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Im Rahmen unseres Südamerikaaufenthaltes haben wir im Mai unsere Trekkingtour Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe gemacht.
Wir waren mit An- und Abreise ex Peru, Huaraz knapp 3 Wochen unterwegs. Es war eine unserer Top 3 Touren – und von der Anstrengung her, die härteste Tour die wir bisher gemacht haben. Grund hierfür ist natürlich die Höhe in der wir uns mit unseren vollgepackten Rucksäcken (zu zweit ca. 50 kg ) bewegt haben und die zahlreichen Passquerungen. Aber wir sind stolz, dass wir es ohne Tragetiere alleine geschafft haben.
Es war ein unglaubliches Erlebnis welches wir nicht mit einer ganzen Trekkinggruppe teilen mussten sondern die Momente immer zu zweit genießen konnten – oder ggfls. geflucht haben wenn es mal wieder stundenlang nur bergan ging.
GPS – Route, Kartenmaterial und Wanderbeschreibung hatten wir schon aus Deutschland mitgebracht. Proviant und Gaskartuschen haben wir in Huaraz dem Tor zur Cordillera Blanca besorgt.
Höhenprofil der Tour:
Los geht’s:
Gegen 05.00 Uhr klingelt der Wecker, wir frühstücken und um 05.30 Uhr verlassen wir das Hostel um mit einem der ersten Collectivos von Huaraz nach Caraz zu fahren. Entfernung ca. 70 Kilometer, Fahrtdauer 1 Stunde. Die Fahrt kostet 6 Peso pro Nase bzw. wir bezahlen für 3, da unsere Rucksäcke einen Sitzplatz einnehmen und wir keine Lust haben unsere Rucksäcke auf dem Dach zu verladen und das Tragegestell zu beschädigen – wir haben ja neben dieser Tour noch weitere geplant. In Caraz nehmen wir dann ein Velotaxi, welches uns zum Collectivoterminal Abfahrt Cashapampa bringt. Dort haben wir unglaubliches Glück. Wir können wählen zwischen einer Collectivofahrt für 10 Peso pro Person oder 40 Peso Taxifahrt. Wir entscheiden uns für das Collectivo welches in diesem Fall ein ganz normales Auto ist. Diese fahren bekannterweise erst dann los, wenn alle Plätze besetzt sind, nach bereits 20 Minuten sitzen wir mit 4 Personen auf der Rückbank sowie 2 Fahrgäste auf dem Beifahrersitz. 1 knappe weitere Stunde später hat sich das Fahrzeug dann auf einem Feldweg über Schluchten an steilen Abhängen vorbei zu unserem Startort Cashapampa hochgeschraubt.
Wir trinken eine Tourstart Local- K&R Cola und dann starten wir. Natürlich nicht ohne kontrolliert zu werden, ob wir auch ein Trekkingpermit haben. Es ist unglaublich warm. Nach ca. 20 Minuten stehen wir am eigentlichen Startpunkt des Trecks wo wir erstmal Sunblocker 50 in unserem Gesicht und auf den Armen verteilen. Das obligatorische Startfoto und los geht’s. Aber nicht im Sauseschritt. Wir müssen von 2.900 Meter auf 3.850 Meter aufsteigen. Obwohl wir gut akklimatisiert sind, erscheint uns das für den ersten Tag doch zu viel, sodass wir gerne auf 3.300 Meter ca. aufsteigen möchten.
Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Santa Cruz-Schlucht. Am Fluss steigen wir stetig auf. Zu Beginn ist die Schlucht sehr eng, sodass wir nach Sonnenpassagen auch immer wieder kühlenden Schatten finden. Sehr angenehm, zumal die Rucksäcke eigentlich viel zu schwer sind.
Aber das ist der Preis, den wir für unabhängiges Trekking zahlen. Wir wollen weder in einer 20er Gruppe marschieren noch einen separaten Eselstreiber, wo wir unflexibel sind. So können wir die Tage nach Lust und Laune gestalten, bei Regen stoppen, bei „wir können nicht mehr“ Pause machen und sind an keinen Zeitplan gebunden.
Wir bleiben immer auf der rechten Flussseite. Dieser sprudelt in kleinen Kaskaden und Wasserfällen dem Tal entgegen. Die Farbe des Wassers zeugt davon, dass der Rio Santa von Gletschern gespeist wird. Nach ca. 2 Stunden beschließen wir den ersten Wandertag zu beenden im Angesicht des Torre vorm Nevado Santa Cruz. Wir finden einen tollen Zeltplatz direkt am Fluss, geschützt und vom Wanderpfad nicht einzusehen.
Flink ist unser Hilleberg-Slot aufgebaut und unsere mobile Trangia-Küche zaubert Kartoffelbrei mit Karotten. Wir sind gerade mitten am Essen, da taucht eine Herde Rinder auf. Diese sind ein wenig angriffslustig. Mein Mann hält sie mit unseren Trekkingstöcken davon ab, dass sie unser Zelt zerstören. Passenderweise habe ich auch noch eine rote Jacke an. Aber hier können wir nicht bleiben, offensichtlich ist dieser Platz ihr Nachtlager. Also in Windeseile unser Hab & Gut zusammengepackt, das Zelt nicht zusammengeklappt sondern nur die Nägel gezogen und dann weitertransportiert auf einen gegenüberliegenden Hügel. Wieder aufgebaut. Schön, dass unser Slot sandfarben ist, so fügen wir uns gut ins Landschaftsbild ein, denn dieser Platz kann vom Weg aus sehr gut gesehen werden. Die Nacht ist warm und am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt.
