[PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

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    • 15.06.2010
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    [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

    Tourentyp
    Lat
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    Mitreisende
    Im Rahmen unseres Südamerikaaufenthaltes haben wir im Mai unsere Trekkingtour Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe gemacht.
    Wir waren mit An- und Abreise ex Peru, Huaraz knapp 3 Wochen unterwegs. Es war eine unserer Top 3 Touren – und von der Anstrengung her, die härteste Tour die wir bisher gemacht haben. Grund hierfür ist natürlich die Höhe in der wir uns mit unseren vollgepackten Rucksäcken (zu zweit ca. 50 kg ) bewegt haben und die zahlreichen Passquerungen. Aber wir sind stolz, dass wir es ohne Tragetiere alleine geschafft haben.
    Es war ein unglaubliches Erlebnis welches wir nicht mit einer ganzen Trekkinggruppe teilen mussten sondern die Momente immer zu zweit genießen konnten – oder ggfls. geflucht haben wenn es mal wieder stundenlang nur bergan ging.
    GPS – Route, Kartenmaterial und Wanderbeschreibung hatten wir schon aus Deutschland mitgebracht. Proviant und Gaskartuschen haben wir in Huaraz dem Tor zur Cordillera Blanca besorgt.

    Höhenprofil der Tour:



    Los geht’s:
    Gegen 05.00 Uhr klingelt der Wecker, wir frühstücken und um 05.30 Uhr verlassen wir das Hostel um mit einem der ersten Collectivos von Huaraz nach Caraz zu fahren. Entfernung ca. 70 Kilometer, Fahrtdauer 1 Stunde. Die Fahrt kostet 6 Peso pro Nase bzw. wir bezahlen für 3, da unsere Rucksäcke einen Sitzplatz einnehmen und wir keine Lust haben unsere Rucksäcke auf dem Dach zu verladen und das Tragegestell zu beschädigen – wir haben ja neben dieser Tour noch weitere geplant. In Caraz nehmen wir dann ein Velotaxi, welches uns zum Collectivoterminal Abfahrt Cashapampa bringt. Dort haben wir unglaubliches Glück. Wir können wählen zwischen einer Collectivofahrt für 10 Peso pro Person oder 40 Peso Taxifahrt. Wir entscheiden uns für das Collectivo welches in diesem Fall ein ganz normales Auto ist. Diese fahren bekannterweise erst dann los, wenn alle Plätze besetzt sind, nach bereits 20 Minuten sitzen wir mit 4 Personen auf der Rückbank sowie 2 Fahrgäste auf dem Beifahrersitz. 1 knappe weitere Stunde später hat sich das Fahrzeug dann auf einem Feldweg über Schluchten an steilen Abhängen vorbei zu unserem Startort Cashapampa hochgeschraubt.
    Wir trinken eine Tourstart Local- K&R Cola und dann starten wir. Natürlich nicht ohne kontrolliert zu werden, ob wir auch ein Trekkingpermit haben. Es ist unglaublich warm. Nach ca. 20 Minuten stehen wir am eigentlichen Startpunkt des Trecks wo wir erstmal Sunblocker 50 in unserem Gesicht und auf den Armen verteilen. Das obligatorische Startfoto und los geht’s. Aber nicht im Sauseschritt. Wir müssen von 2.900 Meter auf 3.850 Meter aufsteigen. Obwohl wir gut akklimatisiert sind, erscheint uns das für den ersten Tag doch zu viel, sodass wir gerne auf 3.300 Meter ca. aufsteigen möchten.
    Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Santa Cruz-Schlucht. Am Fluss steigen wir stetig auf. Zu Beginn ist die Schlucht sehr eng, sodass wir nach Sonnenpassagen auch immer wieder kühlenden Schatten finden. Sehr angenehm, zumal die Rucksäcke eigentlich viel zu schwer sind.
    Aber das ist der Preis, den wir für unabhängiges Trekking zahlen. Wir wollen weder in einer 20er Gruppe marschieren noch einen separaten Eselstreiber, wo wir unflexibel sind. So können wir die Tage nach Lust und Laune gestalten, bei Regen stoppen, bei „wir können nicht mehr“ Pause machen und sind an keinen Zeitplan gebunden.
    Wir bleiben immer auf der rechten Flussseite. Dieser sprudelt in kleinen Kaskaden und Wasserfällen dem Tal entgegen. Die Farbe des Wassers zeugt davon, dass der Rio Santa von Gletschern gespeist wird. Nach ca. 2 Stunden beschließen wir den ersten Wandertag zu beenden im Angesicht des Torre vorm Nevado Santa Cruz. Wir finden einen tollen Zeltplatz direkt am Fluss, geschützt und vom Wanderpfad nicht einzusehen.
    Flink ist unser Hilleberg-Slot aufgebaut und unsere mobile Trangia-Küche zaubert Kartoffelbrei mit Karotten. Wir sind gerade mitten am Essen, da taucht eine Herde Rinder auf. Diese sind ein wenig angriffslustig. Mein Mann hält sie mit unseren Trekkingstöcken davon ab, dass sie unser Zelt zerstören. Passenderweise habe ich auch noch eine rote Jacke an. Aber hier können wir nicht bleiben, offensichtlich ist dieser Platz ihr Nachtlager. Also in Windeseile unser Hab & Gut zusammengepackt, das Zelt nicht zusammengeklappt sondern nur die Nägel gezogen und dann weitertransportiert auf einen gegenüberliegenden Hügel. Wieder aufgebaut. Schön, dass unser Slot sandfarben ist, so fügen wir uns gut ins Landschaftsbild ein, denn dieser Platz kann vom Weg aus sehr gut gesehen werden. Die Nacht ist warm und am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt.
















