[IT] Sommerausklang in Südtirol - 6 Tage in der Texelgruppe

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    [IT] Sommerausklang in Südtirol - 6 Tage in der Texelgruppe

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Prolog

    Nachdem ich meine Master-Arbeit abgegeben hatte, wollte ich unbedingt noch einmal raus. Runter kommen, wandern, aus dem Alltagstrott aussteigen, der neben dem Üblichen in den letzten zwei Jahren noch dieses ****** Studium bereithielt.
    Es kam mir vor, als nahmen die Planungen der Reise zeitweise mehr Energie als die eigentliche Abschlussarbeit ein. Es gab Pläne mit Kumpels oder mit meinem Bruder. Was kam am Ende raus? Die erste mehrtätige Solo-Tour!
    Seit das feststand, freute ich mich wahnsinnig drauf. Tagestouren habe ich allein bisher immer sehr genossen. Ich konnte dabei so richtig abschalten. Das versprach ich mir von der Tour erst recht!

    Es gab Pläne für Portugal, Frankreich oder Spanien. Aber eigentlich hatte ich noch einmal richtig Lust auf die Alpen! Also schaute ich mich um, entdeckte den Meraner Höhenweg und war recht schnell sicher – der sollte es werden.
    Später war ich mir nicht mehr ganz so sicher und plante meine Tour individueller, nicht einem festen Wanderweg folgend. Aber die Texelgruppe in den südlichen Ötztaler Alpen, nordwestlich von Meran in Südtirol, blieb als Gebiet erhalten!

    Tag 1
    Anreise Berlin – Meran

    26.09.2015

    Der Wecker klingelte früh und ich stand mit leichten Kopfschmerzen auf. Ich redete mir ein, das sei die von mir abfallende Anspannung nach der Master-Arbeit.
    Die Zugfahrt über München und Bozen verlief entspannt, die kleinen Beschwerden legten sich und ich war wieder zuversichtlich!
    Ich hatte für diese Nacht noch eine kleine Pension in Meran und wollte am folgenden Sonntag los laufen!

    Tag 2
    Bergstation Hochmuth – Mutkopf – Mutspitze – Taufenscharte – Oberkaseralm – Fischbühel

    27.09.2015

    Der Tag begann recht früh und ich stand um 08:45 bereits an der Bergstation Hochmuth. Spätestens jetzt war ich doch etwas aufgeregt. Immerhin stand die erste Solo-Tour an. Dann noch im Gebirge, nicht während der Hochsaison, sicher ohne Handyempfang… Mit verknackstem Knöchel in einer Felsspalte liegend, würde ich wohl erst nach Tausenden von Jahren als Ötzi (oder Texi…) gefunden werden. Kopfkino. Ein bisschen. Aber genau dafür hatte ich ja Rettungsdecke und Pfeife dabei.

    Ok, so schlimm war es nun nicht, aber klar, Gedanken macht man sich. Und die Freundin und Mutti wollten einen ja heil wieder haben! „Wird schon alles schiefgehen.“, dachte ich mir Die abgelegensten Routen hatte ich ja jetzt auch nicht gewählt.
    Aber nicht so viel denken, sondern machen.
    So spazierte ich frohen Mutes (Achtung, Wortwitz…) vom Hochmuth über den Mutkopf zur Mutspitze, dem ersten Gipfel auf meiner Tour.
    Der erste Abschnitt verlief stetig bergauf, zum großen Teil durch Wald und erlaubte ab und zu schöne Tiefblicke auf das Meraner Becken. Die Wettervorhersage hatte Recht – das Wetter war blendend und ich hoffte, dass es die ganze Woche so bleiben würde!





    Bei der Raststätte Mutkopf war ich schon außer Atem und machte eine sehr gelegen kommende Alibi-Fotopause. Wieder ein schöner Blick auf Meran und das Etschtal.



    Weiter ging es, Richtung Mutspitze. Bisher lag ich sehr gut in der Zeit, aber das sollte meine kleinste Sorge sein. Die Etappenlängen habe ich sehr großzügig ausgelegt, sodass ich überall viel Zeit haben würde.

    Bald war die Baumgrenze erreicht und ich stieg von Osten zur Mutspitze auf.







    Nach einiger Zeit holte ich ein junges Pärchen ein. Wir kamen recht schnell ins Gespräch.
    Mariasole und Michael waren mir auf Anhieb sehr sympathisch, kommunikativ, offen und herzlich. Andersrum musste ich offenbar einen ähnlichen Eindruck gemacht haben, immerhin liefen wir zusammen weiter, unterhielten uns und hatten eine schöne Zeit! Für beide war es der erste Gipfel, auch wenn Michael in Meran wohnte und Maria ein Stück weiter weg in den Dolomiten. Unglaublich, diese ganzen Gelegenheiten…

    Die Mutspitze war an der Ostflanke größtenteils mit Gras bedeckt, der Weg aber sehr gut mit Steinstufen ausgebaut.

    Als wir gegen 11:00 am Gipfel auf 2294 m ü.N.N. ankamen war es recht frisch und wir packten uns dick ein. Vielleicht waren es 5°C? Vielleicht weniger…
    Da kam es gerade gelegen, dass wir eine „Merenda“ machten. Maria und Michael packten Speck, Käse, Brot und Salami aus und teilten ihr Essen mit mir. Wow, das fand ich wirklich super nett! Auch wenn ich mich auf das alleine Gehen freute – bisher konnte ich mich nicht beschweren
    Fast schon peinlich berührt ob der vielen Gastfreundschaft war es das Mindeste, dass ich Maria meine Handschuhe lieh und eine Tafel Schokolade als Nachtisch in die Runde warf. Müsliriegel und Nüsse konnten dann doch nicht mit den Südtiroler Leckereien mithalten…









    Nach einer guten Stunde auf dem Gipfel zog langsam immer mehr Nebel auf es wurde voller. Wir machten uns an den Abstieg Richtung Taufenscharte, wo sich unser Weg trennen würde.
    Der Abstieg war deutlich spannender als der Aufstieg. Es ging unterhalb des Grates über Steine, Platten und Geröll und wir hatten schöne Ausblicke nach Norden ins Spronser Tal.



    Ein weiterer Vorteil vom gemeinsamen Laufen war, dass ich auch mal auf Fotos drauf war…



    Der Weg schlängelte sich unterhalb des Grates entlang und war sehr schön. Der Grat trennte Wolken vom Sonnenschein relativ genau ab und sorgte so für eine schöne „Dramatik“.



    Ich hörte schon, dass es in der letzten Woche in den Höhenlagen Schnee gab. Aber dass es dann so viel war, dass es zu einem Schneemann reichte… Cool!



    Immer wieder konnten wir auch über den Grat hinweg Ausblicke auf das Vinschgau erhaschen.





    Als die Taufenscharte in Sicht kam, war dann die gemeinsame Wanderzeit vorbei. Maria und Michael bogen links Richtung Leiteralm ab, um dann ihre Rundtour Richtung Hochmuth zu beenden. Ich bog nach rechts Richtung Oberkaseralm ab.

    An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an die beiden! Es hat mich sehr gefreut, den ersten Tag z.T. in Begleitung laufen zu können, dabei zwei liebe Menschen kennenzulernen, die ihre Merenda mit mir teilten und mir einige interessante Infos zu Südtirol mitgeben konnten. Schön war es!



    Mein Weg verlief jetzt bis zur Oberkaseralm, wo ich die Nacht verbringen wollte, nur noch bergab und war recht leicht.
    Ich ließ mir Zeit, sodass aus den angegebenen 40 min eher 1 h 15 min wurden.









    Ein wichtiger Grund, wieso ich die Route abseits des Meraner Höhenwegs hinein in die Texelgruppe legte, waren die Spronser Seen, die größte Gebirgsseenplatte Südtirols. Merans Trinkwasserbedarf wird wohl zu großen Teilen hiermit gedeckt. Als ich sie bei den Recherchen sah, gefielen sie mir gleich auf Anhieb!
    Kurz vor der Alm kam ich an die Pfitscher Lacke, direkt „vor der Tür“ lag dann die Kaser Lacke. Die Seen, Flüsse und Wasserfälle passten sich super schön ins Gesamtbild des Talkessels ein, in dem die Oberkaseralm lag und schufen eine tolle Atmosphäre!











    Ich war schon 14:30 an der Alm und machte erst einmal ausgiebige Rast auf der sonnigen Terrasse. Dann bezog ich mein Zimmer, legte mich kurz hin, erzählte ein bisschen mit meinen beiden asiatisch-stämmigen, kanadischen Mitbettenlageristen auf Europareise und machte mich mit der Umgebung vertraut. Die obligatorische „Alles gut“-SMS an meine Freundin ließ sich nur auf einem nahen Hügel versenden, also rauf da.

