[SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Blahake

    Fuchs
    • 18.06.2014
    • 1432
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    ...
    (eigentlich eine Angsthäsin, aber das klingt ja irgendwie blöd...)

    14.08.2015 bis 6.9.2015

    Prolog

    Nach Padjelantaleden 2012 und Kungsleden von Kvikkjokk nach Absiko 2014 war der Sarek ja irgendwann unausweichlich, zumal ich bei beiden dieser Reisen schon kleine Abstecher hinein gemacht hatte. Dieses Jahr hatte auch meine liebe Freundin P. wieder Zeit, mit mir zu wandern, allerdings nur eine Woche. Das reicht ja nicht für eine Querung durch den Sarek, die mir aber vorschwebte. So war dann der Plan, mit ihr von Kvikkjokk über Pårek Richtung Jiegnavágge zu gehen und je nachdem, wie gut und weit wir vorankämen, zurück durchs Gaskasvágge oder entsprechende Alternativen. Nach ihrer Abreise würde ich dann über den gleichen Weg in den Sarek und durch das Rapadalen und Ruohtesvágge nach Ritsem gehen.

    Hier im Forum habe ich wundervolle Tipps und Infos dazu erhalten. Fjaellraev hat mir gleich mal den Zahn gezogen, allein und als Anfängerin über diese Route einzusteigen und empfahl mir, über den Kungsleden nach Aktse zu gehen und von dort in den Sarek. Zunächst war ich nicht begeistert, weil ich dieses Stück ja letztes Jahr erst gegangen bin. Andererseits würde ich den Einstieg über Pårek nach der Woche mit P. ja dann auch schon kennen. So habe ich mich dann doch mit dem Weg über Aktse angefreundet, zumal ich noch den Tipp bekam, hinter dem Skierffe im Hang lang zu gehen, Danke Neuer Heiko!

    Leider hat sich die Planung dann doch noch ändern müssen, weil P. sich im Frühjahr das Kreuzband gerissen hat. Im August war sie zwar wieder so weit hergestellt, dass sie wandern konnte, aber besser nicht mit schwerem Gepäck. So haben wir dann eine Woche in und um Kvikkjokk verbracht mit ein- bis zweitägigen Ausflügen.

    Zur Sicherheit im Sarek hatte ich mir noch ein Satellitentelefon geliehen. Beim Probelauf zu Hause hat es kein Netz gefunden, der Vermieter versicherte mir, das sei ein lokales Problem im Köln-Bonner Raum und sagte 15 km nördlich meines Wohnortes funktioniere es. Also habe ich den folgenden Tag damit verbracht, das Satellitentelefon in der Gegend spazieren zu fahren und Netz zu suchen – nichts. Der Vermieter schwor mir Stein und Bein, dass es in Schweden funktionieren würde und ich habe ihm dann das Versprechen abgenommen, dass er mir gegebenenfalls Ersatz nach Kvikkjokk schicken würde, falls es nicht funktioniere.


    Freitag, 14. August OHNE RUCKSACK


    Mein Flug geht von Düsseldorf über Stockholm nach Luleå. Wegen schlechter Erfahrungen im Vorjahr und ähnlicher Berichte im Forum lasse ich mir von der Dame am Check-In versichern, dass mein Rucksack durchgecheckt ist und ich ihn sicher nicht in Stockholm selbst umladen muss. Das wäre mir mit nur einer guten Stunde zwischen Ankunft und Abflug in Stockholm auch knapp, zumal man in Arlanda weite Wege hat und noch mal durch die Security muss. Aber natürlich stehe ich dann mittags in Luleå als letzte vor einem leergeräumten Gepäckband.

    Also zum Infostand und „Vermisstenanzeige“ aufgeben. Zum Glück weiß ich, dass mindestens noch ein Flug am selben Tag aus Stockholm kommt, nämlich der mit P. Also beziehe ich schon mal unser vorgebuchtes Hotelzimmer im Comfort Arctic Inn, teste erfolgeich das Satellitentelefon, kaufe im Naturkompaniet Gaskartuschen und sehe mir das Städtchen an. Und mache mir dabei die ganze Zeit Gedanken um meinen Rucksack . Erst spät kommt mir der Gedanke, mit dem Bus wieder zum Flughafen zu fahren und zwei Fliegen mit einer Klappe zu fangen: P. abholen und nach meinem Rucksack sehen. Die Idee erweist sich als nicht so schlecht, denn ich erwische gerade noch jemanden vom Gepäckdienst, der mir bestätigt, das er kurz zuvor einen großen roten Rucksack vom Band geholt hat und ich bin mir nicht sicher, ob den abends um die Zeit noch jemand ins Hotel gebracht hätte...

    Also im Herzen erleichtert und mit dem Rucksack beschwert wieder nach Luleå zurück. Ab jetzt zu zweit, denn neben der Freude, meinen Rucksack wieder zu haben, freue ich mich natürlich noch mehr über P., wir sehen uns selten genug.

    Am Bahnhofsautomaten kaufen wir dann die Bahntickets für den nächsten Morgen und zweifeln an unser beider Verstand. Nach einigem Durchklicken am Touchscreen gilt es, unsere Namen einzutragen, aber auch nach vielfältigem Klicken in das entsprechende Kästchen und auch auf alle möglichen Stellen drumherum öffnet sich partout keine Bildschirmtastatur, um Buchstaben einzugeben. Bis uns kurz vor dem Aufgeben auffällt, dass der Automat ein feste Tastatur unter dem Bildschirm hat.

    Das Abendessen in einem kroatisch anmutenden Restaurant ist lecker, Nudeln mit Rentierfleisch und Sahnesauce, begleitet von cruisenden Chevrolets, die die stolzen Besitzer mit lauter Musik immer wieder ums Carré fahren. Erinnert mich ein bisschen an meine Jugend, als die Mofagang immer um den Dorfplatz gekreist ist. Das Absackerbier können wir leider nicht mehr in Ruhe trinken, da der Wirt sich für uns als die einzig verbliebenen Gäste nicht an seine angegebenen Öffnungszeiten gebunden fühlt...


