[DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

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  • Rattus
    Lebt im Forum
    • 15.09.2011
    • 5177
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

    Sehr spannend, danke
    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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    • Alienora
      Neu im Forum
      • 15.12.2014
      • 6
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

      Toller Bericht, vielen Dank dafür!

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      • blauloke

        Lebt im Forum
        • 22.08.2008
        • 8354
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

        Habe ich das jetzt richtig verstanden?

        Du bist noch immer unterwegs, schreibst deinen Bericht bereits während der Fahrt und stellst ihn hier rein? Wie machst du das? Tippst du den ganzen Bericht auf einem Smartfon oder schleppst du einen Computer mit?

        Bei deinen vielen Fotos, wie kommst du da überhaupt vorwärts? Du musst doch dafür so oft anhalten, da macht doch das Fahren keinen Spaß mehr.

        Ansonsten wieder ein klasse Bericht von dir und ich lasse mich von deinen weiteren Erlebnissen überraschen.
        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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        • Kuckuck
          Erfahren
          • 02.08.2005
          • 411
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

          Der "Wildnis-Charakter" der ländlichen Räume von SH wird doch häufig unterschätzt: kaum Menschen, kaum Gastronomie oder Einkaufsmöglichkeiten, viele - "halblegale"- Zeltplätze, viele Wildsichtungen. Danke, dass Du diese Aspekte so schön herausarbeitest...

          Kuckuck

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          • maahinen
            Erfahren
            • 01.02.2014
            • 303
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

            Hallo Torres und vielen, vielen Dank für das tolle Bericht! Du machst schon Sachen... Super! Und so schön geschrieben.

            Liebe Grüße, Maahinen

            Ps. Ich will nicht klugsch..., aber könnte sein, dass du sehr wenig unterwegs gegessen hast? Kann auch eine Ursache für schnelles Frieren sein. Bei mir kenne ich dass auf jeden fall so. Oft spüre ich bei körperlichen Anstrengung keinen Hunger, sondern fange nur an, sehr schnell zu frieren. Notfalls tut schon ein Stückchen Schokolade da als erste Hilfe gut.

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            • Torres
              Freak

              Liebt das Forum
              • 16.08.2008
              • 30701
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

              Danke für die netten Kommentare.


              @blauloke
              Nein, ich bin nicht mehr unterwegs. Das würde ich nicht schaffen: Radeln und schreiben. Ist ja schon blöd, wenn ich überhaupt ins Internet gehe. Ich will ja dann möglichst abschalten.

              Das mit den Fotos geht gut. Es ist eine Möglichkeit, innezuhalten und wahrzunehmen. Einige mache ich auch während der Fahrt. Die Handschuhe waren sehr praktisch: Man konnte gut zupacken, ohne die Linse zu verschmieren. Ich habe übrigens zwischendrin an Dich gedacht. Das wäre ein toller Radweg für Deine Frau und Dich. Viel empfehlenswerter als der Nordseeküstenradweg.

              @maahinen
              Danke für den Hinweis. Aber ich glaube, am Essen lag es nicht. Sondern am eiskalten Wasser und der Tatsache, dass die Wanderschuhe keine Winterschuhe sind. Ich hätte dicke Schuhe mit Innenfell gebraucht. Die Füße sind immer der Schwachpunkt. Und für die Hände hätte ich Wechselhandschuhe gebraucht. Das Ersatzpaar wollte ich aber aufheben.
              Ich will halt möglichst realistisch beschreiben, wie Radfahren bei den Temperaturen ist, damit sich Nachahmer einen Eindruck verschaffen können. Bei kurzen Strecken fällt das nicht auf. Erst bei so langen Strecken wird es interessant. An den ersten zwei Tagen hatte ich übrigens dickere Handschuhe an. Die taugen aber bei Regen nicht.

              Edit@Kuckuck
              So ist es. Und so war es schon immer. Und erst auf dieser Tour ist es mir wieder richtig deutlich geworden.
              Zuletzt geändert von Torres; 21.12.2014, 17:51.
              Oha.
              (Norddeutsche Panikattacke)

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              • blauloke

                Lebt im Forum
                • 22.08.2008
                • 8354
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                Dann habe ich mich irgendwie mit den Tagen vertan. Hätte mich schon gewundert wenn du auf dem kleinen Smartfon deine langen Berichte getippt hättest.
                Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                • Torres
                  Freak

                  Liebt das Forum
                  • 16.08.2008
                  • 30701
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                  Ich habe angefangen zu schreiben, als ich wieder da war (Mi.). Nein, Smartphone ist nervig, wie ich jetzt gerade merke. . Zwei Tage kommen also noch.
                  Zuletzt geändert von Torres; 21.12.2014, 20:48.
                  Oha.
                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                  • maahinen
                    Erfahren
                    • 01.02.2014
                    • 303
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                    Oh lieber Torres, wann geht es endlich weiter? Bitte, bitteeeeee!

                    Liebe Grüße, maahinen

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                    • maahinen
                      Erfahren
                      • 01.02.2014
                      • 303
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                      Ah übrigens, das mit dem Frieren und zu wenig essen... ich meinte vor allem dieses gar nicht enden wollendes Frieren in der Jugendherberge in Neumünster. Ich sage nur eins: SCHOKOLADE braucht der Mensch!

                      Noch mal liebe Grüße, maahinen

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                      • Torres
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 16.08.2008
                        • 30701
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                        Eiskalte Schoko? Brrh. Ich hätte aber Kakaopulver mitnehmen können. Hauptsache heiß. Schoko esse ich höchstens wegen der Haselnüsse.

                        Fenchel-Anistee hätte es auch getan. Das nächste Mal nehme ich die Thermoskanne mit, das nächste Mal nehme ich die Thermoskanne mit, das nächste Mal ....


