[TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

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  • HaegarHH

    Alter Hase
    • 19.10.2009
    • 2925
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

    Zitat von Schwerti Beitrag anzeigen
    Hast Du mal dran gedacht, ein eBook daraus zu machen oder evtl. eine PDF Datei ?
    Im ersten Post sind doch sogar die Buchcover zu sehen und es stehen zu dem Thema ein paar Sätze
    Aktuelle Bilder von unterwegs … kommindiepuschen auf Instagram

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    • Schwerti
      Anfänger im Forum
      • 06.09.2014
      • 23
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

      Zitat von HaegarHH Beitrag anzeigen
      Im ersten Post sind doch sogar die Buchcover zu sehen und es stehen zu dem Thema ein paar Sätze
      Ja das war mir bekannt ;)
      Aber das sieht mir eher nach gebundenem Buch aus. Deswegen meine Nachfrage.
      Mehr Reiseberichte auf meinem Blog: www.schwerti-on-tour.de

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      • Bergzebra
        Erfahren
        • 18.02.2013
        • 285
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

        Zitat von Schwerti Beitrag anzeigen
        Hallo Heinrich,

        ich scrolle ehrlich gesagt nur noch durch den Thread, es ist schon echt sehr sehr viel Text.
        Hast Du mal dran gedacht, ein eBook daraus zu machen oder evtl. eine PDF Datei ?
        Auf dem eReader im Urlaub würde ich mir das gewiss alles durchlesen, aber abends nach der Arbeit am PC für eine Stunde ist das momentan leider etwas zu viel.

        Trotzdem, verstehe das bitte nicht falsch, bin ich und bestimmt auch alle anderen hier froh, dass Du den Bericht postest.
        Weiter so !
        Eine PDF-Datei aus dem Thread zu machen ist eigentlich relativ einfach. Im Forum beim Thema auf den Reiter <Themen-Optionen> gehen und dort <Druckbare Version zeigen> klicken. Hier anklicken, dass alle Einträge angezeigt werden und dann das Ergebnis als eine PDF-Datei drucken.

        Oder (so habe ich es bei vielen Kilimanjaro-Internet-Berichten vor meiner Reise gemacht): Gewünschten Thread/Thema mit STRG-C und STRG-V in eine leere Word-Datei kopieren, vernünftige Serifen-Schriftart einstellen, Schriftgröße einstellen (DIN A4 mindestens 12, wenn man schon bei DIN A5 11 nehmen soll, da zur ermüdungsfreieren Lesbarkeit weniger als 70 Zeichen in einer Zeile sein sollten), Blocksatz einstellen, Silbentrennung einstellen, wirklichen 1-er Zeilenabstand (Schriftgröße x 1,2 <=> Schriftgröße 12 = 14,4pt Zeilenabstand) und das Ergebnis als PDF drucken. Viele dieser Einstellungen funktionieren aber bei Webanwendungen nur sehr eingeschränkt oder gar nicht.


        Warum ist es dann doch kein Buch geworden (ich hätte ja fast nur noch die mit Scribus -ein Freewareprogramm ähnlich wie Adobe Indesign- erstellte PDF-Datei hochladen müssen - zuvor wäre natürlich nochmals ein "Fremdgegenlesen" notwendig )?

        Der steuerliche Aufwand war mir zu hoch, wenn das Buch auf dem Markt ist sind keine Änderungen mehr möglich und ich wollte A... keine 55% vom Nettoverkaufspreis gönnen (so war es 2011) und als Autor dann kaum 1€ pro Buch haben. Und das dann für eine Auflagenzahl im 1xy Bereich?

        Ich habe Respekt vor all denen, die es trotzdem machen.

        Und es ist bei weitem nicht so einfach ein Buch zu veröffentlichen, wie es einem die einschlägigen Firmen aus dem Self-Publishing Bereich vorgaukeln. Da geben sich die Autoren wirklich viel Mühe mit ihren Eigenprojekten ohne Verlag und erhalten dann (alles schon erlebt bei diversen gekauften Büchern bei "verlagsfreien" Self-Publishing Autoren) als nicht mehr veränderbares Ergebnis ihrer Bücher (da ja schon gedruckt):
        • die ungeraden Seiten sind links statt rechts
        • extem pixeliges Titelbild (Niemand sagt einem, dass Word eingebettete Bilder nur mit 72dpi speichert)
        • alle (Farb-)Bilder haben einen Blaustich (Niemand sagt einem, dass eine Farbkonvertierung von (s)RGB nach CMYK erfolgt. Die Testprogramme zeigen keine Veränderung an zum Original, da ja normale Flachbildschirme nur einen Bruchteil von (s)RGB darstellen und der Druck immer in CMYK erfolgt.
        • fast auf jeder Seite "Schusterjungen" und "Hurenkinder" sind, eine freundliche Umschreibung von alleinstehenden und/oder alleingelassenen Zeilen am Seitenanfang und/oder Seitenende.
        • in der eigenen Vorlage zum Buch ist eine Silbentrennung drin, im gedruckten Buch urplötzlich nicht mehr
        • ...


        Ich habe zwar beruflich nichts mit dem Verlags-/Druckereiwesen zu tun, aber seit meinen Diplomarbeitszeiten mich mehrmals mit diesen Thematiken außeinandersetzen dürfen.
        Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

        Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
        (Autor unbekannt)

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        • Bergzebra
          Erfahren
          • 18.02.2013
          • 285
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

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          Fortsetzung des Reiseberichts:

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          Ab nach unten in die Zivilisation


          Horombo Hut - Marangu Gate - Moshi


          Start: Horombo Hut 3.720m ü.NN (08:30 Uhr)

          Ziel: Marangu Gate 1.860m ü.NN (14:30 Uhr)


          Eine Strecke, die man beim Aufstieg über die Marangu-Route in 2 Tagen zurücklegt, wird nach dem Streckenkonzept der KINAPA (Nationalparkbehörde für den Kilimanjaro) beim Abstieg an einem Tag zurückgelegt. So werden es heute fast 2000 Höhenmeter abwärts und 23 gelaufene Kilometer bis zum Tourende am Parkeingang beim Marangu Gate werden.


          Start von den Horombo Hütten

          Meine gestrigen Probleme am rechten Knie machen sich heute Morgen nicht mehr bemerkbar. Gegen 8:30 Uhr machen wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg. Auf einem gut ausgebauten Pfad geht es durch die hier wesentlich üppigere Heidelandschaft in Richtung Osten. Die Autobahn vom Vortag ist etwas schmaler geworden und Spurrillen auf ihr gibt es inzwischen auch wieder. Neben der Strecke bieten sich viele Senecien als Fotomotiv an. Es herrschen angenehme Temperaturen bei stark bewölktem Himmel und relativ guten Sichtbedingungen talwärts.


          Senecien


          Marangu Route zwischen den Horombo und Mandara Hütten


          Marangu Route zwischen den Horombo und Mandara Hütten


          Senecien


          Marangu Route zwischen den Horombo und Mandara Hütten

          Die ersten Kilometer verlaufen für mich noch problemlos. Nach etwa gut einem Drittel der Strecke zwischen den Horombo Huts und den Mandara Hütten, in etwa am Rastplatz für die Aufstiegsfraktion, macht sich der Schmerz im rechten Knie wieder leicht bemerkbar. Er verstärkt sich jetzt aber von Minute zu Minute. Laufe ich nicht über den Steinen am Weg, sondern in der ausgespülten „Regenrinne“ neben dem Weg, dann ist der Schmerz fast nicht vorhanden. Gehe ich bergauf, es gibt auch bergab noch ein paar Hügel zu bewältigen, ist er schlichtweg nicht vorhanden.

          Auch Fransis bemerkt, dass ich immer mehr Ausweichstrecken suche. Ich erkläre ihm, was mein Problem ist. Ich vermute, dass ich gestern seit dem Sturz bis zur Kibo-Hut das rechte Knie anders als sonst belastet habe und damit eine Überlastung an sonst nicht so stark belasteten Baugruppen hervorgerufen habe. Einen ähnlichen Effekt hatte ich schon zu Leistungsmarschzeiten bei der Bundeswehr. Auch damals vor mehr als 20 Jahren war es das rechte Knie in der Gegend des Außenmeniskus, in der Zwischenzeit gab es aber diesbezüglich überhaupt keine Probleme. Wenn es zum gleichen Effekt wie damals kommt, dann werde ich morgen zur eigenen Fortbewegung ein AOK-gehfrei benötigen. Ich vermute auch, dass die Schmerzen sich noch deutlich verstärken werden und es sind noch über 15km bis zum Gate zurückzulegen. Interessanterweise tritt der Schmerz nur bei Entlastung auf und dann auch nur bei einer Veränderung des Kniewinkels. Stelle ich mich einbeinig auf das rechte Bein, dann gibt es null Probleme. Auch dann nicht, wenn ich das rechte Bein am Knie drehe.

          Da die Wege auf der Marangu-Route den Umständen entsprechend regensicher angelegt sind, besitzen sie viele Abstufungen. Ein Umstand, der mir keine Freude bereiten wird. Absteigen über die 10-15cm Stufen geht nur noch, wenn ich mit dem rechten Bein vorausgehe. Mache ich es mit dem linken Bein, dann gibt es einen höllischen Entlastungsschmerz. Anscheinend bin ich zum Selbersuchen zu blind, aber auf einmal steht Fransis neben mir mit einem gut 1m langen Ast, den man gut als Stock gebrauchen kann. Er übernimmt auch meinen Rucksack, damit ich als Dreibein wenigsten bis zur Mittagspause an den Mandara Hütten komme. Mit diesen Problemen beim Gehen beschäftigt, geht leider auch mein Auge für die Umgebung etwas verloren.

          Etwa 1-2km vor den Mandara Hütten ändert sich die Landschaft in einem dichten Wald, der aber heute noch kein Regenwald sein will, der Nebel und die Wolken behalten ihr Wasser noch für sich. 700m vor den Mandara Hütten ist der Abzweig zum Maundi Krater, er ist ein bewachsener Vulkankrater mitten im Regenwald.

          Meine Frage,

          »Müssen wir da unbedingt hin?«

          ignoriert mein Guide, also muss ich ihm folgen. Man steigt zum Maundi-Krater von der Hauptroute beim Weg zum Kraterrand wieder fast 100 Höhenmeter nach oben, dann liegt er mitten im Regenwald. Aufgrund des heutigen Nebels ist von der sonst vorhandenen Fernsicht wirklich nichts zu sehen.


          Maundi Krater

          Es würde auch einen Weg um den Krater herum geben, auf diesen verzichten wir aber. Beim „Abstieg“ vom Maundi Krater muss ich wirken wie ein 90-jähriger nach mehr als 10 misslungenen Hüftoperationen, die Abstufungen im Pfad sind für mich nur noch mit kurzfristig neu erlernten Bewegungsabläufen zu überwinden.

          An den Mandara Hütten kommen wir gegen 11:30 Uhr an, hier soll es ein warmes Mittagessen geben.

          Fransis fragt ernsthaft bei mir nach,

          »Willst Du die letzten 8km mit dem Kili-Akia nach unten?«

          »Bevor ich mich da rauf lege, rutsche ich die ganze Strecke lieber am Hosenboden runter! Dann weiß ich wenigstens, dass danach nur mein Knie kaputt ist!«

          Der unmissverständliche Tonfall meiner Antwort muss ihn doch sehr überraschen, denn sein sonst übliches Nachfragen unterlässt er.

          Das Mittagessen an den Mandara Huts gibt es, wie auch für die anderen Gruppen, die sich auf dem Weg talwärts befinden, in der Speisehütte. Jede Gruppe hat seine eigene Tischdeckenfarbe. Auch das letzte Essen ist wieder hervorragend, zwar nicht so abwechslungsreich als bei einer 10 Personengruppe, dies kann man aber auch wirklich nicht erwarten.

          Nach dem Essen heißt es jetzt nochmals gut 2 Stunden zu Fuß gut 700 Höhenmeter nach unten unterwegs zu sein und dies alles durch Regenwald, über unzählige Stufen. Grausam in meiner Situation ist auch der notwendige Abstieg über die exponierte Treppe von der Esshütte der Mandara Hütte auf den Pfad zurück. Ich warte noch auf Fransis, als dieser wie aus dem Nichts mit 2 Trekkingstöcken auftaucht, die ich auf der weiteren Strecke benutzen soll. Wo er die herhat, die Dinger sind nagelneu und haben sogar den LEKI-Schnellverschluss.

          Als Vierbein mache ich mich auf den weiteren Weg, benötige die Trekkingstöcke aber nur beim Tritt über die Stufen und wenn der Weg sehr steinig ist. Die Schmerzen nehmen zwar dank der Stöcke nicht mehr zu, aber wie befürchtet, ich bin viel zu sehr mit dem Bewegungsablauf mit den Stöcken beschäftigt, als dass ich noch ein großes Interesse für die Umgebung habe. Ein Grund, warum ich normalerweise Trekkingstöcke abgrundtief hasse, der Bewegungsablauf der Hände beim Wandern muss immer intuitiv sein.


          Regenwald zwischen Marangu Gate und den Mandara Hütten

          Der Regenwald an der Marangu-Route macht heute nur vonseiten der Vegetation seinem Namen Ehre, Regen und Nebel sind heute Fremdwörter. Trotzdem gibt es auf der gut ausgebauten Strecke genügend Stellen mit Dreckpfützen. Das man da nicht an allen unbeschadet vorbeikommt liegt wohl in der Natur der Sache.


          Gedenktafel für den Erstbesteiger Hans Meyer an der Hauptverwaltung


          Hinweisschild am Marangu Gate

          Gegen 14:30 Uhr sind wir am Marangu Gate angekommen, dem Ende der Kilimanjaro-Besteigung. Am Hauptquartier holt Fransis die Gipfelurkunde ab und nun heißt es darauf zu warten, bis auch die letzten Wanderer von Zara-Tours zurück sind, denn vorher fährt der Bus zurück nach Moshi nicht ab.

          Von meinen Trägern habe ich mich schon heute Morgen verabschiedet, meine Kleiderspenden haben sie schon auf der Kibo Hut erhalten, über das Trinkgeld wird Fransis heute Abend im Hotel mit mir reden.

          Jetzt funktioniert auch das Laufen ohne Stöcke wieder einigermaßen. Als nach zwei Stunden alle Wanderer da sind, können wir mit dem Bus abfahren, die Träger müssen mit der Ladefläche eines Lkws vorlieb nehmen.

          Nach einer guten Stunde Fahrtzeit sind wir im Springlands Hotel in Moshi zurück. Nachdem ich mein Gepäck aufs Zimmer gebracht habe, steht im Biergarten des Hotels die Diskussion mit meinem Guide Fransis über das Trinkgeld für die Mannschaft und für ihn selbst an, auch hier finden wir eine einvernehmliche Lösung. In Tansania muss man das Trinkgeld als Teil des Einkommens sehen und nicht als Belohnung wie bei uns.

