[NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

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  • codenascher

    Alter Hase
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    [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

    Tourentyp
    Lat
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    Mitreisende
    Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour


    23.01.2016 - 06.02.2016


    An dieser Stelle entsteht im Laufe der nächsten Wochen der Reisebericht unserer gerade absolvierten Wintertor-Tour! Warum Wintertor-Tour? Leider war uns Petrus in den Wochen vor der Tour nicht wirklich hold und unsere Wintertour fand aufgrund fehlendem Schnee zu rund 80% ohne Ski statt (diese klemmten stattdessen an den später an mehreren Stellen durchgeraspelten Parispulken…). Wir hatten so wenig Schnee, wurde uns in Hjerkinn erzählt, wie schon seit Jahren nicht mehr in dieser Region zu dieser Jahreszeit… Dies war einer der Gründe, weshalb wir unser geplantes Pensum nicht absolvieren konnten. Aber dazu später natürlich mehr.

    Ganz am Anfang, so vor einem guten halben Jahr, haben Rick (ZachX) und ich beschlossen mal wieder auf Wintertour zu gehen. Mitten im August träumen wir von kalten Temperaturen, viel Schnee und Nordlichtern! Joah, das ist ne gute Idee! Aufgrund des bei mir im Sommer anstehenden Nachwuchses, würde das auch voraussichtlich die letzte Tour dieser Art werden für die nächsten Jahre.

    Ziele werden besprochen, ein neues Keron und noch einige andere schöne Sachen werden von uns gekauft!

    Nach einer Beratung hier auf ODS entscheiden wir uns gegen eine Tour nördlich des Polarkreises. Hier wollen wir wegen der gewünschten Nordlichter hin. Eine lange und teure Anreise, kurze Tage, wenig Licht – all dies spricht allerdings dagegen.
    Alternativ suchen wir nach Zielen weiter südlich und landen letztendlich wie schon beim letzten mal in Norwegen. Die beeindruckende Szenerie des Rondane und die Moschusochsen im Dovrefjell werden letztendlich unser Ziel der anstehenden Wintertour!
    Die Anreise erfolgt mit Norwegian und Minipris der NSB – Komplett mit Pulken, drittem Gepäckstück und Ski für schmale 200€ pP.

    Eine Woche vor der Tour steht dann auch endlich die finale Reiseplanung: Auf dem Rå klassiker gehts durch den Rondane und im Dovrefjell planen wir eine Umrundung des Snøhetta.
    Die Temperaturen in den Wochen vor Tourstart sowie die Webcams an den Straßen und Tälern sehen vielversprechend aus! -20°C, Schnee. Die Vorfreude steigt…

    Edit: jetzt mit Reisepartner
    Zuletzt geändert von codenascher; 29.02.2016, 16:02.

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  • Julia
    Fuchs
    • 08.01.2004
    • 1384

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    #2
    AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

    Ich freue mich!

    (Aber dass vor allem Rondane und teils auch das Dovrefjell zu den ohnehin schon traditionell schneeärmeren Gebieten zählen war Euch schon klar, oder ? Dieser Winter ist übrigens im auch im übrigen Ostland ungewöhnlich schneearm. Was aber nicht heißt, dass keiner da ist. Und dort, wo er ist, ist er superschön...)

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    • Riffy09
      Gerne im Forum
      • 31.10.2013
      • 52
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

      oh da freu ich mich auch.. Wenn das so bleibt mit dem Schneeaufkommen dann bin ich da auch bald mal etwas unterwegs!

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      • codenascher

        Alter Hase
        • 30.06.2009
        • 4976
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

        Schneearm wussten wir nicht. Die Webcams die ich im Netz gefunden habe, haben alles weiß gezeigt. Wetterbericht um -20°C. Ich hätte gedacht das reicht



        22.01.2016 Tag vor der Abreise


        Rick kommt Freitagabend um neun in Berlin an. Ich hole ihn und unheimlich viel Ausrüstung am ZOB ab. Die Blicke der umstehenden Reisenden auf seine voll beladene Pulka, die wir zum Auto buckeln sind reif für versteckte Kamera. Meine Fresse, wie sollen wir das bloß alles unterbekommen schießt es mir durch den Kopf…

        Zuhause stoßen wir erst einmal auf unser Wiedersehen an, eh wir beginnen unsere Schlitten und das restliche Gepäck zu verstauen. Immer wieder wuchten wir die Pulken, 3. Gepäckstück, unsere Skitasche und die Handgepäckrollen auf die Waage. 70kg Aufgabegepäck plus Handgepäck… Respekt, Fresschen für zwei Wochen wiegt
        Das Anstoßen wiederholen wir noch einige male, bis wir dann mit perfekt eingestimmter Urlaubsfreude um halb drei in die Betten torkeln


        23.01.2016 Anreise Berlin – Oslo – Mysusæter

        Überraschend klingelt der Wecker in aller Herrgottsfrüh um halb sieben. Eigentlich nicht überraschend, die Birne fühlt sich allerdings so an Rick kommt gar auf die grandiose Idee, noch Gewicht zu sparen und lässt seine zweite Thermoskanne zu Hause… Ich schieb es mal auf den allgemeinen Gemütszustand heute früh

        Nach der voraussichtlich letzten heißen Dusche für die nächsten 14 Tage, frühstücken wir ein letztes mal gemeinsam für dieselbe Zeit mit Susi, eh es nach Schönefeld geht. Hier werden wir schnell unser Aufgabegepäck los. Die zwei Benzinkocher interessieren zum Glück niemanden. Dafür unsere Stabfeuerzeuge… Die sind im Handgepäck nicht gestattet. Ärgerlich, da Rick die extra vor der Tour besorgt hat und noch mit verschiedenen Gasen herum experimentiert hat…
        Aufgrund unserer großen Handgepäckrollen stehen wir gleich von Beginn an in der Schlange vor dem Gate, damit wir diese auch im Handgepäckfach unter bekommen.

