[DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

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    #21
    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

    Danke - sehr inspirierend. In der zweiten Hälfte fehlen leider die Bilder.

    Gamaschen für die Schlammschlacht sind eingepackt - am Sonntag könnte es fies werden.

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    • lina
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      #22
      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

      Hui, echt? Die Solling-Vogler-Etappen oder Weserberglandweg? Klasse, wünsche jede Menge Spaß! Sonntag ist Schneeregen angekündigt.

      (Die Bilder müssten eigentlich da sein, ich habe das in einem anderen Browser eben nochmal ausprobiert – aber das Forum lädt gerade ziemlich langsam)

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      • lina
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        #23
        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

        Noch eine Ergänzung für Abschnittswanderer: Infos über öffentliche Verkehrsmittel findet man über die Webseiten der Regionalbus Braunschweig GmbH (RBB) und über oeffis.de. Je nachdem, wie spät man noch welche Stadt erreichen muss: Es gibt manchmal auch Anruf-Sammeltaxis zum Busfahrpreis, allerdings mit vorheriger telefonischer Anmeldung (soweit ich mich erinnere mindestens 1 Stunde vor Abfahrt (besser nochmal nachschauen)). Infos unter Nachtschwärmer. Sonntags sieht es im Umland allerdings mau aus, und auch samstags gibt es nur eingeschränkte Möglichkeiten.
        Zuletzt geändert von lina; 08.03.2015, 10:46.

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        • Prachttaucher
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          #24
          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

          Zitat von lina Beitrag anzeigen
          Hui, echt? Die Solling-Vogler-Etappen oder Weserberglandweg? Klasse, wünsche jede Menge Spaß! Sonntag ist Schneeregen angekündigt.

          (Die Bilder müssten eigentlich da sein, ich habe das in einem anderen Browser eben nochmal ausprobiert – aber das Forum lädt gerade ziemlich langsam)
          Stimmt, die Bilder sind jetzt wieder da - danke.

          Erstmal Weserbergland-Weg bei mir und in entgegengesetzte Richtung mit Start in Hann Münden. In dieser Region verläuft der Pilgerweg östlich der Weser, der Wbl-Weg westlich. Weiter oben kreuzen sie sich und wechseln auf die jeweils andere Seite - witzig !
          Wenn es mir in einer Region besonders gut gefällt, werde ich vielleicht auch eine Wiederholung mit dem Pilgerweg oder ggf. dem Roswitha-Weg machen.

          Wenn Du im Verlauf schöne Abschnitte mit wenig Asphalt findest....

          OT: Das inspirierend bezog sich auch auf das Streckenwandern. Irgendwie reicht es wieder mit Rundwanderungen..

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          • lina
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            #25
            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

            Holenberg – Stadtoldendorf

            Es gibt Tage, da geht nicht wirklich was – und das war so einer … Finster entschlossen, der mich umschleichenden Erkältung zu trotzen, bin ich aber dennoch losgezogen – schließlich waren ja schönes Wetter und wesentlich mehr Plusgrade als in den vergangenen Wochen angesagt. Eigentlich hatte ich die ca. 25 km bis Silberborn angepeilt, auch weil es dort mal einen richtigen Campingplatz in Wegnähe gibt, der ganzjährig geöffnet sein soll.

            Noch recht diesig war es beim Start in Holenberg. Feldwege lockten, aber hier sollte man nicht lang, weil man sonst in Negenborn rauskäme (es gibt keinen Abzweig zum Kloster mehr).



            Straßenbegleitend geht es also, hauptsächlich bergab, in Richtung Kloster Amelungsborn.



            Kurz vor der Kreuzung war ein Regenwurm beachtlicher Länge daran, den Wanderweg zu queren. Während ich versuchte, die Kamera zum richtigen Fokussieren zu bringen, musste ich feststellen, dass diese Viecher gar nicht so langsam sind, wie sie aussehen Offensichtlich wurde ihm dann aber die ganze Publicity zuviel: Er legte den Rückwärtsgang ein (wusste ich noch gar nicht, dass ein Regenwurm, ohne sich umzudrehen, auch eben mal die Richtung ändern kann ) und zog es vor, sich wieder in Feldboden einzugraben. Angesichts der zahlreichen Piepmätze in der Luft vielleicht auch keine so schlechte Idee.

            Dann Kreuzung und Abbiegen zum Kloster, das, inmitten ausgedehnter Felder und umgeben von Mauern, auch gar nicht zu übersehen ist. Kurz davor: Erdbeerfelder – mjam – aber falsche Jahreszeit. Der Klosterkrug und das Klostercafé sahen ziemlich verlassen aus, und die Sonne wollte auch noch nicht so richtig rauskommen.



            Durch eine große Tor-Öffnung gelangt man dann auf das Klostergelände, das sich nahezu als kleines Dorf präsentiert, erbaut aus Solling-Sandstein (laut Infotafel in Holenberg). Eine der Scheunen, gebaut im Jahre 1745 und an einem kleinen Teich liegend, solle künftig als Tagungsstätte ausgebaut werden, wie ein dort angebrachtes Schild auswies.




            Tagungsstätte in spe

            Der Golden Retriever vom Nachbargrundstück begleitete mich bellend auf meinem Weg zur Klosterkirche, etwas später traf ich ihn, freundlich wedelnd, an der jetzt niedrigeren Abgrenzungsmauer wieder.


            Eine der Kirchentüren

            In der Klosterkirche fand gerade ein Gebetsgottesdienst statt, so verweilte ich nur ganz kurz und lief, den Schildern nach, weiter. Wirklich linksherum um die Kirche? Ja – die Wegweiser zeigten durch den Klostergarten mit noch winterschlafenden Kräuter-Hochbeeten.



            Dann darf man über die Klostermauer nach unten klettern – von oben sieht das recht beeindruckend aus, ist aber gut gesichert.



            Hier schwächelt die Beschilderung etwas, aber auf dem Klostersteig, immer dem Weserberglandwegschild nach, ist richtig.



