[BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

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  • Pielinen
    Fuchs
    • 29.08.2009
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

    Vielen Dank für das Einstellen: spannende Tour, spannend beschrieben...
    Du hast dir die Befahrung mit deinen "Badeboot" ja auch nicht gerade einfach gemacht.

    Aber du zeigst gut was mit so einem Ultraleichtboot alles geht.
    Wer nichts weiß muss alles glauben...

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    • blende8
      Dauerbesucher
      • 18.06.2011
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

      Spannend, spannend ...

      Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
      Das Zelt ist ein altes Nallo 2. Was ihm auf der Tour noch geschieht, kommt noch...
      Yossi hatte ja ziemlichen Ärger mit Termiten, die alles kaputt gefressen haben.
      Irgendwas ist immer ...

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      • Mika Hautamaeki
        Alter Hase
        • 30.05.2007
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

        Uiuiui, ich bin gespannt wie ein Flitzebogen....Biddä schnell weitäschraibän!
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • Wildniswanderer
          Erfahren
          • 08.11.2008
          • 402
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

          Da ich den Ort meines "Schreckens" eher früher als später verlassen möchte, unternehme ich am nächsten Morgen keinen Erkundungsgang, sondern fahre rasch weiter.
          An vielen Stellen passiere ich jetzt steile rote Klippen die sehr schön mit dem Grün des Waldes kontrastieren. Die Strömung ist nach meinem Gefühl jetzt insgesamt zwar etwas schwächer, aber ich komme immer noch gut voran.






          Rote Klippen prägen die Landschaft

          Bei der Mittagspause auf einer Sandbank beobachte ich einen Kiebitz und es sind auch mal wieder viele Schmetterlinge zugegen.


          Kiebitz


          Schmetterlinge im Sand


          Am späten Nachmittag ist das Licht oft sehr schön

          Am Rande eines traumhaften, langen Sandstrandes schlage ich mein Nachtlager auf, und breche bald zu einem längeren Erkundungsgang auf.


          Der Lagerplatz lädt zu einer Erkundungstour ein

          Leider beobachte ich außer einem Affen, den ich kurz sehe, und einem tollen, schillernden Schmetterling kaum etwas. Das Ausflugsboot der Chalalan Lodge kehrt abends von einer Fahrt nach San José zurück.
          Interessanterweise wurde Chalalan von Jossi Ghinsberg gegründet, der nach seiner Errettung nach dem Disaster auf dem Tuichi der Region etwas zurück geben wollte. In den achtziger Jahren stand es gar nicht gut um den ökologischen Zustand von Madidi. Holzeinschlag und Wilderei waren weit verbreitet. Chalalan war dann die erste von etwa 8 Touristenlodges im Nationalpark, die der indianischen Bevölkerung heute Einkunftsmöglichkeiten bieten, und sicher mit zu der heute offenbar guten Situation in Madidi beitragen.
          Dem Boot war ich bereits gegen Mittag begegnet. Netterweise hatte mich der "Kapitän" gefragt, ob bei mir alles in Ordnung ist!


          Ausflugsboot


          Faszinierender Schmetterling

          Zurück im Lager erlebe ich wie das letzte Licht der untergehenden Sonne, die Flusslandschaft in traumhaftes Licht taucht.




          Sonnenuntergang am Tuichi


          Die Nacht beginnt

          Am Morgen nehme ich einige Zerstörungen an meinem Zelt wahr: Zwei runde Löcher im Moskitonetz des Eingangs, ein kleines Loch im Zeltboden, und der Aufbewahrungssack den ich in der Apsis liegen gelassen hatte, ist regelrecht durchlöchert. Ich nehme an, dass hier Blattschneiderameisen am Werk waren. Zwar hält sich der Schaden in Grenzen, das sollte sich leider ändern...


          Ameisen?


