(gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

[ftpih]

Heyhallo Gemeinde,

ich möchte mir gerne ein Monokajak kaufen. Der Haupteinsatzzweck wird auf dem Main/Altmain liegen, also eher ein entspannteres "Rumdümpeln". Kanu bin ich schon häufig gefahren, Monokajak ein paar Male. Ich bin also Anfänger, aber nicht mehr so blutig.

Natürlich habe ich mich schon etwas eingelesen, recherchiert und habe mich nach Angeboten umgeschaut. Hierbei bin ich auf ein Monokajak von "Pegaso" in meiner Nähe gestoßen. Nach meiner Recherche entspricht es einem Prijon Chopper aus dem Jahr 2007, welches über Lidl verkauft wurde.
Laut Verkäufer wurde es nur 1-2x gefahren und sieht dementsprechend neuwertig aus.

Nun bin ich in einigen Punkten skeptisch und würde mich sehr freuen, eure Einschätzungen zu hören:
1. Ist das Boot generell für meinen Einsatzzweck geeignet?
2. Kann ich bei einem 9 Jahre alten Kajak bedenkenlos zugreifen? (Ich würde gründlich schauen, ob das Material irgendwelche Macken hat/ausgeblichen ist.)
3. Der Verwendungszweck wird für Paddler zwischen 70 und 100kg angegeben. Das wird für mich als leichterer Zeitgenosse (61kg bei 1,77m, 27 Jahre) kein wirkliches Problem sein, oder?

Ich danke euch für eure Hilfe & Fachwissen.

[Schnapsmax]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Servus,
Solokajak wäre gebräuchlicher. Mono ist der alte Röhrenradio der Großeltern.
Der Pegaso ist sehr warscheinlich ein Chopper, den Lidl billig unter Eigenmarke vertrieben hat. Die Ausstattung kann mägerer sein.
Somit sicher kein Schlechtes Boot. Das Alter spielt kaum eine Rolle, wenn das Boot nicht durchgängig in der Sonne gelagert wurde.
Allerdings ist das ein WW-Boot und weniger zum Cruisen auf ruhigen Gewässern gemacht. Das zeigt sich in geringer Reisegeschwindigkeit, kaum bis null Geradeauslauf und wenig Raum für Gepäck.
Wenn Dir das egal ist oder Du gar Ambitionen hast, mal bewegteres Wasser durchzupflügen, kannst Du das schon nehmen.
Ideal ist aber anders.

[ftpih]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Danke für die prompte Antwort und deine Einschätzung!

Über die Ausstattungsdefizite (kein Rückengurt, keine Polsterung, kein Auftriebskörper) und dass ich hier ggf. nachrüsten muss bin ich mir im Klaren.

Dass die Art für meinen Einsatzzweck nicht ideal ist, hatte ich befürchtet.
Ich hab es mir schon so vorgestellt, dass ich auch selbst ein bisschen was machen muss und das Boot nicht von selbst den Main runterfährt. So lange ich mich dabei nicht ständig im Kreis drehe, wäre das in Ordnung.

Dass mit dem Gewicht ist vernachlässigbar, oder?

Der Preis läge übrigens für das neuwertige Boot samt entsprechendem Paddel (wohl auch von Prijon) bei 250 Euro. Vielleicht bekomme ich den Verkäufer noch auf 200 Euro runtergehandelt.

P.S. Fixed it. ;)

[Schnapsmax]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Ein bisschen was machen musst Du bei jedem Boot aber abwärts fahren sie alle "von allein".
Wie gesagt, es geht, ist aber alles andere als Ideal. Bei dem Preis ist es allemal einen Versuch wert, ob Du mit den Defiziten Leben kannst. Passt es nicht, stoße es wieder ab.
Das Gewichtsproblem ist vernachlässigbar. Du willst ja nicht in WW5 damit fahren.

[pickhammer]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

So lange ich mich dabei nicht ständig im Kreis drehe, wäre das in Ordnung.

Dir sollte aber klar sein, dass dieses Boot eben nicht freiwillig gradeaus fährt, sondern ständig korrigiert werden will. Das ist kein Mangel, sondern die Konsequenz des wendigen Unterschiffes. Du brauchst einige Stunden Übung, bis du damit zurecht kommst, aber das Gute dabei ist: Du kannst danach steuern!
Sonst bin ich der gleichen Meinung wie Max: Auf flachem Gewässer sind andere Boote im Vorteil.

viele Grüße vom pickhammer

[schrat]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Pickhammer hat völlig recht. Ein entspanntes Fahren ist im beständig schwänzelnden WW-Boot kaum möglich. Sowie Du aufhörst zu paddeln, dreht sich das Boot, das sich überdies auf ruhigem Wasser ständig selbst ausbremst, weil ihm die Lauflänge fehlt. Nein Wirklich: Ein fahrbares Boot beginnt frühestens bei 3.80, im vernünftigen unteren Durchschnitt hat es 4.30..
Gruß Rainer Vogel

[Ziz]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Ich bin mal so frei eine Kontermeinung zu geben. Ich fahre regelmäßig in meinem Unikurs mit Prijon Wildwasserbooten auf der Elbe. Da die Elbe wildwassertechnisch wenig (lies: gar nichts) zu bieten hat, fahren wir damit auch oft nur hoch und runter. Also es geht. Zumindest von meinen Luftbooten bin ich eh gewohnt bei nicht paddeln zu drehen. Aber das ist ja egal, solange das Boot beim Paddeln in die richtige Richtung zeigt. Das geht mit einem Wildwasserboot auch prima auf Nichtwildwasserflüssen - braucht aber Übung! Meine ersten male auf der Elbe waren... kreisilig.

