD bis D und IV° angegeben. Von den Gesamtanforderungen her (Eisbruch) eher D.

    Charakter:

    Lange, anspruchsvolle Hochtour im spaltenreichen Gelände. Auf dem Grat z.T. gemischte Kletterei. Abenteuerlicher Bergschrund (erst recht wenn die Schneebrücke eingestürzt ist – nach uns).

    Besonderheiten:

    1) Anspruchsvolle Wegführung u. a. vor dem BC (s. unten)

    2) Eher wenig los im Tal

    3) Mehrere, allesamt anspruchsvolle Gipfelmöglichkeiten von einem Tal aus (Artesonraju, Nevado Parón, Piramide, Caraz I und II)

    ___________________________________________________________________________________________________________

    So stiegen wir am kommenden Morgen, nach zwei Pausen- und Krankheitstagen in Caraz, erneut in ein Taxi und fuhren von 2300m auf 4100m hoch. Am Parón-See ausgestiegen, erwartete uns ein wunderschönes Panorama, das auf die flache Wanderung zum Basislager neugierig machte. Die Rucksäcke waren wieder schwer: Wir planten länger im Tal zu bleiben und hatten Essen für 10 Tage mit. Es gibt am See übrigens auch ein kleines, kostenloses, bewachtes Refugio, allerdings mit unappetitlichen Toiletten und sehr bescheidenem Matratzenlager. Das einzig Attraktive: Es gibt Bier, Coca- und Inka-Cola.


    Pause am See

    Der Weg am nördlichen Seeufer – südlich sollte man es lieber nicht versuchen – ist verhältnismäßig flach und bequem. Da in Folge der Erwärmung der Wasserpegel gestiegen ist, verschwindet der Pfad im letzten Viertel jedoch unter Wasser und man ist gezwungen, in den steilen Grashang auszuweichen. Es gibt einen schmalen Trampelpfad, insgesamt ist die Angelegenheit mit schwerem Gepäck jedoch ziemlich heikel. Auf dem Rückweg nahmen wir einen Eisgerät statt Stock in die Hand – so ging die Passage deutlich entspannter.

    Es gibt zwei Basislager am Artesonraju: quasi am See und etwa 200hm höher. Der letztere liegt idyllisch am Bach im kleinen Wäldchen, bis auf ein paar Kuhfladen stört nichts das Campingmärchen. Dachten wir.

    Zu dritt unterwegs, nahmen wir zu Beginn drei Zelte mit, von denen eins im BC blieb und zwei auf den Berg mitgenommen wurden. Diesmal entschieden wir uns für nur eins; ich würde im Biwaksack übernachten und notfalls quetschen wir uns zu dritt in das zweier-Zelt. Jetzt stand die erste Nacht an, es nieselte und ich verkroch mich in den neuen Biwaksack. Nicht 15 min später war dieser von innen klatschnass – habe ich nicht genug für die Atmungsaktivität bezahlt? Der Regen hörte zum Glück auf und ich legte mich auf den Sack, den nächstlichen Himmel mit Musik in den Kopfhörern bewundernd.


    Biwaksack gehört seit Jahren zu meiner Lieblingsausrüstung (Foto von später)

    Aus dem Schlaf gerissen, richtete ich mich erschrocken auf: Ein Dutzend pechschwarze Schatten liefen geradeaus aus dem Nichts über den Zeltplatz. Irgendwann identifizierte ich Kühe. Halbwilde Tiere tranken aus dem Bach und verteilten sich im „unseren“ Wald. Einige streiften das Zelt, andere interessierten sich besonders für meine Füße und ließen sich nicht vertreiben. Mehrfach schlief ich ein und wachte auf, weil in kaum einem Meter so ein Ungeziefer graste.


    im Morgengrauen

    Am Morgen frühstückten wir gemütlich – es gab frisches Obst und Käse, sortierten die Sachen und stiegen die Moräne hinauf. Ich dachte, mit Verbesserung der Akklimatisierung wird es einfacher? Nicht wirklich: Immer noch schwitzten, keuchten und fluchten wir unter den Rucksäcken….

