Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Nachdem ich ja wieder mal ordentlich Hilfe vom Forum bekommen habe um meine 1. Wintertour anzugehen gibts als kleines Dankeschön auch wieder einen Bereicht...
Dieses mal zwar mit etwas weniger Bildern da wir auf vielen selbst drauf sind und ich mit meiner Frau vereinbart habe keine Photos mit uns selbst zu veröffentlichen.
Tourdaten 18-28.03.2015 - Kungsleden Abisko-Nikkaluokta
18. 03. 2015 und 19. 03. 2015
Wir sind mit Zusammenpacken und Nähen beschäftigt. Haben noch viel zu tun.
Jedenfalls werden wir mit unseren Vorbereitungen entegegen unseren optimistisch gesteckten Plänen am 18. nicht mehr fertig und müssen somit die Nacht durchmachen. Um 2:35 machen wir uns auf den Weg Wien-Schwechat und wir müssen uns mit dem Fahren oft abwechseln, da wir so extrem müde sind. Endlich angekommen und den richtigen Parkplatz gefunden, sind wir sehr froh über die anschnallbaren Rollen auf unseren Pulken. Die Dame am Check-In ist mit unserem „sonderbaren“ Gepäck überfordert und muss erstmal telefonieren. Schlußendlich wird eine Pulka zum Sondergepäck, eine Pulka normal aufgegeben. Wir kaufen uns noch schnell Frühstück und dann geht’s auch schon zum Terminal. Um 7:50 ist dann endlich Boardingtime und wir schlafen schon als der Flieger noch nicht mal gestartet ist. Der Flug verläuft ruhig – das Wetter ist traumhaft. Um 10:30 kommen wir in Stockholm Arlanda an. Nun müssen wir bis 18:21 warten auf unseren Nachtzug. Wir lungern am Flughafen/Bahnhof herum und sind so müde, dass wir auf den leider sehr unbequemen Bänken immer wieder einschlafen. Unser Zug hat leider 30 Minuten Verspätung, aber nachdem wir die Pulken verstaut habe beziehen wir rasch die Betten und holen unseren Schlafmangel auf.
20. 03. 2015
Nach fast 13 Stunden Schlaf im Zug gehen wir ins Zugbistro Kaffee holen und frühstücken ein Frühstückspäckchen (wir haben den leckeren Chufli-Erdmandel-Porridge mit...). Wir langweilen uns noch eine Runde und ärgern uns, dass die Dusche im Zug nicht funktioniert und das Waschbecken ausrinnt. Um 12:35 kommen wir endlich an. Wir freuen uns über den strahlenden Sonnenschein und ziehen unser Gepäck zur Touriststation. Im Shop leihen wir uns unsere Backcountryski (Asnes Amundsen) aus und sind sehr froh, dass das auch ohne STF-Karte geht (die haben wir nämlich zu Hause vergessen...). Wir trinken noch einen schnellen Kaffee und probierend die Ski; Alles gut, und da es schon spät ist nehmen wir die 1. Etappe nicht mehr in Angriff sondern fahren Richtung Abisko und dann einen Winterweg weiter, der uns schnell aus dem Nationalpark führt damit wir unser Zelt aufstellen dürfen. Nach ca. 1 ½ Stunden Gehzeit finden wir ein schönes Platzerl und bauen alles auf. Meine Frau schlüpft in ihre mitgenommenen Winterstiefel und bekommt sehr schnell kalte Zehen. Da hilft nur eins, schnell in den Schlafsack und aufwärmen. Das Essen (Reis mit Gemüse und Beefjerky) wird sehr schnell kalt. Den Trick mit dem Daunenbootie „entdecken“ wir erst später. Wir müssen nochmal raus zum Zähneputzen und dann schlafen wir. Die Nacht ist kalt – in der Früh nach Sonnenaufgang zeigt das Thermometer bei strahlendem Sonnenaufgang noch -25°C.
21.03.2015
Wir wachen schon um 06:00 Uhr auf, frühstücken und ich stehe auf zum Wasserkochen. Meine Frau legt sich mit der dicken Daunenjacke wieder hin und nickt nochmal ein. Dann packen wir alles zusammen und starten (ca. 10:00 Uhr). Die Sonne scheint und nach dem ersten Anstieg, den wir im Grätschritt „meistern“ kleben wir die Felle auf unsere Ski. So werden wir zwar auch bergab gebremst, aber ansonsten geht’s viel besser. Der Weg schlängelt sich bergauf und bergab durch Birkenwäldchen. Es ist wunderschön nur die ständig vorbeiziehenden Ski-Doo’s nerven. Die erste Hälfte dieser Etappe gehen wir einen geringfügig anderen Weg, der jedoch ungefähr ab der Hälfte in den Kungsleden und somit im Nationalpark mündet. Zur Mittagspause gibt’s Reisbandnudeln mit Gemüse und weil wir das Sackerl in einen Daunenbootie stecken, wird’s richtig durch und bleibt auch warm! Wir kommen zum Fluß Abiskojakka, der direkt in den See Abiskojavri mündet. Der Winterweg verläuft auf dem Fluß und See. Auf dem See ist es sehr windig und kalt. Wir erreichen schon etwas erschöpft die Abiskojaurestugorna , gehen aber weiter da wir ja wieder aus dem Nationalpark rausmüssen. Kurz vor der Hütte überholt uns ein Hundeschlittengespann. Nach einer Cookie + Kaffeepause in der Windstille geht’s wieder besser und wir schaffen das letzte Stück hinaus aus dem Nationalpark, wo wir dann unmittelbar nach der Grenze unser Zelt aufbauen, Wasser kochen und Chili-Con-Carne essen. Als Nachspeise gibt’s Flapjack und Tee.
