[FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

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    • 20.03.2016
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    • Meine Reisen

    [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Vorwort
    Meine Trekkingtour fand schon im Juni 2014 statt. Ich habe auf meinen Blog danach einen Reisebericht veröffentlicht. Nun möchte ich es nachholen, diesen auch noch hier zu posten, weil ich während der Vorbereitung einige wichtigen Informationen hier gefunden haben.

    Ich habe die Tour zusammen mit einem Freund aus Zürich unternommen. Auf seinen Wunsch habe ich weder seinen Namen in meinem Bericht erwähnt, noch Fotos von ihm eingefügt.

    In meinem Bericht finden haben vor allem Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, persönlichen Erlebnissen und Begegnungen mit Menschen Platz. Weniger oder gar nicht habe ich mich um Weg- und Landschaftsbeschreibungen gekümmert. Wer einen solchen Bericht sucht, möge mir verzeihen und weiter suchen. Allen anderen wünsche ich viel Spass beim Lesen.

    Freitag, 06.06.2014 – Abreise St. Gallen
    Am Vorabend habe ich nochmals meine Ausrüstung geprüft und den Rucksack gepackt. Ich musste vor allem noch das Essen portionieren. Müsli für das Frühstück, Instant-Zeug für Abend und Mittag. Der Rucksack ist rappelvoll und wiegt ca. 15 kg inkl. 2 l Wasser.

    Ich war ziemlich nervös und mein Schwager holte mich am Morgen (verspätet) zu Hause ab und fuhr mich zum Bahnhof. Beim iPhone schaltete ich alle Dienste aus, um Akku zu sparen. Ich fuhr ohne Lesestoff nach Zürich, weil am Bahnhof keine Zeit mehr zum Einkaufen blieb. Auch Frühstück fiel somit aus. Die Wetterprognose ist gut und bis Sonntag (Pfingsten) soll es sonnig und heiss sein. Die Regenhülle für den Rucksack ist auf jeden Fall zu klein, wenn dieser voll gepackt ist. Der Abschied von zu Hause fiel mir schwer und ich war wehmütig. Aber wird schon. Wissembourg wir kommen!


    Bahnhof Winden Pfalz

    Freitag, 06.06.2014 abends, Camping du Fleckenstein (20 km)
    Um 07.00 Uhr habe ich meinen Wanderpartner in Zürich im Zug nach Basel getroffen. Wir haben beide gelacht und waren vergnügt, dass es endlich los geht. Die Fahrt nach Basel und dann mit dem ICE nach Karlsruhe war kurzweilig. Wir diskutierten noch über Ausrüstung, Strecke, Wetter usw. In Basel haben wir uns noch mit Gebäck für das Frühstück eingedeckt. In Karlsruhe ging es dann mit der Regionalbahn (Dieseltriebwagen) nach nach Winden Pfalz. Der Bahnhof in Winden war ziemlich Provinz. Neben dem Bahnhofsgebäude Einfamilienhäuser; sonst nichts zu sehen. 40 Minuten später kam der Zug nach Wissembourg. Zwei etwas belämmerte Gestalten quatschten uns im Zug voll. Die eine fragte, ob Wissembourg nun bereits in Frankreich läge. Minuten später erkundigte sie sich, ob denn Strasbourg gleich in der Nähe sei. Dann sollten wir ihr die Handtasche öffnen (um die Taschentücher herauszunehmen), weil sie gerade ihre Nägel lackiert hätte. Wir lachten. In Wissembourg gingen wir noch schnell zu Lidl und ich kaufte Brötchen und Käse als Proviant. Wasser gab es nur in grossen Flaschen und Tabak (wie wir auch noch später merkten) gibt es nur in Tabakläden. Dann ging es endlich auf den Rotstrich. Obwohl wir es gemütlich angingen, waren die ersten Kilometer hart an der prallen Sonne auf dem Asphalt Zuerst durch das Städtchen und Einfamilienhausquartiere und dann langsam raus in den Wald. Am Col du Pigeonnier machten wir eine kurze Pause und ich ass meinen Frühstücks-Brownie. Dann ging es weiter nach Climbach. An einem Brunnen fragten wir eine Elsässerin nach einem Restaurant und sie gab uns bereitwillig Auskunft. Im Restaurant gab es Wasser für mich und ein Bier für meinen Kollegen. Eigentlich war hier schon unser erstes Etappenziel aber wir wollten auf jeden Fall noch weiter. Es gibt bergauf zur Burg Fleckenstein. Wir bogen aber irgendwo zu früh links ab. Als wir anhand der Beschilderung, die bis dahin übrigens sehr gut war, merkten, dass wir auf dem roten Kreuz und nicht mehr dem roten Strich waren, mussten wir eine Orientierungspause einlegen. Mit Karte und einem kurzen Blick auf Google Maps fanden wir unseren Standort und beschlossen, eine alternative Route zum Campingplatz einzuschlagen. Wir waren auch schon zu weit vom Rotstrich entfernt, als dass wir zurücklaufen mochten. So erreichten wir über das blaue Kreuz den Campingplatz du Fleckenstein an einem kleinen Stausee. Es gab Platz auf dem Camping. Wir bezahlten 12 EUR und stellten unsere Zelte auf. Froh hier zu sein gingen wir zum See und kühlten unsere Füsse im Wasser. Vor allem die Fusssohle schmerzte. Mein Nacken war auch ziemlich angeschlagen.


