[DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

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  • Rando
    Anfänger im Forum
    • 11.03.2015
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    • Meine Reisen

    [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

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    Mitreisende
    Am Abend schwinge ich mich aufs Rad und fahre zum Neckar. Der Talweg führt über Esslingen, Bad Cannstatt, Heilbronn, Heidelberg nach Mannheim und endet bei der Neckarmündung am Rhein. Die Erde ist trocken, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen über das Land. Mitte April ist die Luft frisch, zum Glück hat es wenig Wind. Es soll eine klare Mondnacht werden. Gute Bedingungen für’s Pedalieren im Täle.

    Ich fahre ein 29er mit Federgabel und Stollenreifen. Zunächst wollte ich das Rennrad nehmen. Aber ich muss mit längeren Schotterwegen, einigen Baustellen und wilden Umleitungen rechnen. Zudem sehe ich in der Dunkelheit nicht alle Schlaglöcher oder Glasscherben. Plötzlich eine unglaublich hohe Randsteinkante vor mir. Ich bremse, reiße das Vorderrad hoch, bin aber zu langsam, verlagere den Schwerpunkt nach vorn ... das Hinterrad kommt gerade so hoch.
    Nach einer Stunde Fahrt ziehe ich meine Jacke an, Überschuhe und Handschuhe. Weiter geht’s.

    Es ist dunkel geworden. Immer wieder begegnen mir Flüchtlinge und feucht-fröhliche Flaschenfreunde in Feierlaune. Ein ausgestreckter Arm, eine Hand greift nach mir. Ich weiche aus. Glück gehabt. Das grandios farbige Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen hebt meine Stimmung.
    Am späten Abend entdecke ich einen McDrive, die wohl letzte Verpflegungsstelle in dieser Nacht, wenn ich keine 24h – Tankstelle anfahren will. Trotz Kälte esse ich draußen, um Zeit zu sparen und nicht „runterzukommen“. Der Mond leuchtet am wolkenfreien Himmel.
    Ich verwende ein GPS-Gerät mit Geländekarte. Bis Ludwigsburg dominieren Industrieanlagen die Uferlandschaft. Dann sehe ich an steilen felsigen Berghängen Weinstöcke, es kommen Obstwiesen, ein Atomkraftwerk oder die Staustufen mit den Doppelschleusen. Die riesigen Betriebe von Heilbronn und Neckarsulm erhellen den Nachthimmel. Kein Mensch ist jetzt unterwegs.

    Vollsperrungen und Baustellen kann ich meist irgendwie passieren. Doch dann geht nichts mehr. Umleitung für Radfahrer. Ich muss das Tal verlassen. Über einen steilen Geröllweg fahre ich in den Wald hinauf. Eigentlich soll man hier schieben. Mit den breiten Stollenreifen rollt es gerade so. Dann am Hang entlang und wieder ins Tal zurück. Es geht ein interessantes Stück durch Hessen, danach am bewaldeten Ufer schier endlos auf befestigten groben Kieselwegen nach Heidelberg. Irgendwann wird’s langsam hell und noch kälter.

    Nach 280 km trinke ich den ersten Kaffee und esse dazu ein Omelett. Zwischen sechs und acht Uhr sind die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Ich genieße die ersten Sonnenstrahlen und taue langsam auf. Für einen Abstecher durch die Altstadt und rauf aufs Heidelberger Schloss nehme ich mir Zeit. Die Nacht liegt hinter mir und bis Mannheim ist’s nicht mehr weit. Ein zweiter Kaffee in Ladenburg reicht, um bis zur Neckarmündung zu rollen. Hier am grasigen Rheinufer bin ich am Ziel. Was spricht jetzt gegen ein kleines Bier und ein Schläfchen in der Sonne. Ich finde, so gut wie nichts.

