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  • Libertist
    Fuchs
    • 11.10.2008
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

    Schade, dass ihr abbrechen musstet. Wie wäre die Route denn weiter verlaufen? Über den Viedma Glacier zu gehen ist wahrscheinlich gar nicht mal so übertrieben schwierig, aber wie wolltet ihr bis dahin kommen? Am Ufer des Lago Viedma entlang (das erste Stück ist ja sehr steil abfallend) oder über's Eis?
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    • berniehh
      Fuchs
      • 31.01.2011
      • 2408
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

      Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
      Wie wäre die Route denn weiter verlaufen? Über den Viedma Glacier zu gehen ist wahrscheinlich gar nicht mal so übertrieben schwierig, aber wie wolltet ihr bis dahin kommen? Am Ufer des Lago Viedma entlang (das erste Stück ist ja sehr steil abfallend) oder über's Eis?
      Unser Plan war vom Seno Moyano zunächst für 5 km das Fjordufer folgen, dann Richtung Norden vom See weg in ein Tal rein und über zwei Gebirgskämme (zwischen Lago Viedma und dem Eisfeld) zum Viedma Gletscher.

      Bei der Routenplanung war ich mir nicht so sicher ob der Hang am Fjordufer überhaupt passierbar ist. Alle Alternativrouten sehen auf Google aber noch steiler und schwieriger aus (auch die Route vom Fjord hoch aufs Eisfeld).

      Als wir dort waren habe ich gesehen daß die Uferroute wohl machbar gewesen wäre. Das größte Problem daran wäre aber nicht der Steilheitsgrad des Hanges, sonder eher der dichte Busch, der den größten Teil des Hanges bedeckt. Es wäre also ein ziemlich nerviges Buschgeplackere (auch mit viel dorniges Gestrüpp) geworden, wobei vermutlich ein halber Tag oder mehr für diese 5 km Hangtraverse draufgegangen wäre.

      Die Überquerung des Viedma Gletschers sieht vom Huemul Trek aus gesehen relativ problemlos machbar aus, vorrausgesetzt man findet die richtige Route. Große Abschnitte des Gletschers sind allerdings auch sehr aufgewühlt und verspaltet, also schwierig bis unpassierbar.
      www.trekking.magix.net

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      • Libertist
        Fuchs
        • 11.10.2008
        • 2064
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        #43
        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

        Zitat von berniehh Beitrag anzeigen
        Als wir dort waren habe ich gesehen daß die Uferroute wohl machbar gewesen wäre. Das größte Problem daran wäre aber nicht der Steilheitsgrad des Hanges, sonder eher der dichte Busch, der den größten Teil des Hanges bedeckt. Es wäre also ein ziemlich nerviges Buschgeplackere (auch mit viel dorniges Gestrüpp) geworden, wobei vermutlich ein halber Tag oder mehr für diese 5 km Hangtraverse draufgegangen wäre.
        Puh, schwierig. Ich hatte diese Route ja auch mal geplant und hätte zwischen zwei Alternativen entscheiden: entweder schon am Upsala Glacier auf's Eisfeld gehen (rechts über die Felsen kommt man ziemlich leicht hoch) und dann über den Paso del Viento Richtung El Chalten absteigen, oder, wie du geplant hast, zunächst am Lago del Viedma entlang, aber dann lieber nur mit Packraft im Rucksack, falls der Hang doch zu steil sein sollte (durchschnittlich fast 45° Gefälle). Der Busch wird vor allem dort zum Problem, wo du vom See weg hoch Richtung Norden gehen wolltest; sowas würde ich mir lieber ersparen.
        Zuletzt geändert von Libertist; 24.05.2016, 17:54.
        Regelmäßige Updates auf Facebook: Outventurous || Galerie und Weltkarte gibt's auf der Outventurous Webseite.

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        • berniehh
          Fuchs
          • 31.01.2011
          • 2408
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          #44
          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

          Zitat von Libertist Beitrag anzeigen
          entweder schon am Upsala Glacier auf's Eisfeld gehen (rechts über die Felsen kommt man ziemlich leicht hoch) und dann über den Paso del Viento Richtung El Chalten absteigen,
          die Route wäre auf jeden Fall leichter gewesen. Der Grund warum ich die Route nicht gewählt habe ist weil ich sie in umgekehrter Richtung schonmal gegangen bin, vom Paso Marconi aus über das Inlandeis und den Upsala Gletscher wieder runter.
          Ich erinnere mich an ein großes Spaltenlabyrinth östlich vom Nunatak Viedma, wo ich Stunden gebraucht habe bis ich da wieder rausfand. Dann noch ein Gebiet mit verdeckten Spalten wo man sehr vorsichtig sein muss. Der Rest war leichtes Wandern.
          Aber auf dem Upsala Gletscher geriet ich dann auch noch in einige üble Spaltenzonen. Allerdings bin ich da über die Gletschermitte runtergewandert. Über die Felsen am östlichen Rand sieht´s auf Google Earth leichter aus. Das hatte ich damals aber nicht gewusst, weil ich keine richtige Karte mithatte, sondern nur eine aus einem Bildband fotokopierte grobe Kartenskizze.
          Zuletzt geändert von berniehh; 24.05.2016, 18:19.
          www.trekking.magix.net

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          • Mika Hautamaeki
            Alter Hase
            • 30.05.2007
            • 3979
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            #45
            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

            Wieder herrliche Fotos.
            Schade ist es, dass ihr aus dem NP rausgeflogen seit, aber aus Sicht der Arg.-Behörden irgendwie auch verständlich.
            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
            A. v. Humboldt.

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            • berniehh
              Fuchs
              • 31.01.2011
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              #46
              AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

              Trek 2

              Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

              Variante 1: sieben Pässe, 200 Kilometer, 12 Tage
              Variante 2: neun Pässe, 243 Kilometer, 16 Tage


              Teil 1 - Vorbereitung und der Trekkingstart

              El Chaltén

              Am nächsten Vormittag müssen wir unser Hostelzimmer räumen und schlagen draußen zwischen all den anderen Zelten unser Camp mit auf. Nach den ganzen Regen der letzten Tage ist heute endlich mal ein Traumwetter. Das campen kostet 70 Pesos und man kann die Küche und Aufenthaltsraum mitnutzen. Zwei Nächte bleiben wir noch hier.

              El Chaltén ist eine Touristen-Boomstadt im nördlichen Teil des Los Glaciares Nationalparks, in Sichtweite der weltbekannten Berge Fitz Roy und Cerro Torre. Diese Gegend zählt mit zu den meistbesuchten Trekkingregionen Südpatagoniens. Was für die Chilenen der Torres del Paine ist, ist für Argentinien die Gegend hier um El Chaltén, ein unverzichtbares Pflichtziel für jeden Patagonienreisenden. Entsprechend voll ist es hier.

              Die Pionieratmosphäre, die man hier früher noch erleben durfte, hat El Chaltén schon lange verloren.
              Der Ort ist in den letzten Jahrzehnten rapide gewachsen und hat mittlerweile schon 2200 Einwohner. Das klingt zwar nicht viel, aber wenn man bedenkt daß El Chaltén erst 1985 gegründet wurde und es hier vor 15 Jahren nur staubige Schotterstraßen und kaum einen Laden gab, ist es schon beachtlich. Mittlerweile säumen schon die ersten mehrstöckigen Luxushotels die Straßen und überall wird weitergebaut.
              Ich möchte nicht wissen wie es sich hier in nächsten zwanzig Jahren weiterentwickeln wird.


              im Hintergrund der Fitz Roy, ganz links die Spitze ist der Cerro Torre (Pauls Foto)


              auf der Hauptstraße von El Chaltén


              Camperküche im Hostel del Lago


              der Hostelhund


              Hostel del Lago (El Chaltén)

              Unser nächster Trek soll eine große Rundtour von und nach El Chaltén werden. Nur ein Teil unserer Route soll durch den Los Glaciares Nationalpark führen.