    Stausee am Camping du Fleckenstein

    Es gab kein Mobilfunknetz, weil der Camping in einem Kessel lag uns so konnte ich weder Telefonieren noch SMS nach Hause schreiben, was mich stresste. Ich sah eine Telefonzelle dort konnte man aber nur mit Karte bezahlen. Auf unserem Platz waren auch noch zwei Deutsche die in den letzten 10 Tagen auf dem Rotstrich unterwegs waren und sich tags zuvor elend im Katzenthal-Wald verlaufen haben. Sie wollten tags darauf zurück nach Hause fahren. Wir stellten fest, dass ihre 50000er-Karten nichts wert waren und froh, dass wir die 25000-er mitgenommen hatten. Später assen wir am See und duschten. Ein toller Einstiegstag. Der Plan für Samstag ist Niederbronn-les-Bains. Wieder eine Campingplatz. Es ist aber ziemlich weit. Am Abend hat uns ein Camper (ein Wissembourger) angesprochen und erzählt, dass er früher in der Schweiz auf dem Rhein Matrose war. Er sei den GR53 bis Italien gelaufen. Dann spendierte er meinem Wanderpartner noch ein Bier. Müde krochen wir ins Zelt. Ich schlief lange nicht und meine Therm-a-rest quietschte bei jeder Bewegung. Irgendwann fielen mir aber die Augen zu.

    Samstag, 07.06.2014, Wald vor Windstein (13,5 km)
    Heute Morgen auf dem Camping um ca. 05.15 Uhr erwacht und dann noch etwas liegen geblieben. In der Nacht war es ziemlich warm. Die Nachbarn, Deutsche aus Niedersachsen, sind bereits losgezogen. Wir kochten uns Tee und fingen an zusammenzupacken. Drei Stunden später um 10.30 Uhr ging es los. Alles trocknen und wieder richtig verpacken dauert. Wir würden in den folgenden Tagen jedoch noch schneller werden. Nach einer Stunde machten wir bei der Burg Fleckenstein Halt und mein Wanderpartner versorgte seine Blasen an den Füssen. Wir kamen dann am Zigeunerfelsen vorbei und gingen weiter nach Obersteinbach. Wir assen zu Mittag im Hotel Anthon. Eine (!) Ravioli mit Lachs aber es war wirklich genug. Es gab Brunnen im Ort und so füllten wir unsere Wasservorräte auf, bevor es weiter ging. Mademoiselle suchte uns noch die Telefonnummer des Camping Heidenkopf (http://www.camping-niederbronn.eu) heraus. Wir wollten dort übernachten. Zwischenziel war Windstein. Wir merkten aber bald, dass wir es nicht bis zum Camping schaffen würden. Auf einem Pass machten wir Pause. Mein Wanderpartner hatte sich zwei neue Blasen gelaufen. Wir waren übrigens auf den Weg mit dem grünen Dreieck ausgewichen, weil dort nicht so viele Höhenmeter zu überwinden waren und wir von den Burgen schon genug gesehen hatten. Dort oben sieht man nur Wald und Hügel. Wir studierten die Optionen: Runter nach Windstein oder hier oben campieren. Wir rekognoszierten das Gelände nach geeigneten Plätzen. Ich fand an einem vom Weg abfallenden Hang eine mit Laub bedeckte Terasse im Wald. Da es dort düster war, zögerte ich den Platz vorzuschlagen. Mein Wanderpartner war aber begeistert und so stellten wir unsere Zelte dort auf. Danach packten wir unsere Sitzkissen (eines der wichtigsten Dinge die ich mitgenommen hatte) und kraxelten wieder hoch zu Weg und setzten uns 50 Meter weiter auf der Lichtung an den Wegrand. Dort sassen wir eine ganze Weile. Gegen 17.00 Uhr fuhren zwei Jeeps heran und hielten an. Sechs Männer in Jäger-/Fortswartbekleidung stiegen aus. Wir beobachteten dies Szenerie mit Skepsis von der Lichtung aus. Die Männer stiefelten herum und gingen auf den Wegrand zu, dort wo am Hang unten unsere Zelte standen. Uns war klar, dass sie die Zelte sehen mussten. Supertreffer. Am Pfingstsamstag fahren sechs Leute in den Wald und halten genau dort an, wo unsere Zelte standen. Einer der Männer sah uns und kam auf uns zu. Ich stand auf und begrüsste ihn mit einem Bonjour. Er fragte uns auf Französisch, ob dies dort unsere Zelte seien. Ich bejate. Privée, interdit etc., machte er zu verstehen. Er erklärte, dass dies (sein) Privatwald sei und es verboten wäre, dort zu zelten. Zudem wolle er nicht, dass der ganze Wald abbrennt. Mein Wanderpartner fragte ihn dann auf Deutsch, ob zwei arme Wanderer mit kaputten Füssen nicht eine Nacht dort übernachten dürften. Der Mann vollzog einen Sinneswandel und liess und bleiben. Wir sollten aber auf keinen Fall Feuer machen. Wir wollten eigentlich kochen versprachen aber auf Feuer zu verzichten, was wir dann auch machten. Wir hatten noch Walliser Roggenbrot, Wurst, Knäckebrot und Schokoriegel. Das war unser Abendessen. Nach der Katzenwäsche verkrochen wir uns ins Zelt. Ich war gespannt, wie die Nacht werden würde.