    Nach einem Frühstück bestehend aus Knuspermüsli und Haferflocken starten wir den Tag. Hierzu sind wir bereits um 06.00 Uhr wie auch an fast allen folgenden Wandertagen aufgestanden. Da es bereits um 18.00 Uhr dunkel wird muss der Zeltplatz um 17 Uhr gefunden sein und wir wollen ja auch die Panoramen genießen, Pause machen und die Schnellsten sind wir mit dem schweren Gepäck in der Höhenlage und gerade bei Aufstiegen nicht.
    Der Pfad setzt sich am zweiten Trekkingtag analog zum ersten fort. Wir steigen weiter in der Schlucht auf, immer am Fluss entlang. Es ist einfach traumhaft, dass Wasser plätschert, Pflanzen welche wir nur aus dem Palmengarten kennen, wachsen auf Bäumen im Wasser.
    Die Sonne strahlt und Lacht. Der Weg ist mal sandig, mal steinig. Insgesamt könnte man den Eindruck haben, man ist in der Schweiz unterwegs. Wir sagen, dieses fantastische von der Natur erschaffene Panorama wirkt, als ob ein Landschaftsarchitekt die Komposition entworfen hätte. Unsere Blicke können wir kaum lösen.
    Bei unserer ersten Pause sind wir wieder von neugierigen Rindern umzingelt, diese sind aber friedlich. Auch die kurzen Trinkpausen dauern länger, da das Wasser immer gefiltert werden muss. Dies war ein Rat der Einheimischen und als wir die zahlreichen Tiere (Kühe, Esel, Pferde) sehen wird uns auch schnell klar warum.
    Zur Mittagszeit – wir knuspern gerade Müsliriegel – beginnt das Wetter umzuschlagen. Es wird wolkig und trüb. Wir lassen uns nicht beunruhigen da wir für alle Fälle gerüstet sind. Außerdem wollen wir heute Strecke machen und ein ordentliches Stück vorwärts kommen.
    Schließlich erreichen wir den offiziellen Campground Llamacorral(hauptsächlich für Gruppen – wir haben unser Zelt immer woanders aufgepflanzt – mit einer Ausnahme). Sind wir froh, dass wir alleine unterwegs sind. Aber wir staunen nicht schlecht, als wir einen Bretterverschlag sehen wo Süßigkeiten und Softdrinks verkauft werden. Wir schlagen sofort zu, da Kochen viel zu lange dauern würde in Anbetracht dessen, was wir heute noch vor uns haben. Der Verkäufer kann sein Glück ebenfalls kaum fassen als wir im eine 1,5 Liter Coca-Cola Flasche abkaufen.
    Wir setzten uns auf die Wiese blicken in Richtung Pass Punta Union und geben uns dabei eine volle Zuckerdosis. Wir unterhalten uns, über dies und das –blicken zum Pass und sehen dass das Wetter dort richtig mies ist und es schüttet. Kein Problem, heute wollen wir da ja nicht hoch nur möglichst nah dran. Und dann kam es wie es kommen musste. Der Regen ist bei uns und wir sitzen in unserer normalen Trekkingkleidung da, die Rucksäcke haben kein Regencape an, geschweige denn die sperrigen Isomatten. So etwas ist uns ja noch nie passiert. Jetzt bricht Hektik aus. Isomatten in einen großen Müllsack. Rucksäcke Regencape anziehen unserer normale Sachen in den Rucksack verstauen, Regenkleidung an. Glücklicherweise sind wir darin ja geübt und innerhalb von wenigen Minuten sind wir vom Trocken in den von-oben-Nass Modus umgeschaltet.
    Gut, dass das Cola-Zuckerwasser sofort ins Blut geht und einen wenn auch nicht nachhaltigen Energieschub gibt. Der Rest des Tages gestaltet sich nämlich 20 Minuten Regen, trocken, Regen usw.
    Der Pfad ist hier recht gut zu gehen, da es im leichten Auf und Ab voran geht. Trotzdem ist Trolli bald am Verzweifeln. Wir marschieren und marschieren und laut Wanderkarte des österreichischen Alpenvereins und unserer Wanderbeschreibung aus dem Hause Rother müssten wir schon längst die Laguna Ichicocha auf 3.850 Meter erreicht haben. Aber diese ist weit und breit nicht erkennbar.
    Dann durchqueren wir eine Senke mit vereinzelten, kleinen Rinnsalen. Hier im Sand, Gras Gemisch weiden Esel und Rinder. Wie wir später feststellen werden, war dies die besagte Laguna. Es wird nun richtig kühl und auch windig. Ein Wegweiser zur Besteigung eines Berges lässt uns dann vermuten, dass die besagte Senke die erste Lagune war.
    Kurz darauf funkelt ein türkisblauer See vor uns – ein Ufer begrenzt durch die Berge in welchem ein wunderschöner leider zum Teil in Wolken verhüllter Gletscher winkt, das Ufer an welchem wir entlangwandern ist von malerischen Bäumen gesäumt.
    Jetzt hört der Regen gar nicht mehr auf, es wird als stärker. Am Ende der Lagune sind ein paar niedrige, windgepeitschte Büsche. Da es auch schon bald dunkel werden wird, suchen wir dazwischen ein bisschen geschützt einen Zeltplatz.
    Glücklicherweise haben wir ja zu zweit ein 3er Zelt mit verlängerter Apsis. So finden neben unseren trockenen Rucksäcken auch in einer Ecke unsere klatschnasse Regenausrüstung Platz und können ausgebreitet über Nacht gut trocknen.



    Am nächsten Morgen sinkt die Stimmung auf den Gefrierpunkt. Wir haben alles eingepackt und unsere Regensachen an da beginnt es zu Schütten. Glücklicherweise steht das Zelt noch. Es hört auch nicht auf. Da es kalt ist öffnen wir die Rucksäcke und ziehen unsere warmen Sachen an, legen unsere Isomatten und Schlafsäcke aus. In der nächsten Regenpause versuchen wir es erneut und super wir sind startklar und brauchen noch 10 Minuten um das Zelt einigermaßen trocken zu verpacken und was passiert? Natürlich: Die Schleusen von oben gehen erneut auf. Es ist einfach zum Kotzen. Also wieder alles auspacken, da es einfach zu kühl ist ohne zusätzlichen Wärmeschutz zu warten. Im dritten Anlauf schaffen wir es dann. Sage und schreibe 13 Uhr ist es, und dafür sind wir eigentlich um 06 Uhr aufgestanden. Unser Tagesziel können wir natürlich vergessen, da wir spätestens um 17 Uhr einen Zeltplatz suchen müssen.
    Wir marschieren los, es ist stechendheiß und Trolli hat bereits nach 30 Minuten Durst ohne Ende. Der anfängliche steinige Pfad führt in eine Sandebene welche schwer zu durchqueren ist und Kraft kostet. Mein Mann filtert Wasser aus dem nahen Fluss, wir futtern mal wieder Müsliriegel und Schokokeks.
    Und dann wird es plötzlich windig und eiskalt. Und es regnet. Toll. Weiter geht es. Irgendwann ist auch diese Sandpassage zu Ende. Wirklich besser wird es nicht – der „Pfad“ schon, Geröll und Stein aber jetzt bergan. Wir blicken in eine gigantische Schlucht und steigen an. Wenn hier Regen bzw. Schlammlawinensaison ist, wird das sehr gefährlich – den Weg der Lawinenabgänge kann man sehr deutlich erkennen.
    Verzaubern tut uns der Blick zurück – zwischenzeitlich hat es aufgehört zu regnen die Sonne blickt ein bisschen durch die Wolken und wir schauen ins Tal mit den Bergen im späten Nachmittagslicht.
    Wir können unser Glück nicht fassen, als wir einen Wegweiser erblicken Ferrari Route zum Alpamayo. Da sind wir ja doch weiter gekommen bzw. schneller vorwärtsgekommen als geplant. Wir posen ein bisschen vor dem Schild mit der Höhenangabe und sagen uns, nun gut uns geht es gut wir steigen weiter auf – mittlerweile sind wir auf über 4.000 Metern unterwegs.
    Ca. eine Stunde später rasten wir und genießen ein unglaubliches Gletscher-Bergpanorma. Die Bergspitzen gehen auf und zu – mal zeigen sich die Gletscher ganz, mal teilweise mal nur Wolken. Wie ein Vorhang der Auf und Zu geht im Abendlicht. Toll. 5 Sterne. Wir können uns gar nicht satt sehen, was für ein schöner und versöhnlicher Tagesabschluss. Wir schauen uns nach einem Zeltplatz um. Da wir nicht mehr bis zur Tayapampa (eine weitere Stunde An- und Abstieg) wandern möchten pflanzen wir das Zelt in Ermangelung anderer Möglichkeiten direkt neben den Weg. Mit exklusiven Ausblicken.






















    Am nächsten Tag wollen wir eigentlich endlich über den ersten Pass, Punto Union / 4.760 Meter kommen und die Standardroute verlassen. Hier in diesem Bereich sind doch viele geführte Touren und entsprechend viele Eselskarawanen unterwegs.

    Das Wetter ist mal wieder äußerst bescheiden, kalt und man sieht auch schon, dass es heute wieder regnen wird. So macht wandern kein Spaß. Wir passieren die Tayapampa steigen auf und zwar im strömenden Regen. So kommen wir nicht über den Pass, das ist uns klar. Außerdem wollen wir oben ja auch etwas sehen. Also pflanzen wir nach nur 2 Stunden das Zelt auf und verkrümeln uns in die warmen Schlafsäcke. Irgendwann hört der Regen auf und Thomas legt die Sachen draußen zum Trocknen aus. Regenausrüstung von uns, den Rucksäcken, den Isomatten, Handtücher, feuchte Schuhe. Alles ist irgendwie klamm außer unsere Schlafsachen.
    Dann ruft Thomas: „Trolli – komm aus dem Zelt und schau dir das an“. Ich stecke meinen Kopf aus der Tür und WOW. Was für ein Panorama. Die Wolken sind fast weg und gegenüber von uns liegt eine riesige Gletscherwand. Wir genießen ein tolles Spiel der Wolken welche wieder das Vorhangspiel vorführen. Riesengroßes, fantastisches Outdoorkino. Dann wieder Regen – schnell alles einsammeln. Und ab ins Zelt.









