[FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

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  • QOM
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    • 26.08.2013
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

    Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
    und einmal mehr stöbere ich hier herum, diese Kirche und auch der Büromensch - echt klasse.
    Und da es mir grad mal wieder gut gefällt in deinem Bericht, melde ich mich mit einem Danke!
    Zitat von berlinbyebye Beitrag anzeigen
    Zitat von QOM
    Die Fensterscheiben dann aber am liebsten noch mit Handkurbel zu bedienen.
    Sehr schöner Bericht.
    Danke Ihr Lieben!
    Freut mich, wenn es Euch gefällt.
    Für mich war die Reise auch ein echter Knaller.
    Gut ausgeschilderter Jakobsweg ohne Pilgerströme.
    Aber ich will nicht zuviel vorwegnehmen...

    Aber nein! Handkurbeln?!? Am SLS?
    Nein, so Rennsport-und Gewichtsfanatisch ist der stilbewußte Franzose dann doch nicht...

    Ich verrate aber soviel vorweg...
    Die besten Haifisch-Kiemen an einem Auto kommen noch. Ganz am Schluß!

    Santé
    Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
    Es gibt schlechtes Wetter!
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    • QOM
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      • 26.08.2013
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      • Meine Reisen

      #22
      [FR] Jakobsweg: Chagny - Saint Désert

      9. / 25.Tag: Chagny - Saint Désert
      Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

      Mittwoch, 21. Oktober 2015
      Strecke: 24,5km - Etappe: 292,2km - Gesamt: 806,5km
      Gehzeit: 7:30 brutto / 5:00 netto

      Die Nacht in Chagny ist ruhig. Im Hinterhof des Hotels regt sich aber absolut sowas von nichts...
      Der Tag begrüßt mich etwas kalt und neblig, so daß ich mir mit dem Frühstück etwas Zeit lasse.
      Gerade aus Chagny heraus geht es recht bald durch Felder in einen kleinen Wald.
      Bei etwa 3km treffe ich an der Kreuzung auf einer Lichtung auf einige ältere gut bewaffnete Herren mit signalfarbenen Kappen und Hunden. Jäger.
      Ich spreche sie kurz an, ob hier heute eine größere Jagd wäre und mein Weg denn durch ihre Jagdgründe ginge.
      Sie bescheiden mir kurz, nein, sie würden in die andere Richtung gehen. Aber ob da, wo ich nun lang wolle, noch jemand sei, das wisse man nicht. Schließlich würde jetzt gerade überall gejagt. Am sichersten wäre es, ebenfalls eine Leuchtkappe zu tragen, am besten noch eine Glocke. Na fein!
      Die nächsten eineinhalb Kilometer sind nicht ganz so beruhigend, denn der Weg geht durchs Dickicht und man hört immer wieder deutlich Hunde in der Nähe. Na gut, wenn der Hund nur nah genug ist, wird schon keiner auf mich schießen.
      Ich freue mich deutlich, Rully zu sehen.


      Rully. Ohne Beschuß erreicht.

      Als ich es nicht mehr brauche, weist ein Schuld am Wegrand darauf hin, daß Jakobspilger hier unter Umständen gefährlich leben.


      Clevere Kombination: Wegweise und Jagdzeichen!

      Als ich Rully erreiche, wird der Himmel heller. Ein netter Ort!


      Mauerkrone in Rully. Mit Pilger-Schrumpfköpfen aus dem Jagdgebiet?




      Nach Rully folgen einige extrem kurzweilige Kilometer durch Weinberge und Buchsbaumhecken. Der Weg schlänglet sich nicht allzu intensiv durch die Landschaft, es geht auch moderat bergauf und bergab. Das ist nicht schnell, macht aber unheimlichen Spaß. Zumal auch immer mal wieder kurz ein wenig mehr Helligkeit durch die Wolken dringt.


      Hier wird nicht gejagt. Hier ist Ruhe!

      Zwichen den Reben sehe ich vermehrt gelbe Blüten, die mich stark an Raps erinnern. Wie ich in meinem Extrem-Kurzrundgang in der Senf-Manufaktur gelernt habe, ist das aber kein Raps. Sondern Senf.


      Schmeckt noch nach nix, sieht aber nett aus: Senfblüten zwischen den Reben.

      Und auch mein Freund Bacchus läßt mich nicht im Stich. Ich bevorzuge jetzt deutlich Pinot Noir, und der wächst hier reichlich. Lecker! Zumal jetzt nicht mehr geschossen wird!


      Pinot Noir, unvergoren.

      Die Wegführung hier ist echt liebevoll und kurzweilig, selbst Feldwege werden kunstvoll vermieden.


      Buchsbaum-Dickicht. Im Sommer bestimmt herrlich erfrischender Schatten!

      Das Dickicht gibt es auch als Cabrio, da fühlt es sich ein wenig an wie im botanischen Irrgarten. Es gibt allerdings keine Verzweigungen, der Weg ist absolut eindeutig.


      Buchsbaum. Kenn man hier als kleines, kugeliges Ziergewächs.

      Bei ziemlich genau 10 Kilometern erreiche ich Mercurey.
      Auf dem typischen Dorfplatz duckt sich ein altes romanisches Gemäuer. Auf der Treppe mache ich Rast. Und sehe eine Tafel, auf der die Jakobspilger-Tradion dieser Kirche beschrieben wird.
      Was denn?!? Dieses schmucklose Gemäuer soll eine der ersten festen Wegstationen hier in der Gegend sein?
      Aus Neugier gehe ich um das Gebäude herum. Denn nun interessiert mich das Innere der Kirche doch schon ziemlich sehr.


      Romanische Pilger-Kirche in Mercurey

      Alle Türen scheinen verschlossen.
      Aber über einer Tür (übrigens die im Bild oben sichtbare) ist eine Jakobsmuschel angebracht.
      Der Verschluß ist etwas hakelig und - sagen wir es mal so... - gut gegen versehentliches Öffnen im Vorbeigehen gesichert.
      Mit ein wenig hin und her öffnet sich die alte Tür doch und läßt mich ins innere der Kirche.
      Auch in dieser kleinen Kirche lauern zahlreiche Geschichten. Jede Kirchenbank könnte vermutlich eine lange erzählen, denn in vielen Bänken sind die Namen der dort ansässigen Gemeindemitglieder eingraviert - teilweise über Generationen.
      Heiratet man hier aus strategischen Gesichtspunkten nach Rebstöcken und Position in der Kirche?
      Ach, ich schweife ab...

      An einer der Säulen in der Nähe des regulären Haupteingangs findet sich unter der vor angeblich gut 700 Jahren eingelassenen Jakobsmuschel eine sehr liebevoll gemachte Stempelstelle.


      Sehr nett gemachte Pilgerecke in der Kirche

      Aus dem Gästebuch erfahre ich, daß die letzten Pilger vor etwa zehn Tagen hier waren. Zumindest die letzten, die nicht einfach an der im Pilgerführer nicht erwähnten Kirche vorbeigetrottet sind.
      In der Kirche herrscht absolute Ruhe, und die hat vor einiger Zeit auch jemand sichtlich genossen. :


      Spontan kommt mir Lindenbergs "Interview mit Gott" in den Kopf, wenngleich das hier der Marienaltar ist...

      Das spirituelle Erlebnis meines Vorgängers läßt sich fast noch mit Händen greifen...