    Samstag, 15. August FAHRT NACH KVIKKJOKK

    Morgens geht es dann mit Zug und Bus über Murjek nach Kvikkjokk. Die Schaffnerin empfiehlt, die Rückfahrt vorher zu buchen, weil es voll sein könne. Ich weiß aber nicht wie, wenn ich doch noch gar nicht sicher weiß, ob und wann ich in Ritsem ankomme und auch kein Internet habe. Der Gedanke beschäftigt mich in den folgenden Tagen immer mal wieder. Blöd, eigentlich bin ich doch zuversichtlich, dass sich spontan ein Platz findet, aber jetzt hat sie mich verunsichert...

    In Kvikkjokk angekommen gehen wir erst mal zur Fjällstation, ich werde STF-Mitglied und überlasse es P. mit dem „Bootskapitän“ Björn zu verhandeln, der uns sofort überfallartig in Beschlag genommen hat, um uns eine Rundfahrt durchs Delta anzubieten. Wir sind ja auch nicht abgeneigt, wollen aber erst mal in Ruhe ankommen und entscheiden, wo wir für die nächste Woche Quartier beziehen. Wir nutzen einen ausgedehnten Spaziergang, um die Campingmöglichkeiten an der Fjällstation, im Wald und auf dem Campingplatz zu inspizieren und bei der Preisgestaltung:



    sind wir schnell vom Campingplatz überzeugt.

    Warme Dusche und Feuerstelle sind weitere Argumente und dass wir hier ein Zelt sorgenfrei stehen lassen können, wenn wir mit dem anderen über Nacht unterwegs sind.



    Unser Zeltplatz

    Die Feuerstelle wird in den kommenden Tagen auch reichlich genutzt, weil die Mückenplage sonst kaum auszuhalten ist.

    Strom gibt es übrigens auch:





    Sonntag, 16. August SJNJIERAK

    Unser erster Ausflug führt uns auf den Sjnjíerák, der Weg beginnt gleich hinter unserem Campingplatz. Es geht stetig bergan, zunächst im Wald, wir merken uns für den Rückweg die Stellen, wo die Pilze stehen, und kosten die eine oder andere Heidelbeere, die meisten sind aber noch nicht ganz reif. Je höher wir kommen, desto schöner wird der Blick zurück auf das Kvikkjokkdelta und die Berge im Hintergrund. Wenn man für den Selbstauslöser nicht schnell genug ist, werden die Bilder allerdings suboptimal:



    Weiter oben hört der Wald auf und wir sind endlich im Fjäll. Der Blick vom Sjnjíerák ist wunderschön,




    ich bekomme reichlich Sehnsucht und Vorfreude auf den Sarek.
    Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zu dem kleinen See, an dem auch eine Hütte steht, genießen ein Bad, und freuen uns, dass wir bei dem Wetter wohlig in der Sonne trocknen können. Natürlich kommt, nachdem wir bisher niemanden getroffen haben, gerade jetzt jemand vorbei.


    Badesee mit Aussicht macht gute Laune
    Zuletzt geändert von Blahake; 09.01.2016, 18:20. Grund: Länderkürzel

  • vobo

    Dauerbesucher
    • 01.04.2014
    • 718
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

    Juchuu, es geht endlich los

    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
    ...

    14.08.2015 bis 6.9.2015
    Aber Du bist nicht auch am 06.09. aus Luleå zurückgeflogen? 13 Uhr irgendwas?

    Kommentar


    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
      • 1432
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

      Ja, hab' gerade noch mal nachgeguckt, 13:10 Uhr

      Kommentar


      • DerNeueHeiko
        Alter Hase
        • 07.03.2014
        • 3129
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

        Freut mich, wieder was aus der Ecke zu lesen - ich muss da unbedingt wieder hin

        Bin schon gespannt, wie es weitergeht und ob du den Weg von oben nach unten auch so gut findest wie wir 2014...

        MfG, Heiko

        Kommentar


        • Blahake

          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1432
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

          Hallo Heiko
          zwar kapier' ich gerade nicht, welchen Weg Du von oben nach unten meinst, aber dank Deiner phänomenalen bebilderten Hinweise bei der Planung habe ich natürlich alles gut gefunden.
          Dann schreib' ich mal weiter, dann siehst Du's demnächst im Detail...

          ....autsch, Du meinst natürlich den Hang oberhalb des Spoekstenen, manchmal brauch' ich etwas länger. Der Bericht braucht allerdings auch noch etwas länger, bis der Hang kommt...
          Zuletzt geändert von Blahake; 08.01.2016, 20:26. Grund: Groschen gefallen

          Kommentar


          • Blahake

            Fuchs
            • 18.06.2014
            • 1432
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

            Montag, 17. August PRINSKULLEN UND VALLEVARRE

            Wir wollen auf den Prinskullen, dahinter auf dem Sattel (Vállevárre) übernachten und am nächsten Tag auf den Vallespiken und zurück.
            Die Überfahrt über den Fluss steuert Björns sehr sympathische Frau, für den Rückweg morgen müssen wir uns nicht an den Fahrplan halten, sagt sie, wir sollen einfach anrufen und zahlen können wir auch morgen.
            Wir lassen uns mit dem Aufstieg auf den Prinskullen Zeit, genießen Sonne und Landschaft und finden einen schönen Zeltplatz am See. Abends vertreten wir uns noch ein bisschen die Beine. P. findet ein ansehnliches Rentiergeweih,



            auch das abendliche Lagerfeuerchen wird wieder zelebriert.



            Schöne Blumen gibt es auch:


            Gämsheide

            Später kommt noch ein Pärchen an den See und baut das Zelt in gebührendem Abstand am anderen Ufer auf. Als ich nachts kurz draußen bin, kreist ein Vogel über unserem Zelt.