    Von dort bekam ich nochmal einen anderen Blick in die Landschaft – genauso schön!



    Anschließend ging es auf den nächsten Grasberg, den Fischbühel, der sogar ein Gipfelkreuz hatte.
    Ich hatte nur Sandalen an und holte mir ein paar Mal nasse Füße. Der ganze Boden war sumpfig und von dem sehr, sehr niedrigen Grundwasserspiegel durchnässt.







    Ich begutachtete vom Fischbühel den Weg von der Mutspitze bis hier und stieg dann später zum Abendessen wieder runter zu Alm ab.



    Abends gab es super leckeren Bockbraten und ich vertrieb mir noch einige Zeit mit Tagebuch schreiben und lesen.
    „Norwegen der Länge nach“ hat mir die Reise versüßt. Ein klasse Buch, Simon, falls du das hier liest! Abends allein auf einer Hütte, gibt es wohl kaum was schöneres zum Festlesen.



    Mit dem letzten Tageslicht verschwand ich ins Bett. Um 20:15 ging das Licht in unserem Zimmer aus und nach dem tollen ersten Tag war ich schon richtig auf den zweiten gespannt!
    Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 10:31.

  • Juno234
    Erfahren
    • 03.08.2007
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    #2
    AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

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    • moeTi
      Erfahren
      • 24.07.2014
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

      Dich hat das Bergfieber jetzt ja mal so richtig gepackt Ich lese deine Berichte gerne, so auch diesen hier!
      http://www.outdoorlogbuch.de

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      • geige284
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        • 11.10.2014
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        #4
        AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

        Aber sowas von gepackt hat es mich

        Danke für die netten Kommentare bisher!

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        • geige284
          Dauerbesucher
          • 11.10.2014
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          #5
          AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

          Tag 3
          Oberkaseralm - Alte Meraner Hütte - Spronser Joch - Faltschnaltal – Pfelders

          28.09.2015

          Geschlafen hatte ich zwar nicht so gut, aber ich stand früh auf. Vielleicht auch gerade deswegen.
          Das durchschnittliche Hüttenbett ist für meine stattlichen 1,95 m doch etwas zu kurz, es war kalt und Halsschmerzen hatte ich auch. Na toll, kam also das Unwohlsein des Vortages wieder zurück...

          Um 07:00 saß ich beim Frühstück. Ich wollte früh aufbrechen, um die schöne Morgenstimmung in den Bergen mitzunehmen. Das Essen war spartanisch, aber ordentlich und ausreichend.

          Ich lief gegen 07:45 bei ca. 2 °C los. Die ersten Sonnenstrahlen schienen gerade in den Talkessel, wo noch alles Gras und alle Steine mit Reif bedeckt waren. Gepaart mit einem knackigen Anstieg gleich zu Beginn wärmte die Sonne mich jedoch schnell auf, was nach der Nacht richtig gut tat.







          Ich wanderte auf einem rustikal gepflasterten Weg. Das mag ich eigentlich nicht so gern, ich finde das recht anstrengend.



          Am Horizont sah ich weit entfernte Bergketten im Morgendunst, die Sonne stieg immer höher. Ich gewann das Wettrennen aber nicht ganz und erreichte nur fast so schnell wie sie, aber doch deutlich, an Höhe.





          Bald erreichte ich die alte und verfallene Meraner Hütte und machte eine kleine Pause. Die Sonne war mittlerweile so kräftig, dass ich im T-Shirt weiter wandern wollte.



          Das sollte sich aber bald rächen. Sobald ich wieder im Schatten war, wurde es bitterkalt. Also wieder Kameratasche ausklicken, Rucksack absetzen, Rucksack aufmachen, Shirt 1 anziehen, Shirt 2 anziehen, Rucksack zu machen, Rucksack aufsetzen, Kameratasche einklicken. Nerv...

          So schön es auch ist, eine DSLR vor dem Bauch mitzuschleppen, um so nerviger ist es, das ganze Zeug in den Pausen aus- und anzumöhlen. Ein Glück hatte ich wenigstens ein Trinksystem dabei und konnte im Gehen trinken...

          Es ging weiter über felsige Stufen in Richtung Spronser Joch. Im Schatten erinnerte ich mich an den Weg nach Mordor über Cirith Ungol. Ich - Gollum, Frodo und Sam in Personalunion - hoffte, dass nicht gleich Kankra hinterm Berg hervorguckte und mich platt macht. Hatte immerhin weder Phiole noch Leuchtschwert dabei, um sie zu verjagen und die Sonne war noch fern... Also immer weiter herauf, frei nach dem Motto: "Rauf, rauf, rauf... Immer schön die Treppe rauf!" und "Eilt euch, Hobbitse!".



          Okay, genug mit Freak-Fantasy-Herr-der-Ringe-Kram. Immerhin bin ich hier auf einer beinharten und krassen Solotour.
          Aber die Gedanken gehen dann doch mal mit einem durch, wenn man so am frühen Morgen durch die Landschaft stapft...

          Der Weg war klasse, mir gefiel der Tag bisher richtig gut. Von jedem Hügel hatte ich neue großartige Aussichten und andere Ansichten meines bisherigen Weges. Noch lange konnte ich in den Talkessel mit meinem Nachquartier blicken.





          Vor dem Schlussanstieg zum Spronser Joch ging ich nochmals durch einen großen Talkessel. Hier hätte ich noch den Schwarzkopf besteigen können. In Anbetracht der frühen Stunde, wäre das eigentlich locker möglich gewesen, leider hatte ich das zu dem Zeitpunkt nicht auf dem Schirm. Trotzdem, ein toller Abschnitt bei bestem Wetter!

          Der Talkessel gefiel mir richtig gut. Er wurde vom Schiefersee dominiert, in dem sich ein Berg spiegelte. Dazu waren die Zuflüsse, die noch im Schatten lagen, noch gefroren. Manchmal rutschte ich ein bisschen aus. Dann blieb ich kurz stehen und rief mich selbst wieder zur Ordnung. Immerhin wollte ich ja heil nach Hause kommen, da kann ich einen dämlichen Sturz nicht gebrauchen!









          Der restliche Anstieg zum Joch war ein bisschen verschneit und vereist, sodass z.T. die Stufen komplett verschluckt waren. Hier war es ganz angenehm, dass Ketten am Berg angebracht waren.

          Ein bisschen erhöht, kurz unterm Joch präsentierte sich die Landschaft nochmal perfekt für mich. Ich konnte ewig weit gucken, die Schneeanfänge klebten hier und da am Berg, dazu die kleinen Seen auf unterschiedlichen Höhen… Wirklich ein tolles Stück Natur!







          Auf dem Spronser Joch angekommen, änderte sich das Landschaftsbild zwar nicht, aber ich war völlig beeindruckt. Zum einen natürlich, weil ich endlich oben war, zum anderen war es die Landschaft…
          In südlicher Richtung, woher ich heute kam, hatte ich eine super Aussicht. In der Ferne hatte sich der Morgendunst noch nicht ganz gelegt und umspielte die Berge am Horizont.
          Schade, dass ich mich in den Bergen zu wenig auskenne, ich hätte sicher sonst was alles am Horizont erkennen können...





          Richtung Norden war die Aussicht nicht weniger spektakulär. Ich blickte auf riesige Felswände, auf das Lazinser Tal und das Faltschnaltal, die vom Massiv um die Erenspitz getrennt waren. Eine super Berglandschaft und definitiv einer der tollsten Blicke, die ich in meinem noch jungen Leben bestaunen durfte!





          Ich hielt mich oben eine Weile auf. Ich zog mir vier Schichten an, lief umher, fotografierte und genoss den Moment.

          Die Bewohner von Pfelders, zu denen ich heute noch kommen wollte, mussten früher ihre Toten über das Joch bringen, da sie keinen eigenen Friedhof hatten. Unglaublich, was für Wege damals Alltag waren...

          Nach einer halben Stunde machte ich mich an den Abstieg Richtung Faltschnaltal und Pfelders.
          Die ganze Nordseite nach dem Joch war verschneit, bestimmt 30 cm sind liegen geblieben.
          Es gab eine Spur vom Vortag. Ich hörte schon in der Oberkaseralm, dass ein Ehepaar tags zuvor übers Spronser Joch kam und schimpfte, wie schwer der Weg wegen des Schnees war.
          Bergauf kann ich das schon nachvollziehen (und sollte es einen Tag später selbst erleben…). Bergab war der Weg aber wirklich sehr gut zu gehen. Die Spur war zwar angetaut, wieder überfroren und damit ziemlich glatt. Ich trat eher eine neue in den Schnee. Unter dem Schnee lag ein großes Geröllfeld, sodass ich geradezu unbeschwert und ohne Angst vor Spalten oder Löchern absteigen konnte. Dabei dämpfte der Schnee die Schritte schön ab. Ein schöner Abschnitt, der mich zum ersten Mal auf einer Wanderung durch ein Schneefeld führte. Ich genoss es!









