[FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

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  • Torres
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    • 16.08.2008
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    #81
    AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

    16.09.2015. Helsinki. Ruhetag.


    Am Morgen ist es trüb und grau. Und kalt. Ich habe zehn Stunden geschlafen, aber so richtig wach bin ich nicht. Hatte ich gestern noch vorgehabt, mit dem Fahrrad die Inseln zu erkunden, so schleppe ich mich nun zur Metro nach Helsinki. Fassunglos sehe ich die riesigen Baustellen in der Nähe der gestrigen Radstrecke. Ich rolle eine Rolltreppe hoch und sehe, wie sich das Licht in den Blenden spiegelt. Also fahre ich noch einmal runter und wieder hinauf, um ein Foto für die Fotochallenge machen zu können. Die Aufgabe lautet: Spiegelungen.





    Im Bahnhof finde ich noch ein besseres Motiv, aber dann fällt mir auf, dass ja dann jeder weiß, wo ich bin. So veröffentliche ich es nicht.





    Das Pflaster ist nass, uneben, glitschig. Fast wie im Winter. Ich schleiche durch die Outdoorläden. Aber das habe ich ja alles schon. So kaufe ich nur ein Geschenk und zwei günstige Sitzunterlagen aus gepresstem Schaumstoff. Sie sind leicht und bei diesem Regen kann ich sie verdammt gut brauchen.
    Ich irre durch irgendwelche Passagen auf der Suche nach facilities. An einem Werbestand wird Joghurt ausgeschenkt.





    Ich habe das Handy angelassen und sehe eine finnische Nummer auf dem Display. Ich rufe zurück. Irgend etwas Finnisches und dann in Englisch: Für einen Service in Englisch drücken sie die X. Diese Ansage kenne ich von dem Hotel in Vaasa, das ich nicht gefunden hatte. Da hatte ich während meiner Suche noch einmal angerufen. Ist das vielleicht der Rückruf? Kurz darauf summt mein Handy wieder, aber ich merke es zu spät. Egal. Ich habe frei. Wenn es wichtig ist, rufen die bestimmt noch einmal zurück. Vielleicht ist es aber auch Spam. Und auf Spam habe ich keine Lust.

    Ein Laden für Schrumpfköpfe und anderen Bedarf. Schnapskettchen. Und natürlich Deko in Bayrisch-blau für den Bierzeltbedarf. Ein Besuch bei Stockmanns. Die Lebensmittelabteilung. Hunger habe ich keinen. So kaufe ich nicht viel. Nur dem Lachs kann ich nicht widerstehen.

    Mein eigentliches Ziel für heute ist die Akademische Buchhandlung von Stockmanns. Die Auswahl ist in Ordnung, aber ein Buch, das mich vom Hocker reissen würde, sehe ich nicht. Es kommt mir auch so vor, als würden Autoren fehlen. Letholainen, Raitilla, Paasilinna. Dafür gibt es mindestens acht Ausgaben von der Kalevala. Das ist mir zuviel intellektueller Anspruch. Nach langem Grübeln entscheide ich mich für „Die Lachsfischerin/Der Sommer vor meinem Fenster“. Eeva-Kaarina Aaronen. Die erste Geschichte spielt in Weißmeer-Karelien. Ich hoffe, maahinen ist zufrieden. Einen Moment überlege ich, zwei Bücher zu kaufen, aber das ist mir doch zu teuer.
    Ich gehe an die Kasse, und die Dame sagt: 2.00 Euro. Ich erschrecke mich und schaue sie entsetzt an. Aber es ist kein Irrtum. Die Frau schaut ernst und nickt. Sowenig Geld für ein gutes Buch? Das geht doch nicht. Lösen sie die deutsche Abteilung auf? Hat Amazon und Co. gesiegt? Hier auch? Ich bin so erschüttert, dass ich kein zweites Buch mehr kaufe. Nachdenklich verlasse ich das Haus.

    Lokale werben mit Lunch, doch ich suche nur eine Kleinigkeit. So lande ich in einer Systemgastro. Das Sandwich schmeckt künstlich und farblos. In die Mensacafeteria traute ich mich leider nicht. Ich hätte fragen sollen. Jetzt ist es zu spät. Ich bin nun völlig erschöpft und fahre zurück.





    Es nieselt und das Zelt erscheint mir plötzlich zu klein. Ich finde einen TV Raum, hier ist es halbwegs warm, und ich lese mein Buch. Einen Moment überlege ich, bei Finnlines anzurufen und früher zurückzufahren. Aber auch dazu bin ich zu müde. Und vielleicht wird der Tag morgen ja noch ganz gut.





    Das Pärchen mit dem Quechua Wurfzelt und dem französischen Auto mit rotem Kennzeichen, das bei mir in der Nähe stand, war heute morgen abgereist. Statt ihrer sind neue Leute mit französischem Kennzeichen angekommen, auch ihr Kennzeichen ist rot. Neben mir bauen sie zwei Wurfzelte auf. Sie sprechen allerdings kein französisch. Merkwürdig. Und rote Kennzeichen kenne ich von Frankreich auch nicht. Aber eigentlich kann mir das auch egal sein. Ich nehme meine Sachen und koche unter dem Küchendach. Der vorgebratene Lachs ist köstlich.





    Als ich zurückkomme, sind aus den zwei Zelten vier Zelte geworden. Sie rücken bedrohlich in meine Nähe vor, und ich mache meiner Nationalität alle Ehre und motze auf Englisch herum. 4 Meter Abstand sind die Grundregel in Finnland, und sie sollen sich bitte daran halten. Prompt misst einer der Jungs nach und kommt auf 6 Meter. Ich messe selbst, und es sind wohl wirklich ziemlich genau 4 Meter. Nur: Der ganze Platz ist leer, und an ihrer Ecke ist auch noch Platz. Es sei nun wirklich nicht nötig, sich auf die Pelle zu rücken, wenn der ganze Platz leer sei, und neben mir Party zu machen!
    Anscheinend haben die Jungs dann doch keine Lust auf Stress, und so rückt der andere sein Zelt ein Stückchen zum Auto hin. Okay?, fragt er. Okay, sage ich – es ist wirklich okay. Ein guter Kompromiss. Feiern werden sie an der Küche, sagt er mir.

    Am anderen Ende des Platzes bauen zwei Wanderer ein Nammatj auf, und gleich fühle ich mich etwas besser. Oulanka und Lemmijoki. Sie sind aus der Schweiz.





    Ein Auto rauscht an meinem Zelt vorbei und stellt sich dann vor mein Zelt. Mein Hirn meldet Alarm: Mein Zelt ist in Gefahr. Aber sie fahren dann doch weiter und bauen etwas weiter rechts auf. Wieder ein Auto mit rotem französischen Nummerschild. Diesmal frage ich nach. Die Autos sind Leihwagen. Sie wurden in Frankreich gemietet. Die Ausrüstung von Decathlon ist inklusive. Die Insassen sind Studenten aus Uruguay, die meisten davon Architekturstudenten. Sie reisen um die Welt, um sich überall die Architektur anzuschauen und verkaufen Lose für eine Lotterie, um sich zu finanzieren. Der Mann von der Rezeption wird am nächsten Tag im Gespräch die Augen rollen, als ich von ihnen erzähle. Letztes Jahr kamen auf einen Schlag 150 Mann. Sie machten Party, und niemand konnte schlafen. Das war überhaupt nicht schön. Sie kommen jedes Jahr. Anscheinend habe ich Glück gehabt. Diesmal ist es ruhig, die Gruppe neben mir bleibt an der Küche. Für eine ausgedehnte Party ist es einfach zu regnerisch und zu kalt und Internet gibt es an den Zelten nicht.