      Die Kirche an sich ist wesentlich heller als ich es von dem geduckten Gemäuer erwartet hätte. Und die Luft ist zwar etwas angestaubt aber nicht muffig. Ein sehr schöner Ort, der im Sommer sicher zum angenehm kühlen Verweilen einlädt.


      Sauber aber nicht steril: Seitenschiff der Kirche.

      Mich aber zieht es dann doch weiter, ich schließe die Tür so vorsichtig und sorgfältig wie ich sie zuvor geöffnet habe und komme wieder in die echte Welt.
      Bergab geht es weiter, der Weg ist gut ausgeschildert und flüssig zu gehen.
      Und das ist auch gut so, denn ich habe ja erst zehn Kilometer auf der Uhr.


      Mal ein wenig rot in den endlosen gelben Weinbergen der letzten Tage!

      Die weitere Strecke läßt sich nur als "abwechslungsreich" beschreiben. Allerdings nicht wegen der Menschenmassen; obwohl ich schon einige Menschen treffe.
      Irgendwie werden die Weinberge enger und abwechslungsreicher, nicht mehr so glatt und großflächig.


      Hinter Mercurey gibt's wieder Pinot Noir!


      Auf der Suche nach der perfekten Pinot-Noir-Rebe... (Nervt's schon?)

      Eng, teilweise fast wild betten sich die Weinberge in die Landschaft, es wird nicht so sehr um die beste Lage, sondern gegen die umliegende Natur gekämpft.


      Randlage "Saint Symphorien".

      Hier sitzen (oder saßen) offensichtlich die Verlierer beim Aufbau des regionalen Wein-Kartells...


      Ruine einer vor Jahrhunderten mal in der Mitte überbordender Weinberge gelegen habenden Burg "Ancien Chateau de Montaigu" .

      Kurz drauf ist es an der Zeit, einen letzten Blick zurück auf die Weinberge zu werfen.


      Schluß mit Pinot Noir: So ziemlich der letzte Blick zurück auf die heute durchquerten Weinberge.

      Es geht weiter bergauf und rein in den Wald, einfach erst Mal weiter geradeaus bergauf.


      Buchsbaumwald: Kurzweilig zu laufen, aber eben nicht schnell...

      Irgendwann stehe ich vor einem Weidezaun. Dahinter recht frische Fladen. Kann man an den Fladen erkennen, ob es Stier, Ochs oder Kuh war?
      Von den Bewohnern der Weide ist nichts zu sehen.
      Der Weg ist ganz klar über die Weide ausgeschildert, der Pilgerführer erwähnt das auch, vor mir ist ein Gatter.
      Na gut, Augen auf und weiter (Ihr wißt ja schon, ich hab'd mit Tieren nicht so...).

      Die Kuppe des Hügels bei etwa 17 Kilometern ist ein radikaler Landschaftswechsel.
      Auf etwa mehr als 400 Metern Höhe kommt schon fast ein wenig Alm-Feeling auf.
      Naja, sagen wir's weniger pathetisch: Wald und Weideland wechseln sich pittoresk ab.


      Mit etwas weniger Dunst hat man von dieser Weide sicherlich ein herrliches Panorama.

      Kurz darauf erreiche ich bergab Russily - ohne Lebende auf der Weide getroffen zu haben.

      Dafür ist in Russily eine ganze Menge los, denn da sind gerade ein paar Großfamilien unterwegs. Und auch noch weitere Pilger.
      Die sind allerdings gerade im Pausen-Modus, und so wechseln wir nur ein paar freundliche Worte bevor ich weiter ziehe.
      Es geht weiterhin kräftig bergab, etwa auf halber Höhe verlasse ich - zwischenzeitlich souverän hundeflüsternd - die offizielle Wegweisung (die Besitzerin des Hundes will mich noch davon überzeugen, daß ich gerade falsch abgebogen und daher auf ihren Liebling getroffen wäre), denn das heute gebuchte Quartier liegt ein Stück ab.
      In Saint Désert, was schon ein wenig nach "verlassen" klingt.

      Außerdem liegt es - so erfuhr ich heute Morgen - etwas außerhalb des Ortes, an der Straße. Ich weiß allerdings nicht, auf welcher Seite des Ortes. Um nicht in der (zweifelsfrei verlassenen) Ortsmitte eine Münze werfen zu müssen, entscheide ich, den Ort einfach im eleganten Suchkreis anzugehen und mich nicht direkt, sondern eben auf der Durchgangsstraße zu nähern.
      Das ist ein überschaubarer Umweg, aber die Überquerung der Autobahn am Anschlußknoten ist nur mäßig angenehm.
      Zumal die auf dem letzten Bild sichtbaren Wolken einen etwas unfreundlichen Wind brachten.
      Und nach dem heute sehr abwechlsungsreichen Weg ist das Laufen auf der Straße plötzlich soooo öde.

      Nun gut, bei etwas mehr als 24 Kilometern erreiche ich staunend die "Domaine des Nesvres", ein beeindruckendes, voll authentisches Gehöft.
      Der hüfthohe, kräftig gewachsene, frei laufende Schäferhund stellt micht ebenso authentisch an der Schwelle des offenen Tores.
      Ich warte gerne auf die Wirtsfrau, die glücklicherweise auch nicht allzu lange auf sich warten läßt.

      Jetzt ist auch der Hund ein ganz lieber und die Dame des Hauses führt mich in mein Gemach, direkt auf der Ecke des Hofes mit direktem Fenster zur angrenzenden Weide.
      Auf den ersten Blick sieht es ganz nett aus und ich lasse mich für eine kurze Pause auf's Bett fallen.
      Schon bald kommen die Fliegen um mich zu nerven. Viele. Sehr viele.
      Ich versuche, sie durch die Fenster zu verscheuchen, und das klappt auch ganz gut.
      Das leicht jungsteinzeitlich anmutende Bad bietet immerhin - nach etwas Geduld, denn die Leitungen sind lang und die Mauern dick - eine warme Dusche. Allerdings fühle ich mich durch die zahlreichen Spinnen schon etwas beobachtet. Naja, die kümmern sich dann wenigstens um die Fliegen...

      Das Abendessen ist allerdings dann der absolute Knaller:
      Ich werde mit den weiteren Gästen (ein englischer Tierarzt mit seiner Frau auf der Durchreise von seinem Ferienhaus in Chamonix) an den offenen Kamin zum Apéritiv gebeten, es werden kleine Canapées gereicht. Abendsprache ist heute Englisch.
      Eine nette Runde, die Leute allesamt sehr weit und häufig gereist.
      Auf der anderen Seite des beidseitig offenen Kamins wird dann zur Abentafel gebeten.
      Es gibt ein nettes Süppchen, Bressehuhn mit Kartoffelgratin, ein Stück Kuchen, Käse, Kaffee und zu allem reichlich einen...Pinot Noir (!!) aus der Region. Und als die Flasche leer ist auch noch einen. Der Hausherr erzählt mir, daß er den Wein nicht nach dem Etikett kauft, sondern die Weinbauern der Nebenlagen kennt und weiß, wer dort in dem Jahr einen guten Roten zu Stande gebracht hat.
      Die Runde dauert ein wenig länger, aber ist extrem unterhaltsam.