                        P.S. Falscher Rechner im Moment.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • blende8
                          Dauerbesucher
                          • 18.06.2011
                          • 882
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                          Man, was sind wir doch für degenerierte Mitteleuropäer.
                          Können nicht mal bei Plusgraden mit Zelt von A nach B fahren.

                          Schöner Bericht!
                          Irgendwas ist immer ...

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                          • rumpelstil
                            Alter Hase
                            • 12.05.2013
                            • 2701
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                            Das nächste Mal nehme ich die Thermoskanne mit, das nächste Mal nehme ich die Thermoskanne mit, das nächste Mal ....
                            Genau das hatte ich mich gefragt, warum hast du keine Thermoskanne mitgenommen?

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                            • Torres
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                              Liebt das Forum
                              • 16.08.2008
                              • 30701
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                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                              Zitat von rumpelstil Beitrag anzeigen
                              Genau das hatte ich mich gefragt, warum hast du keine Thermoskanne mitgenommen?
                              Im Sommer nehme ich nie Thermoskannen mit. Und alles, was mit dem Antelope abgedeckt werden kann, ist Sommer. So kalt war es ja auch nicht. Es war halt nur auf dem Rad kalt. Windchill. Außerdem bin ich auf dem Rad immer verrückt nach Mineralwasser. Ich hätte das Mineralwasser in die Thermoskanne umfüllen können, um die Temperatur zu halten.

                              Aber ich finde, frieren gehört auch dazu. Es macht einem bewusst, was man da tut. Es hat Gründe, warum die Leute in den Zeiten, als sie noch nicht so degeneriert, wie heute waren, um diese Zeit ohne Not keine mehrtägigen Radtouren gemacht haben. Und glücklich über BMW Gummikühe waren: Immer warme Füße
                              Oha.
                              (Norddeutsche Panikattacke)

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                              • Torres
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                                Liebt das Forum
                                • 16.08.2008
                                • 30701
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                                #35
                                AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                Di., 16.12.2014, Rendsburg - Schleswig, 48 km

                                Um halb acht gibt es Frühstück. Ich rede mit einer Frau, die hier eine Ausbildung zur Suchtprävention und Suchttherapie macht, und wir unterhalten uns ein wenig. Später kommen noch Kollegen von ihr hinzu.

                                Das Wetter ist durchgewachsen. Ein bisschen Himmel ist zu sehen, aber die Wolken hängen tief. Es ist erneut Regen angesagt. Ich fahre an einem Radgeschäft vorbei und fotografiere mein Traumfahrrad.




                                Der Paradeplatz.





                                Schon gestern hatte mich der Ort ein wenig an Wismar erinnert. Wieso, kann ich nicht sagen. Vielleicht die engen Straßen und das Kopfsteinpflaster. Kurz darauf befinde ich mich an einem Gewässer. Es ist der Stadtsee.





                                Ich fahre fälschlicherweise nicht durch die Unterführung, sondern auf die Straße zu und muss die Hauptstraße überqueren. Ein Bus hat Fahrtziel Martinshaus.

                                Ich befinde mich nun in der Innenstadt.





                                Auf der anderen Seite befindet sich ein Weihnachtsmarkt. Es ist eine Kunsteisbahn aufgebaut und die Kinder kreischen vor Vergnügen.


                                Erneut ein Gewässer und zu meinem großen Erstaunen ist es die Eider. Der Name bedeutet: Tür des Meergottes Ägir. 15.000 Jahre ist sie alt. Mittlerweile ist sie durch Eidersperrwerk, Eider-Kanal und Nord-Ostsee-Kanal gezähmt.





                                Dies hier ist die Untereider, die bis nach Tönning fließt. An ihr führt nun der Radweg weiter, und es ist ein Weg, den ich nie im Leben alleine gefunden hätte. Das ist der Vorteil vorgefertigter Routen. Sie sind von Ortskundigen gemacht.





                                Es weht ein starker Wind, so dass selbst das Wasser auf den Wiesen Strömung hat.





                                Zunächst kommt er aus Südwesten, so dass er mich nicht allzu arg bremst. Aber es ist kälter geworden, und er sorgt trotz Kopfschutz für kalte Ohren. Der Belag des Weges ist rauh und drückt auf die Geschwindigkeit.





                                Ich quere eine Schnellstraße. Ich glaube, es war hier, wo ein Schild auf die Globetrotter Lodge verweist, die ca. 10 km entfernt von Rendsburg gelegen ist. Neugierig wäre ich ja, aber für Ochsenwegradler ist die Anlage zu weit weg. Wieder sieht man umgestürzte Bäume.








                                Spuren.





                                Am Ortseingang von Fockbeck wird der Ochsenweg gleichzeitig zum Jakobsweg.





                                Direkt gegenüber ist die Einfahrt, aber sie ist so schmal und unauffällig, dass ich zunächst falsch fahre. Auf einer Brücke bemerke ich den Irrtum, als ich von zügig fahrenden Autos überholt werde. So wende ich und finde den Einstieg. Zwei ältere Damen führen ihre kleinen Hündchen spazieren, und wir tauschen ein paar Worte. Im Sommer wird der Weg hier traumhaft sein.











                                Nun führt der Radweg durch den Ort und an einem Kreisverkehr gibt es eine Bäckerei. Allerdings habe ich keinen Bedarf, mache aber ein Foto, um mir die Stelle zu merken. Kurz darauf umfängt mich wieder die Einsamkeit.








                                Allerdings nicht ganz. In der Ferne hört man ein lautes Geräusch. Es klingt wie Triebwerke. Ein Flughafen? Ich wüsste nicht, dass Rendsburg einen Flughafen hat. Außerdem spielen Trecker im Sand. Hier ist wohl Sand- und Kiesabbaugebiet.








                                Auch rechts sieht der Boden aus, als hätte man Steilküsten geformt.





