[SE] Lappland winterwunderschön

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  • Taffinaff
    Fuchs
    • 03.01.2014
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    • Privat

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    [SE] Lappland winterwunderschön

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Im Frühjahr machte ich mit Luigi eine Skitour durchs lappländische Fjäll, von der ich hier berichten will. Wir hatten uns das nördlichste Stück des Kungsleden vorgenommen, und obwohl wir nur wenige Tage Zeit hatten, wurde es eine lange und erlebnisreiche Tour. Die Gegend kannte ich von einigen kürzeren Ausflügen im Sommer und einer längeren Wanderung, von der ich schon berichtet habe. Mit längeren Touren im Winter hatten wir allerdings beide keine Erfahrung. Das Wochenende über den ersten Mai ist das letzte der Saison, danach sind die Hütten geschlossen bis nach der Schneeschmelze.

    Anreise
    29. April 2015, Stockholm – Kiruna – Abisko


    Angesichts unserer Unerfahrenheit hatten wir uns von vornherein vorgenommen, nur auf Hütten zu übernachten und uns im Grossen und Ganzen an markierte Wege zu halten. So brauchten wir uns um Dinge wie Arktisschlafsäcke und manche Camp- und Überlebensausrüstung keine Gedanken zu machen und alle Ausrüstung liess sich mitsamt Rationen für die ganze Tour in jeweils einem mittelgrossen Rucksack verstauen. Dazu kam natürlich Skiausrüstung (Ski, Felle, Stöcke, Schuhe). Die Ski (Åsnes) hatte ich bei Alewalds in Stockholm günstig gebraucht erworben, es hätte sie auch neu im Schlussverkauf gegeben, aber da kam ich leider einen Tag zu spät. Auch wenn ich auf Alpin- und Langlaufski nicht gerade kunstfertig bin, fühle ich mich doch einigermassen sicher damit. Mit Fjällski (nordische Tourenski) war das etwas anderes, die hatte ich noch nie ausprobiert. Sie sind etwas breiter als normale Langlaufski, haben Stahlkanten und eine robustere Variante der Rottefella Langlaufbindung. Die Schuhe dazu sind im Prinzip knöchelhohe Wanderschuhe, stabiler als Langlaufschuhe und zur Not auch tauglich, um längere Strecken zu Fuss zu gehen. Man kann mit Fjällski eigentlich bei allen Schneeverhältnissen gehen, von Neuschnee bis zur festgefahrenen Pisten, auch bergab geht es ganz gut (wenn man den Telemarkstil beherrscht), aber am besten taugen sie natürlich fürs Fjäll, wo es lange Strecken und nicht zu viele steile Hänge hat.

    Luigi war schon am Vorabend nach Kiruna gekommen und ich nehme den Mittagsflieger von Stockholm. In Kiruna angekommen, suche ich erstmal nach dem Stadtbus, der nach meiner Ansicht nachmittags hätte fahren sollen. Das tut er auch, aber erst zwei Tage später, wie sich alsbald herausstellt. Bis ich das herausgefunden habe, sind alle Autofahrer weg, mit denen ich evtl hätte mitkommen können, und so bleibt mir nur das Taxi, da wir den Zug nach Abisko keinesfalls verpassen wollen. Die Taxifahrerin hat viel vom Leben in Kiruna zu berichten, selbst spricht sie aber mit südschwedischem Akzent. Kiruna sieht noch schraddeliger aus als früher, anscheinend wird nur der nötigste Unterhalt betrieben, da man die ganze Stadt in ein paar Jahren sowieso abreissen wird, um sie ein paar Kilometer weiter wieder aufzubauen. Der Bergbau ist schuld, man will sich alsbald unter der Stadt hindurchgraben und der Grund wird dann nicht mehr sicher sein. Im Cafe Safari, möglicherweise dem einzigen gemütlichen Platz in der ganzen Stadt, treffe ich dann Luigi und wir nehmen noch ein Lunch ein. Dann geht es mit dem Shuttlebus zum Bahnhof, der ausserhalb der Stadt liegt. Noch so eine Kirunaer Spezialität: LKAB, die allmächtige staatliche Bergbaufirma, hat beschlossen, der alte Bahnhof in der Stadt sei dem Betrieb im Weg, also kommt er weg und die Passagiere werden mit dem Bus herumgefahren.





