[FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

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  • Sylvie
    Erfahren
    • 20.08.2015
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

    ... und dann kam ein Helicopter und brachte uns alle vier fröhlich nach Hause...


    Natürlich nicht! Ein bisschen müssen wir noch. Irgendwie habe ich für den heutigen Tag sehr wenige Fotos ausgewählt. Sind wohl alle durchs Raster gefallen. Also müsst Ihr jetzt erst mal mit Text vorliebnehmen. Ich schau aber noch mal nach und schiebe evtl. noch ein paar Bilder hinterher. Dafür gibt's morgen aber noch ein paar schöne Momentaufnahmen.


    So. 16.08.2015, von Tuiskukuru nach Suomonruoktu – 17 km
    Für die letzten beiden Tage haben wir uns einiges vorgenommen. Aber irgendwie müssen wir ja wieder rauskommen aus der Wildnis. Heute schaffen wir es sogar bereits um zwölf startklar zu sein. Mit viel Disziplin und Antreiben gelingt es uns mal. Das Problem sind hier vor allem die Kinder. Paul beispielsweise breitet seine Sachen sofort nach Ankunft breitflächig in der ganzen Hütte aus. Stef nennt das immer die Rucksackexplosion. Das führt dazu, dass alle immer alles suchen und somit das Einpacken langatmig wird. Ich selbst suche mir immer eine kleine feine Ecke, wo ich meine Utensilien wohlsortiert hinlege, damit ich sie schnell wieder einpacken kann. Es hilft nicht immer. Manchmal wird auch dieses Refugium vom Tornado der Unordnung überrollt.


    Einpacken ist sehr verhasst. Besonders bei Paul.

    Bevor wir starten, begegnet uns schon wieder der erste Frühaufsteher. Ein junger Typ mit Hund. Rotblond, wie viele hier oben. Spricht kaum Englisch. Und macht auch sonst nicht den Eindruck, dass er irgendwie angesprochen werden möchte. Aber als er sieht, dass wir die Karte zücken, um noch einmal den Weg zu besprechen, kommt er hinzu und zeigt uns die Route. Dann kehren wir die Hütte und zwitschern ab. Das Wetter ist wieder wunderbar zum Laufen. Heiße Sonne, frischer Wind, keine Mücken. Wir überqueren zunächst einige Obstbaumwiesenhügel, spärlich bewachsen mit Birken und Kiefern. Der Boden jedoch ist grün wie überall. Ganz Finnland scheint flächendeckend mit Moos, Heidekraut und Blaubeeren bewachsen zu sein. Die sind übrigens jetzt langsam reif, sodass wir sie unterwegs essen können. Auf der Kuppe des ersten Hügels ziehen wir kurze Hosen an. Irgendwann ist wieder Schoki-Time. Damit wir auch mal zu viert zu sehen sind, wagen wir uns an den Selbstauslöser und schießen jede Menge Ulkfotos, an denen wir auch im Nachhinein noch sehr viel Spaß haben.





    Irgendwann senkt sich der Weg nach unten ins Tal. Ein zauberhafter Schlängelbach windet sich durch hellgrüne Grasinseln. Dazwischen stehen Tannen, wie im Märchenwald. Wenn jetzt ein sprechender Wolf oder ein Einhorn auftauchte, ich wäre nur zwei Sekunden verwundert. Danach erschien‘ es mir logisch.

    Hanni und Paul schwatzen plätschernd drauflos. Es geht um die Sims, ein Computerspiel, das einer virtuellen Puppenstube gleicht. Heiter. Die Stimmung ist heiter. Anders kann ich es nicht beschreiben. Langsam verändert sich die Landschaft wieder. Wir kraxeln nach oben und laufen lange Zeit oberhalb einer canyonartigen Schlucht, durch die sich donnernd das Wasser zwängt. An einer Feuerstelle (irgendwas mit –lampi) rasten wir lange. Damit der Rest des Körpers auch was zu tun kriegt, üben wir Rollover – eine Pilatesübung, mit der ich zu Hause immer gequält werde. Hanni und Paul können sie mühelos. Dann irgendwann verlassen wir die Wilderness Zone und erreichen wieder die Komfort Zone des Parks. Man merkt es sofort. Die Wege sind breiter. Es gibt Brücken und Wegweiser.

