Wandern mit Kamelen

[Intihuitana]

Hallo Forum

Will man wirklich längere Strecken in Wüsten autark zurücklegen ohne auf Autos zurückzugreifen bleiben einem nur Wanderwagen/ Sulkys oder Transporttiere. Für kürzere oder Wasserreichere Strecken würden auch noch Esel oder besser Maultiere gehen, aber will man sich wirklich in die großen Weiten wagen bleibt einem eigentlich nur noch das Kamel übrig.

Für mich ist ein Sulky im Moment auch nur ein Notlösung, es läuft alles auf das Kamel hin. Interessanterweise wurde mir die Idee von den Nomaden selbst gegeben. Ich solle einfach auf einem Souk mir ein Kamel kaufen, (Preis in Marokko so ca. 1500 €)
damit meine Strecke gehen und dann auf dem nächsten Souk am Ende meiner Reise wieder verkaufen. Wenn man das Tier gut behandelt soll man angeblich sogar einen kleinen Gewinn rausholen können, oder zumindest bei plusminus null rauskommen.

Nun das mag für die Nomaden alles einfach und locker von der Hand gehen aber für einen Europäer wirds wohl nicht mal eben so gehen.
Darum will ich mich da erst mal stückweise ranwagen, vor allem weil Kamele nun mal keine Maschinen sind die man einfach wegwirft wenn man sie nicht mehr braucht oder kaputt ist. Damit muss man schon was verantwortungsvoller umgehen.

Ich hab zwar schon dieses und jenes von den Nomaden gelernt aber ich glaub das da noch viel mehr dazu gehört.

Gibt es hier im Forum Leute die schon mal so etwas gemacht haben? Also auf eigene Faust und nicht geführt mit allen Annehmlichkeiten, wie es dort jeder versucht einem anzudrehen.

[TanteElfriede]

AW: Wandern mit Kamelen

OT: ...dachte zunächst es ginge um dusselige Wanderpartner....

[Meer Berge]

AW: Wandern mit Kamelen

Wie gut kennst du dich denn im Umgang mit Kamelen und ihren Bedürfnissen schon aus?
Wäre es in deinem Zeitbudget sonst evtl. eine Option, nachdem du dir ein Kamel organisiert hast (nach welchen Kriterien kauft man ein Kamel?) noch ein paar Tage vor Ort zu bleiben bzw. Tagestouren zu machen? So könnt ihr euch aneinander gewöhnen und du hast bei Fragen noch die Profis zur Hand.

Die Idee finde ich prima!

Ich meine mich hier im Forum auch an einen Reisebericht eines Paares oder gar einer kleinen Familie erinnern zu können, die mit Kamelen unterwegs waren. Allerdings in Asien, glaube ich.

Viele Grüße,
Sylvia

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Ich würd nicht sagen dass ich mich da auskenne bisher. Mein Wissen ist eher theoretischer Art von ner halben Stunde umsonst drauf reiten mal abgesehen.
Mir wurde halt erzählt dass es verschieden Kamele gibt für Wüste, Berge, als Reit oder Lastkamel usw. Das kann man erkennen wenn man Ahnung hat.
Ein bischen kann man natürlich von Pferden und Eseln ableiten, aber es sind trotzdem andere Tiere. Z.b. sind Kamele viel stoischer und machen auch unter Schmerzen weiter. Ich muss also irgendwie erkennen können wenn ich es zum Beispiel falsch belastet habe und es mir dann nicht irgendwann einfach zusammenbricht. Denn sollte ein Kamel einmal fallen ist es dem Tode nah.
Oder welche Giftpflanzen gibt es zu beachten, die die Tiere womöglich nicht instinktiv meiden und so weiter und so fort.

Schön wäre halt mal auf nem Kamelhof oder Cirkus oder was weiß ich hierzulande zu üben, weil dann auch die Sprachbarriere nicht ist.

Ich halts jetzt auch erstmal so dass ich meine nächste Tour mit dem Sulky mache und dann womöglich ne Weile bei einer Nomadenfamilie bleibe und mich etwas einweisen lasse und als Gegenleistung helf denen was mit den Ziegen oder was halt anfällt.

Kamel ist halt eher ein Langzeitprojekt ich will mich da nicht direkt reinstürzen. Muss auch gar nicht.

[lanzelot72]

AW: Wandern mit Kamelen

... Oder welche Giftpflanzen gibt es zu beachten, die die Tiere womöglich nicht instinktiv meiden und so weiter und so fort.

Du kannst Dir sehr sicher sein, daß das ein einheimisches Kamel das wesentlich besser weiß, als Du.
Ein deutsches Circus-Kamel dürfte davon aber deutlich weniger Ahnung haben, das frißt das gleiche Heu wie die Gäule ...

Griaßle !