Nach einem Frühstück bestehend aus Knuspermüsli und Haferflocken starten wir den Tag. Hierzu sind wir bereits um 06.00 Uhr wie auch an fast allen folgenden Wandertagen aufgestanden. Da es bereits um 18.00 Uhr dunkel wird muss der Zeltplatz um 17 Uhr gefunden sein und wir wollen ja auch die Panoramen genießen, Pause machen und die Schnellsten sind wir mit dem schweren Gepäck in der Höhenlage und gerade bei Aufstiegen nicht.
Der Pfad setzt sich am zweiten Trekkingtag analog zum ersten fort. Wir steigen weiter in der Schlucht auf, immer am Fluss entlang. Es ist einfach traumhaft, dass Wasser plätschert, Pflanzen welche wir nur aus dem Palmengarten kennen, wachsen auf Bäumen im Wasser.
Die Sonne strahlt und Lacht. Der Weg ist mal sandig, mal steinig. Insgesamt könnte man den Eindruck haben, man ist in der Schweiz unterwegs. Wir sagen, dieses fantastische von der Natur erschaffene Panorama wirkt, als ob ein Landschaftsarchitekt die Komposition entworfen hätte. Unsere Blicke können wir kaum lösen.
Bei unserer ersten Pause sind wir wieder von neugierigen Rindern umzingelt, diese sind aber friedlich. Auch die kurzen Trinkpausen dauern länger, da das Wasser immer gefiltert werden muss. Dies war ein Rat der Einheimischen und als wir die zahlreichen Tiere (Kühe, Esel, Pferde) sehen wird uns auch schnell klar warum.
Zur Mittagszeit – wir knuspern gerade Müsliriegel – beginnt das Wetter umzuschlagen. Es wird wolkig und trüb. Wir lassen uns nicht beunruhigen da wir für alle Fälle gerüstet sind. Außerdem wollen wir heute Strecke machen und ein ordentliches Stück vorwärts kommen.
Schließlich erreichen wir den offiziellen Campground Llamacorral(hauptsächlich für Gruppen – wir haben unser Zelt immer woanders aufgepflanzt – mit einer Ausnahme). Sind wir froh, dass wir alleine unterwegs sind. Aber wir staunen nicht schlecht, als wir einen Bretterverschlag sehen wo Süßigkeiten und Softdrinks verkauft werden. Wir schlagen sofort zu, da Kochen viel zu lange dauern würde in Anbetracht dessen, was wir heute noch vor uns haben. Der Verkäufer kann sein Glück ebenfalls kaum fassen als wir im eine 1,5 Liter Coca-Cola Flasche abkaufen.
Wir setzten uns auf die Wiese blicken in Richtung Pass Punta Union und geben uns dabei eine volle Zuckerdosis. Wir unterhalten uns, über dies und das –blicken zum Pass und sehen dass das Wetter dort richtig mies ist und es schüttet. Kein Problem, heute wollen wir da ja nicht hoch nur möglichst nah dran. Und dann kam es wie es kommen musste. Der Regen ist bei uns und wir sitzen in unserer normalen Trekkingkleidung da, die Rucksäcke haben kein Regencape an, geschweige denn die sperrigen Isomatten. So etwas ist uns ja noch nie passiert. Jetzt bricht Hektik aus. Isomatten in einen großen Müllsack. Rucksäcke Regencape anziehen unserer normale Sachen in den Rucksack verstauen, Regenkleidung an. Glücklicherweise sind wir darin ja geübt und innerhalb von wenigen Minuten sind wir vom Trocken in den von-oben-Nass Modus umgeschaltet.
Gut, dass das Cola-Zuckerwasser sofort ins Blut geht und einen wenn auch nicht nachhaltigen Energieschub gibt. Der Rest des Tages gestaltet sich nämlich 20 Minuten Regen, trocken, Regen usw.
Der Pfad ist hier recht gut zu gehen, da es im leichten Auf und Ab voran geht. Trotzdem ist Trolli bald am Verzweifeln. Wir marschieren und marschieren und laut Wanderkarte des österreichischen Alpenvereins und unserer Wanderbeschreibung aus dem Hause Rother müssten wir schon längst die Laguna Ichicocha auf 3.850 Meter erreicht haben. Aber diese ist weit und breit nicht erkennbar.
Dann durchqueren wir eine Senke mit vereinzelten, kleinen Rinnsalen. Hier im Sand, Gras Gemisch weiden Esel und Rinder. Wie wir später feststellen werden, war dies die besagte Laguna. Es wird nun richtig kühl und auch windig. Ein Wegweiser zur Besteigung eines Berges lässt uns dann vermuten, dass die besagte Senke die erste Lagune war.
Kurz darauf funkelt ein türkisblauer See vor uns – ein Ufer begrenzt durch die Berge in welchem ein wunderschöner leider zum Teil in Wolken verhüllter Gletscher winkt, das Ufer an welchem wir entlangwandern ist von malerischen Bäumen gesäumt.
