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Hi allerseits,
nachdem alle meine Abiklausuren geschrieben waren und ich auch die mündliche Prüfung erfolgreich absolviert hatte, wurde es Zeit für meinen ersten großen Outdoorurlaub.
Als Anfänger und Schüler mit eher begrenzten finanziellen Mitteln habe ich mich dann schnell für Schottland entschieden.
Ich bin auf meiner dreiwöchigen Tour zuerst den West Highland Way gelaufen, der vielen aus dem Forum sicherlich bekannt ist, bin dann von Glenfinnan aus bis zu dem kleinen Ort Inverie auf der Halbinsel Knoydart gelaufen und habe diese dann im dritten Abschnitt meiner Reise umrundet.
Inspiriert wurde ich zum letzten Teil der Reise vom Reisebericht Bubus, der zwar schon etwas älter ist, aber toll zu lesen, und für den ich mich auf diesem Wege bedanken möchte.
Da der WHW allerdings schon oft beschrieben worden ist, werde ich mich im ersten Teil meines Berichts eher kurz halten, der zweite Teil des Urlaubs war sowieso schöner und mehr nach meinem Geschmack.
Ich werde die Teile meiner Beschreibung nach und nach anfügen.
Viel Spaß beim lesen euch!
Donnerstag, 12. Mai (Anreise)
Nachdem ich in den Tagen zuvor meine Ausrüstung ergänzt habe, mir Gedanken über Verpflegung, Versorgung auf der Tour und mögliche Risiken gemacht habe, war mit diesem Donnerstag endlich die Stunde der Wahrheit gekommen.
Nach dem Abschied von meinen Eltern, der mit dem Hinweis endet, das 18 Jahre Erziehung bitteschön nicht in irgendeiner schottischen Schlucht verschwendet werden sollten, und dem traurigen Abschied von meiner Freundin, die mir mit sorgenvoller Miene nachschaut, sitze ich im Zug Richtung Köln, von wo mich ein Shuttlebus zum Flughafen Hahn bringen soll.
Meine Stimmung lässt sich mit gespannter Erwartung wohl am besten Beschreiben, ich hatte eigentlich keine rechte Ahnung was dieser Urlaub so bringen würde.
Die Anreise klappt ersteinmal problemlos, ich sitze um kurz vor acht zum ersten Mal in meinem Leben in einem größeren Passagierflugzeug das mich in knapp zwei Stunden nach Glasgow (Prestwick) bringt.
Den Rucksack hatte ich in einer großen Plastiktüte verstaut aufgegeben, mein Handgepäck, bestehen aus Evazotte und einem weiteren Plastikbeutel mit Kochgeschirr, Verpflegung und Fotoausrüstung nach einer eingehenden Kontrolle des Kochgeschirrs mit in den Flieger genommen.
In Prestwick angekommen geht es mit dem Zug zur Centralstation von Glasgow, bezahlen muss ich nicht, der Schaffner hat kein Wechselgeld.
Kleine Anmerkung: Ich habe mir später erzählen lassen, dass man sich an der Flughafenrezeption einen Wisch geben lassen kann, mit dem man am An- und Abreisetag kostenlos alle Züge benutzen kann. Warum das nirgendwo steht und auch sonst kaum einer weiß ist mir allerdings schleierhaft.
Nichtsdestoweniger liege ich an diesem Abend gegen elf Uhr in einem Bett im Eurohostel von Glasgow, auch ohne Reservierung war dies problemlos.
Geschafft von einem langen Tag schlafe ich denn auch trotz 13 anderer Schläfer im selben Raum fest und gut.
Freitag, 13. Mai (Milngavie - Drymen, ca. 19km)
Nach einem ordentlichen Frühstück im Eurohostel, das in den 12,50 Pfund für die Übernachtung inbegriffen ist, mache ich mich mit der Bimmelbahn auf zum Startpunkt des WHW, Milngavie.
Diesen erreiche ich auch problemlos, nachdem ich am Ticketschalter eine Lektion gelernt habe, die in Schottland sehr nützlich ist.
Denn die Schreibweise eines Ortsnamens hat hier durchaus wenig mit dessen Aussprache zu tun, Milngavie heißt zB Mullguy.