    Bahnhof in Kiruna

    Dann geht es mit der Bahn nach Abisko. Wunderbare Aussichten und schönes Wetter. In der Turiststation ist es trotz Valborgwochenende nicht voll und wir bekommen ein Vierbettzimmer für uns. Nachdem Luigi sich Skiausrüstung geliehen hat, starten wir zu einer Testtour in die Umgebung. Bestes Wetter und feiner Schnee.



    Auf dem Abiskojåkka



    Fotograf bei der Arbeit





    Der Tag endet friedlich mit einem Bierchen und Aussicht auf den Torneträsk im Abendsonnenschein.

  • Taffinaff
    Fuchs
    • 03.01.2014
    • 1067
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Lappland winterwunderschön

    Erster Tag
    30. April 2015, Abisko-Alesjaurestugorna, 34 km, + 400 m


    Um die schönsten Strecken im Hochgebirge zu sehen, würden wir gerne bis Nikkaluokta gehen, aber wir haben leider nur dreieinhalb Tage, bis dass dort unser Bus geht (der letzte der Saison übrigens). Der kürzere Weg durchs Visttasvaggi scheidet aus, da es dort keine Wintermarkierungen für die Route gibt und die Visttashütte bis auf einen Notraum schon geschlossen ist, das scheint uns für unsere Anfängertour dann doch etwas gewagt. Also bleibt noch der Kungsleden bis Singistugorna und von dort via Kebnekaise Fjällstation nach Nikka. Bei der Planung hatten wir das als viel zu ambitioniert angesehen und uns dagegen entschieden, aber angesichts der Wetter- und Schneelage wird der Plan wieder aus der Schublade geholt. Schliesslich beschliessen wir, früh zu starten und nach Möglichkeit bis Alesjaure zu gehen. Von dort am zweiten Tag wieder früh los und auf den Tjäktjapass. Dort würden wir dann entscheiden, ob Wetter, Schneelage und Kondition zum Weitergehen reichen, andernfalls zurück nach Alesjaure und Abisko.

    Die Stube haben wir für uns und nach einem guten Schlaf gönnen wir uns erstmal das gewohnt leckere Frühstück. Lunchpakete kommen mit, es werden Sachen gepackt, etwas überflüssiges Gepäck deponiert, nochmal die Route revidiert, und in letzter Minute glückt es mir dann, mir den gepackten Rucksack mit dem Gestell auf den grossen Zeh zu knallen, was ein subunguales Hämatom und nicht wenige Schmerzen zur Folge hat, aber ich beschliesse dennoch loszugehen, die neuen Skischuhe sind vorne glücklicherweise recht geräumig.



    Thermosflaschenfüllstation und besserwisserische Belehrungen beim STF



    13 kg Gepäck

    Das Wetter ist fein, windstill, Temperatur um Null, der Schnee perfekt mit fingerbreit Neuschnee auf festem Altschnee, und los geht es. Erst geht man auf dem Winterweg des Kungsleden, was im Vergleich zum Sommer etwas kürzer ist, da man keine Umwege um Sümpfe und Seen hat. Streckenweise auch auf dem Fluss, wo das Eis stellenweise schon fehlt, aber anderswo ist es meterdick überschneit und stabil. Wir treffen ein paar Tagestouristen und einen Schweden auf Ski, der mit leichtem Gepäck an uns vorbeirennt, sonst ist es menschenleer und still. Weiter oben im Tal wird der Schnee immer mehr und das Gehen etwas beschwerlicher, dort wo es durch den Wald geht.



    Grosse Tiere… aber welche?



    Bald sind wir auf dem Abiskojaure, wo es gut vorangeht. Das gleiche bei Gegenwind stelle ich mir aber weniger lustig vor. Mittags sind wir bei der Abiskojaurehütte angekommen, auch dort ist nichts los, zwei Skiläufer liegen in der Sonne, die Hüttenwartinnen machen Fika und mokieren sich über Luigi, der erstmal für eine Wäsche zur Wasserstelle am Fluss muss. Wir trinken Kaffee und legen die Füsse hoch.





    Bisher ging es so gut voran und das Wetter ist so gut, dass wir unbedingt weitergehen wollen. Erst geht es weiter auf dem Talboden im Birkenwald, wo man gemütlich vorankommt, besser als auf dem Sommerweg, wo man bald aufwärts geht. Dann aber kommt Kieronbacken, ein etwas berüchtigter Anstieg. Ich ziehe die Felle auf und stapfe los. Luigi hat keine mit und muss Zickzack laufen, dort wo ich einfach den Berg hochgehe. Anstrengend! Weiter, weiter, weiter, und immer die Aussicht geniessen, die von Schritt zu Schritt schöner wird. Hier oben wird auch der Schnee immer noch besser, es sind Minusgrade und man kommt wieder besser voran. Nach einer kleinen Teepause geht es weiter. Endlich oben angekommen und Aussicht auf das Hochgebirgspanorama.



