[DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

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  • Hades5
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    • 25.12.2013
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    [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Heyho,
    momentan bin ich auf den Rheinsteig unterwegs und heute geht Tag 4 zu Ende. Heute habe ich ausnahmsweise Zeit, mit meinem Smartphone meinen Reisebericht zu schreiben.

    Eine Packliste findet ihr leider nicht hier im Forum, aber in meinem Blog habe ich dazu einen Artikel geschrieben, falls sich jemand dafür interessiert.

    Tag 1 - Oberkassel bis Breiberge (~20km)

    Sonntags ging es also bei einem Verwandten in Bonn Oberkassel los. Nachdem wir vortags mit der Bahn in Bonn angekommen waren, gab es abends nochmal ein richtig gutes Essen und morgens din kaiserliches Frühstück. Wegen selbigem ging unsere Tour auch erst um kurz nach 11Uhr los für mich und meinen Kumpel, der mir die ersten 3 Tage Starthilfe geben wollte.
    Nach ganzen 10m der erste Stop: Da es regnete, und zwar mehr als erwartet und durch das Fenster aus der warmen Wohnung gesehen, musste ich meine Softshell durch die Regenjacke ersetzen - guter Start :'D
    Also ging es jetzt richtig los. Nach kurzem suchen kamen wir zum ersten Rheinsteigzeichen - in gelb, also ein Zuweg zum "richtigen" Steig. Und nach kurzem waren wir da, am ersten Ziel und gleichzeitigem Start. Also liefen wir die erste Steigung hoch und dann wieder hinunter. Und kurz darauf die nächste und diese dann auch wieder runter. Wir hatten beide schon Schmerzen, vor allem durch das ungewohnte Rucksack-Tragen. Die ersten Gedanken kamen mir in den Kopf, nach dem Motto "ohje, 14 Tage? Wie soll das zur Hölle klappen?"


    Von hier sahen wir schon ein Zwischenziel unserer heutigen Etappe: Den Drachenfels

    Aber es pegelte sich ein und wir fanden interessante Gesprächsthemen. Die Natur war schön und der Regen nass. Es regnete nämlich den ganzen Tag - bis vllt auf 1 Stunde die sich aber aus mehreren kleinen Unterbrechungen zusammenaddierte. Wir machten nach knapp 1,5 Std eine kleine Teepause an einem gut besuchten Klosterrestaurant (klar, es war ja sonntags).

    Nach 2 weiteren Stunden kam dann die erste grandiose Aussicht. Wir machten an dieser Hütte auf den Gipfel erst mal ein paar Minuten Pause, wir hatten eine prima Aussicht auf die auf uns zukommende Route. Wir machten aus, es bis zur Löwenburg zu schaffen, vorher aber noch am Drachenfels und den Bleibergen vorbei. Ebenfalls konnten wir eine nette Hütte auf dieser Route sehen, auf den Gipfel der Bleiberge, schön offen mit Ausblick in alle Richtungen. Sie sollte noch eine größere Rolle spielen, jedoch war sie für uns in dem Moment zu "nah". Also erklommen wir die nächsten Gipfel und überholten am Drachenfels 3 große Rucksäcke, jedoch waren die Besitzer im Restaurant, welches für uns keine Option war.


    Eine der vielen Hütten auf dem Rheinsteig

    Im letzten Tal vor unserem heutigen geplanten Ziel, also der letzte Kontakt zur Zivilisation, füllten wir uns nocheinmal unseren Wasservorratt vollständig auf. Kurz bevor wir gehen wollten fragte uns eine Frau, ob wir denn schon Ostereier schießen waren. Natürlich ließen wir uns diese Möglichkeit nicht entgehen und schossen beide á 5 Schuss mit dem Luftgewehr auf die 5 Zielscheiben. Jede 10 gab zwei, jde 8 und 9 ein Ei. Wir machten insgesamt 8 Eier und überlegten auf dem Weg nach oben was wir mit ihnen anstellen könnten.
    Die kommenden Steigungen waren für uns derart anstrengend, dass wir vermehrt auf unsere Kommunikation verzichteten, bis schließlich eben erwähnte Hütte kam. Wir beschlossen 2,6km vor dem eigentlichen Zie, der Löwenburg, erst mal eine Pause zu machen. Jedoch haben wir nach kurzer Absprache und Berücksichtigung des ersten Tages hier einkehren wollten. Also machten wir es uns gemütlich, der Regen wurde auch weniger bis er sogar ganz aufhörte und wir fühlten uns wohl. Bis zu dem Moment als uns die 3 Rücksacke einholten: ein geschätzt 16 jähriger Pfadfinderführer mit 2 geschätzt 12 Jährigen, die es bis zur LöwenBurg machen wollten, noch an diesem Tag. Wir fühlten uns kurz angespornt aber beschlossen war beschlossen. So kochten wir uns ein kleines Experiment, was wenigstens satt machte und freuten uns auf eine ruhige Nacht.


    Eine vollkommen NICHT inszenierte Dokumentation unserer Scharfschützenfähigkeiten (auf 25m)

    Die Nacht werde ich in dem Bericht zu Tag 2 beschreiben. Sie war länger als erhofft. Aber lasst euch überraschen. Das wars fürs erste, mit dem Handy ist es auch ganz schön anstrengend. Bilder folgen wenn Ich zu Hause bin wieder.

    Lg
    Zuletzt geändert von Hades5; 19.06.2017, 23:03.
    Liebe Grüße aus Frankfurt

  • Xhycv
    Neu im Forum
    • 17.01.2015
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [D] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

    Coole Sache so live dabei zu sein.

    Bitte weitermachen! ;)

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    • Rattus
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      • 15.09.2011
      • 5177
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      #3
      AW: [D] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

      Fein, da bin ich mal auf "meine" Etappen (Bad Honnef – Leutesdorf) gespannt Schöne Erinnerung, aber viel geschwitzt.
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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      • Hades5
        Gerne im Forum
        • 25.12.2013
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [D] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

        Tag 2 - Breiberge bis Bad Honnef/Rheinbreitbach (~20km)

        Gut, da saßen wir nun vor unserem Reis-Bratensaft-Nüsse-Gekochte-Eier-Geröstete-Zwiebeln-Dings (-Mahlzeit? ). Etwas geschwächt vom ersten regnerischen Tag aber froh über eine solche schöne Schlafmöglichkeit mit Ausblick in alle Richtungen. Wir konnte eine Hütte auf dem gegenüberlilegenden und höherliegenden Gipfel sehen, auf der wir vor einigen Stunden noch standen und genau in die Gegenrichtung hinunterblickten. Das war ein gutes Gefühl, zu sehen, was man am Tag geschafft hat. Wir hängten unsere nassen Sachen in den Busch, da wir den Wind als unseren Freund glaubten. Wir holten die Sachen dann kurz vorm Schlafen gehen rein und hängten sie stattdessen in der Hüttenrückwand auf die Sitzbank. Wir legten uns dann auf unsrere Matten und versuchten zu schlafen - bis hier noch Tag 1 wenn wann es genau nimmt.


        Die Stimmung war hier noch ziemlich gut, leicht aufgeregt waren wir natürlich trotzdem