          Was nach einer Woche in fast identischer Wäsche ansteht, kann sich jeder von Euch vorstellen. Ab unter die Dusche und schwups sind 80% der Sonnenbräune wieder verschwunden. Auch wenn ich das Gesicht im Spiegel mit 6-Tage-Bart nicht kenne, ich rasiere es trotzdem. Wieder im zivilisationsfähigen Zustand geht es anschließend zum Abendessen, nachdem ich zuvor schon eine Bekleidungswaschstunde eingelegt habe.

          Irgendwie schon interessant die unsicheren Gesichter derjenigen zu sehen, für die morgen das Unternehmen „Kilimanjaro“ erst beginnt. Den Abend lasse ich nach dem Abendessen in der Gartenbar bei Kilimanjaro-Bier ausklingen. Morgen ist ein Ruhetag, zum Glück, denn ich befürchte mein rechtes Bein ist morgen ein Totalausfall.

          Zwar insgeheim erhofft es doch zu schaffen, aber nicht damit gerechnet, dass der Fall eintritt, erfüllt einen doch der Gipfelerfolg mit viel Genugtuung. Und jetzt ist die Arbeit vorbei, der Urlaub kann beginnen.


          Gras wächst nicht schneller, nur weil man daran zieht

          Kilimanjaro - mlima mrefu sana. »Kilimanjaro - der endlose Berg«, so heißt es in dem von den einheimischen Trägern so oft am letzten Abend oder Tag der Unternehmung Kilimanjaro gesungenen Kilimanjarolied.

          Es redet sich leicht, wenn man ein schwieriges schier endloses Ziel, welches man sich selbst gesteckt hat, erreicht hat. Schnell verfällt man in eine oberlehrerhafte Sicht der Dinge, warum denn so viele andere am Kilimanjaro gescheitert sind. »Selbst kann man ja sowieso nur alles richtig gemacht haben und die anderen, falls sie nicht gerade eine Pechsträhne hatten, dürften doch grundsätzlich sowieso nur alles falsch gemacht haben.«

          In der Vorbereitungszeit zum Kilimanjaro habe ich viele Berichte über den Aufstieg zum Kilimanjaro gelesen. Fast ausnahmslos stand dort geschrieben, wie wichtig das körperliche Ausdauertraining für solch eine Unternehmung sei. Überspitzt hieß es immer:


          »Ein Halbmarathon pro Woche sollte man schon durchhalten und jedes Wochenende 1000m Höhenunterschied beim Bergwandern ist das Minimum. Und 200km pro Woche auf dem Rad ja sowieso!«

          Dass ich solch eine Vorgehensweise in der Vorbereitungsphase nicht einmal ansatzweise durchhalten würde, war mir von Anfang an klar. Auch mein Leergewicht am Berg würde über dem zulässigen Gesamtgewicht von einem Großteil der Aspirant(Inn)en liegen. Andererseits sind mir Wanderungen mit ausgebildeten Bergführern den Umständen entsprechend immer wesentlich leichter gefallen, als dies meist gemäß den Streckenprofilen zu erwarten gewesen wären. Was hatte ich vor Jahren für eine Angst 1300 Höhenmeter am Stück im tiefen Schnee den Vulkan Villarica in Chile aufzusteigen. Mit Bergführer waren es dann kaum 3 ½ Stunden und überlastet habe ich mich dabei auch nicht gefühlt.

          Mehr als 1000 Höhenmeter nach oben an einem Tag habe ich schon mehrmals geschafft, auch auf Schotter, z.T. auch unter widrigen äußeren Bedingungen wie z.B. in Patagonien.

          Am Kilimanjaro hat man grundsätzlich immer einen Bergführer, der einem den falsch verstandenen Ehrgeiz einbremst. Es ist doch sicherlich, was die Psyche betrifft, einfacher, das eigene Wandertempo im Bedarfsfall erhöhen zu können, als später immer langsamer werden zu müssen. Wenn man während des Aufstiegs noch genügend Luft zum Reden hat (vom Gipfeltag einmal abgesehen), dann dürfte das Tempo nicht zu schnell gewählt sein.

          Ein großes Problem bei „Höhenneulingen“ ist das Erkennen und bedingungslose Akzeptieren von Anspruch und Wirklichkeit der eigenen Grundleistungsfähigkeit. Den Höhenanfängerfehler

          »Ich lauf da schnell mal die 100m rauf!«

          macht so ziemlich jeder am Anfang ein Mal. Nach 10 Sekunden beginnt dann die verzweifelte Suche nach der imaginären „Herz-Lungen-Maschine“ in Tateinheit mit der unsichtbaren Wand. Eine Wand, gegen die man doch eigentlich in den letzten Sekunden gelaufen sein muss? Die Abnahme der Leistungsfähigkeit in der Höhe ist weitgehend nicht einem mangelhaften Ausdauerzustand geschuldet, sondern geht einher mit den Bedingungen in der Höhe. Wenn man schon darauf fast keinen Einfluss hat, dann sollte man wenigstens versuchen zu vermeiden, andere nicht zwingend notwendige Störfaktoren an sich herankommen zu lassen. Man sollte besser

          »Stress mit der Höhe« haben, aber nicht »Stress in der Höhe«.

          Somit lässt sich auch erklären, warum ich in einer möglichst kleinen Gruppe das Unternehmen Kilimanjaro starten wollte. Probleme am Kilimanjaro dürfte ich sowieso schon genügend haben, deshalb wollte ich in diesem Falle wenigstens auf gruppendynamisch bedingte Stressfaktoren verzichten.

          Sprichwörtlich gesprochen könnte dies bedeuten: Warum soll man sich überhaupt mit dem Wachsen des Grases auseinandersetzen, wenn man sowieso keinen Einfluss darauf hat. Die Situation am Berg ist fordernd genug, warum unnötig Ressourcen verschleudern für Sinnloses! Anders ausgedrückt bedeutet dies auch:

          »Und was ich nicht ändern kann, das nehme ich geduldig an!«

          Für nicht Wenige ist am Kilimanjaro der Umgang mit der Höhe Neuland, auch wenn man u.U. in Höhenkammern trainiert hat. Höhenkammertraining ist zwar sicherlich nicht schlecht, fordert aber gerade das Unterbewusstsein nur sehr bedingt. Ich möchte es vergleichen mit einem „Krücken-Gehtest“ ohne Probleme mit den Beinen zu haben. Es fehlt diesem Training bzw. dieser Vorbeitung die bedingungslose Ausgeliefertheit in der aktuellen Situation. In dieser Testsituation beendet man die Angelegenheit einfach im Überforderungsfalle. In der Realität am Berg muss man aber durch diese Situation bedingungslos durch, ob man es nun will oder nicht.

          Das Gespür zu unterscheiden, ob der Körper sich in der Anpassung an die Höhe befindet oder ob seine Leistungsfähigkeit diesbezüglich schon überschritten ist, ist bei Höhenneulingen oft erst ansatzweise vorhanden. Und dazu muss auch noch der Wille vorhanden sein, dies überhaupt erfahren zu wollen, die Medizin macht es einem mit Alternativmöglichkeiten in Pillen- und Kugelform ja so leicht. War man vielleicht bereits in großen Höhen beim Wandern, dann hat selten eine Übernachtung in der dünneren Luft stattgefunden. Der Organismus ist noch in der Anpassungsphase und selbst ist man schon in der Vorstellungswelt des „Hilfe ich bin höhenkrank“. Solange man untertags die Situation noch kontrollieren kann, läuft vieles trotz der Höhe noch wie von selbst. Ist während des Schlafs der Körper auf sich alleine gestellt, beginnen die Probleme.

          Aus einem Gefühl der Atemnot, wenn man mitten in der Nacht aufwacht, wird schnell in der Psyche eine Höhenkrankheit in der Endphase. Das Psycho-Hamsterrad beginnt sich zu drehen und es steigert sich die Angst, was passiert, wenn man aus dem Rad heraus fällt. Aufgrund der abgeflachten Atmung während des Schlafes in der Höhe ist man aufgewacht, da irgendein Sensor dem Gehirn einen Alarm gemeldet hatte. Ein paar tiefe Atemzüge hätten genügt und man hätte weiterschlafen können. Aber nein, man will ja als Höhenneuling das „Höhenkrank“ live miterleben. Man hat Angst, es könnte ja während des Schlafes noch schlimmer werden und man könnte es nicht mitbekommen!

          Zu Studiumszeiten hatte ich eine Vorlesung zur Physiologie des Menschen. Ein Themengebiet der Vorlesung war das menschliche Auge und die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung im Gehirn zum Thema „Sehen“. In der Wahrnehmung arbeitet das menschliche Gehirn aus Gründen der Reaktionszeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit gerne mit bekannten und bereits früher abgespeicherten „Bildmustern“ und steuert daraus dann die notwendigen Reaktionen. Werden sich dabei der Sensor „Auge“ und die Recheneinheit „Gehirn“ uneins über die Interpretation eines „Umweltzustands“, dann ist Ärger für den Rest des Individuums Mensch vorprogrammiert. Und wenn sich das eigene Gehirn mit irgendeinem körpereigenen Bereich im „Kleinkrieg“ befindet, dann findet das der Rest im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen.

          Ein Beispiel dazu: „Die Füße sind normal unten, unten ist der Boden und der Himmel ist oben“. Zunächst ist dies eine einfache primitive Feststellung. Die Augen und einer der Massenrezeptoren im menschlichen Körper bestätigen diese Ansicht. Man muss nur einmal mit den Augen nach unten gebückt durch die eigenen Füße schauen. Im Gehirn wird das eigentliche „auf dem Kopf stehen“ sofort folgerichtig interpretiert und man nimmt die Umwelt nicht seitenverkehrt wahr. In einer Raumstation im Weltall dagegen herrscht aber Schwerelosigkeit. Die Füße sind irgendwo im Raum, was das Auge auch (richtig) meldet. Der Massensensor meldet, dass er sich nicht mehr auskennt, aber das Auge wird schon recht haben. Aus der Erinnerung meint das Gehirn, dass, wo die Füße sind, unten ist. Der eigene Massensensor vertritt aber auf Nachfrage durch das Gehirn die Ansicht, dass unten irgendwo im Raum sein müsste. Und schon ist fast jeder neue Astronaut am ersten Tag in der Schwerelosigkeit auf der Suche nach der ominösen Tüte der Familie Ullr... . Erst nach einigen Stunden ist durch den Verstand die Situation im Griff.

          Wer nun aber meint, der Mensch besitzt gar keinen Massensensor (so nenne ich ihn zur Vereinfachung einmal), der sollte einmal viele Stunden am Stück mit schweren Bergstiefeln wandern und direkt im Anschluss daran versuchen mit leichten Turnschuhen Fußball zu spielen. Man hebt in den ersten Minuten den Fuß viel zu hoch und trifft fast den Ball nicht und beim Schießen ist schlichtweg kein Gefühl da. Man bolzt nur noch und die eigene Standfestigkeit ist sehr bescheiden. Oder warum findet man mit schlafwandlerischer Sicherheit jedes Mal durch eine Stolpereinlage bei 100 Treppenstufen immer genau die eine, die mit 1cm Differenz in der Höhe von den anderen Stufen abweicht? Nur zwei von unendlich vielen Beispielen, die man zu diesem Phänomen nennen kann.

          Manch eine(r) wird sich fragen, was diese Ausführungen hier zum Aufstieg auf einen hohen Berg sollen?

          In niedrigen Höhen kennt sich das Gehirn mit seiner Peripherie bestens aus. Je höher man kommt, desto stärker driftet das Gesehene bzw. durch körpereigene Sensoren Aufgenommene von den Erinnerungsmustern für Gutzustände im Gehirn auseinander. Man ist z.B. für die Anstrengung bzw. das „Außer-Atem-Sein“ in der Höhe eigentlich für das Gehirn viel zu langsam unterwegs. Die interne Überprüfung der Situation durch das Gehirn ergibt, dass alle Aufnahmeeinheiten ordnungsgemäß funktionieren. „Berechnungen“ im Gehirn lassen den Schluss zu, dass das Auge etwas falsches sehen muss. Schafft es der Verstand nicht rechtzeitig für Klarheit in der Situation zu sorgen, dann ist der Ärger vorprogrammiert. Man ist nicht langsam, weil man nicht fit genug ist. Man ist langsam, weil man sich in der Höhe befindet.

          Dieses Phänomen tritt aber auch im umgekehrten Falle auf. Nach 3 Wochen in Peru durchgehend in Höhen zwischen 2500m und 4900m hatte ich nach Ankunft in der am Pazifik gelegenen chilenischen Stadt Arica auf Meereshöhe beim Spazierengehen das Gefühl, dass sich in meinem Rücken eine bis zum Brechen gespannte Feder befindet, die mich unaufhörlich nach vorne schieben will. War dies der Einstieg in eine medizinisch nicht beschriebene „Tiefenkrankheit“? Wahrscheinlich ist diese Vermutung gar nicht so abwegig, denn peruanische Hochlandbewohner haben im Tiefland ähnliche Symptome als Unsereiner in der Höhe.


          Dort wo die Veilchen blühn


          Usambara Berge


          Für den nun sich anschließenden Teil der Reise in Tansania werde ich in einer deutschsprachigen Reisegruppe unterwegs sein. Für den Rest der Gruppe beginnt erst mit dem heutigen Tag die Reise mit einer Anreise per Flugzeug aus Europa zum Kilimanjaro Airport. Da die Gruppe erst spät abends am Flughafen landen wird, kann ich den heutigen Tag zur Erholung nutzen. Einen Umstand über den mein rechtes Knie höchst erfreut ist. Wie von mir schon gestern befürchtet, hat sich der Zustand bis heute Morgen nochmals deutlich verschlechtert. Äußerlich ist zwar nichts erkennbar, aber ein Beugen des rechten Knies ist nur bedingt möglich. Somit bleibt mir nichts Weiteres übrig, mich meinem Schicksal zu fügen und möglichst wenig zu laufen.

          So nutze ich den Tag zum Lesen und Kreuzworträtsel sowie fürs Internet. Auch läuft mir Untertags bereits Mike unser Tourguide für die nächsten 19 Tage über den Weg. Ab dem späteren Nachmittag geht es in den Biergarten, um mit anderen Kilibesteigern aus aller Welt den (Nicht-)Erfolg zu feiern. Vom Sehen her kennt man sich noch vom Start vor einer Woche. Entweder wirkt das Kilimanjaro Lager Bier schmerzstillend oder der „Muskelkater“ im Knie lässt jetzt schon nach.

          Gegen 22 Uhr trifft dann auch der Rest der Gruppe mit einem Shuttlebus im Hotel ein. Zum Empfang gibt es noch einen kleinen Imbiss.

          Am zeitigen Vormittag des nächsten Tages heißt es Abschied nehmen von der Region rund um den Kilimanjaro, die eigentliche Rundreise kann beginnen. Obwohl die Sonne scheint, ist vom kompletten Kilimanjaromassiv nichts zu sehen. Mit einem Bus für uns 18 Gruppenmitglieder, dem Reisebegleiter Mike, dem Busfahrer und zwei tansanischen Reiseleitern machen wir uns auf den Weg nach Moshi. In einer Wechselstube steht v.a. für die Anderen der Geldtausch für die nächsten Wochen an.