[Moltebaer]

AW: Wandern mit Kamelen

Eine Bekannte hat mal auf so einem Kamelhof gearbeitet. So einen Laden würde ich an Deiner Stelle mal aufsuchen und mir die Viecher anschauen. Wie man sie aufzäumt, wie sie sich verhalten, was die Profis so über die Viecher wissen etc.

[Vegareve]

AW: Wandern mit Kamelen

Naja, das Buch oder den Film Tracks kennst Du bestimmt. Die Frau hat da zwar mehr als nur Tagestouren gemacht, aber sie hat den Umgang mit Kamelen mindestens ein Jahr geübt...Ich weiss nicht ob da ein paar Stunden reichen.

[Meer Berge]

AW: Wandern mit Kamelen

Ich meine mich hier im Forum auch an einen Reisebericht eines Paares oder gar einer kleinen Familie erinnern zu können, die mit Kamelen unterwegs waren. Allerdings in Asien, glaube ich.

Ich hab´s wiedergefunden - war aber nicht hier im Forum.

Es gibt übrigens wohl hier in D und herum eine "neue Masche", Kameltrekking anzubieten.
Z.B. im Allgäu etc.
Ob das an der Klimaerwärmung liegt?

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Danke Meer Berge für den Link. Die kann man vielleicht auch mal anschreiben. Ich versuch auch mal mit Regis Belleville Kontakt aufzubauen, der hat die Sahara von West nach Ost mit Kamelen durchquert. Wenn sich einer auskennt dann er.

Wie gesagt ist halt ein Langzeitprojekt. Ich mal mir gar nicht aus, dass ich da mit nem Schnupperkurs alles lerne.

[Rattus]

AW: Wandern mit Kamelen

Zum Film "Tracks": das Buch von ihr (Spuren) ist da noch wesentlich informativer, was den Umgang mit Kamelen angeht. Und seeehr interessant dazu. Selbst Esel und Pferde kann man vom Verhalten her nicht gleichsetzen. Ich schätze, dass die Kamela da den Eseln näherstehen.

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Nun. Meine Pläne haben sich geändert.
Ich werds einfach wagen und mir nächstes Jahr in Marokko ein Kamel kaufen. Wahrscheinlich mittels eines Einheimischen als Agent. Bis dahin hab ich ja noch Zeit um mir genug Wissen anzueignen.

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Mal das Thema wieder aufwärmen.

Ich war diesen November gewissermaßen als Reiseleiter tätig und habe mit meinem nomadischen Freund Mustapha ein paar abenteuerlustige Reisende durch die Wüste geführt. (Wäre eigentlich auch mal einen Bericht wert.)
Die Wanderungen wurden komplett mit Kamelen als Lasttiere durchgeführt. Dabei bot sich für mich natürlich an, möglichst viel über Kamele zu lernen, damit ich für kommende Solowanderungen alles wichtige gelernt habe.

Was kann ich nun darüber berichten?

Nun es ist keine Zauberei mit Kamelen (sofern sie gut trainiert sind) umzugehen.
Es gibt Handgriffe, die man können muss und Wissen über bestimmte Dinge, wie etwa ihr Fress und Paarungsverhalten, so wie über eine gleichmäßige Belastung.
Aber das ist alles machbar.

Wichtig ist, dass das Tier männlich und trainiert, also an Menschen gewöhnt ist.
Dann sind diese Tiere, obwohl sie so riesig sind, erstaunlich friedlich und genügsam. Überhaupt kein Vergleich mit so manchen Hengsten oder gar Eseln.

Handwerklich muss man wissen wie der Sattel zu befestigen ist und die Reihenfolge der Beladung einhalten.
Auch ist es wichtig dass das Kamel auf allen beiden Seiten etwa gleich viel trägt, denn das größte Problem bei Kamelen ist, dass sie sich nicht beklagen oder bemerkbar machen dass etwas nicht passt, sondern sie laufen einfach weiter und das dann unter Umständen mit ungleichgewicht, was zu Schäden und Verletzungen führne kann, die man zu spät bemerkt.

Da muss man also immer ein Auge drauf haben.



Die Tiere tragen bis über 150 Kilo, doch damit bauen sie über lange Strecken schon stark ab und wenn man sie schonen will lässt man sie besser bis ca. 80 kg tragen.



Wichtig ist das der Sattel zum jeweiligen Kamel angepasst ist. In diesem Teil der Sahara ist, dies der gebräuchliche Sattel, aber es gibt viele verschiedene Formen, die alle aber ähnlich funktionieren.



Der Trick ist das Beine binden. Je nachdem was man möchte, muss man dem Tier die Beine verschieden binden.
Auf diese Art und Weise, kann es sich noch bewegen und nach Futter suchen, kommt aber nicht sehr weit, bleibt also in der Nähe.
Noch weniger weit geht es wenn man ein Bein angewinkelt abbindet.
Gar nicht mehr bewegt es sich, wenn man das auf den Knien ruhende Kamel, die Bein bindet, so dass es nicht aufstehen kann.