    Rando

  • Moltebaer
    Freak

    Liebt das Forum
    • 21.06.2006
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

    Schick, schick! Nachts radelt es sich immer noch am schönsten
    Ob im Wald, auf dem Feld, über Land, am Fluß, durch dunkle, erleuchtete oder verlassene Städtchen, zwischen Industrieanlagen oder auf ausgebauten Bundestraßen
    Wandern auf Ísland?
    ICE-SAR: Ekki týnast!

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    • tizzano1
      Erfahren
      • 13.06.2006
      • 383
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

      Ja sag einmal, leidest du unter Schlafstörungen?... probier`s mal mit Baldriantropfen

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      • Rando
        Anfänger im Forum
        • 11.03.2015
        • 45
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

        Übermorgen radle ich mit einigen Leuten von Tübingen aus in den Harz. In einem Ritt. Wir fahren zur Grabkapelle auf den Württemberg und in Würzburg auf die Festung Marienberg. In Schweinfurt machen wir in einer Pizzeria Pause und radeln dann in der Nacht zum Thüringer Wald. Von der Wartburg geht’s nach Mühlhausen (Sightseeing in der Altstadt), Ziel der Etappe ist der Brockengipfel im Harz.
        Ich hoffe mal, dass die Nachtfahrt im Neckartal dafür eine nützliche Übung war.

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        • lina
          Freak

          Vorstand
          Liebt das Forum
          • 12.07.2008
          • 42934
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

          Hört sich gut an – viel Spaß!
          Zur Grabkapelle über die Katharinenlinde? (falls Ihr noch einen Hügel und ein Tal mehr haben wollt )

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          • Rando
            Anfänger im Forum
            • 11.03.2015
            • 45
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

            Werde dem Streckenchef deinen Vorschlag unterbreiten, die schönen Wegle zur Katharinenlinde auf der Rüderner Heide mitzunehmen.
            Am Anfang einer Tour ist man für zusätzliche Abstecher etwas offener.

            Da wir nur das verlängerte Wochenende Zeit haben und die Tour in drei Etappen bis nach Dänemark gehen soll, wird er vermutlich mit dem Kopf wackeln und aufs Ende verweisen:
            Wenn jemand mit dem Brocken als Tagesziel nicht ausgelastet sei, dürfe er auch noch den Wurmberg rauffahren. Es habe diesen Berg schon mal einprogrammiert.

            Gruß
            Rando

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            • Rando
              Anfänger im Forum
              • 11.03.2015
              • 45
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

              Die Radtour von Tübingen nach Dänemark in 3 Etappen wurde ein voller Erfolg. Zwar hatten wir auf der ersten Etappe Tübingen – Grabkapelle Württemberg – Festung Marienberg – Wartburg – Brockengipfel (530 km) – Braunlage viel Gegenwind, aber auch Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Die zweite Etappe führte uns von Braunlage – Braunschweig - Uelzen – Lauenburg/Elbe nach Lübeck. Am Sonntag radelten wir die dritte Etappe Lübeck – Plön – Kiel – Eckernförde – Flensburg – Dänemark (insgesamt 998 km).

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              • NeanderThaler
                Neu im Forum
                • 22.05.2016
                • 4
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

                Da die Sache es nicht wert ist einen eigenen Thread aufzumachen (und der obige Reisebericht zwar Text aber keine Bilder hat) erlaube ich mir mal hier ein paar Bilder der Strecke zu posten.
                Bin diese Woche genau dieselbe Strecke Tübingen bis zur Rheinmündung gefahren. Allerdings in 2 Tagen, bisschen Pause braucht mein Hintern schon.

                Ohne viel Worte ...


                Neckarradweg an Weinbergen entlang


                Bei Mosbach darf auch wirklich jeder Auto fahren ...


                Neckar mit Burg Neckarsteinach


                Heidelberg


                An der Rheinmündung angekommen

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                • Rando
                  Anfänger im Forum
                  • 11.03.2015
                  • 45
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

                  Vielen Dank NeanderThaler für deine schönen Bilder. Sie illustrieren sehr gelungen die Neckartour.
                  Wie oben gesagt, das Nachttraining hat sich gelohnt. Die Radtour von Tübingen nach Dänemark in 3 Etappen lief gut.