            Inzwischen war der Himmel, zumindest in einer Blickrichtung, tatsächlich himmelblau geworden. Die Bank am ehemals künstlich angelegten Mühlenteich im Hooptal bot sich für eine kleine Pause an, und dank der in Holenberg erworbenen Vorräte (all die Leute mit den Päckchen kamen dort aus einer Seitenstraße namens "Herbrink", d.h. die Ursache musste erforscht werden ) gab es Brot mit Burgunderschinken und Tee aus der Thermoskanne. Am anderen Teich-Ufer soll mal eine Mühle gestanden haben, von der ist aber nichts mehr zu sehen. Dafür kann man auf einer Infotafel Historisches und Naturkundliches lesen.





            Entlang des weiteren Weges, der in etwas Entfernung bald parallel zur K71 verläuft, plätschert die ganze Zeit der Forstbach, der, wie der Mühlenteich, jedoch auf meinen OSM-Karten nicht eingezeichnet ist. An einem Abzweig gen Berg ist auch eine Schutzhütte in geringer Entfernung vermerkt, auch hier fließt ein weiterer, nicht auf den Karten vermerkter Bach in einiger Geschwindigkeit auf den Forstbach zu. In einem in den Boden eingelassenen Wasserbecken schwebten Algen. Den Verwirbelungen nach sah das Wasser zwar nach beständig frischem Zufluss aus, war aber mit den Algen drumherum nicht wirklich nutzbar – vielleicht klappt das in einer wärmeren Jahreszeit besser. Ein Wanderer mit kleinem Rucksack und Landkarte im Ziplockbeutel orientierte sich kurz und überholte mich, zügig war er verschwunden. Ich bewunderte die zahlreichen natürlichen und extra gebauten Sandsteinmauern und -brücken am Wegesrand und genoss die Sonne.

            Bald darauf wird, dann doch nach einem Stück entlang der Straße, Stadtoldendorf erreicht.
            Prachttaucher-Special: Der Asphaltanteil ist für die nächsten Kilometer erst einmal hoch


            Jede gut gebaute Mauer hätte, wie mir ein Steinmetz mal erzählte, auch eine Art "Maserungs"-Richtung. Diese hier ist eher experimentell :-) Daneben die Bahnhofs-Burg

            Kurz vor dem alleebaumgesäumten Wegabschnitt nach Deensen beschloss ich dann, es für diesmal gut sein zu lassen – auf’s Zelt aufschlagen auf dem Campingplatz in Silberborn freue ich mich dann bei der nächsten Gelegenheit.
            Zuletzt geändert von lina; 21.09.2015, 20:23.

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              #26
              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

              Zitat von lina Beitrag anzeigen
              ..Bald darauf wird, dann doch nach einem Stück entlang der Straße, Stadtoldendorf erreicht.
              Prachttaucher-Special: Der Asphaltanteil ist für die nächsten Kilometer erst einmal hoch
              ....
              OT: Danke - mal schauen, ob sich eine Umgehung basteln läßt. Wenn ich den Weserbergland weiter gehe, erreiche ich beim nächsten Mal Stadtoldendorf von Süden her kommend. An Silberborn und Neuhaus kommt man auch vorbei. Südlich von Neuhaus gefällt mir der Verlauf des Pilgerwegs (für ein Stück) besser - nicht so dicht an der Straße. Ich bin mir aber noch unschlüssig, ob ich den Solling vielleicht auf eigenen Wegen und weniger Ortskontakt durchquere - bin da schon tolle Wege gegangen, u.a. auf Moos.

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              • lina
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                #27
                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                Schorborn – Silberborn

                Etwas spät dran war ich diesmal, deswegen startete ich in Schorborn, um es auf jeden Fall noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Silberborn zu schaffen (eigentlich kein Problem – nur die Temperaturen fühlten sich schon so herbstlich an, als wäre es um 17 Uhr dunkel, und beim ersten Mal wieder wandern nach einem Radelsommer weiß man ja nie ...). Zwischen Stadtoldendorf und Schorborn sind es zusätzlich noch ca. 4–5 km, es geht zunächst einmal straßenbegleitend bis Deensen, dann folgt eine hübsche 2-km-Ecke durch’s Grüne nach Schorborn.

                Hier kommt man her (und ich war bei diesem Anblick fast versucht, doch noch in Deensen zu starten ):



                Für den grübelnden Wanderer, der darüber nachdenkt, in welche Richtung ab hier es denn ginge, gibt es an der nächsten Wegkreuzung zwei ungewöhnliche Schilder: "Rundwanderweg Deensen Pilgrim" und "Rundwanderweg Schiesshaus" – also wo auch immer man hier rundwandern kann: Die richtige Reihenfolge nach Volkenroda ist "Schießhaus" (da stehen auch ein paar mehr Häuser als nur eins)



                Nun also ein kurzes Stückchen der Straße lang, auf Seitenstreifen wie man sie aus ganz alten Dörfern kennt: Nicht unbedingt Kopfsteinpflaster, aber viel Moos und andere Pflanzen in den Plattenfugen. Danach wieder Landschaft (inklusive Kletterschnecken) …



                ... (süße) Brombeeren und Himbeeren
                … und auch Holunderbeeren, die mich an die letztjährige improvisierte Holundersaftproduktion erinnerten (falls mal sowas geplant ist: ein Sieb erleichtert so ein Vorhaben kolossal) :-)



                Wie schon erwartet, geht es kontinuierlich leicht hügelaufwärts in Richtung Grillplatz, zu dem, wie sinngemäß ausgeschildert ist, an Grilltagen immer nur ein einziges Auto fahren darf. Ich stellte mir also Horden von bergauf laufenden Grillwilligen vor ...



                Das Wetter konnte sich noch immer nicht so recht entscheiden, ob es nun regnen sollte oder nicht, es sah aber immer beeindruckend aus









                Wandererfreuden, trotz nun doch Regen



                Die Schutzhütten am Weg sind eher luftig gebaut (der Grillplatz war das wohl nicht), dafür gibt es davon relativ viele an der Strecke















                Kurz vor Schießhaus begegnete mir dann ein "Wolf" – namens "Julius"



                und die Schafe eine Ecke weiter konnten dementsprechend auch sehr entspannt herumliegen



                Ein Gebäude später, bergabwärts (die ehemalige Waldmühle, bewohnt), ist dann wieder länger Schluss mit Häusern; hier überquert der Weg den Hasselbach, und an einem der Wasserbecken steht eine der bekannten luftigen Schutzhütten



                Der Weg ist auf diesem Teilstück übrigens gut ausgeschildert – was besonders praktisch ist, weil die heruntergeladene Etappen-gpx-Datei des Pilgerweg-Navigators nicht auf dem Navi angezeigt werden konnte.