    Eine Gruppe Skiwanderer schlägt unten auf dem See ihre Zelte auf, sonst ist hier aber niemand unterwegs, ganz im Gegensatz zum Sommer, wo es auf diesem Teil des Kungsleden manchmal nach Wanderautobahn aussieht. Im Sommer konnte man sehen, dass die Wintermarkierungen über zwei Meter hohe Stangen sind, jetzt schauen nur noch die Enden heraus, manche sind sogar mit Stöcken verlängert, damit man sie überhaupt finden kann. Alles in allem herrscht hier oben tiefster Winter. Minusgrade, meterhoher Schnee, Flüsse und Seen komplett vereist und überschneit. In den Tälern ist nur zu ahnen, wo die Flüsse verlaufen und man läuft (oder fährt mit dem Schneescooter), wo es einem am besten passt. Wo der Schnee schlechter wird, können die Scooterspuren übrigens zum Vorankommen ganz hilfreich sein.

    Dann wird es sehr langwierig. Die Sicht wird schlechter und wir sind uns nicht recht sicher, ob wir einfach über den See laufen sollen. Eigentlich müsste man nur den Scooterspuren folgen, aber wir entscheiden uns dann doch, dem markierten Weg zu folgen, was etwas Steigungen mit sich bringt und mühselig wird. Schliesslich kommen wir an eine Rasthütte, wo wir erst die Tür ausgraben müssen, aber dann haben wir eine nette Pause mit Tee und einer Tütenmahlzeit. Gut, dass der kleine Spritkocher dabei ist! Nach der Pause wird es noch bewölkter, man kann zwar in die Ferne sehen, aber ob es vor den eigenen Skispitzen bergab oder –auf geht, muss man erfühlen, so dass das Gehen mühsam wird. Der Weg wird immer länger und es wird immer später. Zu der Jahreszeit ist es aber nachts schon so hell, dass wir keine Eile haben. Zum Schluss sind wir aber reell erschöpft.





    Endlich die Hütten von Alesjaure, wo Luigi erstmal in die Sauna geht, ich bin dafür viel zu müde. In der Hütte ist wenig los, ein junger Rumäne, ein älterer Schwede und ein schweigsames französisches Paar mit Schneeschuhen. So kann jeder sein eigenes Zimmerchen haben. Noch einen Tee trinken und dann nix wie in die Koje. Es gibt sogar eine Gasheizung, die ich vorm Schlafengehen noch andrehe. Davon wird es viel zu warm, aber ich bin so müde, dass ich das erst am nächsten Morgen merke.

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    • Vintervik

      Fuchs
      • 05.11.2012
      • 1929
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      #3
      AW: Lappland winterwunderschön

      Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
      Thermosflaschenfüllstation und besserwisserische Belehrungen beim STF
      Findest Du das besserwisserisch?
      Die Zeilen sind immerhin schon über hundert Jahre alt, und ich finde, sie haben an Aktualität nicht verloren.

      Spannende Zeit, zu der Ihr da unterwegs wart. Letztes Jahr war ja alles etwas anders, schon prima, dass noch so viel Schnee vorhanden war verbunden mit langem Tageslicht. Bin auf weitere Bilder gespannt!

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      • Taffinaff
        Fuchs
        • 03.01.2014
        • 1067
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: Lappland winterwunderschön

        Zitat von Vintervik Beitrag anzeigen
        Findest Du das besserwisserisch?
        Die Zeilen sind immerhin schon über hundert Jahre alt, und ich finde, sie haben an Aktualität nicht verloren.
        Da hst Du natuerlich sehr recht (ich weiss selbst nicht recht, was mich an dem Gedicht stört, vielleicht ärgert es mich, dass man Leute ueberhaupt an solche Selbstverständlicheiten erinnern muss).