          Bei herrlichem Wetter setze ich meine Fahrt fort. Ich hatte angenommen, dass es hier auch in der Trockenzeit schon mal regnet, aber bis auf die wenigen Tropfen am ersten Tag, hat es noch keinen Niederschlag gegeben. Der Fluss bleibt weiterhin abwechslungsreich und darf nicht unterschätzt werden. Das bekomme ich in einer Stromschnelle zu spüren, die mit einer scharfen Linkskurve auf mich wartet. Zwar manövriere ich ohne Probleme um die Kurve, dahinter kann ich jedoch einem großen Loch, dass von einem Felsen knapp unter Wasser hervorgerufen wird, nicht mehr ausweichen und werde umgeworfen. Diesmal kann ich allerdings nicht rasch an Land gelangen, da ich mich im Hauptzug der Strömung befinde. An mein kieloben treibendes Boot geklammert, schieße ich mehr oder weniger hilflos dahin. Mit den Beinen mache ich Schwimmbewegungen, doch zunächst ohne sichtbaren Erfolg. Nachdem ich so erstaunlich lange im Fluss schwimmen muss, schaffe ich es schließlich doch das Ufer zu erreichen. Alles nicht weiter schlimm in dem warmen Wasser des Tuichi, aber doch ein Signal, dass ich nicht in meiner Aufmerksamkeit nachlassen darf.


          Morgen am Tuichi

          Gegen Mittag erspähe ich ein Holzschild unterhalb einer Böschung, dass auf ein touristisches Unternehmen hinweist. Ich bin neugierig, daher lege ich an, und bewältige die Holzstufen einer Treppe um nach oben zu gelangen.


          Ich erreiche ein Touristencamp


          Auf dem festen Grund oberhalb des Flusses treffe ich Pepe, einen 49-jährigen Spanier, der hier einige Tage mit seiner Frau Lola verbringt. Was er über das Camp http://www.berracodelmadidi.com erzählt, hört sich für mich interessant an, daher beschließe ich mich hier etwas näher umzusehen. Ausserdem ist der Blick von der Böschung über den Fluss fantastisch...


          Aussicht vom Camp

          Im Küchenbereich treffe ich Marcos, den 28- jährigen Bruder des Chefs Pedro, der das Camp hier leitet. Marcos ist freundlich und relaxt. Er freut sich darüber, dass ich auf eher ungewöhnliche Art hier angekommen bin. Er lädt mich ein, ohne irgendwelche Kosten zu bleiben und den Wald über das ausgedehnte Trailsystem des Camps auf eigene Faust zu erkunden. Da es mich aber interessiert, was hier den Kunden geboten wird, frage ich, was es denn kostet, wenn ich als richtiger Gast bleibe. Zunächst möchte er 50 $... Da er außer Pepe und Lola zur Zeit keine weiteren Gäste hat, geht er dann aber auf meinen Vorschlag lediglich die Hälfte zu bezahlen sofort ein...
          Nach meiner etwas eintönigen Kost in der letzten Zeit, ist das Mittagessen aus Suppe, frisch gefangenem Fisch, Gemüse, Reis, frittierten Bananen und sogar einem Pudding ein Gedicht! Erfrischender Saft aus der Kühltruhe einfach herrlich! Ich merke schnell, dass es sich hier aushalten lässt, zumal sowohl das Personal als auch die Gäste nett und entspannt sind.


          Der Küchenbereich des Camps

          Ich schlage mein Zelt auf und trockne meine Sachen, ja, ja die Kenterung...Wenn es nur das Wasser wäre...Leider ist mir ein viel schlimmeres Malheur unterlaufen: Meine Ölflasche hat geleckt, und einige Sachen wie meine Regenjacke mit einem schleimigen Überzug versehen...Lecker! Glücklicherweise betrifft das nur die kleine Hecktasche, nicht aber den Rucksack.

          Nachdem ich mein Zelt aufgebaut habe, beginnt auch schon der Nachmittagsspaziergang.