      Zwar gibt es im Ort auch einen Orden, aber die nehmen wohl über Nacht nur Frauen auf.
      Und bewirten die wahrscheinlich etwas bescheidener.

      So ist es schon recht spät als ich ins Bett komme, und die Fliegen schlafen schon lange.
      Ich folge ihnen schnell und pappsatt...

      Fazit des Tages:
      Wieder eine sehr kurzweilige Etappe in einer völlig veränderten Landschaft.
      Durch das etwas unfreundlichere Wetter war's zwischendurch auch mal nicht ganz so angenehm. Aber nun gut, es ist Ende Oktober!
      Die Beine und Füße sind in Ordnung, es hätte etwas mehr sein dürfen. Wenn da nicht wieder mal das Problem mit der Unterkunft gewesen wäre.
      Aber...wie's auf dem Weg so ist...es hat sich mal wieder alles gut gefügt!
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
      Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
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      • Sternenstaub
        Alter Hase
        • 14.03.2012
        • 3321
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

        nu haben wir einen Tag nach gestern *nur mal so anmerk*
        Two roads diverged in a wood, and I—
        I took the one less traveled by,
        And that has made all the difference (Robert Frost)

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        • lina
          Freak

          Vorstand
          Liebt das Forum
          • 12.07.2008
          • 42854
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

          Das ist bestimmt ein literarisches "Morgen"

          Aber auch ich warte gespannt auf die Fortsetzung – vielen Dank für’s Berichten, es macht große Freude, das alles zu lesen

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          • Sternenstaub
            Alter Hase
            • 14.03.2012
            • 3321
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

            es würde die Freude aber erheblich steigern, wenn es weiter ginge oder?
            Two roads diverged in a wood, and I—
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            • Sisterintherain
              Erfahren
              • 18.06.2013
              • 371
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

              Ich liebe diesen Bericht und würde mich auch freuen, wenn's weitergeht!

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              • Matterhorn
                Gerne im Forum
                • 18.02.2016
                • 82
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

                Ich bedanke mich herzlichst für diesen tollen Bericht und hoffe ebenfalls, dass er noch fortgesetzt bzw. erweitert wird.

                Ich plane zwar vorerst nicht, den französischen Jakobsweg zu gehen, aber ein Freund möchte das im Frühherbst unternehmen und ich werde ihm den Link zur Diskussion gerne weitergeben.

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                • QOM
                  Erfahren
                  • 26.08.2013
                  • 122
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

                  Hallo Leute,

                  Danke für Eure freundliche aber dennoch recht bestimmte Ermunterung!
                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                  nu haben wir einen Tag nach gestern *nur mal so anmerk*
                  Zitat von lina Beitrag anzeigen
                  Das ist bestimmt ein literarisches "Morgen"
                  Ja, ich würde sogar fast soweit gehen, zu sagen, es handele sich eher um den Latino-Geist "Manjana"! (Wie schreibt man auf der deutschen Tastatur das "ennje"?)

                  Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                  es würde die Freude aber erheblich steigern, wenn es weiter ginge oder?
                  Zitat von Sisterintherain Beitrag anzeigen
                  Ich liebe diesen Bericht und würde mich auch freuen, wenn's weitergeht!
                  Zitat von Matterhorn Beitrag anzeigen
                  Ich bedanke mich herzlichst für diesen tollen Bericht und hoffe ebenfalls, dass er noch fortgesetzt bzw. erweitert wird.
                  Ja, klar! Schließlich muß der Bericht hier fertig werden bevor es - heijajippieeyeahyeah! - an die spezifische Planung für den nächsten Abschnitt geht!
                  Allerdings sehen meine Kinder das nicht immer so; insofern ist die Zeit zum Schreiben immer mal wein wenig knapp.

                  Versprochen - Ich bleibe dran!

                  Ultreia!
                  Zuletzt geändert von QOM; 20.02.2016, 22:52.
                  Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                  Es gibt schlechtes Wetter!
                  Egal, welche Klamotten!
                  Laßt Euch da nichts vormachen!

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                  • Juno234
                    Erfahren
                    • 03.08.2007
                    • 397

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

                    Auch mir gefällt dein Bericht sehr gut

                    Kommentar


                    • QOM
                      Erfahren
                      • 26.08.2013
                      • 122
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      [FR] Jakobsweg: Saint Désert - Cormatin

                      10. / 26.Tag: Saint Désert - Cormatin
                      Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                      Donnerstag, 22. Oktober 2015
                      Strecke: 31,6km - Etappe: 323,8km - Gesamt: 838,1km
                      Gehzeit: 8:30 brutto / 6:15 netto

                      Die Fliegen lassen mich schlafen. Sogar noch nach der Morgendämmerung.
                      So komme ich mit dem Wecker aus dem Bett und erscheine pümktlich zum vereinbarten Frühstück.
                      Das Wetter ist nur mäßig attraktiv, und so verschwätzt sich die gemütliche Runde wieder ein wenig.
                      Eigentlich wollte ich heute ein wenig früher los, denn die Unterkunftslage für heute war eher dürftig und ich durfte die Etappe nicht nur ein wenig länger, sondern auch auf einer alternativen Strecke planen.
                      Um kurz nach halb neun komme ich buchstäblich auf die Straße, natürlich nicht, ohne noch ein paar Bilder des netten Anwesens gemacht zu haben.
                      Auf den Bildern sieht's etwas reinlicher aus als im echten Leben...


                      Mit etwas Sonne sicher ein ganz herrliches Plätzchen...


                      Vorgarten. Über die tatsächlichen Grenzen des Grundstücks schwieg man sich aus.


                      Blick zurück. Auf der Ecke: Das Zimmer mit den Fliegen.

                      Die ersten vier Kilometer geht es einfach entlang der Straße wieder zurück zum ausgeschilderten Weg. Relativ konstant bergauf.
                      Das Wetter drückt auch ein wenig auf die Stimmung. Nun gut. Auch hier gibt's Herbst. So weit südlich bin ich wohl doch noch nicht.
                      Insgesamt scheint mir das Mikroklima hier auf der Etappe etwas rauher.
                      Und so ist der Wald dann auch nicht aus Buchsbaum, sondern aus den eher etwas robusteren Gehölzen wie Eiche und (Eß-)Kastanie.

                      Aber es gibt hier und da noch ein paar nette Aussichten auf Weinberge, allerdings wird die Landschaft "knubbeliger" mit vielen kleinen Wellen und Hügeln.


                      Neben-Neben-Neben-Weinlagen...

                      Schon bald entscheidet der Himmel, für eine ganze Weile eine neue Version von Regen zu schicken:
                      Nebligen Sprühregen, ganz an der Grenze zur Wahrnehmung.
                      Lange Zeit läßt der sich sehr komfortabel ignorieren, denn ich laufe einfach nicht gerne in der Regenhose.

                      Nach und nach gibt es ein paar Weiden, und eine davon ist tatsächlich mal von ein paar neugierigen Vierbeinern belegt.


                      Mmmh...Hast Du was zum Essen dabei? Zeig' mal her!

                      Zwischendurch gibt es an den Südhängen auch wieder etwas grün (und Buchsbäume).


                      Grün, grün, grün...

                      Aber die Feuchtigkeit beginnt doch langsam, alles etwas klamm zu machen.


                      Hier ist der Beweis: Da kommt doch Wasser vom Himmel!