        Weiter gehts mit der Tour:

        Zweiter Tag
        1. Mai, Alesjaurestugorna – Sälkastugorna, 25 km, + 350 m, -300 m




        Frühstücksbrei! Kaffee! Die schweigsamen Fanzosen gehen gleich los und wandern auf dem See nach Norden. Dafür nette Unterhaltung mit dem Rumänen, er studiert für ein Semester Raumphysik in Kiruna und nutzt die Chance für eine Wildnistour, schläft im Zelt und schleppt sein ganzes Gerödel auf einer Pulka mit. Dann kommt der Hüttenwirt und erzählt, es sei ungewöhnlich viel Schnee, was wir ihm gerne glauben. Wir kaufen noch etwas Schokolade und dann geht es wieder los.



        Hier geht es heute weiter

        Tief verschneite Berglandschaft. Weiter geht es erst im Tal mit sanften Anstiegen, wo man gut vorankommt. Nach einer Weile treffen wir noch eine Gruppe von Skiläufern mit Pulkas, danach haben wir die Gegend wieder für uns. Unterhalb von Tjäktjastugan kommen wieder die Felle dran und dann geht es aufwärts. Es wird immer noch mehr Schnee, tiefster Winter soweit man schaut, manchmal sind nicht einmal die Wegmarkierungen mehr zu sehen. Bei der Tjäktjahütte begrüsst uns der freundliche Hüttenwart mit heissem Preiselbeersaft, wunderbar! Wir setzten uns in die Stube und machen eine kleine Lunchpause, Luigi repariert seine Hose und im “leftover” Schrank findet sich sogar noch eine Grosspackung Studentenfutter, die uns gerade recht kommt.







        Fliessendes Wasser, Lappland-style

        Dann geht es weiter in Richtung des Passes. Leider bewölkt und schlechtere Sicht und man muss sehr auf den Weg achten.



        Das letzte Stück ist steil aber machbar und schliesslich sind wir oben. Der Tjäktjapass ist der höchste Punkt des Kungsleden und berüchtigt für seine Schneeverhältnisse, es soll vorkommen, dass noch im Juli Wanderer ohne Schneeschuhe umkehren müssen. An der kleinen Schutzhütte auf dem Pass gibt es dann ein kurze Teepause für uns. Nachdem bisher alles über Erwarten gut ging, fällt die Entscheidung zum Weitergehen leicht. Auf der Abfahrt ins Tjäktjavagge ist es ordentlich steil und die Sicht nicht gut. Ein paar Meter neben dem markierten Weg kann es plötzlich senkrecht abwärts gehen, ohne dass man das in all dem Weiss erkennen könnte; dies kann ich sehr bald verifizieren, als ich schlauerweise eine ganz, ganz kleine Abkürzung versuche… glücklicherweise geht es nur ein paar Meter runter und die Landung ist weich. Wieder was gelernt fürs Leben.



        Ins Tjäktjavagge







        Blick zurück auf den Pass

        Es geht immer geradeaus in dem verschneiten Tal, bis schliesslich Sälkastugorna hinterm Hügelchen auftaucht.





        Auch hier ist kaum etwas los, der Rumäne mit der Pulka kommt etwas nach uns an, der Schwede mit den Langlaufski hat natürlich schon sauniert und gespeist, dann noch ein Spanier mit Snowboard und wir zwei. Tee, Schokolade, dann nix wie in die Sauna, wo es sogar Warmwasser aus einem rustikalen Boiler gibt. Das Wasser holt man am Fluss, in diesem Fall natürlich an einem Eisloch, das Holz für den Saunaofen muss man selbst sägen, hacken und schleppen, aber die Mühe macht man sich gerne.

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        • Taffinaff
          Fuchs
          • 03.01.2014
          • 1067
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Lappland winterwunderschön

          Dritter Tag
          2. Mai, 24 km, Sälkastugorna – Kebnekaise Fjällstation, -50, +200, -400, +60 m




          Panorama über Sälkastugorna. Links blickt man nach Süden ins Tjäktjavagge, in der Mitte die drei östlichen Gipfel des Sälkamassivs, rechts Blick nch Norden ins Tjäktjavagge mit Tjäktjapass (etwas rechts vom Wegweiserpfosten), ganz rechts der Eingang zum Stuor Reaiddavaggi mit dem Sockertoppen (in der Karte heisst er "1398")

          Frühstück mit den anderen Gästen. Der Spanier ist ein originaler "ski bum", der den ganzen Winter über als Koch in den österreichischen Alpen arbeitet, wo er aber trotzdem nicht genug zum Skifahren und Snowboarden kommt. Unterwegs ist er auf kleinen Approachski mit Fellen, sein Gepäck zieht er à la Pulka auf dem Snowboard hinterher. Gestern abend verschwand er bergaufwärts, um mit seinem Snowboard die Abfahrt des Tages zu geniessen. Nach dem Frühstück bricht er gen Norden auf.



