[SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

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  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
    • 1503
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden, Norwegen
    Reisezeit: September
    Region/Kontinent: Nordeuropa

    Höchste Zeit für meinen Reisebericht von letztem Jahr - vermutlich war ich noch nie so spät an. Es verschlug uns wieder nach Lappland, dieses Mal hatten wir uns den Gränsleden ausgesucht. Eigentlich wollten wir im Anschluss noch einiges weiter wandern, aber gleich am ersten Tag wurde das Motto der diesjährigen Tour zu "Ta det lugnt!" Wer mich bzw. meine Reiseberichte kennt, wird fragen "Ist das nicht immer so?" Eigentlich schon, aber dieses Mal war es extrem. Nun gut, ich bin immer noch zu dick, ich werde nicht jünger, und ein Rucksack mit Essen für 16 Tage ist nun mal schwer. Außerdem war das Wetter am Anfang eher durchwachsen.

    Aber wie immer - wir hatten eine tolle Tour, und ich kann den Gränsleden nur empfehlen. Die Landschaft ist klasse und zeigt durchaus unterschiedliche Gesichter Lapplands. Auch die Variante, im Anschluss über Pauro und Sitas weiterzugehen, fanden wir gut. Etwas überrascht war ich, dass wir kaum Leute trafen. Eine Fünfergruppe in den ersten beiden Tagen, danach niemanden mehr bis Sitas. Okay, wir waren wie immer spät in der Saison, aber so einsam hätte ich es mir nicht vorgestellt. Zum Abschluss sollte es nach einem Ruhetag noch eine kleine Runde in der Nähe von Abisko geben, aber der erste Schnee (und deutliche Minusgrade) ließen diese kürzer als geplant ausfallen.

    Ich wünsche euch viel Spaß mit meinem Reisebericht, der hoffentlich nicht zu lange braucht. Wie immer werde ich ihn in Etappen schreiben. Und auch dieses Jahr gilt: Fotos zahlreich und unbearbeitet.


  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
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    #2
    AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

    04./05.09. Anreise und noch nicht losmarschiert

    Wir brauchten dieses Jahr zwei ganze Tage für die Anreise. Da wir so spät waren, fuhr nur noch der späte Bus nach Ritsem - aber wir schafften es am ersten Tag nicht, bis dann in Gällivare zu sein. Aber eigentlich war es nicht schlimm, so hatten wir Zeit, uns auf den Urlaub einzustellen. Am Abend vor dem Start war Wanderurlaub noch total unwirklich. Dies lag mit daran, dass er bis kurz vor der Reise noch gar nicht sicher war. Holger hatte sich ca. 3 Monate vorher beim Fußball den Mittelfuß gebrochen und durfte erst 2-3 Wochen vor der Wanderung die Krücken weglegen. Und ich bekam ein paar Tage vor Start ein Furunkel. Mein Hausarzt 'drohte' mir, dass ich evtl. nicht reisen könnte, falls es rausgeschnitten werden müsste. Aber zwei Tage vor Urlaubsanfang bekamen wir beide das 'Go' für den Wanderurlaub, wenn ich auch Antibiotika nehmen musste, die mich evtl. leicht geschwächt haben. Auch deswegen vielleicht unser Motto 'Ta det lugnt!'

    Allerdings muss ich sagen - sobald ich morgens die Wanderschuhe anziehe, stellt sich das erste Urlaubs- und Wanderfeeling ein. Man hat so einen besonderen Schritt, auf der einen Seite Klötze am Fuß, durch die Dämpfung aber auch einen federnden Schritt - Wanderfeeling halt. Früh klingelte der Wecker, um 4:45 ging es los Richtung Flughafen. Unser Chauffeur arbeitete zu der Zeit in einem Projekt in der Nähe von Frankfurt, da war er halt mal sehr früh auf der Arbeit. Passte!

    Auf dem Weg zum Gate sagte ich noch zu Holger: "Mal gespannt, ob heute wieder Gepäck ausgeladen werden muss." Und siehe da - angeblich fehlten 20 Leute und das Gepäck musste ausgeladen werden. Das passiert uns jedes Jahr - ob es an dem frühen Flug liegt? Dass die Leute umsteigen in Frankfurt und dann den Anschluss morgens verschlafen? Anders kann ich es mir kaum erklären.

    Wir waren diesmal auf einer Außenposition. Als wir unten an der Tür auf den Bus warteten (der erste war gerade weg), brachte ein Mitarbeiter eine ältere Dame im Rollstuhl nach unten. Und überließ sie dann sich selbst (ohne Rollstuhl, sie hinkte nur leicht und war unsicher) - und sie hatte noch einen Trolley dabei. Ich bot ihr gleich meine Hilfe an, ich glaube, sie war dankbar. Sie war Amerikanerin, ich schätze, dort hätte man sie nicht einfach so an einer Tür abgeladen. Ich ging dann auch mit ihr ins Flugzeug und verstaute ihr Gepäck.

    Der Flug verlief ohne besondere Vorkommnisse, zum Joghurt mit Müsli waren wir wach, ansonsten haben wir meist geschlafen. In Stockholm war die Umsteigzeit diesmal genau richtig. Gepäck abgeholt und wieder aufgegeben. Erst zum normalen Schalter, dann erst zum Sperrgepäck, wir kennen mittlerweile die Reihenfolge. Und dann ging es wie immer auf die Terrasse. Aber oh Schreck, es gab kein Lättöl! Nun gut, wegen der Medikamente trank ich dann nur einen Schluck von Holgers Bier zum Prosten, ansonsten Wasser.


    Zwischenstop in Arlanda, leider nur Wasser für mich.

    Auch den nächsten Flug haben wir meist verschlafen. Der Anflug war auch dieses Jahr von Norden. Letztes Jahr war ich darüber noch verwundert, aber dies scheint 'normal' zu werden. Unser Gepäck kam zwar schnell, aber die Frage war - wie wollen wir weiter? Der Flygbuss fuhr nicht zum Bahnhof, aber wir hätten eigentlich lieber den Zug genommen, anstatt auf den nächsten Bus nach Gällivare zu warten. Der Shuttlebus aus der Stadt zum Bahnhof wäre aber schon weg, wenn wir ankommen. Die Busfahrerin des Flygbuss war aber nett und hilfsbereit. Erst wollte sie den Taxidienst anrufen, um nach einem Wagen von der Stadt zum Bahnhof zu fragen. Dann waren aber alle Gäste eingestiegen, sie wollte abfahren, da gab sie mir nur schnell die Nummer. Tja, die Antwort am Telefon war überraschend: Fully Booked. Damit war klar, wir fahren keinen Zug, wir nehmen den Bus.

    Am Busbahnhof sind wir dann ins Restaurant, noch nicht mal wegen großen Hungers, aber irgendwie muss man ja die Zeit totschlagen. Holger aß dann auch nur ein Brötchen, ich nahm Kaffee und was süßes. Und dann sag ich die Dame vor mir zahlen - Pfannkuchen! Es war Donnerstag, wie konnte ich das vergessen! Ich war ja schon ein bisschen neidisch, aber das süße Teil, das ich hatte, war so lecker - da habe ich die Wahl doch nicht bereut.

    Im Bus wollte ich wie immer nix verpassen, aber irgendwann waren die Augen dann doch zu. In Gällivare checkten wir im Hotel ein und bekamen ein schönes neues Zimmer. Als erstes sind wir einkaufen. Benzin für den Kocher, und Pflaster zum Testen. Ich hatte zwar eine ausreichende Portion von zuhause mitgebracht, musste aber während der Anreise schon feststellen, dass die schlecht halten. Und Zugsalbe möchte man gut abgedeckt haben! Ich testete also zwei unterschiedliche Pflaster, die beide besser als die von zuhause wirkten, kaufte am nächsten Tag von beiden für den Urlaub - und Holger, der meinen Nacken verarzten musste, nahm dann später doch die Pflaster von zuhause. Mit einem zusätzlichen Klebestreifen, denn das schwedische Pendant zu Leukosilk hatte ich sicherheitshalber auch noch gekauft. Was das alles wiegt ... :-)

    Im Hotel konnte man entweder umsonst ein einfaches Abendessen zu sich nehmen - oder stattdessen einen Rabatt von 100 Kronen im O'Learys bekommen. Wir entschieden uns für O'Learys, zumal Schweden ein Länderspiel hatte. Das weckt Erinnerungen. Allerdings nur ein Testspiel gegen Estland. Immerhin schoss Zlatan sein Tor Nummer 50, damit führte er in der schwedischen Länderspieltorliste. Für uns gab es Wings und Ribs, ein leckeres letztes Abendessen, bevor es los geht.

    Am nächsten Tag mussten wir natürlich auf den späten Bus warten. Nach dem einfachen, aber leckeren Frühstück hielt Holger nochmal ein Nickerchen, während ich meine tausend Pflaster kaufte. Dann checkten wir aus, ließen die Rucksäcke erst mal im Hotel, und machten einen Spaziergang durch Gällivare. Als erstes gingen wir zur alten Kirche, der Einörekirche. Dort hockten wir eine Zeitlang am Fluss auf der Bank. An einem Mülleimer gab es einen Aufkleber mit dem Spruch 'Schwedische Jobs für schwedische Menschen' - demnächst waren Wahlen. Und während wir da saßen, kam ein junges Mädel mit Hund vorbeispaziert - die machte den Aufkleber weg. Das fand ich richtig gut!