Egal, ich bin froh als ich in besagtem Ort am Obelisk stehe, der den Startpunkt des WHW bezeichnet.
Nachdem ich mich noch mit Spiritus versorgt habe kann mein Abenteuer also losgehen.
Auf der ersten Etappe durchquert man auf den ersten drei Kilometern die Parkänlichen Ausläufer Milngavies, begegnet hier vielen Einheimischen die ihre Hunde ausführen, um dann allerdings die Ortschaft hinter sich zu lassen und in die flachen Lowlands zu gelangen.
An einigen schönen Seen entlang führt dann der breite und gut markierte Weg durch ein Weidenlandschaft mit unzähligen Kühen und Schafen.
Das Wetter ist wunderschön, schon nach einer halben Stunde ziehe ich meinen Pullover aus, benütze am ersten Tag in Schottland gleich zum ersten Mal Sonnencreme, bestaune die beachtlichen Hörner einiger Hochlandrinder und erfreue mich ganz allgemein an der Sonne, der frischen Luft und dem Vogelgezwitscher.
Urlaubsstimmung stellt sich ein.
Und die kann auch nicht trüben, dass der Weg ein wenig eintönig ist, einige Male kilometerlang geradeaus verläuft und gleichzeitig deutlich zu sehen ist, dass die Gegend recht dicht besiedelt ist.
Am Nachmittag komme ich an der Farm an, die nach meinem Führer einen kleinen Campground hat, auf dem ich mich denn auch für 4 Pfund einmiete.
Den Abend über liege ich vor meinem Zelt in der Sonne, koche auf dem tollen (Achtung: Ironie) Spirituskocher den ich für 5? zuhause gekauft habe, schreibe die Erlebnisse des Tages nieder und lese.
Mein erster Eindruck ist sehr positiv, besser kann ein Freitag der 13te wohl kaum verlaufen.
Meine Füsse tuen mäßig weh, ich habe keine Blasen und die 18kg im Rucksack sind auch nicht sonderlich schwer.
Gegen neun Uhr treibt mich die Kühle des Abends in meinen Schlafsack, ich schlafe schnell ein.
Samstag, 14. Mai (Drymen - Rowardennan, ca. 24km)
Etwas unerfreulich beginnt dieser ansonten wunderschöne Tag. Nachdem ich mein Frühstück aus Schokomüsli mit Wasser genossen hatte (der Geschmack ist wirklich erträglich), muss ich schon nach wenigen Kilometern und einem ersten Blick auf das Loch Lommond auf eine Strasse ausweichen, der eigentliche Weg ist wegen Lambing Session gesperrt.
Das ich allerdings gegen 11 Uhr mein Kopftuch aufsetzen muss, um keinen Sonnenstich zu bekommen, hält meine Laune hoch.
Und nachdem ich das Ufer des Lochs erreicht habe, geht es dann auch auf einem ca.30cm breiten Pfad entlang des mitunter steilen Ufers weiter, versetzt mit einigen deftigen Anstiegen.
Ich treffe kaum andere Läufer, dafür sind die Strände wegen des schönen Wetters und des Wochenendes voll von saufenden, grillenden, bierbauchtragenden Briten, deren sportlicher Ergeiz es zu seien scheint Bierdosen möglichst gleichmässig am gesamten Ufer zu verteilen.
Dass ich dann auch noch auf einem Parkplatz von einem Typen in einem Gokart beinahe umgefahren werde, lässt mich dann ernsthaft am Verstand gewisser Teile der hiesigen Bevölkerung zweifeln.
Dem Ranger mit dem ich mich kurz unterhalte geht es übrigens genauso.
Naja, die Sauforgien konzentrieren sich meist auf wenige hundert Meter rechts und links der Parkplätze, betrunken läuft es sich halt schlecht.
Somit habe ich auf den Zwischenstücken meine Ruhe, und geniesse die Natur die in unmittelbarer Nähe der Zivilisation erstaunlich intakt ist.
Gegen 16 Uhr erreiche ich die wilde Campsite in Rowardennan, die malerisch in einem kleinen Waldstück, durch das sich ein Bach schlängelt, gelegen ist.