Jetzt hört der Regen gar nicht mehr auf, es wird als stärker. Am Ende der Lagune sind ein paar niedrige, windgepeitschte Büsche. Da es auch schon bald dunkel werden wird, suchen wir dazwischen ein bisschen geschützt einen Zeltplatz.
Glücklicherweise haben wir ja zu zweit ein 3er Zelt mit verlängerter Apsis. So finden neben unseren trockenen Rucksäcken auch in einer Ecke unsere klatschnasse Regenausrüstung Platz und können ausgebreitet über Nacht gut trocknen.
Am nächsten Morgen sinkt die Stimmung auf den Gefrierpunkt. Wir haben alles eingepackt und unsere Regensachen an da beginnt es zu Schütten. Glücklicherweise steht das Zelt noch. Es hört auch nicht auf. Da es kalt ist öffnen wir die Rucksäcke und ziehen unsere warmen Sachen an, legen unsere Isomatten und Schlafsäcke aus. In der nächsten Regenpause versuchen wir es erneut und super wir sind startklar und brauchen noch 10 Minuten um das Zelt einigermaßen trocken zu verpacken und was passiert? Natürlich: Die Schleusen von oben gehen erneut auf. Es ist einfach zum Kotzen. Also wieder alles auspacken, da es einfach zu kühl ist ohne zusätzlichen Wärmeschutz zu warten. Im dritten Anlauf schaffen wir es dann. Sage und schreibe 13 Uhr ist es, und dafür sind wir eigentlich um 06 Uhr aufgestanden. Unser Tagesziel können wir natürlich vergessen, da wir spätestens um 17 Uhr einen Zeltplatz suchen müssen.
Wir marschieren los, es ist stechendheiß und Trolli hat bereits nach 30 Minuten Durst ohne Ende. Der anfängliche steinige Pfad führt in eine Sandebene welche schwer zu durchqueren ist und Kraft kostet. Mein Mann filtert Wasser aus dem nahen Fluss, wir futtern mal wieder Müsliriegel und Schokokeks.
Und dann wird es plötzlich windig und eiskalt. Und es regnet. Toll. Weiter geht es. Irgendwann ist auch diese Sandpassage zu Ende. Wirklich besser wird es nicht – der „Pfad“ schon, Geröll und Stein aber jetzt bergan. Wir blicken in eine gigantische Schlucht und steigen an. Wenn hier Regen bzw. Schlammlawinensaison ist, wird das sehr gefährlich – den Weg der Lawinenabgänge kann man sehr deutlich erkennen.
Verzaubern tut uns der Blick zurück – zwischenzeitlich hat es aufgehört zu regnen die Sonne blickt ein bisschen durch die Wolken und wir schauen ins Tal mit den Bergen im späten Nachmittagslicht.
Wir können unser Glück nicht fassen, als wir einen Wegweiser erblicken Ferrari Route zum Alpamayo. Da sind wir ja doch weiter gekommen bzw. schneller vorwärtsgekommen als geplant. Wir posen ein bisschen vor dem Schild mit der Höhenangabe und sagen uns, nun gut uns geht es gut wir steigen weiter auf – mittlerweile sind wir auf über 4.000 Metern unterwegs.
Ca. eine Stunde später rasten wir und genießen ein unglaubliches Gletscher-Bergpanorma. Die Bergspitzen gehen auf und zu – mal zeigen sich die Gletscher ganz, mal teilweise mal nur Wolken. Wie ein Vorhang der Auf und Zu geht im Abendlicht. Toll. 5 Sterne. Wir können uns gar nicht satt sehen, was für ein schöner und versöhnlicher Tagesabschluss. Wir schauen uns nach einem Zeltplatz um. Da wir nicht mehr bis zur Tayapampa (eine weitere Stunde An- und Abstieg) wandern möchten pflanzen wir das Zelt in Ermangelung anderer Möglichkeiten direkt neben den Weg. Mit exklusiven Ausblicken.
Am nächsten Tag wollen wir eigentlich endlich über den ersten Pass, Punto Union / 4.760 Meter kommen und die Standardroute verlassen. Hier in diesem Bereich sind doch viele geführte Touren und entsprechend viele Eselskarawanen unterwegs.
Das Wetter ist mal wieder äußerst bescheiden, kalt und man sieht auch schon, dass es heute wieder regnen wird. So macht wandern kein Spaß. Wir passieren die Tayapampa steigen auf und zwar im strömenden Regen. So kommen wir nicht über den Pass, das ist uns klar. Außerdem wollen wir oben ja auch etwas sehen. Also pflanzen wir nach nur 2 Stunden das Zelt auf und verkrümeln uns in die warmen Schlafsäcke. Irgendwann hört der Regen auf und Thomas legt die Sachen draußen zum Trocknen aus. Regenausrüstung von uns, den Rucksäcken, den Isomatten, Handtücher, feuchte Schuhe. Alles ist irgendwie klamm außer unsere Schlafsachen.