    In der Ferne bauen weitere Uruguayer ihre Zelte auf. Eine große Gruppe mit drei Quechua Familienzelten. Ein deutsches Auto fährt auf den Platz. Die Familie hat zwei Seekajaks dabei. Als sie auch ein VE 25 aufbauen, bin ich begeistert, und spreche sie an. Vermutlich denken sie, ich hätte einen formidablen Tick. Nun, ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Die glühende Farbe erleuchtet den Platz. Mist. Dieses Zelt habe ich nicht.
    Ich wasche ein paar Sachen durch und hänge sie im Trockenraum auf die Leine. Die Studenten aus Uruguay nutzen ebenfalls die Gelegenheit und haben die Waschmaschinen und Trockner in Beschlag genommen. Ein paar deutsche Wohnmobilisten fortgeschrittenen Alters inspizieren den Platz und den Entsorgungsraum für die Chemieklos. Ein verkniffener Blick und ein nörgeliger Zug um dem Mund. Ob "die da wohl....". "Immerhin haben die...". Ich kriege Nerven. "Wir" und "die da". Es ist nicht zu übersehen, dass "die da" niemals genügen können, weil sie ja nicht "wir" sind. Warum fahren solche Leute denn nur weg? Ein schrecklicher Vorgeschmack kommender Diskussionen weht an mir vorbei. Ich tarne mich als Engländer.

    Bald beginnt es wieder zu regnen. Mit meinem Buch ziehe ich mich ins Zelt zurück.
    Oha.
    (Norddeutsche Panikattacke)

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    • wesen
      Fuchs
      • 16.02.2005
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      #82
      AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

      Zitat von supi Beitrag anzeigen
      [...]
      P.s.: Ja, das war ein nasser, kalter Sommer. Ich habe im "Sommer" noch nie so viel Brennholz verbraucht wie dieses Jahr.
      Alter finnischer Witz: In Finnland gibt es jedes Jahr 2 Winter. Der eine ist weiss, der andere grün.
      Den hat mir einer erzählt an dessen Häuschen du zwischen Parola und Valkeakoski vorbeigeradelt bist.
      Uns erzählte dieses Jahr ein Junge in einem kleinen Museumscafé im schwedischsprachigen Teil der Westküste, die biblische Plage der sieben Wochen Regen sei finnischer Sommer. Er meinte auch, dieses Jahr sei ungewöhnlich nass. So richtig fies durchnässt hats uns aber nur 2 mal auf unserer Radtour die Küste runter.

      @Torres: Wirklich toll, dass du immer so gute Tourenberichte schreibst. In den vergangenen Jahren waren wir oft an ähnlichen Orten wie du unterwegs: Polen, England und jetzt Finnland - aber wir kriegen beide keinen Bericht gebacken... Diesmal war unsere Route aber eine andere: Wir sind in Oulu gestartet, die Küste runtergefahren und im Süden in Richtung Helsinki abgebogen. Als wir unterwegs waren, fand in den etwas größeren Küstenorten jeweils entweder ein Kinder-Fußbballturnier oder ein Festival statt.

      Die finnischen Erdbeeren finde ich übrigens auch klasse, und auch die Erbsen sind lecker. Gewöhnungsbedürftig war für mich aber, dass beides literweise verkauft (und großzügig aufgerundet) wurde :-)

      Überraschend fand ich, dass trotz der Helmvorschrift die meisten (nach dem ersten Tag auch wir) ohne Helm unterwegs waren - und dass in den Städten die Radfahrer ganz selbsterständlich die Fußwege benutzen.

      Lieber Gruß vom Wesen

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      • Torres
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        • 16.08.2008
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        #83
        AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

        Hallo wesen,

        schade, dass Du keine Berichte schreibst. Hätte mich schon interessiert, wie es an der Küste aussieht. Warst Du im "Hochsommer" unterwegs? Im September sah es so aus, als hätte das Meiste schon geschlossen. Ja, wirklich spannend, dass wir uns gerne die gleichen Länder aussuchen.

        Dass es Helmpflicht gibt, wusste ich nicht, aber ich fahre ja sowieso immer mit Helm. In den Städten hatte kaum jemand einen Helm auf, auch die Kinder nicht. Die schnellen Fahrer dagegen hatten alle einen Helm auf.

        Edit: Und ebenfalls Gratulation
        Oha.
        (Norddeutsche Panikattacke)

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        • Torres
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          • 16.08.2008
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          #84
          AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

          17.09.2015. Helsinki/Kallahdenniemi. Ca. 10 km.


          Am Morgen stehe ich kurz auf. Dann fängt es wieder an zu regnen, und ich lege mich noch mal hin. Als es etwas besser wird, setze ich mich an die Küchenzeile und frühstücke. Die Truppe aus Uruguay liegt anscheinend noch im Koma. Das W-Lan funktioniert gerade, und ich beschließe, mich durch das Lesen der vier großen deutschen Tageszeitungen wieder an die Realitäten in meiner Heimat heranzutasten. Verlassen hatte ich ein friedliches, sonnenverwöhntes Land, die Griechenlandfrage schien langsam gelöst. So schlage ich zunächst die erste und dann die anderen deutschen Tageszeitungen auf. Und bekomme einen Schock.

          Dass die Kanzlerin sich mit einem „Wir schaffen das“ gegen den Bau von Grenzzäunen ausgesprochen hatte und Flüchtlinge eingeladen hatte, nach Deutschland zu kommen, wusste ich schon. Und es hatte mich Stolz gemacht, dass dieses, unseres reiches Land nun den Opfern des Arabischen Frühlings und anderen Menschen, die in Not sind, helfen will. Die Schlangen an den Grenzen zu Ungarn waren mir auch bereits bekannt.
          Aber das, was ich nun in der Presse lese, macht mich sprachlos. Flüchtlingskrise. Was für ein Wort! Bisher kannte ich die Wirtschaftskrise, da war die Wirtschaft in der Krise. Sind also die Flüchtlinge in der Krise? In der Tat. Sie kämpfen um ihr Leben. Ist das gemeint? Anscheinend nicht.
          Ich lese weiter. Fette Überschriften: Macht die Grenzen dicht. Es sind zu viele, die Bürger wollen das nicht. Ich bin perplex. Dachten wirklich alle, Lampedusa oder Lesbos beträfe uns nicht? Als wenn man Grenzen schließen könnte, in Zeiten des Internets. Ich lese, Deutschland und Europa wären dem Untergang geweiht, genau das gleiche geschah dem Römischen Reich. Nur sind es nicht die Germanen, sondern Syrer, Afghanen und der gesamte Islam. Ich bin verblüfft, das wusste ich nicht, in Rom gab es damals also schon Internet?

          Schreckensszenarien, Mythen und Steoreotype. Einiges kommt mir so erschreckend bekannt vor. „Meinung“ steht den Rubriken vor, es sind Journalisten – stellvertretend für Volkes Stimme? - , und sie ängstigen sich wovor? Gestern waren sie noch Kosmopoliten, free Tibet, rettet die Wale, aufgeklärt und international. Und jetzt: Überfremdung, Parallelgesellschaft, Untergang. Oder geht es ihnen einfach nur um Frau Merkel? Natürlich wird es schwer. Leicht war Veränderung noch nie. Aber gibt es eine Wahl?