22. 03. 2015
Nach einer ruhigen Nacht wachen wir auf und stellen fest, dass es viel geschneit hat und noch immer schneit. Wir packen zusammen und kommen erst gegen 10:30 weg. Die 2. Etappe beginnt mit einem starken Anstieg zwischen Garddenvarri und Giron. Zusätzlich wird der Wind immer stärker. Nach dem ersten Steilstück machen wir kurze Pause. Der Wind wird immer zacher und wir können nur mit Skibrille gehen. Auch schmerzt der Wind im Gesicht, da wir uns nach den frühlingshaften Temperaturen in Österreich noch nicht wieder an die Kälte gewöhnt haben. Wir gehen lange, bringen aber aufgrund des starken Gegenwindes und des frischen, unverspurten Neuschnees kaum Kilometer weiter. Meine Frau braucht unbedingt Mittagessen und eine Pause und wir verkriechen uns im Groupshelter, in welchem es recht schnell warm wird. Wir essen Reisnudeln mit Gemüse und Sojaschnetzel. Auf der Ebene auf der man eigentlich bei schönem Wetter schon auf die 3 Seen Ahpparjavri, Miesakjavri und Radujavri sehen müssten ist es plötzlich komplett windstill, die Sonne lässt sich fast blicken und das Thermometer zeigt um die 0 Grad. Die Stille hält nur kurz an und der Schneesturm bricht wieder los, noch heftiger als zuvor. Der Wind pfeift uns beängstigend um die Ohren und wir entscheiden uns trotz der geringen Tageskilometer einen Zeltplatz zu suchen bevor wir vollkommen erschöpft sind. Kurz nach der Abzweigung Richtung Arosjakk (Furt) finden wir einen Felsen hinter dem wir unser Zelt im Sturm aufbauen. Später wird es wieder ruhiger und wir erblicken einen klaren Sternenhimmel. Am Abend im Zelt sind wir froh, nicht mehr weitergegangen zu sein. Wir essen Vollkornfadennudeln mit Sojaschnetzel und Tomatensauce. Leider werden die Nudeln breiartig und nicht wirklich lecker.
23. 03. 2015
Als wir aufwachen, geht wieder der Wind und wir befürchten einen weiteren zachen Tag. Ich wünsche mir scherzhaft einen Pausentag in der Therme. Zu unserer Überraschung ist es draußen jedoch wunderschön. Wir genießen den traumhaften Ausblick und bis wir zusammengepackt haben vergehen fast 2 ½ Stunden. Als wir starten, freuen wir uns wieder richtig auf’s Gehen. Wir kommen flott voran und sind begeistert von der schönen Landschaft. Die Wintermarkierungen führen uns durch frischen Schnee und unverspurtes Gelände. Die letzten 3 km vor der Hütte Alesjaure sind wieder ein bisschen zach, weil der Schnee pappt und es wieder sehr warm (+3°C) ist. Trotzdem freuen wir uns, dass kein Wind geht und sich manchmal die Sonne blicken lässt. Wir sehen auch noch ein Schneehuhn (jedenfalls glauben wir, dass es eines ist), ansonsten gibt es aber kaum Tiere auf der Strecke. Bei der Hütte angekommen, begrüßt uns eine sehr freundliche Hüttenwirtin.
Wir dürfen in der Hütte Mittagessen (Woknudeln mit Gemüse und Sojaschnetzel) und unterhalten uns nett mit ihr. Meine Frau näht die Icebreaker-Merino-Handschuhe die sich leider schon auflösen (Klettverschlüsse, Karabiner etc. machen ihnen das Leben schwer). Wir kaufen noch einen Reserveliter Benzin, verschicken ein Postkarte an unsere Tochter und gönnen uns einen „Nescafe-Cappuccino“. Gut ausgeruht und gestärkt wandern wir weiter. Das steile aber zum Glück kurze Stückchen bergab nach der Hütte ist ein bisschen unangenehm mit der Pulka, die sich auf die Überholspur begibt, aber es geht. Danach haben wir frische Ski-Doo-Spuren und wir kommen rasch voran. Die Landschaft ist hier auch im Winter traumhaft schön und wir bauen unweit unseres Sommer-2013-Zeltplatzes das Zelt auf. Zum Abendessen gibt es Mie-Nudeln mit Schwammerl und Sojaschnetzel + Beefjerky.
24.03.2015
Nach einer stürmischen Nacht begrüßt uns am Morgen strahlender Sonnenscheim bei -21°C. Leider fühlt sich meine Frau angeschlagen und leicht kränklich und sie schläft noch eine Runde während ich schon mal Schnee schmelze und den Morgen draussen genieße. Insgesamt kommen wir dann doch recht spät weg und vor uns spurt eine Gruppe, die schon von der Alesjaurestugorna gekommen ist, den Weg. Das schöne Wetter gibt uns einen Motivationsschub und meine Frau fühlt sich wieder besser. Kurz vor dem steilen Anstieg zum Tjäkta-Passet machen wir in der Sonne noch Mittagspause,die aber aufgrund eines eisigen Lüftchens bei -18°C eher kurz ausfällt (Glasnudeln mit Pilzen und Beef-Jerky). Kurz bevor wir aufbrechen wollen passieren uns noch 3 Hundeschlitten die wohl von Sälka kommen. Erstaunlicherweise fällt uns der Aufstieg zum Pass, im Gegensatz zum Sommer 2013, nicht schwer und wir lassen die Tjäktasturgorna rechts liegen um direkt zum Tjäkta-Passet aufzusteigen. Oben angekommen machen wir nur eine kurze Rast da es bereits -27°C hat und wir noch ins Tal absteigen wollen. Den steilen Abhang lösen wir eher unelegant aber effektiv – wir schnallen ab und lassen die Pulken vor uns den Hang hinab, da diese sonst bei steileren Bergabfahrten ständig überholen. Unten angekommen wandern wir nur noch ein kurzes Stückchen ins Tal und suchen uns in einer kleinen Senke ein Zeltplatzerl. Die Lichtstimmung ist fantastisch, die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Gipfel, es ist sternenklar und wir hoffen auf Nordlichter. Da ein eisiger Wind weht verziehen wir uns schnell ins Zelt und entscheiden uns für Chili-con-Carne. Wir bleiben ziemlich lange auf, während der unzähligen „Northlight-Checks“ gibt es aber leider „nur“ einen wunderschönen Sternenhimmel zu sehen, der dann später gänzlich von den Wolken verdeckt wird.