Dann ruft Thomas: „Trolli – komm aus dem Zelt und schau dir das an“. Ich stecke meinen Kopf aus der Tür und WOW. Was für ein Panorama. Die Wolken sind fast weg und gegenüber von uns liegt eine riesige Gletscherwand. Wir genießen ein tolles Spiel der Wolken welche wieder das Vorhangspiel vorführen. Riesengroßes, fantastisches Outdoorkino. Dann wieder Regen – schnell alles einsammeln. Und ab ins Zelt.
Am nächsten Tag haben wir Glück. Es ist zwar kein strahlender Sonnentag, aber es ist trocken wenn auch etwas wolkig. Da es nur ein zartes Wolkenband ist, haben wir freien Blick auf die Gletscherwand.
Wir beginnen den Schlussaufstieg auf den Pass Punta Union in 4.760 Meter Höhe. Es ist unsere bisher höchste Höhe. Der Aufstieg ist sehr anstrengend – der Weg geht in steilen Serpentinen nach oben, ist aufgrund des vielen Regens nicht nur steinig sondern an vielen Stellen auch Schlamm und Matsch. Die letzten Meter gehen über durch den vielen Regen spiegelglatte Felsplatten.
Nach ca. 1 Stunde machen wir ein Päuschen. Für die besonders schweren Tage haben wir auch besondere Pausensnacks in unseren kleinen Transportbehältern: Snickers (kostet 1 so viel wie eine Packung peruanischer Müsliriegel). Und das Snickers schmeckt mit Ausblick auf eine türkisblaue Lagune die von der bereits erwähnten darüber liegenden Gletscherwand fantastisch. Wir genießen im doppelten Sinne.
Dann folgt der Schlussspurt. Wir sind mächtig stolz als wir den Pass, welcher in diesem Fall eine Felspforte ist aus eigener Muskelkraft mit unserem ganzen Gepäck auf dem Rücken erreicht haben und auch noch Luft bekommen. Andere Wanderer die hier nur mit Tagesrucksäckchen (geführte Tour inkl. Eselskarawane) ankommen sind zum Teil kreidebleich, pfeifen aus dem letzten Loch und manche werden auf dem Karawanennotpferd nach oben transportiert und denken noch was sie geleistet haben….
Es ist der erste Pass der Tour, er hat aufgrund Schlechtwetter lange auf sich warten lassen, aber nun haben wir es geschafft. Es war ein besonderes Gefühl und das Grinsen weicht uns kaum aus dem Gesicht. Das Panorama ist der Hammer. Der Blick zurück: Die bekannte türkisblaue Lagune mit Gletscherwand, das Tal aus welchem wir kommen, der Blick voraus: ein mächtiger Felswandring umgibt das Tal. Wir können erahnen, dass zumindest zu unserer linken Seite die Felswand von Eis und Gletscher überzogen ist, ab und zu guckt ein Zipfel heraus.
Dann geht es für uns an den Abstieg. Das Wetter wird wieder schlechter: Hagelkörner, Regen, zwischendurch kurz trocken - das volle Programm. Der Abstieg ist insofern schwierig, dass uns erst eine Eselskarawane und dann die dazugehörigen Wanderer entgegenkommen – auf einem steil abfallenden 40 Zentimeter Pfad teilweise heikel. Zumal der Pfad schlammig, rutschig und glatt ist. Es geht über Steinplatten, loses Geröll und Gras-Matsch Pfad dem Tal entgegen. Als wir dann nach kurzer Zeit wieder alleine sind fühlen wir uns gut. Trotz des immer wieder kehrenden Regens. Und auch die Wanderung läuft gut, wir kommen super vorwärts. Es ist wie im Fjäll ein stetiges Auf und Ab sodass man nicht alle 100 Meter „nachatmen“ muss damit nicht aus der Puste kommt.
Unser einziges Problem ist Wasser. Wir haben viel zu wenig getrunken heute und die Tümpel sagen uns nicht zu. Also weiter.
Dann am Nachmittag Starkregen – Thomas zapft gerade Wasser an einem Wasserfall da wird der Wasserhahn von oben auf 1000 % geschaltet. Wir haben zwar unser Regenkostüm an, aber es platscht dermaßen, dass uns eiskalt ist. Das frisch gezapfte und gefilterte Wasser bleibt in der Kanne, das können wir bei den Temperaturen nicht trinken. Also satteln wir die Rucksäcke auf, super wenn der Rücken der Jacke nass ist und der Rucksack das Ganze auf die Haut drückt.
Zeltplätze sehen wir keine in unmittelbarer Umgebung, die einzigen geraden Flächen sind so nass, dass wir bereits beim Aufbau des Zeltes absaufen würden. Also geht es nochmal ein kleines Stück zurück, da hat Thomas den Abzweig zu unserem weiteren Wanderweg gesehen, ein kleiner unscheinbarer Pfad den wir außer Acht gelassen hat, da wir erstmal Wasser zapfen wollten.
Wir steigen ab ins feuchte, sumpfige Tal. Bereits unserer Tourenbeschreibung und der Wanderkarte konnten wir entnehmen, dass es hier sehr schwierig mit Zeltplätzen ist. Aber wir brauchen dringend einen, denn das Tal ist schmal (ca. 250 Meter) und auf der anderen Seite liegt der nächste Pass. Den schaffen wir heute weder zeitlich noch Kräftemäßig. Wir nehmen einen Notzeltplatz. Ziemlich holperig. Dementsprechend schlecht schlafen wir dann auch.