    Zum Glück war die Moräne bald geschafft und uns öffnete sich ein beeindruckendes Gletscherpanorama. Steigeisen verließen den Rucksack, ein Seil war aber nicht nötig – musste also weiter hochgetragen werden. Parallel zu einer geführten Gruppe – für zwei österreichische Bergsteiger waren ein Guide, ein Guide-Assistent, ein Koch/Träger und ein Träger dabei – stiegen wir in knapp zwei Stunden gemütlich zum Hochlager auf und bauten das Zelt auf. Das Wetter hat sich inzwischen verschlechtert: Es graupelte. Ich bereitete wir deswegen das Biwak vor, besuchte aber erstmal die Jungs in ihrer etwas besser geschützten Behausung.


    unterwegs zum Hochlager


    nicht ganz flach, aber traumhaft von der Aussicht her

    Am nächsten Tag schliefen wir aus und starteten erst am späten Vormittag, um zum anvisierten Biwak 500hm oberhalb des Hochlagers zu kommen. Wir haben mehrfach gelesen, dass es langwierig und nicht einfach ist, nachts durch den Eisbruch zu kommen; das Umherwirren der Stirnlampen der Österreicher mit Guides in der letzten Nacht sprachen auch eine deutliche Sprache. Wir suchten uns bei Tageslicht eine, sich von der der anderen unterscheidende, Linie aus und legten los…


    von unten konnte man die Linie noch gut sehen, mittendrin wird es unübersichtlich


    stellenweise ist der steilere Weg der sicherere


    schön, aber nicht ohne – dort, wo man gut gehen kann, sind viele Spalten versteckt

    Die Landschaft war grandios. Gewaltige Eismassen, Séracs, riesige Spalten – und wir, drei Ameisen am Seil, mittendrin. Wir kletterten einige steilere Passagen und suchten uns einen Weg durch dieses Eiswirrwarr. Plötzlich merkte ich als Seilletzte den Seilersten kurz zögern – das heißt meistens nichts Gutes – und ganz vorsichtig weiter gehen. Den Seilzweiten hörte ich kurz darauf erstaunt fluchen – sehen konnte ich ihn nicht hinter dem Aufschwung – und spürte ein Zug am Seil. Im ersten Augenblick dachte ich, dass er gesprungen ist und Seil braucht; ich versuchte daher, einen Schritt nach vorne zu machen. Doch das war nicht nötig: Mich warf es sowieso in den Schnee und zog einen Meter bergauf nach vorne, bis ich mich halten konnte. Nun gab es keine Zweifel: Der Kollege entdeckte gerade die geheime Spaltenwelt unter der Gletscheroberfläche.


    als der spannende Teil vorbei war: Alles in Ordnung!

    Mit einfachem Zug kamen wir nicht weiter – das Seil fräste sich nur tiefer ins Eis hinein. Ans Eis, um eine Eisschraube als Fixpunkt zu setzen, kam ich nicht ran, bzw. müsste sehr tief graben. Als ein 100kg-Sicherungsanker tiefer im Hang war ich aber gut zu gebrauchen und der Seilerste, der sich oberhalb der Spalte befand und besser ans Eis ran kam, baute in Ruhe einen mehrfach umgelenkten Flaschenzug. Der Gestürzte kam mit einem gehörigen Schrecken, ansonsten aber unbeschadet wieder an der Oberfläche an und bestaunte die von ihm eingestürzte Schneebrücke.


    ich muss auch noch drüber…

    Weiter ging es doppelt vorsichtig durch recht tückisches Gelände. Nach gut vier Stunden – für 500hm, das soll die normale Zeit sein! – turnten wir eine steile (60°?) Schneepassage hinauf und sahen unter einem Sérac einen idealen Biwakplatz. Fast flache 2x5m, ein starker Überhang als Schutz und das Ganze 20m von der eigentlichen Route bzw. Grat entfernt – was will man mehr?


    unser Traum-Biwak auf 5400m


    die Aussicht am Abend

    Am Morgen starteten wir mit dem ersten Licht. Es war kalt und zügig, dazu hatte es die erste Querung in sich. Danach Hände aufzuwärmen war eine ordentliche Leistung, irgendwann legte sich der Wind aber und wir genossen den Aufstieg.


    was für ein Tag!


    …und war für ein Berg!