Nachdem ich gekocht habe verführt mich dir Wärme der Abendsonne ins Loch Lommond zu springen, Mitte Mai allerdings eine sehr "coole" Angelegenheit.
Am Abend unterhalte ich mich dann noch mit drei Deutschen, einem Studenten mit seiner Freundin und deren Mutter.
Sie memmt nach zwei Etappen schon rum, während ihre Mutter voller Energie tonnenweise Essen kocht.
Er sitzt etwas verloren dazwischen.
Auch an diesem Abend liege ich gegen neun Uhr im Schlafsack, frische Luft macht müde.
Sonntag, 15. Mai (Rowardennan - Inverarnan, ca. 21km)
Nach dem üblichen Frühstück musste ich mich auf dem ersten Teil der heutigen Etappe zwischen zwei Alternativen entscheiden.
Ein Weg führte etwas oberhalb des Ufers auf einer Schotterstraße entlang, der Andere direkt am Ufer, im Führer mit "for the adventurous only" bezeichnet.
Natürlich halte ich mich für einen Abenteurer, und kraxle so die nächsten 2 Stunden direkt am Wasser auf einem wunderschönen Pfad, den ich mit wildromantisch beschreiben würde, wäre der Begriff nicht so abgegriffen.
Dabei bestaune ich zwischendurch eine unscheinbare Felsspalte, die angeblich Rob Roy Cole für einige Zeit als Versteck vor den Truppen des englischen Königs gedient haben soll, ich entdecke lediglich einen Haufen Ziegenscheiße.
Ich setze meinen Weg also fort, und merke das auch der zweite Teil der Etappe, der nicht mehr offiziel "adventurous" ist, mit dem schwierigen ersten Teil mithalten kann.
Ich denke an das merkwürdige Trio des Vorabends zurück und muss bei dem Gedanken wie er seine Freundin über den Weg zerrt, während vor ihnen ihre Mutter ungeduldig auf sie wartet unwillkürlich grinsen.
Ich habe von den Dreien übrigens im weiteren Verlauf nichts mehr gesehen.
Während ich mich über Unpässlichkeiten Anderer amüsiere, verlässt der Weg nach einem letzten fantastischen Aussichtspunkt das Loch Lommond, und ich bin nach weitern ca.4km an meinem Ziel für heute angekommen, einer wirklich schönen Campsite die in ein Tal eingebetet ist.
Ob des Angebots im Shop dieser Campsite, die sich ihren Service allerdings auch mit 5 Pfund bezahlen lässt, habe ich eine oppulentes Tomatensuppe-Würstchendinner, das ich mit einer Rolle Bonbons abschließe.
Bevor ich einschlafe resümiere ich noch, das ich in den ersten drei Tagen keinen Tropfen Regen hatte, dafür aber jeden Tag Sonnencreme brauchte.
Montag, 16. Mai (Inverarnan - Bridge of Orchy, ca. 31km)
An diesem Tag habe ich es mir in den Kopf gesetzt 31km bis Bridge of Orchy zu laufen, da ich dadurch mehrere Nächte auf wilden Campsites schlafen könnte, somit Geld sparen.
Ausserdem wollte ich testen wieviel mein Körper hergibt.
Ich stehe an diesem Morgen früh auf, und nach einer erfrischenden Dusche und dem üblichen Frühstück geht es gegen halb neun Uhr los.
Jetzt, da ich das Loch Lommond verlassen habe, fängt die Landschaft an, mehr und mehr dem typischen Bild von Schottland zu entsprechen.
Der Weg schlängelt sich entlang der Flanken grassbewachsener Hügelketten, durchquert langezogene Täler die nur von Schafen bewohnt sind und passiert in seinem Verlauf immer seltener Häuser und Straßen.
Leider geht mit der wunderschönen Landschaft auch die Hiobsbotschaft einher, dass die Knopfbatterien die den Belichtungsmesser der Spiegelreflexkamera die mir mein Opa vermacht hat mit Strom versorgen leer sind, ich sollte sie erst einige Tage später ersetzen können.
Trotzdem genieße ich die Landschaft, freue mich über meine Entscheidung meinen Urlaub hier zu verbringen, und fühle mich frei und unabhängig während ich eine Steigung nach der anderen erklimme.