In den Zahnlosne Raum zwischen Schneide und Backenzähnen kommt die Schlaufe mit dme Zügel. Ganz einfach und effektiv.
In anderne Teilen der Sahara verwendet man Nasenringe. Das macht die Tiere dann noch gefügiger.

Ist alles aufgesattelt, kann jeder so ein Kamel führen und es folgt einem auf Schritt und Tritt dahin wo man es führt.
Bei bergigen Etappen muss man aber aufpassen wo es hintritt.
So hatten wir etwa einen Bergpass den wir nicht mit den Tieren gehen konnten, da es einfach zu steil und blockig für die Tiere war. Es sind halt keine Esel oder Maultiere.
Dafür kommen sie im Sand viel schneller voran. Allerdings sollte man vermeiden sie die Dünen gerade im rechtne Winkel erklimmen zu lassen.





Das wirklich schwierige ist das wiederfinden, wenn man sie grasen lässt.
Denn sie machen dann gerne mal ein paar km, während einer Mittagspause, vor allem wenns sehr wenig zu holen gibt in der Umgebung.
Man muss also immer dran bleiben und sehen wo sie sich aufhalten. Und auch ist wichtig dass man im Auge behält ob andere KAmele in der Nähe sind, denn die Männchen geraten dann oft schnell in Paarungsstmmung und Balzkämpfe, was schwere Verletzungen nach sich ziehen kann.

Gibt natürlich noch tausend und einen Kniff zu lernen und alleine unterwegs zu sein wird wieder eine andere Hausnummer sein, doch an sich kann ich mir das jetzt auf jeden Fall zutrauen.

Eine andere Geschichte, wird das kaufen und verkaufen sein, aber im feilschen war ich schon immer gut.

[codenascher]

AW: Wandern mit Kamelen

Vielen Dank für den input! Der November Bericht interessiert sicherlich nicht nur mich.
Freue mich über jedes deiner Wüstenabenteuer und bin gespannt,, wo es dich als nächstes hinverschlägt. Planst du eigentlich auch mal andere Teile der Sahara zu bereisen? Algerien, Mauretanien, vllt berühmt nach Timbuktu? Oder ist dir das zu heiß (Sicherheit nicht vom Klima her)?

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Vielen Dank für den input! Der November Bericht interessiert sicherlich nicht nur mich.
Freue mich über jedes deiner Wüstenabenteuer und bin gespannt,, wo es dich als nächstes hinverschlägt. Planst du eigentlich auch mal andere Teile der Sahara zu bereisen? Algerien, Mauretanien, vllt berühmt nach Timbuktu? Oder ist dir das zu heiß (Sicherheit nicht vom Klima her)?

Klar.

Die nächste Tour geht nach Mauretanien.

[ronaldo]

AW: Wandern mit Kamelen

Danke, das ist doch mal originell.

[Abt]

AW: Wandern mit Kamelen

Danke intressiert mich auch, wenn gleich ich keine Wüstentour vorhabe.
Aber warum nimmt man nur männliche Kamele?
Sind weibliche zu schwach oder gibts damit immer nur Ärger?

[Intihuitana]

AW: Wandern mit Kamelen

Danke intressiert mich auch, wenn gleich ich keine Wüstentour vorhabe.
Aber warum nimmt man nur männliche Kamele?
Sind weibliche zu schwach oder gibts damit immer nur Ärger?

Die weiblichen sind viel schwächer und sindfür die Zucht und die Milchproduktion da.
Ausserdem würde es wohl nicht so leicht möglich sein eine Karawane am laufen zu halten, da die Tiere dann dauernd mit sich selbst beschäftigt wären.

Wir hatten auch jetzt schon die Situation, wenn wir zu Kamelgruppen anderer Nomaden gekommen sind, wo Weibchen dabei waren, dass die Männchen durchgedreht sind und man sie an der kurzen Leine führen musste.

[Homer]

AW: Wandern mit Kamelen

OT:

... nicht so leicht möglich ...

kamele sind auch nur menschen

[Langhals]

AW: Wandern mit Kamelen

...........
Aber warum nimmt man nur männliche Kamele?
.........

Kamele leben normalerweise in Sozialverbänden, die aus einem erwachsenem Hengst und mehreren Stuten samt deren Nachwuchs bestehen.
Ab einem gewissen Alter werden dann die jungen Hengste aus der Herde vertrieben und bilden dann lockere Banden, bis sie entweder im Kampf mit einem alten Hengst, dessen Herde übernehmen oder es gelingt ihnen mit jungen Stuten eine neue Herde zu bilden.
Mehrere Hengste und Stuten zusammen zu halten oder mit ihnen auf Reisen zu gehen ist unmöglich. Die Hengste würden sich bekämpfen, wobei der Unterlegene oftmals an den Verletzungen stirbt.

Gruß
Langhals