[IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Quecky
    Anfänger im Forum
    • 08.06.2011
    • 47
    • Privat

    • Meine Reisen

    [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Endlich Sommer, endlich einigermaßen gutes Wetter in den Alpen, endlich wieder die Gelegenheit eine neue Mehrtagestour auszuprobieren. Diesmal haben meine Freundin und ich uns für die Grande Traversata delle Alpi (kurz "GTA") entschieden. Insgesamt ist die Route über 1000km lang, der Wanderführer von Iris Kürnschner und Dieter Haas aus dem Rother-Verlag unterteilt die Tour in 65 Tagesetappen. Das war für uns natürlich zeitlich nicht zu schaffen und auch überhaupt nicht unser Anspruch - wir wollten insgesamt etwas über zwei Wochen unterwegs sein und in dieser Zeit den Nordteil der GTA erkunden. Wir hatten den Wanderführer und Kartenmaterial für die Nordhälfte der GTA dabei und wollten uns verschiedene Abschnitte ansehen und zwischen den Sektionen mit Bus/Zug oder mit Trampen weiterreisen ...

    Wie auch in den letzten Jahren planten wir die Tour ohne Hüttenübernachtung, wir hatten also unser eigenes Zelt, eigene Isomatten, eigene Schlafsäcke und natürlich einiges an Essen und einen Kocher dabei, um uns auf der Tour selbst zu versorgen. Die Möglichkeit auf verschiedenen Almen auf dem Weg Käse einzukaufen war eine willkommene Abwechslung der sonst sehr auf Gefriergetrocknetes ausgerichteten Ernährung ;)




    1. Tag: Anreise & vom Abzweig Griespass bis zur Alpe Bettelmatt

    Für 18€ pro Person vom Süden Deutschlands bis nach Airolo mit der Schweizer Bahn - was für ein Schnäppchen! So teuer sind die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz ja gar nicht, dachten wir uns, als wir dieses Angebot für die Anreise im Internet entdeckten. Los ging es also um 9 Uhr morgens mit dem Zug durch die Schweiz bis an die italienische Grenze. Von Airolo aus gibt es dann mehrmals täglich Busverbindungen zum Startpunkt der GTA (zumindest nach der Version aus dem Rother Wanderführer) an der Alpe di Cruina bzw. am Abzweig Griespass.
    Hier kam dann das dicke Ende der Anfahrt: Der Schweizer Postbus von Airolo zum Abzweig Griespass kostet 27 Franken - für eine Fahrt, die nur etwas über eine Stunde dauert ... naja, geschenkt, endlich an unserem GTA-Startpunkt angekommen, ging es für uns los, die Anfahrt steckte uns noch in den Knochen, das Wetter war nicht gerade ideal, aber immerhin trocken und die Vorfreude endlich wieder in den Alpen wandern zu können riesengroß.


    Der unspektakuläre Startpunkt der GTA am "Abzweig Griespass"

    Wir waren die einzigen Wanderer*innen, die hier ausstiegen, ein paar weitere GTA-Wanderer*innen waren schon an der Alpe die Cruina ausgestiegen und machten sich von dort aus auf den Weg zur Capanna Corno Gries - der ersten Unterkunft auf der GTA. Da wir auf das Rifugio nicht angewiesen waren, kürzten wir also ab und machten uns auf direktem Wege auf zum Griespass - der Grenze zwischen der Schweiz und Italien.


    Der Rückzug des Griesgletschers ermöglichte ein Stauseeprojekt - das Wasser fließt jetzt nicht mehr in die Rhone, sondern in den Lago Maggiore

    Zunächst wandern wir auf einer asphaltierten Straße Richtung Griessee, dann zweigt eine "Umleitung" für Wanderer*innen ab - aufgrund von Bauarbeiten für Windräder ist die Originalroute gesperrt -, es geht über erdige Wiesenhäge immer weiter hinauf, unter uns der Griessee mit dem namensgebenden Gletscher im Hintergrund. Die Rucksäcke sind schwer - wir haben einiges an Essen dabei - aber wir sind glücklich über das trockene Wetter - am Tag zuvor hatte die Wettervorhersage noch angekündigt, dass wir den kompletten ersten Wandertag im Regen laufen müssen würden ...


    Am Griespass (2479m) - Blick nach Süden

    Wir entschieden uns nicht in der auf dem Griespass nach einem Bergunglück mit Pfadfinder*innen errichteten Biwackschachtel zu übernachten, sondern noch ins südlich gelegene Tal der Alpe Bettelmatt abzusteigen. Über Wiesenhänge ging es steil aber unproblematisch hinab in das grüne Hochtal. "Man sind die Berge und Täler hier grün!" sagten wir uns - noch ohne eine Ahnung davon zu haben, woher diese grüne Pracht wohl kommen würde


    Das Hochtal der Alpe Bettelmatt, im Hintergrund der Lago di Morasco




    Weiß jemand was das für eine Pflanze ist? Wir haben sie auf der GTA sehr oft gesehen, sonst ist sie uns aber noch nicht so recht untergekommen

    Nach einem schönen ersten Wandertag kamen wir nach ca. 2 Stunden an der verlassen wirkenden Alpe Bettelmatt vorbei und errichteten wenig später unseren ersten Schlafplatz mit schöner Aussicht.



    Das neue und ultraleichte Zelt war schnell aufgebaut, aber über die Berge zogen schon erste dunkel und bedrohlich wirkende Wolken. Kaum, dass alles im Zelt verstaut war, fing es auch schon an, wie aus Eimern zu gießen. Wir kauerten uns unter die dünne Zeltplane, in der Hoffnung, dass das Zelt bei seinem ersten wirklichen Einsatz auch dicht halten würde. Wir kochten noch kurz in einer Regenpause, mussten das Mahl dann allerdings im Zelt verspeisen, da sich schon der nächste gewittrige Schauer über uns ergoss. Mit dem leisen Geräusch des auf das Zelt fallenden nachlassenden Regens schliefen wir ein

    --- Fortsetzung folgt ---
    Zuletzt geändert von Quecky; 18.03.2017, 18:54.

