[DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

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  • Kuckuck
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    • 02.08.2005
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    [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

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    Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

    Hallo allerseits,

    nachfolgend möchte ich eine lose Folge von Reiseberichten meiner Trips auf dem E 1 in Dänemark und Schleswig-Holstein schreiben.
    Als Norddeutscher und insbesondere als Schleswig-Holsteiner bin ich immer ein wenig neidisch ob der vermeidlich besseren und schöneren Wandermöglichkeiten, die Ihr in den anderen Bundesländern habt. Also habe ich mir vorgenommen, quasi den einzigen Weitwanderweg anzugehen, den es gibt, den E 1, der ab Flensburg identisch mit dem E 6 ist.

    Inspiriert wurde ich von dem wunderbaren Reisebericht von Werner
    https://www.outdoorseiten.net/forum/...h-J%C3%BCtland

    Aufgrund von für mich vergleichsweise kurzen An- und Abreisewegen wandere ich gerne, wenn ich mal einige Tage spontan Zeitausgleich nehme oder mal ein Wochenende draußen verbringen möchte. Bisher bin ich vier Etappen gewandert. Dabei übernachte ich im Zelt, in Dänemark gerne auf den vielen Naturlagerplätzen, in Schleswig-Holstein meist spontan mit einbrechender Dunkelheit oder es waren Tageswanderungen.

    Am spannendsten war für mich die Frage, wie die Wege selbst waren: naturbelassene Pfade, landwirtschaftliche Wege, Landstraßen oder was auch immer. Und natürlich, wie die Landschaft wird. Dänemark und Schleswig-Holstein haben bekanntlich geringe Waldanteile und sehr viel zum Wandern eher langweilige Ackerflächen.

    1. Etappe: Grenå – Aarhus (4 Tage Ende September 2014)
    Kurze Anfahrt? Na ja, von meiner Haustür bis nach Grenaa dauert die Zugfahrt gut sieben Stunden, die letzte Etappe mit einem wunderbar altmodischen Schienenbus. Dann noch etwa eine Stunde zu Fuß quer durch die lang gezogene Siedlung bis fast ans Meer in ein etwas betagtes Hotel. Dort gab es viele ältere Dänen und typisch dänisch-fleischhaltiges Essen, das ich anschließend ein wenig in dien Dünen ablief, auch um den Einstieg in den E 1 zu suchen. Karten hatte ich keine dabei, sondern mein Garmin 62st, ausgerüstet mit der Freizeit Dänemark, dem Track für den E 1 sowie den Waypoints der meisten dänischen Übernachtungs- und Naturzeltplätze.
    Üblicherweise ist der E 1 gut markiert, nicht unbedingt als E 1, jedoch für die abschnittsweise parallel laufenden dänischen Weitwanderwege Nordsøstien und Molsruten.

    Morgens frühstückte ich so früh wie möglich, füllte etwa 3l Wasser ab und lief bei leicht bedecktem Himmel mit nördlichen Wind los. Eigentlich sollte es fast den ganzen Tag den Strand entlang gehen. Landschaftlich wunderbar, keine gelenkbelastenden Aspfalt- oder Betonwege, keine Menschen – und tierisch anstrengend. Strandspaziergänge habe ich genügend vor der Haustür – nur ohne 20 kg Gepäck. Also lief ich ein ganzes Stück GPS-gesteuert durch die abgeerntete dänische Gutlandschaft – ebenfalls ohne groß Menschen zu treffen.



    Die meisten Häuser waren Ferienhäuser. Danach ging es natürlich doch noch ans Wasser, nicht direkt an den Strand, sondern etwa 3 km entlang einer wunderbaren Steilküsten-, Strandwall- und Dünenlandschaft. In einem windgeschützten Dünentälchen bin ich mittags fast eingeschlafen.





    Danach knickte der Weg ab und verlief nun auf landwirtschaftlichen Wege tatsächlich durch frisch bestellte Felder und schöner Buchenwälder. Nach 27 km stand ich vor meinem ersten Einfach-Zeltplatz. Er lag fast am Strand auf einem großen Einfamilienhausgrundstück. Es gab außer meiner GPS-Position keine Hinweisschild o.ä. Es war niemand zu hause. Mit den dänischen Gewohnheiten nicht unbedingt vertraut, beschloß ich nach etwas Wartezeit mein Zelt aufzubauen. Einige Stunden später kam die Besitzerin vorbei, unterhielt sich kurz mit mir, kassierte und alles war gut. Es gab sogar eine Dusche und vor allem auch Trinkwasser für die nächste Tagestour. Abends machte ich noch einen kleinen Gang zu historischen Befestigungen/ Stellungen aus napoleonischer Zeit. Bei wunderbarem Meeresrauschen schlief ich seit Jahren mal wieder im Nallo 2 ein.



    Nächsten Tag wurde ich um 6.30h durch das Licht und die Wärme der Sonne wach. Leider entwickelten sich über Nacht einige heftige Blasen an meinen Füssen. Sie werden den Rest der Tour wesentlich prägen. Die ersten Kilometer ging es über schmale Teerstraßen, danach überwiegend über Feldwege durch die Molsberge, teilweise als Nationalpark ausgewiesen.
    Nationalpark – komme ich jetzt in eine wilde, zugewachsene Waldlandschaft? Nun ja, die dänischen Nationalparks sind in der Regel mehr das Ergebnis eines landesweiten Interessensbekundungsverfahrens und vor allem Entwicklungsflächen.. Tatsächlich lief ich lange Strecken durch ausgesprochen schöne extensiv beweidete Grünlandflächen sowie durch ehemalige Nadelwälder, die offenbar zu lichten Heidelandschaften entwickelt werden sollen. Heute ging es meistens über Forst- und Feldwege. Nur gelegentlich gab es schmale, nicht befestigte Pfade. Auch hier war es richtig, morgens alle Trinkwasserbehälter aufzufüllen, da es im Laufe des Tages keine vernünftigen Auffüllmöglichkeiten gab. Das Wasser der Seen und Bäche trinke ich nicht (unbehandelt) und an anderen Möglichkeiten incl. bewohnter Gebäude bin ich kaum vorbei gekommen. Der Höhepunkt war ein abendlicher Spaziergang über eine auch flächig zum Betreten freigegebene Weiden nahe Femmøller - immerhin 100m NN und in zwei Richtungen mit Blick auf die Ostsee. Ich hoffte, in einem der Unterstände des Naturcenters Syddjurs zu übernachten – leider war das Gebiet für eine Schülergruppe reserviert. Zum Glück gab es noch ein Tippi mitten im Wald, dass ich benutzen und mir damit den Zeltaufbau und vor allem das morgendliche Abtrocknen sparen konnte. Nur nächtens durch das Tippi laufende Mäuse waren etwas gewöhnungsbedürftig. Gekocht habe ich wieder auf dem Hobo – auf der offiziellen Feuerstelle am Tippi – und somit auch mitten im Wald ganz legal. Hier gab es übrigens auch endlich wieder Trinkwasser.