    Unser Lager im Wald

    Pfingstsonntag, 05.06.2014 (7 km)
    Die Nacht war ruhig. Ich schlief aber bis Mitternacht nicht ein. Ich beobachtete, wie das Licht weniger und die Geräusche aus dem Wald mehr wurden. Ich spitzte die Ohren um zu erkennen, welche Tiere da um mein Zelt im Laub herumspazierten. Bis auf einen Igel (oder etwas ähnlich kleines) konnte ich aber nichts erkennen. Am frühen Morgen war es extrem still. Keine Vögel, kein Wind. Ich wachte am Morgen vor sechs Uhr auf, ging aus dem Zelt und fing an zusammenzuräumen. Mein Wanderpartner war ob der frühen Tagwache etwas stinkig und räumte schweigend sein Zelt zusammen. Später einigten wir aus darauf, dass wir jeweils bis sieben Uhr Nachtruhe wahren wollten. Wir liefen los und nach ca. 15 Minuten standen wir vor einer Gîte. Draussen standen Tische und Stühle und wir beschlossen etwas zu trinken. Nach zwei Orangina war die Gastwirtin so freundlich und füllte unsere Wasservorräte auf.


    Der Rotstrich

    Der GR53 würde auf dieser Etappe über den Grand Wintersberg führen. Die Gastwirtin meinte, es gebe dort nichts zu sehen. Wir sollen doch dem rot-weiss-roten Weg folgen. Wir packten diese Gelegenheit und folgten dem Weg nach Niederbronn-Les-Bains. Unterwegs machten wir an einer Lichtung Pause und kochten uns Asia-Suppe zum Frühstück. Um ca. 11.30 Uhr waren wir auf dem Campingplatz du Heidenkopf und an der Recéption erwähnte ich unsere Reservierung worauf wir einen Platz zugeteilt erhielte. Dort war noch eine Gruppe Kletterer aus Österreich. Offenbar waren die Sandsteinfelsen in der Nähe Kletterparadise. Nach dem Zeltaufbau wuschen wir Wäsche und duschten uns. Auf dem Camping gab es nichts zu kaufen. Man sagte uns, dass es eine Tankstelle Richtung Richtershausen gäbe, die offen haben würde. Ich marschierte bei 34 Grad an der Sonne los. Durch den Ort und zurück und ich fand keine Tankstelle. Ich kehrte zurück und wir schmiedeten noch die Pläne für den nächsten Tag. Die Etappe ist ist lang und die Füsse meines Wanderpartners schmerzen wegen der Blasen. Meine Frau schrieb, dass das Wetter sonnig und heiss bleibt. Evt. geht es morgen früh los. Jedenfalls soll es heute Abend Grill mit Merguez und Brot geben.