              Diese Tour ist aber auch nicht planmäßig verlaufen. Auf der ersten Gletscherquerung sind meine Steigeisen durchgebrochen. Somit konnte ich die geplante Route nicht weiter fortsetzen. Das wäre zu gefährlich geworden. Daher habe ich mir auf die Schnelle eine gletscherfreie Alternativroute ausgedacht, während Paul die geplante Route über das Eisfeld weitergelaufen ist. Wir haben uns später in El Chaltén wiedergetroffen. Daher die zwei Varianten. Paul ist die Variante 1 gegangen und ich die Variante 2.


              Der letzte Abschnitt unserer geplanten Route soll über den Paso de las Agachonas und den Huemul Trek führen, wofür ein Permit benötigt wird. Das Permit bekommt man nur wenn man Kletterausrüstung dabei hat, um damit über die sogenannten Tirolesas die Flüsse zu queren. (Eine Tirolesa ist ein über den Fluss gespanntes Fixseil, über das man sich mithilfe von Gurt und Karabiner rüberhangelt). Neuerdings darf man den Trek sogar nichtmal mehr alleine gehen (was uns zunächst aber nicht betrifft).

              Weil wir ohne Kletterausrüstung gehen wollen, hatten wir von vornherein geplant ohne Permit illegal zu gehen.

              Unser Rausschmiss aus dem Nationalpark ist aber gerade erst vier Tage her und falls wir ein zweites Mal ohne Permit erwischt werden, wäre wahrscheinlich nicht so gut. Daher wird es wohl besser sein diesmal mit Permit zu gehen. Wenn wir mit den Rangern reden und denen erklären daß wir erfahrene Trekker sind und auch auf eigene Verantwortung gehen, bekommen wir das Permit vielleicht ja auch ohne Kletterausrüstung. Einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert.

              Wir entscheiden uns also für einen Besuch des Nationalpark-Visitor Center. Ich sage zu Paul, „es ist aber glaube ich besser wenn ich da erstmal alleine reingehe. Wenn wir da zu zweit aufkreuzen erkennen sie uns bestimmt gleich als diejenigen wieder, die vor ein paar Tagen ohne Permit erwischt wurden und das muss ja nicht unbedingt sein“.

              Zwanzig Minuten vor Feierabend betrete ich das Visitor Center,........aber auch ich alleine werde sofort erkannt. Egal, die Ranger sind trotzdem sehr freundlich. Bis dann kurz darauf die Debatte um das Permit beginnt. Und die läuft in verkürzter Form in etwa so ab:

              „Im letzten Abschnitt unserer längeren Trekkingroute wollen wir gerne vom Campamento Agostini über den Paso de las Agachonas und weiter über den Paso del Viento mit dem Huemul Trek verbinden. Dafür würden wir gerne das Permit haben“.
              „Für die Überquerung des Rio Fitz Roy braucht ihr aber Kletterausrüstung für die Tirolesa. Habt ihr welche dabei?“
              „Nein, wir gehen ohne Kletterzeug und wollen versuchen die Flüsse zu furten. Solche Touren haben wir schon öfter gemacht und gerne unterschreiben wir auch daß wir auf eigene Verantwortung gehen“.
              „Der Rio Fitz Roy ist aber absolut unfurtbar!“

              Es folgt eine gefühlt 10-minütige Predigt über Bergsicherheit, wobei noch versucht wird mir ein schlechtes Gewissen einzureden indem die Rangerin anfängt über Unfälle zu berichten, die früher mal passiert sind,.........bis ich dann irgendwann mal dazwischenfrage: „Und kriegen wir denn nun das Permit oder nicht?“
              „Nur wenn ihr Kletterausrüstung habt!“
              „Wir wollen aber ohne gehen. Wir werden uns den Fluss anschauen und beurteilen ob er furtbar ist oder nicht. Falls er uns unfurtbar erscheint, werden wir es auch gar nicht erst probieren und stattdessen oben um die Laguna Torre rumwandern, über den Gletscher. Steigeisen und Pickel haben wir dabei.“
              „Oben rumwandern ist auch absolut unmöglich!“
              „Dann kehren wir eben wieder um nach El Chaltén und nehmen die Normalroute zum Rio Tunnel und von dort dann über den Paso del Viento und weiter.“
              „Am Rio Tunnel braucht ihr aber auch Kletterausrüstung für die Tirolesa.“
              „Der Rio Tunnel ist bei normalem Wasserstand aber sehr leicht furtbar. (Anmerkung: wirklich nur knietief!) Und falls er wider Erwarten nach Regen mal unfurtbar sein sollte, warten wir eben bis der Wasserstand wieder sinkt. Oder wir steigen orographisch links das Felsriff hoch direkt auf den Gletscher. Das sollte machbar sein.“
              „Wenn ihr keine Kletterausrüstung habt, warum mietet ihr Euch denn nicht einfach welche?“
              „Weil es Geld kostet und extra Gewicht ist! Warum sollten wir für etwas Geld ausgeben und mitschleppen, was wir eh nicht brauchen werden?“
              „Und was macht Ihr wenn Ihr bei der Bahia Rio Tunnel nicht über den Fluss kommt?“
              Hier habe ich das Gespräch dann abgebrochen: „Es ist jetzt 17 Uhr und ich will nicht daß Ihr wegen mir Überstunden machen müsst. Vielleicht komme ich morgen nochmal wieder.“

              Um sich die ganze Diskussion zu sparen hätte ich vielleicht einfach nur behaupten sollen daß wir Kletterausrüstung haben, in der Hoffnung daß es nicht kontrolliert wird. Und selbst wenn sie die sehen wollen, auf dem Campingplatz sind schließlich genügend Kletterer. Es wird wahrscheinlich kein Problem sein sich dort von irgend jemanden mal kurz die Ausrüstung auszuleihen, um den Rangern zu zeigen.
              Daran habe ich aber nicht gedacht. Das war dumm und mein eigener Fehler, denn ich hätte mir schließlich auch denken können daß das Gespräch so verlaufen wird. Aber egal! Wenigstens gut daß ich denen noch nicht erzählt hatte daß wir innerhalb des Nationalparks auch noch über das Patagonische Inlandeis wollen. Vermutlich hätten sie dann gesagt, die Route ist nur mit Führer möglich.

              Dann hat auf dem Campingplatz auch noch einer erzählt daß die Ranger regelmäßig am Rio Tunnel patrollieren. Gerade erst vor kurzem sollen sie dort von einer Trekkinggruppe die Kletterausrüstung kontrolliert haben (was für eine Schikane). Weil sie aber nur einen Gurt mithatten, wurde ihnen verboten weiterzugehen. Sie wurden allesamt zurück nach El Chaltén geschickt, weil der Ranger fand daß ein Gurt für die ganze Gruppe nicht reicht. Man brauche einen Gurt pro Person (um sich mit den Gurten und Karabinern am Seil über einen knietiefen Fluss zu hangeln.) Ob die Geschichte stimmt weiss ich allerdings nicht.