                      Das Wetter wird weiter trübe, und das ist schade, denn der Hügelrücken wäre sicher gut für einige Fernblicke in die bunte Herbstlandschaft.


                      Ausblick ohne Fernblick.

                      Ich komme recht gut voran, denn die Pausen sind heute nicht sonderlich lang. Hier gibt's mal wieder nix zum Hinsetzen!
                      Ab etwa Kilometer 14 beginnt der Weg, vom Hügelrücken abzusteigen.
                      Kurz höre und rieche ich deutlich Wildschweine, ziemlich in der Nähe. Die scheinen sich sogar über mich zu unterhalten.
                      Aber die sind nun zur Jagdsaison glücklicherweise scheu.
                      Denn wenn man die Sau Grunzen und schnaufen hört, ist man ja eigentlich normalerweise schon etwas zu nah dran...

                      Ich komme aus dem Wald und nähere mich Saint-Gengoux-le-National, nicht ohne an einem der malerisch in der Landschaft liegenden Einsiedlerhöfe noch einen mittleren Herzstecker zu kriegen. Irgendwie wußte ich, daß die garantiert einen Hund haben.
                      Und so bin ich nicht erschrocken als er plötzlich aus der Ecke geschossen kam. Aber ich hab' wohl die richtige Seite des Weges gewählt und so komme ich zügig aus seinem Intimbereich, bevor er sich's doch noch überlegt. Da hat jetzt aber wieder mal nicht viel gefehlt...

                      Kurz drauf werde ich noch mit einer netten Aussicht für meinen Heldenmut belohnt bevor es nach Saint-Gengoux-le-National geht.


                      Sorgsam abgegrastes Weideland mit ordentlich abgenagten Bäumen und Hecken.

                      Der Jakobsweg wird offiziell am Stadtrand entlang um Saint-Gengoux-Le-National herumgeführt.
                      Aber ich wäre jetzt eigentlich gerade so weit, daß ich eine kleine Stärkung gegen Vorlage kleiner Münzen und eine Runde Aufwärmen gebrauchen könnte.
                      Außerdem macht der Außenrand der Stadt auch sehr neugierig auf das, was dahinter liegen mag.


                      Blick über die Stadt...


                      Originelle Lösung für den Eingang...

                      Die Stadt ist eng und spielt mit ihren entvölkerten Straßen im Nieselregen ihren morbiden Charme voll aus.


                      Farbtupfer im Sandbraunen Stadtbild

                      Ich orientiere mich in die Richtung, in der ich eine größere Straße mit üppiger Infrastruktur vermute.
                      Es dauert ein Stück, bis sich der Verdacht bestätigen kann.
                      Die Stadt taugt zur ungeschminkten Filmkulisse.


                      Wird hier jetzt gleich "Chocolat II" gedreht?


                      Ja, klar, hier gleich rechts kommt die Chocolaterie hin!

                      Im Altstadtkern sind die Türen jedoch zu, ich werde tatsächlich erst auf der Hauptstrßae fündig.
                      Nicht sonderlich nett, aber warm.

                      Nach der Kaffeepause sagt mir irgendetwas, noch einen kleinen Schlenker durch die Altstadt zu machen.

                      Die Straßen sind mit Wimpeln geschmückt, und als ich an der sehr eigenwilligen Kirche vorbeikomme, höre ich von drinnen Musik.


                      Eigenwillig, mehr kann an zunächst noch nicht sagen...

                      Ich gehe an die Tür und lausche einen Moment. Nein, das ist kein Gottesdienst, der da tönt.
                      Also öffne ich vorischtig die Tür und trete ein.
                      Die Musik umfängt mich wie eine weiche, um die Schultern gelegte Decke...

                      Privatkonzert!

                      Ich schaue mich, von der Musik begleitet, noch ein wenig in der Kirche um. Die bietet einen bunten Stilmix:


                      Ruhig und doch durcheinander...


                      Aaah. Jeanne d'Arc ist auch mal wieder dabei!


                      Auch hier eine gewisse Morbidität...

                      Schweren Herzens trenne ich mich von der Kirche und der Musik, zumal die Flötistin - sagen kann sie ja nix so lange sie flötet - durch meine Anwesenheit doch ein wenig gestört wirkt.
                      Im Tourismusbüro bekomme ich noch einen Stempel, und dann mache ich mich aus dem Ort heraus wieder auf den Weg.
                      Weil mein Übernachtungsziel aber nicht direkt auf dem Weg liegt, sondern ein paar Kilometer östlich davon, nehme ich ab Saint-Gengoux-le-National den Radweg, der die letzten zehn Kilometer auf der Trasse einer alten Eisenbahnlinie ziemlich geradeaus nach Cormatin geht.
                      Gefühlt zumindest.
                      Der Radweg ist benutzt, auch heute, aber nicht allzu rege.


                      Blick zurück. Der Blick anch vorne sah gleich aus.

                      Die Bahntrasse liegt über lange Strecken leicht unterhalb der umgebenden Landschaft, so daß rechts und links nur die Böschung zu sehen ist.
                      Aber auch, wenn sie mal etwas erhaben liegt, viel zu sehen ist durch den dichten Bewuchs nicht.
                      Dennoch läßt sich hie und da erahnen, daß sich die Landschaft wieder etwas verändert hat.
                      Saftig, feuchtes Weideland.


                      "Landschaft" geht anders, aber das frische Grün im Herbst ist trotzdem sehr beruhigend.

                      Wenn ich mir's so recht überlege, hat die Landschaft etwas von Modellbahn.
                      Und als dann auch noch eine Stahlbrücke zur Überquerung eines Flüßchens kommt, wird das Idyll nahezu perfekt:


                      Weideidyll an der Grosne

                      Ich trabe weiter, flach geradeaus, leicht in Trance geratend, denn auf dem Asphalt und mit den grünen Böschungen ist jeder Schritt gleich.
                      Alle Viertelstunde denke ich mir "Mann, der Ort muß doch jetzt bald mal kommen!". Tut er aber nicht.
                      Bis es dann - fast schon überraschend plötzlich - nach links abgabelt.
                      Der Weg nach Cormatin zeigt klar, daß man mit der Moderne hier recht behutsam umgeht.


                      Brücke nach Cormatin.

                      Und weil ich nach dem Geradeaus-Trotten recht gut in der Zeit liege, kaspere ich ein paar Minuten mit dem Selbstauslöser herum.


                      Brücke unter voller Traglast.

                      Cormatin ist nicht groß, aber recht nett. Eine interessante Mischung aus Straßendorf an der Schnellstraße und historischem Ort.

                      Der Dorfplatz, an dem auch das Hotel liegt, ist klassisch frankzösisch gehalten:


                      Cormatin, Centre Ville

                      Allerdings mit einem netten Detail:


                      Um das große Glück kümmert sich die Kirche. Die kleinen Träume gibt es nebenan.

                      Am Tagesziel erwartet mich, was auch der Ort ist, nämlich eine wilde Mischung aus Moderne und Renaissance, gemischt mit etwas Bauhaus.
                      Aber soll mir recht sein. Das Wasser ist warm, das Bett weich, und ein Restaurant gibt es auch gleich im Haus.
                      Das macht die Wahl mal wieder einfach, wenngleich man mir klar zu verstehen gibt, ich solle es ja nicht wagen, nach 7 Uhr zum Essen zu erscheinen, schließlich hätte man ja auch ein Leben. Der Andrang zum Abendessen hält sich dann aber doch in sehr überschaubaren Grenzen.
                      Und wieder mal wird es ziemlich schnell Nacht um mich herum...