    Bahnhof Gällivare


    Einörekirche Gällivare


    Tor der Einörekirche Gällivare

    Wir spazierten dann am Fluss entlang weiter bis zum Campingplatz, zurück zur Stadt, guckten bei der neuen Kirche vorbei, aber auch die war zu. Nach einer weiteren Runde durch die Innenstadt gab es einen Mittagssnack. Und schon war es halb 12, die ersten Leute mit Rucksack tauchten auf. Im Hotel trank ich noch einen Kaffee (umsonst, sehr gut und mit lecker Keksen), dann ging es los zum Busbahnhof. Erst unterhielten wir uns mit einem jungen Schweden, der in den Sarek wollte, danach mit einem interessanten Paar mit gleichem Ziel. Sie Schwedin, er Engländer, sie ist sein 'Guide', wie auch immer sonst deren Verhältnis ist. Im Bus hatten sie irgendeine Meinungsverschiedenheit wegen des Zelts, aber ich habe nicht kapiert, um was es genau ging. Diese beiden waren am Schluss die einzigen, die auch bis Ritsem fuhren, obwohl der Bus recht voll war. Okay, in Porjus stieg noch ein Sami ein, und am Suorvadamm luden wir noch zwei Mädels ein. Die standen zwar an der Haltestelle in die andere Richtung, aber da dort kein Bus mehr kommen würde, hielt unser Busfahrer bei ihnen. Und ein Zimmer in Ritsem war dann wohl doch einladender als eine weitere Nacht im Zelt, wenn die Richtung auch die falsche war ...

    Wir hatten darüber nachgedacht, nach Ankunft in Ritsem vielleicht noch ein bis zwei Stunden zu wandern. Von Fjaellraev und Prachttaucher hatte ich Informationen über mögliche Zeltplätze bekommen, es hätte passen können. Aber - wir kamen dann mit Verspätung in Ritsem an, außerdem fieselte es. Also: Ta det lugnt. Wir blieben noch eine Nacht in Ritsem. War auch gut so, denn ich hätte für die ersten 4 km bis zu einem geeigneten Zeltplatz doch einige Zeit gebraucht, befürchte ich.

    Der Bus hatte wie so oft Post dabei. Lag die Einfahrt auf der linken Seite, so hielt der Fahrer einfach auf der falschen Seite und warf sie zum Fenster raus. Um rechts zur Tür rauszuwerfen, stand er doch kurz auf. In Kebnats mussten wir den Bus wechseln, wobei uns weder klar war, wo der andere Bus her kam, noch warum. Aber dass es zu spät zum Loswandern wird, das wurde schnell klar. In Vakkotavare stiegen dann die meisten aus, wie schon gesagt, war der Bus in Ritsem recht leer. Der Busfahrer machte unterwegs übrigens ein bisschen den Tourführer. Er erklärte uns, wir führen in Schwedens längste Sackgasse, die Länge hatte ich aber nicht mitbekommen. Dann wies er darauf hin, dass die Straße an einer Stelle ein Stück unterhalb der alten verlief - auf dem Original lag ein 'kleiner Stein'. Warum sie den nicht sprengen wollten, habe ich aber nicht verstanden. Und er machte auf die Reste des Steinrutsches aufmerksam, der vor 3 Jahren Ritsem für 14 Tage von der Außenwelt abschnitt. War irgendwie nett, dass er uns was erzählte.

    Im Shop in Ritsem kauften wir Abendessen und Frühstück und mieteten ein Zimmer. Das Mädel sprach fast perfektes Deutsch, war aber Schwedin. Toll. Die Hütte war eindeutig in deutscher Hand, was die Gäste betraf. Wir waren mit 8 Mann in der Küche, die waren alle deutsch. Leider fiel einem erst am nächsten Tag auf, dass wir uns ja aus dem Forum kennen. Wir hatten Monate vorher Nachrichten ausgetauscht, weil er mich was gefragt hatte. Und damals noch dumme Witze gerissen, dass wir fast zur gleichen Zeit in Ritsem sein könnten (für ihn war es das Ende der Tour). Aber jetzt hatten wir beide nicht mehr daran gedacht. Und uns auch nicht direkt miteinander unterhalten, sont wäre es vielleicht doch aufgefallen. Nach der Wanderung fand ich dann eine passende Nachricht in meinem Postfach. Mal sehen, ob er diesen Bericht liest. :-)

    Vor dem Abendessen machten wir aber noch einen kleinen Spaziergang und guckten uns auch den Startpunkt unseres Wanderwegs an. Nicht zu verpassen. Zurück in der Fjällstation gab es Rökt Fisk und Potatismus, für mich als Nachtisch Kaffee und so was rundes, süßes, schokoladiges Schwedisches. Während ich dann Tagebuch schrieb, kam die Frau von diesem Paar, also Mrs Tourguide, vorbei. Sie zelteten irgendwo, mussten aber feststellen, dass der Schlauch vom Gaskocher ein Leck hat. (Nachdem der Typ im Bus schon genervt war, habe ich mich gefragt, wie er wohl auf diese Nachricht reagiert hat.) Der Shop hatte schon zu, das Boot über den See fährt früh, ohne Kocher in den Sarek - muss nicht sein. Einer von den Jungs am Nachbartisch war dann ihre Rettung. Da er seine Tour beendet hatte, verkaufte er ihr einfach seinen Gaskocher. Sie war verdammt happy, gute Aktion.

    Wir gingen dann recht bald ins Bett. Und wie schon gesagt, nach diesen zwei Tagen Anreise waren wir auch im Urlaub angekommen. Morgen startet unsere Tour, wir freuen uns!

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    • dingsbums
      Fuchs
      • 17.08.2008
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

      06.09. Geschafft! (Ritsem - Zeltplatz ca. 1 km vor Rastschutz Sievgok)

      Der Titel des heutigen Tages hat die doppelte Bedeutung, dass ich einerseits ziemlich geschafft war abends, andererseits aber stolz, (fast) die geplante Strecke zum Rastschutz Sievgok geschafft zu haben. Das war zwar gar nicht so weit, aber es war irgendwie anstrengend an diesem ersten Tag.

      Nach einer recht erholsamen Nacht gab es zum Frühstück Wasa mit Kalles und Tubenkäse, Müslitage würde es noch genug geben. Wie konnten feststellen, dass es doch auch schwedische Gäste in der Fjällstation gab. Das Zimmer war schnell gesäubert, und gegen 10:00 standen wir fertig vor der Tür. Da der Bus nach Gällivare schon weg war, waren es die meisten anderen Gäste auch. Wir gaben im Shop unseren Schlüssel ab, aber er fiel mir vor der Tür runter. Zum Aufheben kniete ich mich - und traute mich mit dem schweren Rucksack nicht mehr hoch. Also kurz abgesetzt. Wir hielten dann noch einen Schwatz mit einem Kaffeetrinker vor der Tür (die hatte es auch schon bei der Ankunft gegeben), dann ging es los.


      Ein paar Meter entlang der Straße, bevor der Wanderweg abgeht. Akka teilweise in Wolken.


      Start Gränsleden


      Die typische Markierung, sofern es Bäume gibt.


      Gleich ein schöner Pfad


      Blick zurück nach Ritsem und Akka, nach ca. 15 Minuten

      Wir starteten bei recht gutem Wetter, auch ohne Jacke, denn es war recht warm und ging bergan. Akka zeigte sich teilweise, schon den ganzen Morgen. Ich war zwar langsam, fühlte mich aber fit und es lief gut. Nach etwas über einer Stunde gab es jedoch schon die erste kurze Pause. Man hatte so schöne Sicht, das passte gut. Und ich pflückte erste Blaubeeren.


      Herzliche Markierung, erste Pause


      Erste Pause, Aussicht


      Erste Pause, Aussicht


      Ich mag diese gelben Blätter im Grün, die von weitem fast wie Blüten wirken.

      Weiter ging die Reise. An einem potentiellen Zeltplatz (also dort, wo wir vermutlich hätten hinlaufen müssen, wären wir abends noch losmarschiert) - fing es an zu regnen. Scheiße. Es half nix, rein in die Regenklamotten. Da wir hier einen Seeabfluss querten, wurde gleich Wasser aufgefüllt. Wir gingen noch ein Stück, aber irgendwann brauchte ich doch die nächste Pause. Eigentlich war es gerade trocken - bis wir uns zur Pause hingehockt hatten. Egal, Pause wurde jetzt trotzdem gemacht. Der Blick aufs GPS zeigte, dass wir erst kurz vor den 4 Flüssen sind. Da war schon klar, dass ich heute einfach langsam war.


      Weiter geht es nach der ersten Pause.


      Blick zum Akkajaure


      Mittlerweile im Kahlfjäll

      Während wir da saßen, kamen Wanderer hinter uns. Wir warteten dann, bis sie zu uns aufgeschlossen waren und hielten einen kleinen Schwatz. Es waren fünf Engländer, wobei Toby, der Guide, mittlerweile in Schweden lebt und (mit) für den Gränsleden verantwortlich ist. Ich fand seinen Namen später auch in Einträgen in den Hüttenbüchern, wo über Arbeiten an Pfad und Hütten zusammen mit den Norwegern berichtet wurde. Sie gingen 5 Tage auf dem Gränsleden und ließen sich dann mit dem Hubschrauber abholen. Auch nett. Wir befragten Toby zu Wasser am Rastschutz Sievgok, Prachttaucher hatte mich schon gewarnt, dass es dort wohl kein Wasser gibt. Toby meinte, es gäbe einen kleinen See, dessen Wasser man aber besser abkochen sollte. Sie wollten vielleicht auch bis dorthin. Die 5 gingen dann weiter, wir folgten mit etwas Abstand.

      Es blieb anstrengend, etwas auf und ab, aber eigentlich gut zu gehen. Mal tropfte es, mal nicht. Wenn es regnete und die Jacke zu und die Mütze oben waren, dann fand ich es immer besonders anstrengend, es war mir dann zu warm. Wenn die Hitze am Kopf nicht abziehen kann, das mag ich gar nicht. Am vierten Fluss sahen wir die Gruppe nochmal, sie brachen nach einer Pause gerade auf, wir machten dann eine weitere. Holger überlegte sogar, ob wir nicht dort bleiben wollten. Fließendes Wasser, und das Wetter wurde auch gerade etwas besser. Die Sache hatte einen Haken - dann würde ich es am nächsten Tag vermutlich nicht bis Väständan schaffen. Und Prachttaucher hatte gewarnt, dass es vorher auf einem längeren Stück schlecht Wasser gab. Und Toby hatte uns gewarnt, dass die letzten Kilometer vor Väständan anstrengend wären. Also beschlossen wir, noch weiter zu gehen. Vielleicht nicht bis Sievgok, sollten wir vorher nochmal fließendes Wasser sehen. Tatsächlich kam sogar die Sonne nochmal raus, Wahnsinn! Obwohl es immer wieder auch fieselte. Bei einem See sah man einen schönen, offensichtlich schon früher mal genutzten Zeltplatz, das Wasser floss hier sichtbar aus dem See. Wäre schön gewesen, aber ein bisschen weiter wollten wir noch.