              Die nächsten zwei Tage nutzen wir für die Vorbereitung und Provianteinkäufe. Das größte Problem dabei waren Pauls Schuhe. Seine nagelneuen Wanderschuhe, mit denen er aus Deutschland gestartet ist (Marke: Patagonia) sind schon auf dem ersten Trek kaputtgegangen (bzw. auf den zweiten, wenn man den TdP mitzählt). Das heißt also er muss sich neue Wanderschuhe kaufen! Und das ausgerechnet in El Chaltén!


              Pauls Schuhe nach dem ersten Trek!

              Vor zwei Tagen fragten wir Juan welcher Ort besser für Schuhkäufe wäre, El Calafate oder El Chaltén. Juan riet zu El Chaltén: „Geht nicht nach El Calafate, dort ist alles wahnsinnig überteuert! In El Chaltén dagegen bekommt ihr Preise wie in Buenos Aires.“

              Keine Ahnung was in Buenos Aires Wanderschuhe kosten, aber wenn es stimmt müssen sie dort sehr teuer sein. In El Chaltén sind Schuhe jedenfalls auch deutlich teurer wie in Deutschland.
              Für Wanderschuhe, die wie Unter-100-Euro-Billigschuhe aussehen, zahlt man umgerechnet 200 Euro. Und bei den wirklich guten Schuhen klappt einem die Kinnlade runter, wenn man die Preise sieht.

              Nachdem Paul jeden kleinen Kleckerladen in El Chaltén abgeklappert hat, findet er schließlich doch noch ein gutes Schnäppchen für umgerechnet 80 Euro. Das waren aber solche Schuhe, die man bei Deichmann für 29,99 bekommt, mit einer so dünnen Sohle, unter der man jeden Stein spürt und die am 5. Trekkingtag schon kaputt gingen. Ein Stück der Sohle ist unter der Ferse rausgebrochen, so daß bei dem Loch nur noch ein dünner Fetzen Stoff das Stück Fuss abdeckt. Paul ist aber zäh und den Trek bis zum Ende weitergegangen. Er ist also quasi in kaputten Turnschuhen über das patagonische Inlandeis gewandert.

              Wir kaufen Essen für 20 Tage ein. Falls das Wetter durchgehen gut sein sollte, schaffen wir die Runde auch schneller. So haben wir aber genügend Puffertage für schlechtes Wetter, denn mit durchgehend gutem Wetter ist hier wahrscheinlich nicht zu rechnen.


              unser Camp am Hostel del Lago,....im Vordergrund mein Trekkingproviant


              kurz vor dem Trekkingstart am Hostel del Lago

              1.Tag: 29.12. 2015
              Zwei Tage vor Silvester soll unser Trek endlich beginnen. Mir geht es nicht so gut, habe seit gestern Halsschmerzen und eine Erkältung und bleibe erstmal im Schlafsack liegen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag liegenbleiben, aber gegen Mittag drängt Paul zum Aufbruch.

              Als wir gerade loswandern wollen, fällt mir plötzlich wieder das Permit ein und ich frage Paul: „Wollen wir nochmal zum Visitor Center gehen und versuchen das Permit zu bekommen oder nicht?“ Nein, das wollen wir beide nicht.


              wir verlassen El Chaltén

              Auf einer Brücke queren wir rüber auf die Ostseite des Rio de las Vueltas und verlassen El Chaltén. Wir folgen das breite Tal aufwärts Richtung Lago del Desierto und treffen die nächsten 8 Tage keine Menschen mehr. Nach einen Kilometer endet der Fahrweg und es geht meist auf schmale Pfade (die sich öfter mal verlieren) durch schönen Wald am Flussufer entlang. Super Blicke auf den Fitz Roy.

              Die Schotterstraße zum Lago del Desierto verläuft auf der anderen Flussseite, davon sieht man hier nichts. Es ist eine schöne Route.
              Nach 10 Kilometer verlassen wir den Los Glaciares Nationalpark. Es geht nun durch offenes Grasweideland und mehrere Viehzäune müssen überklettert werden. Rinder und Pferde grasen hier.

              Das Tal gabelt sich, nach links führt das Haupttal Richtung Lago del Desierto (wo auch die Piste langführt) und geradeaus führt das Tal des Rio del Bosque in die schneebedeckte Gebirgskette der Cordón del Bosque, in das wir reinwandern.


              der Rio de las Vueltas (390 m), im Hintergrund der Fitz Roy


              zunächst wandern wir das breite Tal des Rio de las Vueltas aufwärts (Pauls Foto)


              der Fitz Roy


              der Pfad führt kilometerweit am Fluss entlang


              Blick talaufwärts


              Rio de las Vueltas




              Blick auf den Fitz Roy vom Rio de las Vueltas


              Blick zurück talabwärts - wir wandern nun ins Tal des Rio del Bosque rein


              Cordón del Bosque


              Rio del Bosque, Blick talaufwärts (=unsere Route)


              Camp 1 (500 m)

              Vier bis fünf Kilometer weiter gabelt sich das Tal erneut, wo wir auf einer erhöhten Waldterasse oberhalb des Flusses unser Camp aufschlagen. Die Rinderpfade scheinen sich langsam aufzulösen und wir haben das Gefühl daß wir ab morgen in die Wildnis kommen.

              Von hier wandern wir die nächsten vier Tage über drei Pässe durch die weglose und völlig unerschlossene Cordón del Bosque und steigen am Nordende des Lago del Desierto wieder runter.
              Zuletzt geändert von berniehh; 26.05.2016, 22:10.
              www.trekking.magix.net

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              • snafu1980
                Anfänger im Forum
                • 02.12.2015
                • 15
                • Privat

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                #47
                AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                Den Rio Tunnel hatte ich im Februar 2010 zweimal gefurtet. Einmal direkt am Zufluss in die Laguna Toro knapp unterhalb der Tirolesa und dann nochmal beim Mündungsdelta in den Lago Viedma. Das Delta sogar am späten Abend eines sehr warmen Tages. Und für beide Furten habe ich Schuhe und Gamaschen nicht einmal ausgezogen und bin trockenen Fusses rüber gekommen.

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                • slarti
                  Erfahren
                  • 08.01.2011
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                  #48
                  AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                  Danke Bernd fürs Berichte schreiben. So erfrischen die Erinnerungen.

                  An dieser Stelle mal ein kleiner Exkurs: Die Route des letzten Beitrag führt größtenteils über privates Estancia-Land. Wir konnten sogar in El Chaltén den Besitzer bzw. den Pächter ausfindig machen und fragen, ob wir sein Land betreten können, was er etwas arrogant verneinte. Wir sind dann trotzdem gegangen und haben (wie wohl in 99,9% der Fälle) niemanden getroffen. Bernd ist da etwas abgebrühter als ich. Es ist recht unwahrscheinlich den Besitzer anzutreffen. Wenn überhaupt, dann eher unterbezahlte angestellte Gauchos oder Puesteros. Ein Wegerecht gibt es nicht. Die Eigentümer können damit machen, was sie wollen: brandroden, beweiden, bebauen, Wegegeld nehmen. Einer kleinen sehr reichen Elite gehören unglaublich große Landflächen. Einige Estancias sind so groß wie kleinere Bundesländer. Die Besitzer wohnen oft weit ab in den größeren Provinzhauptstädten und verpachten ihr Land oder besuchen es nur am Wochenende. Das sollte der Individualtrekker wissen. Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                  Paul
                  Zuletzt geändert von slarti; 27.05.2016, 14:09.

