[AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

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    • 28.03.2013
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    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Hier wurde wahrscheinlich zu deinen letzten Einträgen wenig kommentiert weil diese Gegend nun wirklich kein Schwein kennt
    Aber trotzdem wie immer super lesenswert. Super Tour! Freue mich hoffentlich bald weiterlesen zu können.

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    • berniehh
      Fuchs
      • 31.01.2011
      • 2408
      • Privat

      • Meine Reisen

      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

      Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

      Teil 4 – auf Umwegen zur Laguna Achibueno

      9.Tag:
      Kurz vor meinem Aufbruch kommen zwei Viehtreiber auf Pferden vorbei, die einzigsten Menschen für heute. Sie nehmen den Pfad nach oben über das Geröllgebirge zum Rio Relbun, was auch meine Route wird.
      Die nächsten Menschen werde ich erst wieder in vier Tagen treffen.

      Um 10:00 wander ich los, folge den Pfad über ein Hochtal zum Pass Nr. 4 auf 2200 m Höhe. Dies ist eigentlich kein richtiger Pass sondern eher ein weitläufiges karges Plateau in hellen Wüstenfarben. Von oben genieße ich die weiten Fernblicke, im Osten bis zum Volcán Domuyo, im Nordwesten liegt in voller Pracht der Nevado Longavi und ansonsten rundum eine karge trockene Berglandschaft.


      Blick ins Talende des Estero Gangas


      Aufstieg in ein Hochtal (Blick zurück)


      Hammer!




      Blick zurück ins Tal des Estero Gangas


      Pass Nr. 4 (2200 m) - ein karges Plateau in hellen Wüstenfarben. Ganz hinten links am Horizont der Volcán Domuyo.


      Am Horizont der Nevado Longavi - mein Ziel für die nächsten Tage

      Auf der anderen Seite geht’s sanft für 800 Höhenmeter runter ins offene Flussbetttal des Rio Relbun. An den unteren Hängen gedeihen wieder lichte trockene Waldabschnitte. Anderthalb Kilometer weiter talaufwärts sehe ich sowas wie eine Hütte, vermutlich sind da die Viehtreiber von heute morgen.

      Dies ist ein phantastischer Trek in einer noch ziemlich unbekannten Gegend. Sehr oft habe ich während dieser Tour aber gedacht daß die Landschaft noch viel geiler sein könnte, wenn man diesen Trek im Frühsommer macht, wenn die Berge noch schneebedeckt und die Wälder nach dem Winterregen noch saftig grün sind und nicht so ausgetrocknet wie jetzt am Herbstbeginn. Für die sehr beeindruckenen Herbstfarben des alpinen Busches bin ich aber noch zu früh.


      Abstieg vom Pass


      Abstieg zum Rio Relbun


      nochmal der Nevado Longavi


      Abstieg zum Rio Relbun mit dem Nevado Longavi im Blick


      fast unten! Ich wander nach rechts talabwärts.

      Ich wander heute noch 6 bis 7 Kilometer Richtung Norden talabwärts. Nach einer Weile verliert sich der Pfad im flachen steinigem Flussbett, aber egal, das Vorwärtskommen ist gut.

      Als das Tal scharf nach rechts biegt mündet von links ein Nebental ein, wo der Pfad zur Laguna Achibueno hochführen müsste, die eigentlich mein Ziel ist. Ich wander aber noch einen Kilometer weiter bis von links das enge Tal der Quebrada Chorro einmündet, in das ich morgen hochwill. Über dieses Tal will ich zur Laguna Achibueno, was zwar ein Umweg und dazu auch noch deutlich schwieriger ist, dafür aber auch landschaftlich spektakulärer.

      Versteckt im dichten Busch finde ich eine gute Campstelle.


      Rio Relbun (1380 m) Blick talabwärts


      Rio Relbun - ein heißes und trockenes Tal!






      Rio Relbun


      Camp 9 (1280 m)


      beim Camp

      10.Tag:
      Den Rio Relbun verlasse ich und wander ins enge Tal der Quebrada Chorro rein. Dieses Tal ist nicht so einfach, zunächst geht’s teilweise weglos und teils auf verwachsenen Pfad durch trockenen Wald und Pampa zu einer 180 m hohen Steilstufe, die ich nach 3 bis 4 Kilometer erreiche. Hier scheint der Pfad endgültig zu enden.


      Rio Relbun


      letzter Blick ins Tal des Rio Relbun


      Tal der Quebrada Chorro - dort vorne die Steilstufe


      Blick zurück von oberhalb der Steilstufe

      Oberhalb der Steilstufe ist der Rest des Tales vollgewachsen mit undurchdringlichen alpinen Busch. Man hat keine Chance da durchzukommen. Die einzigsten Möglichkeiten sind entweder oben umwandern oder Lücken im Busch finden, durch die man hindurchkommt. Das Vorwärtskommen ist nicht sehr schnell aber das Tal ist sehr attraktiv mit steile Felsberge. Sogar einige Rinder haben sich hierher verirrt und für halben Kilometer folge ich einen alten verwachsenen Viehtreiberpfad.

      Auf einer kleinen Graslichtung kurz vor dem Talende schlage ich mein Camp auf. Ein super Tag war heute, auch wenn ich mit nur 8,5 km in 5h50 nicht so viel geschafft habe.


      undurchdringliche alpine Buschzone oberhalb der Steilstufe


      den Busch umgehe ich oben am kargen Hang


      Tal der Quebrada Chorro


      Blick talaufwärts, meine Richtung




      dort unten findet man paradiesische Campstellen


      Blick zurück talabwärts






      Blick zurück talabwärts - dort unten wären gute Campstellen




      Blick zurück talabwärts


      Meine weglose Route für morgen über den Pass Nr. 5


      Camp 10 (1890 m)

      11.Tag:
      An den nächtlichen Temperaturen merkt man daß der Sommer langsam vorbei geht. In den letzten paar Nächten ist es deutlich kälter geworden und heute war mit minus drei Grad die bisher kälteste Nacht dieser Reise. Und ich habe das Gefühl daß dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Tagsüber wird’s aber wie immer, heiß und sonnig, also traumhaft schön.

      Meine heutige Route über den Pass Nr. 5 zur Laguna Achibueno zählt mit zu den landschaftlich spektakukärsten Tagen dieses Treks.
      Vom Camp steige ich zunächst weglos für 400 Höhenmeter steil nach oben zum Pass. Es ist leichter wie es aussieht.
      Auf der anderen Seite liegt 200 m tiefer ein trockenes Basin mit der Laguna Quiriquina. Die Aussicht ist atemberaubend!!


      Blick zurück das Tal der Quebrada Chorro abwärts


      Aufstieg zum Pass - Blick zurück




      Blick vom Pass Richtung Westen (meine Richtung) - vorne die Laguna Quiriquina, hinten die Laguna Achibueno und hinten rechts am Horizont der Nevado Longavi


      auf Pass Nr. 5 (2300 m)


      Laguna Quiriquina und Laguna Achibueno


      ich steige nicht direkt runter zur Laguna Quiriquina sondern traversiere noch für einen Kilometer den Gebirgskamm wegen der spektakulären Aussicht


      unten die Laguna Añintunes von steilen Granitbergen eingeschlossen, im Hintergrund der Nevado Longavi


      Laguna Añintunes


      im Hintergrund der Nevado Longavi


      Blick nach Norden ins nächste Hochtal


      Laguna Achibueno - mein Ziel für heute

      Ich steige dann runter zur Laguna Quiriquina, die von steile Felsberge überragt wird. Hier beginnt ein Pfad, den ich heute noch siebeneinhalb Kilometer folge, zu meiner Campstelle am Westende der Laguna Achibueno, 123,5 Kilometer vom Trekkingstart.


      Abstieg zur Laguna Quiriquina


      Laguna Quiriquina (2090 m) - super Gegend für meine Mittagspause




      hinter dem See fällt das Tal ab - hier geht´s runter


      attraktive Talsenke auf 1900 m

      Ich bin hier am oberen Talende des Rio Achibueno, wo der Pfad sich verzweigt. Richtung Süden geht’s über einen kleinen Pass zum Rio Relbun und nach Norden führt der gute Hauptpfad den Rio Achibueno abwärts, was eigentlich meine Wanderrichtung wäre. Ich nehme aber die Abzweigung nach Westen auf dem Pfad zur Laguna Achibueno und dann weiter über einen Pass zum Rio Blanco. Mein Plan ist eine Halbrunde um den Nevado Longavi zu drehen, um dann 15 Kilometer talabwärts von hier wieder zurück ins Tal des Rio Achibueno zu gelangen.

      Den Abend genieße ich bei meiner Campstelle am Seeufer, das bisher beste Camp auf diesem Trek. Die Gegend ist phantastisch, dieser Trek überrascht!


      hinten links die Laguna Achibueno


      dichte alpine Buschzone auf 1730 m - zum Glück gibt´s hier einen Pfad! Noch tiefer steige ich nicht ab.


      Laguna Achibueno (1780 m)


      Laguna Achibueno


      der Pfad führt für einen Kilometer am linken Hang oberhalb des Sees entlang


      am westlichen Seeende findet man traumhafte Campstellen




      Camp 11 (1780 m)


      schöner Sandstrand bei meinem Camp

      Zuletzt geändert von berniehh; 22.09.2016, 20:26.
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      • berniehh
        Fuchs
        • 31.01.2011
        • 2408
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        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

        Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

        Teil 5 – Nevado Longavi Halbumrundung

        12.Tag:
        Heute morgen sind es minus 4 Grad. Es ist aber die letzte frostige Nacht auf diesem Trek, ab morgen werden die nächtlichen Temperaturen wieder deutlich steigen, teilweise bis deutlich über 10 Grad plus. Somit habe ich auf diesem Trek die kälteste und die wärmste Nacht auf dieser Reise erlebt.

        Ich habe etwas Schnupfen und fühle mich heute nicht allzu wohl. Folge den Pfad von der Laguna Achibueno weg Richtung Westen talaufwärts. Die ersten zwei Kilometer durch Busch mit Graslichtungen, dann hoch zum Pass Nr. 6 (2053 m), den ich nach 1h30 erreiche, inmitten einer herrlichen Wüstenlandschaft.


        herrlicher Morgen bei meinem Camp am Seestrand der Laguna Achibueno


        ich folge den schmalen Pfad talaufwärts Richtung Pass Nr. 6




        kurz vor der Passhöhe


        Pass Nr. 6 (2053 m) - in einer beeindruckenen Wüstenlandschaft - im Hintergrund der Nevado Longavi (3200 m)


        Nevado Longavi Ostflanke

        Auf der anderen Passseite geht’s steil runter ins hintere Talende des Rio Blanco, direkt am Fuße der Nevado Longavi Ostflanke. Eigentlich wäre hier eine gute Ausgangsbasis diesen Vulkan zu besteigen, es sind nur 1330 Höhenmeter bis zum Gipfel. Ich habe aber keine Lust hier heute schon mein Camp aufzuschlagen und entscheide mich den Berg erst in zwei Tagen von der Nordwestseite aus zu besteigen.