    Es gab mehrere Türmchen mit gemischtem Gelände zu überklettern. Einer von uns stieg alles souverän vor, das spezielle an Gratklettereien ist aber, dass auch die Nachsteiger richtig ran dürfen. Dann war der Grat zu Ende – wir haben noch keine 100m Höhe gewonnen – und es ging im mal mehr (60°), meist aber weniger steilem (40°) Schnee weiter. Insgesamt scheint es so, als ob würde das Begehen von 60° steilen Schnee- und Eisflanken zum absoluten Basiskönnen für die Cordillera Blanca gehören.


    schön ist es...


    was macht eigentlich das Wetter hinter unserem Rücken?

    Am Bergschrund ging der Vorsteiger vor als ob nichts wäre – dabei sah die einzige Schneebrücke ziemlich fragil und sehr luftig aus. Um anschließend aufs Eis zu kommen, musste man außerdem einen Miniüberhang hinaufklettern. Er kam an, schlug einen der inzwischen lieb gewonnenen Firnanker ein und sicherte mich nach. Ich meisterte es mit maximaler Vorsicht ebenfalls ohne Probleme, doch der letzte von uns, 15kg leichter als ich und super trittsicher, hatte wieder Pech mit der Brücke…. Zum Glück konnte er sich diesmal rechtzeitig nach oben retten.


    Nita wie immer sehr elegant

    Das Wetter änderte sich und wir machten uns Sorgen. Jeden Tag zog es mittags zu, das wussten wir, doch heute geschah es früher und wir waren in der Mitte dieser Suppe. Man sah nichts, es war kalt und windig. Nach ein paar weiteren Seillängen – technisch nichts weltbewegendes, Schneehänge um 50°, wir sicherten provisorisch mit Firnankern – fragten wir uns, ob es noch sinnvoll ist, weiter aufzusteigen. Wir hatten einen langen, technischen ( bis IV°) Abstieg vor uns und nur einen Biwak als Ziel – da sollten die Reserven noch vorhanden sein. Das wissend bei Nebel und kaltem Wind weiter aufzusteigen schien nicht optimal, wenn nicht zu sagen falsch.


    ungemütlich.


    … und hier schon im Abstieg

    Nach dem Umdrehen und damit Beginn des Abseilens wurde es uns erst recht kalt. Am Bergschrund hieß es, in die Kluft abgelassen zu werden bzw. abzuseilen, zu pendeln und zu versuchen, ans richtige „Ufer“ zu gelangen um hinauf zu klettern. Auch die Türmchen mussten wieder übergeklettert werden – wir waren gut beschäftigt. Selbst in Daunenjacke war es frisch, die Sicht war unterhalb der Wolken aber wieder besser.


    beim Überklettern der Türmchen – hier im Abstieg

    Am Biwakplatz angekommen, machten wir es uns wieder gemütlich. Bald war es auch hier unten neblich, windig und graupelte, „unser“ Serac schützte uns aber so weit, dass wir keine Biwaksäcke brauchten. Die Nacht war warm und gemütlich – endlich waren wir ausreichend akklimatisiert, um am Berg zu übernachten.


    zu Hause! Die Schlafsäcke liegen in einer Nische links unter dem Serac, im Bild etwa über dem Kopf des Menschen


    vom Schlafplatz aus… Im Tal war das Wetter übrigens durchgehend super

    Am Morgen hieß es, direkt vom Schlafplatz abzuseilen. Es folgten ein paar weitere Abseilstrecken, unter anderem über größere Spalten, doch bald wurde es flach genug für den normalen Abstieg. Und hier begann das richtige Abenteuer…

    „Spring!“- meinte der Seilerste, der mal wieder unbeschadet über ein schwarzes Loch drüber kam. Ich konnte jedoch nicht annähernd die Grenzen der Spalte ausmachen und sah mich nach dem Sprung mitten drin landen. Ich setzte mich daher hin, nahm ein wenig Anlauf auf festem Boden und rutschte drüber. Der Dritte wiederholte meine Taktik und auch mehrere weitere, immer schlecht abgrenzbare, Spalten überwanden wir quasi kriechend.


    Die Sonne kommt und taut uns auf - der Abstieg zum Hochlager

    Einmal hieß es „keine Sorge, da ist keine Spalte drunter, nur wird es danach ziemlich steil“. Im selben Augenblick merkte ich den weichen Schnee sich senken und warf mich schnellstmöglich auf den danach kommenden steilen Abwärtshang. An der Stelle, wo ich noch Sekunden davor stand hat sich inzwischen alles eingestürzt und der Seilletzte hatte viel Spaß, über das schwarze Nichts zu kommen.