          Schon knapp 150 m unterhalb des Jochs war der Schnee dann bald weg und ich musste rechts durch Faltschnaltal Richtung Pfelders. Da es aber immer noch sehr früh am Tag war, wollte ich noch eine kleine Pause machen. Ich legte ich mich auf den Bergrücken zwischen die beiden Täler, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen, las ein wenig und genoss abermals die für mich fast unglaubliche Aussicht.
          Es ist kaum zu glauben, aber als an der Ostsee Großgewordener habe ich mit 24 Jahren das erste Mal die Alpen live und vor Ort gesehen (diesen Sommer in Garmisch-Partenkirchen). Das ist für mich eine unglaublich beeindruckende Landschaft, sodass ich jetzt jeden Blick mitnahm und die Natur um mich herum erlebte.







          Jetzt stieg ich über einen kleinen Pfad ins Faltschnaltal ab. Der Pfad war eher ein Bachlauf. Das Schmelzwasser brachte hier Schlamm und Dreck, einen rutschigen Weg und mir damit den einzigen Sturz der Tour. War nicht weiter tragisch und ich habe mir nichts getan, aber ich ärgerte mich und rief mich abermals noch einmal zur Vorsicht auf. Wegen so etwas Dummen sollte bloß nicht die Tour gefährdet werden…

          Es zeigte sich, dass ich vergleichsweise früh aufgebrochen bin. Bisher hatte ich einen Wanderer kurz hinter dem Joch getroffen, ab jetzt traf ich Tageswanderer aus Pfelders, die bis zum Spronser Joch oder weiter zu Oberkaseralm wollten, im Minutentakt. Mit einigen hielt ich einen kurzen Schnack und lief ganz gemütlich weiter, anderen wurde nur mit einem Gruß aus dem vielfältigen Repertoire von „Moin“ bis „Servus“ begegnet.

          Der Weg wurde zum Glück wieder entspannter und schlängelte sich sanft fallend am Faltschnalbach entlang.







          Auf einem großen Stein am Ufer des Baches pausierte ich nochmals ausgiebig, füllte Wasser auf und stärkte mich.
          Als ich wieder los wollte, sah ich den Wanderer, den ich kurz nach dem Spronser Joch schon getroffen hatte. Er wollte zum Schwarzsee, einem See kurz hinterm Joch und war jetzt schon wieder zurück und hatte mich eingeholt. Nicht schlecht, ein gutes Tempo legte er hin…

          Ich lief mit ihm zusammen weiter Richtung Faltschnalalm. Dabei ging es gemäßigter zu. Wir redeten unregelmäßig und oberflächlich, trotzdem war es nett, wieder für eine Weile mit jemandem zusammen zu wandern.

          Auf einmal sah ich sie – meine ersten Murmeltiere! Da hilft alles Pfeifen nicht, das heute ständig um mich herum war – ich habe sie trotzdem gesehen! Leider war keine Zeit für das Teleobjektiv, aber so gibt es halt zwei nicht allzu schwere Suchbilder!





          Der restliche Weg verlief dann unspektakulär und entspannt. Die Strecke war hier technisch sehr einfach.
          Mein Mitwanderer verließ mich an der Faltschnalalm und erholte sich etwas, für mich ging es weiter Richtung Pfelders. Das letzte Stück verlief dann noch mal durch für heute neues Gelände – Wald.



          Es überraschte mich, dass es erst 13:45 war, als ich in Pfelders ankam.
          Eigentlich wollte ich die Gelegenheit und den Nachmittag nutzen, um noch eine Wanderung in der Umgebung zu machen, aber nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte und ein wenig ruhte, merkte ich, dass das Unwohlsein wiederkam. Jetzt nicht nur Halsschmerzen, sondern auch Schnupfen und ein bisschen Husten. Ich war ziemlich frustriert. Ich hoffte, dass sich das über Nacht wieder legt und wollte einen entspannten Nachmittag im Ort machen.

          Ich lief eine Runde durch Pfelders. Der Ort ist recht klein und liegt aber unglaublich idyllisch im Pfelderer Tal, einem Seitental des Passeiertals, eingefasst von grünen Almwiesen und schroffen Berghängen. Er hat einen Bankautomaten, ein paar Restaurants und einen Tante-Emma-Laden.
          Die Häuser sind eine Mischung aus alten Bauernhäusern, wovon aber scheinbar nur noch recht wenige existieren und neuen Häusern, die im klassischen Stil gehalten Sind.
          Recht schick! Ich hatte aber das Gefühl, dass jedes zweite Haus ein Hotel, eine Pension oder Ferienwohnung ist.





          Pfelders gefiel mir. Aber Verweilen wollte ich hier natürlich trotzdem nicht, ich wollte raus und weiter durch die Texelgruppe wandern!
          Ich hoffte, dass mein Unwohlsein keine anfliegende Krankheit ist, die mich mit voller Breitseite trifft, sondern nur das, was es bisher war. Ein Unwohlsein…
          Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 10:39.

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          • derSammy

            Lebt im Forum
            • 23.11.2007
            • 7412
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            #6
            AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

            schee!!

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            • qwertzui
              Alter Hase
              • 17.07.2013
              • 2877
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              #7
              AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

              Danke, dass Du Dir die Mühe mit der Kamera in der Bauchtasche gemacht hast. Das frischt die Bilder in meinem Kopf auf, weil bei mir die leichte Kamera, mit der ich eh nicht solche Fotos machen könnte, aus Faulheit die meiste Zeit in der Tasche blieb.

              Bei den lästigen, ausgetretenen Pflastersteinen, die einen so leicht umknicken lassen, habe ich mich immer damit getröstet, mir vorzustellen, wie diese Steine über die Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende genutzt wurden. Das Spronser Joch war schon zu begangen!

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              • geige284
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                • 11.10.2014
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                #8
                AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                Ich habe die DSLR zwar noch nicht lange und bin vollends begeistert. Aber für solche Zwecke wäre bspw. eine Sony A6000 schon angenehmer... Das habe ich nach den letzten Touren gemerkt. Die müsste dann auch nicht unbedingt direkt vor dem Bauch hängen, da tut es auch eine kleinere Tasche. Aber wenn ich die Kamera in der Tasche lasse, kommt sie zu selten raus und ich bringe kaum Fotos mit nach Hause. Das wäre auch blöd.

                Ich glaube, für die Bildqualität, gerade für Fotos in dieser Größe, würde es keinen Unterschied machen, ob DSLR oder kleinere spiegellose...

                Die Gedanken zu den gepflasterten Wegen habe ich mir auch gemacht... Unglaublich, was das für eine Arbeit gewesen sein muss, die anzulegen. Und wer da schon alles langgewandert ist, würde mich auch interessieren.

                Morgen kommen wohl die nächsten beiden Tage

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                • Babsbara
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                  • 26.06.2013
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                  #9
                  AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                  Was für eine schöne Gegend! Südtirol ist immer wieder eine Reise wert. Danke, dass du das mit deinen schönen Bildern so gut rüberbringst!

                  LG,
                  Babs

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                  • andrea2
                    Dauerbesucher
                    • 23.09.2010
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                    #10
                    AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                    Was für wunderschöne Bilder. Ich bin ganz begeistert.

                    Parco naturale Gruppo di Tessa, alleine der Name schon. Ich liebe die Texelgruppe. Allerdings kenne ich sie nur immer zu Ostern. Unten im Tal blühen die Apfelbäume und die Spronser Seen sind noch unter einer dicken Eis- und Schneeschicht verborgen.

                    Freue mich schon, wenn es weiter geht.

                    Gruß Andrea

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                    • geige284
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                      #11
                      AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                      Tag 4
                      Pfelders – Lazinser Alm – Andelsalm – Halsjoch – Lodnerhütte

                      29.09.2015

                      Ich hatte eigentlich mit meinem Gastgeber ausgemacht, dass ich um 05:30 zum Frühstück komme, da ich einen langen Tag vor mir hatte. Von Pfelders zur Stettiner Hütte und zum Eisjöchl, dann über die Johannisscharte und weiter zur Lodnerhütte. Wie in der Überschrift zu sehen ist, wurde das nichts.