            OT: Hallo Vobo, den See kennst Du

            Dienstag, 18. August VALLESPIKEN




            Da gehen wir heute rauf

            Das Wetter ist immer noch fantastisch und wir machen uns an den Aufstieg auf den Vallespiken, der ist zum Glück leicht und belohnt mit einem gigantischen Blick auf den Sarek.



            Kurz vorm Gipfel wird’s ein bisschen steinig




            Panorama vom Vallespiken




            Blick vom Vallespiken in den Sarek

            Selbst das Pårteobservatorium kann man von hier oben (mit viel gutem Willen und wenn man weiß, wo man suchen muss) erkennen.
            Am frühen Nachmittag machen wir uns an den Abstieg, packen in Ruhe das Zelt ein und gehen zurück nach Kvikkjokk.



            Rückweg nach Kvikkjokk

            Über den Fluss bringt uns diesmal Björn, mit einer kurzen Wildwassereinlage an den Stromschnellen.



            Wildwasser

            Mittwoch, 19. August STUOR NJOASSKE

            Weil's so schön war, wollen wir heute wieder für zwei Tage los und gehen einfach in der anderen Richtung, das heißt, am Badesee von Sonntag unterhalb des Sjnjíerák vorbei und weiter auf dem Weg Richtung Årrenjarka. Die Fjällkarte, die uns dazu fehlte, haben wir in der Fjällstation erworben. Wir genießen das immer noch traumhafte Wetter und legen an der Hütte am Guoledis-Gárdávrre eine ausgedehnte Pause ein. Nach dem kleinen Anstieg zum Sattel unterhalb des Stuor Njoasske beschließen wir, dass das ein perfekter Übernachtungsplatz ist, auch wenn der Weg zum Wasserholen im Alunbäcken recht weit und umständlich ist. Dafür ist der Ausblick ins Tal und auf den Sarek umso schöner. Hier bleiben wir, wundern uns allerdings, dass selbst auf der windigen Kante die Mückenplage nicht ausbleibt. Beim Abendspaziergang begegnen uns die ersten beiden Rentiere, ein Elch lässt sich aber nicht blicken, obwohl der unterhalb unseres Platzes gelegene sumpfige kleine See dafür prädestiniert scheint und ich ihn lange erwartungsfroh anstarre. In der Abenddämmerung spielt P. auf ihrer Flöte und obwohl ich nicht besonders musikalisch bin, bin ich doch ganz hin und weg, wie das die ohnehin schon wundervolle Abendstimmung noch mehr verzaubert...



            Flötentöne





            Abendstimmung am Stuor Njoasske

            Kommentar


            • Sternenstaub
              Alter Hase
              • 14.03.2012
              • 3321
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

              hallo Blahake,
              dein Bericht gefällt mir ausnehmend gut, ich kann mir gut die Stimmung vorstellen, obwohl auch ich nicht musikalisch bin. ;)
              wirklich fein, freu mich auf die nächsten Tage.
              Two roads diverged in a wood, and I—
              I took the one less traveled by,
              And that has made all the difference (Robert Frost)

              Kommentar


              • vobo

                Dauerbesucher
                • 01.04.2014
                • 718
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen

                OT: Hallo Vobo, den See kennst Du
                Na gut, ich nehme meinen Widerspruch zurück, ihr wart dort. Und Euer Becher-Lagerfeuer mit Geweih spricht eine deutliche Sprache für ein geheimes Alkoholdepot, was ich vergeblich gesucht habe.

                Da habt ihr wirklich eine traumhafte Wetterperiode erwischt, wobei es mir in diesen nächsten Tagen zu warm war. Was mich nur wundert, wie ihr diese Sonne ohne Hut oder Mütze aushaltet?

                Bin sehr gespannt auf die weiteren Tage.

                Kommentar


                • Blahake

                  Fuchs
                  • 18.06.2014
                  • 1432
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                  Lieben Dank, Sternenstaub, das freut mich und da schreibe ich doch gleich gerne noch weiter

                  Und Hallo Vobo, Du hast vergeblich gesucht, weil wir unser unser Depot geräumt haben, bevor wir weitergezogen sind und Holzköppe halten die Sonne auch ohne Hut gut aus


                  Donnerstag, 20. August, ÅRRENJARKA


                  Am nächsten immer noch unverschämt sonnigen Tag nehmen wir auf dem Weg Richtung Årrenjarka erstmal jeden benachbarten Gipfel inklusive Gassavárre mit, um die Aussichten zu genießen und finden kurz unterhalb des Gassavárre noch einen perfekten kleinen Badesee.



                  Blick vom Gassavárre nach Nordwesten



                  Blick vom Gassavárre nach Südosten





                  Noch ein Badesee mit Aussicht

                  Dann steigen wir langsam zum Oarrejåhkå ab und folgen dem Weg durch den Wald bis Årrenjarka. Am Hang wird es teilweise beschwerlich, weil etliche Bäume quer über dem Weg liegen, offenbar ist hier im Winter eine Lawine runtergerauscht.



