[AT] "Sommer" in Tirol

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  • Flachlandtiroler
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    [AT] "Sommer" in Tirol

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    Vorgeschichte
    Prinzipiell war sowas wie eine Wiederholung der letztjährigen Sommertour geplant; doch dann hat sich zuerst Mati verletzt; schon fast wieder kuriert, zerlegte sich dann Becks auf Skitour die Haxen. Vegareve kann erst in den Ferien.
    Also Suchkreis erweitert: Der eine tingelt von Kurs zu Kurs durch die Alpen und ist folglich dauer-besetzt. Der nächste kann erst im August, der Vogelfreund muss jeden Monat Monitoring machen. Mit Hagen werden Mati und ich schließlich einig. Die „tredici cime“ in der südlichen Ortlergruppe sollen es werden.

    Eine Woche vor Tourstart besorgt Hagen sich dann eine Bänderdehnung beim Hockey.
    Schlußendlich fahren Mati und ich zu zweit in die Berge, die Gletschertour wird gestrichen.
    Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 17.12.2020, 13:40.
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  • Flachlandtiroler
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    #2
    AW: [AT] "Sommer" in Tirol

    Anreise

    Nach Feierabend kommen wir immerhin noch bis zum Alpenrand, wo wir bei Christian übernachten können. Dass es fast Mitternacht wird mit der Ankunft, liegt weniger an allfälligen Staus denn an einem Wolkenbruch bei Ulm, wie ich ihn selten gesehen habe. Blitze im Sekundentakt...
    Dermaßen verspätet, essen wir nur noch geschwind was und vertagen die Tourenplanung auf morgen, zumal sowieso weiterhin labiles, gewittriges Wetter droht.

    Erster Tag

    Die Sonne lacht und gegen acht starten wir zu dritt von der Talstation zum Tegelberg. Über den gewaltig versicherten Gelbe-Wand-Steig sind wir in zwei-einviertel Stunden auf dem Branderschrofen (1879m), genießen die Aussicht auf die oberbayrischen Seen und füttern die Dohlen. Von Unwetter noch keine Spur.


    Noch nicht Tirol, aber fast: Wanderung zum Tegelberg


    Blick vom Branderschrofen auf Forggensee & Co.

    In dieses fahren wir dann aber hinein auf dem Weg in die Alpen... nach vom Regen erzwungener Siesta in Nassereith steigen wir „Leben im Sonnenschein“ am Gamspfeiler. Die Bewertung (4c, 5a, 6a, 5a) ist echt lachhaft, die Schwierigkeiten wenig zwingend und das plattige Gelände wurde scheinbar auch noch mit zusätzlichen Tritten manipuliert. Aber der Fels an sich ist gut, schließlich kommt auch noch die Sonne heraus und allgemeine Zufriedenheit stellt sich mit einem Bier ein.

    Plaisir-Platten über Nassereith
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    • Flachlandtiroler
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      #3
      AW: [AT] "Sommer" in Tirol

      Zweiter Tag

      Zur Muttekopfhütte müssen wir von der Untermarkter Alm zunächst auf die andere Bachseite gelangen. Das Unwetter von Freitag hat die Brücken zerlegt und den Bach ordentlich anschwellen lassen. In Höhe der Materialbahn kommen wir glücklich über den Malchbach, aber auch danach ist der Hüttenweg an drei Stellen weggerissen. Die beiden ersten im Bereich einer Geröllmoräne lassen sich umgehen, aber kurz vor der Hütte ist ähnlich einem Lawinenanriß die Grasnarbe auf fünfzig Metern aufgerissen und ein bis zwei Meter Erdreich sind auf der ganzen Breite den Hang hinunter – eine Schlammwüste. Wir steigen lieber den schmalen Tobel direkt zur Hütte auf und erreichen diese kurz vor elf.


      Das war noch die harmlosere Querung...