    Das Wetter änderte sich und wurde zunehmend bewölkt. Den E 1-Verlauf hatte ich für meine Übernachtung verlassen und musste dafür am nächsten Morgen etliche Kilometer Straßen und Radwege entlang laufen – mit meinen Blasen keine besonders angenehme Angelegenheit. Die einzige Entlastung die mir einfiel, war bewusstes Aufsetzen der Füße mit den Zehen – und nicht mit den Fersen. Nach etwa 4 km erreichte ich wieder mal die Ostsee und einen weiteren Primitivzeltplatz, den ich jedoch nicht nutzte. Langsam klarte auch das Wetter wieder auf.



    Dann ging es wieder mal durch einen Wald mit schönen Randbäumen und in einem Halbkreis wieder an die Küste und auch wieder direkt am Strand und vielen dänisch-hübschen Ferienhäusern entlang.





    Da es keinen vernünftigen Naturzeltplatz gab, ich meine Wasservorräte auffüllen musste und vor allem weil meine Blasen ein entspanntes Wandern unmöglich machten, beschloß ich etwas westlich von Følle Strand auf einem Campingplatz als einer der letzten Gäste zu übernachten und die Tour hier abzubrechen. Den nächsten Tag wäre es alternativ auf vielen befestigten Wegen weiter durch die diversen Vororte ins Zentrum von Aarhus gegangen. Dieses Stück hielt ich angesichts der Umstände für verzichtbar, zumal ich nur wenige Tage später mit meiner Frau nochmals in den Urlaub fahren und nochmals wandern wollte. Also ging ich zur nächsten Bushaltestelle, fuhr in das quirlige Aarhus und nahm dort einen Zug, der mich wieder zurück brachte.



    Kuckuck
    Zuletzt geändert von Kuckuck; 04.01.2018, 18:51.

  • Juno234
    Erfahren
    • 03.08.2007
    • 397

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

    Da ich in HH einen Zweitwohnsitz habe, verfolge ich deinen lesenswerten Bericht mit großem Interesse und erhoffe mir ein paar schöne Anregungen

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    • lina
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      • 12.07.2008
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      #3
      AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

      Oh, toll – Dänemark und E1 – freu mich riesig auf mehr, zumal die Karte dafür schon länger hier liegt und ich auf eine Gelegenheit warte, das mal in einer längeren Zeit-Lücke ausprobieren zu können

      Hast Du die Waypoints zu Fuß in das Garmin bekommen? Es gibt wohl eine Shelter-App für Android, aber nicht für iPhones.

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      • Kuckuck
        Erfahren
        • 02.08.2005
        • 411
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

        Hallo lina,
        das mit den waypoints hat in der Tat eine Weile gedauert, bis ich sie von der Seite udinaturen.dk heruntergezogen habe. Du kannst mir ja eine PN schicken, wenn ich dir meine - dann nicht mehr ganz aktuellen - Standorte von Übernachtungsplätzen zusenden soll. Mit den diesbezüglichen Smartphone-Varianten kenne ich mich leider nicht aus.

        Kuckuck

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        • Kuckuck
          Erfahren
          • 02.08.2005
          • 411
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          #5
          AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

          Kuckuck

          2. Etappe: Skanderborg – Jelling (5 Tage April 2015)
          Jetzt war die Anreise mit einer Fahrzeit von 3:30h schon deutlich kürzer. Wieder sparte ich die unmittelbare Umgebung von Aarhus aus und startete daher ab Skanderborg. Diesmal hatte ich ausnahmsweise sogar einen Naturzeltplatz für mich per Internet reserviert – überflüssiger Weise, da ich der einzige Zelter am Skanderborg See war. Ich hätte auch im Shelter schlafen können, bevorzugte jedoch mein neues Tarptent Double Rainbow, dass ich mir für solche Touren aufgrund seines geringen Gewichts gekauft habe.



          Wieder orientierte ich mich mit dem GPS. Diesmal war der E 1 zumindest auf meinem ersten Abschnitt identisch mit der Wanderroute Aarhus – Silkeborg und gut markiert. Auf kleinen Strassen ging es zum Mossø, dem ich entlang des nördlichen Ufers auch auf schmalen Pfaden folgte, nur gelegentlich kam ich an wiederum sehr schönen typisch dänischen Häusern vorbei.
          Am frühen Sonnabend und bei trüben Wetter waren kaum Menschen unterwegs.





          Zwischenzeitlich zog es leider zu und ich musste zeitweise in Regenklamotten laufen. Überwiegend ging es jetzt durch recht langweiligen Fichtenforst. Trinkwasser füllte ich an einer Hütte auf, die im Zentrum der dänischen Pfadfinderbewegung - dem FDF Friluftcenter Sletten – zum Glück, da einige öffentlichen Toiletten und somit gute Wasserquellen noch geschlossen waren. Das Friluftcenter Sletten ist eine unglaubliche Einrichtung: einige km² groß und mit einer großen Anzahl von Hütten diverser Gruppen aus ganz Dänemark. Überall wurde Holz gesammelt, Feuer gemacht und sonstige Outdooraktivitäten betrieben – nur wildes Zelten war ausnahmsweise verboten. Die hohen Berge, z.B. Storeknøs ließ ich links liegen, da aufgrund des Wetters keine besondere Aussicht zu erwarten war. Für viele Dänen war genau dies offenbar Ziel ihrer Wochenendwanderungen.
          Mein Übernachtungsplatz nach über 30 km lag direkt am Julsø. Einige Meter weiter lagerten einige Jungs unter ihren Kanus und machten ein kleines Feuer – offenbar gibt es auch in Dänemark genügend Outdoornachwuchs. Im regenfeuchten Wald roch es herrlich moderig und ich konnte schnell schlafen.