  • basstardo
    Erfahren
    • 04.12.2013
    • 255
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

    Na aber Hallo ,

    Ihr seit nicht zufällig die 2 die ich auf dem Campingplatz Isola / Alpe Veglia getroffen/kennengelernt habe? Hoffe mal, dass ihr noch weiter gemacht habt und alles gut läuft?

    Gruss
    Westi

    P.S.: GTA 2016 - Ulrichen bis Simplon
    :: FlickR ::
    :: Stein am Rhein nach Cuxhaven ::

    Kommentar


    • Intihuitana
      Fuchs
      • 19.06.2014
      • 2042
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

      Eure Pflanze ist wohl eine Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum)
      Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

      Kommentar


      • Quecky
        Anfänger im Forum
        • 08.06.2011
        • 47
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

        2. Tag: Von der Alpe Bettelmatt über die Bocchetta del Gallo

        Leider hatte sich auch am nächsten Morgen das Wetter nicht gebessert. Nach einer kurzen Pause in der Nacht hatte es am frühen Morgen wieder angefangen zu regnen. Für uns kam dieser Regen sehr ungelegen, erstens weil wir so im Zelt alles verpacken und in den Rucksäcken unterbringen mussten und zweitens weil sich im Laufe der Nacht an der feuchten Außenzelthülle Kondenswasser gebildet hatte, welches jetzt durch das Auftreffen der neuen Regentropfen auf der Außenseite in Bewegung geriet und auf uns heruntertropfte. So verpackten wir uns halb sitzend halb liegend zunächst in unsere Regenkleidung und packten dann Schlafsäcke und Isomatten zusammen. Kurz nachdem wir alles fertig hatten hörte es dann auf zu regnen ... was will man machen ;)
        Die vom Wanderführer vorgeschlagene Route der GTA folgt an diesem Tag dem Valle die Morasco zum gleichnamigen See; von dort geht es rechts ab zum Passo di Nefelgiu. Dieser soll allerdings bei Nässe und nach schneereichen Wintern schwierig zu begehen sein, weswegen wir uns für die Variante entschieden, weiter ins Tal abzusteigen und dann über die Bocchetta del Gallo (2498m) zurück auf die Originalroute zu stoßen. Zunächst ging es für uns also bergab, am Stausee vorbei ... immer wieder fing es mal mehr mal weniger heftig an zu regnen, sodass alle halbe Stunde die Überlegung aufkam: Regenjacke an und schwitzen oder Regenjacke aus und nass werden? Regenhose an und noch mehr schwitzen oder Regenhose aus und noch nasser werden? Je nach Intensität der Schauer entschieden wir uns mal so mal so, was nicht nur unser Fortkommen behinderte, sondern auch ganz schön nervig war.


        Blick zurück, kurz hinter dem Walserdorf Riale

        Mit einigen Problemen bei der Wegfindung schafften wir es schließlich auf der Asphaltstraße vorbei an den Dörfern auf den Wanderweg, der ziemlich steil einen Wiesenhang hinaufführte. Irgendwann führte unser Weg dann weniger steil am Hang entlang weiter bis wir zu ehemaligen Steinhäusern kamen. Dabei verloren wir immer wieder den ziemlich überwucherten Weg, was auch zu einigen Kraxelpassagen führte, da dieser Weg offenbar sehr wenig begangen wird und die Markierungen auch etwas spärlich waren. Schlussendlich ging es dann wieder steiler durch sehr felsiges Gelände, was leider bei den Witterungsbedingungen auch recht rutschig war, auf das Joch zu. Dabei versuchten wir schneller als die aus dem Tal aufsteigenden Wolken zu sein. Die Kombination aus nassen Schutt- und Blockfeldern, spärlich markierter Route und schlechter Sicht erweckte keine besondere Vorfreude ... Dann mussten wir noch mehrere, zum Teil sehr steile und überfirnte Schneefelder queren und waren dann - zum Glück bevor es ganz neblig wurde - oben am Joch.



        Ob die Bocchetta del Gallo tatsächlich eine gute Alternative zum Nefelgiù-Pass war, können wir nicht so richtig sagen, da der Weg ein gutes Orientierungsvermögen und bei den Witterungsbedingungen auch gute alpine Erfahrungen voraussetzt. Trotzdem war es ein schöner abwechslungsreicher Weg.
        Auf der anderen Seite des Passes ging es dann durch schöne Wiesen, durch die sich kleine Bäche zogen, weiter. Und plötzlich war sogar ein wenig blauer Himmel zu sehen. Nach einiger Zeit wurde das blaue Stückchen sogar größer und größer und wir entschieden uns, hier zu bleiben und einen schönen Zeltplatz zu suchen. In der Abendsonne konnten wir dann sogar einen Großteil unserer nassen Sachen trocknen.





        @Intihuitana: vielen Dank!

        Kommentar


        • Quecky
          Anfänger im Forum
          • 08.06.2011
          • 47
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

          3. Tag: Von der Bocchetta del Gallo zur Alpe Devero

          Am nächsten Morgen wachten wir davon auf, dass die Sonne auf unser Zelt schien - was für ein Unterschied zum Tag zuvor! Obwohl wir auf ca. 2400m übernachtet hatten, war es schon um 7.00 Uhr morgens recht warm, sodass das Verlassen des kuschelig warmen Schlafsacks kein großes Problem war ... (die Aussicht aus dem Zelt war allerdings auch schon nicht zu verachten ;) )



          Wir verbrachten einen gemütlichen Morgen und versuchten unsere Schuhe in der Sonne zu trocknen. Wir hatten beide auf der Tour die Lowa Cevedale Pro GTX dabei. Sie hatten zwar am Vortag dank der Gore-Tex-Membran und des dazugehörigen Futters den Regen zuverlässig draußen gehalten, der Außenstoff war allerdings so voller Wasser gesogen, dass die Atmungsaktivität gegen Null ging ... So waren die Schuhe am Abend zuvor von Außen und von Innen klatschnass ... über Nacht hatte sich das Problem zwar etwas verringert, trotzdem stiegen wir nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken des Zelts in ordentlich klamme Bergschuhe ...