        Da über Nacht der Winter über Berlin eingebrochen ist (überraschend Ende Januar…), starten wir nach dem enteisen unserer Maschine mit einer Stunde Verspätung. Wie ich so dem Enteisungsvorgang zuschaue, frage ich mich, ob ich denn meinen Daunenparka eingepackt habe, keine Ahnung wieso ich gerade zu diesem Zeitpunkt darauf komme… Ein Anruf später bin ich leider schlauer und Susi bestätigt meine Befürchtungen. Meine Annapurna hängt noch im Schrank. Scheiße… Wäre mir das früher aufgefallen, hätte ich sicherlich noch reagieren können. Aber Hauptsache man hat eine Packliste. Aber nun… Muss ich mir wohl eine neue Jacke in Norwegen kaufen, oder auf wärmere Temperaturen hoffen Wintertour ohne Winterjacke

        Mit in unserer Maschine sitzen rund 50 Mitglieder des Motoradclubs „Rolling Wheels Berlin“. Die Jungs lassen sich direkt zum Start zwei Pullen Vodka abnehmen und in Oslo dann die Personalien!

        Rund um den Flughafen Oslo ist alles weiß, angenehme Temperaturen, -5°C. Vielleicht wird es ja doch nicht so kalt, und ich komme mit Zwiebeln aller meiner Lagen hin, geht es mir durch den Kopf.

        Während Rick das Gepäck aufteilt, kümmer ich mich um den Brennstoff. Vorletztes Jahr ist Rick zur Tanke, heute ich. Hier stehe ich vor den Brennstoffflaschen: Grillanzünder, Spiritus, Pinselreiniger, Lampenöl. Ich brauche Parafin, also Lampenöl. Erinnerungen an Finnland letzten Sommer kommen auf, als wir unseren Benzinkocher nicht mit Lampenöl betrieben bekommen (falsche Düse). Ich lasse erst einmal alles stehen und laufe zurück. In Otta wird es das auch alles geben, hat man mir im Vorfeld am Telefon bestätigt.

        Pünktlich geht es mit dem Zug in Richtung Trondheim. Nach der ersten Dose Bier komme ich mit einem dänischen Pärchen ins Gespräch, später noch mit anderen Norwegern. In Otta werde ich 15 Minuten Zeit haben, um schnell in eine Mall ums Eck zu stürmen und dort mein Glück zu versuchen eine Daunenjacke oder ähnliches zu bekommen. Aber erst einmal genießen wir den Schnee. Ganz Norwegen scheint (noch) unter einer weißen Schneeschicht zu liegen! Traumhaft schön.
        In Otta stürme ich los und finde tatsächlich neben überteuerten Jacken eine dünne Bergans Daunenjacke im Sale! In Verbindung mit meiner Primaloft sollte das hoffentlich reichen. Ich bin happy und kaufe direkt im Anschluss den benötigten Brennstoff an der Statoil in Otta. Dooferweise gibt es den nur in 4l Gebinden und somit starten wir mit mehr Brennstoff als voraussichtlich benötigt. Dafür ist das Zeug wiederum unschlagbar günstig. 8l Parafin und ein Liter Spiritus kosten uns gerade einmal 420NOK.
        Zurück am Bahnhof hat Rick bereits die Kocher Einsatzbereit und das Zeltgestänge präpariert. Bis wir dann aber endlich los kommen, vergehen noch einmal anderthalb Stunden. Hier sitzt ein Este (in Norwegen lebend), der es gar nicht verstehen kann, bei diesem Wetter hier in Norwegen Urlaub zu machen. Malle wäre viel geiler; Party, saufen, Weiber… *g

        Als wir gerade in Richtung Abendessen aufbrechen, steht vor der Taxistation ein Taxi. Wir fragen nach einer Fahrt nach Mysusæter, und eh wir uns versehen ist auch schon ein großer Sprinter für uns bestellt. Dadurch fällt die Pizza leider aus Aber immerhin sind wir schnell oben! Wir vereinbaren einen Fahrpreis von 500 NOK mit dem Fahrer. Der geplante „Rå klassiker“ startet in Mysusæter!

        An der Mysusæter Fjellstue schnallen wir die Ski unter und die Pulken an, und laufen im Schein des Vollmonds in Richtung unseres ersten Schlafplatzes. Dank des Vollmonds und sternenklarer Nacht, glitzert der Schnee um uns herum. Die Stirnlampen bleiben ebenfalls noch die nächsten zwei Kilometer in den Jackentaschen! Um kurz vor zehn kuscheln wir uns bei angenehmen -10°C in unsere Schlafsäcke.

        2km 50hm

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        • casper

          Alter Hase
          • 17.09.2006
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          #5
          AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

          Da isser ja, der Reisebericht
          Bin gespannt.
          Schade, dass ihr zu wenig Schnee hattet.
          Hoffe, ihr habt trotz allem Spaß gehabt!
          Schreib fix weiter!

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          • tjelrik
            Fuchs
            • 16.08.2009
            • 1244
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            #6
            AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

            Gibts denn auch Fotos Wir sind auch alle Ü18
            bear shit - sounds like bells & smells like pepper

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            • codenascher

              Alter Hase
              • 30.06.2009
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              #7
              AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

              Klar wird es Bilder geben. Aber der aufmerksame Leser wird vllt gemerkt haben, dass die Wanderung bisher im Dunkeln statt fand Die nächsten Tage gibts dann auch bunte Bildchen

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              • codenascher

                Alter Hase
                • 30.06.2009
                • 4976
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                #8
                AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                Dann will ich doch mal endlich mit der Tour beginnen!



                Der Rå klassiker



                24.01.2016 Mysusæter – kurz vor Rondvasbu


                Heute früh schlafen wir erst einmal ordentlich aus. Draußen scheint die Sonne und taucht die Umgebung in traumhaft schönes Licht. Die Berge voraus leuchten orange rot!




                Morgenrot



                Bis wir unser Zelt abgebaut haben, fahren bereits die ersten norwegischen Langläufer an uns vorbei. Neidisch blicken wir ihrem flotten gleiten hinterher, während wir uns mit den schweren Pulken abrackern und mit dem Skifahren nicht klar kommen. Dennoch, in Baselayer und Windbreaker gehüllt genieße jeden einzelnen Schritt.


