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Mitreisende | |
Land: USA (Alaska)
Reisezeit: September 2014
Dauer: 2 Wochen
Zusammenfassung
Nachdem ich am 13. September meinen Job im Norden Alaskas für dieses Jahr erledigt hatte, flog ich nach Anchorage und traf meinen Freund Keith in Palmer, mit dem ich bis zum Ende des Monats in der östlichen Alaska Range unterwegs sein wollte. Wir starteten am Summit Lake (Richardson Highway) und marschierten südlich vom Hauptkamm immer weiter nach Osten. Dabei überquerten wir einige Flüsse, Gletscher und Pässe. Am achten Tag unserer Reise meisterten wir die größte Herausforderung der Tour: die Überquerung des Hauptkamms auf die Nordseite über zwei verschneite Gletscher. Einige Tage später erreichten wir die Robertson River Bridge am Alaska Highway und trampten zurück nach Palmer. Die Reise war der Höhepunkt meines Sommers und ein grandioser Saisonabschluss.
Nach dem Abendessen gab’s meistens noch ein kleines Feuerchen, an dem Schuhe und Socken getrocknet wurden. Sieht ein bisschen so aus, als würden wir Lachse räuchern, finde ich.
Camp in 1.600 Meter Höhe.
Keith und ich stehen im Schein des Lagerfeuers und bestaunen die Nordlichter.
Spät am Abend holte mich Keith vom Flughafen in Anchorage ab und fuhr mit mir nach Palmer, wo er mit seiner Frau Bev zu Hause ist. Ich kenne das Ehepaar schon seit 2010; damals nahmen sie meine beiden Reisepartner und mich ein Stück auf dem Glenn Highway mit, als wir zu unserer ersten Alaska-Reise in die Wrangells trampten. Seitdem sind Keith und Bev meine beiden engsten Freunde in Alaska, die ich jedes Jahr für mehrere Tage besuche und mit denen ich auch schon einiges unternommen habe. In diesem Jahr wollte Keith mich auf die zweite Etappe meiner Durchquerung der östlichen Alaska-Range begleiten. Diese Tour begann ja eigentlich schon im letzten Jahr mit Katharina: wir sind von Healy bis zum Richardson Highway marschiert, leider lag für den Rest der Strecke bereits zu viel Schnee. Schneefall stellte natürlich auch in diesem Jahr wieder ein Risiko dar, schließlich starteten wir unsere Tour in der zweiten September-Hälfte. Damit das Wetter uns nicht erneut einen Strich durch die Rechnung machen konnte, waren wir auf das Ärgste gefasst und nahmen sogar Schneeschuhe mit.
Am Morgen des 16. Septembers brachen wir mit dem Auto von Palmer nach Glennallen auf und ließen uns von einem Mitarbeiter eines kleinen Buschflugzeugunternehmens von Glennallen zu unserem Einstiegspunkt bringen, der sich nur drei Kilometer nördlich des Summit Lakes am Richardson Highway befindet. Der Himmel war stark wolkenverhangen, aber unsere Vorfreude auf diese Tour kaum zu bändigen, als wir mein Zelt in den Hoodoos aufschlugen – für mich war es die einzige private Tour in diesem Sommer; eine Tour, auf der ich nicht „Guide“ sein musste, sondern mich ganz egoistisch so benehmen konnte, wie es mir gerade passte. Für Keith war es das Abenteuer seines Lebens. Er ist 59 Jahre alt, FedEx Pilot, lebt in Alaska und meinte dennoch, dass er sich erst mit dieser Reise einen Traum erfüllte, den er schon Jahrzehnte lang träumte. Entsprechend ernst nahm er auch die Vorbereitungen: in den acht Monaten vor der Tour stieg er in den Treppenhäusern der Hotels, in denen er berufsbedingt oft eincheckt, insgesamt 10.000 Etagen auf und 10.000 wieder ab. Dazu kam Krafttraining im Fitnessstudio zur Stärkung der Muskulatur, der Gelenke und des gesamten Skeletts. Außerdem natürlich die richtige Ernährung und die Optimierung der Ausrüstung. Keith war fit! Hier ein paar Fotos von den ersten beiden Tagen.
„The Hoodoos“, unser Startpunkt.
West Gulkana Glacier.
Lichtspiele an einem verregneten Abend.
Am Abend des zweiten Tages campierten wir am Gakona Glacier, den wir am darauffolgenden Vormittag überqueren wollten. Für Keith war es die erste Gletscherquerung überhaupt – er war zunächst skeptisch, hatte aber großes Vertrauen in mich. Als wir dann auf dem Eis waren, konnte er sich vor Freude kaum halten und meinte, das sei einer der besten Tage seines ganzen Lebens.