Wir waren mit An- und Abreise ex Peru, Huaraz knapp 3 Wochen unterwegs. Es war eine unserer Top 3 Touren – und von der Anstrengung her, die härteste Tour die wir bisher gemacht haben. Grund hierfür ist natürlich die Höhe in der wir uns mit unseren vollgepackten Rucksäcken (zu zweit ca. 50 kg ) bewegt haben und die zahlreichen Passquerungen. Aber wir sind stolz, dass wir es ohne Tragetiere alleine geschafft haben.
Es war ein unglaubliches Erlebnis welches wir nicht mit einer ganzen Trekkinggruppe teilen mussten sondern die Momente immer zu zweit genießen konnten – oder ggfls. geflucht haben wenn es mal wieder stundenlang nur bergan ging.
GPS – Route, Kartenmaterial und Wanderbeschreibung hatten wir schon aus Deutschland mitgebracht. Proviant und Gaskartuschen haben wir in Huaraz dem Tor zur Cordillera Blanca besorgt.
Höhenprofil der Tour:
Los geht’s:
Gegen 05.00 Uhr klingelt der Wecker, wir frühstücken und um 05.30 Uhr verlassen wir das Hostel um mit einem der ersten Collectivos von Huaraz nach Caraz zu fahren. Entfernung ca. 70 Kilometer, Fahrtdauer 1 Stunde. Die Fahrt kostet 6 Peso pro Nase bzw. wir bezahlen für 3, da unsere Rucksäcke einen Sitzplatz einnehmen und wir keine Lust haben unsere Rucksäcke auf dem Dach zu verladen und das Tragegestell zu beschädigen – wir haben ja neben dieser Tour noch weitere geplant. In Caraz nehmen wir dann ein Velotaxi, welches uns zum Collectivoterminal Abfahrt Cashapampa bringt. Dort haben wir unglaubliches Glück. Wir können wählen zwischen einer Collectivofahrt für 10 Peso pro Person oder 40 Peso Taxifahrt. Wir entscheiden uns für das Collectivo welches in diesem Fall ein ganz normales Auto ist. Diese fahren bekannterweise erst dann los, wenn alle Plätze besetzt sind, nach bereits 20 Minuten sitzen wir mit 4 Personen auf der Rückbank sowie 2 Fahrgäste auf dem Beifahrersitz. 1 knappe weitere Stunde später hat sich das Fahrzeug dann auf einem Feldweg über Schluchten an steilen Abhängen vorbei zu unserem Startort Cashapampa hochgeschraubt.
Wir trinken eine Tourstart Local- K&R Cola und dann starten wir. Natürlich nicht ohne kontrolliert zu werden, ob wir auch ein Trekkingpermit haben. Es ist unglaublich warm. Nach ca. 20 Minuten stehen wir am eigentlichen Startpunkt des Trecks wo wir erstmal Sunblocker 50 in unserem Gesicht und auf den Armen verteilen. Das obligatorische Startfoto und los geht’s. Aber nicht im Sauseschritt. Wir müssen von 2.900 Meter auf 3.850 Meter aufsteigen. Obwohl wir gut akklimatisiert sind, erscheint uns das für den ersten Tag doch zu viel, sodass wir gerne auf 3.300 Meter ca. aufsteigen möchten.
Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Santa Cruz-Schlucht. Am Fluss steigen wir stetig auf. Zu Beginn ist die Schlucht sehr eng, sodass wir nach Sonnenpassagen auch immer wieder kühlenden Schatten finden. Sehr angenehm, zumal die Rucksäcke eigentlich viel zu schwer sind.
Aber das ist der Preis, den wir für unabhängiges Trekking zahlen. Wir wollen weder in einer 20er Gruppe marschieren noch einen separaten Eselstreiber, wo wir unflexibel sind. So können wir die Tage nach Lust und Laune gestalten, bei Regen stoppen, bei „wir können nicht mehr“ Pause machen und sind an keinen Zeitplan gebunden.
Wir bleiben immer auf der rechten Flussseite. Dieser sprudelt in kleinen Kaskaden und Wasserfällen dem Tal entgegen. Die Farbe des Wassers zeugt davon, dass der Rio Santa von Gletschern gespeist wird. Nach ca. 2 Stunden beschließen wir den ersten Wandertag zu beenden im Angesicht des Torre vorm Nevado Santa Cruz. Wir finden einen tollen Zeltplatz direkt am Fluss, geschützt und vom Wanderpfad nicht einzusehen.
Flink ist unser Hilleberg-Slot aufgebaut und unsere mobile Trangia-Küche zaubert Kartoffelbrei mit Karotten. Wir sind gerade mitten am Essen, da taucht eine Herde Rinder auf. Diese sind ein wenig angriffslustig. Mein Mann hält sie mit unseren Trekkingstöcken davon ab, dass sie unser Zelt zerstören. Passenderweise habe ich auch noch eine rote Jacke an. Aber hier können wir nicht bleiben, offensichtlich ist dieser Platz ihr Nachtlager. Also in Windeseile unser Hab & Gut zusammengepackt, das Zelt nicht zusammengeklappt sondern nur die Nägel gezogen und dann weitertransportiert auf einen gegenüberliegenden Hügel. Wieder aufgebaut. Schön, dass unser Slot sandfarben ist, so fügen wir uns gut ins Landschaftsbild ein, denn dieser Platz kann vom Weg aus sehr gut gesehen werden. Die Nacht ist warm und am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt.
