[SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

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  • Knuttchen
    Anfänger im Forum
    • 10.02.2013
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    • Meine Reisen

    #61
    AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

    Hey,

    das hat der Heinz Zölzer schon länger im Angebot:

    http://www.zoelzer.de/content.php?Produkte%2FKanusport%2FSicherheit%2FWurfsäcke%2C+Cowtails%2C+Schleppleinen+%26+Zubehör%2FBergehaken+&seite=shop/produkte.php&details=77&hauptrubrik=151

    und man spart die Stange....


    nette Grüße knuttchen

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    • Ditschi
      Freak

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      • 20.07.2009
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      • Meine Reisen

      #62
      AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

      Danke, kannte ich noch nicht. Leicht, aber teuer. Immerhin hat mal jemand nachgedacht.
      Ich will aber nicht die Bootshakendiskussion neu beleben.
      Hier geht es darum, Denkanstöße zu geben, wie man eleganter aus dem Boot kommt als mit der Kartoffelsackmethode. Insbesondere bei steilem Ufer und tiefem Wasser. Sonst ist es einfach.
      Ob aufklemmbarer Haken oder Bootshaken, das Prizip ist gleich: man kann sich einhaken, auf die Füße kommen und hochhangeln.
      Ditschi

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      • Knuttchen
        Anfänger im Forum
        • 10.02.2013
        • 27
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        • Meine Reisen

        #63
        AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

        denkanstoss,


        meine prinzessin paddelt seit 41 jahren mit mir .......(Bildnachweise im BdT im FBF) ich steige aus (alle Methoden wurden erprobt ((ohne paddelbruch))und ich helfe beim aussteigen) meist behält sie trockene füße.....(ganz wichtig)...manchmal wird mehr nass; siehe german tourist....

        bei heinz zölzer gibt es für uns fortgeschrittene paddler noch folgende hilfe http://www.zoelzer.de/content.php?session=066ec00b445cc25fee51075622041e66&Produkte%2FKanusport%2FBootszubehör%2FEin-+%26+Austiegshilfe&seite=shop/produkte.php&details=1656&hauptrubrik=158

        auf weitere innovationen gespannt, knuttchen

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        • Ditschi
          Freak

          Liebt das Forum
          • 20.07.2009
          • 12367
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          • Meine Reisen

          #64
          AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

          Hallo Knuttchen,

          noch eine Neuvorstellung für mich. Danke. Schön auch zu lesen, daß Du Erfahrung hast. Von einem Newbee nimmt die Fachwelt schon garnichts an. Nur eine Anregung: wir machen da

          https://www.outdoorseiten.net/forum/...49#post1349649

          mittlerweile weiter, um den Reisebericht von Christine nicht mit dem Thema zu überfrachten. Das hat er nicht verdient.

          Gruß Ditschi

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          • Knuttchen
            Anfänger im Forum
            • 10.02.2013
            • 27
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            • Meine Reisen

            #65
            AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

            Inzwischen Mahlzeit an die Mitleserschaft,

            wir warten ja schon gespannt auf die Fortsetzung durch Christine,,

            da dachte ich, dass Alternativen zur Kartoffelsackmethode hilfreich seien



            neblige grüße knuttchen

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            • German Tourist
              Dauerbesucher
              • 09.05.2006
              • 849
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              • Meine Reisen

              #66
              AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

              Zitat von Knuttchen Beitrag anzeigen
              Inzwischen Mahlzeit an die Mitleserschaft,

              wir warten ja schon gespannt auf die Fortsetzung durch Christine,,

              da dachte ich, dass Alternativen zur Kartoffelsackmethode hilfreich seien
              Die Fortsetzung ist schon in Arbeit - nur noch etwas Geduld.

              Ich verfolge hier fasziniert alle genannten Alternativmethoden, aber leider sind die alle für das Faltboot nicht so wirklich geeignet. Mein Problem ist ja nicht, dass ich mich nicht hochstemmen kann. Dazu bräuchte ich auch keine Ausstiegshilfe oder keinen Bootsanker. Das würde ich durch Abstützen auf dem Süllrand ohne alle Hilfsmittel hinkriegen und Paddolf hat die Profi-Methode ja sehr gut beschrieben. Das eigentliche Problem im Faltboot ist, dass man im Gegensatz zu Festbooten keinen festen Grund unter den Füßen hat. Auf das Kielrohr möchte ich ehrlich gesagt bei meinem Gewicht auch nicht steigen... Das Feathercraft K1 hat darüber hinaus noch den Nachteil, dass ich mich auch nicht hinter dem Sitz auf das Boot setzen kann, denn der Spant hat einen First, der noch dazu mit dem Drehkopf einer Schraube verziert ist - da sitzt es sich höchst unbequem.
              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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              • Prachttaucher
                Freak

                Liebt das Forum
                • 21.01.2008
                • 11905
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                Ich würde wirklich bei der Paddelbrücke bleiben. O.K. auf steinigem Untergrund lege ich mein Carbonpaddel auch nicht wirklich gerne hin. Alternativ würde sich anbieten das ggf. robustere Reservepaddel zu verwenden - in meinem Fall ist das ein Kandierpaddel aus Holz.

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                • German Tourist
                  Dauerbesucher
                  • 09.05.2006
                  • 849
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                  Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                  Ich würde wirklich bei der Paddelbrücke bleiben. O.K. auf steinigem Untergrund lege ich mein Carbonpaddel auch nicht wirklich gerne hin. Alternativ würde sich anbieten das ggf. robustere Reservepaddel zu verwenden - in meinem Fall ist das ein Kandierpaddel aus Holz.
                  Aufgrund meines nomadischen Lebenswandels ist meine Ausrüstung voll auf Flugzeugtransport ausgerüstet, d.h. gewichts- und volumensorientiert. Im Klartext: Auch mein Reservepaddel ist ein vierteiliges Karbonpaddel..... Ich werde wohl den Rest meines Lebens ein Kartoffelsack bleiben....
                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                  • Waldhexe
                    Alter Hase
                    • 16.11.2009
                    • 2893
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                    Ich weiß nicht, wie der Boden bei den Feathercrafts gestaltet ist, ich nehme an, dass es zwei parallel verlaufende Kielrohre sind. Eine Möglichkeit wäre vielleicht, ein Brett (z.B. größeres dünnes Vesperbrett aus Kunststoff) zum Draufsteigen auf den Kielrohren zu befestigen, am besten mit aufgeklebtem Klett-/Flauschband. So habe ich das bei meinen Folbots gelöst, die Kielrohre haben.