        Da dies für uns beide die erste Nacht in der freien Natur in einer Hütte war, war die Aufregung dementsprechend groß. Von Tiergeräuschen war aber nichts zu hören, an die dachte wir gar nicht mal, da der Wind in dieser Nacht lauter war, als ein Güterzug, der 1m vor einem vorbeifährt. Man hört die Böen schon im Nachbartal anrauschen und man wusste genau, gleich wird es richtig laut und der Wind pfeift uns um die Ohren. Als es dann auch noch etwas regnete, welch Überraschung natürlich, beschlossen wir kurzerhand doch mein Außenzelt in der Hütte aufzuschlagen. Die Heringe gingen nicht tief in den Boden, aber wir hofften, es würde genügen, da wir ja auch mit drin lagen. Wir hörten wie der Regen von der offenen Seite der Hütte auf das Zelt prallte. Immer stärker werdend bemerkte ich, dass komischerweise auch das andere Zeltende Regentropfen abbekam. Schnell sprang ich aus dem Zelt und stand mit im strömenden Regen - in der Hütte! Der Wind rauschte mir um die Ohren und ich sagt einfach nur: "Daniel, unsere Sachen sind nass. Alle. Ohne Ausnahme" Ein kurzes "Scheiße" und er stand neben mir. Wir packten alle nassen aber noch nicht komplett durchnässten Sachen schnell in die Essenstüte und retteten auch den Rest ins Zelt. Die zwei großen Müllsäcke mit den halbnassen Sachen und anderem Kram stellten wir ans Fußende, also an die Seite des Eingangs der Hütte, da der Regen vom harten Boden ins Zelt und auf die Matten und Schlafsäcke abprallte.
        Nun, da alles "gerettet" war, konnte man ohne weitere Bedenken schlafen - ach warte, da war ja noch der Sturm. Es fegte und tobte, das Zelt verbog sich, ich holte mein Handy raus und machte es ausnahmweise an: wetter.com: Sturm und Unwetterwarnung, dazu ein rotes Ausrufezeichen, das machte großen Mut. Wir waren eine Stunde Fußmarsch zum Fuß der Bleiberge und eine Stunde Fußmarsch zur nächsten Hütte, an der es auch nicht besser sein wird, entfernt. Das heißt, wir waren unserem Schicksal dort ausgesetzt. Als wir begriffen hatten, dass es auch wirklich keine Option gibt, außer das jetzt auszusitzen, konnten wir dann sogar einigermaßen gut einschlafen. Es war übrigens mittlerweile schon einige Stunden nach Mitternacht. Dass ich Geburtstag hatte, hatte ich in diesem Moment komplett verdrängt. Daniel schlief zuerst, was mich wieder beruhigte und so schlief ich dann auch irgendwann ein, nachdem ich der Maus, die dauernd über meine Matte lief noch Gute Nacht gewünscht hatte.


        Unsere nächtliche Konstruktion

        Der nächste Morgen kam, es war windig aber trocken. Viel Schlaf war es nicht, aber es reichte den Umständen entsprechend. Wir hängten die Sachen wieder im Wind auf, es trocknete fast alles traumhaft schnell. Wir frühstückten etwas Müsli und packten dann auch schon bald unsere Sachen. Daniel mit seiner noch nassen Hose am Rucksack und ich mit einem komichen Gefühl im Magen im Hinblick auf die nächsten Nächte liefen wir los. Wir entdeckten viele Wildschweinspuren nicht weit von unserer Hütte. Kurz waren wir froh, nur den Wind gehört zu haben. Nach knapp 35min erreichten wir den Fuß vom Berg der Löwenburg und entschieden uns für einen kleinen Abstecher nach ganz oben. Wir wurden mit blauem Himmer und einer sehr schönen Sicht belohnt. Mit 455m der höchste Punkte auf dem Rheinsteig.
        Ein kurzer Rundumblick ließ uns auch bemerken, dass es hier nicht mal eine Hütte gab, sodass es eine gute Entscheidung war, am Vorabend nicht noch bis hier zu laufen.
        Es ging erst mal den Berg hinunter, wir überholten die Pfadfinder wieder, die sich vermehrt hatten - aus 3 mach 6: drei Mädels kamen hinzu, eine so alt wieder der andere "Führer" und die anderen zwei auch um die 12. Sie waren gerade dabei mitten auf dem Waldweg ihr Geschirr zu spülen. Wir erkundigten uns, wo sie denn geschlafen hätten, auf die vielleicht etwas hochnäsige vielleicht auch stolze Antwort "Im Wald?!" beließen wir es dann auch bei diesem kurzen Dialog. Ganz nett waren sie ja trotzdem.


        Wunderschöne Aussicht bei grandiosem Wetter von der Löwenburg (455m)

        Der Berg ging noch einige viele Minuten hinunter und nicht viel später ging es auch wieder hoch. Verschiedenste Waldarten wurden teil unserer Reise, einige erinnerten uns an Drehorte von Der Herr Der Ringe. An einer Steigung kam uns dann ein Pärchen entgegen, noch außerhalb des "Guten Tag-Radius" rief die Frau uns freundlich entgegen: "Menschen! Endlich!"
        Das Pärchen war nun seit 4 Jahren etappenweise auf dem Rheinsteig unterwegs und dieses Mal würden sie fertig werden. Wir erfuhren auch, dass uns ein Holländer voran ging, der aber anscheindend noch heute an die 35km schaffen will. Wir machten uns keine Illusionen ihn auch nur einmal zu sehen. Nach der überaus netten Unterhaltung gingen wir dann weiter in Richtung Bad Honnef, wo wir zwei Optionen für einen Zeltplatz hatten.
        Leider verfehlten wir den Weg, kurz nachdem wir wegen eines Hagel/Graupel-Schauers unter einem Baum Schutz suchten um unsere Regensachen anzuziehen (es regnete dann natürlich erst mal nicht mehr). Wir liefen als in etwa 2km Umweg um dann doch in Bad Honnef rauszukommen. Ein Mann war so freundlich uns in die Karte schauenden Wanderer bei ihrer Wegessuche behilflich zu sein und erklärte uns, dass der eine Campingplatz nur für Wohnwagen sei und der andere am Rhein vielleicht gar nicht offen hat. Wir versuchten es trotzdem bei Zweiterem und schleppten uns durch die Stadt. Wir beschlossen eine kurze Pause auf einer Rheinzunge einzulegen. Ich nutze die Chance und stellte mich mal Barfuß in den Rhein - frisch aber belebend!
        Wir gingen dann also zum Zeltplatz, der Weg zog sich ungemein. Trotzdem mussten wir feststellen, dass der Platz erst ab April offen hat (es war natürlich der 30.03....)


        Schöne Waldpfade - die Hose zum Trocknen am Rucksack

        Einen Platz hatten wir noch auf der Karte gefunden, der wäre aber auch noch mal 3,7km entfernt. Wir versuchten es und es war leider auf einem Berg, jedoch direkt am Rheinsteig wieder. Dort angekommen dann die Enttäuschung - es war eine Wochenendhaussiedlung mit so trailerähnlichen Häusern, wie Wohnwagen nur ohne Räder. Wir setzten uns entäuscht hin und wurden von einem jungen Mann angesprochen. Wir fragten ob man hier den zelten dürfe und er meinte nur, er könne uns zum Besitzer bringen. Dieser wohne direkt hinterm Haus. Wir gingen mit, erläuterten unsere Situation und stießen damit auf einen gütigen Zuhörer. Für 10€/Person durften wir mit Dusche, Leseraum und was noch alles dazugehört dort zelten! Wir waren froh, duschten schnell und ließen uns dann von meinem Onkel abholen, denn es war mein Geburtstag und wir hatte abgeamcht etwas essen zu gehen. Froh wie getrocknetes Gras mit "F" gönnten wir uns ein gut bürgerliches Essen und fielen dann abends ins Zelt. Die Nacht war zwar sehr stürmisch, aber das konnte uns diesmal so gar nichts anhaben. Wir waren sicher und satt. Tag 3 ruft!


        Diese Nacht war etwas sicherer, jedoch war der Wind gleich stark geblieben - starke Sturmböen
        Zuletzt geändert von Hades5; 05.04.2015, 11:27.
        Liebe Grüße aus Frankfurt

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        • unwichtig
          Neu im Forum
          • 02.12.2014
          • 5
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [D] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

          :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:


          Super schön zu lesen und alles gute nachträglich ..

          Gesendet von meinem SM-N9005 mit Tapatalk 2

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          • Hades5
            Gerne im Forum
            • 25.12.2013
            • 68
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [D] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

            Tag 3 - Rheinbreitbach bis Bad Hönningen (~24km)

            Tag 3 begann erst mal mit Regen. Regen und leichte Böen (im Vergleich zu den Vortagen). Wir packten unsere Sachen also in dortigen Leseraum und wärmten uns auch noch mal kurz dort auf. Dann ging es los, Regenjacke an, Wasser aufgefüllt und die Schuhe festgeschnürrt.
            Schon nach wenigen Metern hatte ich starke stechende Schmerzen in der Achillessehne. Ich konnte kurzzeitig kaum noch auftreten. Ich versuchte es mit durchbeißen und weiterlaufen statt dem Anruf an den Onkel mit dem Wunsch eines Taxis. Tag 3 und Abbruch kommt ja gar nicht in Frage. So hat sich der Schmerz irgendwann festgetreten gehabt und ich wusste, wie ich mit diesem Handycap umzugehen hatte, damit es mich nicht behindert.


