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Ich möchte früh aufbrechen. Knapp 30 Kilometer sind kein Pappenstiel für mich.
Auch das Wetter macht einen etwas unentschlossenen Eindruck. Also schnelles
Frühstück und Zelt einpacken. Jan, Simon und Debby lassen es ruhiger angehen, wir
verabreden, uns im Hotel in Bridge of Orchy zu treffen. Bis dahin sind es knapp 11km,
wenig Steigung, guter Weg. Kaum gestartet sehe ich nochmal den Goldgräber, mit Wathose
steht er im Bach und schaufelt bereits fleißig. Wir winken uns zu und ich ziehe meines Weges.
Noch ein kurzer Stop in Brodies Store. Ein Schild vor dem Laden warnt alle das auf den nächsten
44km des WHW kein Shop mehr kommt. Spätestens jetzt geht es also in die bedrohliche Einsamkeit
der Highlands. Schnell noch Kekse kaufen damit der Hunger auf dieser Hammeretappe mich nicht
zwingt mit dem Taschenmesser auf Hirschjagd zu gehen. Wieder verändert sich die Landschaft,
nur noch wenig Bäume, der starke Wind schiebt rasch die Wolken über die kahlen Berge.
Ich mach etwas Tempo. In der Bar des Hotels in Bridge of Orchy möchte ich etwas länger bleiben um
auf die anderen zu warten und Kräfte zu sammeln für den nicht unerheblichen Rest der Etappe.
Exakt mein Gedanke gerade. Total europäisiert, die Schotten
Schöner Bericht allerdings
Und endlich seh ich mal wieder ein Exped Vela 1 rumstehen - ich dachte schon ich wäre der einzige, der sowas besitzt und damit auch noch happy ist
Ein langsamer Lehr- und Lernprozess.
Immer schön SI-Basiseinheiten verwenden wenn ihr mit Schotten redet.
Und das mit dem Rechtsverkehr kriegen wir auch noch auf diese Weise hin.
Der Mensch wurde nicht zum Denken geschaffen.
Wenn viele Menschen wenige Menschen kontrollieren können, stirbt die Freiheit.
Die elf km nach Bridge of Orchy sind ja quasi nur der Warm-up für die
anschließende Route durchs Rannoch Moor.
Jetzt am vierten Tag fühle ich mich fitter, trotzdem bin ich gespannt wie
ich die fast 30km wegstecken werde.
Es geht erst entlang der Bahnstrecke und ich komme gut voran. Es wird ein guter Tag, ich spüre es..
Spätestens jetzt fühlt es sich wirklich nach Highlands an...
In Bridge of Orchy steuere ich die Bar des kleinen Hotels an. Die riesige italienische Kaffemaschinerie läßt
mich auf einen ordentlichen Cappuccino hoffen.
"Sure", lächelt die junge Dame hinter der Theke und schon werden die nötigen Hebel bewegt.
Ich nehme an einem der Tische in der gemütlichen Stube platz. Um mich herum Rentner, Ausflügler.
Einen weiteren Cappuccino später höre ich draußen bekannte Stimmen.
"He, da ist sein Rucksack. Er ist noch da !
Klar, war ja auch so verabredet..
Nachdem die drei Nachzügler Platz genommen haben, gebe ich vernunftgesteuert zu verstehen, das es ja
noch recht weit ist bis zum Etappenziel. Das interessiert außer mir keinen.
Auch der Hinweis das es hier prima Kaffe gibt, wird lächelnd zur Kenntnis genommen,
um dann doch Pints an der Theke zu ordern.
Na ja, bleiben wir halt noch ein bischen. Es ist ja lange hell sagt man in solchen Situationen wohl zur
Selbstberuhigung. Beim Bier treffen wir immerhin die Entscheidung
nicht bis zum Kingshouse Hotel zu gehen, sondern am Glen Coe Mountain Resort
unsere Zelte aufzuschlagen.
Fein, paar Kilometer gespart.
Wir schaffen es dann doch nach verhältnismäßig wenigen Getränken, die Bar des Bridge of Orchy Hotels
zu verlassen. Ist jetzt auch schon 13.00 Uhr denke ich mir in einem erneuten Anflug
von unangebrachter Vernunft.