          Ich schlage mein Zelt im Camp auf

          Juan, dem man seine 65 Jahre nicht ansieht, ist mein Begleiter. Um das Camp herum, wurden eine Reihe von Wegen angelegt, die man zu verschiedenen Runden verknüpfen kann. Dabei lassen sich durchaus Wanderungen von mehr als vier Stunden realisieren. Auf den schmalen, aber gut geöffneten Wegen ist die Erkundung des Waldes ein Vergnügen. Man kann so viel mehr auf die Umgebung achten, als wenn man sich auf eigene Faust mühsam durchs Unterholz quält. Im Gegensatz zu Marcos, der gut englisch spricht, kann ich mich mit Juan nur auf spanisch verständigen. Dennoch verstehe ich viele seiner Erklärungen, sei es über eine Liane, die gutes Trinkwasser liefert, wenn man sie mit der Machete durchtrennt, oder über Pflanzen mit Heilwirkung. Natürlich fehlt dabei auch nicht der Hinweis, auf die Rinde eines Baumes, die offenbar sagenhafte Wirkungen auf die männliche Potenz hat. O.K, Juan ist Vater von 10 Kindern...


          Mein Führer Juan


          Die Waldapotheke bietet vielfältige Möglichkeiten


          Der Wald ist sonnendurchflutet und wirkt ziemlich ausgetrocknet, offenbar hat es auch hier schon lange nicht mehr geregnet. Größere Tiere zu beobachten, ist nach Juans Worten zwar stets möglich, aber Glückssache, zu mal das Laub ziemlich raschelt.
          Dafür zeigt Juan mir aber viele kleinere, ebenfalls interessante Dinge, wie eine poppige Raupe oder das Schlafnest eines Kolibri.




          Wer mich frisst, dem geht es übel...


          Kolibrinest


          Der Wald hier ist einer der schönsten Regenwälder die ich bisher kennen gelernt habe. Zwar gibt es auch dichtes Gebüsch, aber meist ist der Dschungel relativ offen, mit einer Vielzahl majestätischer Baumgiganten, die man einfach nur bewundern kann...
          Wir erreichen eine schlammige Lichtung, an der eine in drei Meter Höhe sich befindende, offene Plattform errichtet wurde.


          Idealer Ansitzplatz


          Immer wieder hören wir Aras und andere Vögel ganz in der Nähe und hoffen, dass sie sich in unserer Nähe niederlassen. Das erfüllt sich zwar nicht, dafür müht sich eine große Schildkröte durch den Schlamm. Obwohl sie sich dort bestimmt wohl fühlt, scheint sie sich anzustrengen...


          Schildkröte im Schlamm


          Da es noch weit bis zum Camp ist, müssen wir unseren Ansitz schon bald verlassen und laufen in den Abend hinein zurück zum Lager. Das grelle Licht der Mittagszeit ist verschwunden und der Wald wirkt jetzt in warme Farben gehüllt, schön und mysteriös zugleich.
          Bevor es ganz dunkel ist, sind wir zurück und ich nehme noch eine schon seit langem ziemlich nötige Dusche in dem sauberen, modernen Sanitärbereich des Camps.
          Danach gibt es ein köstliches Abendessen, wobei ich ein bischen über das Camp erfahre: Berraco del Madidi ist die am weitesten von dem Touristenort Rurrenabaque entfernte Touristenunterkunft im Madidi Nationalpark. Sowohl Marcos als auch Pedro, sein Bruder waren schon lange im Geschäft mit den Fremden, bis sie vor 5 Jahren das Camp eröffneten. Die beiden Brüder stammen, wie auch alle anderen Leute die hier arbeiten, aus San José de Uchapiomas, dem Dorf am Tuichi, dass ich in einiger Entfernung passiert hatte.
          Da wir bereits um 2.40 aufstehen wollen, begeben wir uns ziemlich früh zur Ruhe.
          Noch ziemlich schlaftrunken wanken wir dann im Schein der Stirnlampen über die Urwaldpfade. Aber es gibt auch jetzt im Dunkeln etwas zu entdecken: Einen Vogel, der neben dem Weg auf seinem Nest schläft, und eine hübsche, schwarz-weiße, dünne Schlange. Klar, nachts sind die Reptilien unterwegs. Aber auch die Spanier interessieren sich sehr für die Natur und lassen sich keineswegs von der Begegnung aus der Ruhe bringen.
          Schließlich erreichen wir die Plattform, die ich schon von gestern kenne. Marcos, der uns begleitet, leuchtet mit einer starken Taschenlampe kurz auf die Lichtung, wo eine große, braune Hirschkuh mit ihrem weiß geflecktem Jungem äst. Fledermäuse huschen um unsere Köpfe und wir können einen klaren Sternenhimmel genießen. Als wir lautes Platschen hören, wird es spannend. Marcos meint, ein Tapir wäre ganz in der Nähe und würde vielleicht auf die Lichtung ziehen, was er dann aber leider doch nicht tut.
          Als die Sterne verblassen und langsam die Nacht zum Tag wird, haben die Hirsche schon den Ort verlassen. Statt dessen ertönt vielkehliges Brüllafffengebrüll um uns herum.
          Marcos bietet uns Cocablätter gegen die Müdigkeit an, und ich lasse es mir nicht nehmen, diese Spezialität Boliviens zu probieren. Der unmittelbare Effekt ist, dass der Mund taub wird. Allerdings scheint es auch tatsächlich munter zu halten...