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                  • codenascher

                    Alter Hase
                    • 30.06.2009
                    • 4976
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                    Sehr geil freue mich schon (unabhängig von den sche... Rangern) auf die zweite Runde!
                    Ich finde es einfach faszinierend, wie ihr das geforderte der Ranger ignoriert.

                    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                    meine Weltkarte

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                    • Shades
                      Dauerbesucher
                      • 21.08.2015
                      • 641
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                      Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                      Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                      Paul
                      Ich kann Deine Denkweise nachvollziehen und finde es auch sehr ärgerlich, dass man in Patagonien offenbar kaum noch etwas ohne Guide (denn mit dem bekommt man ja ein Permit bzw. ein Betretensrecht bei Privatbesitz) machen kann. Andererseits: Wenn fremde Leute in unser Land kommen und sich dort nicht benehmen, wie man sich eigentlich als Gast benehmen sollte, sondern ihre eigenen Regeln aufstellen, wird sich die Begeisterung auch hier in Grenzen halten. Aber nun freue ich mich erstmal, wie es mit Eurer tollen Tour weitergeht.

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                      • berniehh
                        Fuchs
                        • 31.01.2011
                        • 2408
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                        Zitat von Shades Beitrag anzeigen
                        Andererseits: Wenn fremde Leute in unser Land kommen und sich dort nicht benehmen, wie man sich eigentlich als Gast benehmen sollte, sondern ihre eigenen Regeln aufstellen, wird sich die Begeisterung auch hier in Grenzen halten. Aber nun freue ich mich erstmal, wie es mit Eurer tollen Tour weitergeht.
                        Das mag vielleicht sein, aber wenn du in Südamerika Wildnistouren abseits der Standardrouten machen willst, hast du oftmals keine andere Möglichkeit (nicht nur in Argentinien).
                        Nach fünf Südamerikareisen habe ich es als für mich beste Strategie herausgefunden, nicht groß herumzuerzählen was ich vorhabe, sondern einfach loszuwandern.
                        Je mehr du anfängst nachzufragen und versuchst alles hundertprozentig gesetzestreu (laut Papier) zu machen, desto größer werden die Unannehmlichkeiten (kann alles mögliche sein), mit denen du dir selber den Weg verbaust.

                        Wahrscheinlich geht es morgen mit dem Bericht hier weiter..........
                        Zuletzt geändert von berniehh; 03.06.2016, 17:29.
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                          Fuchs
                          • 31.01.2011
                          • 2408
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                          #52
                          AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                          Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                          Teil 2 - Cordon del Bosque & Rio Diablo


                          2.Tag:

                          Von unserem Camp bei der Talgabelung wollen wir den rechten Zweig, den Rio de los Portónes, hochsteigen und am Ende über einen Pass ins Tal des Rio Grande Central. Ein Stückchen weiter oben sieht das Tal auf der Karte eng aus, aber ich denke daß man da schon durchkommen wird.

                          Ziemlich bald nach unserem Start erreichen wir schon den Beginn der Schlucht. Auf schmale Rinderpfade, die sich langsam auflösen, steigen wir oberhalb der Schlucht entlang, teils im Geplackere durch dichten Busch. Weiter oben wird es immer steiler, bis es auf einen felsigen Bergrücken plötzlich nicht mehr weitergeht. Vor uns sehen wir schon das Ende der Schlucht, aber da kommen wir nicht hin. Die Schlucht unter uns ist unpassierbar und weiter den Hang traversieren ist auch unmöglich, viel zu steil.


                          hier beginnt die Schlucht


                          vom Bergrücken sehen wir vor uns das Ende der Schlucht - aber wir kommen nicht hin

                          Die einzigste Möglichkeit wäre noch weiter nach oben zu steigen. Die Frage ist nur wie hoch? Mit Glück vielleicht nur 100 Meter aber mit Pech noch etliche Hundert Meter und im Extremfall sogar bis ganz nach oben auf dem Kamm, bis wir auf der anderen Seite wieder runtersteigen können. Ich bin zwar überzeugt daß es machbar wäre, aber dieses aufwendige umsteigen der Schlucht jetzt am Beginn der Tour, wenn der Rucksack am schwersten ist, wollen wir uns nicht antun. Wir entscheiden uns für den Rückmarsch zu unserem letzten Camp um von dort das andere Tal aufwärts zu folgen. Das sieht auf der Karte leichter aus und ausserdem führt der Pass an dessen Ende auch rüber ins Tal des Rio Grande Central, genau da wo wir hinwollen.


                          Flussfurt bei der Talgabelung (Pauls Foto)

                          Nach der Mittagspause geht´s los. Wir folgen das bewaldete Tal des Rio del Bosque aufwärts. Anfangs finden wir noch viele Rinderspuren, die sich nach kurzer Zeit aber alle auflösen. Dann nichts mehr, nur noch weglose Wildnis.

                          Das Vorwärtskommen ist teilweise anstrengend, im auf und ab über Bergrücken und durch Unterholz. Es ist ein sehr wildes und abenteuerliches Tal mit super Blicke auf die knapp über 2000 m hohen vergletscherten Gipfel der Cordon del Bosque.

                          Nach 6 Kilometer schlagen wir in eines der letzten Waldabschnitte kurz vor der Baumgrenze unser Camp auf.


                          Buschgeplackere im Tal des Rio del Bosque


                          Blick auf die vergletscherten Zweitausender der Cordon del Bosque


                          weglos geht´s das Tal des Rio del Bosque aufwärts


                          Rio del Bosque - es ist ein recht wildes Tal


                          oft ist das Vorwärtskommen im weglosen Wald relativ gut


                          Rio del Bosque


                          Camp 2 (850 m)


                          Blick von unserem Camp talaufwärts

                          3. und 4.Tag:
                          Am dritten Tag überqueren wir mit dem Paso del Bosque unseren ersten Pass. Dieser Pass bildet die kontinentale Wasserscheide der Anden. Das Wasser des Rio del Bosque fließt in den Atlantik und das auf der anderen Paßseite in den Pazifik.

                          Zweieinhalb Tage brauchen wir noch bis zum Nordende des Lago del Desierto. Unsere Route durch die Cordon del Bosque ist landschaftlich viel schöner als erwartet und das weglose Gelände nicht allzu schwierig. Es ist eine wirklich lohnende Route auf dem Weg zum Lago del Desierto. Daß so eine Trekkingroute in unmittelbarer Nähe von El Chaltén noch völlig unbekannt ist, wundert uns.
                          Ich weiss auch nicht was ich sonst noch darüber schreiben soll und poste jetzt einfach mal die Fotos vom dritten und vierten Tag:


                          Rio del Bosque


                          der Fluss muss paarmal gefurtet werden


                          die letzten alpinen Buschabschnitte vor Erreichen der Baumgrenze


                          dann geht´s hoch zum Paso del Bosque




                          Rio del Bosque


                          kurz vor der Passhöhe


                          Laguna los Mimosos (2296 m)


                          Laguna los Mimosos am Paso del Bosque


                          am Paso del Bosque (1334 m)


                          auf der anderen Paßseite geht´s ein Hochtal abwärts


                          (Pauls Foto)