                                Etwas weiter steht ein Kastenwagen, und als ich sehe, dass ein Firmenwagen ist, und sie wohl hier Pause macht, frage ich die Fahrerin nach dem Geräusch. „Das ist LTG 63“, erfahre ich. (= Lufttransportgeschwader 63). Fliegerhorst Hohn. Hier starten die Transall-Maschinen nach Kabul. Sie sagt es mit Stolz. Die Geräusche hören die Anwohner hier gar nicht mehr., man wächst damit auf. Allerdings soll der Flughafen wohl 2019 nach Garrel verlegt werden. Wenn ich mich etwas weiter auf die Höhe stellen würde, könnte ich die startenden und landenden Maschinen sehen. Meist geht das hier Schlag auf Schlag.

                                Leider passt das Warten nicht in meinen Zeitplan, und so radele ich weiter. Noch ein paar Mal werde ich die Turbinen hören und ein paar Mal fliegen Flugzeuge über meinem Kopf, doch die Wolken sind zu tief, und ich sehe sie nicht.





                                Ich bin nun an einer größeren Straße herausgekommen und etwas überrascht, dass hier St. Peter-Ording ausgeschildert ist. Ich muss mal wieder meine Geographiekenntnisse auffrischen.








                                Dann sehe ich, dass Werner Hohn hier ein eigenes Schild hat. Soso.





                                Ob das Wetter wohl hält? Der Wind ist günstig, denn er hält die Wolken in Bewegung. Hoffentlich bleibt das so.





                                Und nun kommt ein traumschönes Wegstück, für das ich mir viel Zeit lasse. Zwar hört man zweimal noch ein Flugzeug, aber das stört mich nicht. Ich mag Flugzeuge. Ansonsten bin ich weitab der Zivilisation, wie es scheint.





                                Wallensteins Schanze. Wallenstein war hier vermutlich nie, auch wenn es im Dreißigjährigen Krieg Kriegshandlungen bei Rendsburg gab. Man vermutet eher, dass die Schanze den Ochsenweg verteidigen sollte. Sie liegt am Rande des Gebietes „Lohheide“.











                                Hier ist auch gleichzeitig ein Rastplatz.











                                Eine Infotafel erklärt, dass ich mich jetzt auf dem ursprünglichsten Teil des Altweges befinde. Dem Weg zwischen Lohheide und Kropper Busch.


                                Aber auch hier hat der Orkan Christian sein Werk verrichtet.





                                Ameisenhügel.





                                Gefallene Riesen.








                                Im Sommer könnte der Weg zu den schwer zu fahrenden Wegen gehören, denn er ist recht sandig. Durch das nasse Wetter ist der Belag dagegen gut zu bewältigen.








                                Ein weiterer Rastplatz.







                                Kinder sind aufgefordert, an der Köhlerhütte das Märchen vom Kohlenmunk zu spielen, das auf einer Schautafel erklärt ist.








                                Auch wenn es schwer zu erkennen ist, so verbirgt sich hier eine Dünenlandschaft.





                                Ähnlich wie in den Holmer Sandbergen gibt es hier Binnendünen.





                                Ich bin traurig, als dieser Abschnitt vorbei ist.





                                Passend dazu fängt es leicht an zu nieseln.

                                Das Gasthaus Sorgbrück. Gegenüber sieht man in der Ferne eine Kanueinsatzstelle.





                                Mein Weg führt zu einer Unterführung. Wieder ein unmissverständliches Schild in gelb mit der Richtungsangabe.





                                Nach Schleswig geht es nun durch die Unterführung und an der Landstraße auf einem Radweg entlang. Mein Navi sagt etwas anderes. So wende ich wieder und nehme den kleinen Pfad nach oben.





                                Und siehe da: Wie beim ersten Mal bin ich kurz darauf auf dem (richtigen) naturnahen Weg.





                                Und es wird noch besser: Ich bin jetzt auf dem echten Ochsenweg.





                                Und sehe das erste Mal das Symbol.





                                Leider verlasse ich nun aber auch die bisherige Wetterscheide. Es fängt an zu nieseln. Der Sand ist - wenn auch langsam und mit Kraft – befahrbar.





                                Ich gehe davon aus, dass dieses der im Sommer unbefahrbare Weg ist, von dem mir mein Gesprächspartner erzählt hatte. Heute ist der Sand fest, und so komme ich schlingernd recht gut voran.





                                Möglicherweise ist das aber auch der Grund, warum das gelbe Schild eine andere Wegführung vorgeschlagen hat. Eine Schonung des Weges kann es nicht sein. Schautafeln erklären, dass nur durch die Benutzung dieses Weges durch Reiter, Fußgänger und Radfahrer sein Zustand erhalten werden kann. Wäre das nicht der Fall, würde er unweigerlich zuwachsen. Kinder werden daher ausdrücklich aufgefordert, den Sand zu durchsieben, um Edelsteine zu finden.....





                                Der Hof „Feldscheide“ kommt in Sicht und beherbergt heute Gastronomie. Es ist eines der ältesten Gasthöfe am Ochsenweg. Er existiert seit dem 15. Jahrhundert.

                                Der Weg wird nun immer interessanter. Der Sand war ja schon herausfordernd, aber jetzt gibt es Sand mit Pfützen. Meine Gangschaltung ist in ihrem Element, aber Mahlgeräusche an der Kette sind nicht zu überhören. Meine Bremsen kreischen.





                                Und immer wieder die Farben.











                                Stimmt. Da war was.





                                Das alte Abnahmehaus.





                                Und dann holt mich die Wettervoraussage ein. Bisher hatte ich Glück. Aber nun komme ich nicht mehr drum herum. Es beginnt zu regnen und das wird sich die nächsten Stunden nicht mehr ändern. Der Wind fegt mir den Regen ins Gesicht.





                                Auch die Wasserpfützen werden immer größer und es erfordert viel Geschick, sie zu umfahren. Ein paar Mal muss ich schieben.





                                Hinten ist es noch hell, aber vor mir nicht mehr.








                                Als wieder Wald kommt, bin ich zumindest etwas windgeschützt. Ein Reitersmann. Vandalismus? Oder Unfall?