Doch ich muss erkennen, das 31km mit Gepäck eine Menge Holz sind, insbesondere bei dem hügeligen Gelände das ich durchquere.
Auf den letzten Kilometern des Tages schlurfe ich ziemlich unterzuckert daher, und bin heilfroh als ich gegen 17 Uhr Bridge of Orchy erreiche.
Diese Etappe war von ihrer Strecke her die längste meines gesamten Urlaubs und sorgt auch dafür, das ich zwei kleine Blasen bekomme, die ich allerdings einfach ignoriere, eine erstaunlich erfolgreiche Behandlungsmethode.
Die Anstrengungen des Tages lassen mich den auch früh, aber irgendwie stolz einschlafen.
Anmerkung: Keine Ahnung wie sich Erschöpfung auf die Psyche auswirkt, ich hatte jedenfalls heute das dringende Bedürfniss Winnetou I-III mal wieder zu lesen...
Dienstag, 17.Mai (Bridge of Orchy - Kingshouse, ca. 21km)
Die Morgensonne weckt an diesem Tag meine Lebensgeister, während ich Schockomüslifrühstückend darauf warte das sie mein Zelt und meinen Schlafsack von der Kondenznässe befreit. Muss wohl kalt gewesen sein heut Nacht.
Meinen Beinen und Füssen geht es prima, keine Folgen der gestrigen Etappe spürbar.
Die heutige Etappe führt mich durch die Ausläufer des Rannoch Moor, die von einer alten Militär- und Handelsstraße durchquert werden, die jetzt der WHW ist.
Vor hundert Jahren ist diese Straße zuletzt restauriert worden, so lese ich auf einem Infoschild, trotzdem trägt sie noch heute problemlos Jeeps.
Ich ärgere mich diese fantastische, aber sehr karge Landschaft nicht fotografieren zu können, das laufen hier ist wirklich ein Erlebniss.
Es ist toll den Wind zu spüren, der unablässig pfeifft, während der Blick über schier endlose Hügel schweift, und man nur seine Schritte, das Kratzen der Stöcke und das allgegenwärtige Vogelgezwitscher hört.
Ich genieße den Tag der mich nach Kingshouse führt also sehr, merke aber langsam das es doch einige andere WHW-Läufer gibt, ich treffe heut zwischen zehn und zwanzig von ihnen.
An meinem Ziel angekommen baue ich auf der wilden Campsite mein Zelt an einem kleinen Fluss auf, und nachdem ich gekocht und abgewaschen habe, lege ich mich früh schlafen.
Scheinbar zu früh, den gegen zehn Uhr beschließe ich nocheinmal aufzustehen und den Sonnenuntergang anzuschauen.
Als ich so vor meinem Zelt sitze, sehe ich auf einmal wie eine 4 Tiere starke Rotwildherde aus den naheliegenden Hügeln kommt, und keine 50m von mir entfernt in seelenruhe anfängt zu grasen.
Ich habe den Wind im Gesicht, ausserdem trage ich dunkelgrüne Kleidung, deswegen scheinen die Tiere mich weder sehen noch wittern zu können.
Ich schaue ihnen ca. 15min zu, bevor sie sich langsam hügelwärts entfernen.
Beflügelt von diesem Erlebniss beschließe ich die Weinflasche, die ich aus Deutschland mitgebracht habe zu öffnen, eine folgenschwere Entscheidung.
Denn nach der Flasche habe ich ein irgendwie erhöhtes Mitteilungsbedürfniss, und begebe mich in die public bar des naheliegenden Hotels.
Die Belgier mit denen ich dort ins Gespräch komme lassen mich nicht wieder ziehen ohne mir zwei Bier auszugeben, ein Sachverhalt der meine Weinbettschwere in Weinbierbettlägerigkeit umfunktionier.
Egal, ich hatte einen tollen Tag und die morgige Etappe ist ja auch ziemlich kurz, denke ich bevor ich einschlummere.
So, erstmal keine Lust mehr zu schreiben, Fortsetzung folgt.
Kann eigentlich eine deutsche Tastatur ein Pfundzeichen?
