[SE] Im Sarek NP August 2015

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    Fuchs
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    [SE] Im Sarek NP August 2015

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Hej hej!

    Nun war auch ich endlich einmal im Sarek.
    Ich weiß, dass viele von euch dort ebenfalls schon gewesen sind. Es gibt also nichts Neues zu berichten

    Da ich aber eure Berichte so gerne lese, schreibe ich euch ebenfalls einen.

    Zu den Eckdaten: Ich war alleine unterwegs
    Reisezeit: 7.8. - 20.8.2015 plus je 2 Tage An- und Abreise
    Karte: BD10
    Wanderführer: Sarek - Trekking in Schweden vom Claes Grundsten


    Von Hamburg aus brauchte ich je 2 Tage für An- und Abreise. Gefahren bin ich nur tagsüber, nachts habe ich die Straße den Elchen überlassen. Die Elchdichte auf den Straßen nahm auch tagsüber ab Jokkmokk sprunghaft zu.
    Ein südschwedischer KFZ-Mechaniker gab mir zu verstehen, dass mein Auspuff wohl noch bis in den Norden und zurück unter dem Auto aushalten würde - und glücklicherweise hatte er Recht.

    Ich habe mir eine Route ausgearbeitet, die durch Täler, über Hochebenen und Pässe verläuft und mich nach etwa 14 Tagen nach Kvikkjokk zurückbringen soll. Dabei habe ich Essen für 19 Tage eingepackt, meine maximal verfügbare Zeit. Man weiß ja nie, was einen erwartet.

    Rot: Tatsächliche Route am Ende
    Weiß: Geplante Route
    Gelb: Zeltplätze
    Blau: Bootstransfers (ohne Kvikkjokk-Delta)




    Es ging mit zwei Etappen auf dem Kungsleden bis Aktse los, wo ich vom Weg in die Wildnis abbog. Gut zum Einlaufen. Das Wetter war so lala. Es regnete nicht, war aber stark bedeckt. Der Blick Richtung Sarek-Zentrum ließ Dauerregen vermuten.

    Von hier stieg ich auf den Skierffe, der mein erstes Highlight werden sollte. Der Blick von dieser 700 m hohen, senkrecht abfallenden Felswand auf das Delta mit Seen und Flussarmen, die in allen Blau-Grün-Gletschermilch-Tönen in der Sonne schimmern, muss genial sein! Leider war das Wetter nicht kooperativ. Keine Sonne, keine Farben, kein Schimmern.

    Wer das sehen möchte, gibt in einer Bildersuche "Skierffe" ein. Meine Bilder sind trist grau und trüb.

    Etwas enttäuscht, mit Druckstellen an den Hüften vom noch ziemlich schweren Rucksack (müssen am Anfang so 23-25 kg gewesen sein = halbes Körpergewicht), auch im Gemüt noch belastet von Angelegenheiten in der Heimat, mit plattgelaufenen Füßen, zog ich weiter, durchquerte noch ein, zwei Bäche, schreckte mehrere Lemminge auf und belästigte einige Rentiere, bis dann die Regenfront so nahe kam, dass ich am nächstbesten Bach mein Zelt aufbaute und Trübsal blies.

    Auch am nächsten Tag blieb es sehr trüb und grau. Ich stapfte durch Sümpfe und Geröllhalden, über Heide und Schneefelder und durch Bäche. Die waren durch den vielen Regen der letzten Tage mächtig voll Wasser. Dazu kam, dass der letzte Winter extrem schneereich gewesen sein muss, der Sommer bisher jedoch kalt und nass, weshalb immer noch viel mehr Schnee als üblich lag, der durch die nun immerhin ziemlich warmen Temperaturen heftig ins Schmelzen geriet.
    So wurde jeder Bach, der durchquert werden musste, zu einer kleinen Herausforderung. Meist war das Wasser nicht mehr als knietief, doch so ein Bergbach hat mächtig Strömung.

    Dann, endlich!, kam ein Hoffnungsschimmer in Form eines Sonnenstrahles, der irgendwo in den Wolken eine Lücke fand. Endlich konnte ich sehen, wie die Landschaft um mich herum aussieht.




    Zuletzt geändert von Meer Berge; 28.04.2017, 18:38.

  • Meer Berge
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    #2
    AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

    Der nächste Tag fing wechselhaft an. Da mir schleierhaft war, wieso Grundsten den Alep Vassjajagasj oben am Berg in seinem tiefen Canyon unbedingt furten wollte und das für mich irgendwie auch nicht so gut machbar schien, stieg ich östlich dieses Baches ins Tal hinunter. Ich traf dabei auf einen so gut ausgetretenen Pfad, dass ich annehmen musste, andere vor mir hätten dieselbe Idee gehabt. Am Mündungsdelta in den Rapaädno war der Bach nun leicht zu furten. Der weitere Weg am Rapaädno war teilweise sehr schön, teilweise mühsam, da nicht alle Bäche so leicht zu furten waren. Außerdem habe ich ein paar Wasserspaziergänge zuviel unternommen, weil ich übersehen hatte, dass mich eine Furt auf eine größere Insel führte, von der ich später dann wieder herunter musste.
    Irgendwann kam ich an eine Stelle, da hätte ich schwimmen müssen.
    Gleichzeitig kam von vorne eine weitere massive Regenfront auf mich zu.
    Bei Regen furten, wenn man alle Klamotten ablegen muss, finde ich nicht schön.