Aus technischer Sicht war die Gletscherquerung nicht besonders schwierig. Es gab mehrere Mittelmoränen und natürlich zwei breite Seitenmoränen zu überwinden, aber mit einem geübten Auge findet sich auch da immer ein sicherer und nicht allzu mühsamer Weg. Insgesamt eine tolle Erfahrung.
Unser camp am Gakona Glacier.
Keith ist zufrieden.
Der Weg aufs Eis ist meistens nicht ganz einfach.
Mittagspause auf dem Gakona Glacier.
Und auf der anderen Seite geht’s über die Seitenmoräne wieder auf festen Boden.
Blick zurück: sieht gar nicht so einfach aus, oder?
Karibus sahen wir fast täglich, Fotos mache ich da nur noch selten.
In der Ferne thront Mt. Sanford, der zu den nördlichen Wrangells gehört.
Am 19. September erreichten wir das westliche Ende des Chistochina Glaciers bzw. das, was davon übrig war. Die meiste Zeit marschierten wir daraufhin über Moränen, in denen das Eis von einer dünnen Geröllschicht überzogen war. Nur oben am Pass gab es noch richtig viel Eis. Am östlichen Ende des Gletschers fanden wir dann einen See, an dem wir unser Lager aufschlugen.
Querung des West Fork Chistochina Rivers. Ich bin meistens vorgegangen, um die Tiefe zu testen. Und um bessere Fotos von Keith machen zu können.
Endlich mal wieder eine recht nahe Begegnung mit einer Grizzly-Familie.
Ein weiterer namenloser Pass.
Über die Moräne ging’s dann Richtung Chistochina Glacier.
Und wieder auf dem Eis.
Der 21. September war ein überraschend einfacher Tag, an dem wir zur Abwechslung einem Weg folgten, der wohl aufgrund der noch immer aktiven Mienenarbeiten angelegt worden ist, die im Sommer etwas südlich unserer Route stattfanden.
Keith und ich hatten immer sehr gute Gespräche. Er ist genauso neugierig wie ich, vielleicht aber weniger frech und indiskret, wenn es um private Fragen und Nachfragen geht. Er betont schon seit Jahren immer wieder mal, dass ich ein recht herausfordernder Gesprächspartner sein kann, weil ich mich nie mit oberflächlichen Antworten zufrieden geben würde und viel zu viel Spaß am intellektuellen Diskurs hätte. In Wirklichkeit schätzt er diese Eigenschaft aber an mir, das weiß ich… schließlich ist er selbst genauso.
Todernst, wie immer.
Reisezeit: September 2014
Dauer: 2 Wochen
Zusammenfassung
Nachdem ich am 13. September meinen Job im Norden Alaskas für dieses Jahr erledigt hatte, flog ich nach Anchorage und traf meinen Freund Keith in Palmer, mit dem ich bis zum Ende des Monats in der östlichen Alaska Range unterwegs sein wollte. Wir starteten am Summit Lake (Richardson Highway) und marschierten südlich vom Hauptkamm immer weiter nach Osten. Dabei überquerten wir einige Flüsse, Gletscher und Pässe. Am achten Tag unserer Reise meisterten wir die größte Herausforderung der Tour: die Überquerung des Hauptkamms auf die Nordseite über zwei verschneite Gletscher. Einige Tage später erreichten wir die Robertson River Bridge am Alaska Highway und trampten zurück nach Palmer. Die Reise war der Höhepunkt meines Sommers und ein grandioser Saisonabschluss.
Nach dem Abendessen gab’s meistens noch ein kleines Feuerchen, an dem Schuhe und Socken getrocknet wurden. Sieht ein bisschen so aus, als würden wir Lachse räuchern, finde ich.
Camp in 1.600 Meter Höhe.
Keith und ich stehen im Schein des Lagerfeuers und bestaunen die Nordlichter.
Spät am Abend holte mich Keith vom Flughafen in Anchorage ab und fuhr mit mir nach Palmer, wo er mit seiner Frau Bev zu Hause ist. Ich kenne das Ehepaar schon seit 2010; damals nahmen sie meine beiden Reisepartner und mich ein Stück auf dem Glenn Highway mit, als wir zu unserer ersten Alaska-Reise in die Wrangells trampten. Seitdem sind Keith und Bev meine beiden engsten Freunde in Alaska, die ich jedes Jahr für mehrere Tage besuche und mit denen ich auch schon einiges unternommen habe. In diesem Jahr wollte Keith mich auf die zweite Etappe meiner Durchquerung der östlichen Alaska-Range begleiten. Diese Tour begann ja eigentlich schon im letzten Jahr mit Katharina: wir sind von Healy bis zum Richardson Highway marschiert, leider lag für den Rest der Strecke bereits zu viel Schnee. Schneefall stellte natürlich auch in diesem Jahr wieder ein Risiko dar, schließlich starteten wir unsere Tour in der zweiten September-Hälfte. Damit das Wetter uns nicht erneut einen Strich durch die Rechnung machen konnte, waren wir auf das Ärgste gefasst und nahmen sogar Schneeschuhe mit.