      Trost bei Mistwetter: Es gab Salamander in größerer Zahl zu beobachten (Fotos von Mati)

      Der Wirt ist sehr nett, aber heute quasi allein hier oben. Wenige Meter oberhalb drücken die Wolken. Nach Ingwer-Pfefferminztee und Nußkuchen steigen wir auf zu den nahen Guggerköpflen (15 Minuten auf einem Pfad durch Steilwiesen) und sind endgültig vom Weiss verschluckt. Neben den Mehrseillängen ist ein Klettergarten entstanden, aber selbst hier finden wir nur eine trockene Tour („Gagel“, etwa zwanzig Meter UIAA V). Mati hat keinen Spaß dran, obwohl das Konglomerat (Kalk mit Sandstein) schöne Griffe bietet. Die Wolken werden auch dichter, also geht es wieder talwärts. An der Materialbahn-Station geraten wir in dichte Latschen (der Weg liegt im Bach…) sowie auch in Regen. Zwei Stunden Zustieg, zwanzig Klettermeter im Klettergarten, na super... immerhin regnet es die Nacht über weiter, so gesehen sind wir noch gut weggekommen.


      Mehr Wander- als Kletterurlaub


      edit, Gegendarstellung:
      Zitat von Mati
      Die Wanderung dorthin hat mir brutal gut gefallen, ich fand sie sehr kurzweilig und war beeindruckt, was die Regenmassen ausgerichtet haben.
      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.07.2016, 12:49.
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      • Flachlandtiroler
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        #4
        AW: [AT] "Sommer" in Tirol

        Tage 3 & 4

        Wir fahren fort ins Ötztal, die Wolken sind immernoch dicht und die Wände nass. Also erstmal was Kleines zum Abwarten: Der Stuibenfall ist natürlich jetzt maximal eindrucksvoll und gischtet das ganze Tälchen zu. Wir steigen wohl zweihundert Höhenmeter bis zu der großen Hängebrücke auf. Dahinter folgt ein regelrechtes Treppenhaus gleich neben dem Wasserfall, Spülung inklusive.


        Stuibenfall


        (Foto von Mati )


        Wir setzen auf Wetterbesserung und machen im Sulztal am Wanderparkparkplatz in Gries Mittag:
        Frische Pilze mit Nudeln und Gemüse, Rotwein. Das Packen währt bis halb fünf, dann wandern wir langsam mit unserem Campinggepäck den Fahrweg hinauf zur Amberger Hütte. Der Schrankogel schaut bereits nach der ersten Biegung auf uns herunter und hat ordentlich Neuschnee abbekommen. Etwa einen halben Kilometer hinter der Hütte auf die Sanderflächen hinaus finden wir eine wunderbare Wiese zum Zelten. Die Tütenmahlzeiten vom Globetrotter (hundert Gramm zu 6 Euro 45) kommen an den Start, es gibt noch Kaffee und schließlich eine frühe Nachtruhe.





        Romantisches Sulztal (Foto von Mati)


        Auf dem Schrankogel liegt Neuschnee...




        (Product Placement... bei einem Tüten-Kilopreis von über sechzig Euros suchen wir noch Sponsoren... Matis Foto)

        --



        Um sieben sind wir bei Traumwetter unterwegs. Das Zelt bleibt stehen und bis zum „Hohen Egg“ folgen wir einfach dem Wanderweg. Die zweite Hälfte zum Gipfel mit abermals siebenhundert Höhenmetern ist steiler und verschneit. Mit jedem Meter wird der Neuschee tiefer und weicher, bis zum Vorgipfel nimmt außerdem die Neigung zu, so daß wir mitunter lieber in den Granitblöcken daneben hochkraxeln. Der Gipfelgrat verläuft dann in Stufen oft flach und weist einige "spannende" Stellen auf. Die fünf Stunden haben wir wohl gebraucht bis auf den Schrankogel, die Rundumsicht ist super.