          Wir befanden uns (leider) immer noch auf der Alternativroute zum Rifugio Margaroli und wie auch schon am Tag zuvor war der Weg teils stark überwuchert und kaum markiert. So glich unser Abstieg eher einer Rutschpartie auf nassen Grasmatten, als einer genüsslichen Tour hinunter ins Tal. Unten angekommen waren wir glücklich endlich wieder auf der "Normalroute" zu sein und freuten uns auf ein kühles und erfrischendes Getränk im Rifugio, bevor wir den Pass des Tages in Angriff nehmen wollten. Als wir dann am Rifugio Margaroli ankamen, standen gerade drei Männer um ein Geländefahrzeug versammelt und blickten mal darauf, mal auf die Berge - jedenfalls nahm niemand von uns Notiz. Auch auf unsere Begrüßung mit einem freundlichen "ciao" wurde nur mit einem kurzen Kopfnicken reagiert. Wir setzten unsere Rucksäcke ab und nahmen auf einer der Bänke vor der Hütte platz, aber als nach zehn Minuten immer noch niemand Notiz von uns genommen hatte - geschweige denn uns etwas anzubieten - brachen wir leider ohne eine Erfrischung wieder auf. Wir waren beide sehr überrascht über die Situation am Rifugio, so etwas hatten wir beide in den Alpen noch nicht erlebt ...


          Das Rifugio Margaroli liegt direkt an der Staumauer des Lago Vannino

          Nach diesem etwas unerfreulichen Erlebnis begann allerdings eine der schönsten Etappen auf unserer GTA-Tour. Einige Meter oberhalb des Sees querten wir den wunderschön mit Blumen bewachsenen Hang hinauf zur Alpe Curzalma





          Vorbei an der Alpe (an der sich sicherlich wundervoll biwakieren und zelten lässt) geht es dann steiler hinauf Richtung Scatta Minoia (2599m).



          Das Gelände wird steiler und steiniger, nach einiger Zeit mussten wir erste Blockfelder queren. Ich schaute zufällig nach oben, um mich zu orientieren, plötzlich traute ich meinen Augen kaum: Kaum 100 Meter vor mir rauschte ein Mann auf einem Mountainbike mit ultra-breiten Reifen über das Blockfeld auf mich zu ... er saß wirklich auf dem Fahrrad und fuhr auch nicht gerade langsam ... ich rief meiner Freundin hinter mir zu: "Achtung! Mountainbike!" und sie schaute ebenso ungläubig wie ich ...

          Kurz darauf trafen wir zum ersten mal einen anderen Wanderer (da wir am ersten Tag recht spät unterwegs gewesen waren und da wir am zweiten Tag auf einer wenig begangen Alternativroute gewandert waren, hatten wir bis dahin tatsächlich noch keine weiteren Wanderer*innen getroffen). Auch an ihm war der Mountainbiker vorbeigekommen, ihn hatte dieses Erlebnis allerdings nicht ganz so umgehauen wie uns; er meinte nur trocken: "Das war mal eine Performance". Er erklärte uns noch kurz, dass der Übergang über den Pass, den er ja schon hinter sich gebracht hatte, relativ unproblematisch sei; es seien nur drei wenig gefährliche Schneefelder zu überwinden - die der Mountainbiker im übrigen auch einfach heruntergefahren sei ... So wünschten wir uns gegenseitig noch eine schöne Wanderung und machten uns an den weiteren Aufstieg. Die Schneefelder waren tatsächlich weit weniger gefährlich und anspruchsvoll als das eine vom Tag zuvor, durch die pralle Sonne waren sie weich und auch bei Weitem nicht so steil. So kamen wir erschöpft aber glücklich oben an der Scatta Minoia an.


          Der Blick zurück nach Nord-Osten - unsere Aufstiegsroute


          Der Passübergang (2599m) mit dem Biwak (9 Betten, Vorraum mit Tisch, leider etwas ungepflegt)

          Der Abstieg war ebenfalls unproblematisch. Über Schutt und Blockfelder ging ges hinab in ein schönes, mit viel Gras bewachsenes Hochmoor/Feuchtgebiet





          Leider hatte es sich wieder zugezogen, sodass wir uns unser wohlverdientes Mittagessen bei leichtem Nieselregen schmecken lassen mussten. Wir waren ziemlich zufrieden mit unserem bisherigen Wandertag: die Schuhe passten gut, keine Blasen waren zu beklagen und auch die schweren Rucksäcke machten uns nicht so schwer zu schaffen, wie wir es vor der Reise befürchtet hatten. Also beschlossen wir, einen längeren Wandertag zu versuchen und noch möglichst weit abzusteigen. Laut unseres Wanderführers sollte in Alpe Devero ein Campingplatz (vielleicht sogar mit heißer Dusche!) auf uns warten.




          Das gesamte Tal ist ein Naturpark und erinnert landschaftlich irgendwie an Kanada (auch hier gibt es viele Zeltmöglichkeiten)

          Vorbei am Lago di Devero stiegen wir ab in den schmucken Weiler Crampiolo, in dem wir eine kurze Pause einlegten - die Füße taten nach 5 Wanderstunden dann doch ganz schön weh - und kauften den bekannten und regional produzierten Bettelmattkäse (sehr empfehlenswert!) Eine knappe halbe Stunde später erreichten wir den weit weniger schönen, dafür aber von Tourist*innen deutlich mehr überlaufenen Ort Alpe Devero, wo wir auch den versprochenen Campingplatz vorfanden.
          Die Situation dort war allerdings ähnlich skuril, wie am Rifugio Margaroli einige Stunden zuvor. Als wir ankamen, fanden wir dort niemanden vor, erst nachdem wir einige Zeit gewartet hatten, kam ein Jugendlicher auf einem Fahrrad angefahren und meinte, dass die Übernachtung mit Zelt für zwei Personen 17€ kosten würde, dass er noch einmal los müsse und wir uns schon einmal einrichten sollten. Gesagt getan, nur es kam niemand wieder ... so waren wir also auf dem Campingplatz (leider ohne Dusche) mit warmem Wasser und genossen einen sonnigen Abend.