25.03.2015
Heute wachen wir schon gegen 6.00 Uhr auf und wollen früh aufbrechen, doch der Blick nach draußen (Schnee, Nebel und Wind) lässt uns umdisponieren und noch eine Runde schlafen. Das Wetter macht keine anstalten sich zu verbessern und irgendwann raffen wir uns doch auf und packen zusammen. Wir kämpfen mit Tiefschnee, starkem Nebel, Schneefall und Sturmböen. Wir sind froh den Tjäkta-Pass gestern noch passiert zu haben denn der heutige Weg Richtung Sälka ist zumindest technisch nicht anspruchsvoll. Auf halbem Weg zur Hütte treffen wir eine geführte Tour und wir freuen uns über die Spur, die leider nach ca 10 Minuten schon wieder völlig verweht ist. Die Böen werden nun teilweise schon bedenklich stark und kurz vor Sälka wird meine Frau sogar von einer ausgehoben und umgeweht. An der Hütte angekommen plauschen wir ein wenig mit dem Stugvard, der sich besorgt über andere Wanderer informiert, die er zu erwarten scheint. Wir können wieder in der Hütte Mittagessen und freuen uns über ein windstilles Platzerl und die Mie-Nudeln mit Sojaschnetzel und Kräutern der Provence. Die Böen sind noch immer so stark, dass in der Hütte das Geschirr scheppert. Wir überlegen ob wir überhaupt weitergehen sollen und studieren die Karte. Da sich aber eine weitere Gruppe von Deutschen und Tschechen auch noch auf den Weg Richtung Singi machen wollen wir die Gelegenheit nutzen und uns anhängen. Wir planen unser Zelt im Windschutz einer Nothütte auf ca 2/3 des Weges nach Singi aufzustellen. Die Gruppe hängt uns ziemlich schell ab da sie Hüttengeher und somit mit deutlich leichterem Gepäck unterwegs sind. Trotz Kälte und hartem verwehtem Schnee kleben unsere Ski scheinbar und wir biegen die 7 km bis zur Nothütte nur mehr runter, kommen dann aber schon um 16.15 an. Drinnen ist es erwartungsgemäß ranzig und wir bauen unser Zelt im Windschatten auf. Wir sind froh noch augebrochen zu sein und lassen den Abend mit Soja-Gyros, Gemüse, Wok-Nudeln und einer Kanne voll Sweet-Chai ausklingen. Im Laufe des Abends reisst den Wind dann auch noch Löcher in die Wolken und ich sehe kurz ein Mini-Nordlicht.
Notiz am Rande: Wintertouren im Norden sind nicht für Personen mit kälteempfindlichen Zähnen geeignet, gefrorene Zahnbüsten sowie gerade noch herausdrückbare Zahnpasta kann erheblichen Schmerz zufügen.
26.03.2015
Bereits um 5.00 Uhr werden wir von Gurgel- und Klick-Geräuschen geweckt. Leider sind wir zu langsam um auszumachen von welchem Tier diese kommen. Der Wind hat in der Nacht ganze Arbeit geleistet und sämtliche Wolken verblasen. Das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite – es hat aufgeklart und Sonnenschein ist zu erwarten, das Thermometer gondelt aber noch bei -27°C herum und wir entschliessen uns noch eine Runde zu dösen. Gegen halb neun ist zwar die Sonne schon hinter den Bergen hervorgekommen, das Wasserkochen und die Morgentoilette werden aber trotzdem zur Härteprobe, da es noch immer ordentlich windet und das Thermometer seinen Anstieg bei -24°C beendet hat. Das Zusammenpacken und der Zeltabbau beschert und schmerzend kalte Zehen und Finger aber einmal auf dem Weg sind sie schnell wieder aufgewärmt und wir freuen uns über den Traumtag. Wir treffen eine kleine Gruppe von Norwegern die uns erzählen, dass sie schon 16x in Österreich zum Skifahren auf Urlaub waren und uns gespannt über das Zelten bei diesen Temperaturen befragen. Uns fällt auf, dass eigentlich sämtliche Leute die wir treffen mindestens 45 Jahre alt sind – entweder machen wir „alte-Leute-Sachen“ oder die anderen „junge-Leute-Sachen“. Alleine schon des Selbstwertes wegen sind wir uns einig, dass es sich wohl nur um letzteres handeln kann ☺. Die 5km nach Singi sind schnell absolviert und wir stärken uns mit Champignon-Wok-Nudeln. Der Stugvard fragt uns ob wir die Zeltler sind, es hat sich wohl schon rumgesprochen und die Stugvards scheinen einen guten Überblick über die Wanderer zu haben. Gestärkt machen wir uns bei noch immer ordentlichem Wind auf Richtung Kebnekaise-Fjellstation. Nach einem langgezogenen Aufstieg treffen wir auf eine große Gruppe schwedischer Soldaten, die hinter Schnee-Mauern in ihren weissen Anzügen Pause machen. Meine Frau grüßt sie, aber natürlich wird der Gruß nicht erwiedert. Wir amüsieren uns, wahrscheinlich sind sie verwundert wen sie grüßt, da sie ja aufgrund der perfekten Tarnung nicht erkannt worden sein können.. ☺. Endlich geht es bergab in das letzte langgezogen Tal Richtung Nikkaluokta. Nach einer Kaffeepause reissen wir die Felle runter, und da nur mehr marginale Anstiege zu meistern sind kommen wir schnell voran. Circa 6km vor der Fjellstation schlagen wir das Zelt hinter einer riesigen Schneewechte im Windschatten eines Felsens auf. Laut Prognose des Stugvards soll ja bereits heute abend wieder „bad weather“ kommen. Insgesamt sind wir heute Abend irgendwie nicht mehr so richtig motiviert.