        (Foto: Mati)




        (Foto: Mati)




        Ziel für's nächste Mal: Wilde Leck mit noch nicht wirklich schneefreiem Ostgrat

        Wir bleiben nur kurz, denn der Rückweg verspricht lang zu werden...
        am Zelt zurück gibt es einen Kaffee, dann packen wir zusammen und laufen talauswärts. Schon nach gut einem Kilometer hält ein zerbeulter alter Jetta ohne Kennzeichen neben uns, die Wirtin der Amberger Hütte erbarmt sich unseres vielen Gepäcks und nimmt uns mit.
        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 11.07.2016, 12:50.
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          #5
          AW: [AT] "Sommer" in Tirol

          Tag Nr. 5

          Längeres Bergauf- oder -abwandern wird heute gestrichen aber Klettern geht noch
          Nach einiger Überzeugungsarbeit gewinne ich schließlich Mati für die Nößlachwand. Wir steigen erstmal in die neue Route „Südwind“ ein, die in zwei von fünf Seillängen mit 5c bzw. 5c+ bewertet ist und so die leichteste Mehrseillänge, ganz links in der Wand darstellt.
          Das geht ziemlich glatt, die beiden Schlüssellängen (die zweite davon eine schöne, steile Verschneidung) klappen ohne Mühe. So angespornt, gehen wir nach einer Teepause am Einstieg auch noch eine zweite 5-SL-Tour an, die „Caipirinha“.
          Die fällt dann schon nicht mehr ganz so leicht; die zweite und dritte Seillänge (5c und 6a) muss zumindest ich ganz schön ackern. Dann stehen wir unter dem kleinen, charakteristischen Dach der vierten Länge (6b oder 5c A0) und sind schon platt…
          Ich verabschiede mich gleich von dem Gedanken, das Dach frei zu klettern. Technisch geklettert ist die Länge aber ein Klacks und kostet wenige Minuten. Die letzte Länge sieht dann nach einem plattigen Fünfer aus, ist tatsächlich (wir haben ja kein Topo) aber wohl 5c und es gibt nasse Passagen und eine 2m-Stufe in der Platte, die zwar vernüftig gebohrt ist, aber nach 20m ausgegebenem Seil nicht wirklich vor der Bruchlandung auf der Platte schützt.

          Das Schlüsselstellen-Dach in der "Caipirinha"
          Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 12.07.2016, 09:01.
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            #6
            AW: [AT] "Sommer" in Tirol

            6. Tag

            Nach Ausschlafen, luxuriösem Frühstück (Rührei, Müsli, ...) und verschiedenen Besorgungen sind wir erst gegen zwei Uhr (!) am Hahntennjoch. Erste Wolken sind vorhanden, wir steigen jedoch unter dem Motto „Schaun‘ mer mal“ voll aufgerödelt zum Einstieg der Muttekopftürme hoch.

            Muttekopftürme, Lechtaler Alpen (Foto: Mati)

            Das folgerichtige Gewitter wird unter einem kleinen Felsdach unweit der Einstiege abgesessen. Wir können zusehen, wie die Felsen nass werden und auch die Wassertropfen an unserem Dächlein zu uns hinunterlaufen. Die Blitze donnern bis auf zwei Sekunden zu uns heran, die Stimmung bleibt aber aufrecht.


            Wir bleiben trocken, können aber zusehen, wie unsere Tour einnässt


            Nach vielleicht einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und es ist zwar zu spät für die Tour, aber wir lassen die Rucksäcke im Biwak und schauen uns mal den Einstieg der Route „Frühlingstreiben“ an (Topo). Das nimmt sich gut aus, eine fünfer Länge entlang gut abzusichernden Risses mit Haken in Zehnmeter-Abständen zur Orientierung. Wir legen also metaphorisch mal eine Sack am Einstieg ab und machen uns geschwind davon, denn die Wolken werden ja nicht lange dicht halten… tatsächlich treffen wir im Dauerlauf am Parkplatz ein, als es wieder zu tröpfeln und zu grollen beginnt.