          Die Reiseroute führt uns heute 280km in Richtung Südosten in die Usambara-Berge, wo wir für einige Tage wandern werden. An einem Getränkeladen in der Peripherie von Moshi decken wir uns auch mit Mineralwasser für die nächsten Tage ein. Die Fahrtstrecke ist bis zum Megakreisel in Himo identisch mit der Fahrtstrecke zum Kilimanjaroaufstieg. In Himo biegen wir dann aber ab auf die Landesstraße B1 in Richtung Same und von dort aus weiter bis zum Ort Mombo am Rande der Usambara-Berge. Die Strecke selbst ist die einzig asphaltierte Straße in weiter Umgebung, hat aber auch schon einmal bessere Zeiten gesehen. Die noch nicht reichlich vorhandenen Schlaglöcher kündigen sich aber rechtzeitig an. Gefährlicher als die Schlaglöcher sind die Fahrweisen der Überlandbusse.

          Linker Hand zur in der Ebene verlaufenden Straße erstrecken sich die Pare Mountains. In der von uns durchfahrenen Ebene wird vor allem Sisal angebaut. Diese Agaveart, verwandt und verschwägert mit Aloe und Ananas, dient als Grundlage v. a. zur Seilherstellung und zur Fasergewinnung.


          Sisal Plantage

          Bei Temperaturen deutlich in den 30-ern erreichen wir gegen 13 Uhr den an der B1 gelegenen Ort Mombo, wo wir in einem Restaurant eine Mittagsrast einlegen. Anschließend biegen wir von der B1 ab in Richtung Lushoto und von dort aus weiter zur Muller Mountain Lodge. Es sind zwar nur 70km bis zur Lodge, wir werden aber dazu gute 3 Stunden benötigen.

          Über Gebirgsstraßen und über Serpentinen geht es in das 1400m hoch gelegene und malariafreie Hochtal von Lushoto, dem ehemaligen „Wilhelmsthal“ zur deutschen Kolonialzeit. Eine Gegend, die man früher auch den „Schwarzwald Afrikas“ nannte. Früher heißt hier, bevor durch Überbevölkerung viele Bergwälder der Brandrodung zum Opfer fielen. Lushoto war als Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika geplant, dies wurde aber nicht mehr verwirklicht. Der Luftkurort diente zur Erholung für deutsche Siedler und Pflanzer sowie für die Kolonialbeamten. Ähnliches praktizierten die Briten in Kenia und Indien (Darjeeling). 17km außerhalb von Lushoto, in einem herrlichen Hochtal auf 1700m gelegen, befindet sich die Mullers Mountain Lodge, wo wir zwar nur noch über eine unbefestigte Piste, aber wohlbehalten ankommen und die nächsten drei Nächte bleiben werden.


          Müllers Mountains Lodge

          In der Haupthütte der Lodge genehmigen wir uns unser heutiges Abendessen, in den Nebenhäusern sind dann die Zimmer untergebracht.


          Nach einer erholsamen Nacht wollen wir den heutigen Tag zu einer ausgiebigen Wanderung rund um die Lodge nützen. Unser Wanderführer wird dabei der 76-jährige ehemalige Lehrer Francis sein. Von der Größe zwar eher ein laufender Meter, von seinem Fachwissen aber ein Wikipedia auf zwei Beinen.


          Chamäleon

          Die Wanderroute führt uns zunächst auf Forstwegen durch die Hügellandschaft der Umgebung, in den Hängen verteilt, sind die verschiedenen Häuser zu sehen. Im Gebüsch lassen sich auch einige Chamäleons erspähen, die natürlich sofort als Fotomotiv herhalten dürfen. Francis erklärt auch sehr viel über die Pflanzenwelt in dieser Gegend. Vereinzelt sind auch manchmal Menschen auf den Feldern zu erkennen.


          Wohnsiedlung in den Bergen

          Im wahrsten Sinne herausstechend ist eine Pflanze, deren Blätter dem in Mitteleuropa heimischen Bärenklau ähneln. Sie haben aber auf den Blattober- und Blattunterseiten Dornen.


          Eine Pflanze mit herausstechenden Eigenschaften


          Blumenwelt

          Auf den Feldern wird, wie auch im tansanischen Tiefland, vor allem Mais angebaut, wobei sich hier im Hochland die meisten Felder an den Hängen befinden. Der Mais stammt zwar ursprünglich nicht aus Afrika, gilt aber in vielen Gebieten als Hauptnahrungsmittel. Mais hat pro Flächeneinheit als Kulturpflanze den höchsten Energiegehalt bei geringstem Nährstoffeinsatz. Zusätzlich ist seine Vegetationsperiode sehr kurz, sodass mehr als eine Ernte im Jahr möglich ist. Und die CO2-Bindung von Mais je Flächeneinheit ist 100 Mal so groß als bei einer normalen Wiese.

          Zwischen diesen Feldern befinden sich teilweise erhöhte Fußpfade, meist ist aber kein Erosionsschutz vorhanden. In letzter Zeit entstehen immer mehr Felder durch Brandrodung.


          Felder aus Brandrodung

          Wo früher noch undurchdringlicher Bergwald war, wir sind ja auf bis zu 2000m, sind heute nur noch verbrannte Stumpen in den Feldern sichtbar. Unsere Mittagsrast legen wir auf einer Bergkuppe ein mit einem Ausblick nach Lushoto und in ein weiteres Gebirgstal der Usambara-Berge. Wie der Name der Gegend schon vermuten lässt, dass Usambara Veilchen stammt ursprünglich aus dieser Gegend, heutzutage findet man es hier aber kaum noch.

          Nach der Rast zeigt uns Francis noch die weitere Umgebung, sodass wir zum späteren Nachmittag wieder unsere Lodge erreichen. Das Abendessen ist heute wieder in der Lodge geplant. Auch mein rechtes Knie scheint noch nicht ganz auskuriert zu sein. Nach dem Abendessen meldet es sich wieder mit den gleichen Symptomen zurück wie am Kilimanjaro, aber glücklicherweise in einem weit erträglicheren Rahmen. Anscheinend haben die 2 Tage Ruhe noch nicht ausgereicht, und heute waren es doch fast wieder 500 Höhenmeter.


          Unser heutiges Tagesziel soll der Irente Viewpoint sein. Mit unserem Bus fahren wir dabei zunächst nach Lushoto, um dort eine kleine Stadtführung zu unternehmen. Von der deutschen Kolonialzeit ist z.B. noch der Friedhof erhalten und so manch ein Verwaltungsgebäude stammt noch aus dieser Zeit. Auch die Kirchenfassaden haben eher ein europäisches Aussehen.

          Wie gestern, so ist auch heute Francis wieder unser Wanderführer. Das Francis in der Gegend bekannt ist wie ein bunter Hund lässt sich nicht verleugnen. In den Randbezirken von Lushoto grüßt in Jede und fast Jeder, wahrscheinlich waren sie alle einmal bei ihm in der Schule.


          Deutscher Friedhof in Lushoto


          Kirche in Lushoto

          Der Irente Viewpoint befindet sich etwa 8km außerhalb der Stadt und ist das steil abfallende Ende der Usambara-Berge in das tansanische Tiefland. Er ist damit auch ein herrlicher Aussichtspunkt, an dem wir heute unsere Mittagsrast einlegen. Wie gestern haben wir auch heute wieder ein Lunchpaket erhalten. Und wie immer in Tansania auf dieser Reise, ein Lunchpaket ist mehr als eine Tagesration.


          Irente Viewpoint

          Die Aussicht in die gut 1000m tiefer liegende Ebene ist herrlich, auch wenn sich die Sonne nur vereinzelt blicken lässt und es doch leicht diesig ist. Wohl gestärkt machen wir uns nach der Mittagsrast wieder auf den Rückweg nach Lushoto. In Lushoto haben nur ganz wenige Straßen in ihrem Leben schon einmal eine Asphaltschicht ihr eigen nennen dürfen, der Rest sind Naturstraßen und -wege. Im Ort Lushoto zurück flanieren wir noch durch den örtlichen Markt, einen Supermarkt wird man hier nicht finden können. Ein Großteil der Einkäufe wird, wie so oft in Afrika und Südamerika über die örtlichen Märkte abgewickelt. Der Bereich Bau wirkt dabei wie ein Open Air OBI, besetzt mit vielen 2.Wahl Chinaware. Baustoffe werden von Hand auf die Lkws aufgeladen. Auch die Apothekentinkturen und Pülverchen werden an den Ständen angeboten.


          Lushoto Downtown

          Mit dem Bus geht es wieder zurück zu unserer Lodge, wo wir den Tag ausklingen lassen.



          Dem Kleinod Usambara Berge kehren wir heute den Rücken, unsere Reise wird uns wieder zurück nach Moshi am Kilimanjaro bringen. Die Fahrtstrecke führt uns dabei über Soni, nicht mit der japanischen Firma verwandt oder verschwägert, in das Tiefland nach Mombo zurück. Ab Mombo fahren wir auf der Landesstraße B1 in Richtung Himo/Moshi, unsere Mittagsrast legen wir in einem Restaurant auf einer Farm in der Nähe von Same, nicht mit dem italienischen Traktorhersteller Same Lamborghini verwandt oder verschwägert, ein.

          Auf der weiteren Fahrstrecke nach Moshi sind neben den oben schon erwähnten Sisal Plantagen auch viele Baobabs zu sehen. Baobabs sind die sogenannten Affenbrotbäume, unverwechselbar durch ihre dicken und glatten Stämme und den fast kahl wirkenden Geäst. Die wie Brutkästen anmutenden an den Ästen hängenden Holzkisten sind für Bienenvölker angedacht, scheinen aber heute unbewohnt zu sein.


          Baobabbaum mit Bienenkästen


          Maisfeld mit Hütte

          Aufgrund diesigem Wetter lässt sich auch heute der Kilimanjaro nicht im Geringsten blicken, der Rest der Gruppe wird ihn auch später nicht zu Gesicht bekommen.

          Nachdem wir am zeitigen Nachmittag unser Ziel, das bereits bekannte Springlands Hotel in Moshi erreicht haben, steht noch ein erneutes Briefing an. Grund dafür ist es, dass es ab Morgen für 9 Tage in die Wildnis der Nationalparks im nördlichen Tansania, geht. Die Übernachtungen finden dabei meist im Zelt statt. Da ausländische Reiseveranstalter in Tansania keine eigene Reiseleitertätigkeit durchführen dürfen, dient unser Tourguide als Reisebegleiter. Er macht zwar diese Reise erstmalig, kann aber gerade den Afrika- und/oder Safarineulingen unter uns viel erzählen von seinen langjährigen Erfahrungen als Reiseleiter und Fahrer bei Overlander-Touren im südlichen Afrika.

          Morgen wird also wieder ein ganz anders gestrickter Reiseteil seinen Anfang nehmen, unsereiner genehmigt sich aber zuvor noch eine gehörige Mütze Schlaf, für mehr als eine Woche letztmalig in einem Bett.



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          Fortsetzung folgt:

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          Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

          Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
          (Autor unbekannt)

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          • Bergzebra
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            • 18.02.2013
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            #25
            AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

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            Fortsetzung des Reiseberichts:

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            Unter Elefanten und Flamingos


            Tarangire und Lake Manyara Nationalpark



            Heute verlassen wir die Region um den Kilimanjaro, um westwärts in das East African Rift Valley zu fahren. Das in Nord-Süd-Richtung verlaufende Tal liegt zwischen der Großstadt Arusha und den Urwäldern des Ngorongorohochlands. Dieses Tal wird oft auch als Gregory-Graben bezeichnet und ist Teil des Afrikanischen Grabenbruchs. Es beheimatet im Norden Tansanias zwei Nationalparks, den Tarangire Nationalpark und den Lake Manyara Nationalpark.

            Diese beiden Tierparks sollen auch die ersten beiden Ziele unserer jetzt beginnenden Safari sein. Safari ist übrigens das Kisuaheliwort für „Reise“. Am Hotel in Moshi verladen wir unser Gepäck auf 2 Toyota Landcruiser und einen Landrover. Mit diesen Fahrzeugen werden wir die nächsten Tage unterwegs sein: Zusätzlich ist für die Begleitmannschaft (Kochen, Campaufbau) und die Ausrüstung noch ein Klein-LKW unterwegs, der aber immer unabhängig von uns vorausfahren wird.

            Unsere drei Fahrer und gleichzeitig auch Safariguides sind namentlich (bzw. wir geben ihnen diesen Namen) Manuel, Potato und Rustie. Rustie erhält von uns während der Safari aufgrund seiner vielen außerplanmäßigen Pinkelstopps den Beinamen „Prostata“. Alle 3 Geländefahrzeuge haben ein manuelles Hubdach, damit man bei den Pirschfahrten bei angehobenen Dach aus einer höheren Sichtposition die Tiere beobachten kann. Mit Reiseleiter müssen sich dann in den nächsten Tagen immer 19 Personen und 3 Fahrer auf die 3 Fahrzeuge aufteilen.

            Die Fahrt führt uns zunächst nach Arusha, wo einige von uns bei einem Halt an einem Einkaufszentrum noch die fehlenden Utensilien und Lebensmittelrationen (trotz Vollpension auf der Safari) der persönlichen Überlebensausrüstung vervollständigen. Anschließend fahren wir weiter in Richtung Westen, um außerhalb von Arusha gegenüber einer Schlangenfarm unsere Mittagsrast einzulegen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Lunchpaket wieder mehr als ausreichend.


            Zion Camp am Tarangire Nationalpark

            Gegen 15 Uhr kommen wir im Zion Camp am Rande des Tarangire Nationalparks an, unsere Zelte sind schon aufgebaut, es sind sogar Zelte in Stehhöhe. Obwohl auch eine 2x1m große und mehr als 5cm dicke (nicht aufblasbare) Matte im Zelt vorhanden ist, werde ich trotzdem noch meine Isomatte benützen, was nicht unbedingt zu einer Verschlechterung des Schlafkomforts führt. Das Camp ist nicht umzäunt und in tansanischen Wildparks gibt es keine Zäune. Aber wir sind ja noch einige Kilometer vom Tarangire NP entfernt, so sollten wir doch von ungebetenen Untermietern raubtieriger Art verschont bleiben.

            Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns auf den Weg zu unserer ersten Pirschfahrt in den Park. Im Jahre 1970 ist der Tarangire Nationalpark als drittgrößter Wildpark in Tansania aus ehemaligen kolonialen Jagdgebieten hervorgegangen, er hat inzwischen eine Größe wie Luxemburg. Bekannt soll er sein für seine riesige Population an Elefanten, was wir jetzt ja überprüfen können. Für die heutige Pirschfahrt haben wir uns zunächst den nördlichen Teil des Parks vorgenommen.