            Der Leseraum der Ferienhaussiedlung - nahe Rheinbreitbach auf dem Gut-Haanhof

            Auf unserem ersten Weg hinunter war es sehr rutschig und wir kamen nur mühsam voran, da auch viele eingestürzte Bäume unseren Weg versperrten. Doch wir kamen voran und waren auch schon bald auf dem ersten schönen Aussichtspunkt (Stuxhöhe). Das Wetter war so wechselhaft, dass wir die Aussicht innerhalbt der 15min Frühstückspause einmal mit blauem Himmel und einmal komplett in Regen und bewölkt genießen durften. Ich schüttete mir etwas Milchpulver in dei Plastiktüte mit dem restlichen Müsli, kippte etwas Wasser hinein und hatte frisches Tütenmüsli, eine gute Stärkung für kommende Strapazen. Auf dem nächsten Abgang lief uns dann etwas neues über den Weg. Wobei, kann man hier von laufen sprechen? Jedenfalls war eine nicht kleine Schlange vor uns auf dem Weg. Wir beobachteten sie eine Weile bis sie dann wieder im Busch verschwand. Das war aber eine nette Abewechslung wie wir fanden. Auf der Erpeler Ley gönnten wir uns dann eine etwas verfrühte Pause und Chili con Carne bzw. eine Tomatensuppe. Das war eine gute Stärkung.


            Kollege Schlange - oder war es eine Blindschleiche?

            Wir kamen dann auch einige Stunden später in Linz an, wo ich mir in einem Supermarkt etwas ähnliches wie Miracoli für das Abendessen holte, heute sollte nämlich meine erste Nacht alleine werden. Mein Mitwanderer würde mich heute Abend verlassen.
            Nachdem wir durch die schöne Altstadt von Linz geführt wurden, die wir ausnahmsweise bei gutem Wetter betrachten durften, ging es dann auch wieder den nächsten Berg hoch. Wie auf vielen Bergen direkt an einer Stadt war auch hier oben ein Fußballplatz zu finden. Ich frage mich, wer auf die Idee kommt die Fußballplätze immer auf den Berg zu platzieren? Jedenfalls ging es dann auch wieder steil hinunter und wir sahen dann hier zum ersten Mal Hufspuren auf dem Weg. Auch die nächsten steilen und rutschigen Hänge waren mit diesen Spuren voll. Wir waren verwundert, das Pferde auch solche Pfade gehen können (einige lange Ausrutscher waren jedoch auch zu sehen). Beim nächsten Fußballplatz (oben auf einem Berg) mussten wir sogar am Hartplatz direkt vorbei laufen. Ein Unterstand bot uns dann auch kurz Schutz, denn es hatte lange nicht mehr gehagelt, sodass es wieder Zeit für einen kurzen Hagelschauer war.


            Hier war der Weg noch vergleichbar gut passierbar

            Vor der letzten Steigung vor Bad Hönningen entschieden wir schweren Herzens die letzten Kilometer nicht mehr durch Höhenmeter zu schmücken. Wir hatten leider zu große Probleme mit Schmerzen. Ich vor allem in der Achillessehne, die wie ich später sah komplett dick und rot war. Wir wählten also den direkten Weg am Rhein lang und gingen dort einen Steinlehrpfad entlang. Da mein Kumpel Geowissenschaften studiert, war das für ihn sozusagen ein Heimspiel, beim erraten der Steinarten. Kurz später kamen wir dann am Campingplatz an, ich checkte ein, stellte mein Zelt auf und wir gingen zum Bahnhof, um dort zu merken, dass wegen dem Sturm heute erst mal keine Züge mehr fahren. Also rief er seine Freundin an, die sich sofort auf den Weg machte.
            Wir hatten aber noch ein wenig Zeit und gönnten uns noch einen Tee in der Kneipe des Campingplatzes. Wir machten dann noch eine nette Bekanntschaft mit einem einheimischen Camper und dann war er auch schon da, er Moment des Abschieds. Wir verabschiedeten uns und waren beide froh, die Tage zusammen erlebt zu haben. Doch für mich geht die Reise ab hier alleine weiter, was bestimmt auch eine schöne neue Erfahrung wird. Ich kochte mir in einem gerade so standhaltenden Zelt etwas zu essen (es war wirklich sehr stürmisch und ich hatte zum ersten mal keinen großen Windschutz um mein Zelt herum). Die Nacht wurde dann natürlich auch etwas unruhig, laut und nass, aber am nächsten Morgen war ich froh, dass es wieder los ging und der große Baum und seine Wurzeln standgehalten haben.


            Hier war auf den Cruxhöhen noch kurzzeitig gutes Wetter
            Zuletzt geändert von Hades5; 06.04.2015, 15:43.
            Liebe Grüße aus Frankfurt

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            • Hades5
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              #7
              AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

              Tag 4 - Bad Hönningen bis Wollendorf

              So, nun geht es auch mal weiter mit meiner schönen Berichterstattung. Ich habe erst mal bisschen Abstand gebraucht, aber nun schreibe ich auch die letzten Tage zu eurem Vergnügen hier nieder. Leider, gibt es nicht mehr so viele Bilder ab Tag 4, was ich selbst ein wenig schade finde, da ich vermehrt auch Video-Blogs gemacht hatte.

              Da war er also, der erste Tag alleine. Daniel war weg, ich alleine aufgewacht durch die Geräusche der Umwelt und die Helligkeit der Sonne. Das wichtigste in dem Moment für mich war, dass ich die Nacht überlebt habe und der große Baum nicht von den doch heftiger als erwarteten Sturmböen in mein Zelt gekracht ist. Ich schnappt mir das Stück Löffel, dass ich noch hatte und drückte mir die restliche Miracoli-Nachmache mit geribenem Hartkäse rein - ich muss sagen, kann man echt mal machen. Kalt und morgens war hier kein Problem, ich war fast traurig, dass nicht noch mehr übrig war vom Vorabend. Also gut, Sachen spülen, dann packen und los geht's. Kleiner Check der Verse: Dick und schmerzhaft. Aber ich war nicht soweit gekommen und wie mein Kumpel die Heimreise anzutreten. Also, Nacht bezahlen (ca. 12€) und los zur nächsten Apotheke etwas Ibuprofen holen. Direkt die größten rezeptfreien Tabletten geholt und eine eingeworfen. (Die Apothekerin schaute mich in etwas verdutzt an, so nach dem Motto: Uhh.. ein Obdachloser?..) Aber das war mir Wurst, Hauptsache ich hatte mein Stoff.


              Kochen bei Sturm und Regen in meinem Hubba Hubba ging erstaunlich gut

              AAAAAAlso ging es nun mit neuer Motivation alleine in das Abenteuer. Der Wind war immer noch stark, aber das war ja nun Alltag und ich konnte jetzt beim Laufen immer mal ein Liedchen singen, um mir den Tag zu verschönern. Ich sagte am Vortag noch zu Daniel, ich kann locker 100 Lieder auswendig, die werde ich alle singen... Denkste.. Mir vielen vielleicht 3 Stück ein und das waren die nervigsten Dauerohrwürmer überhaupt. Und wollte man sich dann ein anderes in die Ohren legen war das mindestens genauso nervig. Aber ich fand das irgendwie lustig
              Es ging nun also in meinem eigenen Tempo munter auf und abwärts und es gab schöne Aussichten zu genießen. Meine Verse machte natürlich immer noch Probleme, aber die Tabletten haben wohl dann doch etwas gebracht. Trotzdem habe ich mir einen sehr schönen Stock angelegt, der das Wandern deutlich angenehmer machte. Auf der Rheinbrohler Ley dann kurz mal in Deckung gegangen, da es hinter mir krass schwarz wurde. Es stürmte auch leicht und auch Hagel gab es wieder, aber es zog größtenteils vorbei, zu meiner Freude. Auf meinem Weg musste ich auf schmalen Pfaden zwischen Abhang und eingezäunter Koppel entlang, die auch gerne mal von einem umgestürmten Jäger-Ausguck blockiert waren. Auch gab es zwischendurch mal wirklich tiefe Matschpfützen, die man dann auch umgehen musste. Ich habe aber voller Motivation für meine Nachfolger ein paar Äste gesucht und diese als Trittfläche über den Matsch gelegt. Ich hoffe ich konnte damit helfen.