                Ein junges Pärchen machte Fotos mit Selbstauslöser unter Bäumen, auf dem Weg stand ein großer Rucksack und ein Stativ (!), und sie fragten mich, ob ich ebenfalls pilgere. Sie wären unterwegs für 3 Tage, erzählten sie, aber nicht mit Zelt. Da ich dauernd selber zum Fotografieren stehenblieb, erwartete ich eigentlich, dass sie mich einholen, was aber nicht passierte, sie liefen wohl in die andere Richtung. Später fiel mir ein, dass ich vielleicht die Zecken hätte erwähnen sollen, beim Brombeerenpflücken hatte ich erst kurz vorher eine vom Wanderschuh geschnipst. Aber dafür war es nun eh zu spät – möglicherweise wussten sie das ja auch.



                An einer der nächsten Kreuzungen befindet sich die schmale F. Eder-Hütte (von der Tiefe her nur doppelte (schmale) Bankbreite), mit zwei übereinander liegenden Bänken und sogar einem Hüttenbuch



                Von hier aus sind es, laut Schild, nach Silberborn jetzt nur noch 6,3 km. Sonne und dunkle Wolken wechselten sich nach wie vor ab, aber es sollte trocken bleiben bis zum Abend





                Hatte ich bisher nur einige wenige Spaziergänger angetroffen, nahm inzwischen die Radlerdichte zu – vom Rennrad über die Alltagsgurke bis zum Mountainbike war alles dabei.

                Den Wald fand ich hier sehr beeindruckend, darunter besonders die durch Sturmschäden geprägten Abschnitte, wo einem durch das fehlende Unterholz die große Baumhöhe bewusst wird









                ... und überraschenderweise hing kurze Zeit später hoch oben zwischen den Bäumen ein riesiges Hinweis-Transparent für den dortigen Kletterpark samt Kiosk – vorbei war’s nun also mit dem Wanderer-ZEN Den verlockend aussehenden Trampelpfad des Weserberglandwegs kann man ruhig nutzen, er kürzt eine Ecke Wirtschaftsweg angenehm ab.

                Ein freundliches Grüppchen Mountainbiker, einer davon mit einem gefährlich aussehenden Helm-Gebilde mit beachtlichem Kinn-Schutz, rauschte vorbei – und ich hoffte, dass der en passant gegrüßte Gott ob dieser bestimmt auch zweckgemäß genutzten Spezialausstattung nicht trotzdem Sonderschichten einlegen muss Die Radlerwaden zitterten aufgrund des Holperns auf dem hier stark tonscherben- oder sonstig schotterdurchsetzten Weg, und Spaziergänger aller Altersgruppen wurden noch zahlreicher. Wahnsinn – erst stundenlang so gut wie keiner, und hier ziehen die Jahrhunderte vorbei (wie ein Kollege das beschreiben würde ). Laut Beschilderung liegt das am gleich folgenden Moorgebiet Mecklenbruch, welches ein beliebter Anziehungspunkt für Sonntagsausflügler zu sein scheint. Hier kann man sich fast in Schottland wähnen: Auf den Moorwiesen grasen Exmore-Ponys und Galloways, und auf diversen Infotafeln kann man mehr über das Moor lesen



                Nach dem ca. 1 km langen Bohlenweg





                folgt noch ein Stück jetzt wirklich asphaltierter Wirtschaftsweg, dann hat man, nach gut 14 km, die Einfahrtstraße nach Silberborn/Hochsolling erreicht



                Nach Auskunft hat der Bratwurststand am Parkplatz anscheinend auch bei Schnee geöffnet, es gibt dort auch Kaffee und Schaschlik :-) Der Campingplatz Silberborn erfreute mit ausgedehnten Grasflächen, wo sich trotz leicht abschüssigen Geländes ein guter Platz für’s Zelt finden ließ, nachts kann man derzeit dem Röhren der Hirsche lauschen, und Jagdzeit war, den (wenigen) Geräuschen nach, auch. Wer in die Wohngebiet-Mitte oder zur Haltestelle für Busse nach Holzminden oder Uslar möchte (sie fahren nicht oft, aber immerhin auch am Wochenende, Infos gibt’s bei rbb): Auf einem hügelabwärts führenden Trampelpfad, links neben dem Abzweig auf das Gelände, gelangt man am Bach Holzminde entlang zur Dorfmitte. Wer zur Post, zum Bäcker, etc. möchte, sollte aber der oberen Straße folgen, wo auch der Pilgerweg weitergeht.


                Campingplätze
                Der Campingplatz Silberborn ist übrigens nicht im Pilger-Übernachtungsverzeichnis aufgeführt, was schade ist, weil es einer der seltenen Plätze ist, die ganzjährig geöffnet haben (bzw. es gibt jemanden, der da ist und bei Bedarf z.B. den Schlüssel zu den Sanitäranlagen herausgeben kann). Der nächste ganzjährig geöffnete CP befindet sich in Dransfeld ("Am Hohen Hagen"); der CP am Niemetal in Löwenhagen schließt ab November und öffnet erst wieder am 1. März 2016).

                Und last but not least: Prachttaucher-Special:
                Wirtschaftswege, Wirtschaftswege und nochmal Wirtschaftswege, also recht fester Untergrund, aber doch angenehm zu gehen. Der Weserberglandweg, der ab und zu auftaucht, bietet die hübscheren Trampelpfade.




                Edit: Doch noch eins: Wer gewöhnt ist, sich vor Ort über’s Internet per telefonino zu informieren: In Silberborn ist schneller der Akku leer als eine Verbindung aufgebaut (das kommt natürlich auch auf den Verbindungsanbieter an)
                Zuletzt geändert von lina; 19.04.2016, 10:09. Grund: Campingplätze-Infos eingefügt

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                  #28
                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                  Danke Dir - eine sehr schöne Einstimmung auf eine der schönsten Wander-Jahreszeiten. Sehr motivierend.....mal schaun.

                  Wirtschaftswege als Basis finde ich auch o.K. Manchmal finden sich dann vor Ort noch zwei/drei kleinere Abstecher auf naturbelassenen Wegen.