    Die Hütte ist leider schon besetzt: Zwei total mufflige Pseudohardcoremüslifinninnen versuchen uns mit bösen Blicken zu vertreiben. Als wir sie fragen, ob sie hier schlafen wollen, tun sie erst so, als verstünden sie uns nicht. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und beziehen die Hütte. Drinnen sehe ich eine fast volle Tüte Kaffee. Das gibt’s doch nicht! Ich komme fast um vor Glück. Hat die Jemand hier vergessen? Oder gehört sie etwa den Mädels? Ich renne raus und frage sie. Ich kriege keine Antwort. Dafür reißt mir Eine von ihnen sofort die Tüte aus der Hand. Ooooooch, diese Enttäuschung… Man muss es mir angesehen haben. „Is was?“, schnellen ihre Augenbrauen schnippisch nach oben. „Nein, nein, es ist nichts, alles ist gut…“ Eher beiße ich mir die Zunge ab, als sie um zwei Teelöffel Kaffee zu bitten. Hätte ich nur nicht gefragt. Zwei Teelöffel weniger hätte sie gar nicht gemerkt…nur zwei winzige Löffelchen…. hach… Für dieses Linsengericht könnte also ich zur Diebin werden. Na gut: Mundraub. Mundraub ist nicht strafbar. Ich würde zur Mundräuberin werden. Es ist schon erstaunlich, was so eine Reise alles ans Licht bringt. Aber jetzt ist es ja eh zu spät. Wer fragt, kriegt Antworten.

    Mächtig frustriert und den Kaffeegeruch noch in der Nase, heize ich erst mal die Bude ein. Alles wird von den beiden Truden mit mürrischen Blicken begleitet. Als es zu warm wird, protestieren sie. Na gucke doch! Plötzlich können sie Englisch! Abends im Bett – sie schlafen über uns – reden sie lange miteinander. Was für eine wunderbar plätschernde Sprache. Wäre mein Buch nicht so spannend – ich würde einschlafen davon.
    Zuletzt geändert von Sylvie; 31.08.2015, 18:13.

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    • derMac
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      • 08.12.2004
      • 11888
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      #42
      AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

      Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
      Hm... wir waren in neun Hütten und alle waren sie sehr gut und relativ gleichartig ausgestattet. Auch Töpfe und Pfannen schienen mir ziemlich ähnlich zu sein.
      Ihr wart auch im "Vorzeigenationalpark". Lappland- oder gar Finnlandweit kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Ausstattung an Kochutensilien "sehr gut" ist, sehr oft ist sie aber zumindest in den Hütten mit Gaskocher völlig ausreichend. Ich würde mich nicht generell in Finnland drauf verlassen wollen. Vll. werden im Kekkonen-Park ja tatsächlich auch die Kochutensilien regelmäßig "gepflegt", kann mich da grad nicht dran erinnern wie die aussahen.

      Mac

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      • Sylvie
        Erfahren
        • 20.08.2015
        • 361
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        • Meine Reisen

        #43
        AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

        Vermutlich werden sie das: gepflegt. :-)

        Ich war von der sehr guten Ausstattung der Hütten im Kekkonen auch überrascht. Im Oulanka Nationalpark gab es keinerlei Kochgeschirr und auch keinen Gasherd in den Hütten.

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        • sompio

          Erfahren
          • 25.04.2013
          • 284
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          #44
          AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

          Im Oulanka sind Gasherd und Küchenutensilien regelmäßig auf der Veranda in einer Art Kochecke zu finden. Das scheint mir das Standarddesign der neueren Hütten in ganz Finnland zu sein. Bei den Älteren ist die Küche normalerweise drinnen.
          Einen kleinen Topf würde ich zwar immer mitnehmen, aber bisher habe ich noch jeden Gasherd anbekommen, sodass ich mir einen Kocher bei Touren in Hüttennähe in Finnland inzwischen spare. Zur Not kann man dort jedenfalls über dem Holzfeuer kochen.

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          • Babsbara
            Erfahren
            • 26.06.2013
            • 169
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            • Meine Reisen

            #45
            AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

            Spannende Küchenbeschreibungen! Danke dafür!

