AW: [FI] In Finnland ist alles möglich - Radwandern auf der Via Finlandia
30.09.2015 Auf dem Schiff
Ruhetag. Ich habe viel gearbeitet in letzter Zeit und bin völlig ausgelaugt. Lange hatte ich überlegt, wo ich hinfahren soll. Balkan? Estland und Lettland? Der Funke zündet nicht. Ein Land, wo man gut schlafen kann. Vielleicht bleibe ich zu Hause. Campen an der Nordsee? Auch irgendwie blöd. Einfache Anreise. Bloß keinen Stress. Und keine Gewalttour wie letztes Jahr in England.
Und eines Morgens wache ich auf und denke: Warum nicht Finnland? Hüpf, macht mein Herz. Zwei Wochen ist das her. Der Zustand bleibt stabil. Ich buche die Fähre.
Es ist eine Stunde später als in Deutschland. Finnish Time auf dem Schiff. Das Cello und ich stellen die Uhren um. Dann machen uns auf zum Morgenbrunch. Das Cello wird dort sitzen bleiben, um sich bis Mittag satt zu essen. Studenten müssen sparen. Ich lege mich wieder hin und schlafe.
Das Cello kommt und sucht in den Koffern ein Kleidungsstück. Ich filme das mit des Cellos Smartphone. Das Video wird einsame Klasse, wie ich finde, auch wenn das Cello überlegt, ob man dieses Chaos den Eltern zeigen kann. Das Video endet mit den Worten „Schxxe. - Schxxe.“ Ich bin stolz auf die gelungene Dramaturgie. Immerhin geht der größere Koffer entgegen meiner Wetten wieder zu.
Das Cello hat eine Erasmusstudentin im gleichen Alter aus Deutschland kennengelernt, die finnisch studiert, wenn auch nicht in Helsinki. Beide tauschen sich aus, essen am Abend zusammen, und ich habe das Zimmer für mich. Ich bastele an meiner Route.
Eine Woche zuvor hatte ich das Outdoor-Wunderland besucht, denn ich brauchte eine neue GT1 Karte. Meine hatte ich bekanntlich in der Nähe von Turku verloren, als ich meinte, mit dem Klapprodel durch Finnlands Wälder ziehen zu müssen. Eine neue Karte hatte ich mir nicht besorgt, wozu, das reicht ja auch später. Dachte ich. Böser Fehler. Unverzeihlich. Blöd. Idiotisch. Die Karte gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es nun eine GT Karte. 1:25.000 statt 1:20.000 und Informationen über die Shelter fehlen. Eine Karte für Augenkranke, denn man kann darauf kaum die Details sehen. Schon gar nicht auf dem Fahrrad. Der Maßstab ist zu klein. Die Kartenherstellung von fünf Karten für Finnland lohnt sich vermutlich nicht mehr.
Immerhin: Bei der hektischen Suche nach der GT1 Karte in den Kartenboxen war mir ein vergilbtes Exemplar der Broschüre „Via Finlandia“ in die Hand gefallen. So eine Art bikeline. Ich hatte sie erworben. Vielleicht ist das ja was. Daran halten muss ich mich ja nicht. Im Internet sehe ich, dass German Tourist die Strecke mal gefahren ist. Es klang nicht besonders begeistert. Sonst sind Informationen rar. Einen Track davon gibt es nicht.
Den Versuch, die Karten des Heftes in die GT Karte zu übertragen, hatte ich vor ein paar Tagen genervt aufgegeben. Im dichtbesiedelten Finnland benötigt es Details. Also reiße ich aus dem Heft ein paar Seiten raus und entdecke, dass die Via Finlandia Campingplätze mit einbezieht. Das klingt doch nett. Ich muss mich schonen, eine Infrastruktur kann nicht schaden. Ich habe zwar Essen für ca. 5 Tage mit (auf Tour esse ich immer sehr wenig), aber ich könnte mich also auch in die Büsche schlagen, wenn ich will. Ob ich das will, weiß ich noch nicht. Ist ja anscheinend kein Winter. Laut Wetterapp.