          "Wenn die Hütte ausgekühlt ist, ertferne die kalte Luft aus den Matratzen, indem Du sie hart im Bett zusammenrollst"

          Für uns geht es los gen Süden. Schneee, Schnee, Schnee. Erst auf dem Fluss, kilometerlang nur Ebene, was uns nach den anstrengenden ersten Tagen sehr gelegen kommt. Das Wetter könnte nicht schöner sein.Dann geht es auf den “Shortcut” um den Singicohkka, wo man den markierten Weg verlässt, um ein paar Kilometer abzukürzen. Anstrengender Aufstieg, aber mit den Fellen gut zu machen. Luigi braucht länger, weil er in den steileren Passagen abschnallen muss. Oben angekommen eine sehr verdiente Teepause. Immer noch schönstes Wetter.









          Blick zurück ins Tjäktjavagge



          Dann weiter und schliesslich eine hochwillkommene Abfahrt runter ins Tal. Dort kommt man auf einer Scooterautobahn an, es ist so einiger Verkehr, weil dies eine der Routen in die Zivilisation ist, wo alle entlangkommen, die irgendwie in die Berge wollen. Dafür ist es aber schön zu gehen. Am Liddubakti sieht man eine Gruppe von Heliskiern akrobatische Steilabfahrten machen.



          Zwei Kilometer Abfahrt ( = Belohnung für zweieinhalb Tage Marschieren)



          Auf der Scooterautobahn

          Die letzten Kilometer im Tal werden reell mühsam, da der Schnee weich wird. Der kurze Aufstieg zur Station ist dann richtig kräftezehrend, aber wir kommen glücklich an. Ein Kaffee auf der Terrasse entschädigt für die Mühen. Dann tauchen die Heliskier von vorhin auf, eine Gäng von Schweizern und Deutschen, es wird laut, die Luft riecht nach Heldentaten. Glücklicherweise verschwinden sie bald wieder. Wir bekommen ein Zimmer und suchen natürlich gleich die Sauna auf, hier ist sie elektrisch und komfortabel und mit Aussicht auf die Berge. Dann Abendessen in der Selbstversorgerküche und noch ein Bierchen im Foyer. Nette Unterhaltung mit dem geschwinden Schweden, den wir in Alesjaure und Sälka schon getroffen hatten, er ist mit einem Tagesrucksäckchen und superleichten Langlaufski unterwegs und läuft locker doppelt so schnell wie wir. Morgen muss er um fünf aufstehen, um dann mit dem Auto von Nikka nach Boden zu fahren, wo er mittags eine Fussballmannschaft trainiert. Später taucht auch unser rumänischer Freund wieder auf, er hat leider Ärger mit der Sonnenbrille gehabt, leidet an Schneeblindheit und muss für das letzte Stück den Scooter buchen, der die Touristen von Nikkaluokta hin- und zurückfährt.



          Kebnekaise Fjällstation

          Schon nach drei Tagen draussen fällt es wieder schwer, in einem geheizten Zimmer zu schlafen (auf den Hütten unterwegs gab es natürlich Holzöfen, aber niemand wollte es da besonders warm haben). Aber die sonstigen Annehmlichkeiten der Zivilisation sind natürlich sehr willkommen.

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          • Taffinaff
            Fuchs
            • 03.01.2014
            • 1067
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Lappland winterwunderschön

            Vierter Tag
            3. Mai, Kebnekaise Fjällstation – Nikkaluokta (-Kiruna), 17 km, -300 m


            Zum Frühstück gibt es ein komplettes Buffet mit u.a. den skandalös guten Kanelbullen aus der hauseigenen Bäckerei - man könnte gerne länger hier herumlungern, aber der letzte Bus nach Kiruna wird nicht auf uns warten. Also wieder los. Nachts hat es etwas geschneit und es ist immer noch unter Null. Perfekt! Im Tal liegt nicht mehr so viel Schnee, so dass wir manchmal nur auf den Scooterspuren vorankommen, was beschwerlich sein kann. Es geht aber doch gut voran. Später laufen wir auf dem Fluss, stellenweise direkt an offenen Stellen entlang, es ist aber kaum Wasser vorhanden. Gemütlich.