                                An einer Kreuzung im Wald findet sich eine Aufenthaltshütte. Es ist der Moment, in dem es wieder etwas weniger regnet, so dass ich sie links liegenlasse.


                                Kaum bin ich vorbei, legt der Regen wieder los. Ich befinde mich nun in Kropp. Die nächsten Kilometer mache ich keine Fotos mehr, denn es regnet ohne Unterlass. Es sind 3 Grad Lufttemperatur und der Regen tut weh. Sobald der Radweg ein Stück nach Westen abknickt, wird es sehr unangenehm und ich bin froh, wenn er sich wieder nach Norden ausrichtet. Der Wind hat etwas gedreht und kommt jetzt aus Westen.

                                Mitten auf einer Landstraße ist der Akku von meinem Navi leer. Ich ziehe die Handschuhe aus und stecke sie vorsichtig unter den Poncho. Dann wechsele ich im strömenden Regen mit voller Konzentration die Batterien und achte darauf, dass das Navi nicht nass wird. Bei einer ähnlichen Aktion war damals mein 60 cx verschieden, wobei ich mittlerweile glaube, dass der Defekt gar nicht am Regen lag. Aber man weiß ja nie. Als das Navi wieder in der Halterung steckt, fehlen die Handschuhe. Klar, sie liegen auf der Straße und zwar nicht auf der Fahrbahn, sondern in der Rinne, in der das Wasser abläuft. Ich bin begeistert. Sie sind jetzt nicht mehr nass, sondern klatschnass. Meine Hände waren vorher schon kalt, und nun werden sie noch kälter.

                                Kiestagebau. Erst überlege ich, ob hier der Sand für die Inseln in Dubai abgebaut wird, aber es ist eine Kiesgrube. Damit können sich Eigenheimbesitzer dann die Einfahrt verschönern. Ein Jammer für die schöne Natur. Aber man will hier eben auch leben.





                                Der Wind hat übrigens wieder zugelegt und die Wassertropfen fühlen sich wie kleine spitze Pfeile an. In der Ferne sieht man die Ahnung von besseren Wetter, aber der hellere Streifen ist meilenweit entfernt. Die Landschaft hat dennoch weiterhin ihren Reiz.





                                Nur meine Hände könnten wärmer sein.

                                Ich fahre einen Weg hinunter. Eine Frau führt ihren Hund aus und ich rufe sie an, damit sie sich nicht erschreckt. Sie macht einen großen Satz samt Hund und lacht dabei so herrlich, dass mir wieder wärmer wird.

                                Es kommt nun ein Grasweg und wieder ist Kraft gefordert.





                                In der Ferne ist erneut ein Militärflughafen.





                                Es sieht so aus, als käme an anderer Stelle die Sonne heraus, aber zu mir dringt sie leider nicht durch.





                                Ein Hundebesitzer mit Transporter biegt schwungvoll rechts in meinen Weg ab und fährt mich fast über den Haufen, weil er nicht mit Radfahrern rechnet. Ich habe nun die Wahl zwischen dem Sandweg für Fahrräder und den Asphaltweg für Autos und ich wähle den Asphalt. Am Ende noch einmal das Symbol des Ochsenweges.








                                Ich befinde mich nun kurz vor Dannewerk. Im letzten Ort hatte ein Schild auf Haithabu (-Dannewerk) verwiesen und im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht neugierig genug war, einen 16 km langen Umweg zu machen. Klick. Es ist dem Wetter geschuldet.

                                An der Kreuzung trennt sich der Ochsenweg in die Hauptstrecke über Schleswig und eine Nebenstrecke über Schuby, die an Schleswig vorbei führt. Da ich Schleswig aber nicht erinnere, verbleibe ich auf der Hauptstrecke.





                                An derselben Kreuzung lockt der Historische Gasthof Rothenkrug mit Zimmern. Im Sommer sicherlich der perfekte Ort für einen Ausflug nach Haithabu. In dieser Jahreszeit nicht. Sollte ich doch noch abbrechen müssen, wäre Bahnhofsnähe wichtig. Die Straße, in die ich jetzt einbiege, heißt Ochsenweg.

                                Die Entscheidung, weiterzufahren, ist gut, denn ich werde mit einer Ausbaustrecke belohnt.





                                Wieder beglückwünsche ich mich zu meiner Schaltung und gebe so gut es geht Gas. Macht auch irgendwie Spaß. Die Bläschen sind von mir.





                                Mal sehen, ob meine Schuhe noch dicht sind. Gorestiefel von Hanwag, 4 Jahre alt. Na, na, na. Einigen Threads nach zu urteilen, ein glatter Fehlkauf. Sie sind immer noch weitgehend dicht, werde ich feststellen. Nur an einer Stelle ist ein wenig Wassser durchgekommen. Mir reicht das. Trotz der Kälte merkt man das nicht.


                                Wieder glitschiger Wald.





                                Es ist hügeliger geworden, und ich muss ein wenig aufpassen. Die Bremsen sind immer noch versandet und nicht ganz so zupackend wie sonst.








                                Und dann ist es Viertel nach zwei, und ich bin schon in Schleswig. Eine Autofahrerin wartet, bis ich das Foto gemacht habe. Ich bin überrascht. Der Ort gefällt mir. War ich hier schon einmal? Als Kind war ich mit meinen Eltern in Haithabu. Aber in Schleswig?





                                Schloß Gottorf kommt in Sicht, sieht aber hinter den kahlen Bäumen trostlos aus. Noch ein Stück und dann kommt ein Aussichtspunkt.

                                Man flüchtet vor mir.





                                Und was mein Navi Ostsee nennt, nenne ich die Schlei.