                  War das eigentlich ein Weg ?
                  https://www.outdoorseiten.net/fotos/...WLV_10b_14.jpg

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                    #29
                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                    Hallo Prachttaucher, nein, das war leider kein Weg – unter Nadelbäumen wächst ja meistens angenehm wenig Kraut wie Brombeeren, Farne, etc. Auf den Wirtschaftswegen ließ es sich recht gut laufen, die Mitte ist auch meistens nicht so sehr festgefahren.

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                      #30
                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                      Etappe 10B . Silberborn – Schönhagen

                      Grau und verhangen präsentierte sich der Morgen. Laut Wettervorhersage sollte es zwar lediglich eine Regenwahrscheinlichkeit von 0–10% geben (mit einer kleinen 20%-Lücke), aber auch nach Zusammenpacken des Zelts sah es wenig danach aus. Naja, mal sehen, erst einmal Kaffee. Die Kühe auf der doch ein paar hundert Meter entfernten Weide guckten interessiert, wie ich mit Rucksack, Kamera und Kaffeebecher herumjonglierte – bei der Sani-Schlüsselabgabe auf dem Campingplatz hatte es die Platzbesitzerin gut gemeint und den Becher bis zum Rand befüllt :-)



                      Ich passierte die Dorfkirche, deren Glocken morgens tatsächlich die winterzeitkompatible Uhrzeit geläutet hatten, und schlenderte durch den Park, vorbei am Dorfgemeinschaftshaus – ein offensichtlich wichtiges Gebäude in Orten im Hochsolling, genauso wie die öfter ausgeschilderten Grillplätze.

                      Besagtes Dorfgemeinschaftshaus liegt großzügig mitten in einer großzügigen Grünfläche und bietet sogar eine kleine Theater-Arena. Wider Erwarten geht es nach den letzten Häusern aber nicht geradeaus



                      sondern der Weg macht einen Schlenker zu Silberborn-Quelle. Die Quelle wurde, laut Infotafel, bis 1966 zur Wasserversorgung des Dorfs genutzt, indem das Wasser zunächst einmal per Windturbine zu einem erhöht platzierten Behälter transportiert wurde, um das nötige Gefälle zur Versorgung der Häuser zu schaffen


                      Silberborn Ursprung

                      Der folgende Waldweg sah zunächst einmal düster aus, das besserte sich aber nach der nächsten Kurve







                      Der Weg führt nun durch die sog. Sandwäsche. Der abgebaute weiße Quarzsand (ein Rohstoff für die Glasherstellung) musste nach dem Abbau zunächst gereinigt werden, was durch Ausspülen in diversen Becken erreicht wurde. Die anfallenden Ton-Anteile wurden zur Porzellanherstellung genutzt. Erst 1955 stellte die Sandwäsche den Betrieb ein.



                      Die Baumvielfalt der Gegend trug zu Varianten der Glasfärbung bei: Je nach Pottasche (die durch Verbrennen von Holz hergestellt wird) variierte die Glasfärbung von hellgrün (Tanne) zu dunkelgrün (Eiche, Buche).









                      Kurz vor Neuhaus habe ich dann wohl ein Schild übersehen – der Weg führt eigentlich fern der Häuser durch den Wald. So kam ich aber in den Genuss eines schützenden Buswartehäuschens, um in aller Ruhe die Rucksack-Regenhülle herauszufriemeln und den Schirm startklar zu machen: Von der Regenwahrscheinlichkeit von 0% konnte inzwischen bei bestem Willen nicht mehr die Rede sein

                      Ein Abzweig später begegnete mir dann erste von vielen folgenden Trockenmäuerchen, hier erstellt am Rand des Bächleins Holzminde



                      Bei Regen erfreut hier hauptsächlich die blaue Farbe der folgenden Kneipp-Möglichkeit (alle außer vielleicht Göga? )



                      Kurz vor der Straße gibt es dann noch einmal eine Schutzhütte, mit offenen Türen und Fenstern und sogar einer Terrasse. Das verkohlte Loch vor der einen Bankreihe, welches einen Blick auf den Unterbau der Hütte freigibt, ließ auf ein Lagerfeuer auf dem Holzboden in der Hütte schließen

                      Muss man hier nicht Schutz suchen, zweigt der Weg vor der Hütte über eine teilweise mit Kuhfladen verzierte – also landwirtschaftlich genutzte – Wiese ab. Fast hätte ich den Abzweig übersehen, obwohl ich mich schon gewundert hatte, warum da eigentlich Leute mitten über eine Wiese laufen ...



                      Inzwischen war es kräftiger am Regnen. Ich passierte einen größeren, parkähnlichen Schlosskomplex, inkl. Gestüts-Kapelle und diversen Wohnhäusern.

                      Für die folgende Strecke gibt es eine erweiterte Streckenmarkierung – jetzt wird die Pilgerweg-Richtung mit angezeigt: In Richtung Volkenroda steht jetzt ein "v", was zum Glück auch lesbar ist ohne Kenntnisse in Sütterlin :-)



                      Nun geht es bergauf, entlang des hiesigen Wildparks, und ausgedehnte Weiden flankieren den Weg auf der anderen Seite, immer hübsch abgegrenzt durch ein Trockenmäucherchen. Nur kurz nahm die Spaziergängerdichte zu, dann war wieder kein Mensch zu sehen. Schnurgerade wandert man jetzt auf einem Wirtschaftsweg durch den Wald.


                      Die Weiden der naheliegenden "Ranch"


                      "So, nun alle mal herhören, bitte." (Wildpark)


                      Trockenmauern (historisch, wie ich bald danach erfahre)

                      Die am besten wetterangepasste Kleidung war wohl inzwischen tatsächlich der Friesennerz Einen kleinen bedauernden Blick warf ich oben auf dem Hügel auf den abbiegenden, verlockend aussehenden Trampelpfad entlang der Trockenmauern





                      Das beständige Regnen aus dem Nebel (in GB bekannt unter dem Begriff "Drizzle") hob sich gut von den dunklen Nadelgehölzen ab. Interessanterweise säumen den Weg teilweise sehr betagte Eichen, dahinter wachsen Buchen oder eben Nadelhölzer, und ein jeweils dicht mit Farn bewachsener Bereich trennt die Baumreihe vom Weg.

                      Der Duft frisch geernteter Nadelbäume begleitete mich ein Stück, kurz vor der Hügelspitze namens "Bärenkopf", wo es, laut Gedenkstein, wohl mal (1869–1998) eine Försterei gegeben haben mag.