          Kommentar


          • SouthWest
            Erfahren
            • 28.03.2013
            • 373
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

            Danke für den schönen Bericht. Soweit ich gesehen habe der erste GTA Bericht!

            Willkommen in Italien! Da läuft es eben anders als in Österreich (jetzt mal als Beispiel). Die Leute im Rifugio Margaroli sind eigentlich super nett. Die machen aber auch Almwirtschaft und Tagesgäste kommen wahrscheinlich normal eher zu Mittag. Und GTA Wanderer gibt es nicht viele, da erwartet man nicht immer Kundschaft. Habt Ihr mal reingeschaut ob drinnen einer war? Vielleicht habt Ihr auch einfach einen schlechten Moment erwischt.

            Kommentar


            • Quecky
              Anfänger im Forum
              • 08.06.2011
              • 47
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

              4. Tag: Von der Alpe Devero zum Lago Nero

              Als nach einem gemütlichen Morgen, an dem wir uns und unsere Kleidung gewaschen hatten, immer noch niemand aufgetaucht war, um die 17€ zu kassieren - oder auch um uns Marken für die heiße Dusche auszuhändigen - entschieden wir nach einigem Warten einfach loszuwandern.
              Direkt hinter den letzten Häusern der Alpe Devero beginnt ein steiler Aufstieg durch lichten Mischwald hoch in das Hochtal der Alpe Buscagna. Wir waren von der langen Wanderung am letzten Tag noch ganz schön geschafft und die fehlende Möglichkeit, sich erst einmal einzulaufen tat ihr Übriges, sodass wir beide die 400hm Aufstieg in keiner guten Erinnerung hatten. Außerdem zeichnete sich bereits zu diesem Zeitpunkt am Vormittag unser Problem des Tages ab: es war schon sehr heiß und sehr schwül. Im Süden und Westen türmten sich bereits um 10.00 Uhr erste dunklere Wolken, die für den Nachmittag nichts Gutes erahnen ließen ...
              Oben angekommen genossen wir zunächst die wunderschöne Hochebene der Alpe Buscagna (1941m)





              Wir ließen unsere Rucksäcke hinter einem Stein zurück und machten den zehnminütigen Abstecher zum Lago Nero, der auf jeden Fall empfehlenswert ist!



              Wenig später waren wir zurück an unseren Rucksäcken und standen nicht nur vor ihnen, sondern auch vor einem Dilemma: Wir hatten immer noch fünf Wanderstunden und zwei Pässe vor uns, zwischen denen auch keine wirkliche Abstiegsmöglichkeit bestand und um uns herum türmten sich mehr und mehr immer dunkler werdende Wolken. Aus den Erfahrungen der vorangegangenen Tage - es hatte an jedem Tag mindestens einmal geregnet - und wegen eines schlechten Bauchgefühls entschieden wir, uns im Lärchenwald um den Lago Nero ein ruhiges Plätzchen zu suchen, um noch einen halben Ruhetag einzulegen und nicht von einem Gewitter am Pass überrascht zu werden.
              Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn bereits am frühen Nachmittag hörten wir aus den höheren Lagen die ersten Donner grollen und um 15.00 Uhr öffnete der Himmel seine Schleusen, wir suchten Schutz im Zelt, wo wir bis zum Abend gefangen waren, da es ohne Unterlass weiter regnete. In der Dämmerung hörte es dann endlich auf zu regnen, sodass wir wenigstens noch etwas warmes essen und uns die Zähne putzen konnten, bevor wir uns für die Nacht in die Schlafsäcke verkrochen



              5. Tag: Vom Lago Nero zur Alpe Veglia

              Wir hatten am Abend beschlossen früh aufzubrechen, so waren wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Beinen und packten unser Hab und Gut zusammen.





              In den frühen Morgenstunden zeigte sich das Hochtal von seiner allerschönsten Seite und unser Wanderführer, der diese Etappe als "Paradestück" der GTA pries, sollte Recht behalten.





              Wir stiegen eine Weile über Grasmatten und über kleine Geröllfelder auf und erreichten nach einiger Zeit endlich einen glasklaren Bergbach, an dem wir eine Frühstückspause einlegten - unser Wasser war uns durch den nicht eingeplanten Ruhetag ausgegangen. Wir breiteten unser Zelt und unsere Schlafsäcke, die von der Nacht noch klamm waren auf von der Sonne beschienen Steinen aus und kochten uns Frühstücksbrei mit Rosinen (lecker ). Im Lauf der Zeit wurden wir zur Attraktion der zahlreichen Wanderer*innen, die sehr früh in Alpe Devero gestartet sein müssen und uns hier überholten. Unter ihnen waren allerdings auch ein paar beachtenswerte Gesell*innen: ein jugendliches Mädchen war barfuß unterwegs, ein älterer Mann machte sich zur doppelten Passüberquerung mit Birkenstock-Schlappen auf ... warum auch nicht ...
              Nach dieser Pause stiegen wir in gutem Tempo den Talschluss hinauf zum ersten Pass und überholten auf dem Weg wieder einige der Wanderer*innen, die uns weiter unten überholt hatten.