            Lange Pause am Seeufer und danach eine wunderbare Strecke über den See. Auf den letzten Kilometern kommt dann Tauwetter, überall Matsche. Man kommt nur noch in der Scooterspur voran und muss da im nassen Schnee auch noch skaten, weil sonst gar nichts mehr geht. Ist das anstrengend! Aber wir schaffen es und sind am frühen Nachmittag in Nikkaluokta, wo es dann eine wohlverdiente Fika gibt. Dann geht der Bus nach Kiruna.



            Adieu, fjäll.

            In Kiruna gibt Luigi noch seine Leihausrüstung beim Fahrer ab (sehr praktisch: Busfracht). Dann zur Pizzeria, die Riesenportionen Rentierpizza sind uns gerade recht. Der Pizzabäcker ist übrigens mehrmals auf den Weltmeisterschaften im Pizzabacken prämiiert worden.



            Danach geht es zur Jugendherberge. Wir sind anscheinend die einzigen Gäste und kriegen ein ganzes Haus für uns, bloss die Sauna ist leider geschlossen. Ansonsten tut sich nicht mehr so viel.


            Heimreise
            4. Mai


            Da gibt es nicht mehr viel Spannendes zu berichten. Da der Flieger erst mittags geht, haben wir noch etwas Zeit, um die Kirche zu besichtigen und beim Intersport einen neuen Skisack zu erwerben (der alte war mit ein wenig anderem Kleinkram in Abisko geblieben und wurde mit einem Anruf bei der Turiststation zur Spende an die Allgemeinheit erklärt).



            Die Kirche ist anscheinend eines der ganz wenigen Gebäude, die beim Umzug der Stadt mitkommen sollen (sogar das Rathaus soll entsorgt werden, wenn ich mich recht erinnere).

            Danach geht es zum Flughafen. Auf dem Rückflug können wir dann noch mal das Hochgebirge aus der Ferne bewundern. In Arlanda trennen sich dann unsere Wege, da Luigi zurück nach Deutschland muss.




            Fazit: Alles in allem war es eine sehr lohnende Tour, wir hatten grosses Glück mit Wetter und Schneelage und konnten unerwartet doch die ganze Strecke Abisko-Nikkaluokta gehen. Bei anderen Verhältnissen hätte das natürlich leicht anders aussehen können. Die Anschaffung der Fjällski war auch eine gute Idee (nochmal vielen Dank an Vintervik für die guten Tips!); so wie es zu der Zeit dort im Gebirge aussah, hätte man zwar auch mühelos mit normalen Langlaufski gehen können, aber das konnte man ja vorher nicht wissen. Es war eine perfekte Einsteigertour. Ob es beim nächsten Mal dann richtig in die Wildnis geht, vielleicht sogar mit Zelt usw., wird sich zeigen, aber die Idee der Lappland-Skitour wird jedenfalls weiter verfolgt.

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            • Riffy09
              Gerne im Forum
              • 31.10.2013
              • 52
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Lappland winterwunderschön

              Schöne Tour! Danke fürs teilen.. Denke es wird bald mal Zeit für eine Einsteigerwintertour

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              • Christian J.
                Lebt im Forum
                • 01.06.2002
                • 9244
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                Nachdem Luigi sich Skiausrüstung geliehen hat
                Könntest Du mal schreiben, wo er das gemacht hat? Wir haben nämlich nächstes Jahr ganz ähnliches vor.
                "Er hat die Finsternis der Latrinen ertragen, weil in der Scheiße nach Mitternacht sich manchmal die Sterne spiegelten"
                Durs Grünbein über den Menschen

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                • attue
                  Erfahren
                  • 10.01.2010
                  • 250
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                  Zitat von Christian J. Beitrag anzeigen
                  Könntest Du mal schreiben, wo er das gemacht hat? Wir haben nämlich nächstes Jahr ganz ähnliches vor.
                  in der stf-touriststation in abisko kann man sich das komplette equipment ausborgen. wir haben das letztes jahr genauso gemacht. ski, felle, schuhe und stöcke geborgt. es empfiehlt sich das zeug vorher per email zu reservieren. im übrigen ist es günstig sich eine stf-mitgliedschaft zu besorgen, dann ist die ausrüstung billiger.



                  schöner bericht und ich bin ob der hohen laufleistungen beeindruckt!

                  lg

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                  • Taffinaff
                    Fuchs
                    • 03.01.2014
                    • 1067
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                    Zitat von attue Beitrag anzeigen
                    in der stf-touriststation in abisko kann man sich das komplette equipment ausborgen. wir haben das letztes jahr genauso gemacht. ski, felle, schuhe und stöcke geborgt. es empfiehlt sich das zeug vorher per email zu reservieren. im übrigen ist es günstig sich eine stf-mitgliedschaft zu besorgen
                    So ist es. Auf der Webseite vom STF Abisko gibt es eine Ausrüstungsliste zwecks Planung. Auch die ungeplante Rücksendung mit Busfracht war kein Problem, haben nur telefonisch Bescheid gesagt und einen Extratag bezahlt.

