[CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

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  • willo
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    Lebt im Forum
    • 28.06.2008
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    [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

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    Es geht los

    Gestern habe ich in meinem Appartement in Pittsburgh noch ein letztes Mal meine Sachen ausgepackt, geprüft ob wirklich alles da ist und sie dann wieder eingepackt. Dann noch schnell zu Dicks Sporting Goods um eine billige Sporttasche zu kaufen, die die Ausrüstung für den kommenden Flug nach Calgary fassen wird. Noch ein letztes Mal Mail checken und schon erwartet mich eine kleine Hiobsbotschaft: mein Flug für morgen früh um sechs, in den ich schon lange eingecheckt bin, würde gecancelt. Air Canada kann keinen sinnvollen Ersatz anbieten. Das wird schwierig, schließlich ist 4th of July Weekend, einer der beliebtesten Reisezeiteäume der USA. Ich lasse mich bei Delta auf die Warteliste für Minneapolis setzen und werde morgen weitersehen.



    Samstag 2.7. 6:00h

    Heute Morgen pünktlich um 4:00 komme ich am Flughafen an. Leider fährt mir noch jemand ins Auto und ich muss somit erstmal Papierkram erledigen anstatt mich um meinen Flug zu kümmern. Glücklicherweise kümmert sich das Risk Management meiner Firma darum - ich wusste nicht das wir sowas haben - und ich kann mich Richtung Delta Schalter bewegen. Hier erfahre ich jedoch, dass der angepeilte Flug nach Minneapolis gecancelt ist, man mir aber Detroit garantieren und mich da auf die Warteliste für Minneapolis setzen kann. In Detroit habe ich allerdings nur 25 Minuten bis Takeoff, aber was soll man machen. Immerhin komme ich pünktlich in PIT los und erfahre von Kati und Ingo, dass sie pünktlich in Frankfurt angekommen sind und unsere Räder auch erfolgreich aufgegeben wurden. Mal gucken was der Tag noch so bringt...

    Samstag 2.7. 7:00h

    Hier im Flugzeug kann ich zumindest mal einen groben Ausblick auf den Plan für die nächsten vier Wochen geben. Sofern wir und unsere Räder alle wie geplant in Calgary treffen geht es mit einem Mietwagen nach Jasper. Dort Zelten wir zwei Nächte um den Sonntag zum Zusammenbau und ggf. Reparatur unserer Räder zu haben. Am Sonntag soll dann die eigentliche Radtour beginnen. Von Jasper immer südlich durch die Rocky Mountains durch den Jasper NP, weiter durch den Banff NP, über den Waterton Lakes NP in die USA. Dort geht es dann über die Road to the Sun durch den Glacier NP und unsere Tour soll nach da 1400km nach drei Wochen in Missoula enden. Das ist etwas weniger Strecke als letztes Jahr in Schweden, dafür erwarten uns aber mehr Höhenmeter. In der letzten Woche gönnen wir uns dann noch eine Mietwagentour über Rocky Mountain NP und Yellowstone NP nach Denver, von wo wir nach 28 Tagen zurückfliegen. Damit habe ich dann alle Natur-Nationalparks in mainland USA komplett. Ich werde versuchen, Empfang vorausgesetzt, hier wieder jeden Tag zu bloggen und Fotos hochzuladen.

    Samstag 2.7. 8:10h

    Jetzt lande ich erstmal in Detroit und bereite mich auf meinen Sprint zum Gate vor. Ich hoffe mein Gepäck schafft das auch...

    Schnell aus dem Flugzeug raus und einen Blick auf die Anzeige geworfen: mein Flug wird schon abgefertigt, immerhin im selben Terminal, aber 50 Gates entfernt. Endlich an A27 angekommen ist das Gate zwar schon leer aber noch offen. Aber leide stehe ich noch auf der Warteliste, wenn auch auf Platz zwei. Nach 5 Minuten endlich der finale Aufruf für noch fehlende Passagiere, aber niemand kommt mehr. Die ersten drei der Liste bekommen die ersehnte Boardingkarte. Ich strapaziere jetzt noch etwas die Nerven des Gate Agent als ich feststelle dass ich jetzt theoretisch noch meinen ursprünglichen Flug aus Minneapolis bekommen könnte, da ich den gecancelten PIT Flug jetzt virtuell überholen werde. Leider habe ich nur ein Ticket nach Minneapolis, aber immerhin noch die original Boardingkarte. Nach einigem hin und her lässt sie mich die Warteliste in Minneapolis überholen und stellt mir eine Karte aus. Um 8:09 sitze ich im Flieger und wie es aussieht komme ich heute Nachmittag tatsächlich noch in Calgary an - hoffentlich mit Gepäck.
    Zuletzt geändert von willo; 12.11.2016, 23:29.
    Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

  • codenascher

    Alter Hase
    • 30.06.2009
    • 4977
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

    Na dann freue ich mich ja schon auf deine tägliche Liveberichterstattung

    Schade das wir nicht dabei sein können, aber unsere Verpflichtungen sind ja auch was schönes.

    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

    meine Weltkarte

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    • And1Gap
      Erfahren
      • 14.03.2015
      • 153
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      #3
      AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

      Klingt super! Viel Spaß! Zwischen Jasper und Banff ist allerdings überhaupt kein Handyempfang ...
      Falls Not am Mann ist, in Banff kenne ich jemand bei Parcs Canada ...

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      • Dominik

        Lebt im Forum
        • 11.10.2001
        • 9176
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

        Ui - letztes Jahr habe ich den Live-Bericht schon super gerne gelesen. Auch dieses Jahr - wo ich schon wieder nicht auf größere Tour im Sommer komme - könnte das zumindest im Geiste eine schöne Ablenkung sein.

        Egal ob Blog oder hier. Freu mich drauf!
        Offizieller Ansprechpartner: Naturlagerplätze - Eifel

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        • Pielinen
          Fuchs
          • 29.08.2009
          • 1348
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

          Sehr schön.
          1994 !!!! bin ich von Calgary über Banf, Jasper, Mt Robson Abstecher nach Kamloops geradelt
          (und dann über Vancouver über Vancouver Island die Westküste runter bis San Franzisco)
          Da liest man nicht oft drüber.
          Zuletzt geändert von Pielinen; 13.11.2016, 08:12.
          Wer nichts weiß muss alles glauben...

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          • Katun
            Fuchs
            • 16.07.2013
            • 1555
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

            Mosquito season hat gerade angefangen. Aber man hat ja immer Gegenwind.

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            • willo
              Administrator

              Administrator
              Lebt im Forum
              • 28.06.2008
              • 9799
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

              Zitat von Katun Beitrag anzeigen
              Mosquito season hat gerade angefangen. Aber man hat ja immer Gegenwind.
              Bisher haben wir Glück. Aber das Wetter spielt zumindest in dieser Beziehung auch mit 😀
              Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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              • Katun
                Fuchs
                • 16.07.2013
                • 1555
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                Angenehme Sporttemperatur mit chance of showers and risk of a thunderstorm. Hat doch alles seine Vorteile.

                Nicht zu vergessen: gerade ist ein Mountainbiker versehentlich mit einem Grizzly zusammengestoßen nahe Glacier. Really bad luck. Wenig überraschend hat er das nicht überlebt, der Mountainbiker. Also: nicht so schwungvoll. In der Umgebung des Bow Summit/am Bow Lake taperte zuletzt öfters einer rum, ein Grizzly.

                Bärensichtungen melden, Jasper 780-852-6155, Banff 403-762-1470
                Zuletzt geändert von Katun; 05.07.2016, 18:37.

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                • Katun
                  Fuchs
                  • 16.07.2013
                  • 1555
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                  #9
                  AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                  Yeah, Alberta sky – es muss nicht Nationalpark sein.

                  Wenn die Energie reicht, würde ich in Waterton mit dem Akamina shuttle einen Hike starten.

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                  • codenascher

                    Alter Hase
                    • 30.06.2009
                    • 4977
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                    Tolle Tour bisher! Ich melde dann schon einmal Interesse an einem Diaabend an, wenn ihr wieder da seid.