    Also wieder schnell das Zelt aufgebaut.




    Es war erst Nachmittag. Es schüttete ohne Unterlass. Ich holte meine Karte heraus und machte mir Gedanken, ob ich nicht einfach wieder den Weg zurück gehe und bei diesem Wetter schaue, dass ich so einfach und so schnell wie möglich hier heraus komme. Und einen Urlaub im Robinson-Club verbringe, wo es schön warm ist und die Sonne scheint.
    Es regnete weiter, und ich konnte das Wasser in den Flussarmen weiter steigen sehen. Laut Beschreibungen sollten noch schwierig zu querende Bäche auf diesem Abschnitt vor mir liegen, dieser hier wurde nicht einmal erwähnt.
    Ich war richtig deprimiert und dachte ernsthaft ans Aufgeben. Das hatten in den letzten 3 Wochen vor mir laut Fjällstation-Betreiberin ziemlich viele Wanderer hier im Sarek auch gemacht, da in diesem Jahr einfach zu spät zu viel Wasser floss.

    Es regnete die ganze Nacht durch.

    Am Morgen versteckte ich mich so lange in meinen Daunen, bis sich ein kleiner Lichtschimmer zeigte. Es hörte auf zu regnen. Und sofort erwachte mein Optimismus wieder zu frischem Tatendrang.




    Bevor ich das Zelt abbaute und den Rucksack packte, machte ich mich nur mit Oberbekleidung, Neoprenschuhen und Trekkingstöcken auf die Suche nach einer Stelle im nun auch noch vom aufgewühlten Schlamm trüben Wasser, wo ich vielleicht doch hinübergelangen könnte. Und ich fand eine! Mit ein paar Umwegen, die ich mir genau einprägte. Ich furtete alle Stellen wieder zurück, packte meinen Haushalt ein und machte mich wieder auf den Weg.

    Irgendwann kam ich wegen einer weiteren Furt am Fluss nicht weiter und versuchte mich etwas höher oben im Wald. Das ist ein verfilztes Birkendickicht mit wunderschönen, mannshohen Blumen. Und ich fand sogar einen Pfad! Da ich aber nun eine besondere Meisterschaft im Verlieren von breit ausgebauten Wegen an den Tag lege, sofern sie nicht mit großen roten Fahnen markiert und eingezäunt sind, stand ich alsbald irgendwo im Dickicht. Das liegt mir eher, da verliere ich nicht so leicht die Richtung. Das Dickicht war jedoch ziemlich dicht, sodass ich lieber am Berg hochgestiegen bin, bis die Botanik nur noch Kniehöhe hatte.

    Noch immer war es sehr dunkel, aber es regnete nicht mehr.
    Um die Berge vor mir, dort, wo die Gletscher begannen, dort, wo ich hin wollte, da jagten sich Wolken und Regenschauer.




    Da ich von hier ins Snavvavagge laufen wollte, dachte ich mir, ich halte einfach mal die Höhe und spare mir dadurch einen Teil des Aufstieges dort. Aber das war keine so ganz besonders gute Idee, denn um jede Bachrinne herum fand ich ausgedehnte Blockfelder der wackeligsten Art und Weiden-/Birkendickicht. Immerhin wenig Sümpfe.
    Das wurde mir irgendwann zu blöd und ich beschloss, über eine grasige Rippe wieder in den Wald hinunter zu steigen und es noch einmal mit dem Pfad zu versuchen. Es gab ziemlich viele dieser Pfade, die alle parallel zum Fluss verliefen, doch irgendwann muss ich den richtigen (den untersten!) erwischt haben, denn ich erreichte tatsächlich die Skarki-Hütte.
    Noch am selben Abend stieg ich ziemlich hoch auf in das Snavvavagge, ein Hochtal, von dem aus ich mir wiederum einen super Blick auf ein weiteres Delta-Gebiet im Flusslauf erhoffte, das Rapaselet.
    Der Weg sollte laut Grundsten von der Skarki-Hütte aus am Jilajahka hinauf gehen. Aber erstens gab es um die Hütte herum ziemlich viele Jilajahkas, und zweitens gab es keinen Pfad. Ich lief schräg durch den Wald hoch. So musste ich ja irgendwann auf ihn treffen. Ich habe ihn sogar erkannt, als ich ihm begegnete, und habe ihn nicht mehr verloren :-)

    Bei der Querung des Jilajahka erlebte ich dann eine ziemliche Lehrstunde. Das Gletscherwasser war nicht soooo tief, etwas mehr als bis zu den Knien. Aber mit kräftiger Strömung. Alles lief gut, bis unter meinem Fuß ein ziemlich großer Stein wegrutschte und ich einen Bauchplatscher machte. Sch#*%$&§!!!
    Ich hatte Glück und konnte mich an einem anderen großen Stein abfangen und wieder aufstellen und wurde nicht weggespült. Aber mir war der Bach in die Jacke gelaufen und, noch lästiger, in die Trekkingstiefel, die ich um den Hals hängen hatte und in denen die Socken steckten. Bis obenhin vollgelaufen! Das war es wohl mit trockenen Füßen für den Rest der Tour :heul:

    Gut, dass es noch eine Weile steil bergauf ging, so wurde mir warm.

    Endlich erreichte ich das Snavvavagge und wurde mit einer schönen Aussicht belohnt!
    Ich zeltete gleich am ersten kleinen See, da ich von hier aus zur Aussichtskanzel über das Rapaselet laufen wollte.