              Zwischendurch auch mal sehr schönes Wetter plus Ausschicht

              Kurz vor Neuwied ging es dann noch ein paar KM einen asphaltierten Feldweg entlang, auf dem mein geliebter Stock entzwei brach. Kurzer Hand machte ich mit den Resten Stockweitwurf und marschierte dann ohne groß aufzufallen in den ersten Randkäffern von Neuwied ein. Eine Sache ist hier noch wichtig: Da ich KEINE Lust mehr auf eine stürmische Nachte hatte und ich KEINE einzige ruhige Nacht hatte, suchte ich mir in Wollendorf eine Pension, die netterweise auf meiner Karte und auch mit Schildern der Alternativroute des Rheinsteigs ausgeschildert war.
              Eine Nacht inkl. Frühstück in "Alt-Wollendorf" für 34€ fand ich auch fair. Ich duschte, wusch meine Socken und hängte ein paar Sachen zum Trocknen und lüften hinaus und ging dann runter in die Wirtschaft um mir eine große Portion Spaghetti Bolognese zu gönnen, eine so große Portion, dass sie noch für den nächsten Abend eine gute Verpflegung bot. Erschöpft und total kaputt ging ich dann ins Bett und schaltete den TV an. Einen Film schaute ich zwar, wurde dann aber so müde, dass mir das Ende komplett egal wurd und ich mich fürs Schlafen entschied.
              Endlich eine ruhige Nacht in einem echten Bett - Ab morgen ist die Schonfrist aber wieder vorbei, dachte ich mir, als die Äuglein zugingen und Klein-Fabian in der Traumwelt versank.
              Liebe Grüße aus Frankfurt

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              • Hades5
                Gerne im Forum
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                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                Tag 5 - Wollendorf bis Zoo Neuwied (~28km)

                Nun liebe Freunde, der Bericht geht weiter!

                (Nicht wundern, Bilder werden nachgereicht. Es gibt jedoch auch nicht mehr allzu viele)

                Da war ich also in der Pension, in diesem Bett und der Wecker klingelte. Es war warm und gemütlich. Ich hatte am Vorabend mit dem Besitzer eine Uhrzeit ausgemacht, da ich der einzige war, der etwas frühstückte. Ich ging in gut erholt hinunter und hatte ein grandioses Frühstück vor mir. Die Auswahl war zwar nicht groß, aber das, was da war, reicht sowas von für meine vollste Zufriedenheit. Der Besitzer verabschiedete sich, und ließ mich alleine im Gebäude. Ich solle bitte den Hinterausgang nehmen und die Tür komplett zuziehen.
                Süß von ihm, er packte mir die restlichen Nudeln vom Vorabend in eine Tüte. Dazu kamen dann noch 2 nicht verzerrte Brötchen und mein Lunch-Paket war vollzählig. Zusammen mit mir im Gepäck, machte sich dann meine Verpflegung fertig für den heitigen Marsch.

                Kleine Information am Rande: Es regnete. Dürfte aber niemand so wirklich überraschen. Da ging ich also los, Regenjacke an, Tür richtig zugezogen und Schuhe festgebunden. Krass, ich erinner mich noch heute an diesen Moment, wo ich losging. Denn ich hatte sowas von gar keinen Bock, auch nur den kleinsten Muskelansatz anzustrengen... Also was macht man da? Na klar, in die 20m entfernte Sparkasse um den Geldbeutel wieder vollzutanken. Mit der Hoffnung, dass ich nicht als Bankräuber interpretiert werde, ging ich also heimlich still und leise in diese Bank und dann auch wieder hinaus (Normalerweise sage ich "auf die Bank", nur ist das anscheinden nicht so geläufig außerhalb Hessens.. hmm).

                Nun, das Intro ist vorüber, jetzt wird gewandert. Zuweg zum Rheinsteig gefunden, Rheinsteig erreicht, Kamera raus, VLOG drehen. Man hat ja sonst niemand zum reden haha (Ich lade ihn gerade hoch, werde ihn mal spaßeshalber hier verlinken: Tag 5 - Bericht #1) Der Regen wurde stärker, schwächer, stärker, noch stärker und dann wieder schwächer. Krass, das hab ich gut zusammengefasst. Es ging überwiegend durch den Wald und das stetst 90° zum Rhein, das bedeutet, es ging immer mehr weg vom Rhein. Rengsdorf ist der weitest entfernteste Punkt vom Rhein auf dem ganzen Steig. UND es ist auch die weitest unspektakulärste Etappe, wenn ihr mich fragt. Ich habe immerhin mein erste freilaufende Reh gesehen. Das hat mich gefreut und gleichzeitig erschreckt, da es wirklich unglaublich schnell einen unglaublich steilen Abhang hinunter gedüst ist.

                Kurz darauf kam ich dann in eine bewohnte Gegend, in welcher ich direkt Zeuge eines sehr interessanten Streits zweiter alter Eheleute mit starkem Dialekt wurde. Er: ein anscheinden an Alzheimer erkrankter Mann schlägt anscheinend seine Frau und lässt sie nicht ins Haus rein. Sie: eine ebenso verwirrte Dame, vollkommen fertig und am rumschreien wie Tarzan an der Liane. Ich hatte gefragt, ob alles in Ordnung sei und natürlich sagte sie ja. Sie erzählte mir aber von ihrem erkrankten Mann, der täglich Arztbesuch bekäme, aufgrund der stärker werdenden Krankheit und deswegen wohl auch in eine dafür vorgesehene Klinik kommt. So Vorfälle wie an diesem Morgen seien normal und der Arzt käme sowieso gleich. Dann war sie noch besorgt, dass ich alleine unterwegs war und wünschte mir noch viel Glück. Im Grunde war es eine wirklich liebe Dame, die mir schon ein wenig Leid tat, AUCH wenn ich jetzt nicht unbedingt jedes ihrer Worte so glauben will.

                Ich traf noch einen älteren Wanderer, der auch alleine unterwegs war. Das wichtigste für ihn war aber, klarzustellen, dass er normalerweise nicht alleine wandert, dieses mal eine Ausnahme sei, da sein Kumpel kurzfristig abgesagt hätte. Wieder möchte ich diese Worte einfach so hinnehmen. Mir kam er im Gespräch als eine sehr alte einsame Seele vor. Aber ich möchte hier auch nicht den Hobbypsychologen spielen. Es kann NATÜRLICH alles stimmen. Das wichtigste, er war nett und gut drauf. Das zählt.

                Bei Ober-Bieber, meinem zwischenzeitlichen Ziel, war ich noch so kraftgeladen, dass ich entschied, weiter zu gehen. Die Ferse tat zwar weh, ich hatte mir aber schon morgens wieder einen richtig ultra geilen Wanderstock angeeignet und damit ging es auch mit der Ferse. Blasenpflaster waren jedoch für meine dicke Blase an der anderen Ferse eine große Enttäuschung. Sie haben eher dazu geführt, dass die Blase noch größer wurde. ABER ich hatte Kraft und es ging weiter.

                Bald kam ich am ZOO Neuwied vorbei, welcher trotz dem Wetter gut besucht schien. Ich überlegte einen Mann, der auf einer der eingezäunten Wiesen Holz hackte zu fragen, ob ich auf seinem Grundstück zelte dürfe. Doch irgendwie zog es mich wieder in den Wald. Nach weiteren 1-2 Tausend Metern fand ich eine Hütte, die wohl nun das heutige Ziel sein soll. Sie war am Rande des Waldes, mit schöner Aussicht auf Neuwied und die Strecke, die ich an dem Tag gelaufen war. Sie war aber voller Spinnenweben. Spinnen und ich haben seit jeher keine gute Beziehung. Nunja, man muss sein Grenzen kennelernen.

                Und das tat ich. Es war meine erste Nacht alleine in einer Hütte, es wurden Minusgrade UND merkt euch eine Sache: Wenn ihr auch nur den Funken eines Problems habt, nachts in der Natur zu schlafen, wirklich nur den leisesten Hauch davon, dann schlaft verdammt nochmal NICHT in der Nähe eines Zoo's!!!