                      Nun aber, brombeergestrüppgesäumt, wieder hügelabwärts. An der nächsten Wegbiegung befindet sich eine Schutzhütte samt Holunderbusch



                      Ich hatte zwar, außer dem Becher Kaffee, noch nicht gefrühstückt, aber irgendwie war mir, trotz Schutzhütte, nicht nach einer Pause; die probierte Brombeere musste erst einmal reichen, und etwas später fand ich noch eine frische Walnuss. Inzwischen hatte ich auch eine Lösung dafür gefunden, den Schirm nicht ständig in der Hand halten zu müssen: Vertüddelt mit dem Rucksack-Brustgurt, der Fotoapparat als Gegengewicht, und letzterer unter der Weste verstaut, wurde das Konstrukt am Wegfliegen gehindert. Geht natürlich nur, wenn es nicht zu viel Wind gibt, aber klappte erstaunlich gut :-)



                      Eine kleine Abwechslung in der wegbegleitenden Botanik boten jetzt Lärchen. Ich spechtete hinter die erste Baumreihe nach Pilzen, aber war zu weit weg, um Genaueres erkennen zu können, lediglich ein paar Fliegenpilze leuchteten durch das Grün und Braun. Eigentlich war momentan ja perfektes Pilzwetter, zu kalt war es jedenfalls nicht.

                      Hier (für gute Augen ) eins der neuen Schilder: "V" (Volkenroda) nach links, "L" (Loccum") nach rechts weiter:



                      Doch ein paar Pilze, aber nichts sah essbar aus (obwohl das auf dem rechten Foto lila Lacktrichterlinge sein könnten)



                      Abgeerntete Pilze – oder muss das so? Und falls ja, was sind das für welche? Für Herbsttrompeten sind sie jedenfalls zu klein (vielleicht hatte auch jemand hier einfach ein Bündel Hallimasche abgesäbelt)



                      Das plötzliche Joggeraufkommen mitten aus der menschenleeren Stille, zunächst erkennbar als zusätzliche Farbpunkte in der Botanik, wunderte mich: Aus einem Seitenweg, laut Wegweiser aus dem "Erlebniswald", erschien ein schnaufender Mitbürger nach dem anderen, einige auch mehr oder weniger nervös umherfuchtelnd mit Nordic Walking-Stöcken, und teilweise behängt mit nummerierten Leibchen – aha, eine Sportveranstaltung!



                      Nach der Talsenke bei Steinborn war der Spuk aber auch schon wieder vorbei, auch Hinweisschilder, Pfeile und Markierungshütchen waren zunächst keine mehr zu sehen. Inzwischen war es nicht nur heller geworden, sondern der Regen hatte aufgehört. Dazu war ich ganz sicher, dass es auch nicht mehr regnen würde. Warum nur? Ich betrachtete die Umgebung und versuchte, dieses Gefühl irgendwo festzumachen, aber fand keine plausible Antwort. Das etwas andere Licht vielleicht? Tatsächlich blieb es den ganzen restlichen Tag trocken.


                      Brunnenkresse?



                      Hier waren die Bäume noch nicht allzu gelb/orange, sondern noch vorwiegend grün. Und eine Kurve weiter wurde sogar mein Wunsch erfüllt, mal wieder eine Krause Glucke zu finden (der letzte Fund ist schon eine doppelte Anzahl von Jahren her): Einfach so, ein paar Meter weg vom Weg, an einem Baumstamm, wuchs eine und, hinter dem Baumstamm, sogar noch eine, größere! WOW!!





                      Beschwingt ging es weiter zur Lunauquelle. Hier kommt man tatsächlich ganz leicht an das Wasser ’ran, und es hängen sogar Trinkbecher aus



                      Der weitere Weg war, nach den ganzen harten Wirtschaftswegen, dann ganz wunderbar! Hier verläuft auch der Weserberglandweg, dessen fußfreundlichere Trampelpfadhäufigkeit mir dort viel öfter vorzukommen scheint




                      Ganz klares Quellwasser :-)

                      Hatte ich vorher überlegt, oben entlang die andere Variante des Pilgerwegs zu laufen, die nach Uslar führt, hatte ich hier eigentlich gar nicht mehr die Wahl – die folgende Wegebeschaffenheit war einfach entzückend! Links und rechts des Weges plätscherte jeweils ein kleiner Bach, und die nächsten Sitzbank lag landschaftlich so schön, dass ich ein Weilchen bleiben wollte, auch um endlich mal zu frühstücken





                      Vorbei an Forellen und Ziegen ging es anschließend weiter bergab in Richtung Schönhagen



                      nochmal kurz hügelaufwärts an einer Kuhweide vorbei, dann wieder runter



                      und schon ist man am Ende dieser ca. 17 km langen Etappe angelangt.

                      Da ich wieder zurück zum Campingplatz wollte, war ich gespannt, ob der auch wochenends fahrende Bus mit der Nr. 510 nun lange auf sich warten ließ. Aber siehe da – kaum hatte ich die Hauptstraße erreicht, fuhr er auch schon vor, und der zusteigende Fahrgast vor mir benötigte genügend Zeit, dass ich, von der ganzen Wirtschaftsweglatscherei zugegebenerweise etwas fußlahm, ihn auch noch erreichte – perfekt! *freu*



                      Edit: Ergänzung
                      Wie ich eben sah, ist Homer da auch schon mal entlang getigert und schrub dazu einen Reisebericht: Hier
                      Zuletzt geändert von lina; 27.01.2017, 12:55.

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                      • Prachttaucher
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                        #31
                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                        Wieder sehr stimmungsvolle Bilder und wirklich tapfer bei dem Wetter mit nur einer Brombeere als Wegzehrung.

                        Hier verläuft auch der Weserberglandweg, dessen fußfreundlichere Trampelpfadhäufigkeit mir dort viel öfter vorzukommen scheint

                        Das klingt ja wirklich gut...

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                        • lina
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                          • 42927
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                          #32
                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                          Danke :-)
                          und ja, dusseligerweise hatte ich auch noch die Regenjacke auf dem Campingplatz gelassen, weil es ja hieß, es würde nicht regnen … das ging zwar, es war aber auch gut, dass es nicht stärker goss – die Regenhose lag nämlich noch zuhause (immerhin sorgten die Leicht-Gamaschen für einigermaßen trockene Hosenbeine).