          Einen Moment schaue ich auf mein Zelt und spüre den kalten Regen auf meiner Haut. Stelle mir vor, dass das, was ich bei mir habe, alles sei, was ich besitze. Für den Winter nicht genug. Stelle mir vor, meine Zukunft bestände aus einem ungewissen Ziel, getrieben von der Angst, keinen Platz zu finden, wo ich sicher bin. Einen Moment denke ich an Berichte über deutsche Juden, im letzten Moment schickte man sie zurück, oder an Joseph Schmidt, der aufgrund unterlassener Hilfeleistung in einem Schweizer Flüchtlingslager starb. Damals war ich ein Kind und dachte: Wenn ich das wäre? Meine Eltern, meine Familie? Was wäre, wäre es mir passiert?
          Aber ich habe ja nur Urlaub. Morgen geht es zurück auf einem schönen, seetüchtigen Schiff, kaltes Buffet und warme Speisen, essen, soviel man will. Und Sonntag werde ich zu Hause die Tür aufschließen und alles wird sein, wie vorher. Und in Survivalforen werden junge Männer ihre Heldentaten schildern, wie sie drei Tage lang mit klammen Händen am Feuer unter dem Tarp in Militärklamotten ihre Konservendosen öffneten, und zur gleichen Zeit kämpfen Männer, kaum älter als sie, in Wäldern, Transportern oder Lagern um ihr Leben und das ist dann allerdings keinen Jubelpost oder ein paar Likes wert, denn sie sprechen ja kein Deutsch.

          Meine W-Lan Verbindung bricht zusammen, und ich bin froh. Ich kann das nicht ertragen. Ich brauche frische Luft.
          Der Regen hat aufgehört. Ich hole mein Fahrrad und rede mit dem jungen Mann von der Rezeption. Ich erzähle ihm, dass ich zu der Grillhütte am Ufer will. Er schaut mich groß an und taut plötzlich richtig auf. Ob ich denn Holz hätte. Nein, ich dachte, das gibt es vielleicht dort. Er schüttelt den Kopf. Es gibt hier keins, das wird alles geklaut. Und das Schlimme ist, dass sie dann das Holz der Bäume drumrum verfeuern. Es ist egal, dass das jemandem gehört. Und die Hütte selbst. Hamburg lässt grüßen, irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor.
          Er drückt mir ein paar Scheite in die Hand und zeigt mir den Weg. Ich nicke, ich habe ja eine Karte, den finde ich sofort. Ob ich denn das Feuer anbekommen würde, ja, ich habe ein Messer dabei. Ja, Würstchen habe ich auch. Die restlichen Scheite kann ich dort lassen, die müssen nicht zurück. Ich bedanke mich, das war sehr nett.

          Mein Fahrrad zeigt jetzt endgültig seine Outdooreignung, wobei die vordere Packtasche maßgeblich dazu beiträgt. Stilgerecht kommt das Holz in die vordere Halterung rein, und ich radele los. Ein größerer Trupp Damen kommt mir entgegen, anscheinend ist hier wieder Frauenturnen oder sonst eine Veranstaltung auf der Wiese und daher ist sicherlich auch das Restaurant mittags auf.








          Kaum sitze ich auf dem Rad, sind die trüben Gedanken verschwunden. Dabei ist es kalt und feucht und zwischendrin nieselt es.








          Teilweise ist der Weg recht schmal, aber in der Karte ist es auch ein Radweg.





          Unvermittelt steht ein Auto im Wald, das Nummernschild an einer Seite heruntergeklappt, und ich denke sofort an Räuber, Diebe und Mörder. Die Großstadt ist eben nicht weit. Ich hoffe, der Grund ist harmlos. Ein Citroen. Ich habe das Bedürfnis, jeden einzelnen Baum zu fotografieren. Feucht und moderig riecht der Wald.











          Blümchenfotos.





          An einer Stelle kommt man nahe an den See, und da man ja hier im Forum immer so gerne sein Fahrrad in Pose setzt, denke ich, das kann ich auch.





          Dann bin ich auch schon da.





          Es dauert lange, bis das Feuer brennt. Mit dem Opinel schneide ich Späne und nutze erst Prospektpapier und anschließend Klopapier. Aber alles ist feucht, die Witterung kriecht unmittelbar in alles Brennbare hinein. Immerhin habe ich die Streichhölzer der Wintertouren dabei, sonst ginge es gar nicht an. Zweimal geht es trotzdem fast aus, sobald ich ein dickeres Stück hinauflege, und so muss ich höllisch viel pusten. Dann brennt es endlich, und ich lege Saugwürstchen auf. Sie schmecken enttäuschend, die von R. waren erheblich besser. Es ist, als wäre kaum Fleischanteil dabei.





          Eine ältere Frau kommt auf mich zu und spricht mich an. Ich erkläre ihr, dass ich kein Finnisch spreche. So fängt sie an zu tanzen, atmet den Rauch des Feuers ein und tanzt herum. Das ist mein Leben, will sie sagen, der Duft von Rauch und Feuer. Wir lachen uns an.








          Eine Frau auf dem Fahrrad hält an. Sie spricht ein gutes Englisch. Vor über dreißig Jahren hat sie mal Englisch gelernt. Ich frage sie, ob es hier Menschen gibt, die Wildcampen und meine natürlich Outdoorer, wie mich. Sie nickt ernst: Sinti und Roma. Sie lagern hier im Wald. Sie schaut mich vorsichtig an. Flüchtlinge ist hier auch ein großes Thema. Es überwiegt die Angst. Bei mir um die Ecke wohnen 52 Nationen. Vielleicht bin ich das einfach gewohnt.





          Auch sie spricht mich auf das Feuer an und auf den Geruch. Sie wollte nie hier herkommen, erzählt sie, aber nun wohnt sie schon sechs Jahre hier und ist begeistert. Es ist so schön hier. Im Norden Finnlands sind die schönen Stellen privat. Hier ist die Natur für alle da. Das bestätigt meine Theorie, dass Outdoor vor allem stadtnah ist. Nur weil man keine Zäune sieht, heißt es nicht, die Natur sei für alle zur Benutzung frei. Eine Pilzsammlerin verschwindet im Wald.





          Ich frage sie, warum die Finnen nicht grüßen. Ich hätte oft gegrüßt, aber es kam nie etwas zurück. Ja, sagt sie, Finnen sind langsam. Bis sie merken, dass jemand gegrüßt hat, ist man mit dem Fahrrad schon längst vorbei. Wir lachen. Sie erzählt dann noch, derzeit würde eine Wanderin vermisst, möglicherweise hätte sie sich im Wald verirrt.





          Ich wandere an den glatten Steinen in Richtung Wasser.











          Anscheinend sind das Champignons?





          Und so sieht die Grillhütte von hinten aus.





          Ich schiebe den Hügel hinauf, dann nehme ich Abschied.





          Auf einem Platz sehe ich folgendes:





          Keine Ahnung, was das ist.





          Ich betrachte den Wald. Die Bäume. Im herbstlichen Regen der letzten Tage habe sie ihre Gestalt und ihre Farbe verändert. Ich versenke mich geistig in eine besonders schöne Stelle, da überholt mich ein MTB im Renntempo ganz knapp und schert im Millimeterabstand vor mir ein. Die Kieselsteinchen spritzen zur Seite. Ich erschrecke mich zu Tode. Versperr´ nicht den Weg, Du Schleicher, heißt das in Großstadtsprache. Die Stimmung ist dahin. Der Outdoorer oder besser: Der Naturgenießer als Störfaktor. Es lebe der Sport.