Ach ja, und Bilder gibts auch sobald ich mal an einen Scanner komme.
nachdem alle meine Abiklausuren geschrieben waren und ich auch die mündliche Prüfung erfolgreich absolviert hatte, wurde es Zeit für meinen ersten großen Outdoorurlaub.
Als Anfänger und Schüler mit eher begrenzten finanziellen Mitteln habe ich mich dann schnell für Schottland entschieden.
Ich bin auf meiner dreiwöchigen Tour zuerst den West Highland Way gelaufen, der vielen aus dem Forum sicherlich bekannt ist, bin dann von Glenfinnan aus bis zu dem kleinen Ort Inverie auf der Halbinsel Knoydart gelaufen und habe diese dann im dritten Abschnitt meiner Reise umrundet.
Inspiriert wurde ich zum letzten Teil der Reise vom Reisebericht Bubus, der zwar schon etwas älter ist, aber toll zu lesen, und für den ich mich auf diesem Wege bedanken möchte.
Da der WHW allerdings schon oft beschrieben worden ist, werde ich mich im ersten Teil meines Berichts eher kurz halten, der zweite Teil des Urlaubs war sowieso schöner und mehr nach meinem Geschmack.
Ich werde die Teile meiner Beschreibung nach und nach anfügen.
Viel Spaß beim lesen euch!
Donnerstag, 12. Mai (Anreise)
Nachdem ich in den Tagen zuvor meine Ausrüstung ergänzt habe, mir Gedanken über Verpflegung, Versorgung auf der Tour und mögliche Risiken gemacht habe, war mit diesem Donnerstag endlich die Stunde der Wahrheit gekommen.
Nach dem Abschied von meinen Eltern, der mit dem Hinweis endet, das 18 Jahre Erziehung bitteschön nicht in irgendeiner schottischen Schlucht verschwendet werden sollten, und dem traurigen Abschied von meiner Freundin, die mir mit sorgenvoller Miene nachschaut, sitze ich im Zug Richtung Köln, von wo mich ein Shuttlebus zum Flughafen Hahn bringen soll.
Meine Stimmung lässt sich mit gespannter Erwartung wohl am besten Beschreiben, ich hatte eigentlich keine rechte Ahnung was dieser Urlaub so bringen würde.
Die Anreise klappt ersteinmal problemlos, ich sitze um kurz vor acht zum ersten Mal in meinem Leben in einem größeren Passagierflugzeug das mich in knapp zwei Stunden nach Glasgow (Prestwick) bringt.
Den Rucksack hatte ich in einer großen Plastiktüte verstaut aufgegeben, mein Handgepäck, bestehen aus Evazotte und einem weiteren Plastikbeutel mit Kochgeschirr, Verpflegung und Fotoausrüstung nach einer eingehenden Kontrolle des Kochgeschirrs mit in den Flieger genommen.
In Prestwick angekommen geht es mit dem Zug zur Centralstation von Glasgow, bezahlen muss ich nicht, der Schaffner hat kein Wechselgeld.
Kleine Anmerkung: Ich habe mir später erzählen lassen, dass man sich an der Flughafenrezeption einen Wisch geben lassen kann, mit dem man am An- und Abreisetag kostenlos alle Züge benutzen kann. Warum das nirgendwo steht und auch sonst kaum einer weiß ist mir allerdings schleierhaft.
Nichtsdestoweniger liege ich an diesem Abend gegen elf Uhr in einem Bett im Eurohostel von Glasgow, auch ohne Reservierung war dies problemlos.
Geschafft von einem langen Tag schlafe ich denn auch trotz 13 anderer Schläfer im selben Raum fest und gut.
Freitag, 13. Mai (Milngavie - Drymen, ca. 19km)
Nach einem ordentlichen Frühstück im Eurohostel, das in den 12,50 Pfund für die Übernachtung inbegriffen ist, mache ich mich mit der Bimmelbahn auf zum Startpunkt des WHW, Milngavie.
Diesen erreiche ich auch problemlos, nachdem ich am Ticketschalter eine Lektion gelernt habe, die in Schottland sehr nützlich ist.
Denn die Schreibweise eines Ortsnamens hat hier durchaus wenig mit dessen Aussprache zu tun, Milngavie heißt zB Mullguy.