                      Die Nacht war scheiße. Ich habe gefühlt kaum geschlafen, hatte Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen. Ich habe mich ziemlich schwach und elend gefühlt.
                      Ich überlegte ewig hin und her, ob ich die Tour wagen sollte oder lieber doch nicht und stattdessen zurück nach Meran fahren oder laufen sollte, um mich dort auszukurieren. Am Ende siegte die vermeintliche Vernunft. Um 04:00 schrieb ich meinem Gastgeber einen Zettel und erzählte ihm von meiner Krankheit und dass ich in kleinen Etappen zurück nach Meran laufen wollte. Ich war unglaublich traurig und niedergeschlagen. Der Urlaub, auf den ich mich ein halbes Jahr gefreut hatte, der eine Motivation war, die Master-Arbeit durchzustehen, sollte so schnell vorbei sein!? Tja, es sollte offenbar nicht anders sein…

                      Ich schlief noch ein paar Stunden bis um 07:00 und fühlte mich nach einer Dusche wider Erwarten – gut! Zum Glück...
                      Nach einem Schnack mit meinem Gastgeber kam mein „Lebensmut“ zurück, ich verwarf alle schlechten Gedanken und wollte doch zur Lodnerhütte! Mein Gastgeber redete mir gut zu, dass ich das jetzt zeitlich immer noch schaffe. Aber den Weg über die Stettiner Hütte und die Johannisscharte würde er nicht empfehlen. Viel zu lang und an der Nordseite der Scharte sollte ich nach dem Wetter der letzten Woche eine Eisrinne finden. Zwar mit Ketten versichert, aber immer noch sehr anspruchsvoll. Das brauchte ich heute nicht unbedingt, auch wenn ich mich auf diesen Abschnitt mit der Stettiner Hütte und dem Eisjöchl (was auf dem originalen Meraner Höhenweg den einzigen hochalpinen Abschnitt darstellt) und der Johannisscharte ziemlich gefreut hatte.
                      Ich packte also meine Sachen zusammen, folgte den Ratschlägen und schlug den Weg übers Halsjoch zur Lodnerhütte ein. Der Morgen zeigte sich dabei von seiner schönsten Seite, als wollte er mir Mut machen!



                      Auf einem Fahrweg folgte ich dem Meraner Höhenweg in Richtung Lazinser Alm. Der Morgen war sehr kalt, die Sonne stand noch nicht im Tal, sondern schien nur auf die Bergflanken zu meiner Rechten. Auch wenn ich mich morgens besser fühlte, war ich natürlich nicht super drauf und top fit. Der Husten war nervig und die kalte Luft, die ich beim Atmen einsog, verbesserte das nicht gerade. Zum Vorwärmen der Luft zog ich mir mein Buff bis über die Nase. Auf einer Demo wäre ich sofort abgeführt worden…







                      Der erste Abschnitt bis zur Lazinser Alm lief eigentlich ganz gut. Ich kam, trotz der Beschwerden, recht gut in Tritt und lief sogar schneller als auf den Schildern angegeben war. Trotzdem freute ich mich, dass nach der Alm, als ich langsam an Höhe gewann, die Sonne auch meinen Weg beschien.



                      Während des Weges nach oben, der in unzähligen Kehren verlief, konnte ich immer wieder tolle Blicke ins Lazinser Tal erhaschen. Mein Weg sollte später ebenfalls dort hineinführen, aber nicht unten am Tschingelsbach, sondern am Hang, ein gutes Stück höher, entlang. In der Ferne konnte ich außerdem das Spronser Joch und den Buckel entdecken, auf dem ich gestern noch schön gesund in der Sonne lag…



                      Als sich der Weg teilte, in der einen Richtung zur Stettiner Hütte, in der anderen Richtung Andelsalm und Halsjoch, machte ich eine erste Pause, schrieb eine „Bin doch losgelaufen und mir geht’s gut!“-SMS und fühlte mich trotz der nicht langen Wegstrecke bisher schon ein wenig kaputt.

                      Der Pfad, dem ich jetzt folgte, war wirklich schön, aber doch beschwerlich. Es ging stetig bergan, der Pfad war steinig, schmal und offenbar wenig begangen. Er strengte mich auf jeden Fall an. Der Rucksack schmerzte schon ein bisschen, die Beine waren müde und der Husten nervte auch noch weiter rum.





                      Irgendwann war es vorbei mit dem Wandern an der Bergflanke und das Gelände wurde weitläufiger – dadurch aber überhaupt nicht minder schön. Die Aussicht auf die Bergwelt um mich herum war wunderschön. Der Pfad verschwand zusehends, es ging zu großen Teilen weglos von angemaltem Stein zu angemaltem Stein. Ohne die Wegmarkierungen hätte ich sicher meine Zweifel gehabt, ob ich noch richtig bin.
                      In der Ferne glaube ich schon das Halsjoch sehen zu können. Wie sich später rausstellte, ist es tatsächlich das Joch rechts unter den ersten Gipfeln auf der linken Seite.



                      Schwenkte ich meinen Kopf und die Kamera ein bisschen weiter nach links, war das Spronser Joch von gestern noch mal aus einer schönen Perspektive zu beobachten.



                      Aus der Ferne sahen sich das Halsjoch und das Spronser Joch ziemlich ähnlich. Ich hoffte also auch, dass die Wege dorthin ähnlich sein würden, immerhin hatte mein Gastgeber zu dem Punkt auch nichts weiter gesagt. Wie man sich täuschen kann… Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

                      Mit einer kleinen Verspätung gegenüber der angeschlagenen Zeit erreichte ich die Andelsalm. Sie war verlassen, bot jedoch eine schöne sonnenbeschienene Bank, ein tolles Panorama und ein Plumpsklo mit frischem Papier. Irgendwer kümmert sich offenbar rührend um die wenigen Wanderer, die hier vorbei kommen.



                      Nach einer Pause machte ich mich auf den Weg. Noch 1 h 50 min bis zum Halsjoch, das in der Ferne einfach nicht näher kommen wollte…
                      Das Gelände war unglaublich weit, es war ein tolles Gefühl dort hindurch zu wandern, auch wenn ich es beschwerlich und anstrengend fand. Schon jetzt reihten sich gefühlt Pausen an Pausen aneinander und ich fühlte mich wie eine Schnecke, die man dort ausgesetzt hat. Zum ersten Mal schossen auch Gedanken durch meinen Kopf, was wäre, wenn ich es nicht schaffen sollte?! Knapp 2 h sind zwar keine große Zeit, aber ich ahnte, dass ich das in meiner Form sicher nicht halte. Was, wenn ich mich überanstrenge, das Gelände schwieriger wird? Handyempfang hatte ich keinen, die einzigen Menschen traf ich bisher kurz nach der Lazinser Alm…
                      Naja, keine zu großen Sorgen machen. Weiter. Hab ja bestimmt einen Schutzengel.



                      Auf einmal hörte ich es um mich herum viele Glocken. Bestimmt 20-30 Ziegen liefen zu mir rüber, umstellten mich und blickten mich gerade zu feindselig an. Sie standen etwas erhöht, was die Atmosphäre nur noch „bedrohlicher“ erscheinen ließ. Ich fragte mich, ob Ziegen wirklich so aggressiv sein können oder ob sie nur mal die Hörner spielen lassen?
                      Am Ende blufften Sie offensichtlich tatsächlich nur. Ich fotografierte die Szenerie und lief ganz ruhig an ihnen vorbei…







                      Nach dem kurzen Aufreger ging es weiter durch die weite Landschaft. Pfade und wegloses Gelände wechselten sich ab und langsam kam das Halsjoch näher. Aber wirklich nur ganz langsam.





                      Ich hatte es schon lange vor mir gesehen, aber nun ging der Schnee langsam los. Zuerst war es problemlos.







                      Bald schon wurden die Schneefelder größer, die schneefreien Gräser und Steine weniger und ich folgte einer Fußspur. Was sollte ich noch froh, über diese Spur sein. Schutzengel und so…





                      Ich hatte ihn schon von weitem gesehen, aber jetzt stand ich davor. Vor mir türmte sich ein Geröllberg auf. Das war aber kein kleiner Schotter oder faustgroße Steine, sondern Felsblöcke, die da lieblos rum lagen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um in seinem Schatten eine kleine Pause zu machen, bevor ich mich an den Schlussanstieg zum Joch wage, aber als ich nähe kam, sah ich, dass es fast unmöglich war, hier überhaupt durchzulaufen, geschweige denn eine entspannte Pausenstelle zu finden. Das war sehr schade, denn die Sonne knallte jetzt schon stundenlang ohne Pause.
                      Aber hilft nichts. Ich sah, dass „meine“ Fußspur direkt und geradezu über das Blockfeld ging. Ich fand das ehrlich gesagt zu gefährlich, gucke mich ein bisschen um und entdeckte eine zweite Spur, die außen um den Hügel herumführte. Ich dachte mir, dass es dort moderater zugehen müsste.