          Frustriert radele ich weiter und biege erst einmal falsch ab, weil ich denke, ich sei ganz woanders. Das Navi habe ich mit, aber keine Lust, es anzustellen. Mir ist nach Improvisation. Die Straße ist eine Sackgasse, die Halbinsel ist in privater Hand. In der Ferne zeigt sich kurz am Horizont ein zartrosa Band, doch ein Foto gelingt nicht.








          Ich fahre zurück. Ein kleiner Wanderweg taucht in den Wald ein. Für Fahrräder viel zu schmal.








          Ich komme an einem Sportplatz vorbei und lande an einem Schild.





          Ein nadelbedeckter Radweg führt an einer Straße entlang. Nur ein paar Spaziergänger sind zu sehen.











          Eine Karte steht am Wegesrand, es sieht aus, als sei die Halbinsel in Parzellen unterteilt. Ich radele einfach geradeaus.








          Bald darauf bin ich an einem Grillplatz und schiebe das Rad durch groben Sand.





          Und bin überrascht. Das Gras sieht aus wie Strandhafer und der Sand sind kleine Dünen.





          Es ist still und menschenleer und plötzlich werde ich ganz ruhig.








          Gräser leuchten.





          Vor den Füßen getrockneter Seetang.











          Unter meinen Füßen zeigt sich die Färbung von Schlickwatt und Muscheln gibt es auch.











          Einen langen Moment stehe ich hier, und es ist, als hätte jemand die Zeit angehalten. Der Wind weht mir um die Ohren, und ich bin ein Teil des Nichts. Als würde ich verschwinden. In der endlosen Weite von Inseln und See.

          Leute kommen, und ich ziehe mich zurück. Ein bulliger Mann läuft bis an die Wasserkante heran und breitet die Arme aus, als wolle er fliegen. Es scheint, als geht es ihm wie mir.











          In einem Gebäude ist ein Kiosk, und ich setze mich auf einen Stuhl und trinke einen heißen Kakao. Im Wald steht ein nackter Mann, und ich muss unwillkürlich lachen. In Finnland ist alles möglich, da war doch neulich so ein Spruch. Aber es ist ein harmloser Grund. Er zieht sich seinen Neoprenanzug an.





          Und ich versenke mich wieder in den Anblick von Wasser, Gräsern und Wald und das ist der Moment – nicht früher und nicht später – nein, genau das ist der Moment, wo mir plötzlich klar wird: Ich bin in Finnland angekommen.


          Als ich mich erhebe, überlege ich, ob ich noch ein Stück weiter laufe, aber ich weiß, das ist jetzt nicht mehr nötig. Ich bin am Ziel. Langsam radele ich zurück.





          Ein feines Geräusch und dann ein Plätschern. Meine Reserveflasche ist ans Zahnrad gekommen. Es ist bereits halb sechs.





          So radele ich an der Straße zurück. Vielleicht finde ich noch einen Supermarkt. In der Tat. Der Supermarkt liegt an einem windigen, abweisenden Gebäudekomplex. Warum lernen Stadtplaner nie dazu. Nach einem aufstrebenden Stadtteil sieht das hier nicht aus. Ich schließe das Fahrrad an, die Packtaschen lasse ich am Rad. Eine graue Passage. In einem kleinen Geschäft für muslimische Gewänder stehen Frauen, lachen und albern herum. Was für ein Kontrast zu dem schweigsamen Beton. An der Kasse steht ein Finne afrikanischer Herkunft. Wach und stolz wirkt er, und ich würde ihn gerne fragen, ob er studiert hat. Englisch spricht er auch.

          Der Zeltplatz ist wieder fast leer, nur die Schweizer mit dem Nammatj bleiben noch. Ich wasche noch die Radklamotten aus und hänge sie im Trockenraum auf. Damit ist nun alles frisch gewaschen. Und meine Baumwolljacke, die in den letzten Tagen eine Wäsche nötig gehabt hätte, riecht seit heute Mittag nach Grillfeuer und Holz. Ich checke mein Ticket und stelle fest, dass 17.00 Uhr nicht Boarding Time, sondern Abfahrt ist. Ich sollte also besser gegen 14.00 Uhr da sein. Gut, dass ich noch einmal geschaut habe.

          Bevor es dunkel ist, liege ich bereits im Schlafsack. Motorradgeräusche ertönen, und ich lüfte meine Schlafmaske. Zwei dicke Maschinen fahren auf den Rasen und leuchten mich direkt an. Dann sehen sie mich und und ich fühle, wie sie stutzen. Manchmal ist es doch praktisch, am Zelt ein paar Leuchtpunkte zu haben. So fahren sie weitrt nach hinten. Ihr Familienzelt hat unter den Bäumen neben mir keinen Platz. Ich gehe noch einmal zur Toilette und nehme das Smartphone mit, denn nur dort habe ich guten Empfang. Ich gebe Finnland, Streik und das morgige Datum ein. Die deutschsprachigen Infos sprechen von Eisenbahn und Flugzeug. Beruhigt schlafe ich ein.
          Oha.
          (Norddeutsche Panikattacke)

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          • maahinen
            Erfahren
            • 01.02.2014
            • 303
            • Privat

            • Meine Reisen

            #85
            AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

            Hei Torres,
            ja kiitos!!!
            Also danke für das Mitnehmen mal wieder. Du schreibst so schön und lebendig, und auch deine Bilder sind so toll. Ich kann beim Lesen den feuchten Wald und das Lagerfeuer richtig riechen.
            Mit deiner Literarturauswahl bin ich auch zufrieden.

            Eine Sache trotzdem.... Die Aussage von der Dame, dass im Norden alle schönen Plätze privat seien, irritiert mich. Meine Erfahrung ist genau das Gegenteil. Je weiter Richtung Norden/Nordosten man in Finnland reist, desto mehr wunderschöne ruhige, einsame Plätze findet man. Eigentlich auch logisch: 2/3 von Finnen leben in der nahen Einzugsgebiet von Helsinki, Tampere und Turku. Entsprechend ist da auch mehr im Privatbesitz. Würde ich so spontan behaupten...
            Also, die nächste Tour Richtung Nordosten?
            Wiederhole ich mich, wenn ich eins sage? Fängt mit K an...

            Liebe Grüße
            Maahinen
            Zuletzt geändert von maahinen; 24.10.2015, 12:27.

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            • Torres
              Freak

              Liebt das Forum
              • 16.08.2008
              • 30705
              • Privat

              • Meine Reisen

              #86
              AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

              Zitat von maahinen Beitrag anzeigen
              Wiederhole ich mich, wenn ich eins sage? Fängt mit K an...
              Hei maahinen,

              eins fängt aber mit y an . Meinst Du vielleicht kaksi oder kolme? Oder kiitos, kyllä, karhu, kala, katu, kaveri, keltainen? Ich komme einfach nicht drauf, was Du mit K meinst....

              Was die Dame angeht: Ich denke mal, ihr habt beide Recht. Im Norden ist es natürlich viel einsamer und man hat schöne Plätze für sich alleine. Schaut man sich aber mal die Karten an - ich habe eben mal die GT5 angeschaut, also die Gegend auf der Höhe von Oulo / Suomussalmi/Kuhmo -, so sehe ich, dass an vielen Seen die Wege von der Hauptstraße aus zu Häusern führen. Das hat sie vermutlich gemeint. Radwege gibt es kaum, schon gar nicht direkt am Ufer (wie z.B. in Tampere). Zwar sehe ich auch Nationalparks, Wanderwege, Shelter und Grillplätze, aber ich vermute, man muss da, wenn man nicht direkt daneben wohnt, mit dem Auto hinfahren. Außerdem dürfte es eines Aufwandes bedürfen, dort zu wandern. Ein Großteil der Infrastruktur scheint mir auch für Kanuten gedacht.

