[FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

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  • miemiemaeh
    Anfänger im Forum
    • 16.11.2014
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    • Privat

    • Meine Reisen

    [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Frankreich
    Region: Korsika
    Reisezeit: Juni 2014
    Kategorie: Trekkingtour mit Zelt


    Prolog - Von der Idee zur Planung

    Alles fing im Sommer 2013 auf einem Campingplatz in Hessen an. Wir kannten uns schon länger, aber hatten nie viel miteinander zu tun. So saßen wir an diesem einen Abend beim Bierchen um einen Holzkohlegrill und ließen den Tag ausklingen. Robin erzählte mir von einer Tour, die ihm von einem Wanderer auf einer Alpentour empfohlen wurde. GR20 auf Korsika. Noch nie gehört, muss aber eine tolle Tour sein. Er suchte schon seit Jahren einen Wanderpartner und hat ihn schlussendlich in mir gefunden. Dieses Jahr würde es nicht mehr klappen, ich hatte einfach nicht mehr genug Urlaub und außerdem würde es auch zu knapp vor Saisonende werden. Also einigten wir uns die Sache 2014 anzugehen. Möglichst früh in der Saison, da dann noch nicht so viel auf dem überlaufenen Fernwanderweg los sein soll. Ok, abgemacht.
    Wir fanden dann im Mountainbiken noch eine weitere Gemeinsamkeit und verbrachten im August 2013 eine sehr schöne (und anstrengende) Woche mit den Bikes im Paznauntal in Österreich. Aber das ist eine andere Story...

    Das Jahr 2013 neigte sich zum Ende, der Winter kam. Pünktlich zu Neujahr find auch schon das Jahr 2014 an. Zeit um die Tour des Jahres zu planen!
    Ich hatte vor ein paar Jahren schon einmal eine kurze Trekkingtour durch die Schweiz unternommen. Diese mussten wir damals aber wegen mangelhafter Ausrüstung und fehlender Erfahrung abbrechen. Sie hatte in mir aber ihre Spuren hinterlassen, in positivem Sinn natürlich. Viel Ausrüstung war aber bei mir natürlich nicht vorhanden. So musste ich mir von Grund auf eine Packliste zusammenstellen. Dabei halfen mir die zahlreichen Packlisten und Erfahrungsberichte im Internet. Mein Budget war sehr beschränkt, Gelddrucken ist ja immer noch nicht erlaubt.
    Wir machten uns dann im Januar zunächst an die Planung der An- und Abreise. Es stand zur Auswahl per Flugzeug direkt auf die Insel zu fliegen oder mit der Bahn nach Italien zu fahren und dann mit der Fähre überzusetzen. Das Flugzeug war irgendwie sehr teuer, es war kaum ein Flug unter 400 € zu finden. Mit dem Zug konnte man über Mailand nach Savona fahren und dann übersetzen nach Bastia, Kostenpunkt: ca. 200 € hin und zurück. Diese Tour würde insgesamt 26 Stunden dauern und war Robin zu lang und zu anstrengen. Er fand dann einen Flug von Straßburg nach Calvi für 250 €. Das passte ganz gut, wohnen wir doch beide in der schönen Pfalz. Von dort ist es nicht weit nach Straßburg. Diese Flugroute hatte den Vorteil, dass es ein Inlandflug innerhalb Frankreichs war und deshalb wohl etwas weniger kostete. Ein Nachteil war, dass wir in Marseille umsteigen mussten. Egal, Flug war gebucht. Check. Zurück zur Packliste.
    Mir fehlten Schuhe, Schlafsack, Zelt, Kleidung, einfach alles was viel Geld kostete...
    Glücklicherweise gab es gerade einen 20%-Gutschein bei einem größeren Online-Versand. Also schnell einen Schlafsack und ein Zelt bestellt. Meine Wahl fiel auf das Jack Wolfskin Gossamer und den Vaude Sioux 800. Das Gossamer als leichtes und vor allem günstiges 1-Mann Zelt und der Schlafsack als nächtlicher Begleiter mit ausreichend Reserven für hochgebirgische nächtliche Temperaturen. Im Globi Frankfurt ließ ich mir wahnsinnig teure Wanderschuhe (Meindl Perfekt) andrehen. Die Schuhe an sich sind super, nur in meiner Schuhgröße einfach viel zu schwer (zusammen ca. 3kg). Das merkte ich aber erst später...
    So sammelte sich nach und nach alles zusammen. Zeit für eine Probetour!

    Ende April machten wir uns also auf und starteten eine 3-tägige Pfalztour. Hier gibt es 10 Trekkingplätze, auf denen man gegen Gebühr im Wald nächtigen darf. Coole Sache, leider etwas teuer (10 € pro Person und Nacht). Egal, los gehts!
    Die erste Nacht zelteten wir kostenlos auf einer wunderschönen Burgruine.









    Ein wirklich wunderschöner Abend und eine erholsame Nacht. Daran konnte auch die Gruppe Nachtwanderer nichts ändern.

    Am nächsten Tag ging die Tour weiter, ca. 26 km. Hier machten sich die viel zu schweren Schuhe bei mir bemerkbar. Auch der Rucksack war deutlich zu schwer. Gegen Ende des Tages musste ich mich immer mehr quälen und war dann heilfroh endlich am gebuchten Trekkingplatz in einem kleinen Tal anzukommen. Schuhe aus, Zelt aufbauen, Essen kochen. Herrlich...



    Wenig später traf eine kleine Gruppe Gleichgesinnter ein, die wir schon morgens unterhalb der Ruine getroffen hatten. Es ergab sich ein schönes Gespräch, wir genossen gemeinsam den Abend miteinander. Nachts regnete es ab und an heftig. Dicht waren unsere Zelt also. Robin hatte sich übrigens ein Vaude Taurus zugelegt. Er hatte darin wesentlich mehr Platz, allerdings flatterte der dünne Zeltstoff sehr. Warum jeder von uns ein eigenes Zelt hatte? War uns einfach lieber ;)

    Am nächsten Tag ging die Tour durch die Weinberge wieder zurück zum Ausgangspunkt.
    Zeit um Lehre zu ziehen. Masse! Zu viel an den Füßen und auf dem Rücken. Das musste weniger werden!
    Also wieder das Internet bemüht, diesmal eher die Ultralight-Foren.
    Die Übeltäter waren schnell ausgemacht, Schuhe (war klar), Rucksack, Isomatte, Kochtopf, Gaskocher. Schlafsack eigentlich auch, aber da fehlte mir das Geld für einen leichteren. Das Thema Rucksack war schnell und einfach erledigt, da ich noch einen Quechua Symbium Access 70+10 im Keller stehen hatte, dem ich aufgrund des dünneren Materials nicht so ganz getraut hatte. Tatonka Bison 75 raus, Quechua rein, 1,5 kg gespart.
    Als Kocher besorgte ich ein Edelrid Kiro Ti (71g), zum Kochen ein Snow Peak Single Cup 600 (82g).





    Bei den Isomatten gewann die TAR NeoAir Xlite 183cm. Kostete alles wieder mehr Geld, aber ich bereute es keineswegs!
    Natürlich habe ich auch konsequent aussortiert und daheim gelassen, was nur ging. So kam ich am Ende auf ein Basisgewicht von 10 kg. Nicht ultralight, aber tragbar.

    Natürlich will neue Ausrüstung getestet werden. Das Wetter war schön, es war Freitag, also los gehts! Diesmal alleine, aber das Ziel war wieder ein Trekkingplatz. Unterwegs fand ich allerdings auf einem Felsen eine wunderschöne Übernachtungsmöglichkeit und lies die Reservierung auf dem Platz saußen.









    Wieder eine geruhsame Nacht, die Ausrüstung bestand den Test. Es war mittlerweile Ende Mai und der Abflug nahte.

    So sah letztendlich die komplette Ausrüstung aus:


  • miemiemaeh
    Anfänger im Forum
    • 16.11.2014
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

    Tag 0 - Anreise

    Am 06. Juni, einem Freitagnachmittag ist es dann endlich soweit. Der Rucksack steht schon seit gestern Abend bereit in der Ecke. Ich habe Feierabend, esse noch einen Döner und fahre anschließend zu meinem Reisegefährten Robin in die Vorderpfalz. Meine Laune ist sehr gut, das Wetter ebenfalls. Es ist schon Abend als ich ankomme. Robin ist gerade dabei seinen Rucksack zu packen. Ich schaue dabei zu und lasse mich ab und an von der Dokumentation im Fernseher ablenken. Es geht um eine winterliche Zugstrecke in Kanada. Sehr faszinierend. Wir essen Spaghetti, trinken noch ein Bierchen und machen uns einen gemütlichen Abend. Irgendwann kurz vor oder kurz nach Mitternacht, das weiß ich nicht mehr so genau, legen wir uns schlafen. Viel Zeit haben wir nicht mehr, wollen wir doch schon um 2 Uhr wieder aufstehen.
    Der Wecker klingelt zuverlässig zur geplanten Zeit, ich bin hellwach und packe zusammen. Schnell noch Zähne putzen, Rucksack ins Auto werfen und los geht die Fahrt. Ich habe aus gewichtsgründen extra ein altes Nokia Handy eingepackt (wiegt ca. 50g weniger als mein Smartphone). Im Auto fällt mir dann plötzlich ein, dass es sinnvoll wäre auch die SIM-Karte mitzunehmen. Da wir aber schon fahren, ich sie nicht dabei habe und auch nicht ändern kann, ist mir das egal. Notrufe kann man ja auch ohne SIM-Karte absetzen.
    Wir fahren zum Flughafen nach Straßburg, alles verläuft reibungslos und nach Plan.