              Blick zurück in das wunderschöne Hochtal der Alpe Buscagna


              Unser Weiterweg hinauf zum Pass


              Oben am linken Rand des Geröllfeldes liegt die Scatta d'Orogna (2461m)


              Blick vom Pass - wieder sah das Wetter nicht so aus wie im Bilderbuch

              Vom ersten Pass aus führt ein steiler aber problemloser Abstieg hinunter in eine Senke mit See und dann auf deren gegenüberliegenden Seite wieder bergauf Richtung Passo di Valtendra (2431m), der in unserem Wanderführer so beschrieben wird: vom See aus quert der Weg "dann unter zerklüfteten Wandfluchten verwegen (eine Felsstufe ist mit Ketten gesichert) durch einen Steilhang in den Passo die Valtendra". Nachdem wir am zweiten Tag dem Rat unseres Führers gefolgt waren und nicht über den Passo die Nefelgiu, sondern über die Bocchetta del Gallo - als Schlechtwettervariante - gewandert waren und dort einige alpine Herausforderungen vorgefunden hatten, die wir bei einer Schlechtwettervariante so nicht erwartet hatten, hatten wir aufgrund dieser Beschreibung zunächst einigen Respekt vor dem Pass vor uns.
              Tatsächlich führt der Pass unterhalb eines steilen Wandabruchs entlang durch teilweise abgerutschte Wiesenhänge - bei Nässe sicherlich nicht empfehlenswert! Die mit Ketten gesicherte Felsstufe erwies sich allerdings als unproblematisch. Wer das hier nicht zum ersten Mal macht, wird sicherlich keine Probleme haben.
              Die Aussicht oben am Pass war wegen der Wolken eher bescheiden und so entschieden wir uns gleich ins Tal abzusteigen. Weiter unten war bereits ein neues Hochtal zu sehen, das noch in der Sonne lag, und das eher zu einem gemütlichen, verspäteten Mittagessen einlud, als der zugige Passübergang. Um zu unserem Mittagessen-Paradies zu kommen, mussten wir leider den schlimmsten Abstieg der gesamten Tour über uns ergehen lassen. Da anscheinend der gesamte rechte Teil des Abstiegshangs steinschlaggefährdet ist, zieht der Wanderweg in sehr steilen und sehr kurzen Serpentinen im linken Teil des Hangs hinab - unsere Knie taten bereits nach einigen hundert Metern weh ... unten angekommen wurden wir allerdings mit einem weiteren "Paradestück" der GTA belohnt.




              Der erste Blick auf den Monte Leone (3553m)





              In Alpe Veglia angekommen ließen wir uns endlich die wohlverdiente Orangenlimo schmecken und wanderten das letzte Stück zum Campingplatz auf der westlichen Talseite. Auch hier erwartete uns das gleiche Bild, wie schon zwei Tage zuvor in Alpe Devero: ein Natur-Campingplatz mit einigen Zelten, aber ohne Eigentümer*in oder Pächter*in. Wir waren allerdings davon nicht mehr so verunsichert, wie bei unserer ersten Begegnung mit diesem Konzept. Da niemand da war und uns andere Camper*innen sagten, es werde heute auch niemand mehr kommen, schlugen wir einfach unser Zelt an einem schönen Fleckchen auf und quatschten den Abend über mit "Basstardo" hier aus dem Forum ;)

              Kommentar


              • basstardo
                Erfahren
                • 04.12.2013
                • 255
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                Na klasse Bericht, da brauch ich ja nix mehr schreiben . Hat Spass gemacht mit Euch 2, sind ja quasi ab Alpe Buscagna zusammen gewandert. Dazu der nette Schwatz am Abend auf dem Campingplatz... Top! Das Paar aus Italien, dass mit dem grossen Zelt: das war gemietet. Dort standen 4-5 Grossraumzelte fix am Platz, die man mieten konnte.

                Gruss
                Westi
                :: FlickR ::
                :: Stein am Rhein nach Cuxhaven ::

                Kommentar


                • smeagolvomloh
                  Fuchs
                  • 07.06.2008
                  • 1929
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                  Vielen Dank für den Reisebericht.

                  Der GTA (bzw. Teile davon) steht schön länger auf meiner Liste.
                  Ich glaube, dass ich mich im nächsten Jahr mal mit diesem Projekt befassen sollte.
                  "Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit."
                  Wilhelm von Humboldt, 1767-1835

                  Kommentar


                  • rara
                    Neu im Forum
                    • 09.07.2010
                    • 4
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                    Auch von mir vielen Dank für den Bericht! Ich bin gerade heute von der GTA zurückgekehrt, auf dem Südteil allerdings und von Posto Tappa zu Posto Tappa. Mir hat der die Landschaft und die Einsamkeit selbst jetzt im August sehr sehr gut gefallen.
                    Im nächsten Jahr möchte mit etwas mehr Zeit im auf dem Nordteil wandern.

                    Wann wart ihr denn unterwegs? Ich habe nicht allzu viel Bergerfahrung und würde Schneefelder etc. lieber vermeiden.

                    Gruß, rara

                    Kommentar


                    • solarperplexus
                      Erfahren
                      • 03.08.2010
                      • 232
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                      danke für den Bericht und die Fotos. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung
                      Der GTA steht schon seit 2 Jahren auf meiner to-hike-Liste Mit dem Wetter hattet ihr ja z.T. Herausvorderungen. Wann genau wart ihr unterwegs?
                      Grüße aus Nordhessen

                      Kommentar


                      • gerdgrauer
                        Neu im Forum
                        • 04.09.2016
                        • 1
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                        Hallo alle,

                        nach drei Wochen Nordhälfte der GTA bin ich wieder heile in der Metropole angekommen. Was für traumhafte Sonnentage, wunderbare Wanderwege und interessante Eindrücke aus dieser gewaltigen Alpenregion, die noch oder besser wieder so unentdeckt, so wenig begangen ist, dass man es nicht nachvollziehen kann. Und das (für mich vegetarische) Essen erst ...

                        Mein Denken geht jetzt schon in Richtung längere Fortsetzung im nächsten Sommer, dann aber mit Zelt oder Biwak.

                        Für alle Neugierigen, Unentschlossenen und alle anderen stehe ich mit Updates, Infos, Tipps und eventuell Leihausrüstung (Führer, Karten, GPS, u.ä.) gerne zur Verfügung. Vielleicht als realistische Gegenstimme für alle gtaweb-Überbeeindruckten, wie ich es einer war, haha.

                        Was für ein Fleck Italia!