                    Ich bin kein Leichtgewicht und habe damit bisher keine Schäden an meinen Faltern angerichtet. Auch an meinen Paddeln nicht und ich verwende wo immer möglich die Paddelbrücke, mit Carbonschäften.
                    Ablauf bei mir: Auf Steg/Ufer parallel zum Boot setzen bzw. neben dem Boot in die Hocke gehen (z.B. in flachem Wasser), Paddel etwa mit der Mitte hinter Süllrand legen und mit der Hand nach hinten greifend in der Mitte des Süllrands Süllrand und Paddel fest fassen. Andere Hand an den Paddelschaft und vorsichtig drauf stützen. Füße ins Boot und flott Hintern reinrutschen lassen.

                    Hier gezeigt von meiner damals neunjährigen Tochter:




                    Die Kartoffelsackmethode (jedenfalls eine ziemlich unelegante, unvorteilhafte Methode) verwende ich an zu hohen Stegen oder Ufern. Sieht etwa so aus, funktioniert an noch wesentlich höheren Stegen und auch umgekehrt:


                    Einfach Aufstehen und Hochklettern mache ich ohne stützenden Partner nicht, obwohl ich mir einbilde, ein gutes Gleichgewicht zu haben.


                    Bei aller Technik: gelegentliche "Performenceprobleme" beim Ein- oder Aussteigen sind normal, passieren bestimmt jedem Paddler ab und zu und jeder hofft, das gerade keine Zuschauer da sind...

                    Grüße,

                    Claudia

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                    • German Tourist
                      Dauerbesucher
                      • 09.05.2006
                      • 849
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                      So etwa sieht das bei mir auch aus.....

                      Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                      Bei aller Technik: gelegentliche "Performenceprobleme" beim Ein- oder Aussteigen sind normal, passieren bestimmt jedem Paddler ab und zu und jeder hofft, das gerade keine Zuschauer da sind...
                      Das ist heute mein Wort zum Sonntag! Danke für den Zuspruch!
                      http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                      • German Tourist
                        Dauerbesucher
                        • 09.05.2006
                        • 849
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                        Foxen und Töck

                        Der Wetterbericht versprach mal wieder viel Wind für den nächsten Tag – aber in Dalsland gibt es auch hierfür in der Regel eine Lösung: Ich wollte mich in einen Seitenarm des Foxen verdrücken, der auf meiner Karte verwirrenderweise auch Stora Le heißt, aber nichts mit dem großen Stora Le zu tun hat. Passenderweise gibt es direkt am Eingang zu diesem Seitenarm mehrere Lagerplätze – auf der Insel Getön sogar gleich vier. Natürlich befand sich der Lagerplatz mit Schutzhütte am Nordende der Insel, so dass ich erst mit den letzten Sonnenstrahlen dort angepaddelt kam. Rauch lag in der Luft und ich glaubte, in der Ferne eine Person zu erkennen. Waren tatsächlich noch weitere Paddler unterwegs und kampierten hier? Aber als ich am nächsten Morgen an dieser Stelle vorbei kam, war weit und breit niemand zu sehen. Entweder war ich einer Fata Morgana erlegen oder die Paddler waren sehr früh aufgebrochen.....



                        In diesem kleinen Stora Le gab es jede Menge offizieller Lagerplätze, die ich alle eingehend erforschte. Nur als es Mittag wurde und zu regnen begann, stellte sich heraus, dass ausgerechnet der letzte Lagerplatz in diesem Seitenarm nicht mehr existent war. Ich hatte mich so sehr gefreut meine Mittagspause in einer Schutzhütte zu verbringen, aber stattdessen saß ich jetzt bibbernd im Nieselregen unter einem Baum und löffelte meinen Milchreis (risgröt). Es gab hier nicht mal mehr eine Trockentoilette. Enttäuscht brach ich schon nach 20 Minuten wieder auf, sonst wäre ich dort noch festgefroren. Glücklicherweise hatte ich für die Rückfahrt einen ordentlichen Zeitpuffer eingeplant, denn jetzt hatte ich den Wind oft gegen mich. Obwohl ich an diesem Tag nur eine relativ kurze Strecke gepaddelt war, war ich ziemlich fertig, als ich abends wieder an dem Lagerplatz auf Getön ankam.



                        Aber jetzt war endlich mal eine Ruhepause in der Zivilisation in Sicht. Mein letzter „bezahlter“ Aufenthalt war jetzt fast drei Wochen her – auf dem Zeltplatz in Lidköping. Seitdem hatte ich mich immer nur mit kaltem Wasser waschen und meine Handyakkus an den Schleusen aufladen können (von meinem Kurzaufenthalt bei dem netten Schweizer Ehepaar mal abgesehen). Erfahrungsgemäß sind die Haare dabei das größte Problem. Haarewaschen mit kaltem Wasser und ohne Shampoo hilft nicht viel – nach einer Woche juckt die Kopfhaut. Zudem waren alle meine 4 Handyakkus jetzt fast komplett am Ende. Und vom Sauberkeitsgrad meiner Kleidung nach drei Wochen Paddeln will ich jetzt gar nicht erst sprechen. In Töcksfors sollte sich das alles ändern. Dort gibt es nämlich eine Jugendherberge, die das ganze Jahr über geöffnet hat – eine echte Ausnahme auf meiner Tour. Die meisten schwedischen Campingplätze sind nämlich nur im Sommer geöffnet, maximal bis Ende September. Bei vielen kleinen Jugendherbergen verhält es sich ähnlich. Aber Töcksfors liegt so nah an der norwegischen Grenze, dass das ganze Jahr über norwegische Shopping-Touristen durchkommen. Die Jugendherberge hatte ich im Internet für alle Fälle schon mal vorgebucht. Check-in ab 16 Uhr hieß es in der E-Mail-Bestätigung dann. Und dann schien erst mal alles schief zu laufen.