27.03.2015
Wieder ist die Nacht ziemlich stürmisch, der Zeltplatz aber gut gewählt. Leider dürften wir eine Thermoskanne nicht ganz zugeschraubt haben, wie wir an Eisrinnsalen im Zelt und an den Isomatten feststellen dürfen. Wir sind zwar schon spät dran, rechnen aber damit gegen Mittag in der Fjellstation anzukommen, weswegen wir auch nur noch 2l Wasser kochen um Zeit zu sparen. Diese Etappe macht aufgrund der Schneearmut und des stark vereisten Weges überhaupt keinen Spaß. Ständig rutschen wir weg und müssen apere Stellen großräumig umgehen. Bergab geht’s zwar ohne Felle flott dahin, bei den langen seitlich hängenden Passagen kämpfen wir uns aber aufgrund des Eises und des trotz Stahlkante nicht optimalen Haltes ab. Den letzten Anstieg zur Fjellstation schnallen wir entnervt ab und ziehen die Pulken zu Fuß. Wir treffen dann auch noch die Tschechen aus Sälka, die noch „schnell“ den Kebne gemacht haben. Angeblich konnten sie den Gipfel nur auf allen Vieren erreichen, da es so stürmisch war. Die Fjellstation ist wirklich schön und sogar mit Restaurant. Wir beschliessen ein Mittagsmenu zu kaufen und hauen ordentlich rein (ich verschlinge ganze 3 Teller Köttbullar). Die Stimmung steigt wieder, und mit steigendem Zivilasationsgrad auch das Bedürfnis nach einer Dusche. Da wir auch noch gerne das Ice-Hotel in der Nähe von Kiruna (Jukkasjarvi) besichtigen wollen, das letzte Stück sowieso nicht sonderlich schön sein soll und als Scooter-Autobahn verschrien ist beschließen wir den Hut draufzuhauen und wir zischen mit einem Scooter Taxi die letzte Etappe nach Nikkaluokta um dort noch den letzten Bus Richtung Kiruna zu erwischen. Um 17.05 kommen wir dann in Kiruna an und sind erstmal ziemlich planlos wo wir jetzt unterkommen sollen. Die Ski bleiben wo sie sind und gehen per Bus wieder zurück nach Abisko. Meine Frau macht sich auf zur Touristinformation während ich am Busbahnhof mit den Pulken warte. Dort angekommen bekommt sie aber nur einen Stadtplan mit Übernachtungsmöglichkeiten da schon den ganzen Tag Telefon und Internet tot seien. Da auch der Handy-Akku die kalten Temperaturen nicht schadlos überstanden hat und ebenso streikt bleibt uns nichts anderes über als auf gut Glück loszuziehen und auf freie Betten in den präferierten Schlafstätten zu hoffen. Im nahe gelegenen Hotel Kebne quartieren wir uns eine und nehmen erstmal eine ausgiebige Dusche um danach noch immer irgendwie ausgehungert ins sehr amerikanische Diners Royal zu gehen. Dort werden ein himmlischer Jalapeno-Burger, Lachs-Skewers und Unmengen an selbstgemachter Pommes verdrückt. Satt, glücklich und müde beenden wir somit unseren letzten Tourtag.
28.3.2015-30.03.2015
In der ersten Nacht merken wir erst wie sehr sich unserer Körper an die Kälte angepasst haben. Wir glühen, und halten die Wärme überhaupt nicht aus. Wir nützen die verbleibenden Tage zum Mitbringselkaufen, Saunieren, Ausrüstungstrocknen und mit einem Besuch im Ice-Hotel in Jukkasjärvi. Dieses wird jedes Jahr neu aufgebaut, da es im Sommer schmilzt. Internationale Ice-Art-Künstler gestalten ab November die Räume. Die Innentemperatur beträgt konstant -4°C und die Zimmer sind zu unserem Erstaunen mit Feuermeldern und Feuerlöschern ausgestattet – da hat wohl die Bürokratie zugeschlagen... ☺. Die Rückreise verläuft relativ ereignislos und und zurück in Österreich heisst uns der Sturm Niklas mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120km/h willkommen... Juhuu!
Fazit: weitere Wintertouren sind definitiv geplant.
Neben den Back-Country-Schuhen werden wir keine Schuhe mehr mitnehmen da diese immer wärmer waren als unserer "Ersatzschuhe". Nur leichte Sneaker für die An- und Abreise kommen noch mit. Die Ice-Breaker-Liner bekamen wir von Icebreaker nach dem senden eines Bildes + Beschreibung ersetzt. Für zukünftige Touren nehmen wir uns ein 2. Paar mit. Ansonsten hat alles mehr oder weniger gut geklappt. Meine Frau ist jetzt auch überzeugt dass Down-Booties kein Unsinn sind..