        Für die nächsten 17 bis 18 km folge ich das Tal des Rio Blanco abwärts. Der Pfad ist zunächst schmal, teils verwachsen und löst sich im steinigem Flussbett manchmal ganz auf. Ich komme nun wieder in die bewaldeten Täler auf der Westseite des Gebirges.


        steiler Abstieg ins hintere Talende des Rio Blanco


        oberer Rio Blanco (1870 m) - im Hintergrund der Nevado Longavi


        es geht weiter talabwärts




        Blick talabwärts, meine Wanderrichtung

        Hinter der Talkurve verbessert sich der Pfad zu einem gut erkennbaren Hauptpfad und die ersten Waldabschnitte beginnen. Weiter abwärts ist der Wald an einigen Stellen fast regenwaldartig, aber nicht so dicht und üppig wie am ersten Trekkingtag im Estero Bullileo. Je weiter nach Norden man kommt, desto weiter verschiebt sich die karge baumlose Pampalandschaft nach Westen und der Waldstreifen wird schmaler, bis die Wälder dann irgendwann ganz verschwinden (aber soweit wander ich auf dieser Tour nicht mehr)


        hinter der Talkurve beginnen die Wälder




        Blick in ein felsiges Nebental nach Norden auf den Nevado Longavi


        Tal des Rio Blanco - hinter den Bergen sieht man den Nevado Longavi




        Camp 12 (1074 m) im Wald - einige beeindruckene Bäume gibt es hier


        viele Brombeeren wachsen hier

        13.Tag:
        Ich fühle mich immer noch leicht grippig und wander erst viertel nach elf los. Im Laufe des Tages wird mein Befinden aber wieder besser.

        Ich folge den guten Pfad auf der linken Hangseite den Rio Blanco weiter abwärts.

        In paar Kilometern will ich dieses Tal verlassen um nach Norden das Nebental des Estero Los Bueyes hochzuwandern. Mir ist klar daß der Pfad hier im Tal des Rio Blanco bleiben wird, aber merkwürdigerweise führt er immer weiter bergauf, bis er irgendwann 250 m oberhalb des Flusses den Hang entlangführt. Das macht mich unsicher, denn gleich mündet auf der anderen Talseite der Estero Los Bueyes ein (in das ich rein will) und meine Sorge ist daß ich dort wegen dichtem Busch und steilem Hang nicht mehr runter zum Fluss komme. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich vom Camp aus gleich weglos unten im Flussbett geblieben.

        Plötzlich kommen mir zwei Viehtreiber auf Perden entgegen, die ersten Menschen seit vier Tagen. Ich erzähle ihnen daß ich den Estero Bueyes hochwill und von dort den Nevado Longavi besteigen. Mein Spanisch ist zwar schlecht, aber ich verstehe daß sie mich davon abbringen wollen.
        „Die Route ist schwierig und kompliziert. Es gibt keinen Pfad im Estero Bueyes, dort kommt man nicht hoch!", versuchen sie mir klarzumachen. "Du musst wieder umkehren zum oberen Ende des Rio Blanco. Von dort aus steigt man normalerweise auf den Nevado Longavi. Oder direkt hier vom Rio Blanco gibt es auch eine Route dort hoch.“

        Das wirft meinen gesamten Plan durcheinander, denn ich will ja danach weiter nach Norden. Vom oberen Ende des Rio Blanco werde ich ziemlich sicher auch eine Route nach Norden finden, aber von hier aus für einen Tag den gleichen Weg zum oberen Talende wieder zurückwandern will ich nicht.
        Direkt von hier aus hoch zum Gipfel will ich auch nicht, das sind 2200 Höhenmeter und kostet zuviel Zeit. Vom oberen Ende des Estero Bueyes sind´s dagegen nur 1200 Höhenmeter bis zum Gipfel.

        Ich bleibe bei meinen ursprünglichen Plan den Estero Los Bueyes hochzuwandern. Die nächsten Menschen treffe ich erst wieder in drei Tagen, auf der Nordseite des Nevado Longavi.

        Der Pfad führt langsam wieder bergab, aber als von rechts der Estero Bueyes einmündet muss ich den Pfad noch halben Kilometer weiter talabwärts folgen, bis ich zum Rio Blanco runtersteigen kann. Das Tal ist dicht bewaldet, eine schöne Gegend.
        Hier bei der Talgabelung verplemper ich über eine Stunde Zeit, weil ich zunächst einen Pfad folge, auf dem ich später merke daß er nicht dorthin führt wo ich eigentlich hinwill.


        Tal des Rio Blanco


        Pfad im Tal des Rio Blanco


        Einmündung des Estero Los Bueyes - aber hier komme ich nicht runter zum Fluss


        Estero Los Bueyes (895 m), im Hintergrund der Nevado Longavi (3200 m), ich wander weglos das Flussbett aufwärts

        Sehr weit komme ich heute nicht mehr. Weglos wander ich das Stein- und Felsbrockenflussbett des Estero Los Bueyes aufwärts. Das Vorwärtskommen ist nicht schnell, aber es ist ein enges, wildes und schönes Tal. Nach paar Kilometern mündet von rechts ein kleines Nebental ein, wo ich eine traumhafte Campstelle finde.


        Camp 13 (1130 m) am Estero Los Bueyes

        14.Tag:
        Weglos wander ich weiter das steinige Flussbett aufwärts. Das Tal steigt sanft an, wird immer enger, schluchtiger und schwieriger. Mir schwant schon böses und nach 2 Stunden wird meine Vorahnung wahr: Bei einer vertikalen Wasserfallstufe ich Schluss!! Dort kommt man definitiv nicht hoch!


        über große Felsbrocken steige ich den Estero Los Bueyes weiter hoch


        Estero Los Bueyes


        es wird immer enger


        Sackgasse - hier kommt man nicht hoch

        Ich schmeisse meinen Rucksack erstmal auf dem Boden und denke daß man orographisch rechts vielleicht oberhalb der Schlucht langkommt. Für eine Stunde kundschafte ich aus. Zunächst scheint es nicht zu gehen, weil von links eine enge Seitenschlucht einmündet. Schließlich finde ich doch noch eine Route durch die Seitenschlucht. Der Tag ist gerettet! Ich hole meinen Rucksack und weiter geht’s.


        ich kletter oberhalb der Schlucht entlang - Blick zurück

        Oberhalb der Schucht (4h vom Camp) wird das Vorwärtskommen wieder deutlich leichter. Es folgt aber eine weitere Schlucht, die ich links über einen steilen verbuschten Bergrücken überklettere.
        Dahinter geht’s runter in ein verbuschtes Basin am oberen Talende des Estero Los Bueyes. Hier stoße ich wieder auf schmale Rinderpfade und Spuren von Viehtreibern, die nicht älter wie paar Tage sein können.


        oberhalb der Schlucht wird das Vorwärtskommen wieder leichter


        oberer Estero Los Bueyes


        exotische Vegetation


        Blick zurück talabwärts


        über steilen Bergrücken überkletter ich die zweite Schlucht


        Blick auf den Nevado Longavi






        Talende des Estero Los Bueyes - hier finde ich wieder schmale Rinderpfade

        Die Pfade verliere ich schnell wieder und steige weglos aus dem Tal raus, auf eine Hochfläche an der Westflanke des Nevado Longavi, kurz vor der Gebirgskammhöhe, der Wasserscheide zwischen dem Rio Blanco und Rio Achibueno. Hier finde ich auf einer Grasfläche eine super Campstelle auf 1130 m.

        Natürlich steige ich heute nochmal kurz auf dem Gebirgskamm für eine grandiose Aussicht über die schroffe alpine Hochgebirgslandschaft Richtung Norden (=meine geplante Richtung) und in tiefe bewaldete Nebentäler des Rio Achibueno. Herrlich!
        Morgen früh lasse ich mein Camp hier stehen und steige hoch auf den Nevado Longavi. Das sieht von hier aus eigentlich machbar aus.


        Blick zurück ins Talende des Estero Los Bueyes




        Nevado Longavi Westflanke


        Blick vom Gebirgskamm Richtung Norden


        im Hintergrund der Cerro Lastimas (3100 m), meine Richtung


        schroffe alpine Hochgebirgslandschaft


        Blick nach Nordwesten in tiefe bewaldete Nebentäler des Rio Achibueno


        Camp 13 (1130 m) - im Hintergrund der Nevado Longavi

        Zuletzt geändert von berniehh; 25.09.2016, 19:03.
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        • Pielinen
          Fuchs
          • 29.08.2009
          • 1348
          • Privat

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          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

          Mal wieder Wahnsinn, auch was für eine Mühe du dir machst, uns zu berichten.
          Wer nichts weiß muss alles glauben...

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          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3979
            • Privat

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            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

            zum x-ten Mal die absolut verdienten

            OT: Sind die Brombeeren da eigentlich natürlicherweise heimisch (kann ich nicht glauben) oder von den Spaniern (o.a.) eingeführt worden?
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

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            • Mali
              Gerne im Forum
              • 02.10.2006
              • 58

              • Meine Reisen

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              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
              OT: Sind die Brombeeren da eigentlich natürlicherweise heimisch (kann ich nicht glauben) oder von den Spaniern (o.a.) eingeführt worden?
              Die Brombeere wurde eingeführt und ist mittlerweile zu einer echten Plage geworden. Die wachsen vorzüglich an Bach&Flussläufen und wuchern ganze Täler zu... Das Gute ist, die Berren schmecken lecker wenn auch das Pflücken nicht so ohne ist

              Kommentar


              • dominik_bsl
                Erfahren
                • 13.02.2006
                • 297
                • Privat

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                Auch wenn ich mich vermutlich wiederhole, aber: Danke für die tolle Berichterstattung über diese Wahnstrekks!

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                • codenascher

                  Alter Hase
                  • 30.06.2009
                  • 4977
                  • Privat

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                  Wahnsinnstrek, Wahnstreik, Warnstreik, egal was da vor meinem post steht.
                  Bernd geiler Bericht, der hier sicherlich mit zu den Atemberaubendsten gehört. und noch viel mehr.