          Am nächsten Tag hatte sich zum Glück der Regen verzogen, es blieb zunächst kühl-schwül. Vor Silkeborg bog der Weg nach Südwesten ab und ich wanderte auf den Heerweg zu, dem ich dann nach Süden folgte. Zunächst ging es noch durch einen schönen Laubwald, dann folgte ich über viele Kilometer einer alten Eisenbahnverbindung durch die freie Landschaft fast bis nach Vrads. Zwischendurch machte ich einen kleinen Abstecher nach Them, um im Gemeindehaus freundlicherweise meine Trinkwasservorräte auffüllen zu können.



          Nur sehr selten kamen mir Jogger oder Fahrradfahrer entgegen. Anderen Wanderern bin ich auf der gesamten Tour nicht begegnet. Die Landschaft war durchaus abwechslungsreich – besonders toll fand ich einige Heidelandschaften, auf denen – wie im Bereich der Molsberge – wiederum kräftig die Nadelbäume entfernt und Offenlandlebensräume entwickelt werden.



          In Vards machte glücklicherweise auch am Sonntag gerade der Kaufmann – Købman – auf und ich konnte mir ein Eis gönnen. Der Kaufmann war mehr ein Delikatessengeschäft und Café, doch mein Wandertag war noch nicht zuende und ich verzichtete auf eine längere Pause. Dies war übrigens meine einzige Bargeldausgabe (Dänische Kronen). Theoretisch hätte ich auch hier mit einer Karte bezahlen können. Geldumtausch ist m.E. in Dänemark überflüssig.



          Danach ging es ohne besondere Aussichten durch nicht sonderlich spannende Nadelwälder, bis ich auf einer kleinen Waldlichtung meinen Übernachtungsplatz erreichte. Hier gab es eine Pumpe für das Trinkwasser. Wiederum war ich alleine. So trocknete ich das immer noch feuchte Zelt und beschloß den Shelter auszuprobieren.





          Nachmittags klarte es bereits auf und zugleich legte sich der Wind. So holte ich schon abends Mütze und Handschuhe heraus und wunderte mich nicht, dass am nächsten Morgen das Gras meiner Lichtung mit Raureif bedeckt war, Zum Glück hatte ich meinen warmen Schlafsack dabei und der Shelter schützte sicher auch vor starker Ausstrahlung, auch wenn mich immer mal wieder kühle Luft nachts aufweckte und mir dafür einen Blick zum klaren Sternenhimmel ermöglichte. Der vorletzte Wandertag begann wieder mit Nadelwäldern und Heideresten. Bei einer kurzen Pause entdeckte ich eine sich sonnende Kreuzotter.



          Ansonsten habe ich überraschend wenig Wildlife gesehen: keinen einzigen Greifvogel, keine Hasen oder Kaninchen, keinen Frosch, keine Rehe, kein Rotwild und natürlich auch keinen Wolf – obwohl es in der Region regelmäßig Nachweise gibt. Ganz kurz sah ich mit einem aufmerksam Vater-Sohn-Gespann einige Frischlinge, die offenbar aus einem Wildgatter ausgebrochen waren – die Mutter kam zum Glück nicht durch die Zaunlücke hindurch und rief das Jungvolk wieder zurück.



          Irgendwann waren leider die Wald- und Heidegebiete zuende und es ging nun überwiegend durch die typische ausgeräumte dänische Agrarlandschaft. Mein Ziel war Kollemorten, wo der Übernachtungsplatz am Rande eines kommunalen Gemeinschaftsgebäude und Kindergarten lag. Im Schutz einiger Pilgerhütten und nahezu inmitten der Siedlung baute ich mein Zelt auf und wieder gab es kräftigen Nachfrost. Mit regelmäßigem Frost hatte ich Mitte April in Dänemark nicht unbedingt gerechnet, war aber glücklicherweise gut mit warmen Sachen und vor allem einem warmen Schlafsack ausgerüstet.



          Schon im Zelt hatte ich den akustischen Nachweis, dass es in Dänemark doch Wildlife gibt – und kurze Zeit später auf einem sandigen Feldweg die Bestätigung: eine Fasanenspur. Da die heutige Tagesetappe etwas kürzer war, machte ich am nächsten Shelter eine ausführliches zweites Frühstück.





          Die Agrarlandschaft gewann heute mit ihrer ganz eigenen, schlichten Ästhetik überhand. Erstaunlich waren die Höhen. Das GPS zeigte auf langen Strecken über 100 Höhenmeter an, maximal 127m. Bei nur wenig Wind, Temperaturen um 10°C und Sonne waren ideale Wanderbedingungen und ich kam schnell voran auf überwiegend auf Feldwegen.





          So ging es weiter über nahezu 25 km bis Jelling, Grab von Harald Blauzahn und einem (dem?) Ursprung des Dänentums und entsprechend kultig mit Ausstellung und Parkanlagen gestaltet.





          Von hier ging mein Zug wieder zurück Richtung Kiel, begleitet von besonderen Wolkenformationen – und ohne Blasen, die mich auf der letzten Etappe quälten.







          Kuckuck
          Zuletzt geändert von Kuckuck; 04.01.2018, 19:25.

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          • Kuckuck
            Erfahren
            • 02.08.2005
            • 411
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

            3. Etappe: Pönitz – Eutin (3 Tage Ende August 2015)
            Ich gönnte mir ein verlängertes Wochenende, machte Freitag Mittag schon im Büro Schluss und kam bei schönstem und nicht zu warmen Spätsommerwetter noch mal raus. Diesmal war es nur eine Stunde Zugfahrt bis nach Pönitz, nordwestlich von Lübeck. Somit bin ich E 1-technisch auf meiner ersten mehrtägigen Etappe in Deutschland angekommen. Landestypisch ging es meist entlang land- und fortwirtschaftlicher Wege, selten über gelenkfreundliche Pfade, und durch schöne abwechslungsreiche Landschaften mit Seen und Wäldern.



            Überall wuchsen wunderbar reife und leckere Brombeere.