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      #3
      AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

      Noch am Abend stieg ich auf eine Anhöhe über dem Tal, um das tolle Farbenspiel auf den Wassern des Rapaselet zu bewundern. Naja, das Wetter ... wie gehabt. Aber ein toller Blick ist das von dort oben, einige hundert Meter senkrecht, schon.

      Am nächsten Morgen sah das dann aber gar nicht so schlecht aus. In der Nacht hatte es Neuschnee gegeben bis auf 1500 m hinunter. Mein Zelt stand auf ca. 1000 m. Talauswärts schien sich evtl. ein wenig Licht durchsetzen zu wollen?
      Frisch motiviert bin ich wieder auf meine Aussichtsklippe gestiegen.





      Bergwärts, meine Richtung, Regenschauer bis tief in die Täler.
      Aber immerhin ein Regenbogen!





      Unten im Tal, unter dem Regenbogen, wo die große Insel mit den Bäumen drauf mitten im Delta liegt, das ist die Tielma-Furt. Die einzige Stelle, wo man diesen Fluss furten kann. Aber nicht bei solchem Hochwasser.
      Die Stelle heißt auch "Raubtierplatz". Hier soll man die Spuren aller 4 großen Raubtiere des Sarek finden können: Bär, Vielfraß, Luchs und Polarfuchs. (Ich habe keines dieser Tiere getroffen, leider. Und Elche nur aus der Ferne - oder auf der Straße.)






      Regenbogen heißt Hoffnung. Also auf in den Tag!
      Mein Ziel war die Sommerbrücke bei der zentralen Skarja-Hütte.
      Während ich nun durch das Snavvavagge wanderte, wurde das Wetter um mich herum immer besser!









      Endlich ein herrlicher Blick in die Gletscherwelt des Alkatj-Massives.


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        #4
        AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

        Ich hatte Glück: Bis ich zum steilen Abstieg aus dem Snavvavagge kam, waren Gras und Steine vom Wind schon wieder getrocknet. Das kann sonst gefährlich rutschig werden!
        Dann lief ich Richtung Regenwolken.
        Ein Rentier hatte auch keine Lust mehr auf so viel Wasser von oben und lief in die andere Richtung davon.




        Auf den letzten paar Kilometern wurde ich also hübsch von so einem Powerniesel befallen, latschte über einfache Wiesen bis zur Skarja-Sommerbrücke, überquerte die noch und baute dahinter mein Zelt auf.


        Der nächste Tag begann noch trübe, nasse Wolken auf meinem Weg, aber ich war langsam genug, dass die Wolken vor mir her abziehen konnten und mir die Sonne von hinten den Weg freischob.

        Bevor ich ins Alggavagge einbiegen konnte, musste ich durch eine weitere größere Furt, durch den Guohperjahka, die, aufgeteilt in mehrere Arme, immerhin sicher 50m breit ist. Hier begegnete ich Wanderern, die von der anderen Seite kamen. Das war prima. Gemeinsam gingen wir auf und ab und jeder suchte auf seiner Seite nach den besten Stellen, die wir dann zu einem Puzzle zusammensetzten.

        Bald ging es in herrlichem Sonnenschein das Alggavagge entlang.




        Eigentlich sahen meine Pläne vor, von Alggenjalmme eine Tagestour in die Bergwelt des Alkatj zu unternehmen, die Schneelage jedoch ließ mich ohne entsprechende Ausrüstung und Seilschaft davon Abstand nehmen.

        Es wurde sogar so warm, dass ich beschloss, meine Mütze auszuziehen, was zur Folge hatte, dass ich mir auch die Haare waschen wollte. Gut, man trifft hier nicht so viele Leute, aber nach über einer Woche hatte ich das Bedürfnis nach Frische.

        Also suchte ich mir einen hübsch plätschernden Bergbach und machte eine ausgedehnte Wellness-Pause.




        So herrlich erfrischt wandert es sich doch gleich viel besser.
        Der Rucksack wurde auch immer leichter, je länger ich unterwegs war und täglich meine Essensration umsetzte.
        Die Schuhe waren ebenfalls bald wieder trocken, zumindest von innen, da ich jeden Abend das Fußbett und die Socken "trockenschlief".

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          #5
          AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

          Am nächsten Tag ging es erst über Wiesen und Heide, dann über Schneefelder und Geröll das Niejdariehpvagge hinauf.




          Wieso wollte ich noch gleich vor ein paar Tagen aufgeben und umkehren? ;)

          Jenseits des Passes machte ein langes Schneefeld das Vorwärtskommen leicht. Ich konnte ins Sarvesvagge hinunter sehen und dahinter auf die große Hochebene Luohttolahka, umstanden von den Gipfeln des Parte-Massivs. Dorthin wollte ich, und von der Ebene aus zu den Gletschern und Gipfeln Tagestouren machen. Das sieht aber gar nicht gut aus, viel zu viel Schnee, und durch das Schmelzwasser bei dem Wetter gerade wird alles äußerst sumpfig sein dort. Die Gipfel sind bei der Schneelage sowieso nicht drin. Die Leute, die ich bei der Furt ins Algavagge getroffen hatten, meinten außerdem, die Bergbäche seien aufgrund des Schmelzwassers zum Teil sehr schwer zu furten gewesen ...