                        In meinem 7 Jahre alten Führer stand, dass sich die Jugendherberge in einem Hotel befand, welches wiederum in der Nähe des Campinplatzes war. Ich war hocherfreut: Direkt am Campingplatz befand sich der Gasthafen. Ich würde dort also anlanden, mein Boot irgendwie verstecken oder festmachen und dann direkt mit all meiner Ausrüstung zur Herberge marschieren. Es war ja nicht weit. Direkt gegenüber vom Gästehafen befand sich auch noch eine überwucherte Uferstelle, wo schon einige Ruderboote in unterschiedlichen Verfallsstadien herumlagen. Dort landete ich an, schob mein Boot zur Tarnung etwas ins Gebüsch und lief mit Sack und Pack los in Richtung Herberge. Nur realisierte ich dann erst auf einem Ortsplan am Campingplatz, dass sich die Jugendherberge mittlerweile an einem völlig anderen Ort befand – nämlich am genau entgegengesetzten Ende der Stadt. Da stand ich nun und fühlte mich wie der Depp vom Dienst. Entweder musste ich jetzt meine ganze Ausrüstung zwei Kilometer weit durch den Ort schleppen und die ganze Strecke dann bei der anschließenden Portage noch zwei Mal laufen oder ich musste mein gut verstecktes Boot jetzt wieder auspacken, alles einladen und die Portage jetzt machen. Da ich nicht wusste, wie gut ich mein Boot an der Herberge abstellen konnte, beließ ich es in seinem Versteck und trabte los in Richtung Herberge, vorbei an gefühlten hundert norwegischen Shopping-Touristen, die mich in meinem abgerissenen Zustand erstaunt musterten.

                        Als ich dann dort endlich völlig erschöpft angekommen war, erwartete mich schon der nächste Schicksalsschlag. Die Rezeption war abgeschlossen und schien sich auch um 16 Uhr nicht öffnen zu wollen, stattdessen sollte man per Telefonanruf einchecken. Ich sah schon eine entsprechende Schlüsselbox mit Nummerncode. Nur standen zwischen mir und meinen Zimmerschlüssel in der Box zwei Hindernisse: Ich hatte zwar eine schwedische SIM-Karte von Comviq gekauft, aber mein Prepaid-Plan beinhaltete nur Internet – keine Anrufe. Darüberhinaus war mein allerletzter Handyakku fast schon komplett am Ende. Jede Minute konnte mir der Saft ausgehen. Ich heulte fast vor Verzweiflung. Für Problem eins gab es eine Lösung: ich wechselte die schwedische SIM-Karte gegen meine normale deutsche SIM-Karte aus und siehe da: ich hatte schwedisches Netz. Und dank Aldi-Talk kann ich wie im gesamten EU-Ausland zum normalen deutschen Tarif telefonieren. Nur fragte ich mich, ob mein Handyakku das Aus- und wieder Einschalten überleben würde. Wahrscheinlich würde der Akku genau dann den Geist aufgeben, wenn mir der Nummercode für die Schlüsselbox durchgesagt wurde. Jetzt half also nur noch Beten, denn ich konnte nirgendwo eine Steckdose zum Akkuaufladen entdecken. Selten habe ich ein so angespanntes Gespräch geführt – aber der Akku hielt durch. Zwei Minuten später gab mir der Herbergsvater am Telefon den Nummerncode durch und 5 Minuten später saß ich in einem wunderschönen Einzelzimmer. 7 Minuten später machte mein Handy „Beep“ und der Akku war tot. Das war knapp. Ich atmete erst mal tief durch vor Erleichterung.

                        Natürlich war genau in meinem Zimmer die Heizung defekt, aber andere freundliche Gäste gaben mir einen elektrischen Heizkörper. Jetzt musste ich mich förmlich zwingen, nicht sofort zum Entspannen aufs Bett zu sinken, sondern erst mal Wäsche zu waschen. Zur Belohnung schob ich mir dann in der luxuriösen Herbergsküche erst mal eine Tiefkühl-Pizza aus dem nahen Supermarkt in den Ofen. Bald wurde mir klar, dass ich nicht schon wie geplant am nächsten Tag wieder aufbrechen würde. Ich musste zuviele Dinge klären – vor allem meine Rückreise. Der Langzeitwetterbericht versprach immer weiter sinkende Temperaturen. Es wurde also Zeit, zum Ende zu kommen.

                        Die Planung der Rückreise gestaltete sich schwieriger als erwartet. Außerdem musste ich alles über mein Smartphone recherchieren. Glücklicherweise verfügte die Herberge über ganz passables Wifi. Dennoch hing ich fast den ganzen Tag im Internet. Die Rückfahrt sollte über Göteborg erfolgen. Angesichts drohender Bahnstreiks wollte ich zunächst mit dem Bus von Göteborg nach Berlin fahren. Nur leider stellte sich diese Option als nicht ganz so optimal heraus. Die einzige Verbindung mit Eurolines ging nur über Nacht – und schlafen im Bus mit meinen 1,84 m ist nicht gerade einfach. Zudem würde die Begrenzung beim Gepäck auf max. 2 Gepäckstücke mit je 20 kg und maximalem Gurtmaß von 160 cm ziemliches Umpacken erfordern. Ich beschloss dann also, es trotz Streikrisiko mit dem Europa-Spezial-Tarif der Deutschen Bahn zu versuchen. Hier wieder ein erneutes Problem: Obwohl mir massenhaft gute und billige Verbindungen von Berlin nach Göteborg angezeigt wurden, spukte der Angebotsfinder der Bahn-App keine einzige Verbindung in der Gegenrichtung aus. Es dauerte mehrere Stunden, bis ich endlich auf des Rätsels Lösung stieß. Von Göteborg nach Kopenhagen fährt man mit dem Öresundzug und dort kann man offensichtlich weder die Handy-Tickets noch die Online-Tickets der Deutschen Bahn lesen. Um dennoch in den Genuss des Europa-Spezial-Tarifs zu kommen, muss man sich das Ticket per Post zusenden lassen, was natürlich in meinem Fall ohne Adresse nicht möglich war. In umgekehrter Richtung ist das Ticket dann schon vorher entwertet worden, weswegen zumindest Online-Tickets ausgegeben werden. Aber auch hier gibt es einen Weg drumherum: Ich buchte einfach ein Europa-Ticket-Spezial von Kopenhagen nach Berlin und kaufte mir das Öresund-Ticket einzeln in Schweden. Das kam preislich nur ein wenig teurer.