                      Ein großer Fehler. Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte, aber die Spur war nicht menschlich, sondern gehörte zu einer Ziege, einem Steinbock oder sonst was…
                      Als ich das merkte, schien es sinnlos umzukehren, denn ich hätte den Anstieg auf das Geröllfeld sowieso noch vor mir. Geradeaus weiterlaufen erschien mir auch als dumme Idee, denn ich hatte schon seit einiger Zeit keine rot-weißen Markierungen mehr gesehen. Auch das hatte ich blöderweise erst zu spät gemerkt. Oder zu spät wahr haben wollen…

                      Also machte ich das einzige, was mir in meiner Situation sinnvoll erschien. Ich erklomm den Steinhaufen von der Seite aus. Ohne Spur. Dafür mir jeder Menge Vorsicht. Jeder Tritt wurde mehrmals mit Stock und Fuß geprüft. Meistens ging es gut, sie hielten und ich konnte den nächsten Schritt wagen. Manchmal trat ich auf eine Schneebrücke oder rutschte Weg und steckte im schlimmsten Fall bis zum Schienbein im Schnee… Scheiße, in den Situationen hatte ich wirklich Angst. Ich überlegte mir ein Notfallszenario. Was würde ich tun, wenn ich umknicke? In einer Spalte festhänge? Immerhin hatte ich keinen Handyempfang und ich wusste auch nicht, wann hier wieder mal jemand vorbei kommen würde. Einen sinnvollen Plan, was ich tun würde, hatte ich nicht.



                      Ich weiß nicht, ob ich das überdramatisiere, aber wohl war mir bei der ganzen Sache nicht…
                      Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich auf dem Geröllberg und ich fand die Spur. Dazu auch noch ein rot-weißes Zeichen, das aus dem Schnee guckte. Meine Güte, war ich erleichtert…



                      Nur weil ich die Spur fand hieß das aber noch nicht, dass das Gelände einfacher wurde. Das blieb so wie vorher. Recht steil und aus meiner Sicht echt gefährlich. Die Sonne knallte weiter. Ich fühlte mich an Farin Urlaub erinnert…

                      „[…] die Sonne scheint, als wär‘ es ihr egal… […]“

                      Um mich herum pfiffen fröhlich die Murmeltiere. Als ob ich in meinem Zustand für sie eine Gefahr sein würde…

                      Langsam aber sicher kam das Halsjoch in Sicht und ich konnte sogar den Wegweiser, der oben steht, sehen.





                      Ich fand diesen Weg unglaublich beschwerlich zu begehen. Riesen Felsblöcke, überzogen von bestimmt 30 cm Schnee. Ich wusste nie, wo ein Fels unterm Schnee liegt oder wo ich eine Schneebrücke habe, unter der sich eine Spalte verbirgt, in der ich der neue Ötzi werden könnte…
                      Direkt unterm Joch war der restliche Weg frei von Steinen. Waren wohl alle hier runter gerutscht. Dort war der Schnee überfroren, sodass die Spur rutschig war und es noch einmal anstrengend war in sehr steilem Gelände meine neue Spur zu treten.



                      Aber endlich war es so weit und ich stand oben auf dem Halsjoch. Statt der 1 h 50 min von der Andelsalm brauchte ich ungefähr doppelt so lang. 3h 30 min. Ich war fix und fertig. Körperlich aber auch mental. Bisher war die Solotour relativ entspannt und ich habe mich niemals in „Gefahr“ gefühlt, aber dieser Weg durch das Blockfeld hat mir tatsächlich sehr zugesetzt. Ich fragte mich, ob es schlauer gewesen wäre, umzukehren. Oder ob ich bspw. zusammen mit meiner Freundin umgekehrt wäre. Oder ob es mir da überhaupt so krass vorgekommen wäre. Keine Ahnung und ein Stück weit müßig drüber nachzudenken. Trotzdem spielten meine Gedanken z.T. verrückt und fuhren Achterbahn.

                      Oben wollte ich eine Pause machen, verschob die aber wegen unglaublich starkem Wind auf tiefere Lagen. Aber kurz verweilte ich doch und genoss die grandiose Aussicht zu beiden Seiten des Jochs.





                      Eigentlich wollte ich vom Halsjoch auf die Lazinser Rötelspitz steigen und damit meinen ersten 3000er machen. Aber nachdem Aufstieg hatte ich dafür weder Nerv noch Kraft. Also stieg ich über einen Geröllpfad, zum Glück schneefrei, ab.





                      Ich verschob die Pause ans Ufer des größeren der beiden Tablander Lacken, den Seen unterhalb des Halsjoch.
                      Hier fiel die Anspannung endgültig von mir ab und ich brauchte erst mal Schokolade. Weiße Crisp war jetzt genau das Richtige…



                      Der verbleibende Weg Richtung Lodnerhütte war nicht schwer, dafür aber wunderschön. Zuerst war es noch steinig und ich wanderte an der Bergflanke umgeben von Murmeltierpfiffen.



                      In den tieferen Lagen kam langsam das Grün und Gelb zurück. Vor mir eröffnete sich ein wunderschönes Bergpanorama.







                      Nach einer Biegung sah ich weit unten im Talkessel die Lodnerhütte in der Sonne glitzern.
                      Bis ich sie erreichte, dauert es noch eine ganze Weile.



                      Ich war gegen 16:45 an der Hütte. Ich brauchte erst einmal was zu trinken. Eine große Cola für die Stimmung, eine große Apfelschorle, um die Mineralspeicher wieder aufzufüllen und einen Pfefferminztee für die Gesundheit. Ich weiß nicht genau, ob ich der heute einen Gefallen getan habe. Auf jeden Fall war mein Mund total trocken. Als ich ankam, bekam ich kaum einen Ton raus. Mein Gesicht war rot von der Sonne und die Lippen aufgeplatzt. Ich habe viel zu viel Zeug im Rucksack gehabt, aber das Wichtigste hatte ich vergessen – Klopapier und Sonnencreme… Klopapier lässt sich leicht besorgen, aber Sonnencreme… Nunja.
                      Dr. Krebs verbrachte also den restlichen Abend Tee trinkend und Reisetagebuch schreibend in der Gaststube. Abends gab es eine Riesenportion Spaghetti Bolognese.

                      Es war die letzte Nacht der Saison, in der die Lodnerhütte für Gäste offen stand und ich war auch noch der einzige Gast! Die Wirtsleute waren ganz beschäftigt mit Vorbereitungen für den Winter und wuselten den Nachmittag und Abend um mich herum.

                      Ich ließ mich aber nicht verrückt machen und verbrachte so viel Zeit wie möglich in der Gaststube, denn im Schlafraum war es so unfassbar kalt! das habe ich noch nicht erlebt… Ich war der Wirtin sooo dankbar, als sie mir abends eine Wärmflasche mit nach oben gab. Trotz der Temperaturen machte ich es mir gemütlich. Ich zog lange Unterwäsche, Jogginghose, zwei Paar Socken und meine KuFa-Jacke an, band mir die Kopflampe um und folgte noch relativ lange – bis 21:15 – Simon auf seiner Tour durch Norwegen. Ein tolles Buch, in das ich mich nicht nur an diesem Abend verloren habe. Dazu gönnte ich mir als Nachtisch noch den Rest der Schokolade – herrlich!



                      So schlief ich entgegen aller Voraussichten richtig gut. Zum ersten Mal unterwegs!
                      Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 10:55.

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                        AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                        Tag 5
                        Lodnerhütte - Versuch Blasiuszeiger - Zieltal - Nasereit-Hütte

                        30.09.2015

                        Noch vor dem Frühstück stand ich draußen. Auf der einen Seite kam der Sonnenaufgang durchs Zieltal, auf der anderen stand der Mond noch über den schon sonnenbeschienenen Bergen am dunkelblauen Himmel. Ein schöner, aber kalter Morgen!



                        Meinen Wehwehchen ging es schon besser. Die viele Tee des Vortags und die Nacht hatten mir gut getan.
                        Der ursprüngliche Plan war es, heute über das Halsjoch inkl. Besteigung der Lazinser Rötelspitz weiter über die Milchseescharte zur Hochgangscharte mit Gipfeloption der Spronser Rötelspitz zu laufen. Dann runter zum Hochganghaus und auf dem Meraner Höhenweg zurück zur Nasereit-Hütte. Das wäre sicher eine tolle wenngleich auch anspruchsvolle Tour geworden. Das traute ich mir nach gestern und immer noch angeschlagen leider nicht zu, sodass ich die Pläne schnell verwarf.

                        Ich rede mit dem Hüttenwirt, der mir als Abstecher noch den Blasiuszeiger empfahl, ein Gipfel, der ca. 2 h entfernt liegen sollte.
                        Also auf zum Blasiuszeiger!

                        Der Weg führte von der Lodnerhütte weg in ein schönes Seitental des Zieltals. Es ging zunächst über Grasfelder sanft bergauf, später dann an der Bergflanke steiler auf einem Geröll-Weg. Ich fühlte mich ganz gut und der Weg war schön und machte Spaß. Ein toller Wandermorgen!