                          weiter unten beginnen dichte alpine Buschzonen im Tal des Rio Grande Central


                          der Fluss muss paarmal gefurtet werden (Pauls Foto)


                          im Tal des Rio Grande Central


                          Camp 3 (900 m) am Silvester


                          Tag 4: nun geht´s einen anderen Talzweig des Rio Grande Central wieder aufwärts zum Paso La Union


                          eine Durchquerung der Schlucht lässt sich nicht vermeiden


                          durch die Schlucht des Rio Grande Central (809 m)


                          am Rio Grande Central


                          oberhalb der Schlucht geht´s durch Wald und alpine Buschabschnitte




                          Blick zurück in die oberen Talzweige des Rio Grande Central - der Flusslauf ist recht verschluchtet


                          die Baumgrenze ist bald erreicht




                          (Pauls Foto)


                          Aufstieg zum Paso La Union (Pauls Foto)


                          (Pauls Foto)


                          kurz vor dem Paso La Union


                          am Paso La Union


                          Paso La Union (1286 m)


                          Vom Pass blickt man das Valle Altamirano abwärts zum Lago O´Higgins (Pauls Foto). Die Berge auf der anderen Seeseite gehören schon zu Chile.
                          Der Lago O´Higgins ist über 100 Kilometer lang und teilt sich in mehrere Fjordarme, die in verschiedenen Richtungen durch die Gebirgswildnis führen.
                          Die eine Hälfte des Sees gehört zu Chile und die andere zu Argentinien. Die beiden Länder können sich aber nichtmal über einen gemeinsamen Seenamen einigen: der argentinische Teil heißt Lago San Martin und der chilenische Lago O´Higgins.



                          über den Paso Altamirano steigen wir morgen


                          Camp 4 (950 m) im Valle Altamirano

                          5.Tag:
                          Morgens regnet es noch und als wir gegen 11:15 endlich loswandern, brechen langsam die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Es bleibt aber weiter unbeständig, mit teilweise extrem starken Wind, besonders auf der Passhöhe.

                          Vom Camp plackern wir uns durch eine sehr dichte Buschzone bis wir endlich das offene alpine Gelände oberhalb der Baumgrenze erreichen.
                          Nun geht’s direkt nach oben auf den Paso Altamirano. Nach zwei Stunden erreichen wir die Passhöhe und queren somit zum zweiten Mal auf diesem Trek die kontinentale Wasserscheide. Dieser Pass ist bei der heutigen Wetterlage ein richtiger Windkanal und wir können uns in den extremen Böen kaum noch auf den Beinen halten.


                          vom Camp müssen wir uns durch sehr dichten Busch zur Baumgrenze plackern


                          Blick zurück zu unserem Waldcamp


                          Aufstieg zum Paso Altamirano


                          Laguna Riñon am Paso Altamirano (1247 m)

                          Vom Pass geht es für 700 Höhenmeter runter zum Nordende des 10 Kilometer langen Lago del Desierto. Unten am Ufer sehen wir das Gebäude der Gendarmeria Nacional, der argentinischen Polizei. Dort ist ein offizieller Grenzübergang Richtung Norden über einen niedrigen Pass zum Lago O´Higgins in Chile. Diesen abgelegenen Grenzübergang kann man nur zu Fuß, mit dem Pferd oder Mountainbike queren, in einer Kombination mit zwei Bootsüberfahrten über den Lago O´Higgins und Lago del Desierto. Es ist eine beliebte Route für Rucksackreisende, die vom Südende der chilenischen Carretera Austral nach El Chaltén in Argentinien reisen wollen.

                          Wir wollen vom Lago del Desierto aber weiter Richtung Westen über die Laguna Diablo, also auch über einen niedrigen Pass nach Chile. Dies ist aber kein offizieller Grenzübergang und wir vermuten daß uns die Grenzpolizisten diese Route verbieten werden. Vielleicht werden sie uns ja erlauben bis zur Laguna Diablo (kurz vor der Grenze) zu gehen, aber von dort müssten wir dann wahrscheinlich den gleichen Weg wieder zurück zur Laguna del Desierto und uns dort beim Polizeiposten melden (um sicher zu gehen daß wir auch ja nicht die Grenze überquert haben). Ich kann mir auch gut vorstellen daß sie uns sogar nichtmal erlauben werden zur Laguna Diablo zu gehen (obwohl sie noch zu Argentinien gehört). In beiden Fällen wäre es das Ende unserer Tour. Daher halte ich es für besser wenn wir uns gar nicht erst beim Polizeiposten blicken lassen.

                          Wir steigen also nicht direkt runter zum Seeufer, sondern traversieren weglos durch Wald Richtung Norden schräg den Hang runter und stoßen einen Kilometer nördlich des Polizeipostens (Richtung Grenzpass) auf den vielbegangenen Hauptpfad, den wir für nur 100 Meter folgen. Viele frische Fußspuren und Pferdehufe von heute zeugen davon daß hier wohl täglich Leute vorbeikommen. Ich sage zu Paul, „lass uns zusehen daß wir schnell den Pfad wieder verlassen, bevor uns noch jemand sieht und anfängt Fragen zu stellen!“
                          Also verschwinden wir wieder in den Büschen, auf einer Mischung zwischen weglos und schmale Rinderpfade, bis wir am Nordufer des Lago del Desierto wieder auf einen guten Hauptpfad stoßen (zwischen dem Polizeiposten und dem Taleingang des Rio Diablo).


                          Abstieg zum Lago del Desierto (Pauls Foto)


                          Lago del Desierto (Pauls Foto)


                          Abstieg vom Paso Altamirano


                          Lago del Desierto


                          Lago del Desierto


                          Lago del Desierto - Blick ins Tal des Rio Diablo (=unsere Route). Vorne am Talbeginn sieht man die Graslichtung mit der kleinen Hütte (siehe Text unten)


                          Buschgeplackere kurz vor Erreichen des Hauptpfades

                          Wir folgen den Pfad Richtung Rio Diablo und erreichen nach einen Kilometer eine Graslichtung mit paar weidende Pferde und einer alten Hütte. Mir ist die Hütte nicht geheuer (vielleicht sind da ja Leute drin?) und ich sage zu Paul: „Wir müssen weglos durch den Wald um die Lichtung rumwandern.“
                          Paul hat darauf keine Lust. Ok, dann erkläre ich mich eben damit einverstanden direkt über die Lichtung zu wandern, was wir dann auch tun. Die Hütte scheint leer zu sein, denn zum Glück kommt niemand da raus.

                          Der gute Pfad endet auf der Lichtung und dahinter geht es nur noch auf einer wenig begangenen Waldroute weiter, die teils kaum mehr als Pfad erkennbar ist. Fünf Kilometer wandern wir heute noch das Tal des Rio Diablo aufwärts, wobei wir den Pfad immer wieder verlieren und später wiederfinden. Gelegentlich finden wir paar verblichene alte Markierungen an den Bäumen.
                          Es ist eine überraschend schöne Route durch Südbuchenurwald, mit immer wieder beeindruckende Blicke auf den Fluss und die schneebedeckten Berge.

                          Bei einer Talgabelung schlagen wir im Wald unser Camp auf. Jetzt liegen auf dem Weg nach Chile hoffentlich keine Hindernisse mehr vor uns......