                        Mit Internet-Recherche und Skypen verflog mein Ruhetag wie im Flug. Ich kam kaum aus meinem mollig warmen Herbergszimmer heraus – draußen nieselte es sowieso den ganzen Tag. Am Abreisetag erwachte ich bei dichtem Nebel. Ich ließ mein ganzes Gepäck in der Herberge und zog erst mal los, um mein Boot zu holen. 2 km und dann wieder 2 km mit dem Boot im Schlepptau zurück. Immerhin fand ich mein Boot unberührt in seinem Versteck vor. Bei dem Nebel hätte es sowieso keiner gefunden. Auch die norwegischen Touristen staunten nicht schlecht, als ich mit meinem 5 Meter Kajak aus dem Nebel heraus an den Zebrastreifen auftauchte. Direkt an der Herberge befand sich ein passable Einsetzstelle, wo ich dann das Boot belud und endlich gegen Mittag loskam – immer noch im dichten Nebel. Ich schaltete schon mal vorsichtshalber mein GPS ein. Immerhin waren bei dem Wetter auch keine Motorboote unterwegs. Wie sich leider herausstellte, hatte ich beim Einsteigen einen großen Fehler gemacht. Noch ganz erhitzt von der Anstrengung der Portage hatte ich nur ein Baselayer und meine Fleecejacke an. Bald war mir hundekalt. Ich wollte aber auch nicht anlanden und wärmere Klamotten herauskramen – also paddelte ich fröstelnd immer weiter. Tagestemperatur war ca. 5 Grad. Ich war noch immer barfuß unterwegs. Bei der nächsten Pinkelpause legte ich immerhin eine Mütze und Socken an, denn derlei Kleinkram habe ich immer in meinem Proviant-Drybag auf Deck dabei.



                        Immerhin lichtete sich der Nebel im Laufe des Nachmittags und mutterseelenallein glitt ich auf dem spiegelglatten Töck vor mich hin. Dann packte mich der Ehrgeiz. Anstatt einen der beiden auf dem Weg liegenden Lagerplätze mit Schutzhütte zu nehmen, wollte ich ganz bis ans Ende des Töck an den letzten Lagerplatz – nur um dann dort dann schon leicht unterkühlt festzustellen, dass genau dieser Lagerplatz wohl auch schon Geschichte war. Keine Schutzhütte, keine Trockentoilette weit und breit. Zelten wollte ich angesichts der Kälte auch nicht, also paddelte ich wieder fast eine Stunde zurück zur letzen Schutzhütte. Als ich dort im letzten Tageslicht ankam, fror ich gottserbärmlich. Zum ersten Mal auf dieser langen Tour war mir so richtig kalt. Ich schleppte meine ganze Ausrüstung zur Schutzhütte und schmiss sogleich den Kocher an. Nach einem Topf mit heißer Schokolade ging es mir schon besser, aber ich fröstelte noch einige Stunden, bevor ich in meinem molligen KuFa-Quilt endlich wieder normale Betriebstemperatur erreicht hatte. Das ganze war mir eine Lehre: Ich würde von jetzt an viel mehr auf warme Kleidung achten müssen, denn der Wetterbericht verhieß auch weiterhin fallende Temperaturen. Und so startete ich am nächsten Morgen dann auch brav mit warmer Mütze, Handschuhen und mehreren Schichten Kleidung.



                        Bei Sonnenschein ging es jetzt diesselbe Strecke wieder zurück nach Töcksfors. Hatte sich der Ausflug gelohnt? Mein Paddelführer lobte den Töck in hohen Tönen – hier wäre die Landschaft so ganz anders. Ich fand es zwar ganz nett, aber so besonders war die Strecke nun auch wieder nicht. Aber halt ein netter Ausflug, so dass mir auch die erneute Portage in Töcksfors nicht viel ausmachte. Mittlerweile kannte ich mich hier ja bestens aus. Ich kaufte noch ein letztes Mal im Supermarkt ein und genoss die letzten Sonnenstrahlen – dies würde der letzte sonnige Tag auf der ganzen Tour werden. Nach der Portage steuerte ich gleich einen der vier Lagerplätze im nördlichen Foxen an, die ich alle schon auf der Hinfahrt ausgekundschaftet hatte. Jetzt konnte der Endspurt beginnen.
                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                        • Waldhexe
                          Alter Hase
                          • 16.11.2009
                          • 2893
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                          Tipps für Paddeltouren bzw. Hygiene:
                          - Chota Mukkluks für die Füße, sind wasserdicht und warm bis zum Knie, Socken gehen auch noch drunter
                          - in Schweden habe ich immer einen Künzi Hobo dabei, klein zusammenfaltbar und bei halbwegs trockenem Wetter super mit Kiefernzapfen zu betreiben
                          - dadurch Brennstoffersparnis bzw. wenn Brennstoff nicht das Problem ist (bei Paddeltouren kann man ja mehr mitnehmen) das Waschwasser warm machen!
                          - ideale Outdoorhygiene für mich: PET-Flasche mit Sportverschluss ("Nuckelverschluss"), da reicht ein Dreiviertel Liter für eine Grundwäsche mit Einseifen, da man die "Problemzonen" mit zielgerichtetem, gut dosierbarem Strahl super erreicht; zum Haarwaschen eben zwei Flaschen bzw. die Flasche zweimal füllen. Wichtig: der Sportverschluss macht den Unterschied!
                          Bei so wenig Wasserbedarf kann man das Wasser auch erwärmen! Topfgröße auch kein Problem, einfach einen Teil heißes Wasser in die teilgefüllte Flasche füllen. PET- Flasche tagsüber als Trinkflasche, vor Ort im Supermarkt oder Tanke kaufbar (z.B. Isogetränke, Mineralwasser) und vor Rückreise wegschmeißbar...

                          Tolle Reise und schöner Bericht, ich mag Dalsland auch sehr und bedaure die Scandreck-Plage außerordentlich. Ich verstehe nicht, warum die Schweden sich das gefallen lassen und fürchte, mögliche künftige Beschränkungen werden alle Paddler treffen...

                          Gruß,

                          Claudia
                          Zuletzt geändert von Waldhexe; 11.11.2014, 10:52.