Nach einem Frühstück bestehend aus Knuspermüsli und Haferflocken starten wir den Tag. Hierzu sind wir bereits um 06.00 Uhr wie auch an fast allen folgenden Wandertagen aufgestanden. Da es bereits um 18.00 Uhr dunkel wird muss der Zeltplatz um 17 Uhr gefunden sein und wir wollen ja auch die Panoramen genießen, Pause machen und die Schnellsten sind wir mit dem schweren Gepäck in der Höhenlage und gerade bei Aufstiegen nicht.
Der Pfad setzt sich am zweiten Trekkingtag analog zum ersten fort. Wir steigen weiter in der Schlucht auf, immer am Fluss entlang. Es ist einfach traumhaft, dass Wasser plätschert, Pflanzen welche wir nur aus dem Palmengarten kennen, wachsen auf Bäumen im Wasser.
Die Sonne strahlt und Lacht. Der Weg ist mal sandig, mal steinig. Insgesamt könnte man den Eindruck haben, man ist in der Schweiz unterwegs. Wir sagen, dieses fantastische von der Natur erschaffene Panorama wirkt, als ob ein Landschaftsarchitekt die Komposition entworfen hätte. Unsere Blicke können wir kaum lösen.
Bei unserer ersten Pause sind wir wieder von neugierigen Rindern umzingelt, diese sind aber friedlich. Auch die kurzen Trinkpausen dauern länger, da das Wasser immer gefiltert werden muss. Dies war ein Rat der Einheimischen und als wir die zahlreichen Tiere (Kühe, Esel, Pferde) sehen wird uns auch schnell klar warum.
Zur Mittagszeit – wir knuspern gerade Müsliriegel – beginnt das Wetter umzuschlagen. Es wird wolkig und trüb. Wir lassen uns nicht beunruhigen da wir für alle Fälle gerüstet sind. Außerdem wollen wir heute Strecke machen und ein ordentliches Stück vorwärts kommen.
Schließlich erreichen wir den offiziellen Campground Llamacorral(hauptsächlich für Gruppen – wir haben unser Zelt immer woanders aufgepflanzt – mit einer Ausnahme). Sind wir froh, dass wir alleine unterwegs sind. Aber wir staunen nicht schlecht, als wir einen Bretterverschlag sehen wo Süßigkeiten und Softdrinks verkauft werden. Wir schlagen sofort zu, da Kochen viel zu lange dauern würde in Anbetracht dessen, was wir heute noch vor uns haben. Der Verkäufer kann sein Glück ebenfalls kaum fassen als wir im eine 1,5 Liter Coca-Cola Flasche abkaufen.
Wir setzten uns auf die Wiese blicken in Richtung Pass Punta Union und geben uns dabei eine volle Zuckerdosis. Wir unterhalten uns, über dies und das –blicken zum Pass und sehen dass das Wetter dort richtig mies ist und es schüttet. Kein Problem, heute wollen wir da ja nicht hoch nur möglichst nah dran. Und dann kam es wie es kommen musste. Der Regen ist bei uns und wir sitzen in unserer normalen Trekkingkleidung da, die Rucksäcke haben kein Regencape an, geschweige denn die sperrigen Isomatten. So etwas ist uns ja noch nie passiert. Jetzt bricht Hektik aus. Isomatten in einen großen Müllsack. Rucksäcke Regencape anziehen unserer normale Sachen in den Rucksack verstauen, Regenkleidung an. Glücklicherweise sind wir darin ja geübt und innerhalb von wenigen Minuten sind wir vom Trocken in den von-oben-Nass Modus umgeschaltet.
Gut, dass das Cola-Zuckerwasser sofort ins Blut geht und einen wenn auch nicht nachhaltigen Energieschub gibt. Der Rest des Tages gestaltet sich nämlich 20 Minuten Regen, trocken, Regen usw.
Der Pfad ist hier recht gut zu gehen, da es im leichten Auf und Ab voran geht. Trotzdem ist Trolli bald am Verzweifeln. Wir marschieren und marschieren und laut Wanderkarte des österreichischen Alpenvereins und unserer Wanderbeschreibung aus dem Hause Rother müssten wir schon längst die Laguna Ichicocha auf 3.850 Meter erreicht haben. Aber diese ist weit und breit nicht erkennbar.
Dann durchqueren wir eine Senke mit vereinzelten, kleinen Rinnsalen. Hier im Sand, Gras Gemisch weiden Esel und Rinder. Wie wir später feststellen werden, war dies die besagte Laguna. Es wird nun richtig kühl und auch windig. Ein Wegweiser zur Besteigung eines Berges lässt uns dann vermuten, dass die besagte Senke die erste Lagune war.
Kurz darauf funkelt ein türkisblauer See vor uns – ein Ufer begrenzt durch die Berge in welchem ein wunderschöner leider zum Teil in Wolken verhüllter Gletscher winkt, das Ufer an welchem wir entlangwandern ist von malerischen Bäumen gesäumt.