                        Ich sah ein wenig Nebel aufziehen, der immer wieder die Gipfel in der Umgebung umspielte.
                        Nach dem Aufstieg an der Flanke war ich wieder auf einem größeren Grasplateau.



                        Nach einigem sanften Auf und Ab nahm ich offenbar einen falschen Abzweig. Wie gestern ließ ich mich von Spuren im Schnee zu leicht ablenken ohne das ich dabei auf die Markierungen geachtet hätte. Doofe Sache. Ich lief bestimmt 15 min in die falsche Richtung bis ich wieder merkte, dass die Markierungen fehlen und eigentlich auch das alles nicht nach einer Bergbesteigung aussieht... Also zurück.





                        Ich war bald so weit jetzt schon zurück zur Lodnerhütte zu laufen und von dort den kurzen und direkten Weg zur Nasereit-Hütte zu nehmen, da der Nebel stärker wurde und auch der Schnee tendenziell eher zu- als abnahm.
                        Als ich an dem Punkt ankam, an dem ich falsch abgebog, sah ich jedoch ganz klar die Markierungen und andere, diesmal die richtigen Fußspuren im Schnee. Naja, wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch noch ein Stück nach oben laufen. Immerhin war es noch sehr früh.

                        Der Weg führte an einer steilen Bergflanke über Geröllfelder. Alles war wieder schneebedeckt. Aber alles kein Vergleich zu gestern, der Weg war relativ gut und bei Schneefreiheit sicher kein Problem. Das Gehen an sich war jetzt auch nicht schwer, aber der zunehmende Nebel und die leicht bedrohliche, aber irgendwie doch schöne Szenerie mit der steilen Flanke, dem Schnee über dem Geröll und dem schmalen Pfad, der sich auf den Berg hinaufzuwinden schien, waren mir nicht komplett geheuer.







                        Nach einer kurzen Kraxelstelle entschloss ich mich, umzukehren. Wenn ich gestern ein Sache gelernt hatte, dann war es, dass man über seine Entscheidungen in solchen Situationen ruhig ein bisschen Nachdenken kann. Instinkt und Bauchgefühl schaden sicher nicht (immer), aber ohne zu überlegen irgendwo hochrennen oder einer Ziegenspur folgen, blieb zwar einmal ohne Folgen, aber das musste es nicht ein zweites Mal. Und auch neben den Lieben zuhause, möchte natürlich auch ich heil wiederkommen.







                        Ein bisschen wehmütig, aber dennoch "stolz" auf meine schwere, aber notwendige Entscheidung, machte ich mich auf den Rückweg zur Lodnerhütte.





                        Ein Highlight der Reise passierte mir kurz vor der Hütte. Zwei Murmeltiere saßen ganz entspannt auf einem Hügel vielleicht 50 m entfernt und ließen sich von mir und dem andauernden Klicken meiner Kamera überhaupt nicht stören. Toll, auch wenn es nur kleine und "niedliche" Tierchen sind, sie in der freien Wildbahn zu erleben.





                        An der Hütte angekommen war man zwar über meine schnelle Rückkehr überrascht, aber konnte meine Beweggründe gut nachvollziehen.

                        Ich machte noch eine längere Pause bei Cola, Apfelschorle und Tee und ging dann auf direktem Weg zur Nasereit-Hütte, die nur ca. 2 h entfernt lag.
                        Zu Beginn war es ein entspanntes und sanftes Auf und Ab.
                        Nach wenigen Minuten erreichte ich schon die Zielalm, eine andere bewirtschaftete Hütte in der Gegend.



                        Auf dem Weg danach lag eine große Ziegenherde auf dem Weg, durch die ich mich durchschlängeln musste.





                        Nach dem Ziegen-Hügel eröffnete sich ein wunderschönes Tal vor mir. Der alpine Teil der Wanderung neigte sich nun langsam dem Ende zu und aus dem größtenteils dunkelgrünen Nadelwald stachen einige Laubbäume heraus, die wunderschön herbstlich rot und gelb gefärbt waren.











                        Der Weg ging nun steiler bergab, das Panorama des Zieltals war wirklich beeindruckend. Irgendwo an dessen Ende lag mein Tagesziel.

                        Unspektakulär folgte ich dem Weg, der z.T. recht steil war und sich am Ende etwas in die Länge zog. Nervig... Nach 2 h helfen da auch die schönsten Panoramen nicht weiter...



                        Kurz vor Nasereit begleitete mich etwas oberhalb des Weges eine Ziege und zwei Kühe versperrten den Weg. Ein Vorgeschmack auf den kleinen Bauernhof rund um die Hütte.



                        Als ich in der Hütte ankam, verbrachte ich erst mal einige Zeit auf der Terrasse und bezog später das Bettenlager. Die Hütte ist sehr modern und wurde erst 2014 wiedereröffnet. Die Waschräume, die Duschen, die Gaststube... Alles top gepflegt, aber nicht komplett ohne Charakter. Davon können sich einige "Hotels" was abgucken. Ich mochte es auf jeden Fall hier, die Nasereit-Hütte war mein Favorit auf der Wanderung! Das lag nicht zuletzt an den wirklich netten und herzlichen Wirtsleuten!!
                        Nach einer heißen Dusche machte ich einen ausgedehnten Rundgang mit Kamera über den Hof. Es gab Hühner, Schweine, Kaninchen, Ziegen, Kühe, Enten... Wirklich idyllisch!

















                        Abends gab es wieder einen Tee nach dem anderen, aus Mitleid einen heißen Holunderblütensaft aufs Haus und den ganzen Abend "Norwegen der Länge nach". Langsam kam Simon dem Nordkap näher....
                        Schon toll, wie man dieses Buch verschlingen und seine Zweifel mitfühlen kann und trotzdem gespannt ist, ob er es durchzieht, obwohl man doch weiß, dass er am Ende ankommt...
                        Absolut lesenswert!
                        Zuletzt geändert von geige284; 03.04.2019, 07:17.

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                          #13
                          AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                          Tag 6
                          Nasereit-Hütte - Giggelberg - Orenknott - Hochforch - Giggelberg

                          01.10.2015

                          Das Frühstück in der Nasereit-Hütte war genauso gut wie der Rest hier. Eine tolle Hütte, mit der ich gern nochmal mit meiner Freundin zurückkommen würde. Vielleicht verschlägt es mich ja nochmal in die Gegend. Lohnen würde es sich auf jeden Fall...

                          Heute Nacht hatte es ein bisschen geschneit bzw. in den tieferen Lagen geregnet. Alle Berge sahen schön überpudert aus.



                          Der ursprüngliche Plan war es, heute die Zielspitze zu besteigen. Den wollte mich mir auch offen lassen, hatte aber ehrlich gesagt nicht die größten Hoffnungen... Zum einen steckte mir meine Krankheit noch ein bisschen in den Knochen, zum anderen hatte es auf 3000 m sicher auch Schnee und Nebel. Das hatte ich gestern beim Blasiuszeiger ein paar hundert Meter tiefer schon erlebt. Aber mal gucken!

                          Zunächst ging es auf dem Meraner Höhenweg nach Giggelberg.













                          In dem Berggasthof bezog ich schon um 09:30 mein Zimmer, legte alle nicht nötigen Sachen ab und startete mit einem schön leichten Rucksack meine Tour.

                          Es ging über herbstgelbe Almwiesen. Die Schafe vor dem Bergpanorama staunten nicht schlecht, dass ich schon so früh an ihnen vorbeistapfe und schon nach einigen Höhenmetern am Schnaufen war. Es war doch recht steil...





                          Weiter ging es durch einem Wäldchen, das mich eine ganze Weile begleitete. Spätestens hier machte sich auch der Schneeregen der Nacht bemerkbar. Hier und da lag noch ein bisschen Schnee. Die Wege waren matschig. Ich werde aussehen wie eine Sau, wenn ich wieder unten bin... Naja, macht nix!







                          Dann der Augenblick der Entscheidung. Biege ich zur Zielspitze ab oder gehe ich weiter auf die entspanntere Tour zum Orenknott?



                          Es wurde der Orenknott. Wieder ein bisschen wehmütig bog ich nach links ab. 3 h 20 min Aufstieg zur Zielspitze bedeuteten heute für mich wohl eher 4 h 30 min. Komplett fit fühlte ich mich immer noch nicht. Und dann war es nicht mal sicher, ob ich am Gipfel ankommen würde. Und ein Gipfel ist schon was schönes. Also lieber auf den Orenknott rauf als vor der Zielspitze zurückgehen.