Ich habe ein paar gute Freunde, die besitzen keine Wanderboote, weil sie lieber Wildwasser fahren. Nichtsdestotrotz liegt die Elbe um die Ecke und ab und zu wird man man bei dem schönen Elbausblick in Dresden und Umgebung dann doch schwach. Da zeigt sich der Vorteil, dass so ein WW-Boot gerade so noch in eine Straßenbahn passt. Eindeutig ein Vorteil gegenüber einem großen Wanderboot. Auch können die ihre Boote in der Wanne trocknen und im Flur an der Wand lagern. Selbst im Altbau ist das mit einem Wanderboot eine Herausforderung - wenn man es überhaupt durch den Flur bekommt.

Wenn man also keine Lust auf Luftboot hat (von meiner Warte vollkommen unverständlich ), wenig Platz für ein großes Wanderboot und eh meist nur flussabwärts fährt, kann so ein Boot durchaus eine Alternative sein. Es kommt hier sehr stark auf deinen konkreten Anwendungsfall an. Wenn du den Platz für was größeres hast und Wildwasser gar nicht in Betracht ziehst, ist ein günstiges Wanderboot vielleicht eher was für dich. Selbst ein Billigmodell sollte schneller und fahrstabiler sein als das Prijon - von mehr Platz mal abgesehen.

VG Ziz

[windriver]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Hi , schnapsmax und schrat haben das meiste schon auf den Punkt gebracht . Ein WW-Boot als Tourenkajak empfielt sich nur wenn dir Laufeigenschaften und Platz egal sind oder du dich Richtung WW weiterentwickeln willst .
Sonst würde ich eher in der Kategorie Freizeitkajaks schauen z.B. Robson Balboa oder Waikkiki , Winner Thunder oder Prion Cruiser 320 wenn das Boot wirklich nur als schwimmende Chill-Out Area dienen soll und Bootslänge von Bedeutung ist . Vorteil sind besserer Geradeauslauf , mehr Platz im Cockpit und hohe Kippstabilität . Gerade der Waikkiki ist für seine geringe Länge echt schnell und hat durch das Skeg auch eine sehr gute Spurstabilität .
Falls aber ernsthaftere Touren anstehen dann sowas wie Prijon Dayliner , Wilderness Tsunami 125 , Seabird Discovery , Delsyk Nifty und und und . In der Bootsklasse kann man durchaus ein Boot für fast alle Fälle finden .
Falls du noch gar nicht weisst , in welche Richtung es gehen soll , würde ich erstmal leihen oder mir für sehr wenig Geld so ein altes GFK-Boot organisieren .

MfG, windriver

[tpo]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

wie von den anderen schon geschrieben, für den Main ist das Boot nicht sinnvoll. Da bietet sich ein klassisches Tourenboot (4-5m Länge) an. Damit kannst du auch z.B. die fränkische Saale oder andere mittlere Flüsse gut noch fahren und auch Gepäcktouren unternehmen.

Das von dir beschriebene Boot wäre eher etwas für den Wern (nähe Gemünden) oder einen anderen Kleinstfluß geeignet. Für einen Fluß wie den Main bestenfalls eine Notlösung. Das macht nur Sinn wenn du auch WW fahren willst.

Ich persönlich, würde mir für den Main (quasi stehendes Gewässer) sogar eher ein schönes Seekajak oder anderes Langboot kaufen bevor ich mich mit so einer WW-Gurke abmühe (wenn Geld keine Rolle spielt z.B. Nigel Dennis Pilgrim Expedition um eine Vorstellung von geeigneten Bootsabmessungen für größere Gewässer zu geben).

Da du relativ leicht bist, schau mal ob du ein Boot bekommst, dass nicht zu großvolumig ist. Ein Touryak wäre z.B. zu groß und zu breit. Auch das oben genannte Tsunami 125 ist meiner Meinung nach eher für deutlich schwerere/größere Paddler gedacht.

Von Kajaks mit mehr als 60cm Breite und weniger als 4m Länge würde ich dringend abraten.

Schau doch mal bei einem Kanuverein in deiner Nähe vorbei, es gibt viele Vereine die nicht die so gefürchtete Vereinsmeierei aufweisen aber das Hobby deutlich erleichtern. Da kann man meist auch den ein oder anderen Bootstyp probefahren und bekommt viele Fragen beantwortet ....

[windriver]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Hi , der TO hat als Einsatzzweck " entspanntes Rumdümpeln " angegeben . Dafür bevozuge ich mein Stearns Yukatat oder sogar das Gumotex Twist . Unsere Seekajaks kommen zum Einsatz wenn Strecke gemacht werden soll oder viel Gepäck mit muss . Tagestouren von 15 - 20 km sind ohne Stress auch mit kurzen ( > 4m ) Booten möglich . Auch auf stehenden Gewässern . Im Gegensatz zum Seekajak kann ich dabei sogar die Beine aufs Deck legen .

MfG, windriver

[ftpih]

AW: (gebrauchtes) Mono-Kajak Kaufberatung. Worauf achten?

Nochmal Danke für die vielen Antworten!

Der Verkäufer war so nett und bot mir an, das Kajak zu testen. Ich habe es nun hier und werde es morgen für eine kleine Tour auf dem Altmain ausprobieren und sehen, wie ich zurecht komme.

Alle "Bedingungen" passen: Das Boot und Paddel sehen aus wie neu, es lässt sich entspannt in meinem Golf transportieren, ohne großen Aufwand im Gartenhaus lagern, der Verkäufer ist "ums Eck" und der Preis erscheint mir als (sehr) fair.

Ich berichte!