Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

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  • binom999
    Erfahren
    • 29.08.2012
    • 453
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

    mmm. wo soll man da nur anfangen?

    Der Mensch ansich ist ein Geschöpf, welches (unteranderem) auch durch seine Ausdauer eine so beherrschende Stellung in der Welt erlangt hat.

    Wenn man sich Naturvölker in Afrika anschaut sieht man, dass der Mensch ein Langstreckenläufer ist -> unabhängig von Mann und Frau.

    Das Frauen mehr Schmerz abkönnen ist mittlerweile nachgewiesener Schwachsinn. Nur weil wir Männer mehr über einen Schnupfen jammern heißt nicht, dass wir weniger Schmerz abkönnen. Das Gegenteil ist der Fall, Frauen spüren Schmerzen intensiver wegen ihrer harmonellen Prägung als der Mann. Männer sind robuster (nachweislich kräftigerer Körperbau und Muskulatur, unempfindlicher gegen Kälte und weniger weiche Haut als bei Frauen) und mit physischen Vorteilen ausgestattet, das ist einfach so.

    In dem Aritkel wird selbst geschrieben: “When you’re traveling over 2,000 miles, it doesn’t matter if you are male or female. Superhuman powers are superhuman powers; they know no gender, no age.”

    Ich glaube einfach das die Distanz die Regeln aufstellt und sich Frauen bewusster dieser Herausforderung stellen als Männer. Was nützt es wenn ich wie ein irrer die ersten 180km schaffe? Dann habe ich immer noch 3320 vor mir. Auf so einer langen Distanz kommt es auf die Kontinuität an und da sind dann die Vorteile des männlichen Körpers einfach nicht mehr so stark.

    Aber davon jetzt rückzuschließen Frauen seien "besser" halte ich für Schwachsinn und wieder so ein gender-rotz der uns weißmachen will das Frauen und Männer gleich sind bzw. sogar "besser". Männer und Frauen sind verschieden (was wohl keiner bezweifeln wird), allerdings haben sie keine unterschiedliche Wertigkeit und darauf kommt es an.

    Mich erinnert das ganze an http://www.amazon.de/Die-Kunst-klaren-Denkens-Denkfehler/dp/3446426825

    Da wird auch beschrieben wie man sehr schnell die falschen Schlüsse zieht, das ist ähnlich wie mit dem "ich will das Aussehen wie ein Profi-Schwimmer haben" -> ergo werde ich Schwimmer, nur um dann festzustellen, dass die Typen nicht durch das Schwimmen wie Schwimmer aussehen, sondern nur deshalb Schwimmer sind, weil sie von Anfang an die Figur/Voraussetzungen zum Schwimmen hatten.

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    • Katun
      Fuchs
      • 16.07.2013
      • 1555
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

      Was sagt'n der Typ zu der Frage..


      Editiert vom Moderator
      Lest noch mal Post *28, bitte. Danke.

      Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der
      Zuletzt geändert von Vegareve; 07.11.2015, 15:37.

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      • Igelstroem
        Fuchs
        • 30.01.2013
        • 1888
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

        Wenn es stimmt, dass Männer auf Kurzstrecken im Allgemeinen überlegen sind, könnte man die Hypothese, dass sich das mit zunehmender Streckenlänge ausgleicht oder umkehrt, auch dadurch überprüfen, dass man die Wanderstrecke während des Experiments immer weiter verlängert, so dass das Ziel (also etwa das Triumphbild mit den hochgestreckten Armen) immer in scheinbar erreichbarer, letztlich aber unerreichbarer Ferne liegt. Dann guckt man sich an, ob die Reihenfolge, in der die Handtücher geworfen werden, irgendwelche geschlechtlichen Besonderheiten aufweist. (Und wie es German Tourist in diesem Experiment selbst ergehen würde, ist natürlich auch nicht ausgemacht. Sie ist aber gerade irgendwo draußen und kann sich nicht äußern.)
        Vgl. zur Problematik des ›Ziels‹ aus einer männlichen Sicht jetzt auch Simon Michalowicz: Norwegen der Länge nach, München/Berlin 2015, u.a. S. 90, 133.
        Zuletzt geändert von Igelstroem; 07.11.2015, 16:41.
        Lebe Deine Albträume und irre umher

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        • Nita
          Fuchs
          • 11.07.2008
          • 1722
          • Privat

          • Meine Reisen

          #44
          AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

          Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
          Dann guckt man sich an, ob die Reihenfolge, in der die Handtücher geworfen werden, irgendwelche geschlechtlichen Besonderheiten aufweist.
          Handtücher geworfen oder Teilnehmer umkippen? Das erstere hat mit der Physiologie nichts zu tun, eher mit gesundem Menschenverstand...