              Die Outdoorkarte von Helsinki/Espoo/Kauniainen/Sibbo zeigt dagegen unglaublich viele Gebiete am Wasser und im Wald zwischen den Zentren, die für die öffentliche Nutzung gedacht sind: Radwege, Wanderwege, Schwimmbäder, Vogelbeobachtungstürme, Schutzgebiete. Allein im Winter die Loipen: Das müssen ja zweistellige Kilometerzahlen sein. Man kommt von Leppävaara aus in den Nuuksion Nationalpark und oberhalb Espoos zurück nach Helsinki durchgehend auf Skiern. Trotz der teilweise extrem dichten Bebauung ist die Zahl der Freizeitmöglichkeiten in der Natur, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu erreichen sind, unglaublich groß. Die Inseln, die man mit dem Boot erreichen kann, sind da noch gar nicht dabei.
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • maahinen
                Erfahren
                • 01.02.2014
                • 303
                • Privat

                • Meine Reisen

                #87
                AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                Hei Torres, dein Finnisch ist ja richtig super!

                Ich denke auch, es hat beides was... Im Norden sind schöne einsame Plätze in Hülle und Fülle, aber es stimmt auch, dass die Wege dafür lang sein können.
                Helsinki hat wirklich erstaunliche Outdoormöglichkeiten. Meine Schwester arbeitete ein paar Jahre dort an der Uni - im Winter machte sie ihren Arbeitsweg oft mit den Skiern. In welcher Hauptstadt gibt es sonst sowas - ok, in Oslo, vielleicht auch Stockholm.

                Aber trotzdem, ich erwähne nochmals das K-Wort...

                Terveisin, Maahinen

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                  #88
                  AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                  18.09.2015. Vuossari. 12,6 km.

                  Es ist 4 Uhr, und ich bin hellwach. Mit der Fähre stimmt was nicht. Ich setze mich unvermittelt auf und reiße fast das Zelt um. Dafür ist es nicht hoch genug. Ich drehe mich samt Schlafsack zum Eingang. Die Fähre fährt nicht oder zu einer anderen Zeit. Ich weiß das genau. Im Nachhinein glaube ich, dass mein Unterbewusstsein gemerkt hat, dass die Metro nicht fährt. Der Boden wackelt nicht mehr, und es ist unglaublich still.

                  Der Streik. Was ist, wenn die Fähre viel früher fährt? Ich krame das Ticket heraus. Der Anruf aus Finnland. Verdammt. Die Nummer kenne ich doch. Das war nicht das Hotel, das war Finnlines. Mir ist lausig kalt im Schlafshirt, aber das Gehirn arbeitet wie ein Präzisionsuhrwerk. Ich mache das zweite Handy an. Wie war noch mal die Nummer der Auslandsmailbox? Gefunden. Eine Stimme auf deutsch: „Guten Tag, hier ist X von Finnlines. Es geht um Ihre Fahrt am 18.9. Ich habe wichtige Informationen für Sie. Bitte rufen Sie mich zurück“. Ich rufe die Nummer zurück. Service in Englisch. Öffnungszeiten von 9.00 bis irgendwas. 9.00 Uhr? Das sind noch fast 5 Stunden. Wieso war ich am Mittwoch nur so blöd. Ich hätte es doch noch einmal versuchen können. Auch Inarjoen Peter hatte gestern abend noch gesimst, das Schiff fährt nicht. Da hatte ich aber schon geschlafen und das Telefon war aus. Mein Verdacht bestätigt sich.

                  Ich lese unruhig ein paar Seiten meines Buches, so richtig konzentrieren kann ich mich aber nicht. Dann kommt mir eine Idee. Ich gehe auf die Toilette, da habe ich verlässlich Empfang. Website Finnlines. Die Fährfahrt von heute ist verschoben auf morgen früh um elf. Puh. Bin ich froh. Nach hinten verschoben ist zwar doof (ich hatte extra einen Puffertag eingeplant), aber leicht. Ich sah mich schon das Zelt zusammenwerfen und nach Vuossari rasen, so nach dem Motto: Sie haben noch eine Stunde Zeit, wir fahren um acht. Solche Aktionen sind meinem Leben nicht ganz fremd.

                  Plötzlich bin ich ganz entspannt. Ein Blick auf ods zeigt, dass sich auch ods des Themas angenommen hat, und ich schreibe gut gelaunt zurück. Immer noch auf dem Klo sitzend, natürlich. Bisschen unbequem, aber was tut man nicht alles für W-Lan. Passenderweise geht in diesem Moment zum xten Mal eine sms meines Telefonanbieters ein, ich hätte immer noch kein (kostenpflichtiges) Datenvolumen für Finnland gebucht, und ich könne doch.... Schnauze!

                  Ich verkrieche mich wieder in den warmen Schlafsack und lese weiter. Bald kommt die dramatischste Stelle des Buches. Es ist Winter, die Liebesgeschichte hatte sich nicht so entwickelt, wie die Heldin dachte, und eine der Hauptfiguren ist nun tot. Sie beschließt, zurück zu fahren. Eine Verfolgungsjagd durchgehender Rentiere auf Schnee und Eis beginnt, und ich kenne die Landschaft hier jetzt genug, um zu wissen, was das heißt, wenn man einen Schlitten nicht anhalten kann. Ich bin vor Spannung starr, als die Passage in dem Moment gipfelt, bei dem die Heldin Liebe, Hoffnung, Vertrauen und fast ihr Leben verliert. Ich gehe völlig in dem Buch auf, rieche den Schnee und höre das Stampfen der Tiere, meine Augen jagen wie im Rausch über die Zeilen.

                  Dann ist es endlich neun und ich rufe die deutschsprachige Stimme an. Ihr Ton ist etwas vorwurfsvoll (eine e-mail geschrieben hatte sie auch, wie ich zu Hause sehe), ja ich weiß, ich hätte zurückrufen können, aber ich bin im Urlaub. Das sage ich allerdings nicht, sondern entschuldige mich. Sie macht ja nur ihren Job und mich nervt das on the job natürlich auch, wenn die Leute nicht rangehen. Dass das Schiff erst morgen fährt, weiß ich schon. „Kein Problem“, sage ich, „ich bin in Helsinki-Rastila, dann stehe ich eben morgen sehr früh auf“. „Wenn sie morgen nicht anreisen müssen, sondern schon in Helsinki sind, können Sie auch heute abend einchecken, wenn sie wollen.“ sagt sie. Um 19.00 Uhr. Wie? Was? Heute abend? Ich stehe auf dem Schlauch. „Ja, wenn sie schon in Helsinki sind, können Sie auch heute abend einchecken und an Bord in Ihrer Kabine schlafen.“
                  Hätte sie vor mir gestanden, wäre ich ihr um den Hals gefallen. Kreuzfahrt, denke ich: Toll! „Das ist ja super“, sage ich, „dann muss ich morgen nicht das nasse Zelt einpacken. Danke schön. Wie ich mich freue!“ Wahrscheinlich hält sie mich für bescheuert. Vielleicht kennt sie aber auch den Begriff „nasses Zelt“ nicht. Wie gut sie deutsch spricht, weiß ich natürlich nicht. Es gibt heute eine Abendsuppe und morgen ein kleines Frühstück als Entschädigung. Ich bedanke mich noch mal überschwänglich mit überglücklicher Stimme.