    Pünktlich zur Morgendämmerung kommen wir an und müssen zu unserem Erstaunen feststellen, dass der Flughafen noch geschlossen ist! Öffnungszeiten sind keine ausgeschrieben, also heißt es erst einmal warten...
    Irgendwann gehen die Türen auf, wir können zum Checkin. Die erste Flugstrecke Straßburg - Marseille wird von der Air France Tochter "Hop!" durchgeführt. Wir haben unsere Boardingkarte schon ausgedruckt und müssen nur unsere Rucksäcke aufgeben. Von Horrorgeschichten verängstigt haben wir extra Säcke für die Rucksäcke dabei, damit keine Gurte oder Sonstiges auf den Flughafenförderbänder hängen bleiben können. Unsere Befürchtungen haben sich als unberechtigt herausgestellt, so gab es an der Gepäckaufgabe extra Tüten für große Rucksäcke. Naja egal...
    Auch hier verläuft alles reibungslos, wir warten noch einige Zeit im Wartebereich und dürfen dann schließlich zu unserem Flugzeug.



    Ich bin noch nie mit einer so kleinen Maschine geflogen. Ist aber überhaupt kein Problem.
    In Marseille müssen wir umsteigen. Es wird spannend, da wir ziemlich viel Verspätung haben. Im Flughafen finden wir erst unser Gate nicht und fragen einen Flughafenangestellten. Glücklicherweise stehen wir schon direkt vor dem richtigen Gate und der freundliche Franzose möchte unsere Bordkarten sehen. Was wir nicht wissen ist, dass wir schon in Straßburg die Bordkarten für den Flug von Marseille bekommen hätten müssen. Der Mann ist irritiert, wir auch. Aber da nicht mehr viel Zeit ist, lässt er schnell einen Bus kommen und uns durch.



    Im Flugzeug lässt sich der Flugbegleiter unsere "Bordkarten" zeigen (wir haben Zettel, auf denen drauf steht, dass wir uns am Schalter melden sollen), zwinkert uns zu und lässt uns einfach auf den nächstbesten Sitzen sitzen. Puhh... Glück gehabt!

    Nach ca. 45 min Flug landen wir sicher in Calvi. Korsika, wir sind da!
    Ich hatte die Reise bis ins kleinste Detail durchgeplant, naja bis auf zwei kleine Details. Das erste ist der Weg Richtung Calenzana, dem Startort des GR20. Zum zweiten Detail kommen wir am Ende der Tour
    So hatte ich bei der Vorbereitung mir die Route bei Google Maps angeschaut und für zu Fuß schaffbar empfunden. Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass vor dem Flughafen ein Schild steht, das uns die Richtung weist. Naja, wir stehen jetzt also vor dem Flughaben, und wer hätte das gedacht, kein Schild! Rechts oder links entlang, das ist jetzt die Frage... Wir entscheiden uns für links. An der Straße entlang. Mittags. In der brütenden Sonne...



    So laufen wir also in der Mittagshitze ohne viel Wasser an einer viel befahrenen Straße entlang, ohne genau zu wissen wie weit das Ziel entfernt ist. Dabei fällt mir auf, dass 90% der Autos entweder verdellert ist, klappert, quietscht, qualmt oder einfach nur komplett kaputt ist.

    Wir biegen irgendwann links ab, die Straße wird leerer und schlängelt sich einen kleinen Berg hoch. Vorher füllen wir noch an einem größeren Bach unsere Wasserreserven auf. Er scheint direkt aus den Bergen zu kommen und wir hoffen, dass das Wasser nicht nur optisch sauber ist.



    Obwohl erst Juni ist, ist die Landschaft geprägt durch die vertrocknete Vegetation. Berichten zufolge gibt es ja Ende des Sommers kaum noch Wasser auf der Insel.



    Dann endlich sehen wir in der Ferne unser Ziel: Calenzana.
    Wir laufen das letzte Stück und suchen einen Laden um eine Gaskartusche zu kaufen. Im Ort gibt es einen kleinen Spar, der allerdings mittags Siesta macht. Was die Einheimischen können, können wir auch
    Im Ortskern finden wir schöne Bänke im Schatten. Im Hintergrund klingt aus einem Restaurant korsische Musik herüber. Ein perfekter Ort um die Mittagshitze abzuwarten.
    Als es Zeit ist zum Laden zu gehen, packen wir unsere Sachen und kaufen die ersehnte Kartusche. Übrigens die letzte im Laden. Wieder Glück gehabt! Mit uns sind noch andere Deutsche im Laden, allesamt mit einem Flieger aus Köln angekommen. Sie haben sich zusammen ein Taxi genommen und sind direkt in den Ort gefahren. Von ihnen erfahren wir auch wo die Gite d etape ist. Dort melden wir uns an, bauen unser Zelt auf und genießen den restlichen Tag im Schatten.







    Neben uns schlagen zwei Mädels die Zeit tot und unterhalten sich angeregt. Wir kommen irgendwie ins Gespräch. Die beiden sind aus Hamburg und heißen Anne und Julia. Da sie die gleiche Etappeneinteilung vor haben wie wir, sehen wir sie später noch öfter wieder.



    Über uns im Baum wachsen interessante Früchte, die ich vorher noch nie gesehen habe. Irgendwann kommen die Kinder der Besitzerin des Platzes und essen munter und fröhlich von den Früchten. Was den Einheimischen nicht schadet, kann mir bestimmt auch nicht schaden (gewagt, ich weiß). Also probiere ich die Früchtchen. Lecker! Sehr fruchtig, aber nicht zu süß. Man muss nur aufpassen, dass man keine Ameise mit isst. Von diesen Tierchen gibt es hier jede Menge.
    Zuhause habe ich dann rausgefunden, dass es sich bei den Bäumen um Maulbeerbäume handelt. Wieder etwas gelernt...

    Die Sonne geht unter, wir werden müde. Vom Zeltplatz hören wir etwas, das sich anhört wie ein komischer Hund. Letztendlich war es aber nur ein überlauter Schnarcher.

    Der erste Tag auf Korsika geht zu Ende. Ein schöner Tag.

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    • miemiemaeh
      Anfänger im Forum
      • 16.11.2014
      • 31
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

      Tag 1 -- Calenzana - Refuge Ortu di u Piobbu


      In allen Reiseführern steht, dass die erste Etappe eine der schwersten ist. So müssen 1360 hm bergan bewältigt werden. Dabei soll das Gelände nicht viel Schatten bieten. Wir wollen also früh los marschieren. Das frühe Aufstehen klappt (5 Uhr), das frühe Loswandern nicht so ganz. Es fehlt noch die Routine beim Zusammenpacken. Um 07:15 Uhr verlassen wir dann den Campingplatz.
      Der GR20 beginnt in der Ortsmitte und führt dann durch die kleinen Gassen Richtung Berg. Die Gassen an sich sind wunderschön, dem Weg zu folgen aber nicht immer so einfach. Vielleicht habe ich mich aber auch nur zu sehr ablenken lassen Schließlich gelangen wir an das Ende des Ortes und den Anfang des GR20.



      Wir haben es also geschafft: Wir betreten den steil aufsteigenden, schmalen GR20! Ein schönes Gefühl nach all der Planung.



      Hinter uns sehen wir das Meer und die Hafenstadt Calvi mit seiner Zitadelle.
      Es ist noch angenehm kühl, wenn auch die Sonne schon kräftig scheint. Ich bin froh, dass wir doch relativ früh unterwegs sind, so können wir auf einem Teilstück im Schatten eines Berges laufen.
      Der Weg ist einfach zu laufen und es geht immer weiter bergan.





      Meine Beine tragen mich freudig den Berg hinauf mit dem Extrapower von den leckeren Beeren vom Vortag. Jedenfalls in meiner Vorstellung, in der Realität war es wahrscheinlich die Motivation und die Freude. Ich bin heilfroh meinen Rucksack entschlackt zu haben wo es nur ging. Mit 3 Liter Wasser habe ich zwar immer noch ca. 18 kg auf dem Rücken, das ist aber nichts im Vergleich zu den 23 kg, die Robin mit sich herum schleppt. Ihm fällt es auch sichtlich schwerer den Berg hinauf zu kommen.



      Irgendwann erreichen wir den Bocca u Saltu auf 1250m. Da wir auf 275m gestartet sind, haben wir schon das meiste an Höhe zurück gelegt. Also denke ich in meiner Naivität, dass wir schon bald da sind Ein Blick auf die Uhr verrät mir aber, dass von den angegebenen 6h 30min noch einiges vor uns liegt.
      Ab diesem Pass fängt nämlich die erste Kletterei an.







      Wir treffen mehrmals auf Harald und Sandra, die nur eine Woche Zeit haben und den Nordteil wohl gar nicht ganz schaffen werden.



      Nach einiger Zeit und vielen Anstrengungen haben wir die Kletterpassage überstanden und dürfen ein Stück normalen Weg gehen. Noch ahne ich nicht, dass ein Großteil des GR20 aus Kletterpassagen besteht. Daran muss ich mich erst gewöhnen, aber ich liebe es!
      Wir sehen hier die ersten verbrannten Bäume. Nicht viel, aber wir können erahnen, dass hier vor kurzem ein kleiner Waldbrand gewütet hat.



      Dann endlich sehen wir in der Ferne das lang ersehnte Refuge. Blöd nur, dass ein Tal dazwischen liegt. Wir müssen also ganz außen rum und auch wieder ein Stück runten und dann wieder hoch. Bei mir lassen langsam auch die Kräfte nach und mein Kreislauf verlangt nach einer Pause. Angetrieben von der freudigen Erwartung und vom Hunger laufe ich aber weiter bis ich vor der Hütte stehe. Robin kommt kurz darauf auch an.