                                Ich radele nun an der Uferpromenade entlang und überlege. Ich wollte ursprünglich viel weiter fahren und zelten. Aber ich stelle fest, dass es mir für heute reicht. Jetzt noch zwanzig Kilometer weiterzufahren, habe ich keine Lust. Auf eine fröstelige Nacht bei Regen im Zelt auch nicht. Noch ist mir warm, aber nicht mehr lange. Und meine Hände tun bereits seit längerem weh. Ich werde heute abend erneut einen auf Warmduscher machen.

                                Schleswig hat eine Jugendherberge, und ich hoffe auf ein zweites Neumünster. Ich frage ein Ehepaar, und sie erklären mir, dass die JH auf dem Berg ist. Also los.

                                Und mit einem Mal kommt tatsächlich die Sonne heraus, als wäre ich wieder am richtigen Ort.








                                Der Weg ist steil, und ich schiebe.





                                Schloss Gottorf.





                                Aber ich werde nicht belohnt. Die Jugendherberge hat geschlossen. Ich probiere ein anderes Hotel und bin schon im Gastraum und bereit, nach einem Zimmer zu fragen, aber es ist niemand am Platz. So richtig gefällt es mir hier nicht, und so verziehe ich mich wieder. Ich möchte lieber ein Zimmer in der Innenstadt. Das nächste Hotel hat geschlossen und so fahre ich zurück zum Ochsenweg und hoffe auf den Zufall. Der findet sich kurz darauf, und ich checke in einem netten Hotel an der Schlei ein. Nicht ganz preiswert, aber heute ist mein letzter Tag.





                                Ich dusche und lege alles auf die Heizung, was ich anhabe. Es ist klitschnass. Nein, bei so einem Wetter möchte ich nicht mehr zelten, das ist mir einfach zu riskant. Eine Erkältung wäre das letzte, was ich brauche. Ich hänge meine kondensfeuchte Baumwolljacke über den Stuhl. Dass sie nass ist, ist bestimmt ein Akt übersinnlicher Rache für die bekannten Untaten, wetten? Mit dem richtigen Logo wäre das natürlich nicht passiert (Ironie.....).





                                Es ist früh, und ich bummele erst am See und dann noch ein wenig in der Stadt herum.








                                Der Himmel ist nun strahlend dunkelblau und ein Unwetter zieht vorbei. Man sieht die tiefschwarze Wolkenwand. Man muss auch mal Glück haben. Es wird kälter. Gut, dass ich Ersatzhandschuhe dabei habe.








                                Als ich den beleuchteten Dom sehe, wird mir so richtig bewusst, dass morgen in einer Woche Heiligabend ist.





                                Ich gehe im Hotel noch eine Kleinigkeit essen, und dann falle ich müde ins Bett.





                                Morgen soll es den ganzen Tag regnen bei Temperaturen um die 4 Grad. Ein Grad wärmer als heute. Das ist zu schaffen.
                                Zuletzt geändert von Torres; 27.12.2014, 11:59.
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Torres
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                                  Liebt das Forum
                                  • 16.08.2008
                                  • 30701
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                  Mi. 16.12.2014 Schleswig-Flensburg, 46,9 km


                                  Der Himmel ist wolkenverhangen. An der Schlei entlang geht es Richtung Innenstadt.





                                  Ein Blick zurück.





                                  Während ich über die Schlei schaue, beginnt es zu nieseln.








                                  Durch eine hübsche Gasse erreiche ich das Zentrum von Holm. Räume statt Flächen. Hier ist spürbar, wie alte Baukunst eine Einheit herstellen konnte, die moderne Stadtteile vermissen lassen.





                                  St. Johanniskloster Schleswig.





                                  In der Ferne sieht man die gleichen Kastenluxusneubauten wie seit einiger Zeit in allen Städten am Wasser. Der Weg führt durch eine Parkanlage in die Innenstadt.





                                  In der Fußgängerzone muss man schieben. Anschließend geht es bergauf Richtung Norden. Gleichmäßiger Regen setzt ein.








                                  Pferde galoppieren auf einer Koppel an mir vorbei. Fasziniert schaue ich zu. Ein bisschen Lustlosigkeit, weiterzuradeln, ist auch dabei.





                                  Anscheinend kann Schlamm und Nässe auch Vergnügen bereiten. Ich befinde mich in Neuberend.





                                  Dann wird es ländlich.





                                  Wieder ein völlig verwüstetes Waldstück. Auch auf der anderen Seite wurde ein halber Wald vernichtet.








                                  Zunächst biege ich falsch ab und fahre ein Stück verschlammten Waldweges entlang. Dann erkenne ich meinen Irrtum. Die Abzweigung ist ein kurzes Stück weiter oben an dem Hof.

                                  Lustig, aber falsch.





                                  Richtig.





                                  Eine Frau mit Hund kommt mir entgegen, sie ist alt, sehr klein und läuft gebückt. Der Hund ist ein neugieriger Dackel. Dann bin ich wieder alleine.











                                  Gestern hätte ich hier sicherlich ein paar Mal angehalten, aber heute ist mir nicht danach. Es ist einfach zu ungemütlich.








                                  Es regnet. Noch schützen mich die Bäume ein wenig.








                                  Dann ist der Wald vorbei, und es wird so richtig nass, feucht und kalt. Mein Glück ist allerdings, dass der Wind wieder zuverlässig aus Süd-Südwest kommt. Alles andere wäre nicht zum Aushalten.





                                  Danke schön. Hebt die Laune.





                                  Idstedt. Im Sommer ist das hier bestimmt ein sehr netter Ort. Es werden Zimmer und Ferienwohnungen vermietet. Es gibt auch einen See, den ich allerdings von der Straße aus nicht sehen kann.

                                  Zu meiner Überraschung befindet sich am Ende der Ortschaft eine Pilgerhütte.





                                  Ich nehme dankbar Platz. Einen Moment trocken und windgeschützt sitzen – was für ein Luxus.








                                  Eine Straße namens Grüner Weg.





                                  Passt. Zu allen Seiten, übrigens.