      Pausenplatz, man hätte hier bestimmt einen schönen Zeltplatz finden können.


      Pausenplatz, Blick nach unten.

      Ich hatte aber irgendwann ein richtiges Tief - und dann kam ein Bach! Also suchten wir nach einem Zeltplatz und hatten uns auch recht schnell entschieden. Holger lag zwar etwas schepp, aber da hilft ja, eine Jacke unterzulegen. Und zwei Heringe wollten auch nicht so richtig, da halfen Steine. Es zog zwar etwas Nebel rein, aber blieb sogar trocken. So konnte ich in Ruhe Blaubeeren pflücken und Wasser holen. Danach ab zum Waschen. Das kostete Überwindung, aber da es windstill war, war es prima. Im Zelt gab es den restlichen Tee, Schokolade und schon bald war es Zeit zum Abendessen. Dieses Jahr testeten wir Real Turmat. Ja, es war lecker, aber bei dem vielen Lob, das man immer hört, hatte ich fast noch mehr erwartet.

      Die Abendroutine im Zelt war noch ungewohnt. Ich fühlte mich noch nicht wieder 'Zeltgeeicht', war aber happy und dankbar, mit Holger wieder auf Tour zu sein. Wie immer war ich voller Ambition in die Tour gestartet und die Realität hatte mich eingeholt: Ich bin langsam. Aber unterm Strich war das egal: Die Etappen wurden zwar kürzer, aber unsere Zeit im Fjäll ja nicht!


      Der See liegt abends im Nebel.


      Prima Zeltplatz, mit Wasser gleich nebenan.
      Zuletzt geändert von dingsbums; 14.07.2015, 18:25.

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      • Jo0ken
        Gerne im Forum
        • 18.03.2015
        • 66
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

        Sehr interessanter Weg zu der besten Jahreszeit wie es aussieht! Ich bin sehr gespannt.

        Beste Grüße.
        Meine Bilder auf flickr

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        • Prachttaucher
          Freak

          Liebt das Forum
          • 21.01.2008
          • 11905
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

          Ah es geht los.... und bisher noch keine Wasserprobleme.

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          • dingsbums
            Fuchs
            • 17.08.2008
            • 1503
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            #6
            AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

            07.09. Vollmondbad (Zeltplatz ca. 1 km vor Rastschutz Sievgok - Rastschutz Väständan)

            Ich habe gar keine Notizen zur ersten Nacht und dem Morgen. Vermutlich, weil ich abends zu fertig war für Tagebuch schreiben nach fast 10 Stunden unterwegs, deswegen habe ich am nächsten Abend beide Tage notiert. Das Zelt hatte unheimlich viel Kondens 'innen am Außenzelt', so dass es beim Einpacken gar nicht so trocken war, wie es erst wirkte. Kurz nach 10:00 ging es los (normal bis früh für uns :-), erstes 'Ziel' war der Rastschutz Sievgok. Das Wetter war überraschend gut - und wurde sogar noch besser. Ein Tag mit Sonne pur.


            Aussicht vom Zeltplatz am Morgen - der Akkajaure ist wieder zu sehen.

            Kurz nach unserem Start kamen wir an einem weiteren Bach vorbei. Hier hätte man auch zelten können, aber unseren Platz fanden wir besser. Nach gut 1 km war die Schutzhütte erreicht. Wir setzten zwar kurz ab, machten aber keine richtige Pause, tranken nur etwas. Der See direkt an der Hütte war leer, hier hätte man kein Wasser bekommen. Beim Weitergehen sahen wir aber, dass etwas unterhalb ein weiterer kleiner See war, dort hätte man zur Not Wasser holen können. Genau das hatte die Gruppe gemacht, erfuhren wir abends, das Wasser aber auch abgekocht. Die Pause gab es dann, bevor es wieder runter in die Bäume ging. Obwohl man sagen muss, dass diese (vielleicht bis auf das letzte Stück) oft sehr licht sind, so dass man immer wieder Rundumblick hat.


            Fantastischer Ausblick - man sieht bis zum heutigen Ziel - dem Ende des Akkajaure


            Akkajaure links


            Sievgokjaure rechts


            Rastschutz Sievgok


            Kein Wasser direkt am Rastschutz (mehr)


            Erste Pause, bevor es in die Bäume geht.

            Noch ging sich der Weg recht gut, aber warum mussten wir tatsächlich über diesen Hügel drüber? An der ersten Pause gab es auch Wasser. Wir füllten auf, weil Prachttaucher (zu Recht, zum Glück) gewarnt hatte, dass Wasser auf dem nächsten Stück knapp wäre. Oben auf dem Hügel angekommen machten wir dann die nächste Pause, wunderbar in der Sonne, Blick nach unten auf den See.


            Immer wieder nette Aussicht ...


            ... unterwegs


            Welch ein Pausenplatz, Sonne, Akkajaure, ...


            Welch ein Pausenplatz, Sonne, Akkajaure, ...


            Welch ein Pausenplatz, Sonne, Akkajaure, ...

            Danach zog sich der Weg aber, es war warm, das Wasser rationiert. Um so glücklicher war ich, als wir endlich gut unten am Akkajaure angekommen waren, bei der eingezeichneten Stuga. Pause! Holger ging runter zum See Wasser holen, ich saß und erholte mich. Bis zur Brücke warteten noch 4 km auf uns, mir war da schon klar, dass ich die nicht ohne Pause laufen werde. Aber ich marschierte tapfer, und es ging auch gut. Es gab zwar einige Auf und Ab, aber Toby hatte vor den letzten Kilometern ja sogar gewarnt. Da hatte ich mir schlimmeres vorgestellt, anstrengende Etappen durch Wald kennen wir nur zu gut. Aber die steinigen Abschnitte waren wirklich selten, und auf den Weg aufpassen muss man im Fjäll immer.

            Leider weiß ich gar nicht mehr so viele Details zur Strecke. Es gab immer mal wieder Seen, sehr idyllisch. Mal war der Blick zum Akkajaure frei, mal zum Sievgokjaure, eine schöne Etappe. Bei dem kleinen See ca. 1,5 km vor der Brücke gab es die potentiell letzte Pause. Ein bisschen sitzen, was trinken, ausruhen. Ich hatte es auch nötig.


            Kurz nach der zweiten Pause sieht man wieder bis zum Seeende.


            Einige Stunden später, bald sind wir da ...

            Wie die Karte zeigt, geht es danach nochmal über einen kleinen Hügel. Und wir gingen nach Westen, und die Sonne stand schon tief. Da war es wieder, unser altes Problem. Zwecks Hilfe bei der Wegfindung ging dann Holger zwischendurch mal vor. Zurück im Wald, also ohne geblendet zu sein, bat ich ihn, das weiter zu tun. Ich war recht fertig, da war Hinterherlatschen angenehmer. Sonst ist das eher demotivierend, deswegen darf ich als Langsamere immer vorgehen. Ich schätze, ich sollte das in jedem meiner Berichte erneut erwähnen und meinem Mann dafür danken. Was ich so höre, ist das nicht selbstverständlich.

            Es zog sich bis zum Fluss, aber man hörte ihn schon rauschen. Und dann hing sie da - eine hohe Hängebrücke, angekommen! Der Plan war, hier einen Zeltplatz zu suchen. Ich wusste, dass auch Fjaellraev hier gezeltet hatte. Aber denkste. Auf der östlichen Seite, hoch über dem Fluss, war zwar eine Stelle, wo bestimmt schon mal ein Zelt stand. Aber es wäre für unser Kaitum knapp geworden, und so toll fanden wir die nicht. (Man ist ja verwöhnt, wenn man es sich (noch) leisten kann.) Auf der anderen Seite gab es nichts. Wir überlegten, ob man am Flussufer Richtung See gehen sollte, von weitem sah das gut aus. Aber wie gut läuft es sich dorthin? Und was, wenn da kein geeigneter Platz ist? Es war schon sieben, und ich wollte auch keinen einzigen unnötigen Schritt mehr machen. Also beschlossen wir, doch noch bis zum Rastschutz Väständan zu gehen. (Sowohl Toby als auch Fjaellraev bestätigten mir später, dass es zumindest auf der östlichen Seite Richtung See schöne Plätze gibt.)


            Brücke über den Ubmasjåhkå


            Ubmasjåhkå, Blick zum See

            Dieser Weg zog sich! Irgendwo packte mein Körper zwar nochmal Energie aus, es musste halt sein, und ich zockelte schneller als erwartet hinter Holger her. Man lief durch Wald, da sind Entfernungen auch schlecht abzuschätzen. Vom Gefühl machte der Weg einen ziemlichen Bogen. Aber dann, man sah den See endlich wieder! Dann eine Plane, den Rastschutz und unten am See Menschen und Zelte. Wir sind da! Wir haben nicht auf die Uhr geguckt, als wir ankamen, aber es kann nicht mehr weit bis 20:00 gewesen sein. Und so fühlte ich mich auch, ich war richtig fertig!


            Kurz nach der Ankunft am Akkajaure


            Die Fünfergruppe macht ein Feuer.

            Die Menschen waren unsere Fünfergruppe. Ich war überrascht, dass auch fünf Ein-Mann-Zelte am See standen. Sie meinten, sie würden schnarchen, und keiner wolle das Zelt mit jemandem teilen. Glücklicherweise hatten auch wir schnell einen Platz für unser Zelt gefunden, und es wurde ruckzuck aufgebaut. Obwohl - ruckzuck machte ich eigentlich gar nix mehr. Ich hatte z.B. meinen Rucksack am 'Rand vorm Strand' liegen lassen, als wir ankamen. Als ich den holen ging, musste ich mich erst nochmal kurz dort hinsetzen, bevor ich mit dem zurück konnte. Also alles recht langsam gemacht, Zelt eingeräumt, dann waschen.