      Im gesamten Naturpark ist das Wildcampen verboten und nur an den Hütten erlaubt. Dort kostet es pro Person 7 €, die beim Gardien bezahlt werden müssen. Also gehen wir in die Hütte und werden vom überaus guten Deutsch der jungen Dame hinter dem Tisch überrascht. Sie erklärt uns, dass es freie Platzwahl gibt und fragt uns ob wir abends in der Hütte essen möchten. Wir verneinen.
      Am Hang unterhalb des Refuge sind immer wieder kleine ebene Flächen wo man Zelte aufbauen kann. Die meisten sind schon belegt. Ein ganzes Stück weiter unten finden wir unter schönen Birken mehrere freie Plätze. Die Zelte sind schnell aufgebaut und endlich kann das lang ersehnte Essen zubereitet werden.



      Ich bin sehr erschöpft, mein Kreislauf muss sich erst an die Anstrengung gewöhnen. Ich laufe zur Quelle, die sich einige Meter, vielleicht Fünfzig, hinter der Hütte befindet.







      Ich schaue mir noch ein bisschen die Gegend an, laufe weiter runter zu den Felsen, beobachte Eidechsen und gehe dann erschöpft, aber glücklich in mein Zelt. Naja, gehen ist übertrieben, kriechen wäre das passendere Wort



      So endet der erste Tag in den Bergen. Ich freue mich riesig in der freien Natur zu schlafen und genieße die herrliche Ruhe.

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      • codenascher

        Alter Hase
        • 30.06.2009
        • 4960
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

        Hach ja, Korsika - Salut, La Corse, Je t'aime - sagen wir seit unserem ersten Besuch auf der Insel! GR20 ein super schöner Trek. Freue mich schon auf die nächsten Tage, bitte schnell weiterschreiben

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

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        • Flachlandtiroler
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          • 14.03.2003
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          • Meine Reisen

          #5
          AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

          Ist ja witzig... an der Burgruine Lindelbrunnen war ich um Ostern rum. An der Bocca Saltu noch vor ein paar Wochen.
          Bin gespannt auf die Fortsetzung!
          Meine Reisen (Karte)

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          • Ahnender
            Fuchs
            • 17.08.2004
            • 1354
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            St. Catharine

            Ihr seid ja offensichtlich über die Südroute vom Flughafen aus über Moncale nach Calenzana gegangen.
            Wie lange habt ihr für die Strecke gebraucht?? Seid ihr nur Strasse gegangen oder südlich vom Flughafen auch
            Querfeldein???
            Tom

            >>Ohne Philosophie wagen heute nur noch Verbrecher, anderen Menschen zu schaden.<<
            Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

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            • ThorstenSchneider80
              Erfahren
              • 04.10.2011
              • 142
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

              Erinnert mich an meine GR20 Tour, liest sich gut. Freue mich auf die Fortsetzung!
              Der Weg ist das Ziel!

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              • miemiemaeh
                Anfänger im Forum
                • 16.11.2014
                • 31
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: St. Catharine

                Zitat von Ahnender Beitrag anzeigen
                Ihr seid ja offensichtlich über die Südroute vom Flughafen aus über Moncale nach Calenzana gegangen.
                Wie lange habt ihr für die Strecke gebraucht?? Seid ihr nur Strasse gegangen oder südlich vom Flughafen auch
                Querfeldein???
                Wir sind nur Straße gelaufen weil wir nicht wussten wo wir querfeldein gehen können. Auf Google Maps habe ich vorher Wege gesehen, aber die haben wir nicht gefunden. Meine Vermutung war, dass auf der Karte einfach die Wege von dieser Ranch eingezeichnet waren.
                Wenn ich mich recht erinnere, sind wir mit Pause ca. 3 Stunden gelaufen. Aber ohne Garantie, davon habe ich keine Aufzeichnungen.


                Keine Angst, ich schreibe den Bericht fertig. Immer mal abends wenn ich Zeit habe ;)


                LG
                Matthias
                Zuletzt geändert von miemiemaeh; 19.11.2014, 22:08.

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                • miemiemaeh
                  Anfänger im Forum
                  • 16.11.2014
                  • 31
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                  Tag 2 -- Refuge Ortu di u Piobbu - Refuge de Carozzu




                  Der nächste Tag beginnt. Hätte mir jemand vor ein paar Jahren erzählt, ich würde im Urlaub um 5 Uhr freiwillig aufstehen, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber die Zeiten ändern sich und so stehen wir früh Morgens um 5 Uhr auf und packen unsere Rucksäcke. Vorher noch kurz Müsli mit Milch aus leckerem Vollmilchpulver frühstücken. Wir sind diesen Morgen 45 min schneller und starten um ca. 6:30 Uhr.
                  Mit einem schnellen Blick zurück verabschieden wir uns vom Refuge und sind gespannt was heute vor uns liegt.



                  Um genau zu sein liegt ein recht langer Aufstieg vor uns. Ich merke schnell, dass ich morgens erst mal langsam machen muss um meinen Laufrhythmus zu finden. Nach kurzer Zeit habe ich ihn gefunden und bin schon wieder nass geschwitzt. Macht nix, gehört dazu.

                  Unterwegs treffen wir wieder Harald und Sandra, wir überholen uns gegenseitig immer mal wieder. Heute haben die beiden einen dritten Wanderer dabei, dessen Namen ich allerdings nicht kenne. Ihm ist die ganze Sache nicht ganz geheuer und hat sich den beiden angeschlossen um nicht alleine laufen zu müssen.
                  Ich bin noch nicht so ganz an das Kraxeln mit dem schweren Rucksack gewöhnt. Hat mein Fuß genug Halt auf dem Stein oder rutscht er gleich weg? Kann ich auf der Felskante balancieren oder knicke ich um und reiße mir die Bänder ab? Das sind so die Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Mit der Zeit werde ich immer sicherer und gewöhne mich an die Gegebenheiten. Es macht Spaß.
                  Ich muss immer wieder auf Robin warten, der mit seinem schweren Rucksack kämpft und kann mich in den Pausen schnell wieder regenerieren.
                  Wir sehen das Ende des Aufstiegs, schaffen die letzten Höhenmeter und sind oben überwältigt von der Aussicht!





                  Dass es hier felsig wird, hatte ich ja erwartet. Aber was ich hier zu sehen bekomme, ist einfach umwerfend!
                  Vor mir fällt eine Felswand steil ins nächste Tal ab und dahinter befinden sich auch nur Felsen, Felswände und Steinhänge. Einfach beindruckend. Da muss ich erst einmal einen Riegel essen...
                  Zu uns gesellen sich Harald und Sandra inklusive Begleitung. Er, die Begleitung, hat anscheinend etwas Höhenangst und so bietet Harald ihm erst einmal einen Schnaps an. Damit klettert es sich leichter, sagt er. Uns reicht er auch den Flachmann, wir lehnen aber dankend ab. In diesen Bergen habe ich lieber einen klaren Kopf, zumal ich überhaupt keine Höhenangst habe.





                  Wir folgen also immer weiter treu der weiß-roten Markierung und kommen nach einiger Zeit an dem, im Führer beschriebenen, Abstieg zum Refuge de Carozzu. Der hat es in sich, besteht der Weg doch weitestgehend aus losem Geröll. In Kombination mit Hunger kann man da leicht zu schnell werden und umknicken. Ich passe aber gut auf und es passiert nichts.
                  Es ist kurz vor 4 Uhr und die meisten anderen Wanderer sind schon vor Ort und haben die besten Plätze bereits belegt. Mir fällt neben dem Weg ein schöner freier Platz auf und mache aber direkt einen Anfängerfehler. Erst mal bezahlen und dann Platz belegen... Schön blöd, denn nach dem Bezahlen war der Platz natürlich weg.
                  Dieses Refuge liegt nicht in offenem Gelände wie das letzte, sondern in einem kleinen Wäldchen, in dem es nur kleinere Buchten für die Zelte gibt. Sind die voll, hat man Pech gehabt. Direkt vor der Hütte ist in einem Graben noch Platz, aber da ich mir vorstellen kann, was passiert wenn es regnet, möchte ich da nicht hin. Also krabbeln wir durchs Gebüsch über die kleinen Wege und Robin findet dann tatsächlich unterhalb der Toiletten einen Platz wo unsere beiden Zelte hin passen.



                  Die Toiletten sind weit genug entfernt und keine Geräusche zu hören, aber leider riecht es hier etwas unangenehm. Nicht mal nach Toilette, eher nach abgestandenem und vergammeltem Wasser. Naja ich möchte mir keine weiteren Gedanken machen, was genau wir da riechen. Je nach Windrichtung ist der Gestank auch teilweise komplett weg.
                  Zelt ist aufgebaut, jetzt heißt es Wasser kochen für die Trekkingmahlzeit. Diese gefriergetrockneten Mahlzeiten haben sich übrigens bewährt. Bei den korsischen Preisen relativiert sich auch der Kaufpreis

                  Nach dem Essen möchte ich verdauen und mich ein bisschen hinlegen. Etwas oberhalb stehen Tische und Bänke und zufällig ist auch ein Tisch komplett leer. Die Bank ist zwar nicht das bequemste, aber wer es bequem haben will, soll in ein Hotel gehen
                  Es dauert nicht allzu lange und ich werde von zwei freundlichen Stimmen gefragt ob sie sich zu mir an den Tisch setzen und kochen können. Ich freue mich natürlich über Gesellschaft und schaue zu wie Anne und Julia sich ihre Nudeln kochen. Die beiden sind lustig und sehr nett. Irgendwann kommen noch zwei Bayern hinzu, Niki und Mike (sorry falls ich eure Namen falsch schreibe). Wir sind eine lustige Truppe und beschließen, uns nach dem Essen zusammen auf die Terasse des Refuge zu setzen um den korsischen Wein zu verkosten.