          Von rechts rollten Wolken wie ein Wasserfall über die Bergflanke! Ein herrliches Schauspiel, das ich versuchte zu filmen. Aber es war gerade so stürmisch hier, dass es unmöglich war, die Kamera halbwegs ruhig zu halten.




          Den Rentieren wurde es heiß, selbst sie hatten ihr Winterfell in diesem Jahr noch nicht ganz abgeworfen. Sie suchten Zuflucht auf Schneefeldern, auch vor Mücken. Mit denen hatte ich erstaunlich wenig Ärger.




          So lief ich nun, Plan B, das Sarvesvagge noch ein Stückchen weiter hinaus, bevor ich nach einer letzten harmlosen Bachquerung für heute meine Hilleburg aufbaute.

          Zuletzt geändert von Meer Berge; 11.11.2016, 20:41.

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            #6
            AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

            Auch am nächsten Morgen Sonnenschein!
            Ich stieg eine Bergflanke hinauf, über einen sehr breiten Grassattel hinüber und kam zur Wasserscheide ins Njoatsosvagge hinunter.





            An der Ostseite ragt die fast überhängende Wand des Bulkas 800 m über den See, gegenüber die dunkle Wand des Vassjabakte 900 m. Schon beeindruckend!

            Ein eisiger, schneidender Gegenwind pfiff heute das Tal hinauf. Zeitweise wanderte ich trotz des Sonnenscheins mit Mütze und Handschuhen.

            Am Ende des letzten Sees im Tal schlug ich mein Lager auf.
            Eigentlich ist es im Sarek ja doch ganz schön :-)
            Mein Blick aus dem Fenster:


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              #7
              AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

              Der kommende Tag machte mir schon im Vorhinein Kopfzerbrechen.
              Ich wollte das Njoatsosvagge weiter hinunter wandern, las und hörte aber in Beschreibungen dieses Tales, dass es da drei Flüsse gibt, die sehr schwierig zu furten sein sollen, bei Hochwasser evtl. gar unmöglich.

              Mein Plan B sah vor, dann eben so weit an den Bächen hinaufzusteigen, bis ich eine Furt fände.
              Und wenn ich zwei gefurtet hätte und über den dritten nicht rüberkäme? Dann müsste ich die ganze Strecke wieder zurück laufen und eine andere Route probieren. Außerdem hatte ich unterwegs erfahren, dass die Furt der Gletscherbäche weiter oben mindestens ebenso schwierig sein sollte, weil das Wasser dort geballt in einer Rinne rauscht ... Ist einfach noch zu viel Schnee hier, aber das lässt sich nicht ändern.
              Ich dachte hin und her. Dann packte ich morgens meine Sachen und machte mich einfach mal auf den Weg. Erstmal sehen. Der erste dieser Flüsse ist nicht sooo besonders weit weg.

              Blick zurück




              Ich fand an einer steilen Bergflanke entlang einen Pfad, den ein paar freundliche Rentiere angelegt hatten und der mich genau in meine Richtung brachte. Zu einer Schlucht, über die vor Jahren mal eine Brücke über den Fluss führte, die aber bekannterweise nicht mehr dort ist. Durch die Klamm rauscht ein gewaltiger Wasserschwall.
              Aber der Bach sollte ein Mündungsdelta haben, wo er evtl. zu furten sein sollte.
              Ich lief den Fluss hinunter auf einem Pfad, den nun wohl Wanderer vor mir mit demselben Ziel getreten haben.
              Mit dem Pfad kreuzte ich einige kleinere Arme auf dicken Steinen oder mit einem Sprung. So kam ich immer weiter hinunter. Der Pfad ging mal hierhin, mal dorthin. Sicher haben andere auch schon viele Möglichkeiten der Querung gesucht.
              Plötzlich stellte ich fest, dass ich am Ende einer Insel noch hoch über dem Mündungs-Delta angekommen bin. Von links ein rauschender Flussarm. Von rechts ein etwas flacherer.
              Nach einem Antesten ohne Rucksack war mir klar: Über den rauschenden komme ich kaum unfallfrei hinüber. Also nahm ich den flacheren, um danach weiter Richtung Mündung zu gelangen.
              Doch da ging das Drama erst richtig los. Wieder stand ich auf einer Insel, auf der anderen Seite plötzlich ein noch heftigerer Arm. Wo kamen die denn auf einmal alle her?
              Nach einer Weile des Suchens und Probierens hatte ich die Faxen dicke. Das wird so gar nichts. Ich muss hier raus und auf anderem Wege nach Kvikkjokk zurück!
              Leichter gedacht als getan. Ich stand mittlerweile mitten in einem Labyrinth aus Wasserläufen und Inseln, die mit übermannshohem Birken- und Weidengebüsch überwuchert sind, was jegliche Sicht auf einen möglichen Ausweg verhinderte. Immer wieder gab es kurze Abschnitte von Pfaden, die irgendwo am Wasser endeten. Ich rechnete bald mit bleichenden Gebeinen von Wanderern, die nie wieder herausgefunden haben ... Es hat mich viel Zeit und Nerven gekostet, mich hier herauszuarbeiten.

              Und jetzt?
              An meinem Zeltplatz der letzten Nacht, an dem See, war an dem Bach eine Möglichkeit ans andere Ufer zu gelangen. Wenn ich dann auf der anderen Seite die Bergflanke hochstiege ... Was sagt die Karte? Ja, das müsste gehen, da müsste ich eine Route finden. Plan C.
              Also lief ich etwas frustriert wieder zurück.