                          Rio Diablo (506 m) (Pauls Foto)


                          im Tal des Rio Diablo (Pauls Foto)


                          Hangtraverse oberhalb des Flusses


                          Rio Diablo


                          es geht durch wunderschönen Südbuchenwald


                          Camp 5 (600 m)
                          Zuletzt geändert von berniehh; 04.06.2016, 22:48.
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                          • Hapi
                            Erfahren
                            • 22.09.2015
                            • 426
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                            Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                            Danke Bernd fürs Berichte schreiben. So erfrischen die Erinnerungen.

                            An dieser Stelle mal ein kleiner Exkurs: Die Route des letzten Beitrag führt größtenteils über privates Estancia-Land. Wir konnten sogar in El Chaltén den Besitzer bzw. den Pächter ausfindig machen und fragen, ob wir sein Land betreten können, was er etwas arrogant verneinte. Wir sind dann trotzdem gegangen und haben (wie wohl in 99,9% der Fälle) niemanden getroffen. Bernd ist da etwas abgebrühter als ich. Es ist recht unwahrscheinlich den Besitzer anzutreffen. Wenn überhaupt, dann eher unterbezahlte angestellte Gauchos oder Puesteros. Ein Wegerecht gibt es nicht. Die Eigentümer können damit machen, was sie wollen: brandroden, beweiden, bebauen, Wegegeld nehmen. Einer kleinen sehr reichen Elite gehören unglaublich große Landflächen. Einige Estancias sind so groß wie kleinere Bundesländer. Die Besitzer wohnen oft weit ab in den größeren Provinzhauptstädten und verpachten ihr Land oder besuchen es nur am Wochenende. Das sollte der Individualtrekker wissen. Man lege sein deutsches Denken ab und agiere unter dem pragmatischen Motto: Don't ask, just do it.

                            Paul
                            Zunächst natürlich vielen Dank für die tollen Bilder und Eindrücke!!! Herrliche Gegend! Mit div. abenteuerlichen Einlagen Meckernde Ranger inkl. Tourabbruch, kaputte Schuhe usw.

                            Würde mich nicht als Linker bezeichnen, bin aber sozusagen mit Che Guevara aufgewachsen Land, Natur und Bodenschätze sollten jedoch m. E. immer dem jeweiligen Volk gehören. Alles andere geht gar nicht. Aber leider gehört der "kleinen sehr reichen Elite" praktisch die Welt...
                            Look deep into nature and you will understand everything better (A. Einstein)

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                            • Mika Hautamaeki
                              Alter Hase
                              • 30.05.2007
                              • 3979
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                              #54
                              AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                              mal wieder tolle Bilder....
                              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                              A. v. Humboldt.

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                              • SouthWest
                                Erfahren
                                • 28.03.2013
                                • 373
                                • Privat

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                                #55
                                AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                Stimmt! Ich hoffe es geht bald weiter...

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                                • berniehh
                                  Fuchs
                                  • 31.01.2011
                                  • 2408
                                  • Privat

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                                  #56
                                  AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                  Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                  Stimmt! Ich hoffe es geht bald weiter...
                                  Bin in den letzten zwei Wochen leider nicht dazu gekommen weiterzuschreiben.
                                  Mit Glück schaffe ich den nächsten Post bis Samstag
                                  www.trekking.magix.net

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                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2408
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #57
                                    AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                    Los Glaciares – großer nördlicher Rundkurs

                                    Teil 3 - Parque Nacional Bernardo O´Higgins

                                    6.Tag:
                                    Vom Camp wandern wir weiter zunächst meist weglos durch Wald talaufwärts, manchmal auf vage erkennbarer Route. Es geht über Hügel oberhalb der Flußschlucht entlang und nach anderthalb Kilometern wird der Pfad plötzlich deutlich erkennbar. Es sind noch 4 bis 5 Kilometer zur Laguna Diablo. Der See liegt direkt auf der sanften Passhöhe an der chilenischen Grenze. Am Ufer steht eine alte Hütte. Wir wussten zwar von der Existens dieser Hütte, aber nicht daß es ein verlassener argentinischer Polizeiposten ist.


                                    oberer Rio Diablo


                                    auf den letzten paar Kilometern zur Laguna Diablo wird der Pfad deutlich erkennbar


                                    Laguna Diablo (840 m) an der chilenischen Grenze


                                    Hütte an der Laguna Diablo




                                    an der Laguna Diablo (Pauls Foto)


                                    Grenzschild auf der Passhöhe

                                    Nach der Mittagspause wandern wir rüber nach Chile. Auf der anderen Paßseite stoßen wir ein Stückchen tiefer auf einen gut erkennbaren Pfad, der den Hang entlang Richtung Süden talaufwärts führt, 600 m oberhalb des Lago Chico.
                                    Relativ frische Fußspuren und Pferdehufe zeugen davon daß hier vor kurzem Leute vorbeigekommen sein müssen.


                                    Blick über den Lago Chico (vorne) und den Lago O´Higgins (hinten) (Pauls Foto)


                                    erster Blick auf den Glaciar Chico (Pauls Foto)

                                    Wir sind jetzt im Parque Nacional Bernardo O´Higgins, Chiles größtem Nationalpark. Mit seiner Fläche von 35.200 Quadratkilometern ist er 15 Mal so groß wie der angrenzende Torres del Paine Nationalpark und erstreckt sich über 400 Kilometer durch die unbewohnte chilenische Fjordlandschaft, mit unzähligen Gletschern, darunter der Pio XI, der größte Gletscher der Südhalbkugel außerhalb der Antarktis. Zusammen mit diversen weiteren direkt angrenzenden Parks ist diese riesige unerschlossene Wildnis sogar noch um ein mehrfaches größer als nur der Parque Nacional Bernardo O´Higgins alleine.

                                    Wir folgen den Pfad noch für 4 bis 5 Kilometer am Hang entlang talaufwärts, mit super Blicke über den 10 Kilometer langen Lago Chico und den Glacier Chico, der direkt in den See reinkalbt. Dieser Gletscher fließt vom Patagonischen Inlandeis runter.

                                    Ein Stückchen unterhalb vom Pfad schlagen wir im Wald unser Camp auf.


                                    Pfad am Hang


                                    Glaciar Chico & Bick auf unsere Campstellen von morgen und übermorgen


                                    die Gletscherzunge kalbt in den Lago Chico (Pauls Foto)


                                    Camp 6 (944 m)

                                    Nach dem Abendessen steige ich nochmal hoch zum Pfad für einen kleinen Spaziergang. Nur hundert Meter weiter komme ich auf eine Lichtung mit einer grün-weiß gestrichenen Hütte.
                                    Grün-weiss gestrichen?? Sind das nicht die Farben der Carabineros (der chilenischen Polizei)?
                                    Tatsächlich, das scheint ein Polizeiposten zu sein! In dieser abgelegenen Gegend! So nah an unserem Camp! Und Pauls Zelt ist auch noch deutlich vom Pfad aus zu sehen! Wie auf dem Präsentierteller! So eine Scheiße!

                                    Ich stehe bestimmt fünf Minuten versteckt hinter dem Busch und beobachte ob sich da was rührt. Aber nichts! Wenn dort Leute wären, müsste man doch irgendwas sehen können,......einen rauchenden Schornstein, offene Türen und Fenster oder sowas
                                    Aber nichts! Dann pirsche ich mich langsam an die Hütte ran und spähe durchs Fenster. Erst jetzt sehe ich daß dieser Polizeiposten verlassen ist. Und das offensichtlich schon seit etlichen Jahren.
                                    Dies wäre eine gute Übernachtungshütte. Drinnen liegt sogar noch eine alte Zeitschrift von 1992, mit Prinzessin Diana auf dem Titelbild.