                Auf der gelben Loipe

                Am Abzweig zur Peer-Gynt Hytta stelle ich fest, dass wir auf einer ganz anderen Route als geplant unterwegs sind. Nicht weiter schlimm, allerdings verlängert sich dadurch unser Weg um gute 2km. Nachdem wir am Abzweig nach Rondvasbu die gelbe Loipe verlassen, sind wir allein unterwegs und der Untergrund wird anspruchsvoller…


                ab jetzt oberhalb der Baumgrenze



                In einem Bachbett merken wir schnell, das wir wie einige wenige Vorwanderer vor uns auf der Sommerroute unterwegs sind. Während die sich aber mit Ski und wahrscheinlich Rucksack noch entspannt vorwärts bewegen konnten, haben wir hier bald unsere liebe Müh! Zuerst müssen wir uns eine geeignete Stelle suchen, um über den kleinen Bach hier zu kommen und uns anschließend mit den Schlitten durch Gestrüpp kämpfen. Das Gestrüpp lasse ich einfach ohne Ski hinter mir, Rick kämpft sich so durch.
                Nach diesem Stück versinken wir trotz Ski in Pulver und wir entschließen uns, das Bachbett wieder zu verlassen. Das ganze kurz und steil! Wir kommen kaum die kurze aber dafür echt steile Stelle hinauf… Wir nehmen uns vor, die nächsten Tage lieber auf der angedachten Originalroute zu bleiben




                Die Bäume und Sträucher rechts im Bild machen uns das Vorwärts kommen nicht einfacher...




                geschafft!!!

                Wieder auf der Spur folgen wir der Strecke für die nächsten Kilometer, eh wir oberhalb der Abfahrt zur Rondvasbu Hütte unser Zelt aufstellen. Was für ein herrlicher erster Tourentag!

                8,6km 200hm




                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                • Jo0ken
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                  • 18.03.2015
                  • 66
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                  Ahh ich brauche mehr! Cooles Zelt. Ich warte gespannt auf die Vortsetzung in dieser schweren Zeit ohne eigene Wintertour . Beste Grüße!
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                  • codenascher

                    Alter Hase
                    • 30.06.2009
                    • 4976
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                    #10
                    AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                    25.01.2016 kurz vor Rondvasbu – Dørålen

                    Die Nach hat es gerade einmal -3°C. Wintertour… Der Wecker bleibt auch heute früh noch aus. Da unser Zelt im Schatten der Berge steht, dauert es erneut eine ganze Weile, bis wir die warmen Schlafsäcke verlassen. Bis wir final in die Gänge kommen, ist es bereits elf. Hier begegnen uns die letzten Wanderer für die nächsten Tage auf dem Rå klassiker!


                    Oberhalb von Rondvasbu

                    Obwohl wir den Hüttenkomplex Rondvasbu von unserem Zeltplatz wunderbar sehen können, sind es doch noch einmal anderthalb Kilometer bis wir dort ankommen. An einer Stelle ist das Eis des Rondvatnet aufgeknackt. Hier werden sicherlich die letzten Wanderer, die uns entgegen gekommen sind, Wasser aufgefüllt haben. Brrrr
                    Leider sind die restlichen Häuser verwaist. Gerne hätten wir uns nach den Konditionen, die uns die nächsten Tage erwarten könnten informiert.
                    Wir betreten etwas unsicher den Rondvatnet. Das Eis an der aufgeknackten Stelle sieht nicht all zu dick aus, wirklich kalt ist es auch nicht. Es wird aber halten. Dennoch bewegen wir uns eher am Rand entlang und bleiben immer wieder stehen und horchen nach irgendwelchen unangenehmen Geräuschen.

                    Zu unserer rechten ergießen sich unzählige gefrorene Wasserfälle. Tausende Stalaktiten aus Eis strecken ihre Finger strahlend blau und weiß in Richtung Boden! Was für ein herrliches Schauspiel. Diesen Ort merke ich mir ganz besonders für eine Hüttentour in den nächsten Jahren vor. – Im Sommer verkehrt ein Boot über den See in Richtung Dørålseter.


                    Auf dem Rondvatnet












                    Rund vier Kilometer später erreichen wir das Ende des Sees. Hier machen wir erst einmal unsere verdiente Mittagspause im Windschatten eines großen Steins. Der Wind hat bereits einiges an Stärke gewonnen.

                    Weiter geht es dann leider das erste mal ohne Ski… Hier liegt kaum Schnee, dafür Moos, braunes Gras und vor allem Steine. Dazu ein unzähliges auf und ab. Trotz, oder dank des wenigen Schnees kommen wir gut voran. (Oder genau so langsam, als wenn wir Ski unter unseren Füßen hätten? Dennoch haben wir uns das hier natürlich alles ganz anders vorgestellt.
                    Rick stellt hier fest, dass seine Isotasse ungesichert kopfüber in der Pulka liegt. Was das wohl bedeutet kann sich ein jeder selbst vorstellen. Kram ausräumen, viertel Liter Tee auskippen, über mit einem weiteren knappen viertel Liter getränkte Schuhe ärgern, wieder einpacken.










                    Ab dem Abzweig in Richtung Langglupdalen geht es dann endlich wieder für zwei Kilometer auf Ski weiter, eh wir abermals auf Sohlen wechseln. Für diese Zeit dachten wir noch, alles wird gut

                    Da es bereits anfängt zu dämmern, bauen wir unser Zelt an einer recht exponierten Stelle weit vor und oberhalb des Dörålen auf. Der Wind, der uns unsere Mittagspause im Windschatten verbringen ließ, bläst mittlerweile konstant und kräftig. Wenn schon keine tiefen Minustemperaturen, dann wenigstens Sturm. Nach dem Zeltaufbau wird das Zelt nur noch für das nötigste verlassen.

                    Das nötigste kommt auch ein Stündchen später, als es bereits komplett dunkel ist. Der Wind schafft es tatsächlich einen der gesetzten Heringe aus dem Schnee zu reißen, was erst einmal für verdutzte Gesichter Sorgt! Vorweg: Wir hatten 2/3 der Zeit unheimliche Probleme unsere Heringe vernünftig zu sichern, da unter einer knappen Eisschicht grundsätzlich nur Pulverschnee lag, in dem die Heringe natürlich nicht halten wollten.