                  Robin hat sich in sein Zelt gelegt weil er so platt ist von den Anstrengungen des Tages. Ich frage ihn trotzdem, ob er sich zu uns gesellen will und er sagt, dass er nachkommt.
                  Aus unerklärlichen Gründen haben die beiden Bayern tatsächlich einen freien Tisch auf der vollen Terasse gefunden. Sie haben schon eine Flasche Wein, ich hole noch eine. Die beiden Mädels wollten ja auch noch kommen. Wie das so ist, bringen die beiden aber auch noch eine Flasche mit... Für genug Wein ist also erst mal gesorgt.



                  Die Lage der Hütte ist gigantisch. Direkt vorne im Tal geht die Sonne unter.



                  Ein zweiter Tag auf Tour geht zu Ende. Den ganzen Tag über war übrigens keine einzige Wolke am Himmel. Wir haben super Glück mit dem Wetter!
                  Wir gehen nochmal gemeinsam zum Hubschrauberlandeplatz, der aus einer riesigen Stahlkonstruktion besteht und frei ins Tal rein ragt. Nun hören wir von weitem unseren Schlafsack rufen. Diesem Ruf können wir nicht wiederstehen
                  Nachts rieche ich auch nichts mehr von den unangenehmen Düften...

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                  • miemiemaeh
                    Anfänger im Forum
                    • 16.11.2014
                    • 31
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                    Tag 3 -- Refuge de Carozzu - Haut Asco / Bergerie de Ballone

                    Es stinkt. Kein schönes Erwachen, aber ich kann es nicht ändern. Frühstücken geht trotzdem, muss ja sein. Wer gut gefrühstückt hat, kommt besser durch den ganzen Tag. Daran sollen auch üble Gerüche nichts ändern.
                    Zelt zusammenpacken, alles nach bewährtem System in den Rucksack stecken und Wasser auffüllen. Wie viel Wasser? Naja, in Robins Reiseführer (Rother) sind Quellen eingezeichnet. Da auf den Gipfeln aber noch Schnee liegt, gibt es noch einige Schmelzwasserbäche. Das Wasser ist in Ordnung, wie wir schon in den letzten Tagen feststellen konnten. Egal, es werden wieder die 3 Liter eingepackt. Es ist ja schließlich heiß genug in der Mittagshitze.
                    Vor dem Loswandern nochmal schnell aufs Klo. Das ist an diesem Refuge ein ganz besonderes Erlebnis. Die Toilettenanlage ist eine der modernsten auf dem ganzen GR20, für Erstbenutzer allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. So fallen die Exkremente auf ein Förderband unterhalb des Toilettensitzes. Nach Beendigung des Geschäfts, tritt man mehrmals auf ein Hebel und die Kak... wird einfach 20cm zur Seite bewegt. Was dann passiert, weiß ich nicht und möchte ich auch nicht wissen. Aber! Man kann die Toilettentür verschließen! Nicht selbstverständlich auf Korsika.
                    Nachdem dieser Sachverhalt geklärt ist, machen wir uns auf den Weg.



                    Der Weg verändert sich schnell und führt über große Steinplatten, die bei Regen sehr rutschig sein dürften. Für diesen Fall sind an vielen Stellen massive Eisenketten angebracht. Heute ist es trocken und die Platten stellen kein Problem dar.



                    Dann die berühmte Hängebrücke über den Rau de Spasimata. Da hängt sie nun vor uns, schief wie sie ist. Sie wackelt, macht aber einen soliden Eindruck. Robin geht vor, ich mache Bilder und folge dann.



                    Die Beschaffenheit des Weges bleibt gleich, es folgen mehrere Steinplatten. Wir folgen dem Weg durch ein beeindruckendes Felsental hinauf.







                    Oben angekommen, ist am Horizont wieder das Meer zu sehen. Ach ja, wir sind ja auf einer Insel... Eigentlich unglaublich, dass es solche Berge auf einer so kleinen Insel gibt.
                    Erdnüsse! Die sind noch besser als Riegel wenn's mal anstrengend war und man eine kleine Pause macht. Zum Glück hatte ich eine Tüte (311g) dabei. Niki und Mike sind so freundlich und bieten mir welche von ihren an. Aber da ich ja selbst dabei habe, esse ich natürlich meine eigenen. Hier oben bekommt Nahrung einen ganz anderen Stellenwert, da man ja alles mühsam hochschleppen muss.



                    Und da war er auch schon, der Schnee. Ich hatte mich schon vorab erkundigt, wie die Schneelage in den Bergen sein soll. Ja, es soll noch Schnee liegen. Und jetzt liegt er direkt vor uns auf dem Weg. Wir besteigen unser erstes korsisches Schneefeld.



                    Spannend! Zumal wir in kurzen Hosen durch die Gegend laufen. Zum Glück haben wir beide Stöcke dabei, denn der Schnee ist teilweise schon etwas matschig und rutschig. Es wird immer steiler und ich stelle mir vor, was passiert wenn ich mal den Halt verliere. Ok, nicht darüber nachdenken. Einfach weiter stapfen und gut aufpassen.
                    Von hinten höre ich etwas, was sich nach deutschen Lauten anhört. An sich nichts ungewöhnliches, da einige Deutsche unterwegs sind. Je näher die Stimmen aber kommen, desto weniger verstehe ich. Komisch... Es sind drei Frauen, von denen die eine uns schon fast eingeholt hat. Ich frage sie auf Deutsch ob sie vorbei will, sie schüttelt den Kopf. Also hat sie mich verstanden. Naja egal, nicht wegrutschen!



                    Oben angekommen, ist die Aussicht wieder atemberaubend.
                    Ich bin froh damals zugesagt zu haben diese Tour zu machen! Und jetzt sind wir hier, toll!
                    Der Weg führt weiter durch die felsige Landschaft, es ist teilweise eher ein Klettersteig als ein Weg und ich bekomme immer mehr Freude am Rumklettern.



                    Es folgt der Abstieg nach Haut Asco, unserem Etappenziel. Das letzte Stück führt durch einen wunderschönen Wald mit beeindruckend hohen Bäumen. Hier treffe ich auf einen Vater mit zwei Kindern, der mich fragt ob ich ein Foto von ihnen machen kann. Gerne doch
                    In Haut Asco angekommen, treffe ich wieder auf die beiden Bayern und die drei Mädels vom Schneefeld. Sie sind aus Österreich und sprechen einen herrlich unverständlichen Dialekt. Im Laden kaufe ich mein erstes Kastanienbier, sehr lecker. Nicht so schön ist die Botschaft, die uns hier ereilt. Die nächste Etappe, die den Cirque de Solitude beinhaltet, ist immer noch wegen zu vielen Schnees gesperrt. Das wurde uns auch schon in Calenzana gesagt, ich hatte aber einfach mal optimistisch gehofft, dass der Schnee bei diesem schönen Wetter schnell genug taut bis wir hier sind. Der Schnee hatte aber andere Pläne und ist immer noch in zu großen Mengen da.
                    Als Plan B kann man mit dem Bus die nächste Etappe umfahren. Zum Glück können die Österreicherinnen Französisch, wir können's nämlich nicht. Also kaufen wir alle die Tickets für 35 € und bekommen die Info, dass der Bus um 4 Uhr nachmittags losfährt. Es ist erst kurz vor 1 Uhr, also noch genügend Zeit für ein ausgedehntes Mittagessen. Wir kaufen in dem gut ausgestatteten Laden ein paar Lebensmittel, inklusive einem Brot. Das beste, das wir auf dem ganzen GR20 bekamen, aber das wussten wir da ja noch nicht.
                    Gemeinsam setzen wir uns vor dem Gebäude an einen schiefen Tisch und bereiten unser Mittagsmahl zu. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße. Plötzlich, es ist 14:30 Uhr, steht die Verkäuferin winkend auf dem Balkon und ruft uns zu, dass der Bus abfährt. Hektisch packen wir alles zusammen, zum Glück sind alle schon fertig mit dem Essen. Bloß nichts vergessen, Schuhe an, zum Bus rennen. Es ist der letzte für heute.
                    Unsere Rucksäcke werden im Heck des Busses gestapelt, wir setzen uns rein. Es ist heiß, die Klimaanlage ist überfordert. Immerhin bekommen wir für unser Geld Sauna, Achterbahn und ausreichend Nervenkitzel geboten. Wer schon einmal mit einem Bus auf Korsikas Bergstraßen unterwegs war, weiß was ich meine.

                    Der Bus fährt von Haut Asco das Tal runter bis nach Ponte Leccia. Dort müssen wir auf einmal aussteigen, der Bus wird jetzt benötigt um Kinder von der Schule abzuholen, übersetzt mir eine andere deutsche Frau. Sie ist mit ihren beiden kleinen Söhnen unterwegs. Respekt!



                    In den Bergen war es trotz Sonne gut auszuhalten, was die Temperatur betrifft. Hier im Tal in der Stadt ist es brütend heiß.
                    Zum Glück dauert es nicht lange und unser Ersatzbus trifft ein. Wir laden um und setzen uns rein. Die Fahrt geht weiter, der ganze Bus schläft. Nur ich nicht, ich bin zu groß für die Sitze. Mein Kopf ist zu weit oben um ihn irgendwo anzulehnen. Ist für mich nichts neues, also schaue ich dem Verkehr zu.
                    Nach insgesamt zwei Stunden Fahrt kommen wir im höchsten Dorf Korsikas an: Calasima.