                  Weg nach Årrenjarka

                  Weiter unten im Wald fangen wir an, die nächsten Tage zu planen und sind uns schnell einig, dass wir gerne ein Kanu leihen und damit das Delta erkunden wollen. Dann kommt uns der Gedanke, dass es noch viel schöner wäre, in Årrenjarka am Campingplatz ein Kanu zu leihen und damit nach Kvikkjokk zurückzupaddeln. Hm, ist bestimmt nicht üblich, ein Kanu für einen Weg zu leihen. Andererseits lässt sich doch bestimmt jemand finden, der das Kanu aus Kvikkjokk wieder abholt oder zurück paddelt. Irgendwie beißen wir uns an dem Gedanken fest, auch wenn ich nicht so recht daran glaube, dass das klappt. Aber fragen kostet ja nichts, und es wäre einfach zu schön, wenn es doch klappen würde. Für den Bus zurück nach Kvikkjokk sind wir sowieso zu spät dran.
                  In Årrenjarka angekommen belagern wir die freundliche Dame an der Rezeption mit unserem Wunsch, aber sie kann uns leider kein Kanu anbieten, da sie eine Gruppe erwarten, für die alle Kanus gebraucht werden.
                  Wir trinken zum Trost erst mal ein Bier und setzen uns dann hoffnungsvoll an die Straße, um nach Kvikkjokk zu trampen. Ohne Aussicht auf ein Kanu wollen wir nicht in Årrenjarka bleiben und der Bus geht erst wieder morgen Mittag. Es ist zwischen halb sechs und sechs und wir beschließen, bis ca. sieben auf ein Auto zu warten. Wir warten...
                  und warten...
                  Es kommt ein Auto aus der anderen Richtung.
                  Wir warten... warten...warten, springen auf, denn es kommt ein Auto aus der richtigen Richtung - um dann auf den Campingplatz abzubiegen.
                  Also warten wir wieder.



                  Warten

                  Um kurz vor Sieben überrede ich P., es aufzugeben - wenn in fast eineinhalb Stunden hier kein Auto gekommen ist, kommt jetzt auch keins mehr. So machen wir uns auf den Weg zum Campingplatz, um nach zwei Minuten auf der jetzt nicht mehr rechtzeitig zu erreichenden Straße doch noch ein Auto Richtung Kvikkjokk fahren zu sehen.

                  Vor der Rezeption steht der weiße Combi, den wir abbiegen gesehen haben und wir klagen den dazugehörenden vier jungen Leuten aus Coesfeld unser Leid. Um ehrlich zu sein, haben wir sie eher so vehement überfallen, dass sie gar nicht mehr anders konnten, als uns nach Kvikkjokk zu fahren. Wer kann so eine Bitte ausschlagen, wenn sie von zwei Frauen vorgetragen wird, die in etwa im Alter der eigenen Mutter sind? Jedenfalls waren wir sehr froh, dass uns zwei der netten Vier freundlich nach Kvikkjokk kutschiert haben. Die Jugend von heute taugt eben doch was!!! Sie wollten nicht mal unser Trinkgeld annehmen, obwohl das gerade mal für zwei bis drei Bier gereicht hätte.

                  Glücklich wieder auf dem Zeltplatz war ich froh, meine gelbe kleine Sonne unbeschadet wieder zu sehen. Hab' ich schon erwähnt, dass ich die Signalfarbe meines Zeltes dafür liebe, dass man drinnen immer das Gefühl hat, die Sonne würde scheinen? Selbst wenn es draußen noch so grau ist?

                  Wir haben gleich mal wieder das Feuerchen angemacht. Im Zelt habe ich mich dann allerdings sehr gewundert, dass meine Schokolade geschmolzen, ausgelaufen und über einige meiner Essenspackungen zerlaufen war. Hä? Ist doch in zugeschweißter Plastikverpackung! Bevor ich mich noch weiter gewundert habe, habe ich die Sauerei größtenteils beseitigt, indem ich die Schokolade mit dem Finger aufgeschleckt habe – bis ich mich zur Verpackung vorgearbeitet und das Loch in selbiger entdeckt habe. Und dann das Loch in der Brotverpackung – und dann die Löcher im Innenzelt! Mäuseviecher! Ist das zu fassen? Nagen die sich durch mein Zelt, um mir mein Essen zu klauen! Bei dem Gedanken, dass ich die mäusespeichelverseuchte Schokolade geschleckt habe, wurde mir ein bisschen mulmig, es ist aber ohne Folgen geblieben. Später hörte ich auf dem Weg noch von der diesjährigen Mäuseplage, einige Wanderer haben von angenagtem Essen berichtet und in Aktse gab es Warnschilder für die Camper, dass man besser kein Essen draußen liegen lassen solle. Ich war zumindest froh, dass mein Zelt den Mäusezähnen soviel Widerstand geleistet hat, dass nur kleine Löcher drin sind, dass es aber keine Maus hindurch geschafft hat.



                  angenagte Brotverpackung





                  und angenagtes Zelt
                  Zuletzt geändert von Blahake; 09.01.2016, 18:52.

                  Kommentar


                  • DerNeueHeiko
                    Alter Hase
                    • 07.03.2014
                    • 3129
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                    Hallo Heiko
                    zwar kapier' ich gerade nicht, welchen Weg Du von oben nach unten meinst, aber dank Deiner phänomenalen bebilderten Hinweise bei der Planung habe ich natürlich alles gut gefunden.
                    Dann schreib' ich mal weiter, dann siehst Du's demnächst im Detail...

                    ....autsch, Du meinst natürlich den Hang oberhalb des Spoekstenen, manchmal brauch' ich etwas länger. Der Bericht braucht allerdings auch noch etwas länger, bis der Hang kommt...
                    Jetzt musste ich erstmal suchen, wo denn eigentlich der Spoeksten liegt... da bin ich natürlich auch gespannt, wie das von oben aussieht, aber vor allem meinte ich den Abstieg ins Rapadal, spätestens vor dem Skårki muss man ja wohl absteigen

                    Macht auf jeden Fall Spaß, deinen Bericht zu lesen, und bei den genialen Wetter bekomme ich auch wieder Lust... mal gucken, was dieses Jahr anliegt, der Vorbereitungsaufwand für eine Lappland-Tour ist ja mittlerweile zum Glück sehr kurz bei mir

                    MfG, Heiko

                    Kommentar


                    • Blahake

                      Fuchs
                      • 18.06.2014
                      • 1432
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                      Ach sooo!
                      Nach Deinem Tipp oben lang zu gehen, habe ich noch mal im Grundsten nachgesehen, deshalb wußte ich, dass ich kurz vorm Alep Vássjájågåsj runter muss Lief dann zwar nicht ganz nach Plan, aber troztdem sehr gut.
                      Freut mich, wenn Dir der Bericht gefällt, schließlich gehörst Du als erster zu denen, die erfahren sollen, wie nützlich mir Eure guten Tipps waren. Dein Vorschlag, da oben lang zu gehen, war schon mal perfekt, in ein paar Tagen kommen hier die Fotos dazu
                      Zuletzt geändert von Blahake; 10.01.2016, 19:58.