    Pfingstmontag, 09.06.2014 (30 km)
    Gestern Abend sind wird dann gegen 20.00 Uhr zur Recéption gegangen wegen der Merguez. Mein Wanderkollege hatte bereits vorher eine Wander-Mahlzeit (gerfriergetrocknetes Irdgendetwas) gegesse, weil der Hunger zu gross war. Eir bestellten Bier, Orangina und Mergues für mich. Neben der Tatsache, dass ich kein Fleisch esse und sowieso kein Lamm, war das Ganze ziemlich sonderbar. Es gesellten sich immer mehr Leute dazu. Gegen 21.00 Uhr landete dann mein Baguette zum Rüsten auf dem Grill. Mit Ketchup und Harissa bestrichen bekam ich sie in die Hand. Was noch nicht bedeutete, dass etwa die Würste fertig wären. In einer stoischen Ruhe verschob der Grillmeister (der Bruder des Camping-Inhabers Olivier) die fetttriefenden Würste von einer Seite des Rosts auf die andere. Das Glut ging aus. Fichtenreisig wurde nachgelegt und ein unglaublicher Rauch räucherte die Würste und das in die Glut gespritzte Wasser tat das Seinige dazu. Gefühlte 2 Stunden später legte le Chef die beiden Merguez in mein Baguette. Ein Traum! Seit 2 1/2 das erste richtige Fleisch. Ich weiss nicht, ob ich den Lammgeschmack ob des Hungers einfach nicht merkte oder ob es einfach Rindfleisch war. Wir kamen mit zwei Deutschen (Christian und Christine) und ihrer Tochter ins Gespräch. Sie lebten im Elsass. Mein Wanderkollege gönnte sich dann auch noch ein zweites Abendessen mit einem Merguez-Baguette und das Bier lief auch gut. Ich blieb indes bei meinem Orangina. Ich hatte seit 20 Jahren keines mehr und es schmeckte toll. Der Campingplatzbesitzer hat noch grosse Pläne wie wir erfuhren. Jedenfalls der schönste Camping bis jetzt auf unserer Tour. Der Abend wurde späte. Mein Wanderkollege tauschte mit den Elsässern noch die Telefonnummer und lud sie (für den Fall eines Schweizbesuchs) zu sich ein. Wir gingen um 23.00 Uhr mit der Absicht früh aufzustehen schlafen. Trotz lauten Lachens und Diskutierens unsere österreichischen Kletternachbarn, die sich mit einem heiteren Ratespiel vergnügten, schlief ich müde ein. Um 04.30 Uhr erwachte ich und mein Kollege offenbar auch. Er flüsterte mir rüber, ob wir schon los gehen wollten. Ich hatte Kopfschmerzen und hatte gerade eine Tablette genommen, wollte aber auch los und bejahte. Eine Stunde später waren wir parat. Der Tag würde heiss werden und wir füllten unsere Wassersäcke. Um 05.45 Uhr verliessen wir den Camping, während noch alle schliefen. Wir wollten schauen, dass wir bis Lichtenberg (gemäss Plan das Tagesziel) kommen könnten. Mein Kollege wollte aber wegen der Füsse noch keine Versprechungen machen. Wir durchliefen das noch schlafende Niederbronn-les-Bains.