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                            #73
                            AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                            Zitat von Waldhexe Beitrag anzeigen
                            - dadurch Brennstoffersparnis bzw. wenn Brennstoff nicht das Problem ist (bei Paddeltouren kann man ja mehr mitnehmen) das Waschwasser warm machen!
                            - ideale Outdoorhygiene für mich: PET-Flasche mit Sportverschluss ("Nuckelverschluss"), da reicht ein Dreiviertel Liter für eine Grundwäsche mit Einseifen, da man die "Problemzonen" mit zielgerichtetem, gut dosierbarem Strahl super erreicht; zum Haarwaschen eben zwei Flaschen bzw. die Flasche zweimal füllen. Wichtig: der Sportverschluss macht den Unterschied!
                            Bei so wenig Wasserbedarf kann man das Wasser auch erwärmen! Topfgröße auch kein Problem, einfach einen Teil heißes Wasser in die teilgefüllte Flasche füllen. PET- Flasche tagsüber als Trinkflasche, vor Ort im Supermarkt oder Tanke kaufbar (z.B. Isogetränke, Mineralwasser) und vor Rückreise wegschmeißbar...
                            Nochmals kurz zum Thema Haarewaschen:

                            Der Tipp mit der "Nuckelflasche" ist sehr gut. Ich mache das schon seit Jahren so beim Radfahren, wo man sich mit den Trinkflaschen auch hervorragend eine "bottle shower" wie von Dir beschrieben geben kann. Dabei gibt es nur zwei Probleme:

                            Ich habe immer arge Hemmungen, mit Seife oder Shampoo in der Nähe von Flüssen und Seen herumzumachen, denn ich will ja auch nicht, dass andere Leute mein potentielles Trinkwasser verschmutzen. Dieses Problem kann man aber zumindest so halbwegs durch biologisch abbaubare Seife und Waschen weit weg von den Gewässern vermeiden.

                            Das größte Problem auf dieser Tour war nicht das Waschen mit kaltem oder warmem Wasser, sondern viel eher das Trocknen der Haare danach. Am Ende meiner Tour überstieg die Tageshöchsttemperatur kaum mehr 10 Grad und lag eher deutlich drunter. Da war es mir einfach zu riskant, bei Wind und Wetter auch noch mit nassen Haaren zu paddeln bzw. so nachts ins Zelt zu kriechen. In solchen Momenten beneide ich dann oft Männer mit extremer Kurzhaarfrisur (sprich Glatze.....).
                            http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                              #74
                              AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                              Foxen und Stora Le:

                              Der Wetterbericht verhieß eine einzige Katastrophe: Wind, Dauerregen und weiter sinkende Temperaturen. Als ich unter der Brücke bei Fagelvik in den breiten Foxen hinauspaddelte, sah noch alles ganz friedlich aus. Und so beschloss ich idiotischerweise, diesmal zur Abwechslung am westlichen Ufer des Foxen zu paddeln, obwohl wir Ostwind hatten. Naürlich bereute ich diese Entscheidung schnell, aber dann war es schon zu spät für eine Querung. Ich hielt tapfer durch und landete am einzigen Lagerplatz am Westufer zur Mittagspause an. Selbst in der dortigen Schutzhütte fror ich erbärmlich, aber der Wetterbericht versprach immer weiter sinkende Temperaturen. Der nächste Tag sollte eine einzige Katastrophe werden. Mir war klar, dass ich daher für die heutige Nacht einen guten Lagerplatz brauchte, denn gegebenenfalls würde ich dort eine ganze Weile das schlechte Wetter aussitzen müssen.

                              Im Übergangsbereich zwischen Foxen und Stora Le war ich dann endlich aus dem Wind – dachte ich zumindest. Denn als ich mein Smartphone aus der Rettungsweste fischte, um ein Photo zu machen, wehte es mir gleich die Tüte mit den Kopfhörern weg. Die Tüte konnte ich bald bergen, aber die Kopfhörer sind in den Tiefen des Stora Le verschwunden. Sehr ärgerlich, aber immerhin ist es erst am Ende der Tour passiert. Für einen Hörbuch-Junkie war mich war das noch halbwegs zu verschmerzen. Ansonsten höre ich nämlich oft 2 bis 5 Stunden pro Tag Hörbucher – je nachdem wie spannend das Buch gerade ist.



                              Ich steuerte jetzt den Lagerplatz Konenäbbsröset direkt an der schwedisch-norwegischen Grenze an. Dies wäre dann auch sozusagen das offizielle Ende der Tour, denn ich wollte ja einmal Schweden durchqueren. (Natürlich würde ich dann noch weiterpaddeln, denn von Konenäbbsröset führt kein Weg in die Zivilisation zurück....) Als ich den Lagerplatz denn endlich mal gefunden hatte (die GPS -Koordinaten waren in diesem Fall falsch gewesen), sah ich dort aus der Ferne einen Hund herumlaufen. Wie kam der denn hierher? Streunende Hunde sind in Schweden ja eher selten und in den Sommerhäusern wohnte jetzt im Oktober niemand mehr. Das musste ich erforschen. Als ich an der Hütte ankam, war vom Hund weit und breit keine Spur mehr. Aber hundert Meter entfernt schimmerte es neon-orange aus dem Wald – genau diesselbe Farbe, die meine Jagdschutzkappe hat. Ich taperte hinüber und sah auch bald einen älteren Jäger mit Gewehr in der Hand. In dieser Stellung wollte ich den älteren Herrn ja nun wirklich nicht erschrecken und machte mich vorsichtig bemerkbar. Der gute Mann starrte mich wie ein Fata Morgana an – ich muss wohl mit Spritzdecke, Rettungsweste und barfuss in Sandalen einen sehr komischen Eindruck gemacht haben. Zu allem Überfluss handelte es sich um einen der wenigen Schweden, die kein Englisch sprachen. Zunächst mal fragte er mich überflüssigerweise, ob ich denn hergepaddelt sei (nein, ich laufe nur gerne mit Spritzdecke und Rettungsweste spazieren......immerhin konnte ich mir diese Bemerkung gerade noch verkneifen.). Ob ich denn in der Schutzhütte übernachten wolle? Das wäre nämlich ein Problem, denn er und seine Kumpels wären hier auf Elchjagd. Ich sollte jetzt am besten weiterpaddeln und erst in zwei Stunden wiederkommen, wenn ich nicht abgeschossen werden wolle. (Ich nehme zumindest an, dass er mir so etwas in dieser Richtung sagen wollte......). Und da ich wirklich keinen gesteigerten Wert darauf legte, für einen Elch gehalten zu werden, verzog ich mich wieder. Es war eh noch früh am Tage und ich wollte noch den norwegischen Fjord Ostre Otteidvika erforschen.