                      Kommentar


                      • Blahake

                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1432
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                        Freitag, 21. August PADDELN UND KEIN ELCH

                        Ein Kanu zu leihen kostet nur 300 kr für den ganzen Tag, das zahlt man andernorts für ein bis zwei Stunden. Paddel und Schwimmwesten bekommt man an der Fjällstation, das Boot holt man sich dann unten am See hinter dem Anleger. Wir haben immer noch traumhaftes Wetter und stechen freudig in See.
                        Der liegt spiegelglatt vor uns und wir tauchen ein in die Stille und die Idylle und fahren erstmal auf dem offenen Wasser Richtung Süden,





                        umrunden Storholmen



                        und legen am Steg, der den Kungsleden Richtung Süden fortsetzt, eine Badepause ein.



                        Perfekter Bade- und Nachher-in-der-Sonne-trocknen-Steg

                        Danach paddeln wir kreuz und quer durch verschiedene Arme des Deltas, immer in der Hoffnung, einen Elch zu sehen, wir haben uns vorher sagen lassen, wo die Wahrscheinlichkeit, welche zu sehen, höher ist, aber sie lassen sich nicht blicken. Schön ist es trotzdem.







                        Weiter geht es dann ganz gemächlich Richtung Fårholmen. Bevor wir am Ausstieg zum Padjelantaleden vorbeikommen, kommt uns Björn mit vier Gästen im Boot entgegen. Er hält an und gibt uns noch ein paar gute Tipps, wo wir lang können, aber da waren wir überall schon

                        Weiter in unserer Richtung wird bald die Strömung zu stark, sagt er, und er hat recht. Um Fårholmen herum schaffen wir es nicht, obwohl wir es von beiden Seiten versuchen. Wir paddeln langsam wieder zurück.

                        Jetzt haben wir den ganzen Tag auf dem Wasser verdümpelt, ohne dass uns langweilig geworden wäre. Im Gegenteil: Morgen haben wir noch einen halben Tag, bevor P. um 15 Uhr am Bus sein muss, da werden wir gleich wieder ein Kanu leihen

                        An der Fjällstation nimmt Björns Frau die Paddel wieder entgegen und empfiehlt uns für morgen zum Paddeln den Mierdekjávrre, der sei so flach, dass das Wasser eine wohlige Badetemperatur von 20 Grad habe.


                        Samstag, 22. August WIEDER PADDELN UND WIEDER KEIN ELCH


                        Wie geplant leihen wir uns wieder das Kanu und paddeln auf dem Mierdekjávrre. Die verschlungene Zufahrt finden wir unter der ersten Brücke hindurch. Es riecht förmlich nach Elch, stellenweise ist das Gras am Ufer plattgetrampelt, aber es lässt sich wieder keiner blicken. Die Lagune ist tatsächlich so flach, dass das Wasser sehr warm ist, aber damit auch zu flach zum schwimmen.





                        Flachwasser

                        Wir ziehen das Bad weiter draußen im kühlen Fluss vor. Um 15 Uhr heißt es Abschied nehmen. Ich setze P. in den Bus und winke ihr ein bisschen schwermütig nach.



                        P. zieht von dannen.

                        Zurück am Campingplatz leiste ich mir den Luxus einer Hüttenübernachtung. Flugs ist mein gesamter Krempel in der ganzen Hütte verteilt, damit ich noch mal in Ruhe Inventur machen kann. Und mal so einen Abend Ruhe vor den Mücken zu haben (nachdem ich ungefähr zwanzig gejagt habe, die schon in der Hütte wohnten) ist auch mal schön.



                        Inventur

                        In Aktse muss ich noch Brot, Müsliriegel und Käse nachkaufen, der Rest müsste für zehn Tage reichen. Zwar denke ich nicht, dass ich zehn Tage von Aktse nach Ritsem brauchen werde, aber Reserve muss sein. Außerdem will ich ja ein bisschen trödeln, mal zwei Nächte an einem Platz bleiben und zum Beispiel auf den Låddebákte gehen, eventuell auch auf den Niják.

                        Ich wasche noch einiges, damit ich morgen in frischer Montur losgehen kann. Abends bietet mir die nette Dame vom Campingplatz ihre Waschmaschine an, aber da ist es schon zu spät. Ich habe die Auswahl zwischen fünf Betten und entscheide mich für das, von dem aus ich am besten aus dem Fenster blicken kann. Damit ich, falls ich nachts mal blinzele, sehe, ob es Nordlichter gibt. Es gab aber keine, zumindest nicht, als ich geschaut habe.

                        Kommentar


                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1194
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                          Cooler Bericht bisher. Gefällt mir richtig die Gegend um Kvikkkjokk bei so tollen Wetter zu sehen. Das weckt wieder richtig Fernweh auch mal wieder in diese Gegend zu fahren. Schade nur, dass das mit euer geplanten Kanutour von Årrenjarka nach Kvikkokk nicht geklappt hat (eine geile Idee wie ich finde). Vom Wasser ist die Perspektive auf die Landschaft schließlich immer noch eine etwas andere. Aber die anderen Kanubilder trösten meines Erachtens ziemlich darüber hinweg. Ich frag mich nur, warum ich niemals auf die tolle Idee gekommen bin da mal mit nem Kanu langzuschippern. Scheint sich ja echt gelohnt zu haben. Freu mich jedenfalls auch schon sehr auf die Fortsetzung.