                                    die alte Hütte


                                    (Pauls Foto)


                                    Zeitschrift von 1992 (Pauls Foto)

                                    7.Tag:
                                    Kurz hinter der alten Polizeihütte verlieren wir den Pfad und plackern uns größtenteils weglos den steilen Hang entlang, 500 Meter oberhalb des Gletschers. Landschaftlich ist diese Route einfach nur grandios! Beim nächsten von links einmündenen Tal steigen wir runter.


                                    weglos geht´s den steilen Hang entlang


                                    Glaciar Chico


                                    (Pauls Foto)


                                    Glaciar Chico (Pauls Foto)

                                    Unser Tagesziel für heute ist eine orangefarbene Hütte auf der anderen Seite des Chico Gletschers. Von dort wollen wir dann einen Abstecher hoch zu einem Pass machen, vonwoaus man ein spektakuläres Panorama über den Glaciar O´Higgins hat, der in einen südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins reinkalbt.

                                    Laut Karte müssten wir noch kilometerweit den Chico Gletscher hochwandern und dann rüberqueren. Direkt hier schon rüberzuqueren wäre aber eine Riesen Abkürzung. Es sind nur drei Kilometer bis zur anderen Gletscherseite und von dort dann nur noch paar Kilometer bis zur Hütte. Von oben sah das auch ganz gut machbar aus.

                                    Also entscheiden wir uns für die Abkürzung. Das war ein Fehler.


                                    hier queren wir den Gletscher, was ein Fehler war
                                    Im Hintergrund die Route hoch zum Pass (rote Pfeile)



                                    Abstieg in ein Nebental (Pauls Foto)




                                    steiler Abstieg auf den Gletscher (Pauls Foto)


                                    Abstieg auf den Gletscher


                                    (Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)

                                    Stundenlang suchen wir uns im Zickzack eine gangbare Route über den Gletscher. Immer wieder versperren tiefe Spalten und spitze Eisgrate den Weg. Etliche Male müssen wir wieder umkehren und eine andere Route suchen!

                                    Dann geht auch noch mein linker Steigeisen kaputt. Die Schiene, die den Vorder- und Hinterteil des Steigeisens verbindet, bricht durch. Egal, ich habe ja eine Ersatzschiene mit. Die Reparatur ist also schnell erledigt und dann geht’s weiter.

                                    Es fängt langsam an zu dämmern und wir haben noch immer keine Abstiegsroute gefunden. Unsere Laune wird schlechter, denn nur sehr ungern wollen wir auf dem Gletscher campen. Im letzten Moment, als wir uns eigentlich schon entschieden haben wieder umzukehren, finden wir doch eine Route, die uns mit viel Auskundschaften zur Moräne führt. Kurz vor dem Dunkelwerden schlagen wir dort unsere Zelte auf. Es ist eine sehr staubige und ungemütliche Campstelle.
                                    Dies war eines der schwierigsten Gletscherquerungen, die ich bis jetzt gemacht habe. Sieben Stunden haben wir dafür gebraucht. Mit insgesamt 11 Stunden war heute ein langer und harter Tag. Unser Ziel, die orangefarbene Hütte, haben wir nicht erreicht.


                                    die Querung des Glaciar Chico (Pauls Foto)


                                    Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)


                                    mein Steigeisen ist durchgebrochen (Pauls Foto)


                                    Blick auf den Lago Chico (Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)






                                    Camp 7 (460 m) - sehr staubig und ungemütlich

                                    8.Tag:
                                    Die Hütte ist nur noch zweieinhalb Kilometer entfernt. Da werden wir wohl recht schnell hinkommen, denken wir. Überraschenderweise werden wir da aber eines besseren belehrt, denn das Gelände bleibt weiterhin sehr schwierig. Wir steigen eine steile Moränenrinne zwischen dem Gletscher und der Felswand runter. Müssen paarmal Klettern und die Route erstmal auskundschaften, dabei zweimal auf dem Gletscher ausweichen. Dabei passierts dann: Schon wieder bricht einer meiner Steigeisen durch. Nun habe ich nur noch einen Steigeisen und die Katastrophe ist perfekt. Frustriert sage ich zu Paul: „Das war´s dann! Für mich ist die Tour hiermit beendet!“
                                    Paul beruhigt mich erstmal: „Mal den Teufel nicht an die Wand. Lass uns erstmal zur Hütte gehen und dort überlegen wir dann in Ruhe was wir machen.“

                                    Nach drei Stunden erreichen wir die leerstehende orangefarbene Biwakhütte endlich. Hier finden wir glücklicherweise eine Schraube, mit der ich meinen kaputten Steigeisen notdürftig reparieren kann. Das sieht zwar erstmal gut aus, aber ich traue dem Material nicht. Draußen vor der Hütte finde ich dann noch ein Stück Draht und einen verbogenen Nagel. Beides stecke ich mir als notdürftiges Reparaturmaterial ein. Mir ist aber klar daß dies keine Lösung ist. So eine Notreparatur wird vielleicht höchsten ausreichen um auf dem schnellsten Weg vom Gletscher runterwandern zu können,.....aber nicht um damit noch tagelang das Patagonische Inlandeis zu überqueren.

                                    Wir machen erstmal gemütlich Mittagspause und ich verschiebe das Problem auf später.


                                    auf steiler Moränenrinne geht´s nach unten


                                    (Pauls Foto)


                                    nach drei Stunden erreichen wir endlich die Biwakhütte (410 m)



                                    Nach der Mittagspause lassen wir unser Gepäck in der Hütte liegen und brechen auf für unseren geplanten Abstecher. Für 850 Höhenmeter geht´s nach oben durch ein Hochtal zu einem Pass, weglos.

                                    Plötzlich sehen wir zweihundert Meter über uns zwei Leute. Sie kommen weglos den Hang runter, direkt auf uns zu! Verdammt!! Das hat uns noch gefehlt hier Leute zu treffen! Das werden doch wohl hoffentlich keine Parkranger sein, oder sonst irgendwelche Offiziellen?!
                                    Paul hat sich schon hinter einem Felsbrocken versteckt und raunt mir zu das gleiche zu tun: „Wir sind hier illegal in Chile und haben keine Einreisestempel im Pass. Da kann uns sonstwas an Ärger blühen!“
                                    Irgendwie sehen sie aber garnicht aus wie Offizielle. Weder wie Offizielle, noch wie Chilenen. Sie sehen aus wie Europäer oder Nordamerikaner. Wie ganz normale Trekker! Ich rufe Paul zu: „Du kannst wieder rauskommen! Selbst wenn es Offizielle sind, haben sie uns schon längst gesehen.“

                                    Es sind zwei belgische Trekker. Die ersten Menschen, die wir auf diesem Trek treffen. Vom Polizeiposten am Lago O´Higgins sind sie den auf der Karte eingezeichneten viertägigen Rundtrek gestartet. Vorher sind sie per Anhalter die Carretera Austral runtergetrampt und dann mit dem Boot über den Lago O´Higgins gefahren. Nach diesem Trek wollen sie rüber nach Argentinien und über die Laguna del Desierto weiter nach El Chaltén.