            LG,
            Babs

            P.S. Du hättest sie töten sollen, Sylvie. Das hätte doch auch keiner bemerkt

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            • Rattus
              Lebt im Forum
              • 15.09.2011
              • 5177
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              #46
              AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

              Es bleibt köstlich und spannend. Hier
              Ansonsten finden wir ja, dass das Vogelbuch auch zu Hause hätte bleiben können; wir ziehen Stef die ganze Zeit damit auf. Denn viel mehr Vögel haben wir nicht gesehen, eine Lapplandmeise noch und ein paar Birkhühner, das war’s. Keine Bären, keine Wölfe - all unsere Freunde haben sich solche Sorgen gemacht...
              musste ich breit grinsen. Ganz ehrlich, die fliegenden Bären und Wölfe sind sehr sehr selten, auch in Finnland

              P.S. Du hättest sie töten sollen, Sylvie. Das hätte doch auch keiner bemerkt
              Ganz genau. Ich hätte sie vermutlich getötet.

              Edit: Hattet ihr eigentlich Kaffee vergessen, als nicht überlebensnotwendig erachtet, schon verbraucht oder wegen Gewicht weggelassen?
              Zuletzt geändert von Rattus; 31.08.2015, 12:08.
              Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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              • Inarijoen Peter
                Dauerbesucher
                • 22.07.2008
                • 764
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                • Meine Reisen

                #47
                AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                Hattet ihr eigentlich Kaffee vergessen, als nicht überlebensnotwendig erachtet, schon verbraucht oder wegen Gewicht weggelassen?
                Ein Finne/in würde eher das Zelt oder sonst was zuhause lassen als den Kaffee. Jahresverbrauch pro Kopf 12.1 Kilo. Europa Durchschnitt 4.8 Kilo.

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                • Sylvie
                  Erfahren
                  • 20.08.2015
                  • 361
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                  Zitat von sompio Beitrag anzeigen
                  Im Oulanka sind Gasherd und Küchenutensilien regelmäßig auf der Veranda in einer Art Kochecke zu finden. Das scheint mir das Standarddesign der neueren Hütten in ganz Finnland zu sein. Bei den Älteren ist die Küche normalerweise drinnen.
                  Einen kleinen Topf würde ich zwar immer mitnehmen, aber bisher habe ich noch jeden Gasherd anbekommen, sodass ich mir einen Kocher bei Touren in Hüttennähe in Finnland inzwischen spare. Zur Not kann man dort jedenfalls über dem Holzfeuer kochen.
                  Sehe ich auch so. Kocher muss nicht unbedingt mit, wenn man die Hütten ansteuert. Oder wenn, dann nur mit einer Kartusche für zwischendurch. Ich fasse aber alle diese nützlichen Infos am Ende noch einmal zusammen. Damit der Bericht auch einen Mehrwert hat für die, die zum ersten Mal in den Kekkonen fahren.
                  LG Sylvie

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                  • Sylvie
                    Erfahren
                    • 20.08.2015
                    • 361
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                    Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                    Es bleibt köstlich und spannend. Hier

                    musste ich breit grinsen. Ganz ehrlich, die fliegenden Bären und Wölfe sind sehr sehr selten, auch in Finnland

                    Jahhaha, der Bruch ist mir beim zweiten Mal lesen auch aufgefallen. Aber ich fand diese Wendung auch wieder witzig, also habe ich sie drin gelassen.


                    Ganz genau. Ich hätte sie vermutlich getötet.

                    Edit: Hattet ihr eigentlich Kaffee vergessen, als nicht überlebensnotwendig erachtet, schon verbraucht oder wegen Gewicht weggelassen?
                    Ich hatte Kaffee mit, aber so eine furchtbare Instant-Plärre, so einzeln in Tütchen verpackt, die schmeckte kaum nach Kaffee... Irgendwo zu Hause lagen diese Tütchen noch rum, die habe ich alle eingesackt. Bei der Hälfte von denen war jedoch das Haltbarkeitsdatum schon abgelaufen, das habe ich aber erst in Finnland gesehen... die schmeckten noch widerlicher, wie so ne Mischung aus Maggi und Altöl. Die habe ich gleich am Anfang der Tour weggeworfen. Konsequenz: Kaffee reichte nicht bis zum Schluss. Die letzten drei oder vier Tage musste ich ohne auskommen.