            Schon als wir ankamen, war der Mond wunderschön über dem Akkajaure aufgegangen, das Akkamassiv daneben, zwar mit ein paar Wolken, aber gut zu sehen. Und so wuschen wir uns in der Dämmerung, abends um neun im See. Bad ist übertrieben, aber der Titel gefiel mir gut. Holger kochte, ich war so fertig, ich hatte kaum Hunger. Aber der Körper will versorgt sein, deswegen habe ich brav gegessen. Verarzten meiner Wunde musste auch noch sein, als wir endlich schliefen, war es schon 11. Uff. Aber glaubt mir, ich schlief gut.


            Akkajaure


            Akkajaure


            Akkajaure
            Zuletzt geändert von dingsbums; 04.07.2015, 21:59. Grund: Tippfehler

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            • dingsbums
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              #7
              AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

              08.09. Kurze Etappe (Rastschutz Väständan - Rastschutz Gálavárddo)

              Obwohl wir erst spät schliefen, stand ich heute noch vor dem Wecker auf. Als erstes wischte ich das Zelt ab. Ich bin ein fauler Mensch und ein Morgenmuffel - manchmal macht man einfach Dinge, die untpyisch für einen sind. Auf dem Weg zum Klo hielt ich dann erst einen Schwatz mit einem der Engländer, danach mit Toby. Er erzählte ein bisschen was zum Weg. Auch über ihre Überlegungen zu dessen Zukunft. Sie fragen sich, ob sie ihn stärker bewerben sollen. Dagegen spricht die größere Belastung für die Natur. Außerdem meinte er, dass viele Wanderer dann eine bessere Infrastruktur (vergleichbar dem Kungsleden) erwarten. Das hat mich zwar verwundert, aber wer weiß. Wir fanden den Weg bis dahin prima, was ich ihm auch sagte. Und auch später war er einfach klasse. Als ich zurückkam, sah ich, dass Toby auch noch mit Holger gesprochen hatte. Er gab ihm ein paar weitere Tipps, außerdem eine Emailadresse, da er um Rückmeldung nach der Tour bat.


              Zeltplatz am Akkajaure, kurz vor Aufbruch.


              Zeltplatz am Akkajaure, kurz vor Aufbruch.

              Die Sonne war auch schon da, wunderbar. So gab es ein Frühstück in der Sonne, auf dem Felsen neben dem Zelt. Die Engländer zogen gegen 9:00 los, standen aber noch länger beim Rastschutz, vermutlich nutzten auch sie alle noch das Klo, bevor es wirklich los ging. Wir sahen sie nicht mehr wieder. Wir selbst waren um 10:30 dann soweit und zogen bei Sonnenschein los. Holger hatte gestern abend, als es so spät war, den Vorschlag gemacht, heute nur bis zum Rastschutz Gálavárddo zu gehen. Ich war dagegen, dann kämen wir morgen nicht bis Røysvatn. Ich sollte meine Meinung dazu unterwegs ändern.

              Es war zwar sonnig, aber diesig. Man konnte nicht sehen, dass dort, wo das Akkamassiv ist, überhaupt ein Berg ist. Schade, denn der Blick zurück war ansonsten lohnenswert. Es ging bergan - lange bergan. 230 Höhenmeter sind ja einerseits nicht so viel, können sich andererseits aber schon ganz schön ziehen. Es war anstrengend, und noch bevor wir oben waren, gab es die erste Pause. Hier waren wir mal wieder in einem abartigen Blaubeerhang. Ich saß mich einfach mittenrein (Pause, erholen), und hatte ruckzuck die halbe Dose voll. Prima! Weiter ging's, erst noch ein bisschen bergauf, dann das übliche Auf und Ab. Und da kam mir der Gedanke, dass Holgers Idee, heute nur bis zum Rastschutz zu gehen, gar nicht so schlecht war.


              Heute geht es erst einmal bergan.


              Blick zurück zum Akkajaure


              Oben angekommen lohnt sich der Blick zurück so richtig.


              Nordost


              Ost


              Südost

              Ich fühlte mich schon recht früh wieder pausenreif, aber die Hoffnung, bald einen schönen Blick Richtung Sårgåjaure zu haben, ließ mich noch etwas weiter laufen. Es war mittlerweile ziemlich windig geworden. Und dann passierten wir einen See, richtig schön, und es gab einen Stein, hinter dem man etwas Windschatten fand. Jetzt gab es die Pause! Es war der kleine See, der bei der runden Höhenlinie eingezeichnet ist, man kommt da fast direkt vorbei. Was wieder einmal zeigt, wie genau die Wanderwege auf den Karten sind. Hier sprach ich Holger dann darauf an, auf seine Idee von gestern zurückzukommen. Er hatte nix dagegen, also beschlossen wir, sollte es Wasser und einen geeigneten Zeltplatz beim Rastschutz geben, dort zu bleiben.

              So ging es weiter, und bald gab es den schönen Blick. Außerdem ging es durch eine klasse Schlucht weiter. Und irgendwann sahen wir die Hütte. Die letzten Meter bergab waren nochmal anstrengend, aber dann waren wir da. Wasser gab es, ein schöner Bach, perfekt zum Waschen, floss in der Nähe. Mit dem Zeltplatz war es schon schwieriger, obwohl es wieder ein bisschen ein Luxusproblem war. Gleich beim Bach hätten wir direkt was gefunden, aber wir wollten in die Nähe des Rastschutzes. Auf einer Bank zu sitzen (mit Dach, falls es regnet), hat schon seine Vorteile. Die ersten potentiellen Plätze waren ungeeignet, weil direkt unter einer dünnen Bodenschicht schon Fels war. Wir testeten dann eine Stelle direkt neben der Hütte - und obwohl wir erst skeptisch waren. lagen wir super!


              Vor, während oder nach der Pause - ich weiß es nicht mehr.


              Der ersehnte Blick Richtung Sårgåjaure

              Also Zelt aufgebaut und eingeräumt, ab zum Waschen, dann ab in den Schlafsack. Ich wusste, warum ich das wollte - ich zitterte mal wieder und wir koppelten die Schlafsäcke. Und welch ein Timing - kaum lagen wir im Zelt, fing es an zu regnen. Zum Glück hörte es bald wieder auf, es wurde auch Zeit fürs Abendessen. Danach Tagebuch schreiben, Snacks essen, Zähne putzen, Wunden verarzten. Ich revanchierte mich bei Holger fürs Verarzten mit einer Fußmassage, die diesen Urlaub dann zur Gewohnheit werden sollte. Während wir am Abend vorher das Rauschen des Wasserfalls 'ums Eck' hörten, schliefen wir heute bei einem leisen Plätschern ein.


              Rastschutz


              Die Aussicht beim Rastschutz


              Überraschend guter Zeltplatz

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              • Fjaellraev
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                • 21.12.2003
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                #8
                AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                Danke für den Bericht.
                Wenn ich die Bilder sehe, fällt mir die nächste Region ein in die ich unbedingt wieder muss - irgendwie werden das immer mehr .
                Aber erstmal wird im August die für letztes Jahr geplante Tour nachgeholt hoffentlich bringt die späte Schneeschmelze nicht zuviele Knackpunkte - aber ich habe ja Zeit...

                Ta det lugnt
                Henning
                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                nur unpassende Kleidung.

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                • Sternenstaub
                  Alter Hase
                  • 14.03.2012
                  • 3370
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                  #9
                  AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                  danke, Dingsbums,
                  ein sehr schöner Bericht mit ebenso schönen Fotos. Die Abenstimmung am Akkajaure finde ich mit am schönsten.

                  ich lese deine Berichte immer sehr gern!
                  Two roads diverged in a wood, and I—
                  I took the one less traveled by,
                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                  • dingsbums
                    Fuchs
                    • 17.08.2008
                    • 1503
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                    #10
                    AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                    Vielen Dank für die netten Kommentare. Ja, der Weg ist klasse, und Spätsommer (oder müssen wir es schon Herbst nennen) für uns ohne Frage die beste Jahreszeit. Wasserprobleme hatten wir tatsächlich keine, aber gut war es schon, dass wir gewarnt waren und auf dem einen Stück rationierten. Ja, die vielen schönen Gegenden, in die man mal (wieder) will. Aber es ist schon ein nettes Luxusproblem, wenn man sich jedes Jahr entscheiden muss, wo in Lappland man jetzt wandern geht. Und die Abendstimmung am Akkajaure ist auch eins meiner Lieblingsbilder. Obwohl noch ein paar kommen, die ich auch sehr mag ...

                    09.09. Moltebeeren und Regen (Rastschutz Gálavárddo - Rastschutz Sårgåjaure)

                    Gleich mal zum Titel - heute gab es viele Moltebeeren. Die ersten hatte ich schon gestern gesehen und natürlich gepflückt. Die meisten sind zwar eigentlich schon zu wässerig, aber ich mag sie trotzdem. Und die paar von gestern waren heute morgen in meinem Müsli hervorragend. Außerdem hatte ich sie auf dem letzten Stück entdeckt, das war eine schöne Motivation. Heute sah ich die ersten Moltebeeren schon nach 5 Minuten. Holger war natürlich nicht begeistert, dass wir schon wieder anhielten, nachdem wir gerade erst gestartet waren. Aber bei einem solchen Moltebeerenfeld - das ging nicht anders. Tatsächlich sah ich dann heute mehrfach weitere Moltebeeren, aber da wurden nur ein, zwei im Vorbeigehen genascht. Auch wenn sie etwas 'überreif' sind.

                    Als wir vor zwei Tagen diesen Sonnentag hatten, bin ich erst ohne Mückenschutz, wenn auch schon im T-Shirt gelaufen. Gestern konnte ich dann schon feststellen, wie zerstochen ich bin. Oder eher gebissen, ich glaube, es waren Knots. Anscheinend reagiere ich komisch auf deren Bisse - oder aufs Kratzen - denn ich hatte riesige Placken.