            Wieder so ein Tag, wo wir nichts gerissen haben, den wir aber immerhin draussen verbringen konnten ohne nass zu werden
            Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 12.07.2016, 09:03.
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              #7
              AW: [AT] "Sommer" in Tirol

              #7 & 8
              Die Wiesen sind sauber gewaschen und Wolken umwabern uns bei der Talfahrt; ich melde uns bei der Breslauer Hütte an für die Wildspitze.

              Zuvor biegen wir jedoch nach Zams ab und klettern in der Burschlwand die „Via Theresa“: Schöner, steiler Kalk mit allerdings dicht aneinander gepackter Routenführung. Zwei schräge, botanische 25m-Viererlängen und dann zwei wunderbare Verschneidungs-Längen (5 und 6-). Matibaut noch einen Teil von „Unterländer“ (6+) ein, wie gesagt die Routen verlaufen eng beieinander und zumindest der Panico ist da nicht allzu detailliert.
              Oben gibt es ein weitere, kurze Ausstiegslänge für den Fußabstieg. Ohne mitgenommene Schuhe seilen wir trotzdem ab und prompt verdrillt sich das Seil beim Abziehen. Ich klettere das Seilende an, der Knoten kommt frei, aber trotzdem bewegt sich nichts. Während ich die Prusiken sortiere, steigen zwei Einheimische vorbei und werfen uns das verdrillte Seil hinunter. Die Wartepause nutze ich dazu, den Sonnenbrand auf dem Rücken zu intensivieren… wir bedanken uns bei den Tirolern und sind dann schnell unten.

              Burschlwand bei Zams -- die Via Theresa folgt den Verschneidungen von links nach rechts.


              Um fünf Uhr nachmittags steigen wir schließlich von Vent zur Breslauer Hütte an, ganz alleine denn der Sessellift hat schon Feierabend. Oben ist dann die Bude rappelvoll, geschätzt mindestens zweihundert Gäste inklusive eines Bergführer-Lehrgangs. Diese raten uns auch vom Ötztaler Urkund ab wegen Steinschlag.


              Abendlicher Aufstieg zur Breslauer Hütte
              --

              Frühstück gibt es ab fünf, die ersten rumoren bereits um halb. Das Buffet in der Küche ist sehr gut und wir widmen uns dem ausgiebig. So ist es sicher sechs Uhr durch, als wir uns den Kolonnen zur Wildspitze anschließen.


              Morgendliche Polonaise im Mitterkar.

              Noch strahlt blauer Himmel, aber schon im Mitterkar zieht es zu. Dort ist mit 35 Grad Firn und wahlweise einer kurzen Drahtseilpassage quasi die Schlüsselstelle, dann gelangt man auf ein flaches Gletscherplateau und dort zum kurzen Südwestgrat.


              "Schlüsselstelle" auf dem Normalweg zur Wildspitze




              "Auf-und-zu-Wetter" auf der Pitztaler Seite (Foto: Mati)

              In den Wolken sind wir vom Joch in einer guten halben Stunde am Grat und binnen zehn weiteren Minuten am höchsten Punkt Tirols, 3770m. Die Aussicht ist Null, wir bleiben also nur für zwei Fotos und steigen gleich wieder ab.


              q.e.d.

              Zurück dräunen schwarze Wolken, über uns bleibt es aber trocken und schließlich sogar sonnig.


              Sieht nicht gut aus... (Foto: Mati)

              Um eins erreichen wir die Breslauer Hütte und rasten eine knappe Stunde bei Kaffee und dem letzten Rest Nußkuchen. Diesmal nehmen wir den direkten Abstieg zu den Rofen-Höfen, der steil durch wunderbare Blumenwiesen führt. 1900 Höhenmeter wollen bewältigt werden – ich bin froh um die Stöcke.
              In Rofen tauchen wir in die Tränke und bummeln zuletzt den „Barteb’ne“ Weg auswärts nach Vent. Hier hat ein Steinmetz die Findlinge in Kunstobjekte verwandelt und das alte Gipfelkreuz der Wildspitze ist auch „ausgestellt“.