          Mit der zunehmenden Strecke können die physiologischen Nachteile der Frauen (langsamer, weniger Kraft etc.) durch die Stetigkeit ausgeglichen werden. Wer mental entsprechend fit ist, kann sich dadurch gegenüber der Männergemeinschaft auch gewisse Vorteile verschaffen. Ein mental ebenso zäher Mann, der sich vorher nicht total verausgabt hatte, wird meiner Meinung nach aber trotzdem nicht weniger weit kommen.

          Ausnahmen gab es natürlich und wird sie weiter geben - und an diese erinnern sich alle lange (gut so).

          Wie viele "normale" Mütter laufen den AT oder ähnliche Wege? Wie viele Väter? Eine Frau muss deutlich mehr Hindernisse überwinden um eine solche Unternehmung umzusetzen oder eine sportliche Karriere aufrechtzuerhalten. Diejenigen, die es schaffen, wollen es wirklich und lassen etwas anderes zurück, sei es die Beziehung, Kinder, Job oder was auch immer. Diese Frauen sind für das Gesamtkollektiv aber nicht representativ.

          Nicht so lang, aber immerhin länger, als "normal": Beim UTMB (170km/10000hm/47h) sind die Starter- und Finischerquoten bei beiden Geschlechtern nicht signifikant unterschiedlich.
          Reiseberichte

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          • FlorianHomeier
            Dauerbesucher
            • 24.09.2012
            • 681
            • Unternehmen

            • Meine Reisen

            #45
            AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

            "Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?"

            Warum genau möchtest Du das wissen?

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            • Shades
              Dauerbesucher
              • 21.08.2015
              • 641
              • Privat

              • Meine Reisen

              #46
              AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

              Mir ist die Antwort auch egal. Ich finde es aber schön, dass auf Langstrecke/beim Trekking die Performance zwischen den Geschlechtern so ähnlich ist, dass man seine (sportliche) Freundin gut mit auf Tour nehmen und trotzdem Spass haben und spannende Routen laufen kann.

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              • Igelstroem
                Fuchs
                • 30.01.2013
                • 1888
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                Handtücher geworfen oder Teilnehmer umkippen? Das erstere hat mit der Physiologie nichts zu tun, eher mit gesundem Menschenverstand...
                Über das Physiologische ist ja oben schon gesprochen worden, das hat mich jetzt weniger beschäftigt. Mir ging es um das Mentale, aber dabei wiederum nicht so sehr um das Durchhaltevermögen, die ›mentale Stärke‹ oder (historisch formuliert) den ›fanatischen Willen‹, sondern um Einstellungen zum Wandern. In Anlehnung an eine juristische Unterscheidung könnte man sich z.B. überlegen, ob jemand beim Wandern einen Werkvertrag oder einen Dienstvertrag mit sich selbst abgeschlossen hat: ob er sich selbst also einen bestimmten Erfolg oder ein bestimmtes Vorgehen schuldet. In letzterem Fall könnte er auch einfach immer weitergehen, egal was das Ziel macht und ob es überhaupt ein bestimmtes geografisches Ziel gibt. Dann wäre es auch keine Forderung des gesunden Menschenverstandes, das Handtuch zu werfen. Dass es eine Forderung des gesunden Menschenverstandes sein soll, aufzugeben, wenn es kein erreichbares Ziel gibt, liegt daran, dass Fernwanderungen (und Wanderungen überhaupt) fast immer als Werkvertrag konzipiert sind; mit allen Folgen, die das zum Beispiel für den Planungsstil hat. Natürlich gibt es dafür einen Haufen guter Gründe, aber vollkommen selbstverständlich ist es nicht.

