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Land: Deutschland, Berchtesgadener Alpen
Reisezeit: 22. bis 24. Mai 2015
Meine Geschichte beginnt im Mai 2015. Es wird langsam wärmer, die Halle wird immer langweiliger, ab und zu trauen wir uns zum Klettern auch wieder an echten Fels. Vor mir liegt Pfingsten, aber meine regulären Tourenpartner haben keine Zeit, also durchforste ich eine andere Tourenplattform (will hier keine Werbung für Drittseiten machen) nach Interessanten Touren, an die ich mich dranhängen kann.
Ich werde auch bald fündig und verabrede mich für den 22. bis zum 24. für "mal schauen, was in der Berchtesgadener Gegend schon so geht." Grob angepeilt war, zum Kennenlernen den Hochthronsteig zu begehen.
22.05.2015
"Wer trinkt fährt nicht, wer fährt trinkt nicht. Schönes Wochenende." Mit diesem Spruch beginnt wie so oft um 12:00 mein Wochenende. Ich ziehe mich um, packe meinen Rucksack fertig und fahre nach Berchtesgaden.
Gegen 21:00 komme ich an, checke im Hostel (über dem Burger-King am Bahnhof) ein und gehe auch bald schlafen.
Zu dem Hostel sei Folgendes gesagt: Saubere Zimmer und Sanitäranlagen, aber quietschender Boden und eine ungünstig eingerichtete Lichtanlage. Dank einem Milchglasfenster in der Tür und einiger anderer Reisegruppen war die Nacht leider nicht sehr erholsam. Außerdem gibt es erst ab 7:00 Frühstück.
23.05.2015
Ich stehe um 05:00 auf, verlasse eine halbe Stunde später das Hostel und suche ein Frühstück. Leider nicht ganz so einfach. Ich muss bis 06:00 warten bis der erste Bäcker öffnet und die Hälfte meiner Stunde Pufferzeit ist verbraucht.
Um 07:00 treffe ich mich mit meiner Verabredung am Parkplatz Ettenberg. Dort treffen wir auch auf 3 weitere Herren, die Rituale abhalten, da der Untersberg geblutet habe. Naja, jedem das seine. Wir brechen auf.
Uns war bewusst, dass die Schneefallgrenze bei 1600 Metern lag, aber wir sahen uns der Tour trotzdem gut gewachsen. Meine Einstellung war: "reiner Klettersteig -> einfach immer dem Seil nach -> langweilig. Mit Eis und Schnee und unbekanntem Partner -> interessant, guter Einstieg in die Saison".
Wir beginnen also mit dem Aufstieg.
Das Wetter auf 1400 Meter:
Die erste Wolkendecke unter uns, aber es zeichnet sich schon ab, dass wir bei wenig Sicht weiter aufsteigen werden.
Kurze Pause am Wandbuch.
Ich bin wesentlich geforderter als ich vermutet hatte. Das beabsichtigte "Durchfliegen" hatte bei den ersten rutschigen Tritten sein Ende genommen. Wir sind aber trotzdem gut im Zeitplan und kommen ohne irgendwelche Unglücke zügig voran.
Wenig später lassen wir das letzte Drahtseil hinter uns und stehen wie erwartet in einem Meer aus Nebel.
Eine kurze Sternsuche nach Wegmarkierungen bleibt erfolglos, aber der heldenhafte Threadersteller rettet in einer waghalsigen Kommandoaktion die Seilschaft.
Naja, oder so ähnlich.
Ich bin einer von diesen Menschen, die sogar auf einem Klettersteig-Spaziergang neben Biwaksack und Erste-Hilfe-Set Karte, Kompass und Höhenmesser mitschleppen. Immer. Ich orientiere mich also kurz, sage "da lang", werde zum Held des Tages und terminiere den unsinnigen Gedanken in meinem Kopf, doch einmal an der Notfallausrüstung zu sparen.
Nach einem Tee auf dem Stöhr-Haus machen wir uns an den Abstieg und ich ärgere mich, dass man kaum etwas sieht. Aber auch schon die paar Meter fast unangetastete Winterlandschaft waren wunderschön. Bis zum Haus waren wir keinem einzelnen Menschen begegnet und das Wetter hatte uns wunderbar isoliert, was eine fast märchenhafte, entspannende Atmosphäre schuf.