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                    • supi
                      Gerne im Forum
                      • 13.01.2013
                      • 79
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                      Es gibt einfachere und schmerzlosere Methoden in den tiefen, wilden finnischen Wäldern zu verschwinden als sich unerlaubt 2 Löffelchen Kaffee von einem Finnen zu mopsen

                      Was machen die Chirurgen in Finnland wenn ihnen die Blutkonserven ausgehen? Sie schalten die Kaffeemaschiene an.
                      Kein Witz, das Land lebt vom Kaffee.

                      Sylvie, ich verrate dir was. Viele Finnen sprechen/verstehen ein "kleines" bischen Englisch und Deutsch, da im Fernsehen kaum etwas synchronisiert ist (was schon so mancher Austauschstudent schmerzhaft lernen musste wenn er über das "nicht vorhandene, hübsche Frauenmaterial" gestänkert hat). Sie wollen es nur nicht, sind zu schüchtern, schämen sich für ihre schlechten Sprachkenntnisse (geh mal in D auf ein Amt und versuche was in Englisch zu regeln... hier entschuldigt man sich dafür das man des anderen Muttersprache nicht fliessend drauf hat) oder ganz einfach etwas gehemmt. Man könnte es eigenbrötlerisch nennen, ich würde es ehr so sagen das es einfach etwas länger dauert bis "Sie" mit einem warm werden. Es hat Jahre gebraucht bis ich das Verhältnis zu meinen Nachbarn hatte das ich heute habe. Man stelle sich vor, der eine traut sich inzwischen zu mir zu kommen und mich zu fragen ob ich ihm beim Bäumefällen helfen könnte.
                      Der durchschnittliche Finne ist auf seine Art recht freundlich, sogar herzlich, man muss sie nur zu nehmen wissen. Ich habe noch keinen getroffen mit dem ich nicht klar gekommen wäre. In D kommen und gehen Freunde, hast du einen Finnen zum Feund, dann hast du einen fürs Leben, selbst wenn du jahrelang nichts von ihm hörst.

                      Stell dir mal vor, du bist einmal im Jahr unterwegs und holst dir deine Portion Natur/Beeren/Pilze/Ruhe ab, und da kommt so eine Horde Südländer=Deutsche an, macht sich breit und schreit die Gegend voll (und hat noch nicht mal was zum trinken dabei). Tja, der ruhige Abend ist gelaufen, ein nicht gerade berauschender Gedanke, oder? Das geht nicht gegen dich und deinen Anhang sondern ist sehr allgemein gehalten, aber ein klitze kleines Wenig Verständniss habe ich schon für die "2 total mufflige Pseudohardcoremüslifinninnen (und dann fingert die eine auch noch den Kaffee an ).
                      Ich hoffe ihr habt nicht so viel über die beiden gestänkert, ich wette die verstanden genug Deutsch.
                      Ich gebe es ehrlich zu, wenn mir hier Deutsche über den Weg laufen verlerne ich schlagartig meine Muttersprache und selbst mein Englisch wird sehr rudimentär. Die schau ich mir erst mal an bevor ich ihnen evtl. weiterhelfe, oder auch nicht. Die Finnen gehen da immer kaputt wenn ich plötzlich nur noch mein misserables Finnisch spreche und meiner Tochter (7) Anweisung gebe kein D mit mir zu sprechen. Wenn wir uns begegnet wären.... evtl. hättet ihr nie erfahren das ich selbst Deutscher bin (am schlimmsten sind die Sachsen, die aus Sachsen-Anhalt gehen gerade noch ).

                      Gruss

                      P.s.: Ich gehe davon aus das du das nicht in den falschen Hals bekommst

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                      • Sylvie
                        Erfahren
                        • 20.08.2015
                        • 361
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                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                        Zitat von Inarijoen Peter Beitrag anzeigen
                        Ein Finne/in würde eher das Zelt oder sonst was zuhause lassen als den Kaffee. Jahresverbrauch pro Kopf 12.1 Kilo. Europa Durchschnitt 4.8 Kilo.
                        Ja, ich wollte jetzt hier auch nicht schlecht Zeugnis ablegen wider meinem Nächsten... aber unabhängig von der Kaffeegeschichte waren die beiden Damen wirklich äußerst seltsam drauf. Ich könnte noch ganz andere Geschichten erzählen. Mach ich aber nicht. Zumindest nicht hier und nicht schriftlich.