Jetzt hört der Regen gar nicht mehr auf, es wird als stärker. Am Ende der Lagune sind ein paar niedrige, windgepeitschte Büsche. Da es auch schon bald dunkel werden wird, suchen wir dazwischen ein bisschen geschützt einen Zeltplatz.
Glücklicherweise haben wir ja zu zweit ein 3er Zelt mit verlängerter Apsis. So finden neben unseren trockenen Rucksäcken auch in einer Ecke unsere klatschnasse Regenausrüstung Platz und können ausgebreitet über Nacht gut trocknen.
Am nächsten Morgen sinkt die Stimmung auf den Gefrierpunkt. Wir haben alles eingepackt und unsere Regensachen an da beginnt es zu Schütten. Glücklicherweise steht das Zelt noch. Es hört auch nicht auf. Da es kalt ist öffnen wir die Rucksäcke und ziehen unsere warmen Sachen an, legen unsere Isomatten und Schlafsäcke aus. In der nächsten Regenpause versuchen wir es erneut und super wir sind startklar und brauchen noch 10 Minuten um das Zelt einigermaßen trocken zu verpacken und was passiert? Natürlich: Die Schleusen von oben gehen erneut auf. Es ist einfach zum Kotzen. Also wieder alles auspacken, da es einfach zu kühl ist ohne zusätzlichen Wärmeschutz zu warten. Im dritten Anlauf schaffen wir es dann. Sage und schreibe 13 Uhr ist es, und dafür sind wir eigentlich um 06 Uhr aufgestanden. Unser Tagesziel können wir natürlich vergessen, da wir spätestens um 17 Uhr einen Zeltplatz suchen müssen.
Wir marschieren los, es ist stechendheiß und Trolli hat bereits nach 30 Minuten Durst ohne Ende. Der anfängliche steinige Pfad führt in eine Sandebene welche schwer zu durchqueren ist und Kraft kostet. Mein Mann filtert Wasser aus dem nahen Fluss, wir futtern mal wieder Müsliriegel und Schokokeks.
Und dann wird es plötzlich windig und eiskalt. Und es regnet. Toll. Weiter geht es. Irgendwann ist auch diese Sandpassage zu Ende. Wirklich besser wird es nicht – der „Pfad“ schon, Geröll und Stein aber jetzt bergan. Wir blicken in eine gigantische Schlucht und steigen an. Wenn hier Regen bzw. Schlammlawinensaison ist, wird das sehr gefährlich – den Weg der Lawinenabgänge kann man sehr deutlich erkennen.
Verzaubern tut uns der Blick zurück – zwischenzeitlich hat es aufgehört zu regnen die Sonne blickt ein bisschen durch die Wolken und wir schauen ins Tal mit den Bergen im späten Nachmittagslicht.
Wir können unser Glück nicht fassen, als wir einen Wegweiser erblicken Ferrari Route zum Alpamayo. Da sind wir ja doch weiter gekommen bzw. schneller vorwärtsgekommen als geplant. Wir posen ein bisschen vor dem Schild mit der Höhenangabe und sagen uns, nun gut uns geht es gut wir steigen weiter auf – mittlerweile sind wir auf über 4.000 Metern unterwegs.
Ca. eine Stunde später rasten wir und genießen ein unglaubliches Gletscher-Bergpanorma. Die Bergspitzen gehen auf und zu – mal zeigen sich die Gletscher ganz, mal teilweise mal nur Wolken. Wie ein Vorhang der Auf und Zu geht im Abendlicht. Toll. 5 Sterne. Wir können uns gar nicht satt sehen, was für ein schöner und versöhnlicher Tagesabschluss. Wir schauen uns nach einem Zeltplatz um. Da wir nicht mehr bis zur Tayapampa (eine weitere Stunde An- und Abstieg) wandern möchten pflanzen wir das Zelt in Ermangelung anderer Möglichkeiten direkt neben den Weg. Mit exklusiven Ausblicken.
Am nächsten Tag wollen wir eigentlich endlich über den ersten Pass, Punto Union / 4.760 Meter kommen und die Standardroute verlassen. Hier in diesem Bereich sind doch viele geführte Touren und entsprechend viele Eselskarawanen unterwegs.
Das Wetter ist mal wieder äußerst bescheiden, kalt und man sieht auch schon, dass es heute wieder regnen wird. So macht wandern kein Spaß. Wir passieren die Tayapampa steigen auf und zwar im strömenden Regen. So kommen wir nicht über den Pass, das ist uns klar. Außerdem wollen wir oben ja auch etwas sehen. Also pflanzen wir nach nur 2 Stunden das Zelt auf und verkrümeln uns in die warmen Schlafsäcke. Irgendwann hört der Regen auf und Thomas legt die Sachen draußen zum Trocknen aus. Regenausrüstung von uns, den Rucksäcken, den Isomatten, Handtücher, feuchte Schuhe. Alles ist irgendwie klamm außer unsere Schlafsachen.
Dann ruft Thomas: „Trolli – komm aus dem Zelt und schau dir das an“. Ich stecke meinen Kopf aus der Tür und WOW. Was für ein Panorama. Die Wolken sind fast weg und gegenüber von uns liegt eine riesige Gletscherwand. Wir genießen ein tolles Spiel der Wolken welche wieder das Vorhangspiel vorführen. Riesengroßes, fantastisches Outdoorkino. Dann wieder Regen – schnell alles einsammeln. Und ab ins Zelt.