                                  Weiter. Am Straßenrand steht ein Auto. Hunde bellen. Sie sehen wie Schlittenhunde aus. Falsche Jahreszeit, wie mir scheint. Die Besitzer schauen genauso irritiert, wie ich. Sie denken: Was macht ein Radfahrer um diese Jahreszeit hier, und ich denke: Was machen Schlittenhunde um diese Jahreszeit hier? Rechnen die wirklich mit Schnee? Ein Foto mache ich aber nicht.





                                  Noch einmal ein kleiner Wald. Poppholz.





                                  Ich halte nun doch für einen Moment inne und genieße die Stille. Wie das wohl im Sommer hier sein wird? Bilder von laut redenden, meckernd lachenden Menschen in Urlaubsstimmung ziehen an mir vorbei. Nein, im Sommer möchte ich hier nicht sein. Nicht, weil ich etwas gegen Menschen habe oder anderen Menschen den Genuss nicht gönne. Ich treffe gerne Naturliebhaber auf meinen Touren und halte auch gerne ein Schwätzchen. Es sind die Menschen, die keinen Respekt vor der Natur haben, auf die ich verzichten kann. Dann schon lieber Kälte und Regen.








                                  Ist es nicht schön hier?








                                  Wieder ein Unterstand, und ich trinke wieder schlückchenweise mein Wasser, damit ich nicht auskühle. Dabei könnte ich die ganze Flasche in einem Zug austrinken. Unangenehm. Der Durst bleibt.
                                  Parallel verläuft leider eine Straße. Sonst ist es wie immer menschenleer.





                                  Und weiter. Die Strecke ist weitaus hügeliger als gestern. Geestlandschaft. Es macht Spaß, sie zu fahren. Andererseits merke ich, dass ich die Kilometer abreisse. Keine Wetter für Genussradeln.








                                  Grabhügel.











                                  Ich bin jetzt kurz vor Sieverstedt.





                                  An sich führt der Radweg auf der Straße durch den Ort, aber an einer Einfahrt gibt es Rad- und Pilgerwegweiser. Ein weißes, herrschaftlich wirkendes Gebäude leuchtet auf dem Hügel, und ich biege nach kurzen Überlegen auf den Plattenweg ein. Das kann kein Privatweg sein. Oben angekommen schlage ich mir symbolisch auf die Stirn. Pilgerweg. Na klar. Eine Kirche erwartet mich.





                                  Bild von der Kirche aus zurück. Hier sieht man ganz gut, dass es seit Schleswig hügeliger geworden ist.





                                  Nicht weit ist nun Tarp. Der Weg führt leider nicht durch Tarp, und so kann ich nicht ergründen, ob das Tarp aus Tarp stammt. Was ich aber weiß ist, dass die Bewohner von Tarp weitgereist sind, denn viele von ihnen sind leicht an Emblemen ihres Vereins samt Ortsnamen auf ihrer Kleidung zu erkennen. Auf Nordstrand laufen immer mal Tarper mit Tarp-Shirt herum und auch einer der Schneemobilfahrer in Saariselkä kam aus Tarp. http://de.wikipedia.org/wiki/Tarp





                                  England lässt nun auch grüßen. Landschaftlich zumindest. Einiges an der Landschaftsform hier erinnert an Norfolk und Suffolk. Tatsächlich befinde ich mich auf der Höhe von Middlesbrough, Yorkshire. Und bin mir jetzt endgültig sicher, dass ich in den letzten Tagen der Englandtour bereits Probleme mit dem Tretlager hatte. Das Treten wäre einfacher gewesen.





                                  Hatte ich schon erwähnt, dass es regnet? Dass mein linker Daumen höllisch wehtut? Meine Handschuhe klitschnass und meine Hände eiskalt sind? Obwohl sie vom Poncho gegen Regen geschützt werden? Meine Hände übernehmen nun den Part, den am Anfang die Füße innehatten. Dabei ist es wunderschön hier.





                                  Wieder eine Schutzhütte.





                                  Ich überlege kurz, Pause zu machen. Aber so langsam verfestigt sich der Gedanke, dass ich nicht unglücklich wäre, etwas früher zu Hause zu sein.





                                  Wieder ist die Strecke schön zu fahren. Und durch die leichten Hügel hübsch anzuschauen.








                                  Irgendwo in der Nähe muss ein Campingplatz sein. Ursprünglich hatte ich gestern vorgehabt, bis hierher zu fahren. Ein Schild sehe ich aber nicht an der Strecke. Vielleicht nur ein Sommerplatz.

                                  Wieder ein Wechsel zu einer Heidelandschaft.





                                  Kleine, bemoste Baumstümpfe stehen am Straßenrand. Es sieht aus, als hätten sie Gesichter. Aber ich mag nicht mehr ständig anhalten. Es ist schwer, die Kamera halbwegs trocken zu halten und anhalten heißt frieren.





                                  Immer wieder ist das Objektiv verschmiert. Hier muss ich sie dann aber doch wieder zücken, auch wenn mir langsam trockene Kleidungsstücke ausgehen, mit denen ich das Objektiv reinigen kann. Berge. Definitiv wieder Berge. Diesmal die Fröruper Berge.








                                  Ich würde sie gerne erkunden, aber es ist einfach zu nass. Als ich diese Brücke passiere, denke ich, dass das hier wohl bei mehreren Tagen Regen überflutet sein wird. Bereits heute ist der Wasserstand schon recht gut angestiegen. Da weiß ich noch nicht, dass dieses Flüsschen im weiteren Verlauf vor Weihnachten zu einem riesigen, reißenden Ungeheuer werden wird. 24 Meter wird er an einer Stelle breit werden und selbst an Heiligabend werden viele Männer die Nacht über Sandsäcke aufstauen, damit die Deiche bei Hollingstedt nicht brechen. Auch die Stör wird betroffen sein, und ich werde mich daran erinnern, wie mein Vater in meiner Kindheit einmal an Weihnachten zu seinem musste, um ihn mit Sandsäcken vor der Stör zu schützen. Das war für mich Heldentum und noch heute eine Tätigkeit, um die man niemanden beneiden muss.