Der nächste Platz ist in Järvenpää, da habe ich doch mal ein erstes Ziel. Sibelius hat dort gelebt, vielleicht gibt es was zu schauen. Die Helsinkikarte (Ulkoilukartta), die ich damals bei meiner Winterradtour am Camping Rastila geschenkt bekommen hatte, und mich zu dem Satz:
inspiriert hatte, um von Fjaellraev daraufhin die Antwort zu bekommen:
zeigt mir eine Abkürzung. Ich müsste nicht durch die Stadt fahren, wenn ich nicht will. Mal schauen, wie ich morgen gelaunt bin. Die Topo, die mir Inarijoen Peter geschenkt hatte, hatte ich übrigens trotz intensivsten Suchens nicht mehr gefunden. Es muss auch ohne gehen. Die erfolgreiche Planung des morgigen Tages beglückt mich. Das Cello kommt kurz vorbei, schwärmt vom Sonnenuntergang, und ich gehe ein wenig nach draußen.
Dann zappe ich durch das Fernsehprogramm und schaue kurz ein Lied bei Starsearch, aber befriedigend ist das nicht. Im Lesezimmer, wo man ausgelesene Bücher lassen kann, finde ich einen Krimi, den leihe ich mir aus. An der Bar erwerbe ich ein Sandwich aus finnischen Roggenbrötchen zum Abendbrot. Das reicht mir, das Teil macht satt.
Gegen 22.00 Uhr schaut das Cello hektisch rein und sucht irgendwelche Sachen. Dann entschwindet es wieder und murmelt etwas von russischen Bekanntschaften der Bekanntschaft. Ich fliege über die Krimiseiten und tatsächlich lese ich den Krimi bis 1.00 Uhr zu Ende. Das zweite Buch nehme ich mit. Gewichtsausgleich für die Tasche mit dem Schlafsack. Ich habe Ohrstöpsel und eine bei der dm-Drogerie erworbene Schlafmaske dabei – inklusive Entspannungsgel, das hatte ich allerdings gleich entsorgt. Die Schlafmaske ist nicht nur UL, sondern entpuppt sich als eine der Top 10 wichtigsten Errungenschaften für Outdoorers, wie sich noch zeigen wird. Ich schlafe sofort ein. Es wird trotzdem eine kurze Nacht.
30.09.2015 Auf dem Schiff
Ruhetag. Ich habe viel gearbeitet in letzter Zeit und bin völlig ausgelaugt. Lange hatte ich überlegt, wo ich hinfahren soll. Balkan? Estland und Lettland? Der Funke zündet nicht. Ein Land, wo man gut schlafen kann. Vielleicht bleibe ich zu Hause. Campen an der Nordsee? Auch irgendwie blöd. Einfache Anreise. Bloß keinen Stress. Und keine Gewalttour wie letztes Jahr in England.
Und eines Morgens wache ich auf und denke: Warum nicht Finnland? Hüpf, macht mein Herz. Zwei Wochen ist das her. Der Zustand bleibt stabil. Ich buche die Fähre.
Es ist eine Stunde später als in Deutschland. Finnish Time auf dem Schiff. Das Cello und ich stellen die Uhren um. Dann machen uns auf zum Morgenbrunch. Das Cello wird dort sitzen bleiben, um sich bis Mittag satt zu essen. Studenten müssen sparen. Ich lege mich wieder hin und schlafe.
Das Cello kommt und sucht in den Koffern ein Kleidungsstück. Ich filme das mit des Cellos Smartphone. Das Video wird einsame Klasse, wie ich finde, auch wenn das Cello überlegt, ob man dieses Chaos den Eltern zeigen kann. Das Video endet mit den Worten „Schxxe. - Schxxe.“ Ich bin stolz auf die gelungene Dramaturgie. Immerhin geht der größere Koffer entgegen meiner Wetten wieder zu.
Das Cello hat eine Erasmusstudentin im gleichen Alter aus Deutschland kennengelernt, die finnisch studiert, wenn auch nicht in Helsinki. Beide tauschen sich aus, essen am Abend zusammen, und ich habe das Zimmer für mich. Ich bastele an meiner Route.