    Am nächsten Tag haben wir Glück. Es ist zwar kein strahlender Sonnentag, aber es ist trocken wenn auch etwas wolkig. Da es nur ein zartes Wolkenband ist, haben wir freien Blick auf die Gletscherwand.
    Wir beginnen den Schlussaufstieg auf den Pass Punta Union in 4.760 Meter Höhe. Es ist unsere bisher höchste Höhe. Der Aufstieg ist sehr anstrengend – der Weg geht in steilen Serpentinen nach oben, ist aufgrund des vielen Regens nicht nur steinig sondern an vielen Stellen auch Schlamm und Matsch. Die letzten Meter gehen über durch den vielen Regen spiegelglatte Felsplatten.
    Nach ca. 1 Stunde machen wir ein Päuschen. Für die besonders schweren Tage haben wir auch besondere Pausensnacks in unseren kleinen Transportbehältern: Snickers (kostet 1 so viel wie eine Packung peruanischer Müsliriegel). Und das Snickers schmeckt mit Ausblick auf eine türkisblaue Lagune die von der bereits erwähnten darüber liegenden Gletscherwand fantastisch. Wir genießen im doppelten Sinne.
    Dann folgt der Schlussspurt. Wir sind mächtig stolz als wir den Pass, welcher in diesem Fall eine Felspforte ist aus eigener Muskelkraft mit unserem ganzen Gepäck auf dem Rücken erreicht haben und auch noch Luft bekommen. Andere Wanderer die hier nur mit Tagesrucksäckchen (geführte Tour inkl. Eselskarawane) ankommen sind zum Teil kreidebleich, pfeifen aus dem letzten Loch und manche werden auf dem Karawanennotpferd nach oben transportiert und denken noch was sie geleistet haben….
    Es ist der erste Pass der Tour, er hat aufgrund Schlechtwetter lange auf sich warten lassen, aber nun haben wir es geschafft. Es war ein besonderes Gefühl und das Grinsen weicht uns kaum aus dem Gesicht. Das Panorama ist der Hammer. Der Blick zurück: Die bekannte türkisblaue Lagune mit Gletscherwand, das Tal aus welchem wir kommen, der Blick voraus: ein mächtiger Felswandring umgibt das Tal. Wir können erahnen, dass zumindest zu unserer linken Seite die Felswand von Eis und Gletscher überzogen ist, ab und zu guckt ein Zipfel heraus.
    Dann geht es für uns an den Abstieg. Das Wetter wird wieder schlechter: Hagelkörner, Regen, zwischendurch kurz trocken - das volle Programm. Der Abstieg ist insofern schwierig, dass uns erst eine Eselskarawane und dann die dazugehörigen Wanderer entgegenkommen – auf einem steil abfallenden 40 Zentimeter Pfad teilweise heikel. Zumal der Pfad schlammig, rutschig und glatt ist. Es geht über Steinplatten, loses Geröll und Gras-Matsch Pfad dem Tal entgegen. Als wir dann nach kurzer Zeit wieder alleine sind fühlen wir uns gut. Trotz des immer wieder kehrenden Regens. Und auch die Wanderung läuft gut, wir kommen super vorwärts. Es ist wie im Fjäll ein stetiges Auf und Ab sodass man nicht alle 100 Meter „nachatmen“ muss damit nicht aus der Puste kommt.
    Unser einziges Problem ist Wasser. Wir haben viel zu wenig getrunken heute und die Tümpel sagen uns nicht zu. Also weiter.
    Dann am Nachmittag Starkregen – Thomas zapft gerade Wasser an einem Wasserfall da wird der Wasserhahn von oben auf 1000 % geschaltet. Wir haben zwar unser Regenkostüm an, aber es platscht dermaßen, dass uns eiskalt ist. Das frisch gezapfte und gefilterte Wasser bleibt in der Kanne, das können wir bei den Temperaturen nicht trinken. Also satteln wir die Rucksäcke auf, super wenn der Rücken der Jacke nass ist und der Rucksack das Ganze auf die Haut drückt.
    Zeltplätze sehen wir keine in unmittelbarer Umgebung, die einzigen geraden Flächen sind so nass, dass wir bereits beim Aufbau des Zeltes absaufen würden. Also geht es nochmal ein kleines Stück zurück, da hat Thomas den Abzweig zu unserem weiteren Wanderweg gesehen, ein kleiner unscheinbarer Pfad den wir außer Acht gelassen hat, da wir erstmal Wasser zapfen wollten.
    Wir steigen ab ins feuchte, sumpfige Tal. Bereits unserer Tourenbeschreibung und der Wanderkarte konnten wir entnehmen, dass es hier sehr schwierig mit Zeltplätzen ist. Aber wir brauchen dringend einen, denn das Tal ist schmal (ca. 250 Meter) und auf der anderen Seite liegt der nächste Pass. Den schaffen wir heute weder zeitlich noch Kräftemäßig. Wir nehmen einen Notzeltplatz. Ziemlich holperig. Dementsprechend schlecht schlafen wir dann auch.



















    Zuletzt geändert von Trolli; 20.07.2016, 15:55. Grund: Bericht geteilt da zu groß, Bilder eingefügt
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  • codenascher

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    #2
    AW: PE: Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

    Will mehr! Vor allem mehr Fotos

    Und Rinder sind übrigens wie viele andere Tiere Farbenblind

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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      #3
      AW: PE: Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

      Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
      Will mehr! Vor allem mehr Fotos

      Und Rinder sind übrigens wie viele andere Tiere Farbenblind
      Werde mir Mühe geben mit den Bildern. Die Internetleitung in unserem Hostel ist nicht so arg fix.....
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        #4
        AW: PE: Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe Teil 2

        Die Entschädigung dafür folgt am nächsten Morgen: Strahlend blauer Himmel, Schäfchenwolken, Sonnenschein und was für eine Bergwelt um uns herum. Alle Eisgipfel des Santa Cruz Tals zeigen sich. In jede Himmelsrichtung in unmittelbarer Nähe strecken sich weiße 5.000 Plus Zipfelmützen in den Himmel, Gletscher hängen herunter. WOW – 5 Sterne Plus Kino.
        Genau das haben wir uns von der Tour erhofft und gewünscht. Wir genießen.
        Nebenbei legen wir alle unsere Sachen auf die umliegenden Steine und Büsche, kochen Lunch und bis wir dann um 13 Uhr starten ist alles, alles tiptop trocken. Jetzt können wir aufsteigen unsere Ausrüstung ist top in Form.
        Wir haben heute für den Pass und zum finden des Zeltplatzes ein kurzes Zeitfenster. Trolli macht es etwas Angst, auf dem Programm steht der Pass Alto de Puccaraju mit 4.640 Höhenmeter als Zielangabe. Wer weiß, wie lange wir hoch brauchen, dann Panorama gucken und wir müssen auch noch ca. 1 Stunde absteigen (schätzen wir anhand der Wanderkarte).
        Los geht’s. Wir puscheln durch das feuchte, sumpfige Tal – Wanderpfad gibt es hier zunächst nicht. Nebenbei sehen wir dann noch mehrere super Zeltplätze – wären wir gestern 30 Minuten länger gelaufen hätten wir uns die fast schlaflose Nacht schenken können. Nun gut.
        Dann finden wir den Pfad – die Richtung war ohnehin klar und wir hatten auch am Vortag schon den Zickzack am Hang gesehen. Zunächst geht es entlang eines kleinen Quenuawäldchen im stetigen Zickzack und auch guten Tempo voran.
        Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir den auf halber Höhe liegenden Wasserfall. Trinkpause und Schokikekspause. Der Zeitplan (Einbruch der Dunkelheit ca.18 Uhr) sorgt Trolli, außerdem passt die Kraft heute nicht so.
        Der weitere Anstieg ist zunächst recht leicht – wir queren den Wasserfall und steigen eine Flanke im mäßigen Bergauf an. Dann geht es in ein kleines „Urwäldchen“ und zwar in Steilserpentinen auf Schotterpfad. Trolli ist es schlecht und sie kommt nicht mehr vorwärts. Die Thomas-Logistik-Transport-Kajka AB trägt daher beide Rucksäcke zum 20 Minuten entfernten Pass. Trolli quält sich hoch und nach einer kleinen Erleichterung und dem 360 Grad Panorama ist sie wieder topfit.
        Eisgipfel soweit das Auge reicht auf der hinter uns liegenden Talseite, rechter Hand von uns glatt geschliffene dunkele Felsgipfel mit roten, grauen und braunen Schattierungen, links von uns zum Greifen nass ein riesiger weißer Eisgipfel in Pyramidenform. Wieder 5 Sterne.
        Das Tal vor uns ist Grün und wir können bereits den Weiterweg für den nächsten Tag erkennen. Dieser wird einfach, da es ein stetiges Auf und Ab ist – mehr Ab.
        Nach kurzer Zeit verlassen wir die Passhöhe und steigen ab. Es geht zunächst über Stein und ein wenig Geröll, dann erreichen wir einen Grashang mit verschiedenem Buschwerk. Schließlich erreichen wir die höchst gelegene Talsohle. Hierfinden wir einen Zeltplatz mit direktem Wasseranschluss (rauschender Bach) und jede Menge Tieren, Pferde, Rinder….. Die Nacht verläuft ruhig aber am nächsten Morgen bekommen wir mit den Rindern Probleme.





