                    Viel Spaß noch.

                    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                    meine Weltkarte

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                    • willo
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                      Lebt im Forum
                      • 28.06.2008
                      • 9799
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                      Nachdem die geplante Liveberichterstattung auf ods aus technischen Gründen nicht funktioniert hatte, habe ich den Bericht auf Tumblr fortgesetzt. Nun bin ich endlich mal dazu gekommen alle Bilder vernünftig zu bearbeiten und den Bericht hier online zu stellen. Die Bilder sind andere als aus dem Tumblr Bericht, da ich die oft einfach mit dem Handy geschossen hatte und hier nur welche aus der Kamera einstellen möchte.
                      Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                      • willo
                        Administrator

                        Administrator
                        Lebt im Forum
                        • 28.06.2008
                        • 9799
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                        Samstag 2.7.

                        Jetzt lande ich erstmal in Detroit und bereite mich auf meinen Sprint zum Gate vor. Ich hoffe mein Gepäck schafft das auch…
                        Schnell aus dem Flugzeug raus und einen Blick auf die Anzeige geworfen: mein Flug wird schon abgefertigt, immerhin im selben Terminal, aber 50 Gates entfernt. Endlich an A27 angekommen ist das Gate zwar schon leer aber noch offen. Aber leide stehe ich noch auf der Warteliste, wenn auch auf Platz zwei. Nach 5 Minuten endlich der finale Aufruf für noch fehlende Passagiere, aber niemand kommt mehr. Die ersten drei der Liste bekommen die ersehnte Boardingkarte. Ich strapaziere jetzt noch etwas die Nerven des Gate Agent als ich feststelle dass ich jetzt theoretisch noch meinen ursprünglichen Flug aus Minneapolis bekommen könnte, da ich den gecancelten PIT Flug jetzt virtuell überholen werde. Leider habe ich nur ein Ticket nach Minneapolis, aber immerhin noch die original Boardingkarte. Nach einigem hin und her lässt sie mich die Warteliste in Minneapolis überholen und stellt mir eine Karte aus. Um 8:09 sitze ich im Flieger und wie es aussieht komme ich heute Nachmittag tatsächlich noch in Calgary an - hoffentlich mit Gepäck.


                        Der Rest des Hinfluges gestaltete sich eher unspektakulär. Eine Stunde Verspätung in Minneapolis und dann auf nach Calgary. Dort auf Ingo und Kati mit den Rädern getroffen. Ob unsere Räder alles gut überstanden haben, werden wir erst morgen in Jasper sehen, da sie erstmal im Karton verbleiben sollen. Am Flughafen haben wir noch schnell ein Hotel auf halber Strecke nach Jasper gebucht und dann den Minivan von der Autovermietung geholt. Gar nicht so einfach drei Personen und drei Fahrräder in ein Fahrzeug zu bekommen.
                        Das Motel 6 in Red Deer ist ganz in Ordnung. Um 20h liegen wir auch schon im Bett und verabreden uns vorher noch zum Frühstück zu um sieben. Morgen geht es dann endlich in die Berge und die Räder aufbauen.

                        Sonntag 3.7.

                        Das Frühstück im Motel bestand nur aus einem Tisch voller Muffins und einen Kühlschrank mit abgepackten Saft. Sitzgelegenheiten gab es keine. So aßen wir vor dem Motel in der donnere unseren Muffin und kamen dementsprechend früh los.
                        Nachdem wir noch einem Walmart einen Besuch abgestattet haben um etwas Obst und Sonnencreme zu kaufen waren wir auch schon wieder auf dem Highway um die restlichen 450 km nach Jasper zurückzulegen. Wir fahren extra einen Umweg durch das flache Land um nicht auf der Strecke mit dem Auto zu fahren die wir ab Dienstag mit dem Rad zurücklegen wollen. Während der Fahrt durch die recht unspektakuläre Kulturlandschaft wechseln sich bei rund 20 Grad immer wieder Sonne und Regen ab.
                        Ungefähr 50 Kilometer vor unserem Ziel tauchen die Rocky Mountains langsam vor uns auf und die Landschaft zieht uns mehr und mehr in ihren Bann. Wilde Flüsse und glasklare Seen schmiegen sich in weite Täler die von steilen Bergen flankiert werden. Wir halten noch ein paar mal an und genießen die Landschaft. Neben einigen Hörnchen sehen wir zwei große Elche direkt neben der Straße fressen.







                        In Jasper angekommen checken wir auf dem Campingplatz ein und bauen erstmal unsere Zelte auf. Trotz der immensen Größe des Platzes kommen wir uns durch die geschickte Aufteilung und die vielen Bäume eher einsam vor. Spannend wird es als wir die fast vollständig zerlegten Fahrräder aus den Kartons heben und mit dem Zusammenbau beginnen. Glücklicherweise scheint alles heil geblieben zu sein. Unsere Laune wird nur durch den einsetzenden Regen minimal getrübt, was Ingo durch das mitgebrachte Tarp allerdings gut kompensieren kann.
                        Gegen Abend fahren wir noch ins Örtchen und essen etwas. Der Ort besteht nur aus Outdoorläden und Souvenirshops ist aber dafür noch erstaunlich schön anzusehen. Ausklingen lassen wir den Abend unter dem Tarp am Lagerfeuer. Als es gegen sieben auch noch aufhört zu regnen und die Sonne rauskommt trinken wir überaus zufrieden noch ein Bierchen und gehen dann ins Zelt. Morgen haben wir noch eine Tour mit dem Auto und eine kleine Radtour geplant, bevor es Dienstag dann auf die große Tour geht.

                        Montag 4.7.

                        Heute fahren wir früh morgens mit dem Auto in Richtung Maligne Lakes. Es geht über 20km bis auf 1800m Höhe und wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf die Steigungen die uns ab morgen mit dem Fahrrad erwarten werden. Die Strecke ist wunderschön und neben einigen riesigen Hirschen sehen wir nach kurzer Zeit auch unseren ersten Bären derTour. Das Wetter ist durchwachsen und mit 12 Grad relativ kalt. Auf halber Strecke passieren wir einen sehr großen und sehr schönen Gebirgssee der ein paar schöne Motive bietet.



                        Am Maligne Lake angekommen erkunden wir etwas die Gegend und gönnen uns erstmal ein extrem leckeres, aber eindeutig weniger gesundes Frühstück um dann die Moose Loop zu erwandern. Das Wetter ist bedeckt und kalt, aber die Umgebung trotzdem interessant und sehr schön.







                        Auf dem Rückweg nach Jasper sehen wir erneut einen Bären. Toll! Kurz vor Jasper besuchen wir noch einen extrem tiefen Canyon mit einem reißenden Gebirgsbach an seinem Grund. Danach erreichen wir den Point of no Return und geben den Mietwagen ab. Ingo und ich laden unsere Räder ein und fahren ins Örtchen. Nach wenigen Minuten fahren wir mit den Fahrrädern zurück und gönnen uns einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten 22 Tage.

                        Dienstag 5.7.

                        Wir stehen früh auf und nach einer warmen Dusche nehmen wir ein schnelles Frühstück zu uns. Ingo kocht Kaffee und bereitet sich ein heißes Oatmeal. Ich gebe mich mit einem Riegel und einigen kleinen Salamis zufrieden. Das Einpacken muss sich noch etwas einspielen, so dass es heute länger dauert als üblich. Ich räume mehrfach meine Taschen wieder aus, da mir entweder das Volumen, oder die Lage der wichtigen Sachen wie Regenzeug oder Windbreaker nicht gefallen.

                        Als wir so weit sind fängt es erstmal an zu regnen und wir warten eine weitere halbe Stunde unter einem Baum bis wir endlich losfahren. Nach kurzer Zeit auf der Straße 93 fahren wir auf die parallel verlaufende a93 ab. Diese ist die ursprüngliche Straße, die nach einer Sanierung einen neuen Verlauf bekommen hat. Die nächsten 30 km werden wir also bei minimalem Verkehr durch die Landschaft fahren. Erstmal gilt es eine ordentliche Steigung von rund 150 Metern zu bewältigen, bevor sich der eigentliche Genuss einstellt.