            Nachts ging es in einen nahen Wald – leider zwischen zwei Mückensümpfen.





            Bis spät in die Nacht brummten Trecker, die die umliegenden Felder nach der Ernte wieder beackerten. Anschließend hörte es sich an, als würde der gesamte Waldboden rascheln, krabbeln und leben. Zum Frühstück ging schnell wieder aus dem Wald heraus in die typische ostholsteinische Gutslandschaft mit teilweise ausgedehnten Schlägen und immer stärker die Ostsee im Blick. Wie schon in Dänemark traf ich außerhalb der Siedlungen kaum auf Menschen.



            Schließlich erreichte ich den Drehort einer Fernsehserie – bekannt?



            Leider bekam ich um 10h in den einigermaßen nett gelegenen Cafes noch nichts zu trinken – so blieb mir nur das Auffüllen des Trinkwassers und hinaus ging es aus der Siedlung und auf einem Damm durch das Neustädter Binnenwasser – einem noch schwach mit der Ostsee in Verbindung stehenden Gewässer. Wie es sich gehört, flog auch ein Seeadler über mich hinweg.



            Entlang einer Eichenallee ging es nach Gut Sierhagen – einem der größten Güter hier im Lande. Außerhalb der Siedlungen waren kaum Menschen oder Fahrzeuge unterwegs. Ein Vater zeigte seinem recht jungen Sohn das Treckerfahren.



            Nun wurde es bergig. Ich ging auf den Bungsberg, den höchsten Berg in Schleswig-Holstein zu. Ausgelassen habe ich die Besteigung des Gömnitzer Berges. Dort gibt es einen alten Turm, der früher ein Leuchtfeuer besaß und trotz seiner Entfernung von etwa 5 km von der Küste der Navigation der Schifffahrt diente. Zwischenzeitlich war ich bei anderer Gelegenheit oben. Es lohnt sich! Bei guter sicht hat man von knapp 80m Höhe eine Sicht bis Kühlungsborn! Überall liegen gewichtige und gerundete Steine, die mit der letzten Eiszeit ins Land kamen. Immer wieder sah ich reife Früchte und damit Anzeichen für den baldigen Herbst.



            Zwischendurch hielt ich einen kurzen Schnack mit zwei Radfahrern, die mich verwundert als Wanderer wahrnahmen.
            Wieder fand ich abends in einem größeren Wald Unterschlupf – diesmal weitgehend ohne Mücken. Dafür waren Ruhe vom Kranich, Waldkauz und Reh vor dem Einschlafen zu hören.
            Morgens wachte ich früh auf, beseitigte alle Spuren und zog wieder los. In der nächsten Siedlung gab es zum Glück wieder Wasser und die letzten 70 Höhenmeter bis zur Spitze des Bungsberges begannen. Oben angekommen waren noch die Reste einer vorabendlichen Hochzeitsfeier zu sehen. Mit dieser Aussicht ist es sicher eine gute Location für jede Feier! Leider war um 10h die Gastronomie immer noch geschlossen.



            Wieder „abgestiegen“ ging es wieder entlang großer abgeernteter Felder – immer schön im Halbschatten von Alleen – leider fast Feld- oder Fahrradwegen nur auf asphaltierten Wegen.





            Endlich ging es auch mal wieder durch Wälder. Zum Schluß ging es um den Großen Eutiner See. Auf der Nordseite stehen wunderbar schöne und dicke Buchen – auch in der Zerfallsphase.




            Ich bin schon über 20 km unterwegs. Hier waren viele Sonntagsspaziergänger und –radfahrer unterwegs. Plötzlich tauchte auch ein Kollege auf und wir machten einen netten Klönschnack – es ist fast unmöglich, in SH innerhalb von drei Tagen keinen Bekannten zu treffen. Nach fast 30 km und zunehmender Hitze war ich endlich am Bahnhof. Innerhalb von 48 h bin ich etwa 60 km gelaufen – wenn auch ohne wirklich viele Höhenmeter, war es für mich doch anstrengend. Zurück ging es quasi parallel zum E 1 auf einer der landschaftlich schönsten Bahnstrecken Deutschlands.

            Die Etappe von Eutin über Bad Malente nach Plön bin ich dieses Jahr ebenfalls gelaufen. Leider habe ich meine Bilder verschludert. Daher verzichte ich hier auf einen Reisebericht – die Strecke ist auf jeden Fall auch empfehlenswert – vor allem außerhalb der Hauptsaison, wenn nicht ganz so viele Menschen unterwegs sind. Sie geht weitgehend an diversen Seeufern entlang und führt durch tolle alte Baumbestände.




            Gleiches gilt für die Etappe Bad Schwartau – Pönitz. Hier verläuft der Weg abwechslungsreich das Schwartau-Tal entlang – und gelegentlich mit Blick auf die sieben Türme von Lübeck.

            Kuckuck

            P.S. Vielleicht geht es ja nächstes Jahr weiter...
            Zuletzt geändert von Kuckuck; 04.01.2018, 19:51.

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            • sebastian75
              Erfahren
              • 27.08.2007
              • 280

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

              Toller Bericht aus einer vom Forum eher wenig frequentierten Wandergegend.

              Vielen Dank!

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              • blende8
                Dauerbesucher
                • 18.06.2011
                • 882
                • Privat

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                #8
                AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                Ich bin gestern von Plön nach Malente und zurück gewandert.
                Echt schöne Gegend.
                Leider um diese Jahreszeit bei Nieselregen und Wind etwas grau.
                Praktisch alles Laubwald. Muss belaubt echt schön sein.

                Malente ist allerdings grausam. Dicke Kliniken und Reha hier, Reha da.





                Heißer Kaffee war nötig:
                Zuletzt geändert von blende8; 21.02.2016, 20:45.
                Irgendwas ist immer ...

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                • Kuckuck
                  Erfahren
                  • 02.08.2005
                  • 411
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                  So, nach einiger Zeit bin ich am 28.04 das nächste Teilstück Richtung Norden gelaufen. Das Teilstück Plön-Malente hat ja bereits blende8 beschrieben. In der Tat ist der Weg im belaubten Zustand sehr empfehlenswert: viel Wald und viele Seen.
                  Bei mir geht es jetzt um die sich nördlich anschließende Etappe von Plön nach Preetz. Sie ist gut 25km lang. Beide Städte haben einen Bahnhof und sind insofern gut mit dem ÖPNV zu erreichen.