          Mein Gastgeber Marcos

          Zurück im Camp wartet ein schönes Frühstück bereits auf uns.


          Frühstück in Berraco del Madidi

          Ich bin hochzufrieden mit der Erfahrung und gebe ein üppiges Trinkgeld. Dafür darf ich aber auch die Jeans behalten, die Marcos mir geliehen hatte, anstelle meiner "auf der Rückseite stark abgenutzten Hose..."
          http://geraldtrekkt.blogspot.de

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          • Wildniswanderer
            Erfahren
            • 08.11.2008
            • 402
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

            Zurück auf dem Fluss höre ich eine Art donnerndes Geräusch und sehe dann einige Male riesige Felsbrocken, die sich aus den steilen Uferklippen gelöst haben, und mit gewaltigem Platschen im Fluss landen. Man möchte, wenn das passiert, mit dem kleinen Packraft nicht in der Nähe sein...
            Immer wieder passiere ich gewaltige Baumverhaue, offenbar werden die Stämme hier, wo die Strömung etwas nachgelassen hat, gerne an Land gespült. Auch hier ist Abstand geboten, wie ich ja intensiv gelernt hatte...
            Da ich mir den großen Santa Rossa See anschauen möchte, fahre ich nicht sehr lange, bis ich mein Lager aufbaue. Mein Zelt steht schon fast, als ein freundlicher Mann auftaucht. Von Don Esteban habe ich schon im Berraco del Madidi Camp gehört. Esteban stammt aus Rurrenabaque und lebt seit fünf Jahren als Einsiedler am See, da ihm das einsame Leben im Wald und am Fluss besser gefällt, als das "hektische" Treiben in der Kleinstadt.


            Don Esteban


            Erst verstehe ich nicht ganz, warum er mir nahelegt mein Zelt zu verlegen. Aber bald geht mir ein Licht auf: Offenbar habe ich mein Lager auf einer Straße der Blattschneiderameisen angelegt. Zwar ist jetzt nichts von ihnen zu sehen, dass kann sich in der Nacht aber ändern...
            Als ich mein Zelt versetzt habe, unternehme ich einen Spaziergang zum See. Dabei gelange ich auch auf das weitläufige Gelände von Don Esteban. Es ist wunderschön hier, obwohl die Pflege des Geländes und die Selbstversorgung sicher jede Menge Arbeit erfordert.


            Das Anwesen von Don Esteban


            Nach einigen weiteren Schritten stehe ich am Rand der großen Laguna Santa Rossa. Leider hatte ich nicht daran gedacht, mein Packraft mitzunehmen, denn der See würde wunderbar zu einer Erkundung einladen. Zu Fuß ist das entlang der dicht bewaldeten Ufer eher schwierig...


            Laguna Santa Rossa


            Auf einem von Esteban angelegtem Pfad erkunde ich noch ein wenig den Wald.


            In der Nähe der Laguna Santa Rossa


            Vom Steilufer oberhalb des Tuichi ergibt sich ein Ausblick über den Fluss. Die Berge sind noch immer in der Nähe.