                          Der Weserberglandweg lockt mich inzwischen auch Mal sehen, ob ich einfach noch einen Weg anfange

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                          • Prachttaucher
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                            • 21.01.2008
                            • 11905
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                            #33
                            AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                            Zwei Wege gleichzeitig, ist das nicht etwas verwirrend so wie zwei Bücher gleichzeitig lesen ?

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                            • lina
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                              • 42927
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                              #34
                              AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                              Naja, wären dann ja mindestens 3 – den E1 gibt’s ja auch noch … (und davon Anschlussstücke im Süden und im Norden)

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                              • Prachttaucher
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                                • 11905
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                                #35
                                AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                Sorgt auf jeden Fall für Abwechslung und gerade bei zweifelhafter Wettervorhersage hilft es manchmal, wenn man auf andere Regionen ausweichen kann.

                                Du suchst Dir ja meist wirklich lange Wege aus, die dann auch eine lange Beschäftigung garantieren. Mich lähmt das dann wohl eher, weil ich denke, bis ich da mal durch bin... Mit 440 km wäre der Märchenlandweg vielleicht auch etwas ?

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                                • lina
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                                  • 12.07.2008
                                  • 42927
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                                  #36
                                  AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                  Hmja, bei Themenwege zögere ich immer etwas Auch wenn ich mich über Infoschilder am Wegesrand freue, ist mir doch die Landschaft an sich wichtiger.

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                                  • MaxD

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                                    • 28.11.2014
                                    • 8918
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                    Zitat von lina Beitrag anzeigen
                                    Hmja, bei Themenwege zögere ich immer etwas Auch wenn ich mich über Infoschilder am Wegesrand freue, ist mir doch die Landschaft an sich wichtiger.
                                    Das merkt man durchaus an Deinen Bildern!
                                    ministry of silly hikes

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                                    • lina
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                                      #38
                                      AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                      :-)

                                      Ich finde es immer wieder verblüffend, wie aus eigentlich denselben Grund-Zutaten ein immer wieder anders Bild entsteht, je nach Wetter, Tageszeit und vor allem natürlich der Region, in der man unterwegs ist.

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                                      • lina
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                                        • 42927
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                                        #39
                                        AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                        Etappe 11B . Schönhagen – Vernawahlshausen

                                        Die Nacht war stürmisch. Unregelmäßige Böen, die den Zeltboden an den Seiten anhoben, und das laute Flattern des Außenzelts trugen dazu bei, dass ich wenig Schlaf fand. Ich hatte mein Zelt diesmal extra etwas weiter weg von dem Wohnwagen platziert, von dem ich wusste, dass dort Dauercamper zusammen mit einem sehr erkundungsfreudigen jungen Hund wohnen, denn beim letzten Mal war ich vom wiederholten Rufen des Hundenamens öfter aufgewacht. Hin und wieder zeigten Taschenlampen-Lichtkegel die nächtlichen Wanderungen der Platzgäste in Richtung Sanitäranlagen an, und auch der eine oder andere freundliche Vierbeiner war unterwegs, um mal näher zu gucken, was das eigentlich mit diesem Zelt auf sich hatte – kurz: Es war ganz schön viel Betrieb für einen aufgrund der Jahreszeit eigentlich nicht besonders stark belegten Campingplatz.



                                        Um 8 Uhr läuteten schließlich die Kirchenglocken, und als ich ins Freie krabbelte, zeigte sich, dass die Wettervorhersage stimmte: Der Himmel sah vorwiegend blau aus, und es war ungewöhnlich warm: Das Thermometer zeigte über +10°C. Nach der üblichen Stunde Zusammenpacken ging es los nach Schönhagen. Die Sonne strahlte.

                                        Vorbei an älteren Bauernhäusern und einem größeren Lokal mit Festsaal geht es dort gleich hügelaufwärts, gesäumt von Apfelbäumen, schwer beladen mit Äpfeln unterschiedlicher Sorten. Eigentlich wollte ich erst nach den ganzen anfänglichen Höhenmetern frühstücken, aber dann ließ ich mich doch zum Mal-Probieren verleiten Da es schon Frost gegeben haben soll, war zu vermuten, dass sich wohl keiner zum Pflücken finden würde.


                                        Pilgerweg-Unterwegs-Steckdose (Funktion nicht getestet ) und der erste zahlreicher Apfelbäume





                                        Es geht weiter in Richtung Südwesten, auch wenn diese Richtung hier Norden heißt





                                        Am Bischofstein bot sich ein Blick zurück an: Ungefähr oberhalb der Kirchturmspitze war ich letztes Mal aus dem Wald gekommen


                                        „ORA“ steht auf der steinernen Buchseite

                                        Gleich ist der Hügel erklommen, und es ist wieder vorwiegend Wald angesagt





                                        Inzwischen hatten die meisten Laubbäume ihre Blätter fast vollständig abgeworfen, und man konnte ausgiebig durch’s Laub rascheln :-)






                                        Noch ein weiterer Pilgerweg verläuft hier entlang

                                        Kurz danach hilft ein Blick auf die Karte – an den Wegweisern ist es nicht ersichtlich, aber der Weg biegt hier nach rechts ab, weiter an den Bäume-Stapeln entlang





                                        Was zunächst wie ein Hausdach oder eine Mauer aussah, entpuppte sich einige Meter später als eine von noch vielen weiteren folgenden Steigungen



                                        Dahinter geht es ins Freie









                                        Ein paar Abzweige später dann doch ein Hausdach – und das Häuschen dazu entpuppte sich als die luxuriöseste zugängliche Schutzhütte, die ich je gesehen habe, mit per Hebel verschließbarer Tür und sehr sorgfältig gebaut. Es trägt den Namen Eberhard-Rüschel-Gedenkhütte, wurde erst 1991 errichtet und dient zum Teil auch als Nutz-Häuschen für Waldarbeiter.