                        Kommentar


                        • SouthWest
                          Erfahren
                          • 28.03.2013
                          • 373
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                          Pssst. Ruhig! Nicht weitersagen. Sonst tritt man sich dort bald genau so gegenseitig auf die Füße wie anderswo in den Alpen! 😉

                          Kommentar


                          • Tie_Fish
                            Alter Hase
                            • 03.01.2008
                            • 3550
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                            OT: Ach, gta ist doch Scheiße!!!
                            Grüße, Tie »

                            Kommentar


                            • Quecky
                              Anfänger im Forum
                              • 08.06.2011
                              • 47
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                              6. Tag

                              Wir hatten von mehreren Menschen gehört, dass die folgenden Etappen nicht besonders schön sein sollen, da man weite Abschnitte im Tal wandert. Außerdem wollten wir es auch nicht riskieren, in die Schweiz überzuwechseln, wie es der Rother Reiseführer vorschlägt, da wir uns nicht sicher waren, ob Wildzelten in der Schweiz ebenso problemlos möglich wäre, wie in Italien.
                              Deshalb entschlossen wir uns, ein paar Etappen zu überspringen und in Campello Monti (Etappe 12) wieder einzusteigen. Der von dort bis nach Alagna führende Abschnitt soll zu den schönsten Sektoren der GTA zählen, außerdem warteten dort auf uns mehrere einsame Täler und schöne Pässe.
                              Wir packten also in der Morgendämmerung unser Hab und Gut zusammen und brachen früh auf, um den Bus, der um 8.40 Uhr in Ponte Campo - einem Weiler im Talschluss - nach Varzo fahren sollte, noch zu erwischen.



                              Mit der Morgensonne verabschiedeten wir uns vom Monte Leone



                              Und blickten ins Cairasca-Tal



                              Wir erreichten um 20 nach Acht den Parkplatz am Talschluss, von dem aus der Bus nach Varzo abfahren sollte. Dort spielten sich absurde Szenen ab. Offensichtlich handelte es sich bei dem Parkplatz um einen beliebten Wanderparkplatz für Tageswanderer*innen. Zu dieser Uhrzeit war er schon gut gefüllt mit Autos und einige weitere Wanderer*innen, die etwas später dran waren, machten sich gerade zum Aufbruch fertig. Sie standen allerdings vor einem Problem: die Nutzung des Parkplatzes sollte drei Euro kosten - nur wusste niemand, wie die drei Euro zu entrichten wären, es war niemand da, dem man sie in die Hand drücken könnte. So beschlossen einige der Wanderer*innen, die drei Euro zusammen mit einem Zettel, auf dem sie das Nummernschild ihres Fahrzeugs notierten, in einen Briefkasten zu werden, der mutmaßlich für diesen Zweck gedacht war. Gerade als eine Meute von 30 aufgeregten Wanderer*innen das Prozedere beendet hatten, brauste aus dem Tal ein Fahrzeug herauf und hielt mitten auf dem Parkplatz an, ein junger Mann stieg aus, der sich als Parkplatzwart vorstellte und augenblicklich von allen verbliebenen Wanderer*innen umringt wurde, die ihm erklärten, sie hätten schon bezahlt, das Geld wäre im Briefkasten, das solle er ihnen nun bestätigen usw. ... der junge man wirkte noch reichlich verschlafen und überfordert mit dem ganzen Trubel, wir hingegen stiegen in den Bus, der kurz nach ihm angekommen war und tuckerten das Tal hinab nach Varzo.

                              Von dort aus trampten wir nach Domodossola - ein schönes Städtchen, das man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man ein paar Stunden für Eis und italienische Backwaren entbehren kann ;)


                              Der Marktplatz von Domodossola

                              Von Domodossola fuhren wir mit dem Zug nach Omegna von wo wir aus mit dem Bus weiter nach Forno fahren wollten. Leider verließ uns in Omegna das Glück. Zunächst liegt der Bahnhof etwas außerhalb der Stadt, die wichtigen Busstationen liegen aber im Stadtkern, den wir ohne Italienischkenntnisse und hilfreiche Passant*innen sicherlich nicht gefunden hätten. Dort angekommen wartete schon das nächste Problem auf uns. Es gab zwar Busstationen, diese hatten allerdings keine Nummer und erst recht keinen Fahrplan. Wir fragten also in den umliegenden Geschäften wo und wann der Bus nach Forno fahren würde. Man verwies uns auf einen speziellen Bussteig, jedoch konnte uns niemand sagen, wann der Bus fahren würde, die einzige Information war, dass er wohl noch kommen würde. Also warteten wir. zehn Minuten, zwanzig Minuten, dreißig Minuten ... irgendwann wurde es uns zu bunt und wir fragten in einem weiteren Geschäft nach. Dort teilte uns die nette Verkäuferin mit, dass heute kein Bus mehr nach Forno fahren würde und wir den letzten wohl um eine halbe Stunde verpasst hätten ... die empfahl uns weiter durch den Ort zu gehen und an einer Abzweigung nach Forno unser Glück mit Trampen zu versuchen. Missgelaunt und mit wenig Optimismus machten wir uns also in Ermangelung von Alternativen auf den Weg dorthin.
                              Wir erlebten das klassische Tramp-Phänomen: Alle Leute, die noch Platz im Auto haben und in die richtige Richtung fahren schauen konzentriert an einem vorbei, wohingegen alle, die keinen Platz (mehr) haben, freundlich und entschuldigend winken. Nach etwa 20 Minuten hatten wir jedoch Glück eine Frau nahm uns ein Stück in das Tal mit, an dessen Ende Forno liegt. Mit mehreren weiteren Stopps schafften wir es dann immer weiter ins das Tal hinein. Irgendwann blieben jedoch die Autos aus und wir entschlossen uns die letzten Kilometer bis Forno zu wandern.
                              Doch dann tauchte plötzlich ein roter VW-Bus mit deutschem Kennzeichen und zwei Wildwasser-Kanus auf dem Dach auf. Er hielt an und das Pärchen mittleren Alters lud uns freundlich ein, mitzufahren. Die beiden wollten einfach mal so das Tal anschauen um zu testen, ob sich der Fluss als Kanu-Strecke für das Frühjahr eignen würde. Sie waren so freundlich, uns bis fast nach Campello Monti mitzunehmen - danke dafür!