                Weil ich Filmemacher bin, mach ich nun das, was im Film ein Cliffhanger genannt wird. Ich werde die Nacht in dem Bericht zu Tag 6 näher erläutern und lyisch auseinander nehmen. Generell fände ich es schön, wenn ihr mal einen Kommentar zu meiner Reise dalassen könnten. Das ist wie so ein kleines Dankeschön für mich. Würde mich "tierisch" Freuen, wenn wir schon beim Thema Tiere nachts sind hehe

                Dann Gute Nacht und bis Tag 6 (Bilder kommen im Nachhinein, PC gerade etwas ausgelastet)
                Zuletzt geändert von Hades5; 17.06.2015, 21:53.
                Liebe Grüße aus Frankfurt

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                • gargantula
                  Erfahren
                  • 09.12.2013
                  • 222
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                  Schön, dass der Bericht weitergeht. Ich lese ihn gerne!
                  “Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.”

                  (Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900 – 1944

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                  • lina
                    Freak

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                    Liebt das Forum
                    • 12.07.2008
                    • 42862
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                    Da schließe ich mich doch an und freue mich auf die Fortsetzung!

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                    • Wafer

                      Lebt im Forum
                      • 06.03.2011
                      • 8664
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                      #11
                      AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                      Auch ich freue mich auf die Fortsetzung und die Bilder. Den Rheinsteig habe ich auch noch auf der ToDo-Liste. Aber das Problem dieser meiner Liste ist: Sie wird über die Jahre immer länger anstatt kürzer. Aber dieser Bericht hat den Rheinsteig wieder etwas weiter nach oben geschoben.

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                      • Tie_Fish
                        Alter Hase
                        • 03.01.2008
                        • 3550
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                        Schöner Bericht! Vielen Dank! Ihr habt doch nicht allen Ernstes den ganzen Text mit den Daumen in ein Smartphone eingehäckert, oder? Falls doch, nehmt meinen tiefsten Respekt für diese Leistung entgegen.
                        Grüße, Tie »

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                        • Hades5
                          Gerne im Forum
                          • 25.12.2013
                          • 68
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                          Tag 6 -Hütte Zoo Neuwied bis Lahnstein (30km)


                          Sehr geehrte Damen und Herren, nun folgt der vorerst letzte Teil des Berichts.

                          "WAAAAAS? Es sind doch erst 5 Tage rum und es fehlen noch so viele Kilometer?? WIE SOLL DAS GEHEN?" - schreit bestimmt jeder gerade vor seinem PC (ich sehe das genau )

                          Und ja, es ist der letzte Teil -vorerst. Aber lest selbst.

                          Zuerst folgt erst mal die lyrische Zerberstung meiner ersten Hüttennacht alleine - in "Hörreichweite" eines ver****** Zoos....

                          Leute, ich bin jetzt von Haus aus nicht gerade der mutigste Mensch und ich mache mir über alles und jeden Gedanken ohne Ende. Aber ich dachte mir, komm, jeder im Forum schreibt wie easy es ist, in einer Hütte zu schlafen, bzw. jeder sieht es als selbstverständlich an, also pack ich das auch. Locker.
                          Klar war mir bisschen mulmig, aber die Stelle war gut (Bild folgt, genau wie die von Tag 5... voll vergessen haha) und man hatte ein wunderbara Aussicht auf Neuwied aus der Hütte heraus. Nagut, ein paar wengier Spinnennetze hätte es für meinen persönlichen Geschmack sein können, aber gut, wer fragt schon nach meinem Geschmack? Eben. Ok, ich hatte ja noch die restlichen Spaghetti Bolognese vom Vorabend. Nur hatte ich keine Wasser mehr. Es war vielleicht ein klein wenig stümperhaft zu denken, Wasser wäre ja überall zu kriegen. Nö, die letzten 3km war es eher nicht so ein Kinderspiel, ich hätte schon einige KM Umweg gehen müssen und das war nun gar nich mehr drin zeitlich. Also musste es so gehen und am nächsten Tag frag ich einfach in einer Kneipe oder in einem kleinen Laden (ja, wie fleißige und aufmerksame Leser bestimmt noch in Erinnerung haben: der Folgetag war Freitag. Karfreitag... hmm. Wieder richtig gut mitgedacht würde ich sagen.).

                          Als die Nudeln fleißig mit dem Löffelteil meines gebrochenen Plasikspöffels (die Gabel war verschollen) wegschnaboliert und das ganz natürlich kalt - Spülwasser hatte ich ja nicht mehr. Ich glaube, für einen Tee hatte es noch gereicht, also war ich dann ganz glücklich. Und nun kommen wir zu meinem Masterplan des Einschlafens. Ohne Flax, ich dachte der Plan ist unantastbar:

                          Wenn ich ess schaffe, vor der Dunkelheit zu schlafen und dann einfach durchzuschlafen, bis es hell wird, dann entkomme ich ja sozusagen dieser Dunkelheit die einem unheimlisch ist. Ich war so stolz auf mich, diesen Plan so detailreich ausgeschmückt zu haben, sodass ich mich auch gleich bettgehfertig machte. Die highend-Luxus Therm-a-Rest schön weit weg von allen Spinnen an den Wänden mittig in die Hütte und ab gehts, Traumwelt ich komme!!

                          Haha, das wäre ja zu einfach dachte sich mein Kopf. Den jungen man hier lass ich nicht so einfach schlafen. Wenn den überhaupt! Also blieb ich wach. Geblieben von den ganzen Eventualitäten, die die Nacht mitbringen könne: Wildschweine gibt es zu genüge, das seh ich an den Spuren im Schlamm, streunende Hunde? - ja in Spanien, aber das ist ja auch nicht so weit weg. Sind die Käfige im Zoo alles zugesperrt? Normalerweise schon, doch es gibt immer ein erstes Mal.
                          Ja so ging das weiter, bis hin zu mich auffressenden Wildschweinen und dann wurde es auch dunkel. Fuck man. Alle Vögel waren ruhig. Von jetzt auf gleich. Und jedes blöde Blatt, was vertrocknet auf dem Boden lag fing an zu rascheln!! Natürlich nicht vom Wind sonder von dem Tyrannosaurus Rex und der Raptoren, die aus Jurrassic Park geflohen sind. Oder so in der Art.

                          Also dachte ich mir, nach 2-3 Stunden hin und herwälzen und Interpretieren jedes einzelnen Geräusches, ich höre Muisk. Top Idee!! Denn mein Verstand sag mir ja, dass nichts passieren würde und dadurch würde ich ihn austricksen! Nur, war das nicht so einfach. Also sagen wir so, bei vielen hätte es geklappt, nur ich war der Meinung, wenn doch was passiert und ein Blauwal auf meine Hütte fällt, dann will ich ihn wenigstens vorher Fallen hören. Also nur noch einseitig die Kopfhörer drin. Trotzdem konnte ich dann gute 30-60min die Augen zu machen. Es war immer ein Stadium zwischen Schlaf und Alarmbereitschaft. Bis dann auf einmal die Vögel wieder anfingen und die Sonne aufging. Da konnte ich auf einmal schlafen. Aber dann war es zu hell. Danke dir, lieber Verstand für diese schöne Nacht haha

                          Ich konnte selbst über mich lachen, das fand ich gut. Und als die ersten Spaziergänger fragten, was ich hier treibe, war das Ganze auch schon vergessen. Ich frühstückte irgendwas, bestimmt trockenes Müsli (Wasser war leer, kleine Erinnrung) und packte zusammen und machte mich auf nach Sayn. Dort viel mir auf, es ist Feiertag. Way, Freude kommt auf. Trotzdem war in einem Info/Blumen/Touristenladen im Park eine Putzfrau, die mich an einem Wasserhahn Wasser auffüllen ließ. DAAAANKE!! Ich ging weiter und entdeckte das Schloss von Sayn. Das war wirklich schön und mitten in der Stadt zwischen kleinen Gassen. Ja gut, nur war nicht sicher welche der Gassen mein Weg war. Ich ging jede Option ein paar Meter um zu sehen, ob eine Wegmarkierung folgt. Aber das war ein Misserfolg. Ich fand ein nettes Mutter-Kind-Duo (Also Kind war Mitte/Ende 30) die anscheinden auch wandern waren und den Weg nicht fanden. Wir kamen ins Gespräch und der gute her fragte sein GPS Gerät nach dem Weg. Man musste dann eine Treppe zum Schloss hinauf und über die Terasse eines Café's an der Schloss/Burgmauer entlang. Das hätte ich in 100 Jahren nicht gefunden. Vllt war ich auch einfach müde. Wir gingen einige Meter zusammen, redeten etwas, es waren sehr nette Leute (ich hätte nur nicht erwähnen dürfen, dass ich mal bei der Kommunion war, da ging dann das Kirchgelaber los...) und wir trennten uns dann auch wieder. Die beiden waren auf den Traumpfaden um Sayn unterwegs die später noch mal den Rheinsteig kreuzten, sodass wir noch mal kurz plauderten und dann endgültig in andere Richtungen gingen.