              Von meinem Trampelpfad sah ich hinunter auf den Njoatsosjahka. Und entdeckte eine Stelle weit vor dem See, unterhalb eines Wasserfalles, wo er sich so verbreiterte, dass wohl auch dort ein Durchkommen möglich sein müsste.
              Meine Abenteuerlust weckte neue Lebensgeister. Ich fand zum Fluss hinunter und der sah hier tatsächlich ungefährlich aus.
              Geschafft!

              Nun stand ich unter einer einigermaßen steilen Bergseite, die aber machbar aussah. Es war noch nicht so spät, und so machte ich mich nach einer kleinen Mittagspause daran, die Flanke zu besteigen. Wie fast immer durch Gebüsch unten und Geröllfelder oben und Sumpf-Strecken überall. Zwischendurch Wasserrinnen und Heideflächen.

              Oben traf ich viele viele Schneehuhn-Familien. Ich habe sie auf der ganzen Tour immer wieder aufgeschreckt, weil man sie einfach nicht sieht, bis man fast drauftritt und sie mit großem Geschrei plötzlich auffliegen. Hier waren aber besonders viele und besonders wenig scheue.



              Ich erreichte den See Goabrekjavrasj, umging ihn südlich auf Blockfeldern und kam ins Laptavagge.
              So erreichte ich schließlich nach einem doch noch gelungenen Tag erfolgreich den kleinen Bergsee, den auch Grundsten zum zelten empfiehlt und an dem meine Hilleburg auf einem prächtigen Rasen thronen konnte.




              Nachts um halb 5 weckte mich ein Rentier, das über eine meiner Zeltleinen stolperte. Eine ganze Herde zog vorbei.










              Zuletzt geändert von Meer Berge; 24.08.2015, 20:27.

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                #8
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                Vom nächsten Tag gibt es nur ein paar Blümchen.

                Der hat mich echt noch einmal Kraft und Nerven gekostet.
                Und das lag wieder einmal an einer Flussquerung.
                Dass da noch eine auf mich wartet, das wusste ich. Aber es gab viele verschiedene Berichte darüber.
                Mir kam unterwegs ein anderer Wanderer entgegen.
                Er erzählte mir, dass im schwedischen Forum gerade heftig diskutiert würde, ob die Strecke, die ich vom Njoatsosvagge heraufgekommen bin, überhaupt machbar sei. Ich konnte ihm bestätigen, dass es geht, und gar nicht so schlecht.

                Und er erzählte mir, dass die Furtstelle, die für den Buojdesjahka üblicherweise angegeben wird, unter der Renwächterhütte, nicht machbar sei, da der Wasserstand zu hoch sei. Er habe aber ca. 300m flussaufwärts eine etwas heikle, aber machbare Stelle gefunden ...

                Locker flockig ging es über Wiesen los, wurde dann steil, 400 m Abstieg in eine Ebene, die aus einem Flickenteppich aus Seen, Sümpfen und Birken-/Weidendickicht besteht.




                In Alaska heißt das bush whacking. Nicht einfach, sich hier einige Kilometer durchzuarbeiten und dabei noch eine bestimmte Richtung einzuhalten, die man sich von oberhalb der Botanik ausgeguckt hat, wenn man auch noch immer wieder vor Bachläufen und Teichen steht und um sie herumnavigieren muss.
                Aber deshalb kommt man ja in den Sarek.

                Ich erreichte schließlich den Fluss tatsächlich unweit der Stelle, die ich mir ausgeguckt hatte. Hier vereinigten sich Tjuoldajahka und Buojdesjahka. Beide sind wiederum aufgespalten in mehrere Arme. Der erste sah zum Furten tatsächlich ganz geeignet aus. Aber hinter der ersten Insel rauschte und spritzte es mächtig respekteinflößend.
                Oder doch lieber weiter unten, wo sich das Flussbett etwas verbreitert, auch wenn sich die Arme dort alle schon vereinigt haben?
                Nee, da ist eine Tiefwasserrinne mitten drin. Und dann kommt die Schlucht mit dem Wasserfall, wo die Renwächterhütte steht. Und darunter die sonst beschriebene Furt, die laut meiner Begegnung vom Morgen nicht machbar sein soll.
                Ich machs kurz: Ich glaube, ich bin mindestens 6 mal einige hundert Meter durch dichtestes Unterholz an diesem Fluss auf und ab gelaufen. Doch hier? Oder doch alle einzeln weiter oben? ...
                Dafür entschied ich mich dann: Für jeden Arm eine einzelne Furt zu suchen.
                Und dafür, dass das hier eine verflixt haarige Angelegenheit wird. So sehr, dass ich mich für die höchste Sicherheitsstufe entschied: die Querung in Trekkingschuhen zu machen. Ohne Einlegesohle und Socken, damit die nachher noch trocken sind.
                Alles fix und fertig verpackt, Stöcke auf Länge gebracht, Rucksack auf - Wo ist meine Isomatte!?!
                Die ist eigentlich an einer Seite des Rucksackes mit Gurten festgeschnallt. Sie steckt allerdings in einer wasserfesten Packtasche, die ziemlich rutschig ist. Ich muss die bei der ganzen Krabbelei im Unterholz verloren haben
                Sachen verlieren darf überhaupt nicht passieren! Gut, ich rechne für die kommenden Nächte nicht mit Frost, also würde ich den Rest der Tour auch ohne die Matte überstehen. Trotzdem!
                Also diesmal ohne Rucksack (den, war ich mir sicher, finde ich an dieser Stelle wieder) wieder ins Gebüsch. Den Fluss runter. Ich habe wie ein Luchs gesucht, aber die Matte nicht gefunden. Jetzt stand ich nun schon so weit unten, dass ich mir dachte, ich könne mir die "unpassierbare" Furtstelle einfach auch noch ansehen. Ohne Schrankwand auf dem Rücken kommt man ja auch leichter durchs Gebüsch. Also noch eine Strecke den Bach runter. Hier wird er sehr breit, und teilt sich wieder in viele Arme. Am anderen Ufer sieht er flach aus, nur hier, wo ich einsteigen müsste, sagte mein Stockmaß: Bauchtief mit heftiger Strömung = unmöglich.
                Und dann fand ich aber doch eine Stelle, die nicht ganz so tief zu sein schien. Nach genauerer Betrachtung müsste es hier tatsächlich möglich sein, die erste tiefe Rinne am Ufer zu überwinden.
                Beschlossene Sache, hier muss es sein. Wieder rauf, Rucksack holen, wieder runter und durch.
                Wenn ich jetzt noch die Isomatte ... Und da entdeckte ich sie tatsächlich im Unterholz! Es gab eine sehr herzliche Begrüßung!
                Sicher hab ich sie nur verloren, damit ich am Ende doch noch diese Furtstelle finde...