            Wie heißt es so schön,

            »Jeder fängt einmal klein an.«



            Dikdik Antilopen

            So sind unsere ersten Pirscherfolge zunächst noch klein, angefangen von zwei Dikdiks (eine der kleinsten Antilopenart), auch ein Antilopenbock lässt es sich nicht nehmen in Fotopositur zu erscheinen. In einem Trockental sehen wir auch die ersten Elefanten. Auf der weiteren Fahrt quert auch ein Elefant den Weg unserer Fahrtroute. er zieht aber unbeirrt von dannen. Jetzt lässt sich auch erkennen, warum der Park so bekannt ist für seine Baobab-Bäume, denn es gibt sehr viele hier.


            Antilope


            Elefantenherde im Flusslauf


            Elefant

            In einem Unterholz stehen 2 Wasserböcke und mehrere Giraffen sind auch unterwegs. So reiht sich bis zum Sonnenuntergang Fotomotiv an Fotomotiv. Zum Sonnenuntergang erreichen wir auch unser Camp, wo dann bis zum Abendessen Freizeit angesagt ist. Um die Essenszubereitung und das Abwaschen brauchen wir uns in der Gruppe nicht kümmern, dies ist das Reich von Hilda aus der Begleitmannschaft.


            Wasserböcke


            Giraffe

            Im südlichen Afrika bei Zelttouren eigentlich undenkbar, wird hier in Ostafrika die komplette Camparbeit von einer Begleitmannschaft geleistet. Das wesentlich niedrigere Lohnniveau in Tateinheit mit einem wesentlich höheren Preisniveau der Zeltreisen erlaubt eine solche Vorgehensweise in Tansania. Und anders können solche Touren gar nicht gebucht werden. Eine Woche Zeltsafari ist teurer als eine Woche Kilimanjaro!


            Gnus

            Das Essen von Hilda ist köstlich, natürlich wieder ein 3-Gänge-Menü im Campingstuhl. Und wer will, kann von dem von Einheimischen geführten Campladen auch noch Bier kaufen. Vertilgt wird es dann am Lagerfeuer, da es Licht und Elektrizität nur stundenweise gibt. Bei der Netzspannung sollte man sich nicht auf europäische Maßstäbe verlassen. Wie fast überall in Tansania und auch sehr oft in vielen afrikanischen Gebieten ist von 150V bis 300V ist alles dabei. Selbstverständlich bei fließendem Wechsel des Spannungsniveaus. PCs werden meist an USV mit Überspannungsschutzfilter eingesteckt. Die Elektrokomponenten von unsrigen Hausgeräten aus Europa würden nach wenigen Minuten freiwillig ihren Dienst aufgeben. Schuld an dieser Spannungsmisere ist v.a. die für die örtlichen Stromversorger unplanbaren Stromabnehmer. Genormte Hausanschlüsse sind selten vorhanden. Meist bricht dann das Stromnetz zur Mittagszeit und zur Abendzeit zwischen 18 und 19 Uhr zusammen.

            Bereits vor 7 Uhr sind wir am nächsten Tag wieder im Park, heute wollen wir uns entlang dem Tarangire River, dem Hauptwasserspender des Parks bewegen. Bereits zuvor haben wir noch bei Dunkelheit unser Frühstück eingenommen. Wie man es aber überall in Tansania schafft, dass das Eigelb bei den Eiern in Rühr- und Kochform farblich identisch dem Eiweiß ist, bleibt mir und den Rest der Gruppe ein Rätsel.

            Auch wenn sich aktuell das Ende der Trockenzeit anbahnt, Wasser führend ist der Fluss noch, und in der nicht mehr ganz so grünen Vegetation lässt sich auch die Tierwelt leichter erpirschen.


            “Wurstbaum”

            Auch heute gibt es die vielfältige Tierwelt des Parks zu erblicken, seien es Schakale, Meerkatzen (Mangusten), Affen, bunte Vögel, usw.. Wie bei Safaris üblich, darf in den Parks das Fahrzeug nur an bestimmten Stellen verlassen werden. Und im Unterschied zu kenianischen Wildparks dürfen die Wege mit den Fahrzeugen nicht verlassen werden. Eine Zuwiderhandlung dagegen, in Tateinheit mit gleichzeitigem Erwischt werden, würde 1/2 Jahr Parkverbot für den tansanischen Veranstalter nach sich ziehen.


            2 Zebras (Steppenzebra)


            Im Vergleich dazu ein Kap-Bergzebra (fotografiert im Mountain Zebra Nationalpark in Südafrika)
            Im Vergleich zum “normalen” (Steppen-) Zebra ist das Bergzebra kleiner, wobei bei fehlender Vergleichsmöglichkeit im Park dies niemand von uns nachprüfen kann. So dumm wie es klingt, Bergzebras sind schwarz gestreift, (Steppen-)Zebras sind weiß gestreift, oder: Bergzebras haben einen weißen Bauch, (Steppen-)Zebras einen schwarzen. Ebenfalls besitzen Bergzebras eine rötliche Nase, sind aber nicht mit Rudolf dem Rentier verwand. In manchen Reiseführern wird zwar erwähnt, sie hätten keine “Schattenstreifen”, bitte fragt mich aber nicht, was man darunter verstehen soll (wahrscheinlich hat mal wieder ein Autor vom anderen abgeschrieben).



            Elefantennachwuchs, der es, weil er als einziges Großsäugetierart nicht hüpfen kann, manchmal etwas schwerer hat mit so manchem Hindernis (siehe unten)



            Elefant


            Gnuherde


            Schakal


            Manguste


            Ein wahrlich bunter Vogel

            Gerade Raubtiere fassen Fahrzeuge als nicht für sie gefährliche Gegenstände auf. Entfernt man sich vom Fahrzeug, so gilt man für sie als (jagdbares) Einzelindividuum oder zumindest als Eindringling in ihr Territorium.

            Aus diesem „Gegenstandsvorsatz“ heraus sollte man auch den Umriss des Fahrzeugs nicht vergrößern. Klingt vielleicht blöd, aber bereits das Herausstrecken von Händen verändert das Aussehen von Fahrzeugen. Deshalb dient das Hubdach des Landrovers nicht nur als Sonnenschutz, sondern auch als äußere Begrenzung des Fahrzeugs und leider auch als hervorragender Staubfang.

            Wenn nun aber mehrere Fahrzeuge an einer Stelle in den unmöglichsten Parkpositionen verharren, dann ist ein Mitglied der Big Five wahrscheinlich nicht allzu weit entfernt. Dort angekommen erkennen wir an einem Felsvorsprung den ersten Löwen auf unserer Reise, etwa 200m vom Fahrzeug entfernt. Die Löwendame sitzt seelenruhig in einer Deckung neben einem Felsen. Auf der anderen Seite des Tarangire River macht sich eine zweite Löwendame auf den Weg ihre Artgenossin zu besuchen.


            Löwin

            So gestalten sich die nächsten Stunden auf der Pirschfahrt durch den Tarangire Park als eine sehr abwechslungsreiche Gelegenheit.

            Gegen 11 Uhr verlassen wir den Tarangire Nationalpark und fahren zu unserem heutigen Tagesziel, dem Lake Manyara Nationalpark.


            Der Lake Manyara Nationalpark liegt nordwestlich des Tarangire Nationalparks. Unsere Weiterfahrt führt uns zunächst zum am Nordrand des Parks gelegenen Ort Mto Wa Mbu, wo im Twiga Camp von unserer Begleitmannschaft die Zelte aufgebaut werden und wir zunächst unser Mittagessen einnehmen.

            Nachdem die Verdauungstätigkeiten bei den meisten weitestgehend abgeschlossen sind und sich so manch eine(r) im Swimming Pool abgekühlt hat, starten wir nach 3 Uhr nachmittags zu einer Pirschfahrt in Richtung des Lake Manyara Nationalpark.

            Der Film „Hatari“ mit Hardy Krüger und John Wayne ist Vielen ein Begriff. Viele Szenen zu diesem Film wurden in der Ebene des im Jahre 1960 gegründeten Nationalparks gedreht.

            Hauptattraktion des Lake Manyara Nationalparks ist der gleichnamige See, der abhängig von der Trockenzeit weite Bereiche des Parks einnimmt, zu Trockenzeiten aber mehr als 2/3 seiner Ausdehnung verliert. Da es sich hier für die ganze Gegend untypisch um ein von Grundwasser gespeistes Terrain handelt und der Grundwasserspiegel teilweise sehr nah an der Oberfläche liegt, gibt es v. a. im südlichen Teils des Parks ausgedehnte Sumpfgebiete. Im Westen des Parks begrenzt die gut 400m steil aufsteigende Grabenwand des Rift Valley den Park. Der See selbst ist abflusslos und in einigen Monaten ist er die Heimat von unzähligen Flamingos.

            Bereits am Eingang zum Park deutet sich ein Vegetationsunterschied im Vergleich zum Tarangire Nationalpark an, der deutlicher nicht sein könnte. Ist der Tarangire eher eine Baumsavanne, so ist es hier im nordwestlichen Teil des Lake Manyara Nationalpark ein an Bach- und Flussläufen angegliederter Galeriewald. Natürlich lassen es sich die Paviane nicht nehmen, die Bäume dieses Waldes als Spielwiese herauszusuchen.


            Klippspringer

            Woran erkennt man ein tsetsefliegenfreies Gebiet? Ganz einfach: wenn es Rinder gibt, dann gibt es dort keine Tsetsefliegen, denn die tagaktiven und auf dunkle Flächen fixierten Fliegen sind v. a. gefährlich für Rinder und Menschen. Obwohl es einige Kiliometer außerhalb des Parks noch Rinder gibt, ist der Lake Manyara Nationalpark ein starkes Verbreitungsgebiet der Tsetsefliegen. Aber anscheinend haben die die Schlafkrankheit übertragenden Tiere heute Flugverbot.

            Trotz Trockenzeit führen die Flüsse im Park noch ausreichend Wasser und so manch ein Fluss wird auch als Rückzugsgebiet von Flusspferden benützt. Der See selbst ist im August aber so weit zurückgewichen, dass man das Ufer und die Flamingokolonien nur noch als pinkfarbene Wand am Horizont erkennen kann.


            Flußpferd


            Giraffen auf der “Wiese”

            Zwischen den Galeriewaldgebieten und dem Seegebiet befindet sich eine baumlose Grasebene in der sich heute, neben den vielen reichlich mit Mzungus gefüllten Geländefahrzeugen, v. a. Giraffen und Zebras aufhalten. Am Waldrand sind auch einige Elefanten erkennbar. Auch von der Luftwaffe sind Spezies vorhanden, mehrere Adler ziehen ihre Kreise in der Luft und auch ein Marabu mischt sich unter das Fußvolk.


            Kleinkindertransportarten (oben und unten) bei Familie Pavian



            nachdenklicher Pavian


            Waldbock


            In den Waldgebieten treffen wir auf einen sonst scheuen Waldbock und in sicherer Entfernung ist ein Büffel zu erkennen. Die unterschiedlichen Transportmöglichkeiten von kleinen Pavianen bekommen wir dabei auch zu Gesicht.
            So reiht sich in den Stunden im Park ein Fotomotiv an das Nächste. Zum Sonnenuntergang verlassen wir wieder
            den Park, da Nachtpirschfahrten wie in den meisten tansanischen Parks nicht erlaubt sind.

            Da sich unser Camp heute mitten in der Zivilisation, umgeben von hohen Mauern mit einzementierten Glasscherben auf der Oberkante, befindet, sind auch heute keine Wildtiergäste rund um die Zelte zu erwarten. Aufgrund der heute sehr vielen Zeltgäste auf dem Campgelände gibt es für die Mitglieder der Schnarchfraktion kaum Rückzugsgebiete. Ebenfalls führt die Hauptverbindungsstraße zwischen Arusha und den Städten am Viktoriasee unmittelbar am Camp vorbei.

            Wieder haben wir einen ereignisreichen Tag in der vorzeigbaren Wildnis Afrikas hinter uns gebracht und eine hoffentlich schlaf- und traumreiche und ungestörte Nacht vor uns.


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            Fortsetzung folgt:

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            Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

            Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
            (Autor unbekannt)

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              #26
              AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

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              Fortsetzung des Reiseberichts:

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              In der großen Ebene


              Serengeti Nationalpark



              Nüchtern betrachtet fahren wir heute nur von unserem Camp am Lake Manyara Nationalpark in die weltbekannte Serengeti, dazwischen sind aber viele interessante Tagesordnungspunkte beheimatet.

              Unmittelbar nach unserem Nachtlagerort Mto Wa Mbu endet der Grabenbruch und man erklimmt noch auf einer Asphaltstraße über Serpentinen das „Hochland“, ohne dabei einen Blick auf das herrliche Panorama der Tiefebene über den Lake Manyara zu vergessen. Den Blick vervollständigen wir mit einem Fotostopp am Aussichtspunkt an der Abrisskante zum Tiefland, auch wenn heute ziemlich diesiges Wetter vorherrscht.


              Aussichtspunkt an der Abrisskante zum Tiefland, Lake Manyara im Hintergrund

              Im Ort Karatu legen wir einen Tankstopp ein, denn Treibstoff gibt es in den Nationalparks nicht. Seit heute vermissen wir auch unseren Landrover, bisher gefahren von Potato. Der Landrover war in den letzten Tagen immer deutlich langsamer im Vergleich zu den Landcruisern, seit heute ist auch Potato mit einem Landcruiser unterwegs. Wenn man sich die Aufbauten der Safarifahrzeuge betrachtet, dann sind sie zwar ziemlich ähnlich, aber nur ziemlich. Die Umbauten zum 9-sitzigen Hochdecker erfolgen oft in Indien und die Fahrzeuge haben auch schon eine nicht geringe Kilometerleistung hinter sich. Rusties Fahrzeug z.B. kommt auf mehr als 700.000 Kilometer.

              Um in den Serengeti-Nationalpark per Fahrzeug zu gelangen, muss man durch die Ngorongoro Conservation Area fahren und die Straßenverhältnisse werden sich in eine ziemlich verdrückte Wellblechpiste in Kleingesteinsform verwandeln. Dies ist gleichbedeutend mit einer Schotterpiste mit gar nicht wenigen Spurrillen.

              Warten heißt es am Eingang zum Ngorongoro Gebiet. Auch nur zur Durchfahrt ist ein Permit notwendig und es geht zu wie auf einem afrikanischen Busbahnhof, da diese Straße gleichzeitig die einzige Transitstraße in Richtung Viktoriasee darstellt.


              Bergregenwald am “Ngorongoro Highway”

              Wenn jetzt kein Nebel wäre, dann gäbe es wenigstens noch eine Aussicht, aber leider ist davon jetzt nichts zu sehen. Die Lehmschotterpiste führt am kraterabgewandten Rand des Ngorongoro-Kraters durch Bergregenwald den Krater hinauf. Die Temperaturen nähern sich, bis wir auf 2300m ü.NN ankommen, immer mehr afro-arktischen Temperaturen. Am Kraterrand befindet sich auch der Gedenkstein für Prof. Bernhard Grzimek und seinem Sohn Michael.