                        Die ersten Kilometer fahren sich wirklich schön. Immer wieder wechseln sich Sonne und Wolken ab und es bleibt trocken. Die Landschaft ist von Anfang an spektakulär und es zeigt sich ein Gebirgspanorama nach dem anderen. Neben dem Weg taucht immer mal wieder ein reißender Gletscherfluss auf der uns immer wieder zum anhalten animiert.













                        Nach ca. dreißig Kilometern erreichen wir ein wahres Highlight, die Athabadca Wasserfälle befinden sich direkt am Wegesrand. Die Fälle erinnern mich an Niagara, sind aber aufgrund ihrer Einbettung in die schöne Gebirgslandschaft wesentlich schöner. Der Breite Fluss stürzt sich hier an einer Engstelle mit Riesen Getöse ca. 10 Meter in die Tiefe, um dann in einer tief eingeschnittenen Rinne noch weitere Stufen zu nehmen.
                        Nach den Wasserfällen vereinigt sich unsere Nebenstraße mit der stärker befahrenen Hauptstraße durch den Nationalpark. Der Verkehr ist nicht besonders stark und dank des breiten Radstreifens auch nicht allzu belastend.







                        Weiter geht es durch die schroffe Gebirgslandschaft, die bei zunehmend besseren Wetter immer mehr zur Geltung kommt. Die nächsten 15 Kilometer geht es Ansicht nur bergauf und gegen Mittag haben wir schon 700 Höhenmeter in den Beinen. Nach einem weiteren Anstieg bietet sich mit einem kleinen Imbiss die einzige Möglichkeit zur Einkehr auf der heutigen Etappe. Ich esse ein leckeres Chili und nach einer halben Stunde geht es frisch gestärkt auf die letzten Kilometer des Tages.











                        Gegen 17:00h kommen wir am Jonas Creek Campground an. Dieser unbewirtschaftete Platz ist unser Tagesziel. Nach wenigen Minuten stehen bereits die Zelte und Ingo hat das Tarp gespannt. Nun geht es mit dem Waschen der Radhosen und dem verstauen der Nahrung in bärensichere Container an die Routine, die uns die nächsten Wochen täglich begleiten wird.
                        Morgen geht es mit dem Columbia Icefield gleich an eine schwere Etappe und eine echte Bewährungsprobe für unsere kleine Gruppe. Dafür erwartet uns ein hoffentlich spektakulärer Gletscher und nach dem Pass eine lange Abfahrt.


                        Mittwoch 6.7.

                        In der Nacht wache ich mehrmals auf weil mir zu kalt ist. Bei einer Temperatur von zwei Grad im Zelt verlassen sowohl Schlafsack als auch Isomatte ihren Komfortbereich. Das Wetter ist wesentlich kälter als alle Recherchen vermuten ließen. Nichts desto trotz krieche ich um sechs Uhr völlig durchgefroren aus dem Zelt und nehme ein kurzes Frühstück in Form zweier Riegel ein. Dann geht es auch schon ans Abbauen, was mir wie immer viel zu lange dauert. Vor dem Aufbrechen reden wir noch kurz mit den anderen Radfahrern im Camp. Alle haben das gleiche Tagesziel wie wir und so verabredet man sich für den Abend auf dem Rampart Creek Campground.




                        Endlich auf der Straße frösteln meine Finger derart, dass ich mehrmals anhalte um sie etwas zu wärmen. Erst als das Thermometer langsam über vier Grad klettert wird es erträglicher. Die Strecke startet recht eben und wartet bei trockenem Wetter unverändert mit landschaftlichen Highlights auf.











                        Nach zehn Kilometern fängt die Anfahrt auf den Pass an. Nach kurzer Zeit gemäßigt bergauf fängt der eigentliche Anstieg an. Hier gilt es gut 400 Höhenmeter mit Steigungen zwischen neun und zwölf Prozent zu bewältigen. Gleich am Anfang begreife ich wofür die großen Ritzel eigentlich da sind und ich fahre große Teile des Anstieges im zweiten Gang. Immer wenn ich bei besonders steilen Passagen in den ersten Gang schalte, bekomme ich Angst dass es noch steiler werden könnte und ich doch lieber eine Dreifachkurbel hätte montieren sollen. Irgendwann ist es aber geschafft und das Gefühl den steilsten pass der Tour bewältigt zu haben ist grandios. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf den Gletscher und wir stärken und noch in dem hier natürlich vorhandenen Ausflugslokal.







                        Wir fahren ein paar Kilometer auf der Passhöhe des Sunwapta Passes als wir den Jasper NP auch schon verlassen um in den Banff NP einzufahren. Nach ein paar Kilometern leicht abwärts erreichen wir einen Wanderweg zu einem Aussichtspunkt, der laut Karte vielversprechend zu sein scheint. Kati und ich beschließen die 350 hm auf uns zu nehmen, während Ingo unten wartet. Der Anstieg ist recht steil und wir merken beide den eben gefahrenen Pass in unseren Beinen. Nach 45 Minuten sind wir oben und haben freie Sicht in drei Richtungen - der Ausblick ist phänomenal.













                        Die folgenden 30 Kilometer gehen fast nur noch bergab. Am späten Nachmittag erreichen wir mit dem Camp in Rampart Creek unser Tagesziel. Der Platz ist erneut unbewirtschaftet und traumhaft schön am Fluss gelegen. Wir suchen uns einen schönen Platz direkt am Ufer. Nach wenigen Augenblicken sind die Zelte aufgebaut und das Feuer brennt. Im Laufe des Nachmittags ist es angenehm warm geworden und die Sonne ist größtenteils nicht von Wolken verdeckt. So beschließen wir, nicht nur unsere Klamotten im Fluss zu waschen, sondern auch noch so etwas ähnliches wie ein Bad zu nehmen. Der Fluss ist wie erwartet eiskalt, aber das Wohlgefühl danach um so größer. Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer und gehen gegen neun in unsere Zelte. Morgen steht gleich der zweite schwere Pass auf dem Programm.











                        Donnerstag 7.7.

                        Nach einer erneut recht kühle Nacht stehen wir um sechs auf. Allerdings verzichten wir auf unser Frühstück in Riegelform, da uns in 13 km die erste Tankstelle seit 160 km erwartet. Wir spekulieren auf ein warmes Frühstück…
                        Die Fahrt bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt erweist sich dank meiner im Giftshop am Gletscher erworbenen Fleecehandschuhen als deutlich angenehmer als gestern. Ansonsten ist dasWetter klar und die Landschaft weiterhin beeindruckend. Ich habe selten eine derart hohe Dichte an Fotomotiven gesehen wie hier in den Rockies.





                        Die Tankstelle erweist sich als große Raststätte mit allem drum und dran. Unter anderem auch ein Restaurant mit Frühstücksbüffet. Wir schlagen ordentlich zu und machen uns frisch gestärkt, oder vielmehr vollgefressen auf den Weg.



                        Nach dreißig Kilometern erwandern Kati und ich eine tiefe Schlucht, die relativ schön anzusehen ist.
                        Um die Mittagszeit rum steht der Bow Pass auf dem Programm. Er ist weniger steil als der gestern, dafür mit 5 km Strecke zwischen sieben und zehn Prozent auch nicht von schlechten Eltern. Nach ca 20 Minuten bin ich oben und fühle mich nicht im Stande weiter zu fahren, so sehr schmerzen meine Oberschenkel. Zum Glück habe ich etwas Zeit zum Ausruhen bis unsere Gruppe wieder zusammen ist und es wieder leicht bergab geht.