                    Jeder schnappt sich seinen Rucksack und es beginnt ein lustiges Gruppen-Schuhe-Anziehen. Ich bin mit allem irgendwie als Erster fertig und habe Zeit das Treiben zu fotografieren.
                    So stehen wir nun in einem Ort, der eigentlich nicht auf unserem Plan stand. Wir kommen wir jetzt wieder zurück auf den GR20? Einige, wohl Ortskundige, sind schon los gelaufen. Wir beraten uns mit den anderen. Viele Wege gibt es nicht, das zeigt auch die kleine Karte im Führer und so laufen wir einmal quer durch den verschlafenen Ort und folgen der Route auf dem Führer.



                    Wir treffen auf unsere ersten Schweine und machen natürlich Fotos.
                    Es ist aber schon Abend und wir haben noch eine unbekannte Wegstrecke vor uns, also wandern wir weiter. Der Weg führt uns immer weiter zurück in die Berge hinein. Schön...



                    Gemeinsam mit den anderen sind wir auf dem Weg zur Bergerie de Ballone. Meine Routenplanung hatte diesen Ort sowieso als Ziel vorgesehen, da es dort viel schöner sein soll als am Refuge de Tighjettu.
                    Alle, die heute nicht mit dem Bus gefahren sind, übernachten in Haut Asco, fahren morgen mit dem Bus nach Calasima und wandern dann direkt zum Refuge Ciottulu di i Mori, welches auch unser Ziel für morgen ist.
                    So marschieren wir im Abendlicht immer weiter bergan. Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir die Bergerie. Erwartungsgemäß sind die guten Plätze natürlich alle schon weg. Naja fast zumindest. Während Robin uns anmeldet, suche ich einen Platz und springe ganz optimistisch immer weiter den Hang hoch. Und tatsächlich, oberhalb aller Zelte sind mehrere wunderschöne Zeltplätze frei. Ich reserviere sie (ja, ich habe aus meinen Fehlern gelernt) und hole die anderen. Das Tal liegt schon im Schatten, aber wir sind immernoch vom Aufsteig so aufgeheizt, dass wir beschließen noch schnell in den Fluss zu springen. Welch wunderbar erfrischendes Erlebnis! Mitten in den korsischen Bergen nach einem langen Tag in einen eiskalten Gebirgsbach zu hüpfen



                    Wir gehen zum entspannten Teil des Abend über und setzen uns alle zusammen auf einen Felsen und genießen unser Abendessen.
                    Zuletzt geändert von miemiemaeh; 05.03.2019, 19:45.

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                    • Ahnender
                      Fuchs
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                      #11
                      AW: St. Catharine

                      Zitat von miemiemaeh Beitrag anzeigen
                      Wir sind nur Straße gelaufen weil wir nicht wussten wo wir querfeldein gehen können. Auf Google Maps habe ich vorher Wege gesehen, aber die haben wir nicht gefunden.
                      Wenn ich mich recht erinnere, sind wir mit Pause ca. 3 Stunden gelaufen.
                      Danke schön, kommt hin - Lt Georando Software sind es 14 km. Von Norden aus ist aber näher. Man kann
                      nen Stück querfeldein gehen und meist wird man an der Strasse auch mitgenommen.

                      Ich hab im Süden auch nur vor abgeschlossenen Toren gestanden, obwohl es lt 25.000er verlockend ist...
                      Tom

                      >>Ohne Philosophie wagen heute nur noch Verbrecher, anderen Menschen zu schaden.<<
                      Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

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                      • kletterling
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                        • 30.07.2012
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                        #12
                        AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                        Ui, im Reisebus von Haut Asco nach Ponte Lecchia runter- uns wird schon immer im kleinen Golf leicht mulmig.


                        Editiert vom Moderator
                        Die sich hier anschließende Diskussion zu den Strassen auf Korsika findet sich hier

                        Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden. Dein Team der


                        Liest sich toll der Reisebericht! Freue mich schon auf die Fortsetzung!!
                        Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 20.11.2014, 15:17.

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                        • Becks
                          Freak

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                          • 11.10.2001
                          • 19609
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                          #13
                          AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                          Wahnsinn wie voll das im Juni ist. Bei uns war damals nichts los
                          After much research, consideration, and experimentation, I have decided that adulthood is nothing for me. Thank you for the opportunity.

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                          • Flachlandtiroler
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                            • 14.03.2003
                            • 28955
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                            #14
                            AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                            Zitat von miemiemaeh Beitrag anzeigen


                            Oben angekommen, ist die Aussicht wieder atemberaubend.
                            Capo Larghia *freu* -- den Zacken hab' ich kürzlich endlich mal bestiegen.

                            Das Couloir rechts daneben (Normalweg zur Punta Minuta) veranschaulicht schön, was auf der Insel kombinierten Bergtouren oder gar Skitouren (die Abfahrt geht mitunter auch noch im Sommer...) möglich ist.

                            Haut Asco selber ist jetzt keine Schönheit, aber die Talkessel oberhalb bieten etliche sehr lohnende Touren -- oder falls jemandem nach den ersten (harten) GR20-Tagen nach Pause gelüstet: Einfach die halbe Stunde bis zur Brücke in den Cirque de Trimbolaccio reinspazieren und sich an der sagenhaften Landschaft erfreuen
                            Meine Reisen (Karte)

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                            • Ahnender
                              Fuchs
                              • 17.08.2004
                              • 1354
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                              Zitat von Becks Beitrag anzeigen
                              Wahnsinn wie voll das im Juni ist. Bei uns war damals nichts los
                              AFAIK wart ihr im Mai da und zu einer Zeit, als sich noch kaum einer getraut hat im Mai zu gehen, da in allen Führern stand/ steht ab Mitte Juni.

                              Seit ein paar Jahren werden Mai und Oktober für alle die interessant, die nicht reservieren wollen, sprich es ist auch da viel voller als vor der Reservierungspflicht. In meinen Augen, ohne Wissen um die Wetterlage, allerdings ein Vabanquespiel.

                              Und: Juni ist Hochsaison auf der GR, früher allerdings auch erst ab Mitte Juni, da die Refuges nicht vorher bewirtschaftet waren. In den letzten Jahren war das ja schon ab Ende Mai der Fall.

                              Die Geschichte mit dem Bus von Haut-Asco nach Calasima ist wohl auch dieses Jahr das erste Mal durchgeführt wurden. Vorher wurde der GR in Calenzana gesperrt, wenn der Cirque dicht war.
                              Tom

                              >>Ohne Philosophie wagen heute nur noch Verbrecher, anderen Menschen zu schaden.<<
                              Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

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                              • miemiemaeh
                                Anfänger im Forum
                                • 16.11.2014
                                • 31
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                                #16
                                AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                                Tag 4 -- Bergerie de Ballone - Refuge Ciottulu di i Mori

                                Die Nacht war wunderbar ruhig, ich habe gut geschlafen. Mal wieder bin ich als erster wach und genieße ein bisschen die morgendliche Ruhe. Die Damen wachen etwas später auf und bemerken, dass sie eine Menge kleiner Stiche haben. Da waren wohl ein paar kleine Gäste mit im Zelt. Die drei lassen sich etwas mehr Zeit als wir und so verabschieden wir uns und wünsche einen schönen Tag.
                                An der Bergerie füllen wir noch einmal unsere Wasservorräte auf, was eine Ewigkeit dauert. Aus dem Schlauch kommt nur ein kleines Rinnsal, aber wir sind ja nicht auf der Flucht. Hoffentlich sehen das die Leute, die nach mir Wasser auffüllen wollen genauso



                                Wir schauen kurz zu wie an der Hütte der Müll abgeholt wird und machen uns dann gemeinsam mit Anne und Julia auf den Weg. Wir laufen durch lichte Wälder mit den wunscherschönen Bäumen, der Weg fängt heute gemütlich ohne nennswerte Anstrengungen an. Ab und zu müssen wir über einen Bach, hier und da wachsen bunte Blumen.





                                Direkt an einem Bach finden wir mehrere Zeltplätze und bedauern, dass wir hier nicht nächtigen können. Zum einen ist es ja verboten und zum anderen sind wir ja erst losgelaufen. Mir stellt sich die Frage, warum es die Plätze überhaupt geben kann, wenns doch verboten ist und angeblich auch streng kontrolliert wird. Naja, es wird einen Grund geben, wir machen jedenfalls erst mal eine kleine Pause. Dann geht es weiter bergan. Der nächste große Aufstieg steht an. Mir ist Robins Tempo zu langsam und so gehe ich wieder alleine vor.



                                Es wird immer kälter und oben am Pass angekommen, weht ein kalter Wind. Also erst mal das nasse Merino T-Shirt aus- und das warme und trocke Langarmshirt anziehen. Ich mache es mir hinter einer kleinen Steinmauer bequem und es gibt wieder meine kleinen Freunde, die Erdnüsse, zu essen. Irgendwann kommt Robin oben an und macht auch eine Pause.
                                Wir packen wieder zusammen und lassen uns gemeinsam von den Österreicherinnen fotografieren.



                                Es ergibt sich wieder ein Gespräch und wir laufen den restlichen Weg zum Refuge zusammen weiter. Zwischendurch haben wir noch einen kleinen Nasenbluten-"Notfall", der aber mit erstaunlichen Methoden wieder behoben wird (Haargummi ganz fest um den kleinen Finger binden).



                                Zeitgleich mit unserem Erreichen am Refuge kommt auch wieder die Sonne raus und wärmt uns. Heute ist der erste Tag, an dem die ersten Wolken am Himmel sind.
                                Wir setzen uns auf die schöne Terrasse und lassen uns ein Pietra schmecken.