                          Dann lief ich also und lief und lief. Ziel war Koblenz bzw evtl Lahnstein. Aber ich war schnell der Meinung, Koblenz sollte reichen. Es gab wieder schöne Wege und Pfade und iregendwann kam ich dann auf dem Berg an, auf dem die Seilbahn runter nach Koblenz geht. Das war vielleicht eine Touristenattraktion. Aber gut, blöde Blicke war ich ja gewohnt mit dem riesen Rucksack. Also stellte ich mich an der Kasse an. Die Blicke wurden echt nervig muss ich sagen. Die Seilbahnfahrt war schön, Aussicht war einfach wunderbar! Ich lief zum 3-Länder-Eck-Denkmal und setzte mich hin (ich glaube die Blicke waren auch hier sehr intensiv, lag vllt auch an dem Gandalf-Wanderstock). Ich machte bestimmt 2 Std Pause an diesem Ort und hatte Blick auf den Campingplatz auf der anderen Seite des Flusses. Viele Wohnwage und ich dachte mir, ich hab keine Lust da zu campen, ich lauf nach Lahnstein, sind nur 3 Rhein-Brücken weiter. (und 9km.......)

                          Es war eine Strecke, auf dem man die ganze Zeit das Ziel sah, aber nicht näher kam. Immer an Rhein entlang, auf dem super schönen aspahltierten Weg. Der Rheinsteig war hier für mich keine Alternative, die Höhenmeter schreckten mich ab. Ich glaube das gab mir den Rest. Vor allem am nächten Tag, der ein Pausentag werden sollte, weil Abbrechen geht gar nicht. Jedoch kam ich dann in Lahnstein am ersten auf der Karte gekennzeichneten "Zelt" an - juhu, ein Wohnwagenstellplatz. Nächster Zeltplaz? Man konnte ihn sehen. Das war das schöne. Nur war er auf dem Berg von Burg Lahnstein und bestimmt noch mal 45min entfernt. Aber was blieb mir übrig. Ich gönnte mir voller schmerzender Glieder noch einmal diesen schönen Anstieg, kam an und es war glücklicherweise noch jeamand vom Paltz anwesend. Ich wurde an den schönsten Platz zum Schlafen geführt, den ich den je hatte auf dem Steig und schon war ich wieder glücklich. Es war ein Ort, an dem man sich wohl fühlt. Kurz geduscht und in die Kneipe auf eine Curry Wurst vorbeigeschaut. Ich war der einzige. Auf meiner Website findet man Details zu dem Gespräch zwischen mit und der bulgarsichen? Wirtin.

                          Bettgehzeit!!!
                          Ich schlief wie ein Stein, oder ein Baby oder wie man das sagt und träumte süß.
                          Dann war er da, Tag 7. Mein Pausentag. Jedoch ein paar Meter wollte ich laufen und dann mit der Bahn zur Loreley nach St. Goarshausen. Aber hey, was war das? Die Treppenstufen nach unten waren die HÖLLE!! Mein Fuß und mein Bein taten so unglaublich weg, dass ich fast die Bahn verpast hätte und ich nur noch humpeln konnte! Was war das? Egal, es ist ja Pausentag. Auf der Loreley ob ist dann Pause angesagt.
                          Ich kam an, lief in Richtung Aufstieg und es war nicht mehr feierlich. Jeder Schrit war das Grauen. Ich humpelte was das Zeug hält und wurde von Menschen überholt, von denen ich das Alter verschweigen möchte.. Oben angekommen ging es noch mal ein kleines Stück bergab und hier war klar, DIESE Schmerzen sind nicht innerhalb der nächsten 2 Tage weg. Ich haderte lange mit mir selbst, aß den schlechtesten Burger aller Zeiten (Kann man bitte an so einer hoch frequentierrten Touristenattraktion BITTE BITTE ordentliches Essen anbieten?! Danke.) und lief noch ein wenig sehr langsam und vorsichtig herum. Dann regnete es. Und es stand fest. Hier ist Schluss. Die Entscheidung war gefallen, mein Vater saß im Auto hierher. Ich war am Boden zerstört. Ich wusste noch nicht was ich falsch gemacht hab. Meine Gedanken war das größte Wirrwarr überhaut und ich hatte auch kurz Tränen in den Augen, weil ich doch mehr an diese Reise gehängt hatte, als ich dachte.

                          Meine genauen Zweifel und Gedanken hab ich auch auf meinem Blog unter dem Artikel Rheinsteig - Segen oder Fluch für mich? zusammengeschrieben.

                          Ich denke, die 2. Hälfte laufe ich auch noch. Ab Freitag gehts für mich aber erst mal ganz relaxed und ohne Vorgabe auf den WHW nach Schottland.

                          Danke an alle, die fleißig mitgelesen haben!
                          Liebe Grüße aus Frankfurt

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                          • Rattus
                            Lebt im Forum
                            • 15.09.2011
                            • 5177
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                            Spitzen-Abschnitt, danke
                            Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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                            • Babsbara
                              Erfahren
                              • 26.06.2013
                              • 169
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                              Find ich auch! Ich hab mich selten so amüsiert, auch wenn ich vielleicht im Zuge des Reiseabbruchs eher Mitleid mit dir haben sollte. Aber du hast es ja eh richtig gemacht und auf deine Knochen gehört!

                              Also irgendwann auf ein Neues und hoffentlich schreibst du dann auch so amüsant darüber!

                              LG,
                              Babs

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                              • Hades5
                                Gerne im Forum
                                • 25.12.2013
                                • 68
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                                Danke Ihr Lieben!

                                Der nächste Bericht folgt in Kürze. Sitze gerade im Bus nach Glasgow, der noch ca. 10 Stunden dauert. Dann wird fleißig erlebt, relaxed und überlebt damit ihr wieder was zum Lachen bekommt

                                Stay tuned folks!

                                P.s.: Es ist so unfassbar schwierig, dieses Dialekt hier zu dechiffrieren..
                                Liebe Grüße aus Frankfurt

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                                • Babsbara
                                  Erfahren
                                  • 26.06.2013
                                  • 169
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                                  Na dann, viel Spaß! Und nach ein paar Whiskey wird das mit dem Dialekt auch leichter

                                  LG,
                                  Babs

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                                  • Hades5
                                    Gerne im Forum
                                    • 25.12.2013
                                    • 68
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [DE] Rheinsteig "Thru-Hike" in 14 Tagen

                                    Tag 7 - Bahnhof Nieder-Lahnstein bis Dinkelholderberg (ca. 20km)

                                    Gut 2 Jahre nach meinem Abbruch auf meinem allerersten Trekking-Abenteuer habe ich mich wieder an und auf den Rheinsteig getraut. Ich hatte auch Lust wieder etwas zu schreiben, sodass das ja ganz gut zusammen passte. Equipment-technisch hat sich bei mir seit dem nicht viel geändert. Ich habe die aufblasbare Matte daheim gelassen, mir leichtere halbhohe Schuhe besorgt und viel sinnlosen Kram einfach daheim gelassen (nicht genug wie sich herausstellen wird - also für euch, ich weiß es ja schon :P)


                                    Endlich trau ich mich wieder dran!

                                    Freitag, 6:30Uhr, Wecker klingelt. Wunderbar. Es ist soweit, los gehts! Nur: fuck! Das Gas und mein Kocher waren nicht kompatibel (Donnerstag war leider Feiertag und ich musste die Woche immer länger arbeiten, sodass ich auf das Propangas von Campinggaz einer Freundin gesetzt hatte). MSR Pocket Rocket und Campinggaz hatten wohl mal Probleme in der Kindheit, sodass beide eine Bindungsstörung aufgebaut haben. Schlau wie ein Fuchs entschied ich, in Ruhe zu packen und eine Stunden später den Zug zu nehmen, sodass ich in Frankfurt auf der Hauptwache im Sportscheck noch eine kompatiblere Version Gas kaufen konnte.

