AW:[FI] Wie macht der Himmel das? - Drei Tage Wintertour und andere Erkenntnisse
20.01.2016. 2 km
Leise packe ich, um Japan nicht zu stören. Um 10.00 Uhr muss ich mein Bett geräumt haben. Beim Frühstück setze ich mich zu den Magdeburgern. Bekannte von ihnen sind gestern angereist. Zuwenig Selbstbewusstsein kann man dem Ehepaar nicht vorwerfen, und ich frage mich, ob die Magdeburger sie so bereits kennengelernt haben. Bald wird mir das zuviel. So fotografiere ich Meisen und Eichhörnchen durchs Fenster.
Eine Gruppe Skifahrer zieht mit Pulka los. Wie gerne würde ich folgen.
Mein Bus fährst erst um 14.00 Uhr. So setze ich mich in die Lobby. Die Nordlichter-App meldet eine hohe Aktivität. Noch könnte ich etwas ändern. Und bleiben. Aber irgendetwas blockiert mich. Sonst würde ich es tun.
Neue Gesichter. Ein Schweizer. Er hat sich in der Jugendherberge einquartiert und scheint Kontakt knüpfen zu wollen. Vielleicht hat er bei den alleinreisenden Holländerinnen Glück. Hoffnungsfroh lächelt er. Viele Gäste grüßen mich, und das ist das endgültige Signal: Das wird mir jetzt alles zu eng. Ich muss hier weg.
Ich vertrete mir ein wenig die Beine. Die Grillhütte Maahinen. :-)
Der Skibus lädt seine Gäste ein. Die Bekannten der Magdeburger sind empört, irgendein Bus kommt nicht. Ich sehne mich nach finnischer Gelassenheit. Und so laufe ich los. Ohne nachzudenken.
Der Weg, den die Schneeschuhe gestern hinterlassen haben, ist noch da. Es ist kein Schnee gefallen.
Am Himmel bilden die Wolken und die Sonne Wellen. Tagesnordlichter. Und wieder denke ich: Wie macht der Himmel das?
Der Schein der Sonne färbt den Schnee.
Und dann merke ich plötzlich: Sie geht auf! Ich beginne zu rennen, die Kuppe scheint nur ein paar Schritte vor mir, und poff, mein rechter Fuß versinkt 15 cm in der Tiefe. Weiter, wieder breche ich ein, und wieder, und dann kann ich sie bereits sehen. Das Bild wird unscharf.
Aber sie ist es. Die Sonne. Weiter, weiter.
Nein, wärmen tut sie nicht. Aber trotzdem ist die Welt um mich herum plötzlich eine andere.
Auf der gegenüberliegenden Seite Schleifchen.
Der Punkt, an dem wir gestern Sterne beobachtet haben.
Und schon zieht sich die Sonne wieder zurück.
Der Ahopää.
So lange schon her.
Und hier der Weg zum Kiilopää. War ich wirklich jemals da?
Zeit zu gehen.
Sind das Geister? Oder winkt der Himmel mir zu?
Die borstigen Bürsten werden ich vermissen.
Und dann ist die Sonne verschwunden.
Und mit ihr gehen die Geister ihren Weg.
Noch einmal ein Blick zu den schlafenden Tieren.
Eine Schneeschuhgängerin hat den Pfeiler erreicht. Ganz alleine bin ich jetzt nicht mehr.
Wieso muss ich andauernd die gleichen Fotos machen?
Ein paar Schneeflocken fallen vom Himmel. Kleine, winzige Flocken. Kaum zu sehen. Der Blick zurück.
Vorbei.
Eis klebt wieder an meinen Wangen.
Die Magdeburger laufen mit ihren Skiern zur nächsten Loipe. Ein letztes Mal Abschied nehmen. Sie bleiben noch eine Woche.
Noch immer könnte ich meine Entscheidung ändern. „Sie haben viel gemacht“, hatte der Finne verständnisvoll gesagt, als ich mich verabschiedete. Ich müsse zur Ruhe kommen, hatte ich – ehrlich mir selbst gegenüber - zur Begründung für meine Abreise angefügt, und er hatte genickt.
Ich hole mein Gepäck. Der Schlüssel. Ich habe ihn immer noch in der Tasche. Beinahe hätte ich ihn vergessen. Einige Holländerinnen surfen im Internet. Der Aktivitätsdrang der ersten beiden Tage ist erlahmt. Wie es im Februar wohl den Frauen ergeht, die ohne Erfahrung eine Wintertour durchführen wollen und die ersten Tage üben wollen?
Und dann stelle ich mich vor der Tür in die Kälte und warte auf den Bus. Ich friere ja nicht. Nicht bei dieser Temperatur. Irgendetwas um – 28 Grad. Pünktlich kommt er den Berg hinauf.
Ich packe meinen Rucksack und Porsche in das Gepäckfach. Dann gehe ich zum Fahrer. Ich stelle den Fuß auf die Treppe und in dem Moment ist Japan neben mir, - extra angerannt gekommen, - und winkt und sagt: „Auf Wiedersehen“. „Heute ist ein guter Tag für Nordlichter“, sprudelt es aus mir heraus, „viel Glück!" Und einen Moment merke ich, dass ich tief gerührt bin und will doch nicht weg. Ich gebe mein Ticket beim Busfahrer ab, und das Gepäckfach wird zugeklappt. Mit einem zischenden Geräusch schließen sich die Türen. Vorbei.