                      Fazit des Tages:
                      Herrlich abwechslungsreiche Etappe mit ein paar Kilometern zum Durchbeißen am Ende, im Sommer sicher der absolute Knaller.
                      Jetzt, im warmen Spätherbst trotz teilweise etwas isseligen Wetters immer noch sehr, sehr schön.
                      Und mal wieder sehr ruhig und einsam; das hatte ich südlich von Dijon eigentlich nicht erwartet.
                      Der Unterschenkel hat sich solala mit dem Antibiotikum und der Belastung arrangiert, aber ewig geht das so nicht mehr weiter.
                      Das ist so auch in Ordnung, denn morgen ist der letzte Tag der Etappe, und da gibt's nur noch ein paar Kilometer.
                      Ach ja: Wenn Ihr in Cormatin Quartier macht, schaut Euch auf jeden Fall auch die Herberge mit angeschlossener Manufaktur an. Das sah netter aus als das Hotel (aber da hatte ich nunmal reserviert).
                      Angehängte Dateien
                      Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
                      Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                      Es gibt schlechtes Wetter!
                      Egal, welche Klamotten!
                      Laßt Euch da nichts vormachen!

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                      • QOM
                        Erfahren
                        • 26.08.2013
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                        #31
                        [FR] Jakobsweg: Cormatin - Taizé - Cluny

                        11. / 27.Tag: Cormatin - Taizé - Cluny
                        Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                        Freitag, 23. Oktober 2015
                        Strecke: 18,1km - Etappe: 341,9km - Gesamt: 856,2km
                        Gehzeit: 6:30 brutto / 3:15 netto

                        Schon an der Überschrift und der Gehzeit wird wohl klar, daß diese Etappe etwas speziell war.
                        Als erstes hält mich die Bettdecke etwas länger gefangen als normal.
                        Das liegt zum einen daran, daß die Tagesetappe planerisch überschaubar ist: Einfach auf der alten Bahntrasse weiter bis Cluny, mit einem kurzen Abstecher nach Taizé. Zum anderen hat mich die Leuchtreklame der auf der anderen Seite des Dorplatzes liegenden Pizzeria in den sehr frühen Morgenstunden um den Schlaf gebracht. Keine Ahnung, warum, schließlich hat sie die ganze Nacht herumgeblinkert und es hat mich nicht die Bohne gestört.

                        Nun gut, um knapp vor 10 bin ich auf der Straße.
                        Gegnüber gibt es ein museumsreifes Schloß, das auch als solches betrieben wird.
                        Ich sehe noch die Laubbläser die Wege säubern, da rollt auch schon der erste Bus an. das vermindert den spontanen Reiz, hinzu kommt noch der äußerst selbst bewußte Eintrittspreis. Nein, Danke!
                        Aus Cormatin hinaus wieder auf die Bahntrasse zu finden ist keine große Herausforderung.

                        Vor dem Erreichen der Reisegeschwindigkeit empfängt mich ein Stück Modellbahn-Landschaft:


                        Modelleisenbahn-Landschaft ohne Modelleisenbahn.

                        Auf der Rennstrecke angekommen kann ich von hinten noch einen Blick auf das Schloß von Cormatin werfen:


                        Sah von vorne etwas spektakulärer aus - wie halt typische französische Fassaden so sind: Schloß Cormatin

                        Und da sehe ich dann tatsächlich auch noch zwei etwas einsame Störche durch die Wiesen staksen:


                        Kein schwarzer Storch, aber immerhin mal einer!

                        So, jetzt aber genug rumgemacht! Ich beschleunige und begebe mich in den grünen Tunnel.
                        Es passiert nicht viel, das Wetter ist freundlich und ich komme gut in Schwung.
                        Ab und an eröffnet sich mal ein netter Ausblick.


                        Hat was von Highlands: Weideland in der Nähe von Taizé.

                        Moment mal, da zoomen wir noch etwas rein.


                        Schon erstaunlich, welche Form die Tiere der Landschaft und Natur geben, wenn man sie läßt!

                        Ich nähere ich Taizé. Schon ziemlich neugierig.
                        Über den Ort habe ich vorher ein wenig gelesen. Das war zwar einerseits ganz interessant, andererseits geben die Brüder auf ihrer Internetseite recht klar zu verstehen, daß sie eigentlich nur an den jüngeren Seelen interessiert sind und die Älteren doch lieber zum Golfen gehen sollen. Außerdem möchten sie keine Tagesgäste, das bringt ihnen zu viel Unruhe.
                        Ich mache mir im Vorfeld also kein allzu großen Hoffnungen, Einlaß zu finden. Und bei der Annäherung über die Bahntrasse zeigt mir der Ort auch ziemlich die kalte Schulter.
                        Faltterband sagt, daß der Wald bitte wegen Waldarbeiten nicht zu betreten wäre und man gefälligst Ruhe zu halten habe.
                        Im Hintergrund dröhnen die Motorsägen. Komische Form von Meditation, die die da zu pflegen scheinen!
                        Von dieser Seite ist also kein Reinkommen, ich bleibe auf dem Radweg.


                        Klare Ansage der Brüder: "Du kommst hier nicht rein!"

                        Ich nähere mich dem Ort also über seine offizielle Seite:


                        Ortseinfahrt von Taizé: Hier deutet nichts auf Besonders hin.

                        Gleich bei den Häusern geht es rechts kurz steil bergauf durch ein absolut verschlafenes aber sehr herausgeputztes Örtchen.
                        Im Ort kommt mir eine Gruppe junger Menschen entgegen, die heiter plappernd Englisch als Brückensprache für das nutzen, was sie mit Händen und Füßen nicht ausdrücken können.
                        Kurz drauf nähere ich mich der Anlage der Bruderschaft, den Schildern zum Empfang folgend.
                        Der praktische, kahle Bau wirkt verschlossen, ist es aber (natürlich) nicht.
                        Vielmehr werde ich am Empfangstresen von einem freundlich lächelnden jungen Herrn taxiert, der meine Frage nach einem Stempel für den Pilgerpaß beantwortet: "Klar bekommst Du hier einen Stempel. Dem Akzent nach bist Du Deutscher, stimmt das?"
                        Ich bejahe verdutzt, er fährt fort: "Hast Du's eilig oder willst Du ein wenig über den Ort hier erfahren?"
                        Natürlich will ich. Er ruft eine junge Frau, die mich auf eine der schlichten Holzbänke bittet und mir einen Tee aus einem Plastiknapf anbietet.
                        "Den gibt's nur hier. Ganz besondere Mischung."
                        Ich setze den Rucksack ab und mach's mir - so gut es geht - gemütlich, höre meinen Tee schlürfend zu, wie mir Alex die Idee des Ordens und seiner Arbeit erklärt. Das hab' ich zwar vorher auch schon im Internet gelesen, aber hier ist's einfach netter.
                        Sie fragt mich, ob ich gerne ein wenig bleiben möchte, die Mittagsandacht mit ihnen feiern möchte.
                        Erstaunt frage ich nach, denn die Brüder hatten ja geschrieben, sie wären an Tagesbesuchern nicht interessiert.
                        "Ja, stimmt schon. Aber es ist grade im Lager nicht so voll, wir haben nicht mal 2.000 Leute hier. Außerdem siehst Du nicht wie ein reiner Sightseeing-Tourist aus. Bleib' ruhig und schau' Dich ein wenig um. Kannst ruhig auch hier essen, wenn Du magst."
                        Wir unterhalten uns noch einen Moment.
                        Schließlich ist der Tee alle und mich hält's vor Neugier kaum noch auf der Bank. Ich mache einen ganz gelassenen Rundgang auf dem Gelände und komme aus dem Staunen nicht heraus.
                        Überall sind junge Menschen, meist Franzosen, aber eigentlich aller Herren Länder, unüberschaubar viele auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick erkennt man Gruppen bis maximal 20 Teilnehmer, die miteinander im intensiven Dialog sind. Entweder spielen sie irgendwelche albernen Spielchen, diskutieren angeregt oder wollen gerade irgendwo hin. Trotzdem keine Hektik, kein Geschrei und...keine Mobiltelefone.
                        Keiner scheint mich irgendwie zur Kenntnis zu nehmen, die sind alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber auf eine ansteckend positive Weise. Schon nach kurzer Zeit muß ich einfach anfangen zu lächeln.
                        Ich schaue mich auf dem Gelände weiter um und erreiche schließlich die Kirche:


                        Die Versöhnungskirche von Taizé. Wirkt von außen eher wie eine Marktbude.

                        Der niedrige Komplex kommt von außen eher wie ein Marktgelände daher, weitgehend fensterlos und eher dunkel.
                        Durch eine der mäßig passgenau gearbeiteten Schwingtüren an der Seite des Gebäudes finde ich eine ganze Weile vor der Andacht Einlaß und bekomme sofort ein abgegriffenes Gesangbuch in die Hand gedrückt.
                        Drinnen empfängt mich ein auf den ersten Blick eher dunkler Raum. Die Luft steht, riecht verbraucht und schon auch ein wenig nach Füßen, obwohl die hier ruhig züchtig verhüllt bleiben dürfen.
                        Sitzmöbel gibt es hier keine, der Boden ist mit grobem Filz belegt. In der Mitte ist ein Areal durch etwas Grünzeug abgeteilt.
                        In der dunklen Mehrzweckhalle gibt es nur einen Blickfang und das ist der Altarraum. Der ist die einzige wirklich wahrnehmbare Lichtquelle.


                        Blick durch die Versöhnungskirche

                        Der Rundumblick zeigt Rolltore, durch die der Innenraum erweitert werden kann.
                        So rein architektonisch ist das also nicht mit einer der extrem lichtstarken Kathedralen, die ich unterwegs bislang gesehen habe, zu vergleichen.
                        Ich bemühe mich, den Raum auf mich wirken zu lassen. Aber da kommt nicht viel.
                        Ich finde am Rand eine Stufe, auf die ich mich mit meinen Wanderschuhen setzen kann und nehme den Rucksack zwischen die Knie um die Treppenstufe über mir nicht damit zu blockieren.
                        So sitze ich und beobachte, wie sich der Innenraum der Kirche füllt.
                        Als er voll ist, öffnen sich einige der Rolltore. Es ist trotz der vielen Menschen sehr ruhig, leichtes Getuschel.
                        Leichte Orgelmusik dudelt etwas geistlos vom Band.

                        Gott und die Brüder arbeiten hier mit jungen Menschen, also nehmen sie's mit der Pünktlichkeit selber auch nicht so genau.
                        Schließlich kommen sie doch, einer nach dem anderen und suchen sich ihren Platz im durch das Grünzeug abgegrenzten "hochklerikalen Bereich". Das ist sehr unterhaltsam anzuschauen, wer eine uniform vor sich hin schluffende Prozession tatteriger Mönche vor dem inneren Auge hat, möge das bitte zur Seite schieben. Es kommen große, kleine, junge, junge, alte, alle Hautfarben, teils schwungvoll und agil, teils alt und gebrechlich, verträumt, konzentriert, schlendernd, schnell, langsam...
                        Irgendwann sind wohl alle da und die Andacht beginnt.
                        Das geschieht nicht wie in einer geöhnlichen Kriche, indem sich einer erhebt, in den Altarraum tritt und die Versammelten begrüßt.
                        Sondern es geschieht, indem die Orgelmusik ausgestellt wird, eine Leuchttafel an der Wand eine Liednummer zeigt und die Menschenmenge unisono ein Begrüßungslied anstimmt.
                        Die Herrschaften dort gönnen sich den Luxus eines völlig eigenen Liedguts, das mit Kirchenmusik, wie ich sie bislang kannte, nicht zu vergleichen ist.
                        Nach der Begrüßung wird ein kurzer Text - im Grunde nur ein Satz - in etlichen Weltsprachen (mutmaßlich die der bekannterweise versammelten Muttersprachler) angesagt.
                        Schweigen.
                        Ja, gut tausend Jugendliche können schweigen, auch ohne Mobiltelefone!
                        Noch ein Lied. So langsam beginne ich, die unglaubliche positive Energie der hier versammelten Menschenmenge zu spüren und in mich aufzusaugen.
                        Unglaublich.
                        Weil es äußerlich nichts zu sehen gibt, schließe ich die Augen und lasse den Geist des Augenblicks in mich dringen.
                        Noch ein Text, ungefähr gleicher Art.
                        Langes, sehr langes, meditatives Schweigen.
                        Nun kommt ein Lied, das ich melodisch und textmäßig spontan erfassen kann. Zumindest halbwegs, denn in der Gemeinde entfaltet sich ein extrem vielstimmiger Canon bislang unerhörter Harmonie.
                        Mantra-singen De Luxe! (Anders läßt sich das kaum beschreiben.)
                        Die Zeit bleibt für mich stehen, ich erfahre eine Art von Erweckung, Erleuchtung, Einsicht oder vielleicht auch nur allertiefster Entspannung, die mir bislang völlig verwehrt war.
                        Irgendwann wird der Gesang ganz allmählich leiser und dünner.
                        Ich öffne die vertränten Augen wieder - und finde mich in einer ziemlich entleerten Versöhnungskirche.
                        Jetzt weiß ich, woher die ihren Namen hat!

                        Mantra-Singen De Luxe!

                        Ich rappele mich auf und schaue mich noch einen Moment in der wieder völlig unspektakulären Kirche um.
                        Passend zum eigenen Befinden ist auch draußen die Sonne herausgekommen und ich entdecke im Herausgehen so ziemlich das einzige schmuckvolle architektonische Detail der Kirche - ihre kleinen, fast ikonenhaften Fenster auf der Südseite:






                        Noch immer nicht so ganz zurück im Hier und Jetzt trete ich ins Freie und finde mich im Trubel der Mittagessens-Ausgabe.


                        Irgendwo in der vorderen Hälfte des Knäuels gibt es Linsenpapp.

                        Weil ja eh' alle Zeit haben, gut drauf sind und am Ende jeder das gleiche kriegt, erübrigen sich drängeln und Schlange-stehen.
                        Ich halte mich dennoch ganz bescheiden an mein Baguette.


                        Tischkultur in Taizé.