                  Freue mich auf den Rest und natürlich zukünftige Touren.

                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                  meine Weltkarte

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                  • berniehh
                    Fuchs
                    • 31.01.2011
                    • 2408
                    • Privat

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                    Bin jetzt nach über 10 Tagen Abwesenheit mal wieder online. Danke an Euch für die netten Kommentare

                    Zitat von Mali Beitrag anzeigen
                    Das Gute ist, die Berren schmecken lecker wenn auch das Pflücken nicht so ohne ist
                    das stimmt, aber leider war die Hauptzeit bei mir schon vorbei. Viele Brombeeren waren schon überreif oder sind von den Büschen abgefallen. An einigen Stellen habe ich aber immer noch reichlich leckere Beeren gefunden
                    www.trekking.magix.net

                    Kommentar


                    • berniehh
                      Fuchs
                      • 31.01.2011
                      • 2408
                      • Privat

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                      Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                      Teil 6 – die Nevado Longavi Nordseite

                      15.Tag:
                      Es sind 5 Grad und das Wetter verspricht heute wieder traumhaft zu werden.

                      Baue mein Camp ab, verstecke den Rucksack in einer kleinen Buschfläche und wander hoch zum Nevado Longavi. Steige über paar kleine Rücken bis ich den Haupt-Westrücken erreiche. Jetzt geht’s nur noch bergauf.
                      Auf 2880 m Höhe geht’s plötzlich nicht mehr weiter: der Rücken wird zu eng und spitz mit brüchigem Gelände und steile Gipfelfelsen. Es sind noch über 300 Höhenmeter bis ganz nach oben, aber ein Weitergehen wäre viel zu gefährlich. Das ist zwar Pech, nützt aber nichts. Ich kehre wieder um zum Camp.


                      Blick vom Camp am Morgen


                      Blick nach Norden


                      es geht langsam nach oben - Blick zurück


                      auf 2880 m - hier ist gleich Schluss!


                      Nevado Longavi Westgrat


                      Blick nach Süden - dort unten liegt das Tal des Rio Blanco




                      Blick nach Norden - am Horizont der vergletscherte Cerro Lastimas (3096 m)


                      Abstieg zurück zum Camp



                      Nach der Mittagspause breche ich endgültig auf. Mein heutiges Ziel ist die Laguna Los Perros, ein kleiner versteckter Bergsee etwa 8 km nördlich von hier.
                      Ich quere den Gebirgskamm, mein Pass Nr. 7 (2070 m). Um zu den Bergsee zu gelangen müsste ich nun für paar Kilometer den Nordwesthang des Nevado Longavi traversieren, bis auf den Nordgrat, der direkt runter zum See führt. Das ist aber leichter gesagt als getan.

                      Direkt auf meiner jetzigen Höhe zu traversieren wäre sehr unpraktisch und schwierig wegen steiler Felsrücken und schluchtiger Rinnen. Weiter oben sieht es einfacher aus, aber auch dort ist das Vorwärtskommen mühsam und langwierig. Immer wieder versperren steile Felsabbrüche den Weiterweg. Ich steige immer höher, bis auf 2560 m, wo ich endlich den Nordgrat erreiche.


                      Nordgrat des Nevado Longavi

                      Der Nordgrat wäre auch eine mögliche Route zum Gipfel, aber das letzte Stück sieht steil aus. Kann von hier aus nicht beurteilen wie steil und schwer das werden würde. Egal, ich habe eh keine Lust da nochmal hochzusteigen.

                      Nun wird’s endlich leicht, die nächsten drei Kilometer geht’s nur noch bergab auf den Pass zwischen der Quebrada Los Perros (Westen) und dem Tal auf der Ostseite, in das ich morgen absteige zum Rio Achibueno. Vom Pass steige ich aber erstmal nach Westen für 100 m runter in ein kleines Hochbasin mit der Laguna Los Perros. Kurz vor Sonnenuntergang schlage ich hier in traumhafter Umgebung mein Zelt auf. Der 8 Kilometer lange weglose Abschnitt von meinem letzten Camp bis hierher war mit 5h40 geländetechnisch doch recht nervig, trotz der geilen Landschaft.


                      den Nordgrat geht´s jetzt abwärts


                      Blick nach Nordosten


                      und nach Norden


                      leichte Wanderung auf dem Nordgrat


                      tief unten liegt das Tal des Rio Achibueno


                      Blick zurück auf den Nevado Longavi


                      dort unten die Laguna Los Perros - mein Camp




                      Camp 15 (2000 m) - Laguna Los Perros




                      beim Camp am nächsten Morgen - Blick nach Westen




                      Camp 15 am Morgen


                      Blick nach Westen

                      16.Tag:
                      Heute geht’s Richtung Osten runter zum Rio Achibueno. Vom gestrigen Pass Nr. 8 geht’s auf der anderen Seite für 100 m runter in ein kleines Hochtal, wo ich auf einen schmalen Pfad stoße. Den versuche ich zu folgen, aber anstatt talabwärts zu führen, traversiert er um Bergrücken herum und steigt permanent leicht wieder nach oben in kleine Hochtalzweige rein und scheint irgendwann zu enden. Ich steige dann weglos den steilen Bergrücken runter ins Tal, wo ich im ersten Waldabschnitt meine Mittagspause mache.


                      auf der Ostseite des Passes geht´s runter in ein Hochtal - im Hintergrund der Nevado Longavi


                      der schmale Pfad führt nicht nach unten, sondern traversiert um Bergrücken herum - Blick zurück zum Pass




                      interessante Gegend


                      Nevado Longavi


                      und nochmal


                      steiler wegloser Abstieg ins Tal




                      unten im Tal stoße ich wieder auf einen Pfad

                      Nun folge ich den teilweise verwirrenden und leicht zu verlierenden Pfad talabwärts. Er führt runter zum Fluss bei einer kleinen Talgabelung, wo ich überraschenderweise drei Chilenen treffe, die hier zelten. Es sind die ersten Menschen seit dem Rio Blanco vor drei Tagen und auch die ersten Trekker überhaupt auf dieser Tour. Sie kommen aus Linares, eine kleine Stadt an der Panamercana, in der Nähe von hier. Sie hatten versucht auf den Nevado Longavi zu steigen, sind aber wieder umgekehrt. Sie sagen es war von dieser Seite aus zu schwierig. Morgen wollen sie zurück nach Linares.

                      Ab hier ist der Pfad deutlich erkennbar und nicht mehr zu verlieren. Er führt die rechte Hangseite entlang dieses Nebental abwärts, das vier Kilometer weiter ins Haupttal des Rio Achibueno einmündet. Hier zweige ich auf einen ausgetretenen Hauptpfad und treffe nochmal zwei chilenische Trekkinggruppen und zwei Viehtreiber auf Pferden. Dieses Tal scheint bei einheimischen Trekkern beliebt zu sein.


                      Blick zurück zum Nevado Longavi


                      dieses Nebental wander ich abwärts - Blick zurück zum Nevado Longavi


                      im Tal des Rio Achibueno stoße ich auf einen ausgetretenen Hauptpfad

                      Ich befinde mich jetzt 12 Kilometer talabwärts von der Stelle wo ich vor fünf Tagen auf dem Weg zur Laguna Achibueno durchgewandert bin. Habe also den Nevado Longavi einmal fast umrundet.

                      Nun wander ich nach Nordwesten dieses bewaldete Tal abwärts und folge den guten Pfad heute noch für zwei Kilometer. Zum übernachten verlasse ich den Pfad und steige weglos den steilen Waldhang runter zum Fluss, wo ich eine Campstelle der 1A Traumqualität finde.
                      Der Himmel hat sich am Nachmittag teilweise bedeckt und die Temperatur ist etwas abgekühlt.


                      bewohnte Hütte im Tal des Rio Achibueno


                      Tal des Rio Achibueno


                      Camp 16 am Rio Achibueno (1033 m)


                      beim Camp

                      17.Tag:
                      Mein heutiges Ziel sind die Lagunas Verdes, Bergseen in einer grandiosen Landschaft, südlich vom Cerro Lastimas.

                      Um 10 Uhr starte ich, folge zunächst den guten Pfad talabwärts. Nach 4 Kilometer mündet von rechts (Norden) das Nebental des Estero la Gloria ein, das hoch zu den Lagunas Verdes führt.




                      Hauptpfad im Tal des Rio Achibueno


                      subtropische Vegetation


                      Blick talabwärts


                      Tal des Rio Achibueno (917 m)


                      Vogelspinnen sieht man hier öfter mal


                      Rio Achibueno - Blick talabwärts


                      Estero La Gloria Taleinmündung

                      Bei der Taleinmündung steht eine kleine bewohnte Hütte und 200 m weiter passiere ich das Camp von drei chilenischen Trekkern, die vorm Zelt gerade ihr Mittagessen kochen. Ob sie heute noch garnicht losgewandert sind, oder schon so früh Feierabend gemacht haben, oder hier sowieso den ganzen Tag campen, das habe ich sie nicht gefragt. Ich frage sie aber wo die Pfadabzweigung zu den Lagunas Verdes ist. Sie schütteln nur den Kopf und haben noch nie von diesen Seen gehört.

                      Die Lagunas Verdes liegen in einer der landschaftlich spektakulärsten Gegenden hier im Umkreis. Daher habe ich fest damit gerechnet daß in dieses Nebental ein gut erkennbarer Pfad hochführt. Da der Rio Achibueno ein beliebtes Trekkingziel für Einheimische ist, wäre es unlogisch wenn von dort aus kein Pfad zu dieser landschaftlichen Attraktion hochführen würde.

                      Ich verlasse den Hauptpfad und wander nach Norden in das Nebental rein, finde aber nur einen schmalen Pfad, der sich im Wald und Brombeergestrüpp immer wieder verliert. Das überrascht mich. Die Route sieht definitiv kaum begangen aus.
                      Für die nächsten 6 Tage bis zum Trekende treffe ich keine Leute mehr.


                      das Nebental des Estero La Gloria wander ich aufwärts


                      Blick zurück Richtung Rio Achibueno

                      Zwei Kilometer weiter die nächste Talgabelung, wo sich der Pfad endgültig zu verlieren scheint. Ich muss das linke Tal hoch zu den Lagunas Verdes. Finde keinen Pfad mehr, dafür aber eine super Campstelle im Regenwald. Nach etwas rumsuchen finde ich immer noch keinen Pfad. Ich sehe schwarz, denn laut Karte wird das Tal dort vorne rapide in schluchtige Felsstufen ansteigen. Es ist eine schöne wilde Gegend, aber weglos wird’s dort möglicherweise kein Durchkommen geben.