Eine Woche zuvor hatte ich das Outdoor-Wunderland besucht, denn ich brauchte eine neue GT1 Karte. Meine hatte ich bekanntlich in der Nähe von Turku verloren, als ich meinte, mit dem Klapprodel durch Finnlands Wälder ziehen zu müssen. Eine neue Karte hatte ich mir nicht besorgt, wozu, das reicht ja auch später. Dachte ich. Böser Fehler. Unverzeihlich. Blöd. Idiotisch. Die Karte gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es nun eine GT Karte. 1:25.000 statt 1:20.000 und Informationen über die Shelter fehlen. Eine Karte für Augenkranke, denn man kann darauf kaum die Details sehen. Schon gar nicht auf dem Fahrrad. Der Maßstab ist zu klein. Die Kartenherstellung von fünf Karten für Finnland lohnt sich vermutlich nicht mehr.
Immerhin: Bei der hektischen Suche nach der GT1 Karte in den Kartenboxen war mir ein vergilbtes Exemplar der Broschüre „Via Finlandia“ in die Hand gefallen. So eine Art bikeline. Ich hatte sie erworben. Vielleicht ist das ja was. Daran halten muss ich mich ja nicht. Im Internet sehe ich, dass German Tourist die Strecke mal gefahren ist. Es klang nicht besonders begeistert. Sonst sind Informationen rar. Einen Track davon gibt es nicht.
Den Versuch, die Karten des Heftes in die GT Karte zu übertragen, hatte ich vor ein paar Tagen genervt aufgegeben. Im dichtbesiedelten Finnland benötigt es Details. Also reiße ich aus dem Heft ein paar Seiten raus und entdecke, dass die Via Finlandia Campingplätze mit einbezieht. Das klingt doch nett. Ich muss mich schonen, eine Infrastruktur kann nicht schaden. Ich habe zwar Essen für ca. 5 Tage mit (auf Tour esse ich immer sehr wenig), aber ich könnte mich also auch in die Büsche schlagen, wenn ich will. Ob ich das will, weiß ich noch nicht. Ist ja anscheinend kein Winter. Laut Wetterapp.
Der nächste Platz ist in Järvenpää, da habe ich doch mal ein erstes Ziel. Sibelius hat dort gelebt, vielleicht gibt es was zu schauen. Die Helsinkikarte (Ulkoilukartta), die ich damals bei meiner Winterradtour am Camping Rastila geschenkt bekommen hatte, und mich zu dem Satz:
Zitat von Torres
Wie schaffe ich es eigentlich immer, kurz vor der Abreise die Karten zu finden, die ich vor der Anreise gebraucht hätte? Das Leben könnte so einfach sein.
Wie schaffe ich es eigentlich immer, kurz vor der Abreise die Karten zu finden, die ich vor der Anreise gebraucht hätte? Das Leben könnte so einfach sein.
Zitat von Fjaellraev
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Dann zappe ich durch das Fernsehprogramm und schaue kurz ein Lied bei Starsearch, aber befriedigend ist das nicht. Im Lesezimmer, wo man ausgelesene Bücher lassen kann, finde ich einen Krimi, den leihe ich mir aus. An der Bar erwerbe ich ein Sandwich aus finnischen Roggenbrötchen zum Abendbrot. Das reicht mir, das Teil macht satt.
Gegen 22.00 Uhr schaut das Cello hektisch rein und sucht irgendwelche Sachen. Dann entschwindet es wieder und murmelt etwas von russischen Bekanntschaften der Bekanntschaft. Ich fliege über die Krimiseiten und tatsächlich lese ich den Krimi bis 1.00 Uhr zu Ende. Das zweite Buch nehme ich mit. Gewichtsausgleich für die Tasche mit dem Schlafsack. Ich habe Ohrstöpsel und eine bei der dm-Drogerie erworbene Schlafmaske dabei – inklusive Entspannungsgel, das hatte ich allerdings gleich entsorgt. Die Schlafmaske ist nicht nur UL, sondern entpuppt sich als eine der Top 10 wichtigsten Errungenschaften für Outdoorers, wie sich noch zeigen wird. Ich schlafe sofort ein. Es wird trotzdem eine kurze Nacht.
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