Am Morgen des 16. Septembers brachen wir mit dem Auto von Palmer nach Glennallen auf und ließen uns von einem Mitarbeiter eines kleinen Buschflugzeugunternehmens von Glennallen zu unserem Einstiegspunkt bringen, der sich nur drei Kilometer nördlich des Summit Lakes am Richardson Highway befindet. Der Himmel war stark wolkenverhangen, aber unsere Vorfreude auf diese Tour kaum zu bändigen, als wir mein Zelt in den Hoodoos aufschlugen – für mich war es die einzige private Tour in diesem Sommer; eine Tour, auf der ich nicht „Guide“ sein musste, sondern mich ganz egoistisch so benehmen konnte, wie es mir gerade passte. Für Keith war es das Abenteuer seines Lebens. Er ist 59 Jahre alt, FedEx Pilot, lebt in Alaska und meinte dennoch, dass er sich erst mit dieser Reise einen Traum erfüllte, den er schon Jahrzehnte lang träumte. Entsprechend ernst nahm er auch die Vorbereitungen: in den acht Monaten vor der Tour stieg er in den Treppenhäusern der Hotels, in denen er berufsbedingt oft eincheckt, insgesamt 10.000 Etagen auf und 10.000 wieder ab. Dazu kam Krafttraining im Fitnessstudio zur Stärkung der Muskulatur, der Gelenke und des gesamten Skeletts. Außerdem natürlich die richtige Ernährung und die Optimierung der Ausrüstung. Keith war fit! Hier ein paar Fotos von den ersten beiden Tagen.
„The Hoodoos“, unser Startpunkt.
West Gulkana Glacier.
Lichtspiele an einem verregneten Abend.
Am Abend des zweiten Tages campierten wir am Gakona Glacier, den wir am darauffolgenden Vormittag überqueren wollten. Für Keith war es die erste Gletscherquerung überhaupt – er war zunächst skeptisch, hatte aber großes Vertrauen in mich. Als wir dann auf dem Eis waren, konnte er sich vor Freude kaum halten und meinte, das sei einer der besten Tage seines ganzen Lebens.
Aus technischer Sicht war die Gletscherquerung nicht besonders schwierig. Es gab mehrere Mittelmoränen und natürlich zwei breite Seitenmoränen zu überwinden, aber mit einem geübten Auge findet sich auch da immer ein sicherer und nicht allzu mühsamer Weg. Insgesamt eine tolle Erfahrung.
Unser camp am Gakona Glacier.
Keith ist zufrieden.
Der Weg aufs Eis ist meistens nicht ganz einfach.
Mittagspause auf dem Gakona Glacier.
Und auf der anderen Seite geht’s über die Seitenmoräne wieder auf festen Boden.
Blick zurück: sieht gar nicht so einfach aus, oder?
Karibus sahen wir fast täglich, Fotos mache ich da nur noch selten.
In der Ferne thront Mt. Sanford, der zu den nördlichen Wrangells gehört.
Am 19. September erreichten wir das westliche Ende des Chistochina Glaciers bzw. das, was davon übrig war. Die meiste Zeit marschierten wir daraufhin über Moränen, in denen das Eis von einer dünnen Geröllschicht überzogen war. Nur oben am Pass gab es noch richtig viel Eis. Am östlichen Ende des Gletschers fanden wir dann einen See, an dem wir unser Lager aufschlugen.
Querung des West Fork Chistochina Rivers. Ich bin meistens vorgegangen, um die Tiefe zu testen. Und um bessere Fotos von Keith machen zu können.
Endlich mal wieder eine recht nahe Begegnung mit einer Grizzly-Familie.
Ein weiterer namenloser Pass.
Über die Moräne ging’s dann Richtung Chistochina Glacier.
Und wieder auf dem Eis.
Der 21. September war ein überraschend einfacher Tag, an dem wir zur Abwechslung einem Weg folgten, der wohl aufgrund der noch immer aktiven Mienenarbeiten angelegt worden ist, die im Sommer etwas südlich unserer Route stattfanden.
Keith und ich hatten immer sehr gute Gespräche. Er ist genauso neugierig wie ich, vielleicht aber weniger frech und indiskret, wenn es um private Fragen und Nachfragen geht. Er betont schon seit Jahren immer wieder mal, dass ich ein recht herausfordernder Gesprächspartner sein kann, weil ich mich nie mit oberflächlichen Antworten zufrieden geben würde und viel zu viel Spaß am intellektuellen Diskurs hätte. In Wirklichkeit schätzt er diese Eigenschaft aber an mir, das weiß ich… schließlich ist er selbst genauso.
Todernst, wie immer.
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