                  Gestartet bin ich am Plöner Bahnhof und damit direkt am Großen Plöner See und am E 1. Zunächst geht es überwiegend durch Siedlungen mit Einfamilienhäusern und Seeblick zum Panasturm – einem Aussichtsturm, dessen oberste Plattform über den Baumwipfeln ist und von wo aus man einen schönen Blick auf diverse Seen hat.



                  Das Schloss jetzt im Hintergrund ist heute eine Optiker-Schule der Fielmann AG.

                  Am anderen Seeufer geht der Weg weiter entlang.

                  .

                  Auf dem Weg auch eine Beobachtungsstation der Projektgruppe Seeadlerschutz, von wo aus ich über ein Spektiv auf das Nest sehen konnte. Zwischendurch gibt es mal Einzeltiere mal by the Way zu sehen...



                  Eine Weile geht der Weg über Wald- und Feldwege sowie Pfade. Dieser Tage treibt gerade das Laub aus, wobei noch viele Geophyten wie Lerchensporn etc. blühen.



                  Leider kommt dann eine längere Strecke auf asphaltierten kleinen Straßen mit zum Glück nur wenig Verkehr und überwiegend an Äckern vorbei. Gelegentlich liegt der Geruch von Gülle über der Landschaft.



                  An den Niederungen der Seen gibt es auch noch artenreiches Grünland, hier mit blühendem Wiesenschaumkraut und Sumpfdotterblumen.



                  Im nahegelegenen Wald – natürlich weit und breit kein anderer Mensch – habe ich eine längere Rast gemacht und mir etwas zu Essen gekocht. Bei typisch-sommerlichen Spitzbergenwetter - Eisfordregion (also Temperaturen um 8°C, gelegentliche Regentropfen und eher tief hängenden Wolken) war mir ansonsten nicht nach längeren Pausen.
                  Natürlich immer für kurze Stopps, z.B. um Landschaft oder einezelne Pflanzen zu bewundern.


                  Gelbes Buschwindröschen


                  Zahnwurz

                  Nach der Rast weiter entlang weiterer Seen bis nach Preetz, von wo es für heute mit dem Zug wieder zurück ging.



                  Kuckuck

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                  • Kuckuck
                    Erfahren
                    • 02.08.2005
                    • 411
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                    Am 26. Mai, einem Freitag, bin ich die vorerst letzte Etappe von Preetz nach Kiel und damit ca. 18 km gelaufen. Die An- und Abreise erfolgte wieder mit dem Zug.
                    Es war mit der erste Tag mit sommerlichen Temperaturen bis 25°C hier in Schleswig-Holstein. Preetz war um 10h noch nicht richtig erwacht, der Marktplatz kaum bevölkert.



                    Die meiste Zeit ging es durch das Schwentinetal und zwar auf ländlichen Wirtschaftswege oder tatsächlich mal auf schmalen Pfaden und entgegen des letzten Abschnitts kaum auf asphaltierten Wegen. Diesmal blieb der Fluss auch regelmäßig in Sichtweite. Zumindest dort, wo Sohlgleiten vorhanden war, strömte es auch mal recht kräftig – fast wie in einem Mittelgebirgsbach.



                    Auch die große Klosteranlage von Preetz wirkte recht verlassen, obwohl die Gebäude bewohnt sind.



                    Zum Glück wird keine niemand mehr von seinen Verwandten dort „eingewiesen“. Die Lebenserwartung der jungen unverheirateten weiblichen Adeligen waren seinerzeit recht gering. Auch heute ist das Kloster noch ein adeliges Damenstift.



                    Vom Kloster bis nach Raisdorf fielen mir immer wieder prächtige und alte Eichen auf. In einigen von ihnen lebt der Emeriten- oder Juchtenkäfer. Mir zeigte sich allerdings keiner.



                    Hin und wieder öffnete sich der Blick in die Talniederung. Überall piepte und flatterte es. Dabei hieß der Weg Totenredder...



                    Die Laubfrösche schwiegen allerdings in der Mittagshitze.



                    Kurz vor Raisdorf machte ich eine erste etwas längere Rast – und ja, wir sind noch immer in Schleswig-Holstein und nicht am Mississippi . Die Rotwangen-Schmuck-Schildkröten wurden schon vor Jahren ausgesetzt und vermehren sich offensichtlich auch.



                    Die ehemalige Eisenbahnbrücke überspannt den Rosenfelder See – einen kleinen Stausee zur Nutzung von Wasserkraft.





                    Die Schwentine war lange Zeit auch ein Grenzfluß zwischen germanischer und slawischer Besiedlung – sozusagen eine „grüne Mauer“ zwischen nicht gerade befreundeten Staaten – oder was immer für Gebilde es damals waren. Auf jeden Fall schöner anzusehen als die heute vorhandenen bzw. geplanten Betonvarianten....



                    Zumindest ebenso überraschend wie Wasserkraftnutzung in SH ist ein Stück weiter ein – auch noch geöffnetes - Ausflugslokal. Die Nähe der Großstadt Kiel strahlt offenbar auf das Umland aus und der Tag nach Himmelfahrt lockte hier viele Ausflügler ins Grüne.



                    Ich war heute wieder „Selbstversorger“ und machte mir es in einem ursprüngliche Waldgebiet im Schatten gemütlich, während auf der Schwentine quasi zu meinen Füssen einige Kanufahrer unterwegs waren.



                    Irgendwann ging es aus dem Galeriewald heraus und über einige Felder wieder zurück zum Fluß. Der große Werftkrahn ist eine gut sichtbare Landmarke und gibt grob die Richtung zur Kieler Innenförde und damit der Ostsee vor. Vor einigen Monaten waren hier noch die um die 90m hohen Masten der Segel-Yacht „A“ zu sehen – sie fährt wohl inzwischen auf dem Mittelmeer



                    Gelegentlich wieder Wasserwanderer und Spaziergänger auf und an der Schwentine – verständlich bei der schönen Umgebung.



                    Zumindest diese weibliche Schellente mit ihren Jungvögeln schienen sich nicht groß stören zu lassen.