                      Ich ändere meinen Plan und entscheide mich für den rechten Talzweig. Der führt hoch zu den Lagunas Cuellar. Über einen Umweg kommt man von dort auch zu den Lagunas Verdes. Der rechte Talzweig sieht laut Karte auf jeden Fall leichter aus. Aber die unwegsame enge Schlucht am Beginn war anhand der Karte nicht zu erahnen! Die nächsten 4h20 verbringe ich mit Routenauskundschaftung, quasi den Rest des Tages.


                      weglos versuche ich die Schlucht zu umgehen - Blick zurück talabwärts

                      Am extrem dicht verbuschten Steilhang oberhalb der Schlucht laufe ich mir hoffnungslos fest. Ich steige weiter nach oben, wo es zum Glück flacher wird. Lasse mein Gepäck liegen und kundschafte erstmal aus. Über flache Wald- und Granitrücken finde ich 350 m oberhalb der Schlucht schließlich eine gangbare Route. Unter mir ist die Schlucht nun zuende und ich kann das Tal aufwärts schauen. Der weglose Abstieg zurück zum Fluss dürfte machbar sein, aber das mache ich mit Gepäck morgen.

                      Unten im Tal höre ich das laute Gegröle von Viehtreibern, sehe vor lauter Bäumen aber nichts davon. Wenn dort unten Viehtreiber sind, muss es dort auch einen Pfad geben. Und wenn es dort einen Pfad gibt, muss er auch irgendwo in das Tal reinführen. Nur wo?? Ich schaue mir den steilen Hang auf der gegenüberliegenden Talseite an, kann dort aber keinen Pfad entdecken.
                      Egal, morgen probiere ich diese Route hier. Wander zurück zum Rucksack, dann zurück zur Talgabelung, wo ich an der geilen Campstelle mein Zelt aufschlage.


                      Estero La Gloria nachdem die Schlucht passiert ist - dort unten höre ich das Gegröle von Viehtreibern


                      Camp 17 (990 m)


                      beim Camp
                      Zuletzt geändert von berniehh; 13.10.2016, 22:49.
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                      • berniehh
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                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                        Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                        Teil 7 - zu den Lagunas Verdes

                        18.Tag:
                        Als ich am Morgen weglos den gestern ausgekundschafteten Bergrücken hochsteige, höre ich wieder das gleiche Viehtreibergegröle wie gestern abend, nur diesmal lauter und näher. Es kommt von der gegenüberliegenden Hangseite. Über 300 m oberhalb der Schlucht sehe ich dort eine Staubwolke am steilen Hang, wo die Viehtreiber ihre Rinderherde langtreiben. Also muss es dort einen guten Pfad geben. Diese Route will ich nun auch nehmen.

                        Ich kehre wieder um und wander zurück talabwärts. Nach paarhundert Metern finde ich die unscheinbare Pfadabzweigung, die ich gestern völlig übersehen hatte. Dieser Pfad ist nun nicht mehr zu verlieren und voll mit frischen Rinderspuren, die hier vor ner halben Stunde langgetrieben wurden und nun wohl schon am Rio Achibueno sind. Der Pfad windet sich in Serpentinen für 300 m durch Wald den Hang nach oben und am anderen Ende der Schlucht wieder runter zum Fluss.


                        Tal des Estero La Gloria (990 m)


                        Aufstieg um die Schlucht zu umgehen - Blick zurück zum Camp


                        Blick talabwärts




                        Tal des Estero La Gloria

                        Nun steht mir erstmal entspanntes Wandern bevor. Ich folge den Pfad für die nächsten Stunden dieses sanft ansteigende Tal aufwärts. Es ist eine attraktive Gegend, lichte trockene Wälder, offene Fels- und Buschabschnitte und dazwischen immer mal wieder dichtere Waldabschnitte.

                        Zum Talende wird der Pfad schmaler, verliert sich oft und scheint sich dann ganz aufzulösen.


                        Tal des Estero La Gloria


                        Blick talaufwärts






                        am Talende

                        Teils im Buschgeplackere steige ich weglos für 300 Höhenmeter eine steile felsige Talstufe hoch zum Pass Nr. 9. Dann wird das Gelände wieder flach und ich erreiche auf 1870 m Höhe die Lagunas Cuellar, drei Bergseen in einer faszinierenden Granitlandschaft, auf der weitläufigen Passhöhe zwischen dem Estero La Gloria und dem Tal der Quebrada el Toro. Links erheben sich die steilen vergletscherten Gipfel um den Cerro Lastimas. Hier schlage ich mein Camp auf.






                        Lagunas Cuellar, See Nr.1 (1870 m)


                        Lagunas Cuellar


                        Lagunas Cuellar (See Nr. 2)


                        Camp 18 (1870 m)

                        19.Tag:
                        Nach dem Campabbau verstecke ich meinen Rucksack im Busch und wander gegen 9:40 los für einen Abstecher zu den Lagunas Verdes. Weglos steige ich für 400 m den steilen Felshang rauf (mit paar kurze Kletterstellen) über den Gebirgskamm rüber und auf der anderen Seite wieder runter in ein alpines Basin mit den Lagunas Lagartijas, zwei Bergseen in grandioser Kulisse.




                        Aufstieg zum Gebirgskamm bis auf 2270 m - Blick zurück zu den Lagunas Cuellar


                        auf der anderen Seite des Kammes geht´s wieder runter - vorne der untere See der Lagunas Lagartijas und hinten der obere See der Lagunas Verdes


                        grandiose Gebirgskulisse


                        Lagunas Lagartijas (oberer See)


                        Lagunas Lagartijas und Lagunas Verdes


                        Lagunas Verdes (oberer See)




                        Blick das Tal des Estero Riecilla abwärts - am Horizont links der Nevado Longavi

                        Beim unteren See der Lagunas Lagartijas ist Schluss, es fällt vertikal ab ins Tal des Estero Riecilla, rechts am Talende das spektakuläre Basin mit den Lagunas Verdes. Von hier oben hat man den besten Blick auf die Lagunas Verdes. Zu diesen Bergseen abzusteigen wäre unnötig und würde in einer schwierigen Kletterei ausarten. Landschaftlich ist heute mit eines der Tophighlighttage dieses Treks.
                        Nach vier Stunden war ich wieder zurück beim Rucksack.


                        Estero Riecilla


                        Lagunas Lagartijas


                        Lagunas Verdes


                        Lagunas Lagartijas und Lagunas Verdes


                        Lagunas Lagartijas, unterer See (2020 m)


                        zurück bei den Lagunas Cuellar

                        Ich lasse mir viel Zeit und nach der Mittagspause geht’s weiter nach Osten, zunächst für drei Kilometer relativ flach über den langgezogenen Pass an den Lagunas Cuellar vorbei (Pass Nr. 9). Dann fällt es steil und eng für 540 m ab ins Tal der Quebrado el Toro, ein tiefes baumloses Felsengebirgstal. Ich finde einen schmalen ausgesetzten Viehtreiberpfad, der da runterführt. So erreiche ich relativ schnell den Talboden. Die Suche nach einer guten Campstelle ist nicht so einfach da der gesamte Talboden viel zu steinig und uneben ist. Irgendwann werde ich aber doch noch fündig.


                        Lagunas Cuellar (See Nr. 3) (1880 m)


                        der flache Pass Nr. 9 wird überwandert (1890 m), im Hintergrund der vergletscherte Cerro Lastimas


                        flache Senke kurz hinter dem Pass


                        steiler Abstieg ins tiefe Felsengebirgstal der Quebrada el Toro




                        paarhundert Meter hoher Wasserfall im Tal der Quebrada el Toro


                        Camp 19 (1357 m)

                        20.Tag:
                        Heute wander ich nur 9 Kilometer talabwärts. Es wird ein recht entspannter Tag. Meistens folge ich einen schmalen kaum begangenen Pfad, der sich immer wieder verliert. Wenn man hier nicht aufpasst endet man im Buschgeplackere. Es ist ein trockenes buschiges Pampatal mit grandiose steile Felshänge. Weiter abwärts die ersten Bäume, aber noch keine richtigen Wälder.


                        Quebrada el Toro






                        Quebrada el Toro




                        Quebrada el Toro - das Tal wird nun buschiger




                        der Bachlauf ist hier trocken


                        alte Viehtreiber-Campstelle


                        die ersten Bäume (Andennadelbäume)

                        Nach 9 Kilometer erreiche ich den ersten richtigen Waldabschnitt, wo ich meine Mittagspause mache. Paar Pappeln zeugen davon daß hier früher mal eine Hütte gestanden haben muss. Außer paar alte Relikte sieht man heute nichts mehr davon. Das Gelände ist komplett verwildert mit Traumcampstellen und massig Brombeerhaine, die noch voll mit Beeren sind.

                        Mein Trek neigt sich langsam dem Ende zu und somit neigt sich auch meine gesamte Reise dem Ende zu.
                        Ich habe noch Proviant für über drei Tage und sechs Kilometer weiter abwärts mündet dieses Tal ins Haupttal des Rio Melado ein. Der Rio Melado ist aber kein Trekkingtal, weil da eine schmale Fahrpiste durchführt.
                        Zwei Möglichkeiten fallen mir ein:
                        1) den Trek am Rio Melado beenden. Um vom Trekende zum ersten Ort zu gelangen, müsste ich wahrscheinlich ewig weit die Piste latschen weil da kaum Autos langkommen.
                        2) den Trek verlängern und Richtung Westen über die Berge zum Rio Ancoa steigen und die Tour dort beenden.

                        Die Möglichkeit zwei erscheint mir wesentlich spannender und attraktiver.
                        Das heisst ich müsste hier die Quebrada El Toro verlassen und weglos wieder hoch in die Berge steigen. Das mache ich aber erst morgen. Heute genieße ich hier einen entspannten Nachmittag beim Camp.


                        idyllische Stelle beim Camp 20


                        morgen verlasse ich das Tal und steige dort weglos hoch


                        Camp 20 (1024 m)


                        ein letztes Mal gibt´s morgen früh ein üppiges Brombeerfrühstück
                        Zuletzt geändert von berniehh; 16.10.2016, 12:09.
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                          Nevado Longavi // Süd-Nord Gebirgstraverse

                          Teil 8 - über den Rio Ancoa zurück in die Zivilisation

                          21.Tag:
                          Ich verlasse das Tal der Quebrada el Toro und steige weglos den Bergrücken hoch, zuerst durch Wald dann offene Pampa. Das letzte Stück ist recht steil, aber nach 2h10 komme ich oben an.