                          Kommentar


                          • Blahake

                            Fuchs
                            • 18.06.2014
                            • 1432
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                            Hallo Mortias,
                            ja, das Kanu hat sich gelohnt, auch wenn die Einwegmiete nicht geklappt hat.
                            Dafür, dass die Woche in und um Kvikkjokk ja eigentlich nur das Ersatzprogramm wegen P.s Kreuzbandriss war, fanden wir sie auch phänomenal. Im Nachhinein waren wir beide überhaupt nicht mehr traurig über die Planänderung.
                            Freut mich, wenn ich Dir mit dem Bericht noch Ideen zu der Gegend liefern kann, wo Du Dich da oben doch schon sehr gut auskennst
                            So, wenn mein Bilderupload nicht wieder klemmt, geht's jetzt bald weiter mit dem Bericht...

                            Kommentar


                            • Blahake

                              Fuchs
                              • 18.06.2014
                              • 1432
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                              Sonntag, 23. August, ABMARSCH RICHTUNG SAREK
                              unterwegs von 11:30 bis 20:30

                              So, ab heute geht' s nun also solo weiter, der Sarek ruft, aber zunächst muss ich ja noch bis Aktse auf dem Kungsleden gehen. Da ich die geplante Runde mit P. in der Gegend um Pårek nun doch nicht gemacht habe und diesen Kungsledenabschnitt letztes Jahr gegangen bin, reizt mich der Teil nur mäßig, andererseits fällt mir auf, dass das doch ziemlich undankbar ist und ich eigentlich ziemlich froh sein kann, wieder hier oben wandern zu dürfen. Bin ich auch
                              Beim Verabschieden schenkt mir die nette Dame vom Campingplatz einen Kvikkjokk-Aufnäher. Ich stelle meinen Rucksack noch mal auf der Veranda ab und als ich kurz darauf wieder komme, liegt darauf ein weiterer Aufnäher. Sie schaut um die Ecke und sagt: 'For your friend. I thought, she might be jealous.'



                              Ich gehe noch kurz an der Fjällstation vorbei, da hängt eine Waage für die Rucksäcke und ich frage mich, ob ich eigentlich wissen will, wie viel mein rotes Ungetüm wiegt. Ich will's dann wissen, 26 kg sagt die Waage – geht doch noch – war schon schlimmer...

                              Frohen Mutes mache ich mich auf den Weg, hier finde ich die ersten reifen Moltebeeren.



                              Noch ist viel Volk unterwegs, eine Gruppe, die entgegenkommt berichtet, dass sie im Sarek Bärenspuren gesehen haben. Ich gehe am Stuor Dáhtá vorbei, wo ich letzes Jahr ein wunderschönes Zeltplätzchen hatte,



                              Stuor Dáhtá letztes Jahr




                              Stuor Dáhtá dieses Jahr

                              und marschiere weiter Richtung Pårtestugan. Ich habe Heißhunger auf Chips oder zumindest was ordentlich Salziges, muss aber feststellen, dass da kein Proviantverkauf ist.

                              Um möglichst bald im Sarek zu sein und die bekannte Strecke hinter mich zu bringen, überlege ich, noch heute bis zur Brücke über den Jåkkejågåsj zu gehen, da hatte ich letztes Jahr einen schönen Übernachtungsplatz kurz vor Rittak, aber das ist noch ganz schön weit. Das Stück vor der Brücke bietet aber, so weit ich mich erinnere, keine Zeltplätzchen mit Wasseranschluss, so dass ich mich rechtzeitig entscheiden muss, ob ich es bis dahin durchziehe oder nicht. Ich frage daher den Wirt der Pårtestugan, wo die letzten Wasserstellen vor dem trockenen Stück sind und er beschreibt mir eine Stelle bevor der Wald aufhört. Von da ist es, schätze ich, noch etwa eine Stunde bis zur Brücke und dann kann ich ja immer noch entscheiden, ob ich die heute noch gehe.

                              Als ich so ungefähr an dieser Stelle bin, steht vor mir auf dem Weg ein junger Mann, der verschreckt seine Blöße mit einem kleinen Handtuch bedeckt. Ich habe ihn beim Duschen gestört. Da kampieren gerade vier reinliche junge Männer an der Wasserstelle und genießen die Outdoordusche, die sie mitgebracht haben. Sie wollen den Kungsleden gehen. Sie bieten mir freundlich an, mich auch hier für die Nacht niederzulassen und ich dürfte sogar ihre Dusche benutzen. Aber ich ziehe die Aussicht auf eine Badewanne vor und mache mich doch noch auf den Weg zum Jåkkejågåsj. Die geschätzte Stunde kommt ungefähr hin.

                              Auf dem Weg mache ich noch ein Selbstauslöserbild an einer Stelle, an der ich letztes Jahr auch eins gemacht habe, aber der Blickwinkel stimmt dann leider doch nicht überein.



                              am Huornnásj letztes Jahr



                              am Huornnásj dieses Jahr

                              Endlich an der Brücke stelle ich fest, dass die im Gegensatz zu letztem Jahr sogar intakt ist. Aber ganz schön hoch! Bei der Suche nach einem schönen Platz für mein Zelt (einer ist schon besetzt) vertüddele ich mich endlos. Das ist eines meiner größten Talente! Rechts am Flüsschen runter. Hm, schön, aber der Blick könnte besser sein. Weiter runter – auch schön, aber davon wird der Blick natürlich nicht besser. Ich hangele mich an einer einigermaßen geeigneten Stelle über das Flüsschen auf die andere Seite – schöner Blick,



                              Blick auf den Tjaktjajávrre

                              aber von hier ist das Wasser zu schlecht zu erreichen. Also auf dieser Flusseite wieder hoch zur Brücke und oberhalb weitergesucht. Hm, zu nah am Weg. Über die Brücke rüber und flussaufwärts weitergesucht... Nach einer weiteren Querung habe ich mich dann endlich entschieden. So kann man den Abend auch rumkriegen.