                    Rick trotzt dem Sturm, kümmert sich heldenhaft um den Hering und die restlichen Leinen, während ich von innen gegen das betroffene Gestänge halte. Morgen früh werden wir ein ordentlich verbogenes Gestänge vorfinden. Aber solange es hält! Selbst für den Windmesser hat er noch Zeit. Immerhin 65km/h

                    13km 286hm
                    Zuletzt geändert von codenascher; 15.03.2016, 13:33. Grund: ø statt ö

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                    • Jo0ken
                      Gerne im Forum
                      • 18.03.2015
                      • 66
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                      Habt ihr den Schlitten unterhalb der Aufnahme des Fjellpulkengestänges noch irgendwie verstärkt oder ist der Schlitten da ausreichend robust?
                      Meine Bilder auf flickr

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                      • Kuoika
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                        • 23.08.2012
                        • 471
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                        #12
                        AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                        Zitat von codenascher Beitrag anzeigen


                        Hui, genial!

                        Das mit dem wenigen Schnee kommt mir von unserer Silvestertour in Jämtland bekannt vor. Gewünscht haben wir uns mehr, aber im Endeffekt war es klasse, die Landschaft so zu sehen.

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                        • codenascher

                          Alter Hase
                          • 30.06.2009
                          • 4976
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                          Danke für die Sterne

                          Zitat von Jo0ken Beitrag anzeigen
                          Habt ihr den Schlitten unterhalb der Aufnahme des Fjellpulkengestänges noch irgendwie verstärkt oder ist der Schlitten da ausreichend robust?
                          Mein Schlitten ist an dieser Stelle (und auch an keiner anderen) verstärkt. Habe die Gabelhalter einfach an den Paris gepoppt.
                          Rick dagegen hat von unten vier schmale Alustreifen mit angepoppt. Ich denke aber nicht, dass das nötig ist.


                          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                          meine Weltkarte

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                          • codenascher

                            Alter Hase
                            • 30.06.2009
                            • 4976
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                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                            Und der nächste Tourentag!


                            26.01.2016 Oberhalb des Dørålen - Dørålseter


                            Der Sturm hält bis in die frühen Morgenstunden an, an gescheiten Schlaf ist trotz Oropax nicht zu denken… Zur Entschädigung haben wir geniales Fotolicht und den Tag über freundliches Wetter. Erstmalig auf der Tour fotografiere ich mit Stativ! Die umliegenden Berge, das Licht, ein Traum!








                            das verbogene Gestänge...

                            Wir haben unsere liebe Not, die Heringe aus dem mittlerweile festgefrorenen Boden zu hacken. Unser Plateau ist weiterhin dürftig mit Schnee bedeckt und so folgen wir im Zick-Zack den Schneeresten und weichen dadurch von der „offiziellen Winterroute“ der Karte ab, was sich im Laufe des Nachmittags noch als echter Fehler heraus stellen wird…

                            Über einen letzten vereisten See, geht es dann wieder ohne Ski weiter. Immerhin stehen wir einen Kilometer auf unseren Latten Einen steilen Hang später, den wir nur mit Mühe traversieren erreichen wir den Bergedalsbekken. Auch hier denke ich, muss ich im Sommer unbedingt wieder kommen. Dieser Fluss liegt sowas von geil in einer Schlucht! Wenn hier alles grün ist, kann das einfach nur irre aussehen.











                            Die anfängliche Freude auf dem Fluss stagniert aber schon bald. Wir haben fast nur Blankeis vor uns. Vorsichtig setzen wir einen Schritt vor den anderen. An manchen Stellen trägt das Eis nicht einmal und bricht auf… Aus der Schlucht kommen wir nicht gescheit raus. Scheiße! Wir überlegen wie wir ohne viel Zeitverlust das Ende des Tals erreichen sollen. Wir kraxeln ohne Pulken einen Felsvorsprung hinauf, um zu sehen wie es weiter geht. Auf der anderen Seite der Schlucht sehen wir die Sommermarkierungen. Aber keine Chance da irgendwie rüber und hoch zu kommen. Das gleich Problem auf der Seite, wo wir jetzt stehen. Es ist einfach viel zu steil, um vernünftig mit den Schlitten aus der Schlucht zu kommen und die Hänge zu traversieren.
                            Wir folgen weiter dem Fluss. Weiter vorne als ich auf Rick warte, haut es mich auf den Hintern. Wie im Film rutsche ich weg, Beine im 90° Winkel und dann aus Hüfthöhe boom. Schmerz schießt durch meinen Körper! Ich habe Sekunden lang Not, Luft zu holen. Ich rappel mich auf, sehe das dicke Eis an dieser Stelle gesprungen, kann zum Glück aber unter Schmerzen weiter laufen.
                            Eine halbe Stunde später verlassen wir endlich den Fluss. Mittagspause im Sonnenschein! Danach geht es über Moos, Flechten und Stein weiter. Dazwischen liegt auch ab und zu ein wenig Schnee.


                            Wintertour...


                            ein letzter Blick zurück

                            Wir erreichen einen zugeschneiten Bach. Endlich kommen mal wieder die Ski unter die Stiefel und wir können einen Kilometer vorwärts gleiten. Es sind halt die kurzen Momente im Leben, die einem Freude bereiten Dieser endet auf der rechten Seite des Flusses, den wir passieren müssen, um nach Dørålseter zu kommen. Leider gibt es hier keine Brücke und somit kommen wir nicht weiter… Im Sommer wird man wahrscheinlich den Hang absteigen und durch das Flusstal hinüber laufen. Aktuell ist der Hang allerdings unpassierbar vollgeschneit. Wären wir heute Vormittag doch einfach auf der Winterroute geblieben… Zurück würde uns die Route mindestens zwei Stunden kosten, ohne zu wissen, ob wir gescheit durch die Schlucht kommen.
                            Wir entscheiden uns, dem Dørålen hinauf zu folgen und weiter hinten irgendwie auf die andere Seite des Flusses zu kommen. Der Fluss ist an vielen Stellen nicht gefroren, die Uferbereiche mit tiefem Schnee und Bäumen gesäumt. Bis ich endlich eine gescheite Stelle gefunden habe, vergeht eine weitere Stunde… Nun laufen wir auf dem Sommerweg weiter! Stein, Moos, Eis, etwas Schnee… Es ist zum Heulen!
                            Rick entdeckt Spuren im Schnee, ich dazu gehörende Losungen. Form und Größe nach zu urteilen, wird hier ein einzelner Elch vorbei gekommen sein


                            Unsere Schlüsselstelle, irgendwo müsste man bei der Schneewechte mittig im Bild hinunter müssen...