Am Wanderparkplatz angekommen entscheiden wir uns, heute noch zum Watzmannhaus aufzusteigen und dann morgen zu entscheiden, ob wir die Überschreitung wagen. Pickel, Steigeisen, Seil und Kenntnis im Umgang damit waren vorhanden, aber wir waren nicht unbedingt scharf drauf, unsere kalten Kadaver von der Bergwacht rausfliegen zu lassen. Deswegen sind wir von vornherein mit der Einstellung "mal schauen" aufgestiegen.
(Anmerkung: Es war besseres Wetter angesagt. Wir haben in der Nacht mit minimal Neuschnee, und am nächsten Morgen mit einem klarerem Himmel gerechnet)
Da der Aufstieg "nur" mit 1200 Metern und 4 Stunden angegeben ist, entscheide ich mich, mich nicht umzuziehen. Ich trage meine x-Bionic Funktionsunterwäsche, eine dünne Softshellhose und eine Hardshelljacke. Auf den ersten Metern schwitze ich trotzdem, aber später merke ich, das das eine sehr dämliche Entscheidung war.
An der Mitterkaseralm machen wir eine kurze Pause, ich beginne ein wenig zu frösteln und schließe die Belüftungsöffnungen meiner Jacke.
Die Funktionsunterwäsche ist echt klasse, aber meine Jacke und Hose sind bereits von innen tropfend nass. Ich denke mir "wir sind ja gleich oben, der Aufstieg wird noch steiler, da werde ich wieder schwitzen." Das war, bei all meinem Stolz, verdammt dumm.
Die richtige Entscheidung wäre gewesen, die durchnässte Bekleidung abzulegen, die Woolpower-Ersatzunterwäsche, die dicke Tourenhose und meinen 600-er Woolpower-Rolli anzuziehen. Alles schön ordentlich, mit einem kleinen Handtuch um die Hardshell abzutrocknen, in einem Packsack in meinem Rucksack. Zeitaufwand: höchstens 10 Minuten. Aber ich entscheide mich "das jetzt noch schnell durchzuziehen".
Auf den letzten 500 Höhenmetern friere ich mir den Arsch ab. Spassfaktor=0, hohes Erkrankungsrisiko, verdammt kräftezehrend, ich bin fast ohne Reserven angekommen=unverantwortlich gegenüber der Seilschaft.
Auf der Hütte (erster Öffnungstag, daher noch nicht ganz aufgeheizt) ziehe ich mich dann endlich um, ziehe sogar noch meine Notfall-Jacke (Carinthia MIG) über. Mit meinem Alaska-Outfitt mit einer geschätzten Komforttemperatur von -15 Grad schlürfe ich an meiner heißen Schokolade und höre bis zum schlafengehen nicht auf zu frieren.
24.05.15
Überraschenderweise fühle ich mich wieder komplett fit, habe wunderbar geschlafen und ein gesundes Wärmeempfinden. Nach einem Blick vor die Tür:
treffen wir die einzig vernünftige Entscheidung. Wir Frühstücken noch in Ruhe und steigen anschließend ab.
Diesmal auch ich in angemessener Kleidung. Nächstes Mal dann mit der Haue nach unten und innen, versprochen ;)
Wir beenden die Tour ohne Verluste, wenn auch ein wenig enttäuscht, auf dem Parkplatz an der Wimbachbrücke.
Trotz der nicht angegangenen Überschreitung hat sich die Tour für mich trotzdem eindeutig gelohnt. Trotz des schlechten Wetters gab es wunderschöne Anblicke und vor allem habe ich mal wieder Bergluft geschnuppert und Spaß gehabt.
Ich habe meine Lektion mit den Klamotten gelernt, meine Einstellung zur Notfallausrüstung verfestigt und die Vermutung bestätigt, dass man auch im Internet taugliche Tourenpartner finden kann.