    Wir sprangen, krochen, seilten ab und waren ständig auf der Hut. Zu dritt am Seil hatten wir gute Chancen, einen Sturz zu halten, doch in die Situation wollten wir nicht (wieder) kommen. Die Landschaft war großartig, die Sonne wärmte uns langsam auf und es wurde gemütlicher.


    Unten packten wir zusammen und stiegen zum Basislager ab, wobei sich der Gletscher ordentlich in die Länge zog. Dort fanden wir unsere Essensvorräte wieder und plauderten mit der vor uns abgestiegenen Gruppe. Ihr Bergführer erkannte mich und erinnerte sich sogar an meinen Namen – so klein ist die Welt! Am Artesonraju haben wir uns nämlich nicht gesehen (sie kamen nicht über das Hochlager hinaus. Von insgesamt sieben Gruppen in fünf Tagen kamen wir am weitesten.)


    Abstieg zum Basislager

    Der restliche Abstieg verlief entspannt. Für die ausgesetzte Grashangpassage nahmen wir einen Eisgerät in die Hand und der Abschnitt wurde wesentlich einfacher.


    wofür die Eisgeräte alles gut sind

    Etwas wehmütlich ging es zurück zum Ausgangspunkt, wo wir direkt von einem Taxifahrer aufgelesen wurden. Er hat zwei Franzosen zum See gebracht und wollte sie und uns runter bringen. Soweit ideal – nur ich zählte nun sechs Personen. „Kein Problem“ meinte der Fahrer und ließ uns, eine Woche lang ungeduscht, zu viert hinten einsteigen. Zum Glück waren die beiden Franzosen ebenfalls Bergsteiger und nicht überempfindlich.
    Auf dem halben Weg nach unten hielten wir in einem Dorf an. Der Fahrer stieg aus, ging nach hinten und öffnete den Kofferraum mit unseren drei Rucksäcken. Zwei Kinder, etwa 7- und 10-jährig kletterten hinein und blieben unbequem und still auf den Rucksäcken liegen. Behutsam fuhren wir weiter und dachten, dass wenn man es entspannt sieht, noch ein paar Personen locker reinpassen würden…


    im Abstieg vom Basislager

    „Wo soll ich Sie hin bringen?“ „Kennen Sie ein Hostel hier?“ „Mit oder ohne TV?“ „Ohne“ „OK!“ So einfach wurde die Unterkunft geklärt. Wir verteilten unsere unfassbar dreckige und verstaubte Sachen auf dem sauberen Boden und versteckten uns nacheinander in der Dusche. Das Abenteuer „Peru“ war so gut wie zu Ende, nur noch wenige Tage Sightseeing und der Flieger steigt….oder doch nicht? Schon beim Mittagessen hatten wir einen anderen Plan und eine Stunde später war die nächste rumpelige Taxifahrt vereinbart…
    ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    4 - Chopicalqui


    Chopicalqui vom (fast) Startpunkt aus

    Der 6354m hohe "Chopi" gehört zu den technisch einfacheren, bestens erreichbaren und beliebtesten Bergen der Cordillera Blanca. Es gibt viele Beschreibungen, doch eigentlich sind sie nicht nötig - dort ist alles mehr oder weniger logisch und klar. Wir entschieden uns, kurz (vier Tage) vor dem Rückflug ihn doch noch zu versuchen und stiegen zu zweit nur mit einem Biwaksack (kein Zelt) und einem Minimum an Essen in zwei Tagen bis auf 5500m (also 100hm über dem höchsten Camp) und biwakierten dort. Inzwischen war die Höhe kein Problem und wir recht fix unterwegs.