                            Kurz vor Dørålseter entschließen wir uns, den heutigen Tourentag zu beenden. Es fängt bereits wieder an zu dämmern und ich stelle fest, dass mein GPS nicht an Ort und Stelle ist… Verdammt. Ich finde es einen halben Kilometer weiter vorne am Weg liegen. Beim Ablegen der Ski wird es mir aus der Brusttasche gefallen sein. Meine Sonnenbrille fehlt ebenfalls, findet sich aber nicht wieder an. Ärgerlich, aber damit kann ich leben. Das GPS wäre ein deutlich teurerer Verlust gewesen.
                            Auch der heutige Zeltplatz lässt sich beinahe überhaupt nicht abspannen. Dieser Pulverschnee unter der Harschschicht macht uns einfach nur fertig. Dazu mein schmerzender Steiß, die Sonnenbrille, alles zum kotzen. Ich habe denkbar schlechte Laune und will nur noch nach Hause… Wir diskutieren den gesamten Abend, wie wir die Tour fortsetzen wollen, sehen aber aktuell keine gescheite Möglichkeit des Abbruchs (und keine Alternativen...).

                            9,66km 145hm
                            Zuletzt geändert von codenascher; 15.03.2016, 13:32. Grund: ø statt ö

                            Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                              • 30.06.2009
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                              #15
                              AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                              Es folgt der vermutlich nervigste Tourentag meines Lebens:


                              27.01.2016 Dørålseter -Tollevshaugkyrja


                              Erstmals auf dieser Tour stehen wir Wecker unterstützt auf. Heute müssen wir endlich mal Strecke machen, um irgendwie geartet im Zeitplan zu bleiben. Wie schon die letzten Tage habe ich aber so beschissen geschlafen, dass ich eh schon vorher wach liege. Mir fehlen eindeutig die 25km+ Tage um mal richtig alle zu sein Nachts hat es minimal geschneit, immerhin ein Anfang!




                              Im Winter geschlossen

                              Die ersten 500m des Tages bis nach Dørålseter können wir noch auf Ski laufen, auf der folgenden Straße aber schon wieder nicht mehr… Anfänglich probieren wir noch am Rand auf dem Gras / Schnee Streifen zu marschieren, legen die Ski aber bald wieder ab. Auch auf dem Seitenstreifen ist mit dem Schlitten bald Schluss und wir laufen auf der Straße. Ich laufe die nächsten Kilometer hinter Rick und stelle erschrocken fest, wie viel Abrieb wir mit unseren Schlitten auf diesem Boden hier zurück lassen!!! Alle fünf bis zehn Meter löst sich eine feine dünne orange farbige Spaghetti vom Schlitten und bleibt an einem kleinen Stein hängen


                              Kratzestraße

                              Nach vier Kilometern erreichen wir unseren Scheideweg. Geradeaus würde es noch rund 16km weiter gehen, bis wir eine Straße in Richtung Zivilisation erreichen. Links geht es unser geplanter Weg in Richtung Hjerkinn querfeldein weiter. Abermals richten wir unseren Blick auf die Karte und diskutieren Für und Wieder der nun kommenden Entscheidung.

                              Geradeaus = Tourende im Rondane. Ungewiss ist uns, wie wir von Stodsbuøye nach Folldal und von dort aus weiter kommen sollen. Wir bräuchten auf jeden Fall den heutigen Tag bis zur Straße. Morgen sicherlich irgendwie per Anhalter ohne zu wissen, wieviel Verkehr dort herrscht (sicherlich sehr sehr wenig, und dann noch die Pulken!). Alternativ vielleicht teuer mit dem Taxi? Aber selbst wenn, dann sind wir in Folldal. Wie sollen wir von dort aus weiter? Einen Bahnanschluss scheint es nicht zu geben. Also erneut weiter per Anhalter oder Taxi bis Hjerkinn. An Aufwand und eventuelle Kosten wollen wir beide nicht denken. Und selbst wenn wir dann hier raus sind, wo sollen wir hin? Irgendwie scheinen alle Entscheidungen in diese Richtung immer weitere Fragezeichen mit sich zu bringen…
                              Wir entscheiden uns dazu, unsere geplante Tour, zumindest bis Hjerkinn durchzuziehen! Brauchen wir halt sieben anstelle fünf Tage! Wenigstens sind wir dann nicht auf der Kratzestraße unterwegs. In Hjerkinn können wir dann noch immer überlegen, ob wir mit dem Zug weiter nach Norden fahren werden.

                              Das folgende Tal ist landschaftlich einfach wieder nur der Knaller. Leider bekomme ich keine ansprechenden Bilder hin, die das Erlebte zeigen…
                              Der Untergrund dagegen ist weiterhin suboptimal. Trockenes hohes Gras, Steine, Gestrüpp, wenig Schnee, Eis. Dazwischen immer wieder mehr Schnee der nicht tragen will… So schleppen wir uns Kilometer über Kilometer über Grasbuckel, brechen tausende male durch Schnee, rutschen auf Eis aus… Alles SCHE***!!!








                              Unsere Mittagspause verbringen wir unterhalb eines kleinen Hügels. Diesen latsche ich hinauf um unseren weiteren Weg zu planen. Mit dem Fernglas sichte ich die nächste Straße. Wir werden wieder leicht von der „offiziellen“ Winterroute abweichen. Dadurch ersparen wir uns in etwa zwei Kilometer Grasbuckel.

                              Aber bis es so weit ist, folgen weitere Grasbuckel, kleine Wäldchen voll Knietiefen Schnee (wortwörtlich jeder Schritt Knietief!!!), rutschiges Eis. Die letzten 500 Meter bis zur rettenden Private Road können wir endlich mal wieder auf einem verschneiten Bächlein mit den Ski fahren, bis wir oberhalb von einem steilen Hang stehen und in das Flusstal des Grimse blicken. Verdammt, und wieder scheint uns unsere Winterroutenumfahrung einen Strich durch die Rechnung zu machen…


                              Abwärts! Foto von Rick

                              Aber irgendwie kommen wir rückwärts den Hang hinunter und dann weiter über gefrorenes Schwemmland. Zumindest fast gefrorenes… Es knackt und kracht! An einigen Stellen brechen unsere Füße und die Schlitten durch das dünne Eis. Zum Glück ist das Wasser nur wenige Zentimeter tief und unsere Füße bleiben trocken!
                              Den Schreck gerade verdaut, stehen wir vor dem nächsten Problem: Dem Fluss Grimse. Zumindest hier ist er nicht durchgefroren und an vielen Stellen offen. Wir könnten heulen, laufen stattdessen das Ufer ab. Prüfen hier und dort die Eisdicke mit den Stöcken. Nee, hier können wir nicht rüber! Wird uns der gerade einmal zehn Meter breite Fluss einen Strich durch die Rechnung machen??? Müssen wir zurück über das nicht tragende Schwemmland, den steilen Hang wieder hinauf und hoffen irgendwie wieder auf die „offizielle“ Winterroute zu kommen? Erwähnte ich schon, wir könnten heulen…

                              Stattdessen laufen wir am Ufer des Flusses weiter. Zwei Kurven später ist der Fluss Schnee bedeckt und TRÄGT!!! Puuuh. Unter Aufbringung all unserer Kräfte wuchten wir die Pulken den folgenden steilen Hang hinauf und erreichen in 200 Metern Entfernung die nächste Straße.