                    Zeltplatz kurz vor Aufbruch, diesmal von der anderen Seite fotografiert.


                    Die Aussicht am Morgen


                    Schon nach kurzer Zeit sieht man aber mehr.

                    Das Wetter war heute morgen okay, und dann kam sogar die Sonne. Frühstück im Rastschutz, Morgenroutine, kurz nach 10:00 ging es los. Der Weg war eigentlich gut zu gehen, aber das Gelände war nicht einfach. Dafür haben sie einen wirklich guten Weg gefunden, aber ich brauchte meine Zeit. Der erste Blick auf den unteren Teil des Sårgåjaure und das Tal des Sårgåjåhkå war einfach toll. "Ich bin der König der Welt" rief ich. Mir fiel aber auf, dass das ja gar nicht passt, also rief ich hinterher "Mein Mann ist der König der Welt!" Holger meinte zwar, ich solle aufpassen, und mich besser nicht mit den Trollen anlegen.


                    "Mein Mann ist der König der Welt!"


                    Tal des Sårgåjåhkå


                    Tal des Sårgåjåhkå


                    Tal des Sårgåjåhkå


                    Tal des Sårgåjåhkå

                    Unsere erste Pause gab es kurz vor dem See, auf diesen hatten wir einen phantastischen Blick. Da hat es mir gut gefallen! Am Ausfluss des Sees haben wir Wasser aufgefüllt. Wir guckten im Vorbeigehen nach einem Zeltplatz, denn der See war vorab ein potentielles Ziel gewesen - bevor wir entschieden hatten, schon am Rastschutz zu bleiben. Auf den ersten Blick sahen wir zwar nichts, aber ich denke schon, dass man was hätte finden können. Schön war es dort auf alle Fälle. Für uns ging es weiter, aber dann fing es irgendwann an zu regnen. Ehrlich, Regen? Es war nicht viel, aber wir entschieden uns, eine Pause zu machen und den Regenschutz auszupacken. Wir waren kurz vor dem Taleinschnitt, den man auch gut an den Höhenlinien auf der Karte erkennen kann.


                    Erste Pause mit Blick auf den See


                    Ein Stück weiter unten ist der Sårgåjaure im Hintergrund noch besser zu sehen.


                    Blick zurück auf das schöne Fleckchen Erde bei diesem namenlosen See


                    Die nächste Pause bei dem Taleinschnitt. Das Ende des Sårgåjaure ist schon zu erkennen. Leider das letzte Foto für heute.

                    Während der Pause hörte es auf zu nieseln - können wir doch ohne Regenjacke weiter? Aber während wir nach der Pause am Zusammenpacken waren, fing es wieder an. Also wurde die Regenjacke doch angezogen. Wir liefen weiter, und wie es so ist - es war dann doch trocken und mir deswegen viel zu warm. Habe ich schon erwähnt, dass ich das gar nicht ab kann? Also Rucksack wieder abgesetzt, Jacke aus, Rucksack wieder auf, weiter geht's. Danach das Stück war mal richtig gut zu gehen, runter Richtung Brücke. Und dann fing es doch wieder an zu regnen, es half nichts, die Jacke musste wieder an. Diesmal zog ich aber mein Langarmshirt drunter aus, so dass es nicht ganz so warm wurde.

                    Trotzdem wurde ich wieder müde, eine Pause wäre ja nicht schlecht. Könnte es nicht aufhören zu regnen? Anscheinend nein, und so liefen wir bis zur Brücke. Da war es mir aber egal. Tropfen hin oder her, ich brauchte eine Pause. Tja, während wir da saßen, fing es an, sogar noch mehr zu regnen. Ich hatte immer noch nur meine Wanderhose an, aber das war mir in diesem Moment egal. Wurde sie halt etwas nass. Und eins muss ich sagen - es war unheimlich schön dort an der Brücke! Vor der Brücke selbst hatte ich etwas Respekt, denn sie war jetzt nass. Nasses Holz ist rutschig. Und die Seile, die als Geländer gespannt sind, sind an den Seiten gleich im Boden verankert, so dass man gerade mein Betreten der Brücke noch gar kein Geländer hat. Natürlich war es kein Problem, aber lieber langsam und vorsichtig als stürzen.

                    Auf zum Endspurt. Der Weg wurde aber nochmal etwas anstrengender, vor allen Dingen ging er erst mal durch Sträucher. Das gab meiner Wanderhose natürlich den Rest, danach war sie nass! Und wir mussten tatsächlich noch einen Fluss furten. Das schwierigste daran war, zum Fluss runter zu kommen, die Furt selbst war auch in Wanderschuhen kein Problem. Aber ich wurde frustriert und hatte auf diesen Scheiß keinen Bock mehr. Anspruchsvoller Weg, Regen, nasse Hose, deswegen nasse Socken, also auch nasse Schuhe. Ich will jetzt da sein! Nur der Blick zurück, der war immer toll.

                    Ich ließ dann Holger wieder vor gehen, und schlich hinter ihm den Berg hoch. Blick nach oben - da könnte es doch schon sein. Ich wagte nicht zu hoffen, meist ist hinter dem Ende des Hügels ein weiterer Hügel, den man nur von unten noch nicht sieht. Aber dann tauchte sie tatsächlich auf - die Rastschutzhütte Sårgå. Juchu! Noch eine nicht nennenswerte Furt, und ein paar Meter weiter waren wir da. Absetzen und hinsetzen! Uff! Ich erholte mich erst mal, während Holger nach einem Zeltplatz guckte. So viel Auswahl gab es in Nähe des Rastschutzes nicht, aber gerade bei dem schlechten Wetter und den nassen Sachen hätten wir einen Platz möglichst nah bevorzugt. Wurde es dann auch. Holger zeigte mir einen Platz aber wirklich direkt neben der Hütte - ich war der Meinung, das passt. Und wieder lagen wir überraschend gut, prima.

                    Auf den letzten Metern war ein frischer Wind aufgekommen, und gerade beim Zeltaufbau gab es richtige Böen. Aber wir sind recht geübt, und bekamen das Zelt auch so aufgestellt. Danach musste ich aber unbedingt raus aus meinen nassen Klamotten. Im Wind wollte ich mich nicht unbedingt waschen. Deswegen holte Holger einen extra Topf voller Wasser für mich, und ich wusch mich im Rastschutz. Schön in Etappen, erst oben, was trockenes anziehen, dann unten, rein in die trockene Wäsche. Danach ging es mir schon besser. Ab ins Zelt, Matten, Schlafsäcke und Kissen fertig machen, rein in den Schlafsack und happy sein.

                    Ich habe nicht aufgeschrieben, ob ich nochmal rauskroch oder wir im Zelt aßen. Ziemlich sicher letzteres. Klar, man muss nochmal raus zum Zähne putzen und aufs Klo, aber ansonsten blieb ich schön in meinem Schlafsack. Was ich auch nur deswegen kann, weil ich einen tollen Mann habe, der sich um die Dinge kümmert, wenn ich so fertig bin. Wenn ich müßte, könnte ich noch, da bin ich mir sicher. Aber so kann ich einfach nochmal danke sagen, dass Holger mir den Abend einfacher macht.
                    Zuletzt geändert von dingsbums; 01.08.2015, 16:52. Grund: Tippfehler

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                    • Kuoika
                      Erfahren
                      • 23.08.2012
                      • 471
                      • Privat

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                      #11
                      AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                      Wir hatten letztes Jahr am Sårjåsjaure einen Norweger getroffen, der unter anderem über den Gränsleden kam. Hab danach schon mal ein bisschen gegooglt. Klasse, jetzt von Dir darüber zu lesen. Danke dafür und die tollen Bilder.

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                      • dingsbums
                        Fuchs
                        • 17.08.2008
                        • 1503
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                        Ich habe mich bei der Planung letztes Jahr gefragt, warum man relativ wenig über den Gränsleden findet, es gibt ihn ja schon eine Weile. Ich denke, die 'Kürze' des Weges und die Notwendigkeit eines Bootstransfers schrecken ein bisschen ab. Am Anfang brauchte man ja auch ein Boot über den Akkajaure. Seit es die Brücke am Ubmasjåhkå gibt, ist das schon mal obsolet. Und die anderen beiden Punkte haben wir auch geschickt vermieden, der Bericht über den weiteren Weg nach Pauro kommt ja irgendwann.

                        10.09. Warme Hütte hat schon was (Rastschutz Sårgå - Røysvatn)

                        Heute führte unser Weg uns zur Hütte Røysvatn, eigentlich auf dem Nordkalottleden. Wir machten einen kleinen Abstecher. Als ich abends Tagebuch schrieb, notierte ich: "Wir sitzen hier in Røysvatn in 'unserer Brotbackhütte', das ist schon nett. Besonders wenn draußen das Wetter weiter unkuschelig ist. Zwar meist trocken, aber wolkig und windig. Da ist es schön, sich das nur durchs Fenster anzugucken. Wir sind irgendwie doch Hüttenmenschen. Zu zelten ist gar kein Problem, wenn es die einzige Möglichkeit ist. Aber wenn es eine Hütte gibt ..."

                        Aber vielleicht sollte ich erst mal vom Weg dorthin erzählen. Ich hatte ganz gut geschlafen, mich aber morgens viel gedreht und dabei komische Sachen geträumt. (Obwohl es ziemlich cool war, fliegen zu können.) Wir sind etwas später als sonst aufgestanden. Ich schlüpfte erst mal in die Fleecehose, die Wanderhose war noch ziemlich nass. Wie und wo hätte sie auch trocknen können? Heute räumten wir erst mal das Zelt komplett aus, wir hatten ja den Rastschutz als Dach, noch vor dem Frühstück. Es war nämlich trocken, sah aber so aus, als könnte es jederzeit regnen. Und dann könnten wir jederzeit ruckzuck das Zelt abbauen.


                        Zeltplatz am Morgen ...