                              Dafür habe ich hier tatsächlich eine schöne Badewanne vor der Tür, sogar mit Whirlpool. Da aber die Sonne schon untergegangen ist, braucht es die ganze komplette wollene Unterwäschegarnitur nebst weiterer warmer Kleidung und ziemlich lange, bis mir nach dem Bad wieder warm wird. Dafür leuchtet mir ein wundervoller Mond.



                              Nicht nur Badewanne, sondern Whirlpool


                              (die beiden Bilder sind am folgenden Morgen aufgenommen)

                              Zuletzt geändert von Blahake; 02.02.2016, 19:25.

                              Kommentar


                              • luvohh
                                Gerne im Forum
                                • 13.03.2008
                                • 98
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                                Ein toller kurzweiliger Bericht und klasse Fotos. Wie habt ihr nur so ein Wetter hin bekommen?

                                LG
                                Luvo

                                Kommentar


                                • Blahake

                                  Fuchs
                                  • 18.06.2014
                                  • 1432
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                                  Danke Luvo,
                                  jaaa, das Wetter war schon klasse , das ändert sich aber noch, aber ich will ja nicht vorgreifen...

                                  Kommentar


                                  • Blahake

                                    Fuchs
                                    • 18.06.2014
                                    • 1432
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                                    Montag, 24. August, RENTIERE AM SKIERFFE
                                    unterwegs von 12:00 bis 21:00

                                    Morgens wird erst mal die obligatorische Mindestmenge an Kaffee gekocht und gemütlich gefrühstückt.





                                    Kaffeetrilogie, leider sieht man mir auch an, wie nötig ich den Kaffee hab...

                                    Die Schuhe trocknen in der Sonne, beim Einpacken und Zelt abbauen lasse ich mir Zeit, das reinliche Jungvolk von gestern überquert die Brücke und wir winken uns zu.

                                    Mittags mache ich mich auch auf den Weg. Wenn es mir nicht zu weit wird, will ich heute bis an den Skierffe, ab da beginnt dann nämlich endlich Neuland für mich. Letztes Jahr hatte ich vom Kungsleden einen Tagesausflug zum Skierffe gemacht und kurz davor einen guten Zeltplatz gesehen, der schwebt mir für heute Nacht vor. Aber erst mal sehen, ob ich das nach den neun Stunden von gestern überhaupt hinkriege, da werde ich heute schätzungsweise genauso lange brauchen.

                                    Nach einer kurzen Strecke, auf der Höhe meines Übernachtungsplatzes vom letztem Jahr, hole ich das reinliche Jungvolk bei ihrer Pause ein und wir halten ein nettes Schwätzchen. Ich bin ein bisschen neidisch auf ihre leichten Rucksäcke. Im weiteren Verlauf überholen wir uns immer wieder gegenseitig und plaudern dabei jedes mal. Einer von ihnen erkennt sogar sofort, dass es sich bei meinem Begleiter nicht, wie oft angenommen, um einen Dinosaurier handelt, sondern um einen Schutzdrachen. Der furchterregende Drache hört übrigens auf den respekteinflößenden Namen „Krümel“.



                                    Gestatten? Krümel! (ein paar Tage zuvor auf dem Vallespiken)


                                    Die vier wollen heute noch diesseits des Laitaure bleiben und den Tjahkelij besteigen. Auf dem Weg sind erwartungsgemäß ziemlich viele Wanderer unterwegs. Mit einer Solofrau unterhalte ich mich kurz und sie erzählt, sie sei müde, weil sie die Nacht auf dem Skierffe verbracht hat, um Nordlichter zu beobachten. Ich habe natürlich wieder nix gesehen, sondern gepennt und beschließe, mir in den kommenden Nächten den Wecker auf ein Uhr nachts zu stellen.

                                    Im weiteren Streckenabschnitt Richtung Laitaure sieht es so aus:



                                    dann so:



                                    und im weiteren Verlauf so:




                                    und ich fange an, Fjällraev ein bisschen zu verfluchen, jetzt latsche ich hier stundenlang durch den Wald, den ich obendrein schon kenne und könnte stattdessen die Gegend um Pårek erkunden.
                                    Dass es doch besser war, auf ihn gehört zu haben, das gebe ich an dieser Stelle natürlich noch nicht zu...


                                    Endlich am Laitaure angekommen, habe ich Glück, dass zwei Ruderboote am Ufer liegen. Da gibt es, noch dazu bei diesem Wetter und spiegelglattem Wasser, keinen Grund, auf das Motorboot zu warten. Obwohl das, bis ich am anderen Ufer sein werde, auch ankommen wird. Zeitlich ist es also egal, aber lieber rudern, als so lange am Ufer zu hocken und auf's Boot zu warten.




                                    Ruderboot mit Schutzdrache

                                    Das reinliche Jungvolk kommt auch gerade und sucht den Zugang zum Tjahkelij. Aber der ist nicht so leicht zu finden und die Beschreibung im Grundsten nur wenig hilfreich. Nach einer Weile geben sie es auf, ich sitze gerade im Boot 20 m vom Ufer, und biete ihnen an, mitzukommen. Aber sie bleiben lieber über Nacht noch diesseits.



                                    Rechts im Bild mein Tagesziel


                                    Der Blick vom Boot Richtung Sarek ist so schön wie letztes Jahr. Der Skierffe lacht mir entgegen, da habe ich letztes Jahr gesessen, ins Rapadelta geblickt und Sehnsucht nach einer Sarektour bekommen. Jetzt isses soweit

                                    Gegenüber angekommen bin ich froh, dass die Mückenplage hier nicht annähernd so schlimm ist, wie letztes Jahr im Juli. Da war das wirklich übel. Da bin ich bei 30 Grad in Regenklamotten, mit Mückennetzhut und Handschuhen den Hang hinter Aktse hochgekeucht, weil DEET nicht reichte. Sauna ist nix dagegen...
                                    Heute sind zwar auch ein paar Mücken unterwegs, aber im Vergleich dazu nicht der Rede wert.