LG und ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Rückmeldungen und Anmerkungen sind willkommen.
Dieses mal zwar mit etwas weniger Bildern da wir auf vielen selbst drauf sind und ich mit meiner Frau vereinbart habe keine Photos mit uns selbst zu veröffentlichen.
Tourdaten 18-28.03.2015 - Kungsleden Abisko-Nikkaluokta
18. 03. 2015 und 19. 03. 2015
Wir sind mit Zusammenpacken und Nähen beschäftigt. Haben noch viel zu tun.
Jedenfalls werden wir mit unseren Vorbereitungen entegegen unseren optimistisch gesteckten Plänen am 18. nicht mehr fertig und müssen somit die Nacht durchmachen. Um 2:35 machen wir uns auf den Weg Wien-Schwechat und wir müssen uns mit dem Fahren oft abwechseln, da wir so extrem müde sind. Endlich angekommen und den richtigen Parkplatz gefunden, sind wir sehr froh über die anschnallbaren Rollen auf unseren Pulken. Die Dame am Check-In ist mit unserem „sonderbaren“ Gepäck überfordert und muss erstmal telefonieren. Schlußendlich wird eine Pulka zum Sondergepäck, eine Pulka normal aufgegeben. Wir kaufen uns noch schnell Frühstück und dann geht’s auch schon zum Terminal. Um 7:50 ist dann endlich Boardingtime und wir schlafen schon als der Flieger noch nicht mal gestartet ist. Der Flug verläuft ruhig – das Wetter ist traumhaft. Um 10:30 kommen wir in Stockholm Arlanda an. Nun müssen wir bis 18:21 warten auf unseren Nachtzug. Wir lungern am Flughafen/Bahnhof herum und sind so müde, dass wir auf den leider sehr unbequemen Bänken immer wieder einschlafen. Unser Zug hat leider 30 Minuten Verspätung, aber nachdem wir die Pulken verstaut habe beziehen wir rasch die Betten und holen unseren Schlafmangel auf.
20. 03. 2015
Nach fast 13 Stunden Schlaf im Zug gehen wir ins Zugbistro Kaffee holen und frühstücken ein Frühstückspäckchen (wir haben den leckeren Chufli-Erdmandel-Porridge mit...). Wir langweilen uns noch eine Runde und ärgern uns, dass die Dusche im Zug nicht funktioniert und das Waschbecken ausrinnt. Um 12:35 kommen wir endlich an. Wir freuen uns über den strahlenden Sonnenschein und ziehen unser Gepäck zur Touriststation. Im Shop leihen wir uns unsere Backcountryski (Asnes Amundsen) aus und sind sehr froh, dass das auch ohne STF-Karte geht (die haben wir nämlich zu Hause vergessen...). Wir trinken noch einen schnellen Kaffee und probierend die Ski; Alles gut, und da es schon spät ist nehmen wir die 1. Etappe nicht mehr in Angriff sondern fahren Richtung Abisko und dann einen Winterweg weiter, der uns schnell aus dem Nationalpark führt damit wir unser Zelt aufstellen dürfen. Nach ca. 1 ½ Stunden Gehzeit finden wir ein schönes Platzerl und bauen alles auf. Meine Frau schlüpft in ihre mitgenommenen Winterstiefel und bekommt sehr schnell kalte Zehen. Da hilft nur eins, schnell in den Schlafsack und aufwärmen. Das Essen (Reis mit Gemüse und Beefjerky) wird sehr schnell kalt. Den Trick mit dem Daunenbootie „entdecken“ wir erst später. Wir müssen nochmal raus zum Zähneputzen und dann schlafen wir. Die Nacht ist kalt – in der Früh nach Sonnenaufgang zeigt das Thermometer bei strahlendem Sonnenaufgang noch -25°C.
21.03.2015
Wir wachen schon um 06:00 Uhr auf, frühstücken und ich stehe auf zum Wasserkochen. Meine Frau legt sich mit der dicken Daunenjacke wieder hin und nickt nochmal ein. Dann packen wir alles zusammen und starten (ca. 10:00 Uhr). Die Sonne scheint und nach dem ersten Anstieg, den wir im Grätschritt „meistern“ kleben wir die Felle auf unsere Ski. So werden wir zwar auch bergab gebremst, aber ansonsten geht’s viel besser. Der Weg schlängelt sich bergauf und bergab durch Birkenwäldchen. Es ist wunderschön nur die ständig vorbeiziehenden Ski-Doo’s nerven. Die erste Hälfte dieser Etappe gehen wir einen geringfügig anderen Weg, der jedoch ungefähr ab der Hälfte in den Kungsleden und somit im Nationalpark mündet. Zur Mittagspause gibt’s Reisbandnudeln mit Gemüse und weil wir das Sackerl in einen Daunenbootie stecken, wird’s richtig durch und bleibt auch warm! Wir kommen zum Fluß Abiskojakka, der direkt in den See Abiskojavri mündet. Der Winterweg verläuft auf dem Fluß und See. Auf dem See ist es sehr windig und kalt. Wir erreichen schon etwas erschöpft die Abiskojaurestugorna , gehen aber weiter da wir ja wieder aus dem Nationalpark rausmüssen. Kurz vor der Hütte überholt uns ein Hundeschlittengespann. Nach einer Cookie + Kaffeepause in der Windstille geht’s wieder besser und wir schaffen das letzte Stück hinaus aus dem Nationalpark, wo wir dann unmittelbar nach der Grenze unser Zelt aufbauen, Wasser kochen und Chili-Con-Carne essen. Als Nachspeise gibt’s Flapjack und Tee.