            Fluss und Berge


            Mein hoch über der Uferböschung gelegener Lagerplatz bietet mir eine tolle Aussicht über den Tuichi.


            "Zimmer" mit Aussicht


            Meine Ausrüstung


            Auf dem oberen Bild sieht man meinen Wasserfilter in der Weithalsflasche. Dieser sogenannte Lifestraw reinigt beim strohhalmartigen Ansaugen das Wassser durch einen Mikrofilter, der auch Amöben entfernt. Billig, simpel und einfach. Mit der Zeit wird das Saugen allerdings schwerer, da der Filter sich zunehmend zusetzt. Ob 1000 Liter wie angegeben, sich damit reinigen lassen, hängt sicher stark von dem verwendeten Wasser ab...
            Später taucht die untergehende Sonne für einige Zeit den Fluss in wunderbare Farben.


            Sonnenuntergang am Tuichi


            Noch in der Dämmerung beginnt am nächsten Morgen ein vielstimmiges Vogelkonzert. Von allen Seiten fliegen Papageien und Aras über den Fluss. Als ein Schwarm von 15 blau- gelben Aras sich in einem rot blühenden Baum in der Nähe niederlässt, schleiche ich dort hin, und kann einige Bilder der großen Vögel aufnehmen.
            Aber auch einige andere Vögel bevölkern den Baum. Die Blüten scheinen eine beliebte Nahrungsquelle zu sein.


            Blau- Gelbe Aras in Blütenbaum

            Der Fluss ist mittlerweile deutlich ruhiger geworden und ich muss streckenweise ganz schön arbeiten und dass bei wohl über 35 Grad...
            Von den Lodges, die am Tuichi liegen, bekomme ich außer einigen Touristenbooten nichts mit. Auch diese sind so selten, dass sie mich kaum stören. Gegen Mittag winken mich die Insassen eines Motorbootes sogar heran, um mich zu fotografieren. Zu meiner Überraschung stellt sich dann heraus, dass Vater und Sohn Hurtado perfekt deutsch sprechen! Herr Hurtado hat in Deutschland studiert und dort auch seine Frau kennen gelernt. Die Familie betreibt mehrere Unternehmen in Santa Cruz. Den Tuichi lieben sie vor allem wegen der guten Angelmöglichkeiten und der schönen Landschaft. Der wahrscheinlich über 60- jährige Herr Hurtado, träumt auch von so einer Tour, wie ich sie unternehme. Aber wie ich die Lage sehe, wird das wohl eher ein Traum bleiben...


            Begegnung auf dem Fluss Foto: Adrian Hurtado


            Nachdem ich mein Lager auf einer Sandböschung oberhalb des Flussses aufgeschlagen habe, erkunde ich mal wieder den Wald.


            Auf den ersten Blick ein idyllisches Lager...


            Klar, der Regenwald von Madidi ist in der Tat extrem artenreich. Wer allerdings glaubt, dass er davon auf den ersten Blick viel bemerkt, täuscht sich. Obwohl hier auf kleiner Fläche mehr Baumarten wachsen, als in ganz Europa, ähneln sich viele der Bäume sehr, so dass man schon genau hinsehen muss um Unterschiede wahr zu nehmen. Das gleiche gilt für das üppige Tierleben. Es ist keineswegs so, dass man auf Schritt und Tritt etwas sieht. Und wenn man tatsächlich mal einen Vogel oder Affen im Laubgewirr wahr nimmt, ist es sehr schwer ein Foto zu machen oder das Tier genauer zu beobachten. Es ist paradox, man läuft durch den reichsten Lebensraum der Welt, sieht davon aber nur wenig.


            Im Wald


            Schön ist, dass es jetzt auch ausgedehnte offene Flächen am Fluss gibt. Diese werden in der Regenzeit immer wieder überflutet, so dass sich keine Bäume ansiedeln können.