                        ... direkt neben dem Rastschutz


                        Der Blick vom Rastschutz Sårgå ist bei schönem Wetter bestimmt fantastisch.


                        Der namenlose See am Rastschutz Sårgå

                        Die Moltebeeren im Müsli waren hervorragend und die Dose danach immer noch halb voll, wenn auch hauptsächlich mit Blaubeeren. Zum Start half es dann nichts - ich musste die nasse Hose und feuchten Schuhe anziehen. Aber wie erwartet, war das durch die Bewegung danach gar nicht so schlimm. Und am Ende der Etappe war die Hose auch mehr oder weniger trocken. Es war fast 11:00, als wir losgingen, aber wir wollten auch nur bis Røysvatn, das war nicht so weit. Der Tag lief ganz gut, werde ich so langsam fitter? Vor allen Dingen wurde mein Rucksack leichter, da wir die ersten 4 Tage nur aus meinem Rucksack gegessen hatten. Dies änderten wir aber heute, damit auch Holger so langsam Rucksackgewicht verlieren konnte.

                        Erst ging es bergan, aber recht harmlos. Auf der Höhe angekommen, das Stück zwischen den Seen, lief sich extra gut. Schön war es hier, leider mit wenig Fernsicht. Die beiden Flüsse zu furten war auch kein Problem. Es gab regelmäßig Wasser, ich denke, man könnte hier auch sehr schöne Zeltplätze finden. Recht bald waren wir an der Kreuzung mit dem Nordkalottleden angekommen. Der Wegweiser stand wieder, wenn auch eher schepp. (Ich hatte im Internet Fotos gesehen, da hatte es ihn ganz schön gebeutelt.) Obwohl wir nach Røysvatn wollten, hatten wir entschieden, auf dem Gränsleden weiterzulaufen und später den Abstecker nach Røysvatn zu machen. Die Grenze nicht auf dem Gränsleden passieren, das hätte einfach nicht gepasst. Nach der Kreuzung stiegen wir noch ein paar Meter, danach gab es die erste Pause. Die Gegend wäre toll, hätten wir mehr Sicht gehabt. So genossen wir den kleinen Ausschnitt, den wir hatten.


                        Blick zurück zum Rastschutz Sårgå mit namenlosem See


                        Wegweiser an der Kreuzung Nordkalottleden und Gränsleden


                        Pausenblick zurück

                        Nach der Pause warteten noch weitere 100 Höhenmeter auf uns, aber auf 1,5 km verteilt, bis zum Grenzstein. Es lief sich wirklich gut. Und wir sahen die ersten Restschneefelder. Wir kommen ins Fjäll. :-) Der große Grenzstein wird von zwei kleinen flankiert. Nach der Fotosession, zu der ich Holger zwang (wir haben schon diverse Grenzsteinfotos), ging es weiter zum nächsten Rastschutz. Schon nach ein paar Metern dachte ich mir beim Blick über Muvrrajávrre/Røysvatnet "Sind das die Hütten?" Ein Blick mit dem Fernglas bestätigte das. Aber erst mal zum Rastschutz. Toby hatte uns schon gewarnt, dass die Brücke kaputt ist. Er meinte aber, man könnte problemlos furten. Da hatte er recht. Die Brücke hing zwar noch, wirkte jedoch ziemlich schepp. Als ich später in einem Hüttenbuch las, dass Leute aber noch drüber sind, guckte ich mir das Foto nochmal genauer an. Tatsächlich scheint die Brücke selbst intakt zu sein, nur das Geländer hat es erwischt. Bei dem flachen Wasserstand war mir die Furt aber lieber als dieses wackelige Ding.


                        Grenzstein 251, flankiert von zwei kleinen


                        Grenzstein 251, schwedische Seite


                        Grenzstein 251, norwegische Seite


                        Muvrrajávrre/Røysvatnet


                        Die Hütten Røysvatn auf der anderen Seeseite


                        Scheppe Brücke, Furt und Rastschutz Røysvatnet


                        Zut Not könnte man die Brücke nutzen.

                        Direkt dahinter ist der Rastschutz. Die norwegische Variante des Unterstands ist irgendwie rustikaler, allerdings ist dies auch der einzige Unterstand dieser Art. Später gibt es richtige kleine Hütten. Und hier gibt es ein neues Holzlavvu, vermutlich war es im Jahr davor gebaut worden. Wir guckten es uns natürlich von innen an. Die Engländer hatten hier Rast gemacht und sich ins Hüttenbuch eingetragen. Einen Ofen gab es auch, aber nicht wirklich Holz, nur ein wenig nasses, Bretter, die daneben lagen. Aber wir wollten ja so oder so rüber zur Hütte, und machten unsere Pause im Unterstand. Vom Rastplatz aus konnte man die Hütten gut erkennen - es war ja auch nur 1 km Luftlinie.


                        Der Rastschutz Røysvatnet, die norwegische Variante des Unterstands.


                        Rastschutz Røysvatnet, das neue Holzlavvu

                        Dann los zum Endspurt. Auf der norwegischen Karte ist ein Trampelpfad eingezeichnet, aber auf den 'warteten' wir nicht, sondern bogen ab, sobald das Gelände okay aussah. Und es war gar kein Problem, einen Weg zu finden, trotz Felsbänder und Sumpf. Wir hatten uns das evtl. schwieriger vorgestellt, so waren wir ruckzuck da. Wir entschieden uns für die große Hütte. Fjaellraev mag behaupten, das wäre Gewohnheit, aber der Grund war fast der gleiche wie letztes Mal: Die kleine Hütte ist so eine Einraumhütte, da wird es doch immer sehr warm, sobald der Ofen an ist, schlecht zum Schlafen. Außerdem fehlt die gemütliche Couch. :-)

                        Zum Glück war mir nicht kalt, als wir ankamen, der Tag war tatsächlich trocken geblieben. Holger kümmerte sich trotzdem gleich um den Ofen, da kam auch sein neues Messer zum Einsatz, um Anmachholz zu schneiden. Und ich holte Wasser, gewohnte Aufgabenteilung. Der Kessel auf dem Ofen sorgte bald für heißes Wasser. Da es noch zu früh für Abendessen war, gab es erst mal Heiße Tasse. Es war zwischendurch sehr windig, so schoben wir das Waschen nach hinten. Aber ein windstiller Moment wurde dann doch genutzt. Das hieß: nackig gemacht, Softshell und Mutze an, und ab zum Fluss. Das kostete Überwindung, aber tat gut! Und in der Hütte warteten dann sogar vorgewärmte Klamotten, toll!

                        Ich trank noch einen Kaffee, während wir die weitere Route diskutierten. Da ich mal wieder langsamer als gedacht war, würden wir vermutlich etwas vorher 'aussteigen' müssen. Aber dies war kein Problem, Varianten überlegen wir immer schon vorab. Ich machte dann Essen, heute gab es was von Travellunch. Das war auch gut, ich stelle in Frage, ob Real Turmat und Lyo wirklich den (mehr als) doppelten Preis wert sind. Ich weiß, viele stellen in Frage, ob das ganze Outdoorzeug überhaupt sein muss, aber wir haben uns entschieden, dass wir das gut finden. Danach Abendroutine: Tagebuch schreiben, Snacks essen, Zähne putzen, Wunde verarzten und Füße pflegen. Dann ab ins Bett. Wir waren schon 5 Tage unterwegs, ich konnte es kaum fassen. Schön war es bis hierhin, wir hofften auf etwas besseres Wetter und genossen weiter.

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                        • Mortias
                          Fuchs
                          • 10.06.2004
                          • 1200
                          • Privat

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                          #13
                          AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                          Sehr schön mal wieder einen Reisebericht von Dir zu lesen, verfolg Deine Berichte immer sehr gerne. Und da ich den Gränsleden selbst noch nicht gelaufen bin, find ich es natürlich interessant mitzuverfolgen wie es euch ergangen ist und wie es da landschaftlich so ausschaut. Schade nur, dass man auf den letzten Bildern vor lauter Nebel nicht allzuviel sehen kann. Naja, sowas gehört bei Lappland halt nunmal einfach dazu.

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                          • cassia
                            Anfänger im Forum
                            • 08.06.2010
                            • 36
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                            #14
                            AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                            Ich setze mich mal dazu. Ich lese Deine Berichte ja eh supergerne, und dann auch noch den Grenseleden, der soll es bei mir ja dieses Jahr vielleicht auch sein (irgendwie wird es das Grenzgebiet da oben werden, wie, das wird sich zeigen...).

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                            • Prachttaucher
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                              Liebt das Forum
                              • 21.01.2008
                              • 11905
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                              #15
                              AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                              Habe jetzt die ersten beiden Tage gelesen und sage auch schonmal Danke für den Bericht. Eine sehr schöne Einstimmung für diesen Fjällurlaub und irgendwie noch sehr aktuell für mich.

                              Habt Ihr den Weg immer gut gefunden ? Hatte mich im dichten Wald einmal vertan und war dann doch froh GPS dabei zu haben. Theoretisch könnte man dann natürlich auch am Seeufer laufen.

                              Hoffentlich kam das mit der "Wasserwarnung" nicht zu dramatisch rüber. Mich hatte es etwas ungünstig erwischt. Es war sehr heiß und da ich nicht damit gerechnet hatte, bin ich wirklich nur mir 0,5 Litern Wasser da durch. Entgegenkommenden Schweden ging es auch so.

                              Schöne Mondbilder - gab´s bei mir auch.


                              "Aber unterm Stich war das egal: Die Etappen wurden zwar kürzer, aber unsere Zeit im Fjäll ja nicht!" : Eine schöne Erkenntnis !

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                              • dingsbums
                                Fuchs
                                • 17.08.2008
                                • 1503
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                                Nochmal danke für die netten Kommentare. Ich schreibe die Reiseberichte vor allen Dingen für mich (und Holger). Auch wenn es recht aufwändig ist, es macht Spaß, die Tour so nochmal zu erleben. Und deswegen erzähle ich auch manche Dinge, die vermutlich niemanden außer uns beiden interessieren, aber unbedingt zu meiner Erinnerung gehören. Wenn ich natürlich anderen hier damit eine Freude machen oder ihnen Informationen geben kann - um so besser.