22. 03. 2015
Nach einer ruhigen Nacht wachen wir auf und stellen fest, dass es viel geschneit hat und noch immer schneit. Wir packen zusammen und kommen erst gegen 10:30 weg. Die 2. Etappe beginnt mit einem starken Anstieg zwischen Garddenvarri und Giron. Zusätzlich wird der Wind immer stärker. Nach dem ersten Steilstück machen wir kurze Pause. Der Wind wird immer zacher und wir können nur mit Skibrille gehen. Auch schmerzt der Wind im Gesicht, da wir uns nach den frühlingshaften Temperaturen in Österreich noch nicht wieder an die Kälte gewöhnt haben. Wir gehen lange, bringen aber aufgrund des starken Gegenwindes und des frischen, unverspurten Neuschnees kaum Kilometer weiter. Meine Frau braucht unbedingt Mittagessen und eine Pause und wir verkriechen uns im Groupshelter, in welchem es recht schnell warm wird. Wir essen Reisnudeln mit Gemüse und Sojaschnetzel. Auf der Ebene auf der man eigentlich bei schönem Wetter schon auf die 3 Seen Ahpparjavri, Miesakjavri und Radujavri sehen müssten ist es plötzlich komplett windstill, die Sonne lässt sich fast blicken und das Thermometer zeigt um die 0 Grad. Die Stille hält nur kurz an und der Schneesturm bricht wieder los, noch heftiger als zuvor. Der Wind pfeift uns beängstigend um die Ohren und wir entscheiden uns trotz der geringen Tageskilometer einen Zeltplatz zu suchen bevor wir vollkommen erschöpft sind. Kurz nach der Abzweigung Richtung Arosjakk (Furt) finden wir einen Felsen hinter dem wir unser Zelt im Sturm aufbauen. Später wird es wieder ruhiger und wir erblicken einen klaren Sternenhimmel. Am Abend im Zelt sind wir froh, nicht mehr weitergegangen zu sein. Wir essen Vollkornfadennudeln mit Sojaschnetzel und Tomatensauce. Leider werden die Nudeln breiartig und nicht wirklich lecker.
23. 03. 2015
Als wir aufwachen, geht wieder der Wind und wir befürchten einen weiteren zachen Tag. Ich wünsche mir scherzhaft einen Pausentag in der Therme. Zu unserer Überraschung ist es draußen jedoch wunderschön. Wir genießen den traumhaften Ausblick und bis wir zusammengepackt haben vergehen fast 2 ½ Stunden. Als wir starten, freuen wir uns wieder richtig auf’s Gehen. Wir kommen flott voran und sind begeistert von der schönen Landschaft. Die Wintermarkierungen führen uns durch frischen Schnee und unverspurtes Gelände. Die letzten 3 km vor der Hütte Alesjaure sind wieder ein bisschen zach, weil der Schnee pappt und es wieder sehr warm (+3°C) ist. Trotzdem freuen wir uns, dass kein Wind geht und sich manchmal die Sonne blicken lässt. Wir sehen auch noch ein Schneehuhn (jedenfalls glauben wir, dass es eines ist), ansonsten gibt es aber kaum Tiere auf der Strecke. Bei der Hütte angekommen, begrüßt uns eine sehr freundliche Hüttenwirtin.
Wir dürfen in der Hütte Mittagessen (Woknudeln mit Gemüse und Sojaschnetzel) und unterhalten uns nett mit ihr. Meine Frau näht die Icebreaker-Merino-Handschuhe die sich leider schon auflösen (Klettverschlüsse, Karabiner etc. machen ihnen das Leben schwer). Wir kaufen noch einen Reserveliter Benzin, verschicken ein Postkarte an unsere Tochter und gönnen uns einen „Nescafe-Cappuccino“. Gut ausgeruht und gestärkt wandern wir weiter. Das steile aber zum Glück kurze Stückchen bergab nach der Hütte ist ein bisschen unangenehm mit der Pulka, die sich auf die Überholspur begibt, aber es geht. Danach haben wir frische Ski-Doo-Spuren und wir kommen rasch voran. Die Landschaft ist hier auch im Winter traumhaft schön und wir bauen unweit unseres Sommer-2013-Zeltplatzes das Zelt auf. Zum Abendessen gibt es Mie-Nudeln mit Schwammerl und Sojaschnetzel + Beefjerky.
24.03.2015
Nach einer stürmischen Nacht begrüßt uns am Morgen strahlender Sonnenscheim bei -21°C. Leider fühlt sich meine Frau angeschlagen und leicht kränklich und sie schläft noch eine Runde während ich schon mal Schnee schmelze und den Morgen draussen genieße. Insgesamt kommen wir dann doch recht spät weg und vor uns spurt eine Gruppe, die schon von der Alesjaurestugorna gekommen ist, den Weg. Das schöne Wetter gibt uns einen Motivationsschub und meine Frau fühlt sich wieder besser. Kurz vor dem steilen Anstieg zum Tjäkta-Passet machen wir in der Sonne noch Mittagspause,die aber aufgrund eines eisigen Lüftchens bei -18°C eher kurz ausfällt (Glasnudeln mit Pilzen und Beef-Jerky). Kurz bevor wir aufbrechen wollen passieren uns noch 3 Hundeschlitten die wohl von Sälka kommen. Erstaunlicherweise fällt uns der Aufstieg zum Pass, im Gegensatz zum Sommer 2013, nicht schwer und wir lassen die Tjäktasturgorna rechts liegen um direkt zum Tjäkta-Passet aufzusteigen. Oben angekommen machen wir nur eine kurze Rast da es bereits -27°C hat und wir noch ins Tal absteigen wollen. Den steilen Abhang lösen wir eher unelegant aber effektiv – wir schnallen ab und lassen die Pulken vor uns den Hang hinab, da diese sonst bei steileren Bergabfahrten ständig überholen. Unten angekommen wandern wir nur noch ein kurzes Stückchen ins Tal und suchen uns in einer kleinen Senke ein Zeltplatzerl. Die Lichtstimmung ist fantastisch, die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Gipfel, es ist sternenklar und wir hoffen auf Nordlichter. Da ein eisiger Wind weht verziehen wir uns schnell ins Zelt und entscheiden uns für Chili-con-Carne. Wir bleiben ziemlich lange auf, während der unzähligen „Northlight-Checks“ gibt es aber leider „nur“ einen wunderschönen Sternenhimmel zu sehen, der dann später gänzlich von den Wolken verdeckt wird.