                              Zum Glück trägt hier das Eis


                              hier sieht man den offenen Fluss

                              Hier natürlich beinahe dasselbe Bild wie heute Vormittag. Während es bereits zu dämmern beginnt, ziehen wir die Pulken über die Straße und verlieren dabei (nicht ganz so viel), aber doch weitere hunderte orange farbige Plastikspaghetti.
                              Aus der Dämmerung wird Dunkelheit und wir laufen noch immer weiter. Interessanterweise ist die Straße die letzten zwei Kilometer des Tages nicht geräumt, und wir können endlich ohne schlechtes Gewissen und ohne Plastikspaghetti laufen!


                              tolles Wolkenspiel

                              Um halb sechs erreichen wir mein ausgerufenes Tagesziel: Die Tollevshaugkyrja. Im Schein der Stirnlampen finden wir komischerweise keine Kirche, dafür immerhin einen Schlafplatz! Die erwartete Stabkirche entpuppt sich als die steinernen Überreste von etwas, was anscheinend einmal eine Kirche gewesen sein soll… Der Schlafplatz besteht wie immer aus Pulverschnee unter verharrschtem Schnee. Aber wenigstens zeigt das Thermometer winterliche -10°C an.
                              Was für ein unglaublich anstrengender Tag! Vielleicht schlafe ich ja heute mal durch

                              16,4km 177hm
                              Zuletzt geändert von codenascher; 15.03.2016, 13:30.

                              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                                • 30.06.2009
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                                #16
                                AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                                28.01.2016 Tollevshaugkyrja – Fallfosshøe

                                Juhuuuu. Die Nacht hat es endlich mal geschneit!!! Alleine auf dem Zelt liegen gute zehn Zentimeter Neuschnee.
                                Voller Elan und Tatendrang sind wir bereits um halb zehn auf den Brettern. Ohne schlechtes Gewissen und mit anständigem Tempo kommen wir gut voran. Am Himmel zeigt sich nicht eine Wolke, und als die Sonne um halb elf über die Berge lunscht, steigt unsere Laune noch weiter. Einzig der recht kräftige Gegenwind schmälert diese Freude minimal.






                                Fuchsspuren



                                Aus den veranschlagten 8km bis zur Grimsdalshytta werden fast zehn, als wir zur besten Mittagessenszeit den anstrengenden Anstieg zur Hütte gemeistert haben. Hier sitzen wir halb windgeschützt in der Sonne und genießen den Tag. Auch die Grimsdalshytta merke ich mir für zukünftige Touren vor.

                                Bereits gestern habe ich mich gefragt, wie es von hier weiter gehen soll. Auf jeden Fall wieder ohne Ski…Vor uns liegt ein Flusstal, ein steiler Hang und viele Bäume…Alleine der Abstieg zum Fluss ist als abenteuerlich zu bezeichnen. Eine gescheite Rampe oder ähnliches gibt es nicht. Stattdessen queren wir quer zum Hang durch tiefe Schneewechten. Der Fluss ist auch hier an einigen Stellen nicht zugefroren, trägt aber auf direktem Weg.


                                da müssen wir rüber und irgendwie hoch

                                Wir sehen einen schmalen Streifen der den Hang wieder hinauf führt. Nach einer kurzen Lichtung geht es dann wieder in den Wald. Keine Markierungen, keine Hinweise, aber ein Stück weiter vorne eine Schneise. Nicht auf Anhieb erkennbar, wurde hier eine drei Meter breite Schneise in den Wald getrieben, die sich steil bis oberhalb der Baumgrenze fort schlängelt. Ein besonders steiles Stück schaffe ich nicht zu meistern und Rick muss mir helfen diese Stelle z überwinden. Von hinten zieht die Pulka und meine Füße finden keinen Halt…
                                Wenn man sich die Grimsdalshytta sparen möchte, kann man auch einfach vor dem Tal den Berg aufsteigen und spart sich dadurch einige unangenehme Höhenmeter.



                                Die Winterroute führt weiter den Hang hinauf, wir bleiben aber circa hundert Meter tiefer und laufen quer zum Hang. Seit dem Fluss ist die Strecke dank der Steilheit, bzw. hier wieder des schlechten Untergrunds eine einzige Tortur. Zwei weitere Taleinschnitte zwingen uns weiter aufzusteigen. Jetzt wissen wir auch, weshalb die Route weiter vorne, weiter nach oben ansteigt. Ab der Grimsdalshytta haben wir schon wieder unheimlich viel Zeit (und somit den super Vorsprung von heute Vormittag) verloren. Abendlicht setzt ein und taucht die Szenerie in traumhaft schönes Licht. Wahnsinn! Aber uns rennt zugleich die Zeit davon.










                                man beachte die Wolke links im Bild...



                                Eh wir uns versehen ist es auch schon bald wieder zu dunkel zum weiter laufen und wir schlagen unser Zelt exponiert ein Stück unterhalb des Gipfels des Pikhetta auf. Da der Wind weiter aufdreht, könne wir glücklicherweise alle Heringe auf Anhieb setzen und uns schon bald auf was Warmes zu essen und unsere Schlafsäcke freuen! Draußen zeigen sich die Sterne und die Temperatur fällt auf immerhin -8° Kälte.

                                15km 560hm

                                Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

                                meine Weltkarte

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                                  • 30.06.2009
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                                  #17
                                  AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                                  29.01.2016 Fallfosshøe – Hageseter

                                  Die Nacht über hat es wieder gestürmt wie irre und heute früh geht es munter weiter. Die vordere Apsis ist vollgeschneit, die hintere gar nicht betretbar.