              Gedenkstein für Bernhard Grzimek und seinen Sohn Michael am Ngorongoro-Krater

              Am äußeren Kraterrand entlang führt uns die Strecke weiter bis zum „Einfahrtspunkt“ in den Krater. Den Krater selbst werden wir aber erst in ein paar Tagen besuchen, der Aussichtspunkt hier lohnt sich aber allemal, v. a. auch, weil sich jetzt der Nebel verzogen hat.


              Viehherde der Massai

              Aber wo ein touristischer Anhaltepunkt ist, da sind auch die fliegenden Händler nicht weit. Da die Ngorongoro Conservation Area Maasaigebiet ist, kommen auch zwei als Maasaikrieger gekleidete Männer auf uns zu, um Maasaistöcke und Ketten zu verkaufen. Die einheimische Schreibweise ist „Maasai“, auch wenn bei uns gerne „Massai“ geschrieben wird.


              Fliegende Händler

              Seit einigen Jahren sind in Deutschland sogenannte MBT-Schuhe (Maasai Barefoot Technology) modern, bekannt für ihre gewölbten Sohlen. In der Werbung dazu heißt es, sie sollen das Barfuß gehen der Maasai mit ihrem federnden Gang simulieren und somit auch Rückenprobleme verhindern. Wenn ich mir aber unsere beiden Maasai (und fast alle anderen Maasai auch) betrachte, ist da irgendwie etwas anders. Barfuß laufen sie nicht und ihre um die Füße gewickelten Lederfelle haben sie aus Bequemlichkeitsgründen auch nicht mehr. Sie spannen sich abgeschnittene Autoreifen unter die Füße (Maasai-Autoreifenschuh-Technologie), und diese Reifen bekommt man einfach nicht gerade, sondern nur rund. Und mit einer runden Schuhsohle hat man halt einfach nur einen federnden Gang.


              Der Original Massai-Schuh, Abrollkomfort a la Geländewagenreifen

              Weiter geht die Fahrt durch immer trockener werdendes Maasaigebiet, bis wir auf sehr staubiger Wellblechpiste an der Oldupai Gorge ankommen.

              Die Oldupai Gorge (Schlucht) wird von vielen als der Grand Canyon der menschlichen Evolution bezeichnet. Die weltbekannte „Lucy“ wurde zwar in Äthiopien entdeckt, in dieser ausgespülten Schlucht wurden in den verschiedenen Bodenschichten gleich mehre Urzeitvorfahren des Menschen aus unterschiedlichen Epochen ausgegraben. Lucy hat zwar schon 3,5 Millionen Jahre auf dem Buckel, hier wurden aber Fußabdrücke von Vormenschen der Art Australopithecus afarensis gefunden, die mit ihren 3,7 Millionen Jahre ein paar Tage älter sind. Auch vom gut 2 Millionen Jahre alten „Nussknackermenschen“ Australopithecus gibt es Funde. Ebenso wurden vom „geschickten Menschen“, dem Homo habilis, Funde gemacht. Zu verdanken sind diese Funde v. a. dem Ehepaar Mary und Louis Leakey.


              Oldupai Gorge


              Ein wirklich bunter Vogel

              Nach unserer Mittagsrast an der Oldupai Gorge fahren wir weiter in Richtung Westen. Die Fahrt führt uns weiter über den zuvor schon erduldeten Pistenverhältnissen durch ein richtiges Steppengebiet. Und hier soll irgendwo die weltbekannte Serengeti sein? Tiere haben wir schon länger nicht mehr gesehen und von der Landschaft her könnten wir auch irgendwo in Patagonien oder in der Mongolei sein.


              Grenzgebiet Ngorongoro Conservation Area zum Serengeti Nationalpark

              Unvermittelt gibt es mitten in der hier hoffentlich nur in der Trockenzeit trostlosen Landschaft ein Tor in der Landschaft, dieses Tor ist die Grenze zwischen der Ngorongoro Conservation Area und dem Serengeti-Nationalpark. Wir sind in der Serengeti angekommen.


              Eingangstor zur Serengeti in den Serengeti Plains

              Das Maasai-Wort „siringet“ bedeutet „große Weite, große Ebene“, damit lässt sich auch erklären, warum es gerade hier im Südosten des Serengeti Parks so eben ist. Der Name Serengeti Plains verstärkt dies noch zusätzlich, da Plains ja „Ebene“ bedeutet. Da z. Z. das Ende der Trockenzeit ihren Lauf nimmt, ist die Landschaft eher in Grautönen als in den eigentlich erwarteten saftigen Grüntönen gehalten.

              In der Ebene führt die Fahrt weiter bis zum Naabi Hill Park Gate, hier ist dann erst der eigentliche Parkeingang. Das Gate liegt an einem der sogenannten Kopjes, riesige Granitfelsen, die aus der flachen Landschaft herausragen. Durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht entstehen Risse an den Felsen, in denen dann Pflanzen und hier v. a. Bäume wachsen.

              Die Serengeti erstreckt sich ab einer Höhe von 1150m ü.NN in der Nähe des Viktoriasees bis auf über 2150m ü.NN in den Lobo Hills im Norden. Mit fast 15.000qkm hat die Serengeti die Größe von Schleswig-Holstein. Gegründet wurde der Serengeti Park als ältester Nationalpark in Tansania im Jahre 1951. Da auch nach der Gründung des Parks die Wilderei ein sehr ernsthaftes Problem war und eine Verbindung zur weiter nördlich gelegenen Maasai Mara nicht (mehr) vorhanden war, rief dies u. a. Prof. Grzimek auf den Plan.

              Eigentlich nur auf der Suche nach Tieren für den im 2.Weltkrieg zerstörten Frankfurter Zoo kam er in diese Gegend. Er bemerkte, dass mit dem damals aktuellen Zustand des Parks das größte Tierschauspiel der Welt nicht mehr möglich sein würde. „Die große Migration“, die alljährliche Wanderung von 1,5 Millionen Gnus von der Maasai Mara in das Zentrum der Serengeti und umgekehrt, war nicht mehr uneingeschränkt möglich. Mit seinem im Jahre 1957 gedrehten Film „Die Serengeti darf nicht sterben“ rüttelte er die Öffentlichkeit wach. Als Folge wurde u. a. diese Lücke zur Maasai Mara geschlossen, die Migration war somit wieder möglich. Zusätzlich wurden Maßnahmen ergriffen, der Wilderei Einhalt zu gebieten und den Bevölkerungsdruck in den Park hinein zu reduzieren.

              Mit mehr als 3 Millionen größeren Säugetieren ist die Serengeti der wildreichste Nationalpark der Welt, gut zwei Drittel fallen dabei auf Gnus, Zebras und Thomson-Gazellen. Vor allem diese Tiere nehmen an den alljährlichen Wanderungen teil, bedingt durch die verschiedenen Nahrungsangeboten in den jeweiligen Gebieten über das Jahr verteilt.
              Wo so viel vierbeinige Nahrung vorhanden ist, da sind dann auch die Raubtiere nicht weit, Tausende von Löwen, 300 Geparden und über 600 Leoparden sollen sich im Park aufhalten. Dazu gesellen sich dann noch mehr als 150.000 Touristen im Jahr.

              Nashörner gibt es im Park nur ganz wenige, diese sind aber alle namentlich bekannt und werden rund um die Uhr bewacht. Dafür leben im Park aber mehr als 3000 Elefanten, die eigentlich ursprünglich in dieser Gegend nicht ansässig waren, durch den Bevölkerungsdruck außen herum aber in die Serengeti getrieben wurden.

              Nachdem die Formalitäten am Parkeingang erledigt sind, fahren wir weiter auf unserer Schotterpiste in den Park. Aber wie lange wird das hier noch Piste bleiben? Immer wieder gibt es Planungen, die Straße durch die Serengeti zu asphaltieren. Sie ist bereits heute eine direkte Verbindungsstraße nach Mwanza, andere Strecken bedingen aber mehrere Hundert Kilometer Umweg. Da es aber auch Planungen gibt, diese Straße im Süden um den Park herumzulegen, bestehen doch noch Hoffnungen, dass die Serengeti davon unberührt bleibt.

              Vertreiben wir z. Z. alle Tiere oder gibt es in diesem Bereich des Parks keine höhere Anzahl an Tieren? In der baumlosen Ebene sind keine Tiere auszumachen. Erst nach längerer Zeit sind die ersten Hyänen zu erspähen.

              An einer Flussfurt hat sich ein Flusspferd aus dem Wasser an Land begeben. Kaum an Land angekommen, bildet sich schon eine wahre Geländewagenschlange mit schaulustigem Inhalt um das arme Tier herum. Unsere Fahrer verlassen nun den geschotterten Hauptweg, um auf naturbewachsenen Nebenwegen die Pirschfahrt fortzusetzen. Die Vegetation hat inzwischen deutlich zugenommen, auch Bäume säumen jetzt den Weg.

              Seit wann wachsen schwarz gepunktete Äste von einem Baum senkrecht nach unten? Dies ist eigentlich zunächst die einzige Auffälligkeit an einem etwa 150m von uns entfernten alleinstehenden Baum. Erst beim zweiten Blick erkenne ich, dass dieser Ast eigentlich den Schwanz eines Leoparden darstellt. Der Rest vom Tier macht es sich auf dem angrenzenden Ast so richtig gemütlich. Trotz vieler Pirschfahrten in den letzten 15 Jahren ist dies mein allererster Leopard.


              Leopard im Baum - die lila Farbsäume zwischen hellen und dunklen Bereich sind der bescheidenen Abbildungsqualität des Objektivs bei 400mm Brennweite geschuldet

              In der Nähe des Leoparden halten sich im respektvollen Abstand wahre Geländewagentrauben auf. Da die Zeit schon fortgeschritten ist, müssen wir weiterfahren, wir wollen unser Nachtcamp noch mit dem restlichen Tageslicht erreichen. Unser Ziel ist das Seronera Camp, nicht die Lodge, das Camp. Das Camp ist nicht von Zäunen umgeben, wir sind also heute auf dem Präsentierteller der verschiedenen Raubtierfraktionen.

              Dies hat zur Folge, dass zu Zeiten, wenn kein Lagerfeuer mehr brennt, man sein Schlafzimmer bzw. sein Zelt nicht mehr verlassen darf bzw. wenn man es nachts verlassen würde durchaus als Nahrungsergänzungsmittel von so manch einem Raubtier aufgefasst werden könnte. Dass sich Löwen und Hyänen in nicht allzu weiter Entfernung aufhalten, ist an ihren Lautäußerungen unmissverständlich wahrnehmbar. Aber warum müssen Hyänen immer eine solche Art von Lauten von sich geben, dass man das Gefühl hat als wollen sie uns Menschen auslachen.

              In einem geschlossenen Zelt ist man üblicherweise sicher vor Raubtieren. Da man in Afrika nicht in einem nordamerikanischen Bärengebiet ist, dürfen auch nichtmenschliche Duftstoffe wie Duschgel und Co ihr Nachtlager im Zelt aufschlagen. Zelte werden von Raubtieren als Gegenstände aufgefasst, auch wenn man den menschlichen Inhalt eigentlich riechen müsste. Löwen aber z.B. brauchen, ähnlich als unsere Katzen, bewegte Ziele, sie können mit etwas Stillstehendem nichts anfangen.

              Und was macht man nun, wenn man doch mal nachts raus muss? Auf blinde Löwen warten? Geleerte Wasserflaschen zweckentfremden? Gewisse Körperteile verknoten, oder einfach vor der Nachtruhe nur rechtzeitig nichts mehr trinken?
              Aber jetzt wird erst einmal geschlafen, denn morgen früh geht es sehr zeitig aus den Federn, sofern die anderen wie ich auch Federn, in meinem Fall meine Downmat, unterm Rücken haben.


              Schon unmittelbar bei Sonnenaufgang wollen wir am kommenden Morgen unterwegs sein, so fällt das Frühstück zunächst einmal flach und wird durch ein späteres Brunch ersetzt werden.


              Sonnenaufgang am Seronera Camp

              Die Vollzähligkeitskontrolle menschlicherseits ergibt keine Verluste in der Gruppe, wir können uns wieder auf den Weg machen. Wie jeden Tag, so ändern sich heute die Besatzungen auf den jeweiligen Landcruisern und auch die Besatzungen untereinander.

              Bereits gestern hatten wir nicht weit von unserm Camp entfernt einen Büffel gesehen, den wir jetzt schon wieder fast an gleicher Stelle begrüßen dürfen. Außer uns am Boden sind aber auch schon mehrere Heißluftballone am Himmel unterwegs, um eine Safari zu unternehmen. In den Morgenstunden sind die Tiere aufgrund der niedrigeren Temperaturen wesentlich aktiver als zur Mittagszeit, deshalb erhoffen wir uns jetzt mehr Fotomotiverfolge.

              Viele Tiere sind schon wach, aber meist doch zu weit von den Wegen entfernt, um zu mehr als nur einem Mückenexkrement auf den Bildern zu taugen. In so manchen Bäumen warten Geier und Adler auf ihr Essen. Ganz nah bei uns ist Familie Pavian an einem Strauch. Die Großfamilie lässt sich von uns gar nicht aus der Ruhe bringen.


              Nachdenklicher Pavian


              Fellpflege bei Familie Pavian

              In der Graslandschaft bewegen sich einige Riesentrappen und wie aus dem Nichts machen sich unsere Fahrer auf den Weg zu zwei alleinstehenden Bäumen. Wir werden aber zunächst noch von einer unmittelbar auf der Straße stehenden und aus einer Wasserlache trinkenden Tüpfelhyäne aufgehalten.


              Hyäne beim Wassertrinken

              Nur was gibt es denn da weiter hinten bei den Bäumen zu sehen? Irgendwie wieder solch ein komischer Ast wie gestern Abend. Es wird doch nicht schon wieder ein Leopard sein? Es ist wieder ein Leopard, diesmal bei der Morgentoilette mitten auf dem Baum. Und was sind denn dann das für zwei komische Ohren im hohen Gras am Boden zu erkennen? Diese Ohren gehören zu einen weiterem Leoparden, wahrscheinlich das Töchterchen oder der Sohnemann von Mama oben, wie unser Reiseleiter Mike vermutet. Sie passen sich so gut in die Szenerie ein, dass man sie glatt übersieht.


              Die „Leichtigkeit“ der Pirschfahrt. Auf dem rechten Baum sitzt ein Leopard, der zweite sitzt unten im Gras






              Wahre Heerscharen bei Familie Leopard

              Nach mehr als 4 Stunden Pirschfahrt machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Camp, um die Bewachung unseres Camp haben sich in der Zwischenzeit unsere Begleitmannschaft und unser „Hausbüffel“ von heute Morgen gekümmert.


              Steppenzebras


              Unser “Hausbüffel” am Seronera Camp

              Jetzt steht zunächst einmal eine Stärkung an, der Magen rumort gewaltig. Wie immer gibt es hervorragendes Essen von Hilda. Nach dem gemütlichen Brunch geht es an den Zeltabbau, denn heute Abend werden wir im nächsten Camp übernachten. Die Überführungsfahrt dorthin werden wir zugleich auch als zweite Pirschfahrt des Tages nutzen.