                                Das Refuge Ciottulu di i Mori ist das am höchsten gelegene Refuge (1991m). Laut meinem Führer gibt es hier in heißen Sommern als erstes kein Trinkwasser mehr. Damit haben wir keine Probleme, liegt sogar noch ein Schneefeld neben der Hütte.
                                Hier sehen wir die erste Bierdosen-Quetschanlage. Eine geniale Erfindung, der Wegwerfende hat Spaß dabei und die Dose wird auf kleinsten Raum komprimiert und nimmt so weniger Platz im Müllsack weg. Für mich war es übrigens ein komisches Gefühl, Dosen einfach so wegzuwerfen und kein Pfand dafür abzuholen. Wie schnell man sich an Dinge gewöhnen kann...



                                Wir überlegen was wir machen, hier übernachten oder weiterwandern. Zum einen ist es erst Mittag aber zum anderen würde ich gerne auf dem höchst gelegenen Refuge übernachten. Also beschließen wir hier zu bleiben. Dann können wir uns auch ein bisschen ausruhen und die Aussicht genießen. Die drei Mädels essen noch ein Omlette und erzählen noch ein bisschen mit uns. Dann verabschieden sie sich und gehen weiter. Sie wollen heute noch das Castel de Verghio erreichen. Von der Etappenaufteilung her ist das auch die sinnvollere Variante. Wir planen morgen direkt zum Refuge de Manganu zu wandern, was aber eine 8-Stunden-Etappe darstellt. Ich sehe darin aber kein Problem.
                                Wir melden uns beim doch etwas sehr mürrischen Gardien an und suchen uns auf dem weitläufigen Fels einen schönen Platz. Da wir die Ersten sind, haben wir freie Platzwahl. Na das will doch ausgenutzt werden... Wir suchen uns Plätze weit vorne kurz vor dem Abhang aus, mit bester Aussicht natürlich. Ich baue mein Zelt auf und bin doch etwas überrascht als ich das erst Mal wieder aufblicke.



                                Ein Gewitter zieht auf. Schnell nochmal alles festzurren und etwas Wasser für das Essen kochen. Soviel Zeit muss noch sein. Heute steht bei mir Couscous auf dem Speiseplan. Couscous mit Fertigsoßenpulver. Bis auf das Soßenpulver eine gute Idee, da muss ich wohl meine Outdoorküche nochmal ein bisschen verfeinern.



                                Dank des genialen Ausblicks sehen wir wie sich weiter hinten die Schleusen des Himmels öffnen und gewaltige Wassermassen sich ins Tal ergießen. Genau dort, wo alle anderen hingewandert sind. Ich hoffe, dass keinem was passiert.
                                Mein Wasser wird rechzeitig warm bevor der Regen auch uns erreicht. Ich verziehe mich in mein Zelt und genieße mein Essen. Anschließend lege ich mich schlafen, so lässt sich das Ende des Gewitters auf sehr angenehme Art abwarten.

                                Ich wache wieder auf und schau erst einmal aus dem Zelt. Die Sonne scheint wieder. Zeit für den Nachschlag, es gibt einen Asia Noodle Snack. Lecker, man sollte sich aber über Inhaltsstoffe keine Gedanken machen.
                                Mein Kochersetup ist auch verbesserungsbedürftig, so habe ich z.B. irgendwie kein Topfdeckel und kein Windschutz dabei.



                                Aber es findet sich immer irgendein passender Stein und eine kleine Ecke wo es windstill ist.
                                Der Himmel klart wieder auf und es zeichnet sich ab, dass wir heute wieder einen wunderschönen Abend erleben.



                                Es wird kalt, aber wir setzen und noch zusammen auf die Terrasse und erzählen eine ganze Weile. Ich bin im kalten Wind heilfroh über meine Daunenjacke und meine Winddichten Fjällhosen.
                                Die Sonne geht unter und es wird dunkel. Zeit ins "Bett" zu gehen (mit diesem Ausdruck habe ich auf der Tour übrigens für einige Lacher gesorgt). Diese Nacht wird kalt! Mein Schlafsack hat eine Komforttemperatur bis 4 °C. Mal schauen ob das reicht.

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                                • derSammy

                                  Lebt im Forum
                                  • 23.11.2007
                                  • 7412
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                                  Zitat von miemiemaeh Beitrag anzeigen
                                  [B][SIZE=3]

                                  Wir treffen auf unsere ersten Schweine und machen natürlich Fotos.

                                  OT:



                                  Jedermann hat ja ein gewisses Recht auf freie Meinungsäusserung...

                                  Aber nur weil der ein M-ünchner Kennzeichen hat ..isser doch noch lang kein Schwein ?!?!


                                  Hernach isser ja nochnichmal Fußballfan



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                                  • miemiemaeh
                                    Anfänger im Forum
                                    • 16.11.2014
                                    • 31
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                                    Tag 5 -- Refuge Ciottulu di i Mori - Refuge de Manganu

                                    Es kam wie erwartet: Die Nacht war kalt! Wie kalt genau, kann ich nicht sagen. Aber nachts habe ich den Schlafsack komplett zu gemacht, die Kapuze übergezogen und nur noch ein kleines Loch für den Kopf offen gelassen. Dann war es gerade noch angenehm warm, gut geschlafen habe ich aber trotzdem.



                                    Das frühe Aufstehen wird mit einem schönen Sonnenaufgang belohnt. Als wir dann fertig gefrühstückt und alles zusammengepackt haben, ist es Zeit aufzubrechen. Der Weg führt anfangs über einen Bergkamm und geht dann ins Tal hinab. Hier begegnen wir einer Kuh mit zwei Kälbern. Die Mutterkuh hat es nicht so gerne, dass wir stehen bleiben und kommt kopfschüttelnd auf uns zu. Da alle Kühe auf Korsika große Hörner haben, lassen wir uns nicht lange Zeit um zu interpretieren, was sie uns mitteilen möchte. Ohne Verabschiedung machen wir uns davon.



                                    Wir passieren einen der vielen Steinhaufen. Ja Steine gibt es auf Korsika zur Genüge...
                                    Der Weg ist hier sehr gut ausgebaut, es gibt mehrere stabile Brücken über den Fluss. Mich faszinieren wieder die wunderschönen große Bäume.





                                    Kurz vor Castel de Verghio wird alles sehr grün und pflanzenbewachsen. Der Weg führt durch ein Wäldchen, dessen Boden mit lauter Farnen bewachsen ist. An einer Stelle verpassen wir eine Wegbiegung und wir laufen geradeaus ins Gestrüpp. Das ist uns schon mehrmals auf dem GR20 passiert. Irgendwann hört dann der vermeindliche Weg im Nichts auf. Das ist immer ein Zeichen umzukehren und nach Wegmarkierungen zu suchen. An sich ist der Weg sehr gut markiert, wenn man allerdings in Gedanken ist und einfach drauf los marschiert, kann man die eine oder andere Markierung verpassen. Aber das ist ja alles nicht schlimm, wir laufen eh zig Kilometer durch die Gegend, da macht der kleine Umweg auch nichts mehr aus.



                                    Auf einmal ist vor uns eine breite Straße. Wir haben das Castel erreicht. Es ist Vormittag, auf dem Zeltplatz ist niemand mehr. Wir machen eine kurze Pause und kaufen im Laden ein bisschen ein. Hier gibt es sogar Äpfel! Das lasse ich mir nicht entgehen. Über Preise wollen wir hier mal nicht reden
                                    Nach dem Castel führt der Weg ein klein wenig bergab und geht dann ganz langsam wieder bergauf.



                                    Ausnahmsweise ist der Weg sehr einfach zu gehen, keine Steine oder Hindernisse. Einfach drauf los marschieren, irgendwie ungewohnt... Es wird wieder heißer und es geht auch wieder steiler bergan.
                                    Zwei Wanderer kommen mir entgegen und fragen mich ob der Cirque begehbar ist. Ich erkläre ihnen die Situation, der Weg dürfte frei sein bis sie dort sind. Die beiden erzählen mir, dass sie ganz im Süden gestartet sind und dass meine nächste Etappe, also ihre letzte, die bis jetzt schönste sei. Na das hört sich doch gut an! Das macht Vorfreude auf morgen.

                                    Ein Blick zurück lässt erahnen, wie weit wir heute schon gewandert sind. Es kam mir gar nicht so weit vor...
                                    Dort im Felsmassiv wo der Einschnitt ist, haben wir genächtigt.



                                    Eine faszinierende Eigenschaft des GR20 ist, dass sich der Weg jeden Tag verändert. Wir kommen direkt aus dem Gebirge und laufen jetzt durch eine grasbewachsene Hügellandschaft mit jeder Menge Schweinen.
                                    Hier scheint man gut Tagestouren machen zu können. Jedenfalls laufen hier jede Menge Leute rum, die nicht aussehen, als ob sie öfter wandern gehen. Das ist ein Zeichen dafür, dass ich mich dem Lac de Nino nähere, einem bekannten Ziel in der Gegend.





                                    Und tatsächlich, da liegt der See vor mir im Tal. Hier gibt es einige Pferde und viel durchgeweichtes Gras. Auch eine schöne sprudelnde Quelle ist direkt am See. Ich treffe die drei Österreicherinnen wieder, sie sind aber gerade am Aufbruch und wollen gleich weiter. Sie empfehlen mir ein Bad im See, soll sehr erfrischend sein.
                                    Da Robin aber noch nicht da ist, setze ich mich erst mal in den Schatten und esse etwas. Es macht Spaß den grasenden Pferden zuzuschauen wie sie mit ihren Hufen halb in der Wiese versinken.
                                    Nach ca. einer Stunde kommt Robin dann und wir hüpfen gemeinsam in den See. Hüpfen ist übertrieben, wir gehen rein. Der See ist nicht tief genug zum Hüpfen. Ein tolles Gefühl barfuß über die sumpfige Wiese zu laufen.
                                    Leider zieht das heutige Gewitter schon auf und so lassen wir uns nicht so viel Zeit.