                          morgens beim Campabbau entdecke ich eine Vogelspinne direkt neben meinem Zelt
                          Puh, und ich habe die ganze Nacht bei offenem Zelt geschlafen



                          Quebrada el Toro (1357 m)


                          ich verlasse das Tal uns steige weglos nach oben


                          Blick zurück






                          vom Bergrücken (kleiner Pass) (1574 m) blickt man nach Osten. Dort unten mündet das enge Tal der Quebrada el Toro ins Haupttal des Rio Melado ein. Ich sehe dort ein Haus und die Piste - erste Zivilisationssicht in 20 Tagen


                          letzter Blick zurück ins Tal der Quebrada el Toro

                          Für den Rest des Tages geht’s weiter die Hänge traversieren und über noch einen weiteren Bergrücken rüber in einen Talzweig rein, an dessen Ende mein Pass Nr. 10 liegt. Der soll mir über das Gebirge rüber ins Tal des Rio Ancoa führen.
                          Geländetechnisch ist der heutige Tag eine Mischung zwischen weglos und schmale Pfade, teils nur vage erkennbar und schwer zu folgen, teils auch etwas ausgesetzt und gefährlich. Buschgeplackere darf da natürlich auch nicht fehlen. Das Vorwärtskommen ist nicht so schnell, in 6h10 schaffe ich nur 7,5 km.

                          In einem eng eingeschnittenen Bachtal des oberen Talzweiges schlage ich mein Camp auf. Der Pass vor mir sieht steil aber machbar aus. Das mache ich morgen.




                          Blick auf den Volcán San Pedro


                          schöner Wald


                          Camp 21 (1480 m)

                          22.Tag:
                          Heute ist mein vorletzter Tag auf dieser Tour. Zunächst steige ich den schluchtigen Bachlauf weiter aufwärts. Als er zu eng und schluchtig wird, muss ich ihn verlassen und steige links davon über Pamparücken.
                          Nach 2h30 erreiche ich meinen Pass Nr. 10, steige aber noch 250 m höher und genieße die herrliche Fernsicht auf etliche Vulkane, incl. dem Domuyo.


                          den schluchtigen Bachlauf steige ich weiter aufwärts


                          nach Verlassen der Bachschlucht steige ich weglos hoch zum Pass Nr. 10


                          das letzte Stück wird steil, aber ich finde einen vage erkennbaren Rinderpfad




                          Blick zurück zum Volcán San Pedro


                          von der Passhöhe (2143 m) blicke ich nach Norden


                          Blick vom kleinen Berg (2404 m) nach Süden


                          hier geht´s wieder runter

                          Auf der anderen Passseite geht’s runter in ein tief eingeschnittenes Nebental zum Rio Ancoa. Unten auf den Grasflächen dieses Hochtales weiden einige Rinder. Weiter abwärts wird das Tal sehr schluchtig. Orographisch links finde ich einen schmalen Viehtreiberpfad, der allerdings schwer folgbar ist, weil ich ihn immer wieder verliere. Es scheint aber die Hauptroute zu sein, die aus diesem Tal rausführt. Der Pfad ist sehr ausgesetzt und windet sich um steile Bergrücken und Bachgullies herum, weit oberhalb der Schucht. Es ist eine geniale Route, wer aber nicht trittsicher und schwindelfrei ist, wird sich hier nur schwer entlangtrauen. Kaum zu glauben daß die Viehtreiber hier ihre Rinderherden entlangtreiben! Die chilenischen Rinder kennen anscheinend aber nichts anderes. Wenn man hier eine deutsche Kuh entlangtreiben würde, die würde spätestens wohl nach paarhundert Metern abstürzen.


                          Abstieg in ein Nebental zum Rio Ancoa


                          wegloser Abstieg


                          ich wander talabwärts




                          Blick zurück


                          das Tal wird schluchtig - ich finde einen vage erkennbaren Pfad am linken Hang weit oberhalb des Flusses


                          der Pfad ist teilweise ausgesetzt

                          Dann geht’s nach links über den Gebirgsrücken und dahinter runter ins enge bewaldete Tal des Rio Ancoa.
                          Der Abstieg geht zum Glück schnell und der Pfad wird immer besser. Weiter unten komme ich in einen dichten schönen Urwald und am Fluss errichte ich mein letztes Camp auf dieser Tour. Es ist eine grandiose wilde Gegend.


                          Abstieg ins enge Tal des Rio Ancoa


                          Blick talabwärts - meine Richtung für morgen


                          exotische Vegetation an der Baumgrenze


                          Tal des Rio Ancoa


                          Blick talabwärts


                          jetzt auf guten Pfad durch herrlichen Urwald


                          Camp 22 am Rio Ancoa (891 m)


                          beim Camp

                          23.Tag:
                          Ich folge den gut erkennbaren Pfad durch einen märchenhaft schönen Urwald talabwärts zurück in die Zivilisation.


                          Tal des Rio Ancoa


                          Blick zurück talaufwärts


                          der Pfad führt durch herrlichen Urwald




                          was war das für ein Tier?


                          Blick talabwärts - hinter der Talkurve beginnt die Piste

                          Nach fünf Kilometer beginnt eine Fahrpiste und kurz darauf passiere ich einige bewohnte Hütten, u.a. die Rangerhütte des winzigen Naturreservats Los Bellotos. Kurz darauf verbessert sich die Piste zu einer breit ausgebauten Schotterstraße beim Ancoa Stausee.


                          die Fahrpiste beginnt und ich komme zurück in die Zivilisation


                          die ersten Autos kommen auch schon - es ist Samstag und das winzige Naturreservat am Pistenende ist ein beliebter Campingspot für Einheimische


                          chilenisches Landleben


                          dann beginnt die breit ausgebaute Schotterstraße

                          Ich verlasse die Straße und nehme den markierten Pfad, der 50 m oberhalb der Straße den bewaldeten Hang entlangführt.

                          Dieser Pfad wurde nach der Fertigstellung des Ancoa-Stausees angelegt und besitzt einige Aussichtsplattformen mit Blick über den See.
                          Ich weiss nicht was die Macher sich dabei gedacht haben, denn dieser Pfad ist eigentlich ein Hohn!
                          Wer auf diesen Pfad wandert bekommt als mahnendes Beispiel zu sehen, wie die Wasserkraftindustrie einen ehemals paradiesischen Talabschnitt komplett verschandelt und zerstört hat!!
                          Mir ist die Lust am Weiterwandern vergangen, steige wieder runter zur Straße und will so schnell wie möglich raus hier.


                          verschandelte Landschaft am Ancoa Stausee - das obere Ende des Sees ist nach dem langen heißen Sommer leer


                          das untere Ende des Stausees

                          Nach drei Kilometer Straßenwanderung kommt das erste Auto vorbei, das auch gleich anhält. Die beiden Männer aus Linares nehmen mich die 70 bis 80 Kilometer mit bis zu dieser kleinen Stadt an der Panamericana.

                          Damit endet diese absolut tolle Tour! Diese Gegend ist grandios, wie man Patagonien sonst nicht kennt! Anders wie der Süden und in Trekkingkreisen noch völlig unbekannt.
                          Als Fazit kann ich nichts weiteres mehr dazu sagen, es ist schon alles im Bericht geschrieben.

                          Zurück nach Chillan & weitere Planung

                          Bevor es weiter nach Norden geht muss ich nochmal kurz zurück nach Chillan, meine Steigeisen und Pickel sind noch dort deponiert.
                          Von Linares nehme ich einen direkten Anschlussbus dorthin, 100 km Richtung Süden und 2 Stunden Fahrt.

                          Nach der Ankunft gehe ich als erstes wieder ins Hostal O`Higgins. Es ist Samstag Abend und leider sind für heute und morgen schon alle Zimmer der günstigsten Preisklasse ausgebucht. Es sind nur noch teurere Zimmer mit Privatbad erhältlich.

                          Bevor ich mich auf die Suche nach einem anderen Hostal mache, gehe ich erstmal ins Internet-Café, E-mails checken und planen. Erst in fünf bis sechs Tagen will ich in Santiago ankommen. Das bedeutet daß zum Abschluss meiner Reise noch ein weiterer Kurztrek drin ist.

                          Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen was für eine Tour da noch in Frage kommt. Es ist nicht leicht in dieser Gegend was geeignetes für zwei bis drei Tage zu finden. Für die meisten Gegenden in den Anden braucht man länger, oder die Anreise ist für so einen Kurztrek zu kompliziert ohne eigenes Auto.

                          Die einzigsten lohnenden und leicht erreichbaren Ziele dafür scheinen die beiden kleinen Nationalparks Altos del Lircay und Radal Siete Tazas zu sein. Aber erstens kenne ich diese Parks schon von einer früheren Reise und zweitens, wenn man da auf den Normalrouten reinwandert muss man Eintritt zahlen.

                          Dann fällt mir ein daß zum Abschluss meiner Reise ein Küstentrek mal ganz nett sein würde. Leider hat diese Gegend da auch wenig lohnendes zu bieten. Die gesamte Küste zwischen Valdivia und Valparaiso ist mir zum Trekking viel zu erschlossen und besiedelt, ohne große Wildnisgebiete. Habe Stunden am Rechner gesessen bis ich eine Route fand, die zumindest einigermaßen interessant aussieht: der Küstenabschnitt nördlich der kleinen Stadt Pichilemu. So richtig überzeugt bin ich davon zwar auch nicht, habe aber nichts besseres gefunden. Naja mal abwarten, vielleicht wird´s ja doch schöner als erwartet. Meine Entscheidung ist gefallen, es soll dieser Küstentrek werden. Auf jeden Fall liegt die Gegend völlig abseits der üblichen Backpackerrouten.

                          Als das Internet-Café um 20:00 schließt habe ich keine Lust mehr auf Hostalsuche und gehe zurück zu meiner Wildcampstelle, wo ich vor 25 Tagen übernachtete, als ich zum ersten Mal in Chillan ankam.

                          Eigentlich wollte ich zwei Nächte in Chillan verbringen. Aber aufgrund der Umstände, daß hier kaum günstige Unterkünfte zu finden sind und die Internet-Cafés Sonntags wahrscheinlich dicht haben, gibt es keinen Grund mehr dafür. Ich entscheide mich morgen vormittag den nächstbesten Bus nach Curico zu nehmen............
                          Zuletzt geändert von berniehh; 19.10.2016, 21:39.
                          www.trekking.magix.net

                          Kommentar


                          • berniehh
                            Fuchs
                            • 31.01.2011
                            • 2408
                            • Privat

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                            AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                            Curicó, Región del Maule 3.April 2016

                            Von Chillan sind es 215 km auf der Panamericana Richtung Norden nach Curicó. Die Busfahrt dauert 3 Stunden und kostet 6000 clp. Am Sonntag Nachmittag komme ich an.