        Beim Zusammenpacken werden die Tiere untereinander aggressiv und kommen immer näher zu uns. Und was habe ich für Tarnfarben an? Meine rote Softshelljacke. Also ausziehen und in den Rucksack. Die nächste Kleidungsschicht ist nicht besser – rot gemusterte Wanderbluse. Also zieht Trolli die grüne Softshelljacke ihres Mannes über. Wir schmeißen die letzten Reste in den Rucksack und galoppieren im Sauseschritt auf die andere Flussseite. Nach 20 Minuten und außerhalb des Gefahrenbereiches satteln wir ab, packen ordentlich und starten dann. Es war ein mulmiges Gefühl – wer weiß wann die Tiere angegriffen hätten.
        Der Wandertag an sich verläuft unspektakulär. Wir wollen Strecke machen, da der Pfad hier schon eher ein Piste ist und sehr einfach. Über einen Wiesenmattenweg wandern wir weiter talabwärts der Laguna Huecracocha entgegen. Der Wanderweg verläuft bequem am Berghang, teilweise Bäume und Buschwerk und meidet so das äußerst sumpfige und von Rinnsalen durchzogene Tal. Unsere Wegbegleiter sind Kühe und Pferde die hier grasen.
        In knapp 2 Stunden sind wir die ca. 8 Kilometer zum Ende der tiefdunkelblauen Lagune gewandert.
        Vor dem Schlußabstieg haben wir einen schönen Ausblick auf einen Teil der Lagune sowie auf das kleine Delta welches den Zufluss darstellt. Dieses wird von zahlreichen Wasserfällen die von den umliegenden Berghängen hinabstürzen gespeist. Am Ende der Lagune sind Vorrichtungen für eine Fischzucht.
        Wir sehen ein Haus und Thomas stiefelt dorthin um nach Lebensmittel zu fragen. Wir würden gerne Eier und Gemüse aus dem Garten kaufen. Leider ist das Haus nicht bewohnt, vermutlich ist es eine Art Dorfgemeinschaftshaus. Der Ort selbst wäre einfach ein Umweg von ca. 30 Minuten und da wir nicht wissen ob wir wirklich etwas kaufen können sparen wir uns den Weg. Wir rasten ausgiebig an der Lagune, trinken reichlich und futtern unsere Kekse.
        Dann geht es weiter. Am Abfluss der Lagune queren wir den örtlichen Falaj und wandern weiter ins Tal hinunter. Der Abfluss der Lagune stürzt sich durch eine kleine Schlucht dem weiteren Tal entgegen. An einem Berghang beobachten wir Einheimische welche gerade Schafe scheren – per Hand versteht sich. Dann machen wir einen Schwenk in ein Seitental.
        Nun lassen die Kräfte doch langsam nach. Das hohe Tempo vom Vormittag und das fehlende warme Lunch machen sich bemerkbar. Wir wandern soweit im Tal, dass wir den letzten Zeltplatz mit Wasserzugang vor dem Passanstieg nehmen.
        Thomas hätte den Pass gerne heute noch bezwungen, aber ich lege mein Veto ein. Kochen und dann noch weiter wäre zeitlich einfach viel zu knapp. Der Zeltplatz ist zwar eben, aber rundherum ist alles sehr feucht. Die einzigen 3 Quadratmeter Wiese die trocken sind werden von unserem Slot eingenommen. Sehr früh erfolgt der Zeltaufbau, wir spielen und machen Pläne für den nächsten Tag.