                              Auf der norwegischen Seite sah es genauso aus wie in Schweden. Immerhin hätte ich hier die Möglichkeit, mit einer Portage in den Halden-Kanal umzutragen. Angesichts des nahenden Winters verkniff ich mir aber diese Möglichkeit. Auch hier in Norwegen gibt es offizielle Lagerplätze und den ersten besichtigte ich gleich auf der Inselgruppe Skromleholmene. Größter Unterschied zu Schweden: In Norwegen gibt es Mülleimer, in Schweden nicht. Dafür haben die Schweden die weniger riechenden Plumpsklos. Auf Skromleholmene gab es keine Schutzhütte (und keinen schwedischen Handyempfang), so dass ich wieder zurück paddelte. Da ich mich immer noch nicht den Elchjägern stellen wollte, fand ich mein neues Zuhause auf der Insel Trollön. (In Dalsland gibt es Dutzende von Trollöns, also Trollinseln, aber diese hier ist zweigeteilt: halb schwedisch, halb norwegisch.) Überraschenderweise gab es dann auch zwei Schutzhütten auf der kleinen Insel. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für die norwegische, die zurückgesetzt im Wald liegt und daher windgeschützter ist.



                              Noch vor Sonnenaufgang quälte ich mich aus dem Quilt, um den aktualisierten Wetterbericht abzurufen. (Yr.no aktualiesiert immer so gegen 6 Uhr früh). Dafür musste ich noch ein wenig im Dunkeln hin- und herlaufen, bevor ich schwedischen Empfang hatte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Nieselregen den ganzen Tag, heftiger Wind – und Tageshöchsttemperatur 3 Grad.... Erst am nächsten Tag sollte es ein bisschen besser werden. Schweren Herzens entschied ich, den ganzen Tag in de r Hütte auf Trollön abzuwettern. Ich hatte genug Zeitpuffern, Proviant und Brennstoff – nur der Lesestoff wurde knapp. Ich hatte mir in Mariestad glücklicherweise zwar 5 Taschenbücher gekauft, aber ich war mittlerweile auch schon beim letzten Buch angekommen: Walter Kempowskis Nachkriegsroman „Uns geht es ja noch gold“. Immerhin passten die Schilderungen des Nachkriegswinters 45/46 zu den jetzigen Temperaturen. Vielleicht muss ich mir doch noch ein Kindle zulegen, damit ich in Notsituationen nicht ohne Buch dastehe. (Allerdings eignet sich ein Kindle ja eher weniger als Klopapiervorrat.....)

                              Bei eisigen Temperaturen zog sich der Tag in die Länge. Ich rationierte meine Buchkapitel, die Schokolade und Heißgetränke sowie meine Internetsessions, um Akku zu sparen. Immerhin hatte ich in meiner Schutzhütte regen Besuch: Die Vögel waren so zutraulich, dass sie direkt vor meiner Nase in die Hütte flatterten, um Essensreste aufzupicken. Ich fütterte sie regelrecht mit Müsli (das mir eh nicht schmeckte). Nur als dann noch ein Eichhörnchen dazu kam, wurde es mir zuviel. Soviel Essen hatte ich nun auch nicht zu verteilen.... Dennoch war ich erstaunt, wie zutraulich die Tiere hier waren – wahrscheinlich von Heerscharen von Paddlern umkonditioniert.

                              Am nächsten Morgen dann gleich wieder der Blick auf den Wetterbericht. Ich hatte mittlerweile total Hummeln im Hintern und wollte einfach los. Immerhin schien sich das Wetter etwas zu bessern und die Temperatur sollte heute sagenhafte 5 Grad erreichen. Ich warf mich in die volle Kampfausrüstung inklusive Südwester, Regen- und Fleecejacke sowie Handschuhe aller Art. Nur leider hielt sich das Wetter nicht an die Vorhersage und es nieselte den ganzen Morgen. Die Mittagspause war eine einzige Katastrophe und ich klapperte vor Kälte fast mit den Zähnen. Meine Hände und Füssen waren Eisklumpen. Ich war froh, dass die Tour jetzt bald eine Ende haben würde, denn mir wurde klar, dass ich mittlerweile ein echtes Problem hatte: Aufgrund der tiefen Temperaturen trug ich auch tagsüber fast meine komplette Kleidung. Im Boot befand sich jetzt nur noch eine Synthetikjacke und ein warmes Baselayer. Im Falle einer Kenterung wäre der Großteil meiner Kleidung nass und unbrauchbar. Nur mit einer Jacke und einem Baselayer bekleidet würde es dann über Nacht im Schlafsack sehr ungemütlich werden. Ich hielt die Situation zwar noch nicht für lebensgefährlich, aber immerhin würde ich in einem Notfall jetzt in eine grenzwertige Situation kommen. Ich würde die verbleibenden zwei Tage extrem vorsichtig sein müssen. Glücklicherweise war zumindest das Wasser selbst noch vergleichsweise warm – der Vorteil einer Herbsttour.



                              Am Nachmittag riss dann endlich die Wolkendecke auf und ich erspähte blauen Himmel. Und kaum kletterte das Thermometer auf 5 Grad, ging es mir auch gleich besser. Fast schon beschwingt paddelte ich zu meinem Tagesziel, dem Lagerplatz im Naturreservat Furustadön. Bei dieser letzten Übernachtung wurde ich mit einer traumhaften Schutzhütte belohnt. Die Hütte war in einer malerischen Bucht gelegen und ihr Dach war sogar begrünt. Besonders freute ich mich, dass diese Hütte ungewöhlich hoch war und ich so mein Innenzelt bequem darin aufstellen konnte – in diesem Fall eine dringend notwendige Vorsichtsmaßnahme, denn hier gab es eine besonders aktive Maus, die mich mit ihrem Geherumgetrappel die halbe Nacht lang wach hielt.