25.03.2015
Heute wachen wir schon gegen 6.00 Uhr auf und wollen früh aufbrechen, doch der Blick nach draußen (Schnee, Nebel und Wind) lässt uns umdisponieren und noch eine Runde schlafen. Das Wetter macht keine anstalten sich zu verbessern und irgendwann raffen wir uns doch auf und packen zusammen. Wir kämpfen mit Tiefschnee, starkem Nebel, Schneefall und Sturmböen. Wir sind froh den Tjäkta-Pass gestern noch passiert zu haben denn der heutige Weg Richtung Sälka ist zumindest technisch nicht anspruchsvoll. Auf halbem Weg zur Hütte treffen wir eine geführte Tour und wir freuen uns über die Spur, die leider nach ca 10 Minuten schon wieder völlig verweht ist. Die Böen werden nun teilweise schon bedenklich stark und kurz vor Sälka wird meine Frau sogar von einer ausgehoben und umgeweht. An der Hütte angekommen plauschen wir ein wenig mit dem Stugvard, der sich besorgt über andere Wanderer informiert, die er zu erwarten scheint. Wir können wieder in der Hütte Mittagessen und freuen uns über ein windstilles Platzerl und die Mie-Nudeln mit Sojaschnetzel und Kräutern der Provence. Die Böen sind noch immer so stark, dass in der Hütte das Geschirr scheppert. Wir überlegen ob wir überhaupt weitergehen sollen und studieren die Karte. Da sich aber eine weitere Gruppe von Deutschen und Tschechen auch noch auf den Weg Richtung Singi machen wollen wir die Gelegenheit nutzen und uns anhängen. Wir planen unser Zelt im Windschutz einer Nothütte auf ca 2/3 des Weges nach Singi aufzustellen. Die Gruppe hängt uns ziemlich schell ab da sie Hüttengeher und somit mit deutlich leichterem Gepäck unterwegs sind. Trotz Kälte und hartem verwehtem Schnee kleben unsere Ski scheinbar und wir biegen die 7 km bis zur Nothütte nur mehr runter, kommen dann aber schon um 16.15 an. Drinnen ist es erwartungsgemäß ranzig und wir bauen unser Zelt im Windschatten auf. Wir sind froh noch augebrochen zu sein und lassen den Abend mit Soja-Gyros, Gemüse, Wok-Nudeln und einer Kanne voll Sweet-Chai ausklingen. Im Laufe des Abends reisst den Wind dann auch noch Löcher in die Wolken und ich sehe kurz ein Mini-Nordlicht.
Notiz am Rande: Wintertouren im Norden sind nicht für Personen mit kälteempfindlichen Zähnen geeignet, gefrorene Zahnbüsten sowie gerade noch herausdrückbare Zahnpasta kann erheblichen Schmerz zufügen.
26.03.2015
Bereits um 5.00 Uhr werden wir von Gurgel- und Klick-Geräuschen geweckt. Leider sind wir zu langsam um auszumachen von welchem Tier diese kommen. Der Wind hat in der Nacht ganze Arbeit geleistet und sämtliche Wolken verblasen. Das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite – es hat aufgeklart und Sonnenschein ist zu erwarten, das Thermometer gondelt aber noch bei -27°C herum und wir entschliessen uns noch eine Runde zu dösen. Gegen halb neun ist zwar die Sonne schon hinter den Bergen hervorgekommen, das Wasserkochen und die Morgentoilette werden aber trotzdem zur Härteprobe, da es noch immer ordentlich windet und das Thermometer seinen Anstieg bei -24°C beendet hat. Das Zusammenpacken und der Zeltabbau beschert und schmerzend kalte Zehen und Finger aber einmal auf dem Weg sind sie schnell wieder aufgewärmt und wir freuen uns über den Traumtag. Wir treffen eine kleine Gruppe von Norwegern die uns erzählen, dass sie schon 16x in Österreich zum Skifahren auf Urlaub waren und uns gespannt über das Zelten bei diesen Temperaturen befragen. Uns fällt auf, dass eigentlich sämtliche Leute die wir treffen mindestens 45 Jahre alt sind – entweder machen wir „alte-Leute-Sachen“ oder die anderen „junge-Leute-Sachen“. Alleine schon des Selbstwertes wegen sind wir uns einig, dass es sich wohl nur um letzteres handeln kann ☺. Die 5km nach Singi sind schnell absolviert und wir stärken uns mit Champignon-Wok-Nudeln. Der Stugvard fragt uns ob wir die Zeltler sind, es hat sich wohl schon rumgesprochen und die Stugvards scheinen einen guten Überblick über die Wanderer zu haben. Gestärkt machen wir uns bei noch immer ordentlichem Wind auf Richtung Kebnekaise-Fjellstation. Nach einem langgezogenen Aufstieg treffen wir auf eine große Gruppe schwedischer Soldaten, die hinter Schnee-Mauern in ihren weissen Anzügen Pause machen. Meine Frau grüßt sie, aber natürlich wird der Gruß nicht erwiedert. Wir amüsieren uns, wahrscheinlich sind sie verwundert wen sie grüßt, da sie ja aufgrund der perfekten Tarnung nicht erkannt worden sein können.. ☺. Endlich geht es bergab in das letzte langgezogen Tal Richtung Nikkaluokta. Nach einer Kaffeepause reissen wir die Felle runter, und da nur mehr marginale Anstiege zu meistern sind kommen wir schnell voran. Circa 6km vor der Fjellstation schlagen wir das Zelt hinter einer riesigen Schneewechte im Windschatten eines Felsens auf. Laut Prognose des Stugvards soll ja bereits heute abend wieder „bad weather“ kommen. Insgesamt sind wir heute Abend irgendwie nicht mehr so richtig motiviert.