        Dieser beginnt äußerst unerfreulich. Nachts hat es geregnet – wir sind zwar nicht abgesoffen aber die Sonne hat unseren Standort aufgrund der umgebenden Berghänge noch nicht erreicht und so ist es nachdem wir den warmen Schlafsack verlassen haben doch sehr frisch. Das Zelt ist klitschnass – innen und außen. Das kommt auch vom Temperaturunterschied und der Windstille.
        Diese Probleme kennen wir aus Schweden nicht. Da wo das Zelt nicht nass ist, ist es festgefroren. Von nun an ist unser Zelt jeden Tag mehr oder weniger komplett eingefroren. Thomas gibt sein bestes und trocknet mit unseren beiden Handtüchern das Zelt, trotzdem ist es noch sehr nass als wir es einpacken. Die Schlafsäcke wandern ebenfalls feucht in den Rucksack. Und da die Wiese rundherum auch nur aus Pfützen besteht sind unsere Füße und Schuhe dann zum Wanderstart auch nass. Wir wandern in Jacke, Handschuhen und Mütze los.
        Zunächst erfolgt der Anstieg durch ein kleines Quenua-Urwäldchen. Die Luft hier ist zwar kühl aber sehr klar und angenehm. Über den erdigen und steinigen Pfad geht es langsam aber stetig bergan. Am Ende des Tales winkt uns mal wieder ein Eiszipfel entgegen.
        Nach einer ersten Schnupsi- und Trinkpause müssen wir wohl einen falschen Pfad genommen haben. Jedenfalls stellen wir 30 bis 40 Minuten später fest, dass hier irgendetwas nicht stimmt.
        Ausgerechnet heute, ist der Kompass nicht eingestellt und wir sind uns nicht genau sicher an welcher Stelle der vielen Berge sich der Passübergang Tuptatupta in Höhe 4.360 m befindet. Aber kein Problem wir haben ja noch unseren elektronischen GPS Begleiter dabei. Also fragen wir diesen um Rat und hecheln querfeldein über jede auslaufende Bergmoräne hinweg weiter 45 Minuten dem blauen Richtungspfeil hinterher.
        Aber das hat so viel Kraft gekostet – bergan in über 4.360 Meter mit so großen Rucksäcken ist ohnehin kein Zuckerschlecken aber dann noch ganz ohne Pfad. Nun gut. Wir haben noch etwas Wasser – an der Stelle an welcher wir wieder unsere Spur erreichen ist kein Frischwasser vorhanden und trinken unsere Flasche leer.
        Frisch gestärkt streben wir nun dem Pass entgegen. Der eigentliche Pass erstreckt sich über 3 kleinere Bergnasen bis man die Schlusshöhe erreicht hat.
        Und hier wieder ein Super tolles 360 Grad Panorama. Weiße Eisriesen, grüne Berge. Wir sind begeistert. Die Panoramagenießerpause wird gleichzeitig genutzt um unsere Schlafsäcke zu trocknen.
        Es ist noch früh – ca. Mittagszeit. Wir hegen die Hoffnung, dass wir es bis in das in der Wanderkarte verzeichnete Bergdorf schaffen. Dort wollen wir endlich unsere Speisekarte um Eier, Gemüse erweitern. Ebenfalls hoffen wir, da es auch eine Schule gibt, dass es vielleicht einen Coca-Cola Baum gibt den wir ernten können.
        Wir steigen ab. Der Abstieg ist kriminell. Der Pfad an sich ist ein Erdpfad und an sich keine technische Schwierigkeit, allerdings ist er maximal zwei Handbreit. Ein Fuß baumelt immer irgendwo und es ist ein Wunder, dass wir es mit unseren Zauber-Leki Wanderstöcken unfallfrei ins erste Zwischental schaffen.
        Von dort wird es besser. Gegen 14 Uhr erreichen wir dieses – ein sonniges Plätzchen. Wir trinken und überlegen kurz hier zu zelten, aber dann sagen wir uns wir haben noch ein paar Stunden und die Hoffnung nach Coca-Cola und anderem Essen als das was sich im Rucksack befindet ziehen mehr.
        Also weiter bergab.
        Kurz bevor wir die Ansiedlung Pishgopampa erreichen ändert sich das Landschaftsbild. Und wieder sind wir begeistert. Bewirtschaftete Terrassenfelder und in den sich öffnenden Taleinschnitt ein 1 – A Plus plus Plus Eis-Schnee-Zipfel Gletscher Panorama – vor strahlend blauem Himmel mit Zuckerwölkchen.
        Da weiß man warum man anstrengende Pässe hoch und heruntersteigt und alleine unterwegs ist – denn nur dann hat man die Zeit zum Genießen.
        Am ersten Bauernhaus der Ansiedlung fragen wir auf welchem Pfad wir zwischen Feldern und Lehmhäuschen wir in den Talboden zur Siedlung Jancapampa absteigen müssen. Die Einheimischen sehen hier selten Gringos und schon gar keine ohne Eselskarawane. Sie sind sehr hilfsbereit und freundlich.
        Der Weg zu unserem Tagesziel ist nicht mehr weit, aber wir müssen nochmal auf steilem Pfad Höhemeter verlieren. Wiederum beim ersten Haus des Dorfes Jancapampa fragen wir wo wir zelten dürfen, was es kostet und ob wir irgendwo etwas einkaufen können.
        Wir haben großes Glück. Wir dürfen direkt in diesem Garten zelten (Wiese vor dem Haus). Rechter Hand das Lehmhaus der Familie mit Tierstall, davor buckelige Wiese, dann Friedhof, dann Kirche. So ist das in Peru. Bezahlen müssen wir für die Übernachtung nicht, die Familie hat einen kleinen Kiosk, als Dankeschön fürs zelten mögen wir da bitte etwas kaufen. Hätten wir eh gemacht.
        Wir staunen nicht schlecht was alles für Schätze vorhanden sind: Alles Erstes sticht uns eine 3 Liter Coca-Cola Flasche ins Auge. Wir schlappen erstmal an der Cola, dann wird das Zelt aufgebaut – dazu muss das Schaf noch schnell an einer anderen Stelle festgemacht werden – kein Problem es wird an ein Grabstein gebunden.
        Das Zelt ist irgendwie noch nasser als wir es in Erinnerung hatten – wir öffnen alle Lüftungsschlitze komplett, ebenso die Zelttür und die trockene Luft reichen aus um das Zelt bis zum Schlafengehen zu trocken.
        Unser Trangia macht heute Überstunden. Da wir nur eine Flamme zur Verfügung haben kochen wir erstmal die Eier. Danach gibt es ein halbes Kilo (Trockenmasse) Spagetti mit Knoblauch und Oregano und den Rest der ersten 3 Liter Flasche Cola. Pro Nase noch 1,5 Eier und wir sind satt wie lange nicht mehr. Als wir schließlich ins Zelt klettern überspannt uns bereits ein toller Sternenhimmel und natürlich die Milchstraße.















        Gegen 09.30 Uhr kommen wir dann mit trockenem Zelt im Gepäck los.
        Trotz Fragen traben wir erstmal 1 Stunde durch den Ort. Ständig müssen wir fragen, da wir für den Teilabschnitt keine GPS Daten haben und der Kompass in wenn auch dünn besiedelten Gebiet wenig hilft. Mein Mann fragt nun bei jeder Gelegenheit die sehr hilfsbereiten Einheimischen, hält die Wanderkarte unter die Nase und zeigt welche Wegerklärung wir wünschen und so sind wir dann in die richtige Richtung unterwegs. Trotzdem ist es ein Horrortag. Der Pfad verschwindet andauernd, passt nicht zu unserer Wanderbeschreibung. Und so müssen wir fragen, auf die Karte gucken und kommen nur langsam vorwärts.
        Es geht überwiegend bergan, dann wird mal wieder ein Tal gequert dann wieder bergan usw.
        Wir machen schließlich einen Berg aus, den wir als Pass Ventanilla ansehen. Glücklicherweise kommen uns hier nochmal Einheimische entgegen – wir haben sogar den Eindruck, dass sie extra auf uns zusteuern, da sie merken wir sind falsch unterwegs. Wir hätten tatsächlich den falschen Berg überquert. Sie weisen uns die Richtung wir können es kaum glauben und so bestätigt die Frau uns mindestens 5 Mal wo wir hin laufen müssen.
        Wir hatten seit 2 Stunden kein Wasser mehr und unsere Trinkflasche ist auch leer. Durst, später Nachmittag und keine Ahnung wie lang es zum nächsten Wasserloch dauert ist keine sehr gute Kombination. Auch die Kräfte lassen natürlich nach. Aber wir bleiben ruhig, verlassen uns auf unser Können und erreichen gegen 17 Uhr bzw. kurz danach eine Felspforte durch welche wir auf die andere Seite des Passes schlüpfen können. In weiter Entfernung sehen wir eine Lagune die wir am nächsten Tag als Zwischenziel ansteuern. Im Sauseschritt steigen wir bergab und mit den letzten Lichtstrahlen erreichen wir einen Wasserfall und Zeltplatz.
        Es ist eiskalt. Sobald der große Scheinwerfer ausgeht, wird es ungemütlich wenn man noch nicht den Pulli und die Mütze aufhat. Die Nacht ist sehr kalt und das Zelt ist mal wieder eingefroren. An unserem Standort erscheint jedoch früh die wärmende Kraft der Sonne, sodass wir trocken einpacken können – natürlich helfen wir ein bisschen nach mit Abtrocknen.
        Zuletzt geändert von Trolli; 20.07.2016, 16:09. Grund: Bericht geteilt da zu groß, Bilder eingefügt
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        • blauloke

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          #5
          AW: [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

          Eine tolle Tour habt ihr da gemacht.
          Warte gespannt auf die Fotos.
          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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          • Trolli
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            #6
            [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe Teil 3

            Als Tagesziel haben wir uns für heute den Collota-Pass vorgenommen.
            Die Sonne lacht vom Himmel und wir haben schönes Wetter für die bevorstehende Wanderung.
            Zunächst verläuft der Wanderpfad auf gleicher Höhe um eine Felsnase. Dann steigen wir über Grashänge ins Tal ab, queren einen kleinen Bach und machen erstmal wieder eine kleine Keks- und Trinkpause.
            Der Weiterweg ist gut erkennbar, zunächst am Bach entlang, leicht ansteigend bis zu einer kleinen Lagune. Dort wird es allerdings schwierig, denn der Pfad ist dann nicht mehr auffindbar. Vor uns sehen wir nur ein kleines Häuschen mit Gemüsegarten, niemand da und eine Felswand welche das Ende des Tales markiert. Wir ziehen den Kompass und die Wanderkarte zu Rate. Nachdem wir uns geeinigt haben wie wir querfeldein bergan marschieren wollen machen wir eine Lunchpause.
            Frisch gestärkt geht es dann weiter. Hoch und runter. An einem kleinen Rinnsal machen wir nach weiteren ca. 2 Stunden eine Trinkpause und sehen durch Zufall Einheimische vom Pass absteigen. Wir merken uns die Stelle an welcher sie im Tal ankommen. Diese ist keine 15 Gehminuten von uns entfernt. Wir puscheln in die Richtung und siehe da, die in der Karte verzeichnete Lagune sowie der Wanderpfad sind wieder da.
            Nach einem erneuten Blick in die Wanderkarte sowie die Tourenbeschreibung stellen wir fest, dass wir entweder hier zelten müssen (wegen Wasser) oder noch 3 Stunden weiter müssen. Wir machen hier Schluss, da es sonst mit dem Licht Probleme geben könnte, außerdem ist die morgige Etappe ohnehin nicht sehr lang.
            So fügt sich unser sandfarbenes Zelt an der blauen Lagune im grün gelb der Umgebung sowie den braunen, grauen Felsen gut ein. Geruhsam lassen wir den Tag ausklingen.