                                        Obwohl an der Hütte genügend Bänke und Tische zur Verfügung standen, war mir nicht nach einer Pause. Dazu vergaß ich vor lauter Besichtigung-Begeisterung, nochmal auf die Beschilderung zu schauen und lief geradeaus weiter anstatt links abzubiegen. Ein paar Meter später packte mich dann doch der Frühstückshunger, und um die Hände für Brot und Käse frei zu haben, befestigte ich alles, was ich bisher festhielt (Kamera, Trekkingstock) irgendwie an den Rucksackgurten. Ein Radfahrer in neongelbem T-Shirt überholt mich grüßend, er war der erste mir begegnende Mensch seit dem Morgen, und der Anblick des ganzen herumbaumelnden Zeugs ist ihm wahrscheinlich reichlich bescheuert vorgekommen



                                        Aber egal Ein paar hundert Meter später fiel mir dann auf, dass ich schon lange keine Schilder mehr gesehen hatte. Das konnte zwar daran liegen, dass es, wenn es geradeaus weiter geht, oft keine gibt, aber … ein Kontrollblick auf die Karte offenbarte, dass die Gegend um mich herum zwar hübsch war, aber nicht mehr der Pilgerweg. So what – der nächste Abzweig folgte in Kürze. Und so kam ich in den Genuss der Ansicht einer Heidelandschaft, echt dichtem Unterholz und schnellen Höhenmetern abwärts. Dazu diverse weiße Fundstücke









                                        Perfektes Pilzwetter, aber keine essbaren Pilze – das verwunderte auch das Pärchen mit den Rädern, das ich traf. Ich erfuhr, dass in den Wäldern ringsum normalerweise viele Steinpilze und Maronen zu finden seien, nur leider aber nicht jetzt





                                        Jetzt war auch der richtige Weg wiedergefunden, inzwischen mit Ausblicken auf die zahlreichen, eher weiter unten im Tal flanierenden Sonntagsspaziergänger. Dazu, etwas näher: Schäfchen :-)







                                        Die den später abzweigenden Weg zur Straße säumende Hecke hatte es in sich: lauter unterschiedliche Früchte waren darunter, bekannte (Schlehen, Hagebutten, Äpfel, Traubenkirsche, Weißdorn, etc.)



                                        und unbekannte:


                                        Viburnum opulus (Gewöhnlicher Schneeball)?

                                        Um zum Ziel zu kommen, hätte man auch den Weg oben am Waldrand entlang weiter gehen können, aber die Wegführung ist anders geplant: Der nächste (nicht markierte) Abzweig geht, nach Überqueren der Straße, an der sich schon in Sicht befindlichen Baumreihe entlang und bietet sehr schöne Ausblicke



                                        Wunderbar angenehm ist die hier sehr fußfreundliche Bodenbedeckung, insbesondere nach den harten Wirtschaftsweg-Kilometern – auch wenn man ein bisschen aufpassen muss, nicht in irgendwelche Löcher zu treten





                                        Nun also wieder Dorf und mehr Leute: Vernawahlshausen



                                        Idyllisch geht es jetzt gleich am Fluss namens Schwülme entlang (hier verläuft, laut Schildern, auch der Weserradweg),



                                        da jedoch meine Füße protestierten (neue Socken anzuziehen war vielleicht doch keine so gute Idee), nutzte ich die Möglichkeit, per Vernawahlshauser Bahnhof mich wieder nach Schönhagen zurück durchzuschlagen. Und am Bahnhof gab es – neben einem informativen Schild mit Karte – doch noch einen etwas größeren Pilz zu sehen (möglicherweise ist das ein violetter Rötelritterling):

                                        Zuletzt geändert von lina; 26.09.2020, 09:58.

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                                        • lina
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                                          • 12.07.2008
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                                          AW: [DE]Wanderweg-Erkundungen um den Pilgerweg Loccum – Volkenroda

                                          Etappen-Rest 11B und ein Teil von 12B: Vernawahlshausen – Oberweser-Oedelsheim

                                          Es war „Kaltnasenwetter“, das heißt: die Temperatur lag nur unwesentlich über dem Gefrierpunkt, als ich ins Zelt krabbelte. Dazu machte ich den Fehler, noch so lange zu lesen, bis ein leichtes Frösteln mir signalisierte, dass die beim Zeltaufbauen generierte Wärme wieder verschwunden war. Aber ganz wundervoll finde ich in solchen Momenten die zusätzliche Länge des Schlafsacks, die es ermöglicht, komplett darin zu verschwinden, inklusive einer Wärmflasche Die Nacht war diesmal ruhig – entweder war der Dauercamperhund gerade nicht sehr ausflugsfreudig oder ich bekam es nicht mit. Es sollte bald Schnee geben.

                                          Als es langsam heller wurde, hörte ich Regen auf das Zeltdach trommeln. Immerhin kündete die Wettervorhersage vom Regenstopp um 9 Uhr, aber so recht mochte ich das noch nicht für wahrscheinlich halten. Aber tatsächlich – pünktlich mit den 9-Uhr-Kirchenglocken hörte der Regen auf. Ist so eine Wetter-App nun nützlich oder nicht? In diesem Fall ja, weil ich schon, ganz optimistisch, im Zelt alles zusammengepackt hatte und daher umgehend losziehen konnte

                                          Vom relativ verlassenen Bahnhof Vernawahlshausen aus (ein Gleis, ein Wartehäuschen, viel Botanik und keine Häuser drumherum) geht es nun also, südlich grob der Bahnlinie entlang weiter. Die Texte auf dem Infoschild der Variante des in Vernawahlshausen startenden Eco-Pfads Kulturgeschichte Wahlsburg wiesen auf eine frühere Nutzung der Wiesen zum Bleichen von Roh-Leinenstoffen hin, uns bei dem ausgedehnten, flachen Gelände kann man sich das auch so richtig gut vorstellen.

                                          Laut Karte läuft man hier im hessischen Teil der Bundeslandgrenze zu Niedersachsen entlang, bis knapp vor Bursfelde, wo man wieder nach Niedersachsen wechselt, bevor es dann, hinter Reiffenhausen (Etappe 15), nach Thüringen weitergeht. Eigentlich könnte man die kommende Wegschleife auch abkürzen, was aber schade wäre, denn Lippoldsberg anzuschauen lohnt sich schon. Ich hatte auch absichtlich die B-Wegvarianten der Etappen gewählt, da die A-Varianten eher Städte durchqueren und die B-Varianten mehr Natur versprechen. Die A-Varianten führen ab Schönhagen nach Uslar und von dort aus nach Bursfelde. In Vernawahlshausen kann man sich aber noch umentscheiden und wechseln.