                        Die speisenden Menschenmassen verteilen sich ebenso ungezwungen über das Gelände wie zuvor. Gute Laune und Gelächter allerorten.


                        Und wer darf's nachher alles spülen?!?

                        Ich verabschiede mich von der Bruderschaft durch das Portal des Glockenturms, der - ebenso wie der Rest der gesamten Erfahrung - eher buddhistisch anmutet.


                        Der Glockenturm steht abseits der Kirche und ist gleichzeitig das Eintrittsportal des Geländes.

                        Schweren Herzens trenne ich mich von dem unglaublich sympathischen Ort, die Tiefe der soeben gemachten spirituellen Erfahrung nur ansatzweise erahnend.

                        Jedenfalls weiß ich beim Besuch am Grab des Gründerbruders ganz spontan, wo der Kiesel in meiner Hosentasche auf dieser Reise hingehört.


                        Hier ist mir echt ein Stein vom Herzen gefallen. Danke, Frere Roger!


                        Darf man vor dem Grab eines Unbekannten frohen Mutes lachen??

                        Ich verabschiede mich nach einem weiteren, einsamen stillen Moment von diesem faszinierenden Ort. Hier passiert für die jungen Menschen, die sich darauf einlassen, wirklich etwas ganz Spezielles.

                        Ein paar Schritte weiter, durch den Ort den Berg hinab, hat mich die alte Eisenbahntrasse wieder.
                        Versonnen trotte ich auf ihr entlang in Richtung meines Reiseziels Cluny.
                        Das gibt mir die Gelegenheit, noch ein wenig über das Erlebte der letzten - Moment mal...fast zwei Wochen! - nachzudenken und meine Gefühle dazu zu sortieren, bevor mich die Realität der Zivilisation zurück hat.
                        An die erinnert die über ein ganzes Stück parallel geführte TGV-Strecke (müßte Lyon-Paris sein) praktisch im Minutentakt.

                        Schon bald habe ich den ersten Blick auf Cluny - einstmals spirituelles Zentrum Europas und päpstlicher Nebensitz mit der seinerzeit größten Kirche der Christenheit.
                        Das, was die französiche Revolution aus der Ferne betrachtet davon übrig ließ, ist eher provinziell.


                        Erster Blick auf Cluny. In der Mitte: Die Reste der gigantischen Kathedrale.

                        Ab hier ist der Weg zum Etappenziel ein Kinderspiel.
                        Ich erreiche die enge Innenstadt. Die sieht zwar ganz nett aus, läßt aber die einstige Größe und Strahlkraft nicht mehr erahnen.

                        In der Nähe der Kathedrale und Abtei finde ich problemlos ein bequemes Lotterbett für die letzte Nacht unterwegs.


                        Kirche aus der Nähe: Vom alten Schmuck blieb nicht viel übrig.

                        Entlang des ehemaligen Seitenschiffs der KAthedrale bemüht man sich, den ehemaligen Grundriss zumindest teilweise anzudeuten, aber eine rechte Vorstellung kann man sich aus den Säulenstümpfen nicht machen.


                        Das kann jetzt irgendwie alles oder auch nichts sein: Ehemaliges Seitenschiff der Kathedrale.

                        Die Fassade der Abtei ist wieder ganz gut hergerichtet, wirkt jedoch schon eher weltlich...


                        Abteil von Cluny

                        In Sachen Sightseeing ist jetzt aber schon ziemlich die Luft raus. Die Andacht in Taizé war ganz klar das verdiente Ende einer sehr schönen Reise. Das hier ist jetzt nur noch ein klein wenig abhängen und nach Hause kommen!

                        Dennoch ergeben sich nach dem Abendessen in der Stadt noch ein paar ganz nette Perspektiven...


                        Es wird Abend in Cluny. Alle suchen sich ihren Schlafplatz.


                        Taugt zur nächtlichen Filmkulisse: Gasse in der Stadt.


                        Die Abtei macht auch nachts eine ganz gute Figur.


                        Seitlicher Blick auf den nächstlichen Gebäudekomplex.


                        Aber auch abseits der Abtei gibt es schicke Gebäude...


                        Und mit diesem etwas verwackelten Blick endet der Tag. Und irgendwie auch die Reise.

                        Fazit des Tages:
                        Auch auf einer extrem kurzen und in der Strecke absolut übersichtlichen und im Grunde langweiligen Tagesetappe kann man eine ganze Menge erleben.
                        Laudate omnes gentes!
                        Das reicht als Botschaft für den Tag locker aus!
                        Ein wirklich beeindruckender Abschluß einer abwechslungsreichen Reise, den ich besser nicht hätte treffen können.
                        Ab nach Hause!
                        Angehängte Dateien
                        Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
                        Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                        Es gibt schlechtes Wetter!
                        Egal, welche Klamotten!
                        Laßt Euch da nichts vormachen!

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                        • QOM
                          Erfahren
                          • 26.08.2013
                          • 122
                          • Privat

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                          #32
                          [FR] Jakobsweg: Cluny - Frankfurt

                          11. Tag: Ab nach Hause!
                          Samstag, 24. Oktober 2015

                          Das Lotterbett der Nacht war erwartungsgemäß breit und weich, die Stadt sehr ruhig.
                          Dennoch bin ich schon recht früh wach.
                          Ich prüfe nochmals die Busverbindung und meine Vermutung zur Lage der Haltestelle.
                          Denn das muß klappen, es fahren nicht so viele Busse.

                          Die Stadt sieht heute Morgen auch kaum anders aus als gestern Abend.
                          Aber es gibt Touristen, denen man mal kurz den Fotoapparat in die Hand drücken kann.


                          So, jetzt will ich aber heim!

                          Die Eingangstür der Abtei ist nun zwar auf, aber so rein zeitlich reicht das nicht für eine Führung, sondern lediglich für einen Blick durch die Tür und einen kurzen Blick in den Bücherladen des Museums.
                          Da gibt es zwei etwa gleich dicke Bände: Der eine beschreibt den Aufbau von Cluny zum spirituellen Zentrum der Christenheit, der andere die systematische Zerstörung während und nach der französischen Revolution.
                          Es bleibt lediglich ein Schatten alter Größe.
                          Aber ich finde im Laden ein herrliches Souvenir: "Camous Stellae" ist eine kleine Reihe sehr kunstvoller französischer Comics über die frühen Zeiten des Jakobsweges. Der erste Band beginnt die Geschichte in Le Puy.
                          Na, wenn das keine Einladung für die kommenden langen Winterabende ist!


                          Fast ein Blick in den Innenhof der Abtei...

                          Auf dem Weg durch die Stadt findet sich im Boden noch die Markierung eines anderen Pilgerweges, der durch die Stadt führt.


                          Hm...was ist das für ein Pilgerweg?

                          Auf dem Weg aus der Stadt heraus zeigt die sich nochmal von ihrer provinziellen Seite:


                          Ruhige Nebengasse...

                          Durch die etwas geschäftigere Hauptstraße komme ich vor die Mauern der Stadt und werfe einen Blick zurück.


                          Letzter Blick auf den Rest der Kathedrale

                          Während des langen Wartens auf den Bus kann ich auch noch einen Blick auf die andere Seite des gestern nächtlich gesehenen Teils der Abtei werfen.