                Jetzt könnte man die in meinem vorigen Post nur sehr vage angedeutete Gender-Hypothese aufstellen, dass Männer sich in diesem Zusammenhang überhaupt nur einen Werkvertrag vorstellen können (also eine Anstrengung, die durch einen bestimmten Erfolg belohnt wird), während das bei Frauen nur fast immer so ist. Deshalb bleiben in dem obigen Experiment am Ende ein paar vereinzelte Frauen übrig, die unbeirrt weitergehen, weil es halt nur ums Gehen als solches geht.

                Diese Hypothese ist streng genommen wahrscheinlich falsch, aber es könnte ja immerhin sein, dass eine zur quantitativen Tendenz abgeschwächte Version dieser Hypothese trotzdem zutrifft. Während also im obigen Experiment Männer und Frauen am Start je zur Hälfte vertreten sind, laufen nur drei Frauen und ein Mann ohne Termindruck bis ins Unendliche weiter.

                Die zweite Stelle aus Simons Buch (S. 133) habe ich allerdings deshalb angeführt, weil sich dort andeutet, dass es sich hier zwar um eine Grundsatzfrage, aber wohl nicht nur um eine Gender-Frage handelt.
                Lebe Deine Albträume und irre umher

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                • Shades
                  Dauerbesucher
                  • 21.08.2015
                  • 641
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                  OT: Ich finde das Schöne am Trekking ist, dass man sich wieder auf die Basics konzentrieren kann und muss (und normalerweise keine Zeit hat, sich durch Psychospielereien selbst in die Gefahr einer Hirnverkrampfung zu begeben). Insbesondere dann, wenn man im Alltag schon über genug komplizierte Dinge nachdenken muss, ist das Draussensein echt eine Erholung.

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                  • lanzelot72
                    Erfahren
                    • 17.12.2013
                    • 315
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                    Schon eine ganze Menge spekulativer Posts hier als Antwort auf eine hypothetische Frage, die auf einem Zeitungsartikel basiert, der von jemandem geschrieben wurde, der außer seiner eigenen Erfahrung, Wunschvorstellung und Meinung keine auch nur ansatzweise verwertbare Datenbasis hat.

                    RESPEKT !
                    Meine Beiträge sind das Produkt aus rein zufälligen persönlichen Einzelerfahrungen und einem sehr pragmatischen Weltbild !
                    http://hikker.eu

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                    • Ditschi
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                      • 20.07.2009
                      • 12361
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                      Zitat Lanzelot 72: Schon eine ganze Menge spekulativer Posts hier als Antwort auf eine hypothetische Frage, die auf einem Zeitungsartikel basiert, der von jemandem geschrieben wurde, der außer seiner eigenen Erfahrung, Wunschvorstellung und Meinung keine auch nur ansatzweise verwertbare Datenbasis hat.
                      Wenn Du den Ausgangsthread gelesen hättest, hättest Du festgestellt, daß German Tourist eine eigene Erfahrung mitteilt, die sich mit besagtem Artikel deckt. Das sind also schon zwei Personen mit identischer Wahrnehmung. Und da ich die Berichte von German Tourist gelesen habe, habe ich zunächst einmal Respekt vor ihrer Wahrnehmumg. Ich glaube, daß sie diese Wahrnehmung nicht als Frage zur Diskussion gestellt hätte, wenn es darüber tatsächlich eine valide Datenbasis gäbe. Deren Fehlen sollte man daher nicht rügen. Es gab in den Antworten, die natürlich ohne solche validen Zahlen keine überzeugende Lösung bieten konnten, gedankliche Ansätze, die ich bemerkenswert gut finde. Daher lohnte es sich für mich, mitzulesen.
                      Die Beiträge mit rüder Wortwahl bei gleichzeitig spärlicher inhaltlicher Aussage habe ich dabei geflissentlich überlesen.
                      Ditschi

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                      • Nita
                        Fuchs
                        • 11.07.2008
                        • 1722
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                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                        @ Igelstroem:

                        Oh yeah, da musste man sich richtig einlesen Dann wurde es aber tatsächlich interessant. Das Problem ist nur, die Art und die Ziele des Langstreckenwanderns kann man nicht isoliert betrachten bzw. testen, die wenigsten von uns sind so frei, einfach mal loszugehen. Selbst bei längeren Auszeiten spielen berufliche und soziale Situation die zentrale Rolle.