Alleine wäre ich schon längst unterwegs, aber so sorgen ein paar Leute die ich noch keine
24 Stunden kenne dafür, auch mal Pläne Pläne sein zu lassen. Hallo ! Du bist im Urlaub !!
Es geht durch einen Wald etwas bergauf und recht bald stehen wir auf einer Kuppe mit einem
beachtlichen Steinhaufen. Der Ausblick läßt nicht zu Wünschen übrig, ja, so hatte ich mir das mit
den Highlands vorgestellt. Nach kurzem innehalten stellt Simon dann fest:" Da ist das Inveroran Hotel.
Da können wir uns nochmal stärken bevor es ins Moor geht."
Ich hatte es geahnt, ist aber kein Problem, bleibt ja lange hell...
Schnell ist das Inveroran Hotel erreicht. Vor dem Eingang weist ein Schild auf einen Verschlag,
wo man doch bitte Rucksack und Trekkingstöcke parken möchte. Machen wir, ist wohl nicht viel
Platz denke ich . Drinnen entpuppt sich die Bar als nicht mal wohnzimmergroßes urgemütliches
Zimmerchen. Ich ahne das wir hier vielleicht auch etwas länger bleiben...
Neben einem älteren Paar treffen wir ein bekanntes Gesicht wieder. Sheila hatten wir am Vortag kennengelernt.
Sie lächelt uns an mit schon recht roten Wangen und einem Whisky in der Hand.
Es wird bestellt. Ich bleib beim Bier, sonst sehe ich keine Chance den Rest der Etappe noch zu schaffen.
Man könnte ja auch einfach hier ein Zimmer nehmen....auf gar keinen Fall. Noch ist das hier eine Trekkingtour !
Sheila hat als Pilotin bei der US Airforce auch nicht gerade einen ganz gewöhnlichen Job. Ich frage:
"Aha, TOP GUN und so ??" Sie schüttelt den Kopf:"Nein, Transportmaschinen, Afghanistan, Türkei, früher auch Irak"
Ich schlucke, täglich konfrontieren einen die Nachrichten damit, aber ein Mensch der tatsächlich
dort im Einsatz ist, ist mir noch nie begegnet.
"Wäre es deinen Eltern nicht lieber du würdest für American Airlines von Miami nach Boston fliegen."
"Klar, aber das kann ich ja noch machen wenn ich 40 bin."
Ich blicke durch den winzigen Raum, Jan, Simon und Debby sind bester Laune. Das ältere Pärchen ist etwas irritiert, dass man auch vor 18.00 Uhr Whisky trinken kann. An Sheila hätte ich einen ganzen Sack Fragen, doch sie ist sicher auch hier um Abstand zu gewinnen und dieses Land zu genießen.
Im Lautsprecher kommt dann auch noch Mark Knopflers Song aus dem Film "Local Hero", diesem herrlich unaufgeregten Streifen aus den 80ern in dem zwar Burt Lancaster mitspielt, aber eigentlich Schottland der Hauptdarsteller ist.
Mehr Klischee geht wirklich kaum und in diesem Moment fällt mir einfach kein Ort auf diesem Planeten ein an dem ich jetzt lieber wär.
Das ist eigentlich das tolle am WHW, die vielen Leute die man unterwegs trifft.
Ich vermisse irgendwie das schwedische Pärchen, dass ich im Frühjahr dort kennengelernt habe.
Auch die heimelige Bar liegt schließlich hinter uns.
Jetzt merke ich einen deutlichen Nachteil gegenüber meinen Mitwanderern.
Ich schleppe meinen Lowe Appalachian mit gut 17 Kilo, während alle anderen mit kleinen Daypacks
munter unterwegs sind.
Der vielgelobte Gepäcktransfer auf dem WHW hat hier gleich vier dankbare Kunden gefunden.
Das verkürzen einer Etappe mittels Bus war die einzige Schummelei die ich mir bis jetzt erlaubt habe.
Aber Gepäcktransfer ? Ich ??
Wo sind wir denn ! Außer in Nepal habe ich immer mein Zeugs selbst durch die Landschaft gewuchtet.
Nun ja, da war ich vielleicht auch jünger und jetzt sind es auch noch fast 15 Kilometer und die verzehrten Pints sind vielleicht auch nicht so ganz optimal für die Trekkerfitness gewesen.
Egal, ist jetzt eh zu spät und ich schaue wie sich der Pfad, einem
dünnen Bindfaden gleich, durch die grandiose Weite zieht. Es bläst zwar ein ordentlicher Wind doch es bleibt trocken, auf diesem Abschnitt sehr erfreulich.
Mir kommen die ersten Etappen wieder in den Sinn und es stimmt , auf dem WHW
nimmt man in der Tat alle Landschaftsformen unter die Füße, die Schottland so im Repertoire hat.
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