                                    9:15Uhr, Franfurt am Main, Konstablerwache, Ubahn-Station. Ich fahre die Rolltreppe hoch und schon kommts mir entgegen: Es ist nichts los! Und warum? Geschäfte machen in Frankfurt (wie schon immer....) um 10Uhr auf! F**k die Henne..... Nagut, ab zum Hauptbahnhof und die Bahn um 9:53Uhr nach Nieder-Lahnstein nehmen. (Für günstige 27,70€.....)

                                    11:56Uhr, Nieder-Lahnstein, Bahnhof. Ich erwähnte ja schon, dass ich an diesem Tag ein Fuchs war: also ging ich 500m in die verkehrte Richtung, um im Globusbaumarkt neues Gas zu kaufen! HA! Nicht mit mir
                                    Joa... Campinggaz hatte wohl 'ne ziemlich blühende Kindheit mit Globus, sodass die nur dieses Gas im Angebot hatten. Ich hatte zwar Reis und Ramen und Kocher und Töpfe und Hunger auf Warmes dabei, jedoch wollte ich mir nicht die Laune verderben lassen. Zappzarapp gings in den Lidl nebenan und Vollkornbrot und luftgetrocknete Salamis wurden meine Freunde! Endliiiiiich ging es dann los.

                                    12:45Uhr - wieder Bahnhof Nieder-Lahnstein. Jetzt aber in die richtige Richtung und ich folgte dem gelben Rheinstein-Zubringer-Symbol durch die Stadt und aus der Stadt heraus. Vor mehr als 2 Jahren habe ich es von Bonn bis hierhin geschafft. Ich war ein bisschen stolz auf mich, auch wenn ich das jetzt erst so richtig wahrnehmen konnte. Ich sah Burg Lahnstein nur von fernen, letztes Mal durfte ich in ihrem Schatten auf dem Campingplatz mit super Aussicht zelten - ich erinnere mich noch an jedes Detail. (Ich verspreche, das war alles an Nostalgie für den weiteren Verlauf )


                                    Burg Lahnstein: Hier durfte ich letztes Mal schlafen


                                    Wenig später (ab jetzt hab ich keine Stundenangaben mehr - sorry für den Stilbruch) fand ich mich dann endlich im Wald wieder und die erste Ansteigung wartete auf mich - ach stimmt ja, da war was. Glücklicherweise hatte ich am Wegrand einen supermegaaffengeilen Stock gefunden, der meine noch fehlenden Trekking Poles gut ersetzte. Ich musste auch feststellen, dass der Rheinsteig im Juni doch mehr Gäste hat als im März mit Unwetter. Aber gut, ich weiß ja, wie man sich auf Autobahnen verhält: Dauerhaft mittlere Spur und immer nah auffahren.
                                    Ich hatte mich gerade wieder an die Belastung gewöhnt, da kam ich durch Wälder, über Felder und über teils betonierte Strecken nach Braubach und hatte schon die 2 Burg in Kürze in Sicht: die Marksburg.



                                    Vollgeschwitzt und durstig kam ich oben an und gönnte mir bei herrlichster Aussicht ein alkoholfreies Bier. In der Mauerwand entdeckte ich sogar noch ein paar süße Amselbabys, die gerade von ihrer Mama gefüttert wurden aber immer noch hungrig ihre Schnäbel nach mehr schnappen ließen. Gestärkt ging es weiter, denn ich konnte noch kraftmäßig gut laufen. Runter in die Stadt an der Martinskapelle vorbei und wieder hoch zur nächsten Aussicht.




                                    Oben angekommen war es knapp 17Uhr und es war eine sehr nette Hütte mit einem wunderschönem Blick auf den Rhein. Doch es war noch lange hell und trotzdem wollte ich mich nicht so hetzen wie letztes Mal. Also - Ridgerest ausgerollt und erst mal entspannen. Es kamen einige Leute vorbei doch dann bin ich kurz weggenickt. Um knapp 18Uhr war ich dann wieder wach und voller Kraft, sodass ich doch noch mal weiter ging, trotz Gefahr am Ende ohne Schützhütte schlafen zu müssen. (Wer die Etappen von vor 2 Jahren kennt, weiß, dass ich nicht die perfekte Erfahrung gemacht habe mit meiner ersten Schutzhüttennacht - und genau diese steckte mir noch in der Psyche). Es ging wieder durch den Wald, viele Windungen den Berg wieder hinunter und unten dann an grillenden Jungs am Sauerbrunnen vorbei. Ich hätte fast nach einem Würstchen gefragt - doch ich konnte widerstehen. Direkt ging es dann als Strafe wieder hoch zum höchsten Anstieg heute: der Dinkholderberg. Ich merkte nun doch die knapp 20km des Tages und war froh oben angekommen zu sein. Und siehe da: eine sehr moderne Schutzhütte mit noch besserer Aussicht und optimaler Schlafmöglichkeit (siehe Bild).




                                    Von den Salamis hatte ich übrigens genug, sodass ich dann Vollkornbrot mit Curry gegessen habe. Dazu gab es dann noch eine paar Schlücke Wasser und dann machte ich mich schon ins Bett gegen 20Uhr. Jedoch schlief ich nicht vor Mitternacht... Ohne NeoAir komm ich irgendwie nicht klar. Es gibt keine Position in der ich bequem liegen kann auf der harten Schumstoffmatte - klar hatte ich anfangs auch etwas Schiss im dunkeln und vor den Geräuschen - aber auch die Matte hatte ihren Anteil, dass ich nicht 100% erholsamen Schlaf hatte. Trotzdem ging es dann irgendwann - trotz riesiger Hornisse die wohl in der Hütte wohnte (zugegeben, ich hab deswegen und wegen dem Wind später noch das Außenzelt meines Hubba Hubba's aufgebaut)


                                    Aussicht aus meinem Bettchen <3

                                    Und nun ist Schlafenszeit - die zwei nächsten Tage kommen in den nächsten Tagen, genau wie die Bilder - die kopieren noch auf meine Platte

                                    Schlaf gut
                                    Zuletzt geändert von Hades5; 20.06.2017, 09:53.
                                    Liebe Grüße aus Frankfurt

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                                      • 09.10.2016
                                      • 3
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [DE] Rheinsteig &quot;Thru-Hike&quot; in 14 Tagen

                                      Toller Bericht, das sieht wirklich nach richtigem Abenteuer aus!

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                                      • Hades5
                                        Gerne im Forum
                                        • 25.12.2013
                                        • 68
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                                        AW: [DE] Rheinsteig &quot;Thru-Hike&quot; in 14 Tagen

                                        Tag 8 - Dinkelholderberg bis Kestert (ca. 20km + Extra)

                                        Hell! 6 Uhr morgens und es ist taghell! Mitten in der Nacht
                                        Aber nagut, wenn Mutter Natur das so will, dann starte ich doch meinen 2. Tag auf dem Rheinsteig. Nicht wirklich erholt aber dafür motivert, machte ich mir mit Milchpulver und Müsli ein königliches Frühstück und verspeiste es genüsslich auf der Holzliege mit einer Aussicht, die man doch gerne öfter beim Frühstücken hätte. (Bilder siehe Tag 7)

                                        Kurz darauf hatte ich schon alles zusammengepackt, bedankte mich bei der auch wach gewordenen Hornisse, dass sie mich in der Nacht nicht aufgefressen hat und macht mich los. Ich wusste kurz nicht mehr, welchen Weg ich am Vorabend gekommen war, erinnerte mich dann (bzw. ließ die Logik entscheiden - ich meine, Süden ist immer gut, wenn man von Bonn nach Wiesbaden läuft) und erfreute mich, dass die ersten Meter mit Abstieg anfingen.
                                        ABER MOMENT! Was war das? Meine Beine schienen schwach und zittrig bis sie sogar nach kurzer Zeit komplett anfingen zu zittern - und das bei jedem Schritt. Gefühstückt hatte ich eher zu viel als zu wenig, also daran lag es nicht. Aber vielleicht ist die Energie noch nicht in den Beinmuskeln angekommen? Wie lang braucht der Körper nochmal um Haferflocken zu verwerten? Sind natürlich nicht die kurzkettigsten Kohlenhydrate, aber 30min sollte doch reichen? Egal. Erst mal ein Snickers und ein Balisto. Perfekt. hat geklappt. Beine machen wieder mit. Weiter gehts.