    Zwischen dem Basis- und dem Hochlager


    kurz vor dem Hochlager




    einen geschützteren Biwakplatz gab es nicht - entsprechend kühl und windig wird es in der Nacht

    Das Wetter war, wie die letzten Tage auch "stabil instabil" - Ende August kommt langsam der Herbst (Edit: Natürlich nicht der Herbst, sondern der Frühling bzw. die Regenzeit) und es wir zunehmend ungemütlicher in den Bergen. In der geplanten Gipfelnacht zog es ordentlich zu und schneite; unsere Meinungen diesbezüglich gingen zum ersten Mal auseinander und wir diskutierten stundenlang, ob wir starten oder nicht. Kurz vor dem Sonnenaufgang gab es für kurze Zeit klaren Himmel - ich hätte sofort losgelegt - aber auch den immer heftigeren Wind.


    zwischendurch war es sternenklar und wir wollten los, doch dann zog es wieder zu. Auf dem Bild beide Gipfel des Huascaran (67xxm) - technisch nicht schwer, aber gefährlich. Hier sahen wir in der Nacht auch die größte Lawine in unserer Erfahrung. Generell hörte man immer wieder größere und kleinere Eisabbrüche.

    Das Wetter war nicht so schlecht, dass der Gipfel nicht denkbar wäre. Aber auch nicht so gut, dass wir mit gutem Gefühl gestartet wären. Auf jeden Fall wäre es uns in unseren dünnen Daunenjacken und ohne Isolationshose kalt geworden.

    Es war trotzdem ein schöner Ausflug und ein netter Abschluss der Reise. Den Rest des Tages stiegen wir ganz nach unten ab und besprachen bereits die Einzelheiten für das nächste Mal in Peru...


    Laguna LLaganuco

    Insgesamt kann ich nur sagen, dass die Cordillera Blanca ein Traumgebirge und Peru ein super spannendes Reiseland ist. Für uns ging es um das Sammeln der Erfahrungen - mit der Höhe, dem autarken Bergsteigen, auch in der Gruppe. Und das alles hat super funktioniert. Um die Gipfel ist es schade - wir haben ja nur den von Ishinca erreicht - aber irgendwie bin ich mir sicher, sie bald wieder zu sehen
    Zuletzt geändert von Nita; 18.10.2016, 20:44.
    Reiseberichte

  • chriscross

    Fuchs
    • 07.08.2008
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    #2
    AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

    Hammer!

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    • Waron
      Anfänger im Forum
      • 23.11.2011
      • 43
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      #3
      AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

      Tolle Fotos, cooles Biwak
      Schaut aus wie eine ziemlich lässige Reise, Respekt!
      Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben. (Konfuzius)

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      • dominik_bsl
        Erfahren
        • 13.02.2006
        • 296
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        #4
        AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

        Top Bilder und Berge!

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        • codenascher

          Alter Hase
          • 30.06.2009
          • 4960
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          #5
          AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

          Wow!!! Ich hoffe du findest trotzdem irgendwann noch einmal Zeit ausführlicher zu werden.

          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

          meine Weltkarte

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          • HUIHUI
            Fuchs
            • 07.08.2009
            • 2140
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            #6
            AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

            Großes Kino, tolle Bilder!
            Ich bin ziemlich einfach. Ich trinke guten Wein, das ist konzentrierter Sonnenschein.

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            • Flachlandtiroler
              Freak
              Moderator
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              • 14.03.2003
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              #7
              AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

              Zitat von Nita Beitrag anzeigen
              Daher hier als Minimalvariante eines Berichts...

              Editiert vom Moderator
              Die Moderation spricht sich einstimmig für die Langvariante aus!

              Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der
              Meine Reisen (Karte)

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              • Torres
                Freak

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                • 16.08.2008
                • 30593
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                #8
                AW: Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                Wow. Klasse Bilder. Bitte auch um die Langversion
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                • BohnenBub
                  Erfahren
                  • 15.09.2012
                  • 294
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                  Super inspirierend!

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                  • evernorth
                    Fuchs
                    • 22.08.2010
                    • 1828
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                    Seehr beeindruckend.... Wow!
                    My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                    • TilmannG
                      Fuchs
                      • 29.10.2013
                      • 1332
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                      Hei Nita, danke für die Fotos!
                      War jetzt 11 Jahre nicht mehr dort, aber die Cordillera Blanca hat ja tatsächlich noch Eis!
                      Seit ihr am Quitaraju direkt über die Eisflanke oder den Grat rechts herum?
                      Grüße von Tilmann
                      http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                      • Nita
                        Fuchs
                        • 11.07.2008
                        • 1722
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                        Vielen Dank für die supernetten Rückmeldungen!!! Um ehrlich zu sein, sind die Texte sogar bereits geschrieben (azf dem Rückflug), müssen aber ausgelesen werden und der Rest der Fotos sortiert....ich beeile mich