                    Taffi

                    Kommentar


                    • Vintervik

                      Fuchs
                      • 05.11.2012
                      • 1929
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                      Danke für den Bericht!
                      Was für klasse Bedingungen Ihr hattet um diese Jahreszeit.

                      Das Rathaus von Kiruna wird abgerissen werden, allerdings wird der Glockenturm erhalten bleiben. Dieser wird auf dem zentralen Platz im neuen Stadtzentrum aufgestellt werden.

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                      • trekalex
                        Erfahren
                        • 23.03.2013
                        • 253
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                        Schöner Bericht!

                        Schon bei der ersten Erwähnung eures rumänischen Bekannten hätte es mir auffallen können, der Groschen ist aber erst später gefallen: den kenne ich doch! Einer der in der Gegend berühmt-berüchtigten Spacemaster-Studenten, die alljährlich von Februar bis Sommer ein Semester in Kiruna absolvieren, einen Jahrgang vor mir. Nur dass ich erstmal auf unbegrenzt länger bleibe und mindestens den nächsten Winter auch noch "genießen" kann...

                        Die Story mit der Schneeblindheit hat er uns erst erzählt, nachdem ich mit ein paar Kommilitonen auf dem Kebnekaise war letztes Wochenende und ein Teammitglied die gleiche Erfahrung gemacht hat. Hätte er uns mal vorher sagen können

                        Dann werde ich mir die Tour wohl eventuell auch mal vorknöpfen an einem der nächsten Wochenenden...

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                        • Fjaellraev
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                          • 21.12.2003
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                          #13
                          AW: Lappland winterwunderschön

                          Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                          Noch so eine Kirunaer Spezialität: LKAB, die allmächtige staatliche Bergbaufirma, hat beschlossen, der alte Bahnhof in der Stadt sei dem Betrieb im Weg, also kommt er weg und die Passagiere werden mit dem Bus herumgefahren.
                          Also so ganz stimmt das natürlich nicht.
                          Der Umzug des Bahnhofs an den derzeitigen provisorischen Standort hat den gleichen Grund wie der gesamte Umzug der Stadt. Das Gelände auf dem der Bahnhof lag gehört zu den Stellen die als erste von den Absenkungen die durch den Bergbau verursacht betroffen sind, deshalb wurde er schon jetzt an einen neuen Standort verlegt und nicht erst nach dem Umzug des ganzen Stadtzentrums.
                          Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                          Dann kommt der Hüttenwirt und erzählt, es sei ungewöhnlich viel Schnee, was wir ihm gerne glauben. Wir kaufen noch etwas Schokolade und dann geht es wieder los.
                          Gunnar konnte ja die Schneeentwicklung über den ganzen Winter beobachten, da er die ganze Saison als Stugvärd in Alesjaure war und er hatte, obwohl es seine erste Saison dort war, schon ein enormes Wissen über die Region das er gerne weiter gegeben hat.
                          OT: Muss ihm unbedingt wieder schreiben...

                          Danke für den schönen Bericht über eine Tour zu einer langfristig halt etwas schlecht planbaren Zeit.

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                          • trekalex
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                            • 23.03.2013
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                            #14
                            AW: Lappland winterwunderschön

                            Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                            Also so ganz stimmt das natürlich nicht.
                            Der Umzug des Bahnhofs an den derzeitigen provisorischen Standort hat den gleichen Grund wie der gesamte Umzug der Stadt. Das Gelände auf dem der Bahnhof lag gehört zu den Stellen die als erste von den Absenkungen die durch den Bergbau verursacht betroffen sind, deshalb wurde er schon jetzt an einen neuen Standort verlegt und nicht erst nach dem Umzug des ganzen Stadtzentrums.
                            Wobei ich euch enttäuschen muss, der Bahnhof wird auch nach dem Umzug nicht mehr nah an der Stadt liegen, wenn nicht gerade ein Abzweig mit Sackbahnhof geplant wird. Die neue Bahnlinie geht südlich und westlich um die Mine, während die Stadt nach Tuollavaara im Osten verlegt wird (über die Sinnhaftigkeit dieser Richtung lässt sich streiten, in 50-80 Jahren geht der Umzug dann nämlich wieder von vorne los...).