Egal, ich bin froh als ich in besagtem Ort am Obelisk stehe, der den Startpunkt des WHW bezeichnet.
Nachdem ich mich noch mit Spiritus versorgt habe kann mein Abenteuer also losgehen.
Auf der ersten Etappe durchquert man auf den ersten drei Kilometern die Parkänlichen Ausläufer Milngavies, begegnet hier vielen Einheimischen die ihre Hunde ausführen, um dann allerdings die Ortschaft hinter sich zu lassen und in die flachen Lowlands zu gelangen.
An einigen schönen Seen entlang führt dann der breite und gut markierte Weg durch ein Weidenlandschaft mit unzähligen Kühen und Schafen.
Das Wetter ist wunderschön, schon nach einer halben Stunde ziehe ich meinen Pullover aus, benütze am ersten Tag in Schottland gleich zum ersten Mal Sonnencreme, bestaune die beachtlichen Hörner einiger Hochlandrinder und erfreue mich ganz allgemein an der Sonne, der frischen Luft und dem Vogelgezwitscher.
Urlaubsstimmung stellt sich ein.
Und die kann auch nicht trüben, dass der Weg ein wenig eintönig ist, einige Male kilometerlang geradeaus verläuft und gleichzeitig deutlich zu sehen ist, dass die Gegend recht dicht besiedelt ist.
Am Nachmittag komme ich an der Farm an, die nach meinem Führer einen kleinen Campground hat, auf dem ich mich denn auch für 4 Pfund einmiete.
Den Abend über liege ich vor meinem Zelt in der Sonne, koche auf dem tollen (Achtung: Ironie) Spirituskocher den ich für 5? zuhause gekauft habe, schreibe die Erlebnisse des Tages nieder und lese.
Mein erster Eindruck ist sehr positiv, besser kann ein Freitag der 13te wohl kaum verlaufen.
Meine Füsse tuen mäßig weh, ich habe keine Blasen und die 18kg im Rucksack sind auch nicht sonderlich schwer.
Gegen neun Uhr treibt mich die Kühle des Abends in meinen Schlafsack, ich schlafe schnell ein.
Samstag, 14. Mai (Drymen - Rowardennan, ca. 24km)
Etwas unerfreulich beginnt dieser ansonten wunderschöne Tag. Nachdem ich mein Frühstück aus Schokomüsli mit Wasser genossen hatte (der Geschmack ist wirklich erträglich), muss ich schon nach wenigen Kilometern und einem ersten Blick auf das Loch Lommond auf eine Strasse ausweichen, der eigentliche Weg ist wegen Lambing Session gesperrt.
Das ich allerdings gegen 11 Uhr mein Kopftuch aufsetzen muss, um keinen Sonnenstich zu bekommen, hält meine Laune hoch.
Und nachdem ich das Ufer des Lochs erreicht habe, geht es dann auch auf einem ca.30cm breiten Pfad entlang des mitunter steilen Ufers weiter, versetzt mit einigen deftigen Anstiegen.
Ich treffe kaum andere Läufer, dafür sind die Strände wegen des schönen Wetters und des Wochenendes voll von saufenden, grillenden, bierbauchtragenden Briten, deren sportlicher Ergeiz es zu seien scheint Bierdosen möglichst gleichmässig am gesamten Ufer zu verteilen.
Dass ich dann auch noch auf einem Parkplatz von einem Typen in einem Gokart beinahe umgefahren werde, lässt mich dann ernsthaft am Verstand gewisser Teile der hiesigen Bevölkerung zweifeln.
Dem Ranger mit dem ich mich kurz unterhalte geht es übrigens genauso.
Naja, die Sauforgien konzentrieren sich meist auf wenige hundert Meter rechts und links der Parkplätze, betrunken läuft es sich halt schlecht.
Somit habe ich auf den Zwischenstücken meine Ruhe, und geniesse die Natur die in unmittelbarer Nähe der Zivilisation erstaunlich intakt ist.
Gegen 16 Uhr erreiche ich die wilde Campsite in Rowardennan, die malerisch in einem kleinen Waldstück, durch das sich ein Bach schlängelt, gelegen ist.