                          Der Weg blieb ähnlich wie bisher. Schmale, schlammige Pfade, die über Stock und Stein stetig bergauf führten. Nichts besonderes, aber doch schön. Bei der Witterung leicht bedrückend. Immer mal wieder zogen auch Nebelschwaden durch den Wald.

                          Ich hatte von hier einige schöne Tiefblicke ins Meraner Becken und auf die schneebedeckten Gipfel jenseits des Vinschgau.





                          Auf dem Gipfel traf ich eine große Gruppe. Bestimmt 15 Wanderer mit Bergführer... Schade, ich hatte mich drauf gefreut, den Gipfel ganz für mich zu haben, nun musste ich laute Gespräche und "Unentspanntheit" erleben.

                          Ich hatte recht - ich sah tatsächlich aus wie Sau, wie ich bei meiner Gipfelrast bemerkte. Die Aussicht vom Gipfel war trotz meiner dreckigen Extremitäten und der lauten Gesellschaft schön. Heute war es nicht mehr ganz so sonnig, aber das schmälerte die Rundumsicht nur wenig. Ich konnte von Meran bis Naturns sehen, bekam die Mutspitze zu sehen (die tatsächlich geradezu mickrig gegenüber den anderen Gipfeln aussah...) und meinen morgigen Weg zurück zur Leiteralm.









                          Nach einer halben Stunde verließ ich den Gipfel. Es war nicht sooo gemütlich.
                          Für den Abstieg wählte ich die Route über die Orenalm und Hochforch, um dann auf dem Meraner Höhenweg zurück nach Giggelberg zu laufen.

                          Der Weg war unspektakulär. Es ging recht flott voran, über Wiesen verlor ich schnell an Höhe und war bald bei der verlassenen Orenalm, bei der Schafe grasten. Eins beäugte mich kritisch und harrte lange auf seinem Beobachtungsposten aus, auf das ich auch tatsächlich sein Revier verlasse...







                          Bis Hochforch führte der Pfad durch den Wald.



                          Dann stand mein erstes Stück Asphaltstraße auf dem Programm. Zu dieser Zeit war es eine nette Abwechslung, dass ich mal sanft fallend, relativ zügig und ohne große Vorsicht laufen konnte. Jedoch ging es mir nach kurzer Zeit schon auf die Nerven. Im Wald oder über Felsen zu wandern ist dann doch deutlich schöner!



                          Mein Flehen wurde erhört und es das letzte Stück war nochmal eine Waldetappe. Ich war schon ein bisschen müde und war ganz froh, dass ich nicht zur Zielspitze aufgebrochen bin.
                          Ich war jetzt allerdings in einer Stimmung, in der mich viele Kleinigkeiten schnell nerven. Der Wald war schön, es gab immer wieder schöne Ausblicke auf das bewölkte Vinschgau. Aber irgendwie ging es gefühlt nur noch nach oben. Obwohl Hochforch und Giggelberg ungefähr auf gleicher Höhe liegen... War ich am Ende einer Treppe angelangt, sah ich schon den nächsten Wurzelsteig vor mir. Danach wieder bergan usw....







                          Abends kam dann noch Michael, meine Mutspitz-Bekanntschaft, vorbei. Er wohnte zwar in Meran, war aber noch nie hier oben und war ganz hin und weg von dem Ausblick. Wir aßen gemeinsam Abendbrot und drehten abends eine kleine Runde vor der Hütte. Wirklich ein toller Platz um Meran zu beobachten, wie es erst dunkler und dann wieder hell erleuchtet wird. Wir blieben eine ganze Weile draußen, fotografierten, unterhielten uns und schickten fotografische Grüße an die daheimgebliebenen Freundinnen.











                          Es war schön, ein (mehr oder weniger) bekanntes Gesicht zu sehen und gute Gespräche zu führen. Das kommt natürlich, wenn man allein unterwegs ist, auf den Hütten eher kurz. Dann sind Gespräche meist oberflächlicher. Ist auch nicht schlecht und kann ich auch haben. Aber naja...
                          Ich fand den Abend auf jeden Fall schön!
                          Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 13:04.

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                            #14
                            AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                            Tag 7
                            Giggelberg - Nasereit-Hütte - Tablander Alm - Hochganghaus - Leiteralm - Algund - Meran

                            02.10.2015

                            Der letzte Tag der Wanderung brach an. Und er brach früh an. Um kurz nach 06:00 war ich schon draußen, um die ersten Sonnenstrahlen und den erleuchteten Himmeln zu sehen. Es war wirklich kalt. Leider waren ein paar Wolken zu viel am Himmel, sodass der Sonnenaufgang nur ganz am Anfang sehr schön war.







                            Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg. Heute wanderte ich auf dem Meraner Höhenweg von Giggelberg bis zur Leiteralm. Die erste Etappe bis Nasereit kannte ich ja bereits von gestern, sodass die relativ unspektakulär verlief.





                            Zumindest bis mich neun Ziegen als verfolgten. Nach einiger Zeit der Verfolgung wurde es eher eine nette Begleitung.







                            Als die Hütte in Sicht kam, mischten sich meine Ziegen unter Artgenossen, um sich dann aber wieder zu lösen und ihrem Anführer bis kurz hinter die Hütte zu folgen.
                            Dort trennte uns dann leider ein Gatter... Das war schon eine niedliche Sache!



                            Der Weg ging heute zum großen Teil durch den Wald. Zunächst stetig bergan bis zur Tablander Alm.





                            Dort wurde ich schon von zwei (zum Glück dieses mal ungeklammerten) Schweinen begrüßt. Als ich mich zum Fotografieren runterbeugte, entleerte sich der Inhalt meiner Fototasche. Gleich wurde danach gewühlt und nur mit beherztem Zugreifen konnte ich Filteradapter und Fernauslöser vor den neugierigen Schnauzen retten.



                            Danach ging es weiter. Durch Wald.
                            Es war schon ein bisschen eintönig. Ab und zu gab es kleine freie Stellen, an denen man einen Blick aufs Tal erhaschen konnte.













                            Das nächste Etappenziel war das Hochganghaus. Hier wollte ich ja eigentlich gestern schon mal gewesen sein, leider war das durch die Planänderungen nicht möglich gewesen...
                            Naja, weil es noch richtig früh war, machte ich noch mal eine ausgiebige Pause, trank frisch gepressten Apfelsaft, ließ mich von einem nicht ganz so fit aussehenden Hahn kritisch beäugen und fast angreifen und genoss in einem Liegestuhl die letzten Wanderkilometer...



                            Und weiter ging es. Durch Wald.
                            Ab und zu änderte der Wald sein Gesicht. Um danach aber wieder zum vorherigen, halbwegs urigen, zurückzukehren. Der Eindruck wurde noch durch den bewölkten Himmel, den leichten Nieselregen und die herbstliche Stimmung verstärkt.







                            Ereignislos erreichte ich die Leiteralm. Dort verließ ich, etwas schwermütig, aber froh und dankbar über die letzten Tage, den "Parco Naturale Gruppo die Tessa", den Naturpark Texelgruppe. Es war eine tolle Zeit hier oben...



                            Bergab ging es mit einem Korblift. Eine witzige Sache, die ich so noch nicht gesehen hatte





                            In Vellau musste ich umsteigen. Vom Korblift ging es in einen Sessellift. Meine Kameratasche, die Stöcke und ich fuhren vor, der Rucksack folgte uns nach. Das Tal kam schnell näher und die letzten Ausblicke aus der Höhe ins Vinschgau zeigten sich.





                            Zack, ich war wieder im Tal.
                            Das war tatsächlich ein recht harter Cut. Vor 30 min wanderte ich noch mehr oder weniger allein und in Ruhe durch den Wald (mal abgesehen von den recht vielen Tageswanderern auf dem Meraner Höhenweg...). Jetzt hupten Autos, ich musste an der Ampel auf Grün warten und man grüßte sich nicht mehr, wenn man sich auf dem Weg begegnete. Klar, es waren nur sechs Tage. Aber trotzdem fühlte ich mich, ausgelaugt, dreckig, schwitzig, aber glücklich und zufrieden über die Zeit, hier unten ein kleines bisschen "fremd". Das ist sehr überspitzt ausgedrückt und das Gefühl hielt auch nicht lange an, aber ich verstehe Simon, der nach seiner Norwegen-Tour wieder einige Zeit brauchte, um "reinzukommen".

                            Mein Bargeld-Budget hatte ich fast perfekt geplant. Ich konnte alles auf den Hütten bar bezahlen, hatte jetzt aber kein Geld mehr für den Bus.
                            Also setzte ich meine Wanderung von Algund bis Meran fort und suchte mir meinen Weg durch die Stadt zum Hotel.
                            Nach kurzer Zeit auf dem Asphalt taten mir die Füße weh und ich wünschte mir den "eintönigen" Wald mit seinem angenehmen Boden zurück...