            Abendstimmung


            Ich fühle mich sehr gut, und könnte mir vorstellen, dass die Reise immer so weiter geht....
            Aber Nachts beginnt der Horror...
            Ich höre merkwürdige Geräusche und schalte irgendwann die Stirnlampe an. Die Laute werden von großen, schwarzen Ameisen hervorgerufen, die damit begonnen haben, mein Zelt zu zerlegen. Mit ihren kräftigen Kiefern schneiden sie große Löcher in das Material, egal ob Moskitonetz oder Zeltboden. Zunächst versuche ich sie zu vertreiben, in dem ich möglichst viele erschlage. Es ist unheimlich, dass bald etliche von ihnen auch im Inneren des Zeltes aktiv sind. Dabei sind sie zwar nicht sehr aggressiv, beißen sich aber unangenehm fest, wenn man ihnen die Gelegenheit bietet. Wenn ich glaube, dass ich gewonnen habe, und der Spuk vorbei ist, beginnen bald darauf wieder die gruseligen Laute. O.K, das Zelt ist schon alt und hat mir treue Dienste geleistet, aber muss es wirklich so ein schreckliches Ende finden...
            Schließlich kapituliere ich, und baue das Zelt ab, wobei ich versuche alle Invasoren abzuschütteln. Nachdem ich es ein Stück weiter wieder aufgebaut habe, kehrt endlich Ruhe ein. Am nächsten Morgen nehme ich im Licht des Tages das ganze Ausmaß der Zerstörung wahr. Unglaublich, welch große Löcher die Ameisen in der kurzen Zeit in meine Sachen gebissen haben. Der Eingang des Innenzeltes ist am stärksten in Mitleidenschaft gezogen, aber auch der Boden hat mehrere Löcher, das Außenzelt lediglich eines. Unglaublicherweise haben die Biester die es in mein Zelt geschafft hatten, sogar Löcher in den Trockensack und mein Hemd gebissen!
            Keine Ahnung warum die Welt ein Müllproblem hat, Blattschneiderameisen scheinen mit jedem Material fertig zu werden!


            Nur ein kleiner Teil der Zerstörungen...


            Der Tuichi ist jetzt ein richtiger Strom. Durch die große Wassermenge bilden sich in Engstellen und Kurven wuchtige Verschneidungen. Wenn man hier nicht gut aufpasst und stets bereit ist, sich mit dem Paddel abzustützen, landet man schnell im Bach...
            Wer sich die Strömung im Fluss als eine Linie vorstellt, liegt hier häufig total falsch. Dem Fluss des Wassers so geschickt wie möglich zu folgen, ergibt eher einen Zick-Zack Kurs, als eine Gerade...
            Ich weiß, dass es nicht mehr weit bis zur Mündung in den Beni ist, daher schlage ich relativ früh noch einmal ein schönes Lager am Tuichi unterhalb einer steilen Abbruchkante auf.


            Mein letztes Lager am Tuichi


            Ganz in der Nähe befindet sich ein idealer Aussichtspunkt auf einer Böschung über dem Fluss. Nach einigem Suchen und einer kleinen Kletteraktion bin ich schließlich oben, und stehe zu meiner Verwunderung fast im "Vorgarten" eines Touristencamps...
            Gut, es ist niemand zu sehen, aber ganz so dicht bei einem Camp wollte ich eigentlich nicht zelten...


            Toller Aussichtspunkt


            Tatsächlich zeigt sich von hier oben recht gut die Weite der Flusslandschaft.


            Weite Flusslandschaft


            Am Eingang der Schlucht von einem Nebenbach, lassen sich einige schöne Schmetterlinge fotografieren.





            Schmetterlinge


            Dann mache ich mich an die Erkundung der kleinen, schattigen Schlucht. Zwischen dem üppigen Bewuchs sitzen viele große Spinnen. Die Kiesel, die aus dem Lehm des steilen Ufers ragen, wirken wie eingesetzt. Ein toller Ort!




            Schattige Schlucht


            Schließlich gelange ich an einen Miniwasserfall, der in einen Pool fällt. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, in dem klaren, erfrischenden Wasser ein Bad zu nehmen...