                                    Auf meine Frage wie ihnen dieser Trek gefällt, antworten sie begeistert daß es der spektakulärste Trek ist, den sie bis jetzt in Patagonien gemacht haben. Am Polizeiposten hat man ihnen erzählt daß nur 20 Leute im Jahr diese Runde gehen.
                                    Den Chico Gletscher wollen sie morgen dort queren wo die Route auf der Karte eingezeichnet ist. Man hat ihnen erzählt daß die Querung dort einfach sein soll.

                                    Wir wünschen ihnen noch viel Glück und steigen dann weiter hoch zum Pass.
                                    Kurz dahinter hat man den grandiosen Blick auf den Glacier O´Higgins, der in den Brazo Sur (seinem südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins) reinkalbt.
                                    Nach fünf Stunden sind wir wieder zurück in der Hütte. Dieser Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt.


                                    Aufstieg zum Pass & Blick zurück auf den Glaciar Chico




                                    auf er anderen Paßseite hat man den ersten Blick auf den Glaciar O´Higgins (Pauls Foto)


                                    (Pauls Foto)


                                    die Gletscherzunge kalbt in einen südlichen Fjordarm des Lago O´Higgins


                                    (Pauls Foto)


                                    Blick auf den Glaciar Gaea und die Cordon Gaea


                                    Rückmarsch zur Biwakhütte (Pauls Foto)


                                    Übernachtung in der Hütte

                                    Den Großteil der Nacht bin ich am grübeln was ich weiter machen soll. Den Trek wie geplant fortsetzen oder lieber doch abbrechen? Dann kommt mir die Idee, statt abzubrechen eine Alternativroute zu gehen. Ich studiere die Karte und finde einen Pass über die Cordon Gorra Blanca, von dem ich vermute daß er machbar ist. Die Alternativroute ist also schnell fertiggeplant.

                                    Paul ist sich schon sicher: Falls ich mich für meine Alternativroute entscheiden sollte, will er die Überquerung des Inlandeises zum Paso del Viento alleine gehen.

                                    Bis zum Morgen kann ich mich aber noch zu keiner klaren Entscheidung durchringen. Immer wieder gehe ich die Vor- und Nachteile beider Routen durch. Ganz klar: die Überquerung des Inlandeises wird wohl insgesamt gesehen der deutlich lohnendere Trek sein. Aber: eine Inlandseisüberquerung habe ich auf meiner ersten Patagonienreise ja schon gemacht. Damals bin ich vom Rio Electrico über den Paso Marconi aufs Inlandeis gestiegen und über den Upsala Glacier wieder runter. Die Tour hat 20 Tage gedauert, davon 8 Tage auf dem Eis. Ich kenne das Patagonische Inlandeis also schon. Während ich bei meiner Alternativroute, über den Paso de los Toros, eine Route gehen würde, die ich noch nicht kenne.

                                    Wenn ich vor Jahren meine Inlandseisüberquerung nicht gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich mega enttäuscht wenn ich nun darauf verzichten muss. Aber so bin ich nun garnicht mehr traurig, wenn ich mich nun für meine Alternativroute entscheiden muss.

                                    9.Tag:
                                    Erst auf dem Chico Gletscher werde ich mich endgültig entscheiden welche Route ist gehe. Bis dahin verlaufen unsere Routen noch gemeinsam. Wir wandern weglos Richtung Südwesten durch ein grasiges Tal und über Bergrücken, bis wir den Gletscher erreichen. Dies ist die Stelle wo er laut Karte gequert wird. Die Eisfläche ist flach und einfach. Eigentlich braucht man hier keine Steigeisen. Ich ziehe sie trotzdem an, um zu testen ob sie halten oder nicht.

                                    Nach paar Kilometern schaue ich mir die Steigeisen an: Die Schraube hält zwar noch, sieht aber aus als ob sie jeden Moment wieder rausbrechen wird. Mein Entschluss steht nun fest: Ich gehe meine Alternativroute. Es ist mir einfach zu riskant mit kaputten Steigeisen das patagonische Inlandeis zu überqueren.

                                    Wir machen noch gemeinsam Mittagspause und danach ein Abschiedsfoto mit Selbstauslöser, bevor wir uns trennen.


                                    wir verlassen die Hütte (die man noch rechts unten im Bild sieht)


                                    Pauls Versuch einer Flussquerung, ohne dabei nasse Füsse zu bekommen. Hat aber nicht geklappt


                                    Blick zurück zur Zunge des Chico Gletschers


                                    über Bergrücken geht´s zum Glaciar Chico. Im Hintegrund der Cerro Gorra Blanca mit dem Glaciar Gorra Blanca Norte. (Pauls Foto)


                                    Abstieg auf den Glaciar Chico. Hier ist die Querung einfach.


                                    Wanderung über den Glaciar Chico, mit dem Glaciar Gorra Blanca Norte im Hintergrund


                                    Pause auf dem Chico Gletscher


                                    Abschiedsfoto mit Selbstauslöser (Pauls Foto)

                                    Meine Entscheidung für die Alternativroute war richtig: Ich steuere auf den Paso de los Toros zu und kurz bevor ich den Gletscher verlasse, bricht der Steigeisen wieder durch.........
                                    Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 00:28.
                                    www.trekking.magix.net

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                                      Erfahren
                                      • 28.03.2013
                                      • 373
                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                      Wahnsinnig schön mal wieder.

                                      Was sind denn das für Steigeisen mit Sollbruchstelle? Oder kann es sein dass die nicht für Trekker mit schwerem Rucksack ausgelegt sind?

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                                      • berniehh
                                        Fuchs
                                        • 31.01.2011
                                        • 2408
                                        • Privat

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                                        #59
                                        AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                        Zitat von SouthWest Beitrag anzeigen
                                        Wahnsinnig schön mal wieder.

                                        Was sind denn das für Steigeisen mit Sollbruchstelle? Oder kann es sein dass die nicht für Trekker mit schwerem Rucksack ausgelegt sind?
                                        Danke

                                        Ich hatte diese Steigeisen.
                                        Es liegt wohl daran daß die Steigeisen eher für Bergstiefel mit steifer Sohle gemacht sind und nicht für leichte Wanderschuhe. Durch das Biegen der Sohle bei jedem Schritt ist die Stahlschiene alle paar Kilometer durchgebrochen.

                                        Ich hatte diese Steigeisen auch schon auf anderen Touren benutzt (mit den gleichen Schuhen) und nie Probleme damit gehabt. Das waren aber alles relativ kurze Gletscherquerungen.
                                        Erst auf langen Gletscherquerungen zeigen sich anscheinend die Probleme

                                        Beim nächsten Mal nehme ich nur noch Steigeisen, die für Trailrunningschuhe gemacht sind.
                                        Zuletzt geändert von berniehh; 19.06.2016, 10:31.
                                        www.trekking.magix.net

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                                          • 28.03.2013
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                                          AW: [AR] [CL] Patagonientrekking abseits der Standardrouten

                                          Stimmt, diese Erklärung macht Sinn. Warum bist du eigentlich auf Trailrunner umgestiegen? Ich glaube das hattest du noch nicht erwähnt. Ich wandere seit einiger Zeit auch mit Trailrunnern, allerdings würde ich auf so einer anspruchsvollen Tour mit schwerem Gepäck und weglos wandern schon Stiefel nehmen.
                                          Zuletzt geändert von SouthWest; 19.06.2016, 11:09.

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