                              Die alte Schule von Campello Monti dient heute als Schlaflager für Wanderer*innen




                              Das Bergdorf wird nur noch im Sommer bewohnt

                              Wir entschieden uns, nicht in der Herberge zu übernachten, sondern weiter zu wandern und uns oberhalb von Campello Monti mal wieder einen ruhigen Zeltplatz in der Natur zu suchen, nachdem wir die letzten beiden Nächten auf Camping-Plätzen verbracht hatten.


                              Blick zurück

                              Leider fand sich lange Zeit kein geeigneter Platz, um unser Zelt aufzuschlagen. Das Gelände war entweder abschüssig oder von riesigen Grasbüscheln bewachsen, die sicherlich üble Rückenschmerzen als Zeltunterlage verursacht hätten. Wir wanderten also immer weiter Richtung Boccetta di Campello, als sich in unserem Rücken erschreckend schnell Gewitterwolken türmten. Im Laufschritt erreichten wir eine verlassene Alm und flüchteten uns mit den ersten Regentropfen in einen eingestürzten Kuhstall.
                              Es wurde bitterkalt und der Wind frischte auf - und wir konnten nichts machen, als warten, bis das Gewitter vorbei war. Bei diesem Regen und Wind das Zelt aufzustellen, hätte es wohl entweder beschädigt, oder alles wäre nass geworden.
                              Gott sei Dank, ließ der Regen nach einiger Zeit nach und wir bauten unser fragiles Heim in Rekordzeit auf, um die Nacht nicht im völlig verdreckten und statisch nicht sehr vertrauenserweckenden Kuhstall zubringen zu müssen.


                              Im Hintergrund sind noch die dunklen Wolken des Gewitters zu sehen

                              Am Ende dieses extrem langen und durch die ganze Fahrerei auch sehr anstrengenden Tages, fielen wir todmüde ins Zelt und kuschelten uns in die Schlafsäcke.

                              Kommentar


                              • Quecky
                                Anfänger im Forum
                                • 08.06.2011
                                • 47
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                                7. Tag: Alpe dei Vecchio - Rimella - Alpe Baranca


                                Nach dem verregneten Abend erwartet uns Traumwetter am Morgen


                                Und eine wunderschöne Aussicht


                                Die verlassene Alm, die uns am Abend zuvor als Unterschlupf gedient hat

                                Dank des Traumwetters brachen wir frohen Mutes zu einem endlosen Wandertag auf - was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wussten. Zunächst nahmen wir den Aufstieg zur Bocchetta di Campello (1924m) in Angriff, der unsere noch verschlafenen Beine gleich zu Beginn richtig forderte. Früh morgens wirken die Aufstiege irgendwie immer steiler, als später am Tag, wenn man schon ein bisschen warmgelaufen ist ...


                                Am Pass - Blick zurück


                                Im Hintergrund versteckt sich der Monte Rosa in den Wolken



                                Die Wegführung vom Pass durch eine verstreute Ansammlung von Almen ist GTA-typisch unklar, erst wenn man die letzten Häuser der Alpe Pianello hinter sich gelassen hat und mit ein wenig Glück, findet man den richtigen Weg, der ohne Umwege nach Rimella führt. Nach etwa drei Stunden erreichen wir den Ort, der in unserem Wanderführer für seine hervorragenden Einkehrmöglichkeiten gelobt wird. Auf uns macht er jedoch keinen besonders einladenden Eindruck. Wir sehen keine Menschen, an einigen Häusern sind lediglich Schilder angebracht, dass man klingeln oder eine Telephonnummer anrufen soll, wenn man etwas zu essen oder zu trinken haben möchte. Für viele Bewohner*innen der Bergdörfer entlang der GTA scheint sich das Bewirten von Wanderer*innen nicht wirklich zu lohnen, es sind wohl einfach zu wenige Wanderer*innen unterwegs, um wirklich ein Gewerbe finanzieren zu können ...
                                Wir wandern also ein Stück weiter durch den Ort und kochen uns auf unserem Gaskocher ein frühes Mittagessen auf einer Parkbank.



                                Wir standen vor einem Dilemma - in Rimella konnten und wollten wir nicht bleiben, doch die folgende Etappe verlief im Tal bis zur Alpe Baranca (4h 30min entfernt), sodass wir auf dem Weg dorthin auch nicht auf Zeltplätze hoffen konnten - uns blieb allerdings nichts anderes übrig, als bis zur Alpe zu wandern. Wir brachen Mittags zum zweiten Teil des Tages auf. 1000hm im Aufstieg lagen vor uns. Zunächst geht es bergab ins Tal, von dort aus wieder hinauf auf den "Pass" La Res (1419m) - vor dieser Überquerung wird im Wanderführer mit den Worten "im oberen Aufstieg nach La Res sind ein paar exponierte Meter mit Seil gesichert" gewarnt. Die 300hm Aufstieg vom Tal zum Pass durch verlassene Splittersiedlungen erwies sich als extrem zäh und ermüdend. Es war windstill, stickig und durch die niedrige Höhe waren wir permanent von Wald umgeben und konnten so nicht einmal die Aussicht genießen. Die angeblich "exponierte" Stelle erwies sich als völlig problemlos.