              Unsere Begleitmannschaft (und alles passt in den LKW)

              Aufgrund der Trockenheit sind auch die Nebenwege sehr gut nutzbar, meistens zumindest. Auch wenn am Weg das Wasser steht, die Fahrer versuchen durch die Furt zu fahren. Da die hier verwendeten Landcruiser keine Differenzialsperre haben, bleibt unserem Fahrer Manuel nichts Anderes übrig, als im Morast das Steckenbleiben mit Fahrzeug und lebendem Inventar zu üben. Wie auf Kommando folgen unsere nächsten beiden Geländefahrzeuge, sodass wir nun alle 3 im Morast festhängen.


              Bergeaktion

              Auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist, zumindest der Fahrer muss aussteigen, um sich sein Schlamassel zu betrachten. Der Fahrer hat noch nicht einmal wieder sein Funkgerät erreicht bis bereits ein wartender Jeep vor unserem Landcruiser steht. Es wird das Abschleppseil angehängt und die Bergeaktion beginnt. Nach gut 10 Minuten sind wieder alle 3 Fahrzeuge auf festem Boden.

              Aber warum wollten unsere Guides in diese Richtung fahren? Es muss irgendetwas mit dem Funkspruch vor der Schlammaktion zu tun haben, nur wegen der wirklich vielen Zebras hier kann es nicht unbedingt sein.

              Vielleicht ist es der Löwe unter einem Baum etwa 100m vom Weg entfernt, dort steht auch verbotenerweise ein Jeep mit Touristen, der sich abseits der erlaubten Wege aufhält. Wahrscheinlicher ist das nächste Ziel, ein männlicher Löwe bei der Mittagssiesta unter einem Baum, keine 3 Meter vom Weg entfernt. Er lässt sich zunächst von unserer Anwesenheit nicht stören, und döst seelenruhig weiter. Nach einigen Minuten erbarmt er sich und steht mit stoischer Gelassenheit auf, reckt und streckt sich, erledigt seine dringenden Geschäfte, gähnt noch einmal und macht sich dann wahrscheinlich auf zu seinem Rudel.


              Man bin ich faul!


              Gähnender Löwe

              Solch eine unbekümmerte Verhaltensweise von Löwen sieht man nur in geschützten Parks. In wirklich freier Wildbahn wäre der Löwe schon längst verschwunden, schon lange bevor wir ihn überhaupt hätten sehen können. Da Löwen bzw. die meisten Raubkatzen aber wissen, dass Geländefahrzeuge ihnen keine Probleme bereiten, ignorieren sie diese, so weit es geht.

              Nachdem unser Löwe gelangweilt außer Fotoreichweite verschwunden ist, fahren wir weiter. Aber warum steuern jetzt wieder alle unsere 3 Fahrzeuge auf eine etwa 1km entfernte Hecke zu? War da wieder ein Funkspruch? Des Rätsels Lösung gibt es bei der Ankunft. Die Hecke ist der Platz für die Mittagsrast eines Geparden. Einen Gepard erkennt man im Vergleich zum Leopard an seiner Tränenlinie im Gesicht. Er hat auch den kleineren Kopf, wirkt also graziler, und hat ein hervorgehobenes Schulterblatt an den Vorderläufen.


              Gepard

              Auch der Gepard lässt sich von uns nicht im Geringsten stören, er hat es sich richtig gemütlich hinter seiner Hecke gemacht. Aber wir wollen ihn nicht länger stören und fahren weiter in Richtung Nordwesten. Endlich sehen wir heute auch Elefanten, irgendwie unnatürlich diese Tiere in der hier wieder fast baumlosen Ebene der nordwestlichen Serengeti zu sehen.

              Elefanten sind was Bäume betrifft einerseits Allesverwerter und andererseits auch Naschkatzen. Für die 150kg Frischmasse, die ein ausgewachsener Elefant täglich benötigt, frisst er fast alles an einem Baum oder Strauch. Andererseits kann es auch passieren, dass er nur aufgrund einer Heißhungerattacke auf einen oberen Zweig eines Baums eine Komplettfällung von Selbigem durchführt.


              Elefanten


              Wandernde Elefantenherde

              Oft hört man von „Elefantenfriedhöfen“, also Gegenden, zu denen Elefanten hingehen, wenn sie wissen, dass sie sterben müssen. Die Beobachtung, dass Elefanten gehäuft an bestimmten Stellen eines natürlichen Todes sterben, ist zwar richtig, hat aber einen gänzlich anderen Hintergrund. Der Mensch hat üblicherweise zwei feste Gebisse, die Milchzähne und das richtige Gebiss, die Dritten vom Zahnarzt haften ja meistens nur. Elefanten haben deren 7 Gebisse. Ist das eine abgenutzt, wächst das nächste Gebiss nach. Sind nun alle 7 aufgebraucht, was in freier Wildbahn nach etwa 50 Jahren der Fall ist, dann können solche Elefanten nicht mehr alles fressen, was der Rest der Gruppe frisst. Sie werden zu einer Last für die Gruppe. Um weiterleben zu können, sondern sie sich von der Gruppe ab und versuchen sich in Gegenden aufzuhalten, wo man auch noch mit den letzten Zahnresten etwas zu sich nehmen kann. Und an solchen Plätzen treffen sich dann auch weitere Leidensgenossen der eigenen Art.

              Aber warum werden dann Elefanten in Gefangenschaft älter? Ein Grund dafür ist die Nahrungszusammensetzung. Der Blatt- und Strauchanteil ist in Gefangenschaft im Vergleich zur freien Wildbahn geringer. Als Folge daraus sind in der Nahrung weniger Silikate enthalten, die einen großen Einfluss auf den Zahnverbrauch bzw. -abrieb haben. Aus diesem Grund ist auch bei menschlichen Vegetariern oft der Zahnabrieb deutlich erhöht.

              Es wird Zeit, dass wir zu unserem Camp fahren. Unser Ziel, das Ikoma Camp, liegt unmittelbar außerhalb des Parks in der Nähe des Ikoma Park Gate. Es ist mit dem Allerwichtigsten ausgerüstet, dies wäre für Manchen ein Zaun außen herum - den es nicht hat - und für andere endlich wieder eine heiße Dusche, und es gibt wieder einen Koch- und Essplatz. Alkoholische Getränkebestellungen bei der Campcrew werden durch kurzfristigen Nachschub aus dem nahegelegenen Dorf bedient.

              Im Camp lassen wir den Tag nach üblicher Manier der letzten Abende ausklingen, nur heute darf man auch nachts wieder raus aus dem Zelt. Und da heute Abend sehr angenehme Temperaturen herrschen, wird es noch ein langer Abend vor dem Lagerfeuer.


              Am nächsten Morgen starten wir wieder zeitig nach Sonnenaufgang, unser Frühstück werden wir am Hippo-Pool einnehmen, einem Rastbereich im Park, der an einer Flussbiegung liegt, wo Hunderte Flusspferde ihren Wohn- und Schlafplatz haben. Als wir ankommen sind nur noch ganz wenige Flusspferde unterwegs an Land, Untertags halten sie sich zur Abkühlung im Wasser auf.


              Kaffernbüffelherde


              Hunderte von Flußpferden am Hippo-Pool

              Flusspferde beugen mit dieser Vorgehensweise einen Sonnenbrand vor. Auch fällt auf, dass Flusspferde am Bauch einen Farbton der Haut in schweinchenrosa haben. Sie können aber ihr Maul aufreisen als möchten sie einen Kleinwagen verschlucken.


              Kleines Hippo auf den Rücken liegend


              Am Hippo-Pool

              Nach dem Frühstück fahren wir weiter zur Station der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), dessen Vorsitzender Prof. Bernhard Grzimek sehr viele Jahre war und in dessen Auftrag er vor 60 Jahren hier unterwegs war. Wir erfahren etwas über die Tätigkeiten der ZGF in heutigen Tagen und den alltäglichen Problemen in den Tierparks.

              Im Anschluss daran fahren wir weiter zum Serengeti Visitor Center, dem Besucherzentrum des Parks. Nach gut einstündiger Unterbrechung machen wir uns wieder gemütlich auf den Weg zurück zu unserem Camp, denn verspätet Mittag essen wollen wir wieder im Camp.

              Bis wir dort ankommen können, wird es noch etwas dauern, denn es sind unter einem Baum neben der Strecke wieder arbeitsunwillige Löwinnen zu entdecken. Keinen Kilometer weiter liegt eine Löwendame mit einem Halsbandsender im Schatten eines Strauchs direkt neben dem Weg. Sie ist fast so nah, dass sie mehr als formatfüllend für mein Teleobjektiv wird.


              Man sind wir wieder faul - mehrere Löwinnen bei der Siesta


              Löwendame mit Halsbandsender

              Nicht so nah an unser Fahrzeug heran kommt das erste Krokodil, das wir in der Serengeti zu sehen bekommen. Etwas verwunderlich ist, dass es inmitten der Serengeti sogar viele Filialen von McDonalds gibt. Franchisenehmer in der Serengeti sind die Impala Antilopen. An ihrer Rückseite zeichnet sich das berühmte M-Logo in Schwarz vom weißen Hintergrund ab. Deshalb nennt man sie auch oft abfällig „Fast Food“.


              Impalas - aufgrund ihres M am Hinterteil auch “Fast Food” genannt


              Thomson Gazellen

              Gegen 13:30 Uhr kommen wir wieder im Camp an, Hilda hat schon wieder ein gutes Essen bereitet. Den Rest des Tages können wir zum Faulenzen benützen und davon machen wir auch reichlich Gebrauch.

              Gegen Abend werden die Wolken immer dunkler, im Süden sind auch schon Blitze zu erkennen. Schon vorgestern hatten wir ein solches Wetterleuchten, ob es heute mehr wird? Und es wird mehr werden, sehr viel mehr! Beim Essen werden wir zwar noch verschont, auch am Lagerfeuer sind es noch vereinzelte Regentropfen, die den Weg bis zum Boden finden, aber ab 21 Uhr wird es heftig.

              Es beginnt aus allen Kübeln zu regnen und dieser Zustand hält länger als eine Stunde an, hoffentlich halten die Zelte dicht? Glücklicherweise hat mein Zelt nur 2 kleinere Undichtigkeiten, mit etwas Duck Tape ist es jetzt auch dort dicht. Aber die manchmal sehr deutlichen Meinungsäußerungen aus anderen Zelten lassen doch vermuten, dass dort doch manches und/oder manche(r) nicht mehr ganz so dicht ist.

              Aber nach fast 2 Stunden ziehen die Wolken und der Wind weiter und eine Nachtruhe kehrt doch noch ein.


              Nach einem gemütlichen Frühstück wollen wir eine kleine Wanderung in das benachbarte Dorf unternehmen, damit das ganztägige Sitzen und Stehen im Fahrzeug nicht mehr ganz so anstrengend wird.

              Im Ort selbst nehmen uns dann unsere Jeeps wieder auf und wir fahren etwa 20km außerhalb des Parks weiter zum Ort Ikoma, dem ehemaligen deutschen Elmarau aus der Kolonialzeit, mit seinem Fort Ikoma. Hier wurde eine komplette Befestigungsanlage aus Stein für die damaligen Schutztruppen gebaut. Es diente auch als Verwaltungssitz für die Umgebung. Die Briten konnte das Fort während es Ersten Weltkriegs niemals einnehmen, obwohl sie es sehr lange belagerten.


              Fort Ikoma

              Im Fort Ikoma gab es u. a. einen riesigen Speisesaal, einen riesigen Swimmingpool und auch sonstige hier nicht zu erwartende Annehmlichkeiten. In heutigen Tagen ist das Fort nur noch eine Ruine, bewacht von einem tansanischen Soldaten, der sich mit Führungen im Fort ein Geld verdienen will.

              Am heutigen Tag werden wir wieder unser Camp wechseln, wir werden in den Norden der Serengeti fahren zum Lobo Camp in den Lobo Hills. Hier soll man auch schon zu dieser Jahreszeit die ersten Auswirkungen der großen Migration sehen können. Den Weg dorthin wollen wir aber für Pirschfahrten nützen. Zum Fotografieren gibt es wieder Einiges und man erkennt immer wieder, wie stark sich doch die Vegetation innerhalb des Parks verändert. Wir fahren auch durch ein Gebiet, wo noch vor wenigen Jahren ein großes Buschfeuer gewütet hat und es ist zu sehen, wie sich die Vegetation die Natur Stück für Stück wieder zurückerobert.


              Eine(r) zieht in der Hierarchie immer die A-Karte (links unten)


              Elefantenherde

              Gegen 13 Uhr sind wir im Lobo Camp angekommen, es liegt in den Lobo Hills mitten in der Natur (manch ein Reiseteilnehmer von uns würde sagen - mitten auf dem Präsentierteller) etwa einen Kilometer von der gleichnamigen Lodge entfernt. Die Ausblickmöglichkeiten auf die Tierwelt sind gigantisch. Gleiches würde aber auch für die Vertreter von Löwe und Leopard gelten, wenn sie uns auf den Felsen hinter dem Camp unser Treiben beobachten würden. Und damit steht wieder fest: Heute Nacht ist wieder Zeltausgangsverbot, auch wenn es manch einer von uns nicht wahrhaben will und schon erste Konstruktionszeichnungen anfertigt, wie man (leere) Mineralwasserflaschen für dringende Geschäfte missbrauchen könnte.

              Interessanterweise sind heute die Koch- und die Esshütte komplett mit Baustahlmatten vergittert, sind wir jetzt selbst die Zootiere und die Tierwelt hier die Zoobesucher? Die Vergitterung dient aber dazu etwas übereifrige Affen, nicht verwandt oder verschwägert mit manch einem Touristen, vom Diebstahl von Essen und anderen Utensilien abzuhalten.

              Nach dem Mittagessen ist zunächst Siesta angesagt, heute mit dem oben schon beschriebenen herrlichen Ausblick. Auffällig ist am Himmel ein C130-Hercules Transportflugzeug, welches in niedriger Flughöhe über die Ebene hier kreist. Zunächst vermuten wir ein Flugzeug mit Hilfsgütern, aber am Flugzeug sind keine Hoheits- oder UN-Kennzeichnungen erkennbar. Wie sich herausstellt, befindet sich das Flugzeug im Privatbesitz eines Game Area Besitzers, dessen Area unmittelbar an den Parkgrenzen der Serengeti liegt. Eine Game Area kann man gleichsetzen mit einem privaten Jagdgebiet.


              Großwildfotojäger mal anders

              Die Landschaft in den Lobo Hills unterscheidet sich deutlich vom Rest der Serengeti. Hier gibt es viele Anhöhen und Felsen und auch wesentlich mehr Bäume in der freien Landschaft.

              Unmengen an Gnus sind am Horizont zu erkennen, meist nur Strohwitwerherden, die sich inzwischen wieder in südlicher Richtung bewegen, weil hier durch die ersten Regenschauer nach der Trockenzeit das Nahrungsangebot wieder deutlich zunimmt. Zu Zeiten des Höhepunkts der alljährlichen Migration soll hier wirklich fast Gnu neben Gnu stehen, das Nahrungsangebot muss dann ja unvorstellbar groß sein.