              Rofen-Schlucht (Foto: Mati)

              Nachdem abends alles geregelt und gekocht ist, beginnt es pünktlich zu nieseln und später richtig zu regnen.
              Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 12.07.2016, 09:05.
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              • Flachlandtiroler
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                #8
                AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                9. Tag

                Was soll ich sagen... wir sind wieder nicht die ersten und erst kurz vor zwei abmarschbereit am Hahntennjoch. Aber heute sind keine Gewitter gemeldet, der Fels ist trocken und schließlich ist es ja bis zehn Uhr hell. Nur fünf Seillängen…

                Also schleppen wir nochmal Eisenzeugs und Halbseile bis auf 2400m hoch, kraxeln über Felsen und Firn zum Rödelplatz und erneut über steilen Firn zum Einstieg. "Der letzte Streich"


                Zustieg

                Einstieg erkunden... (Foto: Mati)

                Der Standhaken ragt hoch über den Firn hinaus, wir stapfen gleich zehn Meter weiter neben der ersten Seillänge hoch bis zum ersten Zwischenhaken und bauen uns da auf. Zehn vor vier klettert Mati, die das Los gezogen hat los. Gottseidank, denn die Wegführung erscheint trotz Topo nicht ganz klar und die ersten plattigen Absätze sind voller Rollsplitt. Ich hasse Platten und fühle mich ziemlich unwohl auf den ersten Metern.


                Sieht aus wie wagemutiger Vorstieg, ist aber Nachstieg (Foto: Mati)

                Ich habe dann gleich einen steilen Riss und etwa gut alle zehn Meter gibt es einen blitzenden Expansionshaken zur Orientierung. Man gewöhnt sich schnell an die Abstände, zumal sich oft gut was unterbringen läßt und das Gelände ja relativ leicht (maximal UIAA 4-5) ist. Die Kletterei ist sehr schön, aber es ist doch recht kalt. Immerhin bleibt das Wetter bis auf wenige Tropfen gut.


                Platten (Foto von Mati)


                Risse und Verschneidungen (Foto: Mati)


                "Nachkommen!"

                Die dritte Länge ist erst plattig, dann an wulstigen Rissen; ich habe in Länge vier schöne Riß- und Verschneidungskletterei in gestuftem Gelände zum Wandbuch. Wir sind scheinbar die ersten dieses Jahr! Im vierten Jahr seit der Einrichtung der Route sind allerdings auch erst neun Einträge drin, vielleicht schreibt sich nicht jeder ein.
                Mati steigt schließlich nochmal vierzig Meter zum Gipfel vor. Auf dem Oberen Muttekopf-Turm mit 2560m ist es schließlich fast sieben Uhr, wir haben also drei Stunden für fünf Seillängen gebraucht. Gegenüber blickt man auf Imst und das Klettergebiet der Muttekopfhütte.


                "Gipfel"(turm)foto von Mati gegen 19 Uhr...

                Fünfmal abseilen und gefühlt zehnmal die Seile aufnehmen und entwirren kostet uns nochmal anderthalb Stunden, denn wir seilen nach Wechsel in die Bergschuhe schließlich auch noch den Steilfirn ab und nehmen die Rucksäcke auf. Hochstimmung kehrt ein, dass wir doch noch etwas Alpines geklettert haben. Um halb neun abends laufen wir dann mit dem ganzen Zeug talwärts und treffen im letzten Licht am Auto ein. Es nebelt ein, die ersten Tropfen fallen -- typisch für diese Woche.