                                La Res

                                Im folgenden Abschnitt läuft die GTA-Wegführung wieder einmal zur Höchstform auf. Es gibt eine Umleitung, die nicht markiert, aber aufgrund von Erdrutschen unumgänglich ist. Der Weg über Wiesen und Felder ist völlig überwuchert und kaum auszumachen und es gibt keine Markierungen. Wieder einmal half nur die Hilfe von Einheimischen weiter. Im Dorf Santa Maria wurden wir dann auch noch von Dutzenden von Bremsen attackiert, die sich mit unserem Blut ein Festmahl gönnten. Wir waren so entnervt, dass wir schweigend und im Laufschritt den letzten Anstieg bis zur Alpe Baranca in Angriff nahmen - vom letzten Teil des Tages existieren deshalb auch keine Photos.
                                Völlig erledigt kamen wir am frühen Abend an der Alpe Baranca (1580m) an. Wir wollten dort zu Abend essen und die Wirtin fragen, ob wir in der Nähe der Hütte unser Zelt aufschlagen konnten. An der Alpe angekommen, wurden wir freundlich von einer großen Gruppe Norweger*innen begrüßt, die zum Teil perfekt Englisch sprachen, und die uns den Tipp gaben, uns in einem in der Nähe vorbei fließenden Bergbach zu erfrischen - eine Wohltat ... die Anstrengungen des Tages waren Dank des kalten Wassers wie weggeblasen.
                                Wir aßen ein köstliches Abendessen und unterhielten uns bis in den späten Abend hinein zunächst mit einigen aus der Gruppe der Norweger*innen, später dann mit den Bergführern der Gruppe. Die beiden waren überglücklich über ihren Job. Für sie war die Tour mit der Gruppe nichts weiter als bezahlter Urlaub: eine einfache Bergwanderung ohne gefährliche Stellen und morgens erst um 8 Uhr Frühstück!

                                Wir bauten unser Zelt 100m von der Hütte entfernt auf, legten Isomatten, Schlafsäcke und was man sonst noch so in der Nacht braucht ins Zelt und liefen noch einmal zurück zur Hütte, um Zähne zu putzen. Als wir zurück kamen, trauten wir unseren Augen nicht. Irgendwie sah das Zelt komisch aus, es hatte seine Form verändert. Bei näherer Betrachtung war uns sofort klar: die zentrale Stange des Zeltes war gebrochen und hatte dabei auch noch das Außenzelt beschädigt. Wir waren fassungslos. Das Zelt war vollständig und richtig aufgebaut, der Untergrund war eben und es gab kaum Wind. Die Carbon-Stange unseres MSR Carbon-Reflex II hatte einfach so ohne sichtbaren Grund nachgegeben. Niemand von uns wusste, was wir nun tun sollten. Wir hatten noch 10 Tage Urlaub, noch genug Essen für eine Woche draußen leben und trotz des schrecklichen Nachmittags noch Lust weiter zu wandern ... und dann macht uns das Equipment einfach so einen Strich durch die Rechnung, ein neues Zelt, das gerade mal 6 Nächte hinter sich hatte und neu über 500€ kostet. Fassungslosigkeit.
                                Nur konnten wir auch nicht ewig neben unserem nutzlos gewordenen Zelt sitzen bleiben. Meine Freundin lief zurück zur Hütte, um zu fragen, ob wir dort irgendwo übernachten konnten, während ich das Zelt zusammen packte. Gott sei Dank waren im Bettenlager noch zwei Plätze für uns frei. Wir packten also alles ein und legten uns in der Hütte hin, doch keineR von uns beiden konnte schlafen, uns war klar, mit diesem Materialfehler war unser Urlaub beendet. Ohne Zelt draußen zu schlafen, wenn es jeden Tag regnet, war keine Option, ebenso jede Nacht in den Hütten zu schlafen - bei 40€ pro Person einfach zu teuer, ein neues Zelt besorgen oder das alte reparieren: unmöglich. Wir entschlossen uns also, als das erste Licht der Morgendämmerung zu sehen war, abzubrechen und zu versuchen in einem Rutsch - also an einem Tag - zurück nach Hause zu kommen.

                                Kommentar


                                • Tie_Fish
                                  Alter Hase
                                  • 03.01.2008
                                  • 3550
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                                  Macht nix, die nächsten schönen Abschnitte laufen ja nicht weg! Kauft euch halt nächstes Mal ein richtiges Zelt

                                  Vielen Dank für den schönen Bericht! Meine Gemahlin will schon wieder loslaufen...
                                  Grüße, Tie »

                                  Kommentar


                                  • MaxD

                                    Lebt im Forum
                                    • 28.11.2014
                                    • 8914
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                                    Schade, dass die Tour so ein unschönes Ende genommen hat.
                                    Es war schön, wieder einmal von der GTA zu lesen.
                                    Der Termin für meinen GTA Trip konnte ich gestern endlich festschreiben!

                                    OT:
                                    Zitat von Tie_Fish Beitrag anzeigen
                                    Meine Gemahlin will schon wieder loslaufen...
                                    Tie, schick mir bitte etwas von dem Zaubertrank, den Du Deiner Frau verabreicht hast.
                                    (Kommentar meiner Holden zum Bericht: "zu Fuuuuuß?!")
                                    ministry of silly hikes

                                    Kommentar


                                    • Tie_Fish
                                      Alter Hase
                                      • 03.01.2008
                                      • 3550
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                                      Fahr mit der bestesten da hin, tappelt im Tal hoch zu einem knuddeligen Rifugio und bestell die ganze Breitseite "mezzo pensione" mit "vino tavola" (rosso!) dazu. Dann sag ihr, wenn der Bauch nicht mehr weh tut, dass es jetzt 1000km abend für abend so weitergehen kann. Dann gehts...

                                      Moment, ich gucke...

                                      Zum Ballspiel hier: http://locandaaquilabianca.wixsite.com/piamprato
                                      Grüße, Tie »

                                      Kommentar


                                      • Becks
                                        Freak

                                        Liebt das Forum
                                        • 11.10.2001
                                        • 19609
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [IT] GTA (Grande Traversata delle Alpi) - eine Woche mit Zelt

                                        Zitat von Quecky Beitrag anzeigen
                                        2. Tag: Von der Alpe Bettelmatt über die Bocchetta del Gallo

                                        Die vom Wanderführer vorgeschlagene Route der GTA folgt an diesem Tag dem Valle die Morasco zum gleichnamigen See; von dort geht es rechts ab zum Passo di Nefelgiu. Dieser soll allerdings bei Nässe und nach schneereichen Wintern schwierig zu begehen sein,
                                        Wanderführerquark ist das. Sogar Fusskranke kommen da rüber...
                                        After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X