                                  Gleich gehts los, Foto von Rick

                                  Wir kommen wieder später los als geplant. Wir halten in direkter Linie auf eine kleine Hütte zu. Diese entpuppt sich tatsächlich als eine Notunterkunft, die weder auf der Seite des DNT, ut.no oder unserer Karte eingezeichnet ist. Den Namen habe ich mir leider nicht gemerkt… Auf jeden Fall gibt es zwei kleine Bänkchen, einen Bollerofen, ein paar alte Schlafsäcke und eine Wäscheleine. Der Schlüssel zum Einkehren hängt in einem kleinen Schlüsselkasten über der Tür. Ich hatte gestern Abend schon mit sowas gerechnet, da aber eben nirgends etwas darüber stand, habe ich nicht wirklich daran geglaubt. Wir wären dadurch heute früh mit Sicherheit anderthalb Stunden früher losgekommen und hätten gestern Abend kalte Füße vermeiden können. Anderthalb Stunden die uns heute Nachmittag unter Umständen einiges an Ärger hätten ersparen können…



                                  Hinter der Hütte geht es den letzten Ausläufer unseres Flusstals von gestern hinunter und wieder hinauf. Hier sehen wir für den Bruchteil von Sekunden das einzige mal heute die Sonne. Anschließend zieht der Himmel immer stärker zu. Links, rechts, oben, unten – Himmel und Untergrund verschwimmen immer mehr zu einer weißen Masse und der Wind nimmt immer mehr an Fahrt auf…



                                  noch haben wir Sicht und sind guter Dinge


                                  Das letzte Foto des Tages...

                                  Natürlich sind wir wie bereits gewohnt ohne Ski unterwegs. Immer wieder kommen wir leicht vom Weg (einer Senke der wir Kilometer weit folgen) ab, sobald diese nicht geradeaus verläuft. Dadurch steht man sofort wieder in knietiefem Schnee. Dazu der Wind… Ich erinnere mich an die Wolke vom Vortag und meine mich zu entsinnen, einmal was über diese „Ufowolken“ gelesen zu haben - Lenticularis Wolken…

                                  Nachdem der Windmesser konstant 60km/h und mehr anzeigt, verschwindet er für den Rest des Tages in der Tasche. An Wind war das aber noch lange nicht alles. Wir erreichen den höchsten Punkt des Tages (13xx Meter), von hier an geht es zum Glück eigentlich nur noch abwärts. Die ersten Böen schaffen es bereits unsere Pulken umzuwerfen. Mittlerweile ist mir das Ganze nicht mehr geheuer.

                                  Die einzig logische Konsequenz hätte für uns eigentlich Zeltaufbau bedeuten müssen. Da der Wind aber unaufhörlich bläst, der Untergrund wie die Woche zuvor keine Heringe halten würde und wir keine Chance auf einen windstillen Platz sehen, laufen wir einfach weiter. Die Sichtweite beträgt mittlerweile keine zehn Meter mehr – Whiteout – und ich bin froh, einen Track auf dem GPS zu haben. Von dem Gelände um uns herum haben wir seit zwei Stunden nichts mehr gesehen… Mir geht momentan echt viel durch den Kopf, aber vor allem eins: Angst!

                                  Kaum geht mir dieser Gedanke das erste mal durch den Kopf, vernehme ich ein Fluchen wenige Meter hinter mir. Rick ist die Zuggabel seiner Pulka gebrochen! Auch das noch. Ausgerechnet jetzt…
                                  Mit Kabelbindern und zusätzlichen Karabinern können wir die Zuggabel wenigstens zum Weiterkommen an Ricks Zuggeschirr befestigen. Ich nehme das Zelt, während er mit halber Zuggabel weiter läuft. Der Wind derweil wird noch immer stärker!

                                  Und immer wieder wird mein Schlitten umgeworfen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft wir meinen Schlitten wieder aufgerichtet haben.

                                  Gegen den Hunger drücken wir uns jeder einen Oatsnack rein und trinken viel zu wenig Tee. Mir schwirrt bereits der Kopf. Die schlechte Sicht, Rick hinter mir, vor mir nur weiß. Ich sehe mittlerweile nur noch zu, dass wir hier irgendwie schnellstmöglich runter kommen!

                                  Circa 4-5km vor Hageseter entscheide ich mich dafür, dass wir dem Sommerweg folgen und von der Winterroute abweichen. Ich verspreche mir durch die Sommermarkierungen mehr Orientierungssicherheit. Ich gleiche bis hierhin die zurück gelegte Strecke alle 10-20 Meter mit dem Track auf dem GPS ab. Will eigentlich nicht davon abweichen.

                                  Die Sommerweg Entscheidung bereuen wir nach wenigen hundert Metern. Es geht leicht auf und ab, was anstrengend und aktuell bei diesem Wind unmöglich ist. Wir legen uns im 45 Grad Winkel in die Zuggabeln und es passiert nichts! Obwohl ich meine Kapuze maximal geschlossen habe, weht noch immer dieser starke Wind darunter. Die Kapuze flattert und macht Krach. Ich verstehe mein eigenes Wort nicht mehr! Und immer wieder müssen wir die Pulken aufrichten… Morgen werde ich feststellen, dass auch mein Gestänge arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber halten wird.

                                  Wir brechen am Sommerweg wieder ab und ziehen im 90 Grad Winkel in Richtung Winterroute. 90 Grad Winkel bedeuten den Wind volle Breitseite abzubekommen! Meine Pulka kippt nicht nur um, sie vollführt gar mehrmals halbe Drehungen und liegt kopfüber!
                                  Auf der Winterroute und ein Stück weiter haben wir endlich den Wind im Rücken. Wir können ausatmen. Das schlimmste haben wir überstanden. Jetzt müssen wir nur noch drei Kilometer den Hang hinab steigen und dann ein warmes Zimmer in der Hageseter Turisthytta beziehen. So zumindest mein Plan

                                  Bis wir genannte Hytta erreichen vergeht aber noch eine weitere Stunde der Plackerei. Mit jedem Schritt brechen wir durch den Schnee, rappeln uns auf und stapfen weiter.