            Nette Badestelle


            Während die Nächte am Anfang der Tour auf dem Tuichi noch stockfinster waren, erleuchtet nun ein fast voller Mond die Landschaft und verlockt dazu, auf dem Rücken im Sand liegend, die Wärme der Tropennacht zu genießen.
            Ich bin etwas traurig, da die Tour auf dem Tuichi morgen zu Ende geht. Insgesamt gesehen, habe ich hier ein tolles Abenteuer erlebt, mit einer guten Mischung aus Anspannung und Entspannung. So soll es sein!


            Der Mond erleuchtet die Nacht


            Abschied vom Tuichi


            Am Morgen bin ich noch nicht lange unterwegs, als ich die Einmündung des Tuichi in den Rio Beni erreiche. Alle Flüsse des bolivianischen Tieflands erreichen bald hinter der brasilianischen Grenze den Rio Madeira, der einer der größten Nebenflüsse des Amazonas ist.
            Der Beni ist ein deutlich größerer Fluss, der aber auch teilweise recht flott strömt. Mit dem Packraft kann man sich auf so einem Fluss schon wie in einer Nussschale fühlen...
            Ich lasse den Posten der Nationalparkranger am Ufer links liegen und fahre bald in eine schöne Schlucht zwischen grünen Bergen ein. Als ich einige Männer sehe, die offenbar Vermessungsarbeiten vornehmen, schwant mir Böses: Schon seit langem gibt es den Plan hier einen Staudamm zu errichten, der dann auch weite Teile des Madidi Nationalparks überfluten würde. Es schien so, als wäre dieser Plan zu den Akten gelegt worden, und ich will nicht hoffen, dass er jetzt irgendwann doch realisiert wird...


            Am Rio Beni


            Mittlerweile sind zahlreiche Boote auf dem Fluss. Viele der Insassen heben die Daumen für meine sportliche Anstrengung, oder rufen mir Aufmunterndes zu. Sogar sechs Soldaten oder ähnliches in Tarnanzügen die mich überholen, mustern mich zwar zunächst kritisch, scheinen meine Aktion aber dann auch gut zu finden.
            Ich muss noch ganz schön paddeln, bis ich gegen Mittag die 10.000 Einwohnerstadt Rurrenabaque erreiche, wo meine nächste Tour beginnen soll.


            Wer wissen will, wie mein Bolivienabenteuer weiter geht http://

            geraldtrekkt.blogspot.de
            http://geraldtrekkt.blogspot.de

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            • Mika Hautamaeki
              Alter Hase
              • 30.05.2007
              • 3979
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

              Herrlich geschrieben! Vielen Dank für die tollen Bilder! Aber die Ameisen sind ja wirklich ein Graus!
              So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
              A. v. Humboldt.

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              • Linnaeus
                Dauerbesucher
                • 21.02.2006
                • 589

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                Danke auch von mir, dass du uns hast teilhaben lassen an deinem Abenteuer!

                OT: Lies mal "Brasilianisches Abenteuer" von Peter Flemming, dem Bruder des James-Bond-Erfinders. Du wirdst deinen Spaß daran haben!

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                • Wildniswanderer
                  Erfahren
                  • 08.11.2008
                  • 402
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                  Zitat von Linnaeus Beitrag anzeigen
                  Danke auch von mir, dass du uns hast teilhaben lassen an deinem Abenteuer!

                  OT: Lies mal "Brasilianisches Abenteuer" von Peter Flemming, dem Bruder des James-Bond-Erfinders. Du wirdst deinen Spaß daran haben!
                  Das kenne ich noch nicht, aber ich habe das Buch gelesen, in dem er mit Ella Maillard in China unterwegs ist, fand ich recht gut.
                  http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                  • Linnaeus
                    Dauerbesucher
                    • 21.02.2006
                    • 589

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                    OT: Kenne ich auch. Das "Brasilianische Abenteuer" ist aber besser! Weniger wegen des Erfolges der "Expedition", da gibt es nämlich nichts zu beschönigen: Es handelt sich eher um eine ausführliche Veranschaulichung von Murphy´s Law. Zum Schießen komisch!

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                    • BohnenBub
                      Erfahren
                      • 15.09.2012
                      • 294
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                      Auch hier noch mal: Sehr coole Unternehmung, Gerald!