20.01.2016. 2 km
Leise packe ich, um Japan nicht zu stören. Um 10.00 Uhr muss ich mein Bett geräumt haben. Beim Frühstück setze ich mich zu den Magdeburgern. Bekannte von ihnen sind gestern angereist. Zuwenig Selbstbewusstsein kann man dem Ehepaar nicht vorwerfen, und ich frage mich, ob die Magdeburger sie so bereits kennengelernt haben. Bald wird mir das zuviel. So fotografiere ich Meisen und Eichhörnchen durchs Fenster.
Eine Gruppe Skifahrer zieht mit Pulka los. Wie gerne würde ich folgen.
Mein Bus fährst erst um 14.00 Uhr. So setze ich mich in die Lobby. Die Nordlichter-App meldet eine hohe Aktivität. Noch könnte ich etwas ändern. Und bleiben. Aber irgendetwas blockiert mich. Sonst würde ich es tun.
Neue Gesichter. Ein Schweizer. Er hat sich in der Jugendherberge einquartiert und scheint Kontakt knüpfen zu wollen. Vielleicht hat er bei den alleinreisenden Holländerinnen Glück. Hoffnungsfroh lächelt er. Viele Gäste grüßen mich, und das ist das endgültige Signal: Das wird mir jetzt alles zu eng. Ich muss hier weg.
Ich vertrete mir ein wenig die Beine. Die Grillhütte Maahinen. :-)
Der Skibus lädt seine Gäste ein. Die Bekannten der Magdeburger sind empört, irgendein Bus kommt nicht. Ich sehne mich nach finnischer Gelassenheit. Und so laufe ich los. Ohne nachzudenken.
Der Weg, den die Schneeschuhe gestern hinterlassen haben, ist noch da. Es ist kein Schnee gefallen.
Am Himmel bilden die Wolken und die Sonne Wellen. Tagesnordlichter. Und wieder denke ich: Wie macht der Himmel das?
Der Schein der Sonne färbt den Schnee.
Und dann merke ich plötzlich: Sie geht auf! Ich beginne zu rennen, die Kuppe scheint nur ein paar Schritte vor mir, und poff, mein rechter Fuß versinkt 15 cm in der Tiefe. Weiter, wieder breche ich ein, und wieder, und dann kann ich sie bereits sehen. Das Bild wird unscharf.
Aber sie ist es. Die Sonne. Weiter, weiter.
Nein, wärmen tut sie nicht. Aber trotzdem ist die Welt um mich herum plötzlich eine andere.
Auf der gegenüberliegenden Seite Schleifchen.
Der Punkt, an dem wir gestern Sterne beobachtet haben.
Und schon zieht sich die Sonne wieder zurück.
Der Ahopää.
So lange schon her.
Und hier der Weg zum Kiilopää. War ich wirklich jemals da?
Zeit zu gehen.
Sind das Geister? Oder winkt der Himmel mir zu?
Die borstigen Bürsten werden ich vermissen.
Und dann ist die Sonne verschwunden.
Und mit ihr gehen die Geister ihren Weg.
Noch einmal ein Blick zu den schlafenden Tieren.
Eine Schneeschuhgängerin hat den Pfeiler erreicht. Ganz alleine bin ich jetzt nicht mehr.
Wieso muss ich andauernd die gleichen Fotos machen?
Ein paar Schneeflocken fallen vom Himmel. Kleine, winzige Flocken. Kaum zu sehen. Der Blick zurück.
Vorbei.
Eis klebt wieder an meinen Wangen.
Die Magdeburger laufen mit ihren Skiern zur nächsten Loipe. Ein letztes Mal Abschied nehmen. Sie bleiben noch eine Woche.
Noch immer könnte ich meine Entscheidung ändern. „Sie haben viel gemacht“, hatte der Finne verständnisvoll gesagt, als ich mich verabschiedete. Ich müsse zur Ruhe kommen, hatte ich – ehrlich mir selbst gegenüber - zur Begründung für meine Abreise angefügt, und er hatte genickt.
Ich hole mein Gepäck. Der Schlüssel. Ich habe ihn immer noch in der Tasche. Beinahe hätte ich ihn vergessen. Einige Holländerinnen surfen im Internet. Der Aktivitätsdrang der ersten beiden Tage ist erlahmt. Wie es im Februar wohl den Frauen ergeht, die ohne Erfahrung eine Wintertour durchführen wollen und die ersten Tage üben wollen?
Und dann stelle ich mich vor der Tür in die Kälte und warte auf den Bus. Ich friere ja nicht. Nicht bei dieser Temperatur. Irgendetwas um – 28 Grad. Pünktlich kommt er den Berg hinauf.
Ich packe meinen Rucksack und Porsche in das Gepäckfach. Dann gehe ich zum Fahrer. Ich stelle den Fuß auf die Treppe und in dem Moment ist Japan neben mir, - extra angerannt gekommen, - und winkt und sagt: „Auf Wiedersehen“. „Heute ist ein guter Tag für Nordlichter“, sprudelt es aus mir heraus, „viel Glück!" Und einen Moment merke ich, dass ich tief gerührt bin und will doch nicht weg. Ich gebe mein Ticket beim Busfahrer ab, und das Gepäckfach wird zugeklappt. Mit einem zischenden Geräusch schließen sich die Türen. Vorbei.
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