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                        • Sylvie
                          Erfahren
                          • 20.08.2015
                          • 361
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                          #52
                          AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                          Zitat von supi Beitrag anzeigen
                          Es gibt einfachere und schmerzlosere Methoden in den tiefen, wilden finnischen Wäldern zu verschwinden als sich unerlaubt 2 Löffelchen Kaffee von einem Finnen zu mopsen

                          Was machen die Chirurgen in Finnland wenn ihnen die Blutkonserven ausgehen? Sie schalten die Kaffeemaschiene an.
                          Kein Witz, das Land lebt vom Kaffee.

                          Sylvie, ich verrate dir was. Viele Finnen sprechen/verstehen ein "kleines" bischen Englisch und Deutsch, da im Fernsehen kaum etwas synchronisiert ist (was schon so mancher Austauschstudent schmerzhaft lernen musste wenn er über das "nicht vorhandene, hübsche Frauenmaterial" gestänkert hat). Sie wollen es nur nicht, sind zu schüchtern, schämen sich für ihre schlechten Sprachkenntnisse (geh mal in D auf ein Amt und versuche was in Englisch zu regeln... hier entschuldigt man sich dafür das man des anderen Muttersprache nicht fliessend drauf hat) oder ganz einfach etwas gehemmt. Man könnte es eigenbrötlerisch nennen, ich würde es ehr so sagen das es einfach etwas länger dauert bis "Sie" mit einem warm werden. Es hat Jahre gebraucht bis ich das Verhältnis zu meinen Nachbarn hatte das ich heute habe. Man stelle sich vor, der eine traut sich inzwischen zu mir zu kommen und mich zu fragen ob ich ihm beim Bäumefällen helfen könnte.
                          Der durchschnittliche Finne ist auf seine Art recht freundlich, sogar herzlich, man muss sie nur zu nehmen wissen. Ich habe noch keinen getroffen mit dem ich nicht klar gekommen wäre. In D kommen und gehen Freunde, hast du einen Finnen zum Feund, dann hast du einen fürs Leben, selbst wenn du jahrelang nichts von ihm hörst.

                          Stell dir mal vor, du bist einmal im Jahr unterwegs und holst dir deine Portion Natur/Beeren/Pilze/Ruhe ab, und da kommt so eine Horde Südländer=Deutsche an, macht sich breit und schreit die Gegend voll (und hat noch nicht mal was zum trinken dabei). Tja, der ruhige Abend ist gelaufen, ein nicht gerade berauschender Gedanke, oder? Das geht nicht gegen dich und deinen Anhang sondern ist sehr allgemein gehalten, aber ein klitze kleines Wenig Verständniss habe ich schon für die "2 total mufflige Pseudohardcoremüslifinninnen (und dann fingert die eine auch noch den Kaffee an ).
                          Ich hoffe ihr habt nicht so viel über die beiden gestänkert, ich wette die verstanden genug Deutsch.
                          Ich gebe es ehrlich zu, wenn mir hier Deutsche über den Weg laufen verlerne ich schlagartig meine Muttersprache und selbst mein Englisch wird sehr rudimentär. Die schau ich mir erst mal an bevor ich ihnen evtl. weiterhelfe, oder auch nicht. Die Finnen gehen da immer kaputt wenn ich plötzlich nur noch mein misserables Finnisch spreche und meiner Tochter (7) Anweisung gebe kein D mit mir zu sprechen. Wenn wir uns begegnet wären.... evtl. hättet ihr nie erfahren das ich selbst Deutscher bin (am schlimmsten sind die Sachsen, die aus Sachsen-Anhalt gehen gerade noch ).

                          Gruss


                          P.s.: Ich gehe davon aus das du das nicht in den falschen Hals bekommst
                          Supi, ich bin nicht der Typ, der sich mit den Einheimischen nicht versteht. Habe selbst vier Jahre im Ausland gelebt und fremde Sprachen und Kulturen inhaliert. Im vorderen Teil des Berichts, ich weiß nicht, ob Du den gelesen hast, habe ich auch über einige sehr sehr schöne Erlebnisse, die ich mit Finnen hier hatte, geschrieben. Generell sehe ich es wie Du, die sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Aber es gibt auch hier Ausnahmen, so wie überall. Warum sollte ich das verschweigen, wenn es denn nun mal so war?