                            Den Abend ließ ich bei einer Runde ohne Gepäck durch die Meraner Innenstadt ausklingen.
                            Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 13:11.

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                            • geige284
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                              #15
                              AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                              Tag 8
                              Meran - Dorf Tirol

                              03.10.2015

                              Den Tag der Deutschen Einheit begann ich mit Schlafen. Ich ließ mir Zeit und kam erst kurz vor Küchenschluss zum Frühstück.
                              Ich hatte noch keinen Plan für heute, wollte eigentlich in Meran ein bisschen herumlaufen.
                              Das tat ich dann auch. Aber es bestätigte sich mein Eindruck vom letzten Abend, dass Meran eher den 80er-Jahre (auch wenn ich sie noch nicht miterlebt habe...) hat. Das "Nizza Südtirols"-Feeling wollte sich bei mir nicht ganz einstellen. Irgendwie ging mir die Stadt ein bisschen auf den Keks. Also wieder rauf auf den Berg.

                              Aus der Innenstadt fährt ein Sessellift ins Dorf Tirol, wo vor nicht ganz einer Woche meine Seilbahn in die Texelgruppe startete.

                              Der Weg nach oben erlaubte schon tolle Ausblicke auf die heute sehr in Wolken hängende Texelgruppe.



                              Oben wollte ich eigentlich nur eine kleine Runde laufen und dann mal weiter schauen. Ich hatte immerhin nur eine Jogger, Sandalen, Kameratasche und Stoffbeutel bei mir...

                              Aber nachdem ich mir drei Äpfel am Straßenrand kaufte, hatte ich auch Proviant. Und diese und jene Ecke vom Dorf könne ich ja auch noch erkunden. Besser als Meran.

                              Ich wanderte also auf "Premiumwanderwegen" die Nordic-Walking geeignet sind. Es gab den Weinweg, den Apfelweg, den Kulturweg... Ich habe sie alle gesehen!

















                              Natürlich durfte der Panoramaweg nicht fehlen, der tatsächlich nette Aussichten auf Meran erlaubte. Der Kirchturm zwischen Palmen erinnerte mich dann wirklich etwas an Nizza.







                              Ich glaube, ich war vier oder fünf Stunden unterwegs. Immer nur auf Asphalt, was meinen Füßen nicht so gut tat. Aber es war trotzdem ein schöner und entspannter Tag.

                              Unten in Meran, machte ich dann noch ein Pflichtrundgang um die Therme, besuchte nochmal die Passerpromenade und war überrascht, dass man auch in Merans Innenstand walken gehen kann. Natürlich nur mit Stöcken und Jack Wolfskin-Vollausrüstung



                              Den Abend verbrachte ich im Hotel.

                              Tag 9
                              Abreise Meran - Berlin

                              04.10.2015

                              Die Abreise war lang. Ab München ging dann nichts mehr, der uralte ICE war mit Oktoberfest-Bierleichen voll und man saß z.T. bis Berlin in den Gängen. Ich zum Glück nicht und vegetierte so in meinem auf Dauer rutschigen und unbequemen Ledersitz vor mich hin, die Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen kamen wieder und ich fühlte mich hundselend.

                              Irgendwann fuhr der Zug dann doch in Berlin ein, ich wurde sogar vom Bahnhof abgeholt und ich freute mich sooo aufs Bett zuhause! Mittlerweile ist der Husten auch nur noch ganz schwach und ich stecke wieder im grauen Arbeitsalltag...........

                              Fazit

                              Die Tour war klasse. Landschaftlich ganz großes Kino, das tollste, was ich bisher an Bergen erleben konnte! Dagegen ist das Zugspitzmassiv doch eher überschaubar. Es war ein super Gefühl inmitten einer Bergkette oder eines Talkessels zu stehen, noch dazu allein. Eine klasse Erfahrung!

                              Natürlich hatte der Trip auch seine Schattenseiten. Es klang ja schon an, es war nicht 100% so, wie ich mir das vorgestellt habe. Das lag natürlich hauptsächlich an der Krankheit. Es war ziemlich schade, dass ich nicht alles wie geplant unternehmen konnte und dass die Alternativen z.T. weit weniger spektakulär als der Ursprungsplan waren.

                              Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich hatte eine super Zeit, habe liebe Menschen kennengelernt, viele Tiere gesehen, gut gegessen, meistens gut geschlafen, die Natur genossen, endlich wieder frische Luft geatmet, ich konnte aus Bächen trinken, habe wieder viel gelernt, konnte viele und schöne Fotos machen uvm. ...

                              Ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, nicht den Meraner Höhenweg zu gehen, sondern meine Tour individuell zu planen. Ich denke, dadurch habe ich weit mehr gesehen, als ich es auf dem Weg um die Texelgruppe herum getan hätte.
                              Ich kenne natürlich nicht den ganzen Weg und gerade ums Eisjöchl herum wird er auch alpiner. Vielleicht tue ich dem Weg unrecht, aber wenn man die Möglichkeit hat, sollte man aus meiner Sicht hier eine individuelle Tour vorziehen!

                              Kurz und gut - es war toll!
                              Zuletzt geändert von geige284; 09.02.2016, 13:20.

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                              • Flachlandtiroler
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                                Liebt das Forum
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                                #16
                                AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                                Schöner Bericht & tolles Wetter, wow.
                                OT: (Für mich werden die Spronser Seen auf ewig verbunden sein mit einem laaangen Abstieg bis nach Dorf Tirol im Dauerregen...)

                                Zitat von geige284 Beitrag anzeigen
                                Ich kenne natürlich nicht den ganzen Weg und gerade ums Eisjöchl herum wird er auch alpiner.
                                Der Weg über das Eisjöchl wurde für Maultiere (und Lafetten) erbaut und ist normalerweise mit dem Rad fahrbar. Meine ich hätte da aber kürzlich was über eine "Sperrung" auf der Pfelderer Seite gelesen...
                                Ein höherer Anspruch ergibt sich allerdings aus der Etappenlänge (Lazins-Eishof; gibt ja keine Stettiner Hütte derzeit).

                                Schade dass Du die Lazinser Rötelspitze nicht mitgenommen hast; aber gut verständlich nach der Schinderei davor. Das ist auf Deiner Runde ja so ziemlich der einzige südseitige Gipfelanstieg und vom Halsljoch bloß ein Katzensprung. Auf den Bildern ist der nicht drauf, sollte aber einigermaßen schneefrei gewesen sein?
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                                • geige284
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                                  • 11.10.2014
                                  • 827
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                                  #17
                                  AW: [IT] Sommerausklang in Südtirol // 6 Tage in der Texelgruppe

                                  Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                                  Schöner Bericht & tolles Wetter, wow.
                                  OT: (Für mich werden die Spronser Seen auf ewig verbunden sein mit einem laaangen Abstieg bis nach Dorf Tirol im Dauerregen...)


                                  Der Weg über das Eisjöchl wurde für Maultiere (und Lafetten) erbaut und ist normalerweise mit dem Rad fahrbar. Meine ich hätte da aber kürzlich was über eine "Sperrung" auf der Pfelderer Seite gelesen...
                                  Ein höherer Anspruch ergibt sich allerdings aus der Etappenlänge (Lazins-Eishof; gibt ja keine Stettiner Hütte derzeit).

                                  Schade dass Du die Lazinser Rötelspitze nicht mitgenommen hast; aber gut verständlich nach der Schinderei davor. Das ist auf Deiner Runde ja so ziemlich der einzige südseitige Gipfelanstieg und vom Halsljoch bloß ein Katzensprung. Auf den Bildern ist der nicht drauf, sollte aber einigermaßen schneefrei gewesen sein?
                                  Danke fürs Feedback

                                  Ja, es gab eine Woche vor meiner Tour einen Felssturz irgendwo zwischen Lazinser Alm und Eisjöchl. War aber relativ schnell wieder freigegeben. Die Warnschilder standen zwar noch, aber gesehen habe ich nix. Kam vllt auch erst nach meinem Abzweig.

                                  Ja, das mit der Lazinser Rötelspitze fand ich auch wirklich schade. Sie war tatsächlich schneefrei und nicht weit überm Halsjoch. Zu Beginn wohl ein bisschen kraxeln, aber dann einfach. Achja, mit einigem Abstand denkt man dann doch wehmütig zurück
                                  Der Blasiuszeiger müsste zum Schluss eigentlich auch von Süd-Ost zu besteigen gewesen sein. Das habe ich leider erst auf einem Bild beim Fotos gucken zuhause gesehen. Vllt wäre ich 5 min später aus dem Schnee raus gewesen und der Rest wäre einfach. Wer weiß...
                                  Zuletzt geändert von geige284; 19.10.2015, 20:56.

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