                Das war "der letzte Streich"...
                Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 12.07.2016, 08:59.
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                  #9
                  AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                  Nachträge:

                  Erstmal noch ein wunderschönes Foto von Mati, von dem ich garnicht mehr genau weiss wo es ist, aber das spielt eigentlich auch keine Rolle:


                  Ein gutes Auge und eine geschulte Hand an der Maus können tolle Motive zaubern und es muss dafür längst nicht immer die neueste High-tech Optik sein.

                  --

                  Vielleicht sollte ich mich mal bisschen vom Freizeitstreß lösen... wir hatten eine Woche mit nahezu permanent wackeligen Wetterbedingungen und es hat praktisch jeden Tag geregnet und häufig gewittert. Tag 4 und 7 waren tatsächlich die einzigen (nicht vorhersehbaren) Ausnahmen, wo es ausser dem Neuschneehaufen der Vortage kein Niederschlag gab.
                  Trotzdem konnten wir schöne Touren machen und auch eine ganze Menge klettern. Wir haben so etwa 7000 Höhenmeter und vielleicht zwei Dutzend Seillängen "gemacht".
                  Und die Unbillen des Wetters haben der Bergwelt ja einiges von ihrem ursprünglichen, rauhen Charme gelassen. Der Erlebniswert war hoch, wahrscheinlich höher als hätten wir unter penetrantem Postkartenwetter Gipfel abgeknipst
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                  • Becks
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                    #10
                    AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                    Scheint als wenn ich nicht all zu viel bisher vom Sommer verpasst habe. Und da ich wohl erst recht spät mit der Saison anfangen werde, habe ich bis jetzt auch nur einfache Wanderwege für den Urlaub angepeilt. Den B1 (in der alpin extra Variante) sowie eventuell die Soglio Nordkante bzw. Ost-West-Querung (von Avers zum Pizzo Stella über Piz Duan und zurück nach Juf oder so), mit Biwaksack/Zelt.


                    Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                    Der Erlebniswert war hoch, wahrscheinlich höher als hätten wir unter penetrantem Postkartenwetter Gipfel abgeknipst
                    Soooo abgeneigt wäre ich aber gutem Wetter dann doch nicht.
                    After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                    • geige284
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                      #11
                      AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                      Interessanter Bericht!
                      Besonders für mich als Hallenkletterneuling seit 7 Monaten... Da scheint ihr schon ein bisschen mehr Routine mitzubringen. Darf ich fragen, wie lange ihr schon Klettererfahrung habt, auch alpin? Die Tour bzw. die einzelnen Tagestouren lesen sich relativ spontan, das erfordert sicher schon ne Menge Routine!

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                      • Flachlandtiroler
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                        #12
                        AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                        Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
                        Darf ich fragen, wie lange ihr schon Klettererfahrung habt, auch alpin?
                        Bergtouren, Hochtouren: genügend; Sportklettern seit 9 oder 10 Jahren.
                        Für's Alpinklettern ist der Anfang schwierig zu definieren... ist Zinalrothorn (vor meiner Sportkletterzeit) schon Alpinklettern oder bloß Hochtour? Ist die Punta Albigna oder die Galenverschneidung Plaisirklettern oder doch alpin?

                        Planung war in der Tat freifliegend, da wir ja eigentlich zu dritt die "13 cime" machen wollten.
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                        • moeTi
                          Erfahren
                          • 24.07.2014
                          • 447
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                          #13
                          AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                          Na für das regnerische Wetter wart ihr aber ganz schön unterwegs! Hätte schlechter laufen können, oder? Danke jedenfalls für Bericht und Bilder, macht Lust auf klettern!
                          http://www.outdoorlogbuch.de

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                          • opa
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                            • 21.07.2004
                            • 6715
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                            #14
                            AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                            Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                            Nachträge:


                            --

                            Vielleicht sollte ich mich mal bisschen vom Freizeitstreß lösen... wir hatten eine Woche mit nahezu permanent wackeligen Wetterbedingungen und es hat praktisch jeden Tag geregnet und häufig gewittert. Tag 4 und 7 waren tatsächlich die einzigen (nicht vorhersehbaren) Ausnahmen, wo es ausser dem Neuschneehaufen der Vortage kein Niederschlag gab.
                            Trotzdem konnten wir schöne Touren machen und auch eine ganze Menge klettern. Wir haben so etwa 7000 Höhenmeter und vielleicht zwei Dutzend Seillängen "gemacht".
                            Und die Unbillen des Wetters haben der Bergwelt ja einiges von ihrem ursprünglichen, rauhen Charme gelassen. Der Erlebniswert war hoch, wahrscheinlich höher als hätten wir unter penetrantem Postkartenwetter Gipfel abgeknipst
                            sehr schöner bericht und super bilder - vielen dank! ascheinend das beste aus dem wetter gemacht! ein bisschen neidisch bin ich da schon, trotz eher bescheidener verhältnisse. wobei ich mich wahrscheinlich richtung arco verdrückt hätte, oder war da das weter auch schlecht?

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                            • Flachlandtiroler
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                              • 14.03.2003
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                              #15
                              AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                              Zitat von opa Beitrag anzeigen
                              wobei ich mich wahrscheinlich richtung arco verdrückt hätte, oder war da das weter auch schlecht?
                              Arco war nicht auf der Agenda -- alpines Klettern oder Hochtouren waren (eigentlich) gesucht.
                              Ganz im Osten war's Wetter wohl (entgegen der Vorhersagen, die wir unterwegs so mitbekommen haben) doch ganz brauchbar. Aber da kenne ich nix und wir hatten ehrlich gesagt auch keinen Bock, die kostbare Woche im Auto zu verbringen...
                              Meine Reisen (Karte)

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                              • opa
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                                • 21.07.2004
                                • 6715
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                                #16
                                AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                                Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                Arco war nicht auf der Agenda -- alpines Klettern oder Hochtouren waren (eigentlich) gesucht.
                                Ganz im Osten war's Wetter wohl (entgegen der Vorhersagen, die wir unterwegs so mitbekommen haben) doch ganz brauchbar. Aber da kenne ich nix und wir hatten ehrlich gesagt auch keinen Bock, die kostbare Woche im Auto zu verbringen...
                                in der tat - für hochtouren ist arco tatsächlich nicht so der knüller.beim alpinen klettern liegt es halt ein bischen im auge des betrachters,w as man darunter versteht. aber immerhin hätte es dann nebenan noch die brenta. da gäbe es für hochtourengänger sogar noch eine eisrinne, falls der klimawandel von ihr noch etwas übrig gelassen hat.

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                                • dierike
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                                  • 06.12.2008
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                                  #17
                                  AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                                  Habe ich jetzt erst gelesen... wohl noch das beste draus gemacht!
                                  Am Gamspfeiler war die 6a Länge wohl ein Druckfehler und 5a, so passt es dann mMn auch in die Gesamtbewertung, die großzügig, aber vielleicht nicht lachhaft ist. Nößlach wollte ich bei Gelegenheit auch mal anschauen. Ward ihr auch an der Muttekopfhütte? Ich fand die Knödel sensationell :-D aber das ist dann wieder klettern kulinarisch... Haben dort jedenfallls auch schon ein paar schöne Touren gemacht.

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                                  • kartollchen
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                                    • 26.11.2014
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                                    #18
                                    AW: [AT] "Sommer" in Tirol

                                    Oh mein Gott,, erstens will ich jetzt sofort Knödel und zwar am besten Bärlauch, aber insgesamt sehr beeindruckende Bilder und auch Erfahrungen de da gezeigt wurden, sehr spektakulär und wunscherschön die Natur dort. Einfach herrlich auch ich muss mal wieder in die Gegend kommen.

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