                                        Mit meiner kleinen Ernährungsphilosophiererei und nun doch mit Energie versorgten Beinen ging es dann doch wieder erstaunlich gut vorwärts - bzw abwärts. Mein Zwischenziel war 6km entfernt und hieß Filsen (das Deutsche Pendant zum tschechischen Pilsen nehme ich an?). Es ging durch den Wald und ab und zu durchs Feld und ohne nennenswerten Steigungen oder andere Vorkommnisse - EIGENTLICH. An einer Hütte (die geschlossen und innen drin mit Stühlen ausgesattet war) verlor ich den Rheinsteig und dachte mir, ihn am Ende einer anstrengenden Steigung wieder zu finden. Fehlanzeige. Ich holte ausnahmsweise mein modernes Telekommunikationsgerät mit Multimediafunktionen aus meiner Tasche und schaute in einer Wanderapp mit passenden GPS Daten nach, wo mein Fehler lag. Leider bin ich umsonst diese steile und schwierige Steigung hochgewatschelt und war nun mehrere dutzend Meter oberhalb des eigentlichen Trails. Aber anscheinend treffen sich die Wege bald wieder und ich blieb oben. Vorbei an Schloss Liebeneck und durch einen leider sehr zugewachsenen Weg bergab, fand ich dann aber wieder zurück auf die Autobahn Rheinsteig.

                                        Angekommen in Filsen wollte ich mich erst mal am Rhein ausruhen. Ich fand einen schmalen aber vermüllten Muschelstrand und breitete meine Matte aus. Nach kurzer Zeit war ich dann auch schon eingeschlafen und war dann 1,5 Stunden später wieder wach - geweckt von 11 Kirchturmglockläuten (na, wie viel Uhr war wohl ). Ich machte mich zum Dorfladen und kaufte mir 200g Goudaaufschnitt, füllte mein Wasser auf und machte mich zurück auf den Rheinsteig, der heute vermehrt ohne Schatten verlaufen sollte. Ich wurde Freund der Idee in Zukunft die Wege eher nordwärts zu laufen - mit der Sonne im Rücken.




                                        An Kamp-Bornhofen vorbei ging es dann doch wieder einige steile Steigungen hoch und wieder runter. Kurz vor den "Feindlichen Brüder" - zwei benachbarte Burgen mit diversen Legenden - ging es dann die Stufen zu Mordor herunter. Ungelogen - alle die Herr der Ringe kennen, werden sich an die Szene erinnern, in der Frodo, Sam und Gollum die Stufen zur Höhle der Spinne hochgehen. Leider erkennt man es auf dem Bild nicht optimal, aber diese Treppe war mindestens genauso steil wie die Mordorstufen. Dazu war die Steigung davor auch nicht weniger steil. Glücklicherweise waren meine Beide immer noch stark und für mich hieß es hier nur abwärts und nicht aufwärts.


                                        Modor!! Es war wirklich richtig Steil!

                                        Direkt danach ging es aber wieder steil hoch zu den beiden Burgen, wo ich mir an der zweiten und höheren Burg eine längere Pause inkl. zwei alkoholfreier Bier und einer Gulaschsuppe gönnte - natürlich nur mit geiler Aussicht.
                                        Eine gesprächige Rentner-Wandertruppe unterhielt mich dann dazu noch ganz gut, sodass die Pause wie im Flug verging und auch wirklich gut tat. Es war wirklich herrlich wie diese Gruppe von 14 Leuten 8 gemischte Eis bestellen wollte, wovon aber 2 keine Sahne wollten. Diese Prozedur dauerte gute 10 Minuten und die Bedienung tat mir wirklich richtig Leid. Ein lautes Lachen konnte ich mir aber auch nicht verkneifen, als sich dann zum 100. Mal jemand aus der letzten Ecke gemeldet hat und nun fragen wollte, ob er sein Eis nicht doch auch ohne Sahne haben mag..




                                        Endlich ging ich weiter und ich dachte ehrlich gesagt, ich sei schon auf der Spitze des Berges. Doch direkt an der Burg ging ein steiler Weg hoch und endete nicht, bevor ich 100 Höhenmeter weiter oben war. Es waren aber schöne Felsvorkommen und Aussichten zu genießen. (Bei den Aussichten bin ich mir grad nicht sicher, aber auf dem Rheinsteig kann man das auch einfach blind behaupten und hat damit mit großer Wahrscheinlichkeit Recht).



                                        Kurz vor Lykershausen ging es dann einige Kilometer über das Feld. Im Ort selbst wurde man direkt vond er Wanderbude Rheincamp begrüßt. Hätte ich nicht gerade Pause gemacht, wäre das wirklich der Himmer gewesen: ein Anhänger auf einer Wiese, mit Snacks und Getränken (Bezahlung nach Ermessen). Dazu Sitzgelegenheiten, eine Dartscheibe und allem, was das Wanderherz begehrt. Eine Frau, die wohl mitverantwortlich für alles war, begrüßte mich während ihrer Gartenarbeit sehr nett mit ihrer kleinen Tochter zusammen und ich hätte dann doch gerne Halt gemacht und gerne ein paar Fragen gestellt, warum sie das alles tun. Es erinnerte mich doch sehr an Trail-Magic amerikanischer LDT's und ich war mir sicher, dass sie viel zu erzählen hatte. Jedoch war ich zu sehr fokussiert auf die Suche eine Schalfplatzes, sodass ich weiterging.
                                        Hier aber trotzdem ein Link zu dem ganzen, da ich so begeistert war: https://www.youtube.com/watch?v=foVjlU44BIo

                                        Kurz darauf war ich dann nach ein paar KM durch Wald und einem langem Abstieg in Kestert. Ich machte wieder kurz Pause in der Stadt am Rhein und ging dann noch einmal 150 Höhenmeter hoch um mein Schlafplatz am Aussichtspunkt "Rheinburgenblick" und der zugehörigen Schutzhütte aufzuschlagen. Komplett bettreif angekommen, war ich froh dass es so verwachsen aussah, denn hier ist wohl kein hochfrequentierter Ort. Doch ein Zelt stand doch schon da und ein mid-40 Pärchen saß schon grillend auf der Bank. Wir begrüßten uns und stellten fest, dass wir uns vorhin kurz vor Mordor schon einmal gesehen hatten und ließen uns dann aber gegenseitig in Ruhe. Die beiden waren wohl noch nicht lange zusammen und ich hatte ihnen wohl jetzt eine romantische Nacht zerstört. Jedoch war ich trotzdem vorbereitet, dass es laut werden könnte.


                                        "Feindliche Nachbarn"


                                        Schlafplatz - Innenzelt noch nicht aufgebaut, da man aus der Ferne leicht erkennt (später dann mit Außenzelt als Tarnung so lange es hell war)


                                        Aussicht vom Schlafplatz "Rheinburgenblick" über Kestert

                                        Ich packte Vollkornbrot, Käse und Salami aus und genoss dabei den Burgenblick. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich 3 Zecken in meiner haut und 2 auf meiner Haut, sodass ich doch mein Innenzelz aufbaute und auch schon gegen 21 Uhr ins Bett ging - auch wenn es noch hell war. Ich wollte den beiden aber auch etwas Privatssphäre gönnen und platzierte mich genau am anderen Ende der Fläche, ca. 10m entfernt. Ich war fast am schlafen, als gegen 23 Uhr dann ein riesen Streit zwischen den beiden eskalierte, woraufhin sie zum Auto lief um dort zu schlafen. Ich schlief weiter, bis sie nachts um 1 wieder zurückkam und alles von vorne losging. Ich glaube sie lief dann weider zum Auto und irgendwann um 5 Uhr hab ich mitbekommen, dass sie wortlos alles abbauten und verschwanden.
                                        Ich war zwar froh, nicht alleine zu sein und erwartete ja auch laute Liebesspiele, aber im Nachhinein wäre ich doch lieber komplett alleine gewesen und hätte mich wieder vor jeder Maus erschreckt. Aber gut, auch eine nette Erfahrung haha Dieser gesamte Streit hat eigentlich einen eigenen Bericht verdient. Denn diese Frau war so dermaßen psycho drauf, dass mir der Mann wirklich leid getan hat, denn er hat sich nicht wirklich falsch verhalten. Aber gut, lassen wir das Thema

                                        Ich bekam dann aber noch etwas Schlaf, am Ende sogar etwas zu viel, aber dazu mehr im nächsten und vorerst letzten Tagesbericht.

                                        Zuletzt geändert von Hades5; 22.06.2017, 13:19.
                                        Liebe Grüße aus Frankfurt

                                        Kommentar

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