                            Nach längerer Suche finde ich das Hostal Argomedo, wo ich mich die nächsten zwei Nächte im 8-Betten Dormitory einquartiere für 10.000 clp die Nacht. Habe das ganze Zimmer für mich alleine. Im Nachbar-Dormitory ist eine Gruppe chilenischer Saisonarbeiter untergebracht, ansonsten habe ich keine weiteren Gäste gesehen.

                            Die Zimmer sind dunkel, muffelig und wirken ungepflegt. Das wäre mir eigentlich ja egal, aber für den Standard finde ich die Übernachtungskosten schon etwas überteuert. Habe leider auch nichts günstigeres gefunden in Curicó.

                            Auch in Chillan und Coyhaique ist mir schon aufgefallen daß sich seit meiner letzten Chilereise 2010 die Übernachtungskosten in Budget-Hostals fast verdoppelt haben. Im Gegensatz zu den Backpacker-Regionen Südpatagoniens gibt es hier oben in den Städten entlang der Panamericana leider auch keine Campingplätze.

                            Curicó liegt in Mittelchile, etwa 195 km südlich von Santiago, inmitten eines bedeutenen Weinanbaugebietes und hat etwa 100.000 Einwohner. Es ist eine ganz nette Stadt, in der man es nach einer längeren Trekkingtour auch locker einige Tage aushalten könnte.


                            Curicó

                            Verbringe anderthalb Tage hier, meist für Notwendigkeiten (Internet, Waschen, relaxen etc.....)

                            Pichilemu 5.April 2016
                            Pichilemu ist eine kleine Stadt an der Pazifikküste, 150 Kilometer nordwestlich von Curicó. Diese 14.000 Einwohnerstadt gilt als „das“ Surferparadies an der Südamerikanischen Pazifikküste. Von Curicó aus dauert die Busfahrt dorthin dreieinhalb Stunden auf kurvigen Landstraßen, mit einmal umsteigen in Santa Cruz.

                            Nach meiner Ankunft mache ich noch schnell Mittagspause und kaufe mir paar Wasserflaschen, weil ich nicht weiss ob die Bäche entlang der Küste Wasser führen. Dann wander ich los.........


                            Pichilemu - Surferparadies an der Pazifikküste


                            Küstentrek nördlich von Pichilemu

                            Länge: 51 Kilometer
                            Dauer: zweieinhalb Tage


                            Bin in zweieinhalb Tagen von Pichilemu nach Puertecillo gewandert, immer an der Küste entlang.
                            Die Tour zählt zwar bei weitem nicht mit zu den besten Küstentreks, die ich jemals gemacht habe, war aber trotzdem ganz nett und lohnender als erwartet. Ein schöner Abschluss meiner Reise!

                            Diese Tour hat einige Negativseiten:

                            1) die Route war mir nicht Wildnis genug, zu bewohnt und die Umgebung der Küste zu stark mit Fahrwegen erschlossen (zum Glück nur schmale Fahrwege und noch keine Asphaltstraßen).

                            2) Viele Sandstrände sind durch Reifenspuren verunschönert, weil die Leute mit ihre Geländewagen ständig die Strände entlangfahren.

                            3) die Landschaft ist zu vermüllt. Überall wo Menschen sind, liegt auch Müll herum und wo schonmal welche gecampt haben sogar ne halbe Müllhalde! Von „Leave no Trace“ scheint hier noch niemand gehört zu haben!

                            Dieser Trek hat aber auch seine sehr positiven Seiten:
                            Die Küstenlandschaft ist sehr attraktiv, eine Mischung aus graufarbene Sandstrände und schroffe Felsküste mit vielen Buchten und über 100 m hohe Klippen und Steilküsten.
                            Ständig kommt man an den einfachen und teils primitiven Hütten von Algensammlern vorbei, die überall versteckt in den Buchten liegen und gut ins Landschaftsbild mit reinpassen (im Gegensatz zu den meisten anderen Häusern).

                            Die Algensammler bewohnen ihre Hütten temporär, teilweise auch den ganzen Sommer lang und sammeln den ganzen Tag mit Schnorchelmaske und Schwimmflossen entlang der felsigen Küste die Algen. Das ist ihre Haupteinkommensquelle. Ihre schmalen Pfade verlaufen die gesamte Küste entlang, meist entlang der Steilhänge von Bucht zu Bucht. Ihre Pfade konnte ich gut als Trekkingroute benutzen, meistens waren sie ganz gut begehbar. Einige hatten es aber auch ganz schön in sich, wo man trittsicher und schwindelfrei sein sollte. Die Route hat Spaß gemacht! Man kann die gesamte Küste abwechselnd auf Sandstrände und schmale Pfade bewandern, ohne die Fahrwege benutzen zu müssen.

                            Falls die Tourismusbehörde von Pichilemu mal auf die Idee kommen sollte, eine mehrtägige markeirte Trekkingroute entlang dieser Küste anzulegen, müssten sie fast nichts mehr machen. Die Pfade dafür existieren schon und müssten nur noch markiert werden! Die Küste zwischen Pichilemu und Puertecillo würde sich hervorragend dafür eignen.
                            Das würde sicher auch einige Rucksackreisende in diese Gegend locken, die bislang nur bei Surfern beliebt ist.

                            Wenn dann auch noch der Müll eingesammelt und die Geländewagen von den Stränden verbannt würden, das würde die Gegend nochmals drastisch aufwerten.

                            Mein Rucksack war für diese Strecke etwas zu vollbepackt und monströs. Eigentlich hätte ich den Großteil meines Gepäcks in Curico im Hostel lassen müssen, hatte aber keine Lust nach dem Trek wieder ganz zurück nach Curico zu müssen. Mein Plan war direkt weiter nach Santiago zu fahren.

                            Somit musste ich alles mitschleppen. Man darf eigentlich keinem erzählen daß ich für diesen kurzen Küstentrek meine Winterklamotten, Steigeisen, Eispickel und drei Paar Schuhe mitgeschleppt habe.

                            Trinkwasser findet man nur an wenigen Stellen. Man sollte also genügend Wasserflaschen mitnehmen und die bei jeder Gelegenheit wieder auffüllen......

                            Fazit: dies ist eine lohnende Tour wenn man sowieso hier in der Nähe ist und einige Tage Zeit hat. Extra wegen dieser Tour von weither anzureisen würde ich persönlich aber nicht, da findet man woanders bessere Küstentreks.


                            Pichilemu - halb vier verlasse ich die Stadt und folge den grauen Sandstrand Richtung Norden


                            am ersten Tag wander ich 8 Kilometer bis zum nördlichen Ende des langen Sandstrandes


                            hinter dem Strand wuchert uriger Küstenbusch


                            lange monotone Strandwanderung und leider grau bedeckt - aber man kommt sehr schnell vorwärts


                            Reifenspuren verunschönern den Strand - ein normaler Anblick hier


                            Camp 1 nach 8 Kilometer


                            Algensammlerhütten in der Nähe meines Camps am Nordende des Strandes


                            2.Tag: die Küste wird felsig




                            Felsküste und kleine Buchten mit Algensammlerhütten - so geht´s den ganzen Tag weiter




                            hin und wieder kommen auch mal größere Sandstrandbuchten


                            auf schmale Pfade geht´s entlang der felsigen Küste






                            die Kakteen zeugen davon daß dies eher eine trockene Gegend ist


                            am zweiten Tag wander ich 23 Kilometer


                            wenn man das Bild vergrößert (zweimal klicken) sieht man daß sich am rechten Bildrand jemand ein pompöses Haus hierhin gebaut hat




                            die Algen werden in der Sonne getrocknet


                            attraktive Küstenlandschaft


                            Algensammlerhütten


                            schmaler Küstenpfad




                            sieht aus wie das Anwesen eines Reichen


                            grauer Sandstrand und Steilküste


                            hinter jeder felsigen Langzunge tauchen neue Strände auf


                            und noch eine leere Traumbucht - bei einer Bildvergrößerung sieht man dahinten am Hang winzig klein Algensammlerhütten




                            es folgt wieder schroffe Felsküste


                            attraktiver Küstenpfad - am trockenen Grashang sind Algen zum trocknen ausgelegt


                            Einheimische am Strand


                            Camp 2 oberhalb der Steilküste (nach 23 km vom Camp 1)


                            Blick vom Camp


                            Blick vom Camp am Morgen - die Küste wird ab hier sehr schroff und unzugänglich - noch 20 km bis zum Trekende


                            3.Tag: hier muss man oben entlang - unten ist schlicht unmöglich


                            Blick in die nächste Sandstrandbucht


                            Rinderweideland oberhalb der Steilküste


                            nach 2h30 geht´s wieder runter an den Strand




                            nun wieder leichtes Strandwandern


                            die nächste abgeschiedene Bucht


                            hinter der nächsten Landzunge liegt der fünf bis sechs Kilometer lange Strand von Topocalma


                            Topocalma - paar einheimische Touristen mit Geländewagen sind hier unterwegs


                            der lange Sandstrand von Topocalma


                            Blick zurück über den Strand von Topocalma


                            dann wieder Steilküste mit kleine Buchten




                            der Trek nähert sich dem Ende - gleich wander ich in die Bucht von Puertecillo rein


                            Bucht von Puertecillo


                            Trekende in Puertecillo - ein beliebter Surfertreff

                            In der Bucht von Puertecillo wurde eine für diese abgelegene ländliche Region völlig deplazierte neue Straße gebaut, die überhaupt nicht hierher passt.

                            Ich bekomme sofort eine Mitfahrgelegenheit mit der Deutschen Surferin Karin. Sie kam vor Jahren mal zum Surfen hierher und ihr gefiel es so gut daß sie hierhergezogen ist. Heute arbeitet sie als Lehrerin in der kleinen Stadt Navidad.

                            Ich frage ihr natürlich was der Scheiß mit dieser komischen neuen Straße soll. Karin ist ebenfalls verärgert darüber und erzählt mir die Hintergründe:
                            Die Bucht von Puertecillo war schon immer ein Geheimtip für Surfer. Vor einigen Jahren wurde diese Bucht auch von Reichen entdeckt. Ein Millionär hat vor kurzem die ganze Bucht gekauft und will nun einzelne Parzellen als Baugrundstücke an Reiche verkaufen. Der Strand soll später nur noch für die zukünftigen Anwohner zugänglich sein, quasi als Exklusivstrand für Reiche.
                            Es läuft ein Prozess gegen dieses Projekt, aber bis der entschieden ist, kann es noch ewig dauern. In der Zwischenzeit lässt der neue Eigentümer schonmal im Schnelltempo die häßlichen Zufahrtstraßen fertigbauen.