Nachdem ich gekocht habe verführt mich dir Wärme der Abendsonne ins Loch Lommond zu springen, Mitte Mai allerdings eine sehr "coole" Angelegenheit.
Am Abend unterhalte ich mich dann noch mit drei Deutschen, einem Studenten mit seiner Freundin und deren Mutter.
Sie memmt nach zwei Etappen schon rum, während ihre Mutter voller Energie tonnenweise Essen kocht.
Er sitzt etwas verloren dazwischen.
Auch an diesem Abend liege ich gegen neun Uhr im Schlafsack, frische Luft macht müde.
Sonntag, 15. Mai (Rowardennan - Inverarnan, ca. 21km)
Nach dem üblichen Frühstück musste ich mich auf dem ersten Teil der heutigen Etappe zwischen zwei Alternativen entscheiden.
Ein Weg führte etwas oberhalb des Ufers auf einer Schotterstraße entlang, der Andere direkt am Ufer, im Führer mit "for the adventurous only" bezeichnet.
Natürlich halte ich mich für einen Abenteurer, und kraxle so die nächsten 2 Stunden direkt am Wasser auf einem wunderschönen Pfad, den ich mit wildromantisch beschreiben würde, wäre der Begriff nicht so abgegriffen.
Dabei bestaune ich zwischendurch eine unscheinbare Felsspalte, die angeblich Rob Roy Cole für einige Zeit als Versteck vor den Truppen des englischen Königs gedient haben soll, ich entdecke lediglich einen Haufen Ziegenscheiße.
Ich setze meinen Weg also fort, und merke das auch der zweite Teil der Etappe, der nicht mehr offiziel "adventurous" ist, mit dem schwierigen ersten Teil mithalten kann.
Ich denke an das merkwürdige Trio des Vorabends zurück und muss bei dem Gedanken wie er seine Freundin über den Weg zerrt, während vor ihnen ihre Mutter ungeduldig auf sie wartet unwillkürlich grinsen.
Ich habe von den Dreien übrigens im weiteren Verlauf nichts mehr gesehen.
Während ich mich über Unpässlichkeiten Anderer amüsiere, verlässt der Weg nach einem letzten fantastischen Aussichtspunkt das Loch Lommond, und ich bin nach weitern ca.4km an meinem Ziel für heute angekommen, einer wirklich schönen Campsite die in ein Tal eingebetet ist.
Ob des Angebots im Shop dieser Campsite, die sich ihren Service allerdings auch mit 5 Pfund bezahlen lässt, habe ich eine oppulentes Tomatensuppe-Würstchendinner, das ich mit einer Rolle Bonbons abschließe.
Bevor ich einschlafe resümiere ich noch, das ich in den ersten drei Tagen keinen Tropfen Regen hatte, dafür aber jeden Tag Sonnencreme brauchte.
Montag, 16. Mai (Inverarnan - Bridge of Orchy, ca. 31km)
An diesem Tag habe ich es mir in den Kopf gesetzt 31km bis Bridge of Orchy zu laufen, da ich dadurch mehrere Nächte auf wilden Campsites schlafen könnte, somit Geld sparen.
Ausserdem wollte ich testen wieviel mein Körper hergibt.
Ich stehe an diesem Morgen früh auf, und nach einer erfrischenden Dusche und dem üblichen Frühstück geht es gegen halb neun Uhr los.
Jetzt, da ich das Loch Lommond verlassen habe, fängt die Landschaft an, mehr und mehr dem typischen Bild von Schottland zu entsprechen.
Der Weg schlängelt sich entlang der Flanken grassbewachsener Hügelketten, durchquert langezogene Täler die nur von Schafen bewohnt sind und passiert in seinem Verlauf immer seltener Häuser und Straßen.
Leider geht mit der wunderschönen Landschaft auch die Hiobsbotschaft einher, dass die Knopfbatterien die den Belichtungsmesser der Spiegelreflexkamera die mir mein Opa vermacht hat mit Strom versorgen leer sind, ich sollte sie erst einige Tage später ersetzen können.
Trotzdem genieße ich die Landschaft, freue mich über meine Entscheidung meinen Urlaub hier zu verbringen, und fühle mich frei und unabhängig während ich eine Steigung nach der anderen erklimme.