            Am nächsten Morgen sind wir mal wieder etwas eingefroren. Die Schlafsäcke müssen feucht in den Rucksack. Unsere geplante Aufbruchszeit war 08.00 Uhr, wir schaffen es sogar eine halbe Stunde früher auf der Piste zustehen und um 08.30 Uhr sind wir bereits am Gipfelkreuz.
            Die Aussicht ist schön, kann aber mit den bisherigen Pässen mit Eiszipfelpanoramen nicht mithalten.
            Wir steigen auf einem Panoramapfad etwas ab, dann geht es in leichtem Auf und ab weiter. Als wir um eine Felsnase biegen öffnet sich der Blick auf die tiefblaue Laguna Shuitucocha. Wir sind erstaunt, dass wir diese so schnell erreicht haben. Ein steiler Serpentinenabstieg und noch vor der Mittagszeit sitzen wir an der Lagune und unser Kocher schnurrt.
            Mit neuer Energie meistern wir einen kleinen Anstieg bevor wir entlang eines Bergrückens auf schmalen zunächst erdigen Pfad oberhalb des Tales entlang wandern. Über einen Serpentinenabstieg (Schotter- und Steinpfad) erreichen wir den Talboden mit einem einzelnen Gehöft. Die Hausfrau hat uns gesehen und winkt. Thomas hält einen kurzen Plausch und kauft Eier ein. Damit wir diese transportieren können, kochen wir diese am nahe gelegenen Bach.
            Dann durchqueren wir die Talebene. Jede Menge Lamas bzw. Unterarten weiden hier. Dann müssen wir den einzigen Fluss der Tour furten. Ausgerechnet dieser Fluss führt ordentlich Wasser und es gibt keine peruanische Behelfsbrücke (Baumstamm, Lehmbrücke etc.) Wir haben durch das Eierkochen schon Zeit verloren und wollen heute noch ca. 5 Kilometer weiterkommen, damit wir direkt am nächsten Passanstieg zelten können. Langsam wird die Zeit knapp. Daher haben wir eigentlich keine große Lust die Wanderschuhe aus- und die Watsandalen anzuziehen. Mein Mann stapft los und meint Watschuhe wären gut, geht aber trotzdem in den Fluss und was passiert? Schuhe innen nass, Socken nass. Super Aktion. Ich tigere noch am Ufer auf und ab, es gibt aber keine bessere Stelle. Thomas wirft mir dann meine Sandalen herüber, da diese bei ihm im Rucksack sind. Die Flussquerung an sich ist kein Problem nur ist das Wasser für Wanderschuhe halt definitiv zu hoch. Wieder 30 Minuten ins Land gegangen bis alles wieder ordentlich verstaut und die Rucksäcke aufgesattelt sind.
            Weiter geht’s. Beim nächsten Fluss gibt’s dann eine peruanische Brücke, sogar aus Stein. Nun haben wir noch 3 bis 4 Kilometer auf der Straße zu wandern. Straße heißt hier übersetzt ein Feldweg aus Gras und Sand. Die Pistenwanderung ist einfach und geht nach einer weiteren Trink- und Schnupsipause zügig von statten.
            Im Nachmittagslicht wandern wir leicht ansteigend am plätschernden Bach entlang – schöne Mäandern prägt das Bild. Als der große Scheinwerfer abblendet und hinter den Bergen verschwindet ist es mit einem Schlag kalt. Das Spiel kennen wir schon. Jetzt werden wir noch ca. 1 Stunde Tageslicht haben.
            Wir haben unser Tagesziel aber erreicht, was uns das GPS bestätigt. Zeltaufbau. Warme Suppe zum Aufwärmen. Einmummeln in unseren Schlafsack.






































            Zuletzt geändert von Trolli; 20.07.2016, 16:30. Grund: Fotos eingefügt
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            • Trolli
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              #7
              [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe Teil 4

              Am nächsten Morgen, das übliche, feuchter Schlafsack, angefrorenes Zelt. Naja auch heute geht der Schlafsack feucht in den Rucksack. Wie jeden Tag wird er auch heute während einer Pause trocknen müssen.
              Der Anstieg zum Pass Mesapata dauert ewig es läuft heute irgendwie nix zusammen.
              Oben angekommen haben wir ein fantastisches Panorama auf die Gipfel der Pucajirca mit davorliegender Lagune. Soweit der Blick zurück – auf die andere Seite können wir nicht schauen, da wir uns windgeschützt in einer kleinen Minisenke in die Sonne gelegt haben.
              Jetzt läuft es bei uns beiden wieder richtig gut, das Anfangstief ist überwunden. Ca. 60 Minuten später erreichen wir den Talboden. Wir queren einen Bach und da dies die vorerst letzte Wasserquelle ist machen wir Lunch umgeben von tollen gezackten Granitbergen, grasenden Rindern und Pferden.
              Nach einer ausgewachsenen Portion Pasta starten wir den langen Aufstieg zum zweithöchsten Punkt unserer Tour:
              Der Gara Gara Pass, 4.830 Meter. Der Plan ist am Steilpassanstieg bzw. direkt davor wo sich nochmal Wasser befindet zu zelten und den Passanstieg aufzuteilen, zumal auf der anderen Passseite ein krimineller Abstieg von 2 Stunden wartet bevor es Zeltmöglichkeiten geben wird – soweit das Kartenstudium. Der Pfad zunächst erdig eigentlich mehr schlammig steigt stetig aber doch sehr angenehm an. Wir kommen super vorwärts. Dann wird es steinig. Hier machen wir nochmal eine Pause, plündern unseren Wasser und Süßigkeitenvorrat. Dann Endspurt.
              Rasch erreichen wir die letzte Zeltmöglichkeit. Natürlich ist der wärmende Scheinwerfer wenige Minuten vor Zeltaufbau hinter den Bergen verschwunden. Es ist bitter bitter kalt.

              Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Es läuft richtig super und wir sind erstaunt wir rasch wir den Geröllhang mit Serpentinen empor kommen. Nach einer Stunde Pause. Unser letztes Snickers, haben wir extra hierfür aufgehoben findet seinen Weg in unsere Gaumen.
              Dann sind wir nochmal 40 Minuten ebenfalls über Geröllhänge unterwegs – bergan versteht sich. Die Stein- und Felsformationen verzücken uns trotz der Anstrengungen.
              Dann ein kleiner Tümpel. Da wir wissen, dass Pasta immer hilft und einen Schub gibt und oben am Pass meistens Sturm ist, kein Wasser zu finden ist und dann erst Abends gekocht werden kann im nächsten Tal machen wir Lunchpause. Eifrig schnurrt der Kocher.
              Plötzlich ein kleines Gejodel vom Pass. Wir blicken uns um und von oben winkt ein einsamer Individualwanderer, ebenfalls wie ein Packesel bepackt – wie wir. Er erreicht uns 15 Minuten später und berichtet von very very strong winds above. Alles klar, haben wir auch schon gelesen und selbst da wo wir sitzen ist es ziemlich zugig. Wir sind erstaunt, als plötzlich noch 2 weitere Wanderer auftauchen. Aussage: strong winds. Ja, wissen wir.
              Wir schätzen dass wir in 25 Minuten hochgestiegen sind, also Handschuhe an, Mütze an, Jacke bleibt an. Im Sauseschritt erreichen wir kurze Zeit später den Pass – jeder mit eigenem Rucksack. Die letzten Meter filmen wir. Wir sind mächtig stolz auf unsere Leistung. 4.830 Meter aus eigener Kraft. Das Grinsen will nicht weichen.
              Und was für ein Panorama. Der Blick zurück nicht erwähnenswert. Aber vor uns baut sich das Bergpanorama von Nevada Taypampa auf, Schneezipfel, Gletscher. Für Trollie die beste Aussicht der ganzen Tour. Wir vergeben wieder 5 Sterne Plus Plus Plus. Kurze Video- und Fotosession.
              Dann Abstieg. Wir haben echt Probleme uns am Pass auf den Beinen zu halten. Es sind keine strong winds hier herrscht Orkan durch die enge Felslücke. Selbst mit den großen Rucksäcken schüttelt der Orkan an uns sodass wir echt Schwierigkeiten haben aufrecht zu stehen. Der Ausblick auf den weiteren Verlauf des heutigen Wanderpfades entlockt Thomas die Äußerung, „ dass wird ein Horrorabstieg“. Sehr gut gesehen. Genauso ist es im oberen Drittel. In der Wanderbeschreibung stand „Trittsicherheit“ gefordert. Super wie soll das gehen bei den äußeren Verhältnissen und dem Pfadverlauf. Wir müssen über einen losen Geröllhang absteigen. Alles ist irgendwie mehr oder weniger in Bewegung. Und von hinten pustets ganz gewaltig. Irgendwie schaffen wir es aber dann ohne Komplikationen und Stürze.
              Nach 15 Minuten öffnet sich der Blick dann auf das Highlight der Tour: links die blütenweiße Pyramide des Alpamayo, daneben und darunter ergießt sich der gewaltige Eisbruch des Alpamayo, weiter rechts dann das weitläufige Basislager. Komplettiert wird das Panorama durch die vom Eisbruch des Alpamayo gespeiste Lagune Jancarurish, die im milchig-türkisen blauen Farbton glitzert. Begrenzt durch eine mächtige Moräne. Aus der Lagune fließen zwei Gletscherflüsse, welche wir am späten Nachmittag noch queren müssen. Ein tolles Panorama welches wir während einer Pause sowie beim gesamten Abstieg bis ins obere Alpamayotal genießen und in uns aufsaugen.
              Der Abstieg über die engen Serpentinen durch Ichu-Gras welches teilweise kniehoch ist zieht sich, doch irgendwann so gegen 15 Uhr / 15.30 Uhr ist es dann geschafft und wir haben den Talboden erreicht.
              Das Zelt wird mit direktem Blick auf den Alpamayo aufgebaut.





































































              Eigentlich ist die Tour von dem, was wir sehen wollten und was man bei dieser Runde erlebt und genießen kann zu Ende. Doch wir müssen noch knapp 50 Kilometer wandern um wieder einen Straßenanschluss zu erreichen.
              Ein sehr langer Rückweg aber nicht zu ändern. Darüber hinaus zeigt der Blick auf die Wanderkarte, dass der höchste Punkt der Umrundung mit dem Pass Osuri I in 4.860 m noch vor uns liegt und uns eine oder eventuell aufgeteilt zwei hammerharte Etappen erwarten. Auf der Karte sehen wir 3 Zentimeter ZickZack am Stück dann 1 Zentimeter auf einer Höhenlinie und dann nochmal ZickZack und zwar nach oben. Es handelt sich hierbei um den Drillingspass Osuri 1, 2 und 3. Ebenfalls spricht man von der Mausefalle oberes Alpamayotal. Konkret bedeutet dies, das Tal ist an einem Ende vom Alpamayo 5.947 Meter verschlossen, auf der einen Schluchtseite vom Gara Gara Pass mit 4.830 Metern (von welchem wir abgestiegen sind) und eben auf der anderen Seite vom Drillingspass. Da uns schlimmes schwant planen wir also für den nächsten Tag die Kilometer bis zum Drillingspass-Anstieg zu erledigen und dann frisch ausgeruht an diese Horroretappe zu gehen.

              Am nächsten Morgen alles wie immer, Zelt angefroren, Schlafsäcke feucht, kühl zum Start.
              Wir erwandern die Ruinas Pampas wobei der Name Programm ist. Hier sind alte Siedlungen in Form von Grundsteinruinen zu erkennen. Es muss eine große Ansiedlung gewesen sein, auf manchen Steinen sind Eingravierungen zu sehen. Leider gab es keine Erklärungen, nicht mal in spanischer Sprache.
              Ausnahmsweise zelten wir mal an einer offiziell ausgewiesenen Stelle. Es ist die letzte Zeltmöglichkeit vor dem Drillingspass. Abgesehen davon ist auf der Wanderkarte leider auch nur eine Wassermöglichkeit nach dem zweiten Pass eingezeichnet. Das kann heiter werden.





              Am nächsten Morgen sind wir super früh in der Spur. Nach ca. 15 Wanderminuten beginnt der für uns 6-stündige hammerharte Aufstieg über enge Serpentinen die an einer 120 Grad-Wand hochführen. Es ist die anstrengendste und zermürbendste Etappe der ganzen Tour. Das einzige was hilft, ist besinnen auf das, was wir schon geschafft haben und der Wille der sogenannten Mausefalle zu entfliehen.
              Zu Beginn sind wir sehr gut unterwegs. Der Blick zum im Tal fließenden Fluss zeigt auch, dass wir hochkommen. Der Blick auf das GPS auf welchem wir den Höhenmesser aktiviert haben ist pures Grauen. Von den insgesamt aufzusteigenden Metern sind wir noch meilenweit entfernt. Wir versuchen immer eine Stunde anzusteigen und dann zu pausieren. Eine Felsnase nach der nächsten, eine Bergwand nach der nächsten. Wir wühlen uns durch die Anden. Harte Arbeit.
              Dann ziehen auch noch Regenwolken auf. Als ob es so schon nicht schwer genug wäre. Wir ziehen unser Regenkostüm an, verpacken die Rucksäcke und Isomatten wasserfest.
              Dass wir heute über alle drei Pässe kommen können wir vergessen. Wanderkarte und Tourenbeschreibung sprechen auch davon, dass es keine Zeltmöglichkeiten gibt. Wir stellen uns innerlich schon mal darauf ein unter überhängenden Felswänden zu biwakieren.
              Wenige Minuten später stehen wir dann auf der ersten Passhöhe. Ausblick: Unspektakulär. Dort fallen uns zwei Steine vom Herzen: den zweiten Pass können wir sehen, ca. 2 Wanderstunden Ab- und Aufstieg entfernt. Aber was viel besser ist: Im Hang stehen Zelte einer großen Expedition. D.h. es gibt Wasser und wir hoffen, dass wir für unser doch sehr großes Zelt auch ein Plätzlein finden.
              Glücklicherweise bleibt die Duschbrause von oben vorerst geschlossen.
              Wir beginnen den Abstieg. Nach ungefähr 30 Minuten ein Wunder: Eine kleine gerade Grasfläche mit Wasseranschluss in Form eines kleinen, winzigen Bächleins. Dort steht bereits 3 Zelte plus Klohäuschen einer geführten Tour zum Alpamayo – 2 Personen zzgl. Guide, Eselstreiber, Koch usw. Zwischen dieser Fläche und dem Weg ist zwar leicht schräg aber noch ein bisschen Platz. Da kleben wir unser Zelt darauf. In dem Moment ist es uns sowas von egal, dass man in er Natur Abstand hält. Es ist unsere Chance und die einzige Möglichkeit mit Dach über dem Kopf zu übernachten. Es gibt auch keine Komplikationen – offensichtlich sehen unsere Gesichter bedient aus, als wir um 15 Uhr dort einlaufen.
              Direkt nach dem Zeltaufbau muss erstmal der Trangia ran. Wir ahnen schon, dass es wohl eine der kältesten Nächte der Tour wird, wir sind hier auf 4.700 Meter. Daher wird erstmal die Thermoskanne mit Tee gefüllt. Als wir dann unser Essen kochen wollen setzt der Regen ein. Also Innenzelt ausgehängt und im Zelt gekocht. Dann ziehen wir bis auf die Regenkleidung alles an was wir mithaben, verkriechen uns in dern Schlafsack und erwarten den nächsten Morgen.