                        Kurze Zeit später machen wir eine Pause am wunderschönen Bow Lake. Hier gibt es einen Kiosk und ich gönne mir einen Saft und ein kleines Eis. Hier treffen wir auf einen anderen Radler, der die Strecke schon oft gefahren ist und von den noch kommenden Naturschönheiten schwärmt. Er zeigt sich ebenfalls erstaunt über die für die Jahreszeit extrem kalten Temperaturen, normalerweise würde er mit zehn Grad mehr rechnen - Erinnerungen an letztes Jahr Schweden werden wach…



                        Die letzten zwanzig Kilometer bis nach Lake Louise gehen nur bergab und vergehen wie im Flug. Nur einmal muss ich scharf bremsen, da ich am Wegesrand in guter Telereichweite einen kleinen Schwarzbären sehe. Mit ausreichend Abstand knipse ich ein paar Fotos und dann geht es weiter.



                        Lake Louise ist die erste kleine Ortschaft seit dem Start unserer Tour. Es gibt ca. sechs Geschäfte von denen 5 Souvenirläden sind. Nachdem wir auf dem schönen Campingplatz eingecheckt haben und die Zelte aufgebaut sind, gibt es erstmal eine heiße Dusche und die Klamotten werden gewaschen. Dann fahren wir ohne Gepäck in den Ort und genehmigen uns einen Burger. Nachdem wir noch kurz im Laden etwas zum frühstücken kaufen geht es auch schon wieder zurück ins Camp und das Lagerfeuer wird angemacht. Leider fängt es an zu regnen und auch die Aussicht für die nächsten Tage stimmt wenig zuversichtlich. Morgen haben wir einen Ruhetag nach den zwei schweren Etappen und wollen den Moraine Lake erwandern.

                        Freitag 8.7.

                        Heute haben wir erstmal gut ausgeschlafen und waren überrascht, dass uns gegen neun die Sonne etwas Wärme ins Zelt gebracht hat. Schließlich sollte heute laut Vorhersage ganz schlimmes Wetter mit Dauerregen auf uns zukommen. Statt uns über die ungenaue Vorhersage zu beschweren, frühstücken wir lieber im Tshirt und machen uns dann mit den Rädern auf zum Lake Louise, der unserem kleinen Ort seinen Namen gab.
                        Die Radfahrer wartet erstmal mit 200 knackigen Höhenmetern, die dazu auch noch recht steil ausfallen, auf. Oben erwarten uns dann vor allem zwei Dinge. Ein wunderschöner, fast schon kitschiger Gebirgssee und unfassbare Massen an Touristen. Hier alten wir es nicht lange aus und Kati und ich machen uns auf zum dreihundert Meter höher gelegenen Mirror Lake. Nach einer gute Stunde Wänden sind wir oben.
                        Nach der Wanderung haben wir uns noch etwas im örtlichen Outdoorladen rumgetrieben und einige Vorräte aufgefüllt. Ich habe mir einen neuen Ersatzschlauch gekauft, da mein erster auf recht kuriose Weise bereits am ersten Tag kaputt gegangen ist. Zuerst dachte ich an einen normalen Platten, beim Loch Suchen wurde dann aber klar dass der schlauch entlang einer Klebenaht komplett aufgerissen ist. Es war keinerlei Kraft notwendig um das Loch auf eine beliebige Länge auszuweiten. Klares Materialversagen bei einem neuen Schwalbe Schlauch.
                        Ein zweites Missgeschick ließ sich heute ebenfalls auf recht kuriose Weise beheben. Ich hatte mir für den Urlaub extra eine besonders winzige Systemkamera gekauft - eine Panasonic GM1 - mit der ich an sich auch recht zufrieden bin. Einziges klares Manko ist die inakzeptable Batterielaufzeit. Nach drei Tagen Tour und maximal 100 Fotos waren bereits beide Akkus leer. Ich hatte mich darauf verlassen die Akkus während der Fahrt in der Kamera über Katis Dynamo laden zu können. Leider kann die Kamera das gar nicht und plötzlich stand ich heute ohne Kamera dar. Meine Wut war extrem groß und ich habe mich maßlos aufgeregt. Zumal hier in der Wildnis vermeintlich kein Laden aufzutreiben sein würde, der solche Ladegeräte führt. Als ich jedoch mit dem Verkäufer im Outdoorladen etwas ins quatschen bekommen bin und er mir diverse Fotolocations empfohlen hat, habe ich ihm von meinem Missgeschick erzählt. Er hat hin und her überlegt, aber ihm vielen auf der Strecke keine Orte mit entsprechenden Fachgeschäften ein. Dann erinnerte er sich plötzlich an eine “Fotoecke” im Hotel oben am See und meinte dass die relativ viele Akkus und Ladegeräte hätten. Ein kleiner Lichtblick also, also wieder rauf zum See wo ich gerade hergekommen war und tatsächlich gab es besagte Fotoecke. Schnell war ein Ladegerät für alle Panasonic Kameras gefunden und ich fuhr überglücklich wieder ins Tal. Als dort auch noch Ingo und Kati Grillgut auf dem Feuer bereit liegen hatten, war der Tag für mich endgültig gerettet. Nun muss nur noch der Akku auf der Frauentoilette vollständig laden ohne zwischendurch den Besitzer zu wechseln.


                        Samstag 9.7.

                        Das Lager ist fast geräumt und bald geht es wieder aufs Rad. Bevor es an die heutigen 105 km geht, genehmigen wir uns gleich noch eine Stärkung in der örtlichen Bäckerei. Mit 600 Höhenmetern und keinen langen Pässen steht eine relativ einfache Etappe an. Der angekündigte dauerregen bleibt weiterhin aus.


                        Nach einen guten Frühstück in der netten Bäckerei machen wir uns auf den Weg. Die ersten 30 Kilometer führen uns über den fast autofreien Bow Valley Parkway hinaus aus dem Banff National Park rein in den Kootenay Nationalpark. Leider können wir die Schönheit der Landschaft nicht voll genießen, da es immer wieder anfängt zu regnen und wir zum ersten Mal auf dieser Tour in Regensachen fahren.





                        Hinter Castle Junction geht es wieder auf die etwas stärker befahrene 93 und da wir die Karte falsch gelesen haben erwartet uns überraschenderweise mal wieder ein Pass. Die 350 Höhenmeter des Vermillion Pass gehen mit durchschnittlich 7% Steigung allerdings relativ locker über die Bühne. Oben angekommen lagen wir in einer winzigen Lodge jeweils ein Sandwich und einen Saft. Auch hat es jetzt aufgehört zu regnen und wir erleben wieder den gewohnten Mix aus Wolken und Sonne. Die Landschaft ändert hier etwas ihr Gesicht und wir fahren jetzt in ein tiefes Tal und folgen dem Lauf des Vermillion River immer leicht bergab. Diverse Schilder weisen darauf hin dass wir jetzt extrem einsames Gebiet durchfahren und es für 100km keinerlei Infrastruktur gibt.





                        Ein echtes Highlight ist die kurze Wanderung hinauf zum Marble Canyon. Hier schneidet sich ein Zufluss des Vermillion extrem tief in das Dolomiten Gestein. Zum Teil ist der schmale Canyon bis zu 20 Meter tief. Bei vollem Sonnenschein genießen wir dieses Naturschauspiel. Definitiv einer der schönsten Orte die ich auf meinen Reisen bisher erlebt habe.



                        Eine erste wirkliche Rast machen wir einige Kilometer später an einem direkt an der Straße gelegenen Wasserfall. Wir sitzen in der Sonne und essen die leckeren Sandwiches aus der Lodge. Wir befinden uns jetzt seit einiger Zeit nicht mehr in Alberta,
                        sondern in British Columbia, dem laut Wilkommensschild besten Platz auf Erden. In diesem Moment wollen wir da sicher nicht widersprechen.



                        In Vermillion Crossing gibt es wieder eine Lodge mit einem kleinen Laden und wir gönnen uns ein Eis. Die Freude, der nach wie vor nur bergab führenden Route, wird leider durch einen starken Gegenwind getrübt. Trotzdem kommen wir gut voran und nach einer weiteren halben Stunde in Regenklamotten fahren wir in die Ebene des Kootenay Rivers ein. Wir sehen unzählige sehr springfreudige Rehe am Wegesrand und fahren gegen 17.00h nach 110 km auf unseren Campingplatz ein. Wir werden wieder ein paar Würstchen grillen, die wir in der Lodge erworben haben und nach der doch sehr anstrengenden Etappe sicher früh im Zelt verschwinden.