                Die Furt war dann anfangs auch heftig, aber ich bin ohne Kenterung ans andere Ufer gelangt!

                Der Rest des Weges, 400 m wieder rauf, um den Ruonas herum, bis ins weit ins Ruonasvagge hinein, wo ich endlich in die Schlucht absteigen und furten konnte, und wieder zurück zu den Seen am Habres, zog sich ewig lang hin, war aber nicht weiter dramatisch.

                Nach so viel Text gibt es zum Trost noch ein Plümchenbild: Trollblumen.

                Zuletzt geändert von Meer Berge; 24.08.2015, 20:25.

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                • Katun
                  Fuchs
                  • 16.07.2013
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                  #9
                  AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                  Klasse, Meer_Berge! Und sehr unterhaltsam.

                  Wenn ich jetzt noch die Isomatte ... Und da entdeckte ich sie tatsächlich im Unterholz! Es gab eine sehr herzliche Begrüßung! :yahoo:
                  Sicher hab ich sie nur verloren, damit ich am Ende doch noch diese Furtstelle finde...
                  Paracord dabei? Ohne kann das nicht sein. Bzw. mit Paracord macht man das anders.

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                  • Meer Berge
                    Fuchs
                    • 10.07.2008
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                    #10
                    AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                    Am kommenden Tag hieß es noch einmal zu einer Wasserscheide aufsteigen, um ins Vallevagge zu gelangen. Oben am Pass fand ich eine Schneefeld-Abbruchkante, die sicher 4 Meter hoch war!




                    Der Abstieg durch das Vallevagge wurde durch ein sehr langes Schneefeld sehr vereinfacht, führte dann noch über viel Geröll, anschließend auf eine prärieartige Stufe am Berghang - Wiese mit Steinen bis zum Horizont.
                    Die Flüsse, die hier gequert werden mussten, lagen noch unter Schneedecken. Das ist natürlich auch nicht ganz ohne, so eine Schneebrücke an einem heißen Augusttag ... Davon gab es schon einige auf der Tour. Man bekommt keine nassen Füße, darf aber auch auf gar keinen Fall einbrechen!

                    Dann kam ein leichter Abstieg zu zwei schönen Seen auf einer großen Ebene vor dem Prinskullen.




                    Hier war noch einmal Wellness angesagt, bevor es am nächsten Tag hinunter zum Vorposten der Zivilisation gehen sollte.
                    Am Abend durfte ich schließlich diesen herrlichen Ausblick genießen.

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                    • Meer Berge
                      Fuchs
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                      • 2381
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                      #11
                      AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                      Über eine schier endlose Wiese ging es zum Prinskullen, von wo es nach Kvikkjokk hinunter einen richtigen Wanderweg gibt. Mittlerweile kam ich fast ohne Sumpf voran, die sind in den letzten sonnigen Tagen ziemlich trocken gefallen. Ich lief auch seit Tagen nur noch in Shorts und Top. Schon morgens beim Losgehen.

                      Ich kam an das große Flussdelta, auf/an/in dem Kvikkjokk liegt. Es gibt einen Motorboot-Shuttle-Service, der Wanderer dort abholt, wo ihr Wanderweg an das Wasser stößt, und dahin bringt, wo sie weiterlaufen wollen. Die Fernwanderwege verlaufen ja sozusagen über den See.

                      Ich wollte nur die kurze Strecke einmal rüber in den Ort, wo mein Auto steht.
                      Laut "Fahrplan" hätte ich hier jetzt 1,5 Stunden Pause gehabt. Aber der Schiffer, der drüben gerade unplanmäßig eine Gruppe einsteigen ließ, sah mich und kam rüber, um mich auch einzuladen. Und ob ich Lust hätte auf eine kleine Sightseeing-Tour, denn einige der Leute müssten hier oder dort hin oder wollten nur mal das große Flussdelta ansehen.
                      Na klar hab ich Lust!