                  Über Feldwege Richtung Stuttgart

                  Durch die Weinberge zur Grabkapelle auf dem Württemberg


                  1. Etappe: Tübingen – Grabkapelle Württemberg – Festung Marienberg – Wartburg – Brockengipfel – Braunlage

                  Das verlängerte Wochenende ist da. Zeit, um nach Norden zu fahren. Wir treffen uns am Himmelfahrtstag gegen 8 Uhr zum Frühstück im Cafe Lieb. Dann schwingen wir uns auf die Räder und fahren im Neckartal Richtung Stuttgart. Auf dem Württemberg spielt ein Posaunenchor den Kanon „Der Himmel geht über allen auf“.

                  Vorbei am Schloss Liebenstein

                  Ehemalige Brücke der Kochertalbahn

                  Gerlachsheim

                  Wir radeln weiter über Fellbach, Neckarsulm, das Kochertal, Jagsttal ins liebliche Taubertal. Wir bevorzugen Rad- und Feldwege, kleine Straßen und manchen schönen Umweg. Am Abend erreichen wir die Festung Marienberg in Würzburg.

                  Marienberg in Würzburg

                  In Schweinfurt essen und trinken wir bis 1 Uhr in einem Schnellrestaurant. Dann pedalieren wir durch die Nacht über Münnerstadt nach Bad Neustadt an der Saale. Der Himmel hellt sich auf, die Kälte nimmt zu. Von Mellrichstadt ist es nicht mehr weit zur ehemaligen Grenze. Bis zum 10. November 1989 3:40 war hier Deutschland geteilt. Hinterm Wachtturm geht die strahlende Sonne auf.

                  Im Osten geht die Sonne auf



                  In Meiningen frühstücken wir vorzüglichen Thüringer Blechkuchen und unterhalten uns mit einem 80jährigen Radsportler, der in den 1960er Jahren mit Täve Schur Rennen gefahren ist. Wasungen und Bad Liebenstein heißen die nächsten Orte.

                  Wartburg

                  In der Ferne sehen wir den Inselsberg des Thüringer Waldes. Nach der langen Auffahrt zur Hohen Sonne geht’s bergab und gleich wieder rauf zur Wartburg. Elisabeth hilf! Die steile Pflasterstraße kostet meine letzten Körner, und wir haben erst 396 km in den Beinen.
                  Auf der Burg und in der Stadt rasten wir und verpflegen uns.


                  wieder über die Grenze

                  Harz

                  Zum Gipfel

                  Die geplante Besichtigung in Mühlhausen fällt leider aus. Wir fahren durch’s Eichsfeld nach Walkenried. Der Harz empfängt uns mit einsamen Straßen in ruhigen schattigen Tälern. In Braunlage kaufen wir ein für den Abend, lassen etwas Gepäck im Hotel zurück und fahren über Elend und Schierke auf den Brockengipfel. Es ist 21 Uhr. Die Sonne steht noch über dem Horizont. Der Tacho zeigt 530 km. Ein paar Fotos und 18 km zurück zum Hotel. Dort Kette wachsen, duschen, essen, trinken und schlafen.

                  Brocken

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                  • Rando
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                    • 11.03.2015
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

                    2. Etappe: Braunlage – Braunschweig - Uelzen – Lauenburg/Elbe – Lübeck

                    Der Mont Ventoux des Nordens

                    Ohne Früstück fahren wir auf der Erlebnisstraße der Deutschen Einheit durch den schönen Harz nach Torfhaus. Da ist er wieder zu sehen, der Mont Ventoux Norddeutschlands.
                    Bad Harzburg ist ruhig, Wolfenbüttel schön. Nach zwei Tagen mit starkem Gegenwind haben wir heute Seitenwind. Bis Lübeck sind es 280 km.