                          Schlecht über sie geredet haben wir niemals. Mir ist bewusst, dass viele Finnen Deutsch können.

                          Und naja... also ich würde Deutschen helfen, wenn ich sie treffe (so wie jeder anderen Nationalität auch) und ich würde mich auch zu erkennen geben. Wozu diese Geheimniskrämerei?

                          LG Sylvie

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                          • Sylvie
                            Erfahren
                            • 20.08.2015
                            • 361
                            • Privat

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                            #53
                            AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                            Mo. 17.07.2015, von Suomonruoktu nach Kiilopää – 17 km



                            Der letzte Tag bringt uns noch einmal herrliche Finnland-Aussichten. Wir starten halb zwölf. Mal wieder müssen wir erst über den Fluss.





                            Dann geht es stetig nach oben bis auf die Fjälls.



                            Zwischendurch pausieren wir und machen noch ein Schuhfoto. Das hat Tradition in unserer Familie.




                            Da es jetzt nur noch skipistig ist und weniger steinig, kommen wir schnell voran. Endlich kann ich mal einen Rhythmus finden. Ich denk mir ein Lied und laufe dazu. Dafür ist der Weg langweilig, aber im Sinne eines schnelleren Marschtempos ist diese Eintönigkeit nicht unwillkommen.












                            Die Sonne ballert, sodass ich mir heute am letzten Tag tatsächlich einen leichten Sonnenbrand mitnehme. Oben auf den Fjälls wird es phantastisch. Der Wind frischt auf. Der Blick kann ungehemmt ins Weite wandern. Wir sehen Berge und Wald. Bis zum Horizont. In allen Richtungen.



                            Hier oben gibt es dann gar keine Bäume mehr. Zumindest auf den ersten Blick nicht; dann entdecken wir irgendwann die Krüppelbirken, die aber hier überhaupt nicht mehr nach oben wachsen, sondern auf dem Boden entlang kriechen. Diese Kriechbirken sind sogar niedriger als das Heidekraut. Hanni nennt sie die Loserbirken.


                            Später recherchieren wir, dass sie es im Pflanzenreich sogar zu einer eigenen Unterart gebracht haben: die Kiilopää-Birke, Betula pubescens spp. appressa. Und sie sind gar keine Loser, sondern Meister der Anpassung. Durch ihr Wachstum in die Horizontale werden sie im Winter komplett vom Schnee überdeckt. So überleben sie.


                            Oben auf dem Fjäll machen wir Pause.


                            Ein letzter Blick auf die Karte. Aber der Weg ist jetzt sonnenklar.


                            Plötzlich stehen da Rentiere, ganze Familien, sogar ein Albinotier ist dabei. Das bringt uns jetzt Glück, ein ganzes Jahr lang, meint Hanni. Wir verweilen verzückt in der Beobachtung.





                            Dann schultern wir unsere Bürde und stolpern ins Tal – der Zivilisation entgegen.

                            In Kiilopää ist alles toll!
                            Wir finden im Tal eine weitläufige Ferienanlage mit verstreuten Hütten, Hotels und Hostels. Seit Sarvioja sind wir den Ratschlägen des Weihnachtsmannopis gefolgt, und alles war toll. Hier ist es so schön, dass wir beschließen zwei Tage hier zu bleiben und die vorgebuchte Hütte im Ivalo Rivercamp in den Wind zu schießen.

                            Dann gibt es erst mal einen Kaffee - ahhhhhh, wie hab ich den vermisst.
                            Und Pepsi Cola – was für ein Zuckerschock.
                            Und für Stefan ein Bier – er trinkt gleich zweie davon weg.
                            In der Hütte dann Betten – juchu!
                            Und eine heiße Dusche – jahaaa!!!

                            Nachdem wir alle wieder halbwegs normal bis angenehm riechen, geht’s ins Restaurant.

                            Hier gibt es Salat – jawoll!!!
                            Und leckeren Lachs mit Gemüse – yeah!!!
                            Und zum Nachtisch Erdbeeren – ich werd‘ nicht wieder!!!

                            Noch nie hat jemals in meinem Leben ein einziger Tag mir so viele Highlights beschert. Ich wundere die ganze Zeit rum, wie toll es hier ist, wie schön, wie wunderbar.