              So wird auch diese nachmittägliche Pirschfahrt wieder zu einem Erlebnis. Eine Löwendame kaum 1km von unserem nächtlichen Camp entfernt trägt dabei kaum zur Nervenberuhigung bei manchem unter uns bei.


              Gnuherden soweit das Auge reicht


              Gnuherden soweit das Auge reicht



              Aasfresser


              Löwendame im Unterholz

              Es ist heute die letzte Zeltübernachtung auf dieser Reise, sie wird aber unerwartet doch etwas abwechslungsreicher werden. Hauptverursacher dazu werden Windböen sein, die seit dem Mittag immer stärker zunehmen. Unsere Zelte sind zwar riesengroß und für ihre Größe auch sehr schnell aufstellbar, aber einen windfesten Eindruck machen sie nicht unbedingt. Schon beim gestrigen Regen hat man manch eine Zeltaußenstange klappern hören.

              Da sich mein Zelt am nächsten zum Feldherrnhügel von Familie Löwe und/oder Leopard befindet, anscheinend kann man auf mich wahrscheinlich am leichtesten verzichten, sind dort die Windverwirbelungen am stärksten ausgeprägt. Sicherheitshalber prüfe ich vor der nächtlichen Quartiernahme noch die Verstrebungen außerhalb des Zeltes. Sie schauen zwar äußerst bescheiden aus, aber Besserung ist nicht in Sicht. Im Innern des Zeltes ist unaufhörlich das Klappern der Zeltstangen zu hören. Auch werde ich den Verdacht nicht los, dass sich der Winkel zwischen der senkrechten Innen- und Außenstange immer wieder verändert und sich auch die Amplitude immer mehr vergrößert. Da wir ja im ungesicherten Löwengebiet sind, besteht zu Nachtzeiten ein Zeltarrest, das Zelt wird schon irgendwie den Wind heute Nacht noch aushalten. Das Schwanken des Zelthimmels um mehr als einen halben Meter wird schon nicht schlimmer werden.

              Wider Erwarten kann ich sogar einschlafen, aber ab 3 Uhr morgens ist diesbezüglich Sendepause. Irgendwie hat sich das Innenvolumen meines Zeltes in den letzten Stunden deutlich verringert, wahrscheinlich sind einige Außenstangen eingefallen. Raus aus dem Zelt geht nicht und im Inneren gibt es keine Stangen, die man entbehren könnte. Auch hat sich der freie Luftraum über meinem Kopf deutlich reduziert. Zur Not mutiert mein Zelt vom Zelt zum Biwaksack, es wird schon irgendwie funktionieren.

              Gegen 6 Uhr morgens wird es wieder hell und ich kann mir nach dem Verlassen meiner nächtlichen Schlafstelle die noch vorhandenen Restaufbauten meines Zeltes auch mal von außen betrachten. Schaut doch gar nicht so schlimm aus, wie es sich vom Zeltinnern aus angehört hat.

              Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unserer Begleitmannschaft, wir werden nur noch mit den 3 Geländefahrzeugen samt den 3 Fahrern unterwegs sein.




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              Fortsetzung folgt:

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              Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

              Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
              (Autor unbekannt)

              Kommentar


              • Bergzebra
                Erfahren
                • 18.02.2013
                • 285
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

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                Fortsetzung des Reiseberichts:

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                Zu Besuch im Garten Eden Afrikas


                Ngorongoro Nationalpark



                Nachdem wir unser Lager am Lobo Camp afgelöst haben, besteht der heutige Tag v.a. aus einer Überlandfahrt von der Serengeti aus durch die Ngorongoro Conservation Area zurück zum Ort Karatu, um dann am darauffolgenden Tag in den Ngorongoro-Krater fahren zu können.

                Gemütlich fahren wir zunächst in Richtung des Serengeti Visitor-Center, vorbei auch an den Überbleibseln einer Elenantilope. Sie gehörte gestern noch zum gejagten Spektrum eines Löwenherrn, der sich gestern bei unserem Besuch bei der Nahrungsaufnahme bei besagter Antilope in taktvoller Entfernung von seinen Spareribs aufgehalten hat. Heute wird die Antilope unter den verschiedenen Aasfressern aufgeteilt. Anwesend sind dabei Hyänen, Schakale und Geier unterschiedlicher Gattungen. Zu nennen sind hier die Luftaufklärer, die Dosenöffner, die Müllabfuhr und so manch eine(r) mehr.

                Nach einem kurzen Abstecher am Besucherzentrum fahren wir weiter in Richtung des Naabi Hill Gate.

                Nachdem wir den Park verlassen haben und uns eigentlich schon in der Ngorongoro-Aera befinden, legen wir in taktvollem Abstand zur staubigen Piste unter Bäumen unsere Mittagsrast ein. Von unseren Lunchpaketen werden sicherlich auch noch die herbeigeeilten Maasai-Kinder für mehrere Tage satt.

                Der Besuch eines „wirklichen“ Maasai-Dorfes soll unser nächster Tagesordnungspunkt sein. Mit solchen touristischen Folkloreveranstaltungen habe ich so meine Probleme. V. a., wenn sich das Dorf kaum 100m neben der Hauptverbindungsstraße zur Serengeti befindet und auch noch 10 US-Dollar Eintritt für eine Stunde verlangt werden. Man sollte sich vor Augen führen, dass durch den Besuch unserer Gruppe alleine durch den Eintritt der Jahreslohn eines durchschnittlichen Tansaniers gesichert ist! Und wir sind sicherlich nicht die einzigen Besuchergruppen am heutigen Tage.

                Da ich beschlossen habe, daran nicht teilzunehmen, warte ich im Fahrzeug, bis die Veranstaltung vorbei ist. Aus Anstandsgründen verzichte ich auch auf das Fotografieren vom Fahrzeug aus. Es dauert aber seine Zeit, bis auch der Letzte von uns sich von den dargebotenen Einkaufsmöglichkeiten verabschiedet. Im Unterschied zur Serengeti dürfen die Maasai in der Ngorongoro Conservation Area mit Ausnahme des Kraters ihre Viehherden hüten. Möglich ist dies, da der Ngorongoro kein Nationalpark ist, sondern nur eine „Conservation Area“.

                Heute bin ich wieder mit Rustie, jetzt ja Prostata genannt, unterwegs. Auch heute muss er wieder einige zusätzliche Zwischenstopps einlegen. Er benützt dabei immer die hintere linke Seite des Fahrzeugs, hoffentlich ist da jetzt nichts verrostet. Aber das Schicksal nimmt unaufhaltsam seinen Lauf. Bei der Auffahrt am äußeren Ngorongoro-Kraterrand macht es plötzlich einen Schlag und es beginnt gewaltig nach Gummi zu stinken. Nach dem Aussteigen sehen wir die Bescherung, eine Blattfeder, natürlich hinten links, ist gebrochen und das Rad steht am Radkasten an. Voll beladen weiterfahren ist unmöglich, aber glücklicherweise ist noch einer unserer Jeeps hinter uns. Mit 15 Personen inklusive komplettem Gepäck in einem 7-Sitzer Landcruiser wird es mächtig eng und für Motor und Kupplung des Fahrzeugs sehr anstrengend.

                Da die Fahrzeuge nicht stark motorisiert sind, wird die Fahrt, bis wir an der Passhöhe ankommen, geschwindigkeitsspezifisch sehr gemütlich. Die Abfahrt zum Ausgang des Ngorongoro Park dafür aber zu einer Geschmack betonenden und Bremsbelag mordenden Angelegenheit. Prostata fährt mit dem jetzt leeren Fahrzeug weiter, es soll heute Abend höchstwahrscheinlich auf afrikanische Art repariert werden, d.h. es funktioniert am nächsten Tag wieder und keiner weiß was gemacht wurde.

                Vom Parkeingang geht es weiter in den Ort Karatu, wo wir heute in der Kudu Lodge übernachten werden, einem wunderschönen Kleinod nach 8 Tagen nur im Zelt. Aber warum sind in Tansania alle Betten so kurz, sie sind immer kaum länger als 180cm und ich bin doch auch nicht länger als zu Hause?


                Mit einer Ausdehnung von 16x20km ist der Ngorongoro-Krater die größte nicht mit Wasser gefüllte Caldera der Welt. Eine Caldera, benannt nach dem spanischen Wort für Kessel, ist das Ergebnis eines Vulkanausbruchs. Die Caldera des Ngorongoro liegt etwa 600m tiefer als das umgebende Hochland und gilt, was die Tierpopulation betrifft, als der „Garten Eden Afrikas“. Prof. Grzimek bezeichnete ihn ehedem als das achte Weltwunder.

                Genau dieses Weltwunder wollen wir heute besuchen. Prostatas Auto hat den Anschein das es heute wieder funktioniert. Auf bekannter Strecke, heute aber bei strahlendem Sonnenschein, geht es wieder den Kraterrand hinauf. Am Grzimek-Denkmal, wo wir vor Tagen noch unbedarft ausgestiegen sind, liegt heute kaum 50m entfernt ein ganzer Löwenrudel. Auch heute müssen wir teils um den Kraterrand herumfahren, da es nur eine Einfahrt und eine Ausfahrt in und aus dem Caldera gibt.


                Aussichtspunkt an der Einfahrt in den Ngorongoro-Krater


                Einfahrtsweg in den Ngorongoro-Krater (roter Hintergrund)

                Auf sehr steiler Strecke geht es in den Caldera hinein und es dauert etwas, bis wir am Kraterboden ankommen. Auch hier ist deutlich erkennbar, dass wir uns mitten in der Trockenzeit befinden, aus grünen Pflanzen ist längst braungelbes Allerlei geworden. Dies hat zwar zum Nachteil, dass sich wesentlich weniger Tiere in der Caldera befinden, diese dann aber wesentlich leichter auszumachen sind.

                In der Caldera lassen sich neben vielen mit Touristen besetzten Fahrzeugen, ausnahmslos Geländefahrzeuge und davon 95% Landcruiser, auch viele Mitglieder der Tierwelt beobachten. Wie wirkt dies hier alles erst, wenn alles wieder ergrünt ist?

                Wir sind zwar auf der verzweifelten Suche nach einem Nashorn, aber unserem Fahrzeug soll dieser Erfolg verwehrt bleiben. Dass auch Löwen manchmal sehr atemlos sein können, zeigen sie uns heute. Auch nach zehn Minuten Ruhe sind sie noch völlig geschafft und bewegen sich um keinen Millimeter. Sie liegen auch noch kaum mehr als einen Meter neben der Piste. Wenn man es nicht genau sehen würde, könnte man meinen, dass sie sich auch mitten in einem Kilimanjaroaufstieg befinden.

                Die ganzen Fotomotive hier aufzuzählen würde nur zur nächsten Wiederholung führen, aber trotz fehlendem Grün gibt es sehr viel zu sehen. Eine grüne Landschaft ist aber noch an den Ngoitokitok Springs zu sehen, einem kleinen See in der Caldera, der von einer unterirdischen Quelle gespeist wird.


                Verletztes Zebra


                Hyäne


                Kaffernbüffel


                Wandernde Gnuherde


                Viele Touristen und ein völlig geschaffter Löwe


                Geschaffter Löwe - "ready with the world"


                2 Kronenkraniche

                Am Seeparkplatz legen wir unsere Mittagsrast ein. Man dürfte zwar hier das Fahrzeug verlassen, wenn man aber lästige Mitesser vermeiden will, sollte man besser im Fahrzeug bleiben. Personen, die sich nicht an diese Regel halten, werden von den umherkreisenden Milanen (Gabelweihen) erbarmungslos bestraft und ihres Essens teilweise direkt aus der Hand beraubt. Und diese Milane sind auch noch sehr flink und verdammt zielgenau.


                Picknickplatz an den Ngoitokitok Springs

                Auch so manch eine Hyäne wird hier etwas sehr neugierig, sie ist kaum noch 10m von den nächsten Menschen entfernt. Anstatt sie zu verjagen, geht eine der Personen hier am Picknickplatz sogar noch auf sie zu!


                Wer ist hier am unvernünftigsten?

                Nach dem Essen fahren wir weiter in unserer Runde in Richtung Ausgang des Kraters. An einem weiteren Picknickplatz macht unser Fahrer Prostata wieder seinen schon bekannten P-Stopp. Trotz angewandtem Rotationsprinzip bin ich heute irgendwie wieder bei Prostata als Fahrer gelandet. Aber warum schaut er wieder so entgeistert auf das hintere linke Rad? Es wird doch nicht schon wieder? Gestern war ich vorne links gesessen und heute auf der rechten Seite, mein Lebendgewicht kann nur bedingt dazu beigetragen haben, dass schon wieder oder mehr wahrscheinlicher immer noch eine Blattfeder kaputt ist. Repariert man in Afrika Blattfedern durch Handauflegen? Es ist ersichtlich, dass die bereits gestern kaputte Sicherungsmuffe der Blattfeder noch im gestrigen unreparierten Zustand verharrt.

                Aber heute ist es möglich, dass wir ohne Umladen von lebendem Inventar (Touris) und totem Inventar (Gepäck) mit dem Fahrzeug weiterfahren können. Nur Prostatas Nervenkostüm ist inzwischen sehr angegriffen.

                Auch die steile Aus- bzw. Auffahrt aus dem Krater funktioniert mit dem Landcruiser noch, ebenfalls die anschließende Rückfahrt zu unserem Hotel in Karatu.

                Der kommende Tag ist ein reiner Transfertag. Nach dem Frühstück werden wir Karutu in Richtung Arusha verlassen, um am Kilimanjaro-Airport dann weiter zur Insel Sansibar zu fliegen.

                Um Prostatas Wagen mache ich heute einen weiten Bogen, heute ist Potato der Fahrer meiner heutigen Teilgruppe. Die ersten Kilometer aus Karatu heraus verlaufen ereignislos, aber an einer Steigung schert der vor uns fahrende Prostata plötzlich mit seinem Fahrzeug in Richtung Standstreifen aus. Wir sehen, das Prostata völlig entnervt aus dem Fahrzeug aussteigt und einfach die Welt nicht mehr versteht.

                Heute hat sich zwar die Blattfeder noch zu keine Dummheiten hinreißen lassen, aber das Differenzial des Landcruisers hört sich verdammt nach einem Kariesbefall im Endstadium an. Auch das linke Vorderrad leitet an Parkinson, so wie es sich hin und her schüttelt. Mitfahrer in seinem Fahrzeug wissen zu berichten, dass das Lenkrad nur durch Zufall noch von einer Heißhungerattacke seitens Prostata verschont geblieben ist.

                Es dauert keine 10 Minuten und der tansanische ADAC ist vor Ort. Er ist zwar nicht gelb gekleidet, hat auch kein Auto, sondern sitzt nur auf dem Beifahrersitz eines Mopeds, er hat aber drei Gabelschlüssel dabei, die er vor das Fahrzeug legt. Aber soll sich jetzt das Fahrzeug von selbst reparieren, denn er beginnt nicht mit dem Arbeiten, auch nicht die Anderen.