                        Vom Simons Buch weiß ich nur, dass es es gibt.
                        Reiseberichte

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                        • lanzelot72
                          Erfahren
                          • 17.12.2013
                          • 315
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                          Zitat von Ditschi Beitrag anzeigen
                          Wenn Du den Ausgangsthread gelesen hättest, hättest Du festgestellt, ...
                          Falsch !

                          Ich HABE den Ausgangsthread gelesen, und zwar sehr genau !

                          Das war auch der eigentliche Grund für meinen Beitrag. Und wenn Du über diesen auch nur ansatzweise nachgedacht hättest, dann hättest Du festgestellt um was es mir dabei ging.

                          Griaßle !
                          Meine Beiträge sind das Produkt aus rein zufälligen persönlichen Einzelerfahrungen und einem sehr pragmatischen Weltbild !
                          http://hikker.eu

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                          • Torres
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                            • 16.08.2008
                            • 30680
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                            Und wenn Du über diesen auch nur ansatzweise nachgedacht hättest, dann hättest Du festgestellt um was es mir dabei ging.
                            Habe ich. Kann aber leider in Deinem Beitrag keinen Inhalt erkennen. Vielleicht versuchst Du es noch einmal? Es ist a) eine Hypothese aufgestellt b) gibt es Belege, dass es so sein könnte, aber dass es nicht so sein muss und c) gehört es zu einer offenen Fragestellung dazu, dass man sich Gedanken macht, ohne die Gedanken anderer abzuwerten.

                            Also erzähl mal. Wie schätzt Du das ein?
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Igelstroem
                              Fuchs
                              • 30.01.2013
                              • 1888
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                              #54
                              AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                              Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                              @ Igelstroem:

                              Oh yeah, da musste man sich richtig einlesen Dann wurde es aber tatsächlich interessant. Das Problem ist nur, die Art und die Ziele des Langstreckenwanderns kann man nicht isoliert betrachten bzw. testen, die wenigsten von uns sind so frei, einfach mal loszugehen. Selbst bei längeren Auszeiten spielen berufliche und soziale Situation die zentrale Rolle.

                              Vom Simons Buch weiß ich nur, dass es es gibt.
                              Schon klar, Nita, man kann diesen Test nicht real durchführen. Das Szenario dient nur dazu, den Punkt ins Spiel zu bringen, dass Männer und Frauen vielleicht (nur vielleicht) ein unterschiedliches Verhältnis zu Zielen und Herausforderungen haben und Männern vielleicht der greifbare, präsentierbare ›Erfolg‹ als Belohnung noch wichtiger ist als den Frauen. Beim Langstreckenwandern, so meine Intuition, muss man aber dem Unterwegssein selbst (und nicht nur dem Ankommen) einiges abgewinnen können, d.h. das Ankommenwollen darf nicht die einzige Kraftquelle sein.

                              Damit bin ich bei Simons Buch, in dem sich dieses Thema öfters aufdrängt und auch reflektiert wird. Simon ist während der gesamten Tour ziemlich fixiert auf das Nordkap, und das kann man auch nicht ›kritisieren‹, weil eben ›Norge på langs‹ das ins Auge gefasste Projekt ist. Unterwegs trifft er den norwegischen Abenteurer Trond Strømdahl (der selbst 1989 diese Tour gemacht hat), und dann heißt es:

                              »Ich gestehe Trond, dass ich oft an mir zweifle und manchmal den Glauben daran verliere, jemals am Nordkap anzukommen. Trond schaut mich freundlich an und meint, ich solle das Ziel Nordkap nicht so wichtig nehmen. ›Das Wichtigste ist doch, eine schöne Zeit in der Natur zu haben und die Tour zu genießen. Hab Spaß da draußen und mach dir keinen Druck, dann wirst du auch eine tolle Zeit haben!‹ – Irgendwie hat er recht, nur ist das manchmal einfacher gesagt als getan.« (S. 133)

                              Ich nehme diese Szene (wiederum spekulativ) als Zeichen dafür, dass die Gelassenheit gegenüber der präsentierbaren ›Trophäe‹ mit zunehmender Outdoor-Affinität und -Erfahrung (oder mit dem Alter) allmählich zunimmt und vielleicht die Norweger mit ihrem ›Friluftsliv‹ sowieso in dieser Hinsicht schon im Vorteil sind.