                                    Der Weg führt noch ein wenig durch das Hochtal und geht dann immer weiter bergab. Mit dem Gewitter im Nacken gebe ich ein bisschen Gas, was schade ist, denn auch hier ist die Landschaft wieder wunderschön. Hier treffe ich wieder auf die Mutter mit den beiden kleineren Söhnen. Sie sind von Calasima direkt zum Refuge Ciottulu di i Mori gegangen und am nächsten Tag dann nur bis zum Castel de Verghio. So trifft man alle wieder, obwohl jeder eine andere Aufteilung gewählt hat.
                                    Der Wind weht erste Tropfen an, ich mache vorschnell mein Regenschutz auf den Rucksack. Bisher sind wir immer trocken geblieben. Viel Erfahrung im Regen habe ich deswegen noch nicht.
                                    Ich komme an einer Bergerie vorbei, die gerade eine Lieferung per Muli erhält.



                                    Weiter hinten stehen eine ganze Ziegenherde auf mehreren Felsblöcken rum. Warum sie oben drauf stehen, weiß ich nicht, ist aber lustig.
                                    Viel Zeit zum Überlegen bleibt nicht, ich muss weiter. Die letzte Strecke zum Refuge lege ich im Marschschritt zurück.
                                    Geschafft! Anne ruft mir von der Terrasse zu. Jetzt muss ich nur noch einen Platz für unsere Zelte finden. Das ist hier gar nicht so einfach. Zum einen ist es ja schon spät und voll, zum anderen gibt es nicht so viele gute Plätze. In der Mitte ist eine große "Zeltwiese" und außenrum nur Büsche. In den Büschen gibt es vereinzelt schöne Zeltbuchten, die eigentliche Zeltwiese ist abschüssig, voller Steinbrocken und zum Zeitpunkt meiner Ankunft voller Kühe.



                                    Ich schaue mir erst mal das ganze Gelände an aber leider sind die ebenen Plätze alle schon belegt. Jetzt heißt es kreativ sein. Robin ist auch schon da und stellt sein Zelt auf einen der abschüssigen Plätze auf der Wiese. Mein Zelt ist zum Glück so klein, dass es auf eine kleine ebene Fläche direkt an den Büschen neben dem Weg passt.



                                    Toller Platz, sind doch die Niki und Mike direkt nebenan.
                                    Das Gewitter hat sich an dem Berg, von dem wir kamen, festgesetzt. Bei uns scheint die Sonne, also ist jetzt Essenszeit!
                                    Nicht lange nach dem Essen kommt das Gewitter aber doch in unsere Richtung. Es fängt an zu Regnen und zwar so richtig! Wir flüchten alle ins Refuge (passender Name also). Hier drinnen ist es total voll und auch sehr dunkel. Es wird gerade Essen serviert, zum Glück dürfen wir aber drinnen bleiben. Draußen rauscht der Starkregen. Hoffentlich ist alles dicht am Zelt, müsste aber passen.
                                    Der Regen hält nicht lange an und wir können wieder raus. Es hat abgekühlt, aber die Sonne scheint wieder.
                                    Die komplette deutschsprachige Gesellschaft versammelt sich auf der Terrasse. Günther, die Bergziege, ist auch wieder da. Habe ich ihn eigentlich schon erwähnt? Er war von Anfang an dabei und ist eine kölsche Frohnatur. Er hat immer einen Spruch auf den Lippen und hat uns das eine oder andere Mal zum Lachen gebracht. Er ist einen Tag nach uns von Haut Asco nach Calasima gefahren, dann direkt zum Refuge Ciottulu di i Mori und heute wie wir direkt hier her gewandert.

                                    Ich bin müde vom Tag und will so langsam ins "Bett" gehen. Robin fragt ob wir morgen einen Ruhetag einlegen können. Der schwere Rucksack hat ihm die letzten Tage sehr zugesetzt und er braucht einfach mal eine Pause. Klar, kein Thema, auch wenn ich nicht wirklich Lust dazu habe. Aber was sein muss, muss ein. Das hat natürlich zur Folge, dass die ganze lustige Truppe ohne uns weiter zieht. Aber so ist das nun mal...

                                    Auch diese Nacht wird wieder sehr kalt, nach dem Gewitter hat es sehr stark abgekühlt. Für mich im Zelt ist das weniger ein Problem, die beiden bayrischen Jungs sind aber nur mit Tarp unterwegs und ziehen sich vor dem Schlafengehen alles an, was sie dabei haben.

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                                    • miemiemaeh
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                                      • 16.11.2014
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                                      #19
                                      AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                                      Tag 6 -- Refuge de Manganu (Ruhetag)


                                      Heute klingelt kein Wecker, ich werde aber trotzdem früh wach. Es ist ca. 6 Uhr und draußen höre ich fleißiges Zusammenpacken von Zelten. Da ich jetzt eh schon wach bin, kann ich auch raus aus dem Zelt und mir einen gemütlichen Morgen machen.
                                      Ich esse mein Frühstück zusammen mit Niki und Mike, wir unterhalten uns schön. Nach und nach verlassen alle die Zeltwiese, es heißt "Bye bye" sagen und "ein schönes Leben" wünschen.





                                      Ich verabschiede mich von allen und dann ist der gesamte Platz auch schon leer. Die Sonne scheint und ich sitze gemütlich vor meinem Zelt, esse noch etwas Müsli. Etwa 10 Meter vor mir raschelt es im Gebüsch. Am Vortag bei unserer Ankunft waren ja schon viele Kühe auf der Wiese, aber jetzt kommt ein riesiger Stier aus dem Gebüsch, schaut zu mir rüber und brüllt zwei mal so laut wie er nur kann. Und so ein Stier kann laut brüllen! Was tun? Das Vieh ist riesig und scheint nur aus Muskeln zu bestehen. Ich schaue mich um, hinter mir sind Büsche, ca. 15m nach rechts ein großer Felsen. Naja, einfach mal sitzen bleiben und schauen was passiert. Der Stier scheint gemerkt zu haben, dass er hier der Chef ist und so stapft er quer über die Wiese und kämpft sich auf der anderen Seite weiter durch die Büsche. Puhhhh... Glück gehabt. Das war ein krasses Erlebnis. Natürlich war das nicht der erste Stier, den ich in meinem Leben gesehen habe, aber der erste, der in dieser Entfernung nicht eingezäunt war.
                                      Naja... dann kann ich ja jetzt weiter essen

                                      Was macht man an einem freien Tag? Gute Frage... eigentlich wäre ich ja gerne weiter gegangen. Mein Körper ist im Wandermodus, er will nicht hier rumgammeln. Aber rumgammeln ist auch mal nicht verkehrt, also zwinge ich mich dazu. Ich setze mich also in den Schatten des Felsbrockens auf der Mitte der Wiese und lese mein Buch. Die Sonne ist schon wieder sehr heiß und viel Schatten gibt es hier nicht.







                                      Ich schaue mir das Gelände noch einmal genauer an, mache Fotos von der Hütte und der "Müllverbrennungsanlage".
                                      Der Tag dümpelt so vor sich hin. Irgendwann kommen die ersten Wanderer an. Jetzt gibt es wieder was zu Schauen. Das ist spannender als jeder Film Viele Unterschiedliche Personen kommen an, manche in der Gruppe, manche ganz alleine.
                                      Zwischendrin regnet es mal wieder, also wieder Zeit für ein Nachmittagsschlaf.



                                      Die Wiese füllt sich, aber heute müssen wir uns ja keinerlei Gedanken über einen Stellplatz machen, wir haben ja schon die besten.
                                      Spät abends kommt dann eine größere Gruppe an, die sehr interessant ist. Sie sprechen Deutsch und sind, bis auf zwei ältere Herren, nur Jugendliche. Ich kenne mich da nicht gut aus, aber es scheint eine Gruppe aus schwer erziehbaren Jugendlichen zu sein. Die Natur scheint ihnen aber gut zu tun, sie sind einigermaßen friedlich. Die Gruppenleiter haben sie gut im Griff. Sie scheinen aber direkt durch das Gewitter gelaufen zu sein und ihre Klamotten im Rucksack nicht wasserdicht verpackt zu haben. Jedenfalls leeren sie ihre Rucksäcke und hängen alles zum Trocknen auf. Ihre Wanderstiefel waschen sie unter fließendem Wasser komplett aus. Warum sie das machen, weiß ich nicht, für mich macht das nicht wirklich viel Sinn. Jetzt sind sie ja komplett mit Wasser getränkt. Naja, ist nicht mein Bier

                                      Später am Abend kommt Robin mit einer Idee zu mir. Er hat in seinem Führer gelesen, dass man an der Breche de Capitello einen schönen Sonnenaufgang beobachten können soll. Also will er schon nachts loswandern um dann bei Sonnenaufgang oben zu sein.
                                      Mir ist die Idee etwas suspekt, hat er doch gestern noch um einen Ruhetag gebeten. Auf der anderen Seite sehe ich keine übermäßig großen Sicherheitsrisiken und außerdem kanns ja ganz interessant werden. Also sage ich zu. Wir gehen dann auch recht bald ins Bett, wollen wir doch schon um halb 3 Uhr los laufen.