                      Und so schipperte Björn uns durch Klein-Amazonas und erläuterte uns viele Besonderheiten in vielen verschiedenen Sprachen. Die Farben des Wassers, die unterschiedlichen Sedimente, Begebenheiten mit Touristen und Elchen und Bären, über die Geschichte des Nationalparkes und Gesteine, über frühe Siedlungen einer Silberschmelze, über Axel Hamberg, der als Forscher vor 100 Jahren seine Sommer im Sarek verbrachte und dort Observationshütten aufstellte, und über Carl von Linné, der hier im Sarek herumwanderte und Pflanzen sammelte, bestimmte und sein Nomenklatur-System erstellte, über Wassertemperaturen, über Fische, wir kosteten vom Schachtelhalm-Reet, das sehr mineralhaltig und lecker ist, ... Und dass vor 3 Wochen (also eine Woche vor meinem Tourbeginn) hier das Wasser gut 2 m höher gestanden hätte! Eines der höchsten Hochwasser hier aus Regen und Schneeschmelze.
                      Es war eine wundervolle Bootstour, mit der ich gar nicht gerechnet hatte!

                      Und ein toller Abschluss meiner Wanderung durch den Sarek!

                      Ich danke euch allen, die hier hereingeschaut haben!


                      Hej da!
                      Sylvia














                      Zuletzt geändert von Meer Berge; 28.04.2017, 19:16.

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                      • Meer Berge
                        Fuchs
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                        #12
                        AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                        Zitat von Katun Beitrag anzeigen
                        Klasse, Meer_Berge! Und sehr unterhaltsam.
                        Paracord dabei? Ohne kann das nicht sein. Bzw. mit Paracord macht man das anders.
                        Hej Katun!

                        Wie meinst du das mit dem Paracord?
                        Die Matte festbinden oder den Weg durchs Gebüsch markieren oder den Fluss furten?
                        Die Matte selbst ist äußerst rutschfest. Der wasserdichte Beutel, in den ich sie gepackt hatte, jedoch ist sehr rutschig. Dennoch hatte ich vorher auf der Tour nie das Problem gehabt, dass die Matte aus den Gurten des Rucksackes gerutscht wäre. Vielleicht mal ein paar cm nach unten. Aber durch das viele Hängenbleiben an Ästen und Durchgeschiebe zwischen Büschen und Bäumen muss sie tatsächlich herausgerutscht sein.
                        Kordel habe ich tatsächlich immer dabei. In den kommenden Tagen habe ich den Packbeutel damit auch zusätzlich an seinem Griff am Rucksack festgebunden. Sie hat aber nie wieder Anstalten gemacht zu verrutschen.

                        Viele Grüße,
                        Sylvia

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                        • Katun
                          Fuchs
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                          #13
                          AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                          Sorry, kleiner Insider, fühlte mich nur daran erinnert. Der hätte eine Hängebrücke geknüpft und die Matte Matte sein lassen.

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                          • Meer Berge
                            Fuchs
                            • 10.07.2008
                            • 2381
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                            #14
                            AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                            Aaaahhh!

                            Na, ganz ehrlich: Wenn mir mit Zelt und Proviant um die 10 kg aus dem Rucksack gefallen wären, hätte ich das vielleicht gemerkt. Die paar Gramm Isomatte dagegen ...
                            Vielleicht kann ich ihm den Tipp geben, alles in große rote Packsäcke zu hüllen. Hätte ich die Isomatte in meinen grünen oder gelben gesteckt, hätte ich sie vermutlich nie entdeckt. Dabei war das zu Anfang keine Berechnung ...

                            Und um bei einer 12-Tages-Tour sich am Ende um ganze 3 Tage zu verzählen ...

                            So wird man zum Helden!

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                            • Shades
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                              • 21.08.2015
                              • 641
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                              #15
                              AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                              Danke für den sehr schönen Bericht!

                              Eine Frage hätte ich noch: Konnte man auf den Schneefeldern gut laufen oder sank man sehr tief ein? Kann man damit rechnen, dass der Schnee dieses Jahr ab 1500m Höhe gar nicht wegtaut, so dass man im September in der Höhe auch über Schneefelder laufen wird (ggf. mit Steigeisen)?
                              Zuletzt geändert von Shades; 24.08.2015, 20:47.

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                              • Meer Berge
                                Fuchs
                                • 10.07.2008
                                • 2381
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                                #16
                                AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                                Hallo Shades,
                                schön, dass dir der Bericht gefällt!

                                Auf den Schneefeldern konnte ich morgens gut laufen, im Laufe des Tages wurden sie von der Sonne jedoch mehr und mehr aufgeweicht und ich sank tiefer ein. Trotzdem lief es sich nicht schlecht darauf, oft viel besser als auf den Geröllfeldern daneben.
                                Einzig bei den eingewehten Bächen habe ich mir sehr sorgfältig die Stellen zum Überschreiten ausgesucht. Denn durch eine Schneebrücke möchte ich nicht einige Meter in einen Bach fallen und da nicht wieder herausklettern können. Doch auch hier wurde ich immer fündig.

                                Wie sich die Situation bis in den September hinein entwickeln wird, kann ich dir leider nicht vorhersagen.
                                Während ich dort war, hat es in einer Nacht bis auf 1500 m hinunter geschneit, was aber schnell wieder weggetaut war.