                                    OT: Eine Zeitzeugin hat mich darauf hingewiesen, dass der Begriff "Jungvolk" von den Nazis geprägt wurde. So habe ich ihn nicht natürlich nicht gemeint! Ich wollte damit nur auf den Altersunterschied zwischen den jungen Männern und mir hinweisen. Die waren mir nicht zuletzt deshalb sehr sympathisch, weil sie nicht im geringsten den Anschein einer völkischen Gesinnung erweckt haben. Jedenfalls habe ich noch nie einen Nazi mit Dreadlocks gesehen . Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung, wenn ich damit ein falsches Licht auf die reinlichen jungen Männer geworfen habe! Für jeden von ihnen eine Rose: .


                                    In der Hütte in Aktse fülle ich meine Vorräte auf, Müsliriegel gibt es nicht, stattdessen decke ich mich mit Keksen ein und zum ersten Mal nehme ich diesen seltsamen Tubenkäse und zwar den mit Ren. Wenn schon, denn schon. Und Postkarten werden gekauft, die haben zwar einen bestechenden 70er-Jahre Charme, aber die Briefmarken haben schöne Blumenmotive. Die Hüttenwirtin kündigt ab Freitag Regen im Sarek an, aber sonst spricht aus ihrer Sicht nichts dagegen, den Weg anzugehen. Keine besonderen Vorkommnisse, alles in Ordnung.

                                    So mache ich mich nach einem weiteren kurzen Plausch mit einem alten Schweden auf den Anstieg zur Waldgrenze hoch. Da habe ich letztes Jahr gezeltet und da hole ich an der Quelle noch Wasser, weil in Richtung Skierffe vorläufig keins kommt.

                                    Kurz bevor ich meinen angepeilten Zeltplatz erreiche, sehe ich vor mir nur noch Rentiere. Eine riesige Herde. Wenn ich weitergehen will, muss ich zwangsläufig einige stören, rechts oder links vorbei geht nicht, weil sie viel zu weit verstreut sind. Also gehe ich möglichst langsam durch und scheuche dabei aber trotzdem ungewollt immer mal welche auf, die dann zu ihren Kollegen rechts oder links vom Weg aufschließen. Nach einer Weile bin ich dann aber durch und sie haben wieder Ruhe vor mir.




                                    Rentiere rechts,



                                    Rentiere vorn,



                                    Rentiere links

                                    Kurz dahinter bauen gerade drei Wanderer ihr Zelt auf. Ich frage sie, ob sie hier Wasser haben und sie zeigen auf ein besseres Rinnsal. Hm, das geht, aber meine Stelle, an der ich letztes Jahr vorbeigegangen bin, habe ich in besserer Erinnerung. Also gehe ich noch ein Stück weiter und finde sie zum Glück bald. Und die Wasserversorgung ist auch gut. Ich war mir nicht sicher, ob ich da von einem Jahr aufs andere schließen kann, zumal ich diesmal ja auch ca. sechs Wochen später unterwegs bin. Aber das Wasser plätschert genauso kreuz und quer wie letztes Jahr. Der Boden ist größtenteils entweder feucht oder steinig, aber auf einem kleinen Hügel finde ich ein gutes Plätzchen.
                                    Zwar sieht das Zelt aufgestellt etwas seltsam aus, weil es sich über eine kleine Kuppe schmiegen muss (wie ich beim schlafen dann natürlich auch) aber das passt schon.



                                    verzerrtes Zelt

                                    Die Rentiere wursteln und schnaufen nachts noch eifrig um mein Zelt rum, zum Teil ziemlich nah, und in Erinnerung an Forumsberichte von vollgesabberten und sogar geklauten Heringsbeuteln bis hin zu „etwas knabbert an meinem Kopf“-Erzählungen schlafe ich ein bisschen unruhig. Dafür bin dann wenigstens oft genug wach, um zu sehen, dass zumindest zu diesen Zeiten keine Polarlichter am Himmel sind.
                                    Zuletzt geändert von Blahake; 02.02.2016, 19:27.

                                    Kommentar


                                    • Kuoika
                                      Erfahren
                                      • 23.08.2012
                                      • 471
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                                      Juhu, war/bin schon ganz gespannt, wie es Dir im Sarek ergangen ist. Und die erste Woche in/um Kvikkjokk lässt ja kaum zu wünschen übrig. Bei der Feuerstelle unterhalb vom Vallespiken hab ich mich damals wie heute aber schon gefragt, wer Holz dort hoch schleppt.
                                      Macht Spaß, Deinen Bericht zu lesen. Freu mich auf mehr.

                                      Kommentar


                                      • GandalftheGrey
                                        Dauerbesucher
                                        • 19.05.2011
                                        • 614
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #20
                                        AW: [SE] Kvikkjokk „behindertengerecht“ und ein Angsthase im Sarek

                                        Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                        ...und dann die Löcher im Innenzelt! Mäuseviecher!...
                                        Da bist du nicht die einzige, der das dieses Jahr passiert ist. Meiner Freundin hat am Kungsleden auch eine Maus ein Loch ins Innenzelt genagt.


                                        Schöner Bericht, macht Vorfreude auf mehr!
                                        Das Wetter bei dir bisher erinnert mich sehr an meine 2014er Tour. Bin gespannt, ob das bei dir so schön geblieben ist.

                                        So schön glatt hätte der Laituaure bei meiner allerersten Lappland-Tour anno 1995 auch sein können statt den nicht gerade kleinen Wellen, die das Ruderboot ganz schön umhergeworfen haben... da beneide ich ich dich grad ein wenig.
                                        jgr-photo.com

                                        Kommentar

                                        Lädt...
                                        X