                                Den Weg haben wir immer gut gefunden, aber auch da habe ich meine Theorie zu: Ich gehe recht langsam und glaube manchmal, ich achte auch mehr auf den Boden, da ich bei einem Fehltritt viel mehr Gewicht abfangen muss als andere. Da ist verlaufen schwieriger.

                                Die Wasserwarnung war nicht dramatisch, aber sinnvoll und hilfreich. Direkt auf dem Weg hat man halt (ungewöhnlich für die Gegend) etwas länger keine Wasserquelle. Auch wir hatten einen warmen Tag, deswegen war es gut, dass wir nicht zuviel auf einmal tranken, so reichte es, bis wir am See angekommen waren. Anders hätten wir es auch überlebt, aber so war es besser.

                                Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                "Aber unterm Stich war das egal: Die Etappen wurden zwar kürzer, aber unsere Zeit im Fjäll ja nicht!" : Eine schöne Erkenntnis !
                                Aus dem Stich habe ich oben jetzt einen Strich gemacht - danke fürs Zitat.

                                Das Wetter, die Sicht und die Bilder. Das finde ich auch das doofste am schlechten Wetter: Man sieht einfach nicht genug. Das Wandern selbst im Regen ist zwar auch nicht der Bringer, wäre aber okay, wenn man trotzdem die Landschaft rundherum sehen könnte. Ist aber nicht - und deswegen gibt es jetzt auch einen Ruhetag.

                                11.09. Ta det lugnt! (Ruhetag Røysvatn)

                                Heute morgen haben wir erst mal den Wecker verschlafen. Als wir dann aufstanden, waren wir nicht sehr motiviert. Das Wetter sah nicht wirklich einladend aus. Wir haben hin und her überlegt, mit dem Frühstück angefangen - und uns für einen Ruhetag entschieden. Darüber waren wir im Laufe des Tages mehrfach froh, wenn mal wieder ein richtiger Guss runterkam oder der Wind extrem blies. Wir hockten dabei schön gemütlich in unserer Hütte.

                                Viel zu erzählen gibt es natürlich nicht. Nachdem entschieden war, dass wir blieben, machten wir den Ofen an. Ich kuschelte mich mit meinem Schlafsack auf die Couch, erst mal was lesen. Nachdem ich das Angebot durchforstet hatte, begann ich mit einem deutschen Buch: Erzählungen von Peter Stamm. Hat mir nicht wirklich gefallen. Also startete ich lieber ein schwedisches Buch, Fallvatten von Mikael Niemi. Spielt in bekannter Lappland-Wandergegend, wegen zuviel Regen bricht ein Damm und es gibt eine riesige Flutwelle. Hm - wollte ich wirklich ein Buch lesen, in dem es im Fjäll zu viel regnet? Ich fand es ganz gut, aber mein Schwedisch ist immer noch zu schlecht. Ich befürche, ich habe die ganzen Kleinigkeiten verpasst. Mittlerweile liegt zwar die deutsche Fassung bei mir zuhause, aber noch nicht gelesen.

                                Lesen macht müde, also gab es ein Nickerchen auf der Couch. Die Sonne weckte mich tatsächlich - obwohl es auch immer noch regnete. Zum Mittagessen gab es Bannock und Tomatensuppe - und eine Minisalami dazu. Die gehört eigentlich zu unseren Zwischenmahlzeiten unterwegs, da war ich als Proviantmeister ja richtig großzügig. Wenigstens einen kleinen Spaziergang wollten wir heute noch machen - aber es schüttete mal wieder. Also weiter faul lesen. :-)


                                Bjørnvatnet


                                Røysvatnet - wenn man weiß wo, kann man auf der anderen Seite Rastschutz und Holzlavvu erkennen.

                                Als es dann aber eine Regenpause gab, gingen wir ein paar Meter spazieren. Den Hügel neben der Hütte hoch. Holger nannte ihn Hausberg, aber das war schon übertrieben. Ganz überraschend fand ich sogar hier ein paar Blaubeeren, prima! Ich guckte mir auf dem Rückweg noch den Ausfluss des Bjørnvatnet an, während Holger schon mal das Feuer in der Sauna startete. Wir waren doch eine Stunde draußen gewesen, und das trocken! Schön!

                                Die Sauna war gut, aber der Ofen ist zu groß für den kleinen Raum. So war sie erst einmal viel zu heiß, aber dann angenehm. Wir waren tatsächlich Weicheier und nicht in den Fluss zum Abkühlen. Kaltes Wasser vor der Sauna zum Übergießen reichte uns. Eine Sache war lustig. Im Klo, das übrigens neu und an anderer Stelle war, hängt ein kleiner Briefkasten mit Schloss. Wofür? Keine Ahnung. Ob man hofft, dass jemand, der hier nur das Klo nutzt, was reinschmeißt? Oder - die Sauna war nicht abgeschlossen - hier Zelter ein Saunaentgelt hinterlassen können? Das Fundament des alten Klos stand übrigens noch, darauf ein alter Ofen und ein zerbrochener Marmorstein.

                                Wir gingen dann früh zu Bett, mit der Hoffung auf besseres Wetter. Beim letzten Gang zum Klo konnte man sogar wieder den Vollmond sehen, das stimmte mich optimistisch.

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                                • Sternenstaub
                                  Alter Hase
                                  • 14.03.2012
                                  • 3370
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                                  #17
                                  AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                                  so ein Erholungstag zwischendurch ist echt fein!

                                  Einmal generell zu deinen Berichten: ich mag gerade das Persönliche besonders, das ist also durchaus nicht langweilig. Im Gegenteil, für mich sind das Abspulen von Kilometern/Leistungen/Rekorden etc absolut langweilig. Mich interessiert neben der Landschaft der Mensch am meistes. Und vor allem machen deine Berichte klar, dass man letztlich alles erreichen kann, wenn eben das Herz dran hängt. Man muss kein Supersportler sein oder tough oderoder, man kann als man selber durch eine Landschaft wandern und sich überwiegend nur an ihr erfreuen. WIE man etwas macht, das ist wichtig, keine Rekorde.
                                  Two roads diverged in a wood, and I—
                                  I took the one less traveled by,
                                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                  • dingsbums
                                    Fuchs
                                    • 17.08.2008
                                    • 1503
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                                    #18
                                    AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                                    12.09. Ta det lugnt II. (Røysvatn - Krokvatnet)

                                    Nein, wir haben nicht noch einen Ruhetag gemacht, wir sind schon weiter gegangen. Aber nicht wirklich weit, als wir in Krokvatnet ankamen, entschieden wir "Ta det lugnt!" und blieben. Es war einfach ausgesprochen schön dort!

                                    Das Wetter war heute morgen durchwachsen. Holger überlegte sogar kurz, ohne Regenhose zu gehen, ich war da realistischer. Die Regenmontur musste an! Ich zog meine Regenhose ohne die Wanderhose darunter an, sonst wäre es zu warm geworden. Das passte auch, besser als letztes Mal, ich schwitze weniger. Kaum zogen wir los, regnete es wieder. Na danke. Wir suchten uns gleich unseren eigenen Weg Richtung Gränsleden. Die Furt kannten wir ja schon, danach ging es wie auf dem Hinweg an einer 'Abbruchkante' entlang und irgendwann leicht schräg nach rechts. Holger und ich waren da (wie irgendwie immer) unterschiedlicher Ansicht, wie schräg wir gehen sollten. Wir wählten die Mitte, ich ging wie immer voran, und richtig schnell waren wir wieder auf dem Gränsleden. Prima!


                                    Røysvatnet am Morgen - wenig Unterschied zu gestern


                                    Røysvatn: Klo, Holzschuppen mit Sauna und kleine Hütte


                                    Røysvatn, regendicht verpacken zum Aufbruch


                                    Zurück auf dem Gränsleden, Blick Richtung Røysvatnet

                                    Der Weg ging sich ganz gut - hätte es nur nicht geregnet. So sah man wieder wenig. Kurz konnte man rechts den Gletscher erahnen, dann war er schon wieder in Wolken verschwunden. Bestimmt ist hier rundherum die Landschaft toll! Nun, da kann man nix machen, nur weiterlaufen. Aber wie das bei mir so ist - früher oder später hätte ich gerne eine Pause. Als es kurz trocken war, gab es deswegen einen Stop. Sogar die Sonne kämpfte. Und es blieb trocken, hätte ich nicht gedacht. Wir waren ungefähr an der 800er Linie und guckten runter auf eine Mondlandschaft. Hat auch was.


                                    Pausenblick - Mondlandschaft Nordvatnet


                                    Pausenblick - Mondlandschaft Nordvatnet


                                    Pausenblick - Mondlandschaft Nordvatnet


                                    Pausenblick, hinten rechts schon Krokvatnet

                                    Kaum gingen wir weiter, fing es wieder an zu regnen. Um so dankbarer war ich für die Regenpause zur Wanderpause. Vor uns ein Regenbogen, dann gehen wir mal den Schatz suchen, das Ende war irgendwo in Nähe der nächsten Hütte. Der Weg dorthin brachte uns einiges an Auf und Ab, aber das Wetter wurde immer besser. Mehr Sonne, weniger Regen. So wurde auch die Sicht besser, aber die Kamera war wetterfest im Rucksack verpackt. Eine Stelle fand ich besonders toll, weil bei uns schon alles grün, rot und saftig war, während weiter unten noch voll die Mondlandschaft lag.

                                    Irgendwann war es soweit, man sah die Hütte. Es war auch nicht mehr weit, aber ich wurde zum Schluss doch langsam. Die Beine wurden müde, bergab ist einfach anstrengend. Also schön langsam zum Ziel. Der Weg über die Brücke bedeutet einen minimalen Umweg, was auf der Karte nicht zu erkennen ist. Aber wirklich minimal. Auf dem direkten Weg ist zwar auch eine Watstelle markiert, aber da wir nicht wussten, ob die in Wanderschuhen zu furten ist, entschieden wir uns für die Brücke. Und als wir dann angekommen waren, entschieden wir uns zu bleiben, auch wenn es noch früh war. Die "Schutzhütte" ist richtig nett und voll ausgestattet (bis auf Bettwäsche). Auch das Wetter wurde immer besser, wie die Auenlandschaft unter uns in der Sonne lag, toll! Hier ist so ein schöner Ort, hier bleiben wir!