                                  Völlig abgekämpft erreichen wir im Dämmerlicht Hageseter! Die Turisthytta ist leider verwaist. Ich rufe den Betreiber an, der heute allerdings nicht mehr zugegen sein wird. Verdammt… Er glaubt mir zuerst nicht, dass wir heute von der Grimsdalshytta kommen.
                                  Also müssen wir noch immer weiter und uns einen Zeltplatz suchen. Aber erst einmal tanken wir Tee und essen jeder eine Tafel Schokolade.

                                  Einen Zeltplatz finden wir einen Kilometer hinter dem Dorf am Straßenrand in Richtung Hjerkinn. Auch hier bereitet uns der Untergrund und zusätzlich die letzten Windböen des Tages enorme Schwierigkeiten… Zweimal wird uns die Zeltplane um die Ohren gehauen, eh es final steht.
                                  Zum Schneeschmelzen müssen wir noch zigmal raus, da hier der Schnee in reinster Pulverform vorliegt und wir somit keine Schneeblöcke haben… Nach all den Strapazen des Tages, scheint dieses Problem aber die reinste Nichtigkeit zu sein! Ein Glück, dass außer dem gebrochenen Pulkagestänge nicht mehr passiert ist!
                                  Nächste Woche werden wir ein paar Dänen sprechen, die am heutigen Tag Windgeschwindigkeiten von 150km/h hier im Rondane gemessen haben.

                                  16,1km 1045hm <--Diese Angabe führe ich auf einen starken Abfall des Luftdrucks zurück, kann nicht mal annähernd stimmen
                                  Zuletzt geändert von codenascher; 18.03.2016, 14:18.

                                  Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                                    Alter Hase
                                    • 30.06.2009
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                                    #18
                                    AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                                    30.01.2016 Hageseter – Hjerkinn

                                    Nach den gestrigen Strapazen lassen wir es heute sehr ruhig angehen und planen eine Übernachtung im warmen in Hjerkinn ein. Die letzten Ausläufer des Sturms haben bis zum Morgengrauen an unserem Zelt gerüttelt.

                                    Wir starten bei schönstem Sonnenschein und bereits eine Stunde später erreichen wir die Fjellstue in Hjerkinn. Der überaus freundliche und hilfsbereite Besitzer (?) der Fjellstue Martin bietet uns erst einmal einen Kaffee an. Zu unserer rechten flimmern Scherenschnittartig tanzende Menschen über eine Leinwand und Kinder im Grundschulalter tanzen die Bewegungen zu Barbiegirl, Timber und anderen Popsongs nach. Die Ruhe vor dem Sturm vor dem anstehenden Kindergeburtstag der jüngsten Tochter
                                    Wir werden zu einem Sonderpreis (1250 NOK) in ein sehr ansprechendes Apartment einquartiert. Genialerweise hat Martin noch ein altes Fjellpulken Gestänge herum liegen, welches er uns für die nächsten Tage leihen würde. Obwohl die Konditionen im Dovrefjell dieselben wie im Rondane sein werden, nehmen wir gerne an und planen unsere Tour für die nächsten Tage.


                                    Tourenplanung


                                    bevor unser Zimmer bezogen wurde, Foto von Rick


                                    nachdem , Foto von Rick



                                    Den Rest des Tages genießen wir die Annehmlichkeiten der Zivilisation: Dusche, Wärme, gewaschene Wäsche!
                                    Das Faulenzen wird von uns nur unterbrochen, um zum Bahnhof und wieder zurück zulaufen. Leider gibt es in Hjerkinn keinerlei Einkaufsmöglichkeiten. Insgeheim haben wir von Tiefkühlpizza geträumt.

                                    So endet also der erste Teil unserer Tour! Der klassiker ist landschaftlich echt klasse. Leider konnten wir ihn nicht in vollen Zügen genießen und würden ihn wahrscheinlich als Pulkatour nicht unbedingt weiter empfehlen.

                                    3,5km

                                    Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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                                      • 19.11.2008
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                                      #19
                                      AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                                      Huihui, arg wenig Schnee. Aber die Bilder sind schön (bunt). Auf einer Sylvestertour 2010 in Rondane hatten wir ähnliche Verhältnisse, das blödeste ist wirklich, das Zelt festzukriegen. Die Pulken rutschen über so was ganz gut.

                                      Fragen:

                                      War das ein original Fjellpulken-Zuggestell, das kaputt gegangen ist? Und an welcher Stelle genau gebrochen?

                                      Wie viel Zuladung hattet ihr in etwa (wundere mich, weil es deine Pulka regelmäßig umgehauen hat. Wind? Falsch gepackt?)

                                      Wie sehen die Schlitten jetzt auf der Unterseite aus, nach all dem Abrieb. Schrott, oder noch tauglich?
                                      Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
                                      (@neural_meduza)

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                                      • codenascher

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                                        • 30.06.2009
                                        • 4976
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [NO] Rondane und Dovrefjell – eine Wintertor-Tour Jan./Feb. 2016

                                        Hallo Barbara,

                                        ja es war ein original Fjellpulken Zuggestänge. Ist auf beiden Seiten oberhalb der Querverstrebung gebrochen. Wir sind einen kurzen Hang hinab und dabei ist es irgendwie passiert...
                                        Wir hatten jeder um 35kg Pulkagewicht. Die Pulka war gepackt, wie auf dem folgenden Bild:

                                        Zitat von codenascher Beitrag anzeigen
                                        In dem Ortliebsack befinden sich meine Isomatten( Z-Light, Neoair), ne Daunenjacke und eine leere Thermoskanne. Der Rest unten im Schlitten. Essen, 5l Brennstoff und alles andere schwere unten. Wir hatten wirklich so unheimlich starken Wind gehabt!

                                        Die Schlitten haben beide ihre letzte Tour gesehen (meine ist bereits zertrennt in der gelben Tonne gelandet). An mehreren Stellen durchgerieben, an der krassesten Stelle gute 15cm. Die schmalen Stellen sind auf dem Bild leider nicht zu erkennen.
                                        @Jo0ken
                                        im Bild sieht man auch die Verstärkung unterhalb des Kunststoffs bei der Gabel.



                                        Wenn man dem Flickr Link folgt, kann man das Bild auch noch etwas größer darstellen lassen. Dann sieht man die Kratzer und einige Stellen, wo das Material fast durch ist.

                                        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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