    Geisterbahnhof von Niederbronn-les-bains

    In einer Boulangerie fragten wir nach Croissants. Es gab noch keine. Als weiter auf den Rotstrich. Wir hatten am Vorabend zwei Abkürzungen (Gipfel auslassen) via Rot-Weiss-Rot ausgemacht welche mir auch nehmen wollten. Es war kühl im Wald, was uns beim ersten Anstieg entgegenkam. An einem Col mit Schutzhütte machten wir Frühstückspause mit einem (inzwischen labrigen) Baguette, das uns Olivier am Vorabend überlassen hatte. Danach ging es weiter und um 12.15 Uhr waren wir nach ca. 18 km in Lichtenberg, einem Dorf im Dornröschenschlaf. Es gab aber zwei Hotels mit Restaurant und wir liessen uns in einem auf der Terasse auf die Stühle nieder. Die alte Frau die uns bediente und auch kochte, war offenbar alleine. Das Hotel hatte den Chic der 20-er/30-er Jahre. Die Zeit schien dort stehen geblieben zu sein. Wir assen grösszügig und an den Nebentisch setzte sich ein junger Wanderer mit Rother-Vogesen-Führer. Wir kamen sofort ins Gespräch. Er hiess Lukas, war 21 und kam aus Deutschland. Er wollte heute noch ein Stück weiter und wir liessen uns anstecken, zumal das Hotel (und die vorher von aussen besichtige Aubèrge) nicht zum Übernachten ermutigten. Die Füsse meines Wanderkollegen waren soweit in Ordnung uns so verliessen wir zusammen mit Lukas gegen 13.30 Uhr Lichtenberg Richtung La Petite Pierre. Wimmenau war in ca. 1 Stunde zu erreichen aber das Nest war tot und glühte in der Mittagshitze, so dass wir schnell das Weite suchten. Der Campingplatz in La Petite Pierre wurde unser Ziel. Meine Anrufversuche zwecks Reservation waren vergebens; es ging keiner ran. Gegen 17.00 Uhr waren wir vor Eckartsweiler und wir waren nur einfach fertig. Es war heiss und wird setzten uns auf eine Bank unter einem Baum. Nebenan standen ein Wohnmobil und ein Motorradfahrer. Mein Wanderkollege ergriff die Initiative und versuchte dem Motorradfahrer klar zu machen, dass wir nach La Petite Pierre wollten. Er verstand irgendwann und sprach mit der Familie im Camper. Wir durften mit! Wir stiegen ein und wurden nach La Petite Pierre gefahren. Die Familie war auf dem Nachhauseweg nach Nancy und der Campingplatz lag auf dem Weg. Sie sprachen kein Wort Deutsch waren aber herzlich und hilfsbereit. Der Camping lag ein ganzes Stück unterhalb der Ortschaft und es wurde uns klar, dass wir es zu Fuss nicht mehr hierhin geschafft hätte. Der Campingplatz war ziemlich versifft. Vom Besitzer bis zu den Sanitäranlagen. Das war uns aber weitgehend wurscht. Wir stellten die Zelte auf und duschten. Inzwischen traf Lukas ein und fragte sich verwundert, wie wir es vor ihm hierher geschafft hätten. Wir klärten ihn auf und nahmen ihn mit zu einem ca. 1 km weiter oben an der Strasse gelegenen Restaurant. Mit Rücksicht auf Lukas (sein Budget war ziemlich eng wie er erzählte) beliessen wir es mit Getränken und wollten uns später auf dem Camping etwas zu Essen machen. Es gab Instand-Zeugs aus der Tüte und wir gingen ohne konkrete Pläne für morgen zu Bett. 30 km haben ihre Spuren hinterlassen.

    Dienstag, 10 Juni 2014 (17 km)
    Heute Morgen sind wir erst um acht Uhr aufgestanden. Unser Zeltnachbar Lukas packte früh zusammen und war um sieben Uhr weg. Wir haben ihn nicht wieder gesehen. Das Wetter war am Morgen bewölkt und über Nacht war es feucht (der Campingplatz liegt an einem dieser braunen Tümpel) und das Zelt war nass. Wir legten alles zum Trocknen aus und beschlossen um 11.00 Uhr aufzubrechen. Ich hatte Zeit für mein Oat-Meal, mein Kollege verzichtete hingegen auf Frühstück. Die Wäsche hing noch auf der Leine und wir schauten derweil in die Wanderkarten und sahen, dass wir bis nach Saverne mussten, weil unter anderem Einkaufen (ausser Instant-Zeug waren nichts mehr da) angesagt war und wir auf keinen Fall nach La Petite Pierre hochkraxeln wollten. Der GR53 führte auf den nächsten Berg und entlang dem Grats. Wir entschieden uns für einen leichteren Weg (gelbe Raute) durchs Tal. Bis nach Oberhofen führte ein sehr schmaler teilweise ziemlich zugewachsener Pfad durch den Wald immer etwa 20 Meter neben der Strasse hangaufwärts. Das Tempo war gemächlich und in Oberhofen machten wir Pause. Das einzige Restaurant (eines von etwa 10 Häusern insgesamt) hatte Ruhetag und Orangina fiel aus. Ich hatte Probleme mit dem Magen und der Verdauung und so hielt sich der Spass beim Gehen in Grenzen. Das Wetter war wegen der immer dichteren Bewölkung schwül. Mindestens brannte uns aber die Sonne nicht auf den Kopf, als wir vor Saverne im offenen Gelände eine TGV-Strecke und die Autobahn Strasbourg-Paris überquerten.


    Überquerung einer neuen TGV-Trasse vor Saverne

    Endlich in der Stadt hielt sich unser kulturelles Interesse an Saverne in Grenzen. Es war heiss, wir waren müde und in der ganzen Stadt schien es keinen Lebensmittelladen zu gehen. Der Supermarkt befände sich 20 Minuten von hier und erst beim zweiten Mal fragen führte uns die Beschreibung in die Altstadt zu einem kleinen Coop. Inwzischen hatten sich die schwarzen Wolken schon bedrohlich über unseren Köpfen zusammengezogen. Im Coop deckten wir uns mit Wurst, Gummibärchen, Bier, Wasser, Chips und Schokoriegel ein. In einer Apotheke holte mein Kollege noch Blasenpflasternachschub. Brot und Süssgebäck (3 nehmen – 2 bezahlen) bekamen wir in der Boulangerie. Auf der Gasse setzten wir uns auf eine Bank und stürzten uns auf die Rosinenschnecken und Pain au chocolat. Der avisierte Campingplatz (www.camping-lesportesdalsace.com) war nach Karte ziemlich weit entfernt. Wie aus dem Nichts fuhr ein Taxi heran und parkierte neben uns. Mein Kollege sprach den Fahrer an. Er erklärte, dass er auf eine Madame die jetzt noch bei der Pedicure sei, warte uns aber problemlos zusammen mit ihr für 5 EUR zum Camping fahren könne. Die Fahrt war kurz aber es ging ziemlich den Berg hinauf und so waren wir froh, nicht zu Fuss gehen zu müssen. Der Camping war schick. Nach den allabendlichen Arbeiten assen wir etwas zu Abend , sassen noch bis 09.00 Uhr auf einer Bank, quatschten und planten den Mittwoch.