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                                      • miemiemaeh
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                                        • 16.11.2014
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                                        #20
                                        AW: [FR] GR20 - 3 Wochen im Juni quer durch Korsika

                                        Tag 7 -- Refuge de Manganu - Refuge de Petra Piana

                                        01:45 Uhr. Irgendwo auf Korsika. Piep-piep, piep-piep. Kein Vogel - ein Wecker. Ich bin sofort hellwach. Aber das ist auch kein Wunder, lange geschlafen habe ich nicht.
                                        Ich will nicht aufstehen und mir kommen Zweifel ob das, was wir vorhaben eine gute Idee ist. Aber abgemacht ist abgemacht. Ich krieche aus dem Zelt. Ein komisches Gefühl, ich bin der einzige, der draußen rum läuft. Alle anderen liegen in ihren Zelten und schlafen. Auch von Robin ist nichts zu sehen. Hat er verschlafen? Doch keine Lust mehr auf seinen Plan?
                                        Soll ich jetzt schon anfangen zusammenzupacken, nur um dann später zu merken, dass alles umsonst war? Abgemacht ist abgemacht, also fange ich an zusammenzupacken. Das klappt ganz gut, obwohl es noch dunkel ist. Ganz dunkel ist es aber nicht, wir haben Vollmond. Um genau zu sein, benötige ich nicht mal meine Stirnlampe, so hell ist es.
                                        Aus Robins Zelt tönt endlich ein Wecker. Scheint also alles zu klappen.
                                        Gefrühstückt wird nichts, dazu ist später bestimmt noch genug Zeit. Um 02:30 Uhr machen wir uns dann gemeinsam auf den Weg. Ausgerüstet mit unseren Stirnlampen gehen wir über die Brücke neben der Hütte und beginnen die heutige Etappe.

                                        Mein Kreislauf kommt in Schwung, mir wird warm. Zeit also um die Jacke auszuziehen. Robin geht schon mal weiter, ich lege die Stirnlampe beiseite und stelle den Rucksack ab. Das Gefühl mitten in der Nacht in einem so friedlichen, dunklen Tal, das nur vom Mond beleuchtet wird, zu stehen ist einfach unbeschreiblich! Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann man fast alles erkennen. Einfach wunderbar, ich bereue es überhaupt nicht, dass wir so früh aufgestanden sind.



                                        Die Jacke ist auf dem Rucksack festgezurrt, ab jetzt geht es im T-Shirt weiter. Robin hat genau die andere Variante gewählt, er hat kurze Hosen und Jacke an, ich lange Hosen und T-Shirt. Jedem das seine ;)
                                        In der Dunkelheit ist es manchmal sehr schwer den Weg zu finden. So kann man jetzt die üblichen Spuren auf den Felsen nicht sehen und ist völlig auf die Markierungen angewiesen. Diese sind zum Glück rot-weiß und das Weiß kann man im Licht der Stirnlampe sehr gut erkennen. Manchmal musst man sich aber ein bisschen umschauen um das nächste Zeichen zu sehen. Das eine oder andere Mal klettern wir auch wild durch die Landschaft weil der Weg mal wieder abgebogen ist, ohne dass wir es bemerkt haben.

                                        Schade ist, dass wir die Landschaft hier nicht bei Tageslicht sehen. Irgendwo muss hier ein toller Wasserfall sein und auch mehrere Seen. Das nächste Mal gehe ich hier bei Tag hoch
                                        Wir nähern uns immer mehr dem Ende des Tals. Ich frage mich wo da wohl der Weg weiter geht.
                                        Kurz drauf wird meine Frage ganz einfach beantwortet: Einfach geradeaus hoch!
                                        Es liegt immer mehr Schnee, wir müssen öfters über Schneefelder rüber. Ist man einmal auf einem Schneefeld drauf, ist alles in Ordnung. An den Übergängen liegen die Gefahren. Der Schnee ist schon ziemlich weggeschmolzen und so ist es an vielen Stellen nicht mehr sicher, dem Trampelpfad zu folgen. Speziell wenn direkt darunter ein Bach fließt. An einer Stelle vertraut Robin zu sehr den Spuren, bricht bis zur Hüfte ein und landet mit den Füßen im Wasser. Bestimmt kein allzu angenehmes Vergnügen... Weiter ist nichts passiert und wir können weitergehen.
                                        Wir sind einige Hundert Höhenmeter unterhalb des Passes. Ab hier gibt es keinen festen Weg mehr, nur noch Schnee. Die Spuren lassen erahnen, dass es Mittags, wenn der Schnee angetaut und matschig ist, hier zu schönen Rutschpartien kommt. Heute Nacht ist alles fest und wir kommen sehr gut hoch. Mal abgesehen davon, dass es sehr anstrengend ist den steilen Hang im Schnee hochzukommen. Ich überprüfe immer wieder mit meinen Wanderstöcken, ob der Schnee dick und fest genug ist. Es ist aber alles in Ordnung.
                                        Nach einer ganzen Weile Kraxelei kommen wir oben an. Ich schaue ins nächste Tal und bin, wie schon so oft, total beeindruckt von der Aussicht. Aber nicht allzu lange, denn ich bin nass geschwitzt und hier oben weht ein recht starker Wind. Allzu warm ist der selbstverständlich nicht. Robins Uhr zeigt 5°C an. Mit Windchillfaktor ist das deutlich weniger.
                                        Also erst mal raus aus dem nassen Shirt und rein ins warme Langarmshirt und in die Daunenjacke. Und die Regenjacke. Jetzt ist es schön warm :-) Zeit für das Frühstück. Wir suchen uns etwas unterhalb des Grats an einer windgeschützeren Stelle einen günstigen Platz zum Sitzen aus. Vor uns geht es steil bergab, aber das macht mir mittlerweile überhaupt nichts mehr aus. Ich setze mich auf mein Sitzkissen (28g, die sich gelohnt haben) und packe mein Müsli aus. Es ist jetzt 5 Uhr und die Sonne lässt noch ein bisschen auf sich warten. Sonnenaufgang soll um 6 Uhr sein. Ich realisiere an welch wunderbarem Ort ich gerade sitze! Nur der Wind in den Ohren und um mich herum eine atemberaubende, wilde Natur. Ein tolles Gefühl der Freiheit.! Dank Dauenjacke ist mir gut warm, mir geht es einfach wunderbar! Nur müde bin ich. Da noch genug Zeit ist, gönne ich mir den Luxus einfach hin und wieder kurz einzuschlafen. Immer wenn ich wieder wach werde und die Augen öffne bin ich aufs Neue von der Aussicht beeindruckt.



                                        Pünklich zum Sonnenaufgang geht am Horizont die Sonne auf (wer hätte das gedacht). Die wärmenden Sonnenstrahlen tun gut auf der Haut.
                                        Unter uns sehen wir den Weg, er führt zunächst weiter über den Schnee und dann irgendwie durch die Felsen. So genau kann man das von weitem nicht sehen.







                                        Tolle Idee hier oben zu sein, hat sich gelohnt.
                                        Wir beobachten noch eine Weile den Sonnenaufgang und packen dann wieder zusammen. Ab jetzt gehts im Schnee bergab.



                                        Anfangs hatte ich so meine Bedenken, dass das doch recht rutschig werden könnte. Aber im Prinzip muss man einfach nur immer die Fersen in den Schnee rammen und schon kann man ganz normal den Schnee runter laufen. Funktioniert wirklich super und macht nebenbei auch ne Menge Spaß.

                                        Der Schnee wird weniger und wir klettern wieder Felsen hinab. Ein Felsenkamin war besonders interessant. Hier ist es wahrscheinlich einfacher nach oben zu klettern, als nach unten. Mit dem großen Rucksack auf dem Rücken ist man auch nicht so beweglich und man kann schlecht sehen wo man den Fuß hinsetzen muss.



                                        Zu unserer Linken sehen wir den See mit dem Eis wieder, den wir schon von ganz oben gut sehen konnten.





                                        Der Weg führt ab jetzt wieder den Berg hinauf, es geht immer wieder über kleinere und größere Schneefelder. Auch hier ist wieder die Herausforderung auf das Schneefeld rauf zu kommen. Der Schnee schmilzt nämlich erst unten weg und bildet dann einen Überhang, auf den man vorne besser nicht drauftreten sollte. Also immer erst einen großen Schritt machen um auf den festeren Schnee zu kommen.
                                        Wenig später kommt uns ein älteres Ehepaar entgehen und fragen uns ob es hier noch mehr Schnee gäbe. Ihnen fällt es sehr schwer hier zu wandern. Leider muss ich ihnen sagen, dass es in ihrer Richtung immer mehr wird.

                                        Der Weg geht vergleichsweise unspektrakulär weiter. Und irgendwann erreichen wir dann den Abstieg nach Petra Piana.



                                        Es ist gerade mal 10 Uhr als wir das Refuge erreichen. Genug Zeit um bis zum nächsten Refuge zu gehen, hätten wir noch. Aber Robin fehlen, verständlicherweise, die Kräfte dazu. Also suchen wir uns in Ruhe die schönsten Zeltplätze aus. Wir finden sie weiter vorne, am Abhang. Hier hat man einfach die beste Aussicht und ist von den anderen Plätze am weitesten entfernt.



                                        Das Refuge an sich ist wieder sehr einfach gehalten, drinnen ist es total dunkel und düster. Aber es gibt Lebensmittel zu kaufen.



                                        Da es wir ja schon vormittags angekommen sind, haben wir jetzt wieder einen halben Tag Pause. Zeit um mein Buch fertig zu lesen.
                                        Die Lage des Refuges bietet auch noch etwas Besonderes: Hier treffen mehrere Luftmassen zusammen. Aus dem Nachbartal drücken sich Luftmassen über den Kamm und treffen direkt hier auf die Luftmassen aus dem Tal vor uns. Dabei bilden sich Wolken, die ein beeindruckendes Naturschauspiel bieten. Zum einen verändert sich das Wetter halbstündlich und zum anderen kann man die Wolkenmassen in Höchstgeschwindigkeit vorbeiziehen sehen.



                                        Ansonsten ist hier nicht viel los, ich gehe mit all den wunderbaren Eindrücken recht bald schlafen. Der Tag hat ja auch sehr früh angefangen.

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