                    Stadtpark in Braunschweig

                    Die Fahrradstraße durch Braunschweig gefällt mir. Ansonsten eignen sich die holprigen Radwege in Niedersachsen nicht für Rennräder und höheres Tempo. Gifhorn beeindruckt mit seinen vielen Mühlen.

                    Gifhorn

                    Immer weiter nach Norden

                    An der Elbe bei Lauenburg

                    Wir fahren durch Hankensbüttel nach Uelzen. Bei Lauenburg überqueren wir die Elbe. Wir sind in Holstein. Mölln, dann der große Ratzeburger See. Gegen 21 Uhr sind wir in Lübeck am Hotel. 829 km liegen hinter uns.

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                    • Rando
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                      #11
                      AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

                      3. Etappe: Lübeck – Plön – Kiel – Eckernförde – Flensburg – Dänemark

                      Dom zu Lübeck

                      Heute können wir es ruhiger angehen. Wir haben noch 170 km bis Dänemark. Wir radeln zum Holstentor. Auf kleinen Straßen geht’s durch schöne Landschaften nach Plön am Großen Plöner See. Frühstück gegenüber der Nikolaikirche. Die Teller sind voll mit Käse und Wurst, dazu Mett mit Zwiebeln, viel Butter, sehr gut und preisgünstig.
                      In Kiel fahren wir die Kiellinie entlang der Förde, betrachten die Fähren, Häuser und bunten Menschen.


                      Skulptur am Gaardener Balkon in Kiel

                      Kiellinie

                      Wir überqueren den Nord-Ostsee-Kanal und radeln durch Schleswig nach Eckernförde. Der schöne Strand lädt zum Baden ein. In der Altstadt setzen wir uns ins Straßencafe und nehmen gegen Mittag ein zweites Frühstück.
                      Dann radeln wir durch den Naturpark Schlei und setzen mit der Schleifähre Missunde über.


                      Eckernförde

                      bald ist’s geschafft

                      Schleifähre Missunde

                      Die letzten 40 bis 50 km pedalieren wir ohne Pause. Wir passieren Flensburg. Und jubeln. Tübingen-Flensburg ist geschafft. Eine Frau am Straßenrand applaudiert uns. Ich winke zurück. Danke. Jetzt noch Dänemark. An der Grenze dann Ernüchterung. 15:30 sind wir am Grenzschild. Langweilige Infrastruktur. Wir fühlen uns leer und scheinen orientierungslos.

                      Grenze Deutschland/Dänemark

                      998 km stehen auf meinem Tacho. Vor 79 Stunden sind wir losgefahren.
                      Zurück in Flensburg feiern wir am historischen Hafen mit Fisch, Flens, Hotdog und Eis unsere Ankunft. Wir sind bester Stimmung. Dann nehmen wir die Bahn nach Hamburg, schwingen uns auf die Räder und fahren zum Hafenfest in die Speicherstadt zur Elbphilharmonie, wo historische Schiffe zu sehen sind. Die warme Abendsonne im Gegenlicht, große Windjammer, dröhnende Hörner und das Schaufelradschiff Louisiana Star vermitteln ein stimmungsvolles Bild. Die Szenerie bildet einen schönen festlichen Abschluss unserer Tour übers verlängerte Wochenende. Wir nehmen den Nachtreisezug und sind am Morgen pünktlich zum Schaffen gehen wieder in Tübingen.


                      Hamburg

                      Abendstimmung

                      Hafenfest

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                      • Ultraheavy
                        Alter Hase
                        • 06.02.2013
                        • 3186
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE] Nachtfahrt im Neckartal: 300 km von Tübingen bis zum Rhein

                        Schöne Bilder!
                        OT: Wie gut, daß ich aus dem Alter raus bin
                        Ich glaub, ich schlaf am Stock

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