                              Jetzt lagen nur noch wenige Stunden Paddeln vor mir – und nur noch eine kleine Herauforderung: ich musste noch einmal den Stora Le queren. Obwohl die Querung nur einen Kilometer breit war, war ich ziemlich nervös und heilfroh, am anderen Ufer angelangt zu sein und dann endlich am heiß ersehnten Zielpunkt anzukommen. Ich beendete meine Tour nämlich mit einem ziemlichen Highlight: Wie sich der geneigte Leser vielleicht erinnert, hatte ich vor über drei Wochen auf dem Campingplatz in Lidköping einen freundlichen Herrn namens Nicke kennengelernt. Dieser hatte mir angeboten, sein Sommerhaus zu nutzen, welches sich passenderweise direkt am Stora Le in der Nähe von Ed befindet. Ich hatte Nicke vor einer Woche nochmals angerufen und meinen Aufenthalt besprochen. Er hatte mir genau erklärt, wo sich die Hütte befindet und wo ich den versteckten Schlüssel finden konnte. Darüberhinaus hatte er sogar einen Nachbarn gebeten, für mich dort die Heizung und das Warmwasser anzuschalten. Bis zuletzt war ich natürlich sehr nervös gewesen, ob ich denn alles so gut finden würde. Aber jetzt löste sich alles in Wohlgefallen auf: Ich erkannte den Anlandeplatz auf Anhieb, fand auch sofort den Schlüssel und stand wenig später in einem geheizten Badezimmer unter einer heißen Dusche.

                              Nickes kleines Sommerhaus entpuppte sich als volleingerichtete Luxuswohnung. Es gab sogar ein frisch bezogenes Bett und eine riesige Küche – alles ganz für mich allein. Das entspannte auch das übliche Drama beim Bootsabbau, für den ich jetzt einen ganzen Tag Zeit hatte. Ich parkte mein Boot erst mal zum Trocknen in der Garage, aber natürlich war es aufgrund der feuchten Witterung am nächsten Morgen noch nicht ganz trocken. Da ich das Boot gleich winterfest verpacken wollte, musste ich jetzt noch mit dem Fön ran. Aber so langsam aber sicher verschwand dann meine komplette Ausrüstung im Laufe des Tages wieder im Feathercraft Packsack und in meinem Rucksack. Optimaler hätte diese Tour nicht enden können.

                              Nicke hatte darüberhinaus auch noch seinen freundlichen Nachbarn gebeten, mich die wenigen Kilometer nach Ed zum Busbahnhof zu fahren. Der nette ältere Herr tauchte auch auf die Minute genau pünktlich am nächsten Morgen auf. Nur leider verlief die kurze Fahrt nach Ed nicht ganz so wie geplant. Nach 5 Minuten drangen komische Geräusche ins Fahrerhaus. Uns schwante nichts Gutes. Wir hielten an, um nachzusehen: Und siehe da, wir hatten einen Platten. Der freundliche Nachbar versicherte mir, dass er in seiner ganzen 50-jährigen Autofahrerlaufbahn noch nie einen Platten gehabt hätte – und wechselte dennoch wie ein Profi innerhalb von 10 Minuten den Reifen. Ich kam trotz Reifenpanne immer noch so pünktlich in Ed an, dass ich mir im Supermarkt ein ordentliches Frühstück kaufen konnte.



                              Der Rest ist kurz erzählt: Erst ging es mit dem Bus, dann mit dem Zug bis nach Göteborg, wo ich mich für zwei Nächte in der Jugendherberge eingemietet hatte. Diese ist ganz einfach mit der Trambahn vom Hauptbahnhof aus zu erreichen und hatte als goldene Krönung sogar eine kostenlose Sauna. Die freundlichen Rezeptionisten empfahlen mir auch ein ausgezeichnetes AYCE-Buffet, (diesmal vegetarisch und nicht Thai!), das ich zwei Mal besuchte. Für mich Sparfuchs gab es dann aber noch ein weiteres Highlight: Für gerade mal 40 SEK (also gut 4 EUR) kann man ein Jahres-Kombiticket für 5 Museen in Göteborg erwerben, die ich natürlich alle am nächsten Tag abgraste.



                              Am 22.10. ging es dann zurück nach Berlin. Alle Züge waren pünktlich – bis auf die deutschen....Und im Bahnfahren mit Faltboot bin ich jetzt wohl Profi!

                              Praktische Infos: In Schweden kann man Busfahrkarten nicht mehr gegen Bargeld beim Fahrer erwerben. Man braucht stattdessen eine Plastikkarte, die man in großen Bahnhöfen am Schalter oder in kleineren Ortschaften beim Pressbyran erwerben kann. Dort kann man dann auch nachladen. Der öffentliche Nahverkehr wird von unterschiedlichen regionalen Anbietern betrieben. Am Anfang meiner Tour an der Ostküste habe ich daher eine „Resekortet“ von Östgötatrafiken erworben, während ich in Dalsland dann die Karte von Västtrafik benötigte. Die beiden Anbieter haben auch einen ausgezeichneten Reiseplaner im Internet, mit denen man sich die besten Verbindungen raussuchen kann. Die Västtrafik-Karte gilt dann im Regionalverkehr in Bussen, Bahn und auch für die Strassenbahn in Göteburg. Leider ist die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig. Beim Einsteigen muss man am Automaten die „Plus“-Taste drücken und dann die Karte davorhalten. Beim Aussteigen dann nicht vergessen, wieder die Karte vor das Gerät zu halten. Kleinste Nachladeeinheit bei Västtrafik ist 100 SEK.

                              Ich hatte mir für diese Tour auch eine schwedische SIM-Karte gekauft. Obwohl es viele andere gleichwertige Anbieter gibt, habe ich mich für Comviq entschieden und würde diesen Anbieter aus folgenden Gründen auch weiterempfehlen: Viele SIM-Karten werden nur an schwedische Adressen versendet, während man die Comviq-SIM in jedem Pressbyran kaufen kann. Ein Ausweis oder eine schwedische Adresse muss dabei nicht angegeben werden. Zum Auf- bzw. Nachladen kauft man sich einen Coupon der gewünschten Option und gibt den Code dann direkt als Zahlenkombination ein. Im Klartext: Man muss sich nicht mit schwedischsprachigen Internetmenüs oder Telefonansagen herumschlagen. Derzeit kostet 1 GB Data 95 SEK, gültig für einen Monat (inklusive SIM-Karte 145 SEK). Ich hatte während der ganzen Tour guten Empfang, einzig kurz vor Ed gab es nur noch Telia.
                              http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                              • Knuttchen
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                                • 10.02.2013
                                • 27
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                                #75
                                AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                hei, hei Christine,

                                super, vor allem das Durchhalten, auch alleine ist es schwieriger, da darf kein Unfall passieren;

                                danke für das ausführliche Schreiben, da waren viele gute Tipps dabei

                                wir meiden ja wo es geht die festen Plätze, da wir zu zweit im Zweier paddeln haben wir auch mehr Ladekapazitäten und ersetzen das "Hüttendach" meist mit dem großen Hilleberg Tarp.