    Campingplatz in Saverne – unsere Zelte ganz hinten

    Mittwoch, 11. Juni 2014 (15,5 km)
    Der Abend auf dem Camping war toll. In der Nacht stürmte es und wir mussten die nassen Sachen nochmals zum Trocknen aufhängen. Zum Frühstück gab es Schokoriegel. Gegen 09.15 Uhr gingen wir (ohne Wurst und Käse die wir am Abend zuvor im Kühlschrank an der Reception deponiert hatten) los. Zum Glück bemerkten wir es früh und ich ging nochmals zurück und holte die Sachen. Wir gingen heute auf dem G53 weiter. Es sollte die landschaftlich schönste Etappe werten. Zuerst Château du Haut-Barr, wo wir beim Orangina eine schweizer Familie trafen, die mit dem Hausboote in Saverne Station machte und zu einem kleinen Veloausflug aufgebrochen war. Danach ging es weiter durch endlose Wälder mit vielen Höhenmetern. Mittagessen im Wald und dann weiter Richtung Réfuge du grand Tétras. Mein Wanderkollege war heute ziemlich genervt. Seine schmerzenden Füsse und mein forsches Tempo waren nicht kompatibel und so liefen wir weitgehend getrennt. Bei Dabo gingen wir auf den Camping du Roches (http://www.ot-dabo.fr/hebergement/camping-de.htm). Wir trafen den stellvertretenden Platzwart an, der gut Deutsch sprach und uns Bier und Orangensaft brachte. Auf dem Camping gab es noch ein deutsches Paar mit einem Lada und ein Mann mit Camper. Es war also ziemlich friedlich. Duschen, Essen kochen, waschen. Danach planten wir die letzten Tage, an denen wir nicht mehr viel Zivilisation antreffen würden. Morgen möchten wir bis vor Urmatt zum Camping. Das sind 16 km.


    Sonnenaufgang auf dem idyllischen Camping du Roches

    Donnerstag, 12. Juni 2014 (18, km)
    Gegen 07.00 Uhr standen wir auf. Wir hatten Brot, Croissants und Pain au cholocat bestellt die wir abholen konnten. Wir machten Tee und assen unsere frischen Brötchen. Nach dem Wasser fassen ging es um 09.00 Uhr los. Ziel war der Camping le Luttenbach. Zuerst mussten wir aber über den 960 Meter hohen Schneeberg. Zweites Frühstück bei Wangenbourg um 11.00 Uhr mit Baguette, Käse und Wurst. Um ca. 13.00 Uhr waren wir auf dem Schneeberg. Wir trafen eine Frau, ca. 60, die hier die nach buddhistischer Tradition Asche ihres vor zwei Jahren verstorbenen Sohnes verstreut hatte. Er wurde gerade mal 32 Jahre alt. Während eines 10-Kilometer-Laufs fiel er einfach um. Herzinfarkt. Er war Vegetarier, Hochleistungssportler, trank keinen Alkohol und rauchte nicht. Seine Mutter hatte ihm an diesem Tag weisse Rosen, Mangos, Gummibärchen und Getränke auf den Schneeberg gebracht. Wir unterhielten uns lange. Dann stiegen wir ab und die Begegnung beschäftigte mich noch eine Weile. Der Weg zog sich unheimlich in die Länge. Wir erreichten erst um 17.00 Uhr den schäbigen Campingplatz du Luttenbach. Die “sanitären Anlagen” waren in einer Art umgebautem Kuhstall untergebracht. Duschen und dann ins nahe gelegene Restaurant Winstub le Hohenstein. Wir assen Flammkuchen à discrétion. Nature, Champignons und Murtes. Zum Schluss einen mit roten Beeren. Wir platzten fast. Dazu Orangina und Bier. Später wurde es etwas gewittrig aber der Regen zog vorbei und die Nacht war ruhig.