                        Sonntag 10.7.

                        Nach dem Aufstehen und einer kurzen Wäsche unter kalten Wasser geht es auch schon ans Packen. Heute sparen wir uns das Frühstück da wir mit Radium Hot Springs nach 25 km auf ein kleines Dorf treffen werden in dem es laut Karte mindestens ein Restaurant geben soll. Doch bevor wir dieses Paradies erreichen werden, müssen wir erstmal unseren vierten Pass bewältigen. Der Sinclair Pass ist zwar nur 1800 m hoch, allerdings ist die Anfahrt gast 10 km lang und führt über einige Steile Rampen.





                        Nach 45 Minuten konstant bergauf ist auch diese Anstrengung geschafft. Leider ist die Aussicht eher bescheiden, da der Pass mitten in einer Wolke liegt.





                        Nun klart es merklich auf und wir machen uns an die 15 km lange Abfahrt ins Örtchen. Ich fahre nie langsamer als 50 km/h und dementsprechend schnell sind wir unten. Wir finden einen netten Diner und genehmigen und ein klassisch amerikanisches Frühstück. Draußen wandelt sich das Wetter in einem richtigen Sommertag. Die restlichen 40 km werden wir heute möglichst schnell zurücklegen, da unser Campingplatz in Fairmont Hot Springs über einen heißen Pool verfügen wird in dem wir unsere Muskeln entspannen wollen. Dank des Wetterumschwungs wird das hoffentlich ein entspanntes Pedallieren durch die wellige Tiefebene.





                        Der Tag heute war einfach nur ein Traum. Durchgehend 25 Grad und Sonnenschein. Gleich hinter Invermere sind wir auf eine Nebenstraße ausgewichen und sind so ohne jeglichen Verkehr durch die Vorgebirgslandschaft geradelt. In Fairmont Hot Springs angekommen war es so heiß, dass wir die fest eingeplanten heißen Quellen ausgelassen haben und uns stattdessen in den eiskalten Fluss gestürzt haben - ein großer Spaß. Zusätzlich haben wir von den Annehmlichkeiten unseres ersten kommerziellen Campingplatzes seit Tourstart Gebrauch gemacht und alle unsere Klamotten in die Waschmaschine gesteckt. Gegen Abend bin ich nochmal in den Ort gefahren - 2 km Weg, 120 hm - und habe etwas zum Grillen gekauft. Ein würdiger Abschluss für einen tollen Tag.





                        Morgen und übermorgen stehen mit deutlich über 100 km zwei lange Etappen auf dem Programm die wahrscheinlich weniger spektakulär werden. Grund ist, dass wir zum ersten Mal außerhalb eines Nationalparks fahren werden. Diese Übergangsetappen führen uns allerdings direkt in den Waterton Lakes Nationalpark - unseren fünften NP in Kanada.



                        Montag 11.7.

                        Das gestrige Grillen viel wieder mal dermaßen reichlich aus, dass heute früh keiner von uns Lust auf ein Frühstück hat. Also sind wir zeitig auf der Straße und nehmen die ersten Kilometer unserer langen Etappe in Angriff. Das Wetter sieht alles andere als vielversprechend aus, der Himmel ist dunkelgrau, aber dafür ist es mit dreizehn grad recht warm für den Morgen.



                        Die Landschaft auf der heutigen Etappe ist schön aber unspektakulär. Es geht durch das langgestreckte Kootenay Tal, auf der linken Seite das massiv der Rockies, auf der rechten Seite die Hügel des Vorgebirges.
                        Nach fünfundzwanzig Kilometern biegen wir in ein kleines Dorf namens Canal Flats ab, in dem es laut Karte eine Einkaufsmöglichkeit geben sollte. Das Dorf ist wie ausgestorben und alles was wie ein Laden aussieht verrammelt und zu. Neben einer Tankstelle die ebenfalls keinen Hinweis auf Leben bietet befindet sich eine große Halle. Nach einigem Zögern öffnen wir zaghaft eine Tür und stehen unvermittelt in einem mittelgroßen Supermarkt. Schnell ist das nötigste für ein Frühstück gekauft, welches sofort vor der Tür auf einer Mauer eingenommen wird.
                        Die nächsten 50 km verlaufen unspektakulär und wir machen gut Strecke. Bemerkenswert bleibt allerdings das Wetter. Um uns rum ist es dunkel und grau, wir fahren jedoch über Stunden unter einem Loch in den Wolken und haben richtig Sonnenschein. Als wir dann noch die Hauptstraße verlassen und auf einer autofreien Nebenstrecke weiterfahren wird selbst diese Zwischenetappe noch zu einem echten Highlight.





                        An einer saloonähnlichen Tankstelle nehmen wir einen kleinen Snack ein und machen uns anschließend an die letzten Kilometer des Tages. Nach rund 110 km erreichen wir den kleinen Wildnisszeltplatz an einem kleinem See. Der Platz ist schön gelegen, aber leider gibt es kein Feuerholz und ein Unwetter steht unmittelbar bevor. Also beschließen wir kurzerhand noch 29 km weiter bis nach Jaffray zum nächsten kommerziellen Campingplatz zu fahren. Nach kurzer Zeit fängt es an zu regnen und die Nebenstrecke endet nach zwei bösen Steigungen auf den Highway Nummer drei. Ein wahres Fest bei regen zehn Kilometer nur bergauf zu fahren und alle dreißig Sekunden von einem dicken Holzlaster überholt zu werden.







                        Gegen sechs Uhr abends biegen wir endlich auf den Campingplatz ein, der eigentlich ein Golfplatz ist und einige Stellplätze für die gigantischen Wohnwagen für Dauercamper bietet. Immerhin kann man uns ein Stück rasen zuweisen und gibt uns die Erlaubnis die mehr als luxuriösen Sanitäranlagen zu nutzen - was will man mehr…



                        Um acht gehen wir frisch geduscht noch in den örtlichen Grill und essen Burger und Pizza und trinken ein paar Bier. Durch die Verlängerung der heutigen Etappe müssen wir morgen nur rund 90 km fahren und können etwas ausschlafen. Übermorgen sind wir dann auch wieder für eine Woche in Nationalparkgelände unterwegs.

                        Dienstag 12.7.

                        Nach dem Abbau der Zelte sind wir heute direkt in ein kleines Café im Ort gefahren um unser Frühstück einzunehmen. Der Laden war wirklich schick und hätte von Konzept und Design in jeden berliner Hipsterkiez gepasst. Das Frühstück war super lecker und sehr gut zubereitet. So gestärkt machen wir uns bei starkem Sonnenschein auf den Weg. Wir fahren die ersten 30 km auf einer Nebenstraße und haben überhaupt keinen Verkehr der uns nerven könnte um uns rum. Nach 30 km erreichen wir das Dorf Elko und gönnen uns an einer Tankstelle ein Eis und ein kaltes Getränk. Es ist jetzt ziemlich heiß draußen.





                        Anstatt des Highways entscheiden wir uns nun für die in der Karte als Alternative angegebene Schotterstraße. Diese geht auf der anderen Seite des Flusses immer schön rauf und runter. Die Qualität ist abenteuerlich und diverse Tiefe Schlaglöcher machen das Fahren zu einer anstrengenden Angelegenheit. Dafür sind wir mitten in der Natur und können die Lichte Waldlandschaft genießen. Alle dreißig Minuten kommt uns ein großer Holztruck entgegen, der eine dermaßen große Staubwolke hinter sich herzieht, dass Wutanfällen und nach unten gucken müssen. Nach 10 km bessert sich die Strassenqualität deutlich und LKW kommen auch keine mehr. Das Fahren ist jetzt wirklich ein Genuss.