                              OT: Mit dem Thema des Threads hat das dann allerdings fast nichts mehr zu tun, denn erstens ist Trond ein Mann und zweitens ist es eben auch nicht sicher, sondern nur eine diskutierbare Idee, dass die Gelassenheit gegenüber dem ›Ziel als Trophäe‹ beim Langstreckenwandern von Vorteil ist. Man kann auch das Gegenteil behaupten. Und Simon ist jedenfalls am Nordkap angekommen.
                              Wenn jemand einfach in Oslo losläuft und ein halbes Jahr Zeit hat und sich halt ein bisschen danach richtet, wo es schön ist und wo er ohne durchgeplante Route und ohne organisierten Support vorankommt, gelangt er wahrscheinlich nicht zum Nordkap, und man würde vielleicht auch nicht genau wissen, unter welchem Titel man dieses Projekt präsentieren sollte und von welchem Publikum man dafür Anerkennung bekäme. Das macht man vielleicht, wenn einem Anerkennung im Grunde nichts mehr bedeutet.



                              Man könnte auch (damit ihr schon ganz früh am Morgen was zu lesen habt) die Gender-These noch mal anders zuspitzen: In einer normalen kapitalistischen Ökonomie sind Männer für die produktive Arbeit, Frauen für die reproduktive Arbeit zuständig, also für das, was jeden Tag neu gemacht werden muss und jeden Tag irgendwie gleich ist, z.B. putzen und kochen und trösten und dergleichen. Und beim Wandern muss man eben auch jeden Tag 40.000 Schritte machen und morgen dann auch wieder das Gleiche, ohne dass ein handgreifliches Produkt dabei entsteht. Frauen sind also von vornherein die besseren Fernwanderer, weil sie an so was gewöhnt sind. Die ganzen Wanderziele wie Nord- und Südpole, Kaps und Berge und Säulen und all die anderen Dinge, von denen ja einige wie das Nordkap überhaupt nur dadurch entstehen, dass wir die Karte nach dem Kompass ausrichten, sind nur deshalb von Belang, weil Männer sonst überhaupt nicht loslaufen würden. Man muss ein Produkt fingieren und es den Männern wie eine Möhre vor die Nase halten; dann kommt es wie beim Esel zu einer plötzlichen Anspannung der mentalen Kräfte. Frauen hingegen tackern über den Trail wie eine Nähmaschine, und wenn er zu Ende ist, nehmen sie sich wie German Tourist den nächsten vor.
                              Zuletzt geändert von Igelstroem; 08.11.2015, 03:12.
                              Lebe Deine Albträume und irre umher

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                              • Torres
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                                Liebt das Forum
                                • 16.08.2008
                                • 30680
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                                #55
                                AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                Interessante Überlegungen, Igelstroem. Der Gedanke mit der tackernden Nähmaschine gefällt mir.

                                Ich muss da an eine mir wohlbekannte Polenradtour denken. Da fuhren die beiden sehr schnellen, trainierten Männer voll auf Leistung, erzählten von brennenden Beinen und Beinaheunfällen sowie von langen Pausen in Eisdielen und Cafes, während die Frauen viel langsamer waren, aber konstant fuhren, Steigungen schieben mussten, kaum Pausen brauchten und letztlich zum eigenen Erstaunen (allerdings ohne Zielsuche) ungefähr eine halbe Stunde auf die Gesamtstrecke des Tages langsamer waren. Mit Zielsuche wären es vielleicht eine Stunde gewesen. Wobei man fairerweise sagen muss, dass der fünfte im Bunde, der schnellste von allen, sich völlig entkoppelte und sich die Sehenswürdigkeiten ansah, da er am meisten Zeit hatte und sich nicht auf irgendwelche Wettbewerbe einlassen wollte. Nur das Geschlecht ist es also auch nicht, wie das Beispiel Trond zeigt.

                                Stellt sich nun aber die Frage, wie sich vor dieser Theorie dann Deine doch recht unspektakulären und eher ziellos anmutenden Wanderungen einordnen ließen und mit Nitas sehr spektakulären Übernachtungsplätzen in Verbindung bringen ließen.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • rumpelstil
                                  Alter Hase
                                  • 12.05.2013
                                  • 2701
                                  • Privat

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                                  #56
                                  AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                  Igelström, ich finde das sind sehr kluge Überlegungen!