                                Schnee wird es sicher auch bis unter 1500 m im September noch geben. Die Frage ist nur, wie hinderlich oder hilfreich das für dich ist. Viele Schneefelder habe ich, wie gesagt, gerne genutzt. Nirgendwo hatte ich Steigeisen vermisst.
                                Wenn du jedoch ins Innere der Bergmassive hinein und hinaufsteigen willst, könnte das schon anders aussehen. Ich habe darauf am Ende verzichtet.
                                Im September könnte es schon wieder Neuschnee geben?

                                Also: Auf meiner gegangenen Route war Schnee für mich kein Problem, sondern eher oft eine Erleichterung.

                                Hilft dir das jetzt irgendwie weiter?

                                Viele Grüße,
                                Sylvia

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                                • Shades
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                                  • 21.08.2015
                                  • 641
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                                  #17
                                  AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                                  Ja. Danke! Ich hoffe auf Restschnee (und hoffentlich gibt es nicht schon 50cm Neuschnee oder so ;)

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                                  • sarek2007
                                    Erfahren
                                    • 22.08.2007
                                    • 449
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                                    #18
                                    AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                                    DANKE für den sehr lebhaften Bericht und eine gelungene Tour!

                                    Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                                    Der Weg sollte laut Grundsten von der Skarki-Hütte aus am Jilajahka hinauf gehen. Aber erstens gab es um die Hütte herum ziemlich viele Jilajahkas, und zweitens gab es keinen Pfad. Ich lief schräg durch den Wald hoch. So musste ich ja irgendwann auf ihn treffen. Ich habe ihn sogar erkannt, als ich ihm begegnete, und habe ihn nicht mehr verloren :-)

                                    Bei der Querung des Jilajahka erlebte ich dann eine ziemliche Lehrstunde. Das Gletscherwasser war nicht soooo tief, etwas mehr als bis zu den Knien. Aber mit kräftiger Strömung. Alles lief gut, bis unter meinem Fuß ein ziemlich großer Stein wegrutschte und ich einen Bauchplatscher machte. Sch#*%$&§!!!
                                    Ich hatte Glück und konnte mich an einem anderen großen Stein abfangen und wieder aufstellen und wurde nicht weggespült. Aber mir war der Bach in die Jacke gelaufen und, noch lästiger, in die Trekkingstiefel, die ich um den Hals hängen hatte und in denen die Socken steckten. Bis obenhin vollgelaufen! Das war es wohl mit trockenen Füßen für den Rest der Tour :heul:
                                    Als wir 2007 vom Snavvavagge abgestiegen sind, war der Jilajahka am Weg nach 2 Tagen Regen auch unpassierbar. Der Wasserstand war zu hoch (über Knie) und die Strömung entsprechend viel zu stark. Wir sind damals bis zur Skarkistugan abgestiegen und haben die vielen Arme des Bachs im flachen Gelände problemlos furten können. 2 Schweden hatten den Fehler gemacht, etwa 100m unterhalb des Wegs zu furten, dort wo der Bach im immer noch steilen Gelände etwas auffächert. Einer der beiden ist dort gestürzt und hat sich hässlich offene Wunden an beiden Beinen zugezogen. Für ihn wurde es dann eine 2-tägige Tort(o)ur bis Aktse. Er bestätigte später auch, dass es leichtsinnig war, bei dieser Strömung eine Querung zu riskieren.

                                    Du hattest also wahrlich Glück, hätte durchaus schlimmer sein können als nur diverse Wassereinbrüche. Es ist immer besser, die Route umzuplanen, einen Umweg in Kauf zu nehmen o.ä., so wie Du es im weiteren Verlauf ja getan hast. Risiko zahlt sich im Fjell einfach nicht aus.

                                    Gruß,
                                    Tilman

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                                      Fuchs
                                      • 10.07.2008
                                      • 2381
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                                      #19
                                      AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                                      Vielen Dank, Tilman!

                                      Du hast absolut Recht: Hier draußen darf man sich keine Fehler erlauben.
                                      Keine Verluste und keine Verletzungen.
                                      Schon gar nicht, wenn man alleine unterwegs ist.

                                      Ich fand die Furt am Jilajahka tatsächlich gar nicht dramatisch. Einige andere vorher und nachher waren deutlich anspruchsvoller. Ich hatte gar keinen Grund gesehen, hier nicht zu queren.
                                      Bis dann dieser Stein, auf dem ich sicher zu stehen meinte, plötzlich verschwand.
                                      Natürlich kann sowas böse enden. Ich habe bei der Geschichte Glück gehabt, dass nur ein paar wenige Sachen nass geworden sind. Das war nicht weiter schlimm.
                                      Aber es macht wieder einmal deutlich, wie sehr man aufpassen muss und wie leicht dennoch etwas passieren kann. Ich war froh, dass ich im Rucksack prinzipiell alles wasserdicht verpackt habe. Für Furten kommt zusätzlich noch die Kamera in einen Beutel. Man kann ja selbst in flachem Wasser dumm ausrutschen.

                                      Viele Grüße und allzeit gesunde Heimkehr!
                                      Sylvia

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                                      • Gast180628
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                                        #20
                                        AW: [SE] Im Sarek NP August 2015

                                        danke für bericht & fotos!

                                        was machen rentiere "immer" auf schneefeldern? haben wir uns auch gefragt.
                                        ja, man liest das mit den mücken, aber:
                                        nur eher auffallen (liegen doch auch gern auf gras rum)?
                                        sich wärmen?
                                        abkühlen?
                                        salzkruste abschlabbern?

                                        gruesse, wr

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