                        Bei Kilometer 60 erreichen wir das Städtchen Fernie. Fernie ist wunderschön und scheint auf Wintersport spezialisiert, jedenfalls ist jeder zweite Laden ein Snowboardgeschäft. Wir fahren hier nicht einfach nur durch, sondern halten in einem Bagelladen inne um etwas ganz besonderes zu feiern - wir haben die Hälfte der Strecke und damit unsere erste von zwei Tourenkarten bis zum Ende gefahren. Ab jetzt geht es nach rund 650 km, rund 6500 hm und 4 größeren Pässen die eine Ost-West Querung der Rockies ergeben, auf Karte zwei wieder in Richtung Osten zur erneuten Querung.





                        Die letzten 20 Kilometer des Tages führen uns leider unweigerlich über den Highway 3 und als wäre der Verkehr nicht alleine schon genug, fängt es wie gestern auch wieder an zu regnen. Diesmal jedoch recht stark. In voller Regenmontur kommen wir schließlich nach 96 km am Mountain Shadow Campground an und genehmigen uns erstmal eine heiße Dusche und waschen unsere Klamotten. Während Kati und Ingo ein Feuer machen - gar nicht so einfach mit komplett durchnässtem Feuerholz - radle ich ins Örtchen Sparwood und kaufe etwas zum Grillen ein. Selbst redest geht es vom Campingplatz bis zum Supermarkt ausschließlich bergauf. Dafür wartet der Ort mit einem Highlight epischen Ausmaßes auf, mit dem wir hier in der Einöde sicher nicht gerechnet hatten. Da ich meinen Fotoapparat aber nicht dabei hatte, werde ich erst morgen zum Frühstück darüber in angemessener Weise berichten können. Wieder um Camp müssen wir etwas improvisieren, da die Feuerstelle keinen Grillrost hat. Nach dem Essen trocknen wir noch unsere Klamotten am Feuer und gehen zeitig ins Zelt, da morgen gleich zwei Pässe auf dem Programm stehen.

                        Zuletzt geändert von willo; 12.11.2016, 23:29.
                        Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                          AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                          Mittwoch 13.7.

                          Heute fiel uns das Aufstehen besonders schwer - draußen regnete es und es war nicht gerade warm. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft im Regen alles abzubauen und den Berg hoch zum Dorfkern zu fahren. Mehrere Verkehrsschilder kündigen während des Anstieges schon die Attraktion der Umgebung an: der größte LKW der Welt. Ich hatte ihn gestern Abend ja schon kurz gesehen, trotzdem wollten wir ihn uns heute morgen nochmals genauer ansehen, auch weil das bequem aus dem Subway ging in dem wir heute frühstücken wollten. So aßen wir also unser Sub und starrten durch den Regen auf den Truck.





                          Nachdem wir uns vom Truck losreißen könnten, ging es kurz hinter Cranbrook auch schon an den Anstieg für den Crowsnet Pass, dieser Pass ist weder besonders hoch, noch besonders steil und sicher eine der einfachsten Arten die Rockies mit dem Rad zu queren. Das besondere ist, dass er ca 15 km lang ist und man immer auf der Passhöhe bleibend, eine super Aussicht nach der nächsten genießen kann. Als wir oben ankommen, verbessert sich das Wetter schlagartig. Erst wird es warm, dann hört es auf zu regnen und dann kommt auch noch die Sonne raus. Unsere Laune wird schlagartig besser und wir radeln in losgelöster Stimmung durch die Gebirgslandschaft.





                          Nach einer kurzen Rast in Burmis, mittlerweile sind wir wieder in Alberta, verlassen wir bei prallen Sonnenschein den Highway und fahren auf einer Nebenstraße weiter. Diese Nebenstraße geht 20 km strikt geradeaus und durch die Steigung der Straße kann man beim Einbiegen schon das Ende sehen - beeindruckend. Durch die Schönheit der Landschaft, wir haben die Rockies wieder verlassen und fahren an deren Rand durch die Prärie fallen uns auch die häufigen und knackigen Anstiege auf dieser Strecke deutlich leichter. Es ist einfach ein toller Tag zum Radfahren.











                          15 km vor unserem heutigen Ziel ziehen aus dem nichts super dunkle Wolken um uns rum auf und wir rechnen erneut mit einer Regenfahrt Doch diesmal kommt es anders und wir bleiben bis zum Ende trocken und sogar die Sonne scheint durchgehend auf und nieder, während wir um uns rum ordentlich Regen und vereinzelt sogar Blitze niedergehen sehen. Nach ca. 100 km erreichen wir den Sleepy Hollow Campground in Pincher Creek. Kurz nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben fängt es auch hier an zu regnen. Es bleibt aber warm und wir lassen den Abend bei Burger und Pizza in einem Restaurant ausklingen. Morgen steht mit 60 km die kürzeste Etappe der Tour auf dem Programm und wir erreichen den Waterton Lakes NP. Dort genehmigen wir uns unseren zweiten Ruhetag.


















                          Donnerstag 14.7.

                          Aufgrund der sehr kurzen Etappe heute, schlafen wir zwei Stunden länger als üblich. Als wir alles gepackt haben steigen wir auf unsere Räder und fahren nach Pincher Creek rein um etwas zu frühstücken. Wir werden in einer kleinen Bäckerei fündig und essen ein ausgiebiges und sehr gutes Frühstück. Nach dem Frühstück geht es wieder auf die Straße immer Richtung Süden. Die Straße ist schnurgerade und geht immer auf und ab. So kommen schnell einige hundert Höhenmeter zusammen und ich finde das fahren ungewohnt anstrengend. Dafür ist das Wetter top und auch die wellige Landschaft weiß zu gefallen. Als letzter Aussenposten der Zivilisation erweist sich ein kleiner laden auf einem Hügel in dem wir uns noch einmal mit ein paar Getränken stärken. Danach kommt nichts mehr außer den immer näher kommenden Bergen.





                          Nach ungefähr zwei Stunden Fahrt fängt es urplötzlich stark an zu regnen und es wird sofort deutlich kälter. Doch pünktlich zum Einrollen in den Waterton Lakes NP hört es wieder auf und es ist jetzt noch heißer als zuvor. Der Nationalpark zieht uns sofort mit seiner Schönheit in seinen Bann. Schroffe Berge und große klare Seen treffen in einer grünen Hochgebirgslandschaft aufeinander. Kaum zu glauben das wir vor einer halben Stunde noch durch eine Prärielandschaft gerollt sind.
                          Im Nationalpark angekommen steuern wir nach 60 km Fahrt direkt unseren Campingplatz an. Er ist schön gelegen an einem großen See und umgeben von mächtigen Bergen.







                          Nach dem routinierten Errichten des Lagers fahren Kati und ich in das Village genannte kommerzielle Zentrum des Parks. Neben einigen Tourenanbietern findet sich hier auch ein kleiner Laden in dem wir Getränke und ein paar Snacks für heute Abend kaufen. Da wir am Lager kein Feuer machen dürfen gibt es heute Trekkingmahlzeiten plus Tortilla Chips mit Käsedip - köstlich.

                          Nach dem Essen unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang um das Camp und erkunden die Umgebung. Morgen laufen wir entweder einen der vielen Trails, oder wir fahren mit einem Boot über den See und schönen unserer müden Beine.





                          Freitag 15.7.

                          Am heutigen Ruhetag haben wir nicht viel gemacht. Aufstehen, frühstücken und im Dorf rumbummeln. Danach haben wir eine Bootstour über den See gemacht und haben dabei schonmal die Grenze in die USA überschritten, bevor wir Kanada morgen ganz verlassen.





                          Die Grenze zwischen den USA und Canada muss laut einem alten Vertrag auf mehreren Metern Breite komplett frei von Bäumen gehalten werden



                          Samstag 16.7.

                          Heute stand die, zumindest von den reinen Daten her, schwerste Etappe auf dem Programm. Rund 1500 Höhenmeter auf rund 90 km Strecke verteilt. Nach dem gestrigen Ruhetag fühlten wir uns allerdings gut gewappnet und haben uns noch nach dem frühen Aufstehen in einer kleinen Bäckerei gestärkt.