    Elsässer Flammkuchen. Lecker!

    Freitag, 13. Juni 2014 (16 km)
    Wir sind auf dem 1008 Meter hohen Rochér de Mutzig. Heute morgen sind wir um 07.00 Uhr aufgestanden. Ich habe in dem versifften Camping-Bad nochmals warm geduscht. Zelte trocknen, Tee trinken und noch auf die Wäsche warten, bis sie die Sonne getrocknet hat. Um 09.15 Uhr ging es los. Wir wollten nach Oberhaslach oder Urmatt trampen. Wir versuchten es aber nicht besonders lange und gingen dann zu Fuss weiter. Am Mittag waren wir in Urmatt und kauften Wurst, Brot, Käse, Riegel und je 1l Wasser extra. Mein Wanderkollege gönnte sich noch eine Flasche Bier für den Gipfel. Unsere 2l-Wassersäcke füllten wir am Dorfbrunnen nochmals auf bevor es in die Wildnis gehen sollte. Aber zuerst ausgiebiges Mittagessen auf dem Dorfplatz. Der Aufstieg war zünftig. Wir starteten auf ca. 300 Meter. In Serpentinen ging es zuerst zur Porte de Pierre und dann auf den Rochér de Mutzig. Wir stellten die Zele auf dem Gipfel auf einem ebenen Plätzchen auf, setzten uns an die Sonne und assen Baguette Plus. Auf den grossen Brocken aus Sandstein und Kieseln verweilten wir noch bis die Sonne unterging. Kurz zuvor kam tatsächlich noch ein Wanderer von der anderen Seite hoch. Morgen wollen wir zum Donon und dort ins Hotel, bevor es am Sonntag nach Schirmeck und dann nach Hause geht.


    Unser Zeltlager auf dem Rocher de Mutzig

    Samstag, 14. Juni 2014 (19,5)
    Heute Morgen sind wir alleine, wie gestern Abend, auf dem Rochér de Mutzig aufgewacht. Die Nacht war kalt und windig und ich brauchte seit langem wieder den dicken Schlafsack und froh dennoch etwas. Der Abend zuvor mit Sonnenuntergang um ca. 21.30 Uhr war toll. Wir waren um 08.45 Uhr abmarschbereit. Es war sehr trocken. Nur der Footprint bedurfte einer Sonnenstrahlbehandlung. Wir kochten uns Tee. Die Sonne schien noch aber es war ziemlich bewölkt. Wir machten uns an den Abstieg. Der Plan war die Übernachtung auf dem Col du Donon in einem der beiden Hotels. Ich rief beide an; beide besetzt. Wir waren erstmal enttäuscht. Wir wollten den Donon mit dem gelben Kreuz umgehen, was wir auch taten. das Wetter durch immer schlechter und kühler. Wir brauchten die Softshelljacken und die langen Hosen. Um 11.00 Uhr Brot vom Vorabend, Wurst und Käse. Um 13.00 Uhr waren wir am Col. Wir mussten über das blaue Kreuz eine hässliche Abkürzung der Strasse entlang gehen. Wir rannten. Im Restaurant assen wir Suppe mit Cordon-Bleus und Pommes-Frites. Mein Kollege schaute sich die Zugverbindungen für den nächsten Tag von Schirmeck aus an. Wir wollten noch nach Grand Fontaines oder ein Dorf weiter laufen und irgendwo im Wald übernachten um dann am Sonntagmorgen nach Schirmeck zu laufen. Der Fahrplan zeigte, dass auch noch heute Züge bis nach Hause fahren. Spontan beschlossen wir, die Rückfahrt in die Schweiz einen Tag früher. Wir bezahlten, füllten das Wasser auf und rannten förmlich nach Schirmeck. Um 16.45 Uhr waren wir dort und beraten den Bahnhof. Es gab einen bedienten Schalter und ich erklärte, dass wir gerne Billete nach Zürich hätten. Wir zeigten den Fahrplan auf dem Mobiltelefon. Der Mann am Schalter erklärte, dass es von Schirmeck heute keinen Zug mehr gäbe. Parce-que le grève. Ich verstand das Wort nicht und er rief einen Kollegen an, um es zu übersetzen. Streik. Volltreffer. Mein Kollege war voll entschlossen, trotzdem nach Hause zu kommen und ich fragte nach Alternativen. Der Mann meinte von Molsheim würde es einen Zug nach Strasbourg geben. Aber nach Molsheim waren es 20 Kilometer. Laufen kam nicht in Frage. Taxi. Der Mann versuchte es bei drei Taxiunternehmen und wurde fündig. Er bestellte das Taxi und wir fuhren für 50 EUR nach Molsheim. Die Billete Strasbourg-Zürich kauften wir für 80 EUR. Die Taxifahrt war kurzweilig und der Chauffeur erklärte mir, dass in Molsheim die Bugatti produziert würden und es dort die modernste Sägerei Europas gäbe. Wir waren eine Stunde zu früh in Molsheim. Danach ging es aber schnell. Bis Strasbourg mit dem RE und dann mit dem TGV nach Zürich. Ich löste mein Billet nach Hause und trennte mich in Zürch von meinem Wanderkollegen. Um 01.30 Uhr war ich zu Hause.
    Zuletzt geändert von Sinnhalt; 20.03.2016, 15:06. Grund: Bilder eingefügt