Am Abend dieses Tages geschah übrigens Folgendes:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/studenten-in-bergnot-wie-die-rettung-der-indonesier-am-watzmann-lief-1.2492704
Spätestens nachdem ich das zuhause im Radio gehört hatte, war ich mir absolut sicher, mit dem Abbruch der Tour die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Reisezeit: 22. bis 24. Mai 2015
Meine Geschichte beginnt im Mai 2015. Es wird langsam wärmer, die Halle wird immer langweiliger, ab und zu trauen wir uns zum Klettern auch wieder an echten Fels. Vor mir liegt Pfingsten, aber meine regulären Tourenpartner haben keine Zeit, also durchforste ich eine andere Tourenplattform (will hier keine Werbung für Drittseiten machen) nach Interessanten Touren, an die ich mich dranhängen kann.
Ich werde auch bald fündig und verabrede mich für den 22. bis zum 24. für "mal schauen, was in der Berchtesgadener Gegend schon so geht." Grob angepeilt war, zum Kennenlernen den Hochthronsteig zu begehen.
22.05.2015
"Wer trinkt fährt nicht, wer fährt trinkt nicht. Schönes Wochenende." Mit diesem Spruch beginnt wie so oft um 12:00 mein Wochenende. Ich ziehe mich um, packe meinen Rucksack fertig und fahre nach Berchtesgaden.
Gegen 21:00 komme ich an, checke im Hostel (über dem Burger-King am Bahnhof) ein und gehe auch bald schlafen.
Zu dem Hostel sei Folgendes gesagt: Saubere Zimmer und Sanitäranlagen, aber quietschender Boden und eine ungünstig eingerichtete Lichtanlage. Dank einem Milchglasfenster in der Tür und einiger anderer Reisegruppen war die Nacht leider nicht sehr erholsam. Außerdem gibt es erst ab 7:00 Frühstück.
23.05.2015
Ich stehe um 05:00 auf, verlasse eine halbe Stunde später das Hostel und suche ein Frühstück. Leider nicht ganz so einfach. Ich muss bis 06:00 warten bis der erste Bäcker öffnet und die Hälfte meiner Stunde Pufferzeit ist verbraucht.
Um 07:00 treffe ich mich mit meiner Verabredung am Parkplatz Ettenberg. Dort treffen wir auch auf 3 weitere Herren, die Rituale abhalten, da der Untersberg geblutet habe. Naja, jedem das seine. Wir brechen auf.
Uns war bewusst, dass die Schneefallgrenze bei 1600 Metern lag, aber wir sahen uns der Tour trotzdem gut gewachsen. Meine Einstellung war: "reiner Klettersteig -> einfach immer dem Seil nach -> langweilig. Mit Eis und Schnee und unbekanntem Partner -> interessant, guter Einstieg in die Saison".
Wir beginnen also mit dem Aufstieg.
Das Wetter auf 1400 Meter:
Die erste Wolkendecke unter uns, aber es zeichnet sich schon ab, dass wir bei wenig Sicht weiter aufsteigen werden.
Kurze Pause am Wandbuch.
Ich bin wesentlich geforderter als ich vermutet hatte. Das beabsichtigte "Durchfliegen" hatte bei den ersten rutschigen Tritten sein Ende genommen. Wir sind aber trotzdem gut im Zeitplan und kommen ohne irgendwelche Unglücke zügig voran.
Wenig später lassen wir das letzte Drahtseil hinter uns und stehen wie erwartet in einem Meer aus Nebel.
Eine kurze Sternsuche nach Wegmarkierungen bleibt erfolglos, aber der heldenhafte Threadersteller rettet in einer waghalsigen Kommandoaktion die Seilschaft.
Naja, oder so ähnlich.
Ich bin einer von diesen Menschen, die sogar auf einem Klettersteig-Spaziergang neben Biwaksack und Erste-Hilfe-Set Karte, Kompass und Höhenmesser mitschleppen. Immer. Ich orientiere mich also kurz, sage "da lang", werde zum Held des Tages und terminiere den unsinnigen Gedanken in meinem Kopf, doch einmal an der Notfallausrüstung zu sparen.
Nach einem Tee auf dem Stöhr-Haus machen wir uns an den Abstieg und ich ärgere mich, dass man kaum etwas sieht. Aber auch schon die paar Meter fast unangetastete Winterlandschaft waren wunderschön. Bis zum Haus waren wir keinem einzelnen Menschen begegnet und das Wetter hatte uns wunderbar isoliert, was eine fast märchenhafte, entspannende Atmosphäre schuf.