                  Und bin völlig elektrisiert. Sofort baue ich das Zelt ab. Noch regnet es nicht. Maahinen hatte auf ods allerdings Weltuntergangswetter angekündigt. Unterschätzen will ich das nicht. Auch die Familienzeltgruppe aus Uruguay und die Motorradfahrer packen.





                  Das Fahrrad wird geholt und schnell bestückt. Jeder Handgriff sitzt. Wieder einmal bin ich froh über das flexible Backpackingsystem. Das Zelt kommt in den Wäschetrockenraum. Ich muss es unbedingt nähen, ich habe es schlecht behandelt, aber Ersatz gibt es auf dem Markt nicht mehr.





                  Das Fahrrad stelle ich in der offenen Küche unter. Ich stellte einen Topf mit Bulgur auf den Kocher und dann fängt es zu stürmen und zu gießen an. Instinkt ist alles. Hier der Blick übrigens auf die Tischgruppe mit Abzug, aus der ich am ersten Tag flüchten musste.








                  Gegen 12 Uhr ist der Starkregen vorbei, und das Zelt trocken verpackt. Ich starte. Ursprünglich wollte ich noch einmal unten herum fahren, an der Küste entlang, aber ich möchte die Magie des gestrigen Tages nicht zerstören. So lockt mich der obere Radweg, eine braun gestrichelte Linie eines nationalen Radwegs. Weit ist das alles nicht, Vuossari ist gerade mal 3 oder 4 km entfernt, ich könnte also auch größere Runden fahren, aber auf Experimente habe ich keine Lust mehr. Diesmal mache ich auch das Navi an, eine gute Idee, sonst hätte ich mich mehrfach verfahren.
                  Ich gebe die Schlüsselkarte an der Rezeption ab. Ein finnisches Ehepaar hat gerade ein großes 120.000 Euro Wohnmobil verlassen und checkt ein. Sie in fluffigen rosa Puschen, er in eleganteren grauen Puschen. Anscheinend kann man so Auto fahren.

                  Ich wende mich in Richtung Strand und das erste Mal fällt mir ganz bewusst auf, dass heute nicht der Boden gezittert hat. Die Metro fährt nicht. Ach das gewohnt klappernde Geräusch auf der Brücke ist verstummt. Das Wasser ist still und ruhig. Herbstfarben haben sich durchgesetzt.








                  Es riecht nach Feuchtigkeit und die Tropfen rieseln von den Bäumen. Dicke Hagebutten trennen Gärten ab. Die Bucht. In der Ferne ein schmaler Streifen hellen Lichts. Das Schilf am anderen Ufer leuchtet im herbstlichen Glanz. Ein paar Jogger sind unterwegs und Spaziergänger mit Hunden. Die Siedlung ist nicht weit. Wie gestern sind es fast nur Frauen. Zwei davon auch mit Rad.











                  Am Ort sehe ich, dass der Radweg nicht weiter geht. Schilder weisen auf eine Baustelle hin. Fällarbeiten. Der Radweg ist gesperrt. So fahre ich erst einmal weiter. Eine Frau kommt aus einer Seitenstraße und ruft mir etwas zu. Ich verstehe sie nicht, frage aber auch nicht nach. Noch einmal weiter, das Navi immer im Blick. Wieder kommt eine Seitenstraße, wieder Flatterband in der Ferne.





                  Ich zögere und will auf der Landstraße weiterfahren, da biegt hinter mir ein Kreischmofa mit hoher Geschwindigkeit in die Straße ein und verschwindet auf einem der Waldwege. Soviel Glück darf man nicht verschwenden, und ich folge ihm, um mir die Sache von Nahem anzuschauen. Tatsächlich spannt das Flatterband nur einen hinteren Bereich am Wald ab. Der Radweg rechts in meine Richtung ist frei. Und wieder dieses Rot, ein Blick zurück.








                  Gärten säumen den Radweg, aber die bunte Pracht an den ersten Tagen der Reise entfalten sie nicht mehr. Hell leuchtet gelb.





                  Ich lasse mir Zeit, ein Jogger überholt mich. Er läuft merkwürdig krumm. Vielleicht ein Unfall. Neben mir ein kleiner Fluss und es ist, als sähe ich das alles hier zum ersten Mal. Die Strecke ist mir natürlich unbekannt, aber ich meine die Bäume, die Vegetation. Sie scheint wie ein Geschenk, das zu bewahren lohnt.








                  Wieder beginnt es zu regnen, und ich ziehe den müffelnden Poncho an, das einzige Kleidungsstück außer der Jacke, das nicht gewaschen wurde. Schweiß und nasses, verrottendes Pflanzenmaterial aus der Apsis haben ein gewöhnungsbedürftiges Mikroklima erzeugt, das für einige Momente das Naturerleben stört. Ich stelle mich unter einem Baum unter und betrachte das stille Wasser, aber der Wind fegt die Tropfen unter den Bäumen zu mir hin. Ein junger Mann radelt gemächlich an mir vorbei, und ich fahre weiter. Nass werde ich sowieso. Bäume rechts vom Weg.











                  Ich muss die Straße kreuzen, und das Auto hält an und lässst mich hinüber. Es ist wenig Verkehr heute, im Gegensatz zu sonst. Der Streik hat Finnland im Griff. Die Brille gehört mir nicht.








                  Es regnet wieder stärker, und ich bin jetzt in einem Nadelwald. Hier stehen die Bäume dichter. Ich lehne mein Fahrrad an und verschwinde regengeschützt in den Wald. Die ersten Pilze sind schon da.











                  Die Strecke ist schön und alles Typische ist da: Bäume. Steine. Moose. Eine Sitzgelegenheit lockt, aber die erste steht im Kanal der Strommasten und schaut auf Häuser, und die zweite ist verdeckt um Wald, da komme ich nicht hin mit dem Fahrrad.

                  Ein Schild. Ich werde insgesamt drei Mal an der Stelle vorbei fahren. Das weiß ich aber da noch nicht.





                  Die Strecke bleibt so schön. Es scheint, als würde der Wald zum Abschied extra leuchten. Für einen kurzen Moment reißt sogar der Himmel auf.

















                  Der Wald wird wieder bunter. Überall schimmern rostrote Töne durch. Der Ahorn. Der Farn. Wieviele Farben von grün gibt es? Ich kann sie nicht zählen. Birkenblätter leuchten im Wind, als wären es kleine Fische, die herumspielen und zittern.








                  Bald ist der Weg zu Ende und Enttäuschung macht sich breit. Auf der Karte sehe ich eine weitere Möglichkeit. So fahre ich zurück und biege an besagtem Schild in eine andere Richtung ab. Wieder ein kleiner Tümpel, schlecht zu fotografieren. Ein verfallenes Haus.





                  Und jäh ein Aufwachen aus dem Traum. Man darf sich nicht blenden lassen. Hinter allem Schönen kann auch das Grauen verborgen sein. Ich denke an mein Buch.








                  Die Landschaft öffnet sich und nun kommt tatsächlich die Sonne heraus. Eine Eisenbahnbrücke und hier geht es rechts ab. Kurz darauf stehe ich vor dem verschlossenen Gittertor eines Stellwerks. Ein Mann sieht mich, aber beachtet mich nicht. Ich fahre zurück das Stück wieder zurück und nehme die Fußgängerbrücke.