                            Es wird aber wirklich Zeit um ehrlich zu sein, die Verformungen zwischen der Mine und den ersten Häusern der Stadt werden schon bedeutend groß mittlerweile. Meine Nachbarshäuser sind schon längst abgerissen, aus meinem Block sind auch die letzten Nicht-Studenten schon weggezogen, eigentlich sollte das Areal seit Ende 2014 leer sein...

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                            • Fjaellraev
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                              • 21.12.2003
                              • 13981
                              • Privat

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                              #15
                              AW: Lappland winterwunderschön

                              Zitat von trekalex Beitrag anzeigen
                              Wobei ich euch enttäuschen muss, der Bahnhof wird auch nach dem Umzug nicht mehr nah an der Stadt liegen, wenn nicht gerade ein Abzweig mit Sackbahnhof geplant wird.
                              Noch läuft die Planung, und, zumindest öffentlich, ist noch nichts entschieden. Die meisten Varianten liegen schon deutlich weiter weg vom neuen Stadtzentrum aber Variante UA8 käme wieder nahe ans Stadtzentrum zu liegen.
                              http://www.trafikverket.se/contentas...ernativ_v3.pdf
                              http://www.trafikverket.se/contentas...ortversion.pdf
                              Im Verlauf dieses Jahres sollte der Beschluss gefasst werden, warten wir es mal ab...

                              Gruss
                              Henning
                              Es gibt kein schlechtes Wetter,
                              nur unpassende Kleidung.

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                              • Taffinaff
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                                • 03.01.2014
                                • 1067
                                • Privat

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                                #16
                                AW: Lappland winterwunderschön

                                Zitat von Fjaellraev Beitrag anzeigen
                                Also so ganz stimmt das natürlich nicht.
                                Der Umzug des Bahnhofs an den derzeitigen provisorischen Standort hat den gleichen Grund wie der gesamte Umzug der Stadt. Das Gelände auf dem der Bahnhof lag gehört zu den Stellen die als erste von den Absenkungen die durch den Bergbau verursacht betroffen sind, deshalb wurde er schon jetzt an einen neuen Standort verlegt und nicht erst nach dem Umzug des ganzen Stadtzentrums.
                                Danke fuer die Aufklärung; da hatte ich wohl die Taxifahrerin falsch verstanden (die unueberhörbar vom anderen Ende des Landes war).

                                Taffi

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                                • trekalex
                                  Erfahren
                                  • 23.03.2013
                                  • 253
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                                  #17
                                  AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                                  Um das noch zu vollenden - LKAB muss das auch nur machen, weil es aus Sicherheitsgründen nicht anders geht. Die Firma bezahlt die komplette Sache, soweit ich es mitbekommen habe auch gar nicht schlecht. Die meisten Leute hier nehmen es auch einfach so hin, weil die komplette Stadt nunmal von der Mine lebt und es keinen anderen Ausweg gibt

                                  Und danke Fjaellraev für die nette Karte - sprichst du Schwedisch? Ich nämlich nicht, obwohl ich temporär hier wohne

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                                  • Fjaellraev
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                                    • 21.12.2003
                                    • 13981
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                                    #18
                                    AW: [SE] Lappland winterwunderschön

                                    Zitat von trekalex Beitrag anzeigen
                                    Und danke Fjaellraev für die nette Karte - sprichst du Schwedisch? Ich nämlich nicht, obwohl ich temporär hier wohne
                                    Zumindest verstehen die Schweden (und Norweger) mich und ich sie. Einen Grund im Norden (mit den Einheimischen) auf Englisch auszuweichen gibt es für mich fast nicht mehr.
                                    Gelernt habe ich es nie wirklich, aber nach über 20 Jahren in denen ich meine Ferien zum grössten Teil in Schweden (mit Abstechern nach Norwegen) verbracht habe ist schon so Einiges hängen geblieben.

                                    Gruss
                                    Henning
                                    Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                    nur unpassende Kleidung.

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                                    • codenascher

                                      Alter Hase
                                      • 30.06.2009
                                      • 4978
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Danke für diesen kurzweiligen Bericht, der perfekte Mittagspausen Länge hat.

                                      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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