                          Leider spielt das Wetter nicht so recht mit und es ist extrem kalt und die Wolken hängen auch nur wenige Meter über uns. Die ersten Kilometer kennen wir schon von vorgestern. Allerdings erspähen wir heute einen Job nagen Grizzlybär in ca 200 m Entfernung. Leider trotz Tele zu weit für ein gutes Foto. Trotzdem schön anzusehen wie er kaum Notiz von uns nimmt und seelenruhig weiter Beeren frisst.



                          Nach einigen Kilometern biegen wir auf die Straße zur US Grenze ab und von nun an geht es steil und lange bergauf. Erstmal sind 400 Höhenmeter am Stück zu bewältigen und nach einer kleinen Entspannungsfahrt auf 1600 m Höhe geht es nochmals 300 m hoch bis zur Grenze. So haben wir inklusive der kleineren Auf und Ab Elemente schon vor dem Mittag die 1000 hm voll. Leider fängt es eine halbe Stunde vor der Grenze noch recht stark an zu regnen, so dass ich relativ nass oben ankomme. Ich kann solche Steigungen einfach nicht in voller Montur fahren. Oben warte ich fröstelnd auf die anderen und wir passieren gemeinsam die Grenze. Da bei den anderen eine Menge Papierkram zu erledigen ist, muss ich wieder eine Weile warten. Gut dass wenigstens der Regen aufhört und ich in der Sonne etwas trocknen kann.



                          Wieder unterwegs, jetzt in den USA im Glacier NP, geht es nochmal zwei sehr knackige Steigungen hoch bis wir endlich am höchsten Punkt ankommen und es von nun an größtenteils abwärts geht. Am Ende der langen Abfahrt kehren wir in einem kleinen Restaurant in Babb ein und genehmigen uns ein Sandwich mit einem weiteren Tourenradler aus San Francisco. Ein netter Typ mit dem wir uns gut eine Stunde übers Radfahren, den Brexit und Donald Trump unterhalten.
                          In Babb wäre eigentlich auch unser Campingplatz für heute gewesen. Morgen wollten wir eine Seitenstraße nach Many Glaciers hin und zurück fahren und im 15 km weiter gelegenen Saint Mary Station machen. Da wir aber eine Werbetagel für den Platz in Saint Mary sehen, die mit Pool und Whirlpool wirbt, beschließen wir schon heute nach Saint Mary zu fahren und morgen lieber wieder die paar Kilometer zum Abzweiger nach Many Glaciers zurück zu fahren.



                          Bei 13 Grad Lufttemperatur tut das 35 Grad heiße Wasser im Whirlpool mehr als gut und wir verbringen den halben Abend darin. Fotos von heute werde ich wahrscheinlich nachreichen müssen, da das WIFI hier kaum zu gebrauchen ist und es hier kein TMobile Empfang gibt.

                          Sonntag 17.7.

                          Heute stehen wir nach einer extrem kalten und klaren Nacht durchgefroren auf und genehmigen uns ein Frühstück auf dem Platz. Dieser lockt mit einer Pancake Flatrate für vier Dollar. An dieser überfressen wir uns maßlos bevor es wieder auf die Straße geht. Diesmal dankenswerterweise ohne Gepäck. Wir fahren die 10 km vom gestern zurück in die Many Glacier Road. Die Straße führt durch den Glacier Nationalpark und ist landschaftlich extrem schön. Es gibt viele reißende Flüsse und tiefblaue Gletscherseen. Nachbringen Stunden sind wir am Ende der Straße abgekommen. Hier gehen einige Wanderwege zu den Gletschern hoch. Wir drehen aber um und pedallieren zurück zum Campingplatz. Nach rund 80 km sind wir gegen Nachmittag wieder am Pool angekommen und lassen es uns gut gehen.













                          Gegen späten Nachmittag schlägt das Wetter merklich um und es wird rund zehn grad Wärmern. Endlich scheint uns das lang angekündigte Hoch erreicht zu haben und sofern man der Vorhersage glauben schenkt, wird es uns bis zum Ende der Tour treu bleiben.


                          Montag 18.7.

                          Heute stehen wir früh auf denn es steht mit der Going To The Sun Road und dem Logan Pass die Königsetappe der Tour auf dem Programm. Der Pass liegt rund tausend Meter höher als unser Schlafplatz und ist mit Abstand der längste Aufstieg der Tour.







                          Während der Anfahrt zum Pass ist es zwar warm aber recht wolkenverhangen und wir haben Bedenken evtl. die tollen Aussichten zu verpassen. Erst einmal lenkt uns allerdings ein direkt vor uns über die Straße trottender Grizzlybär etwas ab. Als er uns bemerkt hält er inne und starrt uns an. Dann beschließt er jedoch die Flucht zu ergreifen und geht erneut über die Straße bevor er im Unterholz verschwindet. Nun geht es nach zehn Kilometern Vorgeplänkel an den Pass. Mit den ersten Höhenmetern reißt dann auch der Himmel auf und ein traumhafter Sommertag kündigt sich an. Der Pass ist einfacher zu fahren als gedacht. Durch die kontinuierlichen sechs bis sieben Prozent Steigung brauche ich nicht meinen niedrigsten Gang zu nutzen und kann im selbst gewählter Pace den Pass hochfahren ohne ans Limit gehen zu müssen. Immer wieder laden schöne Aussichten zu einem Foto ein. Autoverkehr gibt es um diese Uhrzeit auch kaum, so dass man sich recht entspannt in die Höhe schrauben kann. Nach rund 45 Minuten stehen Kati und ich oben am obligatorischen Visitor Center und sind recht stolz auf uns. Ungläubig werden wir von den Massen an Touristen die von der anderen Seite mit Autos den Pass hochfahren bestaunt und immer wieder gefragt warum wir hier mit dem Fahrrad hochfahren und nicht mit einem der Shuttlebusse.







                          Die Abfahrt ist nicht minder spektakulär als der Aufstieg. Da wir schneller als die jetzt unzähligen Autos sind, macht uns der Verkehr auf der superengen kurvigen Straße keine Sorgen, da niemand in Versuchung gerät uns zu überholen. Kurze Zeit später ist unsere Tagesleistung dann auch wieder vernichtet und wir fahren noch gar 10 km bis zu unserem Campingplatz wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen wollen.





                          Dienstag 19.7.

                          Für den heutigen Tag steht Wandern auf dem Programm. Da Ingo sich von gestern erholen möchte mache ich mich mit Kati alleine auf den Weg. Wir nehmen einen der Shuttle Busse und lassen uns zum Start des Weges fahren. Der Weg führt uns immer leicht bergauf neben einem kleinen Gebirgsbach namens Avalanche Creek bis hin zu dem See in dem er entspringt. Der See ist ein recht verwunschener Ort mitten in einem tiefen Tal. Die Wanderung ist super schön und das Wetter weiterhin absolut sommerlich.







                          Wieder im Lager an Lake MC Donald angekommen finden wir zu unserer Überraschung heraus, dass der riesige Gebirgssee relativ warm ist und man richtig baden kann. Da es auf diesem Platz keine Duschen gibt ist das doppelt willkommen. Gegen Abend trudeln immer mehr Tourenradler ein und der Platz erweist sich als wäret Hub für Radler die entweder den Pass noch vor sich haben, oder für solche, die ihn gerade gemeistert haben. So motiviert man sich gegenseitig und tauscht die halbe Nacht Geschichten über bereits geradelte oder noch kommende Abschnitte der Tour aus. An Bier und Zigaretten verschiedenster Machart herrscht an diesem Abend absolut keine Knappheit. Dabei fällt auf, dass Tourenradler aus den Staaten eine sehr bunte Mischung zu sein scheinen. Wir haben einen Einzelradler auf christlicher Mission der Bibeln verteilt, einen anderen Soloradler der absolut kein Geld ausgeben will und nur eine Hängematte zum schlafen dabei hat und ein stark tätowiertes Pärchen die den Logan Pass in der Nacht bei Vollmond bezwingen wollen. Dazu kommt noch ein Paar aus Düsseldorf, so dass am Ende die beiden für Radler reservierten Campsites aus alles Nähten platzen. Erstaunlich ist auch, dass alle Beteiligten mindestens 1000 km lange Strecken fahren, aber trotz der nur einen Straße hier in der Gegend, abgesehen vom Logan Pass komplett verschiedene Routen fahren. Ein wirklich toller Abend, dem leider der irgendwann einsetzende regen beendet, vielleicht aber auch besser so, denn wir wollen morgen ja noch Radfahren. Wir verabreden uns noch lose mit den Düsseldorfern die ersten Kilometer zusammen zu fahren und dann gemeinsam zu frühstücken und verziehen uns dann ins Zelt.