                          Abtei oder Schloß? Der Übergang ist wohl fließend.

                          Die letzte Wartezeit bis zur Abfahrt verkürzt mir die Begegnung mit einem französischen Original.


                          So geht das mit den Haifisch-Kiemen am Auto wirklich!


                          Platz da!


                          Ein Original, im tadellosen Zustand!

                          Kurz drauf, es ist jetzt gegen 11, kommt der Bus, der mich ein wenig kreuz und quer nach Macon bringt. Dort allerdings - fast ein fataler Fehler! - nicht zur TGV-Station außerhalb, sondern zum Hauptbahnhof.
                          Denn mein TGV fährt von dort pünktlich, mit höchster Geschwindigkeit und dem einmaligen, sänftenhaften Comfort französischer Bahn nach Straßburg. Den Anschluß erreiche ich gemütlich und unproblematisch, und zügig komme ich mit der Regionalbahn über den Rhein und im ICE nach Frankfurt. Der Rest ist tägliche Routine.
                          Nicht ganz 8 Stunden später bin ich wieder daheim.
                          Das war jetzt eine ganz andere Sache als die gefühlt ewige Hinreise!

                          Trotzdem hat mich auch dieser Tag müde gemacht und so hebe ich mir das vollständige Auspacken des Rucksacks für morgen auf.

                          Fazit des Tages:
                          Hey! Kaum plant man den Ausgangspunkt der Route etwas geschickter, schon hat man auch eine angenehme und zügige Reise!

                          Und was sage ich zum ganzen Abschnitt der letzten zwei Wochen?
                          Das war eine absolut unglaubliche Reise durch sehr verschiedene Landschaften, und es waren zahlreiche unterschiedliche Stimmungen vertreten.
                          In der zweiten Hälfte wurde ich mit Wetterglück für die etwas zähen Tage im großen Wald entschädigt.
                          Und das Ende in Taizé hätte ich besser kaum treffen können.
                          Das wird sich auf dem "Rest" (1.800km?) des Weges an Intensität kaum übertreffen lassen. Oder zumindest kann ich es mir noch nicht vorstellen.
                          Aber das muß es ja auch nicht. Es geht um die Summe der Erfahrungen, und da kommt bestimmt noch mehr.

                          Nun gut, jetzt ist die Reise schon fast ein halbes Jahr her, der Frühling steht an, die grobe Panung für den nächsten Abschnitt nimmt Gestalt an - es soll der Weg bis Le Puy werden.

                          Dann also bald mehr an dieser Stelle...

                          Ultreia!
                          Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                          Es gibt schlechtes Wetter!
                          Egal, welche Klamotten!
                          Laßt Euch da nichts vormachen!

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                          • Sternenstaub
                            Alter Hase
                            • 14.03.2012
                            • 3321
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

                            vielen Dank für den Rest deines Berichtes. Neben den stimmungsvollen Bildern und Beschreibungen macht er mich aber als nichtreligiösen Menschen ein Stück weit skeptisch. Wobei es nicht um deine spirituelle Erfahrung geht, die nehme ich dir vollkommen ab (großzügig, nicht wahr ;) ) sondern eher meine Frage an mich selber, wie das auf mich wirken würde. Und das rein äußerliche, was du beschreibst, ruft eben bei mir ein gewisses Unbehagen hervor. Aber vielleicht muss man es selbst erfahren/erleben, um das für sich einordnen zu können.

                            vielen Dank für deinen Bericht und ich bin schon gespannt auf neue.

                            p.s. die glotzende Kuh finde ich übrigens göttlich
                            Two roads diverged in a wood, and I—
                            I took the one less traveled by,
                            And that has made all the difference (Robert Frost)

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                            • QOM
                              Erfahren
                              • 26.08.2013
                              • 122
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [FR] Jakobsweg: Contrexéville - Langres - Dijon - Beaune - Taizé - Cluny

                              Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                              ...macht er mich aber als nichtreligiösen Menschen ein Stück weit skeptisch. Wobei es nicht um deine spirituelle Erfahrung geht, die nehme ich dir vollkommen ab (großzügig, nicht wahr ;) ) sondern eher meine Frage an mich selber, wie das auf mich wirken würde. Und das rein äußerliche, was du beschreibst, ruft eben bei mir ein gewisses Unbehagen hervor. Aber vielleicht muss man es selbst erfahren/erleben, um das für sich einordnen zu können.
                              So ist das!
                              Ich bin übrigens auch nicht besonders religiös. Eher im Gegenteil. Mir sagt eigentlich keiner, was ich denke und glaube.
                              Mich für diese Art von Stimmung und Erfahrung zu öffnen, war ein Vorgang.
                              Als ich hier losgelaufen bin, konnte ich das auch noch nicht, das ist mir eigentlich am Grab des heiligen Matthias langsam gedämmert, in etwa:
                              "Im Grunde ist es jetzt egal, ob da jetzt noch Knochenstaub in der Kiste ist oder nicht. Wahrscheinlich eher nicht, denn Chemie macht keine Ausnahmen. Aber warum eigentlich erinnert man sich nach 2.000 Jahren noch an einen einzelnen Menschen?"

                              Taizé allerdings war wirklich eine ganz ungewöhnliche Geschichte.
                              Die haben da echt eine Botschaft für den Planeten und seine Bevölkerung, die in ihrer Klarheit und Einfachheit unglaublich ist.
                              (Also die Botschaft jetzt, nicht die Bevölkerung. Die ist in ihrer Einfachheit auch unglaublich...)
                              Und zwar völlig Religions-übergreifend.
                              Das Licht kann ich guten Gewissens in meine kritische Welt tragen.
                              Bob Marley würde da jetzt sagen "Maaan. This really rocked my boat."

                              So, und jetzt weg von diesem spirituellen Gedöns hin zum Praktischen:
                              An diese Kuh muß ich auch jedesmal denken, wenn bei mir mal wieder ein gutes Stück Rind auf dem Tisch liegt!
                              Und in der Gegend - ich habe mich kulinarisch ja seit den überteuerten Weinen kaum noch geäußert - gibt es sehr gutes Fleisch zu durchaus erschwinglichen Preisen.
                              Da läuft mir doch beim Gedanken an die Weiterreise schon das Wasser im Mund zusammen!
                              Zuletzt geändert von QOM; 11.03.2016, 19:35.
                              Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                              Es gibt schlechtes Wetter!
                              Egal, welche Klamotten!
                              Laßt Euch da nichts vormachen!

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                                Erfahren
                                • 26.08.2013
                                • 122
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                Es geht weiter!

                                Hallo, liebe Leser,

                                ich bin wieder da, die letzte Pilgerwäsche ist reif für das Tiefkühlfach und mich packen schon wieder gewisse Gelüste, die etwas mit "Laufen" und "weit" zu tun haben...

                                Aber bevor ich wieder los kann, ist erst Mal Winter und ich kann Euch genussvoll und Stück für Stück berichten, wie es mir bei der Weiterreise diesen Herbst wiederfuhr.

                                Doch leset selbst - und habt ein wenig Geduld.
                                Der Alltag hat mich deftig wieder und der Bericht wird sicher wesentlich langsamer entstehen als Ihr ihn gerne lesen würdet...
                                Zuletzt geändert von QOM; 26.10.2016, 14:42.
                                Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                                Es gibt schlechtes Wetter!
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