                            völlig deplazierte neue Straße

                            Karin erzählt mir, „wenn du mitkriegen würdest was hier abgeht, würdest du das Kotzen kriegen!“
                            Das kriege ich auch so schon.
                            Sie fährt mich bis nach Navidad, 20 km entfernt auf Schotterpiste.

                            In Navidad beginnt die Asphaltstraße. Ich bekomme ohne Wartezeit sofort eine Anschlussmitfahrgelegenheit nach San Antonio, 50 km entfernt.

                            San Antonio ist mit 85.000 Einwohnern eine relativ große Hafenstadt südlich von Valparaiso und eines der wichtigsten Exporthäfen Chiles. Selbst für die argentinische Großstadt Mendoza ist San Antonio ein wichtiger Umschlaghafen.

                            Es sind nur noch 120 km nach Santiago. Für heute ist mir die Weiterreise aber zu spät weil es bald dunkel wird und ich nicht mitten in der Nacht in Santiago ankommen will. Ich gehen noch was Essen, dann ins Internet-Cafe und anschließend suche ich mir im Dunkeln eine Wildcampstelle.
                            Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2016, 09:47.
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                            • berniehh
                              Fuchs
                              • 31.01.2011
                              • 2408
                              • Privat

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                              die Heimreise

                              Nehme Vormittags den Bus nach Santiago. Im Busterminal kaufe ich mir gleich für übermorgen das Anschlussticket nach Buenos Aires für 57.000 clp. Nur anderthalb Tage Zeit habe ich für Chiles Hauptstadt, etwas zu wenig.
                              Fahre mit der Metro bis Escuela Militar im Stadtteil Las Condes. Von der Metrostation sind es 5 Minuten Marsch zu Uwe und Angela, die erst vor kurzem aus Chicago hierher gezogen sind.

                              Am nächsten Tag gehen Uwe und ich für zwei Stunden joggen, bis ins Zentrum.

                              In Santiago war ich ja schon einige Male, aber auf dieser Reise habe ich leider kaum Fotos von der Stadt gemacht. Die Stadt verändert sich sehr schnell und die Wolkenkratzerskyline scheint jedes Jahr größer und moderner zu werden. Vor zwei Jahren wurde der Gran Torre Santiago fertiggestellt, der höchste Wolkenkratzer Südamerikas.


                              Blick von Uwe und Angelas Balkon im Nobelstadtteil Las Condes


                              Blick vom Balkon


                              Las Condes liegt nahe an den Anden im Nordosten von Santiago - im ständigen Dunst sieht man die Berge aber kaum


                              Las Condes


                              Busbahnhofsviertel im Westen Santiagos

                              Wenn ich mich entscheiden müsste, welche der beiden Großstädten lebenswerter ist, Santiago de Chile oder Buenos Aires, würde ich mich ganz klar für Santiago entscheiden.
                              Die meisten Touristen behaupten zwar daß Buenos Aires attraktiver ist, weil es kulturell viel mehr zu bieten hat. Das stimmt auch, aber der große Pluspunkt von Santiago ist das wahnsinnig attraktive Umland. Direkt am Stadtrand beginnt die Natur, im Osten die über 6000 m hohe Andenkette und im Westen die Küstenkordillere (sofern die Sicht durch den ständigen Smog nicht vernebelt ist).

                              Das Umland von Buenos Aires ist dagegen stinklangweilig. Es gibt nichts, außer Felder und flaches Land, für hunderte Kilometer. Wer in die Natur will muss erstmal ne Tagesreise mit dem Auto rausfahren. Es gibt zwar einige Parks in BA, im Verhältnis zur Größe der Stadt aber nicht so wahnsinnig viele.

                              Die Busfahrt nach Buenos Aires dauert 24 Stunden, mit Umsteigen in Mendoza. Für die ersten 350 Kilometer nach Mendoza sollte man versuchen einen guten Fensterplatz zu bekommen. Die Fahrt ist landschaftlich ein Traum und führt durch sehr dünn besiedelte Natur einmal über die Andenkette rüber!! Ich bin die Strecke zwar schon paarmal gefahren, sie ist aber immer wieder ein Landschaftsgenuss.

                              Mit dem Fahrrad wäre diese vielbefahrene Hauptstraße allerdings der absolute Horror. Es gibt tatsächlich Leute die das machen. Mir kommt aber jedesmal das Grauen, wenn ich sehe wie die Fahrradfahrer ständig haarscharf von zu schnell fahrenden LKW´s überholt werden!

                              Die folgenden Fotos sind wahllos während der Fahrt aus dem Busfenster fotografiert.......


                              kurz hinter Los Andes führt die Straße ins hier unten noch dicht besiedelte Gebirgstal des Rio Aconcagua rein


                              Richtung argentinische Grenze werden die Berge steiler und höher


                              die Straße klettert hoch zum Paso Redentor




                              die Luft wird hier oben auf 3100 m schon dünner


                              die Straße verläuft nicht über den Pass rüber - sondern führt gleich in den Tunnel rein und auf der anderen Seite kommt man in Argentinien wieder raus.


                              nun in Argentinien - es geht wieder talabwärts, noch 200 Kilometer bis Mendoza


                              Las Cuevas


                              der Aconcagua (höchster Berg der südlichen Hemisphäre) ist nur für 10 Sekunden aus dem Busfenster zu sehen - um diesen Blick nicht zu verpassen sollte man vorher schon ganz genau wissen wo er liegt


                              zur Passkontrolle müssen alle aussteigen


                              es geht weiter talabwärts Richtung Mendoza







                              Der Anschlussbus von Mendoza ist ein Nachtbus. Ankunft in BA am nächsten Nachmittag. Gehe zurück ins Hostal Milonga und treffe Paul wieder. Morgen abend geht unser Heimflug nach Amsterdam. Habe zu wenig Zeit mir in Ruhe die Stadt anzuschauen. Bis in den Stadtteil La Boca schaffe ich es leider nicht mehr. Paul dagegen schon, denn er ist ja schon seit einigen Tagen hier.


                              Ankunft in Buenos Aires


                              Abendessen mit Paul


                              Buenos Aires


                              Buenos Aires


                              Naturschutzgebiet in der Großstadt


                              im Naturschutzgebiet




                              Buenos Aires




                              Buenos Aires

                              Der Heimflug verläuft problemlos.
                              Bis nach Atlanta fliegen wir gemeinsam, dann trennen sich unsere Wege. Paul fliegt direkt nach Amsterdam und ich noch über Chicago nach Amsterdam. Diesen kurzen Extrastop in Chicago konnte ich ohne Aufpreis mit einbauen. Ich wollte mich eigentlich in Chicago mit Uwe und Angela zum Mittagessen verabreden. Als ich das Ticket gebucht hatte, wussten sie allerdings noch nicht daß es sie bald beruflich nach Santiago de Chile verschlagen wird. Egal, dann spaziere ich eben alleine durch die Stadt.........

                              Hiermit endet von meiner Seite dieser Reisebericht.
                              Es geht aber trotzdem noch etwas weiter, denn Paul will noch über seine Treks der letzten paar Wochen berichten.........


                              mit der Metro geht´s nach Chicago rein


                              Chicago - rechts hinten der Willis Tower


                              am Lake Michigan
                              Zuletzt geändert von berniehh; 22.10.2016, 10:01.
                              www.trekking.magix.net

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                              • Stephan_84
                                Anfänger im Forum
                                • 18.02.2008
                                • 34
                                • Privat

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                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                Was für eine Tour! Danke für die vielen Bilder und den super Bericht!

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                                • Mika Hautamaeki
                                  Alter Hase
                                  • 30.05.2007
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                                  • Privat

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                                  Danke!
                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                  A. v. Humboldt.

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                                  • Mortias
                                    Fuchs
                                    • 10.06.2004
                                    • 1202
                                    • Privat

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                                    Auch von mir ein riesengroßes Dankeschön für diesen klasse Bericht. Gerade Dein letzter Wildnistrek war auch nochmal eine tolle Abwechslung, hat er doch einen ganz anderen Landschaftstyp gezeigt als ich es von Patagonien erwartet hätte. Und dann auch noch das Wetter. Traumhaft. Nur um die Vogelspinnen beneide ich Dich nicht so. Bin dann mal gespannt, was Du mir am Freitag Abend beim Bierchen noch so alles erzählen wirst.

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                                    • Mali
                                      Gerne im Forum
                                      • 02.10.2006
                                      • 58

                                      • Meine Reisen

                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                      Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
                                      Hiermit endet von meiner Seite dieser Reisebericht.
                                      Auch von mir vielen Dank für deinen Reisebericht!! Die ist , superschöne Bilder und spannende Berichte dazu!!

                                      Ich werde Deine Reiseberichte echt vermissen

                                      Ich hoffe, du bist schon bei deiner nächsten Reiseplanung

                                      Kommentar


                                      • slarti
                                        Erfahren
                                        • 08.01.2011
                                        • 121
                                        • Privat

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                                        Parque Tantauco

                                        Karte Parque Tantauco
                                        Webseite
                                        Onlinebuchung der Fähre Puerto Chacabuco-Quellón

                                        Hinweis: Einige Bilder wirken duch die Skalierung etwas unscharf. Ich versuche das zu beheben.

                                        Mein Bericht beginnt wieder am 27.2.16, als Bernd und ich uns auf dem Cerro Castillo Trek trennten. Der Weg zum Vulkan Hudson war durch einen unfurtbaren Fluss versperrt. Während Bernd noch einige Schlenker einbaute, wollte ich schnellstmöglich raus. Obwohl ich wegen schlechten Wetters erst 11 Uhr starten konnte, erreichte ich an dem Tag fast noch die Carretera Austral.




                                        Abstieg zur Carretera Austral

                                        Von dort nahm mich am folgenden Tag ein Pick-Up bis zum Ort Cerro Castillo mit. Mittlerweile war schönstes Sonnenwetter, aber weiter nach Coyhaique zu kommen war schwer: Die Sommerferien waren zu Ende und halb Chile reiste zurück nach Santiago. Jeder Bus war ausgebucht, an den Haltestellen bildeten sich lange Schlangen. Entsprechend gab es auch viele Tramper am Ortsausgang. Ich wollte mein Glück an der nächsten Kreuzung versuchen, da hielt ein entgegenkommendes Fahrzeug und wendete. Die lüsterne und (vermutlich leicht angetrunkene) Endvierzigerin fuhr mich die 60km bis Coyhaique - also daher wo sie gerade kam. Meine kurioseste Mitfahrgelegenheit bisher, die ich aber dankbar annahm.