                                  Hier kündigt sich das kommende Unheil bereits an.





                                  Bitte lächeln.





                                  Und hier finde ich den Namen des Flusses heraus: Es ist die Treene. Wieder sortiert sich mein geographisches Wissen neu.








                                  Wegweiser.





                                  Eine Bäckerei befindet sich an der Straße, und ich erwerbe die Wegzehrung für heute abend. Ich rede ein bisschen mit der Verkäuferin. Wir sind uns einig, dass das Wetter grausam ist, dass man, wenn man dann erst einmal unterwegs ist, es dann aber doch schön findet, dass man es gemacht hat.





                                  Ich habe nun den Eindruck, dass jetzt nicht mehr viel kommt, sondern stadtnah nach Flensburg geführt wird. Umso erfreuter bin ich, als der Radweg wieder die Straße verlässt.





                                  Noch ein kleines bisschen Schonfrist, bevor die Tour endgültig vorbei ist.





                                  Nach kurzer Zeit bin ich irritiert. Sollte hier der Weg zu Ende sein? Im Nichts enden? Mein Navi sagt, es geht weiter. Aber wo ist der Weg?





                                  Und dann kommt ein „Wow“ Effekt.





                                  Der Sankelmarker See.








                                  Vorsichtig schiebe ich mein Fahrrad den glitschigen Wiesenweg hinunter. Meine Bremsen sind wieder verschlammt und knirschen und quietschen.





                                  Da ich von den Einheimischen beobachtet werde und mich in einer gewissen Bringschuld sehe, grüße ich höflich und beginne einen kleinen Small-Talk. Keine Reaktion. Normalerweise geht das Wetterthema immer, aber hier nicht. Eisernes Schweigen. Anscheinend redet man hier nicht mit jedem. Ich versuche es noch einmal. Nichts. Meine Gesprächspartner bleiben stur. Nun gut. Im Sommer nerven die radfahrenden Touris und jetzt fängt das auch schon im Winter an. Ich verstehe. Das nervt. So sagte ich freundlich „Tschüss“ und trolle mich.





                                  Ruhig und weit liegt der See vor mir. Lange schaue ich den Enten zu, die es vorziehen, sich in die rettenden Mitte zu verziehen. Nein, es muss nicht immer Skandinavien sein. Diese Ruhe und Klarheit ist nicht zu beschreiben.
                                  Leider können die Bilder den Eindruck der Weite und Ruhe nicht wiedergeben, da die Linse verschmiert ist. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Ich habe sie im Kopf.





                                  Im Sommer ist hier bestimmt die Hölle los. Jetzt nicht.





                                  Auch diesen Weg habe ich für mich ganz alleine.





                                  Viel zu schnell ist dieser Abschnitt zu Ende. Schade. Es ist zu kalt, um sich auf eine der Bänke zu setzen und auf das Wasser zu schauen.





                                  Ursprünglich führte der Radweg noch ein Stück weiter am See entlang, aber ein Sturm scheint diesen Weg vernichtet zu haben. So folge ich nach einem erfolglosen Versuch, den alten Weg zu finden, den offiziellen Schildern an die Landstraße. Hier befinden sich wieder alte Grabanlagen, doch ich radele weiter.

                                  Als ich rechts abbiege, sehe ich einen Parkplatz. Ein einsamer Reisebus parkt. Im Sommer wird hier sehr viel los sein. Der Grund ist diese Anlage hier:





                                  Gräber. Wie alt die wohl sind?

                                  Fast erschrecke ich mich, als ich unvermittelt einen einsamen Spaziergänger auftauche sehe. Ich habe lange keine Menschen mehr gesehen. Ein Hund ist der Grund. Später werde ich sie beobachten, wie sie miteinander spielerisch kämpfen. Der Hund ist ein Boxer.





                                  Vorsichtig betrete ich das abgeerntete Maisfeld und mache von der Grabstätte ein Bild aus der Nähe.





                                  Es sind Grabanlagen der jüngeren Steinzeit: Die Großsteingräber von Munkwolstrup. Sie wurden ca. 2500 v. Chr. errichtet. http://www.schlei-ostsee-urlaub.de/d...laub_1291.html. Was man wohl in 4514 Jahren von uns besichtigen wird?





                                  Ein schönes Stallgebäude.





                                  Zwei Kühe schauen gelangweilt heraus. Was soll man bei dem Regen auch machen.





                                  Ein Hund bellt wie verrückt auf dem Hofgelände am Ende der Straße. Wieder denke ich an England.





                                  Es sind die geschwungenen Hügeln. Die Steigungen. Das landwirtschaftlich genutzte Land mit seine Bäumen. So ein Spätsommer wäre ja auch recht schön. In England war das Wetter erheblich besser.











                                  Ein Campingplatz an einer Landstraße. Daneben ein Edeka. Mich schaudert. Nicht mehr lange, dann bin ich wieder in der Zivilisation. Noch eine letzte Erinnerung an die Natur.





                                  Das Martinsstift.





                                  Und dann bin ich am Ziel. Fletcher-Land. Wäre das Wetter besser, hätte ich ihn kontaktiert.





                                  Hatte ich ursprünglich geplant, noch bis zur dänischen Grenze zu fahren, so bin ich jetzt einfach nur froh, es geschafft zu haben. Ich bin durch. Im Eiltempo fahre ich auf dem Radweg an der vielbefahrenen Landstraße entlang. Ich will ins Warme. Raus aus den nassen Klamotten. Raus aus dem kalten Regen.

                                  Eine Brücke. Mit Kraft wuchte ich mein Fahrrad auf den Bürgersteig, um dieses Foto zu machen. Was für ein wunderschöner Anblick. Mein Zug steht schon für mich bereit.





                                  Noch eine kleine Serpentine.