27.03.2015
Wieder ist die Nacht ziemlich stürmisch, der Zeltplatz aber gut gewählt. Leider dürften wir eine Thermoskanne nicht ganz zugeschraubt haben, wie wir an Eisrinnsalen im Zelt und an den Isomatten feststellen dürfen. Wir sind zwar schon spät dran, rechnen aber damit gegen Mittag in der Fjellstation anzukommen, weswegen wir auch nur noch 2l Wasser kochen um Zeit zu sparen. Diese Etappe macht aufgrund der Schneearmut und des stark vereisten Weges überhaupt keinen Spaß. Ständig rutschen wir weg und müssen apere Stellen großräumig umgehen. Bergab geht’s zwar ohne Felle flott dahin, bei den langen seitlich hängenden Passagen kämpfen wir uns aber aufgrund des Eises und des trotz Stahlkante nicht optimalen Haltes ab. Den letzten Anstieg zur Fjellstation schnallen wir entnervt ab und ziehen die Pulken zu Fuß. Wir treffen dann auch noch die Tschechen aus Sälka, die noch „schnell“ den Kebne gemacht haben. Angeblich konnten sie den Gipfel nur auf allen Vieren erreichen, da es so stürmisch war. Die Fjellstation ist wirklich schön und sogar mit Restaurant. Wir beschliessen ein Mittagsmenu zu kaufen und hauen ordentlich rein (ich verschlinge ganze 3 Teller Köttbullar). Die Stimmung steigt wieder, und mit steigendem Zivilasationsgrad auch das Bedürfnis nach einer Dusche. Da wir auch noch gerne das Ice-Hotel in der Nähe von Kiruna (Jukkasjarvi) besichtigen wollen, das letzte Stück sowieso nicht sonderlich schön sein soll und als Scooter-Autobahn verschrien ist beschließen wir den Hut draufzuhauen und wir zischen mit einem Scooter Taxi die letzte Etappe nach Nikkaluokta um dort noch den letzten Bus Richtung Kiruna zu erwischen. Um 17.05 kommen wir dann in Kiruna an und sind erstmal ziemlich planlos wo wir jetzt unterkommen sollen. Die Ski bleiben wo sie sind und gehen per Bus wieder zurück nach Abisko. Meine Frau macht sich auf zur Touristinformation während ich am Busbahnhof mit den Pulken warte. Dort angekommen bekommt sie aber nur einen Stadtplan mit Übernachtungsmöglichkeiten da schon den ganzen Tag Telefon und Internet tot seien. Da auch der Handy-Akku die kalten Temperaturen nicht schadlos überstanden hat und ebenso streikt bleibt uns nichts anderes über als auf gut Glück loszuziehen und auf freie Betten in den präferierten Schlafstätten zu hoffen. Im nahe gelegenen Hotel Kebne quartieren wir uns eine und nehmen erstmal eine ausgiebige Dusche um danach noch immer irgendwie ausgehungert ins sehr amerikanische Diners Royal zu gehen. Dort werden ein himmlischer Jalapeno-Burger, Lachs-Skewers und Unmengen an selbstgemachter Pommes verdrückt. Satt, glücklich und müde beenden wir somit unseren letzten Tourtag.
28.3.2015-30.03.2015
In der ersten Nacht merken wir erst wie sehr sich unserer Körper an die Kälte angepasst haben. Wir glühen, und halten die Wärme überhaupt nicht aus. Wir nützen die verbleibenden Tage zum Mitbringselkaufen, Saunieren, Ausrüstungstrocknen und mit einem Besuch im Ice-Hotel in Jukkasjärvi. Dieses wird jedes Jahr neu aufgebaut, da es im Sommer schmilzt. Internationale Ice-Art-Künstler gestalten ab November die Räume. Die Innentemperatur beträgt konstant -4°C und die Zimmer sind zu unserem Erstaunen mit Feuermeldern und Feuerlöschern ausgestattet – da hat wohl die Bürokratie zugeschlagen... ☺. Die Rückreise verläuft relativ ereignislos und und zurück in Österreich heisst uns der Sturm Niklas mit Windgeschwindigkeiten bis zu 120km/h willkommen... Juhuu!
Fazit: weitere Wintertouren sind definitiv geplant.
Neben den Back-Country-Schuhen werden wir keine Schuhe mehr mitnehmen da diese immer wärmer waren als unserer "Ersatzschuhe". Nur leichte Sneaker für die An- und Abreise kommen noch mit. Die Ice-Breaker-Liner bekamen wir von Icebreaker nach dem senden eines Bildes + Beschreibung ersetzt. Für zukünftige Touren nehmen wir uns ein 2. Paar mit. Ansonsten hat alles mehr oder weniger gut geklappt. Meine Frau ist jetzt auch überzeugt dass Down-Booties kein Unsinn sind..
LG und ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen. Rückmeldungen und Anmerkungen sind willkommen.
Kommentar