                                  Ich denke, die von Torres angesprochenen "ziellos anmutenden Wanderungen" wie auch die "spektakulären Übernachtungsplätze" muss man gar nicht einordnen. Auch wenn in Frauen bzw. Männer gewisse Dinge 'angelegt' sind, ist es uns doch möglich, anders zu handeln, wenn wir merken, dass es für uns auf irgend eine Art etwas bringt.

                                  Schaut man sich das Grosse Ganze an, dann sind aber Männer vermutlich eher mit 'Trophäen' zu locken, während Frauen eher zufrieden sind, wenn sie 'etwas tun' können.

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                                  • Torres
                                    Freak

                                    Liebt das Forum
                                    • 16.08.2008
                                    • 30680
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                                    #57
                                    AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                    Ich meinte das übrigens nicht als Gegensatz. Bei Nita hat man immer das Gefühl, das macht sie mal eben so. Das ist halt unerfinderlicherweise irgendwie passiert. Und dann kommt irgendein Knaller dabei heraus, eine Schlafstätte am Abgrund. Also das, wonach Männer streben?

                                    (Was mich gerade an ein Gespräch auf der MV erinnert. Ich gebe es aus dem Gedächtnis wieder: "Mist, nur 24 km. Unter 35 km ist das keine Wanderung." Mann oder Frau? )
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    • nimrodxx
                                      Fuchs
                                      • 10.03.2009
                                      • 1662
                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                      Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                      Da fuhren die beiden sehr schnellen, trainierten Männer voll auf Leistung, erzählten von brennenden Beinen und Beinaheunfällen sowie von langen Pausen in Eisdielen und Cafes, während die Frauen viel langsamer waren, aber konstant fuhren, Steigungen schieben mussten, kaum Pausen brauchten und letztlich zum eigenen Erstaunen (allerdings ohne Zielsuche) ungefähr eine halbe Stunde auf die Gesamtstrecke des Tages langsamer waren.
                                      OT: Das ist der Grund, warum ich (als Mann) gerne mit Frauen unterwegs bin... Es artet nicht jedesmal in einen Wettkampf aus und ist Entspannter

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                                      • Katun
                                        Fuchs
                                        • 16.07.2013
                                        • 1555
                                        • Privat

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                                        #59
                                        AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                        Zitat von FlorianHomeier Beitrag anzeigen
                                        "Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?"

                                        Warum genau möchtest Du das wissen?
                                        Na, weil Männer per se besser ausgestattet sind von der Natur und somit „besser“ sind, schätze ich. Ganz wertfrei. Und dann ist GT unterwegs und trifft diese Spezies ständig - und ab und an machen sie schlapp. Ganz wertfrei. Oder es passiert doch, dass mal eine Frau ganz vorne ist. Warum die Natur Frauen erfunden hat, weiß ich langsam auch nicht mehr, Männer können schließlich auch schwanger werden, wenn sie nur wollten.

                                        Kürzlich war Ironman Hawaii, die dt. Herren ganz vorne, daher gab es einige Artikel. Die Frauen wurden manchmal gegen Ende erwähnt. Die Zeiten habe ich dann nachgegooglet, interessierte mich mal. Die erste war wohl ungefähr so eine Stunde länger unterwegs und der Typ vorne hat auch irgendwelche Rekorde aufgestellt, im Vgl. zu so einer Frankfurt-Veranstaltung war das wohl ähnlich, Abstand ca. 1 Std.. Ich finde das nicht gerade viel, natürlich langt es nicht für das Siegerposenfoto und da geht es auch schon um Sekundenabstände, aber so allgemein kann ich nicht erkennen, dass Männer „auf ihren Gebieten“ (die ziemlich alles umfassen) grundsätzlich überlegen und stets idealer angepasst sind, ganz wertfrei und ohne Berücksichtigung von Hormonstudien.

                                        Verzeihung, ich habe noch mal nachgesehen: es sind großzügig aufgerundet 45 Minuten. Die Drittplatzierte war 1 Std. später angekommen. Bei solchen Gelegenheiten frage ich mich dann, was wäre, wenn etwa die Berichterstattung etwas anders wäre.
                                        Zuletzt geändert von Katun; 08.11.2015, 10:44.