                    Das Ende der Schwentine auf dem Kieler Ostufer bildet wieder ein kleiner Stausee mit angeschlossenem Wasserkraftwerk – und wieder einer Fischtreppe. Der dritten für heute.



                    Und wer hier auf die andere Seite der Förde weiterwandern will und nicht über das Wasser laufen kann, muß entweder einen Hafendampfer oder einen Bus nehmen.




                    Nun bin ich die gesamte Strecke von Bad Schwartau bei Lübeck bis Kiel gelaufen.
                    Wafer hat ja schon die Strecke von Hamburg bis Lübeck und auch südlichere Abschnitte beschrieben. German Tourist hat die Alternativroute westlich von Hamburg nach Norden beschrieben – und nicht zur Nachahmung empfohlen – was ich nachvollziehen kann – und nicht auf diesen Abschnitt übertragbar ist. Insgesamt sind damit weite Strecken des E 1 in Schleswig-Holstein über Reiseberichte dargestellt. Auch wenn ich nur einige Male gezeltet habe und ansonsten viele Tagestouren gemacht habe, kann ich insgesamt den Abschnitt auch als Gesamtstrecke empfehlen. Die Landschaft ist sehr vielfältig und insbesondere unter der Woche war ich meist alleine unterwegs. Persönlich würde ich mir etwas weniger Asphaltwege sowie etwas mehr Gasthäuser zumindest für eine Einkehr am Tage wünschen.
                    Als nächstes stehen für mich die Etappen von Kiel bis Schleswig an. Vielleicht im Spätsommer – wenn die Strände wieder etwas mehr Ruhe am Abend und in der Nacht haben...(für Ditschi: Du weisst, dass ich weiss, dass...)

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                    • Ditschi
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                      Liebt das Forum
                      • 20.07.2009
                      • 12335
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                      #11
                      AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                      Zitat Kuckuck:
                      .(für Ditschi: Du weisst, dass ich weiss, dass...)
                      Leider weiß ich nicht genau, was Du meinst. Ich vermute, die anderen Leser wissen es auch nicht. Geht es darum, die Küsten und Strände zu Touristenzeiten zu meiden? Dann weiß ich, was Du meinst.

                      Schöner Bericht, aber schade, daß im ersten Teil die Bilder abhanden gekommen sind.

                      Ditschi

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                      • Sternenstaub
                        Alter Hase
                        • 14.03.2012
                        • 3313
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                        #12
                        AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                        interessante Wanderung mit schönen Fotos. Du schreibst, dass viele Sträßchen und asphaltierte Strecken dabei sind, da müsste man doch auch hervorragend radeln können. Dänemark möchte ich nach vielen Jahren auch mal wieder näher erkunden und von S-H aus zu fahren macht da Sinn.

                        OT: zumindest diese eine Userin kann ahnen, was Kuckuck meinte.
                        Two roads diverged in a wood, and I—
                        I took the one less traveled by,
                        And that has made all the difference (Robert Frost)

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                        • Kuckuck
                          Erfahren
                          • 02.08.2005
                          • 411
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                          Hallo allerseits,

                          vor knapp einem Jahr habe ich zuletzt die Etappe von Preetz nach Kiel beschrieben.
                          Im Herbst 2017 bin ich dann mit einer traumhaften Strandübernachtung die Etappe von Kiel – oder besser dem Vorort Schilksee - nach Eckernförde gelaufen. Leider ergab es sich, dass ich keine Bilder machen konnte und habe daher auch keinen Reisebericht geschrieben. Dies hat ja in der Zwischenzeit Wafer gemacht – wenn auch ohne die Eindrücke einer Strandübernachtung und mit vorzeitigem Tourabbruch.

                          https://www.outdoorseiten.net/forum/...56#post1644256

                          Pfingstsonnabend und -sonntag bin ich die Etappe von Eckernförde nach Schleswig gegangen. Das Wetter klarte sich am Sonnabend immer mehr auf und ab 15h sowie den gesamten Folgetag schien ununterbrochen die Sonne bei für Schleswig-Holstein eher wenig Wind. Also ideale Bedingungen, zumal es schon seit Wochen kaum geregnet hat und die Wege insofern schön trocken und fest waren. Wobei ich ehrlicherweise sagen muß, dass ich auch wieder viel über asphaltierte Wege und die landestypischen Betonspurbahnen gelaufen bin. Einzelne Abschnitte ging es auch direkt über einige hunderte Meter eine Kreisstraße entlang. Insgesamt war die Tour gut 53 km lang.

                          Gegen 11.30h lief ich los und merkte gleich, dass ich immer noch – oder wieder – im auch von der dänischen Kultur geprägten Raum bin.



                          Die ersten gut 3 km ging es entlang des Winnenbyer Noores – einer durch eine Landzunge jetzt von der Ostsee weitgehend getrennte ehemalige Bucht und ehemalige Gletscherzunge, das aussiehr wie ein großer ovaler See.



                          Beim örtlichen Fischer erstand ich einen geräucherten Saibling als Proviant, den ich etwas später bei einer Rast als Mittagessen genoß. Leider ist in Sachen Landgasthöfe in Schleswig-Holstein noch sehr viel Luft nach oben und nicht nur deshalb war der Fisch eine leckere Alternative.



                          Der Weg verlief lange Zeit entlang einer ehemaligen Kleinbahntrasse und war insofern gut ausgebaut. Bruchwälder, Baumpilze und Baumreihen setzten immer wieder schöne landschaftliche Akzente. Für Interessierte gab es unregelmäßig Informationstafeln z.B. über wikingerzeitliche Verteidigungsanlagen und Leichenfunde.









                          Der Weg wurde zwischenzeitlich auch mal ein Pfad und war insgesamt wenig begangen – schon gar nicht von Wanderern mit Rucksack. Am häufigsten habe ich Reiterinnen getroffen.





                          Neugierig war vor allem Zaungäste trotzdem.



                          Kurz vor der kleinen Ortschaft Osterby erreichte ich nach etwa 7 km erstmals die 20 m Höhenlinie – immerhin mußte ich im Laufe des Tages noch mehr als weitere 60 Höhenmeter ersteigen – mehr geht in diesem Landesteil kaum. Osterby – wie auch die anderen Ortschaften die ich durchlief – machten alle einen recht aufgeräumten und zugleich verschlafenen Eindruck - Läden zum Einkaufen oder auch nur für ein Eis gab es keine. Der Höker in Osterby wollte mich nicht mehr bedienen.