                                    Ich pflückte und futterte Blaubeeren, Holger machte eine Fotosession, zu der netterweise auch Rentiere vorbeikamen. Rentiere erwähne ich in meinen Berichten so selten, weil es einfach normal ist, diese jeden Tag zu sehen. Meist finden nur noch größere Herden Erwähnung in meinem Tagebuch. Heute sind es die Fotos, die mich an sie erinnern. Feuer im Ofen, waschen im Bach, danach hockten wir in der warmen Hütte, ich guckte ganz viel zum Fenster raus, und genoss das Leben. Im Hüttenbuch verglich einer die Auenlandschaft sogar mit dem Rapadalen. Das fand ich jetzt nicht unbedingt, aber schön war es schon. Und wir hofften, dass auch das Wetter hält!

                                    Die Engländer waren uns durch die kurzen Etappen und den Ruhetag mittlerweile 2 Tage voraus. Wir fanden ihre Einträge im Hüttenbuch, vermutlich hatten sie hier gezeltet. Ihr Plan war, am nächten Tag beim Brynvatnet abgeholt zu werden. In meinem Tagebuch philosophierte ich noch darüber, warum zum Teufel ich Gummibärchen mit Stevia gekauft hatte (ich weiß es, die Neugier, wie sie schmecken) statt richtige. Idiotisch, etwas mit weniger Kalorien, das sogar abführend wirken kann, durchs Fjäll zu schleppen. Nächstes Mal wieder echte, also Zucker pur. :-)


                                    Krokvatnet


                                    Auenlandschaft Småsvartvatnan/Dáppájávrre


                                    Ausfluss Krokvatnet, Brücke und Dáppájávrre


                                    Ausfluss Krokvatnet mit Brücke


                                    Dáppájávrre


                                    Dáppájávrre


                                    Dáppájávrre


                                    Dáppájávrre


                                    Fotosession mit Rentier


                                    Fotosession mit Rentier


                                    Fotosession mit Rentier

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                                    • Mika Hautamaeki
                                      Alter Hase
                                      • 30.05.2007
                                      • 3979
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                                      Ah, ein echter DingsBums. Hoffentlich geht es bald weiter (ich hab ja zum lesen schon Tage gebraucht), aber nu bin ich gespannt wie es weiter geht.
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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                                        Fuchs
                                        • 17.08.2008
                                        • 1503
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE][NO] Gränsleden - ta det lugnt!

                                        Sorry für die lange Pause, jetzt geht der Bericht weiter. Und da ich vorhabe, ihn wie immer vor der nächsten Tour zu beenden, sollte er auch in den nächsten beiden Wochen fertig werden. *touch wood*

                                        13.09. Wechselwetter (Krokvatnet - Brynvatnet)

                                        Habe die Nacht wieder komische Dinge geträumt, hatten leider mit Arbeit zu tun. Meine Schwester hatte mich einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, dass ich in ihrer Firma mitarbeiten muss - und ich fragte mich, welchen meiner anderen Jobs ich dann aufgeben sollte. Das gute daran - ich wurde wach, (stellte fest, dass ich doch nicht in der Getränkebranche arbeiten muss,) musste aber raus und konnte so den strahlensten Mondschein bewundern. Es war schon fast Halbmond, aber der Mond schien richtig hell. Dementsprechend gab es gar nicht so viele Sterne, aber der große Wagen stand riesig am Himmel. Nach dem Weckerklingeln am Morgen drehte ich mich dann aber erst nochmal um. Half aber nix, raus aus dem Bett, ein neuer Tag wartet.

                                        Die Sonne schien ins Fenster, aber es ging eine kalte Luft draußen. Das Klo war mal wieder eins zum Reinklettern. Da ich es im Laufe des Morgens mehr als einmal besuchte, wusste ich aber irgendwann, wie man am besten reinkommt. Nach der Morgenroutine waren wir mal wieder gegen 10:00 bereit zum Aufbruch.


                                        Die Auenlandschaft am Morgen

                                        Der Weg 'um den See', der ja eher eine Auenlandschaft ist (viele Inseln, Gras und Sumpf), war nett. Nach ein paar Metern bergan gab es einen letzten Blick zurück, dann ging es weiter. Schon bald kam das nächste Zwischenziel, Kjerringvatnet, in Sicht. Deswegen gab es auch nach noch keiner Stunde die erste Pause, bevor es bergab ging. Schöne Sicht, außerdem schien die Sonne. Es zog sich allerdings schon etwas zu, ich traute dem Wetter nicht. Aber noch hielt es.


                                        Da geht es weiter, erst einmal 'um den See' rum.


                                        Blick zurück


                                        Blick zurück


                                        Blick Richtung Kjerringvatnet, die weiße Hütte ist weit sichtbar.

                                        Das eher kurze Stück bis zur Hütte zog sich dann durch viele Auf und Abs ganz schön hin. Vor der Brücke hing ein Schild, das besagte: 'Nicht in Gebrauch, nutze die Furt. Auf eigene Gefahr.' Hm, was nutze ich auf eigene Gefahr? Die Furt oder die Brücke? Vermutlich immer so oder so beides. Wir entschieden uns für die Brücke, statt eine Furt suchen zu gehen, denn direkt bei der Brücke gab es keine. Es war auch nur auf einer Seite ein bisschen das Holz des Geländers weggebrochen, ansonsten war die Brücke total in Ordnung.


                                        Die 'kaputte' Brücke

                                        Noch ein bisschen weiteres Auf und Ab, dann war die Hütte Kjerringvatnet erreicht. Die weiße, weit sichtbare, ist irgendeine andere Hütte. Eine 'wie alle hier' steht direkt daneben. Wir hatten das gestern gut entschieden, dass wir in Krokvatnet blieben. Das liegt so viel schöner! Tatsächlich störte ich mich heute leicht an den regulierten Seen und der Stromleitung. Normalerweise finde ich die Natur noch immer so schön, dass mir das gerade egal ist, aber heute dachte ich - schon ein bisschen doof.


                                        Kjerringvatnet


                                        Kjerringvatnet


                                        Kjerringvatnet

                                        Die Pause war so windig, dass wir von draußen noch kurz nach drinnen wechselten. Und dann ging es los zum Endspurt. Die nächste Brücke war 'falsch', aus Metall, keine Holzwackelbrücke. Nicht norwegisch. Ansonsten dachte ich seit gestern mehr als einmal 'Welcome to Norway'. Gestern mussten wir uns einmal hinsetzen, um einen Absatz auf dem Weg runter zu kommen. Und dann heute der Abstieg, der gleich kommen wird. Norwegisch steil und direkt.

                                        Erst ging es sich aber noch super, zur Stromleitung hin, ein Stückchen mehr oder weniger drunter entlang, und dann kam bald der Abstieg. Uff! Aber der Blick auf Brynvatnet war erst einmal toll. Reguliert oder nicht, das Blau des Sees war der Hammer! Durch den bewachsenen Hang ging es dann recht steil bergab. Und kurz vor Schluss war es soweit - es tropfte. Während wir noch überlegten, ob Regenschutz notwendig ist, hörte es aber wieder auf. Okay, dann definierten wir, dass es bis zur Hütte auch ohne Regenschutz geht. Schon tauchte sie im Blick auf, aber die letzten Meter waren hart umkämpft und zogen sich wieder mal. Nun gut, ich bin bergab auch langsam, außerdem war eigentlich eine Pause fällig, lohnte sich aber nicht mehr.


                                        Brynvatnet


                                        Brynvatnet

                                        Und dann waren wir gut angekommen! Holger machte bald Feuer, mir wurde wie immer nach Ankunft kalt. Wir kuschelten etwas auf dem Bett, bis auch mir wieder warm war. Seit wir angekommen waren, regnete es mal mehr, mal weniger. Als ich später Tagebuch schrieb, prasselte es sogar regelrecht. Gut, sollte es nur abregnen. Ich hatte gestern so auf Wetterbesserung gehofft und tat es immer noch.

                                        In einer Regenpause machten wir einen kurzen Spaziergang. Runter zur Brücke, dort gelang es dem Handy, sich in ein Netz einzuwählen. Sollte das Wetter schlecht bleiben, würden wir uns um ein Boot kümmern und die Wanderung (erstmal) beenden. Trotzdem guckten wir auch nach einem Einstieg, sollte das Wetter morgen okay sein. Eine Markierung oder so sahen wir nicht, aber wir müssen auf den Bergrücken hoch, da ist die Auswahl nicht so groß. Es begann wieder mehr zu nieseln, also zurück in die warme Hütte.

                                        Gewaschen haben wir uns heute in der Hütte mit warmem Wasser - Weicheiwaschen muss manchmal auch sein. Für mich stand noch die Entscheidung an, ob ich weiter Antibiotika nehme oder nicht. Mein Lympfknoten war immer noch leicht geschwollen, aber eigentlich meinte der Arzt, die letzte Portion sei nur 'zur Sicherheit' und eher nicht nötig. Ich beschloss dann, das Antibiotikum endlich abzusetzen. Das war auch okay, obwohl das doofe Furunkel auch nach dem Urlaub noch nicht ganz weg war. Mein Hausarzt war in Urlaub, die Vertretung meinte: 'Antibiotikum verschreibe ich nie, aufschneiden ist besser.' Haben wir dann auch gemacht.

                                        Interessant waren die Geräusche der Stromleitungen. Mal surrten sie, mal knisterten sie, mal brummten sie. Oft hörten sie sich an wie Regen. In der Hütte bekam man davon nix mit. Ich glaube, im Zelt hätten die Geräusche mich irritiert.

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