  • Polte
    Fuchs
    • 23.04.2012
    • 1538
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

    Zitat von Sinnhalt Beitrag anzeigen
    Auf unserem Platz waren auch noch zwei Deutsche die in den letzten 10 Tagen auf dem Rotstrich unterwegs waren und sich tags zuvor elend im Katzenthal-Wald verlaufen haben. Sie wollten tags darauf zurück nach Hause fahren. Wir stellten fest, dass ihre 50000er-Karten nichts wert waren und froh, dass wir die 25000-er mitgenommen hatten.
    Die taugten nur nichts, weil die Bäume mit den Makierungen alle gerohdet wurden ...

    Kommentar


    • Sinnhalt
      Neu im Forum
      • 20.03.2016
      • 5
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

      Zitat von Polte Beitrag anzeigen
      Die taugten nur nichts, weil die Bäume mit den Makierungen alle gerohdet wurden ...
      Strecken mit gerodeten Bäumen inkl. Markierungen sind wird auch begegnet. Allerdings waren wir über den Detailgrad der 25000-er-Karten wirklich ein paar Mal froh, als wir den Weg (aus Unachtsamkeit) verloren hatten. Aufgrund kleiner verzeichneter Kartendetails (z. B. Holzeinschlagweg oder einer markante Kurve) fanden wir immer wieder auf den Rotstrich zurück. Ok, vielleicht hätte jemand mit mehr Erfahrung das auch mit den 50000er-Karten geschafft.

      Kommentar


      • TRE
        Anfänger im Forum
        • 29.02.2008
        • 14
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

        Sehr schöner Bericht! Das letzte Bild ist grandios.
        Vogesen war ich auch mal, sehr schöne Gegend. mmh vielleicht dieses Jahr nochmal Danke für die Inspiration.
        leave nothing but footprints, take nothing but pictures, kill nothing but time!

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        • Sinnhalt
          Neu im Forum
          • 20.03.2016
          • 5
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

          Zitat von TRE Beitrag anzeigen
          Sehr schöner Bericht! Das letzte Bild ist grandios.
          Vogesen war ich auch mal, sehr schöne Gegend. mmh vielleicht dieses Jahr nochmal Danke für die Inspiration.
          Vielen Dank!

          Ja, der Abend auf dem Rocher de Mutzig war wirklich das Highlight der Tour. Zumal es hier für einmal etwas zu sehen gab. Ansonsten verläuft der Weg meistens durch Wald. Obwohl dies, angesichts der Hitzewelle in diesem Juni, optimal war.

          Im Moment überlege ich, ob ich nächstes Jahr von Schirmeck ein weiteres Stück des GR 53 machen soll. Habe hierzu in diesem Forum einen Reisebericht gelesen.

          Bin gespannt auf deinene Bericht, falls du dieses Jahr losziehst!

          Kommentar


          • Lukas191001
            Anfänger im Forum
            • 05.03.2016
            • 31
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

            Die Zelte sagen gut aus! Wie heißen die?
            Gruß Lukas

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            • Sinnhalt
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              • 20.03.2016
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              #7
              AW: [FR] Trekking in den Vogesen - Von Wissembourg nach Schirmeck

              Hallo Lukas

              Mein Zelt war ein Big Agnes Fly Creek UL2 (gelb) und das meines Kollegen ein Sierra Designs Clip Flashlight 2. Ich war sehr zufrieden damit. Obschon es bei unseren beiden Touren nie geregnet hat und ich daher über die Regenfestigkeit nicht berichten kann. Mein Kollege war ebenfalls zufrieden; einen detaillierten Bericht habe ich aber nicht davon.

              Meinen kurzen Bericht findest du unter: http://jakodaleko.wordpress.com/2014...stungs-review/

              Sicher empfehlenswert ist Stück Blache, das man in der Apsis auf den Boden legen kann um dort den Rucksack usw. nicht direkt auf den Boden legen zu müssen.

              Grüsse
              Christian

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