                  Ein Hochsitz - oder ist es ein Aussichtsturm? Ein Auto parkt davor und in der Nähe des Sees sehe ich einen Lieferwagen parken. Da lasse ich das Rad dann lieber nicht alleine stehen, was völlig irrational ist. An einer Kreuzung halte ich. Die Sonne lächelt, und mir präsentiert sich noch einmal die Natur meiner Reise: Bäume, Felder, Steine und versteckt im Schilf ein See. Ich halte inne. Das nächste Mal sollte ich mir mehr Zeit lassen.








                  Ich verspüre den Impuls, weiterzufahren, aber auf diesem Weg käme ich in den Norden und müsste den gleichen Weg wieder zurück. So wende ich und versuche, den eingezeichneten Pfad doch noch zu finden, so alt ist die Karte doch nicht. Anscheinend geht er unter der Eisenbahnbrücke durch. Ich tauche in einen steilen Fußpfad ein und wage nun doch Experimente.








                  Doch nachdem ich unter der Brücke durchgewandert bin, verliert sich der Pfad. Ich sehe umgestürzte Bäume. Das ist mit Fahrrad nun doch nicht so prall und ich wende. Ich denke an den Typen, der in Kanada seine Packbeutel bei so einer Aktion verloren haben will und sechs Tage in der „Wildnis“ ohne Fertignahrung leben musste. Nicht auszudenken, ich verlöre die Packtaschen und würde nun hier in der finnischen Wildnis mich von Beeren ernähren müssen. Schlimm, schlimm.





                  Als ich das Rad wieder die kleine Erhebung zum Weg zurückschiebe, muss ich aufpassen, dass ich mir nicht die Haxen breche. Der Weg ist rutschig, Tritte gibt es nicht und das Rad ist schwer. Ich denke an den Balanceakt des Schaffners in Seinäjoki. Das hier ist so ähnlich. Aber ich will, und so geht es.
                  Ich radele nun den Weg zurück und bin bald an der Straße. Ein Nebenradweg, dann ein Wohngebiet und der Golfclub. Ich brauche keine Karte, ich weiß, wo ich bin. Einen Moment überlege ich, noch einmal ans Wasser zu fahren. Nein, es war schön hier. Es ist genug.

                  Im Hansaterminal gibt es Mittagstisch. Aber nur bis halb drei. Der junge Mann am Tresen mustert mich abweisend. Das sind 20 Minuten, das kriege ich hin. Ich verschlinge Kartoffelauflauf mit Gemüse und Salat. Und zum Schluss noch den perfekten Vanillequark. Danke, das war sehr lecker. Um 14.30 Uhr bin ich wieder draußen. Der Wind hat in der Zeit unangenehm aufgefrischt. Über die Straße peitschen die Böen. Maahinen hatte mit der Prognose Recht. Schön, dass ich vernünftig war. Besser ist bei diesem Wetter ein geschütztes Plätzchen. Zwei Reiseräder standen schon beim Essen an den Pfeilern vor der Eingangstür. Nun treffen wir uns im Warteraum. Wir kommen ins Gespräch. Es sind Hamburger. Sie waren im Baltikum und wussten nichts vom Streik. Sie standen heute Mittag vor verschlossener Tür. Der Mann ist ziemlich wütend. Um 3 Uhr kommen wir am Sonntag erst in Hamburg an. Und am Montag muss man schon wieder arbeiten. Ob er wohl in einer Gewerkschaft ist? Er wäre der Typ dafür. Den Grund, warum die Fähre nicht fährt, erfahre ich nun auch. Die Hafenarbeiter. Sie streiken.


                  Gemeinsam warten wir fünf Stunden lang. Mein Helm flattert am Fahrrad im Wind. Manchmal denke ich, das Fahrrad fällt bald um, aber der Pfeiler schützt es, er ist sehr dick. Ein etwas verpeilt aussehender Reiseleiter taucht auf. In seinem Bus sitzen 35 Leute. Ältere Leute, wie sich zeigen wird. Belgier. Tapfer, so lange an der Schranke zu stehen. Seine Hoffnung, er könne eher einchecken erfüllt sich nicht. Immerhin kann er den Papierkram erledigen. Für uns gilt das nicht. Unsere Abfertigung ist an der Schranke.

                  Um 19.00 Uhr macht der Schalter an den Fahrspuren auf, und der Busfahrer ist nett und lässt uns vor. Es nieselt etwas und es weht ein rauer Wind. Das Reiseradlerpaar gibt seine Pässe ab und fährt weiter, danach bin ich dran. Ich frage, ob die Kabine heute mit zwei Personen belegt ist und es dauert, bis der Computer reagiert. „Der Bus wartet“, sage ich beschämt, weil es so lange dauert und erhalte von dem jungen Finnen auf Deutsch ein trockenes: „Heute müssen alle warten.“ Da der Bus ja bereits abgefertigt ist, schiebe ich das Rad schnell hinter das Häuschen und lasse ihn vorbei. Der Busfahrer bedankt sich sehr. Das Auto hinter ihm will aufschließen, sieht mich dann aber doch und lacht. Nein, ich habe die Kabine heute für mich allein.

                  Ich fahre vor zu Gate 2. Hinter uns sind gerade mal 9 Autos. Die Fähre scheint fast leer zu sein. Morgen kommen allerdings noch viele LKW hinzu, das weiß ich jetzt natürlich noch nicht.
                  Das Führfahrzeug mit dem jungen Mann fährt los und ein paar Mal reißt mich der Wind fast vom Rad. Ich halte. Das sind mehr als 30 km/h Wind. Was ja nicht schlimm wäre, gabe es nicht unvermittelt diese blöden Böen. Der Asphalt leuchtet vom Regen, und ich sehe wieder überall Glatteis. Was ein Gehirn doch so zu speichern vermag. Eine unheimliche Stille an dem sonst so geschäftigen Port. Keine Arbeiter zu sehen. Leere überall. Kein Blinken. Keine LKW. Ein Geisterhafen. Gespenstisch.

                  Die Rampe. Bergauf. Der Wind drückt, aber ich habe Ehrgeiz. Neun Autos sind hinter mir. Locker und mühelos kurbele ich die Rampe hinauf. Die zweite Rampe mit den dicken Querrillen werde ich wieder hochschieben. Mit meinen Reifen gefällt mir das nicht.
                  Ein Rentner fuchtelt mit dem Fotoapparat herum. Darf er ein Foto machen? Soll er machen. Ich kann mich um ihn nicht kümmern. Ich muss jetzt erstmal entladen. Aber er traut sich nicht. Auf dem Gang werde ich mehrfach angesprochen: Sie gehören doch zu den Radlern. Das war so toll, wie Sie da hochgefahren sind. Wir wollten schon einen Film drehen. Ach, das geht doch runter wie Öl, manchmal bin ich dann doch ein klitzekleinesbisschen eitel.





                  Die belgischen Rentner (Wallonen) verbreiten gute Laune mit französischem Charme. Was für ein Kontrast zu den sauertöpfischen Deutschen auf dem Campingplatz. Jeder, wie er es kann. Es gibt Kartoffelsuppe mit Wurst und Brot und Käse, dann gehe ich zu Bett. Allerdings fällt mir das Einschlafen schwer. Das Schiff bewegt sich nicht. Ein Schiff, das nicht schwankt, bedeutet, es stimmt etwas nicht. Einen Moment vermisse ich mein Zelt. Aber die Ruhe ist nett.
                  Zuletzt geändert von Torres; 26.10.2015, 20:39.
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                    #89
                    AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                    19.09.2015. Abreise.