Doch ich muss erkennen, das 31km mit Gepäck eine Menge Holz sind, insbesondere bei dem hügeligen Gelände das ich durchquere.
Auf den letzten Kilometern des Tages schlurfe ich ziemlich unterzuckert daher, und bin heilfroh als ich gegen 17 Uhr Bridge of Orchy erreiche.
Diese Etappe war von ihrer Strecke her die längste meines gesamten Urlaubs und sorgt auch dafür, das ich zwei kleine Blasen bekomme, die ich allerdings einfach ignoriere, eine erstaunlich erfolgreiche Behandlungsmethode.
Die Anstrengungen des Tages lassen mich den auch früh, aber irgendwie stolz einschlafen.
Anmerkung: Keine Ahnung wie sich Erschöpfung auf die Psyche auswirkt, ich hatte jedenfalls heute das dringende Bedürfniss Winnetou I-III mal wieder zu lesen...
Dienstag, 17.Mai (Bridge of Orchy - Kingshouse, ca. 21km)
Die Morgensonne weckt an diesem Tag meine Lebensgeister, während ich Schockomüslifrühstückend darauf warte das sie mein Zelt und meinen Schlafsack von der Kondenznässe befreit. Muss wohl kalt gewesen sein heut Nacht.
Meinen Beinen und Füssen geht es prima, keine Folgen der gestrigen Etappe spürbar.
Die heutige Etappe führt mich durch die Ausläufer des Rannoch Moor, die von einer alten Militär- und Handelsstraße durchquert werden, die jetzt der WHW ist.
Vor hundert Jahren ist diese Straße zuletzt restauriert worden, so lese ich auf einem Infoschild, trotzdem trägt sie noch heute problemlos Jeeps.
Ich ärgere mich diese fantastische, aber sehr karge Landschaft nicht fotografieren zu können, das laufen hier ist wirklich ein Erlebniss.
Es ist toll den Wind zu spüren, der unablässig pfeifft, während der Blick über schier endlose Hügel schweift, und man nur seine Schritte, das Kratzen der Stöcke und das allgegenwärtige Vogelgezwitscher hört.
Ich genieße den Tag der mich nach Kingshouse führt also sehr, merke aber langsam das es doch einige andere WHW-Läufer gibt, ich treffe heut zwischen zehn und zwanzig von ihnen.
An meinem Ziel angekommen baue ich auf der wilden Campsite mein Zelt an einem kleinen Fluss auf, und nachdem ich gekocht und abgewaschen habe, lege ich mich früh schlafen.
Scheinbar zu früh, den gegen zehn Uhr beschließe ich nocheinmal aufzustehen und den Sonnenuntergang anzuschauen.
Als ich so vor meinem Zelt sitze, sehe ich auf einmal wie eine 4 Tiere starke Rotwildherde aus den naheliegenden Hügeln kommt, und keine 50m von mir entfernt in seelenruhe anfängt zu grasen.
Ich habe den Wind im Gesicht, ausserdem trage ich dunkelgrüne Kleidung, deswegen scheinen die Tiere mich weder sehen noch wittern zu können.
Ich schaue ihnen ca. 15min zu, bevor sie sich langsam hügelwärts entfernen.
Beflügelt von diesem Erlebniss beschließe ich die Weinflasche, die ich aus Deutschland mitgebracht habe zu öffnen, eine folgenschwere Entscheidung.
Denn nach der Flasche habe ich ein irgendwie erhöhtes Mitteilungsbedürfniss, und begebe mich in die public bar des naheliegenden Hotels.
Die Belgier mit denen ich dort ins Gespräch komme lassen mich nicht wieder ziehen ohne mir zwei Bier auszugeben, ein Sachverhalt der meine Weinbettschwere in Weinbierbettlägerigkeit umfunktionier.
Egal, ich hatte einen tollen Tag und die morgige Etappe ist ja auch ziemlich kurz, denke ich bevor ich einschlummere.
So, erstmal keine Lust mehr zu schreiben, Fortsetzung folgt.
Kann eigentlich eine deutsche Tastatur ein Pfundzeichen?
Ach ja, und Bilder gibts auch sobald ich mal an einen Scanner komme.
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