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                                        • Igelstroem
                                          Fuchs
                                          • 30.01.2013
                                          • 1888
                                          • Privat

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                                          #60
                                          AW: Sind Frauen die "besseren" Langstreckenwanderer?

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Der Gedanke mit der tackernden Nähmaschine gefällt mir. [...]

                                          Stellt sich nun aber die Frage, wie sich vor dieser Theorie dann Deine doch recht unspektakulären und eher ziellos anmutenden Wanderungen einordnen ließen und mit Nitas sehr spektakulären Übernachtungsplätzen in Verbindung bringen ließen.
                                          Ja, diese Frage stellt sich in der Tat. Daher auch der deutliche ironische Unterton in der oben präsentierten Gender-Hypothese. Das mit der produktiven und reproduktiven Arbeit ist sozusagen schon Theoriekitsch, das formuliert man am besten gleich ironisch, genauso wie die heute beliebte Evolutionspsychologie, mit der man auch alles und jedes und nichts erklären kann.

                                          Ich glaube schon, dass es zwischen den Geschlechtern im Durchschnitt irgendwelche physiologischen Unterschiede gibt, und ich glaube auch, dass es irgendwelche Rollenmuster gibt, die sich eventuell verstärken, wenn man sie für naturgegeben hält oder sich einen Anerkennungsgewinn von ihrer Erfüllung verspricht. Das kann man ja live beobachten, und auch Simons Buch geht manchmal damit schwanger.

                                          Aber wenn es um eine ernsthafte theoretische Betrachtung des Wanderns geht, würde ich eher zu der These neigen, dass das Wandern mit zunehmender Dauer und Intensität ein Heraustreten aus Rollenmustern ermöglicht und auch erzwingt. Das macht einen großen Teil der Attraktivität des Wanderns aus, weil es als praktische Freiheit erlebt wird. Der Geschlechtsunterschied wird dadurch nicht völlig irrelevant, aber er wird praktisch nachrangig und damit auch theoretisch unergiebig. Statt der Rollenmuster entwickeln sich idiosynkratische (d.h. wörtlich: eigentümlich und eigensinnig gemischte) Stilmuster, die bestimmte Bedürfnisse erfüllen.

                                          Im Verhältnis zu dieser Erwartung erscheint mir das, was ich in Trekking-Reiseberichten und Wanderblogs lese, oft merkwürdig homogen, d.h. es gibt eine Konvergenz in der Sprache, in der Handhabung des Visuellen, im Planungsstil, in der Erlebnisbeschreibung, die mich stark befremdet und die deshalb auch eine theoretische Anstrengung provoziert: ein bisschen wie eine Notwehr, weil ja die Homogenität eine Art normative Anmutung enthält (d.h. man kann zunächst einmal mit Verständnis und Anerkennung und einem Gemeinschaftsgefühl rechnen, wenn man ähnlich plant, ähnlich wandert, ähnlich empfindet und ähnlich beschreibt). Die Theorie muss (mir) dann z.B. erklären, wieso es anscheinend sinnvoll ist, den ›traumhaften Ausblick‹ als ›Belohnung‹ für eine Anstrengung zu empfinden und wieso es nicht unmittelbar als Widerspruch erlebt wird, ein enthusiastisches Freiheitserlebnis in der Wildnis dadurch in die Wege zu leiten, dass man ein halbes Jahr vorher Urlaub beantragt, einen Flug bucht und eine Etappenplanung festschreibt. Nur im schlechtesten Fall wäre eine solche ›kritische Kultursoziologie des Wanderns‹ eine bloße Verteidigung und Rechtfertigung des eigenen Stilmusters; im günstigsten Fall bringt sie einen selbst auf neue Ideen, was man sonst noch machen könnte anstelle dessen, was andere gemacht haben und was man selbst bisher gemacht hat.

                                          Dafür muss man allerdings weder unbedingt Frau noch unbedingt Mann sein. [Rest des Absatzes wegen unklaren Wahrheitsgehaltes wieder gestrichen.]
                                          Zuletzt geändert von Igelstroem; 08.11.2015, 17:21.
                                          Lebe Deine Albträume und irre umher

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