              Trolli’s Schwachstelle die Füße müssen am nächsten Morgen erstmal aufgetaut werden ansonsten war es zwar saukalt aber im Schlafsack zwar nicht mollig warm aber doch angenehm. Der schlimmste Moment ist, als wir diese warme Hülle verlassen. Und es kommt noch dicker.
              Unser Zelt ist nicht nur angefroren oder leicht eingefroren sondern stocksteif und weiß. Sowas von festgefroren. Wir schütteln es aus – da schneit es das Eis vom Zelt. Eingepackt wird Zelt und Schlafsack in diverse Plastiksäcke. Es tropft und ist nass ohne Ende.
              Die Füße sind nach der Packaktion ebenso wie die Hände Eiszapfen.
              Wir starten früh – ca. 8.00 Uhr. Wir wollen schließlich endlich das Thema Drillingspass beenden. Nach einer halben Stunde sind Füße und Finger wieder warm.
              Der Verlauf des Pfades durch das felsige Gebiet gefällt uns allerdings gar nicht. Der absolute Höhenunterschied zwischen beiden Pässen beträgt gerade mal knapp 100 Meter. Aber wie das in den Anden so ist, steigen wir erstmal kräftig ab. GRRRRR. Dann geht es in Serpentinen wieder hoch. Wir sind ziemlich entnervt.
              Das was wir vom ersten Pass als zweiten gesehen haben, passt Höhenmetermäßig nicht so ganz Differenz ca. 30 Meter. Wir wandern, steigen an, pausieren und haben einfach keine Lust mehr noch bergauf zu stiefeln.
              An einem winzigen Wasserloch haben wir die Nase so voll, dass wir erstmal unsere Schlafsäcke rauslegen, damit diese trocknen können. Dann wird gekocht.
              Nach dieser Pause geht es dann weiter – es gibt eigentlich nur eine Richtung bergan, zwischendurch immer mal 10 Minuten runter aber doch immer hoch, hoch, hoch.
              Den auf der Karte eingezeichneten Tümpel gibt es auch nicht, ist ausgetrocknet.
              Es geht eine natürliche Felstreppe hoch, ein enger Durchgang, Steinmännchen- sehr gutes Zeichen, aber freuen können wir uns noch nicht, da wir ja bereits den zweiten Tag nur bergan marschieren und nicht sicher sind, dass wir die Anhöhe erreicht haben.
              Dann ein erleichterter Ausruf von Trolli: „Wir sind oben – 2 Meter Steinmännchenpyramide.“ Hippie. Kurzes Foto. Schöner Ausblick auf den Nevado Santa Cruz.
              Freude kommt nicht auf, da wir noch den dritten Passübergang erwarten. Wir steigen mal wieder ab. Dann trauen wir unseren Augen kaum, in unser Blickfeld rücken die Lagune Cullicocha. Wie kann das sein – wo ist der dritte Passübergang? Dann dämmert es uns, wir haben den mittleren, also den zweiten Pass gar nicht richtig wahr genommen. Umso besser. Wir haben die Nase eh gestrichen voll. Wir steigen noch auf 4.625 Höhenmeter ab und zelten an einer der raren Möglichkeiten am Ufer der Laguna Cullicocha.
              Zeitmäßig und auch von der Kraft hätten wir noch 1 Stunde weiterwandern können. Nur laut Karte und Tourenbeschreibung kommt die nächsten 10 Kilometer kein Wasser. Also bleiben wir hier.
              Nun sind es noch 26 Kilometer nach Cashapampa unserem Start- und Zielort. Unser Plan für den nächsten Tag ist soweit wie möglich in Richtung Cashapampa zu laufen um am übernächsten Tag erst gegen 11 Uhr mit trockenem Zelt loszuwandern.






















              Zunächst steigen wir an der gegenüberliegenden Felswand nochmal eine Stunde auf, aber dann geht es zunächst auf einer Höhenlinie und später dann leicht bergab.
              Wir kommen sehr gut voran. Wasser gibt es in Hülle und Fülle, die verfügbaren Informationen waren nicht aktuell. Besser so als anders herum.
              Dann treffen wir ein Schweizer Paar welches eine Privattour gebucht hat. Sie berichten, dass sie vom Ort Hualcayan gestartet sind. Das wären nur noch 10 Kilometer von hier. Wir kombinieren schnell und sagen uns, wenn wir weiter so fix unterwegs sind, müssten wir dort mittags sein und schaffen es vielleicht heute noch nach Huaraz. Essen. Dusche. Zivilisation. Klingt gut.
              Wir drücken aufs Gas. Pausen gibt es nur noch 2 a 5 Minuten.
              Gegen 13 Uhr kommen wir nach 1.500 Höhenmetern Abstieg schließlich in Hualcayan an. Thomas erfragt am ersten Haus im Ort die Verkehrsmöglichkeiten. Wir werden in die Dorfmitte geschickt. Vor einem Haus steht ein Transportvehikel. Wir würden uns fast überall auf die Ladefläche setzen, denn weitere 11 Kilometer wandern heute wäre zeitlich möglich aber Lust haben wir nicht. Und der Coca-Cola Baum aus Huaraz winkt doch schon. Das Vehikel können wir jedoch nicht nehmen. Wir haben aber Glück Ein Teen zückt sein Handy ruft jemanden an und sagt in einer halben Stunde ist unser Taxi da. Wir packen unsere Rucksäcke etwas um, stellen uns schon mal auf 1 bis 2 Stunden Wartezeit an und glauben schon, dass wir was an den Ohren haben als nach 10 Minuten das Taxi vorfährt. Begeistert sind wir von dem Verkehrsanschluss. Es ist Sonntag, wir sind in einem abgelegenen Minibergdorf und kommen fast sofort weg. Nach ca. 45 Minuten Taxifahrt erreichen wir die nächste Stadt. Wir werden direkt am Collectivobusbahnhof Richtung Huaraz abgesetzt. Der Einpeitscher des nächsten abfahrenden Collectivos trägt ein Teil unseres Gepäcks (die Isomatten unsere Rucksäcke geben wir niemals aus der Hand). Wir springen ins Collectivo – 10 Minuten später geht die Fahrt weiter. Eigentlich möchte der Einpeitscher unsere nicht gerade handlichen Rucksäcke in den winzigen Kofferraum des Art- VW Buses laden. Das gefällt uns aber nicht. Wir sagen, dass die Rucksäcke doch bitte im Minibus Platz nehmen müssen. Kein Problem sagt der Einpeitscher, dann müssen wir aber 3 Sitzplätze zahlen statt zwei. Umgerechnet ist das dann ca. 1,20 Euro mehr. Das ist uns sowas von egal…
              Gegen 16.30 Uhr erreichen wir Huaraz. Einkaufen. Duschen. Essen.
              Unsere Trekkingtour Umrundung Pucajirca und Alpamayo geht hiermit zu Ende. Es war die anstrengendste, härteste Tour welche wir bisher unternommen haben. Aber unsere Erwartungen wurden nicht nur erfüllt sondern übertroffen. Die zahlreichen Eiszipfel, Gletscher, tiefblaue Lagunen und der Alpamayo im besten Licht. Diese beindruckenden Panoramen sind tief in unserem Gedächtnis verankert.
              Es war wunderwunderwunderschön.

              Zuletzt geändert von Trolli; 20.07.2016, 16:54. Grund: Fotos eingefügt
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              • Trolli
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                #8
                AW: [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

                Hallo zusammen,

                so Bericht ist fertig und die Bilder sind jetzt auch eingefügt. Musste das ganze nochmal in verschiedene Etappen aufteilen, da sonst zu groß. LG Trolli
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                • Elch
                  Gerne im Forum
                  • 21.06.2004
                  • 99

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                  #9
                  AW: [PE] Cordillera Blanca Umrundung des Alpamayo und der Pucajirca-Gruppe

                  Schöner Bericht aber die Bilder kann ich leider nicht sehen.

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