                                          Idyllisch schlängelt sich der Wirtschaftsweg zwischen den Wiesengrundstücken hin. Am Wegrand ließen sich noch ein paar Himbeeren finden, die ich natürlich unbedingt vor dem nahen Frost retten musste Auch die Schlehen mussten kurz mal angetestet werden – aber nee, für deren Genießbarkeit waren noch ein paar Minusgrade nötig.







                                          Kleine, aber vorwiegend luftige Schutzhüttchen sowie ein Grillplatz liegen am Wegrand und laden zum Rasten ein, außerdem lernt man, wenn man möchte, etwas über das Anlegen eines Mühlbachs durch die Benediktinerinnen des Klosters Lippoldsberg im 12. Jahrhundert.



                                          Nach dem Passieren der (verschlossenen) Hütte des Angelsportvereins Lippoldsberg mit teilzerstörter, aber partiell überdachter Bank davor (inkl. (offenem) Toilettenhäuschen) erreicht man dann auch schon zügig die genannte Ortschaft. Der Weg dorthin, der auch als Radweg ausgeschildert ist, neigt dazu, überflutet zu werden – teilweise war der Wasserspiegel des Bachs höher als der Weg und der Grasrand sehr matschig.



                                          Die Kirche der ehemaligen Benediktinerinnenklosters und inzwischen evangelische Pfarrkirche von Lippoldsberg sieht nicht nur von außen beeindruckend aus, auch die Raumwirkung und das Licht im Innenraum der romanischen Basilika sind grandios. Sowohl die Klosterkirche als auch das Besucherzentrum sind täglich geöffnet, und auch die Pilgerherberge auf dem Gelände innerhalb der nicht verschlossenen Klostermauer-Pforten macht einen sehr einladenden Eindruck.





                                          In den Zwischenräumen der Pflastersteine wuchs Kamille, und ein Kind zog ein kurzbeiniges, struppiges Pony hinter sich her – auf den ersten Blick hätte das Tier auch ein großer Hund sein können. Überhaupt gibt es viele aktiv genutzte Bauerngehöfte in Lippoldsberg. Auf den Weiden am Ortsrand grasten Rinder, deren Fell fast rentierartig aussah, und ich erfuhr, dass es sich hier um rätisches Grauvieh handelte.

                                          Durch die Felder, die vorwiegend von der ortsansässigen Baumschule genutzt werden, führt auch ein Teil des Weser-Radwegs. An die Weser kommt man bald näher heran, und entgegen der Annahme, dass das Wandern auf einem Radfernweg an einem Fluss entlang eintönig werden könnte, ist es hier unerwartet abwechslungsreich











                                          Der Weg geht wider Erwarten nicht über die Weserbrücke nach Gieselwerder. Plötzliche Sonnenstrahlen ließen den Rauch leuchten, der auf der anderen Fluss-Seite aus einem Kamin kräuselte. Auf der linken Seite der Brücke sah es nach Dauercamper-Platz aus – zahlreich waren die Wohnwägen, die, auf langer Strecke, die Weser entlang platziert worden waren.



                                          Überraschend zeigen die Wegweiser nach der Brücke über die Straße auf den Hang. Und tatsächlich: Die Beschilderung weist auf den Abhang hinauf in den Wald. Schäfchenwolken zogen über das angrenzende Feld, und es gibt sogar eine Schutzhütte. Die Sitzbank in der Hütte ist eher ein schmales, kurzes Brett, aber es gibt an der Hütte noch zwei intakte Bänke mit Aussicht auf die Weser. Zur anderen Seite sind Hochsitze zu sehen





                                          Beim Rascheln durch das Laub zeigten sich ein paar Rotfuß-Röhrlinge



                                          Für längere Zeit zieht sich der Weg nun entlang der Straße und der Weser durch den Bramwald. Weitere Ausblicke ins Umland sind hier eher selten, deswegen mussten sie auch gleich fotografiert werden





                                          und dann geht es auf einmal bergab. Spannend Dieses Wegstück ist nun endgültig nichts mehr für Radfahrer, und auch zu Fuß war der schlammige, blätterbedeckte Untergrund nicht ganz ohne, da rutschige Baumwurzeln und vereinzelte herumliegende Sandsteinbrocken auf den ersten Blick nicht zu sehen waren. Der Pfad ist teilweise nicht breiter als ~ 30 cm und abschüssig, da er am Hang entlang führt, dazu gibt es Brombeeren und Gestrüpp (wobei ich das richtige Dickicht gar nicht fotografiert habe) – aber schön sieht das alles schon aus









                                          Nach einem Stückchen Wirtschaftsweg zeigte dann ein Blick auf’s Navi eine Abkürzung. Der dazu gehörende Trampelpfad sah viel verlockender aus, also zweigte ich kurzerhand ab und traf an einer lokalen Grillhütte wieder auf den Weg



                                          Auf der Terrasse der Hütte gibt es eine Aussichtsbank mit Blick auf’s Tal und die Ortschaft Oberweser-Oedelsheim



                                          und hier wäre ich entlang gelaufen, hätte ich nicht die Abkürzung genommen



                                          Die Gegend erinnerte mich irgendwie an südlichere Streuobst-Wiesen



                                          An den folgenden größeren Hütten, deren "Fenster" mit Gaze bedeckt worden waren, war gerade jemand dabei, einen Schwenkgrill aufzustellen – und das, wo für den Folgetag doch viel Schnee angesagt war?



                                          Wie man hier ein bisschen sieht, zogen inzwischen schon die ersten größeren Wolkengebirge auf



                                          und da meine Füße aufgrund einer kürzlichen Wanderung mit den falschen Schuhen etwas am Protestieren waren, warf ich mal einen vorsichtigen Blick auf den nahegelegenen Busfahrplan. Dass 10 Minuten später der letzte Bus zurück nach Vernawahlshausen fuhr, erwies sich dann als eine ziemlich unwiderstehliche Gelegenheit. Und so schaukelte ich im einigermaßen warmen Bus (die 10 Minuten Wartezeit reichten aus, um die doch wenigen Plusgrade noch zu bemerken) durch die Dörfer zurück zum Ausgangspunkt.



                                          Prachttaucher Special: meist Wirtschaftswege, überwiegend asphaltiert. Zum Glück gibt es daneben fußfreundlichere Seitenstreifen.
                                          Zuletzt geändert von lina; 20.06.2018, 22:39. Grund: Tppifehler

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