                            Nach dem Essen schlendern die Kinder mit mir durch den Souveniershop. So eine geschnitzte Holztasse hätte ich gerne erstanden, aber für 60 € lasse ich sie ungekauft stehen. Stattdessen erwerben wir Blaubeersaft.

                            Jetzt geht’s noch in unsere ganz private hütteninterne Sauna. Was für ein Tag!
                            Ich bin so glücklich.

                            Morgen wird es ein tolles Frühstück geben. Salami und Knäckebrot hängt uns allen mächtig zum Halse raus.
                            Zuletzt geändert von Sylvie; 31.08.2015, 18:35.

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                            • skullmonkey
                              Erfahren
                              • 04.05.2009
                              • 185
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                              #54
                              AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                              Toller Reisebericht! Mein Bruder & ich haben eine ähnliche Runde im UKK vor zwei Jahren im Herbst gemacht, und es war wunderschön - keine Mücken, noch weniger Menschen, viele Saunas, herrliche Farben, frische Pilze und viele Blaubeeren!


                              Paradise Gorge
                              Skills are lighter than gear.

                              Hiking in Finland

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                              • ronaldo
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                                • 24.01.2011
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                                #55
                                AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                Sehr netter Bericht, danke dafür... :-D
                                Kein Kaffee an Bord... der Horror!

                                Kommentar


                                • Sylvie
                                  Erfahren
                                  • 20.08.2015
                                  • 361
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                                  #56
                                  AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                  Zitat von skullmonkey Beitrag anzeigen
                                  Toller Reisebericht! Mein Bruder & ich haben eine ähnliche Runde im UKK vor zwei Jahren im Herbst gemacht, und es war wunderschön - keine Mücken, noch weniger Menschen, viele Saunas, herrliche Farben, frische Pilze und viele Blaubeeren!


                                  Paradise Gorge
                                  Der Bericht ist sehr schön. Habe eben mal reingesehen. Sehr kompakt, schöne Bilder. Wir wollen da auch noch mal im Herbst hin.

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                                  • Inarijoen Peter
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                                    • 22.07.2008
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                                    #57
                                    AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                    Wirklich schöner Bericht und ich bin Eure Tour im Geiste mitgelaufen.
                                    Zitat von Sylvie Beitrag anzeigen
                                    Wir wollen da auch noch mal im Herbst hin.
                                    Der Herbst ist wohl die schönste Zeit in Lappland. Grob gesagt so um den 10.9 ist die beste Zeit für Ruska. Vor allem sind die Mücken weg.
                                    Es ist aber auch die Wanderzeit der Finnen. Habe schon öfters erlebt, dass die Hütten wirklich voll waren. Da sollte dann schon ein eigener Kocher dabei sein, wenn man nicht warten will, bis jeder seine Mahlzeit zubereitet hat. Das Zelt darf natürlich auch nicht fehlen.

                                    Kommentar


                                    • Sylvie
                                      Erfahren
                                      • 20.08.2015
                                      • 361
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                                      #58
                                      AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                      Danke Peter für den Tipp! Wir machen das so! :-)

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                                      • oesine63
                                        Erfahren
                                        • 27.11.2013
                                        • 421
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                                        #59
                                        AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                        Hallo Sylvie,

                                        war das euer Glücksbringer? Den hab ich vor 5 1/2 Jahren in der Umgebung von Saariselkä bewundert

                                        Aber ich fürchte, so alt werden diese Tiere dort gar nicht, landen wohl alle irgendwann in der Wurst ....

                                        LG, oesine63

                                        Kommentar


                                        • jykke
                                          Anfänger im Forum
                                          • 19.03.2012
                                          • 23
                                          • Privat

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                                          #60
                                          AW: [FI] Zehn Tage Wandern in Lappland

                                          Hallo Sylvie,

                                          sehr schöner Bericht, da will man gleich wieder aufbrechen. Mit dem Wetter hattet ihr wohl richtig Glück dieses Jahr, die letzten drei August-Wochen waren so ziemlich der einzige Sonnenschein in Lappland.
                                          Mücken gab es nach meiner Meinung dieses Jahr relativ wenig, die bösartigste von denen sind aber nicht die Moskitos (Sääski) sondern die kleinen Mäkäräinen, die saugen nicht Blut sonder beißen gleich ein Stück Haut ab.

                                          Gruß,
                                          jykke

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