Am nächsten Tag haben wir Glück. Es ist zwar kein strahlender Sonnentag, aber es ist trocken wenn auch etwas wolkig. Da es nur ein zartes Wolkenband ist, haben wir freien Blick auf die Gletscherwand.
Wir beginnen den Schlussaufstieg auf den Pass Punta Union in 4.760 Meter Höhe. Es ist unsere bisher höchste Höhe. Der Aufstieg ist sehr anstrengend – der Weg geht in steilen Serpentinen nach oben, ist aufgrund des vielen Regens nicht nur steinig sondern an vielen Stellen auch Schlamm und Matsch. Die letzten Meter gehen über durch den vielen Regen spiegelglatte Felsplatten.
Nach ca. 1 Stunde machen wir ein Päuschen. Für die besonders schweren Tage haben wir auch besondere Pausensnacks in unseren kleinen Transportbehältern: Snickers (kostet 1 so viel wie eine Packung peruanischer Müsliriegel). Und das Snickers schmeckt mit Ausblick auf eine türkisblaue Lagune die von der bereits erwähnten darüber liegenden Gletscherwand fantastisch. Wir genießen im doppelten Sinne.
Dann folgt der Schlussspurt. Wir sind mächtig stolz als wir den Pass, welcher in diesem Fall eine Felspforte ist aus eigener Muskelkraft mit unserem ganzen Gepäck auf dem Rücken erreicht haben und auch noch Luft bekommen. Andere Wanderer die hier nur mit Tagesrucksäckchen (geführte Tour inkl. Eselskarawane) ankommen sind zum Teil kreidebleich, pfeifen aus dem letzten Loch und manche werden auf dem Karawanennotpferd nach oben transportiert und denken noch was sie geleistet haben….
Es ist der erste Pass der Tour, er hat aufgrund Schlechtwetter lange auf sich warten lassen, aber nun haben wir es geschafft. Es war ein besonderes Gefühl und das Grinsen weicht uns kaum aus dem Gesicht. Das Panorama ist der Hammer. Der Blick zurück: Die bekannte türkisblaue Lagune mit Gletscherwand, das Tal aus welchem wir kommen, der Blick voraus: ein mächtiger Felswandring umgibt das Tal. Wir können erahnen, dass zumindest zu unserer linken Seite die Felswand von Eis und Gletscher überzogen ist, ab und zu guckt ein Zipfel heraus.
Dann geht es für uns an den Abstieg. Das Wetter wird wieder schlechter: Hagelkörner, Regen, zwischendurch kurz trocken - das volle Programm. Der Abstieg ist insofern schwierig, dass uns erst eine Eselskarawane und dann die dazugehörigen Wanderer entgegenkommen – auf einem steil abfallenden 40 Zentimeter Pfad teilweise heikel. Zumal der Pfad schlammig, rutschig und glatt ist. Es geht über Steinplatten, loses Geröll und Gras-Matsch Pfad dem Tal entgegen. Als wir dann nach kurzer Zeit wieder alleine sind fühlen wir uns gut. Trotz des immer wieder kehrenden Regens. Und auch die Wanderung läuft gut, wir kommen super vorwärts. Es ist wie im Fjäll ein stetiges Auf und Ab sodass man nicht alle 100 Meter „nachatmen“ muss damit nicht aus der Puste kommt.
Unser einziges Problem ist Wasser. Wir haben viel zu wenig getrunken heute und die Tümpel sagen uns nicht zu. Also weiter.
Dann am Nachmittag Starkregen – Thomas zapft gerade Wasser an einem Wasserfall da wird der Wasserhahn von oben auf 1000 % geschaltet. Wir haben zwar unser Regenkostüm an, aber es platscht dermaßen, dass uns eiskalt ist. Das frisch gezapfte und gefilterte Wasser bleibt in der Kanne, das können wir bei den Temperaturen nicht trinken. Also satteln wir die Rucksäcke auf, super wenn der Rücken der Jacke nass ist und der Rucksack das Ganze auf die Haut drückt.
Zeltplätze sehen wir keine in unmittelbarer Umgebung, die einzigen geraden Flächen sind so nass, dass wir bereits beim Aufbau des Zeltes absaufen würden. Also geht es nochmal ein kleines Stück zurück, da hat Thomas den Abzweig zu unserem weiteren Wanderweg gesehen, ein kleiner unscheinbarer Pfad den wir außer Acht gelassen hat, da wir erstmal Wasser zapfen wollten.
Wir steigen ab ins feuchte, sumpfige Tal. Bereits unserer Tourenbeschreibung und der Wanderkarte konnten wir entnehmen, dass es hier sehr schwierig mit Zeltplätzen ist. Aber wir brauchen dringend einen, denn das Tal ist schmal (ca. 250 Meter) und auf der anderen Seite liegt der nächste Pass. Den schaffen wir heute weder zeitlich noch Kräftemäßig. Wir nehmen einen Notzeltplatz. Ziemlich holperig. Dementsprechend schlecht schlafen wir dann auch.
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