                          Mittwoch 20.7.

                          Heute morgen lassen wir es etwas gemächlicher angehen und starten gegen neun zusammen mit den beiden Düsseldorfern nach West Glacier. Der Weg führt die ganze Zeit direkt am Seeufer entlang und trotz der morgendlichen Kälte kündigt sich erneut ein schöner Sommertag an. In West Glacier genehmigen wir uns ein typisch amerikanisches Frühstück in einem Diner und verabschieden uns dann. Die beiden fahren Richtung Vancouver um dann die Küste runter nach San Diego zu fahren. Die heutige Etappe leitet dann auch so langsam aber sicher das Ende unserer Tour ein. Es geht raus aus dem Hochgebirge und die kahlen Felsriesen begleiten uns nur noch als Kulisse am Horizont. Wir fahren durch eine Landwirtschaftlich geprägte Hochebene und genießen auf kleinen Nebenstraßen den Sommer und das Radfahren. Es ist wieder um die dreißig Grad warm und jede Tankstelle wird für ein kaltes Getränk angesteuert. Unser heutiges ziel ist Big Fork. An einem riesigen See bauen wir unser Zelt auf und essen frische Kirschen die wir vorher an einem Farmers Market gekauft haben. Der See ist erneut warm genug zum schwimmen.





                          Heute haben wir außerdem beschlossen die Tour um einen halben Tag zu verkürzen. So werden wir am Freitag 140 km nach Missoula fahren und dafür den ganzen Samstag Zeit für die Autofahrt nach Yellowstone haben, anstatt Samstag Vormittag erst in Missoula anzukommen.



                          Donnerstag 21.7.

                          Direkt nach dem Abbauen genehmigen wir uns ein schnelles Frühstück bei Subways und fahren dann über einen schönen kleinen Waldweg 10 km an einem Fluss entlang. Das war es dann auch schon mit der Abwechslung, die nächsten 80 km führen bei brütender Hitze durch einen Wald. Auch Tankstellen oder andere Ablenkungen sind hier rar gesät. Dafür fährt es sich ohne größere Steigungen oder nennenswerten Wind sehr angenehm. Kurz vor dem Ziel hat Ingo einen Platten.





                          Unser Campingplatz liegt mitten in der Einöde, sogar noch 6 km von der sowieso schon verlassenen Straße entfernt. Er liegt an einem schönen See mit warmen Wasser der aber leider zu flach zum richtigen Baden ist. Für eine Wäsche reicht er aber, schließlich haben wir jetzt schon den 5. Tag in Folge keine warme Dusche.
                          Als wir in der nahegelegenen Lodge einen Radler treffen, dem wir an unserem zweiten Tag schon einmal getroffen hatten, lädt dieser uns auf eine Runde Bier ein und wir quatschen eine halbe Stunde in Liegestühlen am Ufer. Das Leben meint es gut mit uns.



                          Heute gehen wir sehr früh ins Bett, da wir morgen bereits um sechs loswollen. Schließlich haben wir fast 140 km vor uns und wollen nicht die ganze Zeit in der Hitze fahren.

                          Freitag 22.7.

                          Um fünf Uhr stehen wir heute in aller Frühe zum großen Finale auf und sind um kurz nach sechs auf der Strecke. Es ist wahnsinnig kalt und als wir nach rund 40 km zum ersten Mal an einem Laden vorbeikommen und einkehren, bin ich mir sicher eine Unterkühlung zu haben. Ich esse einen Muffin und zittere am ganzen Körper, selbst meine Zähne klappern. Als ich nach kurzer Zeit aufstehe um mir an der gegenüberliegenden Tankstelle etwas warmes zu essen zu holen, ist draußen die Sonne hinter den Bergen hervorgekommen und es ist mindestens zehn Grad wärmer. Ich hole mir einen Breakfast Burrito und esse ihn in der Sonne. Gerade als wir los wollen bemerkt Ingo, dass er erneut einen Platten hat, so habe ich noch etwas Zeit um mich vollständig aufzuwärmen.







                          Wieder auf der Straße wechseln wir bald auf die Montana 200 und verlassen endlich den endlosen Wald. Mit dem verlassen des Black Foot Tals folgt der letzte nennenswerte Anstieg der Tour. Es geht noch einmal über 4 km bergauf und danach nur noch bergab bis ins Ziel. Leider werden uns diese letzten 30 km durch einen teils extrem starken Gegenwind vermiest. Die letzte Stunde müssen wir noch einmal alles geben bis wir die Vororte von Missoula erreichen. In Missoula angekommen suchen wir als erstes die Zentrale der Adventure Cycle Association auf. Diese Organisation hat ein Radwegenetz durch die gesamte USA ausgetüftelt und auch das Kartenmaterial dazu hergestellt. Auch unsere Route - Great Parks - stammt aus deren Feder. Da ihr Hauptquartier zufällig in Missoula ist, statten wir dem imposanten Gebäude einen Besuch ab. Überall treffen wir hier auf Tourenradler die entweder gerade starten, mitten in einer Tour sind, oder eben gerade eine Tour beenden. Finisher bekommen umsonst Eis, Getränke und werden mit den Daten ihrer Tour auf einem Polaroid an der Wand verewigt. Ein tolles Erlebnis und ein würdiger Abschluss!



                          Nach rund 1500 km, 15000 Höhenmetern, 7 Bären und drei Platten endet unsere Tour hier. Es war ein tolles Erlebnis und definitiv eine meiner besten Outdoor Touren bisher. Jetzt fahren wir noch mit einem Mietauto nach Yellowstone und fliegen dann Ende nächster Woche zurück. Von dem Rest des Urlaubs werde ich keine Berichte mehr schreiben, aber noch ein paar Fotos hochladen.
                          Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                            Fuchs
                            • 29.08.2009
                            • 1348
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                            #14
                            AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                            Eine der genialsten Landschaften, die man durchradeln kann.
                            Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                            • Cewhren
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                              • 06.12.2013
                              • 93
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                              Was für eine schöne Tour! Vielen Dank für den Bericht !!

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                              • codenascher

                                Alter Hase
                                • 30.06.2009
                                • 4977
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                                #16
                                AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                                Schön das du den RB hier noch einmal hochlädst, liest sich doch deutlich besser als auf Tumblr.

                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                meine Weltkarte

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                                • hambe
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                                  • 18.04.2008
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                                  #17
                                  AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                                  wunderbare Bilder und ein toller Bericht, Danke.

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                                    Alter Hase
                                    • 13.07.2005
                                    • 3047
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                                    Danke fürs Schreiben !

                                    Nach einem Schönen Vormittag an der Elbe ist Dein Bericht von unserer Tour eine zweite schöne Überraschung heute.
                                    Wo war ich bloß?

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                                    • willo
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                                      #19
                                      AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                                      Danke. Hatte ich mir schon ewig vorgenommen und endlich mal die Zeit gefunden. Wenn Du noch ein paar Lagerimpressionen hättest würde ich die gerne einbauen. Ich hab im Lager immer nur mit den Iphone geknipst...
                                      Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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                                      • willo
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                                        #20
                                        AW: [CA] von Jasper durch die Rockies nach Missoula

                                        Hier noch die versprochenen Bilder aus Yellowstone, wo wir nach der Radtour noch 2 Tage verbracht haben. Leider hatte ich aufgrund der Radtour nicht meine übliche Kamera dabei, was ich spätestens hier echt bereut habe.

































                                        Meine Fotos ziehen um: http://500px.com/baryt/sets

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