                          Immer wieder ging es auch durch kleinere und noch recht reizvolle Wälder mit tollen Baumindividuen oder kleinen Moorresten mit einer vielstimmigen Gesangskulisse der Vögel und gelegentlichem Froschkonzert.







                          Nach etwa 20 km Strecke und bereits einer quälender Blase begann dann der Anstieg auf den Aschberg – bekannter Aussichtspunkt und Sitz der Globetrotter-Akademie. Auch ohne einzukehren konnte ich mir hier meine Trinkwasservorräte für den Abend und den nächsten Morgen auffüllen. Der „Aufstieg“ ist wegen der schönen Fernblick - nicht nur bis zur Ostsee und der Schlei bei Schleswig sondern bei ungetrübter Sicht – die allerdings selten ist – auch bis zur Nordsee – von hohem landschaftlichen Reiz. Dazu zählen auch die gerade schon etwas verblühten Rapsfelder.






                          Außer Tagesausflügler habe ich auch hier keine anderen Wanderer getroffen. Nach diesem topographischen Höhepunkt und 23 km Strecke ging es durch den kuppigeren und bewaldeteren Teil der Hüttener Berge. Langsam machte ich mich auf die Suche nach einem Zeltplatz und wurde auf einem kleinen Plateau fündig, dass weit von Wegen und etwaigen Feuchtgebieten als Quelle möglicher Mückenpopulationen entfernt lag.



                          Nach über 28 km und weiteren Blasen reichte es mir dann auch für heute. Zum Glück geht die Sonne ja hier erst gegen 21.30h und so hatte ich noch genug Zeit um mein Zelt aufzubauen, zu essen und die Abendsonne im Wald zu genießen.



                          Die Nacht war mit Ausnahme schreiender Kraniche angenehm ruhig.

                          Der Morgen war unter dem schützenden Laubdach vergleichsweise warm und es gab auch kein Tau auf dem Zelt, so dass ich es gleich trocken einpacken konnte. Zunächst ging es durch den Wald noch überwiegend bergab, bis ich wieder die 20m Höhenlinie erreichte und für die nächsten 20 km bis zum Ende der Tour nur einmal wieder kurz überschreite.
                          Im Gebiet gibt es ausgesprochen viel Wild. Tags zuvor hatte ich bereits unzählige Rehe auch aus der Nähe gesehen. Diese Damwildherde stand allerdings in einem Gatter – offenbar als Attraktion für die Besucher eines nahegelegenen Cafes.



                          Als ich vorbei kam, hatte es natürlich geschlossen. Erfreulicherweise war jedoch der Friedhof offen, so dass ich hier meine Trinkwasservorräte wieder auffüllen konnte. Nun ging es 10 km durch die Geest – eine recht flache Landschaft, die aus den Sandern der letzten Eiszeit entstand. Von den ursprünglichen Mooren ist auf diesem Abschnitt nur noch wenig vorhanden.



                          Der ursprünglich durch ein Moor verlaufende Weg ist zwischenzeitlich gesperrt und der E 1 verläuft jetzt offenbar ausschließlich östlich der A 7. Dies verriet mir ein morgendlicher Hundegänger, da – vor der Verlegung des Weges – offenbar auch als eine Art „Trail-Angel“ fungierte, da er das einzige Haus in dieser Einöde bewohnt. Auch mir zeigte er dankenswerte eine Möglichkeit, den gesperrten und offenbar sehr nassen Abschnitt über einige Wiesen zu umgehen.



                          Außer dem Lärm von der A 7 prägen vor allem bis zu 120m hohe Windenergieanlagen das Landschaftsbild.



                          Neben vielen Kühen auf den Weide gibt es hier auch noch Pflanzenfresser der etwas anderen Art.



                          Ich war jedenfalls froh, aus der prallen Sonne heraus zu kommen und wieder durch Knicks und kleine Wälder im Schatten zu laufen und näherte mich Schleswig. Der Dom ist schon von weither zu sehen.



                          Mit der Nähe zur Stadt nahm auch der pfingstliche Ausflugsverkehr zu. Auf der kleinen Landzunge zwischen Selker und Haddebyer Noor machte ich eine längere Pause und aß meinen letzten Proviant auf. Von hier hatte ich einen schönen Blick in Richtung der ehemaligen Handelsmetropole Haithabu aus der Wikinger Zeit. Teile der ehemaligen Hafenanlage, Steine mit Runenschrift und Wallanlagen sind noch heute zu sehen bzw. wiederhergestellt und ziehen viele Menschen an.





                          Hier kam mir auch die einzige Person mit einem etwas größeren Rucksack entgegen – vielleicht auch eine moderne Pilgerin auf einem der vielen Teile des Jacobsweges, hier auch Via Jutlandica genannt?

                          Für mich ging es dann auf verschiedenen Elementen das Danewerkes zum Schleswiger Bahnhof, wo für mich nach etwa 53 km diese E 1 Etappe zu Ende war.



                          Insbesondere der zweite Tag ist landschaftlich selbst für mich als Norddeutschen nicht soooo spannend, gehört jedoch dazu, lässt sich zügig laufen und hat zumindest südlich von Schleswig einige kulturelle Highlights, die es dieser Art kaum woanders gibt. Auf jeden Fall habe ich diesen kurzen Trip bei bestem Wanderwetter sehr genossen.

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                          • Kuckuck
                            Erfahren
                            • 02.08.2005
                            • 411
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                            Nachdem ich 2019 ausgesetzt habe, kann ich dieses Jahr zumindest eine Etappe wandern – bisher. Es ist die Strecke von Schleswig nach Flensburg. Das erste Juli-Wochenende ergibt sich aus verschiedenen Faktoren und der Wetterbericht ist vergleichsweise günstig, d.h. Kühl und – weitgehend trocken. Mit Maske geht es in die Bahn und gegen 10.30h bin ich in Schleswig. Angenehm an solchen Kurztrips ist für mich das geringe Gepäck, auch wenn ich alles Essen und auch viel Wasser mitnehme, da mich landestypisch nur wenig Gasthöfe etc. erwarteten.
                            Vom Bahnhof aus laufe ich zunächst am Stadtmuseum vorbei, wobei ich die interessante Fotoausstellung über Küsten links liegen lasse. Unter einer Brücke wettere ich den ersten plötzlich auftauchenden Schauer ab.Weiter kommt das große Gebäude des Oberlandesgerichtes aus Preußischer Zeit in Sicht, bevor es zum noch prächtigeren Schloß Gottorf aus dänischer Zeit geht. Angeblich ist mein Großvater in einem der Nebengelasse geboren. Heute ist alles ein Museum.