                Wir haben zwar heute genügend Puffer bis zum Flug, aber restlos sollten wir diesen auch nicht vertrödeln. Jetzt ist es von großem Vorteil, dass Zara in Karatu eine Niederlassung hat. Es dauert zwar ein paar Minuten, was in Afrika mit einer geschlagenen Stunde gleichzusetzen ist, aber dann ist ein Ersatzfahrzeug samt Fahrer da, es kann weitergehen.
                So führt uns die Fahrt westwärts in Richtung Arusha. Aber wer überholt uns da in einem Affenzahn? Es ist der Landcruiser von und mit Prostata, wie durch ein Wunder funktioniert er jetzt wieder. Da aber Prostata immer wieder seine P-Stopps einlegen muss, können wir in noch mehrmals überholen.

                An der von der Anreise schon bekannten Schlangenfarm machen wir heute Mittagsrast, um anschließend im dichtesten Freitagnachmittagsverkehr durch Arusha fahren zu müssen. Die Verkehrsbedingungen im Innenstadtverkehr bleiben aber für eine Millionenstadt in einem Nicht-Industriestadt in einem erträglichen Rahmen. Dies überrascht vor allem auch, da sich gerade neben den Hauptverkehrsstraßen ein Großteil des wirtschaftlichen Lebens stattfindet. Man müsste es vergleichen, als wenn bei uns Aldi, OBI, IKEA und Co direkt neben dem Strandstreifen der Autobahn wären und es neben den Geschäften keine Parkplätze geben würde. Noch mit genügend Pufferzeit kommen wir am Kilimanjaro Airport an, wegen des Dunstes gibt es aber den Berg nicht zu sehen.

                Jetzt heißt es Abschied nehmen von unseren Fahrern, wir werden nach Sansibar fliegen. Bis auf Reiseleiter Mike bekommen wir alle unser Ticket, Mike steht aber nur auf der Warteliste für einen der Folgeflüge, wann werden wir ihn wiedersehen?



                Den Gewürzen auf der Spur


                Sansibar



                Pünktlich hebt die ATR72 Turbo-Prop-Maschine der Precision Air vom Kilimanjaro-Flughafen ab. Da leider eine durchgehende Wolkenschicht vorherrscht, besteht nicht die Chance einen Blick auf den Kilimanjaro oder auch nur auf das Bergmassiv zu werfen. Somit haben alle anderen aus der Gruppe nicht die Chance bekommen, den Kilimanjaro auf dieser Reise sehen zu dürfen.

                Der Flug nach Sansibar dauert eine gute Stunde und wir landen pünktlich am Flughafen von Sansibar. Gänzlich anders als an vielen Flughäfen ist hier die Gepäckausgabe organisiert. Ein Mitarbeiter trägt einfach ein Gepäckstück nach vorne und legt es auf einem Tisch, von wo man es dann in Empfang nehmen kann. Es geht schon jetzt bei nur 70 ankommenden Reisenden turbulent zu. Was ist hier erst los, wenn eine vollgepackte Condor-Maschine ankommt?

                Am Ausgang werden wir schon von einem Vertreter der örtlichen Agentur erwartet. Er bringt uns zum bereitstehenden Bus und die zehnminütige Fahrt zu unserem Hotel in der Altstadt von Sansibar-Stadt kann beginnen. Aufgrund der sehr vielen Steinhäuser hat die Altstadt auch den Namen Stonetown.

                Die Vegetation hier auf der Insel im Indischen Ozean unterscheidet sich sehr deutlich von Tansania. Schon in Flughafennähe sind unzählige Palmen zu erkennen.

                Unser Hotel ist das Dhow Palace Hotel in Stonetown, nur einen Katzensprung von der Strandpromenade entfernt. Das Hotel ist in Form eines Sultanpalastes aufgebaut, auch die Zimmer machen einen sehr positiven und altehrwürdigen Eindruck, so sind z.B. die Bäder sind im orientalischen Stil gefliest.


                Innenhof des Dhow Palace Hotel in Stonetown


                Dhow Palace Hotel - Bad

                Da aktuell die Zeit des Ramadan ist und die Bevölkerung auf der Insel Sansibar zu über 90% muslimisch ist, wird uns schon im Hotel geraten, dass wir uns zu Sonnenuntergangszeiten nicht auf den Straßen aufhalten sollten. Der Grund dafür ist, dass genau zurzeit des Ende des täglichen Essverbotes im Ramadan viele Gelegenheitsdiebe versuchen, ihre Einkommensverhältnisse durch einseitige Eigentumsübertragungen zu verbessern.

                Wir beschließen deshalb, in das fast neben dem Hotel liegende Africa House zu gehen. Im ersten Stock gibt es dort eine Terrassenkneipe mit einem herrlichen Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang. Da aber jetzt auch über dem Meer Wolken aufziehen, vergeht dem Himmel die Farbenfrohheit eines Sonnenuntergangs.

                Nachdem unser Reiseleiter Mike bis jetzt immer noch nicht eingetroffen ist, sein Gepäck hat die Reise nach Sansibar bereits mit uns angetreten, gemacht machen wir uns mit dem Vertreter der örtlichen Agentur auf den Weg zum Abendessen in einem ausgelagerten Restaurant. Mike wird erst spät abends über kenianische Umwege in Sansibar eintreffen.

                Einen Absacker genehmige ich mir dann noch mit dem harten Kern unserer Gruppe im schon bekannten Africa House.


                Den heutigen Vormittag wollen wir zu einer Stadtführung in Stonetown nutzen. Sansibar gehört seit 1964 als autonomer Teil zu den Vereinigten Republiken von Tansania, genau genommen wurde es damals durch einen Staatsstreich von Tanganjika annektiert. Zuvor war es ein Sultanat im Schutzgebiet der britischen Krone. Aus beiden Ländern wurde dann der Staat Tansania.

                Auch wenn oft Gegenteiliges erzählt wird, Sansibar war zu keiner Zeit Teil von Deutsch-Ostafrika. Im sogenannten Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890 wurden die ostafrikanischen Besitzverhältnisse zwischen britischer Krone und Deutschem Reich geregelt. Da die Briten auf Helgoland einen Militärstützpunkt hatten, war dies den Deutschen ein Dorn im Auge. Für Helgoland verzichteten sie auf das heutige Kenia und erhielten dafür den Caprivi-Streifen, die nordöstliche Verbindung zwischen dem heutigen Namibia (ehemaliges Deutsch-Südwestafrika) und den Viktoriafällen. Auch wenn dieser Streifen zunächst unsinnig erscheint, geplant war die Achse bis nach Deutsch-Ostafrika durchgehen zu lassen und damit eine zusammenhängende Kolonie zu haben. Diese Kolonie hätte dann vom heutigen Namibia bis Tansania gereicht.

                Viele, ich lange auch, sind ja auch der Meinung, dass der Kilimanjaro zu Kenia gehört, auch macht der Grenzverlauf zwischen Tansania und Kenia in dieser Gegend eigentlich nicht so richtig Sinn, es hat aber seinen Grund. Im Jahre 1885 schließt der Sultan Mandara von Chagga und Kilimanjaro einen Vertrag ab mit der Deutsch-Ostafrikanischen-Gesellschaft (DOAG) zwecks Zoll, Steuern und Landrechte sowie der Ermöglichung einer deutschen Verwaltung. Im Jahre 1890 übernimmt das Deutsche Reich die von der DOAG vertraglich festgelegten Gebiete.

                Sansibar selbst war sehr lange Zeit ein Sultanat und stand lange unter der Verwaltung des Sultans von Oman. Aufgrund des Klimas gedeihen auf der Insel sehr viele Pflanzen und v. a. auch Gewürzpflanzen. Deshalb hat Sansibar auch den Beinamen „Gewürzinsel“. Viele der Gewürze sind aber nicht ursprünglich von der Insel, sondern wurden vor Jahrhunderten während der omanischen Herrschaft importiert. Aufgrund des verträglichen Klimas nutzten die Sultane von Oman auch Sansibar gerne als ihre „Sommerresidenz“.

                In der Altstadt sind viele Häuser aus Stein gebaut, daher auch der Name „Stonetown“. Üblicherweise und gemäß Sitte wurden bei diesen Häusern als Erstes die Türen gebaut und anschließend das Haus außen herum, so gibt es in der Altstadt sehr viele alte Türen und Türstöcke zu sehen. Die Gassen in der Altstadt sind sehr eng und die Mopeds fahren nach dem Motto »Nach mir die Sinnflut«.


                Stonetown - alte Holztür


                In den Gassen von Stonetown

                Was die Verlegung der Medienanschlüsse für Strom und Wasser betrifft, besser wäre der Begriff „Aufhängung“, ist diese als gewagt und abenteuerlich zu bezeichnen, Alles hängt kreuz und quer in der Luft herum und typisch Afrika: es funktioniert!


                Abenteuerliche “Aufhängung” der Medienanschlüsse (Strom und Wasser!)


                In den Gassen von Stonetown


                Kirche und Minarett in Eintracht nebeneinander


                Afrikanischer Gerüstbau


                Hindutempel

                Sansibar ist eine tolerante Gesellschaft. Es sind zwar über 90% der Bewohner der Insel muslimisch, diese leben aber in Eintracht mit Christen und Hindus, Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt. Laut Sultanerlass durfte früher kein Gebäude höher sein als das höchste Minarett. Auch beim Bau der anglikanischen Kirche hielt man sich daran, ohne Kreuz auf dem Kirchturm war sie niedriger. Da aber vom Sultan das Kreuz gespendet wurde, war sie urplötzlich das höchste Gebäude der Stadt. Auch war diese Kirche das erste öffentliche Gebäude in Stonetown, bei dem die Eingangstür erst zum Schluss eingebaut wurde.

                Aufgrund der labyrinthartig angelegten Gassen ist es doch nicht ganz so einfach aus diesen wieder herauszufinden. Auch die Arbeitsschutzvorschriften beim Bau würden die Selbstmordraten von deutschen Berufsgenossenschaftsmitarbeitern deutlich in die Höhe schnellen lassen. Paradebeispiel dazu ist der landestypische Gerüstbau, Improvisation stützt Improvisation ab. Gehalten im freien Raum von einem Lufthaken mit M6-er Gumminiete. Übersetzt bedeutet: dies: „Und es hält trotzdem!“.

                Berühmtester Sohn der Stadt ist der Queen-Sänger Freddy Mercury, der hier geboren wurde. Der Anblick seines Geburtshauses darf natürlich bei einer üblichen Stadtführung nicht fehlen.

                Nach dem Besuch des Arabischen Forts schließen wir die Stadtführung mit der Museum „House of Wonders“ ab. Dieses Haus war das erste Gebäude in ganz Ostafrika mit Elektrizität und fließendem Wasser aus Stahlrohren.


                House of Wonders

                Anschließend verlassen wir Stonetown in Richtung Norden, um eine landestypische Gewürzplantage zu besuchen. Vor dem Rundgang erhalten wir ein Mittagessen einheimischer Art, gegessen wird dabei auf einer Decke am Boden. Danach gibt es eine ausführliche Führung durch die Plantagen. Wenn ich jetzt über alle Gewürzpflanzen schreiben würde, die hier angebaut werden, dann könnte ich wahrscheinlich noch jahrelang weiterschreiben. Dies würde aber den Rahmen dieser Reiseschilderung deutlich sprengen.


                Gewürzplantage


                Pflanzenbeet


                Bananenpflanze


                Jackfrucht


                Echte Vanille

                Mit sehr vielen neuen Informationen verlassen wir unsere Gewürztour, um zu unserem Tagesziel zu fahren. Für die nächsten 3 Nächte sind wir im Sultan Sands Island Resort untergebracht. Dieses liegt in an der Ostküste in der Nähe des Ortes Kiwengwa.

                Nach einer einstündigen Fahrt kommen wir am direkt am türkisfarbenen Indischen Ozean gelegenen Hotel an und beziehen unsere Doppelhaushälften, die unsere Zimmer für die nächsten Tage sein werden.


                Sultan Sands Island Resort


                Sultan Sands Island Resort


                Sultan Sands Island Resort

                Die nächsten beiden Tage nutze ich wie viele von uns zum Ausspannen, auch wenn für mich Strandurlaub im Vergleich zu Trekkingtouren eigentlich der absolute Horror ist. Aber da muss ich durch. Ich habe den Kilimanjaro geschafft, dann sollten diese Strandtage auch machbar sein.

                Manche von uns nehmen an Schnorcheltouren teil, bei meinen Schwimmfähigkeiten käme ich mit dem Austrinken des Indischen Ozeans gar nicht nach, um das eigene Untergehen im Wasser zu verhindern.


                Die zwei Strandtage sind meinerseits schadenfrei überstanden, die Reise neigt sich ihrem Ende entgegen.

                Am zeitigen Nachmittag sollen wir von einem Bus abgeholt werden und zum Flughafen von Sansibar gebracht werden. Der Bus kommt auch pünktlich. Aber der Fahrer macht etwas, was in Tansania sehr unüblich ist, er stellt den Motor des Fahrzeugs ab. Im Normalfall laufen bei Safaris oder Rundreisen in Tansania bei jedem Halt oder bei jeder Pause die Motoren unaufhörlich weiter, auch dann, wenn man die Fahrer auf diese Energieverschwendung aufmerksam macht.

                Beleidigt davon will der Motor aber nicht mehr anspringen, trotz unzähliger Reparaturversuche. Wie man es dann aber doch schafft, binnen 15 Minuten zwei Ersatzbusse zu beschaffen, bleibt dem afrikanischen Organisationstalent vorbehalten. Wir erreichen den Flughafen aber trotzdem rechtzeitig.

                Der Flug mit Precision Air nach Daressalam dauert nur gute 20 Minuten und verläuft ereignislos. Da wir jetzt noch einige Stunden Zeit haben, genehmigen wir uns ein Abendessen in einem Restaurant im Außenbereich des internationalen Flughafens.

                Weil alle anderen erst gegen 23 Uhr mit der KLM zurückfliegen und mein Flug mit der Swiss schon kurz nach 21 Uhr startet, muss ich von der Gruppe vorzeitig Abschied nehmen. Wie schon beim Abflug zum Kilimanjaro gibt es auch heute wieder eine Sicherheitskontrolle mit Gepäckdurchleuchtung direkt beim Eingang in den Flughafen.

                Der Rückflug mit einer Zwischenlandung in Nairobi verläuft ereignislos und ich lande überpünktlich in Zürich. Auch der Anschlussflug nach Nürnberg startet überpünktlich, fast 4 Wochen Tansania sind zu einem Ende gekommen.
                Schaffe Dir Erinnerungen bevor Du nur noch diese hast!

                Nur heute wärmt uns das Feuer, gestern war es Holz und morgen wird es Asche sein.
                (Autor unbekannt)

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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [TZ] Kilimanjaro - Gibt es lose Ziegel auf dem Dach Afrikas?

                  Danke.
                  Habe diesen Schatz gerad entdeckt, obwohl Afrika nicht mein Reisekontinent ist.

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