                    Am Morgen kommen weitere Gäste und viele LKW treffen ein. Die Fähre aus Travemünde läuft ein, sie fährt nach Plan und verlässt Helsinki heute nachmittag um 17.00 Uhr.

                    Das Schiff legt ab und immer noch drückt der starke böige Wind. Aber ich möchte Abschied nehmen. Bei Tageslicht habe ich die Abfahrt ja nie gesehen.











                    Wie kleine verstreute Perlen liegen die Schären in der weißgekronten Gischt. In der Ferne eine Regatta.

















                    Drei Schwäne, das Foto ist für alle, die kenne, ich hoffe, sie bringen Euch Glück.





                    Mit Wehmut sucht mein Blick die Wälder an der Bucht. Dahinten bin ich schon geradelt, aber vom Wasser aus erkennt man es nicht.


























                    Auf dem Deck wird es zunehmend gefährlich. Immer wieder verlasse ich den Windschutz und laufe vorsichtig von einem Deck zum anderen. Einmal falle ich fast um. Und rette mich an die Wand. Die Kamera fällt mir dabei aus der Hand. Wie gut, dass sie mit einem Karabiner gesichert ist. Im Bordfernsehen erfahre ich später, dass vorne auf dem Deck 30 m/s Wind sind (ca. 110km/h). Und ohne Fahrtwind bläst der Wind hier draußen immerhin zwischen 17 und 19 m/s (ca. 60 km/h).












                    Noch einmal taucht Helsinki am Horizont auf, und es erscheint unglaublich weit weg.





                    So verlasse ich dieses Land, das mir so nah ist und doch so fremd. Ich denke an Jean Sibelius und seine bekannteste Komposition. Schwermütige Streicher und Bläser. Die Erfahrung der Unterdrückung findet heute ihre Entsprechung in der Undurchdringlichkeit des Waldes, und der Abhängigkeit des Menschen angesichts eines unbeherrschbaren, erdrückenden Schicksals. Es folgen die leichten Klänge des Aufbruchs, die sich im Frühjahr und Sommer in der Kraft und Verspieltheit des Wassers und dem Rauschen der Blätter im Wald zeigen. Und über allem steht das Licht der Freiheit, strahlend, wie ein schützendes Dach. Dieses Bild ist ein Symbol dafür.





                    Es dauerte mehr als vierzig Jahre, erst dann kam Koskienniemis Text hinzu.



                    (INFO: Bitte kein Bildmaterial einfügen, das die Rechte Dritter verletzt. d.h. i.d.R. keine Musikvideos, TV-Serien etc. )


                    Ob ich wiederkommen werde? In Finnland ist alles möglich!
                    Zuletzt geändert von Torres; 19.12.2015, 12:03.
                    Oha.
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                    • Mika Hautamaeki
                      Alter Hase
                      • 30.05.2007
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                      #90
                      AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                      Vielen Dank nochmal für den Bericht. Hat einige erinnerungen geweckt.
                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                      A. v. Humboldt.

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                      • blauloke

                        Lebt im Forum
                        • 22.08.2008
                        • 8354
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                        AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                        Hallo Torres, nun habe ich deinen Reisebericht fertig gelesen.

                        Wie immer sehr lebendig geschrieben und ich beneide dich um deinen Blick für die kleinen Details unterwegs. Ich sehe immer nur die gesamte Landschaft.
                        In #65 sind deine Bilder und die kurzen Texte dazu schon Poesie. Schöner kann man einen Tagesanbruch nicht beschreiben.

                        Nur in der Wahl deines Transportmittels hast du stark nach gelassen. Eigentlich hatte ich eine Steigerung an ungewöhnlichen Fahrzeugen erwartet.
                        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                        • Torres
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                          • 16.08.2008
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                          #92
                          AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                          Herzlichen Dank, blauloke. Dein Lob freut mich sehr.

                          Nur in der Wahl deines Transportmittels hast du stark nach gelassen. Eigentlich hatte ich eine Steigerung an ungewöhnlichen Fahrzeugen erwartet.
                          Ich bin mir dessen bewusst und schäme mich dafür. Aber mir fällt im Moment einfach nichts mehr ein. Ich sehe es schon kommen: Wenn das so weitergeht, fange ich noch an zu wandern.






                          Sehr beeindruckend war übrigens auch das Einlaufen in Travemünde. Normalerweise kommt das Schiff spätabends gegen 21.00 Uhr an. Im Winter ist es da längst dunkel. Diesmal lief es gegen 15.00 Uhr ein, und es war unglaublich. Es war ja warm, und viele Einheimische und Touristen waren unterwegs. Sie standen am Ufer oder saßen auf Ausflugsbooten und viele von ihnen winkten uns zu. Ein paar Schiffe hupten. Dazu das Spiel der Wolken und der Sonne. Als das Schiff wendete, hatte man zudem einen Blick über die gesamte Bucht. Normalerweise steht man ja unten als Zuschauer am Rande, aber diesmal war ich mitten im Geschehen, auf dem Oberdeck. So etwas vergisst man nie.



                          Der Strand.





                          Die Travemündung.





                          Die Passat.





                          Segler in der Lübecker Bucht. Das Hotel Maritim ist immer noch nicht schön, aber mit zunehmendem Alter mag man es sich auch nicht mehr wegdenken. Man beachte den alten Leuchtturm.





                          Das Spiel der Sonne und der Wolken.





                          Bye, bye Helsinki. Bye, bye Finnland.


                          Zuletzt geändert von Torres; 19.12.2015, 12:04.
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • Rainer Duesmann
                            Fuchs
                            • 31.12.2005
                            • 1642
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                            • Meine Reisen

                            #93
                            AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                            Danke.
                            radioRAW - Der gesellige Fotopodcast

                            Kommentar


                            • Ditschi
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 20.07.2009
                              • 12362
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #94
                              AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                              Ja, danke. Nicht nur dieser schöne Finnland- Bericht hat uns bewogen, daß wir uns diesem Land einmal zuwenden. Aber er hat wesentlich dazu beigetragen. Im Herbst planen wir Zelten mit dem ScoutDog und Angeln auf den Åland-Inseln. Zurück vielleicht um den Bottnischen Meerbusen ? Jetzt im Februar fliegen wir für einen Kurzurlaub nach Helsinki. Städteurlaub im Hotel mit Besichtigung der Sehenswürdigkeiten und hoffentlich etwas Schnee.
                              Ditschi
                              Zuletzt geändert von Ditschi; 20.12.2015, 12:26. Grund: Man entdeckt immer wieder Schreibfehler

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                              • Pielinen
                                Fuchs
                                • 29.08.2009
                                • 1348
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #95
                                AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                                Ich habe als Kind immer meine Sommerferien bei meinen Großeltern in Helsinki-Pakila verbracht.
                                Viele Bilder und gerade die Hafeneinfahrt in Travemünde sind mir noch total präsent.
                                Vielen Dank

                                Und nächsten Sommer gehts wieder dorthin, allerdings eher Familienurlaub - Ferienhaus am See....

                                (Und nach Kanada, so mein Chef mitspielt: Bonnet Plume River)
                                Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                                • berlinbyebye
                                  Fuchs
                                  • 30.05.2009
                                  • 1197
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #96
                                  AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia

                                  Immer wieder schön, Torres.
                                  Viele lesenswerte Geschichtchen statt der üblichen Weg-, Wetter- und Materialbeschreibungen. Ich wusste, dass du Weihnachten fertig wirst.

                                  Grüße und schöne Weihnachten "dahemm".

                                  bbb

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