                                        In Puerto Aysén

                                        Nach ein paar Einkäufen in Coyhaique fuhr ich weiter nach Puerto Aysén. Ziel war der Parque Tantauco im Süden der Insel Chiloé, welcher mir von Bernd wärmstens empfohlen wurde. Ich hatte zwar auch mit Pumalín geliebäugelt, konnte aber keine Mehrtagestouren finden. Vor Ort weglose Trekkintouren zu planen ist immer nervig und zeitraubend. Insofern war ich froh die Hütten- und Wegeinfrastruktur des Parque Tantauco zu nutzen, zumal am 6.3. die günstigere Nebensaison begann.

                                        Es gibt eine preiswerte Fähre (16200$/21€) nach Quellón/Chiloé, die in rund 28 Std. von Puerto Chacabuco wunderschön durch die Fjord- und Inselwelt Patagoniens schippert (absolut empfehlenswert!). Die Schiffsverbindung dient auch der Versorgen der Fischersiedlungen, was auch der Grund ist, warum die Fahrt so lange dauert. Die Fähre wird überwiegend nur von Einheimischen genutzt. Mit etwas Glück kann man Delfine, Pinguine und sogar Wale sehen.


                                        Fähre Chacabuco-Quellón


                                        Vulkan Macá vom Schiff aus gesehen


                                        Versorgung der abgelegenen Fischersiedlungen




                                        Auf dem Schiff treffe ich einige Chilenen aus dem Hostel wieder




                                        Ankunft in Quellón und auf der Piste zum Parque Tantauco

                                        Wir sind mit etwa 2 Std. Verspätung nachmittags in Quellón angekommen. Aufgrund einer veralteten Info konnte ich das Büro für den Parque Tantauco nicht finden (es ist mittlerweile in Castro). In Quellón beginnt (oder endet) die gut ausgebaute Panamericana-Straße. Ich wollte eine Übernachtung vermeiden und bin mit dem Bus bis zur Kreuzung Colonia Yungay gefahren. Hier beginnt die Piste und mit einbrechender Dunkelheit fand ich etwas versteckt einen Platz zum Zelten. Links und rechts der Straße, wie auch an der Panamericana, gibt es überall Siedlerparzellen und wildes Campen ist gar nicht so einfach. Am nächsten Morgen musste ich noch ein paar Kilometer laufen, bevor mich ein Schweizer bis zum Parkeingang mitnahm.


                                        Typische Siedlerhütte mit Brandrodungsfläche - Eingang zum Parque Tantauco (Sector Yaldad)

                                        Der Parque Tantauco ist ein privater Park im Besitz des ehemaligen chilenischen Präsidenten und Geschäftsmann Sebastián Piñera. Der Name Tantauco bezeichnet in der chilenischen Geschichte einen wichtigen Vertrag, der die Spanier zur Aufgabe der letzten gehaltenen Gebiete zwang, u.a. die Insel Chiloé. Etwa anderthalbmal so groß wie das Bundesland Hamburg beherbergt der Park einen gemäßigten Valdivianischen Küstenregenwald. Diese Wälder gelten als die dichtesten des Planeten - wegloses Trekking ist nahezu ausgeschlossen bis unmöglich. Das Gebiet gehörte vorher einem reichen Amerikaner, der es forstwirtschaftlich nutzen wollte. Es gibt einige, die sagen, Piñera hätte es nur für sein Image getan (in den zehn Jahren seit seiner Existenz hat er nur einmal den Park besucht). Fakt ist aber, dass so ein einzigartiger Küstenregenwald erhalten werden konnte. Piñera war auch eng mit dem Umweltschützer Douglas Tomkins befreundet (dem Gründer von The North Face und Esprit). Dieser kaufte in den Neunzigern riesige Landflächen, wurde größter privater Landbesitzer in Chile und machte daraus den Parque Pumalín, was anfangs umstritten war. Im Dezember 2015 ist Tomkins bei einer Kayaktour in Chile tödlich verunglückt.

                                        Der Parque Tantauco wurde mir von Bernd empfohlen, welcher diesen 2010 besuchte. Es ist die einzige Möglichkeit in Chile (neben Torres del Paine) eine Mehrtages-Hüttentour zu machen (korrigiert mich ggf.!). Es gibt zwei Wege, welche ein großes T bilden. Am südlichen Ende des T gibt es eine kleine Fischersiedlung (Inío). Von dort ging einmal in der Woche ein Frachtschiff zurück nach Quellón. Leider existiert diese Verbindung nicht mehr. Die Parkverwaltung hat daraufhin eine kleine Flugzeug-Landebahn in Inío angelegt. Aber dann der nächste Schock: Der Park verkauft nur noch recht teure "Programme", also Anreise, Hüttenübernachtungen und Rückflug als Gesamtpaket. Alleine gehen darf man diese "gefährliche" Reise offiziell nicht. Eine achttägige Tour nach Inío mit Rückflug nach Castro hätte rund 430€ gekostet. Bei Bernds Besuch war es noch ganz anders und viel entspannter. Das war außerhalb meines Reisebudget, aber nun war ich schon mal hier. Also habe ich nur den Teil gebucht, den man individuell machen darf ("Wünschen Sie einen Whirlpool in Chaiguata?"- "Nein danke, ich bade im See"). Letztendlich bin ich dann doch alle Pfade gelaufen und fühle ich mich nicht richtig wohl dabei das hier zuzugeben, verstehe aber nicht, warum man diesen Weg zum Luxustourismus eingeschlagen hat.



                                        Gleich hinter dem Eingang beginnt ein 2km langer Pfad (den es 2010 bei Bernd noch nicht gab), der beim Siempreverde-Pfad wieder auf die 30km lange Piste stößt. Den größten Teil der Piste nach Chaiguata muss ich leider laufen, nur etwa 10 km werde ich von einem Pick-Up mitgenommen. Chaiguata ist ein großes Camp mit diversen Hütten und Wifi im Urwald. Camping kostet hier stolze 10000$/13€ in der Nebensaison. Die Lage am See Chaiguata ist aber atemberaubend schön.


                                        Lago Chaiguata am Morgen

                                        Ich lasse mein Zelt stehen und wandere den brandneuen zweistündigen Rundwanderweg Las Cascadas und bin wirklich beeindruckt. Im Nachhinein kann ich zwar sagen, dass spätere Abschnitte dies noch toppen, aber für Tagesbesucher mit Auto ist das ein herrlicher Kurzpfad in den Dschungel.






                                        Sendero Las Cascadas

                                        Die Landschaft ist von den Gletschern der Eiszeit geschliffen worden und überwiegend flach bis leicht hügelig. In höheren Lagen gibt es ausgedehnte Sümpfe und Seen, sonst herrscht ein dichter märchenhafter Küstenregenwald vor. Einen so fantastischen Wald habe ich nie zuvor gesehen. Der Weg führt auch an abgelegene Buchten und Strände von atemberaubender Schönheit. Rustikale Selbstversorgerhütten dienen als Nachtlager (nur die lauten Beutelratten nerven).








                                        Unterwegs zum Refugio Pirámide

                                        Auf dem Weg zum Tagesziel, der Hütte Pirámide treffe noch einen Russen, der auch nicht ganz legal an der Caleta Zorra war. Ich würde abends in der Unterkunft auf einen Finnen treffen, sagte er, und so war es auch. Der Finne hatte eine "Reise gebucht", zur Caleta Zorra mit sechs Hüttenübernachtungen für 80000$/100€, mit individueller An- und Abreise. Er brauchte viel Überredungskunst um alleine gehen zu dürfen. Ich muss noch erwähnen, dass die Hütten alle etwas runtergekommen waren. In jeder zweiten war der Ofen kaputt, es gab so gut wie kein Kochgeschirr (anders als bei Bernd). Am folgenden Tag machen wir uns gemeinsam auf zum Refugio Emerenciana.






                                        Refugio Emerenciana

                                        Nur mit Tagesgepäck bestückt ging es am nächsten Tag den beschwerlichen Weg zur Bucht Caleta Zorra. Das ist ein richtig abenteuerlicher Regenwaldpfad im Matsch. Irgendwann kann man das Meer riechen, die Wellen hören und steht plötzlich an der Steilküste einer hinreisend schönen Meeresbucht. Wahnsinn!


                                        Lago Emerencia




                                        Caleta Zorra am Pazifischen Ozean

                                        Nach einer ausgiebigen Mittagspause erkundeten wir die Umgebung und entdeckten an einer Flussmündung eine Fischerhütte. Schon in Bernds Bericht von 2010 wird von einer Begegnung mit Fischern erzählt - die Jungs scheinen also öfters hier vorbeizukommen.









                                        Ekko, der Finne, will wieder zurück zur Hütte. Ich erkunde aber noch etwas die Bucht und bin erst am Abend wieder an der Emerenciana. Bernd berichtete 2010, dass ein weiterer Pfad entlang der Küste bis Inío geplant sei. Ich konnte keine Anzeichen dafür sehen. Später, im Büro in Castro, erzählte man mir, das Vorhaben sei zu teuer und aufwändig gewesen. Schade - ein Küstenpfad wäre eine super Ergänzung zu den anderen Landschaftstypen gewesen und hätte ganz nebenbei einen Rundpfad entstehen lassen. So muss man alles wieder zurückgehen.




                                        Refugio Emerenciana

                                        Am Folgetag ging es wieder zurück zur Hütte Pirámide, aber keinesfalls weniger spektakulär als zwei Tage zuvor. Mittlerweile war es morgens recht frisch und neblig, aber eigentlich viel zu trocken. In Pirámide trennten sich meiner und Ekkos Weg, denn ich wollte es wirklich bis Inío wagen. Notfalls würden meine Vorräte für den Ausstieg zu Fuß (also alles wieder zurücklaufen) reichen (und so kam es auch).








                                        Morgens am Refugio Pirámide

                                        Fortsetzung folgt...
                                        Zuletzt geändert von slarti; 26.11.2016, 17:59.

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                                        • Mali
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                                          • 02.10.2006
                                          • 58

                                          • Meine Reisen

                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                          Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                          ...musste ich noch ein paar Kilometer laufen, bevor mich ein Schweizer bis zum Parkeingang mitnahm.
                                          ..
                                          Weißt du wie der Schweizer aus Quellón hieß?

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