                            Interessanter Weise lebt nur wenige 100 m vom Schloß entfernt ein Seeadlerpaar und lässt sich zumindest in der unbelaubten Zeit auch am Nest beobachten. Heute ist natürlich nichts zu sehen. Hinter dem Schloß liegt der historische Schloßgarten mit seinem begehbarem Riesenglobus. Erstaunlicherweise führt der markierte Weg knapp vorbei.



                            Danach laufe ist – wie heute noch häufig hinein in einen Wald. Wie überall finde ich die Strecke gut markiert – manchmal schon etwas overdressed – es ist alles die selbe Wegetrasse.



                            Aus Schleswig führen immer wieder angenehm kleine Wege hinaus, teilweise durch schöne blühende Weidelandschaften.





                            Kitschigerweise sehe ich auch einmal noch junge Füchse spielen. Erstaunlich, wie zutraulich Wildtiere manchmal sind. Zwischendurch gibt es auch immer wieder mal die landestypischen Betonspurbahnen. Das weiss ich ja im Voraus und tut meiner guten Laune keinen Abbruch, während ich einige weitere Schauer unter dichtem Gebüsch abwettern kann.

                            Wie üblich sind vergleichsweise wenig Leute in der Landschaft unterwegs, überwiegend Radfahrer. An beiden Tagen kommt mir lediglich ein anderer Wanderer freundlich grüßend und schnellen Schrittes entgegen. Mit seinem kleinem Rucksack vermutlich ein Pilger.
                            Am Idtedter See mache ich meine erste Pause, esse mitgebrachte Brote und schlafe auf einer Bank glatt einige Minuten in der Sonne ein. Aufs Baden habe ich bei Temperaturen unter 20°C heute keine Lust.



                            Idstedt ist ein netten Ort! Auch Einzelwanderer werden schon von den auf der Straße spielenden Kindern freundlich mit „moin“ gegrüßt – in diesem Landesteil bite nicht moin – moin sagen! Ohne Gasthaus geht es ohne Stopp weiter durch eine etwas ausgeräumte Landschaft mit nach meinem Geschmack schon zu viel Grün.




                            Immerhin sind einige Menschen sehr bemüht, dem zumindest etwas einfaches – wenn auch noch stark ausbaubedüftiges - entgegenzusetzen.

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                            Als sich wieder mal dicke Wolken am Himmel zeiten und auch das Regenradar von Wetteronline dunkelbau darstellt, mache ich am Waldrand auf einem abgeernteten Feld eine Rast und machte mir eine halbe Portion Trockennahrung warm. Über mir wie auch sonst häufig über den Wäldern fliegen Wespenbussarde umher.
                            Es folgen Hinweisschilder auf Orte wie Stenderup, Frörup, Großsolt und Süderschmedeby – und dänische Kindergärten. Irgendwann wird es spät und die Suche nach einem Übernachtungsplatz beginnt. Leider sind kaum Felder abgeerntet und auf den Weiden standen Tiere, so dass es hinterm Knick keinen geeigneten Platz gibt. Viele Fichtenforstungen sind aufgrund von Stürmen und Borkenkäferbefall zusammengebrochen, mit Brombeeren überwuchert oder im Zusammenhang mit Nachpflanzungen mit hohen wildsicheren Maschendrahtzäunen eingezäunt. Trotzdem werde ich natürlich fündig. Das einzige was mich störte war ein frei durch den Wald laufenden und bellenden Hund. Ich störte offenbar einen stundenlang zeternden Zaunkönig.

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                            Tatsächlich gibt es in der Nähe eine Pilgerhütte, in deren unmittelbarer Umgebung laut Auskunft von Ortskundigen immer mal wieder auch Zelte stehen. Im Naturschutzgebiete obere Treenelandschaft verlaufe ich mich mehrmals, als ich einmal die markierte Strecke verlassen habe und komme an Ortsnamen wie dem Butschimoor vorbei.

                            Am nächsten Morgen geht es an erstaunlich vielen Spaziergängern und einigen von Innen beschlagenen Campern vorbei weiter nach Oeversee. Hier kann ich meine Trinkwasservorräte für die restliche Strecke bis zum Flensburger Bahnhof auffüllen. Natürlich auf dem Friedhof.

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                            Ein landschaftliches Highlight ist dann der Sankelmarker See. Danach laufe ich wohl der Nähe zu Flensburg geschuldet fast nur noch über Pflaster und Asphalt. Eine schöne herausgearbeitete Sonderheit ist das Langbett von Munkwolstrup

                            http://grosssteingraeber.de/seiten/d...p-langbett.php



                            Jetzt überholen mich vermehrt Radfahrer, aber alles im Rahmen. Der E1 macht noch einen Schlenker am Stadtrand nach Nordosten und führt bis zum Bahnhof überwiegend durch einen eher grünen Tel des Stadtrandes wie z.B. den Hornholzer Höhen mit als 55 m über NN. Dort war die Landschaft der Jahreszeit entsprechend teilweise wieder gelb – nein, keine späte Rapsblüte sondern Jakobskreuzkraut,

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                            Der Flensburger Bahnhof ist nach ca. 50 km mein heutiges Ziel und corona-konform maskiert geht es wieder zurück.



                            Der E1 schenke mir somit ein weiteres abwechslungsreiches Wanderwochende vor der Haustür.

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                            • Prachttaucher
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                              • 21.01.2008
                              • 11897
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [DK, DE] Den E 1 entlang von Dänemark nach Süden

                              Danke Dir - da bekomme ich auch gleich Lust. Bin dort vor sehr vielen Jahren öfter mit dem Rad unterwegs gewesen. War sogar gerade in der Nähe gewesen - paddeln auf der Schlei.

                              Könnte ich mal zu Fuß als Wochenendtour machen....

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