Am Wanderparkplatz angekommen entscheiden wir uns, heute noch zum Watzmannhaus aufzusteigen und dann morgen zu entscheiden, ob wir die Überschreitung wagen. Pickel, Steigeisen, Seil und Kenntnis im Umgang damit waren vorhanden, aber wir waren nicht unbedingt scharf drauf, unsere kalten Kadaver von der Bergwacht rausfliegen zu lassen. Deswegen sind wir von vornherein mit der Einstellung "mal schauen" aufgestiegen.
(Anmerkung: Es war besseres Wetter angesagt. Wir haben in der Nacht mit minimal Neuschnee, und am nächsten Morgen mit einem klarerem Himmel gerechnet)
Da der Aufstieg "nur" mit 1200 Metern und 4 Stunden angegeben ist, entscheide ich mich, mich nicht umzuziehen. Ich trage meine x-Bionic Funktionsunterwäsche, eine dünne Softshellhose und eine Hardshelljacke. Auf den ersten Metern schwitze ich trotzdem, aber später merke ich, das das eine sehr dämliche Entscheidung war.
An der Mitterkaseralm machen wir eine kurze Pause, ich beginne ein wenig zu frösteln und schließe die Belüftungsöffnungen meiner Jacke.
Die Funktionsunterwäsche ist echt klasse, aber meine Jacke und Hose sind bereits von innen tropfend nass. Ich denke mir "wir sind ja gleich oben, der Aufstieg wird noch steiler, da werde ich wieder schwitzen." Das war, bei all meinem Stolz, verdammt dumm.
Die richtige Entscheidung wäre gewesen, die durchnässte Bekleidung abzulegen, die Woolpower-Ersatzunterwäsche, die dicke Tourenhose und meinen 600-er Woolpower-Rolli anzuziehen. Alles schön ordentlich, mit einem kleinen Handtuch um die Hardshell abzutrocknen, in einem Packsack in meinem Rucksack. Zeitaufwand: höchstens 10 Minuten. Aber ich entscheide mich "das jetzt noch schnell durchzuziehen".
Auf den letzten 500 Höhenmetern friere ich mir den Arsch ab. Spassfaktor=0, hohes Erkrankungsrisiko, verdammt kräftezehrend, ich bin fast ohne Reserven angekommen=unverantwortlich gegenüber der Seilschaft.
Auf der Hütte (erster Öffnungstag, daher noch nicht ganz aufgeheizt) ziehe ich mich dann endlich um, ziehe sogar noch meine Notfall-Jacke (Carinthia MIG) über. Mit meinem Alaska-Outfitt mit einer geschätzten Komforttemperatur von -15 Grad schlürfe ich an meiner heißen Schokolade und höre bis zum schlafengehen nicht auf zu frieren.
24.05.15
Überraschenderweise fühle ich mich wieder komplett fit, habe wunderbar geschlafen und ein gesundes Wärmeempfinden. Nach einem Blick vor die Tür:
treffen wir die einzig vernünftige Entscheidung. Wir Frühstücken noch in Ruhe und steigen anschließend ab.
Diesmal auch ich in angemessener Kleidung. Nächstes Mal dann mit der Haue nach unten und innen, versprochen ;)
Wir beenden die Tour ohne Verluste, wenn auch ein wenig enttäuscht, auf dem Parkplatz an der Wimbachbrücke.
Trotz der nicht angegangenen Überschreitung hat sich die Tour für mich trotzdem eindeutig gelohnt. Trotz des schlechten Wetters gab es wunderschöne Anblicke und vor allem habe ich mal wieder Bergluft geschnuppert und Spaß gehabt.
Ich habe meine Lektion mit den Klamotten gelernt, meine Einstellung zur Notfallausrüstung verfestigt und die Vermutung bestätigt, dass man auch im Internet taugliche Tourenpartner finden kann.
Am Abend dieses Tages geschah übrigens Folgendes:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/studenten-in-bergnot-wie-die-rettung-der-indonesier-am-watzmann-lief-1.2492704
Spätestens nachdem ich das zuhause im Radio gehört hatte, war ich mir absolut sicher, mit dem Abbruch der Tour die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
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