                                  Nach links geht der Ochsenweg weiter, und jetzt, wo ich am Ziel bin, überlege ich, ob ich nicht doch noch bis zur Grenze fahre. Weit ist es ja nicht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es kann nicht schaden, im Zug zu sein, bevor der Berufsverkehr einsetzt. So lenke ich mein Fahrrad in Richtung Bahnhof. Ich habe noch 30 Minuten Zeit bis zur Abfahrt und kaufe mir einen heißen Tee und das Buch „Landfrauen in Schleswig-Holstein 1930-1950“. Dann mache ich es mir im Zug gemütlich und versuche, warm zu werden. Das Buch verschlinge ich. Unfassbar, in welcher Armut man damals leben musste.

                                  Nach zwei Stunden 15 Minuten bin ich in Hamburg und radele durch den Regen nach Hause.

                                  Eine schöne Tour. Und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.


                                  Zuletzt geändert von Torres; 04.01.2015, 15:35.
                                  Oha.
                                  (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    #37
                                    AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                    Danke für den schönen Tourbericht! Ich weiss nicht genau, woran es liegt, aber du klingst irgendwie positiver gestimmt als deinem Englandbericht.
                                    Die Gegend sieht toll aus und fremd. Für mich ist es seltsam, wenn man keine Berge und kaum Hügel hat zur visuellen Orientierung.

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                                      #38
                                      AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                      aber du klingst irgendwie positiver gestimmt als deinem Englandbericht.
                                      Die Einschätzung kann gut stimmen. Ich hatte

                                      a) wieder ein funktionstüchtiges Fahrrad und
                                      b) war es einfach nicht so anstrengend, weil es flacher war und die Etappen viel kürzer waren. Außerdem war der Druck, eine Übernachtungsstelle zu finden, nicht so hoch. Zudem hätte ich an jedem Etappenende einen Zug nach Hause bekommen.
                                      Am wichtigsten war aber wohl c): Ich bin nach GPS gefahren und das war sehr komfortabel. Nicht diese blöde Schildersucherei und Schilderstarrerei, die ich in England hatte.

                                      Über die fehlende Orientierung durch Berge habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Wo man ist und wo man hinwill, erkennt man eigentlich ganz gut am Wind (meist W / SW. Manchmal "Landwind" = O) oder an den drei Landschaftsformen: Was hügelig und sandig ist, ist Geest (in der Mitte), was hügelig und fruchtbar ist, ist in Ostseenähe, was flach und fruchtbar ist, ist Marsch und in Nordseenähe. Viel falsch machen kannst Du hier also nicht. Im Zweifel fährt man einfach gerade aus, irgendwo kommt man schon an, man muss ja nicht an Höhenmeter, Schluchten oder ähnliches denken. Nur Brücken braucht es manchmal.
                                      Zuletzt geändert von Torres; 04.01.2015, 17:17.
                                      Oha.
                                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                                      • Ditschi
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                                        #39
                                        AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                        Schöner Bericht, schön- schaurige Bilder, tolle Leistung.

                                        Schon als Kind bin ich mit dem plattdeutschen Sprichwort aufgewachsen:

                                        Du büst Kropper Busch noch ni vörbi
                                        ( Du bist am Kropper Busch noch nicht vorbei) Es besagt, man habe das Schlimmste noch nicht überstanden.

                                        Der Kropper Busch ist das von Dir durchradelte Waldgebiet vor dem Ort Kropp; da, wo der Ochsenweg noch ursprünglich ist.

                                        Als der Ochsenweg noch Handelsweg war, lebte im Kropper Busch ( Wald) eine Räuberbande, die Reisende ausplünderte.
                                        Den Ochsenweg hatte man also erst geschafft, wenn man da heil vorbei war.
                                        Das Sprichwort hat sich bis heute gehalten.
                                        Du hast es geschafft. War den Räubern wohl zu naß und zu kalt.

                                        Noch eine Anmerkung: der Sankelmark-See ist idyllisch und auch im Sommer nicht überlaufen. Am See liegt die deutsch-dänische Grenzakademie Sankelmark, die auch als Tagungshaus dient. Dort haben wir beruflich regelmäßig Fortbildungen. Den See habe ich zu jeder Jahreszeit schon oft umrundet. Schön da!
                                        http://de.wikipedia.org/wiki/Akademiezentrum_Sankelmark

                                        Ditschi

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                                          • 2701
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                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [DE] Viele Grüße, kalte Füße - Ochsenweg im Dezember

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Über die fehlende Orientierung durch Berge habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Wo man ist und wo man hinwill, erkennt man eigentlich ganz gut am Wind (meist W / SW. Manchmal "Landwind" = O) oder an den drei Landschaftsformen: Was hügelig und sandig ist, ist Geest (in der Mitte), was hügelig und fruchtbar ist, ist in Ostseenähe, was flach und fruchtbar ist, ist Marsch und in Nordseenähe. Viel falsch machen kannst Du hier also nicht. Im Zweifel fährt man einfach gerade aus, irgendwo kommt man schon an, man muss ja nicht an Höhenmeter, Schluchten oder ähnliches denken. Nur Brücken braucht es manchmal.
                                          Siehst du, sowas ist mir völlig fremd. An die Unterscheidung sandig/fruchtbar hatte ich noch überhaupt nie gedacht. Ich habe (fast?) noch nie auf den Boden geschaut zur Orientierung.
                                          Ich war anfangs sogar in München überfordert ,weil die Stadt so flach ist und ich keine Orientierungspunkte hatte. Dafür finde ich es komisch, wenn es Leute schwierig finden, mit Karte und Kompass mittels rückwärts einschneiden den Standort zu bestimmen.
                                          Toll, dass du mir die Gegend mit deinem Bericht bekannt machst!
                                          Weisst du, ob es da auch viele Wanderreiter gibt? Es scheint mir geradezu prädestiniert zu sein, um zu Pfert unterwegs zu sein.

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