                        Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                        Seit ihr am Quitaraju direkt über die Eisflanke oder den Grat rechts herum?
                        Grüße von Tilmann
                        Über die Eisflanke. Der Grat wird nicht mehr (dieses Jahr?) empfohlen bzw. gemacht wegen der "reifen" Seracs.
                        Reiseberichte

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                        • Nita
                          Fuchs
                          • 11.07.2008
                          • 1722
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                          Hallo zusammen,

                          wie versprochen habe ich nun den ersten Beitrag komplett geändert und es gibt jede Menge Buchstaben zu lesen

                          Noch mal vielen Dank für all die tollen Rückmeldungen!!!
                          Reiseberichte

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                          • evernorth
                            Fuchs
                            • 22.08.2010
                            • 1828
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                            Klasse, auch, wenn mir scheint, dass man sehr konzentriert und höllisch aufpassen muss. Definitiv Adrenalin - verdächtig.
                            Die Landschaft gefällt mir super!

                            Tolle Bilder!
                            My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                            • peter-hoehle
                              Lebt im Forum
                              • 18.01.2008
                              • 5175
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                              Endlich habe ich deinen wunderschönen Reisebericht gelesen.
                              Einfach wunderschöne Bilder aus einer wunderschönen Landschaft.
                              irgendwann hatte ich eine Inka-Cola in der Hand – so viel Zucker und Flüssigkeit würden selbst die Toten zum Leben erwecken.
                              da kann ich dir nur zustimmen.
                              Im Normalfall schmeckt Inka-Cola zum

                              Gruß Peter
                              Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                              Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                              • macroshooter
                                Dauerbesucher
                                • 17.07.2012
                                • 988
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                                Atemberaubend schön.
                                Und: Rrrrrrrespekt vor der Leistung!!

                                Ende August kommt langsam der Herbst und es wir zunehmend ungemütlicher in den Bergen.
                                Wir befinden uns hier auf der Südhalbkugel. Von daher beginnt da langsam der Frühling.

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                                • opa
                                  Lebt im Forum
                                  • 21.07.2004
                                  • 6715
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                                  toller bericht, tolle bilder und anseinend super touren gemacht. glückwunsch!

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                                  • Vegareve
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                                    • 19.08.2009
                                    • 14385
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                                    Zitat von macroshooter Beitrag anzeigen

                                    Wir befinden uns hier auf der Südhalbkugel. Von daher beginnt da langsam der Frühling.
                                    Genau, was Du da getrieben hast nennt sich Winterbergsteigen . (bzw. "Trockenzeitbergsteigen"..)

                                    Ansonsten, was soll ich sagen, ich kann die Fotos nicht wirklich anschauen, sonst wird mir schlecht (vor Neid, Frust, Sehnsucht und noch ein paar verschiedene Emotionen..).......
                                    "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                                    • Nita
                                      Fuchs
                                      • 11.07.2008
                                      • 1722
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                                      Danke Euch allen!

                                      Zitat von macroshooter Beitrag anzeigen
                                      Wir befinden uns hier auf der Südhalbkugel. Von daher beginnt da langsam der Frühling.
                                      Oops natürlich der Frühling.... beziehungsweise das, was nass, bewölkt und damit wiederum kalt ist
                                      Reiseberichte

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                                      • Vegareve
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                                        • 19.08.2009
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                                        #20
                                        AW: [PE] Cordillera Blanca - ein paar Fotos für Bergbegeisterte

                                        OT: Zum Thema 6Tausender mit 300 Kc machen: ich habe diesen Sommer die Erfahrung gemacht, dass ich auch nicht mal 2 Viertausenden in 2 Tagen machen kann, wenn ich dazwischen nicht ordentlich esse, bzw. ich habe sie gemacht, aber auf dem Weg runter (sprich Seilbahnstation) wurde mir kurz schwarz vor Augen und ich musste ohne Widersprechen zwischen zwei Spalten einen Riegel essen, sonst wäre ich vor Unterzuckerung am Rande eines Zusammenbruchs gewesen. Nach einer 16stündigen Tour reicht eine Suppe eben nicht lange....
                                        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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