                                Bei einem Regen/Sturmtief nutzten wir letztes Jahr im September den DANO 82 Åsnabben, und nagelten den Eingang mit einer Bauplane zu......, an Feuer machen war nicht zu denken und wir schafften noch 4°C....


                                nette grüße knuttchen

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                                • German Tourist
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                                  • 09.05.2006
                                  • 849
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                                  #76
                                  AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                  Zitat von Knuttchen Beitrag anzeigen
                                  super, vor allem das Durchhalten, auch alleine ist es schwieriger, da darf kein Unfall passieren;
                                  Wie ich ja jetzt selbst erleben durfte, kann man in Dalsland bis weit in den Oktober hinein paddeln. Nachdem ich wieder zurück in Deutschland war, hat sich das Wetter dort wieder deutlich verbessert und man könnte sogar jetzt noch, Anfang November dort paddeln. Du musst halt nur die richtige Ausrüstung mitbringen und darfst nicht so kälteempfindlich sein. Ich persönlich habe auf dieser Tour festgestellt, dass alles über 5 Grad Celsius tagsüber für mich kein großes Problem war, sofern es nicht wie aus Eimern schüttet. Leider lagen die Temperaturen gerade am Ende auch tagsüber oft drunter.....

                                  Dennoch glaube ich, dass eine solche Tour am Ende der Saison zu zweit mehr Spaß macht - nicht nur aus Sicherheitsgründen. Man muss im Herbst halt doch immer mit anhaltenden Schlechtwetterphasen, d.h. viel Wind und/oder Regen rechnen. Das kann man dann zwar gut in den Schutzhütten aussitzen, aber bei den Temperaturen sitzt man dann echt in der Hütte fest. Ich habe mich dann kaum aus dem Quilt herausgewagt. Alleine wird einem dann einfach recht schnell langweilig, während man sich zu zweit oder in der Gruppe besser die Zeit vertreiben kann.

                                  Interessanterweise fand ich das immer kürzer werdende Tageslicht zumindest bis Ende Oktober kein großes Problem. Ich hatte immer noch über 10 h Licht zum paddeln.
                                  http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                  • Mika Hautamaeki
                                    Alter Hase
                                    • 30.05.2007
                                    • 3979
                                    • Privat

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                                    #77
                                    AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                    Nun um Ende des Berichts nochmal ein riesen DANKE für den tollen Bericht. Hat viel Spaß gemacht zu lesen!
                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                    A. v. Humboldt.

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                                    • evernorth
                                      Fuchs
                                      • 22.08.2010
                                      • 1839
                                      • Privat

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                                      #78
                                      AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                      Das schaut ja schon sehr herbstlich, trübe und dunkel aus.
                                      Die Kälte ist manchmal schon in den Bildern zu spüren, da möchte ich manchmal gleich in den......
                                      Mein letzter Besuch im Dalsland liegt schon etwas länger zurück. Ich wollte immer mal im September zurückkommen.
                                      Unfreiwillig hast du mich jetzt aber nicht gerade dazu animiert.

                                      Sehr ambitionierte Tour und ein toller Bericht. Respekt, und vielen Dank für´s teilen.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                      • German Tourist
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                                        • 09.05.2006
                                        • 849
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                                        #79
                                        AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                        Tourvarianten:

                                        Bei der Planung dieser Tour war mir ziemlich unklar, wie lange ich dafür brauchen würde. Daher hat mich an einer „Quer-durch-Schweden“-Tour vor allem begeistert, dass es diverse Abkürzungs- und Verlängerungsmöglichkeiten gibt. Der Vollständigkeit halber möchte ich die verschiedenen Varianten kurz anreißen:

                                        Schärengärten an der Ostküste:
                                        Da ich verletzungsbedingt später gestartet bin als geplant, lag mein Startpunkt in Valdemarksvik. Wer sich länger in den Schärengärten aufhalten möchte, kann genauso gut in Västervik oder Gamleby starten. Alternativ kann man auch nach Stockholm anreisen und über den dortigen Schärengarten nach Süden Richtung Mem paddeln.

                                        Trollhätte Kanal: Wer weniger Zeit hat, kann vom Vänern direkt bei Vänersborg in den Trollhätte Kanal einbiegen und von dort aus in 81 km Göteborg erreichen. Auf diesem Kanal fährt allerdings auch die Berufsschifffahrt, wobei mir von Yachtfahrern erzählt wurde, dass sich der Verkehr dort in Grenzen hält. Damit kann man klassisch von Stockholm nach Göteborg paddeln. Die Karten für den Trollhättekanal sind im NV-Kartenatlas enthalten.

                                        Halden Kanal: Vom Stora Le im Dalsland-Kanal kann man in einen norwegischen Seitenkanal bis Oteid paddeln. Von dort es sind es nur 1,5 km (Portage möglich) bis in den norwegischen Haldenkanal, der wiederum den Zugang zur norwegischen Küste ermöglicht.

                                        Glaskogen: Vom Dalsland-Kanal-System aus kann man (allerdings recht mühevoll) auch den Glaskogen erreichen – entweder über eine sehr lange Portage (16 km) oder mit vielen kürzeren Portagen über die Lelangen-Route.

                                        Glasfjorden und Säfflekanal:
                                        Wer dann immer noch nicht genug hat, kann vom Stora Gla im Glaskogen aus (aussetzen bei Glava Glasbruk) über den Glasfjorden (ca. 10 km Portage bis Berga in den Bergsviken) in den Säfflekanal und von dort aus über den Vänern zurück nach Köpmannebro und Dalsland.
                                        http://christinethuermer.de/ 53.000 zu Fuß, 30.000 km per Fahrrad, 6.500 km im Boot

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                                          • 11.10.2011
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                                          #80
                                          AW: [SE] Wer sein Kajak liebt, der schiebt: Mit dem Faltboot quer durch Schweden

                                          Wie warm hält dich denn dein Schlafsystem mit Thermarest und Quilt ?

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