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                      • qwertzui
                        Alter Hase
                        • 17.07.2013
                        • 2872
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                        Also die Nacht mit den Blattschneiderameisen kann man sich so richtig als Horrorfilm vorstellen. Wer braucht andere Unterhaltung, wenn er ODS hat. Danke für den spannenden Bericht!

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                        • berlinbyebye
                          Fuchs
                          • 30.05.2009
                          • 1197
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                          Zitat von Wildniswanderer Beitrag anzeigen
                          ....Bestimmt zwanzig Minuten bleibe ich wie gelähmt auf meinem Baumstumpf sitzen und versuche ohne von Panik erfasst zu werden meine Optionen durchzugehen. Diese sind aber äußerst beschränkt...
                          Wahnsinnig gute Story....

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                          • Wildniswanderer
                            Erfahren
                            • 08.11.2008
                            • 402
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                            Vielen Dank an alle für die netten Kommentare!
                            http://geraldtrekkt.blogspot.de

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                            • robert77654
                              Erfahren
                              • 10.01.2010
                              • 335
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                              Interessanter Bericht, gute Fotos. Verrätst du Reisezeit und -dauer (eventuell habe ich das überlesen)?
                              Meine Homepage

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                              • Dogmann
                                Fuchs
                                • 27.09.2015
                                • 1022
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                Spitzen Fotos, schöner Bericht, dein Zelt hats aber erwischt!
                                Richtig wohl fühle ich mich nur draußen !

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                                • Julia
                                  Fuchs
                                  • 08.01.2004
                                  • 1384

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                  Da hab ich doch wirklich erst jetzt Deinen Bericht gefunden! Und gerade vorher, beim Lesen von Libertists Asienabenteuern daran gedacht, dass eigentlich auch von Dir bald mal wieder was fällig sein müsste !

                                  Was mir an Deinen Berichten immer so besonders gut gefällt, ist, dass Du auch die Tierwelt in den Gebieten, die Du bereist, nicht nur ein wenig dokumentiertst, sondern auch aufzusuchen bemühst. Das schätze ich sehr, weil es mich selbst so sehr interessiert, und vermisse es ein wenig in den sonst so grossartig landschaftlich bebilderten und dokumentierten Brichten anderer "Kollegen" .

                                  Und jetzt muss ich gleich Deinem weiterführenden Link folgend noch mehr entdecken!

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                                  • berniehh
                                    Fuchs
                                    • 31.01.2011
                                    • 2402
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                    Zitat von robert77654 Beitrag anzeigen
                                    Interessanter Bericht, gute Fotos. Verrätst du Reisezeit und -dauer (eventuell habe ich das überlesen)?
                                    Da Gerald gerade auf Tour ist antworte ich mal: insgesamt drei Monate war er in Bolivien unterwegs, im Herbst 2015 (wenn ich mich richtig erinnere ab September).
                                    www.trekking.magix.net

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                                    • Nita
                                      Fuchs
                                      • 11.07.2008
                                      • 1721
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                      Oh Gott, wie gut, dass es nicht ich dort war
                                      Toll geschrieben, super Fotos, krasse Abenteuer (gut, was gut endet!)!

                                      Aus Peru,
                                      Nita
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                                        #39
                                        AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                        Ich kannte deinen Bericht von dieser tollen Tour schon ein paar Jahre, aber jetzt habe ich ihn mit viel Vergnügen noch einmal gelesen. Jetzt mit viel besserer eigener Kenntnis der Natur dort war das fast wie einen neuen Bericht lesen.

                                        Ah ja, und für Nachpaddler habe ich noch die Einsatzstelle gefunden: https://goo.gl/maps/oEMbghburUu7gpP69

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                                        • Wildniswanderer
                                          Erfahren
                                          • 08.11.2008
                                          • 402
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                                          #40
                                          AW: [BO] Wildes Wasser, grüner Wald - Packrafting Rio Tuichi

                                          Vielen Dank für den netten Kommentar!
                                          http://geraldtrekkt.blogspot.de

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